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P.T. MAGAZIN 04/2010

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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6. Jahrgang<br />

Ausgabe 4 | <strong>2010</strong><br />

ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />

für Wirtschaft und Politik | Offizielles Magazin des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

Gipfelstürmer<br />

Extremstress in der Höhe – Expedition ins<br />

Innere eines Unternehmers<br />

Seite 35<br />

Nur noch 10 Wochen !<br />

E I N T R I T T S K A R T E<br />

Großer Preis des<br />

Mittelstandes <strong>2010</strong><br />

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„...und jetzt erst recht!“<br />

Kapitalismus-Debatte<br />

Ganz oder gar nicht<br />

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Das Ungeheuerliche<br />

Editorial<br />

„Was nützt es gut zu sein,<br />

wenn keiner es weiß!“<br />

Die Welt ist kompliziert. Manchmal<br />

zu kompliziert. Man muss sie sich<br />

einfacher machen, um handlungsfähig<br />

zu bleiben. Psychologen nennen<br />

das Komplexitätsreduktion. Wer dazu<br />

nicht fähig ist, kann leicht verrückt<br />

werden. Er steht sich dann selbst im<br />

Weg. Schon Friedrich Schiller warnte<br />

im „Wilhelm Tell“: „Wer gar zu viel<br />

bedenkt, wird wenig leisten.“<br />

Andererseits sind schnelle Lösungen<br />

häufig Scheinlösungen. Um ein<br />

Übel zu bekämpfen, verursacht man<br />

versehentlich ein anderes. In den<br />

60ern finanzierten die USA den<br />

Vietnamkrieg durch Staatsverschuldung,<br />

durch Gelddrucken. Dadurch<br />

schmierte der Dollar ab, und die<br />

Wechselkurse schwankten immer<br />

mehr. Dollar-Rettungskäufe der europäischen<br />

Zentralbanken zur Stabilisierung<br />

scheiterten. 1969 zog Frankreich<br />

die Reißleine und wollte seine<br />

Dollarreserven in das versprochene<br />

Gold umtauschen. Es war schon zu<br />

spät. Die USA waren praktisch pleite.<br />

Sie hatten viel weniger Gold im Keller<br />

als vorgegaukelt. Am 15. August<br />

1971 kündigte US-Präsident Richard<br />

Nixon die Golddeckung des US-Dollars<br />

dann offiziell auf. Das internationale<br />

Währungssystem von Bretton<br />

Woods war zerschlagen. Dollars sind<br />

seitdem nur noch bedrucktes Papier.<br />

Staaten drucken bei Bedarf immer<br />

gern Papiergeld, wenn sie für die<br />

Deckung nicht einstehen müssen.<br />

Und Bedarf gibt es immer. In<br />

Deutschland wurden Beamtenpensionen<br />

und Sozialleistungen in Multi-<br />

Milliardenhöhe versprochen. Dafür<br />

wurde kein Gold zurückgelegt. Nicht<br />

einmal Papier- oder Buchgeld. Würde<br />

ein Unternehmer bilanzieren wie die<br />

Bundesfinanzminister, würde er als<br />

Bankrotteur weggesperrt.<br />

Allein in Deutschland sind dadurch<br />

Staatsschulden von weit über 6 Bio.<br />

Euro aufgelaufen. Wer wie Kurt<br />

Biedenkopf früh warnte, wurde verlacht<br />

und verachtet wie die antike<br />

Seherin Kassandra. Dabei ist egal,<br />

ob die Schuldenorgie letztlich in<br />

Inflation und Entwertung oder aber<br />

Deflation und Stillstand mündet. In<br />

beiden Fällen wäre millionenfache<br />

Verarmung die Folge. Die kollektive<br />

Selbst-Täuschung „Wohlstands- und<br />

Wohlfahrtsstaat“ würde in kollektive<br />

Ent-Täuschung umschlagen.<br />

Bundespräsident Horst Köhler warf<br />

im Mai das Handtuch, nachdem er<br />

sich von Politik und Medien über<br />

Gebühr verletzt und im Stich gelassen<br />

fühlte. Vielleicht. Vielleicht<br />

aber hatten die FOCUS-Autoren van<br />

Ackeren, Moritz, Opitz und Tutt am<br />

7. Juni <strong>2010</strong> recht. Vielleicht war der<br />

eigentliche Grund für Köhlers Amtsflucht<br />

nicht Feigheit, sondern Mut.<br />

Mut im Sinne des Romanciers Stefan<br />

Zweig: Keiner „braucht…mehr Mut,<br />

mehr Kraft, mehr moralische Entschlossenheit…als<br />

der Mann der Mitte,<br />

der sich keinem Rottenwahn, keiner<br />

Denkeinseitigkeit unterwerfen<br />

will.“ (Erasmus, 1934). Vielleicht sah<br />

Köhler, dass den EU-Rettungspaketen<br />

ein Europa folgt, wie es keiner wollte.<br />

„Das wäre so ungeheuerlich, dass<br />

die Außenwelt es wohl nie erfahren<br />

würde“, meinen van Ackeren und Co.<br />

Wirklich? Das wirklich Ungeheuerliche<br />

ist, dass das sachliche Argument<br />

in Deutschlands Debatten<br />

weniger zählt als die Fähigkeit, überzeugend<br />

Sachlichkeit zu behaupten.<br />

Dass auch der höchste Repräsentant<br />

Deutschlands wie Millionen<br />

Deutsche vor ihm politikermüde<br />

geworden ist. Dass er auf die Kompliziertheit<br />

der Entscheidungsprozesse<br />

mit der radikalst möglichen Vereinfachung<br />

der Nichtwähler antwortet:<br />

der Verweigerung.<br />

Dr. Helfried Schmidt<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

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Inhalt<br />

Seiten 30-34<br />

Themen<br />

Politik<br />

4<br />

3 Das Ungeheuerliche<br />

Komplexitätsreduktion durch<br />

Verweigerung<br />

6 Unternehmer im<br />

Rentenlabyrinth<br />

Ersparnis und Altersvorsorge<br />

unter dem Damoklesschwert<br />

der Finanzkrise<br />

10 Kapitalismus in der Krise?<br />

Der Schnupfen des Philipp<br />

Holzmann und die Utopie,<br />

in der wir leben<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Titelthema: Gipfelstürmer Seiten 30-34<br />

Der Stress am Limit bei Expeditionen auf die höchsten Berge der Welt<br />

wird verglichen – mit Unternehmer-Stress: „Ein Unternehmen aufzubauen,…zu<br />

führen, bewirkt ganz ähnliche Stressreaktionen, wie man sie in<br />

dem ‚natürlichen Experiment’ der Bergbesteigung untersuchen kann“,<br />

beschreibt der Psychologe Dr. Marcus Stück die Analogie.<br />

(Cover-Foto: © Karl-Heinz Liebisch/PIXELIO)<br />

Wirtschaft<br />

16 Die unbekannte Alternative<br />

Mehr Chancen für erfolgreiche<br />

Bankenverhandlungen<br />

18 Gesetz der Nachhaltigkeit<br />

Werteorientierte Unternehmensführung<br />

als Führungsaufgabe<br />

23 PET-Flaschen ökologisch<br />

gleichwertig<br />

Ökobilanz <strong>2010</strong> widerlegt das<br />

Märchen vom „Klimakiller“<br />

25 Rohstoffpreise vor Rekordhoch<br />

Auch Versorgungssicherheit in<br />

Gefahr<br />

44 Ein anderes Lebensziel<br />

Wenn ein Nachfolger gefunden<br />

werden muss<br />

Politik<br />

Kapitalismus in der Krise? Seiten 10-13<br />

Der Kapitalismus in seiner Reinform benötigt lediglich: unabhängige Gerichte,<br />

eine Polizei und eine schlagkräftige Armee. Das Aufweichen des<br />

Grundprinzips der Eigenverantwortung setzt einen Teufelskreis in Gang.<br />

Eine Wirtschaft, die sich auf die Meinung von Rating-Agenturen verlässt,<br />

kann also keine kapitalistische Wirtschaft sein.<br />

Gesellschaft<br />

Der schleichende Tod... Seiten 38-42<br />

...des Wirtschaftswachstums: Novo-Redakteur Alexander Horn über das fatale<br />

Bild des bösen, gierigen Menschen. Die Einschätzung, dass die Lösung<br />

der Probleme in der Begrenzung der menschlichen Ambitionen liegt und<br />

menschliche Einflussnahme auf Natur und Umwelt idealerweise vollkommen<br />

eliminiert werden sollte, dominiert die gesellschaftliche Diskussion.<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

30 Gipfelstürmer<br />

Expeditionen zum Stressberg<br />

35 Balleinladung…<br />

…für die Galas der<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

36 Mittelstands-Forum in Lindlar<br />

Unternehmer im Dialog mit<br />

Banken und Kommunen<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Nur noch 10 Wochen… Seite 35<br />

…bis zur ersten Gala „Großer Preis des Mittelstandes“ unter dem Motto<br />

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Seite 35<br />

Nur noc<br />

„...un<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Seiten 52-61<br />

Paraderegion Bayern –<br />

nicht nur für Touristen<br />

Niederbayern • Franken • Schwaben • Oberpfalz • Oberbayern<br />

Regional-Special<br />

(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />

Paraderegion Bayern – nicht nur für Touristen Seiten 52-61<br />

Bayern wächst: Rund eine Million Menschen sind in den letzten 25 Jahren<br />

aus den übrigen Bundesländern nach Bayern gekommen, mehr als in<br />

jedes andere Bundesland. Auch wenn sich die Regionen unterschiedlich<br />

entwickeln, ist das Land die Paraderegion schlechthin. Besonders wirtschaftlich<br />

gesehen.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

Seiten 10-13<br />

(Foto: © Jurec/PIXELIO)<br />

Regional-Special<br />

53 Netzwerkeln in Franken<br />

Metropolregion Nürnberg<br />

55 Bodenständiges Niederbayern<br />

Der Vorsprung Bayerns in<br />

Deutschland ist nach wie vor<br />

deutlich<br />

57 Wettbewerbsvorteil in<br />

Schwaben<br />

Der Superdeal<br />

(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />

59 Gewappnet in der Oberpfalz<br />

Biotechnologie<br />

60 Erfolgreiches Oberbayern<br />

Die Metropolregion München<br />

rast auf der Überholspur<br />

Seiten 38-42<br />

(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />

10 Wochen !<br />

E I N T R I T T S K A R T E<br />

Großer Preis des<br />

Mittelstandes <strong>2010</strong><br />

d jetzt erst recht!“<br />

Gesellschaft<br />

38 Der schleichende Tod des<br />

Wirtschaftswachstums<br />

Über das fatale Bild des bösen,<br />

gierigen Menschen<br />

43 Mittelstand zeigt Verantwortung<br />

Unternehmer bauen Kindergarten<br />

gegen Abwanderung<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

Unternehmer im Rentenlabyrinth<br />

Ersparnis und Altersvorsorge unter dem Damoklesschwert der Finanzkrise:<br />

Eine gründliche Analyse der Geschäftsmodelle von Staat und Finanzdienstleistern<br />

nicht abgewählt zu werden. Die Zinsen<br />

bleiben niedrig, um den Kapitaldienst<br />

nicht zu gefährden.<br />

6<br />

„Wo kann ich jetzt noch beruhigt<br />

anlegen?“, fragte die „Welt am<br />

Sonntag“ vom 2. Mai <strong>2010</strong>. Dieselbe<br />

Frage stellt sich, nicht erst nach<br />

dem vorläufig 750 Mrd. Euro großen<br />

Hilfspaket der EU und des IWF, auch<br />

für die Altersvorsorge. Und zwar<br />

unabhängig davon, ob sie privat oder<br />

staatlich organisiert ist. Dabei ist es<br />

auch unerheblich, ob uns eine institutionelle<br />

oder „zufällige“ Vernichtung<br />

von Volks- und Privatvermögen<br />

bevorsteht.<br />

Ausgangslage<br />

Vor den Rettungspaketen für<br />

Griechenland und den Euro lag<br />

das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) bei 14 und der<br />

Schuldenstand bei 12 Bio. US-Dollar.<br />

Das EU-BIP lag bei 9,21 und der<br />

Schuldenstand bei 6,42 Bio. Euro.<br />

(Foto: © Rolf van Melis/PIXELIO)<br />

Auch bei dieser Statistik ist leider<br />

anzunehmen, dass sie geschönt ist.<br />

Unsinnige Investitionen und Bauruinen<br />

erhöhen das BIP ebenso<br />

wie das Gehalt eines Nichtstuers.<br />

Pensionsrückstellungen und Bürgschaften<br />

wiederum gelten der Bank<br />

oder dem Unternehmen als Teil der<br />

Verschuldung, nicht aber den meisten<br />

Staaten. Nach aktuellen Schätzungen<br />

(z. B. durch die Stiftung<br />

Marktwirtschaft) liegt die Verschuldung<br />

Deutschlands bei Einrechnung<br />

aller Verbindlichkeiten nicht bei ca.<br />

80%, sondern bei etwa 300% des BIP.<br />

Seit 1970 steigen die deutschen<br />

Staatsschulden unaufhaltsam – und<br />

nicht nur diese. Keine gewählte<br />

Regierung der Nordhalbkugel wagt<br />

Sparmaßnahmen im Sinne einer<br />

Rückführung von Verschuldung, um<br />

Zum Begriff der Altersvorsorge<br />

Obwohl sich die biologische<br />

Lebensspanne des Menschen nach<br />

anthropologischen Studien seit dem<br />

Neolithikum kaum verändert hat,<br />

ist Altersvorsorge ein relativ neuer<br />

Begriff und erfasst etwas anderes<br />

als das Leben von eigenem Reichtum<br />

oder die Versorgung durch die<br />

Folgegeneration.<br />

Altersvorsorge im traditionellen<br />

Verständnis beinhaltet das Abkoppeln<br />

der Herrschaft über Inhalt und<br />

Umfang der Vorsorge von demjenigen,<br />

der von der Vorsorge profitieren<br />

soll. Man spart nicht für sich selbst,<br />

sondern bekommt von einer Autorität<br />

etwas abgenommen und später –<br />

mit viel Glück – wieder ausbezahlt.<br />

Man wird versorgt, dafür wird vorgesorgt.<br />

Das Modell sichert zwangsweise<br />

Abhängigkeit und Kontrolle,<br />

ohne seitens der Autorität direkte<br />

Gewalt anzuwenden. Es gibt also<br />

stets ein Über- bzw. Unterordnungsverhältnis.<br />

Vernichtung durch Hyperinflation<br />

Gab es anfangs Altersvorsorge<br />

durch den landwirtschaftlichen<br />

Patron oder z. B. die Zünfte, also im<br />

staatsfreien Bereich, begann mit der<br />

Rentenversicherung im Deutschen<br />

Kaiserreich 1889 durch Otto von Bismarck<br />

die Ära staatlicher Vorsorge<br />

durch die weltweit erste staatliche<br />

Altersversorgung. Die ersten Beiträge<br />

zu dieser Sozialversicherung<br />

lagen bei 1,7% des Lohns, bei einer<br />

Arbeitszeit bis zum 70. Lebensjahr.<br />

Die Beiträge wurden in der Deutschen<br />

Rentenbank angespart, die<br />

Auszahlungen waren reine Zuschüsse<br />

zur Eigenversorgung und damit<br />

wenig geeignet, das Armutsrisiko<br />

im Alter zu beheben. 1923 vernichtete<br />

die Hyperinflation als Folge<br />

des Ersten Weltkriegs die deutschen<br />

Ersparnisse in Geld, auch die der<br />

Rentenbank.<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

Die Autorität des autoritären Versorgers<br />

Staat sank auf den Nullpunkt,<br />

wie die Bürgerkriegshistorie der<br />

Weimarer Republik 1918-1923 zeigt<br />

(Kapp-Putsch, Hitler-Putsch, kommunistische<br />

Putsche). Ab jetzt mussten<br />

nach der Währungsreform Hjalmar<br />

Schachts Renten zur Hälfte aus Steuermitteln<br />

bezahlt werden.<br />

Entstehung und Zusammenbruch des<br />

Umlagesystems<br />

Dasselbe geschah nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg durch die Währungsreform<br />

1948. Diese historische Erfahrung,<br />

dass große Krisen das Vermögen der<br />

staatlichen Altersversorgung und<br />

der privaten Sparer in nur 25 Jahren<br />

zweimal vernichtet hatten, führte<br />

1957 zu einer völlig neuen, aber<br />

immer noch obrigkeitsstaatlichen<br />

Lösung, dem Umlagesystem:<br />

Die Rentenbeiträge wurden nicht<br />

mehr angespart, sondern von der<br />

arbeitenden Bevölkerung eingezogen<br />

und direkt an die Rentner ausbezahlt.<br />

Anstelle von Reserven hatte die Rentenversicherung<br />

nur noch eine Nachhaltigkeitsrücklage.<br />

Dieses Modell<br />

setzte allerdings die Realisierung der<br />

Kunstfigur des sog. „Eckrentners“<br />

voraus, der mit 65 Jahren in Rente<br />

geht und zuvor 45 Jahre einzahlt.<br />

Nach dem Ende der Vollbeschäftigung<br />

führten Arbeitslosigkeit,<br />

Altersteilzeitgesetze, Geburtenrückgang<br />

und Zahlungen an Rentner, die<br />

nie einbezahlt hatten (Aussiedler,<br />

Ostdeutsche etc.) faktisch zu einem<br />

Zusammenbruch dieses Systems, so<br />

dass die Renten erneut mit Steuereinnahmen<br />

subventioniert werden<br />

mussten (78,342 Mrd. Euro allein im<br />

Jahr 2007). Also suchte man nach<br />

neuen Modellen.<br />

Riester und Rürup: Phantasien der<br />

schönen neuen Welt<br />

2001 wurde die Riester-Rente eingeführt,<br />

einige Jahre danach die Rürup-<br />

Rente sowie weitere Konstruktionen.<br />

Diese basierten plötzlich wieder auf<br />

dem alten Gedanken des privaten<br />

Ansparens, wofür Anreize durch<br />

Zuschüsse oder Steuerersparnisse<br />

gegeben werden. Eigenes Vermögen<br />

im Besitz der Beitragszahler entsteht<br />

auch bei den neuen obrigkeitsstaatlichen<br />

Modellen nicht.<br />

Man erhält nur einen zivilrechtlichen<br />

Forderungsanspruch, der<br />

wirtschaftlich so viel wert ist wie<br />

die Bonität des Schuldners in ferner<br />

Zukunft. Schuldner sind staatlich<br />

zertifizierte private Unternehmen,<br />

die naturgemäß insolvent werden<br />

können. Die Modelle gehörten historisch<br />

zu den Phantasien der schönen<br />

neuen Welt der Deregulierung, in<br />

der, wie der Wirtschaftsprofessor<br />

„Dr. Doom“ Nouriel Roubini treffend<br />

formulierte, plötzlich alles<br />

anders ist: Für Unternehmen garantieren<br />

Staaten, und Staaten können<br />

nicht pleitegehen. Ein Perpetuum<br />

mobile des Wohlstandes.<br />

Konstruktionsfehler<br />

Obwohl sich auch der Unternehmer<br />

grundsätzlich freiwillig in die Rentenversicherung<br />

begeben oder als<br />

Nach aktuellen Schätzungen<br />

liegt die Verschuldung<br />

Deutschlands bei Einrechnung<br />

aller Verbindlichkeiten nicht<br />

bei ca. 80%, sondern bei<br />

etwa 300% des BIP.<br />

Geschäftsführer eine Riester-Rente<br />

anstreben kann, die Rürup-Rente ist<br />

sowieso für Selbstständige gedacht,<br />

stehen alle diese Modelle vor dem Dilemma<br />

der eigenen Konstruktion, der<br />

Abhängigkeit von der ökonomischen<br />

Entwicklung und der fehlenden Planbarkeit<br />

dieser Entwicklungen. Hinzu<br />

kommen Webfehler zu Gunsten der<br />

Anbieter und zu Lasten der Anleger:<br />

Von den Einzahlungen wird erst einmal<br />

der Provisionsvermittler bedient.<br />

Ist das erledigt, muss das Geld erwirtschaftet<br />

werden, man muss sich<br />

also nach der volkswirtschaftlichen<br />

Decke strecken und nach dem Erfolg<br />

des Vermögensverwalters inmitten<br />

seiner Rahmenbedingungen. Im Falle<br />

der Rürup- und Riester-Rente erfolgt<br />

eine Ansparung durch Unternehmen,<br />

die garantieren müssen, den einbezahlten<br />

Betrag wiederzuerstatten,<br />

ohne Inflationsausgleich.<br />

Modelle für Verzweifelte<br />

(Foto: Wikipedia/CC/Kjetil Ree)<br />

„Dr. Doom“ Nouriel Roubini: 20<strong>04</strong><br />

warnte er vor einem Platzen der<br />

Immobilienblase, 2006 vor einer<br />

tiefen Rezession und 2008 vor einem<br />

Kollaps der Weltwirtschaft.<br />

Wer die angebotenen Verträge<br />

genauer liest, stellt jedoch meist<br />

fest, dass er z. B. nach 30 Jahren als<br />

Garantiesumme weniger erhält, als<br />

er einbezahlt hat. Manches Angebot<br />

„rechnet“ sich erst nach dem<br />

92. Lebensjahr. Die Kritik an den<br />

Modellen lautet daher zutreffend, sie<br />

subventionierten die Versicherungswirtschaft,<br />

ohne zu einem Vorteil für<br />

die Gesellschaft zu führen.<br />

Solche staatlich geförderte Modelle<br />

sind daher eher etwas für Verzweifelte,<br />

die trotz gegenteiliger Erfahrung<br />

(Steuersparimmobilien) noch<br />

an den Satz „Alles Gute kommt von<br />

oben“ glauben. Die Steuersparimmobilien<br />

hatten immerhin den Vorteil,<br />

dass sich die Anlage in der Hand<br />

des Anlegers befand, auch wenn sie<br />

meist überschuldet konstruiert oder<br />

weitgehend wertlos war.<br />

Ihr Organisationsmodell entsprach<br />

regelmäßig der Struktur „Haftung<br />

ohne Herrschaft“. Die Anleger hatten,<br />

durch Ewigkeitsgarantien für den<br />

Geschäftsführer aus dem Initiatorenbereich<br />

etc., nichts zu sagen, aber viel<br />

zu zahlen. Private Vorsorgemodelle<br />

anderer Art simulieren noch heute<br />

oft dieses Modell.<br />

7<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

8<br />

Aktien kaufen zu müssen, wenn<br />

die Marktlage gar nicht danach ist.<br />

In einer Phase wie zwischen 1929<br />

und 1932 bedeutet das die Garantie<br />

von 90% Verlust. Mehr als eine<br />

Ebene der Intransparenz weisen die<br />

zahlreichen kompliziert gestrickten<br />

Finanzprodukte auf, die täglich neu<br />

auf den Markt kommen.<br />

Die Lebensversicherung<br />

Durch Steuergesetzänderungen<br />

ist die klassische Lebensversicherung,<br />

94 Millionen Verträge sind in<br />

Deutschland abgeschlossen, inzwischen<br />

unattraktiv. Auch sie bevormundete<br />

den Anleger, staatlich und<br />

gerichtlich geschützt, in mehrfacher<br />

Hinsicht. Wie sich die Berechnung<br />

des Überschusses zusammensetzt,<br />

bleibt bis heute intransparent.<br />

Ob es gerechtfertigt ist, den Garantiebetrag<br />

abzusenken, kann der<br />

Anleger nicht überprüfen. Steigt er<br />

vorzeitig aus, erhält er oft weniger,<br />

als er einbezahlt hat. Geht eine<br />

Lebensversicherung pleite, weil sie<br />

sich z. B. an der Börse verspekuliert<br />

hat, müssen die übrigen Versicherungen<br />

die Insolvenz verhindern.<br />

Seit dem Crash der Mannheimer<br />

Versicherung hat man dafür eine<br />

Protektor AG geschaffen.<br />

Staat hat sein Pulver verschossen<br />

Doch auch diese ist, wie der Einlagensicherungsfonds<br />

der Banken, nur<br />

mit begrenzten Mitteln ausgestattet.<br />

Machen, wie in der Finanz krise I,<br />

viele Unternehmen der Finanzwirtschaft<br />

dieselben kostspieligen<br />

Fehler, ist auch dieses Geld nicht<br />

sicher. Der Staat spielte sich zwar in<br />

der Finanzkrise I (Bankenkrise) und<br />

Finanzkrise II (Länderverschuldung)<br />

als Retter auf, hat aber inzwischen<br />

sein „Pulver“ verschossen.<br />

Die Staatsverschuldung droht nun<br />

exponentiell so zu wachsen, dass<br />

das AAA-Rating Deutschlands<br />

ernsthaft gefährdet ist. Darüber<br />

hinaus haben viele Versicherungsgesellschaften<br />

nach der Finanzkrise<br />

den Einstieg in den Aktienmarkt<br />

verpasst. Ihnen fehlen daher diese<br />

Zusatzrenditen, während die<br />

Garantiezinsen durch den dauerhaft<br />

niedrigen Anlagezins, der sich aus<br />

der steigenden Verschuldung ergibt,<br />

immer niedriger werden.<br />

Sonstige Offerten für die private<br />

Vorsorge<br />

Wegen der niedrigen Zinsen ist auch<br />

die Daueranlage auf dem Sparbuch<br />

oder in Festgeld unattraktiv, selbst<br />

bei niedriger Inflation. Rentenfonds<br />

verschiedener Anbieter sind nicht<br />

mehr dasselbe wie früher, ebenso<br />

wenig Geldmarktfonds.<br />

Das Management hat sich, wenn<br />

man in den Prospekten nachliest,<br />

oft die Genehmigung erteilt, auch<br />

Papiere niedrigster Bonität aufzunehmen<br />

und/oder sich diverser<br />

Finanzinstrumente zu bedienen.<br />

Die Papiere von Gläubigern, deren<br />

Rating sinkt, etwa bankrotter<br />

Staaten, befinden sich auch noch in<br />

vielen Depots.<br />

Aktienfonds, auch indexgetragene<br />

ETF’s, garantieren nicht die<br />

Seriosität der in ihnen gelisteten<br />

Unternehmen. Man weiß nicht,<br />

was den Fondsmanager bewegte,<br />

die Aktien von diesem oder jenem<br />

Unternehmen aufzunehmen, zu<br />

halten oder zu verkaufen. Viele<br />

Aktienfonds gestatten ihrem<br />

Management in keiner Lage, alle<br />

Aktien zu verkaufen. Vorgegeben<br />

ist das Ziel, voll investiert zu sein,<br />

d. h. unter Umständen auch dann<br />

Etikettenschwindel<br />

Ein Genussschein, gekoppelt an die<br />

Wette auf Mieterträge von Gewerbeimmobilien<br />

in Detroit, kann<br />

mit dem falschen Etikett Immobilienfonds<br />

(Irrglaube: Immobilie<br />

= Sicherheit = Betongold) auf den<br />

Markt gebracht werden. Die Bank,<br />

die Produkte empfiehlt, kann, wie<br />

im publizierten Fall Goldman Sachs,<br />

zugleich gegen dieses Produkt und<br />

ihre Kunden wetten.<br />

Eine Autofirma wie Porsche outet<br />

sich als Hedge-Fonds. Ein offener<br />

Stopp-Loss zur Risikobegrenzung<br />

wird vom Short-Trader benutzt, um<br />

mit einem manipulierten Kurssturz<br />

billig an Aktien zu kommen. Eine<br />

scheinbar biedere Sparkasse bietet<br />

eine hohe Rendite aus einer Riester-<br />

Rente an und stellt nur im Kleingedruckten<br />

klar, dass dafür der zugrunde<br />

liegende Fonds 45 Jahre jedes Jahr<br />

7,5% Gewinn machen muss.<br />

Eine angeblich kostensenkende All-<br />

In-Fee wird wertlos, weil an anderer<br />

Stelle des Vertragspakets steht, dass<br />

der Vermögensverwalter zusätzlich<br />

Gebühren von Dritten und verbundenen<br />

Unternehmen entgegennehmen<br />

kann.<br />

Keine Chance vor Gericht<br />

So wie es gesetzlich keine Strafbarkeit<br />

von Abgeordneten wegen<br />

Bestechlichkeit gibt, gibt es mit<br />

einer gewollten Gesetzeslücke auch<br />

keine Strafbarkeit des Parteiverrats,<br />

der durch einen Bankmitarbeiter<br />

oder einen Finanzdienstleister<br />

begangen wird.<br />

Eine die Aufklärungspflicht verletzende<br />

oder betrügerische Beratung<br />

ist nach den neueren Verjährungs-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

