Monochrome Stilleben - Fabian-hofmann.de
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<strong>Fabian</strong> Hofmann: MONOCHROME STILLEBEN<br />
Einheit<br />
PieterClaesz malt<br />
weltlich und geistig<br />
Setzt man sich mit <strong>Stilleben</strong> auseinan<strong>de</strong>r,<br />
so kommt man an <strong>de</strong>r<br />
holländischen Kunst <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
nichtvorbei; und greift man<br />
sich die monochromen <strong>Stilleben</strong><br />
heraus, so ist Pieter Claesz einfach<br />
unumgänglich. Wir wollen uns hier<br />
nicht mit seiner Person beschäftigen,<br />
son<strong>de</strong>rn mit seinen wun<strong>de</strong>rbaren<br />
monochromen Werken, und so reicht<br />
eswohlzuerwähnen,dasservon1597<br />
bis1661lebteundinHaarlemarbeitete.<br />
Wir wollen direkt zu einem Beispiel<br />
seinerArbeitgehen,<strong>de</strong>m„<strong>Stilleben</strong>mit<br />
RömerundSilberschale”.<br />
In einem unbestimmbaren–vielleicht<br />
imaginären –Raum zeigt es <strong>de</strong>nAusschnitt<br />
einer Tafel. Wir erkennen die<br />
Tischkante, einen Zinnteller mit<br />
Pfefferkörnern,Austern, in <strong>de</strong>r Mitte<br />
einen Römer mit Weißwein, davor<br />
einenweiterenZinnteller,auf<strong>de</strong>meine<br />
nach hinten umgestürzte Silberschale<br />
undwun<strong>de</strong>rbarpräsentierteine Olive<br />
liegt, sowie im Vor<strong>de</strong>rgrund, fast im<br />
Dunkel verschwun<strong>de</strong>n, zwei Walnüsse.<br />
Zwar wirkt die Anordnung fast zufällig,dochgehtvon<strong>de</strong>rKomposition<br />
eine zauberhafte Wirkung aus. Und<br />
tatsächlich: verän<strong>de</strong>rt man nur das<br />
kleinste Detail, beispielsweise die<br />
Position <strong>de</strong>r Olive, so gerätdieKomposition<br />
ins Wanken, das Zusammenspiel<br />
von Harmonie und Spannung<br />
funktioniert nicht mehr.DennClaesz<br />
gleichtdieeherstatischeWirkungvon<br />
pyramidaler Komposition und klaren<br />
Ebenen aus – durch ein „Leben im<br />
<strong>Stilleben</strong>“:MuschelnundNüssehaben<br />
quasieineeigene„Blickrichtung“und<br />
sprechen die kompositionstragen<strong>de</strong>n<br />
Gegenstän<strong>de</strong> an, und die Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Pokalkelches bringt eine spannen<strong>de</strong><br />
Dynamik in die sonst ruhige<br />
Atmosphäre.<br />
Ruhig wirkt im ersten Moment auch<br />
die farbliche Gestaltung: alles scheint<br />
monochrom zu sein, ausgehend vom<br />
Ton<strong>de</strong>rOlive.Diesgibt<strong>de</strong>mWerkeine<br />
ausgeglichene Wirkung. Doch auch<br />
hier steuertClaesz einer allzu großen<br />
Harmonie entgegen. Betrachtet man<br />
die Farben mit viel Sorgfalt, so bemerkt<br />
man eine ungeahnte Buntheit.<br />
DerTischund<strong>de</strong>rHintergrundbil<strong>de</strong>n<br />
miteinemEinschlaginsRotorange<strong>de</strong>n<br />
Raum.DarübererhebtsichmittaubenblauemAnklangdieEbene<strong>de</strong>rGegenstän<strong>de</strong>,dievomehergelblichenRömer<br />
überragtwird.Auchfarblichamdynamischsten<br />
ist die Silberschale, <strong>de</strong>ren<br />
Rosa-Ton nach vorne in Olivgrün<br />
übergeht.Unddas–hierfastwörtlich<br />
zunehmen<strong>de</strong> –Tüpfelchen auf <strong>de</strong>m i<br />
bil<strong>de</strong>tdieOlive,dieinfastreinerFarbe<br />
hervorsticht.<br />
Im Großen und Ganzen ist das Licht<br />
eherdiffus-unbestimmt und an <strong>de</strong>rin<br />
erster Linie trägen Stimmung wesentlich<br />
beteiligt. Aber sie wird ebenso<br />
geschickt kontrastiert: kleine GlanzlichterbelebendieSilberschale,weiche<br />
SchattenlassenAusternundNüssefast<br />
versinken –dieser Wechsel ist in <strong>de</strong>r<br />
gesamten Anordnung ständig zu<br />
beobachten.ClaeszlässtalsoLichtund<br />
Farbegemeinsamleben,undsoscheint<br />
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