Versuch 10 T:2012-01-19 Isomerisation von HCNââHNC ...
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FSU Jena, Institut für Physikalische Chemie, VF 7, D. Bender, H. Preuß, WS2<strong>01</strong>1/12 1<br />
Vertiefungsfach Theoretische Chemie<br />
Praktikum im Wintersemester 2<strong>01</strong>1/<strong>2<strong>01</strong>2</strong><br />
<strong>Versuch</strong> <strong>10</strong><br />
<strong>Isomerisation</strong> <strong>von</strong> HCN←→HNC<br />
T:<strong>2<strong>01</strong>2</strong>-<strong>01</strong>-<strong>19</strong><br />
Hinweis: Das Berechnungsniveau ist im folgenden stets HF/3-21G. Verwenden Sie außerdem<br />
die Stichworte GFINPUT und iop(6/7=3) in der route section Ihrer Eingabedatei, um<br />
die Ergebnisse mit molden veranschaulichen zu können. Wenn Sie GaussView als Visualisierungswerkzeug<br />
verwenden ist dies natürlich nicht nötig.<br />
Untersuchen der Potentialhyperfläche und Berechnen<br />
der Aktivierungsenergie der Umordnung<br />
<strong>Versuch</strong>sziele:<br />
• Auffinden <strong>von</strong> Übergangszuständen<br />
• Verfolgen des Reaktionsweges<br />
• Vergleich und Interpretation der Ergebnisse<br />
Es sollen der Reaktionsweg, relative Stabilität und Aktivierungsenergie für die <strong>Isomerisation</strong> <strong>von</strong> Cyanwasserstoff<br />
in Isocyanwasserstoff<br />
H − C ≡ N ⇋ TS ⇋ C ≡ N − H<br />
berechnet werden. Die Reaktion kann dargestellt werden als Bewegung des Wasserstoffs vom Kohlenstoff<br />
zum Stickstoff, der Winkel HCN ändert sich also <strong>von</strong> 180 ◦ zu 0 ◦ . Beide Spezies sind im interstellaren<br />
Raum vorhanden und wurden experimentell charakterisiert. Die Energiedifferenz konnte mit Methoden der<br />
Differenzspektroskopie abgeschätzt werden, die Barriere wurde jedoch noch nicht experimentell gemessen.<br />
Aufgaben und Durchführung<br />
Sie müssen die Struktur beider Minima und des Übergangszustandes berechnen. Ausgehend<br />
vom Übergangszustand werden mehrere Punkte entlang des Reaktionsweges bestimmt.
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Schritt 1: Erstellen Sie zwei Eingabedateien für die Geometrieoptimierung <strong>von</strong> HCN<br />
und CNH. Stellen Sie sicher, daß wirklich ein Minimum der Potentialhyperfläche vorliegt.<br />
Führen Sie dazu eine Frequenzrechnung durch und verifizieren Sie, daß alle Frequenzen<br />
positiv sind. Diese beiden Rechnungen können Sie in einer Eingabedatei (pro Spezies) zusammenfassen:<br />
1<br />
#P HF/3-21G OPT=Z-MATRIX FREQ<br />
Dies führt eine Geometrieoptimierung in internen<br />
Koordinaten (Z-Matrix) und anschließend eine Frequenzrechnung<br />
durch.<br />
Führen Sie diese Rechnungen sowohl für HCN als auch für CNH durch.<br />
Schritt 2: Nun muß der Übergangszustand optimiert werden. Hierzu benötigen Sie eine<br />
vernünftige Startgeometrie sowie einige Informationen über den Potentialverlauf um den<br />
Sattelpunkt, insbesondere die Krümmung der Potentialfläche, d. h. also eine genäherte<br />
Hesse-Matrix. Bereiten Sie eine Eingabedatei vor mit einer Startgeometrie und folgenden<br />
weiteren Angaben:<br />
% chk=filename<br />
#P HF/3-21G OPT=(TS,Z-MATRIX,CALCFC)<br />
Die erste Zeile erzeugt im Arbeitsverzeichnis eine “checkpoint”-Datei namens filename.chk. In ihr sind alle<br />
wichtigen berechneten Größen (Geometrie, Kraftkonstanten, etc.) gespeichert. Die nächste Zeile optimiert<br />
den Übergangszustand in internen Koordinaten (Z-Matrix); CALCFC berechnet den Startwert der Hesse-<br />
Matrix (i. e. Kraftkonstanten).<br />
Kontrollieren Sie die Ausgabe, ob die Optimierung erfolgreich war. Falls nicht müssen Sie<br />
die Rechnung mit einer verbesserten/veränderten Startgeometrie wiederholen.<br />
Liegt Ihnen die optimierte Geometrie vor, müssen Sie die Art des stationären Punktes<br />
durch eine Frequenzrechnung untersuchen. Die Geometrie wird dabei aus der Checkpoint-<br />
Datei eingelesen, Sie müssen also wieder den gleichen Dateinamen verwenden. In Ihrer<br />
neuen Eingabedatei ist die Angabe einer Geometrie entbehrlich (da diese ja eingelesen<br />
wird), lassen Sie daher eine Leerzeile nach der Angabe <strong>von</strong> Ladung und Multiplizität.<br />
% chk=filename<br />
#P HF/3-21G FREQ GEOM=CHECK<br />
Untersuchen Sie die Frequenzausgabe auf eine imaginäre Frequenz (als negativ ausgegeben).<br />
Visualisiseren Sie die Normalkoordinaten der berechneten Frequenz mit molden oder<br />
1 Unter bestimmten Bedingungen führt eine kombinierte Rechnung (Geometrieoptimierung und anschließende<br />
Frequenzrechnung in einer Eingabedatei) nicht zum Erfolg; die Rechnung stürzt unkontrolliert<br />
ab. Trennen Sie in diesem Fall beide Rechnungen und führen Sie sie nacheinander aus.