vorschriften nach drei, fünf, maximal<br />

zehn Jahren straflos und berechtigt<br />

dann nicht mehr zu Schadensersatzklagen.<br />

Bei allen Modellen, die ihr<br />

Ergebnis erst nach langer Laufzeit<br />

offenbaren (gerade die Rentenmodelle),<br />

ist so gesetzlich der Weg zum<br />

Gericht verschlossen.<br />

Alternativmodelle<br />

Alternativmodelle werden naturgemäß<br />

bereits lange von denjenigen<br />

praktiziert, die genug Geld haben,<br />

um sich jede professionelle Hilfe zu<br />

beschaffen. Diese können sich durch<br />

Anwälte, Vermögensberater und<br />

Controller individuelle Gestaltungen<br />

schneidern lassen. Auch sie entkommen<br />

allerdings nicht den Gesetzen<br />

von Branchen und Märkten.<br />

Wer für ein Familiy-Office mit Banken<br />

über die Anlage von 100 Mio.<br />

Euro verhandelt, kann sich naturgemäß<br />

jeden Berater leisten, den<br />

er benötigt. Dem Kleinanleger oder<br />

mittleren Anlegern steht dies nicht<br />

frei, weil diese Kosten jede Kapitalrendite<br />

auffressen würden.<br />

Einzelne Fondsgesellschaften bieten<br />

Target-Life-Cycle-Fonds an, die versprechen,<br />

dem Lebensalter und den<br />

Zielvorstellungen entsprechend Vermögen<br />

anzulegen. Für den jungen<br />

Anleger investiert der Fonds mehr in<br />

Aktien, für den Anleger kurz vor dem<br />

Rentenalter mehr in Zinspapiere.<br />

Auch diese Modelle tragen jedoch<br />

die genannten Probleme in sich, dass<br />

nämlich die innere juristische Struktur<br />

nicht klar wird und – wie so oft<br />

– der Wunsch nach schnellem Geld<br />

(Abschlussprovisionen, Folgeprovisionen,<br />

Kick-Backs) die Sonntagsrede<br />

von der kundenorientierten Nachhaltigkeit<br />

zu Makulatur werden lässt.<br />

Risikofaktoren: Staat und<br />

Finanzwirtschaft<br />

In Tageszeitungen und Finanzzeitschriften<br />

wird oft ein „kostenloser<br />

Depotcheck“ angeboten. Wie bei<br />

allem, was kostenlos angeboten wird,<br />

ist jedoch Vorsicht geboten. Auch<br />

der Umstand, dass der neue Berater<br />

Über den Autor<br />

Dr. Volker Gallandi (Jg. 1955) ist als Rechtsanwalt<br />

in Gorxheimertal (Hessen) tätig. Sein<br />

ursprüngliches Spezialgebiet ist das Wirtschaftsstrafrecht.<br />

Gallandi promovierte 1982<br />

zum Thema „Staatsschutzdelikte und Pressefreiheit“<br />

beim späteren Vizepräsidenten des<br />

Bundesverfassungsgerichts Prof. Winfried<br />

Hassemer. 1984 arbeitete er für die Kanzlei<br />

Bossi in München und wurde 1985 Mitglied<br />

der Außensozietät. 1988 folgte die Gründung<br />

einer eigenen Kanzlei.<br />

„Fehler“ findet, hilft nicht viel weiter,<br />

so wenig wie die Kritik des neuen<br />

Handwerkers, der den „Pfusch“ seines<br />

Kollegen reklamiert, um an einen<br />

Auftrag zu kommen.<br />

Wer seine Altersvorsorge<br />

erfolgreich betreiben will,<br />

muss sich von dem Gedanken<br />

verabschieden, dass jemand<br />

für ihn sorgt.<br />

Wer seine Altersvorsorge erfolgreich<br />

betreiben will, muss sich von<br />

dem Gedanken verabschieden, dass<br />

jemand für ihn sorgt. Der Staat hat<br />

sich als Garant der Altersvorsorge<br />

verabschiedet und stellt durch die<br />

nur noch steigende Verschuldung<br />

einen Risikofaktor für jedes Vorsorgevermögen<br />

dar. Vorsorgeunternehmen<br />

der Finanzwirtschaft haben<br />

sich selbst diskreditiert, indem sie<br />

die ursprüngliche traditionelle Rolle<br />

als Treuhänder fremder Vermögen<br />

aufgegeben und sich dem Profit aus<br />

Eigengeschäften, auch gegen ihre<br />

Kunden, zugewandt haben.<br />

Rechtsrisiken<br />

Wer sich um sein Vorsorgevermögen<br />

kümmert, sollte dieses wie ein<br />

Unternehmen betrachten, mit Waren<br />

(Aktien, Anleihen, Gold etc.), die<br />

Ertrag bringen, Spekulationsgewinn<br />

erzielen oder einfach nur Vermögen<br />

erhalten. Nach bisherigen Praxiserfahrungen<br />

sind fast alle Risiken, die<br />

zu Verlusten bei Anlegern geführt<br />

haben, Rechtsrisiken (Versprechen<br />

ohne Bonität bei Zertifikaten, Verlusteintrittsklauseln<br />

bei Derivaten,<br />

Klauseln, die riskantes Handeln<br />

erlauben, bei Vermögensverwaltungen<br />

etc.).<br />

Die Auslöser der Finanzkrise, Produkte<br />

wie ABS, CDO’s oder CDF’s,<br />

Derivate, Zertifikate, Zweckgesellschaften,<br />

kamen als Instrumente<br />

der parasitären Teile der Finanzwirtschaft<br />

nicht aus dem Nichts, sondern<br />

aus den Großkanzleien in New York,<br />

London oder Frankfurt. Daher muss<br />

ein Check des Vorsorgevermögens,<br />

nicht nur der ökonomischen Seite,<br />

sondern gerade und zuerst der<br />

rechtlichen Seite der Anlagepolitik<br />

stattfinden.<br />

Bloß nichts unterschreiben!<br />

Da die Investmentbranche lernt und<br />

auf alle Entwicklungen reagiert,<br />

muss auch der Anleger sein Vermögen<br />

und seine Anlageentscheidungen<br />

fortlaufend überwachen,<br />

planen und gestalten, um nicht nur<br />

noch reagieren zu müssen. Vor allem<br />

darf er keine Unterschrift leisten<br />

und keine Aufträge geben, bevor er<br />

sich ausreichend (wirtschaftlich und<br />

rechtlich) hat beraten lassen.<br />

Er darf auch nicht alle „Eier in<br />

ein Nest legen“. Er muss sich für<br />

unterschiedliche Risikoszenarien<br />

wappnen. Er darf nie die politische<br />

Floskel glauben: „Das Handeln war<br />

alternativlos.“ Er benötigt stets Cash<br />

für neue Chancen im Anlagebereich.<br />

Er darf nichts als Anlage kaufen, was<br />

er nicht versteht und was nicht an<br />

einem weiten Markt leicht wieder<br />

verkäuflich ist. (Weitere Details unter<br />

www.gallandi.de, Link News) n<br />

Dr. Volker Gallandi<br />

9<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

Kapitalismus in der Krise?<br />

Der Schnupfen des Philipp Holzmann und die Utopie, in der wir leben<br />

10<br />

(Foto: © Jurec/PIXELIO)<br />

Wir alle, nicht nur die Bürger der<br />

DDR, haben schon im real-existierenden<br />

Sozialismus gelebt. Und den<br />

meisten von uns gefällt es dort recht<br />

gut. Der Kegelclub, die Pfadfinder, der<br />

Fußballverein, die Landfrauen, sogar<br />

die Hells Angels – all das sind pure<br />

sozialistische Systeme.<br />

Über den Autor<br />

Ein Wirtschaftsraum, in dem sog.<br />

Rating-Agenturen spürbare Entn<br />

Peter Jumpertz ist<br />

Unternehmensberater mit<br />

Führungserfahrung für<br />

Unternehmen der Energie- und<br />

Versorgungswirtschaft, des Postund<br />

Express-Wesens und der<br />

Finanzdienstleistungs-Branche.<br />

n Seit fast 25 Jahren ist er in verantwortlicher<br />

Position und als<br />

Gründer und Miteigentümer erfolgreicher<br />

Managementberatungs-<br />

Unternehmen tätig.<br />

n Darüber hinaus hat er als Initiator<br />

und Investor eine Reihe von Startup-Firmen<br />

im Internet-Umfeld aus<br />

der Taufe gehoben.<br />

Sie schöpfen ihre Kraft aus der<br />

Tatsache, dass der Mensch sich in<br />

der Gruppe wohl fühlt. Allerdings<br />

empfinden wir Gemeinschaft nur<br />

solange als vorteilhaft, wie man<br />

uns nicht dazu zwingt. Wer will<br />

sich schon vorschreiben lassen, für<br />

welchen Bundesliga-Verein er am<br />

Wochenende fiebert. Definieren wir<br />

Sozialismus: ein Gesellschaftssystem,<br />

in dem alle produktiven Menschen<br />

ihren Verdienst in einen gemeinsamen<br />

Topf einzahlen, um dann<br />

gemeinsam darüber zu entscheiden,<br />

wofür das Geld ausgegeben wird. Da<br />

nicht jede einzelne Ausgabeentscheidung<br />

demokratisch von der ganzen<br />

Gruppe getroffen werden kann –<br />

Aufwand und Reibungsverluste aufgrund<br />

der enormen Interessenskonflikte<br />

wären viel zu hoch – delegiert<br />

man die Verteilungsmacht an einen<br />

Vereinsvorstand.<br />

Vertrauen und Eigenverantwortung<br />

Dies geht solange gut, wie die Mitglieder<br />

dem Vorstand ihr Vertrauen<br />

schenken. Entziehen sie ihm das Vertrauen<br />

in der Mehrheit, wählen sie<br />

ihn ab. Das funktioniert in Vereinen<br />

meist recht reibungslos. In Staaten<br />

allerdings stehen oft der Machtwille<br />

der Herrschenden und ihr Zugriff auf<br />

Armee und Polizei dagegen. Unter<br />

anderem deswegen passieren Revolutionen.<br />

Was ist denn dann Kapitalismus,<br />

der Gegenpol des Sozialismus?<br />

Braucht er keine demokratisch<br />

gewählten Gremien? Gibt es dort<br />

keine Revolutionen?<br />

Das Grundprinzip des Kapitalismus<br />

ist ein Gesellschaftssystem, in dem<br />

jeder produktive Mensch selbst darüber<br />

entscheidet, wie das Geld, das<br />

er verdient, auszugeben ist. Der fundamentale<br />

Unterschied der beiden<br />

Systeme liegt ausschließlich in der<br />

Verfügungsgewalt über das Produktiveinkommen.<br />

Denkt man den Kapitalismus in Richtung<br />

Staatsorganisation ein wenig<br />

weiter, dann wird klar, dass der Kapitalismus<br />

in seiner reinsten Form weder<br />

Politiker noch Revolutionen gegen<br />

sie braucht. Er benötigt lediglich<br />

die drei Grundpfeiler eines funktionierenden<br />

Gemeinwesens: unabhängige<br />

Gerichte, eine Polizei und<br />

eine schlagkräftige Armee. Für diese<br />

Institutionen zahlt jeder Bürger<br />

einen gleich großen Anteil seines<br />

Verdienstes. Die Bürger stimmen regelmäßig<br />

darüber ab, wie viel Geld<br />

sie für die Institutionen ausgeben<br />

wollen und wer dort das Sagen hat.<br />

Mehr braucht es im Prinzip nicht!<br />

Denn alle anderen Entscheidungen<br />

in der Gesellschaft sind dem Prinzip<br />

der Eigenverantwortung unterworfen.<br />

Im Kapitalismus ist Eigenverantwortung<br />

das zentrale Regelungsprinzip.<br />

Solange der Eigennutz des<br />

Einzelnen Grenzen kennt, nämlich<br />

dort endet, wo er einem anderen<br />

schadet, ist der Kapitalismus auch<br />

das humanere, weil gerechtere<br />

System. Denn es gibt dem Einzelnen,<br />

was er verdient – nicht mehr und<br />

nicht weniger.<br />

Was hat versagt?<br />

Wenn es so einfach ist, warum hat<br />

dann der Kapitalismus in den letzten<br />

Jahren so offensichtlich versagt? Die<br />

Antwort ist ebenso simpel wie verblüffend:<br />

Weil Kapitalismus wie eine<br />

Schwangerschaft ist. Entweder man<br />

ist schwanger oder man ist es nicht.<br />

Kapitalismus kann auf Dauer nur in<br />

seiner Reinform existieren. Sobald wir<br />

an einer einzigen Stelle des Systems,<br />

sei sie noch so klein, das Prinzip der<br />

Eigenverantwortung aufheben, hat jeder<br />

Andere im System ebenfalls einen<br />

Anspruch auf seine persönliche Ausnahme.<br />

Das Aufweichen des Grundprinzips<br />

der Eigenverantwortung<br />

setzt einen Teufelskreis in Gang. Aus<br />

einem noch so kleinen Anspruch entsteht<br />

ein nächster und so weiter.<br />

Sind Schulden schuld?<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

Alles aus Alles aus<br />

einer Hand<br />

einer Hand<br />

scheidungsmacht besitzen, hat ein<br />

Problem. Denn die Banken nutzen<br />

das bequeme Instrument dieser<br />

Agenturen zur Beruhigung ihres<br />

Gewissens und um immer größere<br />

Kreditsummen rund um den Globus<br />

zu vergeben. Sie verlieren am Ende<br />

völlig den Überblick, welchen ihrer<br />

Kunden sie trauen und welchen<br />

nicht – und noch schlimmer – wem<br />

sie am Ende der Kette das Geld ihrer<br />

Sparer tatsächlich anvertraut haben.<br />

Genau das ist in den Jahren vor der<br />

„Finanzkrise“ 2008 passiert.<br />

Warum lassen die Banken diese<br />

Todesspirale zu? Weil sie wissen, dass<br />

sie die Verantwortung für ihre Entscheidungen<br />

am Ende nicht tragen<br />

müssen, sobald sie die „systemrelevante“<br />

Größe erreicht haben. Das<br />

geht lange gut, aber das Ende kennen<br />

wir – die Finanzblase platzt, der<br />

Bank-Manager zeigt mit dem Finger<br />

auf die Rating-Agentur, um einer<br />

persönlichen Haftung zu entgehen,<br />

und der Staat rettet die Bank mit<br />

dem Geld seiner Bürger.<br />

Würden Bank-Manager für ihre grob<br />

fahrlässigen Fehlentscheidungen<br />

haften, gäbe es keine mächtigen<br />

Rating-Agenturen. Eine Wirtschaft,<br />

die sich auf die Meinung von Rating-<br />

Agenturen verlässt, kann also keine<br />

kapitalistische Wirtschaft sein.<br />

Mit Schulden macht man keinen Staat<br />

Der Staat bedient sich bei der Bedienung<br />

der Kredite seiner Bürger.<br />

Dadurch allein entsteht im Prinzip<br />

noch keine Schuld. Sie entsteht erst<br />

dann, wenn der Staat zu verschleiern<br />

versucht, dass er mit Staatsschulden<br />

das Vermögen seiner Bürger vernichtet.<br />

Und genau diese Verschleierung<br />

können wir heute in allen westlichen<br />

Industrienationen beobachten.<br />

Staatsschulden münden immer in<br />

Inflation, in Geldentwertung. Das ist<br />

leicht zu verstehen, wenn wir uns<br />

auf das Wesentliche beschränken<br />

und wenn wir die Nebelbomben, die<br />

von Volksführern, Meinungsmachern<br />

und aus den oberen Etagen der meisten<br />

Elfenbeintürme geworfen werden,<br />

einmal ignorieren.<br />

Ein Staat, der auf Dauer in wesentlichem<br />

Umfang Kredite aufnimmt,<br />

kann also beim besten Willen kein<br />

kapitalistisches System darstellen.<br />

So einfach ist auch hier die Welt!<br />

Wäre die EU, wäre Deutschland ein<br />

kapitalistisches System, hätte es die<br />

Griechenland-Krise nie gegeben.<br />

Und noch weniger hätte ein anderer<br />

Staat dafür die Verantwortung<br />

übernommen.<br />

Russisches Roulette – nur ohne<br />

Patrone<br />

Finanzjongleure konnten unser Geld<br />

verspielen, obwohl sie es gar nicht<br />

hatten. Sie haben einfach darauf<br />

gewettet, dass jemand anderes die<br />

Zeche zahlt, wenn sie ihre Wetten<br />

verlieren. Und sie behielten Recht<br />

– die Regierungen sind auf breiter<br />

Front eingesprungen, als es darum<br />

ging, die Wettschulden einzulösen.<br />

Wir ahnen es, auch hier liegt der einzige<br />

Grund für das „Marktversagen“<br />

in der Tatsache, dass das kapitalistische<br />

Grundprinzip der Eigenverantwortung<br />

bereits lange vorher außer<br />

Kraft gesetzt wurde. Was noch in<br />

• Transportlogistik europaweit<br />

• Fahrzeuglogistik europaweit<br />

• Befrachtung von Seeschiffen weltweit<br />

• Abfertigung und Klarierung von<br />

Schiffen in allen Ostseehäfen<br />

• Lagerung von Gütern fachgerecht<br />

in gedecktem Lager und Freilager<br />

• Umschlag von Gütern<br />

• Laden und Löschen von Seegütern<br />

Preisträger<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ 2008<br />

Baltic Lloyd<br />

Schiffahrt - Spedition - Logistik GmbH<br />

Am Skandinavienkai 2-3 • 18147 Rostock-Seehafen<br />

Tel. +49 381/ 3503610 • Fax +49 381/ 3503615<br />

office@balticlloyd.com<br />

www.balticlloyd.com<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

den 80er Jahren an den Bankwirtschaftslehrstühlen<br />

der Republik als<br />

„goldene Bankregeln“ gelehrt wurde,<br />

war in den 90ern weitgehend außer<br />

Kraft gesetzt. Die Universal- und die<br />

Staatsbanken hatten die Verantwortung<br />

für ihr Handeln abgegeben.<br />

Wenn wir uns diesen Mechanismus<br />

vor Augen führen, wird klar, dass<br />

es sich im Grunde dabei nicht um<br />

Spekulation, noch nicht einmal um<br />

„Kasino-Kapitalismus“ handelte.<br />

Denn man konnte im Prinzip gar<br />

nicht verlieren. Man musste lediglich<br />

sicherstellen, dass man nicht als<br />

Erster seinen Kredit der „Systemrelevanz“<br />

verspielt hatte und dass man<br />

nur mit großen Banken große Räder<br />

drehte – in jeder Beziehung also<br />

ein klassisches Schneeball-System.<br />

Sind Spekulanten also Schädlinge<br />

des Kapitalismus? Das sind sie mit<br />

Sicherheit nicht, solange sie wie<br />

jeder Kasinobesucher auch das Risiko<br />

ihrer eigenen Entscheidungen tragen<br />

müssen. Denn Spekulanten gleichen<br />

mit ihren Geschäften Angebot und<br />

Nachfrage für bestimmte wichtige<br />

Waren und Leistungen aus.<br />

Das gibt frühzeitig und kostengünstig<br />

Informationen über Markttrends<br />

und über den Wert kritischer Waren<br />

und Dienstleistungen. Ohne Terminmarkt<br />

für Erdöl – ein typischer Spekulationsmarkt<br />

– könnte kein Unternehmen<br />

mit relativer Gelassenheit<br />

die Preisentwicklung des Brennstoffs<br />

in seine Kalkulationen aufnehmen.<br />

Von Lobbyisten und Anti-Kapitalisten<br />

Wenn der Staat durch schuldenfinanzierte<br />

Ausgaben das Vermögen seiner<br />

Bürger vernichtet, wer profitiert<br />

dann davon? Worin liegt also der<br />

Anreiz der Staatsdiener, dies zu tun?<br />

Nun – der Staat kauft wertlose Güter<br />

nicht beliebig und von Jedermann.<br />

Er belohnt nur diejenigen, die es sich<br />

leisten können, genügend laut „hier“<br />

zu rufen.<br />

Dies sind alle juristischen Personen,<br />

die entweder nichts mehr zu verlieren<br />

haben oder die bereits vergleichsweise<br />

viel Vermögen besitzen<br />

– Lobbyisten und die Führungskräfte<br />

von Opel kennen das Prinzip. Je größer<br />

oder je bankrotter ein Unternehmen<br />

ist, desto weniger kostet diese<br />

Unternehmen das. Das Prinzip der<br />

Eigenverantwortung wird systematisch<br />

ausgeschaltet. Kapitalismus ist<br />

das mit Sicherheit nicht!<br />

Kapitalisten – die Idealisten<br />

unserer Tage<br />

Wenn wir also heute auf der ganzen<br />

Erde kein einziges kapitalistisches<br />

Land finden, wie können wir dann<br />

wissen, ob wir in der Krise mit dem<br />

Kapitalismus besser gefahren wären<br />

als mit den sozialistischen Systemen<br />

unserer Gegenwart?<br />

Wir können es nicht wissen. Aber<br />

wir können träumen! Wir können<br />

uns vorstellen, wie es wäre, wenn<br />

nur Leistung zählt. Wir können uns<br />

wünschen, dass Politiker uns unser<br />

Geld lassen, uns Steuern „schenken“<br />

und uns die Entscheidung überlassen,<br />

wofür wir sie ausgeben. Wir<br />

können uns ausmalen, wem wir in<br />

der Not helfen würden, wenn es<br />

darauf ankommt – und zwar ohne<br />

Zwang. Wir können z. B. durchden-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

Anzeige in der Financial Times Deutschland: Vor der Insolvenz<br />

2002 war die Philipp Holzmann AG jahrzehntelang das<br />

größte deutsche Bauunternehmen mit zeitweise über 40 000<br />

Mitarbeitern.<br />

ken, was passieren würde, wenn es keine systemrelevanten<br />

Banken geben würde. Daher hier als Gedankenfutter eine<br />

einfache Milchmädchen-Rechnung: Im Durchschnitt benötigt<br />

ein Unternehmen in Deutschland für sein Geschäft heute<br />

Bankkredite in der Höhe von etwa einem Drittel seines<br />

Jahresumsatzes.<br />

Im Durchschnitt gewährt gleichzeitig ein Unternehmen<br />

in Deutschland seinen Geschäftskunden ein Zahlungsziel<br />

von ca. 60 Tagen. Wenn nun etwa die Hälfte der gewährten<br />

Bankkredite aufgrund des Zusammenbruchs „systemrelevanter“<br />

Banken vollständig ausfallen würde, müssten die<br />

Firmen das Zahlungsziel auf 120 Tage verdoppeln, um das<br />

nötige Geld in den Kreislauf zurückzubringen.<br />

Vorstellungskraft und Gestaltungswille<br />

Glauben wir wirklich, dass deutsche Unternehmer und<br />

Manager eher in den Untergang gehen würden, als diesen<br />

Schritt zu tun? Glauben wir, dass ihnen die Vorstellungskraft<br />

und der Gestaltungswille fehlen, um mit solch kritischen<br />

Situationen umzugehen? Glauben wir, dass sie die Kreditwürdigkeit<br />

ihrer Kunden schlechter einschätzen können als<br />

die Bewohner vollklimatisierter Banktürme in Frankfurt,<br />

London und New York City?<br />

Wenn dies so wäre, dann sollten wir alle unser Geld nicht<br />

mehr in Deutschland anlegen, sondern in Griechenland! Wie<br />

weit ist es also tatsächlich her mit der Systemrelevanz und<br />

der Notwendigkeit, strauchelnde Banken, wertlose Unternehmen<br />

und gefallene Staaten zu retten? Auch bei der Antwort<br />

auf diese Frage hilft ein Blick in die Vergangenheit:<br />

Bei Philip Holzmann dauerte das Begräbnis erster Klasse<br />

etwas länger als zwölf Monate. Dann waren die Geldgeschenke<br />

ausgegeben. Nur die Protagonisten wissen wirklich,<br />

wofür – für die Rettung des Kapitalismus auf jeden Fall<br />

nicht! Denn der war schon begraben, lange bevor Philip<br />

Holzmann den ersten Schnupfen bekam. ■<br />

Peter Jumpertz<br />

Den ungekürzten Beitrag finden Sie unter www.pt-magazin.de<br />

(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei/FTD)<br />

Die Böhm-Solar Equipment Technology<br />

GmbH mit Sitz im thüringischen Zella-<br />

Mehlis ist ein Joint Venture zwischen der<br />

Böhm AG und der Saphire Holding ApS,<br />

Dänemark. Böhm-Solar entwickelt, fertigt<br />

und vertreibt Einzelkomponenten sowie<br />

Turn-Key-Anlagen zur Herstellung von<br />

montagegerechten Solarmodulen und<br />

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Eine absolute Spitzentechnologie<br />

unserer Ausrüstung stellt der ultragroße<br />

Laminator mit 24 qm Gesamtlaminierfl äche<br />

dar. Mit diesem STAR 4000DD lassen sich<br />

Sondermodule von einer maximalen Größe<br />

von 3 m x 4 m, d.h. je 12 qm auf 2 Ebenen<br />

laminieren. Es können sowohl kristallineals<br />

auch Dünnschichtmodule hergestellt<br />

werden. Der Laminator ist als Doppel- und<br />

Einzelausführung lieferbar.<br />

Böhm Solar<br />

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Deutschland<br />

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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

Premier 2008 „Großer Preis des Mittelstandes“


Politik<br />

Die Welt ist nicht schwarz-weiß<br />

Zu Jahresbeginn legte das IW Köln einen Masterplan vor, der sowohl Konsolidierung als auch<br />

Steuersenkung vorsieht. Und der ist auch nach der „Sparklausur“ machbar.<br />

14<br />

Finanzkrise, Demographie, Bankenrettung,<br />

Griechenland, Euro,<br />

Schuldenbremse. Seit Monaten wird<br />

sowohl auf der politischen Ebene<br />

als auch in den Medien so getan, als<br />

ginge nur eines von beiden – entweder<br />

Steuerentlastungen oder die<br />

Konsolidierung der Haushalte.<br />

Tatsächlich kann das eine sehr wohl<br />

mit dem anderen verbunden werden.<br />

Denn beides verfolgt ein und dasselbe<br />

Ziel: unsere Volkswirtschaft zu<br />

fördern. Das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft legte zu Jahresbeginn<br />

einen Masterplan vor, der im Stimmengewirr<br />

der Talkshows und Diskussionen<br />

nicht untergehen sollte.<br />

Je früher, desto besser<br />

Die Koalition hat eine Chance, an<br />

der sich alle früheren Regierungen<br />

vorbeigemogelt haben: eine tragfähige<br />

Strategie zu entwerfen, die<br />

Steuerentlastung und Haushaltskonsolidierung<br />

miteinander verbindet.<br />

Voraussetzung ist lediglich, dass der<br />

Staat tatsächlich Ernst macht mit der<br />

Durchforstung der öffentlichen Ausgaben.<br />

Das erfordert vor allem langen<br />

Atem und Disziplin, über einen Zeitraum<br />

von vielleicht zehn Jahren. Mit<br />

der Strategie länger zu warten, wäre<br />

verantwortungslos: Dann könnten<br />

die Haushalte nicht mehr innerhalb<br />

einer Dekade in Ordnung gebracht<br />

werden. Es gilt: je früher, desto besser.<br />

Wetten gegen Deutschland?<br />

Löst die Bundesregierung das Konsolidierungsproblem<br />

nicht – und<br />

verstößt damit weiter gegen den Stabilitätspakt<br />

und die Schuldenbremse<br />

– wird an den Finanzmärkten<br />

in absehbarer Zeit nicht nur gegen<br />

Griechenland oder den Euro, sondern<br />

auch gegen Deutschland „gewettet“<br />

und spekuliert werden. Zu Recht,<br />

wegen dann unabweisbarer Zweifel<br />

an der fiskalischen Handlungsfähigkeit<br />

Berlins.<br />

Hält die Bundesregierung andererseits<br />

das im Koalitionsvertrag vereinbarte<br />

Steuersenkungsversprechen<br />

nicht, verliert sie weiter an Glaubwürdigkeit.<br />

Und zwar gerade bei<br />

denen, die die Steuern und Abgaben<br />

erarbeiten müssen. In den Aufgeregtheiten<br />

der öffentlichen Debatte um<br />

Randthemen gehen grundlegende<br />

Selbstverständlichkeiten leicht unter.<br />

Z. B. die Tatsache, dass der Staat<br />

generell nur Geld ausgeben kann,<br />

dass er zuvor anderen – als Steuer<br />

oder Abgabe – weggenommen hat.<br />

Weichenstellung<br />

So schwierig die Konsolidierungsaufgabe<br />

auch ist – sie ist machbar. Das<br />

gelang schon mal in den 80er Jahren.<br />

Das kann auch jetzt wieder gelingen.<br />

Dazu ist es jedoch erforderlich,<br />

jetzt die Weichen zu stellen. Höhere<br />

Steuer- und Abgabenbelastungen<br />

verbieten sich konjunkturpolitisch.<br />

In der „Sparklausur“ Anfang Juni<br />

wurde denn auch auf die Erhöhung<br />

der Umsatz- oder Einkommenssteuer<br />

verzichtet. An den unpopulären<br />

Maßnahmen dieser Sparklausur<br />

führt aber kein Weg vorbei. Beispiele:<br />

Dauerbrenner Subventionsabbau<br />

Subventionen sind nur im Ausnahmefall<br />

zu rechtfertigen (Grundlagenforschung).<br />

Andere Subventionen<br />

schalten den Preismechanismus<br />

aus und belasten damit den volkswirtschaftlichen<br />

und unternehmerischen<br />

Strukturwandel (Erneuerbare<br />

Energien Gesetz). Der Löwenanteil<br />

Subventionen des Bundes in Mio. Euro<br />

2007 <strong>2010</strong><br />

Bezeichnung<br />

Finanzhilfen<br />

Ist<br />

Insgesamt<br />

Finanzhilfen<br />

RegE<br />

Steuervergünstigungen<br />

Steuervergünstigungen<br />

Insgesamt<br />

Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz<br />

795 177 972 1.145 4<strong>04</strong> 1.549<br />

Bergbau 1.902 5 1.907 1.661 0 1.661<br />

Rationelle Energieverwendung und<br />

erneuerbare Energien<br />

Technologie- und<br />

Innovations förderung<br />

Hilfen für bestimmte<br />

Industriebereiche<br />

183 0 183 538 0 538<br />

301 - 301 396 - 396<br />

46 - 46 55 - 55<br />

Regionale Strukturmaßnahmen 451 594 1.<strong>04</strong>5 472 533 1.005<br />

Gewerbliche Wirtschaft allgemein 461 9.690 10.151 346 9.544 9.890<br />

Verkehr 162 1.381 1.543 669 1.853 2.522<br />

Wohnungswesen 894 3.337 4.231 909 1.651 2.560<br />

Sparförderung und Vermögensbildung 453 802 1.255 608 1.155 1.763<br />

Sonstige 0 2.008 2.008 0 2.500 2.500<br />

(Quelle: BMF)<br />

24Mrd.EurounangetastetesSparpotenzialproJahr:DerSubventionswahnderBundesregierungistdemSteuerzahlerschonlangenicht<br />

mehrzuvermitteln<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Politik<br />

der 58 Mrd. Euro Subventionen sind<br />

leider Erhaltungssubventionen wie<br />

beim Steinkohlebergbau. So wird<br />

der Strukturwandel nicht gefördert,<br />

sondern behindert. Verursacht durch<br />

politischen Verteilungsstreit und<br />

„Wählerkauf“ zu Lasten Dritter.<br />

(Foto: © Thommy Weiss/PIXELIO)<br />

15<br />

Personalausgaben<br />

Bund, Länder und Gemeinden gaben<br />

2009 rund 184 Mrd. Euro für Personal<br />

aus. In Zeiten, in denen in der Privatwirtschaft<br />

die Arbeitsplatzsicherheit<br />

schwindet und Kurzarbeit die Einkommen<br />

der betreffenden Beschäftigten<br />

mindert, müssen auch dem<br />

öffentlichen Dienst weitere Sparrunden<br />

zugemutet werden. Jedes Prozent,<br />

das hier eingespart wird, bringt<br />

knapp 2 Mrd. Euro. In der öffentlichen<br />

Verwaltung könnten jährlich<br />

bis zu 17 Mrd. Euro eingespart werden,<br />

ohne dass die Bürger einen Effizienzverlust<br />

spüren würden.<br />

Einkommensbesteuerung<br />

Die sog. kalte Progression, also<br />

die versteckte Steuererhöhung<br />

durch Inflation, ist weder durch<br />

das Leistungsfähigkeitsprinzip<br />

gedeckt noch ökonomisch sinnvoll.<br />

Sie schmälert die Kaufkraft der<br />

Einkommensbezieher. Sie steigert<br />

den Druck für höhere Nominallohnabschlüsse<br />

und erhöht damit die<br />

Arbeitskosten. Fiele diese heimliche<br />

Steuererhöhung ab 2011 weg, würde<br />

der Staat die Kaufkraft der Bürger<br />

schon im ersten Jahr um 1,7 Mrd.<br />

Euro erhöhen. Haushaltspolitisch ist<br />

dies verkraftbar.<br />

Umgang mit Kritik<br />

Vorschläge für Haushaltskonsolidierung<br />

UND Steuersenkung gibt es seit<br />

Jahren jede Menge. Doch wird hier<br />

weder wissenschaftliche Kompetenz<br />

(wie beim DIW) noch demokratische<br />

Struktur (wie beim Bund der Steuerzahler<br />

BdSt, der allein fast soviel<br />

Mitglieder hat wie Grüne, FDP, CSU<br />

und DieLinke zusammen) als Legitimation<br />

akzeptiert. Allein die BdSt-<br />

Einsparliste für den Bundeshaushalt<br />

umfasst 27 Mrd. Euro pro Jahr, von<br />

Verwaltungskosten bis zu Subventionen<br />

für die Ho-Chi-Minh-Stadtbahn<br />

in Vietnam. n


Wirtschaft<br />

Die unbekannte Alternative<br />

Mehr Chancen für erfolgreiche Bankenverhandlungen – Bundesbank-Rating als<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

16<br />

(Foto: © Peter Kirchhoff/PIXELIO)<br />

Mit Bonitätsanalyse agieren statt reagieren<br />

Für den Mittelstand ist von zentraler<br />

Bedeutung, dass die Finanzierung<br />

seiner Investitionen und Innovationen<br />

gesichert ist. Zwar hat die<br />

Regierung mit dem Rettungsschirm<br />

für Unternehmen auf die teilweise<br />

schleppende Kreditvergabe an Unternehmen<br />

reagiert.<br />

Allerdings empfinden viele Unternehmen<br />

die momentane Kreditvergabepraxis<br />

der Banken nach wie vor<br />

als zu restriktiv. Ob tatsächliche Kreditklemme,<br />

oder „nur“ Kredithürde –<br />

Unternehmen suchen händeringend<br />

nach Auswegen aus der Misere. Eine<br />

mögliche Hilfe: die Bonitätsanalyse<br />

der Deutschen Bundesbank.<br />

Neutrale Beratung<br />

Der Ausgangspunkt für einen Unternehmer<br />

ist doch heute: „Wie erkläre<br />

ich die Lage meiner Hausbank, denn<br />

in Krisenjahren braucht man Mut zu<br />

schlechten Nachrichten für Profis“,<br />

meint Christof Stölzel, Botschafter<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung. Dafür gibt<br />

es den „Sparringspartner“ Bundesbank<br />

– kostenlos!<br />

Das Rating entspricht Moody’s<br />

Investors Service, eine der größten<br />

und bekanntesten Ratingagenturen<br />

weltweit. Die Bundesbank hat ein<br />

neutrales Beurteilungssystem, keine<br />

unterschiedlichen Ratings und keine<br />

unterschiedlichen Diskontsätze.<br />

Der Check<br />

Hier kann ein Unternehmer üben<br />

und Transparenz zeigen. Wie erkläre<br />

ich einer Bank meine Bilanz,<br />

die Hoffnungen und Visionen? Nach<br />

dem Check weiß man, wo man steht,<br />

hat schon mal eine Benotung gehabt<br />

und kann im Gespräch mit der Hausbank<br />

von nun an positiv agieren und<br />

nicht nur reagieren, betont Stölzel.<br />

Mit dem Testat „notenbankfähig“<br />

wird ein Unternehmen für die<br />

Hausbank, aber auch für potenzielle<br />

weitere Banken ein interessanter<br />

Gesprächspartner. So verbessere sich<br />

die Verhandlungsposition des Unternehmers,<br />

weiß Johann Rebl von der<br />

Deutschen Bundesbank, Sachgebiet<br />

Bonitätsanalyse Nürnberg.<br />

Wie ist das Vorgehen?<br />

n Einen Bundesbank-Ansprechpartner<br />

suchen<br />

n Einreichung der letzten beiden Jahresabschlüsse<br />

n Nicht anonym<br />

n Weiche Daten mit einfließen lassen<br />

n Zusätzliche Informationen<br />

• zur aktuellen Geschäftsentwicklung<br />

• zur Umsatz-, Ergebnis- und<br />

Liquiditätsplanung<br />

• zu Veränderungen in den<br />

Gesellschaftsverhältnissen<br />

• zur Beurteilung eines evtl.<br />

Konzernverbundes<br />

• Wichtige Empfehlung:<br />

Persönlichen Kontakt zum<br />

Entscheider herstellen und<br />

Bilanzen gemeinsam mit Ihrem<br />

Steuerberater erläutern.<br />

Rangstufen<br />

Die Bundesbank hat einen Pool von<br />

100 000 Unternehmen. Sie hat eine<br />

Rangstufe entwickelt: von 1-7. Die<br />

Ränge von 1-3 erhalten das Testat<br />

„notenbankfähig“, stellt Stölzel fest:<br />

„16 Prozent der eingereichten Unternehmen<br />

schaffen es.“<br />

Etwas kommt noch hinzu. Die<br />

Bundesbank sagt aufgrund der<br />

Finanzmarktkrise: Die Zeiten sind<br />

schwierig (Bei den Rängen 1-3 gibt es<br />

eine Ausfallrate von 0,14 Prozent der<br />

Unternehmen in den folgenden Jahren).<br />

Deshalb hat die Bundesbank<br />

die Stufe 4 befristet bis Ende <strong>2010</strong><br />

eingeführt. „Das ist bares Geld!“,<br />

empfiehlt Stölzel.<br />

Was habe ich als Unternehmer davon?<br />

Hat man ein gutes Qualitätsurteil<br />

der Bundesbank, dann bekommt<br />

man auch ein gutes Urteil der Hausbank.<br />

Wenn die Hausbank es nicht<br />

so sieht, dann stimmt die Beziehung<br />

nicht, macht Stölzel aufmerksam.<br />

„Man kann sich die Hausbank zum<br />

Gespräch holen, wenn die Beurteilung<br />

nicht fair sein sollte und kann<br />

dann noch etwas erreichen bezüglich<br />

Strukturzahlen und unternehmensspezifischer<br />

Werte.“ Interessant für<br />

den Unternehmer sei die neue Perspektive:<br />

Es ist umgekehrt: Der Kunde<br />

verhandelt mit der Bank über das<br />

Rating. Stölzel: „Ein Hinweis: Seien<br />

Sie nicht traurig über das Rating 3,<br />

das ist die absolute Masse.“<br />

Benchmarking<br />

„Gleichzeitig bekommen Sie ein<br />

Benchmarking mitgeliefert: Zu welcher<br />

Branche gehöre ich denn?“ Stöl-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

zel empfiehlt: „Besser in einfacheren<br />

Kreisen arbeiten.“ Die Bundesbank<br />

zeigt Methoden des Risko-Bilanzmanagements,<br />

des Ratings und entwickelt<br />

Unternehmerkennzahlen, kann<br />

Unternehmensstrategien aufzeigen.<br />

Welcher Branchengrad ist von Vorteil<br />

für den Unternehmer, d. h. die<br />

Bank erarbeitet einen ganzheitlichen<br />

Unternehmerauftritt. Wenn das<br />

Gesamtbild nicht stimmt und ein<br />

Teil überrepräsentiert ist, andere<br />

unterrepräsentiert, kann korrigiert<br />

werden.<br />

Drehen an den Stellschrauben<br />

Dann kann im Konzept an den<br />

Stellschrauben gedreht werden, am<br />

besten ist einmal im Jahr für die<br />

Hausbank. Die Struktur ist international<br />

anerkannt.<br />

Aus der Analyse des Benchmarkings<br />

lässt sich erkennen, in welchen Feldern<br />

man gut oder schlecht aufgestellt<br />

ist: Bin ich in der Standardproduktion<br />

gut oder investiere ich besser<br />

in die Forschung?<br />

So gut wie eine Bank<br />

Im Rahmen geldpolitischer Operationen<br />

des Eurosystems gewährt<br />

die Bundesbank inländischen Kreditinstituten<br />

Kredite. Die Institute<br />

können dafür als Sicherheiten auch<br />

Kreditforderungen an Wirtschaftsunternehmen<br />

einsetzten.<br />

Diese Wirtschaftsunternehmen<br />

müssen allerdings „notenbankfähig“<br />

sein, also eine hohe Bonität<br />

aufweisen. „Über 1 000 Unternehmen<br />

aus Mittelfranken und teilen<br />

Oberfrankens lassen pro Jahr bei<br />

uns eine solche Bonitätsanalyse<br />

durchführen“, sagt Johann Rebl. Stölzel<br />

meint: „Wenn Sie zeigen können,<br />

Sie sind notenbankfähig, sind sie so<br />

gut wie eine kleine Bank.“<br />

Profilbestimmung<br />

Der Unternehmer kann sein Stärken-<br />

Schwächen-Profil bestimmen, z. B.:<br />

Lagerbestand stimmt nicht, wäre<br />

eine Schwäche, aber die Analyse<br />

zeigt es andersherum: Es ist eine<br />

schnelle Reaktion auf die Kunden<br />

möglich – das ist doch gut!<br />

Die Beratung ist ein Frühwarnsystem,<br />

ein Steuerberater reicht nicht.<br />

Die Bank lässt alles ohne Kommentar<br />

einfließen, meint Stölzel.<br />

Potenzial<br />

Das größte Potenzial entfaltet die<br />

Bundesbankberatung beim Einkauf<br />

international. Wenn Sie auf<br />

einer Messe Auskunft geben müssen:<br />

„Ja, wer sind Sie?“, können Sie<br />

antworten: „Bitte rufen Sie bei der<br />

Bundesbank an und erkundigen Sie<br />

sich.“ Damit sei einer erfolgreichen<br />

Geschäftsbeziehung der Boden bereitet,<br />

versichert Stölzel.<br />

Im Verkauf entfaltet das Rating seine<br />

Stärken bei den Fragen Zukunftssicherheit,<br />

Qualifikation und Langfristigkeit,<br />

besonders für bessere<br />

Zielvereinbarungen. Stölzel: „Es ist<br />

immer besser, vorher zu wissen, wo<br />

man scheitern könnte.“ ■<br />

Informationsbroschüre<br />

„Berurteilung der Bonität von Unternehmen<br />

durch die Deutsche Bundesbank im Rahmen<br />

der Refinanzierung deutscher Kreditinstitute“<br />

im Internet unter:<br />

http://www.bundesbank.de/download/gm/<br />

gm_bonitaetsanalyse.pdf<br />

http://www.bundesbank.de/download/gm/<br />

gm_broschuere_bonitaetunternehmen.pdf<br />

(Quelle: Deutsche Bundesbank)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Gesetz der Nachhaltigkeit<br />

