P.T. MAGAZIN 04/2010
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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6. Jahrgang<br />
Ausgabe 4 | <strong>2010</strong><br />
ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
für Wirtschaft und Politik | Offizielles Magazin des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
Gipfelstürmer<br />
Extremstress in der Höhe – Expedition ins<br />
Innere eines Unternehmers<br />
Seite 35<br />
Nur noch 10 Wochen !<br />
E I N T R I T T S K A R T E<br />
Großer Preis des<br />
Mittelstandes <strong>2010</strong><br />
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„...und jetzt erst recht!“<br />
Kapitalismus-Debatte<br />
Ganz oder gar nicht<br />
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Das Ungeheuerliche<br />
Editorial<br />
„Was nützt es gut zu sein,<br />
wenn keiner es weiß!“<br />
Die Welt ist kompliziert. Manchmal<br />
zu kompliziert. Man muss sie sich<br />
einfacher machen, um handlungsfähig<br />
zu bleiben. Psychologen nennen<br />
das Komplexitätsreduktion. Wer dazu<br />
nicht fähig ist, kann leicht verrückt<br />
werden. Er steht sich dann selbst im<br />
Weg. Schon Friedrich Schiller warnte<br />
im „Wilhelm Tell“: „Wer gar zu viel<br />
bedenkt, wird wenig leisten.“<br />
Andererseits sind schnelle Lösungen<br />
häufig Scheinlösungen. Um ein<br />
Übel zu bekämpfen, verursacht man<br />
versehentlich ein anderes. In den<br />
60ern finanzierten die USA den<br />
Vietnamkrieg durch Staatsverschuldung,<br />
durch Gelddrucken. Dadurch<br />
schmierte der Dollar ab, und die<br />
Wechselkurse schwankten immer<br />
mehr. Dollar-Rettungskäufe der europäischen<br />
Zentralbanken zur Stabilisierung<br />
scheiterten. 1969 zog Frankreich<br />
die Reißleine und wollte seine<br />
Dollarreserven in das versprochene<br />
Gold umtauschen. Es war schon zu<br />
spät. Die USA waren praktisch pleite.<br />
Sie hatten viel weniger Gold im Keller<br />
als vorgegaukelt. Am 15. August<br />
1971 kündigte US-Präsident Richard<br />
Nixon die Golddeckung des US-Dollars<br />
dann offiziell auf. Das internationale<br />
Währungssystem von Bretton<br />
Woods war zerschlagen. Dollars sind<br />
seitdem nur noch bedrucktes Papier.<br />
Staaten drucken bei Bedarf immer<br />
gern Papiergeld, wenn sie für die<br />
Deckung nicht einstehen müssen.<br />
Und Bedarf gibt es immer. In<br />
Deutschland wurden Beamtenpensionen<br />
und Sozialleistungen in Multi-<br />
Milliardenhöhe versprochen. Dafür<br />
wurde kein Gold zurückgelegt. Nicht<br />
einmal Papier- oder Buchgeld. Würde<br />
ein Unternehmer bilanzieren wie die<br />
Bundesfinanzminister, würde er als<br />
Bankrotteur weggesperrt.<br />
Allein in Deutschland sind dadurch<br />
Staatsschulden von weit über 6 Bio.<br />
Euro aufgelaufen. Wer wie Kurt<br />
Biedenkopf früh warnte, wurde verlacht<br />
und verachtet wie die antike<br />
Seherin Kassandra. Dabei ist egal,<br />
ob die Schuldenorgie letztlich in<br />
Inflation und Entwertung oder aber<br />
Deflation und Stillstand mündet. In<br />
beiden Fällen wäre millionenfache<br />
Verarmung die Folge. Die kollektive<br />
Selbst-Täuschung „Wohlstands- und<br />
Wohlfahrtsstaat“ würde in kollektive<br />
Ent-Täuschung umschlagen.<br />
Bundespräsident Horst Köhler warf<br />
im Mai das Handtuch, nachdem er<br />
sich von Politik und Medien über<br />
Gebühr verletzt und im Stich gelassen<br />
fühlte. Vielleicht. Vielleicht<br />
aber hatten die FOCUS-Autoren van<br />
Ackeren, Moritz, Opitz und Tutt am<br />
7. Juni <strong>2010</strong> recht. Vielleicht war der<br />
eigentliche Grund für Köhlers Amtsflucht<br />
nicht Feigheit, sondern Mut.<br />
Mut im Sinne des Romanciers Stefan<br />
Zweig: Keiner „braucht…mehr Mut,<br />
mehr Kraft, mehr moralische Entschlossenheit…als<br />
der Mann der Mitte,<br />
der sich keinem Rottenwahn, keiner<br />
Denkeinseitigkeit unterwerfen<br />
will.“ (Erasmus, 1934). Vielleicht sah<br />
Köhler, dass den EU-Rettungspaketen<br />
ein Europa folgt, wie es keiner wollte.<br />
„Das wäre so ungeheuerlich, dass<br />
die Außenwelt es wohl nie erfahren<br />
würde“, meinen van Ackeren und Co.<br />
Wirklich? Das wirklich Ungeheuerliche<br />
ist, dass das sachliche Argument<br />
in Deutschlands Debatten<br />
weniger zählt als die Fähigkeit, überzeugend<br />
Sachlichkeit zu behaupten.<br />
Dass auch der höchste Repräsentant<br />
Deutschlands wie Millionen<br />
Deutsche vor ihm politikermüde<br />
geworden ist. Dass er auf die Kompliziertheit<br />
der Entscheidungsprozesse<br />
mit der radikalst möglichen Vereinfachung<br />
der Nichtwähler antwortet:<br />
der Verweigerung.<br />
Dr. Helfried Schmidt<br />
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Inhalt<br />
Seiten 30-34<br />
Themen<br />
Politik<br />
4<br />
3 Das Ungeheuerliche<br />
Komplexitätsreduktion durch<br />
Verweigerung<br />
6 Unternehmer im<br />
Rentenlabyrinth<br />
Ersparnis und Altersvorsorge<br />
unter dem Damoklesschwert<br />
der Finanzkrise<br />
10 Kapitalismus in der Krise?<br />
Der Schnupfen des Philipp<br />
Holzmann und die Utopie,<br />
in der wir leben<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Titelthema: Gipfelstürmer Seiten 30-34<br />
Der Stress am Limit bei Expeditionen auf die höchsten Berge der Welt<br />
wird verglichen – mit Unternehmer-Stress: „Ein Unternehmen aufzubauen,…zu<br />
führen, bewirkt ganz ähnliche Stressreaktionen, wie man sie in<br />
dem ‚natürlichen Experiment’ der Bergbesteigung untersuchen kann“,<br />
beschreibt der Psychologe Dr. Marcus Stück die Analogie.<br />
(Cover-Foto: © Karl-Heinz Liebisch/PIXELIO)<br />
Wirtschaft<br />
16 Die unbekannte Alternative<br />
Mehr Chancen für erfolgreiche<br />
Bankenverhandlungen<br />
18 Gesetz der Nachhaltigkeit<br />
Werteorientierte Unternehmensführung<br />
als Führungsaufgabe<br />
23 PET-Flaschen ökologisch<br />
gleichwertig<br />
Ökobilanz <strong>2010</strong> widerlegt das<br />
Märchen vom „Klimakiller“<br />
25 Rohstoffpreise vor Rekordhoch<br />
Auch Versorgungssicherheit in<br />
Gefahr<br />
44 Ein anderes Lebensziel<br />
Wenn ein Nachfolger gefunden<br />
werden muss<br />
Politik<br />
Kapitalismus in der Krise? Seiten 10-13<br />
Der Kapitalismus in seiner Reinform benötigt lediglich: unabhängige Gerichte,<br />
eine Polizei und eine schlagkräftige Armee. Das Aufweichen des<br />
Grundprinzips der Eigenverantwortung setzt einen Teufelskreis in Gang.<br />
Eine Wirtschaft, die sich auf die Meinung von Rating-Agenturen verlässt,<br />
kann also keine kapitalistische Wirtschaft sein.<br />
Gesellschaft<br />
Der schleichende Tod... Seiten 38-42<br />
...des Wirtschaftswachstums: Novo-Redakteur Alexander Horn über das fatale<br />
Bild des bösen, gierigen Menschen. Die Einschätzung, dass die Lösung<br />
der Probleme in der Begrenzung der menschlichen Ambitionen liegt und<br />
menschliche Einflussnahme auf Natur und Umwelt idealerweise vollkommen<br />
eliminiert werden sollte, dominiert die gesellschaftliche Diskussion.<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
30 Gipfelstürmer<br />
Expeditionen zum Stressberg<br />
35 Balleinladung…<br />
…für die Galas der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
36 Mittelstands-Forum in Lindlar<br />
Unternehmer im Dialog mit<br />
Banken und Kommunen<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Nur noch 10 Wochen… Seite 35<br />
…bis zur ersten Gala „Großer Preis des Mittelstandes“ unter dem Motto<br />
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Seite 35<br />
Nur noc<br />
„...un<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Seiten 52-61<br />
Paraderegion Bayern –<br />
nicht nur für Touristen<br />
Niederbayern • Franken • Schwaben • Oberpfalz • Oberbayern<br />
Regional-Special<br />
(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />
Paraderegion Bayern – nicht nur für Touristen Seiten 52-61<br />
Bayern wächst: Rund eine Million Menschen sind in den letzten 25 Jahren<br />
aus den übrigen Bundesländern nach Bayern gekommen, mehr als in<br />
jedes andere Bundesland. Auch wenn sich die Regionen unterschiedlich<br />
entwickeln, ist das Land die Paraderegion schlechthin. Besonders wirtschaftlich<br />
gesehen.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
Seiten 10-13<br />
(Foto: © Jurec/PIXELIO)<br />
Regional-Special<br />
53 Netzwerkeln in Franken<br />
Metropolregion Nürnberg<br />
55 Bodenständiges Niederbayern<br />
Der Vorsprung Bayerns in<br />
Deutschland ist nach wie vor<br />
deutlich<br />
57 Wettbewerbsvorteil in<br />
Schwaben<br />
Der Superdeal<br />
(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />
59 Gewappnet in der Oberpfalz<br />
Biotechnologie<br />
60 Erfolgreiches Oberbayern<br />
Die Metropolregion München<br />
rast auf der Überholspur<br />
Seiten 38-42<br />
(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />
10 Wochen !<br />
E I N T R I T T S K A R T E<br />
Großer Preis des<br />
Mittelstandes <strong>2010</strong><br />
d jetzt erst recht!“<br />
Gesellschaft<br />
38 Der schleichende Tod des<br />
Wirtschaftswachstums<br />
Über das fatale Bild des bösen,<br />
gierigen Menschen<br />
43 Mittelstand zeigt Verantwortung<br />
Unternehmer bauen Kindergarten<br />
gegen Abwanderung<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
Unternehmer im Rentenlabyrinth<br />
Ersparnis und Altersvorsorge unter dem Damoklesschwert der Finanzkrise:<br />
Eine gründliche Analyse der Geschäftsmodelle von Staat und Finanzdienstleistern<br />
nicht abgewählt zu werden. Die Zinsen<br />
bleiben niedrig, um den Kapitaldienst<br />
nicht zu gefährden.<br />
6<br />
„Wo kann ich jetzt noch beruhigt<br />
anlegen?“, fragte die „Welt am<br />
Sonntag“ vom 2. Mai <strong>2010</strong>. Dieselbe<br />
Frage stellt sich, nicht erst nach<br />
dem vorläufig 750 Mrd. Euro großen<br />
Hilfspaket der EU und des IWF, auch<br />
für die Altersvorsorge. Und zwar<br />
unabhängig davon, ob sie privat oder<br />
staatlich organisiert ist. Dabei ist es<br />
auch unerheblich, ob uns eine institutionelle<br />
oder „zufällige“ Vernichtung<br />
von Volks- und Privatvermögen<br />
bevorsteht.<br />
Ausgangslage<br />
Vor den Rettungspaketen für<br />
Griechenland und den Euro lag<br />
das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) bei 14 und der<br />
Schuldenstand bei 12 Bio. US-Dollar.<br />
Das EU-BIP lag bei 9,21 und der<br />
Schuldenstand bei 6,42 Bio. Euro.<br />
(Foto: © Rolf van Melis/PIXELIO)<br />
Auch bei dieser Statistik ist leider<br />
anzunehmen, dass sie geschönt ist.<br />
Unsinnige Investitionen und Bauruinen<br />
erhöhen das BIP ebenso<br />
wie das Gehalt eines Nichtstuers.<br />
Pensionsrückstellungen und Bürgschaften<br />
wiederum gelten der Bank<br />
oder dem Unternehmen als Teil der<br />
Verschuldung, nicht aber den meisten<br />
Staaten. Nach aktuellen Schätzungen<br />
(z. B. durch die Stiftung<br />
Marktwirtschaft) liegt die Verschuldung<br />
Deutschlands bei Einrechnung<br />
aller Verbindlichkeiten nicht bei ca.<br />
80%, sondern bei etwa 300% des BIP.<br />
Seit 1970 steigen die deutschen<br />
Staatsschulden unaufhaltsam – und<br />
nicht nur diese. Keine gewählte<br />
Regierung der Nordhalbkugel wagt<br />
Sparmaßnahmen im Sinne einer<br />
Rückführung von Verschuldung, um<br />
Zum Begriff der Altersvorsorge<br />
Obwohl sich die biologische<br />
Lebensspanne des Menschen nach<br />
anthropologischen Studien seit dem<br />
Neolithikum kaum verändert hat,<br />
ist Altersvorsorge ein relativ neuer<br />
Begriff und erfasst etwas anderes<br />
als das Leben von eigenem Reichtum<br />
oder die Versorgung durch die<br />
Folgegeneration.<br />
Altersvorsorge im traditionellen<br />
Verständnis beinhaltet das Abkoppeln<br />
der Herrschaft über Inhalt und<br />
Umfang der Vorsorge von demjenigen,<br />
der von der Vorsorge profitieren<br />
soll. Man spart nicht für sich selbst,<br />
sondern bekommt von einer Autorität<br />
etwas abgenommen und später –<br />
mit viel Glück – wieder ausbezahlt.<br />
Man wird versorgt, dafür wird vorgesorgt.<br />
Das Modell sichert zwangsweise<br />
Abhängigkeit und Kontrolle,<br />
ohne seitens der Autorität direkte<br />
Gewalt anzuwenden. Es gibt also<br />
stets ein Über- bzw. Unterordnungsverhältnis.<br />
Vernichtung durch Hyperinflation<br />
Gab es anfangs Altersvorsorge<br />
durch den landwirtschaftlichen<br />
Patron oder z. B. die Zünfte, also im<br />
staatsfreien Bereich, begann mit der<br />
Rentenversicherung im Deutschen<br />
Kaiserreich 1889 durch Otto von Bismarck<br />
die Ära staatlicher Vorsorge<br />
durch die weltweit erste staatliche<br />
Altersversorgung. Die ersten Beiträge<br />
zu dieser Sozialversicherung<br />
lagen bei 1,7% des Lohns, bei einer<br />
Arbeitszeit bis zum 70. Lebensjahr.<br />
Die Beiträge wurden in der Deutschen<br />
Rentenbank angespart, die<br />
Auszahlungen waren reine Zuschüsse<br />
zur Eigenversorgung und damit<br />
wenig geeignet, das Armutsrisiko<br />
im Alter zu beheben. 1923 vernichtete<br />
die Hyperinflation als Folge<br />
des Ersten Weltkriegs die deutschen<br />
Ersparnisse in Geld, auch die der<br />
Rentenbank.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
Die Autorität des autoritären Versorgers<br />
Staat sank auf den Nullpunkt,<br />
wie die Bürgerkriegshistorie der<br />
Weimarer Republik 1918-1923 zeigt<br />
(Kapp-Putsch, Hitler-Putsch, kommunistische<br />
Putsche). Ab jetzt mussten<br />
nach der Währungsreform Hjalmar<br />
Schachts Renten zur Hälfte aus Steuermitteln<br />
bezahlt werden.<br />
Entstehung und Zusammenbruch des<br />
Umlagesystems<br />
Dasselbe geschah nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg durch die Währungsreform<br />
1948. Diese historische Erfahrung,<br />
dass große Krisen das Vermögen der<br />
staatlichen Altersversorgung und<br />
der privaten Sparer in nur 25 Jahren<br />
zweimal vernichtet hatten, führte<br />
1957 zu einer völlig neuen, aber<br />
immer noch obrigkeitsstaatlichen<br />
Lösung, dem Umlagesystem:<br />
Die Rentenbeiträge wurden nicht<br />
mehr angespart, sondern von der<br />
arbeitenden Bevölkerung eingezogen<br />
und direkt an die Rentner ausbezahlt.<br />
Anstelle von Reserven hatte die Rentenversicherung<br />
nur noch eine Nachhaltigkeitsrücklage.<br />
Dieses Modell<br />
setzte allerdings die Realisierung der<br />
Kunstfigur des sog. „Eckrentners“<br />
voraus, der mit 65 Jahren in Rente<br />
geht und zuvor 45 Jahre einzahlt.<br />
Nach dem Ende der Vollbeschäftigung<br />
führten Arbeitslosigkeit,<br />
Altersteilzeitgesetze, Geburtenrückgang<br />
und Zahlungen an Rentner, die<br />
nie einbezahlt hatten (Aussiedler,<br />
Ostdeutsche etc.) faktisch zu einem<br />
Zusammenbruch dieses Systems, so<br />
dass die Renten erneut mit Steuereinnahmen<br />
subventioniert werden<br />
mussten (78,342 Mrd. Euro allein im<br />
Jahr 2007). Also suchte man nach<br />
neuen Modellen.<br />
Riester und Rürup: Phantasien der<br />
schönen neuen Welt<br />
2001 wurde die Riester-Rente eingeführt,<br />
einige Jahre danach die Rürup-<br />
Rente sowie weitere Konstruktionen.<br />
Diese basierten plötzlich wieder auf<br />
dem alten Gedanken des privaten<br />
Ansparens, wofür Anreize durch<br />
Zuschüsse oder Steuerersparnisse<br />
gegeben werden. Eigenes Vermögen<br />
im Besitz der Beitragszahler entsteht<br />
auch bei den neuen obrigkeitsstaatlichen<br />
Modellen nicht.<br />
Man erhält nur einen zivilrechtlichen<br />
Forderungsanspruch, der<br />
wirtschaftlich so viel wert ist wie<br />
die Bonität des Schuldners in ferner<br />
Zukunft. Schuldner sind staatlich<br />
zertifizierte private Unternehmen,<br />
die naturgemäß insolvent werden<br />
können. Die Modelle gehörten historisch<br />
zu den Phantasien der schönen<br />
neuen Welt der Deregulierung, in<br />
der, wie der Wirtschaftsprofessor<br />
„Dr. Doom“ Nouriel Roubini treffend<br />
formulierte, plötzlich alles<br />
anders ist: Für Unternehmen garantieren<br />
Staaten, und Staaten können<br />
nicht pleitegehen. Ein Perpetuum<br />
mobile des Wohlstandes.<br />
Konstruktionsfehler<br />
Obwohl sich auch der Unternehmer<br />
grundsätzlich freiwillig in die Rentenversicherung<br />
begeben oder als<br />
Nach aktuellen Schätzungen<br />
liegt die Verschuldung<br />
Deutschlands bei Einrechnung<br />
aller Verbindlichkeiten nicht<br />
bei ca. 80%, sondern bei<br />
etwa 300% des BIP.<br />
Geschäftsführer eine Riester-Rente<br />
anstreben kann, die Rürup-Rente ist<br />
sowieso für Selbstständige gedacht,<br />
stehen alle diese Modelle vor dem Dilemma<br />
der eigenen Konstruktion, der<br />
Abhängigkeit von der ökonomischen<br />
Entwicklung und der fehlenden Planbarkeit<br />
dieser Entwicklungen. Hinzu<br />
kommen Webfehler zu Gunsten der<br />
Anbieter und zu Lasten der Anleger:<br />
Von den Einzahlungen wird erst einmal<br />
der Provisionsvermittler bedient.<br />
Ist das erledigt, muss das Geld erwirtschaftet<br />
werden, man muss sich<br />
also nach der volkswirtschaftlichen<br />
Decke strecken und nach dem Erfolg<br />
des Vermögensverwalters inmitten<br />
seiner Rahmenbedingungen. Im Falle<br />
der Rürup- und Riester-Rente erfolgt<br />
eine Ansparung durch Unternehmen,<br />
die garantieren müssen, den einbezahlten<br />
Betrag wiederzuerstatten,<br />
ohne Inflationsausgleich.<br />
Modelle für Verzweifelte<br />
(Foto: Wikipedia/CC/Kjetil Ree)<br />
„Dr. Doom“ Nouriel Roubini: 20<strong>04</strong><br />
warnte er vor einem Platzen der<br />
Immobilienblase, 2006 vor einer<br />
tiefen Rezession und 2008 vor einem<br />
Kollaps der Weltwirtschaft.<br />
Wer die angebotenen Verträge<br />
genauer liest, stellt jedoch meist<br />
fest, dass er z. B. nach 30 Jahren als<br />
Garantiesumme weniger erhält, als<br />
er einbezahlt hat. Manches Angebot<br />
„rechnet“ sich erst nach dem<br />
92. Lebensjahr. Die Kritik an den<br />
Modellen lautet daher zutreffend, sie<br />
subventionierten die Versicherungswirtschaft,<br />
ohne zu einem Vorteil für<br />
die Gesellschaft zu führen.<br />
Solche staatlich geförderte Modelle<br />
sind daher eher etwas für Verzweifelte,<br />
die trotz gegenteiliger Erfahrung<br />
(Steuersparimmobilien) noch<br />
an den Satz „Alles Gute kommt von<br />
oben“ glauben. Die Steuersparimmobilien<br />
hatten immerhin den Vorteil,<br />
dass sich die Anlage in der Hand<br />
des Anlegers befand, auch wenn sie<br />
meist überschuldet konstruiert oder<br />
weitgehend wertlos war.<br />
Ihr Organisationsmodell entsprach<br />
regelmäßig der Struktur „Haftung<br />
ohne Herrschaft“. Die Anleger hatten,<br />
durch Ewigkeitsgarantien für den<br />
Geschäftsführer aus dem Initiatorenbereich<br />
etc., nichts zu sagen, aber viel<br />
zu zahlen. Private Vorsorgemodelle<br />
anderer Art simulieren noch heute<br />
oft dieses Modell.<br />
7<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
8<br />
Aktien kaufen zu müssen, wenn<br />
die Marktlage gar nicht danach ist.<br />
In einer Phase wie zwischen 1929<br />
und 1932 bedeutet das die Garantie<br />
von 90% Verlust. Mehr als eine<br />
Ebene der Intransparenz weisen die<br />
zahlreichen kompliziert gestrickten<br />
Finanzprodukte auf, die täglich neu<br />
auf den Markt kommen.<br />
Die Lebensversicherung<br />
Durch Steuergesetzänderungen<br />
ist die klassische Lebensversicherung,<br />
94 Millionen Verträge sind in<br />
Deutschland abgeschlossen, inzwischen<br />
unattraktiv. Auch sie bevormundete<br />
den Anleger, staatlich und<br />
gerichtlich geschützt, in mehrfacher<br />
Hinsicht. Wie sich die Berechnung<br />
des Überschusses zusammensetzt,<br />
bleibt bis heute intransparent.<br />
Ob es gerechtfertigt ist, den Garantiebetrag<br />
abzusenken, kann der<br />
Anleger nicht überprüfen. Steigt er<br />
vorzeitig aus, erhält er oft weniger,<br />
als er einbezahlt hat. Geht eine<br />
Lebensversicherung pleite, weil sie<br />
sich z. B. an der Börse verspekuliert<br />
hat, müssen die übrigen Versicherungen<br />
die Insolvenz verhindern.<br />
Seit dem Crash der Mannheimer<br />
Versicherung hat man dafür eine<br />
Protektor AG geschaffen.<br />
Staat hat sein Pulver verschossen<br />
Doch auch diese ist, wie der Einlagensicherungsfonds<br />
der Banken, nur<br />
mit begrenzten Mitteln ausgestattet.<br />
Machen, wie in der Finanz krise I,<br />
viele Unternehmen der Finanzwirtschaft<br />
dieselben kostspieligen<br />
Fehler, ist auch dieses Geld nicht<br />
sicher. Der Staat spielte sich zwar in<br />
der Finanzkrise I (Bankenkrise) und<br />
Finanzkrise II (Länderverschuldung)<br />
als Retter auf, hat aber inzwischen<br />
sein „Pulver“ verschossen.<br />
Die Staatsverschuldung droht nun<br />
exponentiell so zu wachsen, dass<br />
das AAA-Rating Deutschlands<br />
ernsthaft gefährdet ist. Darüber<br />
hinaus haben viele Versicherungsgesellschaften<br />
nach der Finanzkrise<br />
den Einstieg in den Aktienmarkt<br />
verpasst. Ihnen fehlen daher diese<br />
Zusatzrenditen, während die<br />
Garantiezinsen durch den dauerhaft<br />
niedrigen Anlagezins, der sich aus<br />
der steigenden Verschuldung ergibt,<br />
immer niedriger werden.<br />
Sonstige Offerten für die private<br />
Vorsorge<br />
Wegen der niedrigen Zinsen ist auch<br />
die Daueranlage auf dem Sparbuch<br />
oder in Festgeld unattraktiv, selbst<br />
bei niedriger Inflation. Rentenfonds<br />
verschiedener Anbieter sind nicht<br />
mehr dasselbe wie früher, ebenso<br />
wenig Geldmarktfonds.<br />
Das Management hat sich, wenn<br />
man in den Prospekten nachliest,<br />
oft die Genehmigung erteilt, auch<br />
Papiere niedrigster Bonität aufzunehmen<br />
und/oder sich diverser<br />
Finanzinstrumente zu bedienen.<br />
Die Papiere von Gläubigern, deren<br />
Rating sinkt, etwa bankrotter<br />
Staaten, befinden sich auch noch in<br />
vielen Depots.<br />
Aktienfonds, auch indexgetragene<br />
ETF’s, garantieren nicht die<br />
Seriosität der in ihnen gelisteten<br />
Unternehmen. Man weiß nicht,<br />
was den Fondsmanager bewegte,<br />
die Aktien von diesem oder jenem<br />
Unternehmen aufzunehmen, zu<br />
halten oder zu verkaufen. Viele<br />
Aktienfonds gestatten ihrem<br />
Management in keiner Lage, alle<br />
Aktien zu verkaufen. Vorgegeben<br />
ist das Ziel, voll investiert zu sein,<br />
d. h. unter Umständen auch dann<br />
Etikettenschwindel<br />
Ein Genussschein, gekoppelt an die<br />
Wette auf Mieterträge von Gewerbeimmobilien<br />
in Detroit, kann<br />
mit dem falschen Etikett Immobilienfonds<br />
(Irrglaube: Immobilie<br />
= Sicherheit = Betongold) auf den<br />
Markt gebracht werden. Die Bank,<br />
die Produkte empfiehlt, kann, wie<br />
im publizierten Fall Goldman Sachs,<br />
zugleich gegen dieses Produkt und<br />
ihre Kunden wetten.<br />
Eine Autofirma wie Porsche outet<br />
sich als Hedge-Fonds. Ein offener<br />
Stopp-Loss zur Risikobegrenzung<br />
wird vom Short-Trader benutzt, um<br />
mit einem manipulierten Kurssturz<br />
billig an Aktien zu kommen. Eine<br />
scheinbar biedere Sparkasse bietet<br />
eine hohe Rendite aus einer Riester-<br />
Rente an und stellt nur im Kleingedruckten<br />
klar, dass dafür der zugrunde<br />
liegende Fonds 45 Jahre jedes Jahr<br />
7,5% Gewinn machen muss.<br />
Eine angeblich kostensenkende All-<br />
In-Fee wird wertlos, weil an anderer<br />
Stelle des Vertragspakets steht, dass<br />
der Vermögensverwalter zusätzlich<br />
Gebühren von Dritten und verbundenen<br />
Unternehmen entgegennehmen<br />
kann.<br />
Keine Chance vor Gericht<br />
So wie es gesetzlich keine Strafbarkeit<br />
von Abgeordneten wegen<br />
Bestechlichkeit gibt, gibt es mit<br />
einer gewollten Gesetzeslücke auch<br />
keine Strafbarkeit des Parteiverrats,<br />
der durch einen Bankmitarbeiter<br />
oder einen Finanzdienstleister<br />
begangen wird.<br />
Eine die Aufklärungspflicht verletzende<br />
oder betrügerische Beratung<br />
ist nach den neueren Verjährungs-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
vorschriften nach drei, fünf, maximal<br />
zehn Jahren straflos und berechtigt<br />
dann nicht mehr zu Schadensersatzklagen.<br />
Bei allen Modellen, die ihr<br />
Ergebnis erst nach langer Laufzeit<br />
offenbaren (gerade die Rentenmodelle),<br />
ist so gesetzlich der Weg zum<br />
Gericht verschlossen.<br />
Alternativmodelle<br />
Alternativmodelle werden naturgemäß<br />
bereits lange von denjenigen<br />
praktiziert, die genug Geld haben,<br />
um sich jede professionelle Hilfe zu<br />
beschaffen. Diese können sich durch<br />
Anwälte, Vermögensberater und<br />
Controller individuelle Gestaltungen<br />
schneidern lassen. Auch sie entkommen<br />
allerdings nicht den Gesetzen<br />
von Branchen und Märkten.<br />
Wer für ein Familiy-Office mit Banken<br />
über die Anlage von 100 Mio.<br />
Euro verhandelt, kann sich naturgemäß<br />
jeden Berater leisten, den<br />
er benötigt. Dem Kleinanleger oder<br />
mittleren Anlegern steht dies nicht<br />
frei, weil diese Kosten jede Kapitalrendite<br />
auffressen würden.<br />
Einzelne Fondsgesellschaften bieten<br />
Target-Life-Cycle-Fonds an, die versprechen,<br />
dem Lebensalter und den<br />
Zielvorstellungen entsprechend Vermögen<br />
anzulegen. Für den jungen<br />
Anleger investiert der Fonds mehr in<br />
Aktien, für den Anleger kurz vor dem<br />
Rentenalter mehr in Zinspapiere.<br />
Auch diese Modelle tragen jedoch<br />
die genannten Probleme in sich, dass<br />
nämlich die innere juristische Struktur<br />
nicht klar wird und – wie so oft<br />
– der Wunsch nach schnellem Geld<br />
(Abschlussprovisionen, Folgeprovisionen,<br />
Kick-Backs) die Sonntagsrede<br />
von der kundenorientierten Nachhaltigkeit<br />
zu Makulatur werden lässt.<br />
Risikofaktoren: Staat und<br />
Finanzwirtschaft<br />
In Tageszeitungen und Finanzzeitschriften<br />
wird oft ein „kostenloser<br />
Depotcheck“ angeboten. Wie bei<br />
allem, was kostenlos angeboten wird,<br />
ist jedoch Vorsicht geboten. Auch<br />
der Umstand, dass der neue Berater<br />
Über den Autor<br />
Dr. Volker Gallandi (Jg. 1955) ist als Rechtsanwalt<br />
in Gorxheimertal (Hessen) tätig. Sein<br />
ursprüngliches Spezialgebiet ist das Wirtschaftsstrafrecht.<br />
Gallandi promovierte 1982<br />
zum Thema „Staatsschutzdelikte und Pressefreiheit“<br />
beim späteren Vizepräsidenten des<br />
Bundesverfassungsgerichts Prof. Winfried<br />
Hassemer. 1984 arbeitete er für die Kanzlei<br />
Bossi in München und wurde 1985 Mitglied<br />
der Außensozietät. 1988 folgte die Gründung<br />
einer eigenen Kanzlei.<br />
„Fehler“ findet, hilft nicht viel weiter,<br />
so wenig wie die Kritik des neuen<br />
Handwerkers, der den „Pfusch“ seines<br />
