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„T“ wie Außenwerbung - Flughafen Stuttgart

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32<br />

MARKT DER OUT-OF-HOME-MEDIEN<br />

PLAKATIV I 2 I 2010<br />

<strong>„T“</strong> <strong>wie</strong> <strong>Außenwerbung</strong><br />

Bei Tchibo gibt es Sonnenbrillen, bei Ikea gibt es Kekse. Warum also soll ein großer<br />

Telekommunikationsanbieter nicht plötzlich <strong>Außenwerbung</strong> anbieten? An digitaler<br />

Kompetenz zumindest fehlt es nicht, noch weniger an Geld.<br />

Der <strong>Flughafen</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

war Vorreiter, Mit Schönefeld,<br />

Tegel, Düsseldorf,<br />

Hamburg und Hannover<br />

sind 5 weitere Flughäfen<br />

Teil des Airport-Infonets<br />

Siegreich mit der Produktlinie<br />

„Lightframe“ und<br />

gut gefüllter Kriegskasse:<br />

Telekom Out of home Media<br />

baut als neuer Werbepartner<br />

von Bremen ab<br />

Januar 1100 neue Stadtmöbel<br />

auf.<br />

Wir befinden uns im Jahr 2007. Ein bis<br />

dato unbekanntes Unternehmen<br />

taucht plötzlich als Wettbewerber um<br />

den hart umkämpften Stadtvertrag in<br />

Hamburg af. Unbekannt? Nein, das<br />

Magentafarbene <strong>„T“</strong>, das oben auf<br />

der Bewerbung um die Millionenschweren<br />

Werberechte steht, ist laut<br />

Allensbacher Institut 98 Prozent aller<br />

Bundesbürger bekannt. Dass es allerdings<br />

im Kontext der <strong>Außenwerbung</strong><br />

auftaucht, ist im Jahr 2007 eine Premiere,<br />

die ein Wettbewerber zu diesem<br />

Zeitpunkt so kommentiert:<br />

„Schuster, bleib bei deinen Leisten.“<br />

Der Schuster ist bei seinen Leisten ge-<br />

Unter der Leitung von Wall-Vorstand Andreas Prasse werden die<br />

Marketingaktivitäten beider Unternehmen zusammengeführt.<br />

Im zweiten Anlauf machen JCDecaux Deutschland und die Wall AG ernst mit dem Aufbau einer<br />

gemeinsamen Vermarktungsorganisation. Nach der Erhöhung der Anteile von JCDecaux<br />

an Wall auf nunmehr 90,1 Prozent im September 2009 und der im Dezember dazu erfolgten<br />

Zustimmung des Bundeskartellamts steht der seit 2007 geplanten Bündelung der Vertriebsaktivitäten<br />

beider Unternehmen nichts mehr im Wege. Andreas Prasse (Bild Mitte, mit Mitarbeitern<br />

der Wall AG), seit 25. Januar dieses Jahres Vorstand Marketing und Vertrieb der Wall<br />

AG, wird nun die gesamte Vertriebsorganisation der JCDecaux Deutschland-Gruppe leiten.<br />

Gemeinsam mit den Vermarktungsteams führt er die Vertriebs- und Marketingaktivitäten<br />

der beiden <strong>Außenwerbung</strong>sunternehmen zusammen. Nationaler Verkaufsleiter der JCDecaux-Vermarktungsorganisation<br />