Werteorientierte Unternehmensführung als Führungsaufgabe<br />

18<br />

Hans Taubenberger – Geschäftsführer der PDR Recycling GmbH + Co. KG<br />

Das 3. Wirtschaftsforum der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung am 7. Mai <strong>2010</strong> in<br />

Halle/Saale war dem Thema „Lebenswerk<br />

Firma“ gewidmet. Da liegt das<br />

Thema „Nachhaltigkeit“ nahe. Hans<br />

Taubenberger aus Thurnau (Bayern)<br />

brachte es auf den Punkt: „Nachhaltigkeit<br />

bedeutet Weiterreichen des<br />

Feuers, nicht der Asche!“<br />

Jede Firma braucht ethische<br />

Grundsätze<br />

Was bedeutet das konkret? Zuallererst:<br />

Eine Firma muss Gewinne<br />

erzielen. Wer keine Gewinne erzielt,<br />

wer kein Geld mehr hat, der ist bald<br />

am Ende. „Erfolg“, so Taubenberger,<br />

kommt dabei von „Erfolgen“, von<br />

Handeln. Es geht um Resultate des<br />

Tuns. Tun setzt Denken voraus. Und<br />

(Foto: OPS-Archiv)<br />

zwar „bedenken“ der Resultate des<br />

Handelns, vom Ende her. Tauberberger<br />

führt die PDR Recycling GmbH<br />

+ Co. KG, vor 15 Jahren unter dem<br />

Motto gegründet: „In jeder Veränderung<br />

steckt auch eine Chance!“ Eine<br />

bewusst gelebte Unternehmensethik<br />

ist integraler Bestandteil der<br />

persönlichen Erfolgsstrategie des<br />

Unternehmens. Für Taubenberger<br />

ist daher der Rat klar: Jede Firma<br />

braucht Grundsätze, und zwar auch<br />

ethische.<br />

Die allein bewirken natürlich nichts.<br />

Ohne Beachtung des Leistungsprinzips<br />

in der Organisation eines Unternehmens<br />

wird die beste Absicht<br />

in ihr Gegenteil verkehrt. Es geht<br />

immer um Fordern und Fördern,<br />

denn: „Von Nix kommt nix!“<br />

Wissensträger erzeugen, nicht<br />

Geheimnisträger<br />

Taubenbergers Grunderfahrung ist:<br />

Wertschöpfung setzt Wertschätzung<br />

voraus. Ein Unternehmen braucht<br />

eine bedingungslose Vertrauenskultur.<br />

Es geht darum, Wissensträger zu<br />

erzeugen, nicht Geheimnisträger.<br />

Dabei gilt ebenso wie auf der See:<br />

Nicht der Wind bestimmt die<br />

Richtung, sondern das Segel. Und<br />

diese Richtung bestimmt der Unternehmer.<br />

Er muss sagen, wo es lang<br />

geht. Gelingt das nicht, ist Scheitern<br />

vorprogrammiert. 95 Prozent aller<br />

Firmenzusammenbrüche sind auf<br />

diese Weise selbst verschuldet.<br />

Nötig ist dabei natürlich ein unbedingter<br />

Erfolgswille. Dazu gehört die<br />

Bereitschaft, die Kosten des Erfolgs<br />

zu tragen. Und das geht nicht ohne<br />

die Bereitschaft, sich fit zu halten,<br />

Sport zu treiben. Taubenberger<br />

mahnt die Unternehmer und Führungskräfte:<br />

„Bewegen Sie Ihren Hintern!<br />

Dann werden Sie wieder klar in<br />

der Birne!“<br />

Oberste Instanz: gesunder<br />

Menschenverstand<br />

Nötig ist weiterhin unbedingte<br />

Qualität, das Streben nach Quali-<br />

Vielfalt<br />

ist unsere Stärke<br />

Ständige Kundenorientierung<br />

Soziales Engagement<br />

Langfristige Mitarbeiterbindung<br />

Preisträger 2002<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

• Lohnzerspanung:<br />

CNC-Drehen, CNC-Fräsen, Präzisionsschleifen<br />

- vom Einzelteil bis zur Großserie -<br />

von 1 Gramm bis zu 10 Tonnen<br />

von 1 mm bis zu 3400 mm<br />

• Schweißfachbetrieb<br />

• Konstruktion und Prototypenbau/<br />

Entwicklung<br />

• Sondermaschinen-, Anlagen- und<br />

Werkzeugbau<br />

• Robotertechnik<br />

• Ausstattung Maschinenpark:<br />

CNC-Drehmaschinen,<br />

CNC-Dreh-/Fräszentren,<br />

CNC-Messtechnik<br />

Obercunnersdorfer Straße 5<br />

D - 02739 Eibau<br />

Telefon: +49/35 86/78 35 0<br />

Telefax: +49/35 86/78 35 21<br />

www.ssl-eibau.de


Wirtschaft<br />

WERTORIENTIERTE UNTERNEHMENSFÜHRUNG (CSR)<br />

MANAGEMENTSYSTEM<br />

1. Kriterien<br />

(Interdependenzen)<br />

MARKT<br />

ÖKONOMIE<br />

SOZIALES<br />

ÖKOLOGIE<br />

ÖKOLOGIE<br />

MARKT<br />

Win-Win-<br />

Situationen<br />

anstreben<br />

SOZIALES<br />

2. Orientierung<br />

(Nutzestiftung)<br />

Kunde/Öffentlichkeit<br />

Kapitaleigner<br />

Mitarbeiter<br />

Umwelt/Ressourcen<br />

ÖKONOMIE<br />

3. Resultat<br />

(Wertschöpfung)<br />

Nachhaltiger<br />

Unternehmenserfolg<br />

QM<br />

DIN EN<br />

ISO 9001<br />

Integriertes<br />

prozessorientertes Managemnentsystem<br />

UM<br />

DIN EN<br />

ISO 14001<br />

EFB<br />

§ 52 KrW-/<br />

AbfG<br />

OHS<br />

BS OHSAS<br />

18001<br />

Risikomanagement für Organisation<br />

und Systeme ONR 49000 ff<br />

beruf<br />

und<br />

Familie<br />

Gemeinnützige<br />

Hertie-Stiftung<br />

(Grafiken: PDR Recycling GmbH + Co. KG)<br />

19<br />

täts- und Technologieführerschaft.<br />

Dabei rät Taubenberger: „Achten<br />

Sie auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

und Trends. Seien Sie<br />

offen dafür. Aber wettern Sie nicht<br />

dagegen an.“ Das kann schnell zum<br />

Kampf gegen Windmühlenflügel<br />

wie bei Don Quichotte werden.<br />

Einer der wichtigsten Freunde eines<br />

Unternehmers ist „GeOrg“ – die<br />

Gerichtsfeste Organisation. Zertifizierungssystem<br />

und Qualitätsmanagementsystem<br />

sind dabei hervorragende<br />

Helfer.<br />

Ärgste Feinde nachhaltigen Erfolgs<br />

sind Größenwahn und Statusgehabe.<br />

Nachhaltigkeit geht immer mit<br />

der Pflege von Tugenden einher, mit<br />

Bescheidenheit, mit Vertrauen. Es<br />

gilt der alte Grundsatz: „Wer nicht<br />

dienen kann, kann auch nicht führen!“<br />

„Wir“, redet Taubenberger den<br />

Gästen ins Gewissen, „Wir sind Mittelständler.<br />

Wir müssen Verantwortung<br />

tragen.<br />

Hören Sie auf Unternehmensberater.<br />

Aber glauben Sie ihnen nicht zuviel.<br />

Behalten Sie Vertrauen in die oberste<br />

Instanz: Ihren gesunden Menschenverstand!“.<br />

■<br />

Marmor & Granit - Bearbeitung mittels<br />

5-Achs-CNC-gesteuerter-Technik,<br />

Wasserstrahl-Bearbeitungszentrum und<br />

traditioneller Handarbeit<br />

GmbH<br />

Nominiert für<br />

„Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ <strong>2010</strong> und<br />

Erreichung der 2. Stufe<br />

(Juryliste)<br />

Wir gestalten Lebensräume – Naturstein-Group Stein-Wegener in Köhra<br />

1993 gegründeter Meisterbetrieb im Wandel der Zeit.<br />

Für <strong>2010</strong>-2011 ist ein neuer Produktionshallenbau mit modernem Bürotrakt geplant.<br />

Durch die Expansion steigt die Mitarbeiterzahl von derzeit 15 auf geplante 32 Betriebsangehörige, wobei ein großes<br />

Augenmerk auf die Lehrausbildung gelegt wird. Von der Ausbildung von Bürokaufleuten über den Natursteinmechaniker<br />

bis hin zur klassischen Steinmetz- / Steinbildhauerlehre werden auch weiterhin interessante und zukunftsorientierte<br />

Ausbildungsplätze geschaffen.<br />

Traditionelle sowie modernste Natursteinbearbeitung für den Exklusivausbau werden durch unsere leistungsstarke<br />

Kalkulations- und Planungsabteilung vorbereitet und mittels CNC-Bearbeitungstechnik mit höchster Exaktheit in<br />

Stein gearbeitet.<br />

Kontaktdaten:<br />

Schmiedestr. 36 c<br />

<strong>04</strong>683 Belgershain/Köhra<br />

Tel. 03 42 93-47 47 0<br />

Fax: 03 42 93-3 24 8 5<br />

stein-wegener@t-online.de<br />

www.stein-wegener.de<br />

Komplette Leistungen Bad und Küchen incl. Planung aus einer Hand


Wirtschaft<br />

Vertrauen ersetzt Kontrolle<br />

Mitarbeiterführung einmal ganz anders<br />

20<br />

Am Anfang stand eine Mitarbeiterbefragung.<br />

Dann ein Leitbild:<br />

Seit 2003 sind bei der Kopp-Schleiftechnik<br />

GmbH „7 Spielregeln für<br />

den persönlichen Umgang“ und „7<br />

Spielregeln für den geschäftlichen<br />

Umgang“ die Basis des täglichen<br />

Miteinanders.<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Seit zehn Jahren führen die Kopps ihr<br />

Unternehmen nach der sog. TEMP-<br />

Methode, einem ganzheitlichen<br />

Führungsinstrument für kleine und<br />

mittlere Unternehmen, das von dem<br />

KMU-Managementvordenker Prof.<br />

Dr. Jörg Knoblauch entwickelt wurde.<br />

Hier geht es um die vier Bereiche<br />

Teamchef, Erwartungen der Kunden,<br />

Mitarbeiter und Produktion sowie<br />

Prozesse. „Wir haben die TEMP-<br />

(Grafik: tempus-Consulting)<br />

Methode auf unsere Bedürfnisse hin<br />

angepasst und weiterentwickelt.<br />

Für unser Unternehmen war die<br />

Einführung dieses Systems eines der<br />

besten Dinge, die wir in den letzten<br />

zehn Jahren umgesetzt haben“, so<br />

Geschäftsführer Achim Kopp.<br />

Einer dieser Erfolgsfaktoren, wie<br />

Kopp die vier Bereiche nennt, sind<br />

die Mitarbeiter. „Gerade im Bereich<br />

Mitarbeiter hat sich bei uns am meisten<br />

entwickelt“, so Achim Kopp. Das<br />

Zauberwort, auf dem alles weitere<br />

aufbaut, heißt bei Kopp „Vertrauen“.<br />

Vertrauen ist etwas, das alle Menschen,<br />

alle Beziehungen, Teams,<br />

Familien und Organisationen auf<br />

der ganzen Welt gemeinsam haben.<br />

Wird es zerstört, bringt es die erfolgreichsten<br />

Unternehmen und Unternehmer,<br />

die größte Freundschaft<br />

oder den stärksten Charakter zu Fall.<br />

Keine Bürokratie<br />

Die 30 Kopp-Mitarbeiter erfahren<br />

ein Höchstmaß an Vertrauen. Bereits<br />

bei der Einstellung neuer Mitarbeiter<br />

wird vor allem darauf geachtet,<br />

dass der oder die Neue gut ins Team<br />

passt. Die fachliche Qualifikation<br />

steht erst als Punkt zwei auf dem<br />

Prüfstein. Auch bei der Planung bzw.<br />

dem Abarbeiten der Aufträge setzt<br />

Kopp weitestgehend auf eigenverantwortliches<br />

Denken und Handeln<br />

seiner Mitarbeiter.<br />

Auch Urlaubs- und Schichtplanung<br />

oder die Einteilung von Samstagsund<br />

Wochenend-Einsätzen machen<br />

die Mitarbeiter unter sich aus. „Eine<br />

kurze Info an mich ist da völlig ausreichend,<br />

die Sache muss laufen,<br />

ohne große Bürokratie“, so der Fertigungsleiter<br />

Jürgen Kopp. Zentrale<br />

Endkontrolle? Fehlanzeige! Und dies<br />

bei der Herstellung von hochkomplexen<br />

Fräs- oder Bohrwerkzeugen mit<br />

nur ein paar tausendstel Millimeter<br />

Toleranz.<br />

Jeder ist Qualitätsmanager<br />

Bei Kopp-Schleiftechnik ist jeder der<br />

30 Mitarbeiter ein „Qualitätsmanager“.<br />

Jeder Mitarbeiter zeichnet – im<br />

Wortsinn – jeweils für den von ihm<br />

durchgeführten Arbeitsschritt auf<br />

dem Fertigungsdokument ab. Dass<br />

sich dieses System bestens bewährt<br />

hat, zeigt u. a. die spitzenmäßige<br />

Qualitätsrate von über 99,8 Prozent.<br />

Ein weiterer Vertrauensbeweis ist<br />

„KOPP-VIT“ (Verbesserung im Team).<br />

Hier nimmt man sich zum einen in<br />

kleinen Gruppen bestimmter Probleme<br />

an und versucht, Lösungen zu<br />

finden und diese dann auch umzusetzen.<br />

„Unsere Mitarbeiter wissen<br />

Gestatten<br />

Wir suchen...<br />

...freundliches, engagiertes und zuverlässiges Personal.<br />

Sollte Ihr Interesse geweckt sein, bewerben Sie<br />

sich bei uns.<br />

Wir empfehlen uns!<br />

Unser Unternehmen STA-BAU Sicherungstechnischer Anlagenbau wurde 1995 unter der Geschäftsführung<br />

von Herrn Holger Meyer gegründet und hat sich in kurzer Zeit als leistungsfähiges Unternehmen<br />

in der Region und darüber hinaus etabliert. Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Installation<br />

und Wartung von Signalanlagen. Der Schienenverkehr unterliegt eigenen gesetzlich fi xierten Sicherheitsbestimmungen.<br />

Mitarbeiter unseres Unternehmens verfügen über die an diesen Anlagen<br />

erforderlichen Sachkenntnisse, einschließlich der dafür notwendigen Befähigungsnachweise. Wir<br />

arbeiten nur mit qualifi ziertem Fachpersonal, dass die Anwendung aller Techniken der Deutschen<br />

Bahn beherrscht. Der hohe Qualifi zierungsstand unserer Mitarbeiter wird ständig an die Gegebenheiten<br />

angepasst. Dank hoch qualifi zierter, fl exibler Montagetrupps realisieren wir kurzfristig Bauvorhaben<br />

der Deutschen Bahn AG, der Usedomer Bäderbahn sowie anderer Auftraggeber. Hauptziel<br />

unseres Unternehmens ist es, zur Zufriedenheit unserer Kunden eine mängelfreie Leistung preiswert<br />

und fachgerecht herzustellen. Aus diesem Grund stellen wir uns einer externen Überwachung der<br />

Qualitätssicherung.<br />

Voraussetzung: Abgeschlossene Berufsaus bildung als<br />

Energieelektroniker bzw. Elektroniker für Geräte und<br />

Systeme.<br />

Derzeit bilden wir im Berufszweig Elektroniker für Geräte<br />

und Systeme aus.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.<br />

STA-BAU MEYER<br />

Kronwieckstraße 1 | 17389 Anklam | Tel.: 0 39 71 / 2 90 65 - 0 | Fax: 0 39 71 / 2 90 65 - 21<br />

info@sta-bau-meyer.de | www.sta-bau-meyer.de<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

über alles, was im Unternehmen<br />

geschieht, Bescheid“, so Achim Kopp.<br />

Infoquelle „KOPP-MIS“<br />

Eine der wichtigsten Informationsquellen<br />

für die Mitarbeiter ist das<br />

Mitarbeiter-Informations-System<br />

„KOPP-MIS“: eine ca. zehn qm große<br />

Infowand im Personalbereich mit<br />

Vision, Mission, Zielen und Projekten,<br />

Spielregeln, Organigramm, Monatsmotto,<br />

bis hin zu Auswertungen,<br />

Auftragseingang, Umsätzen, Kundenmeinungen,<br />

Qualitätsrate und noch<br />

vielem mehr. Aktuell in Planung ist<br />

ein Info-Terminal, ein sog. Company-<br />

Web mitten in der Produktion.<br />

Selbst beim starken Auftragseinbruch<br />

im Krisenjahr 2009 konnten<br />

alle Arbeitsplätze erhalten werden.<br />

„Wir wollen eine ‚Wohlfühl-Atmosphäre’<br />

schaffen, denn wenn sich<br />

unser Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz<br />

wohl fühlt, hat er mehr Spaß<br />

an seiner Arbeit und ist bereit, mehr<br />

als nur gute Leistungen zu bringen.<br />

Unsere Mitarbeiter wissen: Wenn es<br />

dem Unternehmen gut geht, geht es<br />

uns allen gut“, so Achim Kopp.<br />

Saat und Ernte<br />

Und Erfolg zeigt sich nicht zuletzt<br />

darin, dass Kopp-Schleiftechnik beim<br />

Wettbewerb „Deutschlands Kundenchampions<br />

2009“ zum Unternehmen<br />

mit den besten Kundenbeziehungen<br />

in der Kategorie bis 50 Mitarbeiter<br />

gewählt wurde. Achim Kopp ist<br />

sich sicher:<br />

„So wie wir im Unternehmen miteinander<br />

umgehen, so spürt das<br />

auch der Kunde, wenn er mit uns in<br />

Das Familienunternehmen<br />

Kontakt tritt.“ Sein Tipp an andere<br />

Unternehmer: „Geben Sie Ihren Mitarbeitern<br />

Lob und Anerkennung und<br />

zeigen Sie Interesse und echte Wertschätzung.<br />

Was ich gebe, kommt zu<br />

mir zurück, das Gesetz von Saat und<br />

Ernte. Schenken Sie Vertrauen, und<br />

Sie können sich das Kontrollieren<br />

schenken!“ n<br />

Achim Kopp<br />

n Die Kopp-Schleiftechnik GmbH aus Lindenfels-Winterkasten im Odenwald ist spezialisiert<br />

auf die Herstellung und den Nachschleifservice für Bohr- und Fräswerkzeuge zur<br />

Metallbearbeitung.<br />

n 1970 von Seniorchef Helmut Kopp gegründet, wird das Familienunternehmen heute in der<br />

zweiten Generation von Achim Kopp sowie von seiner Frau Heike und seinem Bruder Jürgen<br />

geführt.<br />

n Das etwa 30 Mitarbeiter zählende Unternehmen wurde <strong>2010</strong> zum zweiten Mal in Folge für<br />

den „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert.<br />

21


Papier Holz Kunststoffe<br />

Energieträger und Verwandlungskünstler<br />

(Fotos: VDP, Wikimedia Commons/GFDL/CC/Ws hein, Tetra Pak, © Ariane Sept/PIXELIO)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

PET-Flaschen ökologisch gleichwertig<br />

Ökobilanz <strong>2010</strong> widerlegt das Märchen vom „Klimakiller“<br />

Überall Verbesserungen<br />

(IK/eigBer.) - Die PET-Einwegflasche<br />

für Mineralwässer und kohlensäurehaltige<br />

Erfrischungsgetränke<br />

ist aus unserem Alltag nicht mehr<br />

wegzudenken und bei Verbrauchern<br />

akzeptiert. So lag beispielsweise der<br />

Marktanteil von PET-Einwegflaschen<br />

für Mineralwässer 2009 bei 68,1%,<br />

Tendenz steigend. Die PET-Einwegflaschen<br />

für Mineralwässer und Erfrischungsgetränke<br />

werden über das<br />

aktuelle Pfandsystem gesammelt,<br />

durch einen geschlossenen Wertstoffkreislauf<br />

recycelt und als qualitativ<br />

hochwertiger Rohstoff wieder<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Positive Entwicklung fortgesetzt<br />

Eine aktuelle und neutrale Ökobilanz<br />

des ifeu Institut für Energie- und<br />

Umweltforschung Heidelberg GmbH<br />

zeigt, dass mittlerweile bei 81,3% des<br />

untersuchten Marktes von Mineralwässern<br />

und Erfrischungsgetränken<br />

bei PET-Einwegverpackungen eine<br />

ökologische Gleichwertigkeit zur<br />

Benchmark Glas Mehrweg vorliegt.<br />

„Damit hat sich die bereits im<br />

Rahmen der GDB Ökobilanz 2008<br />

abgezeichnete positive ökologische<br />

Entwicklung der PET-Einweggetränkeverpackung<br />

weiter fortgesetzt“,<br />

betonte Dr. Jürgen Bruder,<br />

Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung<br />

Kunststoffverpackungen<br />

e.V. „Es gibt keinen Grund<br />

mehr, die PET-Einwegflasche als<br />

‚Klimakiller’ zu diffamieren, wie es<br />

in der Vergangenheit geschehen ist“,<br />

ergänzt Bruder.<br />

Methodik<br />

Für eine Vergleichbarkeit gegenüber<br />

früheren Ökobilanzen wurden die<br />

Methodik und die Wirkungskategorien<br />

sowie deren Priorisierung<br />

übernommen. Ergänzend wurde<br />

der technologische Fortschritt in<br />

der gesamten Prozesskette (PET-<br />

Erzeugung, PET-Flaschenherstellung,<br />

Abfüllung, Distribution und Recycling)<br />

berücksichtigt.<br />

Untersucht wurden PET-Einweggetränkeverpackungen<br />

und andere<br />

marktrelevante Getränkeverpackungen<br />

wie PET-Mehrweg und<br />

Glas-Mehrweg in den Bereichen<br />

Vorratshaltung (≤ 0,7 Liter) und<br />

Sofortverzehr (< 0,7 Liter) für stille<br />

Mineralwässer sowie kohlensäurehaltige<br />

Mineralwässer und Erfrischungsgetränke.<br />

Rücklaufquoten Getränkeverpackungen<br />

GDB 2008 IK <strong>2010</strong> Aktuell<br />

PET EW 1,5 l 90% - 95% 94% 98,5%<br />

Petcycle 1,0 l 97% > 97%<br />

Glas-MW 0,7 l 99% 99%<br />

PET-MW 1,0 l 99% 99%<br />

(Quellen: ifeu Ökobilanz <strong>2010</strong>; Expertengespräche DPG & Industrie, März <strong>2010</strong>)<br />

(Foto: Wikimedia Commons/<br />

Public Domain/Quantockgoblin)<br />

Das Ergebnis der Ökobilanz <strong>2010</strong> zeigt<br />

Verbesserungen der 1,5L PET-Einwegflasche<br />

in nahezu allen Wirkungskategorien.<br />

„Die Gründe dafür sind<br />

vielfältig und entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette angesiedelt“,<br />

unterstreicht Andreas Detzel, Projektleiter<br />

ifeu Institut für Energie- und<br />

Umweltforschung Heidelberg GmbH.<br />

Insbesondere die Gewichtsreduktion<br />

der Flaschen (-14%), der ansteigende<br />

Rezyklat-Anteil in der Flasche (25-35%<br />

recyceltes PET), die Verringerung<br />

der Distributionsdistanzen (-38%)<br />

und der gesunkene Energie- und<br />

Prozesswasserverbrauch (-30% bzw.<br />

-36%) haben großen Anteil an der<br />

neu erreichten Gleichwertigkeit zum<br />

Referenzwert 0,7 L Glas-Mehrweg<br />

im Bereich Vorratshaltung. Die PET-<br />

Mehrwegflasche hat in allen Wirkungskategorien<br />

in der Summe mehr<br />

Vorteile als die anderen untersuchten<br />

Verpackungssysteme erreicht.<br />

Investitionen haben sich gelohnt<br />

Zur Versachlichung der Diskussion<br />

zum Thema Einweg-/Mehrweggetränkeverpackungen<br />

hat die IK das<br />

Deutsche Dialog Institut beauftragt,<br />

Gespräche mit Vertretern aus Industrie,<br />

Handel und Interessenverbänden<br />

zu führen. „Die Verpackungsverordnung<br />

und die Pfandpflicht haben<br />

hinsichtlich PET-Einwegflaschen einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Schließung<br />

von Kreisläufen und damit zur<br />

Ressourcenschonung geleistet“, fasst<br />

Helmuth von Grolman, Geschäftsführer<br />

Deutsches Dialog Institut, die<br />

Ergebnisse der über 60 Gespräche zusammen.<br />

Nach Expertenaussagen<br />

liegt die aktuelle Rücklaufquote bei 1,5<br />

Liter PET-Einwegflaschen bei 98,5%.<br />

„Die hohen Investitionen in das heutige<br />

Pfandsystem für PET-Einweg haben<br />

sich gelohnt“, so von Grolman. n<br />

Zum Nachlesen<br />

Die vollständige Ökobilanz-<br />

Studie erhalten Sie bei der<br />

IK Industrievereinigung<br />

Kunststoffverpackungen e. V. unter<br />

info@kunststoffverpackungen.de.<br />

23<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


®<br />

Wirtschaft<br />

Polymere werden berechenbar<br />

Medium-Control-Systeme<br />

Franke & Hagenest GmbH<br />

Neues Simulationsverfahren für Kunststoffe und Biopolymere<br />

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D - <strong>04</strong>600 Altenburg<br />

Germany<br />

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Aktiv beraten.<br />

Steuerberatung<br />

Personalmanagement<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Simulation eines Aktin-Netzwerks<br />

(idw-online/eigBer.) - Technische<br />

Kunststoffe bestehen aus langen,<br />

kettenartigen Molekülen. Deren<br />

Beweglichkeit hat einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Materialeigenschaften.<br />

Könnte man sie besser<br />

vorausberechnen, so würde dies bei<br />

der Entwicklung neuer Kunststoffe<br />

sehr viel Zeit und Geld sparen.<br />

Auch die Biologie steht vor ähnlichen<br />

Problemen: Biopolymere Netzwerke<br />

sind von entscheidender Bedeutung<br />

für eine Vielzahl biologisch und<br />

medizinisch relevanter Prozesse im<br />

menschlichen Körper. Insbesondere<br />

sind sie wichtig für Teilung, Bewegung<br />

und Verformung von Zellen.<br />

Sogar Supercomputer bisher<br />

überfordert<br />

(Foto: Christian Cyron/TUM)<br />

Aufgrund der enormen Komplexität<br />

dieser Netzwerke ist eine Untersuchung<br />

oft nur mit Computersimulationen<br />

möglich. Die Größe<br />

und die komplexen Eigenschaften<br />

der in Materialwissenschaft und<br />

Biologie zu simulierenden Systeme<br />

setzen einer präzisen Modellierung<br />

jedoch bislang enge Grenzen. Bei<br />

Verwendung der bisher in diesen<br />

Bereichen üblichen Simulationsverfahren<br />

sprengt der Rechenaufwand<br />

selbst die Möglichkeiten von Supercomputern.<br />

Prof. Wolfgang Wall und sein Team<br />

am Lehrstuhl für Numerische Mechanik<br />

der TU München haben nun die<br />

in den Ingenieurwissenschaften<br />

als höchst effizientes Verfahren<br />

bekannte Finite-Elemente-Methode<br />

so erweitert, dass sie auch für die<br />

Simulation der Mikromechanik von<br />

Kunststoffen und Biopolymeren eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Konzentration auf das Wesentliche<br />

Diese Methode erlaubt es, physikalische<br />

Effekte in einem bestimmten<br />

Gebiet zu simulieren, indem die Vorgänge<br />

auf kleinen Teilgebieten, den<br />

Finiten Elementen, in ihrer Auswirkung<br />

zusammengefasst werden und<br />

sog. Knoten zugeschlagen werden.<br />

Während der Simulation genügt es<br />

dann, alle Rechenschritte nur noch<br />

in Bezug auf diese diskreten Knoten<br />

auszuführen.<br />

Bislang war nicht bekannt, wie bei<br />

diesem Verfahren die in der Bio- und<br />

Polymerphysik essentiellen Effekte<br />

der statistischen Mechanik berücksichtigt<br />

werden können. Denn die<br />

Moleküle werden durch die Umgebungswärme<br />

ständig zufällig angeregt<br />

und bewegen sich daher ständig<br />

ein klein wenig.<br />

Die neu entwickelte Simulationsmethode<br />

löst dieses Problem und öffnet<br />

damit den Weg zu einer höchst effizienten<br />

Simulation der statistischen<br />

Polymer- und Biophysik. Dies ermöglicht<br />

die computergestützte Analyse<br />

auch solcher Systeme, die bislang zu<br />

groß und komplex waren.<br />

Effizient, solide und vielseitig<br />

„Die großen Vorteile der neuen<br />

Methode sind ihre Vielseitigkeit, ihre<br />

Effizienz sowie ihre solide mathematische<br />

Basis“, erklärt Prof. Wall. Die<br />

grundlegende Methode wird bereits<br />

für viele verschiedene Probleme<br />

aus Technik und Naturwissenschaft<br />

genutzt – zur Simulation derartiger<br />

Fragestellungen wurde sie jedoch<br />

bislang noch nicht eingesetzt. ■<br />

Weitere Informationen<br />

Prof. Dr. Wolfgang A. Wall<br />

Technische Universität München<br />

Lehrstuhl für Numerische Mechanik<br />

Boltzmannstr. 15, 85748 Garching<br />

Tel. 089 28915-300<br />

Fax 089 289 15-301<br />

wall@lnm.mw.tum.de<br />

www.lnm.mw.tum.de<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Rohstoffpreise vor Rekordhoch<br />