Kollegen reklamiert, um an einen<br />
Auftrag zu kommen.<br />
Wer seine Altersvorsorge<br />
erfolgreich betreiben will,<br />
muss sich von dem Gedanken<br />
verabschieden, dass jemand<br />
für ihn sorgt.<br />
Wer seine Altersvorsorge erfolgreich<br />
betreiben will, muss sich von<br />
dem Gedanken verabschieden, dass<br />
jemand für ihn sorgt. Der Staat hat<br />
sich als Garant der Altersvorsorge<br />
verabschiedet und stellt durch die<br />
nur noch steigende Verschuldung<br />
einen Risikofaktor für jedes Vorsorgevermögen<br />
dar. Vorsorgeunternehmen<br />
der Finanzwirtschaft haben<br />
sich selbst diskreditiert, indem sie<br />
die ursprüngliche traditionelle Rolle<br />
als Treuhänder fremder Vermögen<br />
aufgegeben und sich dem Profit aus<br />
Eigengeschäften, auch gegen ihre<br />
Kunden, zugewandt haben.<br />
Rechtsrisiken<br />
Wer sich um sein Vorsorgevermögen<br />
kümmert, sollte dieses wie ein<br />
Unternehmen betrachten, mit Waren<br />
(Aktien, Anleihen, Gold etc.), die<br />
Ertrag bringen, Spekulationsgewinn<br />
erzielen oder einfach nur Vermögen<br />
erhalten. Nach bisherigen Praxiserfahrungen<br />
sind fast alle Risiken, die<br />
zu Verlusten bei Anlegern geführt<br />
haben, Rechtsrisiken (Versprechen<br />
ohne Bonität bei Zertifikaten, Verlusteintrittsklauseln<br />
bei Derivaten,<br />
Klauseln, die riskantes Handeln<br />
erlauben, bei Vermögensverwaltungen<br />
etc.).<br />
Die Auslöser der Finanzkrise, Produkte<br />
wie ABS, CDO’s oder CDF’s,<br />
Derivate, Zertifikate, Zweckgesellschaften,<br />
kamen als Instrumente<br />
der parasitären Teile der Finanzwirtschaft<br />
nicht aus dem Nichts, sondern<br />
aus den Großkanzleien in New York,<br />
London oder Frankfurt. Daher muss<br />
ein Check des Vorsorgevermögens,<br />
nicht nur der ökonomischen Seite,<br />
sondern gerade und zuerst der<br />
rechtlichen Seite der Anlagepolitik<br />
stattfinden.<br />
Bloß nichts unterschreiben!<br />
Da die Investmentbranche lernt und<br />
auf alle Entwicklungen reagiert,<br />
muss auch der Anleger sein Vermögen<br />
und seine Anlageentscheidungen<br />
fortlaufend überwachen,<br />
planen und gestalten, um nicht nur<br />
noch reagieren zu müssen. Vor allem<br />
darf er keine Unterschrift leisten<br />
und keine Aufträge geben, bevor er<br />
sich ausreichend (wirtschaftlich und<br />
rechtlich) hat beraten lassen.<br />
Er darf auch nicht alle „Eier in<br />
ein Nest legen“. Er muss sich für<br />
unterschiedliche Risikoszenarien<br />
wappnen. Er darf nie die politische<br />
Floskel glauben: „Das Handeln war<br />
alternativlos.“ Er benötigt stets Cash<br />
für neue Chancen im Anlagebereich.<br />
Er darf nichts als Anlage kaufen, was<br />
er nicht versteht und was nicht an<br />
einem weiten Markt leicht wieder<br />
verkäuflich ist. (Weitere Details unter<br />
www.gallandi.de, Link News) n<br />
Dr. Volker Gallandi<br />
9<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
Kapitalismus in der Krise?<br />
Der Schnupfen des Philipp Holzmann und die Utopie, in der wir leben<br />
10<br />
(Foto: © Jurec/PIXELIO)<br />
Wir alle, nicht nur die Bürger der<br />
DDR, haben schon im real-existierenden<br />
Sozialismus gelebt. Und den<br />
meisten von uns gefällt es dort recht<br />
gut. Der Kegelclub, die Pfadfinder, der<br />
Fußballverein, die Landfrauen, sogar<br />
die Hells Angels – all das sind pure<br />
sozialistische Systeme.<br />
Über den Autor<br />
Ein Wirtschaftsraum, in dem sog.<br />
Rating-Agenturen spürbare Entn<br />
Peter Jumpertz ist<br />
Unternehmensberater mit<br />
Führungserfahrung für<br />
Unternehmen der Energie- und<br />
Versorgungswirtschaft, des Postund<br />
Express-Wesens und der<br />
Finanzdienstleistungs-Branche.<br />
n Seit fast 25 Jahren ist er in verantwortlicher<br />
Position und als<br />
Gründer und Miteigentümer erfolgreicher<br />
Managementberatungs-<br />
Unternehmen tätig.<br />
n Darüber hinaus hat er als Initiator<br />
und Investor eine Reihe von Startup-Firmen<br />
im Internet-Umfeld aus<br />
der Taufe gehoben.<br />
Sie schöpfen ihre Kraft aus der<br />
Tatsache, dass der Mensch sich in<br />
der Gruppe wohl fühlt. Allerdings<br />
empfinden wir Gemeinschaft nur<br />
solange als vorteilhaft, wie man<br />
uns nicht dazu zwingt. Wer will<br />
sich schon vorschreiben lassen, für<br />
welchen Bundesliga-Verein er am<br />
Wochenende fiebert. Definieren wir<br />
Sozialismus: ein Gesellschaftssystem,<br />
in dem alle produktiven Menschen<br />
ihren Verdienst in einen gemeinsamen<br />
Topf einzahlen, um dann<br />
gemeinsam darüber zu entscheiden,<br />
wofür das Geld ausgegeben wird. Da<br />
nicht jede einzelne Ausgabeentscheidung<br />
demokratisch von der ganzen<br />
Gruppe getroffen werden kann –<br />
Aufwand und Reibungsverluste aufgrund<br />
der enormen Interessenskonflikte<br />
wären viel zu hoch – delegiert<br />
man die Verteilungsmacht an einen<br />
Vereinsvorstand.<br />
Vertrauen und Eigenverantwortung<br />
Dies geht solange gut, wie die Mitglieder<br />
dem Vorstand ihr Vertrauen<br />
schenken. Entziehen sie ihm das Vertrauen<br />
in der Mehrheit, wählen sie<br />
ihn ab. Das funktioniert in Vereinen<br />
meist recht reibungslos. In Staaten<br />
allerdings stehen oft der Machtwille<br />
der Herrschenden und ihr Zugriff auf<br />
Armee und Polizei dagegen. Unter<br />
anderem deswegen passieren Revolutionen.<br />
Was ist denn dann Kapitalismus,<br />
der Gegenpol des Sozialismus?<br />
Braucht er keine demokratisch<br />
gewählten Gremien? Gibt es dort<br />
keine Revolutionen?<br />
Das Grundprinzip des Kapitalismus<br />
ist ein Gesellschaftssystem, in dem<br />
jeder produktive Mensch selbst darüber<br />
entscheidet, wie das Geld, das<br />
er verdient, auszugeben ist. Der fundamentale<br />
Unterschied der beiden<br />
Systeme liegt ausschließlich in der<br />
Verfügungsgewalt über das Produktiveinkommen.<br />
Denkt man den Kapitalismus in Richtung<br />
Staatsorganisation ein wenig<br />
weiter, dann wird klar, dass der Kapitalismus<br />
in seiner reinsten Form weder<br />
Politiker noch Revolutionen gegen<br />
sie braucht. Er benötigt lediglich<br />
die drei Grundpfeiler eines funktionierenden<br />
Gemeinwesens: unabhängige<br />
Gerichte, eine Polizei und<br />
eine schlagkräftige Armee. Für diese<br />
Institutionen zahlt jeder Bürger<br />
einen gleich großen Anteil seines<br />
Verdienstes. Die Bürger stimmen regelmäßig<br />
darüber ab, wie viel Geld<br />
sie für die Institutionen ausgeben<br />
wollen und wer dort das Sagen hat.<br />
Mehr braucht es im Prinzip nicht!<br />
Denn alle anderen Entscheidungen<br />
in der Gesellschaft sind dem Prinzip<br />
der Eigenverantwortung unterworfen.<br />
Im Kapitalismus ist Eigenverantwortung<br />
das zentrale Regelungsprinzip.<br />
Solange der Eigennutz des<br />
Einzelnen Grenzen kennt, nämlich<br />
dort endet, wo er einem anderen<br />
schadet, ist der Kapitalismus auch<br />
das humanere, weil gerechtere<br />
System. Denn es gibt dem Einzelnen,<br />
was er verdient – nicht mehr und<br />
nicht weniger.<br />
Was hat versagt?<br />
Wenn es so einfach ist, warum hat<br />
dann der Kapitalismus in den letzten<br />
Jahren so offensichtlich versagt? Die<br />
Antwort ist ebenso simpel wie verblüffend:<br />
Weil Kapitalismus wie eine<br />
Schwangerschaft ist. Entweder man<br />
ist schwanger oder man ist es nicht.<br />
Kapitalismus kann auf Dauer nur in<br />
seiner Reinform existieren. Sobald wir<br />
an einer einzigen Stelle des Systems,<br />
sei sie noch so klein, das Prinzip der<br />
Eigenverantwortung aufheben, hat jeder<br />
Andere im System ebenfalls einen<br />
Anspruch auf seine persönliche Ausnahme.<br />
Das Aufweichen des Grundprinzips<br />
der Eigenverantwortung<br />
setzt einen Teufelskreis in Gang. Aus<br />
einem noch so kleinen Anspruch entsteht<br />
ein nächster und so weiter.<br />
Sind Schulden schuld?<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
Alles aus Alles aus<br />
einer Hand<br />
einer Hand<br />
scheidungsmacht besitzen, hat ein<br />
Problem. Denn die Banken nutzen<br />
das bequeme Instrument dieser<br />
Agenturen zur Beruhigung ihres<br />
Gewissens und um immer größere<br />
Kreditsummen rund um den Globus<br />
zu vergeben. Sie verlieren am Ende<br />
völlig den Überblick, welchen ihrer<br />
Kunden sie trauen und welchen<br />
nicht – und noch schlimmer – wem<br />
sie am Ende der Kette das Geld ihrer<br />
Sparer tatsächlich anvertraut haben.<br />
Genau das ist in den Jahren vor der<br />
„Finanzkrise“ 2008 passiert.<br />
Warum lassen die Banken diese<br />
Todesspirale zu? Weil sie wissen, dass<br />
sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen<br />
am Ende nicht tragen<br />
müssen, sobald sie die „systemrelevante“<br />
Größe erreicht haben. Das<br />
geht lange gut, aber das Ende kennen<br />
wir – die Finanzblase platzt, der<br />
Bank-Manager zeigt mit dem Finger<br />
auf die Rating-Agentur, um einer<br />
persönlichen Haftung zu entgehen,<br />
und der Staat rettet die Bank mit<br />
dem Geld seiner Bürger.<br />
Würden Bank-Manager für ihre grob<br />
fahrlässigen Fehlentscheidungen<br />
haften, gäbe es keine mächtigen<br />
Rating-Agenturen. Eine Wirtschaft,<br />
die sich auf die Meinung von Rating-<br />
Agenturen verlässt, kann also keine<br />
kapitalistische Wirtschaft sein.<br />
Mit Schulden macht man keinen Staat<br />
Der Staat bedient sich bei der Bedienung<br />
der Kredite seiner Bürger.<br />
Dadurch allein entsteht im Prinzip<br />
noch keine Schuld. Sie entsteht erst<br />
dann, wenn der Staat zu verschleiern<br />
versucht, dass er mit Staatsschulden<br />
das Vermögen seiner Bürger vernichtet.<br />
Und genau diese Verschleierung<br />
können wir heute in allen westlichen<br />
Industrienationen beobachten.<br />
Staatsschulden münden immer in<br />
Inflation, in Geldentwertung. Das ist<br />
leicht zu verstehen, wenn wir uns<br />
auf das Wesentliche beschränken<br />
und wenn wir die Nebelbomben, die<br />
von Volksführern, Meinungsmachern<br />
und aus den oberen Etagen der meisten<br />
Elfenbeintürme geworfen werden,<br />
einmal ignorieren.<br />
Ein Staat, der auf Dauer in wesentlichem<br />
Umfang Kredite aufnimmt,<br />
kann also beim besten Willen kein<br />
kapitalistisches System darstellen.<br />
So einfach ist auch hier die Welt!<br />
Wäre die EU, wäre Deutschland ein<br />
kapitalistisches System, hätte es die<br />
Griechenland-Krise nie gegeben.<br />
Und noch weniger hätte ein anderer<br />
Staat dafür die Verantwortung<br />
übernommen.<br />
Russisches Roulette – nur ohne<br />
Patrone<br />
Finanzjongleure konnten unser Geld<br />
verspielen, obwohl sie es gar nicht<br />
hatten. Sie haben einfach darauf<br />
gewettet, dass jemand anderes die<br />
Zeche zahlt, wenn sie ihre Wetten<br />
verlieren. Und sie behielten Recht<br />
– die Regierungen sind auf breiter<br />
Front eingesprungen, als es darum<br />
ging, die Wettschulden einzulösen.<br />
Wir ahnen es, auch hier liegt der einzige<br />
Grund für das „Marktversagen“<br />
in der Tatsache, dass das kapitalistische<br />
Grundprinzip der Eigenverantwortung<br />
bereits lange vorher außer<br />
Kraft gesetzt wurde. Was noch in<br />
• Transportlogistik europaweit<br />
• Fahrzeuglogistik europaweit<br />
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Schiffen in allen Ostseehäfen<br />
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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
den 80er Jahren an den Bankwirtschaftslehrstühlen<br />
der Republik als<br />
„goldene Bankregeln“ gelehrt wurde,<br />
war in den 90ern weitgehend außer<br />
Kraft gesetzt. Die Universal- und die<br />
Staatsbanken hatten die Verantwortung<br />
für ihr Handeln abgegeben.<br />
Wenn wir uns diesen Mechanismus<br />
vor Augen führen, wird klar, dass<br />
es sich im Grunde dabei nicht um<br />
Spekulation, noch nicht einmal um<br />
„Kasino-Kapitalismus“ handelte.<br />
Denn man konnte im Prinzip gar<br />
nicht verlieren. Man musste lediglich<br />
sicherstellen, dass man nicht als<br />
Erster seinen Kredit der „Systemrelevanz“<br />
verspielt hatte und dass man<br />
nur mit großen Banken große Räder<br />
drehte – in jeder Beziehung also<br />
ein klassisches Schneeball-System.<br />
Sind Spekulanten also Schädlinge<br />
des Kapitalismus? Das sind sie mit<br />
Sicherheit nicht, solange sie wie<br />
jeder Kasinobesucher auch das Risiko<br />
ihrer eigenen Entscheidungen tragen<br />
müssen. Denn Spekulanten gleichen<br />
mit ihren Geschäften Angebot und<br />
Nachfrage für bestimmte wichtige<br />
Waren und Leistungen aus.<br />
Das gibt frühzeitig und kostengünstig<br />
Informationen über Markttrends<br />
und über den Wert kritischer Waren<br />
und Dienstleistungen. Ohne Terminmarkt<br />
für Erdöl – ein typischer Spekulationsmarkt<br />
– könnte kein Unternehmen<br />
mit relativer Gelassenheit<br />
die Preisentwicklung des Brennstoffs<br />
in seine Kalkulationen aufnehmen.<br />
Von Lobbyisten und Anti-Kapitalisten<br />
Wenn der Staat durch schuldenfinanzierte<br />
Ausgaben das Vermögen seiner<br />
Bürger vernichtet, wer profitiert<br />
dann davon? Worin liegt also der<br />
Anreiz der Staatsdiener, dies zu tun?<br />
Nun – der Staat kauft wertlose Güter<br />
nicht beliebig und von Jedermann.<br />
Er belohnt nur diejenigen, die es sich<br />
leisten können, genügend laut „hier“<br />
zu rufen.<br />
Dies sind alle juristischen Personen,<br />
die entweder nichts mehr zu verlieren<br />
haben oder die bereits vergleichsweise<br />
viel Vermögen besitzen<br />
– Lobbyisten und die Führungskräfte<br />
von Opel kennen das Prinzip. Je größer<br />
oder je bankrotter ein Unternehmen<br />
ist, desto weniger kostet diese<br />
Unternehmen das. Das Prinzip der<br />
Eigenverantwortung wird systematisch<br />
ausgeschaltet. Kapitalismus ist<br />
das mit Sicherheit nicht!<br />
Kapitalisten – die Idealisten<br />
unserer Tage<br />
Wenn wir also heute auf der ganzen<br />
Erde kein einziges kapitalistisches<br />
Land finden, wie können wir dann<br />
wissen, ob wir in der Krise mit dem<br />
Kapitalismus besser gefahren wären<br />
als mit den sozialistischen Systemen<br />
unserer Gegenwart?<br />
Wir können es nicht wissen. Aber<br />
wir können träumen! Wir können<br />
uns vorstellen, wie es wäre, wenn<br />
nur Leistung zählt. Wir können uns<br />
wünschen, dass Politiker uns unser<br />
Geld lassen, uns Steuern „schenken“<br />
und uns die Entscheidung überlassen,<br />
wofür wir sie ausgeben. Wir<br />
können uns ausmalen, wem wir in<br />
der Not helfen würden, wenn es<br />
darauf ankommt – und zwar ohne<br />
Zwang. Wir können z. B. durchden-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
Anzeige in der Financial Times Deutschland: Vor der Insolvenz<br />
2002 war die Philipp Holzmann AG jahrzehntelang das<br />
größte deutsche Bauunternehmen mit zeitweise über 40 000<br />
Mitarbeitern.<br />
ken, was passieren würde, wenn es keine systemrelevanten<br />
Banken geben würde. Daher hier als Gedankenfutter eine<br />
einfache Milchmädchen-Rechnung: Im Durchschnitt benötigt<br />
ein Unternehmen in Deutschland für sein Geschäft heute<br />
Bankkredite in der Höhe von etwa einem Drittel seines<br />
Jahresumsatzes.<br />
Im Durchschnitt gewährt gleichzeitig ein Unternehmen<br />
in Deutschland seinen Geschäftskunden ein Zahlungsziel<br />
von ca. 60 Tagen. Wenn nun etwa die Hälfte der gewährten<br />
Bankkredite aufgrund des Zusammenbruchs „systemrelevanter“<br />
Banken vollständig ausfallen würde, müssten die<br />
Firmen das Zahlungsziel auf 120 Tage verdoppeln, um das<br />
nötige Geld in den Kreislauf zurückzubringen.<br />
Vorstellungskraft und Gestaltungswille<br />
Glauben wir wirklich, dass deutsche Unternehmer und<br />
Manager eher in den Untergang gehen würden, als diesen<br />
Schritt zu tun? Glauben wir, dass ihnen die Vorstellungskraft<br />
und der Gestaltungswille fehlen, um mit solch kritischen<br />
Situationen umzugehen? Glauben wir, dass sie die Kreditwürdigkeit<br />
ihrer Kunden schlechter einschätzen können als<br />
die Bewohner vollklimatisierter Banktürme in Frankfurt,<br />
London und New York City?<br />
Wenn dies so wäre, dann sollten wir alle unser Geld nicht<br />
mehr in Deutschland anlegen, sondern in Griechenland! Wie<br />
weit ist es also tatsächlich her mit der Systemrelevanz und<br />
der Notwendigkeit, strauchelnde Banken, wertlose Unternehmen<br />
und gefallene Staaten zu retten? Auch bei der Antwort<br />
auf diese Frage hilft ein Blick in die Vergangenheit:<br />
Bei Philip Holzmann dauerte das Begräbnis erster Klasse<br />
etwas länger als zwölf Monate. Dann waren die Geldgeschenke<br />
ausgegeben. Nur die Protagonisten wissen wirklich,<br />
wofür – für die Rettung des Kapitalismus auf jeden Fall<br />
nicht! Denn der war schon begraben, lange bevor Philip<br />
Holzmann den ersten Schnupfen bekam. ■<br />
Peter Jumpertz<br />
Den ungekürzten Beitrag finden Sie unter www.pt-magazin.de<br />
(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei/FTD)<br />
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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
Premier 2008 „Großer Preis des Mittelstandes“
Politik<br />
Die Welt ist nicht schwarz-weiß<br />
Zu Jahresbeginn legte das IW Köln einen Masterplan vor, der sowohl Konsolidierung als auch<br />
Steuersenkung vorsieht. Und der ist auch nach der „Sparklausur“ machbar.<br />
14<br />
Finanzkrise, Demographie, Bankenrettung,<br />
Griechenland, Euro,<br />
Schuldenbremse. Seit Monaten wird<br />
sowohl auf der politischen Ebene<br />
als auch in den Medien so getan, als<br />
ginge nur eines von beiden – entweder<br />
Steuerentlastungen oder die<br />
Konsolidierung der Haushalte.<br />
Tatsächlich kann das eine sehr wohl<br />
mit dem anderen verbunden werden.<br />
Denn beides verfolgt ein und dasselbe<br />
Ziel: unsere Volkswirtschaft zu<br />
fördern. Das Institut der deutschen<br />
Wirtschaft legte zu Jahresbeginn<br />
einen Masterplan vor, der im Stimmengewirr<br />
der Talkshows und Diskussionen<br />
nicht untergehen sollte.<br />
Je früher, desto besser<br />
Die Koalition hat eine Chance, an<br />
der sich alle früheren Regierungen<br />
vorbeigemogelt haben: eine tragfähige<br />
Strategie zu entwerfen, die<br />
Steuerentlastung und Haushaltskonsolidierung<br />
miteinander verbindet.<br />
Voraussetzung ist lediglich, dass der<br />
Staat tatsächlich Ernst macht mit der<br />
Durchforstung der öffentlichen Ausgaben.<br />
Das erfordert vor allem langen<br />
Atem und Disziplin, über einen Zeitraum<br />
von vielleicht zehn Jahren. Mit<br />
der Strategie länger zu warten, wäre<br />
verantwortungslos: Dann könnten<br />
die Haushalte nicht mehr innerhalb<br />
einer Dekade in Ordnung gebracht<br />
werden. Es gilt: je früher, desto besser.<br />
Wetten gegen Deutschland?<br />
Löst die Bundesregierung das Konsolidierungsproblem<br />
nicht – und<br />
verstößt damit weiter gegen den Stabilitätspakt<br />
und die Schuldenbremse<br />
– wird an den Finanzmärkten<br />
in absehbarer Zeit nicht nur gegen<br />
Griechenland oder den Euro, sondern<br />
auch gegen Deutschland „gewettet“<br />
und spekuliert werden. Zu Recht,<br />
wegen dann unabweisbarer Zweifel<br />
an der fiskalischen Handlungsfähigkeit<br />
Berlins.<br />
Hält die Bundesregierung andererseits<br />
das im Koalitionsvertrag vereinbarte<br />
Steuersenkungsversprechen<br />
nicht, verliert sie weiter an Glaubwürdigkeit.<br />
Und zwar gerade bei<br />
denen, die die Steuern und Abgaben<br />
erarbeiten müssen. In den Aufgeregtheiten<br />
der öffentlichen Debatte um<br />
Randthemen gehen grundlegende<br />
Selbstverständlichkeiten leicht unter.<br />
Z. B. die Tatsache, dass der Staat<br />
generell nur Geld ausgeben kann,<br />
dass er zuvor anderen – als Steuer<br />
oder Abgabe – weggenommen hat.<br />
Weichenstellung<br />
So schwierig die Konsolidierungsaufgabe<br />
auch ist – sie ist machbar. Das<br />
gelang schon mal in den 80er Jahren.<br />
Das kann auch jetzt wieder gelingen.<br />
Dazu ist es jedoch erforderlich,<br />
jetzt die Weichen zu stellen. Höhere<br />
Steuer- und Abgabenbelastungen<br />
verbieten sich konjunkturpolitisch.<br />
In der „Sparklausur“ Anfang Juni<br />
wurde denn auch auf die Erhöhung<br />
der Umsatz- oder Einkommenssteuer<br />
verzichtet. An den unpopulären<br />
Maßnahmen dieser Sparklausur<br />
führt aber kein Weg vorbei. Beispiele:<br />
Dauerbrenner Subventionsabbau<br />
Subventionen sind nur im Ausnahmefall<br />
zu rechtfertigen (Grundlagenforschung).<br />
Andere Subventionen<br />
schalten den Preismechanismus<br />
aus und belasten damit den volkswirtschaftlichen<br />
und unternehmerischen<br />
Strukturwandel (Erneuerbare<br />
Energien Gesetz). Der Löwenanteil<br />
Subventionen des Bundes in Mio. Euro<br />
2007 <strong>2010</strong><br />
Bezeichnung<br />
Finanzhilfen<br />
Ist<br />
Insgesamt<br />
Finanzhilfen<br />
RegE<br />
Steuervergünstigungen<br />
Steuervergünstigungen<br />
Insgesamt<br />
Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz<br />
795 177 972 1.145 4<strong>04</strong> 1.549<br />
Bergbau 1.902 5 1.907 1.661 0 1.661<br />
Rationelle Energieverwendung und<br />
erneuerbare Energien<br />
Technologie- und<br />
Innovations förderung<br />
Hilfen für bestimmte<br />
Industriebereiche<br />
183 0 183 538 0 538<br />
301 - 301 396 - 396<br />
46 - 46 55 - 55<br />
Regionale Strukturmaßnahmen 451 594 1.<strong>04</strong>5 472 533 1.005<br />
Gewerbliche Wirtschaft allgemein 461 9.690 10.151 346 9.544 9.890<br />
Verkehr 162 1.381 1.543 669 1.853 2.522<br />
Wohnungswesen 894 3.337 4.231 909 1.651 2.560<br />
Sparförderung und Vermögensbildung 453 802 1.255 608 1.155 1.763<br />
Sonstige 0 2.008 2.008 0 2.500 2.500<br />
(Quelle: BMF)<br />
24Mrd.EurounangetastetesSparpotenzialproJahr:DerSubventionswahnderBundesregierungistdemSteuerzahlerschonlangenicht<br />
mehrzuvermitteln<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Politik<br />
der 58 Mrd. Euro Subventionen sind<br />
leider Erhaltungssubventionen wie<br />
beim Steinkohlebergbau. So wird<br />
der Strukturwandel nicht gefördert,<br />
sondern behindert. Verursacht durch<br />
politischen Verteilungsstreit und<br />
„Wählerkauf“ zu Lasten Dritter.<br />
(Foto: © Thommy Weiss/PIXELIO)<br />
15<br />
Personalausgaben<br />
Bund, Länder und Gemeinden gaben<br />
2009 rund 184 Mrd. Euro für Personal<br />
aus. In Zeiten, in denen in der Privatwirtschaft<br />
die Arbeitsplatzsicherheit<br />
schwindet und Kurzarbeit die Einkommen<br />
der betreffenden Beschäftigten<br />
mindert, müssen auch dem<br />
öffentlichen Dienst weitere Sparrunden<br />
zugemutet werden. Jedes Prozent,<br />
das hier eingespart wird, bringt<br />
knapp 2 Mrd. Euro. In der öffentlichen<br />
Verwaltung könnten jährlich<br />
bis zu 17 Mrd. Euro eingespart werden,<br />
ohne dass die Bürger einen Effizienzverlust<br />
spüren würden.<br />
Einkommensbesteuerung<br />
Die sog. kalte Progression, also<br />
die versteckte Steuererhöhung<br />
durch Inflation, ist weder durch<br />
das Leistungsfähigkeitsprinzip<br />
gedeckt noch ökonomisch sinnvoll.<br />
Sie schmälert die Kaufkraft der<br />
Einkommensbezieher. Sie steigert<br />
den Druck für höhere Nominallohnabschlüsse<br />
und erhöht damit die<br />
Arbeitskosten. Fiele diese heimliche<br />
Steuererhöhung ab 2011 weg, würde<br />
der Staat die Kaufkraft der Bürger<br />
schon im ersten Jahr um 1,7 Mrd.<br />
Euro erhöhen. Haushaltspolitisch ist<br />
dies verkraftbar.<br />
Umgang mit Kritik<br />
Vorschläge für Haushaltskonsolidierung<br />
UND Steuersenkung gibt es seit<br />
Jahren jede Menge. Doch wird hier<br />
weder wissenschaftliche Kompetenz<br />
(wie beim DIW) noch demokratische<br />
Struktur (wie beim Bund der Steuerzahler<br />
BdSt, der allein fast soviel<br />
Mitglieder hat wie Grüne, FDP, CSU<br />
und DieLinke zusammen) als Legitimation<br />
akzeptiert. Allein die BdSt-<br />
Einsparliste für den Bundeshaushalt<br />
umfasst 27 Mrd. Euro pro Jahr, von<br />
Verwaltungskosten bis zu Subventionen<br />
für die Ho-Chi-Minh-Stadtbahn<br />
in Vietnam. n
Wirtschaft<br />
Die unbekannte Alternative<br />
Mehr Chancen für erfolgreiche Bankenverhandlungen – Bundesbank-Rating als<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
16<br />
(Foto: © Peter Kirchhoff/PIXELIO)<br />
Mit Bonitätsanalyse agieren statt reagieren<br />
Für den Mittelstand ist von zentraler<br />
Bedeutung, dass die Finanzierung<br />
seiner Investitionen und Innovationen<br />
gesichert ist. Zwar hat die<br />
Regierung mit dem Rettungsschirm<br />
für Unternehmen auf die teilweise<br />
schleppende Kreditvergabe an Unternehmen<br />
reagiert.<br />
Allerdings empfinden viele Unternehmen<br />
die momentane Kreditvergabepraxis<br />
der Banken nach wie vor<br />
als zu restriktiv. Ob tatsächliche Kreditklemme,<br />
oder „nur“ Kredithürde –<br />
Unternehmen suchen händeringend<br />
nach Auswegen aus der Misere. Eine<br />
mögliche Hilfe: die Bonitätsanalyse<br />
der Deutschen Bundesbank.<br />
Neutrale Beratung<br />
Der Ausgangspunkt für einen Unternehmer<br />
ist doch heute: „Wie erkläre<br />
ich die Lage meiner Hausbank, denn<br />
in Krisenjahren braucht man Mut zu<br />
schlechten Nachrichten für Profis“,<br />
meint Christof Stölzel, Botschafter<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung. Dafür gibt<br />
es den „Sparringspartner“ Bundesbank<br />
– kostenlos!<br />
Das Rating entspricht Moody’s<br />
Investors Service, eine der größten<br />
und bekanntesten Ratingagenturen<br />
weltweit. Die Bundesbank hat ein<br />
neutrales Beurteilungssystem, keine<br />
unterschiedlichen Ratings und keine<br />
unterschiedlichen Diskontsätze.<br />
Der Check<br />
Hier kann ein Unternehmer üben<br />
und Transparenz zeigen. Wie erkläre<br />
ich einer Bank meine Bilanz,<br />
die Hoffnungen und Visionen? Nach<br />
dem Check weiß man, wo man steht,<br />
hat schon mal eine Benotung gehabt<br />
und kann im Gespräch mit der Hausbank<br />
von nun an positiv agieren und<br />
nicht nur reagieren, betont Stölzel.<br />
Mit dem Testat „notenbankfähig“<br />
wird ein Unternehmen für die<br />
Hausbank, aber auch für potenzielle<br />
weitere Banken ein interessanter<br />
Gesprächspartner. So verbessere sich<br />
die Verhandlungsposition des Unternehmers,<br />
weiß Johann Rebl von der<br />
Deutschen Bundesbank, Sachgebiet<br />
Bonitätsanalyse Nürnberg.<br />
Wie ist das Vorgehen?<br />
n Einen Bundesbank-Ansprechpartner<br />
suchen<br />
n Einreichung der letzten beiden Jahresabschlüsse<br />
n Nicht anonym<br />
