PT-Magazin - Ausgabe 1•2 | 2024
Automatisch gut? • Paradigmenwechsel erforderlich: Kant und der gesunde Menschenverstand • Visionäre Technologiepartnerschaft: Mittweida und Estland • Führungs-Macht und Ohnmacht: Zwischen Machtvakuum und Kontrollwahn • Mehr Aufrichtigkeit: Vertrauen braucht Verantwortung
Automatisch gut?
• Paradigmenwechsel erforderlich: Kant und der gesunde Menschenverstand
• Visionäre Technologiepartnerschaft: Mittweida und Estland
• Führungs-Macht und Ohnmacht: Zwischen Machtvakuum und Kontrollwahn
• Mehr Aufrichtigkeit: Vertrauen braucht Verantwortung
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20. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 1 • 2 | <strong>2024</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Automatisch gut?<br />
Paradigmenwechsel erforderlich: Kant und der gesunde Menschenverstand<br />
Visionäre Technologiepartnerschaft: Mittweida und Estland<br />
Führungs-Macht und Ohnmacht: Zwischen Machtvakuum und Kontrollwahn<br />
Mehr Aufrichtigkeit: Vertrauen braucht Verantwortung<br />
Atombrüder<br />
Innerhalb weniger Monate hat sich die Schreibtischwelt verändert. So auch unser Titelbild. Oder haben Sie erkannt,<br />
dass nicht nur der Roboter, sondern auch der Mensch einer KI entsprungen ist? Am Ende besteht alles aus<br />
unterschiedlichen Atomen. Routinen können heute schon an die KI ausgelagert werden. Aber kreative und<br />
zwischenmenschliche Aktivitäten nehmen an Bedeutung zu! Nicht nur deshalb gilt: MIT ZUVERSICHT RICHTUNG ZUKUNFT!<br />
Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!
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Referenzen Auszug<br />
2023<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
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03<br />
EDITORIAL<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Warum <strong>2024</strong><br />
ein ganz normales<br />
Jahr werden wird<br />
Bei den tiefgreifenden Veränderungen<br />
und unerwarteten Wendungen der Gegenwart<br />
scheint die Vorstellung eines<br />
"ganz normalen Jahres" wie eine Utopie.<br />
Und dennoch wage ich die Prognose: Das<br />
Jahr <strong>2024</strong> wird ein solches Jahr sein – ein<br />
Jahr der Normalität, der Kontinuität und<br />
vielleicht gerade deswegen ein Jahr des<br />
Fortschritts.<br />
Wie komme ich darauf? Weil sich die<br />
Menschen nach all den Jahren der Turbulenzen<br />
durch globale Pandemien, geopolitische<br />
Konflikte oder digitalen Revolutionen<br />
nach Stabilität sehnen. <strong>2024</strong> könnte<br />
das Jahr sein, in dem wir endlich einen<br />
Rhythmus im Umgang mit den neuen Realitäten<br />
finden. Das hat drei Gründe:<br />
Erstens haben Unternehmer und Führungskräfte<br />
in der Wirtschaft gelernt, sich<br />
anzupassen. Unternehmen haben gerade<br />
in den letzten Jahren enorme Flexibilität<br />
und Resilienz bewiesen. Sie wurden digital<br />
transformiert, haben neue Arbeitsmodelle<br />
eingeführt und sind widerstandsfähiger<br />
gegenüber externen Schocks<br />
geworden. Das mittelständische Rückgrat<br />
der Wirtschaft hat wieder gezeigt, dass es<br />
trotz Belastungen innovativ ist und bleibt.<br />
Zweitens ist die politische Landschaft<br />
in vielen Teilen der Welt in eine Phase<br />
der Konsolidierung eingetreten. Bisher<br />
erlebten wir wilde Ausschläge in der Geopolitik.<br />
Jetzt kommen vielleicht pragmatischere,<br />
berechenbarere Ansätze. Wir<br />
könnten auf ein Umfeld zusteuern, in<br />
dem weniger Überraschungen und mehr<br />
planbares Handeln die Regel sind.<br />
Drittens haben Gesellschaften weltweit<br />
durch die großen Debatten um<br />
Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und<br />
technologische Ethik einen Reifeprozess<br />
durchlaufen. In diesem Rahmen könnten<br />
zielgerichtetere und konstruktivere Diskussionen<br />
stattfinden.<br />
Natürlich wird <strong>2024</strong> nicht frei von<br />
Herausforderungen sein. Fragen der<br />
Nachhaltigkeit, der digitalen Sicherheit<br />
und der sozialen Kohäsion werden weiterhin<br />
drängend bleiben. Aber vielleicht werden<br />
diese Herausforderungen weniger als<br />
unüberwindbare Hürden erlebt, sondern<br />
mehr als Aufgaben angesehen, die mit<br />
Geduld und Beharrlichkeit angegangen<br />
werden können.<br />
Ein "ganz normales Jahr" bedeutet dabei<br />
keineswegs Stillstand, sondern die Möglichkeit,<br />
auf einer solideren, vertrauteren<br />
Grundlage aufzubauen. Für Unternehmen,<br />
Politiker und Bürger könnte <strong>2024</strong> ein<br />
Jahr werden, in dem wir nicht mehr von<br />
Krise zu Krise taumeln, sondern in dem<br />
wir langfristige Visionen und Strategien<br />
mit mehr Zuversicht verfolgen können.<br />
Aus der Perspektive von heute, mit dem<br />
Wissensvorsprung der späteren Generationen<br />
über das, was in der Vergangenheit<br />
passiert ist, scheint es oft so, dass frühere<br />
Märkte und Gesellschafter berechenbar<br />
waren und planmäßig gesteuert werden<br />
konnten. Aber Umbrüche, unerwartete<br />
Ereignisse und permanente Vorläufigkeit<br />
waren in früheren Jahrhunderten<br />
vielleicht viel alltäglicher als wir uns das<br />
heute vorstellen können. Die Menschen<br />
waren sowohl Naturereignissen als auch<br />
Machtspielen von Obrigkeiten viel unmittelbarer<br />
ausgeliefert als heute.<br />
Ich bin sicher, dass schon vor 100 und<br />
vor 1.000 und 10.000 Jahren Menschen<br />
mit wachem Geist und scharfem Blick<br />
Zukünfte erfunden haben, in denen sie<br />
gern leben wollten. Und dann haben sie<br />
versucht, diese zu schaffen - immer gegen<br />
Widerstände, immer mit Rückschlägen,<br />
Niederlagen, Problemen.<br />
In diesem Sinne blicke ich optimistisch<br />
auf das kommende Jahr. Lassen Sie uns<br />
gemeinsam daran arbeiten, dass <strong>2024</strong> ein<br />
Jahr wird, das in die Geschichte eingeht<br />
– nicht wegen seiner Dramatik, sondern<br />
wegen seiner Beständigkeit und seines<br />
stillen Fortschritts.<br />
Ihr Helfried Schmidt<br />
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04 Gesellschaft<br />
03<br />
20<br />
Warum <strong>2024</strong> ein ganz normales Jahr<br />
werden wird<br />
Editorial von Helfried Schmidt<br />
Gesellschaft<br />
06<br />
Wo die klugen Köpfe wachsen<br />
Die Stiftung Louisenlund packt den<br />
Bildungs-Aufbruch in Schleswig-<br />
Holstein an<br />
10<br />
12<br />
16<br />
18<br />
20<br />
Augen auf bei der Partnerwahl<br />
Wie KMU ihr Risikomanagement<br />
stärken, erklärt Jens Junak<br />
Pointners GMV-Prinzip<br />
In der ersten Biomolkerei Deutschlands<br />
wird der gesunde Menschenverstand<br />
nicht vergessen<br />
Paradigmenwechsel erforderlich<br />
Hanspeter Georgi erinnert an Kant<br />
und den gesunden Menschenverstand<br />
Führen ohne Gnade, aber freundlich<br />
Warum modernes Leadership ohne<br />
Autorität nicht funktionieren kann,<br />
zeigt Mathias Clesle<br />
Künstliche Intelligenz:<br />
Stoppt die Buzzword-Flut!<br />
Ablenkung von den wesentlichen<br />
Fragen verunsichert statt zu klären,<br />
meint Jens-Uwe Meyer<br />
22<br />
Gen Z – anders als gedacht?<br />
Felix Behm erläutert, wieso die<br />
Angehörigen der Generation Z gar<br />
nicht so faul und egozentrisch sind,<br />
wie oft beklagt.<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
24<br />
28<br />
32<br />
34<br />
36<br />
18<br />
Reminiszenzen an Galabende<br />
Erfolg ist ein Marathon, kein Sprint<br />
Im Netzwerk der Besten<br />
Unter nominierten und ausgezeichneten<br />
Unternehmen: Der Jungbrunnen<br />
der Volkswirtschaft<br />
Das Qualitätsprinzip<br />
Zahlen, Daten, Fakten<br />
Balleinladungen <strong>2024</strong><br />
und Kolumne von Petra Tröger<br />
„Ein Neubeginn – nicht nur für<br />
die Natur“<br />
Nominiert <strong>2024</strong>, für Sonderpreise<br />
Lebenswerk, Premier, Premier-Bank<br />
und Premier-Kommune<br />
62<br />
INHALT<br />
Wirtschaft<br />
42<br />
46<br />
50<br />
52<br />
56<br />
Digitale Brücken bauen<br />
Über Visionäre Technologiepartnerschaften<br />
der Mittweidaer Teleskop-<br />
Effekt GmbH mit Estland berichtet<br />
Tanja Speck<br />
#NextGenWork<br />
Gerald Wood ist sicher: Die Zukunft<br />
der Arbeit ist nicht weniger als eine<br />
Revolution<br />
Mehr Aufrichtigkeit<br />
Oliver Meineckes Devise: Vertrauen<br />
verdienen nur die, die auch Verantwortung<br />
übernehmen<br />
Schatten am Glasfaserhimmel<br />
Kommunen sind gefordert, ihre<br />
Spielräume zu nutzen, meint Thomas<br />
Pförtner<br />
Erfolgsfaktor Charakter<br />
Warum die Auseinandersetzung mit<br />
sich selbst für moderne Führung<br />
unerlässlich ist, erklärt Ursula Köhler<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
05<br />
50<br />
72<br />
76<br />
Der ehrbare Beirat<br />
Rudolf X. Ruter, Mitglied des Beirats<br />
Financial Experts Association e.V., im<br />
Gespräch mit Christian Wewezow,<br />
Mitglied des Vorstandes der Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung, über Ethik, Moral und<br />
Ehre des Beirats.<br />
60<br />
Ton, Steine, keine Scherben<br />
Die Ziegelindustrie hat eine Zukunft.<br />
Deshalb muss die Zeit des Klagens<br />
ein Ende haben, meint Verbandspräsident<br />
Stefan Jungk.<br />
Lifestyle | Auto<br />
80<br />
Der MultiFan:<br />
ein Festmahl auf Rädern<br />
Die Autoseiten von Arnd<br />
und Wilhelm Garth<br />
Impressum<br />
… ABER BEIM<br />
HAUSBAU HATTEN<br />
WIR ALLES UNTER<br />
KONTROLLE.<br />
62<br />
Weg von 'Vielleicht'<br />
Johanna Dahm zeigt, wie man mit<br />
10 Strategien der Zeitenwende trotzen<br />
kann<br />
82<br />
Leserbriefe und Impressum<br />
66<br />
Erkannt: 3 untrügliche<br />
Anzeichen toxischer Führung<br />
Nicht alle Eigenschaften sind auf den<br />
ersten Blick als negativ erkennbar,<br />
stellt Hogan Assessments fest<br />
68<br />
Macht und Ohnmacht in der Führung<br />
Zwischen Machtvakuum und Kontrollwahn<br />
– Martina Lackner zeigt,<br />
wie Führungskräfte in Krisenzeiten<br />
ihre Frau oder ihren Mann stehen<br />
müssen<br />
Titelbild<br />
Covermontage Clemens Vogel<br />
Bildnachweise<br />
© freepik.com<br />
(Seite 18, 20, 50, 62, 72)<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
72<br />
Mit KI Empathie auf Arbeit fördern<br />
Alexander Broj erklärt, was auf den<br />
ersten Blick nicht zusammen zu passen<br />
scheint: KI, intelligent eingesetzt,<br />
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06 Gesellschaft<br />
Wo die klugen Köpfe wachsen<br />
Während die Digitalisierung das Arbeiten und Leben grundlegend verändert,<br />
findet Schule und Lernen meist wie vor 100 Jahren statt. „Wir müssen uns von<br />
der Fabrikschule des 20. Jahrhunderts verabschieden“, fordert Dr. Peter Rösner.<br />
Der Physiker und Leiter der Stiftung Louisenlund packt den Bildungs-Aufbruch<br />
in Schleswig-Holstein an.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
© MADLEN KRIPPENDORF
07<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Frischer Wind weht von der Schlei über<br />
den Park alter Buchen. Neben der strahlend<br />
weißen Schloss-Fassade zeigt sich<br />
ein moderner Bau, der aus der Ferne<br />
an klassische Gewächshäuser erinnert.<br />
Hier, wo der echte Norden Schleswig-<br />
Holsteins beginnt, liegt die Stiftung Louisenlund<br />
und zeigt: der Bildungsaufbruch<br />
in Deutschland beginnt. „Wir müssen<br />
uns von der Fabrikschule des 20. Jahrhunderts<br />
verabschieden,“ lautet die Botschaft<br />
des Physikers und Stiftungsleiter<br />
Dr. Peter Rösner. „Wir sollten aufhören,<br />
Kinder, nur weil sie zufällig gleich alt<br />
sind, in Klassen einzuteilen, in einen viereckigen<br />
Raum zu sperren mit einer Tafel<br />
und einem Lehrer. Jedes Kind ist einzigartig.<br />
Ich fordere daher, so verstandenen<br />
Unterricht nicht nur zu verändern, sondern<br />
zu lassen.“<br />
Es ist neun Uhr morgens auf dem Campus<br />
Louisenlund. Aus der Mensa duftet<br />
es nach Kaffee. Die Bohnen stammen<br />
aus einer kleinen Plantage<br />
am Kivu-See in Ruanda.<br />
Ein Sechzehnjähriger hat<br />
gerade alle Produktionsetappen<br />
vor Ort begleitet.<br />
Anbau, Ernte, Sortierung.<br />
Er klingt stolz. Heute rösten<br />
er und seine Mitschüler<br />
und -schülerinnen die<br />
Bohnen, verpacken und<br />
verkaufen sie, sogar an<br />
Sternerestaurants. Seit<br />
2015 existiert das Projekt.<br />
Mit dem Gewinn aus dem<br />
Kaffeeverkauf unterstützt<br />
Louisenlund eine Grundschule<br />
in Ruanda.<br />
Dr. Peter Rösner führt weiter<br />
über das Gelände. Als<br />
Leiter der Stiftung Louisenlund,<br />
einer Internatsschule, die aus<br />
einer Grundschule, einem Gymnasium<br />
mit plus-MINT Talentförderung und einer<br />
IB World School besteht, forcierte<br />
er in den letzten zehn Jahren einen ungewöhnlichen<br />
Transformationsprozess.<br />
Sein Ziel: ein leistungsfähiges, offenes<br />
und menschenfreundliches Schulsystem<br />
zu schaffen, das Empathie, Vielfalt<br />
und selbstwirksames Lernen ermöglicht.<br />
Schon während Corona-Zeiten managte<br />
er den Bildungsdampfer mit 450 Tages-<br />
und Internats-Lernenden geschickt<br />
durch die Krise. Weitermachen wie<br />
bisher, das war allen klar, würde nicht<br />
© MADLEN KRIPPENDORF<br />
reichen. Man entschied sich für einen<br />
Aufbruch in der Pädagogik und der Bildungsarchitektur:<br />
Während der Coronazeit<br />
wurde der komplette Neubau eines<br />
Lern- und Forschungszentrums geplant,<br />
durchgezogen, 2023 die ersten Gebäude<br />
eingeweiht.<br />
Eigenverantwortung lernen<br />
LH-Architekten aus Hamburg entwickelten<br />
einen Typus aus Scheune und<br />
Treibhaus für Rösners Credo, die Schule<br />
im Gleichschritt abzuschaffen. Die Neubauten<br />
zeichnen sich durch viel Licht,<br />
Glas und natürliche Materialien aus. In einer<br />
Kette aus vier Gebäuden pulsiert das<br />
Herz des Lern- und Forschungszentrums<br />
auf einer Nutzfläche von 5.200 Quadratmetern.<br />
Eine Schülerin führt eine junge<br />
Besuchergruppe durch die neuen Lernräume:<br />
Whiteboardflächen, die von einer<br />
Wand zur anderen reichen, bodentiefe<br />
Fenster mit Blick in den Wald. Alles ist<br />
neu, Tische und Stühle rollen, schwingen,<br />
bewegen sich. Die kleine Besuchsgruppe<br />
chauffiert ausgelassen durch den Raum<br />
und lauscht der Louisenlunderin, die von<br />
ihrem Schulalltag berichtet. Ihre Lernziele<br />
hat sie mit ihrer Mentorin individuell<br />
abgesprochen, ihren Stundenplan<br />
spezifisch aus Seminaren und Selbstlernzeiten<br />
zusammengestellt. „Eigenverantwortung<br />
muss man lernen“, erzählt<br />
sie den erstaunten Zuhörern. „Das klappt<br />
nicht sofort, aber später ist es wie eine<br />
gut bestandene Challenge und macht<br />
Freude: man hat den Stoff verstanden<br />
und kann ihn in neuen Situationen an-<br />
wenden.“ Freude ist ein Wort, das man<br />
oft hört in Louisenlund. Freude erleben<br />
Schülerinnen und Schüler auch in den<br />
vielen unterschiedlichen Gilden. Neben<br />
dem Lernen im Schulgebäude sind die<br />
Gilden eine wichtige ergänzende Dimension<br />
des praktischen Lernens die sich um<br />
Projekte wie Naturschutz, Sport oder<br />
Ehrenämter drehen. Lachen ist ebenfalls<br />
auf dem Campus zu hören und der fröhliche<br />
Gruß, der Besuchenden zugerufen<br />
wird. Und von denen gibt es viele, denn<br />
das Louisenlunder Konzept schlägt Wogen.<br />
Wissen, Fähigkeit, Kompetenz<br />
„Lernen und kritisches Denken sind die<br />
Grundlagen für ein selbstbestimmtes<br />
Leben. Erworbenes Wissen, Fähigkeiten<br />
und Kompetenzen die Rohstoffe für die<br />
Zukunft unseres Landes“, erklärt Thomas<br />
Laqua und öffnet Interessierten<br />
die Tür zu den neuen lichtdurchfluteten<br />
Lernbereichen. Laqua ist<br />
Fachmann für Bildungsarchitektur<br />
und mit seinem<br />
gemeinnützigen Unternehmen<br />
„wonderlabz“ Spezialist<br />
für projektorientierte<br />
Lernräume, zugleich Umsetzer<br />
der Stiftungs-Visionen.<br />
Seit fünf Jahren ist er<br />
am Transformationsprozess<br />
beteiligt und sorgt mit der<br />
Innenarchitektur für die<br />
Balance zwischen Identität<br />
und Aufbruch. Wandelbare<br />
Seminarräume mit flexiblen<br />
Möbeln laden zur Vertiefung<br />
bereits vorbereiteter<br />
digitaler Unterrichtsinhalte<br />
in kleinen Lerngruppen ein.<br />
Die angrenzenden offenen<br />
Lernlandstudios mit jeweils mehr als<br />
300 Quadratmetern Fläche sind für das<br />
„Deeper Learning“ konzipiert. Sie lassen<br />
sich mit farbigen Akustikvorhängen,<br />
ähnlich einer Theaterbühne, in Sekunden<br />
verwandeln. Der Wunsch nach Offenheit<br />
und Interaktion der Lernenden wird genauso<br />
erfüllt, wie der nach temporärer<br />
Fokussierung und Abgrenzung für konzentriertes<br />
Lernen im eigenen Tempo.<br />
Warmes Eichenholz, feuchtigkeitsregulierende<br />
Wollstoffe, angenehme Filzoberflächen,<br />
weiche Polsterstoffe und<br />
haptisch ansprechende Schrank-, Tischund<br />
Stuhloberflächen bieten eine u
08 Gesellschaft<br />
© MADLEN KRIPPENDORF<br />
nachvollziehbare Materialvielfalt und<br />
Formensprache für Lernende und Lehrende.<br />
Diese Offenheit setzt sich auch<br />
in den MINT-Laborlandschaften fort.<br />
Keine Feuerzangen-Nostalgie, sondern<br />
ein heller Open Space mit klar zonierten<br />
Flächen und abgetrennten Spezialarbeitsbereichen<br />
wie dem Chemie- oder<br />
Biologie-S1-Labor. Genauso, wie es die<br />
Praxis in Forschung und Wissenschaft<br />
verlangt. Professionalität für besondere<br />
MINT-Talente: Ihre Projekte, wie beispielsweise<br />
„oszillierende Schrauben“, „Windenergie<br />
für jeden“ oder „Sonnenstürme<br />
prognostizieren“, finden sich regelmäßig<br />
auf den ersten Plätzen des Wettbewerbs<br />
„Jugend forscht“ wieder.<br />
Dies alles allein als Resultat von Klassengesellschaft<br />
oder Elite-Internat abzutun,<br />
ist zu kurz gesprungen. Für das Internatsgymnasium<br />
mit plus-MINT Programm,<br />
in dem TOP-Talente in den Bereichen<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft<br />
und Technik gefördert werden,<br />
kann Schüler-BAföG beantragt werden.<br />
Die Besten aus Deutschland können sich<br />
ab der 10. Klasse für einen Platz bewerben<br />
– durch die Möglichkeit der BAföG-<br />
Förderung ist der Zugang zu plus-MINT<br />
unabhängig vom Einkommen der Eltern.<br />
Etwa 70 TOP-MINT-Talente lernen und<br />
forschen aktuell in Louisenlund.<br />
Wie viel ist uns die Bildung<br />
unserer Kinder wert?<br />
Insgesamt 30 Millionen Euro brachte die<br />
Stiftung Louisenlund auf, um die neue<br />
Bildungsära einzuläuten. „Louisenlund<br />
stellt pro Jahr und Schüler etwa doppelt<br />
so viele Ressourcen für das Lehren und<br />
Lernen zur Verfügung wie es der Staat<br />
für die öffentliche Tagesschule tut,“ unterstreicht<br />
Peter Rösner. “Ich wundere<br />
mich darüber, dass wir in unserem Land<br />
nicht eine heftige öffentliche Debatte<br />
führen, wie viel Geld uns die Bildung unserer<br />
Kinder eigentlich Wert ist.“<br />
„Ein Leben ohne Klassengesellschaft, Fabrikschule<br />
und Klassenzimmer, ein Ort,<br />
der persönliches Wachsen und vielfältige<br />
Erfahrungen in einer starken Gemeinschaft<br />
möglich macht“ - die Stiftungs-<br />
Vision hat Gestalt angenommen. „Natürlich<br />
sind wir hier an der schönen Schlei<br />
nicht weg vom Weltgeschehen,“ sagt<br />
eine Schülerin, die ihre Tasche schultert.<br />
„Klima und Kriege - das alles macht traurig.<br />
Aber wir lernen, dass wir eine Stimme<br />
haben und damit etwas bewegen<br />
können. Und das bedeutet für mich Zuversicht.“<br />
•<br />
Schon seit vielen Jahren werden auch<br />
Bildungseinrichtungen zum „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ nominiert.<br />
Darunter sind:<br />
• Hermann-Lietz-Schule Haubinda<br />
• BIP Kreativitätszentrum gGmbH<br />
• Musikschule Spiel-mit gGmbH<br />
• SRH Hochschule für Gesundheit<br />
Gera GmbH<br />
• SRH Hochschule Heidelberg<br />
• Duale Hochschule<br />
Baden-Württemberg<br />
• Fritz-Erler-Schule<br />
(Kaufmännische Berufsschule)<br />
• Kinderzentren Kunterbunt gGmbH<br />
Kathrin Kern-Ludwig von der DOit<br />
Consult hat das Lebensmotto<br />
„Man kann sich die Welt nicht besser<br />
meckern, aber besser machen“ und<br />
schrieb daher folgende Nominierungsbegründung:<br />
„Die Hermann-Lietz-Schule Haubinda<br />
ist einfach eine besondere Schule.<br />
Nach der Wende als Schulversuch als<br />
Schule in freier Trägerschaft gestartet,<br />
ist sie heute eine feste Größe<br />
in Thüringen. Es verbinden sich hier<br />
Tradition und Moderne auf eine ganz<br />
besondere Art und Weise. Hat der<br />
Reformpädagoge Hermann Lietz doch<br />
vor über 100 Jahren den Grundstein<br />
für diese Schule gelegt.<br />
Aktuell lernen ca. 440 Kids aus dem<br />
direkten Einzugsgebiet gemeinsam<br />
mit Kids aus dem ganzen Bundesgebiet<br />
bis hin zur ganzen Welt. In Haubinda<br />
trifft sich quasi die Welt im<br />
Dorf. Dies ist bemerkenswert, liegt<br />
Haubinda doch im südlichsten Zipfel<br />
Thüringens im ehemaligen Grenzgebiet<br />
- irgendwo im Nirgendwo.<br />
Aber noch etwas macht diese Schule<br />
besonders: Sie hat neben einer<br />
eigenen Landwirtschaft und einem<br />
erfolgreichen Dorfladen auch einen<br />
funktionierenden Schulstaat mit<br />
Schülerparlament, Kanzler(in), Schülergericht<br />
usw. Alles von Schülern<br />
gemacht und mit Leben erfüllt.<br />
Pädagogen begleiten diese Struktur<br />
als Mentoren. Hier lebt man Demokratie,<br />
Interkulturalität, Nachhaltigkeit<br />
und Unternehmertum... nicht, weil es<br />
hip ist, sondern weil es Sinn macht.“<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
09<br />
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10 Gesellschaft<br />
Augen auf bei der Partnerwahl<br />
So stärken KMU ihr Risikomanagement<br />
Trüb sind die Aussichten für kleine und<br />
mittelständische Unternehmen in<br />
Deutschland. Fehlende Fachkräfte, veraltete<br />
Firmenkulturen und eine überbordende<br />
Bürokratie schmälern das Vertrauen<br />
der Zukunft gewachsen zu sein. Laut<br />
einer Studie des Beratungsunternehmens<br />
Metafinanz halten nicht einmal<br />
die Hälfte der Manager den Sektor für zukunftstauglich.<br />
Doch gerade der Mittelstand<br />
hat als Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor<br />
eine immense Bedeutung<br />
für unser Land. Das aktuelle Marktumfeld<br />
stellt dabei eine besondere Belastung<br />
dar, die sich bereits in einer deutlichen<br />
Zunahme der Firmeninsolvenzen abzeichnet.<br />
Umso wichtiger ist es, in diesen<br />
Zeiten verlässliche Geschäftspartner zu<br />
finden, die einen nicht im Regen stehen<br />
lassen. Um hier die Spreu vom Weizen zu<br />
trennen, eignet sich das Implementieren<br />
eines effektiven Risikomanagements.<br />
Ein kontrollierter Umgang mit den Risiken,<br />
die einem Unternehmen im Geschäftsalltag<br />
begegnen, ist für seinen langfristigen<br />
Erfolg unabdinglich. Er senkt die Gefahr<br />
von gravierenden Verlusten und gewährleistet<br />
finanzielle Stabilität. Wirtschaftstreibende,<br />
die ihre Firmen schützen und<br />
vertrauenswürdige Mitstreiter gewinnen<br />
wollen, sollten daher folgende Schritte<br />
beherzigen.<br />
Schritt 1: Mit Argusaugen – Scannen Sie<br />
Ihr Unternehmen und dessen Umfeld<br />
Der erste Schritt ist stets eine gründliche<br />
Bestandsaufnahme: Betrachten Sie Ihr<br />
Unternehmen und sein Beziehungsgeflecht<br />
aus der Vogelperspektive. Welche<br />
Risikobereiche können Sie ausmachen?<br />
Sind Sie vielleicht skeptisch bei gewissen<br />
Zulieferern? Oder haben Sie vermehrt<br />
Kunden aus Branchen, die aktuell besonderen<br />
Herausforderungen gegenüberstehen?<br />
Teilen Sie die Risiken in Kategorien<br />