Experten rechnen auch bei Versorgungssicherheit nicht mit kurzfristiger Entspannung<br />

(IK/eigBer.) - Die weiter ansteigenden<br />

Rohstoffpreise treffen die<br />

Kunststoffverpackungsbranche sehr<br />

hart. Wie die IK Industrievereinigung<br />

Kunststoffverpackungen e. V.<br />

mitteilt, haben die Preise den Stand<br />

des ersten Halbjahres 2008 erreicht.<br />

Damals war die Nachfrage allerdings<br />

noch wesentlich höher. Insofern sind<br />

die aktuellen Preisanstiege nicht<br />

allein auf den konjunkturellen Aufschwung<br />

zurückzuführen und auch<br />

Über den Verband<br />

Die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen<br />

e. V. vertritt als<br />

Bundesverband die Interessen der<br />

Hersteller von Kunststoffverpackungen<br />

und Folien in Deutschland<br />

und Europa. Mitglieder des Forums<br />

PET in der IK sind namhafte internationale<br />

Unternehmen der gesamten<br />

Prozesskette. Details unter<br />

www.kunststoffverpackungen.de<br />

und www.forum-pet.de.<br />

nicht ausschließlich auf die Preiserhöhungen<br />

bei den Vorprodukten. So<br />

hat sich z. B. die Preiserhöhung beim<br />

Polyethylen gegenüber dem Vorprodukt<br />

Ethylen verdoppelt.<br />

Am Beispiel des starken Preissprungs<br />

beim Vorprodukt Butadien wird die<br />

besondere finanzielle Belastung für<br />

viele Folienhersteller deutlich. Ein<br />

zusätzliches Problem sind die hohen<br />

Energiekosten, insbesondere hat sich<br />

Rohöl in den letzten Monaten deutlich<br />

verteuert.<br />

Kapazitäten reduziert<br />

Nach dem Krisenjahr 2009 sind<br />

die Verpackungsunternehmen<br />

jetzt gezwungen, schnellstmöglich<br />

Lösungen mit ihren Kunden zu finden.<br />

Zudem zeigen sich in einigen<br />

Produktsegmenten Versorgungsengpässe.<br />

Durch reduzierte Cracker- und<br />

Raffinerie-Kapazitäten in Europa<br />

(Foto: BP)<br />

ist die Situation beim Polypropylen<br />

besonders angespannt. Aus Sicht<br />

von IK-Hauptgeschäftsführer Ulf<br />

Kelterborn werden zurzeit durch<br />

den starken Aufschwung in China<br />

zu wenige Kunststoffe nach Europa<br />

importiert. Experten rechnen deshalb<br />

nicht mit einer kurzfristigen Entspannung,<br />

weder bei den Rohstoffpreisen<br />

noch bei der Versorgungssicherheit.<br />

n<br />

25<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 3/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Zwei Seiten einer Krise<br />

Während die Papierindustrie unter drastischen Umsatzeinbrüchen<br />

leidet, können sich die Altpapierhändler vor<br />

Aufträgen kaum retten<br />

(VDP/bvse/eigBer.) - Der Umsatzeinbruch<br />

der deutschen Papierindustrie<br />

ist im Krisenjahr 2009 mit minus<br />

16% auf 12,5 Mrd. Euro deutlich ausgefallen.<br />

Mittlerweile sei aber die<br />

Talsohle durchschritten und die Auftragssituation<br />

habe sich deutlich verbessert.<br />

Nur wenige Unternehmen<br />

hätten das Jahr 2009 nicht überstanden.<br />

Das erklärte der Präsident des<br />

Verbandes Deutscher Papierfabriken,<br />

Dr. Wolfgang Palm, auf der Jahrespressekonferenz<br />

seines Verbandes.<br />

Schwacher Zeitungsmarkt<br />

Vor dem Hintergrund wieder steigender<br />

Kosten sähen sich die<br />

Unternehmen zur Sicherung der<br />

Arbeitsplätze gezwungen, Preisverbesserungen<br />

durchzusetzen. Insgesamt<br />

seien Produktion und Absatz<br />

im Krisenjahr 2009 um 8% auf rund<br />

21 Millionen Tonnen eingebrochen.<br />

Es werde allerdings einige Jahre<br />

dauern, bis die Branche wieder den<br />

Gut zu wissen<br />

n Die Papierindustrie gehört zu den<br />

energieintensiven Industrien. Durch<br />

den Zwang, CO2-Emissionsrechte<br />

ersteigern zu müssen, entstehen ihr<br />

auf zwei Wegen zusätzliche Kosten:<br />

n Zum einen für die Emissionszertifikate<br />

selbst und zum anderen für den<br />

produktionsnotwendigen Strom.<br />

Denn die Energieversorger reichen<br />

die Kosten für die von ihnen erworbenen<br />

Emissionsrechte über den<br />

Strompreis an die Kunden weiter.<br />

n Die energieintensiven Industrien<br />

können das nicht, da sie mit nichteuropäischen<br />

Wettbewerbern konkurrieren,<br />

welche solche unter dem<br />

Deckmantel des „Klimaschutzes“<br />

erhobenen Zusatzkosten nicht<br />

haben.<br />

Stand vor der Krise erreicht hat, sagte<br />

Palm. Die Entwicklung der einzelnen<br />

Sorten verlief höchst unterschiedlich.<br />

Während sich der Absatz für<br />

Verpackungspapiere und -kartons<br />

mit einem Jahresminus von etwa 3%<br />

wieder annähernd stabilisiert habe,<br />

machten sich bei den grafischen<br />

Papieren deutlich die vorhandenen<br />

Überkapazitäten bemerkbar, so Palm.<br />

Ein Absatzminus von 14% weise auf<br />

einen immer noch schwachen Zeitschriften-<br />

und Zeitungsmarkt hin.<br />

Spitzenposition in Europa ausgebaut<br />

Gut behauptet haben sich 2009 die<br />

Hersteller von Hygienepapieren,<br />

deren Geschäft durch die Krise kaum<br />

berührt wurde. Gelitten hätten mit<br />

einem Absatzminus von rund 13%<br />

die meisten Hersteller technischer<br />

und Spezialpapiere. Allerdings habe<br />

sich ihre Auftragssituation deutlich<br />

verbessert.<br />

Nach wie vor ist die deutsche Papierindustrie<br />

mit einer Produktion von<br />

rund 21 Millionen Tonnen die viertgrößte<br />

Papierindustrie weltweit und<br />

hat in Europa ihre Spitzenposition<br />

auf einen Marktanteil von nunmehr<br />

24% ausgebaut. Gut 43% der Produktion<br />

gehen ins Ausland, davon 65%<br />

nach West- und 23% nach Osteuropa.<br />

Altpapier stark nachgefragt<br />

Die Entwicklung des Altpapiermarktes<br />

stellt sich deutlich positiver<br />

dar als im vergangenen Jahr. Nach<br />

ruhigem Beginn des Jahres <strong>2010</strong> im<br />

Altpapiersegment entwickelte sich<br />

die Nachfrage nach Altpapier lebhaft.<br />

Das erklärte Hubert Neuhaus, bvse-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Vizepräsident und Vorsitzender des<br />

Fachverbandes Papierrecycling.<br />

Diese Nachfrage wird gestützt durch<br />

verschiedene Sonderfaktoren: Innereuropäisch<br />

und auch in Asien werden<br />

neue zusätzliche Produktionskapazitäten<br />

der Papierindustrie fühlbar,<br />

die Altpapier als Rohstoff einsetzen.<br />

Da Altpapierlagerbestände bei den<br />

Lieferanten durch das konjunkturund<br />

winterbedingt niedrige Aufkommen<br />

nicht vorhanden waren, führt<br />

die gestiegene Nachfrage regelrecht<br />

zur „just­in­time­Versorgung“.<br />

Preise steigen<br />

Nach den Worten von Hubert Neuhaus<br />

kann der Altpapierbedarf zurzeit<br />

nur mit „großen Anstrengungen“<br />

der Altpapierentsorgungswirtschaft<br />

gedeckt werden. Auch die Preisfindung<br />

für Altpapier ist in Bewegung.<br />

Der im Lauf von Herbst 2009 und<br />

Winter 2009/10 heraus verzeichnete<br />

Anstieg der Vergütungen führte<br />

bis in den Januar gerade mal auf das<br />

Vorkrisenniveau vom Herbst 2008.<br />

Hubert Neuhaus:<br />

„Ein Anstieg, der sinnvoll und notwendig<br />

war. Die aktuell erhöhte<br />

Nachfrage mündet darin, dass eine<br />

kleine – oft auch nur gefühlte –<br />

Unterdeckung in der Altpapierversorgung<br />

ausreichen kann, um übersteigerte<br />

Nervosität entstehen zu lassen.“<br />

Von regelrechten Verdrängungsgeboten<br />

einiger Abnehmer wird dem<br />

bvse zudem berichtet. Dies betreffe<br />

letztlich aber nur ein vergleichsweise<br />

kleines Altpapier­Mengenvolumen,<br />

quasi das Zünglein an der Waage.<br />

Der Fachverband Papierrecycling im<br />

bvse sieht mit großer Sorge, dass solche<br />

Spotmengen­Phänomene, die<br />

am Mittelstand in der Regel vorbei<br />

gehen, die Preismeldung für eine Altpapiersorte<br />

im Ganzen explosionsartig<br />

nach oben treiben können.<br />

Falsche Begehrlichkeiten?<br />

Das könne dann massive Probleme<br />

nach sich ziehen, wenn solch hohe<br />

Notierungen Eingang finden in Verträge<br />

und Ausschreibungen mit<br />

Preisanpassungsregelungen, warnte<br />

(Fotos: VDP)<br />

Neuhaus. Der bvse­Vizepräsident<br />

weist darauf hin, dass die Altpapierwirtschaft<br />

nicht unbedingt von<br />

hohen Preisen profitiere. Im Gegenteil:<br />

Auf Seiten der Anfallstellen können<br />

Begehrlichkeiten entstehen, die<br />

fehl am Platz seien. Entscheidend sei,<br />

dass eine Marge erwirtschaftet werden<br />

könne, die für den Altpapierentsorger<br />

auskömmlich ist. n<br />

Weltspitze im Recycling<br />

n Die deutsche Papierindustrie ist mit<br />

einer Altpapiereinsatzquote von 68%<br />

weltweit Spitzenreiter im Papier-<br />

Recycling.<br />

n 2008 wurden 15,5 Mio. Tonnen<br />

Altpapier zur Herstellung von<br />

Papier, Karton und Pappe eingesetzt.<br />

Altpapier ist damit mengenmäßig<br />

der wichtigste Rohstoff für die deutsche<br />

Papierindustrie.<br />

27


Wirtschaft<br />

Holz bleibt attraktiv<br />

Der natürliche Brennstoff aus dem Wald erfreut sich in Deutschland weiterhin<br />

großer Beliebtheit<br />

28<br />

(Foto: © dieter/PIXELIO)<br />

Neben Hackschnitzelheizungen<br />

kommen zunehmend auch größere<br />

Pelletheizungen für die Wärmeversorgung<br />

bei kommunalen und<br />

gewerblichen Objekten sowie im<br />

Mietwohnungsbau zum Einsatz. In<br />

Deutschland werden jährlich rund<br />

25 Millionen Festmeter Holz in Form<br />

von Scheitholz, Hackschnitzeln, Pellets<br />

und Briketts zum Heizen genutzt.<br />

Mit über 22 Millionen Festmetern<br />

ist Scheitholz aus dem Wald der<br />

bedeutendste Holzbrennstoff, aber<br />

auch Holz aus dem eigenen Garten<br />

und der Landschaftspflege sowie<br />

unbehandeltes Gebrauchtholz und<br />

Stückholzreste aus Sägewerken<br />

sowie Holzbriketts und Waldholz-<br />

Hackschnitzel sind von nennenswerter<br />

Bedeutung.<br />

Arbeitskreis Holzbriketts gebildet<br />

(FNR/DEPV/eigBer.) - Das Heizen<br />

mit Holz findet in Deutschlands<br />

privaten Haushalten immer noch<br />

zunehmendes Interesse. In etwa 20%<br />

der Haushalte wird mit Scheitholz,<br />

Holzbriketts, Pellets oder Hackschnitzeln<br />

geheizt.<br />

Holzzentralheizungen auf dem<br />

Vormarsch<br />

Vorwiegend handelt es sich dabei um<br />

sog. Einzelfeuerstätten wie Kaminund<br />

Kachelöfen zur Beheizung einzelner<br />

Wohnräume. Aber immerhin fast<br />

ein Fünftel der mit Holz heizenden<br />

Haushalte verfügt über eine Holzzentralheizung<br />

(Scheitholzvergaserkessel,<br />

Pelletzentralheizung, Hackschnitzelheizung<br />

etc.), die zugleich auch der<br />

Wassererwärmung dient.<br />

Der Gesamtbestand an Holzheizungen<br />

in privaten Haushalten liegt<br />

bei über neun Millionen Anlagen,<br />

Tendenz steigend. Nicht nur steigende<br />

Preise für herkömmliche<br />

Brennstoffe, sondern auch die staatliche<br />

Förderung des Erwerbs von<br />

Kleinfeuerungskesseln haben dazu<br />

beigetragen, dass auch die Zahl der<br />

hocheffizienten Holzzentralheizungen<br />

steigt.<br />

Boom durch Förderung begünstigt<br />

Die größte Marktbedeutung haben<br />

nach wie vor Kaminöfen und Heizkamine,<br />

die zunehmend auch als<br />

wasserführende Modelle zur Heizungsunterstützung<br />

angeboten werden.<br />

Die Förderung im Rahmen des<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetzes im<br />

Wärmebereich hat einen Ausbau des<br />

Marktes für effiziente und emissionsarme<br />

Pelletöfen und Pelletzentralheizungen,<br />

Hackschnitzelheizungen und<br />

Scheitholzvergaserkessel bewirkt.<br />

Durch die Zunahme von holzbetriebenen<br />

Öfen hat sich in den letzten<br />

Jahren auch die Nachfrage nach<br />

Holzbriketts in Deutschland deutlich<br />

erhöht. „Als heimscher, CO2-neutraler<br />

und normierter Energieträger mit<br />

hohem Brennwert und geringem<br />

Raumbedarf sind Holzbriketts für<br />

den emissionsarmen Einsatz in<br />

modernen Öfen gut geeignet“, sagte<br />

der Geschäftsführer des Deutschen<br />

Energieholz- und Pellet-Verbandes<br />

e.V. (DEPV), Martin Bentele, bei der<br />

Konstituierung des Arbeitskreises<br />

Holzbriketts.<br />

Zur besseren Transparenz der Branche<br />

hat sich der Arbeitskreis Holzbriketts<br />

im DEPV zum Ziel gesetzt, zeitnah<br />

Marktdaten zu Produktion und<br />

Handel in Deutschland zu erheben.<br />

Auch die für das Jahr <strong>2010</strong> anstehende<br />

Verabschiedung einer europäischen<br />

Norm (EN 14961-3) und deren<br />

Umsetzung wird noch in diesem Jahr<br />

ein Thema des Gremiums sein.<br />

Produktion für die Region<br />

Holzbriketts werden in Deutschland<br />

für den lokalen und regionalen Verbrauch<br />

produziert, und zwar dort,<br />

wo kleinere Mengen an trockenen<br />

Holzspänen anfallen, beispielsweise<br />

in Sägewerken oder bei der<br />

Möbelherstellung. Der Verbrauch<br />

von Holzbriketts in Deutschland im<br />

Jahr 2009 wird vom Arbeitskreis auf<br />

rund 200 000 Tonnen geschätzt, die<br />

Anzahl der Öfen, in denen regelmäßig<br />

oder gelegentlich Holzbriketts<br />

verbrannt werden, auf etwa fünf Millionen.<br />

Der Arbeitskreis Holzbriketts<br />

im DEPV trifft sich erneut in der<br />

zweiten Jahreshälfte <strong>2010</strong>. ■<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Granuliertechnik<br />

Anlagen- und Apparatebau<br />

Hochleistungsfeinstaubfiltertechnik<br />

Wirbelschichtgranulieranlagen, Schmelzgranulieranlagen,<br />

Rotorgranulieranlagen, Suspensionskonzentratanlagen,<br />

Konfektionieranlagen, Vertragsproduktion<br />

Suspensionstechnologie<br />

Abfülltechnologie<br />

Entstaubungstechnologie<br />

Neubau für Kristallisation<br />

Partner für Pharma, Food, Chemie<br />

Pergande Gruppe – maßgeschneiderte Dienstleistung<br />

Nicht Massenabfertigung, sondern Maßanfertigung,<br />

dafür steht die Pergande Gruppe. Sie zählt weltweit<br />

zu den führenden Herstellern von Entstaubungsanlagen<br />

in den Bereichen Chemie und Pharma. Die Unternehmensgruppe<br />

mit den Firmen Pergande GmbH,<br />

VTA GmbH und IPT-Pergande GmbH bietet maßgeschneiderte<br />

Dienstleistungen mit der Technologie von<br />

morgen. Die Pergande-GmbH entwickelte sich in kürzester<br />

Zeit zu einem der bedeutendsten Hersteller von<br />

Filteranlagen in Europa. Der wirtschaftliche Schwerpunkt<br />

von VTA liegt in der Herstellung von Apparaten<br />

und Anlagen. Die jüngste Tochter IPT ist ein Schwergewicht<br />

in Sachen Granuliertechnik: „Wir vertreten die<br />

gesamte Wertschöpfungskette – von der Produktentwicklung<br />

bis zur Herstellung verkaufs fähiger Granulate“,<br />

so Geschäftsführer Wilfried Pergande. 2008 wurde der<br />

IPT-Pergande GmbH der Hugo Junkers Innovationspreis,<br />

der 1. Platz in der Kategorie Innovativste Kundenbeziehung,<br />

vom Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Sachsen-Anhalt verliehen.<br />

Der technologische Vorsprung der Unternehmensgruppe<br />

begründet sich in der Gewinnung innovativer<br />

Erkenntnisse aus Funktions- und Sicherheitstests eigener<br />

Anlagen sowie deren konstruktive Analyse und<br />

Umsetzung bei der Weiterentwicklung der Verfahrenstechnologien<br />

und Produkt- bzw. Anlagenentwicklungen.<br />

Im sachsen-anhaltinischen Weißandt-Gölzau wurden<br />

gerade 9 Mio. Euro in eine neue Anlage investiert. Im<br />

neuen Gebäude mit dem Produktionszweig Kristallisation<br />

können Wirkstoffe für den Pfl anzenschutz hergestellt<br />

werden. Für die 144 Mitarbeiter nur eine Zwischenetappe<br />

zu den nächsten Herausforderungen. Der<br />

Geschäftsführer: „In den kommenden drei Jahren wollen<br />

wir am Standort 27 Mio. Euro investieren.“ Bis dato hat<br />

Pergande schon 43 Mio. Euro in der Industriegemeinde<br />

zum Auf- und Ausbau seines Unternehmens eingesetzt.<br />

Die Pergande-Gruppe ist damit auch Zugpferd für das<br />

Industriegebiet der Region.<br />

VTA<br />

Gesellschaft für Verfahrenstechnik und<br />

Apparatebau mbH – Gölzau<br />

Finalist 2009<br />

„Großer Preis<br />

des Mittelstandes“<br />

Mucher Str. 8<br />

51109 Köln (Brück)<br />

Telefon: +49 (0) 221/ 98470-0<br />

Telefax: +49 (0) 221/ 840382<br />

Homepage: www.pergande.de<br />

Gesellschaft für industrielle Entstaubungstechnik mbH<br />

Wilfried-Pergande-Platz 1<br />

06369 Weißandt-Gölzau<br />

Telefon: +49 (0) 34978/ 305-0<br />

Telefax: +49 (0) 34978/ 305-126<br />

Homepage: www.vta-pergande.com


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Gipfelstürmer<br />

Expeditionen zum Stressberg<br />

30<br />

Für die Oskar-Patzelt-Stiftung ist das<br />

Jahr 1995 in doppeltem Sinne ein<br />

historisches Ereignis. Damals wurde<br />

zum ersten Mal der Wettbewerb<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

ausgerichtet. Und damals startete<br />

eine kleine Gruppe Leipziger Bergsteiger<br />

mit einer Sachsenfahne<br />

und einem Magazin der Stiftung<br />

im Rucksack nach Südamerika, um<br />

den höchsten Berg außerhalb Asiens,<br />

den 6 962 Meter hohen Aconcagua<br />

in den chilenischen Anden<br />

zu erklimmen. Zu dieser Gruppe<br />

gehörte der Psychologe Dr. Marcus<br />

Stück vom Institut für Psychologie<br />

der Universität Leipzig.<br />

Diese Expedition war der Beginn<br />

einer fruchtbaren Zusammenarbeit<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung mit<br />

verschiedenen sächsischen Expeditionen<br />

und interdisziplinären<br />

Forscherteams. Die Wissenschaftler<br />

wollten Extrembelastungen und<br />

deren Bewältigung erforschen. Persönlichkeitspsychologische<br />

und physiologische<br />

Veränderungen in Langzeit-Expeditionen<br />

an verschiedenen<br />

6 000 bis 8 000 Meter hohen Bergen<br />

in Tibet, Pakistan und Argentinien<br />

wurden als experimentelle Designs<br />

genutzt. Und für die Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung war das Höhenbergsteigen<br />

eine ganz naheliegende Analogie<br />

zu unternehmerischem Wagemut,<br />

Disziplin, Selbstbeherrschung und<br />

Zielerreichung.<br />

Analogie Bergbezwingung<br />

Dieser ersten Expedition folgte eine<br />

ganze Serie von Expeditionen, die<br />

2001 in der Bezwingung des Mount<br />

Everest gipfelte und eine Fülle interdisziplinärer<br />

wissenschaftlicher<br />

Resultate hervorbrachte. Stressbewältigungsprogramme<br />

für unterschiedliche<br />

Zielgruppen wurden<br />

entwickelt und ein Zentrum für Bildungsgesundheit<br />

entstand, das sich<br />

mit Stressreduktion in Betrieben und<br />

bei Schulkindern befasst.<br />

Zum 3. Wirtschaftsforum der Oskar-<br />

Patzelt-Stiftung im Mai <strong>2010</strong> in Halle/Saale<br />

unter dem Titel „Lebenswerk<br />

Firma“ stellte Dr. Marcus Stück diese<br />

Resultate vor.<br />

„Sie als Unternehmer leben in einem<br />

Feld, das belastet ist von einer Fülle<br />

von Stressoren. Der kraftraubende<br />

Aufstieg bringt Bergsteiger an ihre<br />

physischen und psychischen Grenzen.<br />

Ein Unternehmen aufzubauen,<br />

ein Unternehmen zu führen, bewirkt<br />

ganz ähnliche Stressreaktionen, wie<br />

man sie in dem ‚natürlichen Experiment‘<br />

der Bergbesteigung untersuchen<br />

kann“, beschreibt der Psychologe<br />

die Analogie.<br />

4 Muster arbeitsbezogenen Verhaltens und Erlebens<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

(Grafik: Prof. Uwe Schaarschmidt)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Vier Bewältigungsmuster<br />

Auf Forschungen von Prof. Uwe<br />

Schaarschmidt aus dem Institut für<br />

Psychologie der Universität Potsdam<br />

und Andreas W. Fischer aus Wien<br />

beruhend, unterscheidet Stück vier<br />

Typen der Belastungsbewältigung:<br />

Typ G (Gesunde), Typ S (Schonung),<br />

Risikotyp A (übermäßige Verausgabung),<br />

Risikotyp B (Ausgebrannte,<br />

chronisch Erschöpfte).<br />

Die Risikotypen sind abends psychisch<br />

„fertig“. Risikotyp A kommt<br />

zwar früh motiviert zur Arbeit,<br />

powert aber täglich bis zum Herzinfarkt<br />

oder Schlaganfall, Risikotyp B<br />

ist bereits morgens erledigt und<br />

endet früher oder später in Depression<br />

und Burnout-Syndrom. Interessant<br />

ist der Typ S, dessen Erlebnisund<br />

Verhaltensmuster auf Schonung<br />

eingestellt sind. Er kommt müde und<br />

verbraucht zur Arbeit, geht aber nach<br />

dem Arbeitstag entspannt und kraftvoll<br />

in vielfältige Freizeitaktivitäten.<br />

40 Prozent der Erzieherinnen in Leipzig<br />

gehören zum Typ S.<br />

Regionale Differenzen<br />

Bei den Belastungsbewältigungsmustern<br />

von Existenzgründern fällt laut<br />

Stück eines ins Auge: Das Risikomuster<br />

A ist am auffälligsten vertreten.<br />

A neigt zu übermäßiger, gesundheitsgefährdender<br />

Verausgabung.<br />

Seine These: „15 Jahre kann man an<br />

seinem Körper Raubbau betreiben –<br />

dann rächt sich das.“ Resultate seien<br />

psychosomatische Probleme oder<br />

auch Depressionen. Fast 40 Prozent<br />

von insgesamt 4 000 untersuchten<br />

Existenzgründern gehören zum<br />

Risikotyp A.<br />

Im Bundesland Brandenburg verausgabten<br />

sich 57 Prozent der Gründer<br />

nach den Risikomustern A und B,<br />

während es in Bayern nur 23 Prozent<br />

waren. „Da sehen Sie, in welchem<br />

Kochtopf wir uns im Osten befinden“,<br />

meint der Psychologe.<br />

Entspannung<br />

Stetige Anspannung ohne Entspannung<br />

macht früher oder später<br />

Aufbruch zur Aconcagua-Expedition<br />

krank. Entspannung ist vor allem in<br />

Gruppen von Menschen besonders<br />

wichtig, macht Stück aufmerksam:<br />

bei den Bergsteigern ebenso wie bei<br />

Verkäufern. Ohne Entspannung ist<br />

keine Beziehung herstellbar, ohne<br />

Beziehung funktioniert keine Kommunikation.<br />

Unter Spannung muss<br />

ein Mensch viel mehr Energie in seine<br />

Arbeit hineinstecken und erreicht<br />

dennoch stets niedrigere Resultate.<br />

Wir müssen alle Autoregulation<br />

betreiben, Ausbalancieren, Energieressourcen<br />

behalten und auftanken.<br />

Stück fragt: „Wie hängen die<br />

Belastungsbewältigungsmuster mit<br />

Erfolg zusammen?“ Ein wichtiger<br />

Projektionsfaktor ist der Erfolg.<br />

Wenn ich keinen Erfolg habe, wirken<br />

die Faktoren zurück. „Das sind die<br />

Unternehmer, die depressiv werden.<br />

Das sind die Unternehmer, die mehr<br />

geben als nehmen, die sehen sich<br />

selbst als weniger erfolgreich an.“<br />

Aggression und Vermeidung<br />

„In großer Höhe bei nur 60 Prozent<br />

Sauerstoff gerät das Gehirn automatisch<br />

unter Stress. Die Auswirkungen<br />

sind erstens Aggression. Das ist<br />

nichts Schlechtes und ganz normal.<br />

Das sichert den Raum ab, in dem ich<br />

lebe. Aggression ist ein Stressverhalten,<br />

das einsetzt, um den (Handlungs-)Raum<br />

zu erhalten.“<br />

Der Psychologe vertieft weiter:<br />

„Zweitens: die Vermeidung. Vermeidung<br />

entsteht aus Angst: Wenn ich<br />

das in die Hand nehme, ist das ein<br />

heißes Eisen. Ich hab das dann doch<br />

gemacht, aber erst habe ich mich<br />

damit nicht beschäftigt, und dann<br />

erst später begonnen.“<br />

Musterverteilung bei den Existenzgründern<br />

aus Brandenburg und Bayern<br />

(Grafik: Dr. Marcus Stück) (Fotos: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />

31<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Der 6 962 Meter hohe Aconcagua in den chilenischen Anden<br />

Die häufigsten Lügen überhaupt:<br />

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Extremstress<br />

„Wie wirkt sich Extremstress auf<br />

die Mikrobakterien im Magen aus?“<br />

Stück orientiert: „In Blut- und Stuhlproben<br />

kann man das nachweisen.“<br />

Jeder erlebt den Stress in einer anderen<br />

persönlichen, intimen Situation.<br />

Manche seien leichter zu stressen,<br />

andere sind resistent. „Der Stress<br />

ist abhängig von subjektiver Wahrnehmung<br />

der Situation, d. h. von der<br />

Bewertung.“ „Man hat 30 Kilogramm<br />

Gepäck, der Rucksack ist allein<br />

wegen der Seile schon schwer. Und<br />

es regnet, schneit, stürmt, friert.“<br />

Auf Expedition im Hochgebirge<br />

kann man sich nicht ausweichen.<br />

Gruppenstressoren kommen deshalb<br />

hinzu: „Die Expedition ist sehr lang,<br />

ca. zehn Wochen. Man lebt sieben<br />

Wochen davon auf 5 000 Meter Höhe<br />

in engen Zelten bei großer Kälte. Man<br />

liegt tagelang in einem Zweimannzelt,<br />

weil das Wetter so schlecht ist,<br />

dass man nicht raus kann.“<br />

Der Berg ruft<br />

Der Bergsteiger empfiehlt: „Wenn Sie<br />

ein Team gut kennenlernen wollen,<br />

gehen Sie in die Berge. Dort fallen<br />

alle Masken. Im Teambildungsprozess<br />

passiert ehrliche Kommunikation.<br />

Stressoren sind auch die egoistischen<br />

Tendenzen. Sie nehmen zu,<br />

wenn es eng wird. In der Todeszone<br />

ist jeder auf sich bedacht. Ab 6 000<br />

Meter Höhe können Sie niemandem<br />

helfen.“<br />

Dr. Marcus Stück hat das erlebt.<br />

Von mehreren Expeditionen seien<br />

die wichtigsten Erlebnisse und<br />

Erkenntnisse kurz geschildert:<br />

Aconcagua<br />

Bei der ersten Expedition am Aconcagua<br />

in den chilenischen Anden<br />

mussten wegen der Kälte in großen<br />

Höhen (bis minus 40 Grad Celsius)<br />

Messgeräte aus der Raumfahrtforschung<br />

zum Einsatz kommen. Als<br />

Messwert diente u. a. der Hautwiderstand:<br />

Kleiner Widerstand bei feuchter<br />

Haut, das bedeutet Stress, großer<br />

Widerstand bei trockener Haut – das<br />

bedeutet Entspannung.<br />

Urlaubs-Herzinfarkt<br />

„Bis ich das Ziel, den Gipfel, erreichte,<br />

war der Hautwiderstand konstant,<br />

aber nach dem Ziel, nach drei Stunden<br />

beim Abstieg habe ich sogar<br />

die Orientierung verloren. Und zum<br />

Zweiten waren die Träume kurz<br />

vor dem Aufstehen gegen acht Uhr<br />

morgens seht intensiv.“ Mit diesen<br />

Erfahrungen legt der Psychologe den<br />

Fokus auf die Frage: „Wie komme ich<br />

vom Berg wieder runter?“<br />

Die Schlussfolgerung für den Alltag:<br />

In den ersten Tagen des Urlaubs<br />

erst einmal „weiterarbeiten“, aktiv<br />

bleiben, langsam runterschalten.<br />

Ansonsten droht Gefahr: Die meisten<br />

Herzinfarkte passieren in den ersten<br />

Tagen im Urlaub. Selbst ein Jetlag<br />

kann schon mal drei Wochen dauern.<br />

Gasherbrum I<br />

Die zweite Sachsenexpedition hatte<br />

sich den Hidden Peak vorgenom-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

(Fotos: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />

Gipfelkreuz auf dem Aconcagua<br />

men, auch Gasherbrum I genannt.<br />

Dieser Gasherbrum, zu Deutsch<br />

„schöner Berg“, machte der Expedition<br />

schwer zu schaffen. Wie Stück<br />

erzählte, wurde sie von Dr. Olaf<br />

Rieck sehr perfekt organisiert und<br />

geleitet. Er hat dadurch die Expeditionen<br />

erst ermöglicht, meint Stück<br />

mit großer Wertschätzung. 1996<br />

war die Besteigung des 8 080ers<br />

noch gescheitert.<br />

Cho Oyu – tödliche Höhe<br />

Die nächste Besteigung stand<br />

unter großem Erfolgsdruck. Der<br />

Cho Oyu ist ein Achttausender<br />

im Himalaya, einer der Giganten<br />

und sechsthöchster Berg der Erde.<br />

Er liegt nur 20 Kilometer westlich<br />

des Mount Everest. Dort wäre der<br />

Bergsteiger beinahe gestorben. Die<br />

Vermutung: ein Lungenödem. Für<br />

100 Meter brauchte der erschöpfte<br />

Gipfelstürmer zuletzt drei bis vier<br />

Stunden.<br />

Mit zunehmender Höhe sinkt der<br />

Sauerstoffgehalt im Blut. Die Folge:<br />

Übelkeit, der Körper trocknet aus.<br />

Durchblutungsstörungen führen zu<br />

Wasseransammlungen in Gehirn<br />

und Lunge.<br />

Sensoren auf ihrer Haut zeichneten<br />

Daten über ihren psychischen und<br />

physischen Zustand auf. Sie wurden<br />

dann per Satellitentelefon an den<br />

Stressforscher Markus Stück nach<br />

Deutschland übertragen. Er errechnete,<br />

wie viele körperliche Reserven<br />

die Sportler noch haben und wie<br />

ihre Körper den Stress des Aufstiegs<br />

verarbeiteten.<br />

Gasherbrum II<br />

Der Hauptgipfel der Gasherbrum-<br />

Gruppe, mit 8 034 Meter einer der<br />

höchsten Berge der Welt, wurde früher<br />

K4 genannt. Er liegt südöstlich<br />

des K2, im Grenzgebiet zwischen<br />

China und Pakistan. Die Herausforderung<br />

dieser Gipfelbesteigung wurde<br />

vom Team erfolgreich gemeistert,<br />

wobei autogenes Training, Atemkontrolle<br />

und Muskelrelaxation eine<br />

wesentliche Rolle spielten, um die<br />

Energieressourcen zu erhalten, sagt<br />

Stück. Deshalb sein Rat: „Selber bitte<br />

die Balance halten! Auch mit Wellness<br />

ist das möglich.“<br />

Kopf oder Herz<br />

Bei den Abenteuern auf den höchsten<br />

Gipfeln der Erde ließ den Wissenschaftler<br />

eine Frage keine Ruhe:<br />

Steuern Kognitionen oder Emotionen<br />

unser Verhalten in Extremsituationen?<br />

In Nepal trifft man sich als<br />

Bergsteiger in Katmandu in einem<br />

bestimmten Hotel, dem Nirvana<br />

Garden. Alle großen Expeditionen<br />

steigen dort ab.<br />

Dort hat der Stressforscher Interviews<br />

geführt, u. a. mit einem Sherpa,<br />

der seit zehn Jahren auf den<br />

Mount Everest steigt. Auf die Frage,<br />

was sein Verhalten steuern würde,<br />

antwortete er: „Es sind Befehle, die<br />

meinen Körper in eine Richtung lenken…Halte<br />

durch! Nicht aufgeben!“<br />

Es sind also kognitive Befehle, die<br />

den Bergsteiger steuern, meint Stück:<br />

„Weil Emotionen einen gesunden<br />

Körper brauchen. Entscheidungen<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