n Weiche Daten mit einfließen lassen<br />
n Zusätzliche Informationen<br />
• zur aktuellen Geschäftsentwicklung<br />
• zur Umsatz-, Ergebnis- und<br />
Liquiditätsplanung<br />
• zu Veränderungen in den<br />
Gesellschaftsverhältnissen<br />
• zur Beurteilung eines evtl.<br />
Konzernverbundes<br />
• Wichtige Empfehlung:<br />
Persönlichen Kontakt zum<br />
Entscheider herstellen und<br />
Bilanzen gemeinsam mit Ihrem<br />
Steuerberater erläutern.<br />
Rangstufen<br />
Die Bundesbank hat einen Pool von<br />
100 000 Unternehmen. Sie hat eine<br />
Rangstufe entwickelt: von 1-7. Die<br />
Ränge von 1-3 erhalten das Testat<br />
„notenbankfähig“, stellt Stölzel fest:<br />
„16 Prozent der eingereichten Unternehmen<br />
schaffen es.“<br />
Etwas kommt noch hinzu. Die<br />
Bundesbank sagt aufgrund der<br />
Finanzmarktkrise: Die Zeiten sind<br />
schwierig (Bei den Rängen 1-3 gibt es<br />
eine Ausfallrate von 0,14 Prozent der<br />
Unternehmen in den folgenden Jahren).<br />
Deshalb hat die Bundesbank<br />
die Stufe 4 befristet bis Ende <strong>2010</strong><br />
eingeführt. „Das ist bares Geld!“,<br />
empfiehlt Stölzel.<br />
Was habe ich als Unternehmer davon?<br />
Hat man ein gutes Qualitätsurteil<br />
der Bundesbank, dann bekommt<br />
man auch ein gutes Urteil der Hausbank.<br />
Wenn die Hausbank es nicht<br />
so sieht, dann stimmt die Beziehung<br />
nicht, macht Stölzel aufmerksam.<br />
„Man kann sich die Hausbank zum<br />
Gespräch holen, wenn die Beurteilung<br />
nicht fair sein sollte und kann<br />
dann noch etwas erreichen bezüglich<br />
Strukturzahlen und unternehmensspezifischer<br />
Werte.“ Interessant für<br />
den Unternehmer sei die neue Perspektive:<br />
Es ist umgekehrt: Der Kunde<br />
verhandelt mit der Bank über das<br />
Rating. Stölzel: „Ein Hinweis: Seien<br />
Sie nicht traurig über das Rating 3,<br />
das ist die absolute Masse.“<br />
Benchmarking<br />
„Gleichzeitig bekommen Sie ein<br />
Benchmarking mitgeliefert: Zu welcher<br />
Branche gehöre ich denn?“ Stöl-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
zel empfiehlt: „Besser in einfacheren<br />
Kreisen arbeiten.“ Die Bundesbank<br />
zeigt Methoden des Risko-Bilanzmanagements,<br />
des Ratings und entwickelt<br />
Unternehmerkennzahlen, kann<br />
Unternehmensstrategien aufzeigen.<br />
Welcher Branchengrad ist von Vorteil<br />
für den Unternehmer, d. h. die<br />
Bank erarbeitet einen ganzheitlichen<br />
Unternehmerauftritt. Wenn das<br />
Gesamtbild nicht stimmt und ein<br />
Teil überrepräsentiert ist, andere<br />
unterrepräsentiert, kann korrigiert<br />
werden.<br />
Drehen an den Stellschrauben<br />
Dann kann im Konzept an den<br />
Stellschrauben gedreht werden, am<br />
besten ist einmal im Jahr für die<br />
Hausbank. Die Struktur ist international<br />
anerkannt.<br />
Aus der Analyse des Benchmarkings<br />
lässt sich erkennen, in welchen Feldern<br />
man gut oder schlecht aufgestellt<br />
ist: Bin ich in der Standardproduktion<br />
gut oder investiere ich besser<br />
in die Forschung?<br />
So gut wie eine Bank<br />
Im Rahmen geldpolitischer Operationen<br />
des Eurosystems gewährt<br />
die Bundesbank inländischen Kreditinstituten<br />
Kredite. Die Institute<br />
können dafür als Sicherheiten auch<br />
Kreditforderungen an Wirtschaftsunternehmen<br />
einsetzten.<br />
Diese Wirtschaftsunternehmen<br />
müssen allerdings „notenbankfähig“<br />
sein, also eine hohe Bonität<br />
aufweisen. „Über 1 000 Unternehmen<br />
aus Mittelfranken und teilen<br />
Oberfrankens lassen pro Jahr bei<br />
uns eine solche Bonitätsanalyse<br />
durchführen“, sagt Johann Rebl. Stölzel<br />
meint: „Wenn Sie zeigen können,<br />
Sie sind notenbankfähig, sind sie so<br />
gut wie eine kleine Bank.“<br />
Profilbestimmung<br />
Der Unternehmer kann sein Stärken-<br />
Schwächen-Profil bestimmen, z. B.:<br />
Lagerbestand stimmt nicht, wäre<br />
eine Schwäche, aber die Analyse<br />
zeigt es andersherum: Es ist eine<br />
schnelle Reaktion auf die Kunden<br />
möglich – das ist doch gut!<br />
Die Beratung ist ein Frühwarnsystem,<br />
ein Steuerberater reicht nicht.<br />
Die Bank lässt alles ohne Kommentar<br />
einfließen, meint Stölzel.<br />
Potenzial<br />
Das größte Potenzial entfaltet die<br />
Bundesbankberatung beim Einkauf<br />
international. Wenn Sie auf<br />
einer Messe Auskunft geben müssen:<br />
„Ja, wer sind Sie?“, können Sie<br />
antworten: „Bitte rufen Sie bei der<br />
Bundesbank an und erkundigen Sie<br />
sich.“ Damit sei einer erfolgreichen<br />
Geschäftsbeziehung der Boden bereitet,<br />
versichert Stölzel.<br />
Im Verkauf entfaltet das Rating seine<br />
Stärken bei den Fragen Zukunftssicherheit,<br />
Qualifikation und Langfristigkeit,<br />
besonders für bessere<br />
Zielvereinbarungen. Stölzel: „Es ist<br />
immer besser, vorher zu wissen, wo<br />
man scheitern könnte.“ ■<br />
Informationsbroschüre<br />
„Berurteilung der Bonität von Unternehmen<br />
durch die Deutsche Bundesbank im Rahmen<br />
der Refinanzierung deutscher Kreditinstitute“<br />
im Internet unter:<br />
http://www.bundesbank.de/download/gm/<br />
gm_bonitaetsanalyse.pdf<br />
http://www.bundesbank.de/download/gm/<br />
gm_broschuere_bonitaetunternehmen.pdf<br />
(Quelle: Deutsche Bundesbank)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Gesetz der Nachhaltigkeit<br />
Werteorientierte Unternehmensführung als Führungsaufgabe<br />
18<br />
Hans Taubenberger – Geschäftsführer der PDR Recycling GmbH + Co. KG<br />
Das 3. Wirtschaftsforum der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung am 7. Mai <strong>2010</strong> in<br />
Halle/Saale war dem Thema „Lebenswerk<br />
Firma“ gewidmet. Da liegt das<br />
Thema „Nachhaltigkeit“ nahe. Hans<br />
Taubenberger aus Thurnau (Bayern)<br />
brachte es auf den Punkt: „Nachhaltigkeit<br />
bedeutet Weiterreichen des<br />
Feuers, nicht der Asche!“<br />
Jede Firma braucht ethische<br />
Grundsätze<br />
Was bedeutet das konkret? Zuallererst:<br />
Eine Firma muss Gewinne<br />
erzielen. Wer keine Gewinne erzielt,<br />
wer kein Geld mehr hat, der ist bald<br />
am Ende. „Erfolg“, so Taubenberger,<br />
kommt dabei von „Erfolgen“, von<br />
Handeln. Es geht um Resultate des<br />
Tuns. Tun setzt Denken voraus. Und<br />
(Foto: OPS-Archiv)<br />
zwar „bedenken“ der Resultate des<br />
Handelns, vom Ende her. Tauberberger<br />
führt die PDR Recycling GmbH<br />
+ Co. KG, vor 15 Jahren unter dem<br />
Motto gegründet: „In jeder Veränderung<br />
steckt auch eine Chance!“ Eine<br />
bewusst gelebte Unternehmensethik<br />
ist integraler Bestandteil der<br />
persönlichen Erfolgsstrategie des<br />
Unternehmens. Für Taubenberger<br />
ist daher der Rat klar: Jede Firma<br />
braucht Grundsätze, und zwar auch<br />
ethische.<br />
Die allein bewirken natürlich nichts.<br />
Ohne Beachtung des Leistungsprinzips<br />
in der Organisation eines Unternehmens<br />
wird die beste Absicht<br />
in ihr Gegenteil verkehrt. Es geht<br />
immer um Fordern und Fördern,<br />
denn: „Von Nix kommt nix!“<br />
Wissensträger erzeugen, nicht<br />
Geheimnisträger<br />
Taubenbergers Grunderfahrung ist:<br />
Wertschöpfung setzt Wertschätzung<br />
voraus. Ein Unternehmen braucht<br />
eine bedingungslose Vertrauenskultur.<br />
Es geht darum, Wissensträger zu<br />
erzeugen, nicht Geheimnisträger.<br />
Dabei gilt ebenso wie auf der See:<br />
Nicht der Wind bestimmt die<br />
Richtung, sondern das Segel. Und<br />
diese Richtung bestimmt der Unternehmer.<br />
Er muss sagen, wo es lang<br />
geht. Gelingt das nicht, ist Scheitern<br />
vorprogrammiert. 95 Prozent aller<br />
Firmenzusammenbrüche sind auf<br />
diese Weise selbst verschuldet.<br />
Nötig ist dabei natürlich ein unbedingter<br />
Erfolgswille. Dazu gehört die<br />
Bereitschaft, die Kosten des Erfolgs<br />
zu tragen. Und das geht nicht ohne<br />
die Bereitschaft, sich fit zu halten,<br />
Sport zu treiben. Taubenberger<br />
mahnt die Unternehmer und Führungskräfte:<br />
„Bewegen Sie Ihren Hintern!<br />
Dann werden Sie wieder klar in<br />
der Birne!“<br />
Oberste Instanz: gesunder<br />
Menschenverstand<br />
Nötig ist weiterhin unbedingte<br />
Qualität, das Streben nach Quali-<br />
Vielfalt<br />
ist unsere Stärke<br />
Ständige Kundenorientierung<br />
Soziales Engagement<br />
Langfristige Mitarbeiterbindung<br />
Preisträger 2002<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
• Lohnzerspanung:<br />
CNC-Drehen, CNC-Fräsen, Präzisionsschleifen<br />
- vom Einzelteil bis zur Großserie -<br />
von 1 Gramm bis zu 10 Tonnen<br />
von 1 mm bis zu 3400 mm<br />
• Schweißfachbetrieb<br />
• Konstruktion und Prototypenbau/<br />
Entwicklung<br />
• Sondermaschinen-, Anlagen- und<br />
Werkzeugbau<br />
• Robotertechnik<br />
• Ausstattung Maschinenpark:<br />
CNC-Drehmaschinen,<br />
CNC-Dreh-/Fräszentren,<br />
CNC-Messtechnik<br />
Obercunnersdorfer Straße 5<br />
D - 02739 Eibau<br />
Telefon: +49/35 86/78 35 0<br />
Telefax: +49/35 86/78 35 21<br />
www.ssl-eibau.de
Wirtschaft<br />
WERTORIENTIERTE UNTERNEHMENSFÜHRUNG (CSR)<br />
MANAGEMENTSYSTEM<br />
1. Kriterien<br />
(Interdependenzen)<br />
MARKT<br />
ÖKONOMIE<br />
SOZIALES<br />
ÖKOLOGIE<br />
ÖKOLOGIE<br />
MARKT<br />
Win-Win-<br />
Situationen<br />
anstreben<br />
SOZIALES<br />
2. Orientierung<br />
(Nutzestiftung)<br />
Kunde/Öffentlichkeit<br />
Kapitaleigner<br />
Mitarbeiter<br />
Umwelt/Ressourcen<br />
ÖKONOMIE<br />
3. Resultat<br />
(Wertschöpfung)<br />
Nachhaltiger<br />
Unternehmenserfolg<br />
QM<br />
DIN EN<br />
ISO 9001<br />
Integriertes<br />
prozessorientertes Managemnentsystem<br />
UM<br />
DIN EN<br />
ISO 14001<br />
EFB<br />
§ 52 KrW-/<br />
AbfG<br />
OHS<br />
BS OHSAS<br />
18001<br />
Risikomanagement für Organisation<br />
und Systeme ONR 49000 ff<br />
beruf<br />
und<br />
Familie<br />
Gemeinnützige<br />
Hertie-Stiftung<br />
(Grafiken: PDR Recycling GmbH + Co. KG)<br />
19<br />
täts- und Technologieführerschaft.<br />
Dabei rät Taubenberger: „Achten<br />
Sie auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
und Trends. Seien Sie<br />
offen dafür. Aber wettern Sie nicht<br />
dagegen an.“ Das kann schnell zum<br />
Kampf gegen Windmühlenflügel<br />
wie bei Don Quichotte werden.<br />
Einer der wichtigsten Freunde eines<br />
Unternehmers ist „GeOrg“ – die<br />
Gerichtsfeste Organisation. Zertifizierungssystem<br />
und Qualitätsmanagementsystem<br />
sind dabei hervorragende<br />
Helfer.<br />
Ärgste Feinde nachhaltigen Erfolgs<br />
sind Größenwahn und Statusgehabe.<br />
Nachhaltigkeit geht immer mit<br />
der Pflege von Tugenden einher, mit<br />
Bescheidenheit, mit Vertrauen. Es<br />
gilt der alte Grundsatz: „Wer nicht<br />
dienen kann, kann auch nicht führen!“<br />
„Wir“, redet Taubenberger den<br />
Gästen ins Gewissen, „Wir sind Mittelständler.<br />
Wir müssen Verantwortung<br />
tragen.<br />
Hören Sie auf Unternehmensberater.<br />
Aber glauben Sie ihnen nicht zuviel.<br />
Behalten Sie Vertrauen in die oberste<br />
Instanz: Ihren gesunden Menschenverstand!“.<br />
■<br />
Marmor & Granit - Bearbeitung mittels<br />
5-Achs-CNC-gesteuerter-Technik,<br />
Wasserstrahl-Bearbeitungszentrum und<br />
traditioneller Handarbeit<br />
GmbH<br />
Nominiert für<br />
„Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ <strong>2010</strong> und<br />
Erreichung der 2. Stufe<br />
(Juryliste)<br />
Wir gestalten Lebensräume – Naturstein-Group Stein-Wegener in Köhra<br />
1993 gegründeter Meisterbetrieb im Wandel der Zeit.<br />
Für <strong>2010</strong>-2011 ist ein neuer Produktionshallenbau mit modernem Bürotrakt geplant.<br />
Durch die Expansion steigt die Mitarbeiterzahl von derzeit 15 auf geplante 32 Betriebsangehörige, wobei ein großes<br />
Augenmerk auf die Lehrausbildung gelegt wird. Von der Ausbildung von Bürokaufleuten über den Natursteinmechaniker<br />
bis hin zur klassischen Steinmetz- / Steinbildhauerlehre werden auch weiterhin interessante und zukunftsorientierte<br />
Ausbildungsplätze geschaffen.<br />
Traditionelle sowie modernste Natursteinbearbeitung für den Exklusivausbau werden durch unsere leistungsstarke<br />
Kalkulations- und Planungsabteilung vorbereitet und mittels CNC-Bearbeitungstechnik mit höchster Exaktheit in<br />
Stein gearbeitet.<br />
Kontaktdaten:<br />
Schmiedestr. 36 c<br />
<strong>04</strong>683 Belgershain/Köhra<br />
Tel. 03 42 93-47 47 0<br />
Fax: 03 42 93-3 24 8 5<br />
stein-wegener@t-online.de<br />
www.stein-wegener.de<br />
Komplette Leistungen Bad und Küchen incl. Planung aus einer Hand
Wirtschaft<br />
Vertrauen ersetzt Kontrolle<br />
Mitarbeiterführung einmal ganz anders<br />
20<br />
Am Anfang stand eine Mitarbeiterbefragung.<br />
Dann ein Leitbild:<br />
Seit 2003 sind bei der Kopp-Schleiftechnik<br />
GmbH „7 Spielregeln für<br />
den persönlichen Umgang“ und „7<br />
Spielregeln für den geschäftlichen<br />
Umgang“ die Basis des täglichen<br />
Miteinanders.<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
Seit zehn Jahren führen die Kopps ihr<br />
Unternehmen nach der sog. TEMP-<br />
Methode, einem ganzheitlichen<br />
Führungsinstrument für kleine und<br />
mittlere Unternehmen, das von dem<br />
KMU-Managementvordenker Prof.<br />
Dr. Jörg Knoblauch entwickelt wurde.<br />
Hier geht es um die vier Bereiche<br />
Teamchef, Erwartungen der Kunden,<br />
Mitarbeiter und Produktion sowie<br />
Prozesse. „Wir haben die TEMP-<br />
(Grafik: tempus-Consulting)<br />
Methode auf unsere Bedürfnisse hin<br />
angepasst und weiterentwickelt.<br />
Für unser Unternehmen war die<br />
Einführung dieses Systems eines der<br />
besten Dinge, die wir in den letzten<br />
zehn Jahren umgesetzt haben“, so<br />
Geschäftsführer Achim Kopp.<br />
Einer dieser Erfolgsfaktoren, wie<br />
Kopp die vier Bereiche nennt, sind<br />
die Mitarbeiter. „Gerade im Bereich<br />
Mitarbeiter hat sich bei uns am meisten<br />
entwickelt“, so Achim Kopp. Das<br />
Zauberwort, auf dem alles weitere<br />
aufbaut, heißt bei Kopp „Vertrauen“.<br />
Vertrauen ist etwas, das alle Menschen,<br />
alle Beziehungen, Teams,<br />
Familien und Organisationen auf<br />
der ganzen Welt gemeinsam haben.<br />
Wird es zerstört, bringt es die erfolgreichsten<br />
Unternehmen und Unternehmer,<br />
die größte Freundschaft<br />
oder den stärksten Charakter zu Fall.<br />
Keine Bürokratie<br />
Die 30 Kopp-Mitarbeiter erfahren<br />
ein Höchstmaß an Vertrauen. Bereits<br />
bei der Einstellung neuer Mitarbeiter<br />
wird vor allem darauf geachtet,<br />
dass der oder die Neue gut ins Team<br />
passt. Die fachliche Qualifikation<br />
steht erst als Punkt zwei auf dem<br />
Prüfstein. Auch bei der Planung bzw.<br />
dem Abarbeiten der Aufträge setzt<br />
Kopp weitestgehend auf eigenverantwortliches<br />
Denken und Handeln<br />
seiner Mitarbeiter.<br />
Auch Urlaubs- und Schichtplanung<br />
oder die Einteilung von Samstagsund<br />
Wochenend-Einsätzen machen<br />
die Mitarbeiter unter sich aus. „Eine<br />
kurze Info an mich ist da völlig ausreichend,<br />
die Sache muss laufen,<br />
ohne große Bürokratie“, so der Fertigungsleiter<br />
Jürgen Kopp. Zentrale<br />
Endkontrolle? Fehlanzeige! Und dies<br />
bei der Herstellung von hochkomplexen<br />
Fräs- oder Bohrwerkzeugen mit<br />
nur ein paar tausendstel Millimeter<br />
Toleranz.<br />
Jeder ist Qualitätsmanager<br />
Bei Kopp-Schleiftechnik ist jeder der<br />
30 Mitarbeiter ein „Qualitätsmanager“.<br />
Jeder Mitarbeiter zeichnet – im<br />
Wortsinn – jeweils für den von ihm<br />
durchgeführten Arbeitsschritt auf<br />
dem Fertigungsdokument ab. Dass<br />
sich dieses System bestens bewährt<br />
hat, zeigt u. a. die spitzenmäßige<br />
Qualitätsrate von über 99,8 Prozent.<br />
Ein weiterer Vertrauensbeweis ist<br />
„KOPP-VIT“ (Verbesserung im Team).<br />
Hier nimmt man sich zum einen in<br />
kleinen Gruppen bestimmter Probleme<br />
an und versucht, Lösungen zu<br />
finden und diese dann auch umzusetzen.<br />
„Unsere Mitarbeiter wissen<br />
Gestatten<br />
Wir suchen...<br />
...freundliches, engagiertes und zuverlässiges Personal.<br />
Sollte Ihr Interesse geweckt sein, bewerben Sie<br />
sich bei uns.<br />
Wir empfehlen uns!<br />
Unser Unternehmen STA-BAU Sicherungstechnischer Anlagenbau wurde 1995 unter der Geschäftsführung<br />
von Herrn Holger Meyer gegründet und hat sich in kurzer Zeit als leistungsfähiges Unternehmen<br />
in der Region und darüber hinaus etabliert. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Installation<br />
und Wartung von Signalanlagen. Der Schienenverkehr unterliegt eigenen gesetzlich fi xierten Sicherheitsbestimmungen.<br />
Mitarbeiter unseres Unternehmens verfügen über die an diesen Anlagen<br />
erforderlichen Sachkenntnisse, einschließlich der dafür notwendigen Befähigungsnachweise. Wir<br />
arbeiten nur mit qualifi ziertem Fachpersonal, dass die Anwendung aller Techniken der Deutschen<br />
Bahn beherrscht. Der hohe Qualifi zierungsstand unserer Mitarbeiter wird ständig an die Gegebenheiten<br />
angepasst. Dank hoch qualifi zierter, fl exibler Montagetrupps realisieren wir kurzfristig Bauvorhaben<br />
der Deutschen Bahn AG, der Usedomer Bäderbahn sowie anderer Auftraggeber. Hauptziel<br />
unseres Unternehmens ist es, zur Zufriedenheit unserer Kunden eine mängelfreie Leistung preiswert<br />
und fachgerecht herzustellen. Aus diesem Grund stellen wir uns einer externen Überwachung der<br />
Qualitätssicherung.<br />
Voraussetzung: Abgeschlossene Berufsaus bildung als<br />
Energieelektroniker bzw. Elektroniker für Geräte und<br />
Systeme.<br />
Derzeit bilden wir im Berufszweig Elektroniker für Geräte<br />
und Systeme aus.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.<br />
STA-BAU MEYER<br />
Kronwieckstraße 1 | 17389 Anklam | Tel.: 0 39 71 / 2 90 65 - 0 | Fax: 0 39 71 / 2 90 65 - 21<br />
info@sta-bau-meyer.de | www.sta-bau-meyer.de<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
über alles, was im Unternehmen<br />
geschieht, Bescheid“, so Achim Kopp.<br />
Infoquelle „KOPP-MIS“<br />
Eine der wichtigsten Informationsquellen<br />
für die Mitarbeiter ist das<br />
Mitarbeiter-Informations-System<br />
„KOPP-MIS“: eine ca. zehn qm große<br />
Infowand im Personalbereich mit<br />
Vision, Mission, Zielen und Projekten,<br />
Spielregeln, Organigramm, Monatsmotto,<br />
bis hin zu Auswertungen,<br />
Auftragseingang, Umsätzen, Kundenmeinungen,<br />
Qualitätsrate und noch<br />
vielem mehr. Aktuell in Planung ist<br />
ein Info-Terminal, ein sog. Company-<br />
Web mitten in der Produktion.<br />
Selbst beim starken Auftragseinbruch<br />
im Krisenjahr 2009 konnten<br />
alle Arbeitsplätze erhalten werden.<br />
„Wir wollen eine ‚Wohlfühl-Atmosphäre’<br />
schaffen, denn wenn sich<br />
unser Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz<br />
wohl fühlt, hat er mehr Spaß<br />
an seiner Arbeit und ist bereit, mehr<br />
als nur gute Leistungen zu bringen.<br />
Unsere Mitarbeiter wissen: Wenn es<br />
dem Unternehmen gut geht, geht es<br />
uns allen gut“, so Achim Kopp.<br />
Saat und Ernte<br />
Und Erfolg zeigt sich nicht zuletzt<br />
darin, dass Kopp-Schleiftechnik beim<br />
Wettbewerb „Deutschlands Kundenchampions<br />
2009“ zum Unternehmen<br />
mit den besten Kundenbeziehungen<br />
in der Kategorie bis 50 Mitarbeiter<br />
gewählt wurde. Achim Kopp ist<br />
sich sicher:<br />
„So wie wir im Unternehmen miteinander<br />
umgehen, so spürt das<br />
auch der Kunde, wenn er mit uns in<br />
Das Familienunternehmen<br />
Kontakt tritt.“ Sein Tipp an andere<br />
Unternehmer: „Geben Sie Ihren Mitarbeitern<br />
Lob und Anerkennung und<br />
zeigen Sie Interesse und echte Wertschätzung.<br />
Was ich gebe, kommt zu<br />
mir zurück, das Gesetz von Saat und<br />
Ernte. Schenken Sie Vertrauen, und<br />
Sie können sich das Kontrollieren<br />
schenken!“ n<br />
Achim Kopp<br />
n Die Kopp-Schleiftechnik GmbH aus Lindenfels-Winterkasten im Odenwald ist spezialisiert<br />
auf die Herstellung und den Nachschleifservice für Bohr- und Fräswerkzeuge zur<br />
Metallbearbeitung.<br />
n 1970 von Seniorchef Helmut Kopp gegründet, wird das Familienunternehmen heute in der<br />
zweiten Generation von Achim Kopp sowie von seiner Frau Heike und seinem Bruder Jürgen<br />
geführt.<br />
n Das etwa 30 Mitarbeiter zählende Unternehmen wurde <strong>2010</strong> zum zweiten Mal in Folge für<br />
den „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert.<br />
21
Papier Holz Kunststoffe<br />
Energieträger und Verwandlungskünstler<br />
(Fotos: VDP, Wikimedia Commons/GFDL/CC/Ws hein, Tetra Pak, © Ariane Sept/PIXELIO)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
PET-Flaschen ökologisch gleichwertig<br />
Ökobilanz <strong>2010</strong> widerlegt das Märchen vom „Klimakiller“<br />
Überall Verbesserungen<br />
(IK/eigBer.) - Die PET-Einwegflasche<br />
für Mineralwässer und kohlensäurehaltige<br />
Erfrischungsgetränke<br />
ist aus unserem Alltag nicht mehr<br />
wegzudenken und bei Verbrauchern<br />
akzeptiert. So lag beispielsweise der<br />
Marktanteil von PET-Einwegflaschen<br />
für Mineralwässer 2009 bei 68,1%,<br />
Tendenz steigend. Die PET-Einwegflaschen<br />
für Mineralwässer und Erfrischungsgetränke<br />
werden über das<br />
aktuelle Pfandsystem gesammelt,<br />
durch einen geschlossenen Wertstoffkreislauf<br />
recycelt und als qualitativ<br />
hochwertiger Rohstoff wieder<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Positive Entwicklung fortgesetzt<br />
Eine aktuelle und neutrale Ökobilanz<br />
des ifeu Institut für Energie- und<br />
Umweltforschung Heidelberg GmbH<br />
zeigt, dass mittlerweile bei 81,3% des<br />
untersuchten Marktes von Mineralwässern<br />
und Erfrischungsgetränken<br />
bei PET-Einwegverpackungen eine<br />
ökologische Gleichwertigkeit zur<br />
Benchmark Glas Mehrweg vorliegt.<br />
„Damit hat sich die bereits im<br />
Rahmen der GDB Ökobilanz 2008<br />
abgezeichnete positive ökologische<br />
Entwicklung der PET-Einweggetränkeverpackung<br />
weiter fortgesetzt“,<br />
betonte Dr. Jürgen Bruder,<br />
Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung<br />
Kunststoffverpackungen<br />
e.V. „Es gibt keinen Grund<br />
mehr, die PET-Einwegflasche als<br />
‚Klimakiller’ zu diffamieren, wie es<br />
in der Vergangenheit geschehen ist“,<br />
ergänzt Bruder.<br />
Methodik<br />
Für eine Vergleichbarkeit gegenüber<br />
früheren Ökobilanzen wurden die<br />
Methodik und die Wirkungskategorien<br />
sowie deren Priorisierung<br />
übernommen. Ergänzend wurde<br />
der technologische Fortschritt in<br />
der gesamten Prozesskette (PET-<br />
Erzeugung, PET-Flaschenherstellung,<br />
Abfüllung, Distribution und Recycling)<br />
berücksichtigt.<br />
Untersucht wurden PET-Einweggetränkeverpackungen<br />
und andere<br />
marktrelevante Getränkeverpackungen<br />
wie PET-Mehrweg und<br />
Glas-Mehrweg in den Bereichen<br />
Vorratshaltung (≤ 0,7 Liter) und<br />
Sofortverzehr (< 0,7 Liter) für stille<br />
Mineralwässer sowie kohlensäurehaltige<br />
Mineralwässer und Erfrischungsgetränke.<br />
Rücklaufquoten Getränkeverpackungen<br />
GDB 2008 IK <strong>2010</strong> Aktuell<br />
PET EW 1,5 l 90% - 95% 94% 98,5%<br />
Petcycle 1,0 l 97% > 97%<br />
Glas-MW 0,7 l 99% 99%<br />
PET-MW 1,0 l 99% 99%<br />
(Quellen: ifeu Ökobilanz <strong>2010</strong>; Expertengespräche DPG & Industrie, März <strong>2010</strong>)<br />
(Foto: Wikimedia Commons/<br />
Public Domain/Quantockgoblin)<br />
Das Ergebnis der Ökobilanz <strong>2010</strong> zeigt<br />
Verbesserungen der 1,5L PET-Einwegflasche<br />
in nahezu allen Wirkungskategorien.<br />
„Die Gründe dafür sind<br />
vielfältig und entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette angesiedelt“,<br />
unterstreicht Andreas Detzel, Projektleiter<br />
ifeu Institut für Energie- und<br />
Umweltforschung Heidelberg GmbH.<br />
Insbesondere die Gewichtsreduktion<br />
der Flaschen (-14%), der ansteigende<br />
Rezyklat-Anteil in der Flasche (25-35%<br />
recyceltes PET), die Verringerung<br />
der Distributionsdistanzen (-38%)<br />
und der gesunkene Energie- und<br />
Prozesswasserverbrauch (-30% bzw.<br />
-36%) haben großen Anteil an der<br />
neu erreichten Gleichwertigkeit zum<br />
Referenzwert 0,7 L Glas-Mehrweg<br />
im Bereich Vorratshaltung. Die PET-<br />
Mehrwegflasche hat in allen Wirkungskategorien<br />
in der Summe mehr<br />
Vorteile als die anderen untersuchten<br />
Verpackungssysteme erreicht.<br />
Investitionen haben sich gelohnt<br />
Zur Versachlichung der Diskussion<br />
zum Thema Einweg-/Mehrweggetränkeverpackungen<br />
hat die IK das<br />
Deutsche Dialog Institut beauftragt,<br />
Gespräche mit Vertretern aus Industrie,<br />
Handel und Interessenverbänden<br />
zu führen. „Die Verpackungsverordnung<br />
und die Pfandpflicht haben<br />
hinsichtlich PET-Einwegflaschen einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Schließung<br />
von Kreisläufen und damit zur<br />
Ressourcenschonung geleistet“, fasst<br />
Helmuth von Grolman, Geschäftsführer<br />
Deutsches Dialog Institut, die<br />
Ergebnisse der über 60 Gespräche zusammen.<br />
Nach Expertenaussagen<br />
liegt die aktuelle Rücklaufquote bei 1,5<br />
Liter PET-Einwegflaschen bei 98,5%.<br />
„Die hohen Investitionen in das heutige<br />
Pfandsystem für PET-Einweg haben<br />
sich gelohnt“, so von Grolman. n<br />
Zum Nachlesen<br />
Die vollständige Ökobilanz-<br />
Studie erhalten Sie bei der<br />
IK Industrievereinigung<br />
Kunststoffverpackungen e. V. unter<br />
info@kunststoffverpackungen.de.<br />
23<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
®<br />
Wirtschaft<br />
Polymere werden berechenbar<br />
Medium-Control-Systeme<br />
Franke & Hagenest GmbH<br />
Neues Simulationsverfahren für Kunststoffe und Biopolymere<br />
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Personalmanagement<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Simulation eines Aktin-Netzwerks<br />
(idw-online/eigBer.) - Technische<br />
Kunststoffe bestehen aus langen,<br />
kettenartigen Molekülen. Deren<br />
Beweglichkeit hat einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Materialeigenschaften.<br />
Könnte man sie besser<br />
vorausberechnen, so würde dies bei<br />
der Entwicklung neuer Kunststoffe<br />
sehr viel Zeit und Geld sparen.<br />
Auch die Biologie steht vor ähnlichen<br />
Problemen: Biopolymere Netzwerke<br />
sind von entscheidender Bedeutung<br />
für eine Vielzahl biologisch und<br />
medizinisch relevanter Prozesse im<br />
menschlichen Körper. Insbesondere<br />
sind sie wichtig für Teilung, Bewegung<br />
und Verformung von Zellen.<br />
Sogar Supercomputer bisher<br />
überfordert<br />
(Foto: Christian Cyron/TUM)<br />