ein und bewerten Sie sie nach ihrem Gefahrenpotenzial.<br />
Schritt 2: Kontrollen, Maßnahmen,<br />
Protokolle – Packen Sie’s an<br />
Nun schreiten Sie zur Tat. Nachdem Sie<br />
im ersten Schritt Ihre „Problemzonen“<br />
ausfindig gemacht haben, geht es hier<br />
darum, Prozesse zu entwickeln, die Risiken<br />
minimieren. Das können interne<br />
Kontrollen, Sicherheitsprotokolle oder<br />
Compliance-Maßnahmen sein. Hauptsache,<br />
es gibt einen für alle Mitarbeiter geregelten<br />
Umgang mit den jeweiligen Gefahren.<br />
So können Sie Risiken vermeiden<br />
und Unregelmäßigkeiten leichter feststellen,<br />
um schnell darauf zu reagieren.<br />
Schritt 3: Daumen hoch oder Daumen<br />
runter? Mit diesen Technologien finden<br />
Sie die besten Geschäftspartner<br />
Kleine und mittlere Unternehmen<br />
können meist nicht auf einen so umfangreichen<br />
Informations- und Technologievorrat<br />
zurückgreifen wie große<br />
Konzerne. Es gibt jedoch technische<br />
Möglichkeiten, mit denen Sie dieses<br />
Defizit ausgleichen können. Heutzutage<br />
gibt es KI-basierte Dienste und<br />
Automatisierungslösungen auf jedem<br />
Gebiet, die Ihnen bei der Informationsgewinnung<br />
und -verarbeitung helfen.<br />
Ganz entscheidend ist hier allerdings<br />
die Datengrundlage. Ihre Ergebnisse<br />
sind immer nur so gut wie die Daten,<br />
durch die sie zustande gekommen sind.<br />
Nicht nur für KMU lohnt es sich hier, auf<br />
Expertenwissen zurückzugreifen. Wirtschaftsauskunfteien<br />
wie beispielsweise<br />
Creditsafe unterstützen Firmen, indem<br />
sie umfangreiche und qualitativ hochwertige<br />
Datensätze und Bewertungen<br />
zu Unternehmen bereitstellen.<br />
Schritt 4: It’s a Match<br />
Für Unternehmen jeder Größe ist es<br />
essenziell, zahlungskräftige und zuverlässige<br />
Geschäftspartner zu finden.<br />
Insolvenzen von Lieferanten und überfällige<br />
Forderungen gegenüber Kunden<br />
können besonders KMU leicht ins Wanken<br />
bringen. Um solch ein Szenario von<br />
vornherein zu vermeiden, gilt es, mittels<br />
Bonitätsprüfung aktuelle und verlässliche<br />
Daten zur Kreditwürdigkeit einzuholen.<br />
Diese speisen sich aus Informationen<br />
zur allgemeinen finanziellen Lage<br />
der jeweiligen Geschäftspartner, aus<br />
ihrem Zahlungsverhalten in der Vergan-<br />
genheit sowie aus weiteren wirtschaftlichen<br />
Indikatoren.<br />
Schritt 5: Keep it going –<br />
bleiben Sie stets wachsam<br />
Mit der Wahl der Geschäftspartner<br />
ist es noch nicht getan. Erfolgreiches<br />
Risikomanagement ist ein laufender<br />
Prozess und muss ständig angepasst<br />
werden. Überwachen Sie regelmäßig<br />
die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen und<br />
nehmen Sie bei Bedarf Änderungen<br />
vor. So können beispielsweise wiederkehrende<br />
Kontrollen der Bonität von<br />
Zulieferern und Kunden, mittels Monitoring-Lösungen,<br />
das Risiko von Zahlungsausfällen<br />
verringern. Wenn Sie Ihr<br />
Risikomanagement stets aktuell halten,<br />
können Sie schnell auf veränderte<br />
Marktbedingungen reagieren und Ihre<br />
Strategie dynamisch anpassen.<br />
Fazit<br />
Die Herausforderungen für den Mittelstand<br />
wachsen stetig. Externe Rahmenbedingungen<br />
wie zum Beispiel dem<br />
Fachkräftemangel können Unternehmen<br />
nicht beeinflussen. Dafür ist es<br />
umso wichtiger, dass sie dort tätig werden,<br />
wo sie aktiv eine Verbesserung ihrer<br />
Situation bewirken können. Mit einer<br />
guten Informationsbasis minimieren<br />
Sie entscheidende Risiken, nutzen Chancen<br />
optimal und stärken das Vertrauen<br />
ihrer Stakeholder. Ein effektives Risikomanagement<br />
ist somit ein integraler<br />
Bestandteil jedes nachhaltigen und widerstandsfähigen<br />
Unternehmens. •<br />
Jens Junak ist Country<br />
Manager von Creditsafe<br />
Deutschland. Er verantwortet<br />
das Deutschlandgeschäft<br />
der international<br />
tätigen Creditsafe-Gruppe<br />
und konzentriert sich insbesondere<br />
auf das strategische<br />
Wachstum der deutschen<br />
Standorte.<br />
Über den Autor<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
11<br />
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12 Gesellschaft<br />
Pointners GMV-Prinzip<br />
© MILCHWERKE BERCHTESGADENER LAND CHIEMGAU EG<br />
Bernhard Pointner wurde 2012 Geschäftsführer der Milchwerke Berchtesgadener<br />
Land Chiemgau eG und verdoppelte seither den Umsatz der Molkerei<br />
auf rund 350 Millionen Euro. Er ist ein Verfechter des Prinzips GMV – Gesunder<br />
Menschenverstand. Seine scharfen Analysen und klaren Formulierungen werden<br />
in der Fachpresse, bei FAZ, SZ oder WirtschaftsWoche geschätzt.<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> traf ihn zum Gespräch.<br />
Wenn man Bernhard Pointner zum ersten<br />
Mal trifft, beeindrucken die Dynamik,<br />
Klarheit und Fokussiertheit des Molkereichefs.<br />
Dabei ist er in allen Themen<br />
zu Hause und weicht keiner Diskussion<br />
aus. Schließlich kann sich „seine“ Molkerei<br />
nicht nur sehen, sondern auch messen<br />
lassen.<br />
Erste Biomolkerei Deutschland<br />
Vor genau 50 Jahren, als Bio noch weit<br />
weg war vom Mainstream, begann man<br />
in der Chiemgau-Molkerei, die 1976 mit<br />
Berchtesgadener Land fusionierte, mit<br />
Bio-Milch. Seit 1986 wird die Bio-Milch in<br />
Piding im Berchtesgadener Land separat<br />
erfasst und verarbeitet. Nachhaltigkeit<br />
ist Teil der DNA der Molkerei und ihrer<br />
Mitglieder. Dafür gab es 2019 und <strong>2024</strong><br />
den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Die<br />
1.600 Bauern der Berchtesgadener Land<br />
Molkerei haben durchschnittlich nur 27<br />
Kühe. Während ihrer arbeitsintensiven<br />
12-Stunden-Tage bleibt nur wenig Zeit.<br />
Um Kühe für Klimakiller zu halten, muss<br />
man schon weit weg von den Alpen wohnen.<br />
Pointner hält es für völlig utopisch, dass<br />
die Bundesregierung den Bioanteil bis<br />
2030 auf 30 Prozent steigern will. Da die<br />
meisten Verbraucher konservativ bleiben,<br />
müsste das als Quote per Verordnung<br />
durchgedrückt werden. Weil durch das<br />
große Angebot im Supermarkt, Biomilch<br />
plötzlich billiger wäre als konventionelle<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
13<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Milch, würde dann der Biomarkt kollabieren.<br />
„Wir sollten die Kirche<br />
im Dorf lassen“, meint Pointner<br />
Das gilt für viele Facetten moderner<br />
Diskussionen. So könne man auch jeder<br />
Kuh einen Katalysator um den Hals hängen.<br />
Aber da schießt man mit Kanonen<br />
auf Spatzen. Denn laut Umweltbundesamt<br />
entfallen nur 3,4 Prozent der deutschen<br />
Treibhausgasemissionen auf die<br />
Rinderhaltung. Auch künstliche Futterzusätze,<br />
die verhindern, dass die Rinder<br />
Methan rülpsen, kommen bei den Mitgliedern<br />
der Genossenschaft nicht in<br />
den Futtertrog.<br />
Erst recht schüttelt man im Berchtesgadener<br />
Land den Kopf zu Entwicklungen<br />
wie in Irland oder den Niederlanden.<br />
Dort zahlt der Staat den Bauern eine<br />
Abwrackprämie dafür, die Viehhaltung<br />
ganz aufzugeben, nachdem eine jahrelange<br />
zu intensiv bewirtschaftete und<br />
steril abgetrennte “Sagrotan-Landwirtschaft“<br />
das Grundwasser mit Nitrat<br />
verseucht hat. Solche Verhältnisse sind<br />
in Deutschland gar nicht zu finden,<br />
zumindest nicht entlang des Alpennordkamms<br />
zwischen Watzmann und<br />
Zugspitze. Viele Betriebe erfüllen hier<br />
schon die Anforderungen an die beiden<br />
höchsten Haltungsstufen, 35 Prozent<br />
wirtschaften heute schon anerkannt<br />
ökologisch Bio-Milch.<br />
Haferdrinks können<br />
auch dressierte Affen machen<br />
Für große internationale Lebensmittelkonzerne<br />
sind Haferdrink und andere<br />
vermeintliche Milch-Ersatzprodukte<br />
ein Coup. Sie sparen sich die abenteuerlichen<br />
Touren im Winter durch die Berge,<br />
auch die Kühlkette ist weniger relevant.<br />
Da aber im Supermarkt höhere Preise<br />
als für Milch durchgesetzt werden können,<br />
sind die Margen höher.<br />
Weil aber Hafermilch eben gerade keine<br />
Milch ist, spricht Pointner von Haferdrinks.<br />
Die könnte man bei Berchtesgadener<br />
Land auch herstellen, das ist simpel,<br />
da wird ein Pulver in Wasser gerührt<br />
und läuft dann durch Abfüllanlagen.<br />
„Das können auch dressierte Affen“ machen,<br />
appelliert Pointner an den gesunden<br />
Menschenverstand. Immer mehr<br />
ältere Menschen erfreuen sich heute<br />
bester Gesundheit. Sie sind noch so fit,<br />
dass sie immer öfter sonntags mit dem<br />
E-Bike auf den Berg fahren, sich vor die<br />
Hütte setzen und ein Weißbier trinken.<br />
Die haben ihr Leben lang Fleisch und<br />
Eier gegessen und Milch getrunken. Ob<br />
da später Menschen mithalten können,<br />
die als 10-Jährige zum Veganer geworden<br />
sind, wissen wir erst in ein paar<br />
Jahrzehnten. u
14 Gesellschaft<br />
Nach Banklehre, Betriebswirtschaftsstudium und neun Jahren bei BMW in München<br />
ist Bernhard Pointner seit 2012 Geschäftsführer der Milchwerke Berchtesgadener Land.<br />
Gras braucht Kühe<br />
Da auch die Zahl der alternativen Konsumenten<br />
überschaubar bleibt, schläft<br />
der Molkereichef trotz ständiger alternativer<br />
Soja- und Haferhypes weiterhin<br />
ruhig. Zudem es im Grünlandgürtel der<br />
Alpen gar keine Anbauflächen für Hafer<br />
gibt, sondern Wiesen. Wir Menschen<br />
können Gras nicht gut verdauen. Es<br />
braucht Kühe mit ihrem speziellen Verdauungstrakt,<br />
um Gras in Lebensmittel<br />
zu verwandeln. Denn Kühe haben als<br />
Wiederkäuer nicht nur einen Magen,<br />
sondern gleich vier: Pansen, Netzmagen,<br />
Blättermagen und Labmagen. Übrigens:<br />
Da das Grünland gleichzeitig<br />
große Mengen an CO2 speichert, ist die<br />
Milchwirtschaft in der Alpenregion nahezu<br />
klimaneutral.<br />
Salzwasser aus den Alpen<br />
An den Alpen regnet es viel, unabhängig<br />
davon, ob Kühe grasen oder nicht.<br />
Lässt man den Regen über die Donau<br />
ungenutzt bis ins Schwarze Meer fließen,<br />
wird Salzwasser draus. „Warum<br />
sollen wir das nicht zur Lebensmittelproduktion<br />
nutzen?“ fragt Pointner.<br />
„Wie sonst wollen wir in ein paar Jahren<br />
zehn Milliarden Menschen auf der Welt<br />
© MILCHWERKE BERCHTESGADENER LAND CHIEMGAU EG<br />
ernähren, wenn wir solche natürlichen<br />
Standortvorteile nicht ausnutzen?“<br />
Apropos natürliche Vorteile: Pointner<br />
lässt zwar Milch aus den Alpen auch<br />
per LKW bis Berlin oder Hamburg fahren,<br />
aber mit modernster Technik. Seine<br />
40-Tonner brauchen nur 27 Liter auf<br />
100 Kilometer. Er ist sicher, dass seine<br />
Milch klimafreundlicher ist als Milch<br />
aus Schleswig-Holstein, für die Soja aus<br />
Brasilien verfüttert wurde. Deshalb ist<br />
Soja aus Übersee schon seit 2017 bei<br />
den 1.600 Bauern der Molkerei genauso<br />
verboten wie das Totalherbizid Glyphosat.<br />
Glas-Flaschen-Spiele<br />
Die Bundesumweltministerin will Müll<br />
dadurch vermeiden, dass die gesamte<br />
Milch wie vor Jahrzehnten in Glasflaschen<br />
verkauft werden soll. „Das ist<br />
nicht zu Ende gedacht“, kontert Pointner,<br />
der gerade die wohl modernste Abfüllanlage<br />
für Glasflaschen weltweit in<br />
Betrieb genommen hat. „Glasflaschen<br />
sind nur in der Nische sinnvoll. Um die<br />
gleiche Menge Milch in Glasflaschen<br />
abzufüllen, die auf einen LKW mit Kartons<br />
passt, müssen erstmal 30 Lastwa-<br />
gen mit leeren Flaschen auf den Hof<br />
kommen. Selbst wenn es genug Fahrer<br />
gäbe, würde der Dieselverbrauch<br />
explodieren!“ Leider ist man in den<br />
Regierungsvierteln Berlins an solchen<br />
Praxiserfahrungen nicht interessiert.<br />
Pointner nahm vergangenen Sommer<br />
in Berlin extra an einem parlamentarischen<br />
Frühstück teil, bei dem rund<br />
fünfzig Abgeordnete eingeladen waren.<br />
Allerdings hatten nur zwölf geantwortet.<br />
Von denen kamen nur vier. Und von<br />
den Grünen war kein einziger dabei.<br />
Gerade die führen das Landwirtschaftsund<br />
das Umweltministerium.<br />
„Bei drei Euro für Butter<br />
beginnt die Todeszone“<br />
Als vergangenes Jahr Milch und Butter<br />
im Kühlregal sehr teuer waren, machte<br />
Pointners Spruch von der Butter-<br />
„Todeszone“ die Runde. An diesem Auf<br />
und Ab der Preise waren übrigens deutsche<br />
Spekulanten kaum beteiligt. Stattdessen<br />
wollte China seine Lager vollmachen<br />
und kaufte eine Weile alles auf<br />
dem Spotmarkt auf, was zu bekommen<br />
war. Das war für manche Molkerei so attraktiv,<br />
dass sie die Preise hochsetzten,<br />
damit in Deutschland weniger verkauft<br />
wurde und mehr für den Spotmarkt<br />
blieb. Seit China nicht mehr kauft, hat<br />
sich der einst hohe Milchpreis anderer<br />
Molkereien halbiert und nun streiten<br />
sie sich mit den Lebensmittelketten.<br />
Pointner hatte vergangenes Jahr nicht<br />
mitgemacht und stattdessen mit der<br />
Kampagne „In guten wie in schlechten<br />
Zeiten“ auf Preisstabilität gesetzt und<br />
diese Strategie ging auf.<br />
Lieferantentreue<br />
Die Preisstabilität im Verkauf korrespondiert<br />
mit Preisstabilität im Einkauf.<br />
Die Milchbauern der Genossenschaft<br />
im südöstlichen Zipfel Deutschlands<br />
werden gut bezahlt. Auch wenn die Bioverbände<br />
Steigerungen für überlebensnotwendig<br />
halten, werden keine großen<br />
Sprünge drin sein. „Für Milchbauern<br />
gilt dasselbe wie für andere Branchen:<br />
Es kommt immer darauf an, wie du deinen<br />
Betrieb managst.“ erklärt Pointner.<br />
Wer seine Prozesse im Griff hat, kommt<br />
mit den Milchpreisen hin. Die anderen<br />
haben Probleme. Niemand kann mit<br />
Preisen an den Start gehen, die auch<br />
dem Schlechtesten noch Gewinn garantieren.<br />
•<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
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16 Gesellschaft<br />
Paradigmenwechsel<br />
erforderlich<br />
Hanspeter Georgi erinnert an Kant und den gesunden Menschenverstand<br />
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1. Unter einem Paradigma versteht man<br />
bekanntlich ein Denkmuster. Auf der Basis<br />
dieses Denkmusters forschen Wissenschaftler,<br />
bevor sie es völlig verwerfen und<br />
einem neuen Denkmuster folgen. Das<br />
nennt man dann einen Paradigmenwechsel.<br />
Auch Unternehmen geraten in Situationen,<br />
in denen sie einen Paradigmenwechsel<br />
in ihrer Unternehmenspolitik vollziehen<br />
müssen, weil ihr bisheriges Geschäftsmodell<br />
nicht mehr trägt. Politische Konzepte<br />
müssen sich ebenso strukturell ändern,<br />
müssen einem neuen Denkmuster folgen,<br />
müssen sich also einem Paradigmenwechsel<br />
unterziehen, wenn sich herausstellt,<br />
dass die bislang verfolgte und umgesetzte<br />
Politik nicht die Erwartungen erfüllt, die<br />
mit ihr erhofft waren. In der tagespolitischen<br />
Auseinandersetzung spricht man<br />
dann vom Erfordernis, Illusionen über Bord<br />
zu werfen, oder noch drastischer, sich endlich<br />
von Lebenslügen zu verabschieden.<br />
WIR BAUEN<br />
KLIMANEUTRAL<br />
2. Ein solcher Fall liegt aktuell bei der<br />
Transformation von Hartz IV zum Bürgergeld<br />
vor. Der gesunde Menschenverstand<br />
hatte das schon angemahnt, was jetzt der<br />
zuständige Bundesminister beabsichtigt.<br />
Ebenso ist es für die aufnehmende arbeitende<br />
Gesellschaft nicht nachzuvollziehen,<br />
dass rund 2,5 Millionen Menschen ohne<br />
deutsche Staatsangehörigkeit Anspruch<br />
auf dieses Bürgergeld haben. Und dass von<br />
den insgesamt 5,5 Millionen Anspruchsberechtigten<br />
ca. 4,0 Millionen gesund und erwerbsfähig<br />
sind, diese Fakten müssen doch<br />
zum Nachdenken, gar zur Kurskorrektur<br />
genug Anlass geben. Also Anlass genug für<br />
einen Paradigmenwechsel, der Abschied<br />
nimmt vom Abschied des Leistungsgedankens.<br />
So etwa würde es der zeitgenössische<br />
Philosoph Peter Sloterdijk formulieren. Hinzukommt,<br />
dass weitere sozialpolitische<br />
Maßnahmen wie die Kindergrundsicherung<br />
zu einer weiteren Aufblähung der<br />
Sozialbürokratie führen. In der Summe aller<br />
sozialpolitisch motivierten Transfers, die<br />
dem Denkmuster der Einzelfallgerechtigkeit<br />
entsprechen sollen, bleibt dennoch die<br />
Frage offen, ob das alles sozial gerecht ist.<br />
Ein Paradigmenwechsel sähe so aus: wer<br />
aus eigener Kraft - unterschieden nach der<br />
Familiengröße - ein vom Bundestag festgelegtes<br />
soziokulturelles Existenzminimum<br />
nicht erzielt, erhält auf die Differenz eine<br />
negative Einkommensteuer. Dieses Kon-<br />
WIR BAUEN<br />
KLIMANEUTRAL<br />
zept - vor langer Zeit von Milton Friedman<br />
und F. A. von Hayek vorgeschlagen - hätte<br />
einige Vorteile im Gegensatz zum Status<br />
quo: transparent, wenig Bürokratie (nur<br />
das Finanzamt) und der Leistungsanreiz,<br />
aus eigener Kraft über dieses Existenzminimum<br />
zu kommen, bliebe erhalten. Ist das<br />
nicht eine auch sozial gerechtere Lösung?<br />
Es hätte zudem den Vorzug, dass sich die<br />
Politiker und insbesondere die Sozialpolitiker<br />
auf die Festlegung des soziokulturellen<br />
Existenzminimums zu beschränken hätten.<br />
3. Die Klimaschutzpolitik bietet ebenso<br />
genug Anschauungsmaterial für das Erfordernis<br />
neuen Denkens und Handelns.<br />
Vor allem gilt: die deutsche, also nationale<br />
Politik darf nicht erwarten, dass sie mit ihrem<br />
Maßnahmenbündel und das in einer<br />
äußerst disruptiven Weise das Weltklima<br />
retten kann. Zielführend wäre schon, wenn<br />
sie zur weltweiten Minderung des Emissionsaustausches<br />
beitragen würde, ohne dabei<br />
den Wirtschaftsstandort zu gefährden.<br />
So war der Abschied von der Kernenergie<br />
ein Fehler. Und auch der Ampel wird das<br />
Erfordernis des Weiterbetriebes der zuletzt<br />
qua politischen Befehl zum Auslauf ver-<br />
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F0304N21<br />
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F0304S21<br />
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Terhalle Holding GmbH & Co.KG,<br />
Ahaus-Ottenstein<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
17<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
donnerten Anlagen nicht mehr in den Sinn<br />
kommen. Weil nicht sein kann, auch nicht<br />
sein darf - koste es, was es wolle, an Energiesicherheit<br />
und den damit zusammenhängenden<br />
wirtschaftlichen Wirkungen.<br />
Dass Kernenergie weltweit ein Auslaufmodell<br />
sei, entpuppt sich als eine dieser<br />
Lebenslügen. Ebenso die angestrebte Politik:<br />
Verbrenner-Aus. Toyota hat sich für<br />
die Gleichzeitigkeit von Elektroautos, mit<br />
Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen und<br />
Verbrennern entschieden. Der Fehler liegt<br />
in Deutschland in der Annahme, nur mit einer<br />
Technologie, eben mit dem Elektroauto,<br />
Klimaschutzpolitik betreiben zu müssen.<br />
Diese Einseitigkeit führt zur Gefährdung<br />
der deutschen Industrie. Der Vorwurf von<br />
Fachleuten wie Prof. Reitzle sollte Gehör in<br />
Berlin finden: Deutschland ist ideologisch<br />
unterwegs und verengt die Klimapolitik<br />
auf den Nationalstaat. Das hilft weder<br />
dem Klima noch dem Wirtschaftsstandort.<br />
Bleibt noch anzumerken: erinnern wir<br />
uns an den Wahlkampf für den Bundestag.<br />
Schon im ersten Semester lernt der Ökonomiestudent,<br />
dass negative externe Effekte,<br />
werden sie internalisiert, zu Kosten führen.<br />
Doch die Politiker quer durch die Bank<br />
verneinten entsprechende Fragen. Dem<br />
Wähler wollte man nicht wehtun, nichts<br />
zumuten. Doch der Wähler nimmt die Wirkungen<br />
wahr und wendet sich - im günstigsten<br />
Fall - von der Politik ab.<br />
4. Ein weiterer wichtiger Politikbereich,<br />
dem ein Paradigmenwechsel guttäte, ist<br />
der Bildungsbereich. Trotz oder gerade wegen<br />
aller Strukturreformen können die Ergebnisse<br />
nicht befriedigen. Und auch mehr<br />
Geld führt, wie die Erfahrungen ja belegen,<br />
nicht zu besseren Ergebnissen. Was fehlt,<br />
ist nicht Geld, sondern der Mut zum Paradigmenwechsel,<br />
zur Transformation der<br />
Schulen von Anstalten des öffentlichen<br />
Rechts zu öffentlichen Unternehmen. Neben<br />
dem Mut fehlt freilich auch die Durchsetzungskraft<br />
gegenüber den Ministerialverwaltungen<br />
in den Bildungsministerien.<br />
Durchsetzung ist immer dann geboten,<br />
wenn die Ministerialverwaltung unisono<br />
sagt: das geht nicht. Ausbildungsbetriebe<br />
sauber - Klassenzimmer am Ende des Unterrichts<br />
nicht mehr ansehnlich - allein dieses<br />
Phänomen gibt doch schon genug Anlass,<br />
über Veränderungen nachzudenken.<br />
In diesem Kontext gilt das Bonmot von Altkanzler<br />
Helmut Kohl immer noch: gemessen<br />
an der Kultusministerkonferenz ist der<br />
Papst eine dynamische Einheit. Apropos<br />
Papst: wann finden wir endlich den Mut,<br />
aus der bisherigen Ausnahme (Religions-<br />
Kunde und nicht getrennter Konfessionsunterricht)<br />
eine Regel zu machen? Auch<br />
das wäre ein erforderlicher Paradigmenwechsel.<br />
5. Schließlich ein letztes Beispiel für das<br />
Erfordernis eines Paradigmenwechsels.<br />
Die Rente bleibt sicher, dieses Diktum von<br />
Norbert Blüm hat immer offengelassen,<br />
welches Rentenniveau gemeint war. Der<br />
Zusammenhang zwischen Demographie,<br />
Fachkräftemangel und Rentenniveau dürfte<br />
heute jedem, der noch das Einmaleins<br />
beherrscht, klar sein. Wenn das Niveau<br />
bleiben soll, müssen wir länger arbeitenund<br />
nicht kürzer. Dies gilt umso mehr, je<br />
mehr die Lebenserwartung (was ja schön<br />
ist) steigt. Also: das Denkmuster Sozialversicherung<br />
Rente muss dies berücksichtigen,<br />
wenn man die Versicherten im Alter vor<br />
Armut schützen will. Neben dem Erwerbsaustrittsalter<br />
ist auch der beabsichtigte<br />
Aufbau einer Aktienrente zur Ergänzung<br />
eine weitere Variable, die im neuen Paradigma<br />
einen entsprechenden Platz einnehmen<br />
muss. Ist doch klar: wenn einer<br />
Gesellschaft die Kinder fehlen, muss es sich<br />
umso mehr um das erforderliche Kapital<br />
kümmern, um im Alter gut versorgt zu sein.<br />
6. Deutschland läuft hier wie bei Vielem<br />
(Stichwort Digitalisierung) anderen Ländern<br />
hinterher. Schade, aber vielleicht<br />
werden wir uns im jetzigen Kant-Jahr an<br />
dessen „sapere aude“ erinnern - wir, das ist<br />
die Bürgergesellschaft, die sich an der politischen<br />
Meinungsbildung viel intensiver<br />
beteiligen muss. Auch das wäre ein Paradigmenwechsel!<br />
Und wenn der gelingt,<br />
können wir mit Zuversicht und Optimismus<br />
in die Zukunft gehen. •<br />
Dr. Hanspeter Georgi<br />
Über den Autor<br />
ist Präsidiumsmitglied der<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung. Das<br />
Engagement des langjährigen<br />
saarländischen<br />
Wirtschafts- und Arbeitsministers<br />
und Volkswirtschaftlers<br />
galt vor allem<br />
der Aufwertung des Wirtschaftsstandortes<br />
Saarland,<br />
der Weiterentwicklung der beruflichen Bildung<br />
und der Fortentwicklung des allgemeinbildenden<br />
Schulsystems.<br />
n<br />
GROWTH BEYOND FEAR.<br />
Start a dialogue with us<br />
<strong>2024</strong> is an exciting year for FASIHI. It is a year full of growth, learning and discovering<br />
of new horizons. Also for Germany it is an exciting year. A year dedicated to effective<br />
growth in the AI and digital space, embracing life-long learning and one that is turning<br />
the AI-readiness into a make it happen spirit.
