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Handout - Melanie Haas

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Freie Universität Berlin<br />

Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften<br />

PS Politische Orientierungen<br />

Dozentin: <strong>Melanie</strong> <strong>Haas</strong><br />

Referenten: Mira Schirrmeister, Dominik Duell<br />

14.01.05<br />

1. Sozialisationsansatz<br />

Erklärungen für politische Orientierungen<br />

Sozialisation bezeichnet „den Prozess, in dessen Verlauf Individuen, die von der Gruppe bzw. Gesellschaft für<br />

wesentlich erachteten Verhaltensweisen, Normen, Werte und Einstellungen erwerben, um den Anforderungen<br />

und Erwartungen der Gruppe/Gesellschaft an ihre Mitglieder gerecht werden zu können“ (Dickenberger)<br />

1.1 Phasen der Sozialisation<br />

→ die Sozialisation gliedert sich in zwei Phasen<br />

(1) Primärphase: bis zum 15-20 Lebensjahr abgeschlossen<br />

(2) Sekundärphase: ein Leben lang<br />

→ Träger: Eltern, Schule, Universität, Arbeitsplatz, peer groups (Primärumwelt);<br />

Institutionen, Massenmedien, Religionsgemeinschaften, Parteien, Interessenverbände<br />

(Sekundärumwelt) → Erfahrungsansatz<br />

→ Soziologisches Generationenkonzept: Personen, die ähnlichen Einflüssen ausgesetzt sind, weisen ähnliche<br />

politische Einstellungen und Verhaltensweisen auf<br />

1.2 Formen der Sozialisation<br />

- explizite politische Sozialisation: zielgerichtete Weitergabe von politischen Informationen, Werten,<br />

Normen<br />

- implizite politische Sozialisation: allgemeinen Lernprozesse mit dem Nebenprodukt der politischen<br />

Orientierung<br />

1.3 Indikatoren zur Messung von Sozialisationsmustern<br />

- Alter<br />

- Bildungsstand<br />

- Geschlechtszugehörigkeit<br />

- Wertorientierung<br />

1.4 Rolle von Werten<br />

→ Werten kommt eine bedeutende Stellung zu. Sie werden in der Primärsozialisation erworben und bestimmen<br />

deutlich das Beziehungsgeflecht Gesellschaft, Individuum, Politik → Auch Wertewandel in unpolitischen<br />

Feldern kann Auswirkungen auf politische Orientierungen haben<br />

2. Ressourcenansatz<br />

→ pol. Einstellungen/Verhaltensweisen sind von der individuellen Ressourcenausstattung, also von den<br />

Faktoren Wissen, Geld, Zeit und sozioökonomischer Status, abhängig<br />

→ Bürger höherer sozialer und ökonomischer Schichten partizipieren mehr<br />

→ Konzepte des Ressourcenansatz:<br />

- Lebenszyklusmodell (Politische Orientierung ist abhängig von zeitlicher Verfügbarkeit,<br />

Mobilisierbarkeit, Erfahrung)<br />

- Deprivationskonzept (Politische Orientierung abhängig von der perzipierten Stellung in der<br />

Gesellschaft)


3. Bestimmungsfaktoren politischer Einstellungen in der Empirie:<br />

→ nach einer Studie von Gabriel<br />

- Politisches Interesse steigt mit dem Alter/ der Bildung; Männer interessieren sich mehr<br />

- Politisches Verständnis ist vom Bildungstand abhängig<br />

- Die Systemzufriedenheit hängt mit der Wirtschaftslage stark zusammen<br />

- Bessergestellte sind politisch involvierter<br />

- Unkonventionelle Partizipation nimmt mit dem Bildungsstand zu<br />

→ politische Verhaltensmuster werden von den Faktoren beeinflusst, Einstellungen kaum<br />

4. Rolle der Einflussfaktoren auf den möglichen Unterschied in den politischen<br />

Orientierungen zwischen Ost- und Westdeutschland<br />

4.1 Relevanz der Sozialisationstheorie<br />

- Vermittlung unterschiedlicher Werte über lange Zeit<br />

- Werte haben auf den Unterschied aber einen großen Einfluss (Befürwortung der Idee der<br />

Demokratie und das Vertrauen gegenüber Institutionen ist in Ostdeutschland schwächer)<br />

- Sozialisation hat Einfluss auf pol. Involvierung (Mehr involvierte im Westen, mehr Distanzierte im<br />

Osten)<br />

4.2 Relevanz des Ressourcenansatz<br />

- Einfluss der Wirtschaftlicher Lage ist groß → aus dem Wohlstandsgefälle ergibt sich im Osten ein<br />

Gefühl der politischen Deprivation → Ostdeutsche fühlen sich als Bürger zweiter Klasse →<br />

Abgrenzungsidentität → Distanz zum PS<br />

- Aus dem Wohlstandsgefälle und der Sozialisation ergibt sich eine Orientierung zum sozialistischen<br />

Wohlfahrtsstaatsmodell hin<br />

→ Sozialisation wie auch Ressourcenausstattung führen zu unterschiedlichen Ansprüchen an den Staat<br />

5. Einfluss der Politischen Kultur<br />

→ Politische Kultur als Muster der Verteilung politischer Orientierungen auf Objekte und Personen →<br />

Zusammenführung der Ansätze → eine umfassende Kultur, als Set an Einflussfaktoren beeinflusst die politische<br />

Orientierung<br />

- Karl Rohe (Staatskultur, Gesellschaftskultur)<br />

- Almond/Verba: Parochiale Kultur (schwache pol. Orientierung gegenüber dem Staat; Bezug zu<br />

Stamm, Familie größer), Untertanenkultur (pol. Orientierung richtet sich auf das ausdifferenzierte<br />

administrativ System; der Bürger versteht sich als das Objekt staatlichen Handelns), Partizipative<br />

Kultur (voll ausdifferenziert pol. Orientierung und umfasst Partizipationsmöglichkeiten der Bürger) →<br />

Mischform aus Untertanenkultur und Partizipativer Kultur: Civic Culture<br />

- Gabriel: neuere Studie: Westdeutschland heute Paradebeispiel für Civic Culture, Ostdeutschland mehr<br />

Untertanenkultur<br />

5.Thesen:<br />

- Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland in der PK; Ostdeutsche haben die „deutschere“<br />

Kultur<br />

- Werte gewinnen wieder an Bedeutung in der politischen Orientierung der Bürger westlicher Staaten<br />

Greiffenhagen Martin und Sylvia: Politische Kultur; in: Stammen, Theo u.a.: Grundwissen Politik – Frankfurt: Campus Verlag, 1997<br />

Wie geht’s Deutschland, Stern, Nr. 18/2004, S. 46-62<br />

Gabriel, Oscar W. (1997a): Bürger und Politik in Deutschland. Politische Einstellungen und politisches Verhalten. In: Gabriel, Oscar<br />

W./Holtmann, Everhard [Hrsg.]: Handbuch politisches System der Bundesrepublik Deutschland. München/Wien, R. Oldenbourg Verlag. S.<br />

471-481

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