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GaussView. Die Bewegung der negativen Frequenz ist die Reaktionskoordinate zu HCN<br />
und CNH.<br />
Schritt 3: Nun sollen mehrere Punkte entlang des Reaktionspfades ausgehend vom Übergangszustand<br />
berechnet werden. Die benutzte Methode ist IRC (intrinsic reaction coordinate).<br />
IRC-Berechnungen erfordern die Angabe <strong>von</strong> initialen Kraftkonstanten. Da diese in<br />
der vorangehenden Frequenzrechnung ermittelt wurden, können sie aus der Checkpoint-<br />
Datei eingelesen werden. Legen Sie eine Eingabedatei mit der gleichen Z-Matrix wie bei<br />
der Optimierung — allerdings mit der optimierten Geometrie — an. Fügen Sie folgende<br />
Zeilen ein:<br />
% chk=filename<br />
#P HF/3-21G IRC=(RCFC,MAXPOINTS=<strong>10</strong>,STEPSIZE=30)<br />
RCFC gibt an, daß die Kraftkonstanten für die Frequenzberechnung der Checkpoint-Datei entnommen werden.<br />
MAXPOINTS ist die Zahl der in jeder Richtung zu optimierenden Punkte entlang des Reaktionspfades,<br />
STEPSIZE gibt die verwendete Schrittweite an.<br />
Fast am Ende Ihrer Ausgabedatei finden Sie eine Zusammenfassung des Reaktionspfades:<br />
Energie und Reaktionskoordinate sowie die Variablen der Z-Matrix. Verwenden Sie<br />
gnuplot, um die Energie als Funktion des Winkels graphisch darzustellen. Beide Enden<br />
der IRC führen zu korrespondierenden Minima.<br />
Wie groß ist die Energiedifferenz zwischen HCN und CNH? Wie groß ist die Aktivierungsenergie?<br />
Beachten Sie auch die Nullpunktskorrektur! Ist das Ergebnis konsistent mit<br />
dem Experiment [1]?<br />
Thermochemische Analyse<br />
<strong>Versuch</strong>sziele:<br />
• Berechnen <strong>von</strong> Gleichgewichtskonstanten<br />
• Ändern der thermodynamischen Parameter<br />
• Vergleich und Interpretation der Ergebnisse<br />
Aufgaben und Durchführung<br />
Alle Frequenzrechnungen beinhalten eine thermochemische Analyse des Systems. Die Standardbedingungen,<br />
unter denen die Rechnung ohne die Angabe anderer Werte durchgeführt
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wird sind: T = 298.15 K und p = 1 atm(= <strong>10</strong>1325 Pa). Zudem wird das häufigste Isotop für<br />
jedes Element verwendet. Nachfolgend eine Auflistung der wichtigsten thermodynamischen<br />
Parameter, wie sie bei einer Frequenzrechnung ausgegeben werden:<br />
E 0 = E elec + ZPE<br />
E = E 0 + E vib + E rot + E transl<br />
H = E + RT<br />
G = H − T S<br />
Temperatur 298.150 Kelvin.<br />
Pressure 1.000 Atm.<br />
Zero-point correction= 0.0292<strong>01</strong><br />
Thermal correction to Energy= 0.032054<br />
Thermal correction to Enthalpy= 0.032999<br />
Thermal correction to Gibbs Free Energy= 0.008244<br />
Sum of electronic and zero-point Energies= -113.837130<br />
Sum of electronic and thermal Energies= -113.834277<br />
Sum of electronic and thermal Enthalpies= -113.833333<br />
Sum of electronic and thermal Free Energies= -113.858087<br />
Benutzen Sie das Ergebnis des ersten Teilversuches, um Enthalpie, Entropie und freie Enthalpie<br />
der Reaktion zu berechnen. Falls die Reaktion im Gleichgewicht ist, welchen Anteil<br />
an Molekülen beider Spezies erhalten Sie bei Raumtemperatur? Vergleichen Sie diesen<br />
Wert mit dem Experiment [1]. Berechnen Sie nun die Anteile der Spezies bei 900 K und<br />
bei 1500 K und diskutieren Sie Ihre Ergebnisse. Hierzu müssen Sie die Frequenzrechnung<br />
bei verschiedenen Temperaturen wiederholen. Benutzen Sie die optimierte Geometrie und<br />
verwenden sie in der route section den Befehl<br />
#P HF/3-21G FREQ=READISOTOPES.<br />
Die Werte für Temperatur, Druck und die zu verwendenden Isotope werden nach der Angabe<br />
der Molekülgeometrie und einer Leerzeile in folgendem Format angegeben:<br />
Temperatur Druck Beispiel: 900 1.0<br />
Isotop für Atom 1 12<br />
Isotop für Atom 2 14<br />
Isotop für Atom 3 1<br />
etc.<br />
Beachten Sie, daß die Reihenfolge der angegebenen Isotope mit der der Atome in der<br />
Z-Matrix übereinstimmt.<br />
Literatur<br />
[1] A. G. Maki and R. L. Sams, J. Chem. Phys., 75(9), 4178, (<strong>19</strong>81)