Aufgrund der enormen Komplexität<br />
dieser Netzwerke ist eine Untersuchung<br />
oft nur mit Computersimulationen<br />
möglich. Die Größe<br />
und die komplexen Eigenschaften<br />
der in Materialwissenschaft und<br />
Biologie zu simulierenden Systeme<br />
setzen einer präzisen Modellierung<br />
jedoch bislang enge Grenzen. Bei<br />
Verwendung der bisher in diesen<br />
Bereichen üblichen Simulationsverfahren<br />
sprengt der Rechenaufwand<br />
selbst die Möglichkeiten von Supercomputern.<br />
Prof. Wolfgang Wall und sein Team<br />
am Lehrstuhl für Numerische Mechanik<br />
der TU München haben nun die<br />
in den Ingenieurwissenschaften<br />
als höchst effizientes Verfahren<br />
bekannte Finite-Elemente-Methode<br />
so erweitert, dass sie auch für die<br />
Simulation der Mikromechanik von<br />
Kunststoffen und Biopolymeren eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Konzentration auf das Wesentliche<br />
Diese Methode erlaubt es, physikalische<br />
Effekte in einem bestimmten<br />
Gebiet zu simulieren, indem die Vorgänge<br />
auf kleinen Teilgebieten, den<br />
Finiten Elementen, in ihrer Auswirkung<br />
zusammengefasst werden und<br />
sog. Knoten zugeschlagen werden.<br />
Während der Simulation genügt es<br />
dann, alle Rechenschritte nur noch<br />
in Bezug auf diese diskreten Knoten<br />
auszuführen.<br />
Bislang war nicht bekannt, wie bei<br />
diesem Verfahren die in der Bio- und<br />
Polymerphysik essentiellen Effekte<br />
der statistischen Mechanik berücksichtigt<br />
werden können. Denn die<br />
Moleküle werden durch die Umgebungswärme<br />
ständig zufällig angeregt<br />
und bewegen sich daher ständig<br />
ein klein wenig.<br />
Die neu entwickelte Simulationsmethode<br />
löst dieses Problem und öffnet<br />
damit den Weg zu einer höchst effizienten<br />
Simulation der statistischen<br />
Polymer- und Biophysik. Dies ermöglicht<br />
die computergestützte Analyse<br />
auch solcher Systeme, die bislang zu<br />
groß und komplex waren.<br />
Effizient, solide und vielseitig<br />
„Die großen Vorteile der neuen<br />
Methode sind ihre Vielseitigkeit, ihre<br />
Effizienz sowie ihre solide mathematische<br />
Basis“, erklärt Prof. Wall. Die<br />
grundlegende Methode wird bereits<br />
für viele verschiedene Probleme<br />
aus Technik und Naturwissenschaft<br />
genutzt – zur Simulation derartiger<br />
Fragestellungen wurde sie jedoch<br />
bislang noch nicht eingesetzt. ■<br />
Weitere Informationen<br />
Prof. Dr. Wolfgang A. Wall<br />
Technische Universität München<br />
Lehrstuhl für Numerische Mechanik<br />
Boltzmannstr. 15, 85748 Garching<br />
Tel. 089 28915-300<br />
Fax 089 289 15-301<br />
wall@lnm.mw.tum.de<br />
www.lnm.mw.tum.de<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Rohstoffpreise vor Rekordhoch<br />
Experten rechnen auch bei Versorgungssicherheit nicht mit kurzfristiger Entspannung<br />
(IK/eigBer.) - Die weiter ansteigenden<br />
Rohstoffpreise treffen die<br />
Kunststoffverpackungsbranche sehr<br />
hart. Wie die IK Industrievereinigung<br />
Kunststoffverpackungen e. V.<br />
mitteilt, haben die Preise den Stand<br />
des ersten Halbjahres 2008 erreicht.<br />
Damals war die Nachfrage allerdings<br />
noch wesentlich höher. Insofern sind<br />
die aktuellen Preisanstiege nicht<br />
allein auf den konjunkturellen Aufschwung<br />
zurückzuführen und auch<br />
Über den Verband<br />
Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen<br />
e. V. vertritt als<br />
Bundesverband die Interessen der<br />
Hersteller von Kunststoffverpackungen<br />
und Folien in Deutschland<br />
und Europa. Mitglieder des Forums<br />
PET in der IK sind namhafte internationale<br />
Unternehmen der gesamten<br />
Prozesskette. Details unter<br />
www.kunststoffverpackungen.de<br />
und www.forum-pet.de.<br />
nicht ausschließlich auf die Preiserhöhungen<br />
bei den Vorprodukten. So<br />
hat sich z. B. die Preiserhöhung beim<br />
Polyethylen gegenüber dem Vorprodukt<br />
Ethylen verdoppelt.<br />
Am Beispiel des starken Preissprungs<br />
beim Vorprodukt Butadien wird die<br />
besondere finanzielle Belastung für<br />
viele Folienhersteller deutlich. Ein<br />
zusätzliches Problem sind die hohen<br />
Energiekosten, insbesondere hat sich<br />
Rohöl in den letzten Monaten deutlich<br />
verteuert.<br />
Kapazitäten reduziert<br />
Nach dem Krisenjahr 2009 sind<br />
die Verpackungsunternehmen<br />
jetzt gezwungen, schnellstmöglich<br />
Lösungen mit ihren Kunden zu finden.<br />
Zudem zeigen sich in einigen<br />
Produktsegmenten Versorgungsengpässe.<br />
Durch reduzierte Cracker- und<br />
Raffinerie-Kapazitäten in Europa<br />
(Foto: BP)<br />
ist die Situation beim Polypropylen<br />
besonders angespannt. Aus Sicht<br />
von IK-Hauptgeschäftsführer Ulf<br />
Kelterborn werden zurzeit durch<br />
den starken Aufschwung in China<br />
zu wenige Kunststoffe nach Europa<br />
importiert. Experten rechnen deshalb<br />
nicht mit einer kurzfristigen Entspannung,<br />
weder bei den Rohstoffpreisen<br />
noch bei der Versorgungssicherheit.<br />
n<br />
25<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Zwei Seiten einer Krise<br />
Während die Papierindustrie unter drastischen Umsatzeinbrüchen<br />
leidet, können sich die Altpapierhändler vor<br />
Aufträgen kaum retten<br />
(VDP/bvse/eigBer.) - Der Umsatzeinbruch<br />
der deutschen Papierindustrie<br />
ist im Krisenjahr 2009 mit minus<br />
16% auf 12,5 Mrd. Euro deutlich ausgefallen.<br />
Mittlerweile sei aber die<br />
Talsohle durchschritten und die Auftragssituation<br />
habe sich deutlich verbessert.<br />
Nur wenige Unternehmen<br />
hätten das Jahr 2009 nicht überstanden.<br />
Das erklärte der Präsident des<br />
Verbandes Deutscher Papierfabriken,<br />
Dr. Wolfgang Palm, auf der Jahrespressekonferenz<br />
seines Verbandes.<br />
Schwacher Zeitungsmarkt<br />
Vor dem Hintergrund wieder steigender<br />
Kosten sähen sich die<br />
Unternehmen zur Sicherung der<br />
Arbeitsplätze gezwungen, Preisverbesserungen<br />
durchzusetzen. Insgesamt<br />
seien Produktion und Absatz<br />
im Krisenjahr 2009 um 8% auf rund<br />
21 Millionen Tonnen eingebrochen.<br />
Es werde allerdings einige Jahre<br />
dauern, bis die Branche wieder den<br />
Gut zu wissen<br />
n Die Papierindustrie gehört zu den<br />
energieintensiven Industrien. Durch<br />
den Zwang, CO2-Emissionsrechte<br />
ersteigern zu müssen, entstehen ihr<br />
auf zwei Wegen zusätzliche Kosten:<br />
n Zum einen für die Emissionszertifikate<br />
selbst und zum anderen für den<br />
produktionsnotwendigen Strom.<br />
Denn die Energieversorger reichen<br />
die Kosten für die von ihnen erworbenen<br />
Emissionsrechte über den<br />
Strompreis an die Kunden weiter.<br />
n Die energieintensiven Industrien<br />
können das nicht, da sie mit nichteuropäischen<br />
Wettbewerbern konkurrieren,<br />
welche solche unter dem<br />
Deckmantel des „Klimaschutzes“<br />
erhobenen Zusatzkosten nicht<br />
haben.<br />
Stand vor der Krise erreicht hat, sagte<br />
Palm. Die Entwicklung der einzelnen<br />
Sorten verlief höchst unterschiedlich.<br />
Während sich der Absatz für<br />
Verpackungspapiere und -kartons<br />
mit einem Jahresminus von etwa 3%<br />
wieder annähernd stabilisiert habe,<br />
machten sich bei den grafischen<br />
Papieren deutlich die vorhandenen<br />
Überkapazitäten bemerkbar, so Palm.<br />
Ein Absatzminus von 14% weise auf<br />
einen immer noch schwachen Zeitschriften-<br />
und Zeitungsmarkt hin.<br />
Spitzenposition in Europa ausgebaut<br />
Gut behauptet haben sich 2009 die<br />
Hersteller von Hygienepapieren,<br />
deren Geschäft durch die Krise kaum<br />
berührt wurde. Gelitten hätten mit<br />
einem Absatzminus von rund 13%<br />
die meisten Hersteller technischer<br />
und Spezialpapiere. Allerdings habe<br />
sich ihre Auftragssituation deutlich<br />
verbessert.<br />
Nach wie vor ist die deutsche Papierindustrie<br />
mit einer Produktion von<br />
rund 21 Millionen Tonnen die viertgrößte<br />
Papierindustrie weltweit und<br />
hat in Europa ihre Spitzenposition<br />
auf einen Marktanteil von nunmehr<br />
24% ausgebaut. Gut 43% der Produktion<br />
gehen ins Ausland, davon 65%<br />
nach West- und 23% nach Osteuropa.<br />
Altpapier stark nachgefragt<br />
Die Entwicklung des Altpapiermarktes<br />
stellt sich deutlich positiver<br />
dar als im vergangenen Jahr. Nach<br />
ruhigem Beginn des Jahres <strong>2010</strong> im<br />
Altpapiersegment entwickelte sich<br />
die Nachfrage nach Altpapier lebhaft.<br />
Das erklärte Hubert Neuhaus, bvse-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Vizepräsident und Vorsitzender des<br />
Fachverbandes Papierrecycling.<br />
Diese Nachfrage wird gestützt durch<br />
verschiedene Sonderfaktoren: Innereuropäisch<br />
und auch in Asien werden<br />
neue zusätzliche Produktionskapazitäten<br />
der Papierindustrie fühlbar,<br />
die Altpapier als Rohstoff einsetzen.<br />
Da Altpapierlagerbestände bei den<br />
Lieferanten durch das konjunkturund<br />
winterbedingt niedrige Aufkommen<br />
nicht vorhanden waren, führt<br />
die gestiegene Nachfrage regelrecht<br />
zur „justintimeVersorgung“.<br />
Preise steigen<br />
Nach den Worten von Hubert Neuhaus<br />
kann der Altpapierbedarf zurzeit<br />
nur mit „großen Anstrengungen“<br />
der Altpapierentsorgungswirtschaft<br />
gedeckt werden. Auch die Preisfindung<br />
für Altpapier ist in Bewegung.<br />
Der im Lauf von Herbst 2009 und<br />
Winter 2009/10 heraus verzeichnete<br />
Anstieg der Vergütungen führte<br />
bis in den Januar gerade mal auf das<br />
Vorkrisenniveau vom Herbst 2008.<br />
Hubert Neuhaus:<br />
„Ein Anstieg, der sinnvoll und notwendig<br />
war. Die aktuell erhöhte<br />
Nachfrage mündet darin, dass eine<br />
kleine – oft auch nur gefühlte –<br />
Unterdeckung in der Altpapierversorgung<br />
ausreichen kann, um übersteigerte<br />
Nervosität entstehen zu lassen.“<br />
Von regelrechten Verdrängungsgeboten<br />
einiger Abnehmer wird dem<br />
bvse zudem berichtet. Dies betreffe<br />
letztlich aber nur ein vergleichsweise<br />
kleines AltpapierMengenvolumen,<br />
quasi das Zünglein an der Waage.<br />
Der Fachverband Papierrecycling im<br />
bvse sieht mit großer Sorge, dass solche<br />
SpotmengenPhänomene, die<br />
am Mittelstand in der Regel vorbei<br />
gehen, die Preismeldung für eine Altpapiersorte<br />
im Ganzen explosionsartig<br />
nach oben treiben können.<br />
Falsche Begehrlichkeiten?<br />
Das könne dann massive Probleme<br />
nach sich ziehen, wenn solch hohe<br />
Notierungen Eingang finden in Verträge<br />
und Ausschreibungen mit<br />
Preisanpassungsregelungen, warnte<br />
(Fotos: VDP)<br />
Neuhaus. Der bvseVizepräsident<br />
weist darauf hin, dass die Altpapierwirtschaft<br />
nicht unbedingt von<br />
hohen Preisen profitiere. Im Gegenteil:<br />
Auf Seiten der Anfallstellen können<br />
Begehrlichkeiten entstehen, die<br />
fehl am Platz seien. Entscheidend sei,<br />
dass eine Marge erwirtschaftet werden<br />
könne, die für den Altpapierentsorger<br />
auskömmlich ist. n<br />
Weltspitze im Recycling<br />
n Die deutsche Papierindustrie ist mit<br />
einer Altpapiereinsatzquote von 68%<br />
weltweit Spitzenreiter im Papier-<br />
Recycling.<br />
n 2008 wurden 15,5 Mio. Tonnen<br />
Altpapier zur Herstellung von<br />
Papier, Karton und Pappe eingesetzt.<br />
Altpapier ist damit mengenmäßig<br />
der wichtigste Rohstoff für die deutsche<br />
Papierindustrie.<br />
27
Wirtschaft<br />
Holz bleibt attraktiv<br />
Der natürliche Brennstoff aus dem Wald erfreut sich in Deutschland weiterhin<br />
großer Beliebtheit<br />
28<br />
(Foto: © dieter/PIXELIO)<br />
Neben Hackschnitzelheizungen<br />
kommen zunehmend auch größere<br />
Pelletheizungen für die Wärmeversorgung<br />
bei kommunalen und<br />
gewerblichen Objekten sowie im<br />
Mietwohnungsbau zum Einsatz. In<br />
Deutschland werden jährlich rund<br />
25 Millionen Festmeter Holz in Form<br />
von Scheitholz, Hackschnitzeln, Pellets<br />
und Briketts zum Heizen genutzt.<br />
Mit über 22 Millionen Festmetern<br />
ist Scheitholz aus dem Wald der<br />
bedeutendste Holzbrennstoff, aber<br />
auch Holz aus dem eigenen Garten<br />
und der Landschaftspflege sowie<br />
unbehandeltes Gebrauchtholz und<br />
Stückholzreste aus Sägewerken<br />
sowie Holzbriketts und Waldholz-<br />
Hackschnitzel sind von nennenswerter<br />
Bedeutung.<br />
Arbeitskreis Holzbriketts gebildet<br />
(FNR/DEPV/eigBer.) - Das Heizen<br />
mit Holz findet in Deutschlands<br />
privaten Haushalten immer noch<br />
zunehmendes Interesse. In etwa 20%<br />
der Haushalte wird mit Scheitholz,<br />
Holzbriketts, Pellets oder Hackschnitzeln<br />
geheizt.<br />
Holzzentralheizungen auf dem<br />
Vormarsch<br />
Vorwiegend handelt es sich dabei um<br />
sog. Einzelfeuerstätten wie Kaminund<br />
Kachelöfen zur Beheizung einzelner<br />
Wohnräume. Aber immerhin fast<br />
ein Fünftel der mit Holz heizenden<br />
Haushalte verfügt über eine Holzzentralheizung<br />
(Scheitholzvergaserkessel,<br />
Pelletzentralheizung, Hackschnitzelheizung<br />
etc.), die zugleich auch der<br />
Wassererwärmung dient.<br />
Der Gesamtbestand an Holzheizungen<br />
in privaten Haushalten liegt<br />
bei über neun Millionen Anlagen,<br />
Tendenz steigend. Nicht nur steigende<br />
Preise für herkömmliche<br />
Brennstoffe, sondern auch die staatliche<br />
Förderung des Erwerbs von<br />
Kleinfeuerungskesseln haben dazu<br />
beigetragen, dass auch die Zahl der<br />
hocheffizienten Holzzentralheizungen<br />
steigt.<br />
Boom durch Förderung begünstigt<br />
Die größte Marktbedeutung haben<br />
nach wie vor Kaminöfen und Heizkamine,<br />
die zunehmend auch als<br />
wasserführende Modelle zur Heizungsunterstützung<br />
angeboten werden.<br />
Die Förderung im Rahmen des<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetzes im<br />
Wärmebereich hat einen Ausbau des<br />
Marktes für effiziente und emissionsarme<br />
Pelletöfen und Pelletzentralheizungen,<br />
Hackschnitzelheizungen und<br />
Scheitholzvergaserkessel bewirkt.<br />
Durch die Zunahme von holzbetriebenen<br />
Öfen hat sich in den letzten<br />
Jahren auch die Nachfrage nach<br />
Holzbriketts in Deutschland deutlich<br />
erhöht. „Als heimscher, CO2-neutraler<br />
und normierter Energieträger mit<br />
hohem Brennwert und geringem<br />
Raumbedarf sind Holzbriketts für<br />
den emissionsarmen Einsatz in<br />
modernen Öfen gut geeignet“, sagte<br />
der Geschäftsführer des Deutschen<br />
Energieholz- und Pellet-Verbandes<br />
e.V. (DEPV), Martin Bentele, bei der<br />
Konstituierung des Arbeitskreises<br />
Holzbriketts.<br />
Zur besseren Transparenz der Branche<br />
hat sich der Arbeitskreis Holzbriketts<br />
im DEPV zum Ziel gesetzt, zeitnah<br />
Marktdaten zu Produktion und<br />
Handel in Deutschland zu erheben.<br />
Auch die für das Jahr <strong>2010</strong> anstehende<br />
Verabschiedung einer europäischen<br />
Norm (EN 14961-3) und deren<br />
Umsetzung wird noch in diesem Jahr<br />
ein Thema des Gremiums sein.<br />
Produktion für die Region<br />
Holzbriketts werden in Deutschland<br />
für den lokalen und regionalen Verbrauch<br />
produziert, und zwar dort,<br />
wo kleinere Mengen an trockenen<br />
Holzspänen anfallen, beispielsweise<br />
in Sägewerken oder bei der<br />
Möbelherstellung. Der Verbrauch<br />
von Holzbriketts in Deutschland im<br />
Jahr 2009 wird vom Arbeitskreis auf<br />
rund 200 000 Tonnen geschätzt, die<br />
Anzahl der Öfen, in denen regelmäßig<br />
oder gelegentlich Holzbriketts<br />
verbrannt werden, auf etwa fünf Millionen.<br />
Der Arbeitskreis Holzbriketts<br />
im DEPV trifft sich erneut in der<br />
zweiten Jahreshälfte <strong>2010</strong>. ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Granuliertechnik<br />
Anlagen- und Apparatebau<br />
Hochleistungsfeinstaubfiltertechnik<br />
Wirbelschichtgranulieranlagen, Schmelzgranulieranlagen,<br />
Rotorgranulieranlagen, Suspensionskonzentratanlagen,<br />
Konfektionieranlagen, Vertragsproduktion<br />
Suspensionstechnologie<br />
Abfülltechnologie<br />
Entstaubungstechnologie<br />
Neubau für Kristallisation<br />
Partner für Pharma, Food, Chemie<br />
Pergande Gruppe – maßgeschneiderte Dienstleistung<br />
Nicht Massenabfertigung, sondern Maßanfertigung,<br />
dafür steht die Pergande Gruppe. Sie zählt weltweit<br />
zu den führenden Herstellern von Entstaubungsanlagen<br />
in den Bereichen Chemie und Pharma. Die Unternehmensgruppe<br />
mit den Firmen Pergande GmbH,<br />
VTA GmbH und IPT-Pergande GmbH bietet maßgeschneiderte<br />
Dienstleistungen mit der Technologie von<br />
morgen. Die Pergande-GmbH entwickelte sich in kürzester<br />
Zeit zu einem der bedeutendsten Hersteller von<br />
Filteranlagen in Europa. Der wirtschaftliche Schwerpunkt<br />
von VTA liegt in der Herstellung von Apparaten<br />
und Anlagen. Die jüngste Tochter IPT ist ein Schwergewicht<br />
in Sachen Granuliertechnik: „Wir vertreten die<br />
gesamte Wertschöpfungskette – von der Produktentwicklung<br />
bis zur Herstellung verkaufs fähiger Granulate“,<br />
so Geschäftsführer Wilfried Pergande. 2008 wurde der<br />
IPT-Pergande GmbH der Hugo Junkers Innovationspreis,<br />
der 1. Platz in der Kategorie Innovativste Kundenbeziehung,<br />
vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
Sachsen-Anhalt verliehen.<br />
Der technologische Vorsprung der Unternehmensgruppe<br />
begründet sich in der Gewinnung innovativer<br />
Erkenntnisse aus Funktions- und Sicherheitstests eigener<br />
Anlagen sowie deren konstruktive Analyse und<br />
Umsetzung bei der Weiterentwicklung der Verfahrenstechnologien<br />
und Produkt- bzw. Anlagenentwicklungen.<br />
Im sachsen-anhaltinischen Weißandt-Gölzau wurden<br />
gerade 9 Mio. Euro in eine neue Anlage investiert. Im<br />
neuen Gebäude mit dem Produktionszweig Kristallisation<br />
können Wirkstoffe für den Pfl anzenschutz hergestellt<br />
werden. Für die 144 Mitarbeiter nur eine Zwischenetappe<br />
zu den nächsten Herausforderungen. Der<br />
Geschäftsführer: „In den kommenden drei Jahren wollen<br />
wir am Standort 27 Mio. Euro investieren.“ Bis dato hat<br />
Pergande schon 43 Mio. Euro in der Industriegemeinde<br />
zum Auf- und Ausbau seines Unternehmens eingesetzt.<br />
Die Pergande-Gruppe ist damit auch Zugpferd für das<br />
Industriegebiet der Region.<br />
VTA<br />
Gesellschaft für Verfahrenstechnik und<br />
Apparatebau mbH – Gölzau<br />
Finalist 2009<br />
„Großer Preis<br />
des Mittelstandes“<br />
Mucher Str. 8<br />
51109 Köln (Brück)<br />
Telefon: +49 (0) 221/ 98470-0<br />
Telefax: +49 (0) 221/ 840382<br />
Homepage: www.pergande.de<br />
Gesellschaft für industrielle Entstaubungstechnik mbH<br />
Wilfried-Pergande-Platz 1<br />
06369 Weißandt-Gölzau<br />
Telefon: +49 (0) 34978/ 305-0<br />
Telefax: +49 (0) 34978/ 305-126<br />
Homepage: www.vta-pergande.com
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Gipfelstürmer<br />
Expeditionen zum Stressberg<br />
30<br />
Für die Oskar-Patzelt-Stiftung ist das<br />
Jahr 1995 in doppeltem Sinne ein<br />
historisches Ereignis. Damals wurde<br />
zum ersten Mal der Wettbewerb<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
ausgerichtet. Und damals startete<br />
eine kleine Gruppe Leipziger Bergsteiger<br />
mit einer Sachsenfahne<br />
und einem Magazin der Stiftung<br />
im Rucksack nach Südamerika, um<br />
den höchsten Berg außerhalb Asiens,<br />
den 6 962 Meter hohen Aconcagua<br />
in den chilenischen Anden<br />
zu erklimmen. Zu dieser Gruppe<br />
gehörte der Psychologe Dr. Marcus<br />
Stück vom Institut für Psychologie<br />
der Universität Leipzig.<br />
Diese Expedition war der Beginn<br />
einer fruchtbaren Zusammenarbeit<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung mit<br />
verschiedenen sächsischen Expeditionen<br />
und interdisziplinären<br />
Forscherteams. Die Wissenschaftler<br />
wollten Extrembelastungen und<br />
deren Bewältigung erforschen. Persönlichkeitspsychologische<br />
und physiologische<br />
Veränderungen in Langzeit-Expeditionen<br />
an verschiedenen<br />
6 000 bis 8 000 Meter hohen Bergen<br />
in Tibet, Pakistan und Argentinien<br />
wurden als experimentelle Designs<br />
genutzt. Und für die Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung war das Höhenbergsteigen<br />
eine ganz naheliegende Analogie<br />
zu unternehmerischem Wagemut,<br />
Disziplin, Selbstbeherrschung und<br />
Zielerreichung.<br />
Analogie Bergbezwingung<br />
Dieser ersten Expedition folgte eine<br />
ganze Serie von Expeditionen, die<br />
2001 in der Bezwingung des Mount<br />
Everest gipfelte und eine Fülle interdisziplinärer<br />
wissenschaftlicher<br />
Resultate hervorbrachte. Stressbewältigungsprogramme<br />
für unterschiedliche<br />
Zielgruppen wurden<br />
entwickelt und ein Zentrum für Bildungsgesundheit<br />
entstand, das sich<br />
mit Stressreduktion in Betrieben und<br />
bei Schulkindern befasst.<br />
Zum 3. Wirtschaftsforum der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung im Mai <strong>2010</strong> in Halle/Saale<br />
unter dem Titel „Lebenswerk<br />
Firma“ stellte Dr. Marcus Stück diese<br />
Resultate vor.<br />
„Sie als Unternehmer leben in einem<br />
Feld, das belastet ist von einer Fülle<br />
von Stressoren. Der kraftraubende<br />
Aufstieg bringt Bergsteiger an ihre<br />
physischen und psychischen Grenzen.<br />
Ein Unternehmen aufzubauen,<br />
ein Unternehmen zu führen, bewirkt<br />
ganz ähnliche Stressreaktionen, wie<br />
man sie in dem ‚natürlichen Experiment‘<br />
der Bergbesteigung untersuchen<br />
kann“, beschreibt der Psychologe<br />
die Analogie.<br />
4 Muster arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
(Grafik: Prof. Uwe Schaarschmidt)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Vier Bewältigungsmuster<br />
Auf Forschungen von Prof. Uwe<br />
Schaarschmidt aus dem Institut für<br />
Psychologie der Universität Potsdam<br />
und Andreas W. Fischer aus Wien<br />
beruhend, unterscheidet Stück vier<br />
Typen der Belastungsbewältigung:<br />
Typ G (Gesunde), Typ S (Schonung),<br />
Risikotyp A (übermäßige Verausgabung),<br />
Risikotyp B (Ausgebrannte,<br />
chronisch Erschöpfte).<br />
Die Risikotypen sind abends psychisch<br />
„fertig“. Risikotyp A kommt<br />
zwar früh motiviert zur Arbeit,<br />
powert aber täglich bis zum Herzinfarkt<br />
oder Schlaganfall, Risikotyp B<br />
ist bereits morgens erledigt und<br />
endet früher oder später in Depression<br />
und Burnout-Syndrom. Interessant<br />
ist der Typ S, dessen Erlebnisund<br />
Verhaltensmuster auf Schonung<br />
eingestellt sind. Er kommt müde und<br />
verbraucht zur Arbeit, geht aber nach<br />
dem Arbeitstag entspannt und kraftvoll<br />
in vielfältige Freizeitaktivitäten.<br />
40 Prozent der Erzieherinnen in Leipzig<br />
gehören zum Typ S.<br />
Regionale Differenzen<br />
Bei den Belastungsbewältigungsmustern<br />
von Existenzgründern fällt laut<br />
Stück eines ins Auge: Das Risikomuster<br />
A ist am auffälligsten vertreten.<br />
A neigt zu übermäßiger, gesundheitsgefährdender<br />
Verausgabung.<br />
Seine These: „15 Jahre kann man an<br />
seinem Körper Raubbau betreiben –<br />
dann rächt sich das.“ Resultate seien<br />
psychosomatische Probleme oder<br />
auch Depressionen. Fast 40 Prozent<br />
von insgesamt 4 000 untersuchten<br />
Existenzgründern gehören zum<br />
Risikotyp A.<br />
Im Bundesland Brandenburg verausgabten<br />
sich 57 Prozent der Gründer<br />
nach den Risikomustern A und B,<br />
während es in Bayern nur 23 Prozent<br />
waren. „Da sehen Sie, in welchem<br />
Kochtopf wir uns im Osten befinden“,<br />
meint der Psychologe.<br />
Entspannung<br />
Stetige Anspannung ohne Entspannung<br />
macht früher oder später<br />
Aufbruch zur Aconcagua-Expedition<br />
krank. Entspannung ist vor allem in<br />
Gruppen von Menschen besonders<br />
wichtig, macht Stück aufmerksam:<br />
bei den Bergsteigern ebenso wie bei<br />
Verkäufern. Ohne Entspannung ist<br />
keine Beziehung herstellbar, ohne<br />
Beziehung funktioniert keine Kommunikation.<br />
Unter Spannung muss<br />
ein Mensch viel mehr Energie in seine<br />
Arbeit hineinstecken und erreicht<br />
dennoch stets niedrigere Resultate.<br />
Wir müssen alle Autoregulation<br />
betreiben, Ausbalancieren, Energieressourcen<br />
behalten und auftanken.<br />
Stück fragt: „Wie hängen die<br />
Belastungsbewältigungsmuster mit<br />
Erfolg zusammen?“ Ein wichtiger<br />
Projektionsfaktor ist der Erfolg.<br />
Wenn ich keinen Erfolg habe, wirken<br />
die Faktoren zurück. „Das sind die<br />
Unternehmer, die depressiv werden.<br />
Das sind die Unternehmer, die mehr<br />
geben als nehmen, die sehen sich<br />
selbst als weniger erfolgreich an.“<br />
Aggression und Vermeidung<br />
„In großer Höhe bei nur 60 Prozent<br />
Sauerstoff gerät das Gehirn automatisch<br />
unter Stress. Die Auswirkungen<br />
sind erstens Aggression. Das ist<br />
nichts Schlechtes und ganz normal.<br />
Das sichert den Raum ab, in dem ich<br />
lebe. Aggression ist ein Stressverhalten,<br />
das einsetzt, um den (Handlungs-)Raum<br />
zu erhalten.“<br />
Der Psychologe vertieft weiter:<br />
„Zweitens: die Vermeidung. Vermeidung<br />
entsteht aus Angst: Wenn ich<br />
das in die Hand nehme, ist das ein<br />
heißes Eisen. Ich hab das dann doch<br />
gemacht, aber erst habe ich mich<br />
damit nicht beschäftigt, und dann<br />
erst später begonnen.“<br />
Musterverteilung bei den Existenzgründern<br />
aus Brandenburg und Bayern<br />
(Grafik: Dr. Marcus Stück) (Fotos: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />
31<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Der 6 962 Meter hohe Aconcagua in den chilenischen Anden<br />
Die häufigsten Lügen überhaupt:<br />
Ich liebe Dich.<br />
Ich rufe Dich an.<br />
Du bekommst Dein<br />
Geld.<br />
Alle tun sie weh, aber eine kann Ihre<br />
Existenz ruinieren. Bürgel-Auskünfte<br />
zeigen Ihnen, wie es um Ihre Kunden<br />
bestellt ist! Spezialisten ziehen Ihre<br />
offenen Forderungen ein; konsequent,<br />
erfolgreich!<br />
BÜRGEL Wirtschaftsinformationen<br />
Vertriebsgesellschaft mbH<br />
– Niederlassung Leipzig –<br />
Dohnanyistraße 28 • <strong>04</strong>103 Leipzig<br />
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Internet: www.buergel-Leipzig.de<br />
Extremstress<br />
„Wie wirkt sich Extremstress auf<br />
die Mikrobakterien im Magen aus?“<br />
Stück orientiert: „In Blut- und Stuhlproben<br />
kann man das nachweisen.“<br />
Jeder erlebt den Stress in einer anderen<br />
persönlichen, intimen Situation.<br />
Manche seien leichter zu stressen,<br />