34<br />

Psychologe und Bergsteiger: Dr. Marcus Stück aus Leipzig<br />

aus Emotionen heraus, das geht nur<br />

mit einem gesunden Körper“, ist<br />

die Schlussfolgerung des Forschers.<br />

„Wenn man so erschöpft ist, sagt<br />

der Instinkt, sagt keine Emotion,<br />

wohin es geht. Stressabbau hilft also,<br />

Zugang zur Emotionalität zu bekommen“,<br />

so der Psychologe. Auf seinen<br />

Instinkt sollte man sich also nur verlassen,<br />

wenn der Körper gesund und<br />

erholt ist.<br />

Teamgeist<br />

Wenn ein Team keine gemeinsame<br />

Auffassung über das Ziel hat, kann<br />

es keinen Berg besteigen. Das ist eine<br />

Lehre aus der ersten fehlgeschlagenen<br />

Bergbesteigung von 1996,<br />

macht Stück plausibel. Die Gruppe<br />

als Ganzes hat ein Ziel. Wenn das<br />

nicht klar ist, gibt es Motivationsprobleme.<br />

Auf der letztlich fehlgeschlagenen<br />

Gasherbrum-Expedition<br />

gab es eben keine wirkliche Gruppe,<br />

sondern nur Individuen.<br />

Diese Erfahrungen fließen in Empfehlungen<br />

ein, wie man eine Gruppe<br />

zusammenstellt, was die Motivation<br />

fördert oder hemmt:<br />

Das erste Bier<br />

Das Gefühl, auf einem Gipfel zu stehen,<br />

ist unbeschreiblich, beschreibt<br />

der Bergsteiger mit einem Blitzen<br />

in den Augen, aber das erste Bier<br />

danach auch. Worauf will er hinaus?<br />

Natürlich ist es auch der Verzicht, der<br />

einen würdigen lässt, was man hat.<br />

Das Lernen aus einem Erlebnis sei<br />

stärker als aus einem theoretischen<br />

Vortrag, meint Stück. Deshalb<br />

macht er Managertrainings von drei<br />

bis vier Tagen in der Sächsischen<br />

Schweiz: „Als nach kurzer Zeit alle<br />

ihren Proviant aufgegessen hatten,<br />

wurden dann ganz sorgsam die<br />

Reserven genutzt und Gummibärchen<br />

getauscht.“<br />

Was ist Stress?<br />

(Foto: Dr. Marcus Stück, OPS-Archiv)<br />

Früher sprach man von positivem<br />

und negativem Stress. Das ist seit<br />

langem veraltet. Heute unterscheidet<br />

man akuten und chronischen<br />

Stress. Ein Beispiel: Alexej Leonow<br />

war der erste Mensch, der außerhalb<br />

seines Raumfahrzeuges im freien<br />

Weltall war.<br />

auf. Er hat sich im Eisengestänge des<br />

Schleudersitzes verheddert. Leonow<br />

strengt sich an, verbiegt mit den<br />

Händen das Eisengestänge, befreit<br />

so den Fallschirm und landet, zwar<br />

mit schwerer Rückenverletzung,<br />

aber lebend auf der Erde. Am Boden<br />

haben zwei Techniker vergeblich<br />

versucht, ebenso wie Leonow das<br />

Eisengestänge mit den Händen zu<br />

verbiegen. Nur in der akuten Stressreaktion<br />

war es möglich, diese Kräfte<br />

zu mobilisieren.“<br />

Der Psychologe warnt: „Erfolgt eine<br />

akute Stressreaktion zu häufig,<br />

gibt es keine Erholungsphase, dann<br />

wird der Stress chronisch. Ohne<br />

Erholungsphase werden Menschen<br />

gereizt.“ Der Psychologe und Bergsteiger<br />

kennt den Weg genau, wie<br />

in zehn Wochen ein Mensch vom<br />

Normalzustand in einen Erschöpfungszustand<br />

gerät: „1.) Entspannungsprozesse<br />

werden gehemmt.<br />

2.) Die Erregung steigt, man wird<br />

hypersensibel, man nimmt den<br />

Stress mehr wahr. 3.) Erschöpfung<br />

tritt ein.“<br />

Es zählt also nicht allein die Gipfelbesteigung,<br />

sondern das gesunde<br />

„wieder herunterkommen“.<br />

Unternehmenserfolg<br />

Der Rat: Wenn man auf dem Gipfel<br />

steht, sollte man auch gut wieder<br />

herunterkommen! Das trifft auch<br />

für Extrembelastungen in „normalen“<br />

Berufen zu. Stressreduktion<br />

geht immer im Kopf los, nicht im<br />

Gefühl. Die „biologische Hardware“<br />

ist zwar bei allen Menschen gleich.<br />

Aber die „psychische Software“ ist<br />

verschieden.<br />

1. Selbstüberschätzung: Warum<br />

mache ich das eigentlich? Es helfen<br />

Selbstdisziplin, Selbstüberwindung.<br />

2. Wichtig sei, Mitarbeiter in die<br />

Lage zu versetzen, das Ganze als<br />

Herausforderung zu sehen, es hilft<br />

Erklärung.<br />

3. Wertschätzung, das heißt erlebte<br />

Selbstbestätigung, das ist einer<br />

der wichtigsten Katalysatoren.<br />

Der entscheidende Motivationsverstärker.<br />

„Ein russisches Raumschiff besteht<br />

aus zwei Schaltern: Ein und Aus.“<br />

Stück erzählt: „Auf der Rückkunft<br />

auf die Erde soll der Kosmonaut sich<br />

manuell auf 8 000 Metern Höhe mit<br />

einem Schleudersitz aus der Sojuskapsel<br />

katapultieren und ebenso<br />

manuell den Fallschirm öffnen. Was<br />

passiert? Leonow schafft es, sich aus<br />

dem Raumschiff, das zur Erde stürzt,<br />

zu befreien, aber dann gibt es ein<br />

Problem. Der Fallschirm geht nicht<br />

Unterschiedliche kognitive Stile<br />

bei Perfektionisten oder Ängstlichen<br />

bewirken unterschiedliche<br />

Reaktionen. Und unterschiedliche<br />

Umgebungsbedingungen, wie etwa<br />

die Stellung „Unternehmer“, „Angestellter“,<br />

„Führungskraft“ führen zu<br />

unterschiedlich erlebter Selbstbestimmtheit.<br />

Und das ist stressrelevant.<br />

Das ist relevant für den unternehmerischen<br />

Erfolg. Und das kann<br />

trainiert werden. n<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


.<br />

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GroßerPreisdesMittelstandes<strong>2010</strong><br />

16.Oskar-Patzelt-Stiftungstage<br />

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über Fax: 0341 24061-66, Online-Shop<br />

– www.pt-magazin.de/shop/ballkarten/ –<br />

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Motto:„…undjetzterstrecht!“<br />

Bitte senden Sie mir für folgende Veranstaltungen (Gala und Ball) Karten zu:<br />

n 11.September<strong>2010</strong>,MARITIMHotelMagdeburg<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen,<br />

Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

Euro140,–zzgl.MwSt.proKarte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. o391 5949-886<br />

Nurnoch10Wochen!<br />

Anzahl:<br />

n 18.September<strong>2010</strong>,MARITIMHotelWürzburg<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Bayern,<br />

Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen<br />

Euro140,–zzgl.MwSt.proKarte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-819<br />

Anzahl:<br />

n 09.Oktober<strong>2010</strong>,MARITIMHotelDüsseldorf<br />

Preisverleihung für Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen/<br />

Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg und Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

Euro140,–zzgl.MwSt.proKarte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-0<br />

Anzahl:<br />

n 30.Oktober<strong>2010</strong>,MARITIMHotelBerlin<br />

(nicht im MARITIM proArte Hotel Berlin)<br />

Bundesball – Verleihung der Sonderpreise und Ehrenplaketten<br />

Euro150,–zzgl.MwSt.proKarte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 030 2033-4410<br />

Anzahl:<br />

Name, Vorname<br />

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Anschrift<br />

Telefon-Nr.<br />

Die von mir bestellte(n) Karte(n) bezahle ich per Überweisung an:<br />

RaiffeisenLandesbankOberösterreichZNdlSüddeutschland<br />

BLZ740<strong>2010</strong>0•Konto-Nr.83<strong>04</strong>313<br />

(Kennwort:„GroßerPreisdesMittelstandes“)<br />

Die Karten werden ab 1. Juli und nach Zahlungseingang versandt. Die Anzahl der Plätze ist beschränkt. Bei Stornierung ab vier Wochen<br />

vor der jeweiligen Veranstaltung berechnen wir eine Stornogebühr von 100%. Bei sonstigen Stornierungen berechnen wir eine<br />

Bearbeitungsgebühr von 20%. Generell bitten wir um Kartenrücksendung bei Stornierungen. Rechnungslegung erfolgt durch die OPS<br />

Netzwerk GmbH im Auftrag der Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />

* Die Reservierung von Hotelzimmern erfolgt nur direkt bei den Hotels<br />

bis spätestens vier Wochen vor Veranstaltung.<br />

(Kennwort: Großer Preis des Mittelstandes)<br />

Datum<br />

Unterschrift


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Mittelstands-Forum tagte in Lindlar<br />

Unternehmer aus ganz Deutschland diskutierten mit Banken und Kommunen über<br />

mittelständische Wirtschaftspolitik<br />

36<br />

(OPS) - Am 22. und 23. April <strong>2010</strong><br />

tagte das Mittelstands-Forum<br />

Deutschland in Lindlar (Oberberg)<br />

bei Köln. Unternehmer aus ganz<br />

Deutschland trafen sich mit Vertretern<br />

von Banken und Kommunen,<br />

um auf der zweitägigen Veranstaltung<br />

über aktuelle Themen mittelständischer<br />

Wirtschaftspolitik zu<br />

sprechen.<br />

Bangemachen gilt nicht<br />

Nach der Regionaltagung am ersten<br />

Tag des Treffens fuhren die Mitglieder<br />

des Mittelstands-Forums<br />

Deutschland zum Mittelstandspreisträger<br />

ONI-Wärmetrafo GmbH, der<br />

für die Organisation des Tagungsprogrammes<br />

vor Ort verantwortlich<br />

zeichnete. Und dieses stieß auf hundertprozentige<br />

Begeisterung bei den<br />

Teilnehmern. Interessant, informativ<br />

und viele Fragen beantwortend, traf<br />

es den Kern dieser Veranstaltungen:<br />

sich im sinnvollen Miteinander von<br />

mittelständischen Unternehmen,<br />

Banken und Kommunen gegenseitig<br />

zu helfen und auszutauschen.<br />

Wenn dieses Dreieck regional und<br />

überregional funktioniert, kann es<br />

einem um den deutschen Mittelstand<br />

nicht bange sein – diese Stimmung<br />

konnte man den Teilnehmern<br />

unisono entnehmen. Der Rundgang<br />

durch das Unternehmen präsentierte<br />

unternehmerischen Weitblick,<br />

aber auch Mitarbeiterführung, die<br />

auf jeden Fall zum Erfolg beiträgt.<br />

Der Eindruck, jeder einzelne Mitarbeiter<br />

sei stolz darauf, nur höchste<br />

Qualität abzuliefern, prägte sich<br />

jedem der Teilnehmer ein. Ein oberbergischer<br />

Abend rundete das Programm<br />

mit gemeinsamer Gemütlichkeit<br />

ab.<br />

Unlust zur Selbstständigkeit?<br />

(Fotos: ONI-Wärmetrafo GmbH)<br />

Die Oskar-Patzelt-Stiftung, die sich<br />

vor 16 Jahren zum Ziel gesetzt hat,<br />

mittelständische Unternehmen zu<br />

fördern, Netzwerke zu schaffen und<br />

für unternehmerische Tugenden<br />

zu werben, kann zwischenzeitlich<br />

auf den bedeutendsten bundesdeutschen<br />

Mittelstandswettbewerb<br />

verweisen: Der „Große Preis des Mittelstandes“<br />

ist das Rückgrat dieses<br />

funktionierenden Netzwerkes, dem<br />

zwischenzeitlich tausende von<br />

deutschen Firmen angehören. Allein<br />

<strong>2010</strong> wurden über 3 500 Firmen für<br />

diesen branchenübergreifenden<br />

Wettbewerb nominiert.<br />

die den Teilnehmern auf den Nägeln<br />

brannten. So stand z. B. die Unlust<br />

zur Selbstständigkeit, die immer<br />

wieder durch die Medien ging, auf<br />

der Tagesordnung, aber auch ein<br />

marketingtechnisches Auftreten<br />

und die regionale Einbindung eines<br />

Unternehmens. Die Firma Lang, einer<br />

der professionellsten und größten<br />

Vermieter jeglicher Medientechnik,<br />

präsentierte als Gastgeber des Vormittages<br />

ihr breites Spektrum an<br />

höchster technischer Dienstleistung<br />

in beeindruckender Weise.<br />

Kommunen im Fokus<br />

Beim anschließenden Empfang<br />

durch Bürgermeister Dr. Hermann-<br />

Josef Teborke und Landrat Hagen<br />

Jobi zeigten beide die Vorzüge ihrer<br />

Kommunen, deren herausragendes<br />

Merkmal mittelständischen Partnerschaftsdenkens<br />

die Angehörigkeit<br />

zur RAL-Gütegemeinschaft<br />

„Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“<br />

ist. Damit zeigen sie<br />

in vorbildlicher Weise, dass man im<br />

Oberbergischen Kreis die Anliegen<br />

der mittelständischen Wirtschaft<br />

ernst nimmt.<br />

Fast schon Tradition<br />

Einig war man sich auf jeden Fall<br />

über den Erfolg des Treffens in Austausch<br />

und regionaler Präsentation,<br />

und somit wird dieser – mittlerweile<br />

schon fast als Tradition zu bezeichnende<br />

– Weg mittelständischer, aber<br />

auch regionaler Stärkung durch<br />

Netzwerkarbeit sicherlich weiter<br />

miteinander gegangen. n<br />

Beim Brainstorming wurden konkrete<br />

mittelständische Themen erörtert,<br />

die den Teilnehmern auf den Nägeln<br />

brannten<br />

Beim Brainstorming am zweiten Tag<br />

des Regionaltreffens – zu diesem traf<br />

sich ein erweiterter Kreis aus Mitgliedern<br />

des Mittelstands-Forums,<br />

aber auch Preisträger, Finalisten und<br />

Nominierte bei der Firma Lang AG<br />

in Lindlar – wurden ganz konkrete<br />

mittelständische Themen erörtert,<br />

Weiß, wo’s lang geht: Gastgeber<br />

Wolfgang Oehm (r.), Chef des Mittelstandspreisträgers<br />

ONI-Wärmetrafo<br />

GmbH<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Mut zu neuen Wegen<br />

Angesichts der Wirtschaftskrise galt es im letzten Jahr mehr denn je, Mut zu neuen Aktivitäten und<br />

Strukturen zu haben. Dabei ist in jedem Fall der Mittelstand der Motor. Er erfindet sich immer wieder<br />

neu. Der Mittelstand, der den Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland stellt, kann die Krise<br />

auf seine Weise überwinden, und wenn es eben zwei, drei Jahre dauert!<br />

Dabei haben Sie jetzt und auch in Zukunft eine besondere Stärke, Sie setzen neue Ideen<br />

schnell und mutig um. Dem Mittelstand fällt doch immer etwas ein. Die jetzige konjunkturelle<br />

Erholung hat auch mit Ihrem Durchhaltevermögen zu tun. Wir können wieder<br />

den Blick langsam nach vorne richten. Ein Spruch, der an der Börse gern zitiert wird,<br />

lautet: „Kapital ist ein scheues Reh. Wird es verschreckt, ergreift es schnell die<br />

Flucht.“ Genau das ist der Unterschied zwischen dem Kapital und einem Unternehmer.<br />

Kapital ist eine Sache, ohne Identität und Herzblut, ohne Biographie.<br />

Ein Unternehmerleben ist regional ausgerichtet, hängt am Standort, an den<br />

Menschen, an der Gegend. Für keinen, der sich Unternehmer nennt und<br />

der Verantwortung für sich und andere hat, wäre es doch akzeptabel,<br />

seine Leute einfach im Stich zu lassen. Ein mittelständischer Unternehmer<br />

ist nicht mit einem scheuen Reh vergleichbar. Ich denke<br />

eher an einen starken Baum. Zuerst ein kleines Pflänzchen, streckt<br />

er seine Wurzeln tief ins Erdreich und lässt sich nicht so leicht<br />

von einem Sturm umwerfen.<br />

Deshalb spielt bei der Bewertung der Nominierten für<br />

den „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung nicht nur der wirtschaftliche Erfolg eines<br />

Unternehmens eine Rolle, sondern auch sein Engagement<br />

in der Region. Dass sich Unternehmer ihrer<br />

Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld und<br />

ihrer Geschichte stellen, ist ihr bodenständiges<br />

Kapital.<br />

Wenn Sie dieses Potenzial aufgreifen,<br />

wird sich zeigen, dass Sie aus Ihrem<br />

Umfeld Kraft und Inspiration zurückbekommen,<br />

nicht zuletzt durch ein<br />

solides Netzwerk. Hier sind wir<br />

an Ihrer Seite.<br />

Nutzen Sie Ihre Ressourcen!<br />

Ihre<br />

Petra Tröger


Gesellschaft<br />

Der schleichende Tod des<br />

Wirtschaftswachstums<br />

Novo-Redakteur Alexander Horn über das fatale Bild des bösen, gierigen Menschen,<br />

das seit Jahrzehnten die Umweltdiskussion beherrscht und nun auch in der offiziellen<br />

Wirtschaftspolitik Einzug hält<br />

38<br />

(Foto: © Jürgen Nießen/PIXELIO)<br />

In Anbetracht der stärksten Rezession<br />

der Nachkriegszeit sollte es<br />

selbstverständlich sein, dass die<br />

neue Bundesregierung entsprechend<br />

den Worten der Bundeskanzlerin<br />

„voll auf Wachstum“ setzt. (1)<br />

Immerhin hatte die deutsche Industrie<br />

im letzten Jahr einen Exportrückgang<br />

von fast 15 Prozent zu<br />

verdauen, investierte 20 Prozent<br />

weniger in neue Maschinen und<br />

Anlagen und war maßgeblich dafür<br />

verantwortlich, dass das BIP um<br />

fünf Prozent absackte.<br />

Milliardenausgaben konnten bisher<br />

verhindern, dass die Rezession auf<br />

dem Arbeitsmarkt zu schlimmeren<br />

Auswirkungen geführt hat. Es gibt<br />

also viel zu tun, um die Rückschläge<br />

der Finanz­ und Wirtschaftskrise<br />

wieder aufzuholen.<br />

Wachstum als Krisenverursacher?<br />

Die von der Kanzlerin ausgegebene<br />

Devise traf aber offenbar einen<br />

Nerv. Der inzwischen zurückgetretene<br />

Bundespräsident Horst Köhler<br />

reagierte zwei Tage später mit einer<br />

Ansprache aus Anlass der Benennung<br />

des Bundeskabinetts, indem<br />

er vor „unrealistischen Wachstumshoffnungen“<br />

warnte.<br />

Er betonte, es gehe um ein anderes<br />

Wachstum, als wir es bisher<br />

gewohnt seien. „Der Wandel wird<br />

auch unseren Lebensstil verändern<br />

– wir werden lernen, mit weniger<br />

Verbrauch glücklich und zufrieden<br />

zu sein.“ (2) Köhler entspricht mit<br />

seinen Ausführungen vollkommen<br />

dem Zeitgeist.<br />

Selbst in Anbetracht der schlimmsten<br />

Wirtschaftskrise seit den 30er<br />

Jahren erscheint es nicht opportun,<br />

auf Wachstum zu setzen. Im Gegenteil:<br />

Wachstum – zumindest die<br />

Art von Wachstum, die wir bisher<br />

kennen – gilt nicht mehr als Lösung,<br />

sondern sogar als Verursacher der<br />

gegenwärtigen Krise.<br />

Bedingungen und Vorbehalte<br />

Die von Köhler zum Ausdruck<br />

gebrachte wachstumsskeptische<br />

Grundhaltung ist in bürgerlichen<br />

Kreisen und den Chefetagen der<br />

Wirtschaft inzwischen fest etabliert.<br />

Typisch dafür ist das Bekenntnis<br />

zu „nachhaltigem Wachstum“.<br />

Damit wird Wirtschaftswachstum<br />

befürwortet, andererseits aber an<br />

Bedingungen geknüpft und unter<br />

Vorbehalte gestellt.<br />

In ihrer Regierungserklärung vom<br />

10.11.09 betonte Angela Merkel, dass<br />

ein „strikter Wachstumskurs“ erforderlich<br />

sei, jedoch: „Es geht nicht<br />

um Wachstum um des Wachstums<br />

willen, sondern um nachhaltiges<br />

Wachstum, ein Wachstum, mit dem<br />

man an das Morgen und die nächste<br />

Generation denkt sowie unsere<br />

Lebensumwelt im Blick hat.“ Wachstum<br />

erscheint heute als inakzeptabel,<br />

sofern es primär dem traditionellen<br />

Ziel, also der Steigerung des<br />

materiellen Reichtums dient.<br />

Finanzkrise als Katalysator der<br />

Wachstumsskepsis<br />

Wachstumsskepsis ist durch die<br />

Finanz­ und Wirtschaftskrise enorm<br />

gestärkt worden, denn die Krise<br />

hat eine herbe Kritik am Markt<br />

befördert. Auffassungen, die noch<br />

vor wenigen Jahren als antikapitalistisch<br />

oder globalisierungskritisch<br />

angesehen wurden, sind inzwischen<br />

zum Konsens gereift. Selbst<br />

Verfechter liberalisierter Märkte,<br />

wie der Deutsche­ Bank­Chef Josef<br />

Ackermann, räumten ein, dass ihr<br />

Vertrauen in den Markt geschwunden<br />

sei.<br />

Der „Neoliberalismus“ gilt nunmehr<br />

nicht nur sozialdemokratisch und<br />

ökologisch orientierten Kritikern<br />

des Kapitalismus als Geißel der<br />

Menschheit. Der Markt wird einer<br />

so vehementen Kritik unterzogen,<br />

weil er vermeintlich ein durch die<br />

menschliche „Gier“ verursachtes,<br />

ungezügeltes Wachstumsstreben<br />

befördert.<br />

Kurt Biedenkopf, einer der wachstumskritischen<br />

Vordenker der CDU,<br />

begründet die Begrenzung des Kapitalismus<br />

folgendermaßen:<br />

„Das Wirtschaftswachstum, so<br />

wie wir es als notwendige Voraussetzung<br />

für die Stabilität unseres<br />

Landes begreifen, ist in Wirklichkeit<br />

Ausdruck einer Entgrenzung. Einer<br />

Entgrenzung deshalb, weil ein exponentiell<br />

nachhaltig wachsendes BIP<br />

sich selbst gar keine Grenzen setzt<br />

und auch setzen kann. Das wiederum<br />

bedeutet, es müssen ihm auf<br />

andere Weise Grenzen gesetzt werden.“<br />

(3)<br />

Auch Merkel ist davon überzeugt,<br />

dass die gegenwärtige Krise durch<br />

einen Wachstumsfetischismus<br />

verursacht wurde. Auf einer Veran­<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Gesellschaft<br />

staltung ihrer Partei mit dem Titel<br />

„Nachhaltiges Wachstum – Wege<br />

aus der Wirtschaftskrise“ äußerte<br />

sie, die Krise habe gezeigt, „was<br />

passiert, wenn man jede Form von<br />

Wachstum einfach zur Oberprämisse<br />

deklariert und sagt: ‚Egal wie –<br />

Hauptsache Wachstum, alle Nebeneffekte<br />

werden nicht betrachtet.‘“ (4)<br />

Zugleich geißelte sie auch die allgemeine<br />

Staatsverschuldung, die<br />

auch dem Wachstumsfetischismus<br />

geschuldet sei, weshalb der Westen<br />

„vielfach über die eigenen Verhältnisse<br />

gelebt“ habe.<br />

Wachstumskritische Vordenker<br />

Es geht also offenbar darum, vermeintliche<br />

Exzesse zu vermeiden<br />

und lieber auf Wachstum zu verzichten,<br />

um stabilere Verhältnisse<br />

zu gewährleisten. Das hat der Wirtschaftswissenschaftler<br />

und Vordenker<br />

Hans Christoph Binswanger<br />

kürzlich in einem Beitrag zum<br />

Bankensystem sehr treffend zusammengefasst.<br />

Er schrieb dort, durch seine Vorschläge<br />

ließe „sich ein zwar<br />

beschränktes, aber kontinuierliches<br />

Wachstum der Wirtschaft aufrechterhalten,<br />

ohne dass durch eine<br />

unkontrollierte Übersteigerung<br />

desselben das Risiko des Falls in<br />

den Abgrund neuer Krisen ständig<br />

erhöht“ würde. (5)<br />

Es ist also nicht verwunderlich,<br />

dass sich die wirtschaftspolitischen<br />

Maßnahmen zunehmend an den<br />

von wachstumskritischen Vordenkern<br />

formulierten Auffassungen orientieren<br />

und eine umfassende und<br />

wachstumshemmende Regulierung<br />

der Wirtschafts- und Finanzwelt in<br />

vollem Gange ist.<br />

Vermeintliche Grenzen des<br />

Wachstums<br />

Die heutige Wachstumsskepsis<br />

wurzelt jedoch nicht unmittelbar<br />

in der gegenwärtigen Krise. Wachstumsskeptische<br />

Grundüberzeugungen<br />

beeinflussen schon sehr<br />

lange unser Denken und Handeln.<br />

Ohne Kommentar: Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel die Euro-Milliarden<br />

in Hunderter-Paketen den Banken, der Automobilindustrie, der Gesamtwirtschaft,<br />

Griechenland und der EU nachgeworfen hat, stellt sie fest, dass der Westen<br />

„vielfach über die eigenen Verhältnisse gelebt“ habe.<br />

Bereits auf dem Höhepunkt des<br />

Wirtschaftsbooms nach der Weltwirtschaftkrise<br />

der 30er Jahre und<br />

der rasanten Entwicklung des materiellen<br />

Wohlstandes aller Bevölkerungsschichten<br />

in den westlichen<br />

Industriegesellschaften stießen<br />

Wachstumskritiker auf Resonanz.<br />

So wurde die kritische Auseinandersetzung<br />

des linksliberalen US-Ökonomen<br />

John Kenneth Galbraith mit<br />

der Konsumgesellschaft bereits Ende<br />

der 50er Jahre zu einem Bestseller.<br />

Die wachstumskritischen Stimmen<br />

mehrten sich vor allem in den 70er<br />

Jahren, als durch den „Club of Rome“<br />

die Grenzen des Wachstums thematisiert<br />

wurden und einsetzende<br />

Wirtschaftskrisen das Wohlstandswachstum<br />

bedrohten.<br />

Unbestechlich – aber käuflich<br />

NovoArgumente erscheint zweimonatlich<br />

und ist in einigen Buchläden Deutschlands<br />

und Österreichs sowie im Online-Shop von<br />

www.novo-argumente.com erhältlich. Der<br />

Einzelverkaufspreis beträgt in Deutschland<br />

7,20 Euro, das Jahresabonnement kostet 37,80<br />

Euro (ermäßigt 28,50 Euro).<br />

Kontakt<br />

Thomas Deichmann<br />

Geschäftsführer und Chefredakteur<br />

Tel. 069 97206-701<br />

Fax 069 97206-702<br />

info@novo-argumente.com<br />

Aboverwaltung und Bestellservice:<br />

Erik Lindhorst<br />

Erik.Lindhorst@novo-argumente.com<br />

www.novo-argumente.com<br />

(Foto: Wikimedia Commons/GFDL/CC/Daniel Schwen)<br />

Wachstum wurde vom „Club of<br />

Rome“ vor allem als Verbrauch endlicher<br />

natürlicher Ressourcen problematisiert.<br />

In den 90er Jahren setzte<br />

sich international das Konzept der<br />

Nachhaltigkeit durch, womit eine<br />

Wirtschaftweise gemeint ist, die<br />

immer nur so viele Ressourcen verbraucht,<br />

wie sie gleichzeitig wieder<br />

neue erschafft.<br />

Im Prinzip geht es darum, den<br />

Einfluss des Menschen auf die<br />

natürliche Umwelt zu begrenzen.<br />

Die Einschätzung, dass die Lösung<br />

der Probleme in der Begrenzung<br />

der menschlichen Ambitionen liegt<br />

und menschliche Einflussnahme<br />

auf Natur und Umwelt idealerweise<br />

vollkommen eliminiert werden<br />

sollte, dominiert die gesellschaftliche<br />

Diskussion.<br />

39<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Gesellschaft<br />

40<br />

Prominente Wachstumsskeptiker gab es schon vor der industriellen Revolution:<br />

Der klassische Ökonom Thomas Robert Malthus (1766-1834) war fest davon überzeugt,<br />

dass die Menschheit nicht in der Lage sein würde, die Grenzen einer gegebenen<br />