18 Gesellschaft<br />
Führen ohne Gnade,<br />
aber freundlich<br />
Warum modernes Leadership ohne Autorität nicht funktionieren kann<br />
Um Fachkräfte zu halten, setzen immer<br />
mehr Unternehmen auf moderne Führung,<br />
die Mitarbeitenden viele Freiheiten<br />
zugesteht. In der Praxis ist dieser Ansatz<br />
jedoch oft zum Scheitern verurteilt,<br />
sagt Matthias Clesle, der seit mehr als<br />
20 Jahren in der Personalentwicklung<br />
tätig ist. Viele Führungskräfte sind überfordert<br />
und klagen über Mitarbeitende,<br />
die ihnen auf der Nase herumtanzen.<br />
Um das Problem zu lösen, müssen Vorgesetzte<br />
wieder mehr Autorität an den<br />
Tag legen, gerade wenn sie ihr Team liberal<br />
und fortschrittlich führen wollen.<br />
„Ohne Gnade, aber freundlich“ nennt<br />
Clesle diese Herangehensweise. Gemeint<br />
ist moderne Mitarbeiterführung,<br />
bei der Autorität nicht unter den Tisch<br />
fällt, sondern fester Bestandteil ist. Das<br />
bedeutet: Vorgesetzte gehen auf ihre<br />
Mitarbeitenden weiterhin empathisch<br />
ein und zeigen Verständnis, wenn es<br />
Probleme gibt. „Aber sie bewahren<br />
gleichzeitig ihre Autorität und Durchsetzungsstärke“,<br />
betont der erfahrene<br />
Führungskräfte-Trainer. „Sie sind klar<br />
und verbindlich in ihren Aussagen, lösen<br />
konsequent Konflikte und bestehen<br />
darauf, dass ihre Mitarbeitenden Ergebnisse<br />
erzielen.“ Dadurch sorgen sie in<br />
eigenständig arbeitenden Teams für die<br />
nötige Klarheit, Transparenz und Struktur<br />
und schaffen einen verlässlichen<br />
Rahmen, damit moderne Führungsstile<br />
reibungslos funktionieren können.<br />
"Ein guter Anführer nimmt die<br />
Menschen, wo sie sind,<br />
aber behandelt sie nie mit Nachsicht."<br />
(Rosalynn Carter)<br />
Störenfriede nicht dulden<br />
Fehlt dieser Rahmen, gerate das Arbeitsklima<br />
fast zwangsläufig in Schieflage,<br />
so wie es viele Führungskräfte derzeit<br />
berichten, sagt Clesle. Der Grund: Im<br />
Zeichen von modernem Leadership<br />
habe sich das hierarchische Gefälle in<br />
vielen Unternehmen gedreht. Einige<br />
Mitarbeitende würden ihre Vorgesetzten<br />
infolgedessen nicht mehr als solche<br />
ansehen. „Stattdessen dehnen sie immer<br />
mehr ihre Freiheiten in einem ungesunden<br />
Maß aus oder benehmen sich<br />
unangebracht“, so der Unternehmenscoach.<br />
Verstärkt werde diese Entwicklung<br />
noch durch den Fachkräftemangel.<br />
Er trage dazu bei, dass schlechte<br />
Verhaltensweisen heutzutage häufiger<br />
geduldet werden – aus Angst, der Mitarbeitende<br />
könnte kündigen. Clesle<br />
sieht darin das geringere Übel. Viel<br />
nachteiliger wirke es sich für Betriebe<br />
aus, wenn sie Störenfriede dauerhaft<br />
tolerieren. Das fatale Signal, das sie damit<br />
ans restliche Team aussenden, sorge<br />
dafür, dass langfristig Produktivität und<br />
Stimmung sinken.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
19<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Mitarbeitende in die Pflicht nehmen<br />
Statt die Situation weiter so hinzunehmen,<br />
rät der Experte dazu, Autorität<br />
in modernem Leadership nicht auszuschließen,<br />
sondern mit ihren positiven<br />
Aspekten anzuerkennen. Aber wie gelingt<br />
es, Mitarbeitende „ohne Gnade,<br />
aber freundlich“ zu führen? „Einfacher<br />
als viele Geschäftsführer und Vorgesetzte<br />
annehmen“, sagt Clesle, der das<br />
Führungsmodell bereits in etlichen Unternehmen<br />
erfolgreich etabliert hat. Am<br />
wichtigsten sei, dass Führungskräfte<br />
Durchsetzungsstärke zeigen und Verlässlichkeit<br />
ausstrahlen. Das funktioniere<br />
am besten, wenn sie klar kommunizieren,<br />
was sie erwarten, was zu tun ist<br />
und wo sie die Verantwortlichkeit sehen.<br />
Gerade hier liegt bei vielen Firmen der<br />
Hase im Pfeffer: „Statt sich ständig<br />
selbst in der Zuständigkeit zu sehen,<br />
sollten Führungskräfte ihren Mitarbeitenden<br />
unmissverständlich zu verstehen<br />
geben, dass es in ihrer Verantwortung<br />
liegt, die Probleme in ihrem Bereich<br />
zu lösen“, unterstreicht der Trainer und<br />
Hochschuldozent. Der Vorgesetzte stellt<br />
lediglich alle dafür notwendigen Ressourcen<br />
bereit. Eine wichtige Frage, die<br />
Chefs ihrem Team demnach regelmäßig<br />
stellen sollten, lautet: „Wie kannst du sicherstellen,<br />
dass dieses Problem zukünftig<br />
nicht mehr auftritt?“<br />
„Management handelt von Persuasion,<br />
nicht von Kontrolle. Es geht darum,<br />
Menschen zu motivieren, zusammenzuarbeiten,<br />
um Kunst zu schaffen,<br />
die sie alleine nie hätten erreichen<br />
können."<br />
(Steve Jobs)<br />
© FREEPIK.COM | WIRESTOCK<br />
Konsequenz und Fairness<br />
Was sich laut Clesle vielerorts ebenfalls<br />
ändern muss: Konflikte nicht zu meiden,<br />
sondern frühzeitig und konsequent anzupacken,<br />
damit sie das Arbeitsklima<br />
nicht unnötig belasten. Im Alltag kann<br />
das zum Beispiel ein Mitarbeitender<br />
sein, der regelmäßig zu spät kommt. „In<br />
diesem Fall würde die Führungskraft ihn<br />
oder sie direkt auf das Verhalten ansprechen“,<br />
sagt Clesle. Kommt die Person<br />
weiterhin nicht pünktlich, findet anschließend<br />
ein offizielles Gespräch dazu<br />
statt. Darin treffen beide Seiten eine<br />
verbindliche Vereinbarung darüber, wie<br />
der Mitarbeitende das Problem künftig<br />
lösen möchte. Hält er oder sie sich<br />
nicht daran, sollte der Vorgesetzte nicht<br />
zögern, die nächsten Schritte zu gehen –<br />
wenn nötig bis hin zu arbeitsrechtlichen<br />
Sanktionen.<br />
"Führung besteht darin, jemanden<br />
dazu zu bringen, das zu tun, was getan<br />
werden muss, weil er es tun will."<br />
(Dwight D. Eisenhower)<br />
Was moderne Leader bei aller Konsequenz<br />
jedoch nicht vergessen sollten,<br />
ist, ihren Mitarbeitenden gegenüber<br />
weiterhin fair und verständnisvoll zu<br />
bleiben, betont der Unternehmenstrainer.<br />
Nicht umsonst habe sein Führungskonzept<br />
den Nachsatz „Ohne Gnade,<br />
aber freundlich“. In diesem Sinne sollten<br />
Vorgesetzte heikle Gespräche in vertrauensvoller<br />
Atmosphäre stattfinden lassen,<br />
ihrem Gegenüber aufmerksam zuhören<br />
und Verständnis für die Ursache<br />
zeigen. So lassen sich die Vorteile einer<br />
durchsetzungsstarken, klaren Führung<br />
sinnvoll mit modernem, eigenverantwortlichem<br />
Arbeiten verbinden: Die Mitarbeitenden<br />
fühlen sich wertgeschätzt<br />
und profitieren gleichzeitig von mehr<br />
Struktur, Klarheit und Transparenz. •<br />
Matthias Clesle arbeitet<br />
seit rund 20 Jahren in der<br />
Personalentwicklung als<br />
Berater, Trainer und Speaker.<br />
Im Auftrag namhafter Konzerne<br />
und vieler mittelständischer<br />
Unternehmen löst er<br />
Probleme rund um die Förderung<br />
und Weiterbildung von<br />
Mitarbeitenden.<br />
Über den Autor<br />
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INDIVIDUELL WIE DIE PROJEKTE UNSERER KUNDEN<br />
2012<br />
2013<br />
FINALIST 2012<br />
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Ehrenplakette 2018<br />
2018<br />
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KI: Stoppt die<br />
Buzzword-Flut!<br />
Ablenkung von den wesentlichen Fragen<br />
verunsichert statt zu klären<br />
© FREEPIK.COM<br />
„Wie sollen wir dieses Thema angehen?“<br />
Das fragen sich zurzeit verunsichert viele<br />
Führungskräfte, wenn es um den KI-Einsatz<br />
in ihrer Organisation geht – auch<br />
weil die zahlreichen in dieser Debatte genutzten<br />
Buzzwords sie von den wesentlichen<br />
Fragen ablenken.<br />
„Haben Sie heute schon Data Mining in<br />
der RPA-Anwendung betrieben, um die<br />
Basis für ein Machine Learning in Ihrer Organisation<br />
zu legen? Und schon über die<br />
richtigen Prompts für das Einbinden generativer<br />
KI nachgedacht? Und das Neural<br />
Network aktiviert?“<br />
Der Hype rund ums Thema künstliche<br />
Intelligenz hat uns zahlreiche neue Buzzwords<br />
beschert, die in der KI-Debatte zu<br />
einem Zustand maximaler Verwirrung<br />
führen. Auch deshalb fühlen sich nicht<br />
wenige Personen, die in den Unternehmen<br />
Verantwortung für deren Entwicklung<br />
und Erfolg tragen, überfordert und<br />
stöhnen innerlich: „Hilfe! Ich bin doch kein<br />
Data Scientist!“<br />
Auf die meisten Buzzwords<br />
kann man verzichten<br />
Diese Panik bzw. Verunsicherung ist unbegründet,<br />
denn auch wer die Definition<br />
von Machine Learning und neuronalen<br />
Netzwerken nicht morgens früh korrekt<br />
aufsagen kann, kann KI-Anwendungen<br />
nutzen bzw. für deren gezielten Einsatz<br />
in seiner Organisation sorgen. Denn beim<br />
Auto wissen die meisten von uns ja auch<br />
nicht genau, was in ihm passiert, wenn<br />
man den Motor anlässt – und trotzdem<br />
entscheiden sie sich für den Kauf bzw. die<br />
Nutzung eines Autos. Und wer seinen<br />
Computer anschaltet, weiß in der Regel<br />
auch nicht, was dann genau in dessen<br />
Mainboard passiert. Und dies zu wissen,<br />
ist für die Anwender dieser Technologien<br />
auch nicht nötig. Denn ansonsten würde<br />
eine simple Autofahrt zum „Highspeed<br />
Acceleration Transport Object based on<br />
Machine Power“ mutieren. Und wir würden<br />
nicht am Computer, sondern an einer<br />
„Mainboard driven Data Processing Engine<br />
3.0“ arbeiten.<br />
„Sogar Toaster kann man mit<br />
Buzzwords zu Hightech-Wundern<br />
hochstilisieren.“<br />
Aus der KI keine Raketenwissenschaft<br />
machen!<br />
Sogar Toaster kann man mit Buzzwords<br />
zu Hightech-Wundern hochstilisieren:<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
21<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
„Accelerated Food Transformation Engine<br />
based on artificial driven Heat“. Lassen<br />
Sie sich deshalb von all den Buzzwords,<br />
die irgendwelche (Marketing-)Experten<br />
in Zusammenhang mit der KI erfunden<br />
haben, nicht verunsichern. Sie versperren,<br />
wenn es um das Thema „KI-Anwendung<br />
im Betrieb“ geht, nämlich nur den Blick<br />
auf die wesentlichen Fragen:<br />
1.<br />
Welche möglichen Anwendungsfälle für<br />
künstliche Intelligenz gibt es in unserer<br />
Organisation? Es ist die gleiche Frage,<br />
die sich Menschen schon nach der Erfindung<br />
des Automobils gestellt haben:<br />
Wofür lässt sich diese neue „Problemlösung“<br />
(noch) nutzen? Oder welche (potenziellen)<br />
Anwendungsfälle gibt es für<br />
den Computer im Westentaschenformat<br />
namens Smartphone?<br />
2.<br />
Wie berechnen wir den (Mehr-)Wert der<br />
Anwendungsfälle? Auch dies ist nicht nur<br />
im betrieblichen Kontext eine alltägliche<br />
Frage. Wie viel Zeit und Geld spare ich,<br />
wenn ich das Auto nehme? Lohnt sich<br />
eine Investition in einen Cloudspeicher?<br />
Das Institut Gartner empfiehlt, Investitionen<br />
in künstliche Intelligenz genauso<br />
zu betrachten, wie die in eine Maschine.<br />
3.<br />
Wie können wir Projekte schnell und<br />
pragmatisch umsetzen? Buzzwords führen<br />
oft dazu, dass (potenzielle) Anwender<br />
zu kompliziert und teuer denken. Wurden<br />
erst einmal fünfzehn Data Scientists<br />
eingestellt und umfangreiche Investitionen<br />
in die Wunderwaffe KI getätigt,<br />
wird auch das Projekt monströs. Dabei<br />
wird oft vergessen: Das Ziel ist es, von<br />
A nach B zu kommen. Und die Alternativen<br />
hierbei sind – bildhaft gesprochen<br />
auch im Betrieb – zu Fuß gehen, Fahrrad<br />
fahren, ein Auto kaufen oder selbst eins<br />
entwickeln und bauen. Dabei ist die Letzte<br />
die mit Abstand teuerste und komplexeste<br />
Vorgehensweise. Das gilt auch für<br />
die KI-Nutzung.<br />
„Dabei wird oft vergessen: Das Ziel<br />
ist es, von A nach B zu kommen.“<br />
Einen Perspektivwechsel vollziehen<br />
Die Entscheider in den Unternehmen<br />
sollten bei der KI-Debatte einen Perspektivwechsel<br />
vollziehen: weg von einer<br />
primär technologischen hin zu einer (unternehmens-)strategischen<br />
Sichtweise.<br />
Eher sekundär ist es im Betriebsalltag<br />
nämlich, welche Technologie zum Einsatz<br />
kommt. Manchmal genügt eine<br />
Excel-Integration zur Problemlösung, ein<br />
anderes Mal können Herausforderungen<br />
mit dem Copilot von Microsoft gelöst<br />
werden und in wieder anderen Fällen<br />
braucht es komplexere Anwendungen.<br />
Was unter strategischen Gesichtspunkten<br />
und unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt<br />
die jeweils beste Lösung ist, genau<br />
das gilt es im Unternehmen zu ermitteln.<br />
Konkret heißt dies: Die Entscheider<br />
sollten eine Roadmap entwerfen, die darauf<br />
abzielt, zunächst systematisch die<br />
möglichen KI-Anwendungsfälle in der<br />
Organisation zu ermitteln. Danach gilt<br />
es unter strategischen Gesichtspunkten,<br />
basierend auf einer Kosten-Nutzen-<br />
Analyse deren Mehrwert für die Organisation<br />
zu quantifizieren, um hierauf<br />
aufbauend messbare Entwicklungsziele<br />
zu formulieren. Danach gilt es eine Todo-Liste<br />
zu erstellen, die zum Beispiel<br />
neben dem Bilden und Qualifizieren der<br />
erforderlichen Teams auch das Entwickeln<br />
und Erproben von Prototypen im<br />
Betriebsalltag umfasst.<br />
Wenn Sie sich dem Thema „KI-Nutzung<br />
in unserer Organisation“ so nähern,<br />
verliert dieses seinen Schrecken. Es gelingt<br />
Ihnen zudem, erfolgreich neue<br />
Verfahren und Technologien bzw. Problemlösungen<br />
in Ihrem Unternehmen<br />
zu implementieren, die dieses fit für die<br />
Zukunft machen. •<br />
Dr. Jens-Uwe Meyer<br />
ist Vorstandsvorsitzender<br />
des Softwareunternehmens<br />
Innolytics AG, Leipzig<br />
(https://www.innolytics.de).<br />
Der Digitalisierungs- und<br />
Innovationsexperten veröffentlichte<br />
im Oktober 2023<br />
das Buch „Die KI-Roadmap:<br />
Künstliche Intelligenz im<br />
Unternehmen erfolgreich einsetzen“.<br />
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22 Gesellschaft<br />
Generation Z:<br />
Anders als gedacht?<br />
Die Angehörigen der Generation Z<br />
sind nicht faul und egozentrisch – wie oft beklagt.<br />
Sie haben aber zum Teil andere Bedürfnisse<br />
als beispielsweise die Baby-Boomer. Das gilt<br />
es bei ihrer Führung zu beachten.<br />
„Die Angehörigen der Generation Z sind<br />
nicht so leistungsbereit wie unsere älteren<br />
Mitarbeiter.“ Diese Klage hört man oft von<br />
Führungskräften über die nach 1995 geborenen<br />
Nachwuchskräfte in ihrer Organisation.<br />
Generation Z so heterogen<br />
wie die der Baby-Boomer<br />
Doch ist das wirklich so? Nein! In der Generation<br />
Z gibt es ebenso viele leistungsbereite<br />
Frauen und Männer wie vor 50 Jahren<br />
als das Gros der sogenannten Baby-Boomer<br />
ins Berufsleben eintrat.<br />
Doch die Rahmenbedingungen waren andere.<br />
Auf eine freie Stelle bewarben sich<br />
damals meist viele Personen. Deshalb<br />
konnten die Unternehmen sich die besten<br />
Kandidaten aussuchen und ihnen die Arbeitsbedingungen<br />
weitgehend diktieren.<br />
Heute hingegen bewerben sich auf eine<br />
freie Stelle, wenn überhaupt, oft nur ein,<br />
zwei Personen. Deshalb müssen die Unternehmen<br />
bei den Anforderungen, die sie an<br />
ihre künftigen Mitarbeiter stellen, heute oft<br />
schon große Zugeständnisse machen. Und<br />
diese Situation wird sich noch verschärfen,<br />
wenn es in Deutschland die etwa 18 Millionen<br />
in Rente gehenden Baby-Boomer<br />
durch die nur 11 Millionen Gen-Z-ler zu ersetzen<br />
gilt.<br />
Die Z-ler können mehr fordern,<br />
weil sie so wenige sind<br />
Deshalb sind die Unternehmen im Betriebsalltag<br />
vermehrt mit Mitarbeitern konfrontiert,<br />
die zum Beispiel eine geringere<br />
Eigenmotivation haben und deshalb mehr<br />
Führung brauchen. Außerdem fehlen den<br />
Neuen oft noch Kompetenzen. Also müssen<br />
die Unternehmen mehr Ressourcen als<br />
früher für die Führung und Entwicklung<br />
der neuen Mitarbeiter aufwenden.<br />
Doch auch die Bedürfnisse der leistungsstarken<br />
jungen Mitarbeiter (nicht nur der<br />
Generation Z) haben sich gewandelt. Viele<br />
wollen nicht mehr, dass die Erwerbsarbeit<br />
ihr gesamtes Leben dominiert. Deshalb<br />
arbeiten sie vermehrt Teilzeitarbeit. Außerdem<br />
pochen sie häufiger auf die Möglichkeit,<br />
remote zu arbeiten oder mal eine<br />
längere Auszeit zu nehmen.<br />
Dasselbe gilt bezüglich ihrer Entwicklungs-<br />
und Karrieremöglichkeiten. Die jungen<br />
Leute warten seltener als ihre Eltern<br />
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23<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
darauf, dass ihnen diese gewährt werden;<br />
sie fordern diese aktiv ein. Und wenn sie<br />
diese nicht bekommen? Dann wechseln sie<br />
schneller den Arbeitgeber.<br />
Unternehmen müssen ihre<br />
Personalpolitik überdenken<br />
Für die Betriebe bedeutet dies: Sie müssen<br />
ihre Personalarbeit neu justieren. Sie müssen<br />
sich fragen, inwieweit ihre Personalpolitik<br />
insgesamt noch den Erwartungen<br />
ihrer Mitarbeiter entspricht – ähnlich wie<br />
sie dies bei ihren Produkten tun, wenn sich<br />
die Kundenbedürfnisse gewandelt haben.<br />
Und ihre Führungskräfte müssen eine größere<br />
Verhaltensflexibilität zeigen, weil ihre<br />
Mitarbeiter oft<br />
• einen sehr unterschiedlichen fachlichen<br />
und persönlichen Reifegrad haben und<br />
• divergierende individuelle Bedürfnisse artikulieren.<br />
Zudem erfolgt die Zusammenarbeit verstärkt<br />
hybrid oder gar rein virtuell. Die Mitarbeiter<br />
arbeiten also mal im Betrieb, mal<br />
zuhause oder woanders.<br />
Diese Personal- und Arbeitssituation erfordert<br />
einen Führungsstil, bei dem die Führungskräfte<br />
ihr Verhalten sehr stark dem<br />
jeweiligen Gegenüber und der jeweiligen<br />
Situation anpassen. Sie müssen also<br />
• ihre Mitarbeiter mal loben, mal ihr Verhalten<br />
hinterfragen,<br />
• ihre Mitarbeiter mal aktiv unterstützen,<br />
mal sich bewusst zurücknehmen,<br />
• mal Veränderungen stark forcieren, mal<br />
bewusst den Fuß vom Gas nehmen.<br />
„Daran führt kein Weg vorbei, denn:<br />
Die jungen Mitarbeiter sind die<br />
Zukunft der Unternehmen.“<br />
Führungsverhalten<br />
muss flexibler werden<br />
Diese Verhaltensflexibilität setzt voraus,<br />
dass die Führungskräfte in einem lebendigen<br />
Dialog mit ihrem Team stehen, in<br />
dem sie unter anderem erkunden:<br />
• Was ist meinen Mitarbeitern wichtig?<br />
• Wo drückt sie der Schuh?<br />
• Was erleichtert bzw. erschwert es ihnen,<br />
sich für das Erreichen der Ziele zu engagieren?<br />
Denn nur wenn sie in einem von wechselseitiger<br />
Akzeptanz und Wertschätzung geprägten<br />
Dialog mit ihren Mitarbeitern stehen,<br />
entsteht eine von Vertrauen geprägte<br />
Beziehung zwischen ihnen und können sie<br />
deren Denken und Verhalten gezielt beeinflussen.<br />
Die Führungskräfte sollten also danach<br />
streben, ein Umfeld zu schaffen, in dem andere<br />
Menschen<br />
• freiwillig ihnen und ihren Ideen folgen<br />
und<br />
• ihr Denken und Handeln eigeninitiativ<br />
daraufhin hinterfragen, inwieweit sie damit<br />
ihren Beitrag zum Erreichen der Ziele<br />
leisten.<br />
Identifikationsmöglichkeiten<br />
für den Nachwuchs<br />
Ihr Ziel muss es letztlich sein, im Betrieb<br />
ein Milieu und in der Zusammenarbeit ein<br />
Klima zu kreieren, in dem (nicht nur) die Angehörigen<br />
der Generation Z sich wohl und<br />
wertgeschätzt fühlen, weshalb sie sich mit<br />
ihrem Arbeitgeber und ihrer Arbeit identifizieren.<br />
Daran führt kein Weg vorbei, denn:<br />
Die jungen Mitarbeiter sind die Zukunft der<br />
Unternehmen. •<br />
Felix Behm ist Vortragsredner<br />
und Podcaster zu<br />
den Themen Generation Z<br />
und moderne Mitarbeiterführung.<br />
Der ehemalige Personalmanager<br />
ist Autor des<br />
im BusinessVerlag erschienenen<br />
Buchs „Generation<br />
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finanzielle Hilfe leisten zu können,<br />
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Kirche“ erhielt. 1998 wurde dieser<br />
Name abermals geändert, um<br />
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jährlich mit dem „Zukunftspreis Heimat“<br />
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Projekte<br />
Prophet im eigenen Land<br />
Die Bibel spricht davon, dass der Prophet<br />
im eigenen Lande wenig gilt. Hierzulande<br />
gilt das für den unternehmerischen<br />
Mittelstand. Er steht nicht im Fokus der<br />
öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Titelseiten<br />
der Mainstream-Medien berichten<br />
über alles Mögliche. Der unternehmerische<br />
Mittelstand gehört nicht dazu,<br />
obwohl die allermeisten Unternehmen<br />
in Deutschland mittelständisch sind und<br />
dort die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />
geschaffen werden.<br />
„Mittelstand!“ winkte der Wirtschaftsredakteur<br />
einer großen Tageszeitung ab,<br />
„Ich bitte Sie! Alles, was unter DAX 30 ist,<br />
kann ich meiner Redaktionsleitung nicht<br />
verkaufen!“ Das ist nicht nur schade, es<br />
verkennt auch, dass kein DAX-Unternehmen<br />
seine Wurzeln nicht im Mittelstand<br />
gehabt hätte. Dort, im Kleinen, wächst der<br />
Kern des Großen.<br />
In den 80er Jahren blieb Helmut Kohl<br />
in Westdeutschland bei der Herbeiführung<br />
einer Wende ebenso erfolglos wie<br />
Erich Honecker bei der Verhinderung der<br />
Wende in Ostdeutschland. Der Mauerfall<br />
lastete auf einen Schlag die Kapazitätsreserven<br />
der westdeutschen Industrie in<br />
Höhe von 20 bis 25 Prozent vollständig<br />
aus. Die ostdeutsche Konkurrenz war<br />
weitgehend chancenlos und nach der<br />
Währungsreform endgültig dem Untergang<br />
geweiht. Den politischen Lohn<br />
dieser Sonderkonjunktur erntete Helmut<br />
Kohl. Zweimal wurde er in West wie Ost<br />
wiedergewählt.<br />
Deutschland als Vorbild<br />
In West wie Ost ist damals wie heute der<br />
Mittelstand gut für Sonntagsreden und<br />
für Wahlkampfauftritte der lokalen Landtags-<br />
und Bundestagsabgeordneten. Im<br />
Fokus der öffentlichen Betrachtung steht<br />
er nicht. Dabei werden praktisch alle wirklich<br />
neuen Arbeitsplätze im Mittelstand<br />
geschaffen.<br />
Der „German Mittelstand“ ist in den englischen<br />
Sprachgebrauch aufgenommen<br />
worden und wird sogar von den Amerikanern<br />
bewundert. Im Jahr 2012 sprach<br />
Thomas Schulz für den „Spiegel“ mit dem<br />
US-amerikanischen Vermögensverwalter<br />
Steven Rattner, dem sogar New Yorks<br />
Bürgermeister Michael Bloomberg seine<br />
eigenen Milliarden anvertraute, von dem<br />
sich Bill Clinton beraten ließ und der den<br />
amerikanischen Finanzminister Timothy<br />
Geithner beriet. Der amerikanische Finan-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
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29<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
zexperte Rattner sagte nun dem deutschen<br />
Spiegel: „Wir müssen uns Deutschland<br />
zum Vorbild nehmen.“<br />
Motivierende Auszeichnungslisten<br />
Natürlich meint der Milliardär Rattner<br />
staatspolitische Aktivitäten wie Kurzarbeit,<br />
duale Facharbeiterausbildung, Industriepolitik,<br />
Agenda 2010. „Amerika<br />
wird einen ähnlichen Prozess durchlaufen<br />
müssen wie Deutschland“ zitiert<br />
Schulz den Wirtschafts-Nobelpreisträger<br />
Michael Spence. Selbst Jeffrey Immelt, der<br />
Chef von General Electric, ist voll Demut:<br />
„Wir müssen mehr wie Deutschland werden“.<br />
Auch Obama-Berater Paul Volcker<br />
wünschte sich statt Finanzingenieuren<br />
mehr „echte“ Ingenieure, beispielsweise<br />
im Maschinenbau. „Warum ist das in<br />
Ihrem Land möglich und nicht bei uns?“<br />
fragte er. Steven Rattner favorisiert daher<br />
den deutschen unternehmerischen<br />
Mittelstand: „Es sind Unternehmen, die<br />
familiengeführt sind, einen langen Zeithorizont<br />
haben, nicht auf den nächsten<br />
Quartalsprofit schauen müssen und sich<br />
so Wettbewerbsvorteile erarbeiten“.<br />
Es ist bezeichnend, dass Deutschland<br />
jährlich prangerartig „Reichsten-Listen“<br />
veröffentlicht, die noch 2011 Anton Schlecker<br />
als Milliardär listeten, als der schon<br />
vor der Pleite stand. Wer motivierende „Erfolgreichsten-Listen“<br />
sucht, wird im Mainstream<br />
kaum fündig. Aber dafür gibt es ja<br />
den „Großen Preis des Mittelstandes“, die<br />
Auszeichnungslisten im Kompetenznetz-<br />
Mittelstand und das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong>.<br />
Wirtschaftsförderer des Jahres<br />
Kommunen und Landkreise sowie die<br />
regionalen Kreditinstitute können den<br />
regionalen Aufschwung befördern oder<br />
blockieren. Sie können als Partner oder als<br />
Gegner mittelständischer Unternehmen<br />
auftreten. Sie spielen eine entscheidende<br />
Rolle dabei, ob eine Region prosperiert<br />
oder ob sie verkümmert. Deshalb zeichnet<br />
die Oskar-Patzelt-Stiftung nicht nur hervorragende<br />
Unternehmen aus, sondern<br />
verleiht auch die regionalen Sonderpreise<br />
„Kommune des Jahres“ und „Bank des Jahres“<br />
an Persönlichkeiten und Institutionen,<br />
die für die Schaffung der Rahmenbedingungen<br />
wirtschaftlichen Aufschwungs<br />
verantwortlich sind.<br />
Auch auf Bundesebene verleiht die Oskar-<br />
Patzelt-Stiftung Sonderpreise für herausragende<br />
Aktivitäten. So wurde 2012 das<br />
persönliche Wirken des Präsidenten der<br />
Deutschen Bundesbank für die Geldwertstabilität<br />
des Euro mit dem Sonderpreis<br />
„Wirtschaftsförderer des Jahres“ geehrt.<br />
Er verteidigt die geldpolitischen Grundsätze<br />
der Bundesbank, insbesondere der<br />
Unabhängigkeit der Notenbanken von<br />
der Fiskal- und Haushaltspolitik. Das verdient<br />
höchste Anerkennung, denn die<br />
Geldwertstabilität sorgt dafür, dass die<br />
Marktwirtschaft besser funktioniert. Sie<br />
ist die Grundlage verlässlicher Kalkulationen<br />
und nachhaltiger Investitionen. Sie<br />
schützt die Geldvermögen der Sparer. Stabilitätspolitik<br />
ist Sozialpolitik im besten<br />
Sinne. Leider kommt diesen bewährten<br />
Grundsätzen in der mitunter aufgeregten<br />
öffentlichen Diskussion nicht immer der<br />
Stellenwert zu, den sie verdienen.<br />
Die Auszeichnung des Präsidenten der<br />
Deutschen Bundesbank Dr. Jens Weidmann<br />
setzte bewusst ein Zeichen in<br />
dieser Debatte: Als richtig erkannte und<br />
bewährte Prinzipien dürfen nie der Lösung<br />
politischer Tagesprobleme geopfert<br />
werden. Gerade aus der Perspektive<br />
des unternehmerischen Mittelstandes<br />
als Rückgrat der deutschen Wirtschaft<br />
ist Prinzipien- und Wertetreue in der<br />
aktuellen Zeit unverzichtbar.<br />
Hidden Champions<br />
Seit dem Start des Wettbewerbs „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“ im Jahr 1994<br />
sind tausende Bücher erschienen, die sich<br />
beratend, analysierend oder kommentierend<br />
mit Facetten des Erfolgsphänomens<br />
„German Mittelstand“ auseinandergesetzt<br />
haben. Unter all diesen Titeln ragt<br />
die Buchreihe „Hidden Champions“ von<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hermann Simon<br />
heraus wie der Mount Everest aus dem<br />
Himalaya-Gebirge. 2012 würdigte die Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
diese publizistische<br />
Leistung mit dem Titel „Mittelstands-<br />