andere sind resistent. „Der Stress<br />
ist abhängig von subjektiver Wahrnehmung<br />
der Situation, d. h. von der<br />
Bewertung.“ „Man hat 30 Kilogramm<br />
Gepäck, der Rucksack ist allein<br />
wegen der Seile schon schwer. Und<br />
es regnet, schneit, stürmt, friert.“<br />
Auf Expedition im Hochgebirge<br />
kann man sich nicht ausweichen.<br />
Gruppenstressoren kommen deshalb<br />
hinzu: „Die Expedition ist sehr lang,<br />
ca. zehn Wochen. Man lebt sieben<br />
Wochen davon auf 5 000 Meter Höhe<br />
in engen Zelten bei großer Kälte. Man<br />
liegt tagelang in einem Zweimannzelt,<br />
weil das Wetter so schlecht ist,<br />
dass man nicht raus kann.“<br />
Der Berg ruft<br />
Der Bergsteiger empfiehlt: „Wenn Sie<br />
ein Team gut kennenlernen wollen,<br />
gehen Sie in die Berge. Dort fallen<br />
alle Masken. Im Teambildungsprozess<br />
passiert ehrliche Kommunikation.<br />
Stressoren sind auch die egoistischen<br />
Tendenzen. Sie nehmen zu,<br />
wenn es eng wird. In der Todeszone<br />
ist jeder auf sich bedacht. Ab 6 000<br />
Meter Höhe können Sie niemandem<br />
helfen.“<br />
Dr. Marcus Stück hat das erlebt.<br />
Von mehreren Expeditionen seien<br />
die wichtigsten Erlebnisse und<br />
Erkenntnisse kurz geschildert:<br />
Aconcagua<br />
Bei der ersten Expedition am Aconcagua<br />
in den chilenischen Anden<br />
mussten wegen der Kälte in großen<br />
Höhen (bis minus 40 Grad Celsius)<br />
Messgeräte aus der Raumfahrtforschung<br />
zum Einsatz kommen. Als<br />
Messwert diente u. a. der Hautwiderstand:<br />
Kleiner Widerstand bei feuchter<br />
Haut, das bedeutet Stress, großer<br />
Widerstand bei trockener Haut – das<br />
bedeutet Entspannung.<br />
Urlaubs-Herzinfarkt<br />
„Bis ich das Ziel, den Gipfel, erreichte,<br />
war der Hautwiderstand konstant,<br />
aber nach dem Ziel, nach drei Stunden<br />
beim Abstieg habe ich sogar<br />
die Orientierung verloren. Und zum<br />
Zweiten waren die Träume kurz<br />
vor dem Aufstehen gegen acht Uhr<br />
morgens seht intensiv.“ Mit diesen<br />
Erfahrungen legt der Psychologe den<br />
Fokus auf die Frage: „Wie komme ich<br />
vom Berg wieder runter?“<br />
Die Schlussfolgerung für den Alltag:<br />
In den ersten Tagen des Urlaubs<br />
erst einmal „weiterarbeiten“, aktiv<br />
bleiben, langsam runterschalten.<br />
Ansonsten droht Gefahr: Die meisten<br />
Herzinfarkte passieren in den ersten<br />
Tagen im Urlaub. Selbst ein Jetlag<br />
kann schon mal drei Wochen dauern.<br />
Gasherbrum I<br />
Die zweite Sachsenexpedition hatte<br />
sich den Hidden Peak vorgenom-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
(Fotos: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />
Gipfelkreuz auf dem Aconcagua<br />
men, auch Gasherbrum I genannt.<br />
Dieser Gasherbrum, zu Deutsch<br />
„schöner Berg“, machte der Expedition<br />
schwer zu schaffen. Wie Stück<br />
erzählte, wurde sie von Dr. Olaf<br />
Rieck sehr perfekt organisiert und<br />
geleitet. Er hat dadurch die Expeditionen<br />
erst ermöglicht, meint Stück<br />
mit großer Wertschätzung. 1996<br />
war die Besteigung des 8 080ers<br />
noch gescheitert.<br />
Cho Oyu – tödliche Höhe<br />
Die nächste Besteigung stand<br />
unter großem Erfolgsdruck. Der<br />
Cho Oyu ist ein Achttausender<br />
im Himalaya, einer der Giganten<br />
und sechsthöchster Berg der Erde.<br />
Er liegt nur 20 Kilometer westlich<br />
des Mount Everest. Dort wäre der<br />
Bergsteiger beinahe gestorben. Die<br />
Vermutung: ein Lungenödem. Für<br />
100 Meter brauchte der erschöpfte<br />
Gipfelstürmer zuletzt drei bis vier<br />
Stunden.<br />
Mit zunehmender Höhe sinkt der<br />
Sauerstoffgehalt im Blut. Die Folge:<br />
Übelkeit, der Körper trocknet aus.<br />
Durchblutungsstörungen führen zu<br />
Wasseransammlungen in Gehirn<br />
und Lunge.<br />
Sensoren auf ihrer Haut zeichneten<br />
Daten über ihren psychischen und<br />
physischen Zustand auf. Sie wurden<br />
dann per Satellitentelefon an den<br />
Stressforscher Markus Stück nach<br />
Deutschland übertragen. Er errechnete,<br />
wie viele körperliche Reserven<br />
die Sportler noch haben und wie<br />
ihre Körper den Stress des Aufstiegs<br />
verarbeiteten.<br />
Gasherbrum II<br />
Der Hauptgipfel der Gasherbrum-<br />
Gruppe, mit 8 034 Meter einer der<br />
höchsten Berge der Welt, wurde früher<br />
K4 genannt. Er liegt südöstlich<br />
des K2, im Grenzgebiet zwischen<br />
China und Pakistan. Die Herausforderung<br />
dieser Gipfelbesteigung wurde<br />
vom Team erfolgreich gemeistert,<br />
wobei autogenes Training, Atemkontrolle<br />
und Muskelrelaxation eine<br />
wesentliche Rolle spielten, um die<br />
Energieressourcen zu erhalten, sagt<br />
Stück. Deshalb sein Rat: „Selber bitte<br />
die Balance halten! Auch mit Wellness<br />
ist das möglich.“<br />
Kopf oder Herz<br />
Bei den Abenteuern auf den höchsten<br />
Gipfeln der Erde ließ den Wissenschaftler<br />
eine Frage keine Ruhe:<br />
Steuern Kognitionen oder Emotionen<br />
unser Verhalten in Extremsituationen?<br />
In Nepal trifft man sich als<br />
Bergsteiger in Katmandu in einem<br />
bestimmten Hotel, dem Nirvana<br />
Garden. Alle großen Expeditionen<br />
steigen dort ab.<br />
Dort hat der Stressforscher Interviews<br />
geführt, u. a. mit einem Sherpa,<br />
der seit zehn Jahren auf den<br />
Mount Everest steigt. Auf die Frage,<br />
was sein Verhalten steuern würde,<br />
antwortete er: „Es sind Befehle, die<br />
meinen Körper in eine Richtung lenken…Halte<br />
durch! Nicht aufgeben!“<br />
Es sind also kognitive Befehle, die<br />
den Bergsteiger steuern, meint Stück:<br />
„Weil Emotionen einen gesunden<br />
Körper brauchen. Entscheidungen<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
34<br />
Psychologe und Bergsteiger: Dr. Marcus Stück aus Leipzig<br />
aus Emotionen heraus, das geht nur<br />
mit einem gesunden Körper“, ist<br />
die Schlussfolgerung des Forschers.<br />
„Wenn man so erschöpft ist, sagt<br />
der Instinkt, sagt keine Emotion,<br />
wohin es geht. Stressabbau hilft also,<br />
Zugang zur Emotionalität zu bekommen“,<br />
so der Psychologe. Auf seinen<br />
Instinkt sollte man sich also nur verlassen,<br />
wenn der Körper gesund und<br />
erholt ist.<br />
Teamgeist<br />
Wenn ein Team keine gemeinsame<br />
Auffassung über das Ziel hat, kann<br />
es keinen Berg besteigen. Das ist eine<br />
Lehre aus der ersten fehlgeschlagenen<br />
Bergbesteigung von 1996,<br />
macht Stück plausibel. Die Gruppe<br />
als Ganzes hat ein Ziel. Wenn das<br />
nicht klar ist, gibt es Motivationsprobleme.<br />
Auf der letztlich fehlgeschlagenen<br />
Gasherbrum-Expedition<br />
gab es eben keine wirkliche Gruppe,<br />
sondern nur Individuen.<br />
Diese Erfahrungen fließen in Empfehlungen<br />
ein, wie man eine Gruppe<br />
zusammenstellt, was die Motivation<br />
fördert oder hemmt:<br />
Das erste Bier<br />
Das Gefühl, auf einem Gipfel zu stehen,<br />
ist unbeschreiblich, beschreibt<br />
der Bergsteiger mit einem Blitzen<br />
in den Augen, aber das erste Bier<br />
danach auch. Worauf will er hinaus?<br />
Natürlich ist es auch der Verzicht, der<br />
einen würdigen lässt, was man hat.<br />
Das Lernen aus einem Erlebnis sei<br />
stärker als aus einem theoretischen<br />
Vortrag, meint Stück. Deshalb<br />
macht er Managertrainings von drei<br />
bis vier Tagen in der Sächsischen<br />
Schweiz: „Als nach kurzer Zeit alle<br />
ihren Proviant aufgegessen hatten,<br />
wurden dann ganz sorgsam die<br />
Reserven genutzt und Gummibärchen<br />
getauscht.“<br />
Was ist Stress?<br />
(Foto: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />
Früher sprach man von positivem<br />
und negativem Stress. Das ist seit<br />
langem veraltet. Heute unterscheidet<br />
man akuten und chronischen<br />
Stress. Ein Beispiel: Alexej Leonow<br />
war der erste Mensch, der außerhalb<br />
seines Raumfahrzeuges im freien<br />
Weltall war.<br />
auf. Er hat sich im Eisengestänge des<br />
Schleudersitzes verheddert. Leonow<br />
strengt sich an, verbiegt mit den<br />
Händen das Eisengestänge, befreit<br />
so den Fallschirm und landet, zwar<br />
mit schwerer Rückenverletzung,<br />
aber lebend auf der Erde. Am Boden<br />
haben zwei Techniker vergeblich<br />
versucht, ebenso wie Leonow das<br />
Eisengestänge mit den Händen zu<br />
verbiegen. Nur in der akuten Stressreaktion<br />
war es möglich, diese Kräfte<br />
zu mobilisieren.“<br />
Der Psychologe warnt: „Erfolgt eine<br />
akute Stressreaktion zu häufig,<br />
gibt es keine Erholungsphase, dann<br />
wird der Stress chronisch. Ohne<br />
Erholungsphase werden Menschen<br />
gereizt.“ Der Psychologe und Bergsteiger<br />
kennt den Weg genau, wie<br />
in zehn Wochen ein Mensch vom<br />
Normalzustand in einen Erschöpfungszustand<br />
gerät: „1.) Entspannungsprozesse<br />
werden gehemmt.<br />
2.) Die Erregung steigt, man wird<br />
hypersensibel, man nimmt den<br />
Stress mehr wahr. 3.) Erschöpfung<br />
tritt ein.“<br />
Es zählt also nicht allein die Gipfelbesteigung,<br />
sondern das gesunde<br />
„wieder herunterkommen“.<br />
Unternehmenserfolg<br />
Der Rat: Wenn man auf dem Gipfel<br />
steht, sollte man auch gut wieder<br />
herunterkommen! Das trifft auch<br />
für Extrembelastungen in „normalen“<br />
Berufen zu. Stressreduktion<br />
geht immer im Kopf los, nicht im<br />
Gefühl. Die „biologische Hardware“<br />
ist zwar bei allen Menschen gleich.<br />
Aber die „psychische Software“ ist<br />
verschieden.<br />
1. Selbstüberschätzung: Warum<br />
mache ich das eigentlich? Es helfen<br />
Selbstdisziplin, Selbstüberwindung.<br />
2. Wichtig sei, Mitarbeiter in die<br />
Lage zu versetzen, das Ganze als<br />
Herausforderung zu sehen, es hilft<br />
Erklärung.<br />
3. Wertschätzung, das heißt erlebte<br />
Selbstbestätigung, das ist einer<br />
der wichtigsten Katalysatoren.<br />
Der entscheidende Motivationsverstärker.<br />
„Ein russisches Raumschiff besteht<br />
aus zwei Schaltern: Ein und Aus.“<br />
Stück erzählt: „Auf der Rückkunft<br />
auf die Erde soll der Kosmonaut sich<br />
manuell auf 8 000 Metern Höhe mit<br />
einem Schleudersitz aus der Sojuskapsel<br />
katapultieren und ebenso<br />
manuell den Fallschirm öffnen. Was<br />
passiert? Leonow schafft es, sich aus<br />
dem Raumschiff, das zur Erde stürzt,<br />
zu befreien, aber dann gibt es ein<br />
Problem. Der Fallschirm geht nicht<br />
Unterschiedliche kognitive Stile<br />
bei Perfektionisten oder Ängstlichen<br />
bewirken unterschiedliche<br />
Reaktionen. Und unterschiedliche<br />
Umgebungsbedingungen, wie etwa<br />
die Stellung „Unternehmer“, „Angestellter“,<br />
„Führungskraft“ führen zu<br />
unterschiedlich erlebter Selbstbestimmtheit.<br />
Und das ist stressrelevant.<br />
Das ist relevant für den unternehmerischen<br />
Erfolg. Und das kann<br />
trainiert werden. n<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
.<br />
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16.Oskar-Patzelt-Stiftungstage<br />
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über Fax: 0341 24061-66, Online-Shop<br />
– www.pt-magazin.de/shop/ballkarten/ –<br />
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*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-819<br />
Anzahl:<br />
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Preisverleihung für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen/<br />
Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
Euro140,–zzgl.MwSt.proKarte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-0<br />
Anzahl:<br />
n 30.Oktober<strong>2010</strong>,MARITIMHotelBerlin<br />
(nicht im MARITIM proArte Hotel Berlin)<br />
Bundesball – Verleihung der Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />
Euro150,–zzgl.MwSt.proKarte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 030 2033-4410<br />
Anzahl:<br />
Name, Vorname<br />
Firma<br />
Anschrift<br />
Telefon-Nr.<br />
Die von mir bestellte(n) Karte(n) bezahle ich per Überweisung an:<br />
RaiffeisenLandesbankOberösterreichZNdlSüddeutschland<br />
BLZ740<strong>2010</strong>0•Konto-Nr.83<strong>04</strong>313<br />
(Kennwort:„GroßerPreisdesMittelstandes“)<br />
Die Karten werden ab 1. Juli und nach Zahlungseingang versandt. Die Anzahl der Plätze ist beschränkt. Bei Stornierung ab vier Wochen<br />
vor der jeweiligen Veranstaltung berechnen wir eine Stornogebühr von 100%. Bei sonstigen Stornierungen berechnen wir eine<br />
Bearbeitungsgebühr von 20%. Generell bitten wir um Kartenrücksendung bei Stornierungen. Rechnungslegung erfolgt durch die OPS<br />
Netzwerk GmbH im Auftrag der Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />
* Die Reservierung von Hotelzimmern erfolgt nur direkt bei den Hotels<br />
bis spätestens vier Wochen vor Veranstaltung.<br />
(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />
Datum<br />
Unterschrift
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Mittelstands-Forum tagte in Lindlar<br />
Unternehmer aus ganz Deutschland diskutierten mit Banken und Kommunen über<br />
mittelständische Wirtschaftspolitik<br />
36<br />
(OPS) - Am 22. und 23. April <strong>2010</strong><br />
tagte das Mittelstands-Forum<br />
Deutschland in Lindlar (Oberberg)<br />
bei Köln. Unternehmer aus ganz<br />
Deutschland trafen sich mit Vertretern<br />
von Banken und Kommunen,<br />
um auf der zweitägigen Veranstaltung<br />
über aktuelle Themen mittelständischer<br />
Wirtschaftspolitik zu<br />
sprechen.<br />
Bangemachen gilt nicht<br />
Nach der Regionaltagung am ersten<br />
Tag des Treffens fuhren die Mitglieder<br />
des Mittelstands-Forums<br />
Deutschland zum Mittelstandspreisträger<br />
ONI-Wärmetrafo GmbH, der<br />
für die Organisation des Tagungsprogrammes<br />
vor Ort verantwortlich<br />
zeichnete. Und dieses stieß auf hundertprozentige<br />
Begeisterung bei den<br />
Teilnehmern. Interessant, informativ<br />
und viele Fragen beantwortend, traf<br />
es den Kern dieser Veranstaltungen:<br />
sich im sinnvollen Miteinander von<br />
mittelständischen Unternehmen,<br />
Banken und Kommunen gegenseitig<br />
zu helfen und auszutauschen.<br />
Wenn dieses Dreieck regional und<br />
überregional funktioniert, kann es<br />
einem um den deutschen Mittelstand<br />
nicht bange sein – diese Stimmung<br />
konnte man den Teilnehmern<br />
unisono entnehmen. Der Rundgang<br />
durch das Unternehmen präsentierte<br />
unternehmerischen Weitblick,<br />
aber auch Mitarbeiterführung, die<br />
auf jeden Fall zum Erfolg beiträgt.<br />
Der Eindruck, jeder einzelne Mitarbeiter<br />
sei stolz darauf, nur höchste<br />
Qualität abzuliefern, prägte sich<br />
jedem der Teilnehmer ein. Ein oberbergischer<br />
Abend rundete das Programm<br />
mit gemeinsamer Gemütlichkeit<br />
ab.<br />
Unlust zur Selbstständigkeit?<br />
(Fotos: ONI-Wärmetrafo GmbH)<br />
Die Oskar-Patzelt-Stiftung, die sich<br />
vor 16 Jahren zum Ziel gesetzt hat,<br />
mittelständische Unternehmen zu<br />
fördern, Netzwerke zu schaffen und<br />
für unternehmerische Tugenden<br />
zu werben, kann zwischenzeitlich<br />
auf den bedeutendsten bundesdeutschen<br />
Mittelstandswettbewerb<br />
verweisen: Der „Große Preis des Mittelstandes“<br />
ist das Rückgrat dieses<br />
funktionierenden Netzwerkes, dem<br />
zwischenzeitlich tausende von<br />
deutschen Firmen angehören. Allein<br />
<strong>2010</strong> wurden über 3 500 Firmen für<br />
diesen branchenübergreifenden<br />
Wettbewerb nominiert.<br />
die den Teilnehmern auf den Nägeln<br />
brannten. So stand z. B. die Unlust<br />
zur Selbstständigkeit, die immer<br />
wieder durch die Medien ging, auf<br />
der Tagesordnung, aber auch ein<br />
marketingtechnisches Auftreten<br />
und die regionale Einbindung eines<br />
Unternehmens. Die Firma Lang, einer<br />
der professionellsten und größten<br />
Vermieter jeglicher Medientechnik,<br />
präsentierte als Gastgeber des Vormittages<br />
ihr breites Spektrum an<br />
höchster technischer Dienstleistung<br />
in beeindruckender Weise.<br />
Kommunen im Fokus<br />
Beim anschließenden Empfang<br />
durch Bürgermeister Dr. Hermann-<br />
Josef Teborke und Landrat Hagen<br />
Jobi zeigten beide die Vorzüge ihrer<br />
Kommunen, deren herausragendes<br />
Merkmal mittelständischen Partnerschaftsdenkens<br />
die Angehörigkeit<br />
zur RAL-Gütegemeinschaft<br />
„Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“<br />
ist. Damit zeigen sie<br />
in vorbildlicher Weise, dass man im<br />
Oberbergischen Kreis die Anliegen<br />
der mittelständischen Wirtschaft<br />
ernst nimmt.<br />
Fast schon Tradition<br />
Einig war man sich auf jeden Fall<br />
über den Erfolg des Treffens in Austausch<br />
und regionaler Präsentation,<br />
und somit wird dieser – mittlerweile<br />
schon fast als Tradition zu bezeichnende<br />
– Weg mittelständischer, aber<br />
auch regionaler Stärkung durch<br />
Netzwerkarbeit sicherlich weiter<br />
miteinander gegangen. n<br />
Beim Brainstorming wurden konkrete<br />
mittelständische Themen erörtert,<br />
die den Teilnehmern auf den Nägeln<br />
brannten<br />
Beim Brainstorming am zweiten Tag<br />
des Regionaltreffens – zu diesem traf<br />
sich ein erweiterter Kreis aus Mitgliedern<br />
des Mittelstands-Forums,<br />
aber auch Preisträger, Finalisten und<br />
Nominierte bei der Firma Lang AG<br />
in Lindlar – wurden ganz konkrete<br />
mittelständische Themen erörtert,<br />
Weiß, wo’s lang geht: Gastgeber<br />
Wolfgang Oehm (r.), Chef des Mittelstandspreisträgers<br />
ONI-Wärmetrafo<br />
GmbH<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Mut zu neuen Wegen<br />
Angesichts der Wirtschaftskrise galt es im letzten Jahr mehr denn je, Mut zu neuen Aktivitäten und<br />
Strukturen zu haben. Dabei ist in jedem Fall der Mittelstand der Motor. Er erfindet sich immer wieder<br />
neu. Der Mittelstand, der den Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland stellt, kann die Krise<br />
auf seine Weise überwinden, und wenn es eben zwei, drei Jahre dauert!<br />
Dabei haben Sie jetzt und auch in Zukunft eine besondere Stärke, Sie setzen neue Ideen<br />
schnell und mutig um. Dem Mittelstand fällt doch immer etwas ein. Die jetzige konjunkturelle<br />
Erholung hat auch mit Ihrem Durchhaltevermögen zu tun. Wir können wieder<br />
den Blick langsam nach vorne richten. Ein Spruch, der an der Börse gern zitiert wird,<br />
lautet: „Kapital ist ein scheues Reh. Wird es verschreckt, ergreift es schnell die<br />
Flucht.“ Genau das ist der Unterschied zwischen dem Kapital und einem Unternehmer.<br />
Kapital ist eine Sache, ohne Identität und Herzblut, ohne Biographie.<br />
Ein Unternehmerleben ist regional ausgerichtet, hängt am Standort, an den<br />
Menschen, an der Gegend. Für keinen, der sich Unternehmer nennt und<br />
der Verantwortung für sich und andere hat, wäre es doch akzeptabel,<br />
seine Leute einfach im Stich zu lassen. Ein mittelständischer Unternehmer<br />
ist nicht mit einem scheuen Reh vergleichbar. Ich denke<br />
eher an einen starken Baum. Zuerst ein kleines Pflänzchen, streckt<br />
er seine Wurzeln tief ins Erdreich und lässt sich nicht so leicht<br />
von einem Sturm umwerfen.<br />
Deshalb spielt bei der Bewertung der Nominierten für<br />
den „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung nicht nur der wirtschaftliche Erfolg eines<br />
Unternehmens eine Rolle, sondern auch sein Engagement<br />
in der Region. Dass sich Unternehmer ihrer<br />
Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld und<br />
ihrer Geschichte stellen, ist ihr bodenständiges<br />
Kapital.<br />
Wenn Sie dieses Potenzial aufgreifen,<br />
wird sich zeigen, dass Sie aus Ihrem<br />
Umfeld Kraft und Inspiration zurückbekommen,<br />
nicht zuletzt durch ein<br />
solides Netzwerk. Hier sind wir<br />
an Ihrer Seite.<br />
Nutzen Sie Ihre Ressourcen!<br />
Ihre<br />
Petra Tröger
Gesellschaft<br />
Der schleichende Tod des<br />
Wirtschaftswachstums<br />
Novo-Redakteur Alexander Horn über das fatale Bild des bösen, gierigen Menschen,<br />
das seit Jahrzehnten die Umweltdiskussion beherrscht und nun auch in der offiziellen<br />
Wirtschaftspolitik Einzug hält<br />
38<br />
(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />
In Anbetracht der stärksten Rezession<br />
der Nachkriegszeit sollte es<br />
selbstverständlich sein, dass die<br />
neue Bundesregierung entsprechend<br />
den Worten der Bundeskanzlerin<br />
„voll auf Wachstum“ setzt. (1)<br />
Immerhin hatte die deutsche Industrie<br />
im letzten Jahr einen Exportrückgang<br />
von fast 15 Prozent zu<br />
verdauen, investierte 20 Prozent<br />
weniger in neue Maschinen und<br />
Anlagen und war maßgeblich dafür<br />
verantwortlich, dass das BIP um<br />
fünf Prozent absackte.<br />
Milliardenausgaben konnten bisher<br />
verhindern, dass die Rezession auf<br />
dem Arbeitsmarkt zu schlimmeren<br />
Auswirkungen geführt hat. Es gibt<br />
also viel zu tun, um die Rückschläge<br />
der Finanz und Wirtschaftskrise<br />
wieder aufzuholen.<br />
Wachstum als Krisenverursacher?<br />
Die von der Kanzlerin ausgegebene<br />
Devise traf aber offenbar einen<br />
Nerv. Der inzwischen zurückgetretene<br />
Bundespräsident Horst Köhler<br />
reagierte zwei Tage später mit einer<br />
Ansprache aus Anlass der Benennung<br />
des Bundeskabinetts, indem<br />
er vor „unrealistischen Wachstumshoffnungen“<br />
warnte.<br />
Er betonte, es gehe um ein anderes<br />
Wachstum, als wir es bisher<br />
gewohnt seien. „Der Wandel wird<br />
auch unseren Lebensstil verändern<br />
– wir werden lernen, mit weniger<br />
Verbrauch glücklich und zufrieden<br />
zu sein.“ (2) Köhler entspricht mit<br />
seinen Ausführungen vollkommen<br />
dem Zeitgeist.<br />
Selbst in Anbetracht der schlimmsten<br />
Wirtschaftskrise seit den 30er<br />
Jahren erscheint es nicht opportun,<br />
auf Wachstum zu setzen. Im Gegenteil:<br />
Wachstum – zumindest die<br />
Art von Wachstum, die wir bisher<br />
kennen – gilt nicht mehr als Lösung,<br />
sondern sogar als Verursacher der<br />
gegenwärtigen Krise.<br />
Bedingungen und Vorbehalte<br />
Die von Köhler zum Ausdruck<br />
gebrachte wachstumsskeptische<br />
Grundhaltung ist in bürgerlichen<br />
Kreisen und den Chefetagen der<br />
Wirtschaft inzwischen fest etabliert.<br />
Typisch dafür ist das Bekenntnis<br />
zu „nachhaltigem Wachstum“.<br />
Damit wird Wirtschaftswachstum<br />
befürwortet, andererseits aber an<br />
Bedingungen geknüpft und unter<br />
Vorbehalte gestellt.<br />
In ihrer Regierungserklärung vom<br />
10.11.09 betonte Angela Merkel, dass<br />
ein „strikter Wachstumskurs“ erforderlich<br />
sei, jedoch: „Es geht nicht<br />
um Wachstum um des Wachstums<br />
willen, sondern um nachhaltiges<br />
Wachstum, ein Wachstum, mit dem<br />
man an das Morgen und die nächste<br />
Generation denkt sowie unsere<br />
Lebensumwelt im Blick hat.“ Wachstum<br />
erscheint heute als inakzeptabel,<br />
sofern es primär dem traditionellen<br />
Ziel, also der Steigerung des<br />
materiellen Reichtums dient.<br />
Finanzkrise als Katalysator der<br />
Wachstumsskepsis<br />
Wachstumsskepsis ist durch die<br />
Finanz und Wirtschaftskrise enorm<br />
gestärkt worden, denn die Krise<br />
hat eine herbe Kritik am Markt<br />
befördert. Auffassungen, die noch<br />
vor wenigen Jahren als antikapitalistisch<br />
oder globalisierungskritisch<br />
angesehen wurden, sind inzwischen<br />
zum Konsens gereift. Selbst<br />
Verfechter liberalisierter Märkte,<br />
wie der Deutsche BankChef Josef<br />
Ackermann, räumten ein, dass ihr<br />
Vertrauen in den Markt geschwunden<br />
sei.<br />
Der „Neoliberalismus“ gilt nunmehr<br />
nicht nur sozialdemokratisch und<br />
ökologisch orientierten Kritikern<br />
des Kapitalismus als Geißel der<br />
Menschheit. Der Markt wird einer<br />
so vehementen Kritik unterzogen,<br />
weil er vermeintlich ein durch die<br />
menschliche „Gier“ verursachtes,<br />
ungezügeltes Wachstumsstreben<br />
befördert.<br />
Kurt Biedenkopf, einer der wachstumskritischen<br />
Vordenker der CDU,<br />
begründet die Begrenzung des Kapitalismus<br />
folgendermaßen:<br />
„Das Wirtschaftswachstum, so<br />
wie wir es als notwendige Voraussetzung<br />
für die Stabilität unseres<br />
Landes begreifen, ist in Wirklichkeit<br />
Ausdruck einer Entgrenzung. Einer<br />
Entgrenzung deshalb, weil ein exponentiell<br />
nachhaltig wachsendes BIP<br />
sich selbst gar keine Grenzen setzt<br />
und auch setzen kann. Das wiederum<br />
bedeutet, es müssen ihm auf<br />
andere Weise Grenzen gesetzt werden.“<br />
(3)<br />
Auch Merkel ist davon überzeugt,<br />
dass die gegenwärtige Krise durch<br />
einen Wachstumsfetischismus<br />
verursacht wurde. Auf einer Veran<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
staltung ihrer Partei mit dem Titel<br />
„Nachhaltiges Wachstum – Wege<br />
aus der Wirtschaftskrise“ äußerte<br />
sie, die Krise habe gezeigt, „was<br />
passiert, wenn man jede Form von<br />
Wachstum einfach zur Oberprämisse<br />
deklariert und sagt: ‚Egal wie –<br />
Hauptsache Wachstum, alle Nebeneffekte<br />
werden nicht betrachtet.‘“ (4)<br />
Zugleich geißelte sie auch die allgemeine<br />
Staatsverschuldung, die<br />
auch dem Wachstumsfetischismus<br />
geschuldet sei, weshalb der Westen<br />
„vielfach über die eigenen Verhältnisse<br />
gelebt“ habe.<br />
Wachstumskritische Vordenker<br />
Es geht also offenbar darum, vermeintliche<br />
Exzesse zu vermeiden<br />
und lieber auf Wachstum zu verzichten,<br />
um stabilere Verhältnisse<br />
zu gewährleisten. Das hat der Wirtschaftswissenschaftler<br />
und Vordenker<br />
Hans Christoph Binswanger<br />
kürzlich in einem Beitrag zum<br />
Bankensystem sehr treffend zusammengefasst.<br />
Er schrieb dort, durch seine Vorschläge<br />
ließe „sich ein zwar<br />
beschränktes, aber kontinuierliches<br />
Wachstum der Wirtschaft aufrechterhalten,<br />
ohne dass durch eine<br />
unkontrollierte Übersteigerung<br />
desselben das Risiko des Falls in<br />
den Abgrund neuer Krisen ständig<br />
erhöht“ würde. (5)<br />
Es ist also nicht verwunderlich,<br />
dass sich die wirtschaftspolitischen<br />
Maßnahmen zunehmend an den<br />
von wachstumskritischen Vordenkern<br />
formulierten Auffassungen orientieren<br />
und eine umfassende und<br />
wachstumshemmende Regulierung<br />
der Wirtschafts- und Finanzwelt in<br />
vollem Gange ist.<br />
Vermeintliche Grenzen des<br />
Wachstums<br />
Die heutige Wachstumsskepsis<br />
wurzelt jedoch nicht unmittelbar<br />
in der gegenwärtigen Krise. Wachstumsskeptische<br />
Grundüberzeugungen<br />
beeinflussen schon sehr<br />
lange unser Denken und Handeln.<br />
Ohne Kommentar: Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel die Euro-Milliarden<br />