Produktionsweise zu überwinden, um dadurch für eine Verbesserung der<br />

Lebensumstände zu sorgen.<br />

Nachhaltigkeit und negatives<br />

Menschenbild<br />

Durch den Nachhaltigkeitsansatz ist<br />

ein extrem negatives Menschenbild<br />

popularisiert worden. Bereits der<br />

klassische Ökonom Thomas Robert<br />

Malthus (1766-1834) war fest davon<br />

überzeugt, dass die Menschheit<br />

nicht in der Lage sein würde, die<br />

Grenzen einer gegebenen Produktionsweise<br />

zu überwinden, um<br />

dadurch für eine Verbesserung der<br />

Lebensumstände zu sorgen.<br />

Die Menschheit würde die Produktivkräfte<br />

der Gesellschaft, insbesondere<br />

die Landwirtschaft, nie so<br />

Online-Diskussion<br />

Debattieren Sie über diesen Artikel im<br />

Forum „Aufbruch nach vorn!“:<br />

www.novo-argumente.com<br />

(Foto: Wikipedia/Gemeinfrei)<br />

revolutionieren können, dass sie in<br />

die Lage versetzt werde, eine wachsende<br />

Bevölkerung ausreichend<br />

zu ernähren und Hungersnöte zu<br />

verhindern. Malthus wurde durch<br />

die Schaffenskraft der Menschheit<br />

widerlegt. Trotzdem feiern seine<br />

Vorstellungen seit den 70er Jahren<br />

eine fulminante Renaissance.<br />

Die Nachhaltigkeitskonzepte<br />

beruhen nämlich nicht auf der<br />

Ausschöpfung des kreativen Potenzials<br />

der Menschen, um materielle<br />

Schranken durch wirtschaftliches<br />

Wachstum zu überwinden. Sie<br />

laufen vielmehr darauf hinaus,<br />

den „ökologischen Fußabdruck der<br />

Menschheit“ einzugrenzen. Vom<br />

Standpunkt der Nachhaltigkeit<br />

erscheint heute jede Strategie, die<br />

den Einfluss des Menschen auf die<br />

Natur nicht mindert, als moralisch<br />

verwerflich.<br />

Effizienzrevolution ohne<br />

Wachstumsstrategie<br />

Die unter Merkel forcierte Propagierung<br />

der Nachhaltigkeit hat ernste<br />

Auswirkungen auf den gesellschaftlichen<br />

Wohlstand. Insofern Wachstum<br />

überhaupt noch akzeptabel<br />

erscheint, muss dieses dem Nachhaltigkeitsprinzip<br />

Genüge tun. Am<br />

ehesten gelingt dies noch, indem<br />

Innovationen die „Ressourceneffizienz“<br />

steigern, also Waren und<br />

Dienstleistungen aus einem relativ<br />

verringerten Einsatz an Rohstoffen<br />

erzeugt werden.<br />

Dies ist im Grunde ein alter Hut,<br />

denn die Wirtschaft ist aufgrund<br />

des Wettbewerbs immer gezwungen,<br />

möglichst effizient zu produzieren.<br />

Allerdings war sie in der<br />

Vergangenheit relativ frei in der<br />

Wahl der Mittel. Historisch gesehen<br />

hat der Wettbewerb primär dazu<br />

geführt, die Arbeitsproduktivität<br />

durch den Einsatz von Kapital<br />

in Form verbesserter Maschinen<br />

und Technologien zu erhöhen. Die<br />

hergestellten Waren und Dienstleistungen<br />

wurden infolgedessen<br />

immer günstiger oder qualitativ<br />

besser.<br />

Die Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />

hat dazu geführt, dass die<br />

Gesellschaft immer weniger Zeit zur<br />

Herstellung der Güter aufwenden<br />

musste. Deutlich wird dies anhand<br />

der vollständigen Transformation<br />

der landwirtschaftlichen Produktion<br />

von einer Subsistenzwirtschaft, in<br />

der fast die gesamte Gesellschaft mit<br />

Der Wechsel kommt: Pensionszusagen im Fokus<br />

Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) ist da.<br />

Nutzen Sie die Kompetenz der Allianz.<br />

Ich berate Sie gern. In allen Einzelheiten.<br />

Vermittlung durch:<br />

Steffen Schmidt, Generalvertretung<br />

Georg-Schumann-Str. 200, <strong>04</strong>159 Leipzig<br />

steffen.schmidt@allianz.de, www.allianz-steffen-schmidt.de<br />

Tel. 0341.911 5 112<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

Hoffentlich Allianz


Gesellschaft<br />

der Lebensmittelproduktion beschäftigt<br />

war, bis zum heuten Entwicklungsstand.<br />

Teurer Regulierungswahn<br />

Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft<br />

zielen inzwischen jedoch primär<br />

darauf ab, die Ressourceneffizienz<br />

zu steigern. Sie gefährden dabei<br />

unmittelbar Fortschritte bei der<br />

Steigerung der Arbeitsproduktivität.<br />

Die staatlichen Regulierungen sind<br />

äußerst vielfältig und reichen von<br />

direkten Vorgaben für die Industrie<br />

über Steuern bis hin zur Regulierung<br />

des Kaufverhaltens.<br />

Das Verbot des Verkaufs von Glühbirnen<br />

ist für diese Herangehensweise<br />

typisch: Es zielt darauf ab, den<br />

Stromverbrauch durch den Einsatz<br />

von weniger stromfressenden Lichtquellen<br />

deutlich zu reduzieren. Die<br />

Regulierung war unumgänglich, da<br />

die Industrie nicht in der Lage ist,<br />

die weniger stromfressenden Lichtquellen<br />

zu wettbewerblichen Bedingungen<br />

auf den Markt zu bringen.<br />

Deren Herstellung ist wesentlich<br />

unproduktiver und deshalb teuer.<br />

Deswegen hat der Verbraucher<br />

(neben anderen Gründen) lieber<br />

auf die alten Stromfresser zurückgegriffen.<br />

Was zur Steigerung der<br />

Ressourceneffizienz geeignet ist,<br />

führt offenbar nicht automatisch zu<br />

einem erschwinglichen Produkt.<br />

Subventionen für grüne Ideologie<br />

In seinem lesenswerten Buch „Das<br />

grüne Paradoxon“ hat der Präsident<br />

des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn,<br />

sehr eindringlich darauf hingewiesen,<br />

dass die staatlichen Maßnahmen<br />

zur Steigerung der Ressourceneffizienz<br />

bei der Energienutzung<br />

den Steuerzahler mit jährlich etwa<br />

60 Mrd. Euro zusätzlicher Energiekosten<br />

belasten. (6)<br />

Gegenwärtig wird Energie, die<br />

etwa in Form von Kernenergie oder<br />

Braunkohle recht günstig zu erzeugen<br />

ist, durch wesentlich unproduktivere<br />

Energieformen ersetzt. Die<br />

Erzeugung einer Kilowattstunde<br />

Solarenergie verbraucht ein Vielfaches<br />

an menschlicher Arbeitszeit<br />

im Vergleich zur Erzeugung von<br />

Atomstrom.<br />

Deswegen ist sie auch um ein<br />

Vielfaches teurer und muss vom<br />

Verbraucher entsprechend subventioniert<br />

werden.<br />

Einschneidende Verluste<br />

vorprogrammiert<br />

Isoliert betrachtet wäre die Subventionierung<br />

einer ineffektiven<br />

Produktionsweise sicherlich unproblematisch.<br />

Es ist gewiss auch<br />

legitim, dass politische Prioritäten<br />

gesetzt werden, die darauf abzielen,<br />

die Gesellschaft in eine bestimmte<br />

Richtung zu steuern, was den Einsatz<br />

vieler Ressourcen rechtfertigen<br />

kann.<br />

Auch in der Vergangenheit konnte<br />

es sich die deutsche Gesellschaft<br />

immer wieder leisten, zur Erreichung<br />

von verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Zielen einen hohen<br />

Aufwand zu betreiben. Problematisch<br />

ist jedoch der gegenwärtige<br />

gesellschaftliche Kontext, in dem<br />

die Ressourceneffizienz erzwungen<br />

werden soll. Während zumindest<br />

bis in die 80er Jahre hinein noch ein<br />

recht starkes Wirtschaftswachstum<br />

und im Zuge dessen eine entsprechende<br />

Produktivitäts- und auch<br />

Wohlstandssteigerung erzielt wurde,<br />

fehlt dies heute vollkommen.<br />

Die Gesellschaft ist kaum mehr in<br />

der Lage, die zusätzlichen Belastungen<br />

ohne einschneidende materielle<br />

Verluste zu verkraften. Geradezu<br />

verheerend ist, dass in dieser<br />

Situation von den Verantwortlichen<br />

in Politik und Wirtschaft wachstumsskeptisch<br />

und bisweilen sogar<br />

offen wachstumsfeindlich argumentiert<br />

und agiert wird.<br />

Die bisherigen Aktivitäten als<br />

Reaktion auf die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

legen dafür deutlich<br />

Zeugnis ab. Die Regierungsmaßnahmen<br />

laufen primär darauf<br />

hinaus, den Konsum anzukurbeln.<br />

In den vergangenen zwei Jahren<br />

wurden vom Staat nicht weniger<br />

als 90 Mrd. Euro zur Stärkung der<br />

Binnennachfrage aufgewendet.<br />

Diese Maßnahmen laufen darauf<br />

hinaus, die bestehenden Strukturen<br />

zu erhalten.<br />

Mehr Informationen<br />

Mehr zum Thema finden Sie im Dossier<br />

„Wirtschafts- und Finanzkrise“<br />

unter www.novo-argumente.com<br />

41<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Gesellschaft<br />

42<br />

Konsens brechen!<br />

Dringend erforderlich wäre aber<br />

ein Konzept oder zumindest eine<br />

Diskussion darüber, wie mittelund<br />

langfristig die produktive<br />

Basis unserer Gesellschaft gestärkt<br />

werden kann.<br />

Dazu würde auch die Frage gehören,<br />

wie ein Energiekonzept aussehen<br />

Anmerkungen<br />

könnte, das nicht darauf hinausläuft,<br />

Energie immer ineffizienter<br />

und teurer zu produzieren.<br />

Stattdessen benötigen wir eine<br />

Produktivitätsrevolution, die im<br />

Ergebnis Energie massig und billig<br />

zur Verfügung stellt. Dies wäre eine<br />

wichtige Grundlage für dringend<br />

notwendiges Wachstum. Eine solche<br />

Produktivitätsrevolution scheitert<br />

n (1) Angela Merkel am 26.10.09 auf dem Kleinen Parteitag der CDU<br />

n (2) Horst Köhler: Ansprache aus Anlass der Ernennung des Bundeskabinetts am 28.10.09,<br />

www.bundespraesident.de<br />

n (3) Kurt Biedenkopf: Vortrag im Rahmen der „Gespräche auf der Piazza“ der e.on Energie AG,<br />

2006, www.eon-energie.com<br />

n (4) Angela Merkel: Berliner Gespräche der CDU, 17.8.2009, „Nachhaltiges Wachstum –<br />

Wege aus der Wirtschaftskrise“, www.vimeo.com<br />

n (5) Hans Christoph Binswanger: „Mehr Kompetenz für die Zentralbank“ in: FTD, 17.12.09,<br />

www.ftd.de<br />

n (6) Hans-Werner Sinn: Das grüne Paradoxon, Econ, 2008<br />

gegenwärtig nicht am fehlenden<br />

Geld, sondern am fehlenden politischen<br />

Willen und Horizont.<br />

Aufgrund der verbreiteten Wachstumsskepsis<br />

werden sich für ambitionierte<br />

und teure Konzepte, die<br />

Wirtschaftswachstum klar ins<br />

Zentrum rücken, auf absehbare Zeit<br />

schwerlich Wortführer oder politische<br />

Mehrheiten finden lassen.<br />

Nichtsdestotrotz ist es dringend<br />

notwendig, den gegenwärtigen Konsens<br />

zu brechen. Ansonsten werden<br />

wir uns damit abfinden müssen,<br />

dass wir – um nochmals mit den<br />

Worten des ehemaligen Bundespräsidenten<br />

zu sprechen – lernen werden,<br />

„mit weniger Verbrauch glücklich<br />

und zufrieden zu sein“. n<br />

Alexander Horn<br />

Dieser Artikel erschien ungekürzt<br />

zuerst in NovoArgumente<br />

106 – Mai, Juni <strong>2010</strong><br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Gesellschaft<br />

Mittelstand zeigt Verantwortung<br />

Auf dem Gelände der Paracelsus-Klinik Reichenbach/Vogtland entsteht ein neuer<br />

Kindergarten<br />

Pünktlich zum Kindertag am 1. Juni<br />

<strong>2010</strong> erfolgte der erste Spatenstich<br />

für den neuen Kindergarten<br />

Das Vogtland ist wie viele Regionen<br />

der neuen Bundesländer geprägt von<br />

Bevölkerungsrückgang und Abwanderung.<br />

Den daraus folgenden Fachkräftemangel<br />

und die Auswirkung<br />

auf die Standortsicherung spüren<br />

bereits viele Firmen. Dieser negative<br />

Trend wird durch die Kinderbetreuungssituation<br />

mit nur wenigen vorhandenen<br />

Betreuungsplätzen, die oft<br />

keinen ausreichenden Zeitrahmen<br />

abdecken, verstärkt.<br />

Gemeinschaftsprojekt des Netzwerks<br />

„Familienfreundliche Unternehmen“<br />

Für junge Menschen bedeutet<br />

dies, entweder auf eine Familiengründung<br />

zu verzichten oder sich<br />

(Foto: Paracelsus-Klinik Reichenbach)<br />

mit reduzierten Arbeitszeiten und<br />

Ausfallzeiten zu arrangieren. Nicht<br />

selten entscheiden sie sich für einen<br />

Arbeitsstellen- oder Ortswechsel.<br />

Um dem entgegenzuwirken, hat die<br />

Paracelsus-Klinik Reichenbach mit<br />

zehn anderen Unternehmen der Region<br />

das Netzwerk „Familienfreundliche<br />

Unternehmen“ gegründet und<br />

die Idee einer Kindertagesstätte ins<br />

Leben gerufen. Hierfür stellt das Klinikum<br />

ein 2 400 qm großes Grundstück<br />

zur Verfügung und trägt mit<br />

230.000 Euro im ersten Bauabschnitt<br />

mehr als ein Drittel der Gesamtkosten<br />

für Bau und Einrichtung.<br />

Errichtet wird eine öffentliche Tagesstätte<br />

für 40 Kinder im Alter von<br />

sechs Monaten bis zu sechs Jahren,<br />

im zweiten Bauabschnitt wird das<br />

Angebot um weitere 20 Kindergartenplätze<br />

erweitert. Der erste Spatenstich<br />

erfolgte am 1. Juni <strong>2010</strong>. Bauherr<br />

dieser Tagesstätte ist die Paracelsus-<br />

Klinik Reichenbach.<br />

Für „Pfiffiküsse“ aller Eltern<br />

Die Betreuungsplätze stehen nicht<br />

nur dem Personal des Klinikums<br />

und der weiteren Firmen des Netzwerks<br />

zur Verfügung, sondern allen<br />

Eltern. Der Kindergarten wird den<br />

klangvollen Namen „Pfiffiküsse“<br />

tragen. Diese bewusst gewählte<br />

Wortkreation drückt die Wünsche der<br />

Paracelsus-Klinik Reichenbach an die<br />

zukünftigen Bewohner der Kindertagesstätte<br />

aus:<br />

„Pfiffi kommt von pfiffig und steht<br />

für die Begabungen der Kinder, und<br />

Küsse steht für Liebe, denn das ist das<br />

Wichtigste, was wir den Kindern mit<br />

auf den Weg geben können“, so Rainer<br />

Leischker, der Verwaltungsdirektor<br />

der Paracelsus-Klinik Reichenbach.<br />

Ganztagsbetreuung an sechs<br />

Wochentagen<br />

Für das Klinikum war es wichtig,<br />

die Tagesstätte durch einen erfahrenen<br />

Partner betreiben zu lassen.<br />

Eine Arbeitsgruppe prüfte mögliche<br />

Betreiber in einem Auswahlverfahren<br />

und entschied sich für die Volkssolidarität,<br />

die bereits zwei Kindergärten<br />

im Vogtland betreibt. Die Kindertagesstätte<br />

wird über ein Ganztagsbetreuungskonzept<br />

verfügen und an<br />

sechs Wochentagen von 5:45 Uhr bis<br />

18:00 Uhr geöffnet sein.<br />

Die pädagogische Arbeit orientiert<br />

sich an der Gesundheitstheorie<br />

von Sebastian Kneipp. Natur und<br />

Gesundheit nehmen einen wichtigen<br />

Platz ein, um auf diese Weise<br />

das Bewusstsein für eine gesunde<br />

Lebensweise zu vermitteln. ■<br />

43<br />

• Dienstleistungen in der Waldbewirtschaftung<br />

• Logistik für den Holztransport<br />

• Wärmeversorgung mit Holzenergie<br />

Bürositz: Friedrichdorfer Straße 15 • 64754 Hesseneck-Kailbach • Tel.: 06276 9196-0 • Fax: 06276 9196-20<br />

E-mail: info@cambium-forstbetriebe.de • E-mail: info@energieholzhof-odenwald.de<br />

www.cambium-forstbetriebe.de • www.cambium-energieholzhof.de<br />

Firmensitz: Im Mühlengrund 1 • 74864 Fahrenbach-Robern<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Ein anderes Lebensziel<br />

Wenn heilige Kühe geschlachtet werden und ein Nachfolger gefunden werden muss<br />

44<br />

Unternehmensnachfolge ist häufig<br />

ein Tabuthema<br />

Es gibt Fragen, die stellt man nicht<br />

öffentlich. „Wer wird eigentlich Angela<br />

Merkels Nachfolger oder Nachfolgerin,<br />

wenn die Kanzlerin morgen bei<br />

einem Unfall ums Leben kommt?“, ist<br />

so eine Frage. Die Voraussetzung für<br />

die Frage klingt absurd, aber das Thema<br />

Nachfolge ist es nicht.<br />

Die USA haben für die Antwort ein<br />

eigenes Amt, es heißt Vizepräsident.<br />

Wer bei Wahlen überlegt, ob er einem<br />

Bewerber die größte Streitmacht der<br />

Welt anvertraut, soll zugleich auch<br />

wissen, wem er die Nachfolge im Fall<br />

der Fälle vom Herzversagen bis zum<br />

Attentat geben möchte.<br />

Marktsituation<br />

Nicht nur Frau Merkel hätte im<br />

Ernstfall keinen Nachfolger. Von<br />

243 000 deutschen Unternehmern<br />

im Rentenalter haben 60- bis 70 000<br />

Chefs keinen. Jeder Zweite hat wohl<br />

einen Vertreter, aber nur jeder Fünfte<br />

einen Nachfolger.<br />

Die Hälfte dieser Firmen werden<br />

daran scheitern und vor dem Aus<br />

stehen. Die Preise für Unternehmen<br />

sind seit Anfang 2008 um ca. 30<br />

Prozent gefallen. Diese Marktsituation<br />

hat Christof Stölzel, Firma<br />

Variotec-Sandwichelemente GmbH<br />

& Co. KG aus Neumarkt i. d. Opf.,<br />

zusammengefasst. Er schätzt diese<br />

Situation sowohl gesellschaftspolitisch<br />

als auch wirtschaftspolitisch<br />

als kritisch ein.<br />

Es gibt für alles eine Lösung<br />

Nachfolge gilt häufig als Tabuthema<br />

in der Familie. Dagegen hilft ein klarer<br />

Familien-Kodex. Stölzel empfiehlt<br />

auch: „Entwickeln Sie ein System,<br />

forcieren Sie Mitarbeitermodelle.<br />

(Foto: © Rainer Sturm/PIXELIO)<br />

Suchen Sie strategische Partner entlang<br />

Ihrer Wertschöpfungskette oder<br />

vereinbaren Sie eine Holdingkontrolle<br />

mit einem externen Manager.“<br />

„Hausaufgaben machen“ ist das<br />

Wichtigste beim Verkauf. Schaffen Sie<br />

durchsichtige Strukturen: Entflechten<br />

Sie Unternehmen und Familie, bereinigen<br />

Sie ihre kleinen Geheimnisse,<br />

Zusagen u.s.w. Schaffen Sie klare<br />

Kompetenzen, ein stimmiges Organigramm.<br />

Vermeiden Sie familiären<br />

Streubesitz und lösen Sie Inkognitas<br />

auf, empfiehlt Stölzel. Wenn die<br />

Hausaufgaben nicht gemacht sind,<br />

kostet das etwa 20 Prozent des Kaufpreises,<br />

warnt er eindringlich.<br />

Es ist banal, rät Stölzel, die heilige<br />

Kuh, „das geb ich nicht auf“ – das<br />

geht nicht mehr. Nach dem Verkauf<br />

sollte man so schnell wie möglich<br />

weg sein. Der Neue will agieren, Sie<br />

haben ein anderes Lebensziel, orientiert<br />

Stölzel.<br />

Verkauf<br />

Es gibt einen Stufenplan für einen<br />

Unternehmensverkauf, eine optimierte<br />

Prozessgestaltung. Wenn diese<br />

Hausaufgaben gemacht sind, dann<br />

kann man auf den Markt gehen. Wer<br />

sind die potenziellen Investoren?<br />

Ausländische Investoren beispielsweise<br />

verfügen über entsprechendes<br />

Kapital, insbesondere Asiaten oder<br />

Osteuropäer. Um die Firma nicht<br />

Unternehmensnachfolge<br />

woanders wiederzufinden, können<br />

bestehende Kundenverbindungen,<br />

Distributionskanäle, Know-how oder<br />

Netzwerke helfen, um den Erwerber<br />

zu binden.<br />

Finanzinvestoren streben den Wiederverkauf<br />

an. Seit 2006 haben sie<br />

den Mittelstand für sich entdeckt. 270<br />

Private Equity-Gesellschaften, ca. 40<br />

sind bereits Turnaround-Spezialisten<br />

für Special Situations (1E-Deals).<br />

Professionell<br />

Die Transaktion im Small und Mid<br />

Cap-Bereich erfordert ebenso sorgfältige<br />

und professionelle Arbeit in<br />

Anbahnung, Analyse und Abwicklung<br />

wie Milliardendeals zwischen<br />

Großkonzernen. „Die Enscheidungsphase<br />

ist die gefährlichste Zeit für Ihr<br />

Unternehmen“, warnt Sölzel: „Halten<br />

Sie sich strikt an den Stufenplan.“<br />

Die Basis für die Transaktionen ist<br />

das Bild der Firma:<br />

■ Wer bin ich?<br />

■ Was habe ich?<br />

■ Wie stehe ich da?<br />

■ Eine detaillierte Übersicht finden Sie im Online-Artikel unter:<br />

www.pt-magazin.de<br />

Dieses Unternehmensbild sollten Sie<br />

selbst entwickeln, selber machen,<br />

rät Stölzel und: „Den objektiven und<br />

einzig richtigen Preis gibt es nicht.<br />

Sind Sie gut vorbereitet, gibt es keine<br />

Leichen im Keller, ergibt sich eine<br />

entsprechende Kaufpreisfindung.“ ■<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Sparpotenziale aufgespürt<br />

Was bringt eine Energie-Effizienz-Beratung?<br />

(Fotos: REPOWER)<br />

Repower-Berater André Wörmann (links) im Gespräch mit Dirk Schilling,<br />

Kaufmännischer Leiter und Jörg Bange, Leiter Finanzbuchhaltung der<br />

Hans Soldan GmbH (rechts).<br />

45<br />

PR-Beitrag<br />

Der Kanzleidienstleister Hans Soldan<br />

GmbH bietet von Büromaterialien,<br />

juristischer Fachliteratur, Druck von<br />

Broschüren oder Visitenkarten bis<br />

zu Abrechnungsservices oder Kanzleimarketing<br />

alles, was Notare und<br />

Anwälte für ihre Kanzlei benötigen.<br />

Der Hauptsitz der Firma mit Verwaltung,<br />

Büromöbel-Ausstellung<br />

und Druckerei ist in Essen. Hier verbraucht<br />

Soldan jährlich 1.900 Megawattstunden<br />

an Strom und Gas. Bei<br />

etwas mehr als 140.000 Euro liegt<br />

die Energierechnung per anno.<br />

Grund genug, die einzelnen Verbräuche<br />

näher zu betrachten und Sparpotenzial<br />

zu erkunden. Gemeinsam<br />

mit dem Stromlieferanten Repower<br />

nahm ein unabhängiger B.A.U.M.<br />

Energieberater die Druckerei, die Beleuchtungsanlagen,<br />

den Maschinenpark,<br />

die Raumluft- und Lagertechnik,<br />

die Informationstechnik und die<br />

Heizungsanlage bei Soldan mit fachmännischem<br />

Blick unter die Lupe.<br />

Unterm Strich errechnete der Berater<br />

ein Einsparpotenzial von jährlich<br />

mindestens 22.000 Euro – das entspricht<br />

rund 15 Prozent der Energiekosten.<br />

Innerhalb von maximal zwei<br />

Jahren, so das Gutachten, können<br />

sich viele Optimierungsmaßnahmen<br />

rechnen. Damit kann Soldan in<br />

Zukunft nicht nur viel Geld sparen<br />

– die Verbesserungen entlasten die<br />

Umwelt um 86 Tonnen Kohlendioxid.<br />

Dirk Schilling, kaufmännischer<br />

Leiter und Prokurist bei Soldan,<br />

zeigte sich von den Ergebnissen<br />

der Effizienz-Beratung beeindruckt:<br />

„Zunächst waren wir skeptisch, dass<br />

ein Energieversorger und ein Berater<br />

gemeinsam kommen. Jetzt bewerte<br />

ich diesen Ansatz jedoch positiv.<br />

Unser Bewusstsein für das Thema<br />

ist deutlich geschärft worden, und<br />

die Beratung hat viel Potenzial aufgedeckt.<br />

Ein toller Erfolg für den<br />

Betrieb!“ ■<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Wirtschaft<br />

Das Erfolgsgeheimnis von airberlin heißt:<br />

Innovation + Flexibilität = Wachstum<br />

46<br />

Die „Air Berlin GmbH & Co. Luftverkehrs<br />

KG“, hervorgegangen aus der<br />

1978 gegründeten Air Berlin Inc.,<br />

startet ihren Flugbetrieb im Jahr<br />

1992 mit zwei Boeing-Jets und 150<br />

Mitarbeitern. Bereits 2003 steigt sie<br />

zur zweitgrößten Fluggesellschaft<br />

Deutschlands auf.<br />

Heute umfasst ihre Flotte 150<br />

Maschinen, die innerdeutsch, europa-<br />

und weltweit 154 Ziele anfliegt.<br />

im Jahre 2009 feierte Air Berlin<br />

sein 30-jähriges Bestehen und<br />

beförderte in diesem Jahr insgesamt<br />

28,6 Millionen Passagiere weltweit.<br />

Das Unternehmen beschäftigt<br />

rund 8.200 Mitarbeiter. Allein in<br />

2008 erhielt airberlin mehr als 10<br />

Auszeichnungen für Service und<br />

Qualität.<br />

Flexibel bleiben und dabei sparen –<br />

mit den airberlin Firmentarifen<br />

Firmenkunden brauchen optimale<br />

Fluganbindungen, Flexibilität und<br />

vollen Service – und das zu günstigen<br />

Konditionen. airberlin hat<br />

sich auf diese Bedürfnisse eingestellt<br />

und bietet daher Firmenkunden<br />

spezielle vollflexible Firmenraten<br />

an.<br />

Diese ermöglichen hohe Ersparnisse<br />

gegenüber publizierten Tarifen,<br />

sind als One-Way-Flüge buchbar<br />

und können in der vollflexiblen<br />

Buchungsklasse jederzeit kostenfrei<br />

umgebucht oder storniert werden.<br />

Mit der Kombination von vollflexiblen<br />

Firmentarifen und tagesaktuellen<br />

Tarifen schafft das airberlin<br />

Firmenabkommen ein Höchstmaß<br />

an Flexibilität für Firmenkunden.<br />

Bei airberlin wird Partnerschaft<br />

groß geschrieben: die Firmentarife<br />

werden auf dem kompletten innerdeutschen<br />

Streckennetz sowie zu<br />

allen internationalen Geschäftsreisezielen<br />

angeboten.<br />

Systemanbieter kompletter Verpackungs lösungen<br />

zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000<br />

Industrie- und Gefahrgutverpackungen mit<br />

20-jähriger Erfahrung vorrangig für die Branchen:<br />

■ Chemische Industrie<br />

■ Sonderabfallwirtschaft<br />

■ Automobilindustrie und deren Zulieferer<br />

■ Elektronik und Feinmechanik<br />

■ Flugzeugbau<br />

■ Sanitärtechnik<br />

Werner-Seelenbinder-Str. 9 | 09120 Chemnitz<br />

Telefon: 0371 / 27 18 40 | Telefax: 0371 / 27 18 418<br />

E-Mail: info@richter-hess.de | www.richter-hess.de<br />

richter & heß VERPACKUNGEN präsentiert sich<br />

auf der SIT vom 23. - 25.06.<strong>2010</strong> in Chemnitz am Stand D21.


Wirtschaft<br />

(Bild: airberlin)<br />

47<br />

PR-Beitrag<br />

Immer gut im Geschäft – mit airberlin<br />

business points<br />

Im März <strong>2010</strong> erweiterte die Airline<br />

ihr Angebot auch für mittelständische<br />

Firmenkunden. Das kostenlose<br />

Bonusprogramm airberlin business<br />

points vergütet Geschäftsflüge<br />

von Firmen mit Punkten, die einfach<br />

in einen Prämienflug für die nächste<br />

Geschäftsreise eingelöst werden.<br />

Je häufiger Firmen also airberlin<br />

oder NIKI für die dienstlichen Reisen<br />

ihrer Mitarbeiter wählen, desto<br />

mehr kann das Reisebudget mit Prämienflügen<br />

entlastet werden!<br />

Teilnehmen können kleine und mittelständische<br />

Unternehmen sowie<br />

Rechtsanwaltskanzleien, Steuerberatungs­<br />

oder Architekturbüros,<br />

Verbände oder Unternehmensberatungen.<br />

Mindestens 3 Mitarbeiter<br />

müssen im Unternehmen beschäftigt<br />

sein. Grundvoraussetzung ist<br />

zudem, dass mindestens zehnmal<br />

pro Jahr mit der business points<br />

Kundennummer geschäftliche Flüge<br />

gebucht werden.<br />

Anmeldung<br />

Die Anmeldung erfolgt ausschließlich<br />

online auf<br />

www.business­points.airberlin.com<br />

unter Angabe der erforderlichen<br />

Firmenadressdaten sowie der Kontaktdaten<br />

der reiseverantwortlichen<br />

Person. Die Punktegutschriften<br />

und Prämieneinlösungen werden<br />

detailliert mit Namen des Reisenden,<br />

geflogene Strecke und Höhe der<br />

Punkte dargestellt. Nichterfasste<br />

Punkte von dienstlichen Flügen<br />

lassen sich mittels eines Formulars<br />

ganz schnell und einfach nachtragen.<br />

Ob Kreditkartenzahlung oder<br />

auch Lastschriftverfahren – für die<br />

spätere Gutschrift der Punkte nach<br />

Flugantritt sind beide Zahlarten<br />

möglich, was insbesondere mittelständische<br />

Firmen ohne Firmenkreditkarten<br />

entgegenkommen dürfte.<br />

Zudem ist keine Hinterlegung der<br />

Mitarbeiternamen oder zusätzlicher<br />

administrativer Aufwand erforderlich.<br />

Die entsprechenden Punkte<br />

werden immer nach Antritt des<br />

Fluges zeitnah automatisch gutgeschrieben.<br />

Erfolgte die Buchung<br />

einmal nicht online unter airberlin.<br />

com­oder über ein Reisebüro, können<br />

die Punkte nachträglich über ein<br />

Online­Formular geltend gemacht<br />

werden. n<br />

S P E DITION - L OG IS TIK - L AG E R UNG


Wirtschaft<br />

Die Kraft der Bilder<br />

Digital Signage: Visuelles Marketing wird immer wichtiger<br />

Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten<br />

wir Verpackungslösungen, die nicht nur Vertrauen<br />

in unsere Produkte und Leistungen<br />

aufbauen, sondern auch auf eine langfristige<br />

und komplexe Zusammenarbeit ausgerichtet<br />

sind.<br />

KAVEPA ® – eine Marke, die für Kundenorientierung,<br />

Affi nität zum Produkt, Vertrauen,<br />

Engagement, Produktvielfalt und Anpassungsfähigkeit<br />

steht.<br />

Unsere Leistungen:<br />

■ individuelle Sonderanfertigungen verschiedenster<br />

fl exibler Kunststoffverpackungen<br />

für die Lebensmittel, Textil– und Kosmetikindustrie,<br />

Verlage, Waren– und Versandhäuser,<br />

Geld– und Werttransporte und<br />

Banken, etc.<br />

■ Bedruckung im Flexodruckverfahren bis<br />

zu 12 Farben<br />

■ Veredlung von Automatenfolien<br />

■ Fertigung von Kleinstmengen<br />

■ attraktives Preis– /Leistungsverhältnis<br />

Starke Produkte haben einen guten Namen<br />

(www.ne-na.de) - Südkorea ist nach<br />

Auffassung des ITK-Experten Peter<br />

Weilmuenster, Vorstandschef von<br />

Bitronic, nicht nur ein wichtiger<br />

Herstellermarkt der Elektronikbranche,<br />

es ist auch ein interessantes<br />

Innovationslabor für technologische<br />

Trends, die wir in der einen oder<br />

anderen Ausprägung in Deutschland<br />

erleben werden.<br />

Völlig neue Aufgaben<br />

Man brauche nur das Metronetz von<br />

Seoul benutzen: „Es ist die Stadt der<br />

Screens. Elektronische Fahrscheine<br />

werden an Touchscreen-Terminals<br />

aufgeladen, in den U-Bahnhöfen<br />

laufen Werbeclips auf Plasma-Monitoren,<br />

und animierte Waggons zeigen<br />

auf LED-Tafeln die Position der<br />

U-Bahn inklusive Wartezeit an.<br />

Hier spielt sich die radikale Variante<br />

dessen ab, was der Verleger<br />

Hubert Burda als ‚Iconic Turn‘<br />

bezeichnet – also die Wende vom<br />

Wort zum Bild, die in Deutschland<br />

noch in den Kinderschuhen steckt“,<br />

so Weilmuenster, dessen Firma Serviceleistungen<br />

für die Technologie-<br />

Branche erbringt.<br />

In den USA haben Intel und Microsoft<br />

ein interessantes futuristisches<br />

System für die Werbewirtschaft vorgestellt:<br />

Eine 1,50 Meter breite und<br />

1,70 Meter hohe holografische Fläche.<br />

Sie steht neben einem LCD-Monitor.<br />

Die Software kann mit einer Kamera<br />

die Größe, das Alter und Geschlecht<br />

des Kunden erfassen und dazu passende<br />

Werbung anzeigen.<br />

Gleichzeitig erkennt das System<br />

den Stil der Kleidung und stellt<br />

Ware zum Modegeschmack jedes<br />

Einzelnen vor. „Wir werden in der<br />

Werbung und im Handel in nächster<br />

Zeit einen gewaltigen Umbruch in<br />

Richtung visueller Welten erleben.<br />

Für die Logistik, Wartung und für<br />

das Content-Manage ment entstehen<br />

völlig neue Aufgaben“, sagt der<br />

Bitronic-Chef.<br />

Bisher nur Werbemedium<br />

In Deutschland hat sich Digital<br />

Signage nach einem Bericht der<br />

Fachzeitschrift „acquisa“ vor allem<br />

als Werbemedium entwickelt.<br />

„Was die Anzahl der Werbe-Screens<br />

betrifft, liegt Deutschland im europäischen<br />

Ranking hinter Großbritannien<br />

auf Platz zwei und ist Ländern<br />

wie Frankreich, Spanien oder<br />

Italien um einiges voraus“, erklärt<br />

André Wiegand von Goldmedia<br />

gegenüber „acquisa“.<br />

Im Einzelhandel stehe man noch am<br />

Anfang. Es werde erst einmal beobachtet,<br />

was sich auf ausländischen<br />

Märkten abspielt, und man bewertet<br />

kritisch die Projekte, die wieder<br />

Nominiert für<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“ <strong>2010</strong><br />