Buch der Oskar-Patzelt-Stiftung“. •<br />
er Ziel!<br />
„Wir bohren<br />
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30 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
German Mittelstand<br />
Was ist der entscheidende wirtschaftliche<br />
Unterschied zwischen Deutschland<br />
und Frankreich, Griechenland, Italien<br />
und auch den USA? Es ist der unternehmerische<br />
Mittelstand, der German Mittelstand.<br />
Den Unterschied macht die<br />
enorme Kraft dieser 100.000 verschiedenen,<br />
miteinander im Wettbewerb stehenden<br />
kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen. Den Unterschied machen<br />
die starke Internationalisierung des<br />
deutschen Mittelstandes und seine regionale<br />
Verwurzelung, die Kontinuität, sein<br />
Denken in Generationen und sein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Mitarbeitern,<br />
Kunden und Geschäftspartnern.<br />
Dieser Unterschied bringt Deutschland<br />
immer wieder voran. Es ist eine deutsche<br />
unternehmerische Tradition, ein kulturelles<br />
Erbe, ein Gemeingut.<br />
In den Familienunternehmen wird dieses<br />
kulturelle Erbe von Generation zu Generation<br />
weitergegeben. So überstand<br />
Deutschland in den letzten 120 Jahren<br />
zwei katastrophale Weltkriege, Staatszusammenbrüche,<br />
Regierungswechsel,<br />
den Wechsel von Demokratie zur Diktatur<br />
und zurück, Weltwirtschafts- und Finanzkrisen.<br />
Stets hochinnovativ, flexibel,<br />
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risikobewusst, international ausgerichtet,<br />
in der Heimat verwurzelt.<br />
Die Erneuerungsfähigkeit wirtschaftlicher<br />
Strukturen hängt in höchstem<br />
Maße von einem sich immer wieder erneuernden<br />
unternehmerischen Mittelstand<br />
ab. Nicht die Großunternehmen,<br />
nicht die Ministerien und Großbanken,<br />
sondern der unternehmerische Mittelstand<br />
trägt in Wahrheit dieses Land und<br />
erhält dessen Fähigkeit zur Wohlfahrtsgesellschaft.<br />
Kulturelles Erbe<br />
Zum Mittelstand gehören Unternehmen,<br />
die in ein oder zwei oder noch<br />
mehr Generationen Hunderte oder<br />
sogar Tausende von Arbeitsplätzen<br />
aufgebaut haben. Dazu gehören genossenschaftliche<br />
Rechtsformen oder<br />
Hightech-Schmieden mit enormen Kapitalbedarf.<br />
Und dazu gehören altehrwürdige,<br />
kleinere Firmen, die die Flamme<br />
unternehmerischen Geistes nie<br />
ausgehen ließen. Wie die älteste, jemals<br />
ausgezeichnete Firma in diesem Wettbewerb,<br />
die Gräflich Eltzsche Kastellanei<br />
Burg Eltz, die nachweisbar seit 1157 als<br />
Familienunternehmen tätig ist.<br />
© LAGER 3000 GMBH<br />
Aus diesem kulturellen Erbe entstand<br />
vor 30 Jahren die Idee, einen „Großen<br />
Preis des Mittelstandes“ zu erfinden und<br />
zu etablieren. Es ging darum, auf den<br />
einfachen Zusammenhang „Gesunder<br />
Mittelstand – starke Wirtschaft – mehr<br />
Arbeitsplätze“ aufmerksam zu machen.<br />
Es ging darum, das Bild des Unternehmens<br />
und des Unternehmers in Medien<br />
und Öffentlichkeit zu stärken. 200 Persönlichkeiten<br />
arbeiten dafür ehrenamtlich<br />
in der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung am „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ mit.<br />
Dieser Wirtschaftspreis wurde<br />
zur Bühne für Anerkennung der<br />
gewaltigen unternehmerischen<br />
und sozialen Leistungen mittelständischer<br />
Unternehmen. Seit<br />
1994 wurden mehr als 20.000<br />
Unternehmen mit rund 3,5 Millionen<br />
Beschäftigten nominiert.<br />
Diese Unternehmen bilden das<br />
Netzwerk der Besten.<br />
Diese kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen sind der<br />
Jungbrunnen jeder Volkswirtschaft.<br />
Wer den Mut hat, auf eigenes<br />
Risiko Arbeit für sich selbst<br />
und andere zu organisieren, gehört<br />
zu den Zugpferden jeder<br />
Gesellschaft. Das sollte mehr als<br />
bisher öffentlich gewürdigt wer-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
31<br />
den. Deshalb schreibt die Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung jährlich den Wettbewerb „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“ aus.<br />
Seit dem 12. Jahrhundert<br />
Was man heute CSR nennt –<br />
corporate social responsibility – mit<br />
Lehrstühlen an Universitäten und einer<br />
„CSR-Richtlinie“ des Europäischen<br />
Parlaments - ist im Mittelstand schon<br />
seit Jahrhunderten selbstverständlich:<br />
Nachweislich<br />
seit dem 12. Jahrhundert<br />
wurde in Europa das Leitbild<br />
des Ehrbaren Kaufmanns in<br />
Kaufmannshandbüchern<br />
gelehrt und zum Beispiel im<br />
norddeutschen Städtebund<br />
der Hanse aktiv gelebt.<br />
Als der Hildesheimer Bischof<br />
Johann I. von Brakel vor 758<br />
Jahren, am 28. Dezember<br />
1260, die Rechtmäßigkeit<br />
der Bergmannsvereinigung<br />
„Sankt Johannis Bruderschaft<br />
am Rammelsberg bei<br />
Goslar“ bestätigte, regelte er<br />
damit die älteste bekannte<br />
Sozialversicherung der Welt,<br />
nämlich eine gegenseitige<br />
finanzielle Unterstützung<br />
im Falle von Erwerbsunfähigkeit.<br />
Die Sozialdemokratie<br />
als politische Bewegung für soziale<br />
Sicherung entstand erst 600 Jahre später.<br />
Auch der Begriff „Mittelstand“ entstand<br />
nicht erst mit Ludwig Erhard<br />
oder der Gründung von CDU, CSU und<br />
FDP nach dem 2. Weltkrieg. Vom Mittelstand<br />
wurde bereits vor über 320 Jahren<br />
in Schlesien gesprochen - in einer<br />
Klageschrift der Königlichen Erbfürstentümer<br />
und Städte in Bezug auf die<br />
Steuerbelastungen aus dem Jahr 1695.<br />
Und auch das forcierte breite gesellschaftliche<br />
Nachdenken über Nachhaltigkeit<br />
wurde nicht erst von der Umweltpartei<br />
„Die Grünen“ erfunden. Den<br />
Begriff Nachhaltigkeit verwendete der<br />
sächsische Oberberghauptmann des<br />
Erzgebirges Hans Carl von Carlowitz<br />
schon vor über 300 Jahren im 1713 erschienenen<br />
Werk Silvicultura oeconomica<br />
zur Bezeichnung eines langfristig<br />
angelegten verantwortungsbewussten<br />
Umgangs mit natürlichen Ressourcen.<br />
Segensreiches Wirken<br />
Es gibt nur Weniges, was über die Jahrhunderte<br />
national und international so<br />
segensreich gewirkt hat wie der unternehmerische<br />
Mittelstand. Der Begriff<br />
(German) Mittelstand findet sich heute<br />
in einer ganzen Reihe internationaler<br />
Wikipedia-Enzyklopädien, unter anderem<br />
in der arabischen, französischen,<br />
chinesischen, indonesischen, englischen,<br />
italienischen, japanischen, russischen,<br />
polnischen, spanischen, portugiesischen<br />
und türkischen Wikipedia.<br />
Das alles schwingt mit, wenn es um<br />
Nominierungen zum „Großen Preis des<br />
Mittelstandes“ geht oder – jährlich im<br />
Herbst – um die Auszeichnung der Finalisten<br />
und Preisträger. Jeder kennt<br />
die tröstenden Worte: „Dabei sein ist alles“.<br />
Doch im Zusammenhang mit dem<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“ haben<br />
diese Worte gar nichts Floskelhaftes.<br />
Denn wer hier nominiert wurde, hat<br />
allein durch diese Auswahl bereits eine<br />
Auszeichnung erster Güte erfahren.<br />
Und deshalb ist der „Große Preis des<br />
Mittelstandes“ auch schon Requisite<br />
im ARD-Tatort gewesen, wurde zu<br />
Schulbuch-Stoff, inspirierte Künstler<br />
und wird in mehr als 40 Büchern verschiedenster<br />
Verlage und Dutzenden<br />
Wikipedia-Artikeln erwähnt. •<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
32 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Das Qualitätsprinzip<br />
5 Fakten zu den<br />
nominierten Unternehmen<br />
1. Die für den Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ bundesweit nominierten<br />
Unternehmen repräsentieren die<br />
sozial engagierte Wachstumselite des<br />
deutschen Mittelstandes.<br />
2. Es sind Firmen, die innovativ, stark im<br />
Entdecken sind und zu den Treibern neuer<br />
Entwicklungen gehören. Und es sind Firmen,<br />
die Bewährtes bewahren und an die<br />
nächsten Generationen weitergeben.<br />
3. Es sind Unternehmen, die mit starken<br />
Werten, klarer Strategie und hoher Flexibilität<br />
ihren Kurs steuern. Unternehmen, die<br />
teilweise über Generationen hinweg Erfahrungen<br />
in der Bewältigung von Krisen<br />
und Strukturumbrüchen sammelten.<br />
4. Es sind Firmen, die sich um die Menschen<br />
kümmern, dadurch den sozialen<br />
Frieden bewahren und täglich heimatliche<br />
Regionen und Wirtschaftskreisläufe<br />
stabilisieren.<br />
5. Im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
werden die Unternehmen nicht<br />
nur nach einzelnen betriebswirtschaftlichen<br />
Kriterien bewertet, sondern in ihrer<br />
Gesamtheit als Unternehmen und in ihrer<br />
Rolle in der Gesellschaft. Dem dienen sieben<br />
Kennziffern sowie 50 qualitative Fragen<br />
in fünf Kriterien.<br />
10 Fakten zu Kennziffern<br />
und Strategien der Firmen<br />
1. Die für den Wettbewerb „Großer Preis<br />
des Mittelstandes“ bundesweit nominierten<br />
Unternehmen konnten in den<br />
vergangenen vier Jahren mit hoher Flexibilität<br />
und Veränderungskompetenz ihre<br />
Umsätze, Umsatzrendite und Eigenkapitalquote<br />
teils erheblich steigern.<br />
2. Gewinne werden häufig zur Erhöhung<br />
des Eigenkapitals thesauriert und zur Innenfinanzierung<br />
von Expansion, Modernisierung<br />
und Mitarbeiterentwicklung<br />
genutzt. Die Eigenkapitalquote liegt daher<br />
deutlich über dem Durchschnitt aller<br />
KMU in Deutschland und beträgt häufig<br />
mehr als 50 Prozent. Sie dient ganz bewusst<br />
als Krisen- bzw. Liquiditätspuffer.<br />
Die Nominierten investierten oft bewusst<br />
antizyklisch, doppelt so viel wie der Durchschnitt<br />
der KMU in Deutschland.<br />
3. Die jährlich nominierten mehr als 4.000<br />
Unternehmen beschäftigten zusammen<br />
rund 900.000 Mitarbeiter. Das sind mehr<br />
als die Deutsche Post AG, Deutsche Bahn<br />
AG und Deutsche Lufthansa AG gemeinsam<br />
beschäftigen.<br />
4. In den vergangenen fünf Jahren schufen<br />
sie mehr als 10.000 neue Ausbildungsplätze<br />
und bilden zurzeit insgesamt mehr<br />
als 50.000 junge Menschen aus.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
5. Neun von zehn nominierten Unternehmen<br />
haben sich einer festen, auf<br />
Vertrauen und Wertschätzung, Delegierung<br />
und Teambildung basierenden<br />
Führungsstrategie verschrieben, in der<br />
Begeisterung und Weiterbildung großgew<br />
w w . h e i m e r l - b a u . d e<br />
Ehrenplakette 2019
33<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
schrieben werden. Die Firmen bieten ihren<br />
Mitarbeitern nicht nur einen Job, sondern<br />
auch ein „Zuhause“.<br />
6. Forschung & Entwicklung werden großgeschrieben.<br />
In zahlreichen Fällen wird dabei<br />
aktiv und langfristig mit wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen wie Hochschulen<br />
und Universitäten, den Max-Planck- und<br />
Fraunhofer-Instituten sowie in Clustern<br />
und Netzwerken innerhalb der Wirtschaft<br />
kooperiert und gemeinsam an künftigen<br />
Produkten und Prozessen geforscht. Fast<br />
alle nominierten Unternehmen arbeiten<br />
nach zertifizierten integrierten Managementsystemen,<br />
die auch das Qualitätsund<br />
Umweltmanagement sowie Innovationsförderung<br />
umfassen.<br />
7. Das regionale und soziale Engagement,<br />
die corporate social responsibility (CSR), ist<br />
traditionell außerordentlich breit und intensiv<br />
ausgeprägt. Neben den Führungspersonen<br />
arbeiten auch die Mitarbeiter<br />
ehrenamtlich in zahlreichen Funktionen<br />
und Initiativen. Die Unternehmen geben<br />
umfangreiche materielle und finanzielle<br />
Unterstützung und entwickeln zahlreiche<br />
eigene Initiativen im Sozial-, Kultur- und<br />
Umweltbereich.<br />
8. Neun von zehn Unternehmen engagieren<br />
sich mit Veranstaltungen, Kooperationen,<br />
Services und Sponsoringaktivitäten<br />
bei Schülern und Studenten, in Berufs-,<br />
Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien,<br />
an Studieneinrichtungen und Berufsakademien<br />
oder in Prüfungsausschüssen der<br />
Kammern und regionalen Arbeitskreise.<br />
Ebenso differenziert sind Aktivitäten im<br />
kulturellen, sportlichen und sozialen Bereich.<br />
9. Drei von vier Unternehmen unterstützen<br />
Führungskräfte und Mitarbeiter in<br />
vielfältiger Weise, ehrenamtliche Aufgaben<br />
in der Gesellschaft wahrzunehmen.<br />
Beispielsweise als Abgeordnete, Aufsichtsräte,<br />
Beiräte oder Kuratoren, in ehrenamtlichen<br />
Wahl- und Führungsfunktionen in<br />
Kammern und Verbänden, in Industrie-,<br />
Gewerbe- und Marketingclubs sowie verschiedensten<br />
Arbeitskreisen, bei Vereinen,<br />
Schulen, Feuerwehr etc.<br />
10. Die Nominierten führen jährlich 50<br />
Mrd. Euro Steuer- und Abgabenzahlungen<br />
ab (Umsatzsteuer, Renten-, Kranken- und<br />
Arbeitslosenversicherungsbeiträge, Ertragsteuern,<br />
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Unterschrift<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
KOLUMNE<br />
35<br />
Ein Neubeginn,<br />
nicht nur für die Natur<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Wenn die ersten Sonnenstrahlen die Kälte<br />
des Winters vertreiben, wissen wir, dass<br />
es wieder so weit ist – der Frühling steht<br />
vor der Tür. Doch im Frühling <strong>2024</strong> scheint<br />
mehr als nur die Jahreszeit zu erwachen.<br />
Es ist ein Erwachen der Hoffnung, der Zuversicht<br />
und vielleicht auch ein wenig der<br />
Sehnsucht nach dem, was einmal war und<br />
dem, was noch kommen mag.<br />
In den letzten Jahren haben wir gelernt,<br />
wie schnell sich die Welt um uns herum<br />
verändern kann. Wir haben Herausforderungen<br />
gemeistert, von denen wir nie<br />
gedacht hätten, dass sie uns begegnen<br />
würden. Es scheint, als ob wir an einem<br />
besonderen Wendepunkt angelangt sind.<br />
Dieses Jahr fühlt sich anders an – vielleicht<br />
weil wir uns verändert haben. Wir haben<br />
gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen: das<br />
Zwitschern der Vögel, die ersten Knospen<br />
an den Bäumen, das Gefühl der Sonne auf<br />
unserer Haut. Diese kleinen Zeichen des<br />
Frühlings erinnern uns daran, dass nach<br />
jedem Winter ein Neubeginn wartet, dass<br />
die Natur unbeeindruckt von menschlichen<br />
Krisen ihren Lauf nimmt.<br />
Doch es ist mehr als nur die Wiederkehr des<br />
Lebens in der Natur. Im Frühling <strong>2024</strong> spiegelt<br />
sich eine tiefere Veränderung wider,<br />
die sich in unserer Gesellschaft vollzieht.<br />
Wir stehen am Beginn einer neuen Ära, die<br />
von einer neu entdeckten Wertschätzung<br />
für das Lokale, für die Gemeinschaft und<br />
für nachhaltiges Handeln geprägt ist. Die<br />
Pandemiejahre haben uns gelehrt, dass<br />
wir verletzlich, aber auch erstaunlich anpassungsfähig<br />
und kreativ sind.<br />
In unseren Städten sehen wir mehr Fahrräder,<br />
mehr Grünflächen, mehr Raum für<br />
das Leben selbst. In unseren Gemeinden<br />
spüren wir einen stärkeren Zusammenhalt,<br />
eine tiefere Verbundenheit, die während<br />
der Zeiten der Isolation gewachsen ist.<br />
Der Frühling ist ein Symbol für Neuanfang,<br />
für Erneuerung und für die unaufhaltsame<br />
Kraft des Lebens. Er erinnert uns<br />
daran, dass, egal wie hart es war, Neues<br />
unweigerlich folgt.<br />
So lassen Sie uns diesen Frühling als das<br />
nehmen, was er ist: eine Chance, neu zu<br />
beginnen, Erprobtes weiterzuentwickeln,<br />
zu wachsen und zu gedeihen, angelehnt<br />
an die unermüdliche Kraft der Natur, die<br />
uns umgibt. Der Frühling <strong>2024</strong> mag nur<br />
eine weitere Jahreszeit sein, aber für uns<br />
ist er ein Zeichen der Hoffnung und der<br />
unendlichen Möglichkeiten, die vor uns<br />
liegen und auch gemeistert werden müssen.<br />
Gemeinsam werden wir es schaffen. Packen<br />
wir es an. Mit Zuversicht Richtung<br />
Zukunft.<br />
Ihre Petra Tröger<br />
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4.600 Nominierte für den Großen Preis des Mittelstandes<br />
Die erste Etappe ist erfolgreich abgeschlossen:<br />
Am Stichtag 31. Januar <strong>2024</strong><br />
waren 4.600 Nominierungen für den<br />
„Großen Preis des Mittelstandes“ eingetragen!<br />
Der von der Oskar-Patzelt-Stiftung seit<br />
nunmehr 30 Jahren jährlich ausgelobte<br />
Wettbewerb verzeichnet 4.176 Nominierungen<br />
für kleine und mittelständische<br />
Unternehmen, 43 Nominierungen<br />
für wirtschaftsfreundliche Kommunen<br />
und 58 Nominierungen für mittelstandsfreundliche<br />
Kreditinstitute.<br />
290 Preisträger der Jahre 1995 bis 2023<br />
wurden zum Premier, 10 in den Vorjahren<br />
als Kommune des Jahres ausgezeichnete<br />
wirtschaftsfreundliche Kommunen zu<br />
Premier-Kommune nominiert. 14 in den<br />
Vorjahren ausgezeichnete mittelstandsfreundliche<br />
Banken und Kreditinstitute<br />
wurden zur „Premier-Bank“, sechs Unternehmerpersönlichkeiten<br />
zur Ehrung für<br />
ihr „Lebenswerk“ vorgeschlagen.<br />
„Mit Zuversicht Richtung Zukunft“ lautet<br />
das Wettbewerbsmotto in diesem Jahr.<br />
Die Teilnahme an dem ehrenamtlich<br />
organisierten Wettbewerb bietet schon<br />
in der Nominierungsphase die Chance,<br />
ideelle Wirtschaftsförderung und Regionalmarketing<br />
zu verbinden.<br />
An den Nominierungen beteiligten sich<br />
wie in den Vorjahren Ministerien, Bundesverbände,<br />
Kammern, Wirtschaftsfördergesellschaften,<br />
Vereine, Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung<br />
und viele Unternehmen.<br />
Petra Tröger, Vorstand der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung, ist sehr zufrieden mit der Anzahl<br />
der Nominierten und blickt zielstrebig in<br />
die Zukunft. „Der Mittelstand unseres<br />
Landes verdient gerade im Kampf mit<br />
Lieferschwierigkeiten und Strompreisen<br />
mehr und mehr Anerkennung. Deshalb<br />
ist es uns wichtig, Unternehmen mit<br />
diesem Preis auszuzeichnen und öffentlich<br />
würdigen zu können. Viel wichtiger<br />
ist aber, gerade für die kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen, dass sich<br />
die weltwirtschaftliche Lage in Zukunft<br />
wieder stabilisiert und sich damit einhergehend<br />
die deutsche Wirtschaft wieder<br />
etwas erholen kann. Nur gemeinsam<br />
können wir die Zukunft sichern“, so Tröger.<br />
Dr. Helfried Schmidt, ebenfalls Vorstand<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung, freut sich über<br />
die Anzahl der Nominierten und ergänzt:<br />
„In diesen schwierigen Zeiten zwischen<br />
Corona-Pandemie und Kriegsgeschehen<br />
in der Ukraine sind es gerade die kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen,<br />
welche die deutsche Wirtschaft auf Kurs<br />
halten und stark machen. Es freut mich<br />
deshalb ungemein, dass wir dieses Jahr<br />
wieder eine hohe Zahl an Nominierungen<br />
erreichen konnten.“<br />
Alle Nominierungen des 30. Wettbewerbsjahres<br />
sind auf den Internetseiten<br />
www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />
und www.mittelstandspreis.com veröffentlicht.<br />
Die Nominierungen für die Sonderpreise<br />
Lebenswerk, Premier, Premier-<br />
Kommune und Premier-Bank finden Sie<br />
hier auf den folgenden Seiten.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2024</strong>
37<br />
Nominiert als „Lebenswerk“<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2024</strong><br />
09648 Mittweida, IMM Stiftung ó 35274<br />
Kirchhain, Aschenbrenner Werkzeug- und<br />
Maschinenbau GmbH ó 48653 Coesfeld,<br />
Kleinschneider Consulting ó 56579<br />
Rengsdorf, monte mare Betriebs GmbH<br />
ó 76698 Ubstadt-Weiher, Michael Koch<br />
GmbH ó 89312 Günzburg, MUNK Group<br />
Nominiert zum „Premier“<br />
PLZ 0<br />
01097 Dresden, AugustusTours e. K. ó<br />
01109 Dresden, Deutsche Werkstätten<br />
Hellerau GmbH ó 01189 Dresden, IBH<br />
IT-Service GmbH ó 01589 Riesa, Neways<br />
Electronics Riesa GmbH & Co. KG ó<br />
01900 Großröhrsdorf, ONI Temperiertechnik<br />
Rhytemper GmbH ó 02692<br />
Großpostwitz, miunske GmbH ó 02708<br />
Löbau, Bäckerei und Konditorei Schwerdtner<br />
GmbH ó 03051 Cottbus, Orthopädieund<br />
Reha- Team Zimmermann GmbH ó<br />
03205 Calau, caleg Schrank und Gehäusebau<br />
GmbH ó 03238 Massen, Medizintechnik<br />
& Sanitätshaus Harald Kröger<br />
GmbH ó 04420 Markranstädt, Frank<br />
Fahrzeugbau GmbH ó 04509 Wiedemar,<br />
Heinz Kühne GmbH & Co. KG ó 04613<br />
Lucka, Wellpappenwerk Lucka KG ó 04741<br />
Roßwein, Gemeinhardt Service GmbH ó<br />
04874 Belgern, INTERPANE Glasgesellschaft<br />
mbH ó 04889 Belgern-Schildau,<br />
SFW Schildauer Fleisch- und Wurstwaren<br />
GmbH ó 04938 Uebigau-Wahrenbrück,<br />
uesa GmbH ó 04938 Uebigau-<br />
Wahrenbrück, EFEN GmbH ó 06108<br />
Halle (Saale), Connex Steuer- und Wirtschaftsberatung<br />
GmbH ó 06112 Halle<br />
(Saale), Halloren Schokoladenfabrik AG<br />
ó 06112 Halle (Saale), SONOTEC GmbH<br />
ó 06120 Halle (Saale), ECH Elektrochemie<br />
Halle GmbH ó 06122 Halle (Saale),<br />
PS Union GmbH ó 06217 Merseburg, ARS<br />
Betriebsservice GmbH ó 06268 Querfurt,<br />
VTQ Videotronik GmbH ó 06295 Lutherstadt<br />
Eisleben, EWS „Die Schuhfabrik“ e.K.<br />
ó 06295 Lutherstadt Eisleben, HALLOG<br />
GmbH ó 06526 Sangerhausen, FEAG<br />
Sangerhausen GmbH ó 06618 Naumburg,<br />
Gehring Naumburg GmbH & Co. KG<br />
ó 06636 Laucha, LeHA GmbH ó 06667<br />
Weißenfels, SIMON Werbung GmbH ó<br />
06847 Dessau-Roßlau, Burchard Führer<br />
GmbH ó 06901 Kemberg, AIS Anlagenbau<br />
& Industrieservice Kemberg GmbH<br />
ó 07646 Stadtroda, H & E Bohrtechnik<br />
GmbH ó 07646 Laasdorf, CBV Blechbearbeitung<br />
GmbH ó 07745 Jena, ASI Anlagen,<br />
Service, Instandhaltung GmbH ó<br />
07745 Jena, Kontinent Spedition GmbH ó<br />
07745 Jena, SOMAG AG Jena ó 07745 Jena,<br />
Analytik Jena AG ó 07747 Jena, Matthias<br />
Wetzel INDUSTRIEBESCHRIFTUNGEN<br />
GmbH ó 07747 Jena, JENATEC Industriemontagen<br />
GmbH ó 07751 Großlöbichau,<br />
VACOM Vakuum Komponenten & Messtechnik<br />
GmbH ó 07768 Kahla, COLANDIS<br />
GmbH ó 07907 Oettersdorf, HBS Elektrobau<br />
GmbH ó 07937 Zeulenroda-Triebes,<br />
LACOS Computerservice GmbH ó 07937<br />
Zeulenroda-Triebes, SERIMED GmbH & Co.<br />
KG ó 08248 Klingenthal, Klingenthaler<br />
Musikelektronik GmbH ó 08262 Muldenhammer,<br />
IK Elektronik GmbH ó 08280<br />
Aue, Curt Bauer GmbH ó 08294 Lößnitz,<br />
GL Gießerei Lößnitz GmbH ó 08301 Bad<br />
Schlema, Beautyspa Servicegesellschaft<br />
mbH ó 08304 Schönheide, Bibliothekseinrichtung<br />
Lenk GmbH ó 08328 Stützengrün,<br />
Hans-Jürgen Müller GmbH &<br />
Co. KG ó 09120 Chemnitz, richter &<br />
heß VERPACKUNGS-SERVICE GmbH ó<br />
09232 Hartmannsdorf, KOMSA AG ó<br />
09244 Lichtenau / OT Ottendorf, Container<br />
Vermietung und Verkauf Menzl<br />
GmbH ó 09366 Stollberg/Erzgebirge,<br />
HENKA Werkzeuge + Werkzeugmaschinen<br />
GmbH ó 09387 Jahnsdorf / Erzgebirge,<br />
markSTAHL - Roland Markert ó<br />
09423 Gelenau, Mauersberger Badtechnik<br />
Betriebs-GmbH ó 09456 Mildenau,<br />
Norafin Industries (Germany) GmbH<br />
Mildenau ó 09465 Sehmatal OT Sehma,<br />
Unger Kabel-Konfektionstechnik GmbH<br />
ó 09569 Oederan, Richter Fleischwaren<br />
GmbH ó 09579 Grünhainichen, ZABAG<br />
Security Engineering GmbH ó 09599<br />
Freiberg, Freiberg Instruments GmbH ó<br />
09648 Mittweida, ACSYS Lasertechnik<br />
GmbH Mittweida ó 09648 Mittweida,<br />
IMM electronics GmbH<br />
PLZ 1<br />
13125 Berlin, Eckert & Ziegler Strahlenund<br />
Medizintechnik AG ó 13507 Berlin,<br />
RENAFAN GmbH ó 14163 Berlin, KNAUER<br />
Wissenschaftliche Geräte GmbH ó 14513<br />
Teltow, microtech GmbH electronic ó<br />
14554 Seddiner See OT Neuseddin, VEIN-<br />
LAND GmbH ó 14772 Brandenburg an<br />
der Havel, IEB Industrieelektronik Brandenburg<br />
GmbH ó 14797 Kloster Lehnin<br />
OT Rietz, Metallbau Windeck GmbH ó<br />
16547 Birkenwerder, domino-world ó<br />
16727 Oberkrämer OT Vehlefanz, Energieinsel<br />
GmbH ó 16928 Pritzwalk, Glatfelter<br />
Falkenhagen GmbH ó 16928 Pritzwalk,<br />
ZWP Zahnradwerk Pritzwalk GmbH<br />
ó 17235 Neustrelitz, Möbel Preuß Möbelund<br />
Innenausbau GmbH ó 17348 Woldegk,<br />
LBG Rehberg mbH ó 17419 Seebad<br />
Heringsdorf OT Ahlbeck, Seetel Hotel<br />
GmbH & Co. Betriebs-KG ó 18057 Rostock,<br />
Dr. Diestel GmbH ó 18057 Rostock,<br />
Wockenfuß Hörakustik ó 18147 Rostock,<br />
Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten<br />
GmbH ó 18437 Stralsund, Rehaform<br />
GmbH & Co. KG ó 18437 Stralsund,<br />
ITG Ingenieur-, Tief- und Gleisbau GmbH<br />
ó 18439 Stralsund, Uhlenhaus® Group ó<br />
18442 Wendorf, masson GmbH ó 18569<br />
Schaprode Insel Rügen, Mathias Schilling<br />
GmbH & Co KG - Insel Öhe ó 18569 Ummanz/Rügen,<br />
Erlebnis-Bauernhof Kliewe ó<br />
19057 Schwerin, Schoeller Allibert GmbH<br />
ó 19258 Boizenburg, Sweet Tec GmbH ó<br />
19306 Neustadt-Glewe, Dockweiler AG<br />
PLZ 2<br />
21337 Lüneburg, Kuhlmann Leitungsbau<br />
GmbH & Co. KG ó 22309 Hamburg,<br />
Friedrich Karl Schroeder GmbH & Co. KG<br />
ó 23556 Lübeck, Wache GmbH ó 24105<br />
Kiel, UXMA GmbH & Co. KG ó 24223<br />
Schwentinental, e-nema Gesellschaft für<br />
Biotechnologie und biologischen Pflanzenschutz<br />
mbH ó 26215 Wiefelstede,<br />
weiter auf Seite 38
38 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
LAGER 3000 GmbH ó 26954 Nordenham,<br />
Elektrotechnik Janssen GmbH ó 27572<br />
Bremerhaven, H.-J. Fiedler Meeresdelikatessen<br />
GmbH ó 27607 Geestland, ASTRO<br />
Motorengesellschaft mbH & Co. KG ó<br />
27639 Wurster Nordseeküste, Tief- und<br />
Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH<br />
& Co. KG ó 27793 Wildeshausen, HERMES<br />
Systeme GmbH ó 28199 Bremen, pb+<br />
Ingenieurgruppe AG ó 28832 Achim, ehrhorn<br />
Vermessung GbR ó 29410 Salzwedel,<br />
KRAIBURG Relastec GmbH & Co. KG<br />
ó 29581 Bohlsen, Bohlsener Mühle GmbH<br />
& Co. KG<br />
PLZ 3<br />
31008 Elze, Albert Fischer GmbH ó 31135<br />
Hildesheim, Gebrüder Heyl Analysentechnik<br />
GmbH & Co. KG ó 31137 Hildesheim,<br />
AutoGyro GmbH ó 31195 Lamspringe,<br />
Lammetal GmbH Gemeinnützige Lebenshilfe<br />
Einrichtungen ó 31319 Sehnde,<br />
Exportverpackung Sehnde GmbH ó<br />
32107 Bad Salzuflen, EKT GmbH & Co.<br />
KG ó 33154 Salzkotten, Condor® Med-<br />
Tec GmbH ó 34134 Kassel, espas GmbH<br />
ó 34266 Niestetal, SMA Solar Technology<br />
AG ó 34474 Diemelstadt, Jäkel GmbH &<br />
Co. KG ó 34477 Twistetal-Berndorf, Mauser<br />
Sitzkultur GmbH & Co. KG ó 34508<br />
Willingen - Usseln, Upländer Bauernmolkerei<br />
GmbH ó 35066 Frankenberg (Eder),<br />
Autohaus Beil GmbH ó 35232 Dautphetal,<br />
Roth Industries GmbH & Co. KG ó 35260<br />
Stadtallendorf, elektroplan-schneider |<br />
Ingenieurbüro für Elektrotechnik, Sicherheits-<br />
und Informationstechnische Anlagen<br />
GmbH ó 35418 Buseck, Alexander<br />
Binzel Schweisstechnik GmbH & Co. KG<br />
ó 35423 Lich, Network Concept GmbH ó<br />
35463 Fernwald, medDV GmbH ó 35683<br />
Dillenburg, Wendel GmbH ó 35683 Dillenburg,<br />
Isabellenhütte Heusler GmbH<br />
& Co. KG ó 35764 Sinn, Holzapfel Metallveredelung<br />
GmbH ó 36039 Fulda, JUMO<br />
GmbH & Co. KG ó 36043 Fulda, Werner<br />
Schmid GmbH ó 36110 Schlitz, Lampenwelt<br />
GmbH ó 36137 Großenlüder, LANG-<br />
GROUP - Wilhelm Lang GmbH & Co. KG ó<br />
36163 Poppenhausen, papperts GmbH ó<br />