in Hunderter-Paketen den Banken, der Automobilindustrie, der Gesamtwirtschaft,<br />
Griechenland und der EU nachgeworfen hat, stellt sie fest, dass der Westen<br />
„vielfach über die eigenen Verhältnisse gelebt“ habe.<br />
Bereits auf dem Höhepunkt des<br />
Wirtschaftsbooms nach der Weltwirtschaftkrise<br />
der 30er Jahre und<br />
der rasanten Entwicklung des materiellen<br />
Wohlstandes aller Bevölkerungsschichten<br />
in den westlichen<br />
Industriegesellschaften stießen<br />
Wachstumskritiker auf Resonanz.<br />
So wurde die kritische Auseinandersetzung<br />
des linksliberalen US-Ökonomen<br />
John Kenneth Galbraith mit<br />
der Konsumgesellschaft bereits Ende<br />
der 50er Jahre zu einem Bestseller.<br />
Die wachstumskritischen Stimmen<br />
mehrten sich vor allem in den 70er<br />
Jahren, als durch den „Club of Rome“<br />
die Grenzen des Wachstums thematisiert<br />
wurden und einsetzende<br />
Wirtschaftskrisen das Wohlstandswachstum<br />
bedrohten.<br />
Unbestechlich – aber käuflich<br />
NovoArgumente erscheint zweimonatlich<br />
und ist in einigen Buchläden Deutschlands<br />
und Österreichs sowie im Online-Shop von<br />
www.novo-argumente.com erhältlich. Der<br />
Einzelverkaufspreis beträgt in Deutschland<br />
7,20 Euro, das Jahresabonnement kostet 37,80<br />
Euro (ermäßigt 28,50 Euro).<br />
Kontakt<br />
Thomas Deichmann<br />
Geschäftsführer und Chefredakteur<br />
Tel. 069 97206-701<br />
Fax 069 97206-702<br />
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Aboverwaltung und Bestellservice:<br />
Erik Lindhorst<br />
Erik.Lindhorst@novo-argumente.com<br />
www.novo-argumente.com<br />
(Foto: Wikimedia Commons/GFDL/CC/Daniel Schwen)<br />
Wachstum wurde vom „Club of<br />
Rome“ vor allem als Verbrauch endlicher<br />
natürlicher Ressourcen problematisiert.<br />
In den 90er Jahren setzte<br />
sich international das Konzept der<br />
Nachhaltigkeit durch, womit eine<br />
Wirtschaftweise gemeint ist, die<br />
immer nur so viele Ressourcen verbraucht,<br />
wie sie gleichzeitig wieder<br />
neue erschafft.<br />
Im Prinzip geht es darum, den<br />
Einfluss des Menschen auf die<br />
natürliche Umwelt zu begrenzen.<br />
Die Einschätzung, dass die Lösung<br />
der Probleme in der Begrenzung<br />
der menschlichen Ambitionen liegt<br />
und menschliche Einflussnahme<br />
auf Natur und Umwelt idealerweise<br />
vollkommen eliminiert werden<br />
sollte, dominiert die gesellschaftliche<br />
Diskussion.<br />
39<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
40<br />
Prominente Wachstumsskeptiker gab es schon vor der industriellen Revolution:<br />
Der klassische Ökonom Thomas Robert Malthus (1766-1834) war fest davon überzeugt,<br />
dass die Menschheit nicht in der Lage sein würde, die Grenzen einer gegebenen<br />
Produktionsweise zu überwinden, um dadurch für eine Verbesserung der<br />
Lebensumstände zu sorgen.<br />
Nachhaltigkeit und negatives<br />
Menschenbild<br />
Durch den Nachhaltigkeitsansatz ist<br />
ein extrem negatives Menschenbild<br />
popularisiert worden. Bereits der<br />
klassische Ökonom Thomas Robert<br />
Malthus (1766-1834) war fest davon<br />
überzeugt, dass die Menschheit<br />
nicht in der Lage sein würde, die<br />
Grenzen einer gegebenen Produktionsweise<br />
zu überwinden, um<br />
dadurch für eine Verbesserung der<br />
Lebensumstände zu sorgen.<br />
Die Menschheit würde die Produktivkräfte<br />
der Gesellschaft, insbesondere<br />
die Landwirtschaft, nie so<br />
Online-Diskussion<br />
Debattieren Sie über diesen Artikel im<br />
Forum „Aufbruch nach vorn!“:<br />
www.novo-argumente.com<br />
(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei)<br />
revolutionieren können, dass sie in<br />
die Lage versetzt werde, eine wachsende<br />
Bevölkerung ausreichend<br />
zu ernähren und Hungersnöte zu<br />
verhindern. Malthus wurde durch<br />
die Schaffenskraft der Menschheit<br />
widerlegt. Trotzdem feiern seine<br />
Vorstellungen seit den 70er Jahren<br />
eine fulminante Renaissance.<br />
Die Nachhaltigkeitskonzepte<br />
beruhen nämlich nicht auf der<br />
Ausschöpfung des kreativen Potenzials<br />
der Menschen, um materielle<br />
Schranken durch wirtschaftliches<br />
Wachstum zu überwinden. Sie<br />
laufen vielmehr darauf hinaus,<br />
den „ökologischen Fußabdruck der<br />
Menschheit“ einzugrenzen. Vom<br />
Standpunkt der Nachhaltigkeit<br />
erscheint heute jede Strategie, die<br />
den Einfluss des Menschen auf die<br />
Natur nicht mindert, als moralisch<br />
verwerflich.<br />
Effizienzrevolution ohne<br />
Wachstumsstrategie<br />
Die unter Merkel forcierte Propagierung<br />
der Nachhaltigkeit hat ernste<br />
Auswirkungen auf den gesellschaftlichen<br />
Wohlstand. Insofern Wachstum<br />
überhaupt noch akzeptabel<br />
erscheint, muss dieses dem Nachhaltigkeitsprinzip<br />
Genüge tun. Am<br />
ehesten gelingt dies noch, indem<br />
Innovationen die „Ressourceneffizienz“<br />
steigern, also Waren und<br />
Dienstleistungen aus einem relativ<br />
verringerten Einsatz an Rohstoffen<br />
erzeugt werden.<br />
Dies ist im Grunde ein alter Hut,<br />
denn die Wirtschaft ist aufgrund<br />
des Wettbewerbs immer gezwungen,<br />
möglichst effizient zu produzieren.<br />
Allerdings war sie in der<br />
Vergangenheit relativ frei in der<br />
Wahl der Mittel. Historisch gesehen<br />
hat der Wettbewerb primär dazu<br />
geführt, die Arbeitsproduktivität<br />
durch den Einsatz von Kapital<br />
in Form verbesserter Maschinen<br />
und Technologien zu erhöhen. Die<br />
hergestellten Waren und Dienstleistungen<br />
wurden infolgedessen<br />
immer günstiger oder qualitativ<br />
besser.<br />
Die Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />
hat dazu geführt, dass die<br />
Gesellschaft immer weniger Zeit zur<br />
Herstellung der Güter aufwenden<br />
musste. Deutlich wird dies anhand<br />
der vollständigen Transformation<br />
der landwirtschaftlichen Produktion<br />
von einer Subsistenzwirtschaft, in<br />
der fast die gesamte Gesellschaft mit<br />
Der Wechsel kommt: Pensionszusagen im Fokus<br />
Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) ist da.<br />
Nutzen Sie die Kompetenz der Allianz.<br />
Ich berate Sie gern. In allen Einzelheiten.<br />
Vermittlung durch:<br />
Steffen Schmidt, Generalvertretung<br />
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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
Hoffentlich Allianz
Gesellschaft<br />
der Lebensmittelproduktion beschäftigt<br />
war, bis zum heuten Entwicklungsstand.<br />
Teurer Regulierungswahn<br />
Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft<br />
zielen inzwischen jedoch primär<br />
darauf ab, die Ressourceneffizienz<br />
zu steigern. Sie gefährden dabei<br />
unmittelbar Fortschritte bei der<br />
Steigerung der Arbeitsproduktivität.<br />
Die staatlichen Regulierungen sind<br />
äußerst vielfältig und reichen von<br />
direkten Vorgaben für die Industrie<br />
über Steuern bis hin zur Regulierung<br />
des Kaufverhaltens.<br />
Das Verbot des Verkaufs von Glühbirnen<br />
ist für diese Herangehensweise<br />
typisch: Es zielt darauf ab, den<br />
Stromverbrauch durch den Einsatz<br />
von weniger stromfressenden Lichtquellen<br />
deutlich zu reduzieren. Die<br />
Regulierung war unumgänglich, da<br />
die Industrie nicht in der Lage ist,<br />
die weniger stromfressenden Lichtquellen<br />
zu wettbewerblichen Bedingungen<br />
auf den Markt zu bringen.<br />
Deren Herstellung ist wesentlich<br />
unproduktiver und deshalb teuer.<br />
Deswegen hat der Verbraucher<br />
(neben anderen Gründen) lieber<br />
auf die alten Stromfresser zurückgegriffen.<br />
Was zur Steigerung der<br />
Ressourceneffizienz geeignet ist,<br />
führt offenbar nicht automatisch zu<br />
einem erschwinglichen Produkt.<br />
Subventionen für grüne Ideologie<br />
In seinem lesenswerten Buch „Das<br />
grüne Paradoxon“ hat der Präsident<br />
des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn,<br />
sehr eindringlich darauf hingewiesen,<br />
dass die staatlichen Maßnahmen<br />
zur Steigerung der Ressourceneffizienz<br />
bei der Energienutzung<br />
den Steuerzahler mit jährlich etwa<br />
60 Mrd. Euro zusätzlicher Energiekosten<br />
belasten. (6)<br />
Gegenwärtig wird Energie, die<br />
etwa in Form von Kernenergie oder<br />
Braunkohle recht günstig zu erzeugen<br />
ist, durch wesentlich unproduktivere<br />
Energieformen ersetzt. Die<br />
Erzeugung einer Kilowattstunde<br />
Solarenergie verbraucht ein Vielfaches<br />
an menschlicher Arbeitszeit<br />
im Vergleich zur Erzeugung von<br />
Atomstrom.<br />
Deswegen ist sie auch um ein<br />
Vielfaches teurer und muss vom<br />
Verbraucher entsprechend subventioniert<br />
werden.<br />
Einschneidende Verluste<br />
vorprogrammiert<br />
Isoliert betrachtet wäre die Subventionierung<br />
einer ineffektiven<br />
Produktionsweise sicherlich unproblematisch.<br />
Es ist gewiss auch<br />
legitim, dass politische Prioritäten<br />
gesetzt werden, die darauf abzielen,<br />
die Gesellschaft in eine bestimmte<br />
Richtung zu steuern, was den Einsatz<br />
vieler Ressourcen rechtfertigen<br />
kann.<br />
Auch in der Vergangenheit konnte<br />
es sich die deutsche Gesellschaft<br />
immer wieder leisten, zur Erreichung<br />
von verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Zielen einen hohen<br />
Aufwand zu betreiben. Problematisch<br />
ist jedoch der gegenwärtige<br />
gesellschaftliche Kontext, in dem<br />
die Ressourceneffizienz erzwungen<br />
werden soll. Während zumindest<br />
bis in die 80er Jahre hinein noch ein<br />
recht starkes Wirtschaftswachstum<br />
und im Zuge dessen eine entsprechende<br />
Produktivitäts- und auch<br />
Wohlstandssteigerung erzielt wurde,<br />
fehlt dies heute vollkommen.<br />
Die Gesellschaft ist kaum mehr in<br />
der Lage, die zusätzlichen Belastungen<br />
ohne einschneidende materielle<br />
Verluste zu verkraften. Geradezu<br />
verheerend ist, dass in dieser<br />
Situation von den Verantwortlichen<br />
in Politik und Wirtschaft wachstumsskeptisch<br />
und bisweilen sogar<br />
offen wachstumsfeindlich argumentiert<br />
und agiert wird.<br />
Die bisherigen Aktivitäten als<br />
Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
legen dafür deutlich<br />
Zeugnis ab. Die Regierungsmaßnahmen<br />
laufen primär darauf<br />
hinaus, den Konsum anzukurbeln.<br />
In den vergangenen zwei Jahren<br />
wurden vom Staat nicht weniger<br />
als 90 Mrd. Euro zur Stärkung der<br />
Binnennachfrage aufgewendet.<br />
Diese Maßnahmen laufen darauf<br />
hinaus, die bestehenden Strukturen<br />
zu erhalten.<br />
Mehr Informationen<br />
Mehr zum Thema finden Sie im Dossier<br />
„Wirtschafts- und Finanzkrise“<br />
unter www.novo-argumente.com<br />
41<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
42<br />
Konsens brechen!<br />
Dringend erforderlich wäre aber<br />
ein Konzept oder zumindest eine<br />
Diskussion darüber, wie mittelund<br />
langfristig die produktive<br />
Basis unserer Gesellschaft gestärkt<br />
werden kann.<br />
Dazu würde auch die Frage gehören,<br />
wie ein Energiekonzept aussehen<br />
Anmerkungen<br />
könnte, das nicht darauf hinausläuft,<br />
Energie immer ineffizienter<br />
und teurer zu produzieren.<br />
Stattdessen benötigen wir eine<br />
Produktivitätsrevolution, die im<br />
Ergebnis Energie massig und billig<br />
zur Verfügung stellt. Dies wäre eine<br />
wichtige Grundlage für dringend<br />
notwendiges Wachstum. Eine solche<br />
Produktivitätsrevolution scheitert<br />
n (1) Angela Merkel am 26.10.09 auf dem Kleinen Parteitag der CDU<br />
n (2) Horst Köhler: Ansprache aus Anlass der Ernennung des Bundeskabinetts am 28.10.09,<br />
www.bundespraesident.de<br />
n (3) Kurt Biedenkopf: Vortrag im Rahmen der „Gespräche auf der Piazza“ der e.on Energie AG,<br />
2006, www.eon-energie.com<br />
n (4) Angela Merkel: Berliner Gespräche der CDU, 17.8.2009, „Nachhaltiges Wachstum –<br />
Wege aus der Wirtschaftskrise“, www.vimeo.com<br />
n (5) Hans Christoph Binswanger: „Mehr Kompetenz für die Zentralbank“ in: FTD, 17.12.09,<br />
www.ftd.de<br />
n (6) Hans-Werner Sinn: Das grüne Paradoxon, Econ, 2008<br />
gegenwärtig nicht am fehlenden<br />
Geld, sondern am fehlenden politischen<br />
Willen und Horizont.<br />
Aufgrund der verbreiteten Wachstumsskepsis<br />
werden sich für ambitionierte<br />
und teure Konzepte, die<br />
Wirtschaftswachstum klar ins<br />
Zentrum rücken, auf absehbare Zeit<br />
schwerlich Wortführer oder politische<br />
Mehrheiten finden lassen.<br />
Nichtsdestotrotz ist es dringend<br />
notwendig, den gegenwärtigen Konsens<br />
zu brechen. Ansonsten werden<br />
wir uns damit abfinden müssen,<br />
dass wir – um nochmals mit den<br />
Worten des ehemaligen Bundespräsidenten<br />
zu sprechen – lernen werden,<br />
„mit weniger Verbrauch glücklich<br />
und zufrieden zu sein“. n<br />
Alexander Horn<br />
Dieser Artikel erschien ungekürzt<br />
zuerst in NovoArgumente<br />
106 – Mai, Juni <strong>2010</strong><br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Gesellschaft<br />
Mittelstand zeigt Verantwortung<br />
Auf dem Gelände der Paracelsus-Klinik Reichenbach/Vogtland entsteht ein neuer<br />
Kindergarten<br />
Pünktlich zum Kindertag am 1. Juni<br />
<strong>2010</strong> erfolgte der erste Spatenstich<br />
für den neuen Kindergarten<br />
Das Vogtland ist wie viele Regionen<br />
der neuen Bundesländer geprägt von<br />
Bevölkerungsrückgang und Abwanderung.<br />
Den daraus folgenden Fachkräftemangel<br />
und die Auswirkung<br />
auf die Standortsicherung spüren<br />
bereits viele Firmen. Dieser negative<br />
Trend wird durch die Kinderbetreuungssituation<br />
mit nur wenigen vorhandenen<br />
Betreuungsplätzen, die oft<br />
keinen ausreichenden Zeitrahmen<br />
abdecken, verstärkt.<br />
Gemeinschaftsprojekt des Netzwerks<br />
„Familienfreundliche Unternehmen“<br />
Für junge Menschen bedeutet<br />
dies, entweder auf eine Familiengründung<br />
zu verzichten oder sich<br />
(Foto: Paracelsus-Klinik Reichenbach)<br />
mit reduzierten Arbeitszeiten und<br />
Ausfallzeiten zu arrangieren. Nicht<br />
selten entscheiden sie sich für einen<br />
Arbeitsstellen- oder Ortswechsel.<br />
Um dem entgegenzuwirken, hat die<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach mit<br />
zehn anderen Unternehmen der Region<br />
das Netzwerk „Familienfreundliche<br />
Unternehmen“ gegründet und<br />
die Idee einer Kindertagesstätte ins<br />
Leben gerufen. Hierfür stellt das Klinikum<br />
ein 2 400 qm großes Grundstück<br />
zur Verfügung und trägt mit<br />
230.000 Euro im ersten Bauabschnitt<br />
mehr als ein Drittel der Gesamtkosten<br />
für Bau und Einrichtung.<br />
Errichtet wird eine öffentliche Tagesstätte<br />
für 40 Kinder im Alter von<br />
sechs Monaten bis zu sechs Jahren,<br />
im zweiten Bauabschnitt wird das<br />
Angebot um weitere 20 Kindergartenplätze<br />
erweitert. Der erste Spatenstich<br />
erfolgte am 1. Juni <strong>2010</strong>. Bauherr<br />
dieser Tagesstätte ist die Paracelsus-<br />
Klinik Reichenbach.<br />
Für „Pfiffiküsse“ aller Eltern<br />
Die Betreuungsplätze stehen nicht<br />
nur dem Personal des Klinikums<br />
und der weiteren Firmen des Netzwerks<br />
zur Verfügung, sondern allen<br />
Eltern. Der Kindergarten wird den<br />
klangvollen Namen „Pfiffiküsse“<br />
tragen. Diese bewusst gewählte<br />
Wortkreation drückt die Wünsche der<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach an die<br />
zukünftigen Bewohner der Kindertagesstätte<br />
aus:<br />
„Pfiffi kommt von pfiffig und steht<br />
für die Begabungen der Kinder, und<br />
Küsse steht für Liebe, denn das ist das<br />
Wichtigste, was wir den Kindern mit<br />
auf den Weg geben können“, so Rainer<br />
Leischker, der Verwaltungsdirektor<br />
der Paracelsus-Klinik Reichenbach.<br />
Ganztagsbetreuung an sechs<br />
Wochentagen<br />
Für das Klinikum war es wichtig,<br />
die Tagesstätte durch einen erfahrenen<br />
Partner betreiben zu lassen.<br />
Eine Arbeitsgruppe prüfte mögliche<br />
Betreiber in einem Auswahlverfahren<br />
und entschied sich für die Volkssolidarität,<br />
die bereits zwei Kindergärten<br />
im Vogtland betreibt. Die Kindertagesstätte<br />
wird über ein Ganztagsbetreuungskonzept<br />
verfügen und an<br />
sechs Wochentagen von 5:45 Uhr bis<br />
18:00 Uhr geöffnet sein.<br />
Die pädagogische Arbeit orientiert<br />
sich an der Gesundheitstheorie<br />
von Sebastian Kneipp. Natur und<br />
Gesundheit nehmen einen wichtigen<br />
Platz ein, um auf diese Weise<br />
das Bewusstsein für eine gesunde<br />
Lebensweise zu vermitteln. ■<br />
43<br />
• Dienstleistungen in der Waldbewirtschaftung<br />
• Logistik für den Holztransport<br />
• Wärmeversorgung mit Holzenergie<br />
Bürositz: Friedrichdorfer Straße 15 • 64754 Hesseneck-Kailbach • Tel.: 06276 9196-0 • Fax: 06276 9196-20<br />
E-mail: info@cambium-forstbetriebe.de • E-mail: info@energieholzhof-odenwald.de<br />
www.cambium-forstbetriebe.de • www.cambium-energieholzhof.de<br />
Firmensitz: Im Mühlengrund 1 • 74864 Fahrenbach-Robern<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Ein anderes Lebensziel<br />
Wenn heilige Kühe geschlachtet werden und ein Nachfolger gefunden werden muss<br />
44<br />
Unternehmensnachfolge ist häufig<br />
ein Tabuthema<br />
Es gibt Fragen, die stellt man nicht<br />
öffentlich. „Wer wird eigentlich Angela<br />
Merkels Nachfolger oder Nachfolgerin,<br />
wenn die Kanzlerin morgen bei<br />
einem Unfall ums Leben kommt?“, ist<br />
so eine Frage. Die Voraussetzung für<br />
die Frage klingt absurd, aber das Thema<br />
Nachfolge ist es nicht.<br />
Die USA haben für die Antwort ein<br />
eigenes Amt, es heißt Vizepräsident.<br />
Wer bei Wahlen überlegt, ob er einem<br />
Bewerber die größte Streitmacht der<br />
Welt anvertraut, soll zugleich auch<br />
wissen, wem er die Nachfolge im Fall<br />
der Fälle vom Herzversagen bis zum<br />
Attentat geben möchte.<br />
Marktsituation<br />
Nicht nur Frau Merkel hätte im<br />
Ernstfall keinen Nachfolger. Von<br />
243 000 deutschen Unternehmern<br />
im Rentenalter haben 60- bis 70 000<br />
Chefs keinen. Jeder Zweite hat wohl<br />
einen Vertreter, aber nur jeder Fünfte<br />
einen Nachfolger.<br />
Die Hälfte dieser Firmen werden<br />
daran scheitern und vor dem Aus<br />
stehen. Die Preise für Unternehmen<br />
sind seit Anfang 2008 um ca. 30<br />
Prozent gefallen. Diese Marktsituation<br />
hat Christof Stölzel, Firma<br />
Variotec-Sandwichelemente GmbH<br />
& Co. KG aus Neumarkt i. d. Opf.,<br />
zusammengefasst. Er schätzt diese<br />
Situation sowohl gesellschaftspolitisch<br />
als auch wirtschaftspolitisch<br />
als kritisch ein.<br />
Es gibt für alles eine Lösung<br />
Nachfolge gilt häufig als Tabuthema<br />
in der Familie. Dagegen hilft ein klarer<br />
Familien-Kodex. Stölzel empfiehlt<br />
auch: „Entwickeln Sie ein System,<br />
forcieren Sie Mitarbeitermodelle.<br />
(Foto: © Rainer Sturm/PIXELIO)<br />
Suchen Sie strategische Partner entlang<br />
Ihrer Wertschöpfungskette oder<br />
vereinbaren Sie eine Holdingkontrolle<br />
mit einem externen Manager.“<br />
„Hausaufgaben machen“ ist das<br />
Wichtigste beim Verkauf. Schaffen Sie<br />
durchsichtige Strukturen: Entflechten<br />
Sie Unternehmen und Familie, bereinigen<br />
Sie ihre kleinen Geheimnisse,<br />
Zusagen u.s.w. Schaffen Sie klare<br />
Kompetenzen, ein stimmiges Organigramm.<br />
Vermeiden Sie familiären<br />
Streubesitz und lösen Sie Inkognitas<br />
auf, empfiehlt Stölzel. Wenn die<br />
Hausaufgaben nicht gemacht sind,<br />
kostet das etwa 20 Prozent des Kaufpreises,<br />
warnt er eindringlich.<br />
Es ist banal, rät Stölzel, die heilige<br />
Kuh, „das geb ich nicht auf“ – das<br />
geht nicht mehr. Nach dem Verkauf<br />
sollte man so schnell wie möglich<br />
weg sein. Der Neue will agieren, Sie<br />
haben ein anderes Lebensziel, orientiert<br />
Stölzel.<br />
Verkauf<br />
Es gibt einen Stufenplan für einen<br />
Unternehmensverkauf, eine optimierte<br />
Prozessgestaltung. Wenn diese<br />
Hausaufgaben gemacht sind, dann<br />
kann man auf den Markt gehen. Wer<br />
sind die potenziellen Investoren?<br />
Ausländische Investoren beispielsweise<br />
verfügen über entsprechendes<br />
Kapital, insbesondere Asiaten oder<br />
Osteuropäer. Um die Firma nicht<br />
Unternehmensnachfolge<br />
woanders wiederzufinden, können<br />
bestehende Kundenverbindungen,<br />
Distributionskanäle, Know-how oder<br />
Netzwerke helfen, um den Erwerber<br />
zu binden.<br />
Finanzinvestoren streben den Wiederverkauf<br />
an. Seit 2006 haben sie<br />
den Mittelstand für sich entdeckt. 270<br />
Private Equity-Gesellschaften, ca. 40<br />
sind bereits Turnaround-Spezialisten<br />
für Special Situations (1E-Deals).<br />
Professionell<br />
Die Transaktion im Small und Mid<br />
Cap-Bereich erfordert ebenso sorgfältige<br />
und professionelle Arbeit in<br />
Anbahnung, Analyse und Abwicklung<br />
wie Milliardendeals zwischen<br />
Großkonzernen. „Die Enscheidungsphase<br />
ist die gefährlichste Zeit für Ihr<br />
Unternehmen“, warnt Sölzel: „Halten<br />
Sie sich strikt an den Stufenplan.“<br />
Die Basis für die Transaktionen ist<br />
das Bild der Firma:<br />
■ Wer bin ich?<br />
■ Was habe ich?<br />
■ Wie stehe ich da?<br />
■ Eine detaillierte Übersicht finden Sie im Online-Artikel unter:<br />
www.pt-magazin.de<br />
Dieses Unternehmensbild sollten Sie<br />
selbst entwickeln, selber machen,<br />
rät Stölzel und: „Den objektiven und<br />
einzig richtigen Preis gibt es nicht.<br />
Sind Sie gut vorbereitet, gibt es keine<br />
Leichen im Keller, ergibt sich eine<br />
entsprechende Kaufpreisfindung.“ ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Sparpotenziale aufgespürt<br />
Was bringt eine Energie-Effizienz-Beratung?<br />
(Fotos: REPOWER)<br />
Repower-Berater André Wörmann (links) im Gespräch mit Dirk Schilling,<br />
Kaufmännischer Leiter und Jörg Bange, Leiter Finanzbuchhaltung der<br />
Hans Soldan GmbH (rechts).<br />
45<br />
PR-Beitrag<br />
Der Kanzleidienstleister Hans Soldan<br />
GmbH bietet von Büromaterialien,<br />
juristischer Fachliteratur, Druck von<br />
Broschüren oder Visitenkarten bis<br />
zu Abrechnungsservices oder Kanzleimarketing<br />
alles, was Notare und<br />
Anwälte für ihre Kanzlei benötigen.<br />
Der Hauptsitz der Firma mit Verwaltung,<br />
Büromöbel-Ausstellung<br />
und Druckerei ist in Essen. Hier verbraucht<br />
Soldan jährlich 1.900 Megawattstunden<br />
an Strom und Gas. Bei<br />
etwas mehr als 140.000 Euro liegt<br />
die Energierechnung per anno.<br />
Grund genug, die einzelnen Verbräuche<br />
näher zu betrachten und Sparpotenzial<br />
zu erkunden. Gemeinsam<br />
mit dem Stromlieferanten Repower<br />
nahm ein unabhängiger B.A.U.M.<br />
Energieberater die Druckerei, die Beleuchtungsanlagen,<br />
den Maschinenpark,<br />
die Raumluft- und Lagertechnik,<br />
die Informationstechnik und die<br />
Heizungsanlage bei Soldan mit fachmännischem<br />
Blick unter die Lupe.<br />
Unterm Strich errechnete der Berater<br />
ein Einsparpotenzial von jährlich<br />
mindestens 22.000 Euro – das entspricht<br />
rund 15 Prozent der Energiekosten.<br />
Innerhalb von maximal zwei<br />
Jahren, so das Gutachten, können<br />
sich viele Optimierungsmaßnahmen<br />
rechnen. Damit kann Soldan in<br />
Zukunft nicht nur viel Geld sparen<br />
– die Verbesserungen entlasten die<br />
Umwelt um 86 Tonnen Kohlendioxid.<br />
Dirk Schilling, kaufmännischer<br />
Leiter und Prokurist bei Soldan,<br />
zeigte sich von den Ergebnissen<br />
der Effizienz-Beratung beeindruckt:<br />
„Zunächst waren wir skeptisch, dass<br />
ein Energieversorger und ein Berater<br />
gemeinsam kommen. Jetzt bewerte<br />
ich diesen Ansatz jedoch positiv.<br />
Unser Bewusstsein für das Thema<br />
ist deutlich geschärft worden, und<br />
die Beratung hat viel Potenzial aufgedeckt.<br />
Ein toller Erfolg für den<br />
Betrieb!“ ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Wirtschaft<br />
Das Erfolgsgeheimnis von airberlin heißt:<br />
Innovation + Flexibilität = Wachstum<br />
46<br />
Die „Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs<br />
KG“, hervorgegangen aus der<br />
1978 gegründeten Air Berlin Inc.,<br />
startet ihren Flugbetrieb im Jahr<br />
1992 mit zwei Boeing-Jets und 150<br />
Mitarbeitern. Bereits 2003 steigt sie<br />
zur zweitgrößten Fluggesellschaft<br />
Deutschlands auf.<br />
Heute umfasst ihre Flotte 150<br />
Maschinen, die innerdeutsch, europa-<br />
und weltweit 154 Ziele anfliegt.<br />
im Jahre 2009 feierte Air Berlin<br />
sein 30-jähriges Bestehen und<br />
beförderte in diesem Jahr insgesamt<br />
28,6 Millionen Passagiere weltweit.<br />
Das Unternehmen beschäftigt<br />
rund 8.200 Mitarbeiter. Allein in<br />
2008 erhielt airberlin mehr als 10<br />
Auszeichnungen für Service und<br />
Qualität.<br />
Flexibel bleiben und dabei sparen –<br />
mit den airberlin Firmentarifen<br />
Firmenkunden brauchen optimale<br />
Fluganbindungen, Flexibilität und<br />
vollen Service – und das zu günstigen<br />
Konditionen. airberlin hat<br />
sich auf diese Bedürfnisse eingestellt<br />
und bietet daher Firmenkunden<br />
spezielle vollflexible Firmenraten<br />
an.<br />
Diese ermöglichen hohe Ersparnisse<br />
gegenüber publizierten Tarifen,<br />
sind als One-Way-Flüge buchbar<br />
und können in der vollflexiblen<br />
Buchungsklasse jederzeit kostenfrei<br />
umgebucht oder storniert werden.<br />
Mit der Kombination von vollflexiblen<br />
Firmentarifen und tagesaktuellen<br />
Tarifen schafft das airberlin<br />
Firmenabkommen ein Höchstmaß<br />
an Flexibilität für Firmenkunden.<br />
Bei airberlin wird Partnerschaft<br />
groß geschrieben: die Firmentarife<br />
werden auf dem kompletten innerdeutschen<br />
Streckennetz sowie zu<br />
allen internationalen Geschäftsreisezielen<br />
angeboten.<br />
Systemanbieter kompletter Verpackungs lösungen<br />
zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000<br />
Industrie- und Gefahrgutverpackungen mit<br />
20-jähriger Erfahrung vorrangig für die Branchen:<br />
■ Chemische Industrie<br />
■ Sonderabfallwirtschaft<br />
■ Automobilindustrie und deren Zulieferer<br />
■ Elektronik und Feinmechanik<br />
■ Flugzeugbau<br />
■ Sanitärtechnik<br />
Werner-Seelenbinder-Str. 9 | 09120 Chemnitz<br />
Telefon: 0371 / 27 18 40 | Telefax: 0371 / 27 18 418<br />
E-Mail: info@richter-hess.de | www.richter-hess.de<br />
richter & heß VERPACKUNGEN präsentiert sich<br />
auf der SIT vom 23. - 25.06.<strong>2010</strong> in Chemnitz am Stand D21.