Karl Verpackungen GmbH und Co. KG<br />

Rüdersdorf Nr. 177b<br />

07586 Kraftsdorf<br />

Telefon: +49 (0) 3 66 06 / 8 86-0<br />

Telefax: +49 (0) 3 66 06 / 8 86-29<br />

E-Mail: info@karl-verpackungen.de<br />

Internet: www.karl-verpackungen.de


Wirtschaft<br />

(Foto: © O. Fischer/PIXELIO)<br />

49<br />

eingestellt werden, etwa das Tesco-<br />

Netzwerk der Briten. Die Technik sei<br />

dabei das geringste Problem.<br />

„Die Werbung lässt sich regional<br />

aussteuern, kommt über die DSL-<br />

Leitung auf die Flachbildschirme.<br />

Jeder Bildschirm eines Digital-Signage-Systems<br />

kann die gleiche Botschaft<br />

aussenden, aber auch eine<br />

jeweils individuelle. Regionale Inhalte<br />

können in einer Filiale eingespielt<br />

und mit den zentralen Inhalten<br />

vermischt wiedergegeben<br />

werden. Auch Anbindungen an ein<br />

Warenwirtschaftssys tem sind üblich“,<br />

schreibt „acquisa“.<br />

Jobs steckt an<br />

Steve Jobs hat die Kraft der Bilder<br />

verinnerlicht und radikal in der<br />

Marketingstrategie von Apple etabliert.<br />

Er begeistert seine Kunden<br />

mit Bild, Film, Text, Ton und absolut<br />

frischen Produkten, meint der Werbefachmann<br />

Michael Conrad. Das<br />

könne man in jedem Apple-Laden<br />

besichtigen.<br />

Das Manifest „Think Different“, mit<br />

dem Jobs eine der eindrucksvollsten<br />

Turn-Around-Stor ies der jüngeren<br />

Markengeschichte realisierte, sei<br />

keine Schönrednerei, wie man sie<br />

oft von Firmen in der Werbung<br />

hört. „Es ist eine Vision, ein klar<br />

artikuliertes Programm. Es wird von<br />

einem Mann propagiert, der ansteckend<br />

ist in seiner Begeisterung und<br />

der seine Produkte selbst eindrucksvoll<br />

und kompetent vorstellt“, sagt<br />

Conrad. n<br />

Gunnar Sohn<br />

Mehr Informationen<br />

www.ne-na.de<br />

www.bitronic.eu<br />

www.digitalsignageeurope.com<br />

www.haufe.de/acquisa/


Innovation<br />

Verjüngung durch Reprogrammierung<br />

Stammzellforschung: Mediziner hoffen, künftig verletzte oder kranke Organe heilen oder<br />

sogar ersetzen zu können<br />

50<br />

(Bilder: MPI für molekulare Genetik)<br />

Elektronenmikroskopische Aufnahmen von Mitochondrien. Im Vergleich zu erwachsenen Bindegewebszellen (Abb. links) sind<br />

die Mitochondrien von embryonalen Stammzellen und iPS-Zellen deutlich abgerundet.<br />

(idw-online/eigBer.) - Menschliche<br />

Stammzellen gehören zu den Hoffnungsträgern<br />

der Medizin. Ihre<br />

Gewinnung aus menschlichen<br />

Embryonen birgt jedoch ethische<br />

Probleme. Forscher versuchen daher,<br />

bereits erwachsene Zellen durch<br />

Reprogrammierung in Stammzellen<br />

zu verwandeln.<br />

Mitochondrien verändern ihre Form<br />

Wie Wissenschaftler des Berliner<br />

Max-Planck-Instituts für molekulare<br />

Genetik jetzt zeigen konnten, beeinflusst<br />

dieser Prozess auch die Mitochondrien.<br />

Diese Zellorganellen besitzen<br />

eine eigene DNA und sind daher<br />

nicht von dem anfänglichen Reprogrammierungsprozess<br />

betroffen. Die<br />

Forscher konnten jedoch nachweisen,<br />

dass sich die Mitochondrien erwachsener<br />

Zellen im Zuge der Reprogrammierung<br />

ebenfalls verjüngen und<br />

sogar ihre äußere Form verändern.<br />

Weitere Informationen<br />

Max-Planck-Institut für molekulare<br />

Genetik, Berlin<br />

Dr. Alessandro Prigione<br />

Tel. 030 8413-1237<br />

prigione@molgen.mpg.de<br />

Dr. James Adjaye<br />

Tel. 030 8413-1203<br />

adjaye@molgen.mpg.de<br />

http://www.molgen.mpg.de<br />

Humane embryonale Stammzellen<br />

können sich zu jeder Zellart des<br />

Organismus entwickeln. Dadurch<br />

wird es möglich, dass aus einer<br />

einzigen befruchteten Zelle ein vollständiger<br />

Organismus mit hochspezialisierten<br />

Geweben und Organen<br />

wie Nerven, Muskeln oder Leberzellen<br />

entsteht. Durch die Verwendung<br />

von menschlichen Stammzellen<br />

hoffen Mediziner, künftig verletzte<br />

oder kranke Organe heilen oder<br />

sogar ersetzen zu können.<br />

Biochemische Abläufe noch unklar<br />

Die Gewinnung embryonaler<br />

Stammzellen aus menschlichen<br />

Embryonen ist jedoch ethisch<br />

bedenklich. Große Erwartungen<br />

knüpfen sich daher an die Verwendung<br />

sog. „induzierter pluripotenter<br />

Stammzellen“ (iPS-Zellen). Dies sind<br />

erwachsene Körperzellen, in denen<br />

bestimmte „schlafende“ Gene wieder<br />

aktiviert werden.<br />

Die Zellen verwandeln sich erneut<br />

in Stammzellen und bekommen die<br />

Fähigkeit zurück, sich zu anderen<br />

Geweben bzw. Zellarten zu spezialisieren.<br />

Bislang ist jedoch noch<br />

unklar, ob auch die biochemischen<br />

Abläufe im Inneren der iPS-Zellen<br />

den embryonalen Stammzellen entsprechen,<br />

oder ob es sich bei ihnen<br />

tatsächlich um „alte“ Zellen handelt.<br />

Die Alterung von Zellen wird von<br />

verschiedenen Faktoren beeinflusst.<br />

Ein wichtiger Bereich betrifft die<br />

Entstehung und den Abbau sog.<br />

freier Radikale. Dabei handelt es sich<br />

um extrem reaktionsfreudige Moleküle,<br />

die ständig innerhalb der Mitochondrien<br />

gebildet und z. B. für die<br />

Infektionsabwehr des Organismus<br />

benötigt werden.<br />

Wichtiger Nachweis<br />

„Vor einer möglichen klinischen<br />

Verwendung von iPS-Zellen müssen<br />

wir wissen, ob und wie sich<br />

die Mitochondrien der iPS-Zellen<br />

von den Mitochondrien embryonaler<br />

Stammzellen unterscheiden“,<br />

erläutert James Adjaye, Leiter der<br />

Arbeitsgruppe am Max-Planck-<br />

Institut für molekulare Genetik, in<br />

welcher diese Arbeiten durchgeführt<br />

wurden.<br />

Die Forscher stellten daher iPS-<br />

Zellen her und verglichen ihre Mitochondrien<br />

mit denen embryonaler<br />

Stammzellen. „Wir konnten zum<br />

ersten Mal beweisen, dass iPS-Zellen<br />

und embryonale Stammzellen ähnliche<br />

Mitochondrien aufweisen“,<br />

so Adjaye.<br />

„Die Organellen haben vergleichbare<br />

Eigenschaften und verhalten<br />

sich ähnlich. Interessanterweise<br />

ändert sich durch den Reprogrammierungsprozess<br />

sogar das Aussehen<br />

der Mitochondrien. Die in den<br />

erwachsenen Zellen länglichen<br />

Organellen werden rundlich, wie die<br />

Mitochondrien in jungen Embryonalzellen.“<br />

Impulse gegen Parkinson<br />

Die Wissenschaftler hoffen, dass<br />

ihre Erkenntnisse wertvolle Impulse<br />

vor allem für die Entwicklung neuer<br />

Therapieformen gegen Krebs und<br />

neurodegenerative Erkrankungen<br />

wie Parkinson oder Alzheimer<br />

geben werden. n<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Innovation<br />

Grundlagenforschung<br />

Wissenschaftler entwickeln neue Methode zur<br />

Identifikation glykosylierter Proteine<br />

(Foto: Axel Griesch/MPI für Biochemie)<br />

Vor der Messung im Massenspektrometer wird die Probe mit<br />

dem Elektrospray-Verfahren ionisiert.<br />

(idw-online/eigBer.) - Viele Prozesse in unserem Körper<br />

werden durch nachträgliche Veränderungen von Proteinen<br />

gesteuert. Die Identifikation solcher Modifikationen ist daher<br />

essentiell für die weitere Erforschung unseres Organismus.<br />

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biochemie in<br />

Martinsried haben jetzt einen weiteren entscheidenden Beitrag<br />

dazu geleistet: Mit einer neuen Methode haben sie über<br />

6 000 glykosylierte Proteinstellen in verschiedenen Geweben<br />

identifiziert und somit eine wichtige Grundlage für das<br />

bessere Verständnis aller Lebensvorgänge geschaffen.<br />

Proteinmodifikation könnte Alzheimer verursachen<br />

Die neu entwickelte Methode beruht auf einem Filterverfahren,<br />

mit dem auch schwer zugängliche Proteine aus<br />

biologischem Material extrahiert werden können. Dieses<br />

Verfahren kombinierten die Forscher mit dem Einsatz hochauflösender<br />

Massenspektrometer, wodurch es ihnen gelang,<br />

6 367 N-glykosylierte Proteinstellen zu identifizieren. Außerdem<br />

konnten sie bestimmte regelmäßig wiederkehrende<br />

Abschnitte (Sequenzmotive) herausarbeiten, die künftig als<br />

Erkennungsmuster für modifizierte Proteine dienen können.<br />

Diese Erkenntnisse stellen wichtige Fortschritte für die Proteomik<br />

dar, so die Forscher, denn sie helfen dabei, die Vorgänge<br />

innerhalb des menschlichen Körpers besser zu verstehen.<br />

Zudem könnten sie auch für die Erforschung von Krankheiten<br />

eine zentrale Rolle spielen. So gelang es, einige veränderte<br />

Proteinstellen zu identifizieren, die mit verschiedenen<br />

Erkrankungen, z. B. Alzheimer, in Zusammenhang stehen. Da<br />

die N-Glykosylierung an vielen Prozessen beteiligt ist, die bei<br />

Alzheimer gestört sind, vermuten die Wissenschaftler, dass<br />

diese Form der Proteinmodifikation die Erkrankung direkt<br />

verursacht oder zumindest entscheidenden Einfluss auf<br />

ihren Verlauf nimmt. n<br />

Weitere Informationen<br />

Prof. Dr. Matthias Mann<br />

Proteomics und Signaltransduktion<br />

Max-Planck-Institut für Biochemie<br />

Am Klopferspitz 18 | 82152 Martinsried<br />

mmann@biochem.mpg.de | www.biochem.mpg.de<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Paraderegion Bayern –<br />

nicht nur für Touristen<br />

Niederbayern • Franken • Schwaben • Oberpfalz • Oberbayern<br />

(Fotos: Archiv, © Oliver Weber/PIXELIO)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

Netzwerkeln in Franken<br />

Metropolregion Nürnberg<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

181 Einwohner je km 2<br />

Sie gehört zu den zehn großen Wirtschaftszentren<br />

Deutschlands. Die<br />

Metropolregion Nürnberg besteht<br />

aus 21 Landkreisen und zwölf kreisfreien<br />

Städten, 3,5 Mio. Einwohnern<br />

und 150 000 Unternehmen. Sie sieht<br />

sich als zukunftsweisendes Zentrum<br />

Europas. Gerade in den letzten Jahren<br />

wurden Nürnberg und Fürth<br />

aber als wirtschaftlicher Kern der<br />

Region einige Male hart getroffen,<br />

siehe Schaeffler, siehe Quelle.<br />

(Foto: © KuNi/PIXELIO)<br />

53<br />

Die vom Strukturwandel betroffenen<br />

Städte, die immer wieder Krisen<br />

dieser Art zu verkraften hatten, wirft<br />

die Pleite in ihrer zuletzt vielversprechenden<br />

Entwicklung zurück. Die<br />

Staatsregierung versucht, die Folgen<br />

mit einem 115 Mio. Euro teuren Strukturprogramm<br />

zu lindern.<br />

Ärmel hoch<br />

Die Heilbronn-Frankener IHK nimmt<br />

wieder Anlauf: „Die Chancen stehen<br />

gut, dass es langsam wieder<br />

aufwärts geht. Allerdings ist der<br />

Weg zurück in die Erfolgsspur nicht<br />

einfach. Wie werden wir ‚stark für<br />

den Aufschwung‘? Es gilt das Motto:<br />

‚Geht es meinem Nachbar gut, geht<br />

es auch mir gut‘“.<br />

Am Beispiel Mittelfrankens zeigte die<br />

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft<br />

e. V. (vbw) auf, dass Regionen<br />

bei einer noch besseren Kooperation<br />

zwischen Wirtschaft, Forschung und<br />

Politik noch deutlich mehr erreichen<br />

können.<br />

Nachbarschaftshilfe<br />

Ein neues Cluster hat es schwer.<br />

Das aktuelle Gutachten „Vorsprung<br />

Bayern: Mittelfranken – Erfolg und<br />

Zukunftspotenziale am Beispiel von<br />

Stadt und Landkreis Ansbach“ im<br />

Auftrag der vbw vom April dieses<br />

Jahres will zeigen, wie eine eher<br />

schwächelnde Region für die Zukunft<br />

gerüstet werden kann. Anlass ist ein<br />

Strukturförderprogramm für die Region<br />

Nürnberg/Fürth mit 50 Mio. Euro.<br />

Es gibt aber ein Problem, so die Analyse:<br />

Der Befund „Bekanntheitsgrad<br />

gering, Skepsis relativ hoch“ trifft<br />

Die Ansbacher krempeln die Ärmel hoch<br />

z. B. für das Netzwerk ENERGIEregion<br />

Nürnberg zu. Nur wenige Unternehmen<br />

in Ansbach kennen diese<br />

Initiative – und davon ist nur eine<br />

verschwindend geringe Anzahl an<br />

Unternehmen Mitglied.<br />

Wie profitiert Ansbach?<br />

Die Untersuchung sieht die „Wertschöpfungskette<br />

Energie“ als d a s<br />

Projekt der Zukunft für die Region.<br />

Sie stellt fest, dass der Umsatzanteil<br />

dieser energierelevanten Themen<br />

bei allen Ansbacher Unternehmen<br />

in Höhe von 13 Prozent liegt. Unter<br />

Berücksichtigung der Unternehmen,<br />

die auch auf Märkten mit Energierelevanz<br />

tätig sind, steigt der Umsatzanteil<br />

auf gut ein Drittel, errechnet<br />

die Studie.<br />

Das Gesamtpotenzial sei sogar noch<br />

größer, da sowohl in der Industrie<br />

wie auch in den unternehmensnahen<br />

Dienstleistungen der Umsatzanteil<br />

bei rund einem Sechstel liegt. Der<br />

Umsatzanteil sei noch größer, so die<br />

Studie, wenn Unternehmen zum<br />

Kernmarkt Energie dazu gezählt<br />

würden, die Kraftwerke, Transformatoren<br />

und Anlagen zur Gewinnung<br />

regenerativer Energien produzieren.<br />

Dann liegt der Umsatzanteil sogar<br />

bei knapp der Hälfte des Gesamtumsatzes.<br />

Das Gutachten attestiert<br />

Potenziale im Energiebereich.<br />

Aber<br />

Bisher kooperieren nur wenige<br />

Unternehmen mit einer Forschungseinrichtung.<br />

Das Gutachten fand<br />

heraus, dass zwar insgesamt von<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

den zehn Prozent der mit einem<br />

Forschungsinstitut kooperierenden<br />

Unternehmen eine große Mehrheit<br />

mit den regionalen Fachhochschulen<br />

Ansbach und Weihenstephan-Triesdorf<br />

kooperiert. Aber überregionale<br />

Kooperationen mit der Friedrich-<br />

Alexander-Universität, den Fraunhofer-Instituten<br />

oder der Georg-<br />

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Regional-Special<br />

Erfolgsindex Mittelfranken<br />

Kurz- und mittelfristige Entwicklung<br />

54<br />

Index aus der Entwicklung<br />

der Erwerbstätigenquote<br />

(50 Prozent Gewicht) und<br />

der Arbeitslosenquote (25<br />

Prozent) sowie des Bruttoinlandsproduktes<br />

(25 Prozent)<br />

für den Zeitraum von 1998-<br />

2008. Die Tendenz zeigt die<br />

Abweichung des Erfolgsindexes<br />

für den Zeitraum<br />

2006-2008.<br />

(Quelle: IW Consult Regionaldatenbanken)<br />

fänden so gut wie nicht statt.<br />

Skeptisch beurteilen die Ansbacher<br />

Unternehmen auch die Frage, ob sie<br />

von einem Energiecluster profitieren<br />

können. Nur eine Minderheit erwartet,<br />

aus einer solchen intensiven Vernetzung<br />

zwischen Wirtschaft und<br />

Wissenschaft Nutzen ziehen zu können.<br />

Hier stößt die Cluster-Offensive<br />

der Staatsregierung an ihre Grenzen.<br />

Die Ansbacher sind bayerisch<br />

bodenständig, lässt die Schlussfolgerung<br />

des Gutachtens vermuten:<br />

„Entscheidend ist die Erwartung<br />

über konkrete Ergebnisse,<br />

die den Unternehmenserfolg positiv<br />

beeinflussen.“<br />

Mittelfranken<br />

In Mittelfranken insgesamt ist knapp<br />

die Hälfte der Unternehmen in Netzwerkstrukturen<br />

eingebunden und<br />

in diesem Sinne vielfach gut positioniert.<br />

Die Forschungsintensität der<br />

Unternehmen ist relativ hoch, die<br />

Wissenschaft gut vernetzt und die<br />

Politik engagiert. Die bisherige Analyse<br />

zeigt, dass eine Möglichkeit, die<br />

Ausstrahlungskraft der Region Nürnberg<br />

– Fürth – Erlangen zu erhöhen,<br />

in der Spezialisierung von Branchen<br />

und der wissensintensiven Kooperation<br />

liegt. Langfristig betrachtet verzeichnete<br />

Mittelfranken leicht überdurchschnittliche<br />

Wachstumsraten,<br />

die kurzfristige Perspektive ist weniger<br />

rosig. Im bayerischen Vergleich<br />

bleiben die Potenziale Mittelfrankens<br />

nach Oberbayern die stärksten.<br />

Erfolgreiche Regionen brauchen ein<br />

Kraftzentrum. Ein solches kann für<br />

Mittelfranken nur das Städtedreieck<br />

Nürnberg-Fürth-Erlangen sein. n<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Bodenständiges Niederbayern<br />

Der Vorsprung Bayerns in Deutschland<br />

ist nach wie vor deutlich<br />

Regional-Special<br />

(Foto: © wl.steinacker/PIXELIO)<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

115 Einwohner je km 2<br />

Qualitätsgurken aus Niederbayern<br />

Bayern wächst: Rund eine Million<br />

Menschen sind in den letzten 25 Jahren<br />

aus den übrigen Bundesländern<br />

nach Bayern gekommen, mehr als in<br />

jedes andere Bundesland.<br />

„Gewusst haben wir’s schon lange,<br />

man liest’s immer wieder gerne.<br />

Bayern ist da vorne, da wo’s gut ist.<br />

Und Schlusslicht dort, wo die negativen<br />

Seiten sind“, freute sich da<br />

natürlich die „Abendzeitung“.<br />

Bayern ist Geberland Nr. 1. Das heißt<br />

für das bayerische Finanzministerium<br />

nichts Positives: „Bayern<br />

wird mit Abstand am höchsten<br />

belastet“, stellt der haushalts- und<br />

finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />

Landtagsfraktion, Volkmar Halbleib,<br />

im April <strong>2010</strong> fest.<br />

Das Land, in dem die Gurken blühen:<br />

Niederbayern<br />

München, Nürnberg, Augsburg<br />

– in diesen Metropolregionen und<br />

einigen anderen größeren Städten<br />

leben 40 Prozent der Bayern. Das<br />

Land drum herum, also 85 Prozent<br />

Bayerns, ist ländlicher Raum, auf<br />

dem ca. 60 Prozent der Bevölkerung<br />

leben. Das sind dünn besiedelte<br />

Gebiete und mittlere Städte.<br />

Ab Juli bis September liegen tausende<br />

von Erntearbeitern aus Osteuropa<br />

den ganzen Tag auf dem Bauch, um<br />

die Gurken vorsichtig zu pflücken.<br />

Jede zweite Gurke in Deutschland<br />

stammt aus dem größten zusammenhängenden<br />

Gurkenanbaugebiet<br />

in Europa zwischen Isar- und Vilstal.<br />

Allerding importieren große Unternehmen<br />

lieber asiatische Gurken.<br />

Kontra Billig-Gurke<br />

Dagegen meint Josef Apfelbeck von<br />

der Gurkenerzeuger-Organisation<br />

Bayern aus Aholming zur Lebensmittelsicherheit<br />

gegenüber „brand eins“:<br />

„Einen Stahlträger kann ich natürlich<br />

im Ruhrgebiet oder in Indien herstellen,<br />

er bleibt ein Stahlträger. Aber<br />

wenn in Asien Analphabeten Spritzmittel<br />

für Lebensmittel verwenden,<br />

ohne die Anleitung lesen zu können,<br />

kann man die Sicherheit nicht<br />

garantieren.“<br />

Dingolfing<br />

BMW ist eine bekannte Marke. Das<br />

größte Werk des Unternehmens<br />

in Dingolfing zählt rund 16 000<br />

Beschäftigte. Einschließlich der ebenfalls<br />

hier angesiedelten Technologien,<br />

wie beispielsweise die Produktion<br />

von Fahrwerk und Antriebskomponenten<br />

oder die zentrale Teileauslieferung,<br />

erhöht sich die Gesamtzahl<br />

auf rund 23 000 Beschäftigte. Gefertigt<br />

werden am Standort Dingolfing<br />

die Modelle der 5er-, 6er- und 7er-<br />

Baureihen sowie die Aluminium-<br />

Karosserien für den Rolls-Royce<br />

„Phantom". Arbeitstäglich laufen<br />

unter dem neuen Werkleiter Frank-<br />

Peter Arndt derzeit insgesamt rund<br />

1 300 Automobile von den Bändern.<br />

BMW geht’s gut<br />

Der neue Chef ist zuversichtlich:<br />

„Unseren Absatz wollen wir dieses<br />

Jahr im hohen einstelligen Prozent-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

56<br />

Auch der Rolls-Royce Ghost soll sich gut verkaufen<br />

bereich steigern. 2009 lagen wir<br />

bei 1,286 Mio. Einheiten. Und schon<br />

2012 wollen wir 1,6 Mio. Fahrzeuge<br />

der Marken BMW, Mini und Rolls-<br />

Royce verkaufen. Deswegen weiten<br />

wir unsere Produktionskapazitäten<br />

aus“, so Arndt gegenüber der Fachzeitschrift<br />

„auto, motor und sport“.<br />

Dingolfing ist der weltweit größte<br />

von insgesamt 24 Produktionsstandorten<br />

der BMW Group. Durch<br />

die Ansiedlung von BMW wurde<br />

Dingolfing zu einer der reichsten<br />

Gemeinden in Deutschland.<br />

(Foto: Wikimedia Commons/CC/Thomas doerfer)<br />

Durch die Krise der Autoindustrie<br />

war Dingolfing schwer in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden, ermittelte<br />

das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft. 2009 war der Landkreis<br />

Dingolfing-Landau auf Rang zehn<br />

unter den Top-Betroffenen der Krise,<br />

so das Institut.<br />

Traditionsbewusst<br />

Für viele Amerikaner oder Australier<br />

gilt bayerische Folklore als<br />

„urdeutsch“. Es gibt sie noch, die Tradition<br />

in Bayern.<br />

Wenn wie in Bad Füssing Anfang<br />

Juni tausende Trachtler zum 2.<br />

Niederbayerischen Trachtentreffen<br />

zusammenkommen, scheint die<br />

Welt zumindest kurz in Ordnung<br />

zu sein.<br />

Tausende Kinder, Frauen und Männer<br />

fanden sich zu einem Schaulaufen<br />

der Trachtenvereine. Um fürs<br />

Jubiläum schönes Wetter zu haben,<br />

wurde vorab extra eine Wallfahrt<br />

nach Altötting unternommen.<br />

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P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

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Regional-Special<br />

Wettbewerbsvorteil in Schwaben<br />

Der Superdeal<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

179 Einwohner je km 2<br />

Airbus-Chef Tom Enders und<br />

Scheich Ahmed Bin Saeed Al-Maktoum,<br />

Chef der arabischen Fluggesellschaft<br />

„Emirates“ verkündeten<br />

Anfang Juni den größten Einzel-<br />

Deal in der Geschichte der zivilen<br />

Luftfahrt: „Emirates“ kauft 32 neue<br />

Airbusse vom Typ A380 zu einem<br />

Preis von etwa 11,5 Mrd. US-Dollar.<br />

Insgesamt hat „Emirates“ damit 90<br />

Exemplare des größten Passagierflugzeugs<br />

der Welt geordert.<br />

Nach einem Katastrophenjahr 2009,<br />

in dem auch der A380 zu Verlusten<br />

in dreistelliger Millionenhöhe<br />

geführt hat, scheint nun ausgerechnet<br />

der einstige Problemvogel Airbus<br />

und seine Konzernmutter, den<br />

europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern<br />

EADS, mit aus der Krise zu<br />

befördern. „Das Schlimmste scheint<br />

überstanden“, verbreitet Jürgen<br />

Kuntner, Vertrieb und Marketing,<br />

Optimismus.<br />

Ein Scheich sammelt Airbusse, das freut die schwäbische Wirtschaft. In Augsburg<br />

werden die großdimensionierten Seitenschalen der hinteren Rumpfsektion für das<br />

neue Langstreckenflugzeug gefertigt.<br />

Augsburg<br />

In den vergangenen Jahren hat sich<br />

vor allem die Region Augsburg als<br />

eines der weltweit führenden Zentren<br />

dieser Technologie etabliert.<br />

Der Standort Augsburg ist mit<br />

seinen rund 2 500 Mitarbeitern<br />

einer der weltweit größten Zulieferer<br />

für Großbauteile an Airbus.<br />

(Foto: obs/HANSA TREUHAND)<br />

EADS gab bekannt, ab Juni mit der<br />

Panel-Fertigung aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen<br />

(CFK) für den neuen<br />

Airbus A350 XWB im Werk Nordenham<br />

zu beginnen. Wenig später,<br />

57<br />

leben<br />

entspannen<br />

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<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

58<br />

Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff CFK<br />

heißt es, sei dann der Produktionsstart<br />

dieser Bauteile in Augsburg, so<br />

die „Augsburger Allgemeine“.<br />

In Augsburg werden die großdimensionierten<br />

Seitenschalen der<br />

hinteren Rumpfsektion für das neue<br />

Langstreckenflugzeug gefertigt. Der<br />

Rumpf des neuen Airbus besteht<br />

zum überwiegenden Teil aus CFK-<br />

Materialien.<br />

Carbon, das „Schwarze Gold“<br />

Grundsätzlich ist das Marktpotenzial<br />

von Carbon enorm. So bedeutet<br />

auch im Auto eingespartes Gewicht<br />

einen sinkenden Verbrauch und<br />

damit einen Wettbewerbsvorteil am<br />

Markt. In Schwaben existiert neben<br />

dem Forschungsnetzwerk um die<br />

Universität Augsburg mittlerweile<br />

ein weltweit nahezu einzigartiger<br />

Verbund an CFK-Spezialisten.<br />

ergänzen: „Das ist europaweit ein<br />

Alleinstellungsmerkmal“, so Kopton.<br />

Leichter als Aluminium, widerstandsfähiger<br />

und zugfester als<br />

Stahl: Für viele Anwendungen sind<br />

Bauteile aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen<br />

zumindest technologisch<br />

gesehen eine bessere Alternative<br />

als herkömmliche Materialien.<br />

Eine neue industrielle Revolution<br />

(Foto: Wikipedia/GFDL/CC/TobiasKlaus)<br />

Die Verarbeitung von Carbon ist<br />

völlig anders. Es wird nicht mehr<br />

gefräst, gedreht und geschweißt,<br />

sondern geklebt, gewoben und<br />

gebacken. Deswegen müssen die<br />

Industrieunternehmen auch in ihrer<br />

Entwicklung umdenken. Selbst<br />

komplexe Bauteile können komplett<br />

aus einem Guss vorgefertigt werden,<br />

was aber neue Maschinen und<br />

geschultes Personal erfordert.<br />

Augsburg, das Fraunhofer-Institut<br />

und das Deutsche Zentrum für Luftund<br />

Raumfahrt gemeinsam mit<br />

der Industrie die CFK-Entwicklung<br />

vorantreiben wollen.<br />

Die deutsche Premium Aerotec-<br />

Gruppe (PAG) könnte mittelfristig<br />

auch im Automobilbau tätig werden.<br />

„Wir haben das Know-how über den<br />

serienmäßigen Kohlefaserleichtbau<br />

im Flugzeug. Das lässt sich auch in<br />

den Fahrzeugbau einbringen“, sagte<br />

PAG-Chef Hans Lonsinger im FTD-<br />

Gespräch.<br />

Schwaben-Trend<br />

Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft<br />

befindet sich dieses Jahr auch<br />

ohne EADS und den Airbus-Deal in<br />

einem moderaten Aufwärtstrend,<br />

bewertet die Schwäbische IHK die<br />

Lage. Die Konjunktur zieht langsam<br />

wieder an, dennoch sei der Weg zu<br />

einer vollständigen Überwindung<br />

des zurückliegenden wirtschaftlichen<br />

Einbruchs noch weit und<br />

mühsam, schätzt die IHK.<br />

Die Unternehmen in Schwaben<br />

blicken – mit wenigen Ausnahmen<br />

– optimistisch auf die kommenden<br />

Monate. Wesentlicher Impulsgeber<br />

wird das Exportgeschäft sein, wobei<br />

hohe Erwartungen mit den asiatischen<br />

Märkten verknüpft werden.<br />

Verbesserung<br />

Mit SGL Carbon in Meitingen produziert<br />

ein Unternehmen vor Ort<br />

den Rohstoff. Der bayerische Wirtschaftsminister<br />

Martin Zeil ist<br />

erfreut: „Wir können stolz darauf<br />

sein, dass hier eine spezielle Carbonfaser<br />

entwickelt werden soll, die<br />

uns unabhängig von japanischen<br />

und US-amerikanischen Unternehmen<br />

macht.“<br />

ASM<br />

Andreas Kopton, Präsident der<br />

IHK Schwaben, unterstrich, dass<br />

sich mit den Schwerpunkten<br />

Me chatronik und Faserverbundtechnologie<br />

Kompetenzen in der Region<br />

um Augsburg in idealer Weise<br />

Schon jetzt setzen vor allem Flugzeugbauer<br />

und die Hersteller von<br />

Windkraftanlagen immer stärker<br />

auf CFK – den carbonfaserverstärkten<br />

Kunststoff. Aber noch stehen<br />

die Forscher vor zwei großen<br />

Herausforderungen: So ist bisher<br />

ungeklärt, wie recyclingfähig Bauteile<br />

aus Faserverbundstoffen sind.<br />

Außerdem ist die Verarbeitung noch<br />

immer sehr aufwändig.<br />

Die Zukunft<br />

Im Rahmen einer Innovationsoffensive<br />

entsteht derzeit in Augsburg<br />

ein Technologiezentrum, in dem<br />

künftig renommierte Forschungseinrichtungen<br />

wie die Universität<br />

Das Investitionsklima hat sich<br />

leicht aufgehellt, und auch für den<br />

Arbeitsmarkt fallen die Prognosen<br />

etwas günstiger aus. Die Erholung<br />

der Industriebranche setzt sich fort:<br />

Ein Viertel der Unternehmen schätzt<br />

die aktuelle Geschäftslage wieder<br />

positiver ein.<br />

Der Auftragseingang entwickelt<br />

sich günstig, und so hat sich die<br />

Kapazitätsauslastung im Vergleich<br />

zum Vorjahr verbessert.<br />

Auch die Geschäftserwartungen<br />

der Industrie unternehmen sind<br />

optimis tischer: Rund ein Drittel der<br />

Unternehmen erwartet eine weitere<br />

Verbesserung der Geschäftslage und<br />

des Auftragsvolumens. n<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

Gewappnet in der Oberpfalz<br />

Biotechnologie in der Oberpfalz<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