36341 Lauterbach, DUO PLAST AG ó 37181<br />
Hardegsen HKS Sicherheitsservice GmbH<br />
ó 37269 Eschwege, PRÄWEMA Antriebstechnik<br />
GmbH ó 37351 Dingelstädt, Krieger<br />
+ Schramm GmbH & Co. KG ó 37441<br />
Bad Sachsa, Oelkers Hotel Betriebs GmbH<br />
| Hotel Romantischer Winkel ó 38228<br />
Salzgitter, Ingenieurbüro Zammit GmbH<br />
ó 39218 Schönebeck, Ambulanz Mobile<br />
GmbH & Co. KG ó 39326 Colbitz, Humanas<br />
Pflege GmbH & Co. KG ó 39359 Calvörde,<br />
SM Calvörde Sondermaschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
PLZ 4<br />
40549 Düsseldorf, GfA ELEKTROMA-<br />
TEN GmbH & Co. KG ó 41751 Viersen,<br />
CLAYTEC e.K. ó 45891 Gelsenkirchen,<br />
Masterflex SE ó 46325 Borken, Firmengruppe<br />
Stewering ó 46487 Wesel, LIM-<br />
BECK GROUP GmbH & Co. KG ó 48465<br />
Schüttorf, PACKNERS GmbH ó 48619<br />
Heek, Betonwerk Büscher GmbH & Co.<br />
KG ó 48624 Schöppingen, Sasse Feinbrennerei<br />
- Lagerkorn GmbH ó 48683<br />
Ahaus, Wenker GmbH & Co. KG ó 48683<br />
Ahaus, Augen-Zentrum-Nordwest (MVZ)<br />
ó 48683 Ahaus, Unternehmensgruppe<br />
Pietsch ó 48683 Ahaus-Ottenstein, Terhalle<br />
Holzbau GmbH ó 48691 Vreden,<br />
epcan GmbH ó 48703 Stadtlohn, Tenbrink<br />
ProjektPlan GmbH ó 48703 Stadtlohn,<br />
Heitkamp & Hülscher GmbH & Co.<br />
KG ó 48712 Gescher, PlanET Biogas Group<br />
ó 49196 Bad Laer, Blomberg Klinik<br />
GmbH ó 49324 Melle, SOLARLUX GmbH<br />
ó 49393 Lohne, nordluft Wärme- und Lüftungstechnik<br />
GmbH & Co. KG ó 49429<br />
Visbek, Holzmühle Westerkamp GmbH<br />
ó 49439 Steinfeld (Oldenburg), Müller-<br />
Technik GmbH ó 49584 Fürstenau, Richter<br />
Möbelwerkstätten GmbH ó 49593<br />
Bersenbrück, Wurst Stahlbau GmbH<br />
ó 49599 Voltlage-Weese, bema GmbH<br />
Maschinenfabrik ó 49740 Haselünne,<br />
Schulte Bauunternehmen GmbH<br />
PLZ 5<br />
51789 Lindlar, Lang AG ó 51789 Lindlar,<br />
ONI-Wärmetrafo GmbH ó 54552 Mehren,<br />
apra-norm Elektromechanik GmbH<br />
ó 54570 Kalenborn-Scheuern, PREMO-<br />
SYS GmbH ó 54576 Hillesheim, Bilstein<br />
& Siekermann GmbH + Co. KG ó 55234<br />
Bechtolsheim, Weingut Ernst Bretz e.K. ó<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2024</strong>
39<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 <strong>2024</strong><br />
55597 Wöllstein, JUWÖ POROTON- Werke<br />
Ernst Jungk & Sohn GmbH ó 56170<br />
Bendorf, Mathias Normann Spedition<br />
GmbH & Co. KG ó 56170 Bendorf, Baldus<br />
Medizintechnik GmbH ó 56170 Bendorf,<br />
AKOTHERM GmbH ó 56220 Urmitz,<br />
Colak GmbH ó 56235 Ransbach-Baumbach,<br />
Kern-Haus AG ó 56271 Mündersbach,<br />
EWM GmbH ó 56422 Wirges, Koch<br />
KG ó 56457 Westerburg, Mühlenbäckerei<br />
Rudolf Jung GmbH & Co. KG ó 56651<br />
Niederzissen, Reinhard Koll GmbH ó<br />
56651 Niederzissen, Dr. Eckel Animal Nutrition<br />
GmbH & Co. KG ó 56659 Burgbrohl,<br />
RHODIUS Mineralquellen und Getränke<br />
GmbH & Co. KG ó 56727 Mayen, Projekt<br />
3 gGmbH ó 56745 Weibern, Augel GmbH<br />
ó 56745 Bell / Eifel, Heuft Unternehmensgruppe<br />
ó 57439 Attendorn, AFK Kunststoffverarbeitung<br />
GmbH & Co. KG ó<br />
57612 Eichelhardt, SMF Holding GmbH ó<br />
58566 Kierspe, Kunststofftechnik Backhaus<br />
GmbH ó 58849 Herscheid, Wilhelm<br />
Schröder GmbH ó 59494 Soest, Ingenieurgesellschaft<br />
Patzke GmbH ó 59602<br />
Rüthen, MeisterWerke Schulte GmbH ó<br />
59964 Medebach, Ewers Strümpfe GmbH<br />
ó 59964 Medebach, Paul Köster GmbH<br />
PLZ 6<br />
63679 Schotten, Schottener Soziale<br />
Dienste gGmbH ó 64385 Reichelsheim,<br />
Jäger Fischer GmbH & Co. KG ó<br />
64668 Rimbach, SPIR STAR® AG ó 64711<br />
Michelstadt, Hotz Kommunikations- und<br />
Datenservice GmbH ó 65555 Limburg<br />
an der Lahn, Blechwarenfabrik Limburg<br />
GmbH ó 66123 Saarbrücken, Pharmacelsus<br />
GmbH ó 66129 Saarbrücken,<br />
URSAPHARM Arzneimittel GmbH ó<br />
66482 Zweibrücken, EDEKA Ernst, Zweibrücken<br />
ó 66557 Illingen, proWIN Winter<br />
GmbH ó 66564 Ottweiler, Ottweiler<br />
Druckerei und Verlag GmbH ó 66571<br />
Eppelborn, Krämer IT Solutions GmbH<br />
ó 66679 Losheim am See, LuxTek GmbH<br />
ó 66955 Pirmasens, psb intralogistics<br />
GmbH ó 67059 Ludwigshafen, Fasihi<br />
GmbH ó 67065 Ludwigshafen, KÜBLER<br />
GmbH - Energiesparende Hallenheizungen<br />
ó 67657 Kaiserslautern, Wipotec<br />
GmbH ó 67657 Kaiserslautern, Insiders<br />
Technologies GmbH ó 67661 Kaiserslautern,<br />
ALZURA AG ó 67661 Kaiserslautern,<br />
Barbarossa Bäckerei GmbH & Co. KG ó<br />
69123 Heidelberg, C. Josef Lamy GmbH<br />
ó 69242 Rettigheim, Innotech Marketing<br />
& Konfektion Rot GmbH ó 69483<br />
Wald-Michelbach, Jöst Abrasives GmbH<br />
ó 69483 Wald-Michelbach - Affolterbach,<br />
Pedex GmbH<br />
PLZ 7<br />
70435 Stuttgart, Kölle-Zoo GmbH ó<br />
71634 Ludwigsburg, Zedler – Institut für<br />
Fahr radtechnik und -Sicherheit GmbH<br />
ó 71672 Marbach, HAINBUCH GMBH<br />
SPANNENDE TECHNIK ó 72072 Tübingen,<br />
AVAT Automation GmbH ó 72074<br />
Tübingen, Osiandersche Buchhandlung<br />
GmbH ó 72250 Freudenstadt, Georg<br />
Oest Mineralölwerk GmbH & Co. KG ó<br />
72348 Rosenfeld, SÜLZLE Gruppe ó 72379<br />
Hechingen, Bentley Innomed GmbH ó<br />
72406 Bisingen, Heidelberg-Apotheke ó<br />
73054 Eislingen, Stahlbau Nägele GmbH<br />
ó 73340 Amstetten, Metzgerei Nagel ó<br />
73479 Ellwangen, Arnulf Betzold GmbH<br />
ó 74372 Sersheim, Fessler Mühle ó<br />
74420 Oberrot, Fertighaus Weiss GmbH<br />
ó 74427 Fichtenberg, KW automotive<br />
GmbH ó 75015 Bretten, Gerweck GmbH<br />
Oberflächentechnik ó 76135 Karlsruhe,<br />
big. bechtold-gruppe ó 76275 Ettlingen,<br />
Autohaus Stoppanski GmbH ó 76547<br />
Sinzheim, RAUCH Landmaschinenfabrik<br />
GmbH ó 76661 Philippsburg, KHW World<br />
Wide GmbH ó 76761 Rülzheim, ITK Engineering<br />
GmbH ó 77656 Offenburg, Peter<br />
Huber Kältemaschinenbau SE ó 77933<br />
Lahr / Schwarzwald, HANS FLEIG GmbH<br />
ó 79219 Staufen, IKA-Werke GmbH &<br />
Co. KG ó 79793 Wutöschingen, Schilling<br />
Engineering GmbH<br />
PLZ 8<br />
80805 München, Pixida GmbH ó<br />
84079 Bruckberg, AGROLAB GmbH ó<br />
84558 Kirchweidach, Elektro Maier GmbH<br />
ó 85457 Wörth/Hörlkofen, GEWO Feinmechanik<br />
GmbH ó 86159 Augsburg,<br />
BMK Group GmbH & Co. KG ó 86633<br />
weiter auf Seite 40
40 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Neuburg an der Donau, Maschinenringe<br />
Deutschland GmbH ó 86916 Kaufering,<br />
Wasserle GmbH ó 86987 Schwabsoien,<br />
Eirenschmalz Maschinenbaumechanik<br />
und Metallbau GmbH ó 87437 Kempten<br />
im Allgäu, Sontheim Industrie Elektronik<br />
GmbH ó 88271 Wilhelmsdorf, Zimmerei<br />
Berthold Ott GmbH ó 88400 Biberach,<br />
VOLLMER WERKE Maschinenfabrik GmbH<br />
PLZ 9<br />
90409 Nürnberg, Nürnberger Wachund<br />
Schließgesellschaft mbH ó 90449<br />
Nürnberg, iloxx GmbH ó 90471 Nürnberg,<br />
Ziehm Imaging GmbH ó 90768 Fürth,<br />
BRUDER Spielwaren GmbH + Co. KG ó<br />
91058 Erlangen-Tennenlohe, Der Beck<br />
GmbH ó 91413 Neustadt/Aisch, FRANKEN<br />
BRUNNEN GmbH & Co. KG ó 91522 Ansbach,<br />
OECHSLER AG ó 91710 Gunzenhausen,<br />
Zweirad Gruber GmbH ó 91781 Weißenburg,<br />
Nifco Germany GmbH ó 92318<br />
Neumarkt, DEHN SE ó 93488 Schönthal,<br />
Max Heimerl Bau GmbH ó 93495 Weiding,<br />
Rolladen Braun GmbH & Co KG ó<br />
94089 Neureichenau, 1. Bier und Wohlfühlhotel<br />
Gut Riedelsbach GmbH & Co.<br />
KG ó 94118 Jandelsbrunn, Knaus Tabbert<br />
AG ó 94315 Straubing, Strama-MPS<br />
Maschinenbaugesellschaft mbH & Co.<br />
KG ó 94474 Vilshofen, Zweirad Würdinger<br />
GmbH ó 94481 Grafenau, AVS Römer<br />
GmbH & Co. KG ó 95615 Marktredwitz,<br />
SCHERDEL GmbH ó 96052 Bamberg,<br />
Malzfabrik Mich. Weyermann® GmbH<br />
& Co. KG ó 96260 Weismain, dechant<br />
hoch- und ingenieurbau gmbh ó 96355<br />
Tettau / Oberfranken, HEINZ-GLAS GmbH<br />
& Co.KGaA ó 96487 Dörfles-Esbach, Bittner<br />
Werkzeugbau GmbH ó 97080<br />
Würzburg, va-Q-tec AG ó 97424 Schweinfurt<br />
Bauunternehmung Glöckle Holding<br />
GmbH ó 97618 Niederlauer, Opti-Wohnwelt<br />
Föst GmbH & Co. KG ó 97688 Bad<br />
Kissingen, LABOKLIN GmbH & Co.KG ó<br />
97789 Oberleichtersbach, Hanse Haus<br />
GmbH ó 97980 Bad Mergentheim, ROTO<br />
FRANK AG ó 98693 Ilmenau, SIOS Meßtechnik<br />
GmbH ó 99099 Erfurt, IBYKUS<br />
AG für Informationstechnologie ó 99510<br />
Apolda, Dr. Schär Deutschland GmbH ó<br />
99768 Harztor OT Ilfeld, Neanderklinik<br />
Harzwald GmbH ó 99887 Georgenthal,<br />
Thüros GmbH ó 99947 Bad Langensalza,<br />
TMP Fenster + Türen GmbH ó 99974<br />
Mühlhausen, Oßwald Fahrzeugteile &<br />
Technischer Handel GmbH & Co. KG<br />
Nominiert als „Premier-Kommune“<br />
01877 Bischofswerda, Stadt Bischofswerda<br />
ó 33154 Salzkotten, Stadt Salzkotten<br />
ó 48683 Ahaus, Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
für den Kreis Borken<br />
mbH ó 56727 Mayen, Stadt Mayen ó<br />
74076 Heilbronn, Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken<br />
GmbH ó 79183 Waldkirch,<br />
Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer<br />
ó 85560 Ebersberg, Landratsamt Ebersberg<br />
ó 96047 Bamberg, Stadt Bamberg -<br />
Wirtschaftsförderung ó 96052 Bamberg,<br />
Wirtschaftsförderung Landkreis Bamberg<br />
ó 97688 Bad Kissingen, Landkreis<br />
Bad Kissingen<br />
Nominiert als „Premier-Bank“<br />
09111 Chemnitz, Volksbank Chemnitz eG<br />
ó 09648 Mittweida, Volksbank Mittweida<br />
eG ó 41460 Neuss, Sparkasse<br />
Neuss ó 44137 Dortmund, Sparkasse<br />
Dortmund ó 56068 Koblenz, VR Bank<br />
RheinAhrEifel eG ó 56068 Koblenz, Sparkasse<br />
Koblenz ó 56727 Mayen, Kreissparkasse<br />
Mayen ó 56759 Kaisersesch, Raiffeisenbank<br />
MEHR eG ó 69412 Eberbach,<br />
Volksbank Neckartal eG ó Offenburg /<br />
Villingen-Schwenningen, Volksbank eG -<br />
Die Gestalterbank ó 80333 München,<br />
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich<br />
Aktiengesellschaft Zweigniederlassung<br />
Süddeutschland ó 80335 München, Merkur<br />
Privatbank KGaA ó 95100 Selb, Sparkasse<br />
Hochfranken ó 97688 Bad Kissingen,<br />
Sparkasse Bad Kissingen<br />
Alle weiteren Nominierungen im<br />
30. Wettbewerbsjahr „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
finden Sie online auf unserer Homepage<br />
unter: www.mittelstandspreis.com<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1-2 2023
42 Wirtschaft<br />
Digitale Brücken bauen<br />
TeleskopEffekt GmbH und Estlands visionäre Technologiepartnerschaften<br />
Anfänge einer wegweisenden<br />
Partnerschaft<br />
Die TeleskopEffekt GmbH, eine dynamische<br />
Tochtergesellschaft der Volksbank<br />
Mittweida eG, steht an der vordersten<br />
Front der digitalen Transformation im<br />
Banken- und Mittelstandsbereich. Als<br />
Katalysator für nachhaltige Innovationen<br />
bietet sie einzigartige Perspektiven für<br />
zukunftsorientierte Banken und deren<br />
Kunden. Die Partnerschaft mit Estland,<br />
einem Vorreiterland in Sachen Digitalisierung,<br />
eröffnet neue Horizonte. Diese<br />
Verbindung ist nicht nur ein Symbol für<br />
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit,<br />
sondern auch ein lebendiges<br />
Beispiel dafür, wie die Kombination von<br />
fortschrittlicher Technologie und menschenzentrierter<br />
Herangehensweise die<br />
© TELESKOPEFFEKT GMBH<br />
digitale Landschaft nachhaltig prägen<br />
kann.<br />
Die Partnerschaft zwischen der TeleskopEffekt<br />
GmbH und Estland begann<br />
im März 2019, ein Meilenstein in ihrer<br />
Geschichte. Diese Zusammenarbeit, die<br />
während einer eigens organisierten Konferenz<br />
in Mittweida (Sachsen) initiiert<br />
wurde, zielte darauf ab, über den Tellerrand<br />
zu blicken, voneinander zu lernen<br />
und neue Brücken zu bauen. Die "Human<br />
Conference" diente als Plattform für Inhalte,<br />
Interaktion und Interpretation, von<br />
Menschen für Menschen. Ein symbolträchtiger<br />
Moment war die Eröffnung<br />
eines Büros in Tallinn, Estlands "Silicon<br />
Valley". Dieses Büro dient seit 2019 für den<br />
direkten Austausch mit erfolgreichen estnischen<br />
Unternehmen und Stakeholdern.<br />
von links: damaliger Rektor der HSMW Prof. Ludwig Hilmer, , damaliger Botschafter der<br />
Republik Estland Dr. Mart Laanemäe, Ministerpräsident Michael Kretschmar, Vorstand<br />
Volksbank Mittweida eG Prof Leonhard Zintl, damaliger Mittelsachsen-Landrat Matthias<br />
Damm, Oberbürgermeister der Stadt Mittweida Ralf Schreiber<br />
Estlands Vorreiterrolle<br />
in der Digitalisierung<br />
Wenn Sie die TeleskopEffekt GmbH fragen<br />
„Warum Estland?“, dann haben Sie<br />
verschiedene Blickwinkel auf diese Frage.<br />
Estland zählt zu den Pionieren der Digitalisierung<br />
und ist ein leuchtendes Vorbild<br />
in den Bereichen des Bildungswesens,<br />
der Wirtschaft, der Verwaltung und der<br />
Gesellschaft. Der direkte Zugang ermöglicht<br />
es der TeleskopEffekt, der deutschen<br />
Gesellschaft und den Unternehmen von<br />
der estnischen Startup-Szene und den<br />
erfolgreichen mittelständischen Unternehmen<br />
zu Lernen. Zudem ist Estland<br />
weltoffen, freundlich und begrüßt den<br />
offenen Diskurs und das Gespräch. Die<br />
Esten scheuen sich nicht weiter zu lernen<br />
und suchen beständig nach innovativen<br />
Lösungsmöglichkeiten und den<br />
Zugang nach Deutschland.<br />
Die Geschichte Estlands als fortschrittliche<br />
digitale Gesellschaft beginnt mit<br />
der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit<br />
im Jahr 1991. Mit begrenzten<br />
Ressourcen beschlossen die politischen<br />
Entscheidungsträger, eine kostengünstige<br />
und effiziente technologische Infrastruktur<br />
von Grund auf zu schaffen.<br />
Die wichtigsten Meilensteine umfassen<br />
Initiativen wie den Tiger Leap für<br />
IT-Infrastruktur in Schulen (1996), die<br />
Einführung des e-Cabinet und der e-Tax<br />
Board (2000), die Etablierung des X-<br />
Road Systems (2001), e-ID und digitale<br />
Signaturen (2002), und i-Voting (2005).<br />
Estland hat auch wichtige Fortschritte<br />
in der Cybersecurity und der Blockchain-<br />
Technologie gemacht und ist führend in<br />
der Entwicklung von E-Health-Systemen<br />
und der E-Residency. Diese Maßnahmen<br />
haben zu einer effizienteren Regierungsführung<br />
und einer stärkeren Einbindung<br />
der Bürger in digitale Dienste geführt.<br />
2007 war Estland die erste Nation, die<br />
eine Parlamentswahl auch online abgehalten<br />
hat. Quelle: https://e-estonia.com<br />
Auch im Bildungssystem setzt Estland<br />
Maßstäbe. Die PISA-Testergebnisse von<br />
2022 zeigen, dass estnische Schülerinnen<br />
und Schüler in Europa führend sind und<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
43<br />
weltweit zu den Top acht gehören. Estland<br />
rangiert in Mathematik gemeinsam<br />
mit der Schweiz auf Platz 1-2, in Naturwissenschaften<br />
auf Platz 1 und im Lesen<br />
zusammen mit Irland ebenfalls auf<br />
Platz 1-2. Die Ergebnisse unterstreichen<br />
die Wirksamkeit und Gerechtigkeit des<br />
estnischen Bildungssystems, das weitgehend<br />
unabhängig vom sozioökonomischen<br />
Hintergrund der Schülerinnen<br />
und Schüler ist. Quelle: https://e-estonia.<br />
com<br />
Mit nur etwa 1,3 Mio. Einwohnern ist es<br />
eines der Länder, mit der höchsten Anzahl<br />
an Startup-Gründungen pro Einwohner.<br />
Auf der pro Kopf-Rangliste der<br />
Unicorns, also Startups, die beim Exit<br />
mit mindestens einer Milliarde Euro<br />
bewertet werden, belegt es sogar weltweit<br />
Rang 1, mit inzwischen 10 Unicorns.<br />
Sicher kennen Sie auch das weltweit bekannte<br />
Unternehmen „Skype“, welches<br />
seine technologischen Wurzeln in Estland<br />
hat. Dieser Erfolg beruht unter anderem<br />
auf einer modernen und flachen<br />
Organisationsstruktur.<br />
Der digitale Fortschritt des Landes ist fast<br />
mustervorbildlich. Sei es in Behörden, Bildung<br />
oder dem Gesundheitswesen – Estland<br />
ist der digitale Vorreiter. Öffentliche<br />
Verwaltung und Wahlen funktionieren<br />
papierlos und jeder Bürger verfügt über<br />
einen elektronischen Personalausweis.<br />
Die Rolle der TeleskopEffekt GmbH<br />
in der Partnerschaft mit Estland<br />
Von dieser beeindruckenden Historie<br />
und dem mutigen Blick in die Zukunft<br />
möchte man einfach nur Lernen. Gemeinsam<br />
mit dem EAS – Enterprise<br />
Estonia – schloss die TeleskopEffekt<br />
GmbH einen Kooperationsvertrag. Daraus<br />
resultiert, inmitten des Innovationszentrum<br />
der TeleskopEffekt, der<br />
Werkbank32, die einmalige Möglichkeit<br />
estnisches Know-how und original estnische<br />
Formate auszuprobieren- der<br />
D(e)- Estonia Showroom.<br />
Am 05. Mai 2021 wurde offiziell von<br />
seiner Exzellenz, dem damaligen estnischen<br />
Botschafter in Deutschland,<br />
Herrn Alar Streimann, der D(e)-Estonia<br />
Showroom in Mittweida feierlich eröffnet.<br />
Der sächsische Staatsminister für<br />
Regionalentwicklung, Thomas Schmidt,<br />
war einer der geladenen Besucher vor<br />
Ort: „Der virtuelle Showroom ist ein<br />
Ergebnis der engen Zusammenarbeit<br />
zwischen Sachsen und Estland, besonders<br />
mit der dynamischen Start-up-<br />
Szene in Tallinn. Gemeinsam werden<br />
Know-how gebündelt und neue Projekte<br />
initiiert – immer mit dem Ziel, einen<br />
echten Mehrwert für die Regionen<br />
zu liefern.“<br />
Das E-Estonia Briefing Centre unterstützt<br />
die Sachsen mit interaktiven<br />
Lösungen. Im Mittweidaer Showroom<br />
können Besucher und Besucherinnen<br />
eine virtuelle Reise nach Estland erleben.<br />
Dafür stehen eine DigiExpo,<br />
Live-Schaltungen nach Tallinn, Virtual<br />
Reality-Brillen und vieles mehr zu Verfügung.<br />
Vor allem für Gruppen gibt es<br />
verschiedenste Angebote, um eine digitale<br />
Lernreise anzutreten. u<br />
Eröffnung E-Estonia Showroom<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
© TELESKOPEFFEKT GMBH
44 Wirtschaft<br />
Praktische Einblicke:<br />
Delegationsreisen als Tor<br />
zur digitalen Innovation<br />
Estlands<br />
Zusätzlich bietet die TeleskopEffekt<br />
GmbH, in Form<br />
von Delegationsreisen<br />
nach Estland, Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern<br />
die einzigartige Möglichkeit,<br />
das fortschrittliche<br />
E-Government, innovative<br />
Trends und wegweisende<br />
Technologiepartnerschaften<br />
hautnah zu erleben.<br />
Geführt von der Teleskop-<br />
Effekt, geplant nach den<br />
Interessen der Beteiligten,<br />
mit dem Fokus auf die<br />
Praxis, sozusagen Digitalisierung<br />
zum Anfassen. Die<br />
Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
haben die Chance<br />
mit Unternehmern aus<br />
Tallinn zu sprechen, Einblick<br />
in die Handhabung<br />
der estnischen Behörden<br />
zu erhalten und eigene<br />
Fragen zu adressieren. Teilnehmer waren<br />
dabei Bürger, Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer, als auch Vertreter<br />
von Kommunen und Gemeinden. „Ich<br />
möchte mich herzlich bei der Firma TeleskopEffekt<br />
und Herrn Dr. Zeitler für diese<br />
äußerst informative Reise nach Estland<br />
Team TeleskopEffekt<br />
bedanken. Es waren drei intensive und<br />
sehr lehrreiche Tage. Mich haben die estnische<br />
Wirtschaft und die Bemühungen<br />
des Staates und der Bevölkerung zur<br />
Digitalisierung mehr als nur nachhaltig<br />
beeindruckt und inspiriert. Eine tolle und<br />
äußerst kurzweilige Möglichkeit eines<br />
© TELESKOPEFFEKT GMBH<br />
der innovativsten Länder Europas in kurzer<br />
Zeit kennenlernen zu dürfen!“, so der<br />
Unternehmer Philipp Rank von RR mietpark<br />
GmbH.<br />
Die nächsten offenen Termine sind vom<br />
22. -25. Mai <strong>2024</strong> und 28.-30. Oktober<br />
<strong>2024</strong>. Jeder ist willkommen und kann<br />
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45<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
„Die Frage, die mich seither umtreibt,<br />
ist, wie wir ein solches Mindset auch<br />
bei uns schaffen können. Gegen die<br />
Angst. Für mehr Mut.“<br />
(Dirk Neubauer)<br />
an den Reisen teilnehmen. Alle weiteren<br />
Informationen stehen auf der Webseite<br />
der TeleskopEffekt ( www.teleskopeffekt.de)<br />
e-Estonia: Eine Reise in die digitale<br />
Wirklichkeit - Teleskopeffekt. Ein<br />
besonderes Highlights in der Mai-Reise<br />
ist dabei der Besuch der Technologiekonferenz<br />
“Latitude59”. Hier haben die<br />
Gäste die einzigartige Gelegenheit, an<br />
hochkarätigen Vorträgen, Diskussionen<br />
und Networking-Events teilzunehmen<br />
und wertvolle Kontakte zu globalen Innovatoren,<br />
Startups und Experten aus<br />
der Tech-Branche zu knüpfen.<br />
Im Februar <strong>2024</strong> veranstalteten Landrat<br />
Dirk Neubauer und die TeleskopEffekt<br />
GmbH in der Werkbank32 einen thematischen<br />
Abend für regionale Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer aus<br />
Mittelsachsen. Diese Veranstaltung<br />
war konzipiert als ein Reisebericht, in<br />
welchem Herr Neubauer seine persönlichen<br />
Eindrücke, Erfahrungen und<br />
gewonnenen Erkenntnisse aus einer<br />
seiner beeindruckenden Reisen teilte:<br />
„Diese Reise führte in eine andere Welt.<br />
Unter ungleich schlechteren Vorzeichen<br />
gestartet, zeigt sich dieses kleine<br />
Land als digitaler Fortschrittsmotor, erfolgreich<br />
und doch erfolgshungrig und<br />
pragmatisch zugleich. Zukunft ist hier<br />
Programm. Veränderung willkommen.<br />
Die Frage, die mich seither umtreibt ist,<br />
wie wir ein solches Mindset auch bei<br />
uns schaffen können. Gegen die Angst,<br />
für mehr Mut. Wenn man so will, haben<br />
wir unfreiwillig die entscheidenden Fragen<br />
mitgebracht. Obwohl wir Antworten<br />
gesucht haben."<br />
Die Zukunft gestalten:<br />
Ausblick und Visionen<br />
Die Partnerschaft zwischen der TeleskopEffekt<br />
GmbH und Estland ist mehr<br />
als nur eine Zusammenarbeit – sie ist<br />
ein Symbol für zukunftsorientierte Innovation<br />
und grenzüberschreitenden<br />
Fortschritt. Mit Estland als Vorreiter in<br />
der Digitalisierung und der Teleskop-<br />
Effekt GmbH als dynamischem Innovationspartner,<br />
stehen die Türen für<br />
bahnbrechende Entwicklungen offen.<br />
Die Zukunft wird geprägt von weiteren<br />
spannenden Projekten, intensiviertem<br />
Wissensaustausch und der stetigen Suche<br />
nach neuen Möglichkeiten, die digitale<br />
Welt zum Wohle aller zu gestalten.<br />
Diese Partnerschaft ist erst der Anfang<br />
einer Reise, die uns in eine aufregende<br />
Ära der Digitalisierung und nachhaltigen<br />
Entwicklung führt. Die TeleskopEf-<br />
fekt und die estnischen Partner blicken<br />
erwartungsvoll auf das, was kommen<br />
wird und sind bereit, gemeinsam die<br />
Herausforderungen der digitalen Zukunft<br />
anzunehmen und zu meistern.<br />
Durch den Austausch von Wissen und<br />
Technologie wird ein nachhaltiges<br />
Wachstum gefördert. Diese Kooperation<br />
ist ein Musterbeispiel dafür, wie internationale<br />
Zusammenarbeit Innovation<br />
und technologische Entwicklung vorantreiben<br />
kann.<br />
Die TeleskopEffekt GmbH, als Innovationspartner<br />
im Banken- und Mittelstandsbereich,<br />
engagiert sich weiterhin<br />
für die Integration neuer Technologien<br />
und nachhaltige Entwicklung. Die Partnerschaft<br />
mit Estland ist ein zentraler<br />
Bestandteil ihrer Vision, die Zukunft aktiv<br />
zu gestalten. www.teleskopeffekt.de •<br />
Tanja Speck<br />
ist Innovationsmanagerin<br />
bei der TeleskopEffekt<br />
Über die Autorin<br />
Menschen mit Behinderung machen mit, gestalten mit, bestimmen mit!<br />
Die Lammetal GmbH ermöglicht Menschen mit<br />
Behinderung selbstbestimmt und dauerhaft<br />
am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft<br />
teilzuhaben und ist Ihr professioneller<br />
Partner für Lohnaufträge und Dienstleistungen.<br />
Lammetal GmbH Gemeinnützige Lebenshilfe Einrichtungen · An der Pferdewiese 1 · 31195 Lamspringe Tel. (05183) 94 07-0 · info@lammetal.net
46 Wirtschaft<br />
© FREEPIK.COM | DRAZEN ZIGIC<br />
#NextGenWork<br />
Die Zukunft der Arbeit ist nicht weniger als eine Revolution<br />
Homeoffice, mobiles Arbeiten und Kollaboration<br />
haben sich faktisch schon in<br />
vielen Branchen etabliert. Spätestens<br />
seit der Corona-Pandemie haben sowohl<br />
diese Formen des Arbeitens als auch die<br />
entsprechenden Technologien Hochkonjunktur.<br />
Eine Einladung zu einer Videokonferenz,<br />
eine hybride Tagung, an der<br />
man sowohl persönlich als auch virtuell<br />
teilnehmen kann, oder die Nutzung von<br />
cloudbasierten Diensten, an denen Menschen<br />
an unterschiedlichen Orten zeitgleich<br />
kreativ zusammenarbeiten können,<br />
löst bei keinem Unternehmen mehr<br />
Stirnrunzeln aus. Allerdings: In vielen<br />
Betrieben ist diese Art der Zusammenarbeit<br />
noch keine Selbstverständlichkeit<br />
oder wird gar kritisch beäugt. Gerade in<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
SCHWEISSTECHNIK AUS DEUTSCHLAND<br />
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47<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
traditionellen und eher hierarchisch organisierten<br />
Unternehmen zählt noch der<br />
Grundsatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle<br />
ist besser. Der Glaubenssatz, ein Mitarbeiter<br />
arbeitet nur dann zuverlässig<br />
und konsequent, wenn er auch sichtbar<br />
anwesend ist, ist nach wie vor verbreitet.<br />
Ebenso die Annahme, dass man sich vor<br />
neuer Technologie eher schützen müsse<br />
als sie progressiv einzusetzen.<br />
Junge Mitarbeiter erwarten mehr<br />
Diese Kultur der Kontrolle, der Hierarchien,<br />
der straffen Organisation und des<br />
Misstrauens erweist sich jedoch immer<br />
mehr als schädlich. Junge Mitarbeiter<br />
und moderne Fachkräfte erwarten<br />
mehr Eigenverantwortung und flexiblere<br />
Lösungen. Wer als Arbeitgeber nicht<br />
moderne Tools sowie individuelle Arbeitszeit-<br />
und Karrieremodelle anbieten<br />
kann, hat das Nachsehen. Dabei spielen<br />
rein organisatorische Themen genauso<br />
eine Rolle wie Software und KI, die Führungskultur<br />
und selbst die Gestaltung<br />
des eigenen Arbeitsumfeldes. Die Zeit<br />
der Standardisierung und Normung der<br />
Arbeit scheint vorbei.<br />
NextGenWork:<br />
Umdenken in allen Bereichen<br />
Gefordert wird nicht weniger als eine<br />
Revolution. Arbeitgeber sind gut beraten,<br />
sich dieser nicht entgegenzustellen,<br />
sondern sich vielmehr an die Spitze der<br />
Bewegung zu setzen. Der Lohn könnten<br />
nicht nur mehr und bessere Fachkräfte<br />
sein, sondern vor allem mehr Mitarbeiterbegeisterung<br />
und damit deutlich höhere<br />
Erträge. Risiken, die es zweifelsohne<br />
gibt, sollten dabei ausnahmsweise mal<br />
nicht allzu sehr überbewertet werden.<br />
Es sind die Mutigen, die Pioniere, die in<br />
Sachen New Work die Nase vorn haben<br />
werden.<br />
Hybrides Arbeiten wird zur Norm<br />
Starre Arbeitszeiten und feste Arbeitsorte<br />
werden zum Auslaufmodell. Nicht<br />
umsonst befinden sich die Immobilienpreise<br />
für Bürogebäude seit zwei Jahren<br />
im Sinkflug. Arbeitnehmer möchten<br />
zunehmend selbst entscheiden, ob und<br />
wann sie im Homeoffice, im Büro, in einer<br />
Hotellobby, in einem Co-Working-<br />
Space oder auf Reisen arbeiten. Viele Unternehmen<br />
unterstützen diesen Trend,<br />
sparen so Kosten für Büros und werden<br />
dabei selbst agiler. Wer was wann wo<br />