Wirtschaft<br />
(Bild: airberlin)<br />
47<br />
PR-Beitrag<br />
Immer gut im Geschäft – mit airberlin<br />
business points<br />
Im März <strong>2010</strong> erweiterte die Airline<br />
ihr Angebot auch für mittelständische<br />
Firmenkunden. Das kostenlose<br />
Bonusprogramm airberlin business<br />
points vergütet Geschäftsflüge<br />
von Firmen mit Punkten, die einfach<br />
in einen Prämienflug für die nächste<br />
Geschäftsreise eingelöst werden.<br />
Je häufiger Firmen also airberlin<br />
oder NIKI für die dienstlichen Reisen<br />
ihrer Mitarbeiter wählen, desto<br />
mehr kann das Reisebudget mit Prämienflügen<br />
entlastet werden!<br />
Teilnehmen können kleine und mittelständische<br />
Unternehmen sowie<br />
Rechtsanwaltskanzleien, Steuerberatungs<br />
oder Architekturbüros,<br />
Verbände oder Unternehmensberatungen.<br />
Mindestens 3 Mitarbeiter<br />
müssen im Unternehmen beschäftigt<br />
sein. Grundvoraussetzung ist<br />
zudem, dass mindestens zehnmal<br />
pro Jahr mit der business points<br />
Kundennummer geschäftliche Flüge<br />
gebucht werden.<br />
Anmeldung<br />
Die Anmeldung erfolgt ausschließlich<br />
online auf<br />
www.businesspoints.airberlin.com<br />
unter Angabe der erforderlichen<br />
Firmenadressdaten sowie der Kontaktdaten<br />
der reiseverantwortlichen<br />
Person. Die Punktegutschriften<br />
und Prämieneinlösungen werden<br />
detailliert mit Namen des Reisenden,<br />
geflogene Strecke und Höhe der<br />
Punkte dargestellt. Nichterfasste<br />
Punkte von dienstlichen Flügen<br />
lassen sich mittels eines Formulars<br />
ganz schnell und einfach nachtragen.<br />
Ob Kreditkartenzahlung oder<br />
auch Lastschriftverfahren – für die<br />
spätere Gutschrift der Punkte nach<br />
Flugantritt sind beide Zahlarten<br />
möglich, was insbesondere mittelständische<br />
Firmen ohne Firmenkreditkarten<br />
entgegenkommen dürfte.<br />
Zudem ist keine Hinterlegung der<br />
Mitarbeiternamen oder zusätzlicher<br />
administrativer Aufwand erforderlich.<br />
Die entsprechenden Punkte<br />
werden immer nach Antritt des<br />
Fluges zeitnah automatisch gutgeschrieben.<br />
Erfolgte die Buchung<br />
einmal nicht online unter airberlin.<br />
comoder über ein Reisebüro, können<br />
die Punkte nachträglich über ein<br />
OnlineFormular geltend gemacht<br />
werden. n<br />
S P E DITION - L OG IS TIK - L AG E R UNG
Wirtschaft<br />
Die Kraft der Bilder<br />
Digital Signage: Visuelles Marketing wird immer wichtiger<br />
Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten<br />
wir Verpackungslösungen, die nicht nur Vertrauen<br />
in unsere Produkte und Leistungen<br />
aufbauen, sondern auch auf eine langfristige<br />
und komplexe Zusammenarbeit ausgerichtet<br />
sind.<br />
KAVEPA ® – eine Marke, die für Kundenorientierung,<br />
Affi nität zum Produkt, Vertrauen,<br />
Engagement, Produktvielfalt und Anpassungsfähigkeit<br />
steht.<br />
Unsere Leistungen:<br />
■ individuelle Sonderanfertigungen verschiedenster<br />
fl exibler Kunststoffverpackungen<br />
für die Lebensmittel, Textil– und Kosmetikindustrie,<br />
Verlage, Waren– und Versandhäuser,<br />
Geld– und Werttransporte und<br />
Banken, etc.<br />
■ Bedruckung im Flexodruckverfahren bis<br />
zu 12 Farben<br />
■ Veredlung von Automatenfolien<br />
■ Fertigung von Kleinstmengen<br />
■ attraktives Preis– /Leistungsverhältnis<br />
Starke Produkte haben einen guten Namen<br />
(www.ne-na.de) - Südkorea ist nach<br />
Auffassung des ITK-Experten Peter<br />
Weilmuenster, Vorstandschef von<br />
Bitronic, nicht nur ein wichtiger<br />
Herstellermarkt der Elektronikbranche,<br />
es ist auch ein interessantes<br />
Innovationslabor für technologische<br />
Trends, die wir in der einen oder<br />
anderen Ausprägung in Deutschland<br />
erleben werden.<br />
Völlig neue Aufgaben<br />
Man brauche nur das Metronetz von<br />
Seoul benutzen: „Es ist die Stadt der<br />
Screens. Elektronische Fahrscheine<br />
werden an Touchscreen-Terminals<br />
aufgeladen, in den U-Bahnhöfen<br />
laufen Werbeclips auf Plasma-Monitoren,<br />
und animierte Waggons zeigen<br />
auf LED-Tafeln die Position der<br />
U-Bahn inklusive Wartezeit an.<br />
Hier spielt sich die radikale Variante<br />
dessen ab, was der Verleger<br />
Hubert Burda als ‚Iconic Turn‘<br />
bezeichnet – also die Wende vom<br />
Wort zum Bild, die in Deutschland<br />
noch in den Kinderschuhen steckt“,<br />
so Weilmuenster, dessen Firma Serviceleistungen<br />
für die Technologie-<br />
Branche erbringt.<br />
In den USA haben Intel und Microsoft<br />
ein interessantes futuristisches<br />
System für die Werbewirtschaft vorgestellt:<br />
Eine 1,50 Meter breite und<br />
1,70 Meter hohe holografische Fläche.<br />
Sie steht neben einem LCD-Monitor.<br />
Die Software kann mit einer Kamera<br />
die Größe, das Alter und Geschlecht<br />
des Kunden erfassen und dazu passende<br />
Werbung anzeigen.<br />
Gleichzeitig erkennt das System<br />
den Stil der Kleidung und stellt<br />
Ware zum Modegeschmack jedes<br />
Einzelnen vor. „Wir werden in der<br />
Werbung und im Handel in nächster<br />
Zeit einen gewaltigen Umbruch in<br />
Richtung visueller Welten erleben.<br />
Für die Logistik, Wartung und für<br />
das Content-Manage ment entstehen<br />
völlig neue Aufgaben“, sagt der<br />
Bitronic-Chef.<br />
Bisher nur Werbemedium<br />
In Deutschland hat sich Digital<br />
Signage nach einem Bericht der<br />
Fachzeitschrift „acquisa“ vor allem<br />
als Werbemedium entwickelt.<br />
„Was die Anzahl der Werbe-Screens<br />
betrifft, liegt Deutschland im europäischen<br />
Ranking hinter Großbritannien<br />
auf Platz zwei und ist Ländern<br />
wie Frankreich, Spanien oder<br />
Italien um einiges voraus“, erklärt<br />
André Wiegand von Goldmedia<br />
gegenüber „acquisa“.<br />
Im Einzelhandel stehe man noch am<br />
Anfang. Es werde erst einmal beobachtet,<br />
was sich auf ausländischen<br />
Märkten abspielt, und man bewertet<br />
kritisch die Projekte, die wieder<br />
Nominiert für<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“ <strong>2010</strong><br />
Karl Verpackungen GmbH und Co. KG<br />
Rüdersdorf Nr. 177b<br />
07586 Kraftsdorf<br />
Telefon: +49 (0) 3 66 06 / 8 86-0<br />
Telefax: +49 (0) 3 66 06 / 8 86-29<br />
E-Mail: info@karl-verpackungen.de<br />
Internet: www.karl-verpackungen.de
Wirtschaft<br />
(Foto: © O. Fischer/PIXELIO)<br />
49<br />
eingestellt werden, etwa das Tesco-<br />
Netzwerk der Briten. Die Technik sei<br />
dabei das geringste Problem.<br />
„Die Werbung lässt sich regional<br />
aussteuern, kommt über die DSL-<br />
Leitung auf die Flachbildschirme.<br />
Jeder Bildschirm eines Digital-Signage-Systems<br />
kann die gleiche Botschaft<br />
aussenden, aber auch eine<br />
jeweils individuelle. Regionale Inhalte<br />
können in einer Filiale eingespielt<br />
und mit den zentralen Inhalten<br />
vermischt wiedergegeben<br />
werden. Auch Anbindungen an ein<br />
Warenwirtschaftssys tem sind üblich“,<br />
schreibt „acquisa“.<br />
Jobs steckt an<br />
Steve Jobs hat die Kraft der Bilder<br />
verinnerlicht und radikal in der<br />
Marketingstrategie von Apple etabliert.<br />
Er begeistert seine Kunden<br />
mit Bild, Film, Text, Ton und absolut<br />
frischen Produkten, meint der Werbefachmann<br />
Michael Conrad. Das<br />
könne man in jedem Apple-Laden<br />
besichtigen.<br />
Das Manifest „Think Different“, mit<br />
dem Jobs eine der eindrucksvollsten<br />
Turn-Around-Stor ies der jüngeren<br />
Markengeschichte realisierte, sei<br />
keine Schönrednerei, wie man sie<br />
oft von Firmen in der Werbung<br />
hört. „Es ist eine Vision, ein klar<br />
artikuliertes Programm. Es wird von<br />
einem Mann propagiert, der ansteckend<br />
ist in seiner Begeisterung und<br />
der seine Produkte selbst eindrucksvoll<br />
und kompetent vorstellt“, sagt<br />
Conrad. n<br />
Gunnar Sohn<br />
Mehr Informationen<br />
www.ne-na.de<br />
www.bitronic.eu<br />
www.digitalsignageeurope.com<br />
www.haufe.de/acquisa/
Innovation<br />
Verjüngung durch Reprogrammierung<br />
Stammzellforschung: Mediziner hoffen, künftig verletzte oder kranke Organe heilen oder<br />
sogar ersetzen zu können<br />
50<br />
(Bilder: MPI für molekulare Genetik)<br />
Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Mitochondrien. Im Vergleich zu erwachsenen Bindegewebszellen (Abb. links) sind<br />
die Mitochondrien von embryonalen Stammzellen und iPS-Zellen deutlich abgerundet.<br />
(idw-online/eigBer.) - Menschliche<br />
Stammzellen gehören zu den Hoffnungsträgern<br />
der Medizin. Ihre<br />
Gewinnung aus menschlichen<br />
Embryonen birgt jedoch ethische<br />
Probleme. Forscher versuchen daher,<br />
bereits erwachsene Zellen durch<br />
Reprogrammierung in Stammzellen<br />
zu verwandeln.<br />
Mitochondrien verändern ihre Form<br />
Wie Wissenschaftler des Berliner<br />
Max-Planck-Instituts für molekulare<br />
Genetik jetzt zeigen konnten, beeinflusst<br />
dieser Prozess auch die Mitochondrien.<br />
Diese Zellorganellen besitzen<br />
eine eigene DNA und sind daher<br />
nicht von dem anfänglichen Reprogrammierungsprozess<br />
betroffen. Die<br />
Forscher konnten jedoch nachweisen,<br />
dass sich die Mitochondrien erwachsener<br />
Zellen im Zuge der Reprogrammierung<br />
ebenfalls verjüngen und<br />
sogar ihre äußere Form verändern.<br />
Weitere Informationen<br />
Max-Planck-Institut für molekulare<br />
Genetik, Berlin<br />
Dr. Alessandro Prigione<br />
Tel. 030 8413-1237<br />
prigione@molgen.mpg.de<br />
Dr. James Adjaye<br />
Tel. 030 8413-1203<br />
adjaye@molgen.mpg.de<br />
http://www.molgen.mpg.de<br />
Humane embryonale Stammzellen<br />
können sich zu jeder Zellart des<br />
Organismus entwickeln. Dadurch<br />
wird es möglich, dass aus einer<br />
einzigen befruchteten Zelle ein vollständiger<br />
Organismus mit hochspezialisierten<br />
Geweben und Organen<br />
wie Nerven, Muskeln oder Leberzellen<br />
entsteht. Durch die Verwendung<br />
von menschlichen Stammzellen<br />
hoffen Mediziner, künftig verletzte<br />
oder kranke Organe heilen oder<br />
sogar ersetzen zu können.<br />
Biochemische Abläufe noch unklar<br />
Die Gewinnung embryonaler<br />
Stammzellen aus menschlichen<br />
Embryonen ist jedoch ethisch<br />
bedenklich. Große Erwartungen<br />
knüpfen sich daher an die Verwendung<br />
sog. „induzierter pluripotenter<br />
Stammzellen“ (iPS-Zellen). Dies sind<br />
erwachsene Körperzellen, in denen<br />
bestimmte „schlafende“ Gene wieder<br />
aktiviert werden.<br />
Die Zellen verwandeln sich erneut<br />
in Stammzellen und bekommen die<br />
Fähigkeit zurück, sich zu anderen<br />
Geweben bzw. Zellarten zu spezialisieren.<br />
Bislang ist jedoch noch<br />
unklar, ob auch die biochemischen<br />
Abläufe im Inneren der iPS-Zellen<br />
den embryonalen Stammzellen entsprechen,<br />
oder ob es sich bei ihnen<br />
tatsächlich um „alte“ Zellen handelt.<br />
Die Alterung von Zellen wird von<br />
verschiedenen Faktoren beeinflusst.<br />
Ein wichtiger Bereich betrifft die<br />
Entstehung und den Abbau sog.<br />
freier Radikale. Dabei handelt es sich<br />
um extrem reaktionsfreudige Moleküle,<br />
die ständig innerhalb der Mitochondrien<br />
gebildet und z. B. für die<br />
Infektionsabwehr des Organismus<br />
benötigt werden.<br />
Wichtiger Nachweis<br />
„Vor einer möglichen klinischen<br />
Verwendung von iPS-Zellen müssen<br />
wir wissen, ob und wie sich<br />
die Mitochondrien der iPS-Zellen<br />
von den Mitochondrien embryonaler<br />
Stammzellen unterscheiden“,<br />
erläutert James Adjaye, Leiter der<br />
Arbeitsgruppe am Max-Planck-<br />
Institut für molekulare Genetik, in<br />
welcher diese Arbeiten durchgeführt<br />
wurden.<br />
Die Forscher stellten daher iPS-<br />
Zellen her und verglichen ihre Mitochondrien<br />
mit denen embryonaler<br />
Stammzellen. „Wir konnten zum<br />
ersten Mal beweisen, dass iPS-Zellen<br />
und embryonale Stammzellen ähnliche<br />
Mitochondrien aufweisen“,<br />
so Adjaye.<br />
„Die Organellen haben vergleichbare<br />
Eigenschaften und verhalten<br />
sich ähnlich. Interessanterweise<br />
ändert sich durch den Reprogrammierungsprozess<br />
sogar das Aussehen<br />
der Mitochondrien. Die in den<br />
erwachsenen Zellen länglichen<br />
Organellen werden rundlich, wie die<br />
Mitochondrien in jungen Embryonalzellen.“<br />
Impulse gegen Parkinson<br />
Die Wissenschaftler hoffen, dass<br />
ihre Erkenntnisse wertvolle Impulse<br />
vor allem für die Entwicklung neuer<br />
Therapieformen gegen Krebs und<br />
neurodegenerative Erkrankungen<br />
wie Parkinson oder Alzheimer<br />
geben werden. n<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Innovation<br />
Grundlagenforschung<br />
Wissenschaftler entwickeln neue Methode zur<br />
Identifikation glykosylierter Proteine<br />
(Foto: Axel Griesch/MPI für Biochemie)<br />
Vor der Messung im Massenspektrometer wird die Probe mit<br />
dem Elektrospray-Verfahren ionisiert.<br />
(idw-online/eigBer.) - Viele Prozesse in unserem Körper<br />
werden durch nachträgliche Veränderungen von Proteinen<br />
gesteuert. Die Identifikation solcher Modifikationen ist daher<br />
essentiell für die weitere Erforschung unseres Organismus.<br />
Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biochemie in<br />
Martinsried haben jetzt einen weiteren entscheidenden Beitrag<br />
dazu geleistet: Mit einer neuen Methode haben sie über<br />
6 000 glykosylierte Proteinstellen in verschiedenen Geweben<br />
identifiziert und somit eine wichtige Grundlage für das<br />
bessere Verständnis aller Lebensvorgänge geschaffen.<br />
Proteinmodifikation könnte Alzheimer verursachen<br />
Die neu entwickelte Methode beruht auf einem Filterverfahren,<br />
mit dem auch schwer zugängliche Proteine aus<br />
biologischem Material extrahiert werden können. Dieses<br />
Verfahren kombinierten die Forscher mit dem Einsatz hochauflösender<br />
Massenspektrometer, wodurch es ihnen gelang,<br />
6 367 N-glykosylierte Proteinstellen zu identifizieren. Außerdem<br />
konnten sie bestimmte regelmäßig wiederkehrende<br />
Abschnitte (Sequenzmotive) herausarbeiten, die künftig als<br />
Erkennungsmuster für modifizierte Proteine dienen können.<br />
Diese Erkenntnisse stellen wichtige Fortschritte für die Proteomik<br />
dar, so die Forscher, denn sie helfen dabei, die Vorgänge<br />
innerhalb des menschlichen Körpers besser zu verstehen.<br />
Zudem könnten sie auch für die Erforschung von Krankheiten<br />
eine zentrale Rolle spielen. So gelang es, einige veränderte<br />
Proteinstellen zu identifizieren, die mit verschiedenen<br />
Erkrankungen, z. B. Alzheimer, in Zusammenhang stehen. Da<br />
die N-Glykosylierung an vielen Prozessen beteiligt ist, die bei<br />
Alzheimer gestört sind, vermuten die Wissenschaftler, dass<br />
diese Form der Proteinmodifikation die Erkrankung direkt<br />
verursacht oder zumindest entscheidenden Einfluss auf<br />
ihren Verlauf nimmt. n<br />
Weitere Informationen<br />
Prof. Dr. Matthias Mann<br />
Proteomics und Signaltransduktion<br />
Max-Planck-Institut für Biochemie<br />
Am Klopferspitz 18 | 82152 Martinsried<br />
mmann@biochem.mpg.de | www.biochem.mpg.de<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Paraderegion Bayern –<br />
nicht nur für Touristen<br />
Niederbayern • Franken • Schwaben • Oberpfalz • Oberbayern<br />
(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
Netzwerkeln in Franken<br />
Metropolregion Nürnberg<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
181 Einwohner je km 2<br />
Sie gehört zu den zehn großen Wirtschaftszentren<br />
Deutschlands. Die<br />
Metropolregion Nürnberg besteht<br />
aus 21 Landkreisen und zwölf kreisfreien<br />
Städten, 3,5 Mio. Einwohnern<br />
und 150 000 Unternehmen. Sie sieht<br />
sich als zukunftsweisendes Zentrum<br />
Europas. Gerade in den letzten Jahren<br />
wurden Nürnberg und Fürth<br />
aber als wirtschaftlicher Kern der<br />
Region einige Male hart getroffen,<br />
siehe Schaeffler, siehe Quelle.<br />
(Foto: © KuNi/PIXELIO)<br />
53<br />
Die vom Strukturwandel betroffenen<br />
Städte, die immer wieder Krisen<br />
dieser Art zu verkraften hatten, wirft<br />
die Pleite in ihrer zuletzt vielversprechenden<br />
Entwicklung zurück. Die<br />
Staatsregierung versucht, die Folgen<br />
mit einem 115 Mio. Euro teuren Strukturprogramm<br />
zu lindern.<br />
Ärmel hoch<br />
Die Heilbronn-Frankener IHK nimmt<br />
wieder Anlauf: „Die Chancen stehen<br />
gut, dass es langsam wieder<br />
aufwärts geht. Allerdings ist der<br />
Weg zurück in die Erfolgsspur nicht<br />
einfach. Wie werden wir ‚stark für<br />
den Aufschwung‘? Es gilt das Motto:<br />
‚Geht es meinem Nachbar gut, geht<br />
es auch mir gut‘“.<br />
Am Beispiel Mittelfrankens zeigte die<br />
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft<br />
e. V. (vbw) auf, dass Regionen<br />
bei einer noch besseren Kooperation<br />
zwischen Wirtschaft, Forschung und<br />
Politik noch deutlich mehr erreichen<br />
können.<br />
Nachbarschaftshilfe<br />
Ein neues Cluster hat es schwer.<br />
Das aktuelle Gutachten „Vorsprung<br />
Bayern: Mittelfranken – Erfolg und<br />
Zukunftspotenziale am Beispiel von<br />
Stadt und Landkreis Ansbach“ im<br />
Auftrag der vbw vom April dieses<br />
Jahres will zeigen, wie eine eher<br />
schwächelnde Region für die Zukunft<br />
gerüstet werden kann. Anlass ist ein<br />
Strukturförderprogramm für die Region<br />
Nürnberg/Fürth mit 50 Mio. Euro.<br />
Es gibt aber ein Problem, so die Analyse:<br />
Der Befund „Bekanntheitsgrad<br />
gering, Skepsis relativ hoch“ trifft<br />
Die Ansbacher krempeln die Ärmel hoch<br />
z. B. für das Netzwerk ENERGIEregion<br />
Nürnberg zu. Nur wenige Unternehmen<br />
in Ansbach kennen diese<br />
Initiative – und davon ist nur eine<br />
verschwindend geringe Anzahl an<br />
Unternehmen Mitglied.<br />
Wie profitiert Ansbach?<br />
Die Untersuchung sieht die „Wertschöpfungskette<br />
Energie“ als d a s<br />
Projekt der Zukunft für die Region.<br />
Sie stellt fest, dass der Umsatzanteil<br />
dieser energierelevanten Themen<br />
bei allen Ansbacher Unternehmen<br />
in Höhe von 13 Prozent liegt. Unter<br />
Berücksichtigung der Unternehmen,<br />
die auch auf Märkten mit Energierelevanz<br />
tätig sind, steigt der Umsatzanteil<br />
auf gut ein Drittel, errechnet<br />
die Studie.<br />
Das Gesamtpotenzial sei sogar noch<br />
größer, da sowohl in der Industrie<br />
wie auch in den unternehmensnahen<br />
Dienstleistungen der Umsatzanteil<br />
bei rund einem Sechstel liegt. Der<br />
Umsatzanteil sei noch größer, so die<br />
Studie, wenn Unternehmen zum<br />
Kernmarkt Energie dazu gezählt<br />
würden, die Kraftwerke, Transformatoren<br />
und Anlagen zur Gewinnung<br />
regenerativer Energien produzieren.<br />
Dann liegt der Umsatzanteil sogar<br />
bei knapp der Hälfte des Gesamtumsatzes.<br />
Das Gutachten attestiert<br />
Potenziale im Energiebereich.<br />
Aber<br />
Bisher kooperieren nur wenige<br />
Unternehmen mit einer Forschungseinrichtung.<br />
Das Gutachten fand<br />
heraus, dass zwar insgesamt von<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
den zehn Prozent der mit einem<br />
Forschungsinstitut kooperierenden<br />
Unternehmen eine große Mehrheit<br />
mit den regionalen Fachhochschulen<br />
Ansbach und Weihenstephan-Triesdorf<br />
kooperiert. Aber überregionale<br />
Kooperationen mit der Friedrich-<br />
Alexander-Universität, den Fraunhofer-Instituten<br />
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Regional-Special<br />
Erfolgsindex Mittelfranken<br />
Kurz- und mittelfristige Entwicklung<br />
54<br />
Index aus der Entwicklung<br />
der Erwerbstätigenquote<br />
(50 Prozent Gewicht) und<br />
der Arbeitslosenquote (25<br />
Prozent) sowie des Bruttoinlandsproduktes<br />
(25 Prozent)<br />
für den Zeitraum von 1998-<br />
2008. Die Tendenz zeigt die<br />
Abweichung des Erfolgsindexes<br />
für den Zeitraum<br />
2006-2008.<br />
(Quelle: IW Consult Regionaldatenbanken)<br />
fänden so gut wie nicht statt.<br />
Skeptisch beurteilen die Ansbacher<br />
Unternehmen auch die Frage, ob sie<br />
von einem Energiecluster profitieren<br />
können. Nur eine Minderheit erwartet,<br />
aus einer solchen intensiven Vernetzung<br />
zwischen Wirtschaft und<br />
Wissenschaft Nutzen ziehen zu können.<br />
Hier stößt die Cluster-Offensive<br />
der Staatsregierung an ihre Grenzen.<br />
Die Ansbacher sind bayerisch<br />
bodenständig, lässt die Schlussfolgerung<br />
des Gutachtens vermuten:<br />
„Entscheidend ist die Erwartung<br />
über konkrete Ergebnisse,<br />
die den Unternehmenserfolg positiv<br />
beeinflussen.“<br />
Mittelfranken<br />
In Mittelfranken insgesamt ist knapp<br />
die Hälfte der Unternehmen in Netzwerkstrukturen<br />
eingebunden und<br />
in diesem Sinne vielfach gut positioniert.<br />
Die Forschungsintensität der<br />
Unternehmen ist relativ hoch, die<br />
Wissenschaft gut vernetzt und die<br />
Politik engagiert. Die bisherige Analyse<br />
zeigt, dass eine Möglichkeit, die<br />
Ausstrahlungskraft der Region Nürnberg<br />
– Fürth – Erlangen zu erhöhen,<br />
in der Spezialisierung von Branchen<br />
und der wissensintensiven Kooperation<br />
liegt. Langfristig betrachtet verzeichnete<br />
Mittelfranken leicht überdurchschnittliche<br />
Wachstumsraten,<br />
die kurzfristige Perspektive ist weniger<br />
rosig. Im bayerischen Vergleich<br />
bleiben die Potenziale Mittelfrankens<br />
nach Oberbayern die stärksten.<br />
Erfolgreiche Regionen brauchen ein<br />
Kraftzentrum. Ein solches kann für<br />
Mittelfranken nur das Städtedreieck<br />
Nürnberg-Fürth-Erlangen sein. n<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Bodenständiges Niederbayern<br />
Der Vorsprung Bayerns in Deutschland<br />
ist nach wie vor deutlich<br />
Regional-Special<br />
(Foto: © wl.steinacker/PIXELIO)<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
115 Einwohner je km 2<br />
Qualitätsgurken aus Niederbayern<br />
Bayern wächst: Rund eine Million<br />
Menschen sind in den letzten 25 Jahren<br />
aus den übrigen Bundesländern<br />
nach Bayern gekommen, mehr als in<br />
jedes andere Bundesland.<br />
„Gewusst haben wir’s schon lange,<br />
man liest’s immer wieder gerne.<br />
Bayern ist da vorne, da wo’s gut ist.<br />
Und Schlusslicht dort, wo die negativen<br />
Seiten sind“, freute sich da<br />
natürlich die „Abendzeitung“.<br />
Bayern ist Geberland Nr. 1. Das heißt<br />
für das bayerische Finanzministerium<br />
nichts Positives: „Bayern<br />
wird mit Abstand am höchsten<br />
belastet“, stellt der haushalts- und<br />
finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />
Landtagsfraktion, Volkmar Halbleib,<br />
im April <strong>2010</strong> fest.<br />
Das Land, in dem die Gurken blühen:<br />
Niederbayern<br />
München, Nürnberg, Augsburg<br />
– in diesen Metropolregionen und<br />
einigen anderen größeren Städten<br />
leben 40 Prozent der Bayern. Das<br />
Land drum herum, also 85 Prozent<br />
Bayerns, ist ländlicher Raum, auf<br />
dem ca. 60 Prozent der Bevölkerung<br />
leben. Das sind dünn besiedelte<br />
Gebiete und mittlere Städte.<br />
Ab Juli bis September liegen tausende<br />
von Erntearbeitern aus Osteuropa<br />
den ganzen Tag auf dem Bauch, um<br />
die Gurken vorsichtig zu pflücken.<br />
Jede zweite Gurke in Deutschland<br />
stammt aus dem größten zusammenhängenden<br />
Gurkenanbaugebiet<br />
in Europa zwischen Isar- und Vilstal.<br />
Allerding importieren große Unternehmen<br />
lieber asiatische Gurken.<br />
Kontra Billig-Gurke<br />
Dagegen meint Josef Apfelbeck von<br />
der Gurkenerzeuger-Organisation<br />
Bayern aus Aholming zur Lebensmittelsicherheit<br />
gegenüber „brand eins“:<br />
„Einen Stahlträger kann ich natürlich<br />
im Ruhrgebiet oder in Indien herstellen,<br />
er bleibt ein Stahlträger. Aber<br />
wenn in Asien Analphabeten Spritzmittel<br />
für Lebensmittel verwenden,<br />
ohne die Anleitung lesen zu können,<br />
kann man die Sicherheit nicht<br />
garantieren.“<br />
Dingolfing<br />
BMW ist eine bekannte Marke. Das<br />
größte Werk des Unternehmens<br />
in Dingolfing zählt rund 16 000<br />
Beschäftigte. Einschließlich der ebenfalls<br />
hier angesiedelten Technologien,<br />
wie beispielsweise die Produktion<br />
von Fahrwerk und Antriebskomponenten<br />
oder die zentrale Teileauslieferung,<br />
erhöht sich die Gesamtzahl<br />
auf rund 23 000 Beschäftigte. Gefertigt<br />
werden am Standort Dingolfing<br />
die Modelle der 5er-, 6er- und 7er-<br />
Baureihen sowie die Aluminium-<br />
Karosserien für den Rolls-Royce<br />
„Phantom". Arbeitstäglich laufen<br />
unter dem neuen Werkleiter Frank-<br />
Peter Arndt derzeit insgesamt rund<br />
1 300 Automobile von den Bändern.<br />
BMW geht’s gut<br />
Der neue Chef ist zuversichtlich:<br />
„Unseren Absatz wollen wir dieses<br />
Jahr im hohen einstelligen Prozent-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
56<br />
Auch der Rolls-Royce Ghost soll sich gut verkaufen<br />
bereich steigern. 2009 lagen wir<br />
bei 1,286 Mio. Einheiten. Und schon<br />
2012 wollen wir 1,6 Mio. Fahrzeuge<br />
der Marken BMW, Mini und Rolls-<br />
Royce verkaufen. Deswegen weiten<br />
wir unsere Produktionskapazitäten<br />
aus“, so Arndt gegenüber der Fachzeitschrift<br />
„auto, motor und sport“.<br />
Dingolfing ist der weltweit größte<br />
von insgesamt 24 Produktionsstandorten<br />
der BMW Group. Durch<br />
die Ansiedlung von BMW wurde<br />
Dingolfing zu einer der reichsten<br />
Gemeinden in Deutschland.<br />
(Foto: Wikimedia Commons/CC/Thomas doerfer)<br />
Durch die Krise der Autoindustrie<br />
war Dingolfing schwer in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden, ermittelte<br />
das Institut der deutschen<br />
Wirtschaft. 2009 war der Landkreis<br />
Dingolfing-Landau auf Rang zehn<br />
unter den Top-Betroffenen der Krise,<br />
so das Institut.<br />
Traditionsbewusst<br />
Für viele Amerikaner oder Australier<br />
gilt bayerische Folklore als<br />
„urdeutsch“. Es gibt sie noch, die Tradition<br />
in Bayern.<br />
Wenn wie in Bad Füssing Anfang<br />
Juni tausende Trachtler zum 2.<br />
Niederbayerischen Trachtentreffen<br />
zusammenkommen, scheint die<br />
Welt zumindest kurz in Ordnung<br />
zu sein.<br />
Tausende Kinder, Frauen und Männer<br />
fanden sich zu einem Schaulaufen<br />
der Trachtenvereine. Um fürs<br />
Jubiläum schönes Wetter zu haben,<br />
wurde vorab extra eine Wallfahrt<br />
nach Altötting unternommen.<br />
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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
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Regional-Special<br />
Wettbewerbsvorteil in Schwaben<br />
Der Superdeal<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
179 Einwohner je km 2<br />
Airbus-Chef Tom Enders und<br />
Scheich Ahmed Bin Saeed Al-Maktoum,<br />
Chef der arabischen Fluggesellschaft<br />
„Emirates“ verkündeten<br />
Anfang Juni den größten Einzel-<br />
Deal in der Geschichte der zivilen<br />
Luftfahrt: „Emirates“ kauft 32 neue<br />
Airbusse vom Typ A380 zu einem<br />
Preis von etwa 11,5 Mrd. US-Dollar.<br />
Insgesamt hat „Emirates“ damit 90<br />
Exemplare des größten Passagierflugzeugs<br />
der Welt geordert.<br />
Nach einem Katastrophenjahr 2009,<br />
in dem auch der A380 zu Verlusten<br />
in dreistelliger Millionenhöhe<br />
geführt hat, scheint nun ausgerechnet<br />
der einstige Problemvogel Airbus<br />
und seine Konzernmutter, den<br />
europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern<br />
EADS, mit aus der Krise zu<br />
befördern. „Das Schlimmste scheint<br />
überstanden“, verbreitet Jürgen<br />
Kuntner, Vertrieb und Marketing,<br />
Optimismus.<br />
Ein Scheich sammelt Airbusse, das freut die schwäbische Wirtschaft. In Augsburg<br />
werden die großdimensionierten Seitenschalen der hinteren Rumpfsektion für das<br />
neue Langstreckenflugzeug gefertigt.<br />
Augsburg<br />
In den vergangenen Jahren hat sich<br />
vor allem die Region Augsburg als<br />
eines der weltweit führenden Zentren<br />
dieser Technologie etabliert.<br />
Der Standort Augsburg ist mit<br />
seinen rund 2 500 Mitarbeitern<br />
einer der weltweit größten Zulieferer<br />
für Großbauteile an Airbus.<br />
(Foto: obs/HANSA TREUHAND)<br />
EADS gab bekannt, ab Juni mit der<br />
Panel-Fertigung aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen<br />
(CFK) für den neuen<br />
Airbus A350 XWB im Werk Nordenham<br />
zu beginnen. Wenig später,<br />
57<br />
leben<br />
entspannen<br />
Abspannen, entspannen, sich verwöhnen lassen: Im Ambiente eines fränkischen Landsitzes, mitten im<br />
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<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
58<br />
Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff CFK<br />
heißt es, sei dann der Produktionsstart<br />
dieser Bauteile in Augsburg, so<br />
die „Augsburger Allgemeine“.<br />
In Augsburg werden die großdimensionierten<br />
Seitenschalen der<br />
hinteren Rumpfsektion für das neue<br />
Langstreckenflugzeug gefertigt. Der<br />
Rumpf des neuen Airbus besteht<br />
zum überwiegenden Teil aus CFK-<br />
Materialien.<br />
Carbon, das „Schwarze Gold“<br />
Grundsätzlich ist das Marktpotenzial<br />
von Carbon enorm. So bedeutet<br />
auch im Auto eingespartes Gewicht<br />
einen sinkenden Verbrauch und<br />
damit einen Wettbewerbsvorteil am<br />
Markt. In Schwaben existiert neben<br />
dem Forschungsnetzwerk um die<br />
Universität Augsburg mittlerweile<br />
ein weltweit nahezu einzigartiger<br />
Verbund an CFK-Spezialisten.<br />
ergänzen: „Das ist europaweit ein<br />
Alleinstellungsmerkmal“, so Kopton.<br />
Leichter als Aluminium, widerstandsfähiger<br />
und zugfester als<br />
Stahl: Für viele Anwendungen sind<br />
Bauteile aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen<br />
zumindest technologisch<br />
gesehen eine bessere Alternative<br />
als herkömmliche Materialien.<br />
Eine neue industrielle Revolution<br />
(Foto: Wikipedia/GFDL/CC/TobiasKlaus)<br />
Die Verarbeitung von Carbon ist<br />
völlig anders. Es wird nicht mehr<br />
gefräst, gedreht und geschweißt,<br />
sondern geklebt, gewoben und<br />
gebacken. Deswegen müssen die<br />
Industrieunternehmen auch in ihrer<br />
Entwicklung umdenken. Selbst<br />
komplexe Bauteile können komplett<br />
aus einem Guss vorgefertigt werden,<br />
was aber neue Maschinen und<br />
geschultes Personal erfordert.<br />
Augsburg, das Fraunhofer-Institut<br />
und das Deutsche Zentrum für Luftund<br />
Raumfahrt gemeinsam mit<br />
der Industrie die CFK-Entwicklung<br />
vorantreiben wollen.<br />
Die deutsche Premium Aerotec-<br />
Gruppe (PAG) könnte mittelfristig<br />
auch im Automobilbau tätig werden.<br />
„Wir haben das Know-how über den<br />
serienmäßigen Kohlefaserleichtbau<br />
im Flugzeug. Das lässt sich auch in<br />
den Fahrzeugbau einbringen“, sagte<br />
PAG-Chef Hans Lonsinger im FTD-<br />
Gespräch.<br />
Schwaben-Trend<br />
Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft<br />
befindet sich dieses Jahr auch<br />
ohne EADS und den Airbus-Deal in<br />
einem moderaten Aufwärtstrend,<br />
bewertet die Schwäbische IHK die<br />
Lage. Die Konjunktur zieht langsam<br />
wieder an, dennoch sei der Weg zu<br />
einer vollständigen Überwindung<br />
des zurückliegenden wirtschaftlichen<br />
Einbruchs noch weit und<br />
mühsam, schätzt die IHK.<br />
Die Unternehmen in Schwaben<br />
blicken – mit wenigen Ausnahmen<br />
– optimistisch auf die kommenden<br />
Monate. Wesentlicher Impulsgeber<br />
wird das Exportgeschäft sein, wobei<br />
hohe Erwartungen mit den asiatischen<br />
Märkten verknüpft werden.<br />
Verbesserung<br />
Mit SGL Carbon in Meitingen produziert<br />
ein Unternehmen vor Ort<br />
den Rohstoff. Der bayerische Wirtschaftsminister<br />
Martin Zeil ist<br />
erfreut: „Wir können stolz darauf<br />
sein, dass hier eine spezielle Carbonfaser<br />
entwickelt werden soll, die<br />
uns unabhängig von japanischen<br />
und US-amerikanischen Unternehmen<br />
macht.“<br />
ASM<br />