Abribus Citymedia bleibt Volkmar Giehl. Jutta Wennmacher,langjährige<br />

Geschäftsführerin von Abribus Citymedia, hat das Unternehmen verlassen.<br />

blieben und hat sich trotzdem neue<br />

Schuhe angezogen. Die scheinen ihm<br />

aber längst nicht mehr zu groß sein.<br />

An zahlreichen Ausschreibungen hat<br />

die Tochter des Telekomriesen seit<br />

Hamburg teilgenommen, wo sie bereits<br />

im Vorfeld ausgeschieden war,<br />

unter anderem auch an der Millionenschweren<br />

Ausschreibung in <strong>Stuttgart</strong>,<br />

„Ein Gewinn an Erfahrung“, erzählt<br />

Reinhard Hanses, Leiter der Out of<br />

Home Media Unit bei der Telekom.<br />

„Bei den Ausschreibungen in Hamburg<br />

und <strong>Stuttgart</strong> haben wir erst mal<br />

gelernt, <strong>wie</strong> ein solches Bieterverfahren<br />

abläuft, um im Bremen dann alles<br />

Neue Vertriebsorganisation von Wall und JCDecaux<br />

richtig zu machen.“ Mit der Hansestadt,<br />

wo sich die ehemaligen Außenseiter<br />

nun erstmals gegen Hauptkonkurrent<br />

Ströer Deutsche Städte Medien<br />

durchsetzen konnten, hat sich<br />

die Telekom nun den ersten größeren<br />

Fisch geschnappt.<br />

Bremen als Türöffner<br />

Bislang kann die Außenwerbetochter<br />

mit dem Bandwurm-Namen "Telekom<br />

Out of Home Media" nur auf die<br />

Referenzen Arnsberg und Wolfsburg<br />

verweisen. Deshalb sei Bremen als<br />

Top-Ten-Stadt für die Telekom "immens<br />

wichtig", so Hanses. Hier <strong>wie</strong>


auch in Arnsberg und Wolfsburg will<br />

die Telekom sich gute Noten sichern:<br />

„Beim Service müssen wir uns bei jeder<br />

Stadt, die wir aktuell betreuen, eine<br />

gute Referenz holen. Deswegen<br />

strengen wir uns besonders an, etwa<br />

was den Plakatwechsel angeht, aber<br />

auch bei der Reinigung und Wartung<br />

der Werbeträger, indem wir Verschmutzungen<br />

und Zerstörung sofort<br />

beseitigen.“<br />

Referenzen kann die Telekom im heftig<br />

umkämpften Markt der Stadtmöblierung<br />

gut gebrauchen. In den Großstädten<br />

sind die Verträge auf Jahre hinaus<br />

vergeben. Vertragslaufzeiten<br />

von bis zu 20 Jahren machen es dem<br />

Quereinsteiger schwer, schnell im<br />

Markt Fuß zu fassen. Die Bonner<br />

Newcomer ergreifen daher jede Möglichkeit,<br />

sich zu beweisen. Mit den<br />

laufenden Ausschreibungen in Bielefeld<br />

und Bochum macht sich die Telekom<br />

warm für die nächste große Herausforderung<br />

im nächsten Jahr,<br />

wenn der Stadtvertrag von Frankfurt<br />

ausgeschrieben werden soll, nicht zu<br />

vergessen Berlin im Jahr 2014.<br />

Doch zurück in die Gegenwart. Nach<br />

28 Jahren wechselt Bremen den Werbevermarkter.<br />

Die Telekom wird die<br />

städtischen Werbeflächen in Bremen<br />

bis ins Jahr 2026 vermarkten. Im kommenden<br />

Januar beginnt der Aufbau<br />

von rund 1100 neuen Werbeträgern -<br />

drehbare und beleuchtete Litfaßsäulen,<br />

Großflächen, Stadtinformationsanlagen<br />

und Megalights. Im Gegenzug<br />

werden über 1280 Werbeträger<br />

abgebaut. „Wir haben in Bremen unser<br />

Portfolio sehr gut präsentiert, haben<br />

eine eigene Designlinie geschaffen<br />

und ein gutes Servicekonzept angeboten“,<br />

erklärt Reinhard Hanses.<br />

Der neue Partner habe eine „überzeugende<br />

Werbekonzeption“ vorgelegt,<br />

die auf einer „ästhetisch anspruchsvollen<br />

und identitätsstiftenden Designrichtlinie“<br />

bei der Stadtmöblierung<br />

setze, bestätigt Bausenator Reinhard<br />

Loske (Grüne). „Das ist gestalterisch<br />

<strong>wie</strong> finanziell ein sehr gutes Ergebnis<br />

für unsere Stadt“.<br />

Besonders letzteres war sicher kein<br />

unwesentliches Argument für die<br />

Stadt Bremen. Für insgesamt weniger<br />

Werbeflächen kassiert die Hansestadt<br />

künftig mindestens 3,9 Millionen<br />

Euro im Jahr – viermal soviel <strong>wie</strong> bisher<br />

– dazu kommen 47 Prozent aller<br />

darüber hinaus gehenden Erlöse. Der<br />

bisherige Vertragspartner der Stadt,<br />

Ströer Deutsche Städte Medien, hatte<br />

darauf verzichtet, in Bremen sein Vorpachtrecht<br />

zu nutzen, nach dem er<br />

das Geschäft zu denselben Bedingungen<br />

hätte selbst übernehmen können.<br />

Doch bei Ströer hatte man abgewunken:<br />

„betriebswirtschaftlich nicht<br />

sinnvoll“. Reinhard Hanses stellt hingegen<br />

klar: „Bremen ist kein strategisches<br />

Investment. Wir machen nur<br />

wirtschaftliche Angebote und die Provision,<br />

die wir in Bremen zahlen, werden<br />

wir auch erwirtschaften.“ Und<br />

falls nicht? Mit einem Gewinn von 6<br />

Milliarden Dollar im Geschäftsjahr<br />

2009 kann sich die Deutsche Telekom<br />

möglicherweise die eine oder andere<br />

strategische Investition ihrer Out-ofhome-Tochter<br />

leisten.<br />

Dass sie bereit ist, genau dies zu tun,<br />

hat sie mit ihrem Engagement in den<br />

kapitalintensiven Markt der digitalen<br />

Out-of-home-Medien be<strong>wie</strong>sen. Bereits<br />

2008 hat das Unternehmen den<br />

<strong>Flughafen</strong> <strong>Stuttgart</strong> mit den 330 Monitoren<br />