und wie erledigt, hängt dabei sowohl<br />
von den Bedürfnissen des Mitarbeiters<br />
als auch von der jeweiligen Aufgabe ab<br />
– und eben nicht mehr von Vorgaben von<br />
Vorgesetzten.<br />
Damit dieses hybride Arbeiten gelingt,<br />
müssen die technischen Voraussetzungen<br />
geschaffen werden: cloudbasierte<br />
Kollaborationstools müssen ebenso<br />
intuitiv wie sicher und zuverlässig genutzt<br />
werden können. Das Gleiche gilt<br />
für die Videotelefonie und das Datenmanagement.<br />
Nicht wenige Unternehmen<br />
haben selbst bei diesen Grundlagen<br />
noch Nachholbedarf.<br />
Weniger Kontrolle, mehr Eigenverantwortung<br />
Damit Mensch und Technik hier zusammenspielen,<br />
braucht es eine neue Arbeitskultur:<br />
den Fokus auf das Ergebnis,<br />
nicht auf den Prozess. Nur ein Mitarbeiter,<br />
der weitgehend frei auf ein bestimmtes<br />
Ergebnis hinarbeiten kann, ohne dabei<br />
jeden Arbeitsschritt vorgegeben zu<br />
bekommen und im Detail kontrolliert zu<br />
werden, kann seine eigenen Ressourcen<br />
voll ausschöpfen und seine Freiheiten<br />
zum Wohle des Ergebnisses einsetzen.<br />
Weniger Kontrolle, mehr Eigenverantwortung<br />
sind die entscheidende Basis<br />
der NextGenWork.<br />
An dieser Stelle haben Unternehmen<br />
gute Argumente, auch lobbyierend aktiv<br />
zu werden. Denn die Dokumentation<br />
jedweder Arbeitszeit sowie viele arbeitsund<br />
sozialgesetzgeberische Vorgaben<br />
widersprechen derzeit der neuen Arbeitsrealität<br />
– zulasten der deutschen<br />
und europäischen Unternehmen. Andernorts<br />
ist man deutlich weiter, sowohl<br />
praktisch und technologisch als auch gesetzgeberisch.<br />
u
48 Wirtschaft<br />
Talentbasiertes Arbeiten<br />
Neben dem reinen Arbeitsumfeld kommen<br />
aber auch persönliche Anliegen der<br />
Arbeitnehmer immer mehr zum Tragen.<br />
Insbesondere jüngere Mitarbeiter erwarten<br />
nicht nur, dass sie ihren eigenen<br />
Talenten und Potenzialen entsprechend<br />
eingesetzt werden, sondern auch, dass<br />
sie an ihren Aufgaben und Verantwortungsbereichen<br />
mitgestalten können.<br />
Stärkenfokus und Job-Crafting sind hier<br />
die Schlüsselbegriffe. Persönlichkeitsund<br />
Stärkenanalysen geben Aufschluss<br />
darüber, was einem Menschen am meisten<br />
liegt, ihn interessiert und motiviert.<br />
Dabei sind nicht alle Tests auf dem Markt<br />
aussagekräftig und praktikabel. Aber der<br />
Wunsch, dass solche Analysen stattfinden<br />
und deren Ergebnissen Rechnung<br />
getragen wird, gerne auch begleitet<br />
durch persönliches und individuelles<br />
Coaching, ist inzwischen weit verbreitet.<br />
Letztlich steht dahinter der Wunsch,<br />
sich den eigenen Aufgaben- und Verantwortungsbereich<br />
selbst zu gestalten,<br />
selbstbestimmt zu agieren, statt fremdbestimmt<br />
oktroyierte Aufgaben abzuwickeln.<br />
Im Gegenzug sind Mitarbeiter der Generation<br />
NextGenWork gerne bereit,<br />
sich entsprechend weiterzubilden und<br />
permanent zu lernen. Jedoch stellen sie<br />
auch an Aus- und Weiterbildungen hohe<br />
Ansprüche.<br />
Nano-Abschlüsse<br />
Besonders beliebt sind hier sogenannte<br />
Nano-Abschlüsse. Das sind kurze, berufsbezogene<br />
Weiterbildungen, die in<br />
der Regel online und im eigenen Tempo<br />
absolviert werden können. Sie vermitteln<br />
spezifisches Wissen und Fähigkeiten,<br />
die für die aktuelle oder zukünftige<br />
Arbeit relevant sind. Sie unterstützen<br />
durch den Erwerb neuer Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse mit den Veränderungen<br />
am Arbeitsplatz und dem sich ständig<br />
verändernden Markt Schritt zu halten.<br />
Zugleich können Nano-Abschlüsse den<br />
Weg zu neuen Karrieremöglichkeiten<br />
ebnen, indem sie die Qualifikationen<br />
eines Mitarbeiters verbessern – gerne<br />
auch durch Abschlüsse und Zertifikate,<br />
die auch für zukünftige Arbeitgeber von<br />
Nutzen sind. Der Erwerb neuer Fähigkeiten<br />
und Kenntnisse kann die Motivation<br />
und Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöhen,<br />
da sie sich dadurch selbstbestimmter<br />
und kompetenter fühlen. Die Inhalte<br />
von Nano-Abschlüssen sind jeweils aktuell,<br />
praxisorientiert und jobrelevant. Nano-Abschlüsse,<br />
insbesondere von privatwirtschaftlichen<br />
Anbietern, sind in der<br />
Regel deutlich günstiger als traditionelle<br />
Weiterbildungen, werden jedoch leider<br />
noch nicht in der Breite anerkannt. Auch<br />
hier ist noch Lobbyarbeit zu leisten.<br />
Mitarbeiter, die Nano-Abschlüsse verlangen<br />
und die Schulungen dann auch<br />
entsprechend durchziehen, beweisen<br />
damit ein hohes Maß an Selbstdisziplin<br />
und emotionaler Bindung an den jeweiligen<br />
Arbeitgeber. Nano-Abschlüsse sind<br />
für beide Seiten ein Mehrwert. Sie trennen<br />
die Spreu vom Weizen, sind zumeist<br />
wirksamer und verlangen dem Mitarbeiter<br />
entsprechenden Einsatz ab.<br />
Bring Your Own AI (BYOAI)<br />
Nicht nur moderne Ausbildungen setzen<br />
zunehmend auf Künstliche Intelligenz<br />
(KI, englisch AI), sondern auch die Unternehmen<br />
und die einzelnen Mitarbeiter.<br />
KI in intelligenten Tools ist ein ideales<br />
Hilfsmittel bei lästigen und repetitiven<br />
Aufgaben und Problemstellungen. KI-<br />
Tools schaffen Synergieeffekte durch die<br />
Nutzung von KI-gestützten Analysen<br />
und menschlicher Intuition. Deren Nutzung<br />
und Implementierung auf Basis<br />
ethischer und transparenter Maßstäbe<br />
sollte gefördert werden. Die Repräsentanten<br />
der NextGenWork sind hier mehr<br />
als nur affin, sie fordern solche Tools geradezu<br />
ein.<br />
Sie sind den Umgang mit KI-Tools gewohnt<br />
und nutzen diese auch im privaten<br />
Umfeld ganz selbstverständlich.<br />
Ein Unternehmen, das auf diese Potenziale<br />
verzichtet, befremdet sie. Vor diesem<br />
Hintergrund sind Unternehmen gut<br />
beraten, generell oder zumindest übergangsweise<br />
zu gestatten, eigene KI-Tools<br />
in die eigene Arbeit zu integrieren und<br />
deren Nutzung zu erlauben. Unter dem<br />
Motto Bring Your Own AI (BYOAI) können<br />
so Leistungsreserven gehoben werden,<br />
die in der traditionellen Beschaffung<br />
und Implementierung von Software und<br />
Tools andernfalls eventuell noch jahrelang<br />
liegenbleiben würden.<br />
Sicherheitsstandards und interne Regelungen<br />
müssen sich diesen Anforderungen<br />
anpassen. Auf der anderen<br />
Seite müssen Mitarbeiter hier sensibilisiert<br />
und geschult werden. Die sichere<br />
und verantwortungsvolle Nutzung von<br />
BYOAI-Tools erfordert ein hohes Maß an<br />
Verantwortung und Bewusstsein auch<br />
für die Risiken.<br />
Bring Your Own Job Description (BYOJD)<br />
Wer die genannten Punkte weiter denkt,<br />
kommt schnell auf den Gedanken, dann<br />
soll der Mitarbeiter doch gleich komplett<br />
bestimmen, was er machen möchte<br />
und was nicht. Und tatsächlich gibt es<br />
bei Vertretern der NextGenWork diese<br />
Tendenz. Entgegen dem Glaubenssatz,<br />
Arbeit sei kein Wunschkonzert, möchten<br />
junge Arbeitnehmer genau das: Mitbestimmen,<br />
wie ihr Job heißt, was ihn<br />
ausmacht, wie er beschrieben wird und<br />
welche Karriereziele mit ihm verbunden<br />
sind. Schlagwort: Bring Your Own Job Description<br />
(BYOJD).<br />
Hierfür ist der Mitarbeiter dann aber<br />
auch bereit, sich voll einzubringen und<br />
etwaige Fortbildungen zu absolvieren.<br />
Wichtig dabei ist, eine offene Kommunikation<br />
über Sinn und Ziele der Arbeit<br />
zu führen, Fähigkeiten und Interessen<br />
sowie Karriereziele ständig anzupassen<br />
und gemeinsam zu entwickeln.<br />
© PEXELS.COM | ANDREA PIACQUADIO<br />
NextGenWork wird anstrengend<br />
Für die Chefetagen deutscher Unternehmen,<br />
die traditionelle Rollenbilder sowie<br />
Verhaltens- und Arbeitsweisen gelernt<br />
haben, wird NextGenWork anstrengend.<br />
Es ist eine radikale Umstellung und weit<br />
mehr als die Transformation von einem<br />
Arbeitgeber- in einen Arbeitnehmermarkt.<br />
Vielmehr ist es die komplette Ausrichtung<br />
eines Unternehmens auf die<br />
Belange der Mitarbeiter, die allerdings<br />
dadurch auch begeistert ihre Arbeit machen<br />
können – idealerweise zum Wohle<br />
des Kunden und des Unternehmens. Das<br />
Prinzip des Gebens und Nehmens bleibt<br />
also erhalten. Wenigstens das. •<br />
Gerald Wood ist Mitgründer<br />
und CEO der Authentic<br />
Consult GmbH mit Sitz in<br />
Potsdam und Münster sowie<br />
Experte für die emotionale<br />
Bindung von Mitarbeitern<br />
und New Work.<br />
www.authentic-consult.de<br />
Über den Autor<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
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50 Wirtschaft<br />
Mehr<br />
Aufrichtigkeit<br />
Vertrauen verdienen nur die,<br />
die auch Verantwortung übernehmen<br />
Wer in einem Unternehmen eine wichtige<br />
Aufgabe übernimmt, braucht neben<br />
der fachlichen Kompetenz zu deren Bewältigung<br />
vor allem das Vertrauen, dieser<br />
Aufgabe gewachsen zu sein. Dieses<br />
Vertrauen hat viele Dimensionen: Der<br />
Auftraggeber muss dem Dienstleister<br />
vertrauen können, aber auch der Dienstleister<br />
dem Auftraggeber. Auch Mitarbeiter,<br />
Kollegen und Teammitglieder müssen<br />
den Projektmanagern und sich gegenseitig<br />
vertrauen können. Und zuallererst<br />
braucht auch der Dienstleister Vertrauen<br />
in sich selbst und seine Fähigkeiten. Hierzu<br />
gehört neben dem Selbstvertrauen in<br />
die eigene Arbeit auch das Vertrauen, das<br />
Ziel des Auftraggebers garantiert zu erreichen,<br />
oder noch besser, es zu übertreffen.<br />
Es hat keinen Sinn, Aufträge anzunehmen,<br />
bei denen auch nur leise Zweifel bestehen,<br />
den gewünschten Erfolg liefern zu können<br />
– sei es aus Gier oder aus mangelnder<br />
Selbstreflexion, aus Selbstüberschätzung<br />
oder Kurzsichtigkeit. Erfolg bedeutet, aufrichtig<br />
an eine Aufgabe heranzugehen<br />
und kritisch zu prüfen, ob man der gestellten<br />
Aufgabe in jeder Hinsicht gewachsen<br />
ist. Das ist eine Frage von Verantwortung.<br />
Aus der Verantwortung erwächst das Vertrauen,<br />
das letztlich alle Beteiligten stärkt.<br />
„Trust me, I’m a consultant”<br />
Doch wie erkennt ein Auftraggeber, dass<br />
er einem Dienstleister vertrauen kann?<br />
In der Beratungsbranche gibt es einen<br />
bekannten Spruch: „Trust me, I‘m a consultant“<br />
(„Vertrauen Sie mir, ich bin ein<br />
Berater.“) Dass der Spruch in der Branche<br />
so populär ist, beweist eindringlich, wie es<br />
nicht sein sollte und woran die Branche<br />
krankt. Weder der Status eines Beraters<br />
noch der wohlklingende Name einer Beratungsfirma<br />
sind es nämlich, die wirklich<br />
Vertrauen erzeugen sollten, sondern allein<br />
die Verantwortung des Dienstleisters,<br />
die er übernimmt, wenn er an einer neuralgischen<br />
Stelle in einem Unternehmen<br />
eingesetzt wird. Nur wer der Verantwortung<br />
gerecht wird, kann auch Vertrauen<br />
erwarten. Wichtiger als Titel sind deswegen<br />
Qualifikationen und Charakter. Verantwortung<br />
ist eine Haltung.<br />
Damit ist nicht gemeint, dass jemand<br />
überall Verantwortung übernimmt, alles<br />
an sich reißt oder gar alles allein machen<br />
möchte, weil er glaubt, nur er habe die<br />
notwendige Weisheit.<br />
© FREEPIK.COM<br />
Vertrauen und Verantwortung<br />
erkennen<br />
Gerade diese Personen sind nämlich<br />
meist nicht vertrauenswürdig. Und sie<br />
lassen sich in der Regel schnell identifizie-<br />
© FREEPIK | VWALAKTE<br />
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51<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
ren, da sie sich oftmals nicht „in die Karten<br />
schauen lassen“ wollen und sie viel<br />
Intransparenz umgibt. Vertrauen schafft<br />
eher das gegenteilige Verhalten: die Person<br />
zu sein, die, egal wie das Ergebnis<br />
einer Tätigkeit aussieht, nicht die Schuld<br />
von sich schiebt, sondern wesentliche<br />
Faktoren benennt, die zum Erfolg oder<br />
Misserfolg der Tätigkeit geführt haben.<br />
Wenn eine solche Person noch dazu „kein<br />
Blatt vor den Mund nimmt“ und auch<br />
gegen Widerstände Wege aufzeigt, wie<br />
es richtig gemacht werden kann, und<br />
darüber hinaus die eigene Position oder<br />
entsprechend zu verdienende „Lorbeeren“<br />
als weniger wichtig als das eigentlich zu<br />
erreichende Ziel darstellt, dann ist es ratsam,<br />
dieser Person volles Vertrauen zu<br />
schenken.<br />
„Synarchie“ als Königsdisziplin<br />
Solche Personen sind fähig, sinnvolles Makro-Management<br />
zu betreiben. Denn sie<br />
erkennen andere Spezialisten, wissen wie<br />
diese arbeiten, können deren Arbeit wertschätzen<br />
und dem Ziel des Auftraggebers<br />
entsprechend einsetzen. Sie machen eben<br />
nicht alles selbst, sondern delegieren Aufgaben<br />
an Kollegen, die es besser können<br />
als sie selbst. Sie kennen ihre Grenzen und<br />
stehen zu ihnen. Sie verteilen nicht nur<br />
Arbeit, sondern auch die Verantwortung.<br />
Man könnte auch von „Synarchie“ sprechen:<br />
der Verteilung von Verantwortung<br />
auf gleicher Ebene, die maximale Synergien<br />
entstehen lässt.<br />
Vertrauenswürdige Berater und Dienstleister<br />
stehen über den Dingen, sehen das<br />
Ziel des Projektes und des Auftraggebers<br />
als das wichtigste Element und legen im<br />
Vergleich dazu weniger Wert auf eigene<br />
Befindlichkeiten. Sie legen die eigenen<br />
Fehler offen und lernen aus ihnen, statt<br />
anderen die Schuld zu geben. Genau das<br />
macht sie zu Experten, die sich permanent<br />
weiterentwickeln.<br />
Mikro-Management kostet Zeit<br />
Was vertrauenswürdige Berater und<br />
Dienstleister in aller Regel nicht sind: Sie<br />
sind keine Kontroll-Freaks. Sie müssen<br />
nicht alles im Detail verstehen. Es genügt,<br />
das Vertrauen in andere Spezialisten<br />
vom gleichen Schlag zu haben und diese<br />
machen zu lassen. Mikro-Management<br />
lehnen sie weitgehend ab. Es kostet sie<br />
nämlich zu viel ihrer kostbaren Zeit. Diese<br />
nutzen sie lieber anderweitig, um neue<br />
Dinge zu erfahren, zu lernen, zu wachsen<br />
und die eigenen Stärken am gebotenen<br />
Ziel auszurichten.<br />
Auszeichnungen sind<br />
keine Auszeichnung<br />
Zertifikate und andere Qualifikationsnachweise<br />
sind für vertrauenswürdige<br />
Berater und Experten bis zu einem gewissen<br />
Grad in Ordnung. Sie schätzen<br />
sie auch und kennen deren wahren Wert.<br />
Allerdings: Das willkürliche Sammeln von<br />
Zertifikaten, Abschlüssen, Siegeln und<br />
Urkunden ist Unsinn. Relevant sind solche<br />
Auszeichnungen nämlich nur dann,<br />
wenn sie im Wesen zum Berater und<br />
dessen Aufgaben passen, wenn sie in der<br />
Praxis Anwendung finden und nachweis-<br />
bar Mehrwert liefern – nicht nur für den<br />
Berater oder Dienstleister, sondern vor<br />
allem für deren Auftraggeber. Nur wenn<br />
Auszeichnungen ein harmonisches Ganzes<br />
bilden, sind sie vertrauensbildend.<br />
Vorsicht also bei Jägern und Sammlern,<br />
die ihre Zertifikate nur für die eigene<br />
Selbstinszenierung nutzen.<br />
Referenzen statt Siegel<br />
Über Zeugen überzeugen, lautet deswegen<br />
die Devise. Persönliche Referenzen,<br />
nachweisbare Erfahrungen und ein guter<br />
Leumund aus der Praxis sorgen viel mehr<br />
für das notwendige Vertrauen – und die<br />
Vorschusslorbeeren, die ein „guter Mann“<br />
braucht, um erfolgreich in ein Projekt zu<br />
starten. Vertrauenswürdige Berater sind<br />
auch in dieser Hinsicht transparent, verraten<br />
gerne vorherige Auftraggeber, nennen<br />
Kollegen und Best-Practices. Es lohnt<br />
sich, auf diese Transparenz zu schauen<br />
und die Chancen, die sich aus ihr ergeben,<br />
zu nutzen. Nach- und Hinterfragen zahlt<br />
sich aus. So wird Aufrichtigkeit zum Erfolgsturbo<br />
für alle. •<br />
Oliver Meinecke ist<br />
IT-Projektmanager und<br />
gilt als einer der führenden<br />
Experten rund um die<br />
Themen Digitalisierung, IT-<br />
Intelligenz, IT-Aktualität, IT-<br />
Effizienz, Optimierung der<br />
IT-Infrastruktur und Homeoffice.<br />
Über den Autor<br />
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52 Wirtschaft<br />
Schatten am<br />
Glasfaserhimmel<br />
Kommunen sind gefordert, ihre Spielräume zu nutzen<br />
© <strong>PT</strong>-MAGAZIN FREEPIK.COM <strong>1•2</strong> | <strong>2024</strong> WIRESTOCK
53<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Bis 2030 sollen rund 40 Millionen<br />
Haushalte in Deutschland über einen<br />
Glasfaseranschluss verfügen – und damit<br />
alle heutigen Festnetzanschlüsse<br />
umgerüstet werden. Das Ziel ist ambitioniert,<br />
aber der Ausbau hat zuletzt<br />
massiv Fahrt aufgenommen. Neben<br />
öffentlicher Förderung trägt dazu vor<br />
allem der Zustrom privaten Kapitals bei,<br />
das in dieser Höhe keinesfalls öffentlich<br />
hätte beigebracht werden können.<br />
Beides hat sowohl die etablierten Telekommunikationsunternehmen<br />
und<br />
Netzbetreiber auf den Plan gerufen als<br />
auch viele neue Marktakteure. Alle treiben<br />
den Ausbau voran und erzielen beachtliche<br />
Fortschritte.<br />
Das Ganze ist nach dem im internationalen<br />
Vergleich stark verspäteten Start<br />
durchaus eine Erfolgsgeschichte. Aber<br />
am Glasfaserhimmel gibt es auch Schatten.<br />
So führen die gestiegenen Kapitalkosten<br />
zu ersten Pleiten ausbauender<br />
Unternehmen. Und mancher stilisiert<br />
dies schon zu einem „Glasfaserkollaps“<br />
hoch (Handelsblatt vom 6. November<br />
2023). Berücksichtigt man aber, dass<br />
Glasfasernetze eine langfristige Investition<br />
für 30, 50 oder mehr Jahre sind,<br />
dürften seriöse Investoren von kurzfristigen<br />
Turbulenzen am Zinsmarkt kaum<br />
beeinträchtigt sein. Die große Masse<br />
der Investoren, meist Lebensversicherungen<br />
oder Fonds, ist langfristig orientiert.<br />
Sie haben ohnehin mit 2 bis 2,5<br />
Prozent Inflation und sicher auch nicht<br />
mit dauerhaft garantierten Nullzinsen<br />
kalkuliert. Aus dem Markt gedrängt<br />
werden jetzt nur die, die unseriös kalkuliert<br />
haben und auf einen schnellen<br />
Reibach aus waren. Insofern ist diese<br />
Entwicklung eher als eine gesunde<br />
Marktbereinigung zu sehen, auch wenn<br />
im Einzelfall eine Insolvenz Nachteile<br />
für die betroffenen Kommunen und<br />
Bürger in Form von Verzögerungen und<br />
Neuausschreibungen bedeutet.<br />
Open Access<br />
Ein größerer Schatten liegt auf dem<br />
Thema Open Access, das nur sehr langsam<br />
in Schwung kommt, das aber für<br />
den Bürger und einen funktionierenden<br />
Markt der Serviceangebote entscheidend<br />
ist. Viele der oft vertikal integrierten<br />
Netzbetreiber versuchen immer<br />
noch, sich einen zeitlichen Vorsprung<br />
für die eigene Marke und Angebote zu<br />
sichern. Das dies insgesamt zu einer<br />
niedrigeren Akzeptanz und vor allem zu<br />
einer bei weitem nicht ausreichenden<br />
Auslastung der Netze führt, wird nur<br />
langsam erkannt. Der Einfluss der Finanzinvestoren<br />
wirkt hier als hilfreiches<br />
Korrektiv. Obendrein ist die Preisfindung<br />
in diesem Markt der Vorleistungen zwischen<br />
Netzbetreibern aufgrund der sehr<br />
frühen Marktphase noch schwierig,<br />
auch wenn die grundsätzlichen Schnittstellen<br />
und Prozesse seit VDSL geübte<br />
Praxis sind.<br />
Zudem wurden hier, nicht zuletzt durch<br />
falsche Schwerpunktsetzungen in den<br />
Ausschreibungen der Kommunen und<br />
Landkreise, teilweise unerwünschte<br />
Weichen gestellt. Die starke Ausrichtung<br />
auf hohe Einnahmen und damit<br />
geringen Förderbedarf stellt einige<br />
vermeintliche Gewinner dieses Infrastrukturwettbewerbs<br />
vor Probleme. Vor<br />
allem im sogenannten Betreibermodell<br />
laufen sie Gefahr, für Open Access<br />
die Vorleistungen unter (Pacht-)Kosten<br />
weitergeben oder auf andere Serviceprovider<br />
im Netz verzichten zu müssen.<br />
Beides schlechte Optionen für alle – Betreiber,<br />
Kommunen und Bürger.<br />
Doppelausbau bereitet Probleme<br />
Der Doppelausbau ist der derzeit am<br />
heftigsten eskalierende Streit – geführt<br />
vor allem von den vielen neuen, meist<br />
kleinen Netzbetreibern gegen die Deutsche<br />
Telekom. Ein Musterbeispiel des<br />
von Geoffrey A. Moore schon 1995 in<br />
seinem Buch „Inside the Tornado“ beschriebenen<br />
Kampfes agiler Angreifer,<br />
bei ihm Schimpansen, gegen den etablierten<br />
Gorilla in technologisch innovativen<br />
Märkten. Das Problem stellt sich<br />
hier so dar, dass der im Infrastrukturwettbewerb<br />
der Kommunen unterlegene<br />
Bieter sich mitunter anschließend<br />
dessen ungeachtet entscheidet, die attraktivsten<br />
zentralen und günstig zu erschließenden<br />
Teile einer Kommune nach<br />
den Möglichkeiten des TKG auszubauen<br />
– ohne Vereinbarung mit der jeweiligen<br />
Kommune. Das kann in dicht besiedelten<br />
innerstädtischen Gebieten noch<br />
toleriert werden. Eine Verschwendung<br />
knapper Finanzmittel, vor allem aber<br />
von Bauressourcen, ist es allemal. Zum<br />
echten Problem wird es im ländlichen<br />
Raum, wo es für eine einen eigenwirtschaftlichen<br />
Ausbau ohnehin eng wird.<br />
Für den vermeintlichen Gewinner des<br />
Wettbewerbs, der angeboten hat, die<br />
gesamte Kommune mit minimaler Förderung<br />
oder komplett eigenwirtschaftlich<br />
zu erschließen, bricht damit die<br />
Mischkalkulation aus zentralen Zonen<br />
und Randgebieten zusammen. Er wird<br />
sich infolgedessen zurückziehen und es<br />
werden nur die Kerngebiete der Kommune<br />
ausgebaut. So entstehen Lücken,<br />
die das ohnehin ambitionierte Ausbauziel<br />
bis 2030 unerreichbar werden lassen.<br />
Dieser Doppelausbau, manchmal<br />
führt sogar nur dessen Ankündigung<br />
zum gleichen Schaden, behindert also<br />
nicht selten das Ziel der vollständigen<br />
Versorgung mit Glasfasern.<br />
Regulierung bedeutet Verzögerung<br />
Doppelausbau ist also weniger Ausdruck<br />
eines Infrastrukturwettbewerbs,<br />
denn der findet ja durch die Auswahl<br />
der Kommune statt. Auf die Gewinner<br />
dieses Wettbewerbs wirkt es wie eine<br />
Wettbewerbsverzerrung durch Marktmacht.<br />
Daher setzt hier der vielfach<br />
geäußerte Wunsch nach Regulierung<br />
an: ein Doppelausbau soll weitgehend<br />
verhindert werden, lautet eine Forderung.<br />
Nur, dass eine solche Regulierung<br />
bestenfalls sehr spät kommt und am<br />
Ende oft wenig nutzt. Eine Regulierung<br />
ist ohnehin immer ein gefährlicher Weg.<br />
Regulierte Märkte und Zugänge sind<br />
immer langsamer als freie Märkte, verhindern<br />
den Ideenreichtum der Marktspieler<br />
und bringen komplexe Nebenwirkungen<br />
mit sich, die sehr sorgfältig<br />
analysiert werden sollten. Regulierung<br />
bedeutet meistens Verzögerung und<br />
Bürokratie, wovon es ohnehin schon zu<br />
viel gibt.<br />
Gestaltungsmacht der Kommunen<br />
Abgesehen davon gibt es andere Möglichkeiten<br />
für die Kommunen: Sie können<br />
zwar den Doppelausbau nicht verbieten,<br />
weil dieser im TKG geregelt ist,<br />
sie können aber dem „nicht erwünschten<br />
Spieler“ hohe Hürden auferlegen,<br />
etwa mit Bau- und Verkehrsrecht, langen<br />
Prüfungen und etwaigen Auflagen<br />
– hier würde die Bürokratie ausnahmsweise<br />
zum politischen Gestaltungsspielraum.<br />
Darüber hinaus sollten Kommunen die<br />
folgenden Empfehlungen beachten:<br />
Die Vorleistungspreise für andere<br />
Nachfrager sollten nur eingeschränkt<br />
oder gar nicht in die Bewertung aufgenommen<br />
werden, da sie zu einer u
54 Wirtschaft<br />
© HELLASX, EIGENES WERK, GEMEINFREI<br />
Fehlsteuerung führen und letztlich<br />
immer durch die (förder-)rechtlichen<br />
Vorgaben und gegebenenfalls Entscheidungen<br />
der BNetzA überstimmt werden.<br />
Letzteres auch im eigenwirtschaftlichen,<br />
also nicht geförderten Ausbau.<br />
Wichtiger wäre in dem Zusammenhang<br />
eine stärkere Verbindlichkeit bei<br />
Open Access, beispielsweise bereits<br />
bestehende aktive und auf neue Ausbaugebiete<br />
übertragbare Wholesale-<br />
Vereinbarungen – oder zumindest konkrete<br />
Vereinbarungen dazu. Ein vages<br />
Versprechen zur Netzöffnung ist dabei<br />
die schwächste Lösung, da es hier noch<br />
Jahre dauern kann, bis die Endkunden<br />
tatsächlich Tarife anderer Serviceprovider<br />
buchen können.<br />
Systemischer, statt<br />
regulatorischer Ansatz<br />
Zum anderen sollten Details der vertrieblichen<br />
Zusammenarbeit der Serviceprovider<br />
Beachtung finden. Wird mit dem<br />
Wholesale-Partner eine gemeinsame<br />
Vorvermarktung (vor oder während der<br />
Bauphase) vereinbart? Oder schafft sich<br />
der ausbauende Netzbetreiber eine zeitliche<br />
Phase der Alleinvermarktung, die<br />
einen Einstieg weiterer Serviceprovider<br />
verzögern und unattraktiv machen? Wie<br />
sind die Kosten für den Hausanschluss<br />
gestaltet bei Kombination mit einem<br />
Tarifvertrag im Vergleich zum Tarifvertrag<br />
mit einem anderen Anbieter?<br />
Die Kommune sollte immer auf einen<br />
vollständigen Ausbau mit möglichst<br />
geringem Förderanteil und Fördervolumen<br />
abzielen und den Gewinner<br />
dieses Wettbewerbs anschließend maximal<br />
und durchaus diskriminierend<br />
unterstützen. Dies gilt neben Informationskampagnen<br />
vor allem für jegliche<br />
Genehmigungen und eventuell gemeinsame<br />
Bauplanungen zur Nutzung von<br />
Mitverlegungsmöglichkeiten.<br />
Neue Marktphase,<br />
aber noch keine Konsolidierung<br />
Im Falle von geförderten Baumaßnahmen<br />
der Kommune mit Ausschreibung<br />
des Betreibermodells sollte eine Bevorzugung<br />
von Wholesale-only-Betreibern<br />
erfolgen, um eine faire Bepreisung im<br />
Wholesale zu fördern und ein Ausbremsen<br />
anderer Serviceprovider zu unterbinden:<br />
also eher ein systemischer als<br />
ein regulatorischer Ansatz zu Open Access.<br />
Hinzukommen sollten kommunikative<br />
Maßnahmen zur Förderung einer<br />
Solidarität der Bürger im Sinne eines<br />
Ausbaus für alle statt eines schnelleren<br />
Ausbaus oder eines Ausbaus durch den<br />
rosa Marktführer nur für einen Teil, auch<br />
wenn der eventuell 80 oder gar 90 Prozent<br />
ausmacht.<br />
Letztlich muss man die Probleme, auch<br />
mit Blick in die einschlägige Literatur<br />
zur Entwicklung innovativer Märkte,<br />
zwar als ärgerlich, aber auch als erwartbar<br />
ansehen, vielleicht sogar als Zeichen<br />
eines funktionierenden Marktes. Nach<br />
dem ersten Hype geht der Markt nun in<br />
eine zweite Phase. Die Marktkonsolidierung<br />
ist es wohl aber noch nicht. Aber<br />
es ist eine Phase, die Korrekturen der<br />
Strategien aller Spieler in diesem Markt<br />
erfordert. Geoffrey A. Moore identifizierte<br />
zwischen dem frühen Markt und<br />
dem Mainstream-Markt eine Kluft („the<br />
chasm“), die es zu überwinden gilt. •<br />
Über den Autor<br />
Thomas Pförtner arbeitet<br />
als Projekt- und Interim<br />
Manager für wachstumsorientierte<br />
Unternehmen<br />
aus der IT/K-Branche, der<br />
Chip- und Halbleiterindustrie<br />
sowie aus Produktion<br />
und Fertigung. Er realisiert<br />
neue Geschäftswerte durch<br />
fokussierte Projekte und ist<br />
immer dann gefragt, wenn es um strategisches<br />
Wachstum durch technische Innovationen geht.