112 Einwohner je km 2<br />

(Foto: Wikipedia/CC/Manuel Strehl)<br />

59<br />

Campus Universität Regensburg<br />

Deutschlandradio Kultur attestiert<br />

dem Oberpfälzer besondere Charaktereigenschaften:<br />

„Aus welchem Grunde auch immer<br />

gelingt es dem Oberpfälzer, für alle<br />

Zeiten gewappnet zu sein. Wenn es<br />

eng wird, kommentiert ein kenntnisreicher<br />

Psychologe, wächst der<br />

Oberpfälzer geradezu über sich<br />

hinaus, fordert die Krise bis aufs<br />

Äußerste heraus, um ihr dann mit<br />

stoischer Gelassenheit die Stirn<br />

zu bieten.“<br />

Wandel<br />

Wegen der Erzvorkommen nannte<br />

man die Oberpfalz auch „das Ruhrgebiet<br />

des Mittelalters“. Heute ist die<br />

Wirtschaft geprägt von klein- und<br />

mittelständischen Unternehmen,<br />

von denen einige zu den führenden<br />

ihrer Branche zählen.<br />

Die Wirtschaft der Oberpfalz hat<br />

in den Jahren 1994 bis 20<strong>04</strong> einen<br />

Wandel durchlebt. So nahmen die<br />

Erwerbstätigen in diesem Zeitraum<br />

in Land- und Forstwirtschaft<br />

und der Fischerei ab, die Zahl der<br />

Erwerbstätigen im produzierenden<br />

Gewerbe sank ebenfalls. Der Dienstleistungssektor<br />

nahm jedoch um<br />

18,8 Prozent zu. Die Landwirtschaft<br />

und die Teichwirtschaft, die vor<br />

allem in den nördlichen Regionen<br />

der Oberpfalz auftreten, haben<br />

gesamtwirtschaftlich gesehen eher<br />

eine kleine Rolle inne.<br />

Industrielle Strukturen sind am<br />

stärksten im Großraum Regensburg<br />

vertreten, der in den vergangenen 25<br />

Jahren eine beachtliche wirtschaftliche<br />

Dynamik entwickelt hat. Die<br />

Gründung der BioPark Regensburg<br />

GmbH vor elf Jahren war die Initialzündung<br />

für die Erfolgsgeschichte<br />

der Biotechnologie-Branche.<br />

BioRegio Regensburg<br />

Die Region zählte 1999 aus dem<br />

Bereich „Life Sciences“ 23 Firmen mit<br />

400 Mitarbeitern, heute sind in rund<br />

40 Unternehmen 2 586 Menschen<br />

beschäftigt – gut sechsmal so viele.<br />

Die BioRegio Regensburg hat sich<br />

damit nach München-Martinsried<br />

zum zweitgrößten Kompetenz-Netzwerk<br />

im Freistaat entwickelt.<br />

Niemand musste gehen<br />

Im BioPark auf dem Campus der<br />

Universität haben sich in zwei<br />

Gebäuden 22 Firmen mit insgesamt<br />

400 Mitarbeitern eingerichtet.<br />

„Der BioPark ist im Laufe der Jahre<br />

von einem reinen Biotech-Cluster zu<br />

einem Standort für interdisziplinäre<br />

Entwicklungen herangereift“, resümiert<br />

Geschäftsführer Dr. Thomas<br />

Diefenthal. „Der Cluster hat sich zu<br />

einem wichtigen Arbeitgeber entwickelt“,<br />

sagt der BioPark-Geschäftsführer.<br />

Bemerkenswert sei, dass<br />

sich die Insolvenzen – anders als<br />

beispielsweise in München-Martinsried<br />

– nicht auf die Gesamtzahl<br />

der Mitarbeiter ausgewirkt haben.<br />

Und Rosenthal?<br />

Die Porzellanfertigung in Selb und<br />

Speichersdorf ist gesichert. Ein Jahr<br />

nach der Insolvenz hat der weltweit<br />

renommierte Porzellanhersteller<br />

Rosenthal wieder festen Boden<br />

unter den Füßen. Die Übernahme<br />

für knapp 50 Mio. Euro durch die<br />

italienische Sambonet Paderno half<br />

gegen das billige Porzellan aus Osteuropa<br />

und Asien und die Insolvenz<br />

des Mehrheitseigners Waterford<br />

Wedgwood. ■<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

Erfolgreiches Oberbayern<br />

Die Metropolregion München rast auf der Überholspur<br />

Bevölkerungsdichte:<br />

247 Einwohner je km 2<br />

60<br />

U-Bahn München<br />

Außer der Metropolregion Nürnberg<br />

hat Bayern seine Super-Metropolregion:<br />

München. Die Region Nürnberg<br />

wird von der Europäischen<br />

Union (EU) als europäische Gateway-Region<br />

definiert.<br />

Neben Dresden ist die Region Nürnberg<br />

die einzige Region in Deutschland,<br />

die als grundlegend für den<br />

Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen<br />

zu Osteuropa angesehen<br />

wird. Dies verdankt die Region ihrer<br />

geografischen Lage und der hervorragenden<br />

Infrastruktur. Nürnberg<br />

rangiert im europäischen Standortvergleich<br />

unter den Top Ten.<br />

Im Wettbewerb der Metropolregionen<br />

Deutschlands nimmt die Region<br />

München aber eine Spitzenposition<br />

ein. Bei nahezu allen relevanten<br />

wirtschaftlichen Kennzahlen ist<br />

die Region München im Spitzenfeld<br />

unter den bewerteten Standorten.<br />

Oberbayern ist stark auf die Landeshauptstadt<br />

München hin orientiert.<br />

Hightech im Grünen<br />

Die Europäische Metropolregion<br />

München (EMM) zählt zu den am<br />

stärksten prosperierenden Regionen<br />

Europas. In Deutschland hat sie<br />

eine herausragende Position, wie<br />

zahlreiche Rankings immer wieder<br />

belegen. Die EMM weist u. a. das<br />

höchste Bevölkerungswachstum,<br />

die höchste Zunahme bei den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten<br />

sowie das höchste BIP pro<br />

Erwerbstätigem auf.<br />

Die Kernkompetenzen dieser Region<br />

liegen in der Konzentration von<br />

Wissen, einer sehr breiten technologischen<br />

Basis, einer Vielfalt an<br />

zukunftsorientierten Branchen<br />

sowie höchster Lebensqualität in<br />

reizvoller Landschaft. Dies alles verbunden<br />

durch eine gut ausgebaute<br />

Infrastruktur zur internen und<br />

externen Erreichbarkeit und zum<br />

Informationsaustausch.<br />

Wissen mit Effekt<br />

Die EMM ist Deutschlands führende<br />

Wissensregion. Durch Beschäftigungseffekte<br />

auf nachgelagerten<br />

Stufen in Zulieferbranchen und<br />

Wirtschaftszweigen des Konsums<br />

und der personenbezogenen<br />

Dienstleistungen ergeben sich die<br />

wesentlichen Effekte insbesondere<br />

im Handel, bei den öffentlichen<br />

Dienstleistungen, im Bereich der<br />

Dienstleistungen von Banken, Versicherungen<br />

sowie der Wohnungswirtschaft<br />

und der öffentlichen<br />

München hat die höchste<br />

Kaufkraft der Großstädte in<br />

Deutschland.<br />

Verwaltung. Der Vergleich mit der<br />

Unternehmenswelt lässt die ökonomische<br />

Bedeutung der Wissenschaftseinrichtungen<br />

in der EMM<br />

besonders deutlich werden.<br />

Mit ihren rund 33 000 Beschäftigten<br />

schaffen die Wissenschaftseinrichtungen<br />

dreimal so viele Arbeitsplätze<br />

wie das derzeit größte TecDax-<br />

Unternehmen, die Drägerwerk AG,<br />

und etwa halb so viele wie alle im<br />

TecDax notierten Unternehmen<br />

zusammen.<br />

Im Rahmen der Studie „Wissenschaftsstandort<br />

Europäische<br />

Metropolregion München <strong>2010</strong>“<br />

wurde für die Beschäftigten der<br />

Wissenschaftseinrichtungen ein<br />

Einkommensmultiplikator von 1,42<br />

errechnet, jeder verdiente Euro sorgt<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Regional-Special<br />

(Foto: © Stephan R./PIXELIO)<br />

somit für weitere 42 Cent Einkommen<br />

bei anderen Beschäftigten.<br />

Bei ausgezahlten Entgelten in Höhe<br />

von knapp 1,4 Mrd. Euro erhöht sich<br />

das Gesamteinkommen der Region<br />

damit auf fast 2 Mrd. Euro.<br />

Konsumhochburg München<br />

Mit einem respektablen Abstand<br />

verfügen die Einwohner der Landeshauptstadt<br />

München im Durchschnitt<br />

über die höchste Kaufkraft<br />

der Großstädte in Deutschland.<br />

Dies ist eben auf die Wirtschaftsstruktur<br />

in München mit einem<br />

überdurchschnittlichen Anteil hochqualifizierter<br />

Arbeitskräfte, hohem<br />

Lohnniveau und sehr niedriger<br />

Arbeitslosigkeit zurückzuführen.<br />

Übrigens, die bereinigte studentische<br />

Kaufkraft beträgt in der EMM<br />

ca. 731 Mio. Euro. Auch diese Ausgaben<br />

führen über die bereits genannten<br />

Mechanismen zu zusätzlichem<br />

Einkommen und weiteren Beschäftigten<br />

in anderen Branchen. Für die<br />

EMM beträgt dieser studentische<br />

Beschäftigungseffekt rund 8 600<br />

Arbeitsplätze. n<br />

Anette Runge<br />

(Quellen: IHK für München und Oberbayern, Landeshaupstadt München, RAW)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Kultur I Lifestyle<br />

„Schau mir in die Kasse, Kleines!“<br />

Steigt ein politisch-satirisches Kabarett wie Phönix aus der Asche?<br />

62<br />

Eine Summe schwirrt durch den<br />

Raum: 650.000 Euro. Für ein Kabarett.<br />

Leipziger Pfeffermühle heißt es<br />

und ist das älteste sächsische Kabarett.<br />

Die muss der Chef der gGmbH<br />

Dieter Richter in die Hand nehmen,<br />

um seinen Traum wahr zu machen<br />

– eine neue Spielstätte. Aber erst<br />

mal haben!<br />

Da sagt manch einer: „Da mach´<br />

ich dir drei Theater draus!“ Der<br />

Kabarett-Besitzer sehnt sich jedoch<br />

nach jahrelanger kalter Zugluft<br />

und Spielstättenhopping nach der<br />

besten Bühne der Stadt mit allen<br />

Schikanen, Sommertheater mit 300<br />

Plätzen, Bar und Kneipe.<br />

Seine Zukunft liegt in der Katharinenstraße<br />

17 und ist noch im Bau.<br />

Beste Leipziger City-Lage, gegenüber<br />

dem Bildermuseum. Richter<br />

macht dort begeistert Führungen.<br />

Hohe Betonpfeiler geben den Blick<br />

auf eine tiefe Bühne frei, zu der<br />

man schon über Betonstufen nach<br />

unten klettern kann. Alles ist bis<br />

ins Kleinste geplant und kostet viel,<br />

sehr viel Geld. 180 First-Class Plätze<br />

für die neue Leipziger Pfeffermühle<br />

in höchster Qualität. Richter vergleicht<br />

sein Kabarett mit der „Herkuleskeule“<br />

in Dresden und der Berliner<br />

„Distel“. Die „Diestel“ hat 400<br />

Plätze, die Pfeffermühle jetzt noch<br />

im KOSMOS-Haus genau 157.<br />

Werden Sie Platzhirsch in einer brandneuen Spielstätte!<br />

Das renommierte Spitzenkabarett Leipziger Pfeffermühle bietet Ihnen<br />

eine Stuhlpatenschaft mit lebenslang freiem Eintritt zu allen hauseigenen<br />

Premieren zum einmaligen Preis von 1.000.- Euro (zzgl. 19% Mehrwertsteuer)<br />

Tauschen Sie die Fernsehcouch mit der ersten Reihe in Leipzigs neuestem<br />

Kabaretttheater, Katharinenstraße 17, im Herzen der City.<br />

Ihr Platz ist bei allen Veranstaltungen die sichere Bank, mit sichtbarem<br />

Namen, Firmenlogo oder Signatur. Und es wird jeden Abend was los<br />

sein, in allen künstlerischen Sparten: Theater, Jazz, Literatur und natürlich<br />

bestes politisches Kabarett! Beweisen Sie Bürgersinn, Interesse und<br />

Neugier...<br />

Mit wie viel Chuzpe das neue Projekt<br />

verbunden ist, ahnt der seltene<br />

Zuschauer. Irgendwie will Richter<br />

das Geld schon auftreiben. Etwas<br />

wahnsinnig muss man schon sein,<br />

Chuzpe haben und natürlich einen<br />

Marketinggag für diesen Traum –<br />

eine Stuhlpatenschaft.<br />

Noch ein As im Ärmel? Die gGmbH<br />

musste schon ihre finanziellen<br />

Reserven angreifen, andere Probleme<br />

gibt es zuhauf. Das Jugendensemble<br />

funktioniert nicht, es gibt<br />

zu wenig Plätze im Haus und zuviel<br />

Konkurrenz in der Stadt.<br />

Das Stammpublikum stirbt aus,<br />

die Hälfte der Touristen, die Leipzig<br />

und das Kabarett früher besuchten,<br />

bleibt lieber zu Hause, und die groß-<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Kultur I Lifestyle<br />

Erholung Sport<br />

Gesundheit<br />

Bildung<br />

en Kabarett-Zugpferde wandern in<br />

die großen Häuser ab. Richter sieht<br />

das so: „In Leipzig gibt es zu viele<br />

Kabaretts, dass nützt niemandem<br />

etwas, wenn man sagt, die Kaberatt-<br />

Hochburg, die Weltstadt des Kabaretts,<br />

wenn überall bloß 30 Leute<br />

sitzen. Es geht nur über Qualität.“<br />

(Fotos: Leipziger Pfeffermühle)<br />

Abgesehen davon: „Comedy machen<br />

wir nicht, Unterhaltung schon“,<br />

unterscheidet der Chef: „In der<br />

Situation, in der wir uns befinden,<br />

da ist Kabarett groß angesagt.“ Er<br />

sieht sein Kabarett wie Phönix aus<br />

der Asche aufsteigen: „Wir können<br />

davon ausgehen, dass die Leute<br />

sich mehr für Politik interessieren<br />

als vorher, nachdem das hier alles<br />

passiert ist. Das ist eigentlich die<br />

Chance des Kabaretts, wieder aufzuleben.“<br />

Ein Plus: Die Tourneen außerhalb<br />

laufen gut, ja besser als vorher.<br />

Dadurch sichert sich das Kabarett<br />

finanziell zur Hälfte ab. Mit 164<br />

Gastspielen im letzten Jahr waren<br />

es noch nie so viele, dieses Jahr sind<br />

es jetzt schon 160, ca. 20 Gastspiele<br />

sollen noch dazu kommen.<br />

Es begann 1954 als „Politisch-satirisches<br />

Kabarett der Stadt Leipzig“.<br />

Zwei Jahre später gab es ernsthafte<br />

Probleme mit der SED nach dem<br />

Ungarn-Aufstand durch das Programm<br />

mit dem Titel „Rührt Euch“,<br />

für das auch Erich Loest Texte beigesteuert<br />

hatte. In der Elsterstraße<br />

im Haus des Kulturbundes gab 1959<br />

eine Ikone der Unterhaltung, Helga<br />

Hahnemann, ihr Debüt. Nach 1990<br />

gab es Probleme an allen Fronten. Im<br />

Januar 1993 wurde die Pfeffermühle<br />

eine GmbH. Am 23. April 2009 feierte<br />

die Pfeffermühle ihr 55. Jubiläum, ein<br />

historisches Alter in dieser Branche.<br />

Der Chef des ältesten sächsischen<br />

Kabaretts will den Erfolg wie jeder<br />

GmbH-Chef über die Qualität klären.<br />

Alleinstellungsmerkmal sei, dass<br />

das Kabarett ausgebildete Sänger<br />

oder Schauspieler hat. „Das Entscheidende<br />

ist natürlich, man braucht<br />

gute Autoren“, so Richter. Das sagen<br />

aber wirklich alle. ■<br />

Anette Runge<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

Das AcamedResort<br />

Tauchen Sie ein in die entspannende Atmosphäre<br />

unseres 3-Sterne Komforthotels am See, mitten in der<br />

idyllischen Auelandschaft der Magdeburger Börde.<br />

Genießen Sie die Natur bei einem Inselspaziergang in<br />

absoluter Stille und Abgeschiedenheit vom Alltagsstress.<br />

Der riesige Schlosspark am altersgrauen Schloss<br />

lädt zu besinnlichen Aufenthalten ein. Das Restaurant<br />

Albatros erwartet Sie mit kulinarischen Genüssen. Ein<br />

Golfplatz mit umfangreichem Trainingsareal bietet Ihnen<br />

- neben vielen anderen Angeboten - die Möglichkeit<br />

sportlicher Betätigung. Wer es eine Nummer kleiner<br />

mag: Minigolf ist auch vor Ort.<br />

Ein modernes Tagungs- und Seminarzentrum steht<br />

Ihnen für die eigene Weiterbildung, Konferenzen und<br />

Seminare zur Verfügung. Das AcamedResort mit seiner<br />

einzigartigen Kombination aus Erholung, Sport und<br />

Bildung zieht sowohl Erholungs- und Entspannungssuchende<br />

als auch Businessgäste aus Nah und Fern in<br />

seinen Bann.<br />

AcamedResort GmbH<br />

Brumbyer Str. 5<br />

06429 Neugattersleben<br />

Telefon: +49 34721 50100<br />

Telefax: +49 34721 50112<br />

www.acamedresort.de<br />

info@acamedresort.de


Kultur I Lifestyle<br />

64<br />

Range Rover Sport SE –<br />

Cowboyhut und Melone<br />

Sonntag ist Testtag. Verlockend spiegelt sich das<br />

Sonnenlicht auf dem Metallic Lack „Santorini<br />

Black“ des Range Rover Sport SE. Die schwere Tür<br />

schwingt freudig auf, gewährt Einblick in ein<br />

gediegenes, luxuriöses und hochemotional anmutendes<br />

Interieur, das dazu einlädt, die haptischen<br />

Wahrnehmungen spielen zu lassen.<br />

Mit einem Kribbeln in den Fingern verführt mich<br />

das Fahrzeug dazu, die Grenzbereiche im Rahmen<br />

dieser Testfahrt zu einem nahegelegenen See<br />

kennenzulernen. Im kernigen Understatement<br />

meldet sich der Motor sanft, aber selbstbewusst,<br />

als ich den Startknopf drücke, Drehmomentstark<br />

reagiert der Range Rover Sport auf meine<br />

Gaspedalführung. Die 245 PS aus dem Drei-Liter-<br />

Dieselaggregat bewegen die immerhin zweieinhalb<br />

Tonnen Leergewicht zügig und souverän,<br />

bei einem Durchschnittsverbrauch von 9,2 Litern<br />

im Mix. Herrschaftlich hoch sitzend schwebe ich<br />

durchs kurven- und geländereiche Brandenburg.<br />

In Richtung See, macht Lust auf Abenteuer und<br />

den Genuss von Abzweigungen jeder Un-Art.<br />

Geschmeidig rolle ich selig über Stock und Stein,<br />

über alle Hindernisse, abseits der eingetragenen<br />

Wegstrecken.<br />

Am Seeparkplatz angekommen, verlässt mich<br />

sofort die Lust zum Bade, denn das hieße aussteigen.<br />

Doch fühle ich mich wohl im ledernen<br />

Inneren des königlichen Cross-Kreuzers. Ich<br />

beschließe, den See zu umfahren, querfeldein<br />

und mitten durch den Wald, gesäumt von Findlingen<br />

aus der Eiszeit, vollgelaufenen Kuhlen,<br />

zwischendurch hochsandiges Brachland und<br />

hohes Buschwerk. Mühelos und komfortabel zeigt<br />

der Range Rover hier neben der Straße sein<br />

respektables Potenzial: Luxus innen, Abenteuer<br />

draußen. Auf Sprinterhöhe sitzt man über allem<br />

wohl erhaben. Das gesamte Fahrwerk im übrigen<br />

lässt sich in fünf Stufen sowie in der gesamten<br />

Höhenhydraulik plus Extrageländemodus durch<br />

das Terrain Response® System beliebig einstellen.<br />

Kurvige, nasse Straßen nimmt der Range Rover<br />

Sport SE zackig und spurtreu ohne Probleme,<br />

bleibt aufrecht und stabil in engen Kurven. Dann<br />

plötzlich entdecke ich ein kleines felsiges Areal,<br />

das es sofort zu besteigen galt. Steil geneigt über<br />

Abgründe, schlammigen Boden und Geröll rollt<br />

der Range Rover Sport seinen Weg, als hätte er<br />

selbst Spaß daran. Ich muss an meine Testfahrt<br />

mit den BMW X5 denken. Hier, in diesem Gelände,<br />

ist der Range Rover seinem Kollegen völlig überlegen.<br />

Er hat eben gute Ahnen und leidenschaftliche<br />

Entwickler, die das Herz eines Abenteurers im<br />

Cowboyhut und den Verstand eines Gentlemans<br />

mit Melone in sich tragen.<br />

Die Zeit ist knapp geworden, denn ich habe heute<br />

Abend noch einen Ausflug in die City Berlins vor.<br />

Zurück auf die Straße, entfaltet der Range Rover<br />

seine Sportlichkeit. Ich brettere zurück in die Stadt<br />

und merke, dass auch die Autobahn sein Zuhause<br />

ist, ...abends spiegeln sich die Lichter des Potsdamer<br />

Platzes in seinem Lack. An den Radläufen<br />

hängt noch der Schlamm vom Gelände, und nur<br />

ich weiß, was der Range Rover heute bereits alles<br />

geleistet hat. Würde ich nicht darüber schreiben<br />

müssen, wäre es mein Geheimnis um die Erfahrung<br />

einer Freundschaft: Mensch und Maschine. ■<br />

Wilhelm-Rafael Garth<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Kultur I Lifestyle<br />

(Fotos: Prof. A. J. Garth)<br />

65<br />

Range Rover Sport – eine Werbe-Ikone<br />

Die Privatuniversität MedienDesign-Hochschule<br />

MD.H in Berlin veranstaltet neben dem normalen<br />

Lehrbetrieb Workshops. Einer davon ist Werbung<br />

unter Leitung von Prof. Arnd Joachim Garth.<br />

Die Fragestellungen sind praxisnah orientiert.<br />

Wie wird Werbung gemacht? Welche Faktoren<br />

bedingen eine erfolgreiche Kampagne? Wie<br />

erstellt man eine Werbekonzeption als Teil des<br />

strategischen Marketings? Die Liebe zum Automobil<br />

war das Bindeglied zur Wirtschaft. Land Rover<br />

mit dem Produkt des Range Rover Sport war die<br />

Herausforderung, Luxus mit Abenteuer zu verbinden.<br />

16 Studenten des Studienganges Mediendesign<br />

im zweiten Semester stürzten sich begeistert<br />

in das Thema. Nach der Analysephase erstellen Sie<br />

Lebenswelten der potenziellen Käufer. Was sind<br />

das für Berufsgruppen?<br />

Wie verbringen diese ihre Freizeit? Mit welchen<br />

Marken umgeben sie sich, und für welche Reize in<br />

Farben, Worten, Bildern und Tönen ist diese Zielgruppe<br />

empfänglich? Die Studenten setzten ein<br />

Puzzle aus Ideen, Assoziationen und Metaphern<br />

zusammen. Milieus wurden untersucht, skizziert,<br />

auf ihre Werbewirksamkeit geprüft und mit strategischen<br />

Maßnahmen gewürzt.<br />

Die Presseabteilung von Land Rover in Neuss, mit<br />

Paul Entwistle an der Spitze, stellte dafür Pressematerial<br />

in Form von Prospekten, Pressetexten<br />

und Pressefotos zur Verfügung. Das Ziel ist, einen<br />

Kampagnenansatz zu entwickeln, der die drei<br />

Seiten des Range Rover Sport als Luxusauto, Abenteuer-SUV<br />

und Sportwagen aufzeigt. Die Aspekte<br />

Imagetransfer, Familienauto und Freizeitwunder,<br />

durch die großräumige, luxuriös ausgestattete<br />

Fahrgastkabine, gipfelten in Ideen von der Fluchtfahrt<br />

vor dem Vulkanausbruch bis hin zur lasziven<br />

Schönen im Abendkleid vor dem Konzerthaus am<br />

Gendarmenmarkt.<br />

Prof. Garth, der aus der Agenturszene kommt,<br />

ist Praxisnähe wichtig, zumal diese Praxisnähe<br />

auch ein Credo der MD.H Berlin darstellt, denn es<br />

ist die glückliche Verbindung der Studierenden<br />

zur Wirtschaft und deren Denken, Handeln hinsichtlich<br />

ökonomischer Erfordernisse. In diesem<br />

Workshop werden die Komponenten Wissenschaft<br />

und Wirtschaftspraxis zusammengebacht.<br />

Land Rover zeichnet die sechs besten Ergebnisse<br />

mit Accessoires aus der Land-Rover-Abenteuerboutique<br />

aus.<br />

Nun werden die Studenten ihre Ideen am Computer<br />

umsetzen. Die Computerprogramme Indesign<br />

und Photoshop lassen die Erlebniswelten entstehen.<br />

Land Rover und die MD.H sind gespannt auf<br />

die Ergebnisse, die wir in der nächsten Ausgabe<br />

des P.T. Magazins vorstellen. ■<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong>


Impressum<br />

Ihre Leserbriefe<br />

Leser-Telefon: 0341 24061-00<br />

Leser-Fax: 0341 24061-66<br />

Das P.T. Magazin ist das offizi elle Maga zin<br />

des Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />

eingetragen im Stiftungsregister des Regie<br />

rungs be zir kes Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />

66<br />

Zu: „Bildung: Keine Besserung<br />

in Sicht“<br />

„Vielen Dank für die Veröffentlichung<br />

dieses Beitrags. Sie haben<br />

Mut bewiesen und ein heißes Eisen<br />

angefasst, das in den anderen Medien<br />

eher zögerlich behandelt wird.<br />

Die Meinungsvielfalt macht aber<br />

das Salz in der Suppe aus – und das<br />

P.T. Magazin damit so lesenswert.“<br />

Andreas Kraußer<br />

„Ihren Artikel über die Bildungsdefizite<br />

der Jungen finde ich super<br />

und außerordentlich informativ.<br />

Es bedarf in der heutigen Zeit eine<br />

ordentliche Portion Mut, um so<br />

einen Artikel zu veröffentlichen –<br />

und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.<br />

Bitte machen Sie weiter so!“<br />

Sven Marquardt<br />

„Lange brennt das Thema Bildungsverlierer<br />

schon auf den Nägeln. Es<br />

ist ja wirklich kaum vorstellbar, dass<br />

trotz klarer Zahlen und Fakten eine<br />

Regierung sich so stur stellt und<br />

den Kurs der Ungleichbehandlung,<br />

der Diskriminierung von Jungs und<br />

Männern, weiterfährt. Längst ist<br />

klar, dass dieser Weg der falsche<br />

ist. Wann endlich darf man darauf<br />

hoffen, dass diejenigen, die Gesetze<br />

machen, die Geld für Bildungsförderung<br />

in der Hand haben, aus ihrem<br />

Tiefschlaf aufwachen?!“<br />

Rex Mager<br />

„Die Vernachlässigung der Jungen<br />

durch unsere Bildungspolitik ist<br />

ein eklatanter und skandalöser<br />

struktureller Mangel, der nicht nur<br />

sozialen Unfrieden stiftet, sondern<br />

mittelfristig richtig teuer werden<br />

wird. Es bedarf dringend tiefgreifender<br />

Korrekturen. Und es bedarf der<br />

Stimmen mutiger Menschen, welche<br />

die Wahrheit aussprechen und<br />

Konsequenzen fordern.“<br />

Thomas Walter<br />

„Danke für diesen ausgewogenen<br />

Artikel! Es ist immer wieder erschreckend,<br />

wie intensiv die öffentliche<br />

Meinung die Wahrnehmung der<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 4/<strong>2010</strong><br />

Leiden einer Bevölkerungsgruppe<br />

verdrängen kann.“<br />

Ulrich Thierhoff<br />

„Sehr guter Artikel. Auf den wachsenden<br />

Bildungsrückstand der<br />

Jungen kann man gar nicht oft<br />

genug aufmerksam machen. Feministinnen,<br />

die den ‚Marsch durch die<br />

Institutionen’ geschafft haben, sind<br />

hier – von der Öffentlichkeit noch<br />

viel zu wenig bemerkt – dabei, eine<br />

einseitige Entwicklung voranzutreiben,<br />

die Deutschland in Zukunft<br />

einiges kosten wird: wenn nämlich<br />

gut ausgebildete junge Männer fehlen<br />

werden.“<br />

Rüdiger Happ<br />

„Vielen Dank für diesen wichtigen<br />

und politisch so erfrischend unkorrekten<br />

Artikel! Man muss hierzulande<br />

endlich zur Kenntnis nehmen,<br />

dass der Geschlechterkrieg zwischen<br />

Erwachsenen nicht auf dem Rücken<br />

der Kinder ausgetragen und dass<br />

insbesondere an Jungen nicht Rache<br />

dafür genommen werden darf, dass<br />

eine kleine Minderheit von (leider<br />

sehr einflussreichen) Frauen mit<br />

dem männlichen Geschlecht so ihre<br />

grundsätzlichen Probleme hat.“<br />

Christoph Haß<br />

Zu: P.T. Magazin<br />

„Seit es das P.T. Magazin gibt,<br />

komme ich in den Genuss Ihrer Zeitschrift.<br />

Sie haben mich damit nicht<br />

nur sehr interessant informiert, sondern<br />

auch immer wieder zu eigenen<br />

kritischen Überlegungen angeregt.<br />

Dem Herausgeber und dem Redaktionskollegium<br />

ein ganz herzlicher<br />

Dank für das eigene kritische Spektrum.“<br />

Peter Golle<br />

„Das Magazin liest sich kurzweilig,<br />

ist persönlich im Stil und kritisch.<br />

Interessant sind die Berichte und<br />

Anzeigen der vielen Mittelständler.<br />

Sie sind informativ und stellen ein<br />

gutes Medium dar, um neue Kontakte<br />

zu knüpfen.“<br />

Christian Kalkbrenner<br />

Leserbriefe ausführlich unter: www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />

Verlag:<br />

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Petra Tröger<br />

Redaktion:<br />

Dr. Helfried Schmidt (V. i. S. d. P.)<br />

Autoren:<br />

Ullrich Rothe, Anette Runge,<br />

Dr. Volker Gallandi, Peter Jumpertz,<br />

Achim Kopp, Alexander Horn,<br />

Gunnar Sohn, Prof. Arnd Joachim Garth,<br />

Wilhelm-Rafael Garth<br />

Regionalkorrespondent:<br />

Bernd Schenke<br />

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Frank Heinitz (Satzleiter),<br />

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Stets im Dienst des Patienten<br />

Die Paracelsus-Klinik Reichenbach ist für den<br />

„Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert<br />

Firmenpräsentation<br />

Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />

hat einen Versorgungsauftrag nach<br />

§108/109 des fünften Sozialgesetzbuches<br />

(SGB V): Motivierte und<br />

hervorragend ausgebildete Ärzte,<br />

Schwestern und andere medizinische<br />

Fachkräfte sorgen neben einer modernen<br />

Ausstattung für beste medizinische<br />

und pflegerische Versorgung<br />

der Patienten. Die Klinik bietet ein<br />

abgestimmtes Angebot von Fachabteilungen,<br />

Belegärzten und Kooperationen<br />

im stationären und ambulanten<br />

Bereich.<br />

Gewachsenes Vertrauen<br />

Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />

wurde 1862 als „Städtisches Krankenhaus<br />

Reichenbach“ gegründet.<br />

Seit 1952 trug das Haus den Namen<br />

„Kreiskrankenhaus Reichenbach“. Im<br />

Jahr 2000 erfolgte die Privatisierung<br />

durch den Konzern Fresenius, der<br />

bis zum Beginn des Jahres 2006 als<br />

Gesellschafter fungierte.<br />

Von Februar bis September 2006<br />

firmierte das Krankenhaus als Helios-<br />

Klinik Reichenbach. Seit September<br />

2006 gehört das Haus zu den Paracelsus-Kliniken<br />

Deutschland. Dem<br />

Management gelang es, die Mitarbeiter<br />

mit Engagement und Kontinuität<br />

durch diese schweren Zeiten wechselnder<br />

Trägerschaft zu führen.<br />

Verantwortung<br />

Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />

bietet eine umfassende stationäre<br />

und ambulante medizinische Versorgung<br />

im Akut- und Notfallbereich.<br />

Durch bestens ausgebildetes Personal<br />

und eine optimale medizinische<br />

Ausstattung steigert das Krankenhaus<br />

kontinuierlich seine Qualität. Das<br />

Wohl der Patienten steht für alle Mitarbeiter<br />

im Mittelpunkt. Professionell<br />

und qualifiziert sorgen sie für eine<br />

persönliche und individuelle Betreuung<br />

in allen Bereichen des Hauses auf<br />

höchstem Niveau.<br />

Auch neben der Versorgung kranker<br />

Menschen ist das Klinikum stets<br />

bereit, sich seiner sozialen Verantwortung<br />

zu stellen: Auf dem Klinikgelände<br />

entsteht ein Kindergarten. Die<br />

pädagogische Arbeit der Einrichtung<br />

wird aktiv zur Gesundheitsvorsorge<br />

von Kindern beitragen.<br />

Profil<br />

Das Haus verfügt über die Fachabteilungen<br />

Anästhesie, Chirurgie, Innere<br />

Medizin, Urologie, Radiologie und<br />

eine Belegabteilung für Orthopädie<br />

und bietet damit ein breit gefächertes<br />

medizinisches Leistungsprofil.<br />

Besondere medizinische Leistungen<br />

einzelner Abteilungen gehen zudem<br />

über das Versorgungsspektrum<br />

eines Regelkrankenhauses hinaus.<br />

Dazu gehören: die Mammachirurgie,<br />

Doppelballonenteroskopie, Blasenerweiterungsplastiken<br />

(Neoblase)und<br />

endoskopische Operationen an der<br />

Niere. Neben ausgeweiteten laparoskopischen<br />

Eingriffen führt die Abteilung<br />

für Chirurgie jährlich mehr als<br />

300 endoprothetische Operationen<br />

durch, die durch ein computergesteuertes<br />

Navigationsgerät unterstützt<br />

werden können. Insgesamt 7 374<br />

stationäre und 10 500 ambulante<br />

Patienten wurden in 2009 medizinisch<br />

versorgt.<br />

Seit 2008 gehört das Medizinische<br />

Versorgungszentrum Reichenbach I<br />

mit den Bereichen Chirurgie, Radiologie<br />

und Urologie zum Klinikum. Das<br />

umfassende Angebot an Diagnostik<br />

und Therapie trägt zur Sicherung<br />

der ambulanten Versorgung in der<br />

Region bei.<br />

Qualität<br />

Die Paracelsus-Klinik Reichenbach<br />

erfüllt alle Vorgaben der gesetzlichen<br />

Qualitätssicherung. Darüber hinaus<br />

unterzieht sich das Haus in vielen Bereichen<br />

einer zusätzlichen freiwilligen<br />

Qualitätskontrolle. Sämtliche Abläufe<br />

im Krankenhaus sind im Hinblick<br />

auf Sicherheit und Kostenkontrolle<br />

optimiert.<br />

Paracelsus-Klinik Reichenbach GmbH<br />

Plauensche Straße 37 | 08468 Reichenbach<br />

Tel. 03765 / 54-0 | Fax 03765 / 54-8241<br />

info.reichenbach@pk-mx.de<br />

www.paracelsus-kliniken.de


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