des Airport Infonets ausgerüstet.<br />

Auf den überall präsenten Screens<br />

an den Gates so<strong>wie</strong> im Abflug- und<br />

Ankunftsbereich läuft seitdem ein Mix<br />

aus Unterhaltung, Nachrichten – und<br />

vor allem auch Werbung. „Von den<br />

Werbekunden wird das Airport Infonet<br />

sehr gut angenommen“, erklärt<br />

Herbert Friedrich, Leiter <strong>Flughafen</strong>werbung/Media.<br />

„Derzeit spüren wir<br />

sogar eine Nachfragesteigerung, so<br />

dass die Auslastung weiter zunimmt.“<br />

Digital Signage-Network an<br />

deutschen Flughäfen<br />

Knapp zwei Jahre später nun folgte im<br />

April die Erweiterung des Airport Infonets<br />

auf die Berliner Flughäfen Tegel<br />

und Schönefeld. Allein in Tegel sind<br />

über 100 Bildschirme montiert, in<br />

Schönefeld etwa 40. Dazu kommen<br />

256 weitere Bildschirme, mit denen<br />

die Telekom unter dem Namen Netcontact<br />

am Düsseldorf Airport den<br />

Betrieb aufgenommen hat. Der <strong>Flughafen</strong><br />

Hannover steigt Mitte Juni ins<br />

digitale Netz ein, Hamburg will zum<br />

Herbst on air gehen. Die 6 Flughäfen<br />

erreichen zusammen jährlich rund<br />

65 Millionen Passagiere (2009). Doch<br />

geht es nach Hanses, soll zum Jahresende<br />

ein fast bundesweites Digital<br />

Signage-Netzwerk an den Airports zur<br />

Vermarktung bereitstehen. Entsprechende<br />

Verhandlungen mit weiteren<br />

Flughäfen laufen bereits. Nach Inbetriebnahme<br />

spekuliert die Telekom<br />

hier auf Vermarktungserträge in mittlerer<br />

zweistelliger Millionenhöhe.<br />

Reinhard Hanses: „Vergangene Digital<br />

Signage-Ansätze waren eher proprietär<br />

und erzielten einfach nicht die<br />

nötige Nachhaltigkeit. Damit sich di-<br />

Reinhard Hanses will mit der Telekom<br />

Out-of-Home Media in zehn Jahren unter<br />

den Top 3 der <strong>Außenwerbung</strong> sein.<br />

gitale Medien etablieren können, ist<br />

es wichtig, eine entsprechende Reichweite<br />

zu generieren.“ Bereits jetzt sei<br />

ein deutlicher Mitnahmeeffekt spürbar:<br />

„Davon, dass Düsseldorf, Berlin<br />

Schönefeld und Tegel mit im Netz<br />

sind, profitiert auch <strong>Stuttgart</strong>“, unterstreicht<br />

Hanses. Was Herbert Friedrich<br />

bestätigt: „Diese Doppelstrategie hat<br />

sich absolut bewährt. Einerseits erfolgt<br />

die Vermarktung sehr erfolgreich<br />

direkt durch den <strong>Flughafen</strong>. Andererseits<br />

und immer mehr zunehmend im<br />

gesamten digitalen <strong>Flughafen</strong>netz.<br />

Aufgrund dieser attraktiven Reichweite<br />

steigt auf Seiten der Telekom auch<br />

die Anzahl nationaler Buchungen weiter<br />

an.“<br />

10.000 digitale Flächen<br />

Die Airports stellen aber nur eine Säule<br />

in der Digitale Signage Strategie<br />

der Telekom dar. Mit insgesamt<br />

10000 digitalen Werbeflächen will die<br />

sie in diesem Jahr den Markt aufrollen.<br />

Bereits on air: 4500 Screens an den<br />

bundesweiten Telefonstelen. Nächster<br />

Expansionsschritt: die Lotto-Annahmestellen<br />

im Südwesten der Republik.<br />

In Baden-Württemberg,<br />

Rheinland Pfalz und Hessen soll ein<br />

Netzwerk von über 1.000 Screens in<br />

den Lotto Annahmestellen installiert,<br />

betrieben und vermarktet werden.<br />

Für das zweite Halbjahr 2010 steht zudem<br />

der Ausbau von Shoppingcentern<br />