© PHILIPPE RAMAKERS
56 Wirtschaft<br />
Erfolgsfaktor<br />
Charakter<br />
Warum die Auseinandersetzung mit sich selbst<br />
für moderne Führung unerlässlich ist<br />
© FREEPIK.COM<br />
Die (Geschäfts-)Welt wandelt sich in<br />
einer Geschwindigkeit, da kann einem<br />
schon mal schwindelig werden.<br />
Auf VUCA folgt jetzt BANI<br />
und die persönlichen und<br />
geschäftlichen Herausforderungen<br />
nehmen<br />
weiter zu. Gerade auf<br />
Unternehmern und<br />
Führungskräften<br />
lastet da ein hoher<br />
Druck.<br />
Schon lange geht es<br />
nicht mehr nur um<br />
Strategien und Zahlen,<br />
sondern auch darum,<br />
die besten Mitarbeitenden<br />
in Zeiten von Fachkräftemangel<br />
zu finden, ins Team zu<br />
integrieren und beste Ergebnissen zu<br />
erzielen. Und dazu braucht es<br />
die besten Führungskräfte!<br />
Führungskräfte wie Sie!<br />
Menschen, die vor lauter<br />
Druck oft gar nicht mehr<br />
wissen, wo ihnen der Kopf<br />
steht und wie sie neben ihren<br />
unzähligen operativen<br />
Aufgaben auch noch ihre<br />
anspruchsvollen Mitarbeitenden<br />
führen sollen, am<br />
besten noch mit Freude<br />
und Leichtigkeit. Ständig<br />
geht es hoch her, Erwartungen<br />
wollen erfüllt<br />
werden, gegenüber dem<br />
Vorstand, den Inhabern,<br />
und gleichzeitig auch<br />
dem eigenen Team gegenüber,<br />
da kann man schon
57<br />
© FREEPIK.COM | KUES1<br />
mal die Nerven verlieren,<br />
oder? Keine<br />
Sorge, wir finden sie<br />
in diesem Artikel<br />
wieder!<br />
Wir werden hier<br />
einen genaueren<br />
Blick auf die weniger<br />
beleuchteten Aspekte<br />
einer guten und gesunden<br />
Führungskultur werfen<br />
und betrachten, warum<br />
die Brücke zwischen inneren Persönlichkeitsaspekten<br />
und äußeren Führungsfähigkeiten<br />
heute mehr denn<br />
je entscheidend ist.<br />
In vielen Firmen steht allein die fachliche<br />
Kompetenz im Vordergrund.<br />
Wem dann noch ein paar (Soft-)<br />
Skills fehlen, der kann ja eben noch<br />
ein Training machen. Am besten einen<br />
Self-Learning-Online-Kurs am<br />
Wochenende. Reicht doch, oder?<br />
Leider: Nein. Soziale Kompetenz<br />
und Charisma<br />
lassen sich nicht einfach<br />
per Knopfdruck<br />
im Persönlichkeits-<br />
Setting von Menschen<br />
installieren.<br />
Doch genau diese<br />
zwischenmenschlichen<br />
Fähigkeiten werden die<br />
zukünftigen Game-<br />
Changer auf dem Weg<br />
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zu neuem und nachhaltigem<br />
Erfolg sein.<br />
Viele Kurse und Business-Angebote<br />
lehren<br />
und trainieren nur oberflächliche<br />
Verhaltensweisen.<br />
Diese Lösungsversuche<br />
setzen bei den<br />
Symptomen, nicht aber an<br />
der Wurzel der Herausforderungen<br />
an. Das ist dann so, wie<br />
bei Fieber Ibuprofen zu nehmen,<br />
ohne sich aber um die Ursache zu kümmern,<br />
die das Fieber ausgelöst hat.<br />
Nach einem kurzen Peak der Euphorie,<br />
angefüllt mit vielen neuen Erkenntnissen,<br />
schlägt schon nach kurzer Zeit<br />
wieder der Automatismus der alten<br />
Gewohnheiten zu – je stressiger, umso<br />
schneller. Echte Veränderungen finden<br />
auf einer anderen, tieferen Ebene statt.<br />
„Probleme kann man niemals mit<br />
derselben Denkweise lösen,<br />
durch die sie entstanden sind.“<br />
(Albert Einstein)<br />
Die vielfältigen Herausforderungen, denen<br />
sich Führungskräfte derzeit ausgesetzt<br />
sehen, sind nur zu bewältigen,<br />
wenn wir neue Sichtweisen, neue Handlungen<br />
und somit neue und gleichzeitig<br />
integrale Lösungen finden. Um es mit<br />
einem Zitat von Albert Einstein zu sagen:<br />
„Probleme kann man niemals mit derselben<br />
Denkweise lösen, durch die sie entstanden<br />
sind.“<br />
Wir sind trainiert, alle Fragen objektiv mit<br />
unserem Verstand zu lösen. Excel-Listen,<br />
Pro-Contra-Aufstellungen, Strategien,<br />
Markforschungen, you name it - was es<br />
dazu alles braucht. Doch damit kommen<br />
wir jetzt an unsere Grenzen. Die Bedürfnisse<br />
von Märkten und Mitarbeitenden<br />
ändern sich, die schier endlose Komplexität<br />
verlangt nach neuen Ansätzen.<br />
Und genau da kommen wir<br />
zum entscheidenden<br />
Punkt: Rationales Wissen<br />
allein ist nicht<br />
mehr der entscheidende<br />
Erfolgsfaktor.<br />
In vielen<br />
Bereichen übernimmt<br />
Künstliche<br />
Intelligenz heute<br />
schon effizienter<br />
und zuverlässiger<br />
als Menschen. Für<br />
richtungsweisende<br />
Veränderungen geht es<br />
nicht allein um Effizienz.<br />
Wer zukünftig unternehmerisch und<br />
persönlich erfolgreich sein will, braucht<br />
mehr von dem, was zutiefst menschliche<br />
Qualitäten sind: Emotionale<br />
Intelligenz, Vertrauen, Wertschätzung, u<br />
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Anerkennung und<br />
Intuition. Diese zu<br />
kultivieren und<br />
einzusetzen hat<br />
sehr viel mit Ihrem<br />
individuellen<br />
und gleichzeitig oft<br />
unbewussten Persönlichkeitsanteilen<br />
zu tun. Sie als Führungskraft<br />
sind auch ein Mensch,<br />
ein fühlendes Wesen. Und somit haben<br />
auch Sie ihre blinden Flecken und roten<br />
Knöpfe. Und die werden jeden Tag gedrückt:<br />
Wie reagieren Sie, wenn Sie im E-Mail-<br />
Verteiler mit dem Vorstand zum wiederholten<br />
Male vergessen wurden, dass es<br />
schon kein Zufall mehr sein kann? Wenn<br />
Ihre Mitarbeiterin Sie prüfend fragt, ob<br />
sie denn überhaupt eine Ahnung davon<br />
hätten, was für diese Aufgabe alles erforderlich<br />
sei? Oder in Momenten, wo sie<br />
das Gefühl haben, dass ihnen „mal wieder<br />
alle auf der Nase rumtanzen“?<br />
Wie gehen Sie jetzt mit sich selbst und<br />
den Menschen in ihrem Umfeld um? Was<br />
denken Sie über ihr Gegenüber, wie reagieren<br />
Sie? In solchen Trigger-Momenten<br />
trennt sich die Spreu vom Weizen. Jeder<br />
kennt solche Momente, wo starke Emotionen<br />
die Sicht vernebeln, weil jemand<br />
Ihre persönliche Achillesferse getroffen<br />
hat.<br />
„In … Trigger- Momenten trennt sich<br />
die Spreu vom Weizen.“<br />
Nicht wenige reagieren impulsiv, kommunizieren<br />
destruktiv oder verlieren sich<br />
in unbewusste Rache-Spielchen. Nein,<br />
Sie nicht? Wenn Sie mutig genug sind,<br />
fragen Sie doch ein paar vertrauensvolle<br />
Personen aus ihrem persönlichen Umfeld<br />
nach ehrlichem Feedback in besonders<br />
heraufordernden Situationen und<br />
finden Sie heraus, was Ihre blinden Flecken<br />
sind.<br />
Wenn der Terminkalender zum Bersten<br />
voll ist, die Zündschnur besonders kurz,<br />
genau dann sind echte, authentische<br />
und reflektierte Führungsqualitäten<br />
gefragt. Es geht nicht darum, solche Situationen<br />
innerlich auszuhalten und zu<br />
überspielen (um dann privat Druck abzulassen<br />
oder körperlich krank zu werden).<br />
Eine viel bessere Möglichkeit ist es, über<br />
die Ursachen zu<br />
reflektieren,<br />
zu wachsen<br />
und somit<br />
ein echtes<br />
(Führungs-)<br />
Vorbild zu<br />
sein.<br />
Was Sie<br />
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integrales Verständnis Ihrer eigenen<br />
Persönlichkeit mit ihren Motiven, Bedürfnissen<br />
und Prägungen. Wenn Sie<br />
sich systemisch und kontinuierlich<br />
damit beschäftigen, liegt darin ein<br />
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die Ihnen in den entscheidenden<br />
Momenten gute und konstruktive<br />
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Wachstum ist kein in wenigen Stunden<br />
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sie eine spannende und freudvolle Reise,<br />
die mit einem ersten Schritt beginnt und<br />
deren Weg sich kontinuierlich entfaltet.<br />
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mit ihnen umgehen<br />
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genau darauf. Das<br />
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der Gesellschaft<br />
und genauso auch<br />
im geschäftlichen<br />
Kontext so. Sie haben<br />
die Wahl, ob Sie unbewusst reaktiv und<br />
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60 Wirtschaft<br />
Ton, Steine,<br />
keine Scherben<br />
Die Ziegelindustrie hat eine Zukunft. Deshalb muss die Zeit<br />
des Klagens ein Ende haben, meint Verbandspräsident Stefan Jungk.<br />
© JUWÖ POROTON- WERKE ERNST JUNGK & SOHN GMBH<br />
In einer Zeit, in der die deutsche Ziegelindustrie<br />
vor großen Herausforderungen<br />
steht, liefert Stefan Jungk, Präsident des<br />
Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie<br />
e.V. (BVZi) und Geschäftsführer<br />
der Juwö Poroton-Werke, eine aufschlussreiche<br />
Perspektive. Mit steigenden Energiepreisen<br />
und einer sinkenden Nachfrage<br />
im Wohnungsbau befindet sich die<br />
Branche an einem Wendepunkt. Doch<br />
Jungk sieht darin eine Chance für Wandel<br />
und Innovation.<br />
Anpassungsfähigkeit in Krisenzeiten<br />
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen,<br />
geprägt durch die Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie und des Ukraine-<br />
Krieges, betont Jungk die Robustheit und<br />
Anpassungsfähigkeit der Ziegelindustrie.<br />
Die Herausforderungen des Jahres <strong>2024</strong><br />
seien zwar nicht zu unterschätzen, doch<br />
die Branche sei bereit, diese zu meistern.<br />
Besonders die geringe Investitionstätigkeit<br />
im Wohnungsbau und die daraus<br />
resultierenden rückläufigen Fertigstellungen<br />
stellen ein Problem dar, das jedoch<br />
mit Entschlossenheit angegangen wird.<br />
Ruf nach politischer Unterstützung<br />
Jungk kritisiert die aktuelle politische<br />
Lage, insbesondere das Urteil des Bundesverfassungsgerichts,<br />
welches die Planungs-<br />
und Investitionssicherheiten der<br />
Ziegelindustrie gefährdet. Er fordert von<br />
der Bundesregierung, die Energieversorgung<br />
und Produktion der deutschen Industrie<br />
zu wettbewerbsfähigen Preisen<br />
zu sichern, um die Wirtschaftlichkeit der<br />
energieintensiven, mit Erdgas arbeitenden<br />
Werke zu erhalten. Die weiterhin<br />
deutlich zu geringe Investitionstätigkeit<br />
im Wohnungsbau und die daraus folgenden<br />
Absatzprobleme belasten die<br />
Unternehmen. Kurzarbeit oder temporäre<br />
Produktionsstopps sind deshalb auch<br />
<strong>2024</strong> leider nicht auszuschließen.<br />
Vision für bezahlbaren Wohnraum<br />
Mit Blick auf die soziale Frage des Wohnraummangels<br />
plädiert Jungk für einen<br />
"Marshall-Plan" zur Schaffung von bezahlbarem<br />
Wohnraum. Die Ziegelindustrie,<br />
die einen erheblichen Beitrag zum<br />
sozialen Wohnungsbau leistet, steht bereit,<br />
um ihren Teil zur Lösung dieser Herausforderung<br />
beizutragen. Jungk betont<br />
die Notwendigkeit eines Neustarts in der<br />
Wohnungsbaupolitik, weg von parteipolitischen<br />
Schuldzuweisungen hin zu konkreten<br />
Maßnahmen.<br />
Der Weg zur Klimaneutralität<br />
Die Ziegelindustrie steht nicht nur vor<br />
wirtschaftlichen, sondern auch vor ökologischen<br />
Herausforderungen. Jungk unterstreicht<br />
das Engagement der Branche<br />
in Richtung Klimaneutralität. Mit bereits<br />
um 40 Prozent gesenkten CO2-Emissionen<br />
seit 1990 und der kontinuierlichen<br />
Arbeit an der Dekarbonisierung der<br />
Wertschöpfungskette, setzt die Industrie<br />
wichtige Schritte in Richtung einer nachhaltigen<br />
Zukunft. Die Entwicklung hin zu<br />
einer klimaneutralen Produktion erfordert<br />
jedoch stabile Rahmenbedingungen,<br />
Planungssicherheit und eine innovationsfreundliche<br />
Politik.<br />
Investitionen in die Zukunft<br />
Das Beispiel der Zeller Poroton in Alzenau,<br />
wo Juwö Poroton neun Millionen Euro in<br />
die Modernisierung der Ziegelproduktion<br />
investiert hat, zeigt, wie die Branche in<br />
Technologien der Zukunft investiert. Die<br />
modernste Anlage zur Produktion von<br />
Ziegeln der ThermoPlan-MZ-Klasse ist ein<br />
Beweis für das Potenzial der Ziegelindustrie,<br />
hocheffiziente Gebäude und nachhaltigen<br />
Wohnraum zu schaffen.<br />
Darüber hinaus plant JUWÖ die Errichtung<br />
eines Solarparks auf zunächst 5 ha<br />
und im weiteren auf insgesamt 25 ha<br />
eigenen Flächen in unmittelbarer Nähe<br />
zum Werk Wöllstein. Zusätzlich wird die<br />
Errichtung von drei Windrädern auf eigenen<br />
Flächen angestrebt. Damit wird<br />
Zug um Zug und in Abhängigkeit der<br />
technischen Möglichkeiten der bisherige<br />
Energiemix durch nachhaltige dezentrale<br />
Stromversorgung in eigener Hand<br />
ermöglicht. Nicht zuletzt sollen umlie-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
61<br />
© JUWÖ POROTON- WERKE ERNST JUNGK & SOHN GMBH<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
gende Gemeinden und Unternehmen im<br />
Rahmen der Sektorkopplung von grüner<br />
Energie profitieren.<br />
Ein Appell zum Handeln<br />
Jungk appelliert an alle Akteure in der<br />
Wohnungswirtschaft und -politik, die<br />
Herausforderungen gemeinsam anzugehen.<br />
Die Ziegelindustrie sei bereit,<br />
ihren Beitrag zu einer klimabewussten,<br />
wirtschaftlich vernünftigen und sozial<br />
gerechten Zukunft zu leisten. Die Bedeutung<br />
des Ziegels, der nicht nur durch<br />
seine Langlebigkeit und Nachhaltigkeit<br />
überzeugt, sondern auch als fundamentaler<br />
Baustein für die Schaffung von<br />
Wohnraum dient, darf nicht unterschätzt<br />
werden.<br />
Im Dialog mit der Politik<br />
Die Kritik Jungks richtet sich auch an die<br />
Politik: Die Warnungen der Branche werden<br />
oft als übertrieben wahrgenommen,<br />
doch die Realität beweist das Gegenteil.<br />
Es bedarf starker baupolitischer Wirtschaftsförderungsprogramme<br />
und einer<br />
technologieoffenen Neuausrichtung im<br />
Wohnungsbau. Die Bundesregierung ist<br />
gefordert, die Transformation der Baustoffindustrie<br />
zu unterstützen und die Weichen<br />
für den Einsatz grüner Energien zu<br />
stellen.<br />
Die 80 überwiegend mittelständischen<br />
Mitgliedsunternehmen beschäftigen immerhin<br />
rund 8500 Menschen. Die Belegschaften<br />
und ihre Familien können sich<br />
zu Recht darauf verlassen, dass die Arbeitgeber<br />
ihrer sozialen Verantwortung<br />
gerecht werden. In zumeist regionalen<br />
Produktions- und Lieferketten werden<br />
jährlich etwa 7,5 Millionen Kubikmeter<br />
Mauerziegel und 600 Millionen Dachziegel<br />
produziert. Pro Jahr erwirtschaftet die<br />
Branche 1,6 Milliarden Euro Umsatz. Jede<br />
dritte Wohnung in Deutschland entsteht<br />
in einem aus Ziegeln errichteten Einfamilien-<br />
oder Mehrfamilienhaus. Mit dem<br />
natürlichen, flexibel einsetzbaren und<br />
verschleißfreien Baustoff lässt sich eben<br />
vorteilhaft und zügig kostengünstig bezahlbarer<br />
und nachhaltiger Wohnraum<br />
schaffen. Das erklärt auch seine ungebrochene<br />
Beliebtheit bei Investoren, Planern<br />
und Bauherren.<br />
Daher, so Stefan Jungk, besteht aller<br />
Grund dazu, auch in schwierigen Zeiten<br />
optimistisch zu bleiben und den Blick<br />
nach vorne zu wenden. Selbst wenn<br />
die Baugenehmigungen stark rückläufig<br />
sind, kann man sich auf das Produkt<br />
verlassen. Denn eines steht fest: Mit<br />
den Eigenschaften des Ziegels lässt sich<br />
nachhaltig langlebig bauen. Die Ziegelbauweise<br />
ist und bleibt daher unverzichtbar,<br />
gerade wenn Bund und Länder ihre<br />
ambitionierten, wohnungspolitischen<br />
Ziele – 400.000 neue Wohnungen jedes<br />
Jahr – jemals erreichen oder gar rückwirkend<br />
nachholen wollen.<br />
Ausblick<br />
Die deutsche Ziegelindustrie steht vor<br />
gewaltigen Herausforderungen, sieht<br />
sich aber gleichzeitig bereit, ihren Beitrag<br />
zu einer nachhaltigen, wirtschaftlich<br />
vernünftigen und sozial gerechten<br />
Zukunft zu leisten. Die Branche verlässt<br />
sich auf die Stärken des Ziegels, ein natürlicher,<br />
flexibler und langlebiger Baustoff,<br />
der für bezahlbaren und nachhaltigen<br />
Wohnraum unverzichtbar bleibt.<br />
In dieser entscheidenden Phase ist ein<br />
kollektives Handeln aller Akteure in der<br />
Wohnungswirtschaft und -politik gefragt.<br />
Die Zeit zum Handeln ist jetzt – die<br />
Ziegelindustrie ist bereit, ihren Teil dazu<br />
beizutragen. •<br />
Gute Gründe auf einen Blick<br />
• Biodiversität: In Tongruben entsteht<br />
nach der Gewinnung, neuer Lebensraum<br />
für Pflanzen und Tiere<br />
• Wald als CO2-Speicher: Da nicht<br />
genug Holz nachwächst, um den<br />
Wohnungs- und Eigenheimbedarf zu<br />
decken, müssen Wälder geschont und<br />
nachhaltig bewirtschaftet werden, um<br />
diese als CO2-Speicher zu erhalten<br />
• Natürlicher Baustoff: Lehmziegel und<br />
Ziegel aus gebranntem Ton sorgen als<br />
Naturprodukt für Wohngesundheit<br />
• Wohnkomfort: Ziegel schützen vor<br />
Lärm, Hitze/Kälte sowie Feuer und<br />
sorgen für ein gesundes und wohliges<br />
Raumklima<br />
• Hitzeschutz: Ziegelwände sorgen im<br />
Sommer für effektiven Hitzeschutz<br />
und im Winter für angenehme Temperaturen<br />
bei geringer Heizleistung<br />
• Ökologie: Vor Ort nachhaltig gefertigte<br />
Ziegel aus regionaler Tonerde werden<br />
auf kurzen Wegen transportiert<br />
und schonen die Umwelt<br />
• Langlebigkeit: Ziegelbauten haben<br />
sich über hunderte von Jahren bewährt<br />
und trotzen allen klimatischen Widrigkeiten<br />
• Recycling: Ziegel lassen sich heute<br />
fast vollständig weiterverwenden<br />
und sorgen u. a. als Ziegelgranulat<br />
für grüne Dächer und klimaresiliente<br />
Städte.