Andreas Kopton, Präsident der<br />
IHK Schwaben, unterstrich, dass<br />
sich mit den Schwerpunkten<br />
Me chatronik und Faserverbundtechnologie<br />
Kompetenzen in der Region<br />
um Augsburg in idealer Weise<br />
Schon jetzt setzen vor allem Flugzeugbauer<br />
und die Hersteller von<br />
Windkraftanlagen immer stärker<br />
auf CFK – den carbonfaserverstärkten<br />
Kunststoff. Aber noch stehen<br />
die Forscher vor zwei großen<br />
Herausforderungen: So ist bisher<br />
ungeklärt, wie recyclingfähig Bauteile<br />
aus Faserverbundstoffen sind.<br />
Außerdem ist die Verarbeitung noch<br />
immer sehr aufwändig.<br />
Die Zukunft<br />
Im Rahmen einer Innovationsoffensive<br />
entsteht derzeit in Augsburg<br />
ein Technologiezentrum, in dem<br />
künftig renommierte Forschungseinrichtungen<br />
wie die Universität<br />
Das Investitionsklima hat sich<br />
leicht aufgehellt, und auch für den<br />
Arbeitsmarkt fallen die Prognosen<br />
etwas günstiger aus. Die Erholung<br />
der Industriebranche setzt sich fort:<br />
Ein Viertel der Unternehmen schätzt<br />
die aktuelle Geschäftslage wieder<br />
positiver ein.<br />
Der Auftragseingang entwickelt<br />
sich günstig, und so hat sich die<br />
Kapazitätsauslastung im Vergleich<br />
zum Vorjahr verbessert.<br />
Auch die Geschäftserwartungen<br />
der Industrie unternehmen sind<br />
optimis tischer: Rund ein Drittel der<br />
Unternehmen erwartet eine weitere<br />
Verbesserung der Geschäftslage und<br />
des Auftragsvolumens. n<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
Gewappnet in der Oberpfalz<br />
Biotechnologie in der Oberpfalz<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
112 Einwohner je km 2<br />
(Foto: Wikipedia/CC/Manuel Strehl)<br />
59<br />
Campus Universität Regensburg<br />
Deutschlandradio Kultur attestiert<br />
dem Oberpfälzer besondere Charaktereigenschaften:<br />
„Aus welchem Grunde auch immer<br />
gelingt es dem Oberpfälzer, für alle<br />
Zeiten gewappnet zu sein. Wenn es<br />
eng wird, kommentiert ein kenntnisreicher<br />
Psychologe, wächst der<br />
Oberpfälzer geradezu über sich<br />
hinaus, fordert die Krise bis aufs<br />
Äußerste heraus, um ihr dann mit<br />
stoischer Gelassenheit die Stirn<br />
zu bieten.“<br />
Wandel<br />
Wegen der Erzvorkommen nannte<br />
man die Oberpfalz auch „das Ruhrgebiet<br />
des Mittelalters“. Heute ist die<br />
Wirtschaft geprägt von klein- und<br />
mittelständischen Unternehmen,<br />
von denen einige zu den führenden<br />
ihrer Branche zählen.<br />
Die Wirtschaft der Oberpfalz hat<br />
in den Jahren 1994 bis 20<strong>04</strong> einen<br />
Wandel durchlebt. So nahmen die<br />
Erwerbstätigen in diesem Zeitraum<br />
in Land- und Forstwirtschaft<br />
und der Fischerei ab, die Zahl der<br />
Erwerbstätigen im produzierenden<br />
Gewerbe sank ebenfalls. Der Dienstleistungssektor<br />
nahm jedoch um<br />
18,8 Prozent zu. Die Landwirtschaft<br />
und die Teichwirtschaft, die vor<br />
allem in den nördlichen Regionen<br />
der Oberpfalz auftreten, haben<br />
gesamtwirtschaftlich gesehen eher<br />
eine kleine Rolle inne.<br />
Industrielle Strukturen sind am<br />
stärksten im Großraum Regensburg<br />
vertreten, der in den vergangenen 25<br />
Jahren eine beachtliche wirtschaftliche<br />
Dynamik entwickelt hat. Die<br />
Gründung der BioPark Regensburg<br />
GmbH vor elf Jahren war die Initialzündung<br />
für die Erfolgsgeschichte<br />
der Biotechnologie-Branche.<br />
BioRegio Regensburg<br />
Die Region zählte 1999 aus dem<br />
Bereich „Life Sciences“ 23 Firmen mit<br />
400 Mitarbeitern, heute sind in rund<br />
40 Unternehmen 2 586 Menschen<br />
beschäftigt – gut sechsmal so viele.<br />
Die BioRegio Regensburg hat sich<br />
damit nach München-Martinsried<br />
zum zweitgrößten Kompetenz-Netzwerk<br />
im Freistaat entwickelt.<br />
Niemand musste gehen<br />
Im BioPark auf dem Campus der<br />
Universität haben sich in zwei<br />
Gebäuden 22 Firmen mit insgesamt<br />
400 Mitarbeitern eingerichtet.<br />
„Der BioPark ist im Laufe der Jahre<br />
von einem reinen Biotech-Cluster zu<br />
einem Standort für interdisziplinäre<br />
Entwicklungen herangereift“, resümiert<br />
Geschäftsführer Dr. Thomas<br />
Diefenthal. „Der Cluster hat sich zu<br />
einem wichtigen Arbeitgeber entwickelt“,<br />
sagt der BioPark-Geschäftsführer.<br />
Bemerkenswert sei, dass<br />
sich die Insolvenzen – anders als<br />
beispielsweise in München-Martinsried<br />
– nicht auf die Gesamtzahl<br />
der Mitarbeiter ausgewirkt haben.<br />
Und Rosenthal?<br />
Die Porzellanfertigung in Selb und<br />
Speichersdorf ist gesichert. Ein Jahr<br />
nach der Insolvenz hat der weltweit<br />
renommierte Porzellanhersteller<br />
Rosenthal wieder festen Boden<br />
unter den Füßen. Die Übernahme<br />
für knapp 50 Mio. Euro durch die<br />
italienische Sambonet Paderno half<br />
gegen das billige Porzellan aus Osteuropa<br />
und Asien und die Insolvenz<br />
des Mehrheitseigners Waterford<br />
Wedgwood. ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
Erfolgreiches Oberbayern<br />
Die Metropolregion München rast auf der Überholspur<br />
Bevölkerungsdichte:<br />
247 Einwohner je km 2<br />
60<br />
U-Bahn München<br />
Außer der Metropolregion Nürnberg<br />
hat Bayern seine Super-Metropolregion:<br />
München. Die Region Nürnberg<br />
wird von der Europäischen<br />
Union (EU) als europäische Gateway-Region<br />
definiert.<br />
Neben Dresden ist die Region Nürnberg<br />
die einzige Region in Deutschland,<br />
die als grundlegend für den<br />
Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen<br />
zu Osteuropa angesehen<br />
wird. Dies verdankt die Region ihrer<br />
geografischen Lage und der hervorragenden<br />
Infrastruktur. Nürnberg<br />
rangiert im europäischen Standortvergleich<br />
unter den Top Ten.<br />
Im Wettbewerb der Metropolregionen<br />
Deutschlands nimmt die Region<br />
München aber eine Spitzenposition<br />
ein. Bei nahezu allen relevanten<br />
wirtschaftlichen Kennzahlen ist<br />
die Region München im Spitzenfeld<br />
unter den bewerteten Standorten.<br />
Oberbayern ist stark auf die Landeshauptstadt<br />
München hin orientiert.<br />
Hightech im Grünen<br />
Die Europäische Metropolregion<br />
München (EMM) zählt zu den am<br />
stärksten prosperierenden Regionen<br />
Europas. In Deutschland hat sie<br />
eine herausragende Position, wie<br />
zahlreiche Rankings immer wieder<br />
belegen. Die EMM weist u. a. das<br />
höchste Bevölkerungswachstum,<br />
die höchste Zunahme bei den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten<br />
sowie das höchste BIP pro<br />
Erwerbstätigem auf.<br />
Die Kernkompetenzen dieser Region<br />
liegen in der Konzentration von<br />
Wissen, einer sehr breiten technologischen<br />
Basis, einer Vielfalt an<br />
zukunftsorientierten Branchen<br />
sowie höchster Lebensqualität in<br />
reizvoller Landschaft. Dies alles verbunden<br />
durch eine gut ausgebaute<br />
Infrastruktur zur internen und<br />
externen Erreichbarkeit und zum<br />
Informationsaustausch.<br />
Wissen mit Effekt<br />
Die EMM ist Deutschlands führende<br />
Wissensregion. Durch Beschäftigungseffekte<br />
auf nachgelagerten<br />
Stufen in Zulieferbranchen und<br />
Wirtschaftszweigen des Konsums<br />
und der personenbezogenen<br />
Dienstleistungen ergeben sich die<br />
wesentlichen Effekte insbesondere<br />
im Handel, bei den öffentlichen<br />
Dienstleistungen, im Bereich der<br />
Dienstleistungen von Banken, Versicherungen<br />
sowie der Wohnungswirtschaft<br />
und der öffentlichen<br />
München hat die höchste<br />
Kaufkraft der Großstädte in<br />
Deutschland.<br />
Verwaltung. Der Vergleich mit der<br />
Unternehmenswelt lässt die ökonomische<br />
Bedeutung der Wissenschaftseinrichtungen<br />
in der EMM<br />
besonders deutlich werden.<br />
Mit ihren rund 33 000 Beschäftigten<br />
schaffen die Wissenschaftseinrichtungen<br />
dreimal so viele Arbeitsplätze<br />
wie das derzeit größte TecDax-<br />
Unternehmen, die Drägerwerk AG,<br />
und etwa halb so viele wie alle im<br />
TecDax notierten Unternehmen<br />
zusammen.<br />
Im Rahmen der Studie „Wissenschaftsstandort<br />
Europäische<br />
Metropolregion München <strong>2010</strong>“<br />
wurde für die Beschäftigten der<br />
Wissenschaftseinrichtungen ein<br />
Einkommensmultiplikator von 1,42<br />
errechnet, jeder verdiente Euro sorgt<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Regional-Special<br />
(Foto: © Stephan R./PIXELIO)<br />
somit für weitere 42 Cent Einkommen<br />
bei anderen Beschäftigten.<br />
Bei ausgezahlten Entgelten in Höhe<br />
von knapp 1,4 Mrd. Euro erhöht sich<br />
das Gesamteinkommen der Region<br />
damit auf fast 2 Mrd. Euro.<br />
Konsumhochburg München<br />
Mit einem respektablen Abstand<br />
verfügen die Einwohner der Landeshauptstadt<br />
München im Durchschnitt<br />
über die höchste Kaufkraft<br />
der Großstädte in Deutschland.<br />
Dies ist eben auf die Wirtschaftsstruktur<br />
in München mit einem<br />
überdurchschnittlichen Anteil hochqualifizierter<br />
Arbeitskräfte, hohem<br />
Lohnniveau und sehr niedriger<br />
Arbeitslosigkeit zurückzuführen.<br />
Übrigens, die bereinigte studentische<br />
Kaufkraft beträgt in der EMM<br />
ca. 731 Mio. Euro. Auch diese Ausgaben<br />
führen über die bereits genannten<br />
Mechanismen zu zusätzlichem<br />
Einkommen und weiteren Beschäftigten<br />
in anderen Branchen. Für die<br />
EMM beträgt dieser studentische<br />
Beschäftigungseffekt rund 8 600<br />
Arbeitsplätze. n<br />
Anette Runge<br />
(Quellen: IHK für München und Oberbayern, Landeshaupstadt München, RAW)<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Kultur I Lifestyle<br />
„Schau mir in die Kasse, Kleines!“<br />
Steigt ein politisch-satirisches Kabarett wie Phönix aus der Asche?<br />
62<br />
Eine Summe schwirrt durch den<br />
Raum: 650.000 Euro. Für ein Kabarett.<br />
Leipziger Pfeffermühle heißt es<br />
und ist das älteste sächsische Kabarett.<br />
Die muss der Chef der gGmbH<br />
Dieter Richter in die Hand nehmen,<br />
um seinen Traum wahr zu machen<br />
– eine neue Spielstätte. Aber erst<br />
mal haben!<br />
Da sagt manch einer: „Da mach´<br />
ich dir drei Theater draus!“ Der<br />
Kabarett-Besitzer sehnt sich jedoch<br />
nach jahrelanger kalter Zugluft<br />
und Spielstättenhopping nach der<br />
besten Bühne der Stadt mit allen<br />
Schikanen, Sommertheater mit 300<br />
Plätzen, Bar und Kneipe.<br />
Seine Zukunft liegt in der Katharinenstraße<br />
17 und ist noch im Bau.<br />
Beste Leipziger City-Lage, gegenüber<br />
dem Bildermuseum. Richter<br />
macht dort begeistert Führungen.<br />
Hohe Betonpfeiler geben den Blick<br />
auf eine tiefe Bühne frei, zu der<br />
man schon über Betonstufen nach<br />
unten klettern kann. Alles ist bis<br />
ins Kleinste geplant und kostet viel,<br />
sehr viel Geld. 180 First-Class Plätze<br />
für die neue Leipziger Pfeffermühle<br />
in höchster Qualität. Richter vergleicht<br />
sein Kabarett mit der „Herkuleskeule“<br />
in Dresden und der Berliner<br />
„Distel“. Die „Diestel“ hat 400<br />
Plätze, die Pfeffermühle jetzt noch<br />
im KOSMOS-Haus genau 157.<br />
Werden Sie Platzhirsch in einer brandneuen Spielstätte!<br />
Das renommierte Spitzenkabarett Leipziger Pfeffermühle bietet Ihnen<br />
eine Stuhlpatenschaft mit lebenslang freiem Eintritt zu allen hauseigenen<br />
Premieren zum einmaligen Preis von 1.000.- Euro (zzgl. 19% Mehrwertsteuer)<br />
Tauschen Sie die Fernsehcouch mit der ersten Reihe in Leipzigs neuestem<br />
Kabaretttheater, Katharinenstraße 17, im Herzen der City.<br />
Ihr Platz ist bei allen Veranstaltungen die sichere Bank, mit sichtbarem<br />
Namen, Firmenlogo oder Signatur. Und es wird jeden Abend was los<br />
sein, in allen künstlerischen Sparten: Theater, Jazz, Literatur und natürlich<br />
bestes politisches Kabarett! Beweisen Sie Bürgersinn, Interesse und<br />
Neugier...<br />
Mit wie viel Chuzpe das neue Projekt<br />
verbunden ist, ahnt der seltene<br />
Zuschauer. Irgendwie will Richter<br />
das Geld schon auftreiben. Etwas<br />
wahnsinnig muss man schon sein,<br />
Chuzpe haben und natürlich einen<br />
Marketinggag für diesen Traum –<br />
eine Stuhlpatenschaft.<br />
Noch ein As im Ärmel? Die gGmbH<br />
musste schon ihre finanziellen<br />
Reserven angreifen, andere Probleme<br />
gibt es zuhauf. Das Jugendensemble<br />
funktioniert nicht, es gibt<br />
zu wenig Plätze im Haus und zuviel<br />
Konkurrenz in der Stadt.<br />
Das Stammpublikum stirbt aus,<br />
die Hälfte der Touristen, die Leipzig<br />
und das Kabarett früher besuchten,<br />
bleibt lieber zu Hause, und die groß-<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Kultur I Lifestyle<br />
Erholung Sport<br />
Gesundheit<br />
Bildung<br />
en Kabarett-Zugpferde wandern in<br />
die großen Häuser ab. Richter sieht<br />
das so: „In Leipzig gibt es zu viele<br />
Kabaretts, dass nützt niemandem<br />
etwas, wenn man sagt, die Kaberatt-<br />
Hochburg, die Weltstadt des Kabaretts,<br />
wenn überall bloß 30 Leute<br />
sitzen. Es geht nur über Qualität.“<br />
(Fotos: Leipziger Pfeffermühle)<br />
Abgesehen davon: „Comedy machen<br />
wir nicht, Unterhaltung schon“,<br />
unterscheidet der Chef: „In der<br />
Situation, in der wir uns befinden,<br />
da ist Kabarett groß angesagt.“ Er<br />
sieht sein Kabarett wie Phönix aus<br />
der Asche aufsteigen: „Wir können<br />
davon ausgehen, dass die Leute<br />
sich mehr für Politik interessieren<br />
als vorher, nachdem das hier alles<br />
passiert ist. Das ist eigentlich die<br />
Chance des Kabaretts, wieder aufzuleben.“<br />
Ein Plus: Die Tourneen außerhalb<br />
laufen gut, ja besser als vorher.<br />
Dadurch sichert sich das Kabarett<br />
finanziell zur Hälfte ab. Mit 164<br />
Gastspielen im letzten Jahr waren<br />
es noch nie so viele, dieses Jahr sind<br />
es jetzt schon 160, ca. 20 Gastspiele<br />
sollen noch dazu kommen.<br />
Es begann 1954 als „Politisch-satirisches<br />
Kabarett der Stadt Leipzig“.<br />
Zwei Jahre später gab es ernsthafte<br />
Probleme mit der SED nach dem<br />
Ungarn-Aufstand durch das Programm<br />
mit dem Titel „Rührt Euch“,<br />
für das auch Erich Loest Texte beigesteuert<br />
hatte. In der Elsterstraße<br />
im Haus des Kulturbundes gab 1959<br />
eine Ikone der Unterhaltung, Helga<br />
Hahnemann, ihr Debüt. Nach 1990<br />
gab es Probleme an allen Fronten. Im<br />
Januar 1993 wurde die Pfeffermühle<br />
eine GmbH. Am 23. April 2009 feierte<br />
die Pfeffermühle ihr 55. Jubiläum, ein<br />
historisches Alter in dieser Branche.<br />
Der Chef des ältesten sächsischen<br />
Kabaretts will den Erfolg wie jeder<br />
GmbH-Chef über die Qualität klären.<br />
Alleinstellungsmerkmal sei, dass<br />
das Kabarett ausgebildete Sänger<br />
oder Schauspieler hat. „Das Entscheidende<br />
ist natürlich, man braucht<br />
gute Autoren“, so Richter. Das sagen<br />
aber wirklich alle. ■<br />
Anette Runge<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
Das AcamedResort<br />
Tauchen Sie ein in die entspannende Atmosphäre<br />
unseres 3-Sterne Komforthotels am See, mitten in der<br />
idyllischen Auelandschaft der Magdeburger Börde.<br />
Genießen Sie die Natur bei einem Inselspaziergang in<br />
absoluter Stille und Abgeschiedenheit vom Alltagsstress.<br />
Der riesige Schlosspark am altersgrauen Schloss<br />
lädt zu besinnlichen Aufenthalten ein. Das Restaurant<br />
Albatros erwartet Sie mit kulinarischen Genüssen. Ein<br />
Golfplatz mit umfangreichem Trainingsareal bietet Ihnen<br />
- neben vielen anderen Angeboten - die Möglichkeit<br />
sportlicher Betätigung. Wer es eine Nummer kleiner<br />
mag: Minigolf ist auch vor Ort.<br />
Ein modernes Tagungs- und Seminarzentrum steht<br />
Ihnen für die eigene Weiterbildung, Konferenzen und<br />
Seminare zur Verfügung. Das AcamedResort mit seiner<br />
einzigartigen Kombination aus Erholung, Sport und<br />
Bildung zieht sowohl Erholungs- und Entspannungssuchende<br />
als auch Businessgäste aus Nah und Fern in<br />
seinen Bann.<br />
AcamedResort GmbH<br />
Brumbyer Str. 5<br />
06429 Neugattersleben<br />
Telefon: +49 34721 50100<br />
Telefax: +49 34721 50112<br />
www.acamedresort.de<br />
info@acamedresort.de
Kultur I Lifestyle<br />
64<br />
Range Rover Sport SE –<br />
Cowboyhut und Melone<br />
Sonntag ist Testtag. Verlockend spiegelt sich das<br />
Sonnenlicht auf dem Metallic Lack „Santorini<br />
Black“ des Range Rover Sport SE. Die schwere Tür<br />
schwingt freudig auf, gewährt Einblick in ein<br />
gediegenes, luxuriöses und hochemotional anmutendes<br />
Interieur, das dazu einlädt, die haptischen<br />
Wahrnehmungen spielen zu lassen.<br />
Mit einem Kribbeln in den Fingern verführt mich<br />
das Fahrzeug dazu, die Grenzbereiche im Rahmen<br />
dieser Testfahrt zu einem nahegelegenen See<br />
kennenzulernen. Im kernigen Understatement<br />
meldet sich der Motor sanft, aber selbstbewusst,<br />
als ich den Startknopf drücke, Drehmomentstark<br />
reagiert der Range Rover Sport auf meine<br />
Gaspedalführung. Die 245 PS aus dem Drei-Liter-<br />
Dieselaggregat bewegen die immerhin zweieinhalb<br />
Tonnen Leergewicht zügig und souverän,<br />
bei einem Durchschnittsverbrauch von 9,2 Litern<br />
im Mix. Herrschaftlich hoch sitzend schwebe ich<br />
durchs kurven- und geländereiche Brandenburg.<br />
In Richtung See, macht Lust auf Abenteuer und<br />
den Genuss von Abzweigungen jeder Un-Art.<br />
Geschmeidig rolle ich selig über Stock und Stein,<br />
über alle Hindernisse, abseits der eingetragenen<br />
Wegstrecken.<br />
Am Seeparkplatz angekommen, verlässt mich<br />
sofort die Lust zum Bade, denn das hieße aussteigen.<br />
Doch fühle ich mich wohl im ledernen<br />
Inneren des königlichen Cross-Kreuzers. Ich<br />
beschließe, den See zu umfahren, querfeldein<br />
und mitten durch den Wald, gesäumt von Findlingen<br />
aus der Eiszeit, vollgelaufenen Kuhlen,<br />
zwischendurch hochsandiges Brachland und<br />
hohes Buschwerk. Mühelos und komfortabel zeigt<br />
der Range Rover hier neben der Straße sein<br />
respektables Potenzial: Luxus innen, Abenteuer<br />
draußen. Auf Sprinterhöhe sitzt man über allem<br />
wohl erhaben. Das gesamte Fahrwerk im übrigen<br />
lässt sich in fünf Stufen sowie in der gesamten<br />
Höhenhydraulik plus Extrageländemodus durch<br />
das Terrain Response® System beliebig einstellen.<br />
Kurvige, nasse Straßen nimmt der Range Rover<br />
Sport SE zackig und spurtreu ohne Probleme,<br />
bleibt aufrecht und stabil in engen Kurven. Dann<br />
plötzlich entdecke ich ein kleines felsiges Areal,<br />
das es sofort zu besteigen galt. Steil geneigt über<br />
Abgründe, schlammigen Boden und Geröll rollt<br />
der Range Rover Sport seinen Weg, als hätte er<br />
selbst Spaß daran. Ich muss an meine Testfahrt<br />
mit den BMW X5 denken. Hier, in diesem Gelände,<br />
ist der Range Rover seinem Kollegen völlig überlegen.<br />
Er hat eben gute Ahnen und leidenschaftliche<br />
Entwickler, die das Herz eines Abenteurers im<br />
Cowboyhut und den Verstand eines Gentlemans<br />
mit Melone in sich tragen.<br />
Die Zeit ist knapp geworden, denn ich habe heute<br />
Abend noch einen Ausflug in die City Berlins vor.<br />
Zurück auf die Straße, entfaltet der Range Rover<br />
seine Sportlichkeit. Ich brettere zurück in die Stadt<br />
und merke, dass auch die Autobahn sein Zuhause<br />
ist, ...abends spiegeln sich die Lichter des Potsdamer<br />
Platzes in seinem Lack. An den Radläufen<br />
hängt noch der Schlamm vom Gelände, und nur<br />
ich weiß, was der Range Rover heute bereits alles<br />
geleistet hat. Würde ich nicht darüber schreiben<br />
müssen, wäre es mein Geheimnis um die Erfahrung<br />
einer Freundschaft: Mensch und Maschine. ■<br />
Wilhelm-Rafael Garth<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Kultur I Lifestyle<br />
(Fotos: Prof. A. J. Garth)<br />
65<br />
Range Rover Sport – eine Werbe-Ikone<br />
Die Privatuniversität MedienDesign-Hochschule<br />
MD.H in Berlin veranstaltet neben dem normalen<br />
Lehrbetrieb Workshops. Einer davon ist Werbung<br />
unter Leitung von Prof. Arnd Joachim Garth.<br />
Die Fragestellungen sind praxisnah orientiert.<br />
Wie wird Werbung gemacht? Welche Faktoren<br />
bedingen eine erfolgreiche Kampagne? Wie<br />
erstellt man eine Werbekonzeption als Teil des<br />
strategischen Marketings? Die Liebe zum Automobil<br />
war das Bindeglied zur Wirtschaft. Land Rover<br />
mit dem Produkt des Range Rover Sport war die<br />
Herausforderung, Luxus mit Abenteuer zu verbinden.<br />
16 Studenten des Studienganges Mediendesign<br />
im zweiten Semester stürzten sich begeistert<br />
in das Thema. Nach der Analysephase erstellen Sie<br />
Lebenswelten der potenziellen Käufer. Was sind<br />
das für Berufsgruppen?<br />
Wie verbringen diese ihre Freizeit? Mit welchen<br />
Marken umgeben sie sich, und für welche Reize in<br />
Farben, Worten, Bildern und Tönen ist diese Zielgruppe<br />
empfänglich? Die Studenten setzten ein<br />
Puzzle aus Ideen, Assoziationen und Metaphern<br />
zusammen. Milieus wurden untersucht, skizziert,<br />
auf ihre Werbewirksamkeit geprüft und mit strategischen<br />
Maßnahmen gewürzt.<br />
Die Presseabteilung von Land Rover in Neuss, mit<br />
Paul Entwistle an der Spitze, stellte dafür Pressematerial<br />
in Form von Prospekten, Pressetexten<br />
und Pressefotos zur Verfügung. Das Ziel ist, einen<br />
Kampagnenansatz zu entwickeln, der die drei<br />
Seiten des Range Rover Sport als Luxusauto, Abenteuer-SUV<br />
und Sportwagen aufzeigt. Die Aspekte<br />
Imagetransfer, Familienauto und Freizeitwunder,<br />
durch die großräumige, luxuriös ausgestattete<br />
Fahrgastkabine, gipfelten in Ideen von der Fluchtfahrt<br />
vor dem Vulkanausbruch bis hin zur lasziven<br />
Schönen im Abendkleid vor dem Konzerthaus am<br />
Gendarmenmarkt.<br />
Prof. Garth, der aus der Agenturszene kommt,<br />
ist Praxisnähe wichtig, zumal diese Praxisnähe<br />
auch ein Credo der MD.H Berlin darstellt, denn es<br />
ist die glückliche Verbindung der Studierenden<br />
zur Wirtschaft und deren Denken, Handeln hinsichtlich<br />
ökonomischer Erfordernisse. In diesem<br />
Workshop werden die Komponenten Wissenschaft<br />
und Wirtschaftspraxis zusammengebacht.<br />
Land Rover zeichnet die sechs besten Ergebnisse<br />
mit Accessoires aus der Land-Rover-Abenteuerboutique<br />
aus.<br />
Nun werden die Studenten ihre Ideen am Computer<br />
umsetzen. Die Computerprogramme Indesign<br />
und Photoshop lassen die Erlebniswelten entstehen.<br />
Land Rover und die MD.H sind gespannt auf<br />
die Ergebnisse, die wir in der nächsten Ausgabe<br />
des P.T. Magazins vorstellen. ■<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>
Impressum<br />
Ihre Leserbriefe<br />
Leser-Telefon: 0341 24061-00<br />
Leser-Fax: 0341 24061-66<br />
Das P.T. Magazin ist das offizi elle Maga zin<br />
des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister des Regie<br />
rungs be zir kes Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
66<br />
Zu: „Bildung: Keine Besserung<br />
in Sicht“<br />
„Vielen Dank für die Veröffentlichung<br />
dieses Beitrags. Sie haben<br />
Mut bewiesen und ein heißes Eisen<br />
angefasst, das in den anderen Medien<br />
eher zögerlich behandelt wird.<br />
Die Meinungsvielfalt macht aber<br />
das Salz in der Suppe aus – und das<br />
P.T. Magazin damit so lesenswert.“<br />
Andreas Kraußer<br />
„Ihren Artikel über die Bildungsdefizite<br />
der Jungen finde ich super<br />
und außerordentlich informativ.<br />
Es bedarf in der heutigen Zeit eine<br />
ordentliche Portion Mut, um so<br />
einen Artikel zu veröffentlichen –<br />
und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.<br />
Bitte machen Sie weiter so!“<br />
Sven Marquardt<br />
„Lange brennt das Thema Bildungsverlierer<br />
schon auf den Nägeln. Es<br />
ist ja wirklich kaum vorstellbar, dass<br />
trotz klarer Zahlen und Fakten eine<br />
Regierung sich so stur stellt und<br />
den Kurs der Ungleichbehandlung,<br />
der Diskriminierung von Jungs und<br />
Männern, weiterfährt. Längst ist<br />
klar, dass dieser Weg der falsche<br />
ist. Wann endlich darf man darauf<br />
hoffen, dass diejenigen, die Gesetze<br />
machen, die Geld für Bildungsförderung<br />
in der Hand haben, aus ihrem<br />
Tiefschlaf aufwachen?!“<br />
Rex Mager<br />
„Die Vernachlässigung der Jungen<br />
durch unsere Bildungspolitik ist<br />
ein eklatanter und skandalöser<br />
struktureller Mangel, der nicht nur<br />
sozialen Unfrieden stiftet, sondern<br />
mittelfristig richtig teuer werden<br />
wird. Es bedarf dringend tiefgreifender<br />
Korrekturen. Und es bedarf der<br />
Stimmen mutiger Menschen, welche<br />
die Wahrheit aussprechen und<br />
Konsequenzen fordern.“<br />
Thomas Walter<br />
„Danke für diesen ausgewogenen<br />
Artikel! Es ist immer wieder erschreckend,<br />
wie intensiv die öffentliche<br />
Meinung die Wahrnehmung der<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />
Leiden einer Bevölkerungsgruppe<br />
verdrängen kann.“<br />
Ulrich Thierhoff<br />
„Sehr guter Artikel. Auf den wachsenden<br />
Bildungsrückstand der<br />
Jungen kann man gar nicht oft<br />
genug aufmerksam machen. Feministinnen,<br />
die den ‚Marsch durch die<br />
Institutionen’ geschafft haben, sind<br />
hier – von der Öffentlichkeit noch<br />
viel zu wenig bemerkt – dabei, eine<br />
einseitige Entwicklung voranzutreiben,<br />
die Deutschland in Zukunft<br />
einiges kosten wird: wenn nämlich<br />
gut ausgebildete junge Männer fehlen<br />
werden.“<br />
Rüdiger Happ<br />
„Vielen Dank für diesen wichtigen<br />
und politisch so erfrischend unkorrekten<br />
Artikel! Man muss hierzulande<br />
endlich zur Kenntnis nehmen,<br />
dass der Geschlechterkrieg zwischen<br />
Erwachsenen nicht auf dem Rücken<br />
der Kinder ausgetragen und dass<br />
insbesondere an Jungen nicht Rache<br />
dafür genommen werden darf, dass<br />
eine kleine Minderheit von (leider<br />
sehr einflussreichen) Frauen mit<br />
dem männlichen Geschlecht so ihre<br />
grundsätzlichen Probleme hat.“<br />
Christoph Haß<br />
Zu: P.T. Magazin<br />
„Seit es das P.T. Magazin gibt,<br />
komme ich in den Genuss Ihrer Zeitschrift.<br />
Sie haben mich damit nicht<br />
nur sehr interessant informiert, sondern<br />
auch immer wieder zu eigenen<br />
kritischen Überlegungen angeregt.<br />
Dem Herausgeber und dem Redaktionskollegium<br />
ein ganz herzlicher<br />
Dank für das eigene kritische Spektrum.“<br />
Peter Golle<br />
„Das Magazin liest sich kurzweilig,<br />
ist persönlich im Stil und kritisch.<br />
Interessant sind die Berichte und<br />
Anzeigen der vielen Mittelständler.<br />
Sie sind informativ und stellen ein<br />
gutes Medium dar, um neue Kontakte<br />
zu knüpfen.“<br />
Christian Kalkbrenner<br />
Leserbriefe ausführlich unter: www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
Verlag:<br />
OPS Netzwerk GmbH<br />
Melscher Str. 1, <strong>04</strong>299 Leipzig<br />
Tel. 0341 24061 - 00<br />
Fax 0341 24061 - 66<br />
E-Mail: info@op-pt.de<br />
Internet: www.pt-magazin.de<br />
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Petra Tröger<br />
Redaktion:<br />
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Autoren:<br />
Ullrich Rothe, Anette Runge,<br />
Dr. Volker Gallandi, Peter Jumpertz,<br />
Achim Kopp, Alexander Horn,<br />
Gunnar Sohn, Prof. Arnd Joachim Garth,<br />
Wilhelm-Rafael Garth<br />
Regionalkorrespondent:<br />
Bernd Schenke<br />
Satz/Layout:<br />
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Janine Huber<br />
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Petra Tröger (V. i. S. d. P.)<br />
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Druckerei Vetters GmbH & Co. KG<br />
Gutenbergstraße 2, 01471 Radeburg<br />
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Stets im Dienst des Patienten<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach ist für den<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert<br />
Firmenpräsentation<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />
hat einen Versorgungsauftrag nach<br />
§108/109 des fünften Sozialgesetzbuches<br />
(SGB V): Motivierte und<br />
hervorragend ausgebildete Ärzte,<br />
Schwestern und andere medizinische<br />
Fachkräfte sorgen neben einer modernen<br />
Ausstattung für beste medizinische<br />
und pflegerische Versorgung<br />
der Patienten. Die Klinik bietet ein<br />
abgestimmtes Angebot von Fachabteilungen,<br />
Belegärzten und Kooperationen<br />
im stationären und ambulanten<br />
Bereich.<br />
Gewachsenes Vertrauen<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />
wurde 1862 als „Städtisches Krankenhaus<br />
Reichenbach“ gegründet.<br />
Seit 1952 trug das Haus den Namen<br />
„Kreiskrankenhaus Reichenbach“. Im<br />
Jahr 2000 erfolgte die Privatisierung<br />
durch den Konzern Fresenius, der<br />
bis zum Beginn des Jahres 2006 als<br />
Gesellschafter fungierte.<br />
Von Februar bis September 2006<br />
firmierte das Krankenhaus als Helios-<br />
Klinik Reichenbach. Seit September<br />
2006 gehört das Haus zu den Paracelsus-Kliniken<br />
Deutschland. Dem<br />
Management gelang es, die Mitarbeiter<br />
mit Engagement und Kontinuität<br />
durch diese schweren Zeiten wechselnder<br />
Trägerschaft zu führen.<br />
Verantwortung<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />
bietet eine umfassende stationäre<br />
und ambulante medizinische Versorgung<br />
im Akut- und Notfallbereich.<br />
Durch bestens ausgebildetes Personal<br />
und eine optimale medizinische<br />
Ausstattung steigert das Krankenhaus<br />
kontinuierlich seine Qualität. Das<br />
Wohl der Patienten steht für alle Mitarbeiter<br />
im Mittelpunkt. Professionell<br />
und qualifiziert sorgen sie für eine<br />
persönliche und individuelle Betreuung<br />
in allen Bereichen des Hauses auf<br />
höchstem Niveau.<br />
Auch neben der Versorgung kranker<br />
Menschen ist das Klinikum stets<br />
bereit, sich seiner sozialen Verantwortung<br />
zu stellen: Auf dem Klinikgelände<br />
entsteht ein Kindergarten. Die<br />
pädagogische Arbeit der Einrichtung<br />
wird aktiv zur Gesundheitsvorsorge<br />
von Kindern beitragen.<br />
Profil<br />
Das Haus verfügt über die Fachabteilungen<br />
Anästhesie, Chirurgie, Innere<br />
Medizin, Urologie, Radiologie und<br />
eine Belegabteilung für Orthopädie<br />
und bietet damit ein breit gefächertes<br />
medizinisches Leistungsprofil.<br />
Besondere medizinische Leistungen<br />
einzelner Abteilungen gehen zudem<br />
über das Versorgungsspektrum<br />
eines Regelkrankenhauses hinaus.<br />
Dazu gehören: die Mammachirurgie,<br />
Doppelballonenteroskopie, Blasenerweiterungsplastiken<br />
(Neoblase)und<br />
endoskopische Operationen an der<br />
Niere. Neben ausgeweiteten laparoskopischen<br />
Eingriffen führt die Abteilung<br />
für Chirurgie jährlich mehr als<br />
300 endoprothetische Operationen<br />
durch, die durch ein computergesteuertes<br />
Navigationsgerät unterstützt<br />
werden können. Insgesamt 7 374<br />
stationäre und 10 500 ambulante<br />
Patienten wurden in 2009 medizinisch<br />
versorgt.<br />
Seit 2008 gehört das Medizinische<br />
Versorgungszentrum Reichenbach I<br />
mit den Bereichen Chirurgie, Radiologie<br />
und Urologie zum Klinikum. Das<br />
umfassende Angebot an Diagnostik<br />
und Therapie trägt zur Sicherung<br />
der ambulanten Versorgung in der<br />
Region bei.<br />
Qualität<br />
Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />
erfüllt alle Vorgaben der gesetzlichen<br />
Qualitätssicherung. Darüber hinaus<br />
unterzieht sich das Haus in vielen Bereichen<br />
einer zusätzlichen freiwilligen<br />
Qualitätskontrolle. Sämtliche Abläufe<br />
im Krankenhaus sind im Hinblick<br />
auf Sicherheit und Kostenkontrolle<br />
optimiert.<br />
Paracelsus-Klinik Reichenbach GmbH<br />
Plauensche Straße 37 | 08468 Reichenbach<br />
Tel. 03765 / 54-0 | Fax 03765 / 54-8241<br />
info.reichenbach@pk-mx.de<br />
www.paracelsus-kliniken.de
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