auf der Agenda. Neben den 25<br />

bereits in der Vermarktung befindlichen<br />

Einkaufszentren der Metro Asset<br />

Management sollen 15 weitere hinzukommen.<br />

Rollout für das Instore-TV-Netz<br />

in REWE-Märkten läuft<br />

Gleichfalls neu im Portfolio ist das Instore-TV<br />

in den REWE-Märkten. Gemeinsam<br />

mit der Konzernschwester<br />

T-Systems stattet die Out-of-Home<br />

Division seit April rund 480 Supermärkte<br />

der Kölner Handelsgruppe mit<br />

2600 großflächigen LCD-Bildschirmen<br />

aus. Zu sehen sein werden auf<br />

diesen Produkt- und Preiswerbung,<br />

Imagebotschaften, Servicetipps, Wet-<br />

33<br />

terprognosen und Nachrichten. Die -<br />

zunächst tonlose - Rewe-Lösung ist<br />

laut Hanses das "erste überregionale<br />

und zusammenhängende Instore-TV-<br />

Netz dieser Größenordnung im deutschen<br />

Lebensmitteleinzelhandel". Mit<br />

dem Vertragsabschluss beginnt nun<br />

auch gleich die Vermarktung der Werbezeiten.<br />

Der Rollout läuft zunächst<br />

im Großraum Frankfurt, es folgen<br />

weitere Märkte in Hessen, in Teilen<br />

Bayerns und in Rheinland-Pfalz. Der<br />

Start des gesamten Netzes ist für Oktober<br />

vorgesehen.<br />

Airports, Metro-Märkte, Lotto-Annahmestellen,<br />

REWE-Supermärkte – sollte<br />

die Telekom ihr Netz etablieren,<br />

könnte der Digital Signage-Markt<br />

möglicherweise endlich eine kritische<br />

Größe erreichen. „Wir bieten das gesamte<br />

Netz aus einer Hand an“, verspricht<br />

Hanses, „Dafür haben wir eine<br />

eigene Plattform entwickelt, wo Mediaplaner<br />

erkennen können, welche<br />

verfügbaren Standorte es gibt und<br />

welche Reichweiten dort erzielt werden<br />

können.“ Noch ist das System in<br />

der Pilotphase, soll aber im Herbst flächendeckend<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Ändern wird sich auch die Vermarktungsstruktur.<br />

Arbeitet die Telekom<br />

bislang noch stark mit Kooperationspartnern<br />

zusammen, beispielsweise<br />

mit der Plakatunion im Bereich Großflächen,<br />

mit der Degesta bei Citylight-<br />

Postern und mit dem hauseigenen<br />

Onlinevermarkter Interactive Media<br />

bei digitalen und crossmedialen Kampagnen,<br />

wird jetzt mit Hochdruck am<br />

Ausbau eines eigenen Salesteams gebastelt.<br />

Ein 10- bis 15-Mann starkes<br />

eigenes Media-Sales-Team soll sich<br />

künftig noch stärker um das Direktkunden-<br />

und Agenturgeschäft speziell<br />

im Bereich Digital Signage kümmern.<br />

Bis zum 3. Quartal will Hanses den<br />

Aufbau abgeschlossen haben.<br />

An der letztendlichen Akzeptanz der<br />

Mediaentscheider hat Hanses keinen<br />

Zweifel: „Wir wollen in drei Jahren Digital<br />

Signage als neue Mediengattung<br />

etabliert haben, in zehn Jahren wollen<br />

wir unter den Top 3 der Außenwerber<br />

sein.“ Auch für die Wettbewerber<br />

zahlt sich die wachsende <strong>Außenwerbung</strong>spower<br />

des Magentafarbenen<br />

Riesen aus. So hat das Bundeskartellamt<br />

die Fusion zwischen JC Decaux<br />

und Wall unter anderem auch deshalb<br />

bewilligt, weil die Deutsche Telekom<br />

AG als neuer Player ein starkes Gegengewicht<br />

zu den üblichen Verdächtigen<br />

darstellt. Konkurrenz belebt eben<br />

doch das Geschäft.<br />

Vera Günther<br />

PLAKATIV I 2 I 2010

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