62 Wirtschaft<br />
Weg von<br />
'Vielleicht'<br />
Mit 10 Strategien der Zeitenwende trotzen<br />
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Mehr als 60% der Bundesbürger<br />
empfinden<br />
die Zeit als<br />
zu rasant,<br />
über 40%<br />
fühlen<br />
sich dadurch<br />
gar in ihrer<br />
Gesundheit bedroht.<br />
Doch war Zeit nicht<br />
immer geprägt von<br />
ständiger Veränderung<br />
und rasantem Wandel?<br />
Noch provokanter gefragt<br />
– ist es nicht genau<br />
das, was Zeit ausmacht<br />
und wenn ja, warum sind<br />
wir der Zeit, unserer Zeit<br />
müde geworden?<br />
Wir haben nicht wirklich eine<br />
Wahlmöglichkeit, ob wir die<br />
Zeitenwende mitmachen. Wohl<br />
aber, wie wir sie erleben.<br />
Meistere den Wandel - Evolution,<br />
Disruption und Überlebensstrategien<br />
Evolutionsbedingt musste der Mensch,<br />
dann forderte er Veränderung und Anpassung<br />
an die Veränderung: Jagen und Sammeln,<br />
Hausen und Wohnen, Kleidung und<br />
Mode, schließlich Lebensunterhalt und<br />
Beruf. Die Folge: Unternehmen, Organisationen<br />
und Individuen müssen sich jetzt<br />
- dank Disruption, Kriegsgeschehen, Umweltbedingungen<br />
und technologischer<br />
Innovation - fortlaufend neu definieren,<br />
um überlebensfähig zu bleiben, das Modewort<br />
„konkurrenzfähig“ klingt dabei<br />
ein wenig milder. Die Notwendigkeit<br />
fortdauernder Anpassung entschärfen<br />
wir mit dem Buzzword „Change“, doch<br />
scheinen immer mehr Menschen des<br />
dauernden Wandels müde. Was sind die<br />
Gründe für die Erschöpfung? Und welche<br />
entscheidenden Tipps gibt es, die aktuelle<br />
Zeitenwende dennoch erfolgreich zu<br />
bewältigen – zumal wir wahrscheinlich<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
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keine Wahl haben, ob wir nun wollen oder<br />
nicht? Unternehmerin, Beraterin und Entscheidungsexpertin<br />
Dr. Johanna Dahm<br />
macht 10 Vorschläge, um unbeschadet<br />
durch die Zeitenwende zu kommen:<br />
1. Veränderung ist ein Naturgesetz,<br />
dagegen hast du keine Chance!<br />
Zu lange haben wir uns bei anstehenden<br />
und bereits eingetroffenen Veränderungen<br />
auf die Befindlichkeiten, die<br />
möglichen Bedrohungen, Unsicherheiten,<br />
Bedenken und Ängste fokussiert. Selbst<br />
die Akzentuierung von Change als Chance<br />
für persönliches Wachstum und Entwicklung<br />
drängte das eigentliche Wesen<br />
von Veränderung als Notwendigkeit, als<br />
Naturgesetz ins Abseits: Wie bei den Jahreszeiten<br />
und geologischen Prozessen ist<br />
Veränderung nicht verhandelbar oder gar<br />
käuflich, sondern unumgänglich und der<br />
Mensch muss (wieder) lernen, sich dieser<br />
Tatsache zu beugen. Dies ist eine Entscheidung,<br />
zu der jeder Mensch intellektuell<br />
imstande ist, danach erst sollten auf persönlicher<br />
und gesellschaftlicher Ebene die<br />
Auseinandersetzung zur Bewältigung der<br />
Veränderung erfolgen.<br />
2. Kommunikation,<br />
um Unsicherheiten zu bewältigen:<br />
Globale Wirtschaftslage, finanzielle Missstände,<br />
politische Unsicherheiten, Ängste<br />
vor Verlusten – Menschen spüren dann<br />
Druck, wenn ihr erarbeiteter Status in Gefahr<br />
ist. Aber genau das ist der Charakter<br />
von Veränderung: einen erreichten Status<br />
außer Kontrolle zu bringen und infrage zu<br />
stellen, an den wir uns gewöhnt haben.<br />
Bisherige Strategien – die Überhöhung<br />
positiver Aussichten auf die Zukunft, Motivation<br />
das Gewohnte aufzugeben, den<br />
eigenen Marktwert jetzt schon vorausschauend<br />
zu steigern etc. – dienten noch<br />
nie der Beruhigung, sondern immer der<br />
Verstärkung von Ängsten. Stattdessen<br />
sollten offene Dialoge und klare Erwartungen<br />
dabei helfen, Ängste abzubauen<br />
und gemeinsame Ziele zu erreichen.<br />
Welche wirklichen Zusagen können auch<br />
tatsächlich eingehalten werden? Mit<br />
welchem Zukunftsbild kann sich der/die<br />
einzelne auch persönlich (gerade noch)<br />
identifizieren und wohlfühlen?<br />
„In der Ruhe liegt die Kraft.<br />
Und nach der Ruhe schöpfen wir sie.<br />
Die alten Sprichwörter haben ihre<br />
Gültigkeit nicht verloren,<br />
nur weil sie alt sind. “<br />
3. Agilität bedeutet: NACH der<br />
Entscheidung ist VOR der Entscheidung<br />
Gerade bei Buzz-Word müssen Karten auf<br />
den Tisch! Nur so werden Menschen und<br />
Organisation frei vom Vorwurf, unberechenbar<br />
zu sein. Wechselnde Bedingungen<br />
machen wechselnde Reaktionen auf Veränderungen<br />
unabdingbar, selbst wenn manche<br />
davon rückwirkend falsch sind. Fehler<br />
sind darum Lernerfahrungen, kein Grund<br />
für Abmahnung, Entlassung oder Mobbing.<br />
Wenn wir Menschen aktiv und entscheidungsfreudig<br />
sehen wollen, dürfen wir sie<br />
nicht für die Versuche abstrafen.<br />
4. Roter Faden ja, Zentralisierung nein<br />
9 von 10 Unternehmen haben aktuell<br />
nicht das eine Leistungsfeld, sondern<br />
mehrere Geschäftsgebiete. Ist das ein bewusster<br />
Schachzug - gut so! VUKA Zeiten<br />
machen eine Spezialisierung IN DER Diversifikation<br />
zur Mission. Zugehörige Werte<br />
sind Klarheit und Lebendigkeit, gefordert<br />
von ALLEN, nicht nur Top-Management-<br />
Köpfen. Also verlieren notwendiger Weise<br />
hierarchische Spitzen an operativem Wert,<br />
der sich in die Breite der Organisation<br />
verlagert. Was gleichzeitig bedeutet, dass<br />
sich Köpfe ganz oben wieder strategisch<br />
beweisen müssen, denn „das nächste<br />
große Ding“ heißt: Entscheidungs-Architektur<br />
in die Unternehmen zu bekommen<br />
und auf die Mitarbeitenden zu übertragen.<br />
Zumal wir mit künstlicher Intelligenz<br />
zusammenarbeiten, das bedeutet auch<br />
bald: gemeinsam entscheiden werden.<br />
5. Weiterbildung endlich ernstnehmen:<br />
Stets bedeuten Learning, Training &<br />
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Zeitenwende in Budget-Runden und<br />
Bürokratieauflagen, statt zur Annahme<br />
von Herausforderung und kontinuierlichem<br />
Lernen zu ermutigen. Dabei ist der<br />
Wunsch nach Wachstum im Menschen<br />
angelegt, also werden Organisationen<br />
endlich begreifen müssen, dass nicht in<br />
Wellness, sondern im Lernen die Entwicklung<br />
zu Resilienz besteht. 20% der Arbeitszeit<br />
zur Weiterbildungszeit deklariert,<br />
wird bei passenden Angeboten die Krankheits-,<br />
Ausfall- und damit auch durch psychosomatische<br />
Auslöser verursachte Kosten<br />
drastisch senken. Wer sich dazu nicht<br />
entscheiden kann, darf das gern anhand<br />
der Studien von High Trust Unternehmen<br />
nachvollziehen.<br />
„Lernen heißt Resilienz und Vertrauen<br />
entwickeln. In sich selbst, in andere,<br />
dann in die Organisation. Und diese<br />
Reihenfolge ist entscheidend“<br />
6. Für eigene Nachhaltigkeit sorgen:<br />
Keine Begriffe sorgen für so viel Aggression<br />
wie ‚Veränderung‘ und ‚Nachhaltigkeit‘.<br />
Beides sind Naturgesetze und dürfen<br />
nicht länger umschrieben werden, kein<br />
Politikum mehr sein. Statt sie im Oval Office<br />
zu diskutieren oder auf Jahresauftaktveranstaltungen<br />
hinter Umsatzzahlen als<br />
Erfolge zu kaschieren: Programmieren Sie<br />
Ihre eigene Künstliche Intelligenz und<br />
füttern Sie sie mit den ökologischen, sozialen<br />
und ökonomische Aspekten Ihrer<br />
Projekte: Was sind die Lessons Learned,<br />
die Ressourcen, die Ansprechpartner? So<br />
können Sie tatsächlich auf lange Sicht –<br />
nachhaltig - erfolgreich sein und besser<br />
werden. Das ist dann auch eine Party wert.<br />
7. Feiert die Herausforderung!<br />
Fehler und Erfolge gehören zum Spiel:<br />
Beklagt werden mangelnde Leistungsund<br />
Fehlerkultur sowie zunehmender<br />
Stress. Dafür ist die Angst vor neuen Projekten<br />
und unerwarteten Aufgaben groß<br />
- warum dann nicht etwas Wirksames<br />
dagegen tun? Schon der gesunde Menschenverstand<br />
sagt, dass der Ausblick<br />
auf eine Firmenfeier NACH einer 3 Jahre<br />
andauernden Transformation wohl kaum<br />
das Engagement und die Motivation der<br />
Mitarbeiter WÄHREND des Projektes<br />
stärkt oder hilft, in schwierigen Zeiten<br />
durchzuhalten. Und dennoch: wir feiern<br />
DANACH. Wäre es nicht sinnvoller, die<br />
Anstrengung zu feiern und während der<br />
Herausforderung die Arbeit daran so angenehm<br />
wie möglich zu machen? Ob mit<br />
Musik zu arbeiten oder zwischendurch<br />
auf dem Trampolin zu springen, Party-<br />
Pausen einzulegen oder das Mittwochs-<br />
Bergfest wieder einzuführen – alles sei<br />
erlaubt, was die Stimmung hochhält, die<br />
Notwendigkeit von Mediatoren oder<br />
Neubesetzung von Stellen gar nicht erst<br />
aufkommen lässt. Denn: Das Leben und<br />
der Job könnten auch schön sein. Wenn<br />
man nicht bis zum Ende warten würde.<br />
„Veränderung ist nicht verhandelbar.<br />
Zu bewältigen ist sie schon.“<br />
8. Ora et Labora – Psychologische<br />
Sicherheit im Hier und Jetzt<br />
Was mit dem Abgesang an die Religionen<br />
verloren ging und sich trotz Yoga<br />
und Meditation nicht etablieren ließ: die<br />
Pause im Alltag. Dabei geht das einfach:<br />
Man nehme alle paar Stunden einen<br />
Gong, ein paar ruhige Minuten, schließe<br />
die Augen und gehe in sich, oder um den<br />
Block. Das war es. Man braucht weder einen<br />
besonderen Raum noch eine Matte<br />
noch einen Guru. Studien belegen: Wer<br />
täglich kurz in die Ruhe kommt, trägt<br />
zu einer sicheren und unterstützenden<br />
Arbeitsumgebung bei. Bedeutet weniger<br />
Unfälle, weniger Ausfälle, mehr Teilhabe<br />
und mehr Ideenaustausch. Der ist<br />
ebenso notwendig, denn was gerade bei<br />
Zunahme der reproduzierenden künstlichen<br />
Intelligenz fehlt: ECHTE Kreativität!<br />
Menschen müssen ermutigt werden,<br />
ihre Gedanken und Ideen offen zu teilen,<br />
ohne Angst vor negativen Konsequenzen.<br />
Je näher am Jetzt und je schneller umsetzbar,<br />
desto besser. Die Bürotische<br />
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<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
umstellen, um besser zusammenzuarbeiten?<br />
Dann los! In einer Stunde ist das<br />
nächste Meeting.<br />
9. Neues Ritual: Gossip Social Media<br />
Durch die Sozialen Medien, Werbung<br />
und angebliche neutrale Berichterstattung<br />
sind Corporate Life, Personal Life<br />
und Private Life stark verschmolzen zu<br />
einer Fassade dauernden Anspruchs:<br />
"immer glücklich sein" und "das Beste<br />
aus dem Leben herausholen", „die Pole<br />
Position halten“, „wie immer die Nummer<br />
1!“. Was wahr ist und was nicht,<br />
kann niemand unterscheiden, der Erwartungsdruck<br />
wird dennoch immer<br />
grösser, ganz vorn mit dabei zu sein, immer<br />
neue aufregende Highlights in den<br />
medialen Markt zu bringen. Der soziale<br />
Vergleich stresst und verängstigt Menschen,<br />
manche reagieren passiv-aggressiv,<br />
nicht genug zu erleben oder etwas<br />
zu verpassen, etwa nicht beim richtigen<br />
Arbeitgeber zu sein, eine Job-Chance<br />
nicht zu ergreifen etc. Warum nicht eine<br />
gemeinsame Mittagspause einführen<br />
und alles aus Facebook, Insta und Co wie<br />
bei „Gossip Girl“ richtig ausschlachten?<br />
Das fördert den Meinungsaustausch,<br />
den Perspektivwechsel, den Abbau von<br />
Neid und nimmt den bitteren Ernst. Zumal<br />
der Blick auf das eigene Unternehmen,<br />
den eigenen Job, die eigene Positionierung<br />
mit einem Mal uns selbst ganz<br />
neu erstrahlen lässt.<br />
„Nach der Entscheidung kommt die<br />
nächste Entscheidung. Klingt banal,<br />
scheint aber für viele eine zu grosse<br />
Bürde. Wir müssen wieder lernen:<br />
Das ist das Leben.“<br />
10. Du entscheidest das Mögliche –<br />
aber eben nicht das Notwendige<br />
Die aktuelle Zeitenwende führt uns vor<br />
Augen, dass die alten Strategien hinsichtlich<br />
Change und Transformation ein bisschen<br />
ausgedient haben. Wir dürfen, NEIN!<br />
müssen uns entscheiden, Veränderung<br />
als Gesetz zu begreifen, das uns einiges<br />
abverlangt. Zuvorderst ist es die innere<br />
Haltung, gegen das Unwiederbringliche<br />
zu kämpfen; oder wir passen uns mit Intellektualität,<br />
offener Kommunikation,<br />
nachhaltigem Denken und der Stärkung<br />
von Agilität und Resilienz uns an diese Herausforderungen<br />
erfolgreich an. Bei Themen<br />
wie Investitionen in Weiterbildung<br />
und dem Bewusstsein von Zukunft in der<br />
Gegenwart sollten wir umdenken: weniger<br />
Parolen, mehr handeln. Meine These<br />
zu Beginn reflektierend, dass wir „changemüde“<br />
geworden sind und den Wunsch<br />
nach einer Pause oder Stabilität verspüren,<br />
ist das nachvollziehbar und verständlich:<br />
wir haben den Fokus statt auf eine kontinuierliche<br />
Anpassungsfähigkeit, die auch<br />
unsere physische und psychische Gesundheit<br />
erhalten würde, zu sehr auf den Erhalt<br />
des Status Quo gelegt, zu sehr über<br />
Notwendigkeit und mögliche Folgen von<br />
Change diskutiert, und das hat uns Kraft<br />
gekostet. Wir haben darüber unsere Grenzen<br />
und Kräfte vergessen, uns im „was<br />
wäre wenn“ aufgerieben, statt kontinuierlich<br />
achtsam an uns, unserer Wirtschaft<br />
und Gesellschaft zu arbeiten. Darum mein<br />
Plädoyer, mein Rat für gutes Entscheiden<br />
in der Zeitenwende: die Balance zu finden<br />
zwischen Anpassung an den Wandel und<br />
der Schaffung von Ruhephasen. Weil zwei<br />
Dinge feststehen: Der Wandel bleibt, und<br />
eine Entscheidung folgt der nächsten. •<br />
Über die Autorin<br />
Dr. Johanna Dahm,<br />
Entscheidungsexpertin<br />
und CEO Dahm International<br />
Consulting, mit Sitz in<br />
Frankfurt, berät Menschen<br />
und Organisationen in der<br />
Geschäftsfeld-Entwicklung<br />
und Transformation. Bereits<br />
während der Finanzkrise<br />
2007/08 verhalf sie DAX<br />
Unternehmen zur Stabilisierung, Sie betreut Konzerne,<br />
Hidden Champions und Grown Ups und<br />
publiziert ihre eigene Schriftenreihe „Atlas der<br />
Entscheider“. www.drjohannadahm.com.<br />
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66 Wirtschaft<br />
Erkannt: 3 untrügliche<br />
Anzeichen toxischer Führung<br />
Nicht alle Eigenschaften sind auf den ersten Blick als negativ erkennbar.<br />
Hogan Assessments untersucht drei Führungseigenschaften,<br />
die sich leicht als<br />
problematisch erweisen können, wenn<br />
sie vom Management unbeachtet bleiben.<br />
Eigenschaften wirken sich nicht immer<br />
gleich aus. Es kann durchaus sein, dass bestimmte<br />
Eigenschaften an Mitarbeitenden<br />
in untergeordneter Position zunächst<br />
positiv erscheinen oder sehr geschätzt<br />
werden. Allerdings können sich dieselben<br />
Eigenschaften mit der Zeit als problematisch<br />
erweisen, wenn die betreffende Person<br />
in eine Führungsposition aufsteigt.<br />
Die Expertinnen und Experten von Hogan<br />
Assessments – dem Weltmarktführer<br />
in der Persönlichkeitsbeurteilung am<br />
Arbeitsplatz und der Beratung von Führungskräften<br />
– haben drei entscheidende<br />
Eigenschaften identifiziert, die es im Auge<br />
zu behalten gilt, um toxische Führungssituationen<br />
von vornherein zu vermeiden.<br />
Eigenschaft Nr. 1: Vorsicht<br />
Vorsicht mag als eine bei Führungskräften<br />
gute Eigenschaft erscheinen, da<br />
angenommen wird, dass derartige Führungskräfte<br />
besonnen und rational sind.<br />
Das jedoch stimmt nicht immer, und<br />
diese Eigenschaft kann sich durchaus als<br />
eher hinderlich denn förderlich erweisen.<br />
Vorsichtige Führungskräfte können insofern<br />
toxisch sein, als ihre Angst, Fehler<br />
zu machen, Projekte und Unternehmen<br />
zum Stillstand bringen kann. „Diese Art<br />
von Führungskräften neigt dazu, mit einer<br />
‚Worst-Case-Szenario‘-Mentalität zu<br />
arbeiten und immer davon auszugehen,<br />
dass nichts sicher ist. Dies wiederum<br />
führt dazu, dass vorsichtige Führungskräfte<br />
nicht bereit sind, neue Dinge auszuprobieren,<br />
und sich schwertun, Entscheidungen<br />
zu treffen“, erklärte Dr. Ryne<br />
Sherman, Chief Science Officer und Co-<br />
Moderator des Podcasts The Science of<br />
Personality.<br />
Diese Unfähigkeit, klare Entscheidungen<br />
zu treffen, kann Projekte zum Stillstand<br />
bringen und zu einem völligen Mangel an<br />
Führung oder ziellosen Führungskräften<br />
führen. Dies wirkt sich negativ auf deren<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
67<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Untergebene aus, da ihre Teams dann lernen,<br />
Umgehungsstrategien zu entwickeln,<br />
um ihre täglichen Aufgaben zu erfüllen,<br />
was wiederum in einem Mangel an Führung<br />
resultiert. Alternativ kann diese Unentschlossenheit<br />
oder mangelnde Handlungsautonomie<br />
auf das Team abfärben<br />
und dazu führen, dass sich die gesamte<br />
Abteilung orientierungslos fühlt und<br />
Mühe hat, ihre Ziele zu erreichen.<br />
Eigenschaft Nr. 2: Einfallsreichtum<br />
„Einfallsreiche Menschen sind sehr kreativ<br />
und lieben Brainstorming-Sitzungen. Das<br />
kann für die Mitarbeitenden durchaus<br />
positiv sein, denn es bedeutet, dass Ihre<br />
Vorgesetzten Ihnen immer eine Plattform<br />
bieten, auf der ihre Ideen und Gefühle Gehör<br />
finden. Als Führungskräfte können sie<br />
die täglichen Aufgaben und Aktivitäten<br />
aber schnell langweilen, was sich kontraproduktiv<br />
auf den Erfolg eines Unternehmens<br />
auswirken kann“, so Dr. Sherman.<br />
Einfallsreiche Führungskräfte lassen sich<br />
leicht von ihren eigenen Gedanken ablenken<br />
und können von ihren Aufgaben<br />
abschweifen, was in einem eher chaotischen<br />
und unorganisierten Führungsstil<br />
resultiert, der Untergebene, denen eine<br />
stärker strukturierte Arbeitsweise gut tut,<br />
isolieren oder behindern kann.<br />
Ihre Neigung, Probleme zu verkomplizieren<br />
und unkonventionelle oder neue<br />
Wege der Problemlösung zu gehen, birgt<br />
das Potenzial eines toxischen Führungsstils<br />
in sich. Es ist nun einmal so, dass nicht<br />
jedes Problem einen völlig neuen Ansatz<br />
seitens der Führungskraft erfordert. Vielmehr<br />
kann das Beharren auf Einfallsreichtum<br />
und Kreativität dazu führen, dass die<br />
Mitarbeitenden eine derartige Führungskraft<br />
als unkonzentriert und unpraktisch<br />
einstufen, was deren Autorität untergraben<br />
und das durch ihren Führungsstil bedingte<br />
Chaos noch vergrößern kann.<br />
Eigenschaft Nr. 3: Wagemut<br />
Wagemutige Führungskräfte können<br />
inspirierend, mutig und selbstbewusst<br />
sein. Mitarbeitende können in der Tat<br />
viel von ihnen und ihrem Aufstieg an die<br />
Spitze ihrer Organisationen lernen, aber<br />
sie können auch eine Herausforderung<br />
für die mit- und unter ihnen arbeitenden<br />
Personen darstellen. „Wagemutige Führungskräfte<br />
weigern sich, eigene Fehler<br />
einzugestehen oder die Verantwortung<br />
für ihre Misserfolge zu übernehmen, weil<br />
sie Angst haben, ihr Gesicht zu verlieren.<br />
Da sie sich für unfehlbar halten, oder zumindest<br />
darauf bestehen, so dargestellt<br />
zu werden, schieben sie die Schuld für<br />
Probleme oft auf ihre Teams. Dies kann<br />
zu einem Mangel an Vertrauen innerhalb<br />
einer Teamstruktur und zu Unmut unter<br />
den Mitarbeitenden in untergeordneten<br />
Positionen führen, wodurch ein toxisches<br />
Arbeitsumfeld entsteht“, so Dr. Sherman.<br />
Während es wagemutigen Führungskräften<br />
manchmal an Verantwortlichkeit<br />
fehlt, nutzen sie womöglich jede Gelegenheit,<br />
sich selbst zu loben, und gehen<br />
sogar so weit, die Lorbeeren für die Leistungen<br />
des Teams für sich zu beanspruchen,<br />
unabhängig davon, wie stark sie<br />
selbst involviert waren. Zugleich mangelt<br />
es dieser Art von Führungskräften oft an<br />
der Fähigkeit, die harte Arbeit ihrer Mitarbeitenden<br />
anzuerkennen. Stattdessen<br />
heben sie gegenüber ihren Vorgesetzten<br />
lieber ihre eigenen Leistungen hervor. Dieser<br />
Mangel an Solidarität im Team und<br />
das Fehlen von Ermutigung kann für ein<br />
Team demoralisierend sein und zu Unmut<br />
im Kollegenkreis sowie zu einem Mangel<br />
an Antrieb oder Motivation bei den Untergebenen<br />
führen. •<br />
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MACHT und OHNMACHT<br />
in der Führung<br />
Zwischen Machtvakuum und Kontrollwahn – wie Führungskräfte<br />
in Krisenzeiten ihre Frau oder ihren Mann stehen müssen<br />
Der Machtbegriff hat in Deutschland<br />
einen schlechten Beigeschmack, das<br />
Wort Macht ist negativ besetzt – für<br />
Männer weniger, für Frauen mehr.<br />
Wenn, dann möchten Männer Macht<br />
haben, aber so darf es nach außen nicht<br />
kommuniziert werden und Frauen haben<br />
Angst vor Macht. Sie wollen führen,<br />
aber keine Macht ausüben.<br />
Wie kommt es dazu?<br />
Die Geschichte eines Menschen beginnt<br />
zunächst mit der Geschichte seines<br />
Heimatlandes, mit der Geschichte seiner<br />
Ahnen und dann folgt die persönliche<br />
Geschichte. Wenn wir einen Blick<br />
in die deutsche Geschichte zurückwerfen,<br />
landen wir ganz schnell im 3. Reich,<br />
und kurz davor beim ersten Weltkrieg.<br />
Deutschland hat eine traumatisierende<br />
Erfahrung mit Krieg und Gewalt gemacht.<br />
Und damit mit negativer Macht.<br />
Und wer glaubt, dass das lange zurück<br />
liegt, irrt. Nach Sigmund Freud werden<br />
Traumata, wie Krieg und Gewalt über<br />
mehrere Generationen hinweg über<br />
Emotionen „vererbt“. Freud spricht von<br />
einer Gefühlserbschaft. Keine gute Voraussetzung,<br />
um den Begriff der Macht<br />
für sich zu nutzen. Wenn wir auf vor<br />
allem auf die weibliche Ahnenfolge<br />
von Frauen den Fokus liegen, hier das<br />
gleiche Thema: Vergewaltigung, Hexenverbrennungen,<br />
Gewalt und Rechtelosigkeit,<br />
Gefühlserbschaften, die<br />
Frauen heute noch von ihren Vorfahrinnen<br />
in sich tragen.<br />
Frauen ist mit Ausnahme von einigen<br />
Herrscherinnen, nie Macht zugestanden<br />
worden und bis heute tabuisieren<br />
sie ihre Macht. Sie empfinden sie<br />
als schmutzig und verleugnen sie. Sie<br />
streben Führungspositionen an, wollen<br />
aber keine Macht ausüben.<br />
Das Aufwachsen in den Herkunftsfamilien<br />
schwächt das Machtstreben<br />
der Söhne oder Töchter ab, verbietet es,<br />
oder im besten Fall unterstützt es. u<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
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70 Wirtschaft<br />
Abhängig davon, ob es sich um funktionale<br />
oder dysfunktionale Familiensysteme<br />
handelt. Frauen haben hier die<br />
schlechteren Karten – wer als Tochter<br />
bereits in frühester Kindheit in seiner<br />
Machtentfaltung gebremst wurde,<br />
wird, wenn nicht andere Faktoren wie<br />
Bildung, Abnabelung vom Elternhaus,<br />
persönlichkeitsfördernde Programme<br />
oder Weiterbildungen, oder auch förderliche<br />
Partner, keine Maßnahmen ergreifen<br />
auf machtvolle Positionen zu kommen,<br />
oder auch an Eigenmacht gewinnen.<br />
Nicht immer geht es bei der Machtentfaltung<br />
um Karrierepositionen, es geht auch<br />
darum, eine Eigenmacht zu entwickeln,<br />
um auf Augenhöhe mit Partner, Kollegen<br />
und Chefs zu kommen.<br />
Männer hatten bisher vielfach einen<br />
Vorteil – sie waren geschützt durch ihr<br />
Geschlecht, sehr oft besonders gefördert<br />
und verwöhnt von ihren Müttern, die<br />
ganz im Sinne des Patriachats Söhne wie<br />
Prinzen behandelt haben. In Führungspositionen<br />
gekommen sind Männer bisher<br />
oftmals über Netzwerke und Seilschaften,<br />
über zeitliche Ressourcen, die es ihnen<br />
erlaubt haben, auch abends ihr Bier mit<br />
interessanten Geschäftspartnern und<br />
Kollegen, und Vorgesetzten zu genießen.<br />
Und notfalls haben sie ihre Macht über<br />
Dominanzgebaren und Mikroaggressionen<br />
ausgelebt. Nicht aus Bösartigkeit im<br />
Regelfall, sondern weil sie selbst von und<br />
an den eigenen Vätern gelernt haben, wie<br />
Erfolg geht. Ganz in der Tradition der Traumata<br />
und Erziehungsstile der Väter und<br />
Großväter, die den Krieg überlebt haben.<br />
Nun die Zeiten haben sich geändert. Wir<br />
schreiben das Jahr <strong>2024</strong> – nach Corona,<br />
nach dem Einfall Russlands in die Ukraine,<br />
nach dem Ausstieg aus den Gasexporten<br />
aus Russland, kam der Strom-und<br />
Gaspreishammer, nun gefolgt vom Konflikt<br />
im Nahen Osten. Dazu gesellen sich<br />
Fachkräftemangel, die drängende Digitalisierung<br />
und ein System, das zunehmend<br />
Defizite an den Tag befördert – nicht funktionierende<br />
Infrastruktur, Bildungsdefizite,<br />
eine Gen Z, die der Leistungsgeneration<br />
den „Stinkefinger zeigt“ ...<br />
Nun was macht das<br />
mit Führungskräften?<br />
Bisherige Führungsstile funktionieren<br />
nicht mehr, weil wir z.B. einen Arbeitnehmermarkt<br />
haben: wer nicht will, der<br />
geht. Und warum will er/sie nicht? Es gibt<br />
zahlreiche mediale Berichte, die dazu tendieren,<br />
die Jungen als faul und verweichlicht<br />
darzustellen.<br />
Sie sind anders erzogen worden als die<br />
Generationen davor. Der Wohlstand hat in<br />
vielen Familien ein Fundament geschaffen,<br />
auf dem die nächste Generation mit<br />
Gelassenheit aufbauen kann. Der Druck,<br />
selbst sein „Home and Castle“ zu erbauen,<br />
ist geringer geworden, die Ansprüche<br />
allerdings auch. Aber dazu gesellt sich<br />
noch eine andere Theorie: die Gen Z will<br />
sich nicht verbiegen, sie will auch im Job<br />
Beziehungen auf Augenhöhe, Wertschätzung<br />
und Anerkennung, und keine Vorgesetzten,<br />
die Machtmissbrauch ausüben,<br />
sie benutzen, um ihren eigenen Status zu<br />
zementieren, die Erfolge als ihre auszugeben,<br />
und vieles mehr.<br />
„Frauen haben Angst vor Macht. Sie<br />
wollen führen, aber keine Macht<br />
ausüben. “<br />
Die neue Generation hat andere Ansprüche<br />
an Führung: Schluss mit Aggressionen<br />
und Kontrollwahn der Vorgesetzten.<br />
Das Ausüben von Macht über Kontrolle ist<br />
spätestens in Zeiten von Corona ein Auslaufmodell,<br />
was die ältere Generation erst<br />
verkraften muss.<br />
Führen auf Augenhöhe haben sie nicht<br />
gelernt, nicht in ihren Familien von den<br />
Vätern, nicht im Studium und später im<br />
Unternehmen. Und so manche Führungskraft<br />
lässt vieles laufen, weil sie überfordert<br />
ist – vor allem Krisenzeiten stellen<br />
Persönlichkeiten vor Herausforderungen,<br />
sie müssen plötzlich Persönlichkeitsanteile<br />
aktivieren, die unterentwickelt sind,<br />
weil bisher nicht gebraucht. Und so entsteht<br />
z.B. aus Überforderung ein Machtvakuum<br />
in der Führung. Man ist verwirrt<br />
und weiß nicht, was tun. Und bevor man<br />
eine falsche Entscheidung trifft, trifft man<br />
lieber gar keine.<br />
Wie geht gesunde Macht<br />
und Führung in den neuen Zeiten?<br />
Wer führen will, braucht Macht – ohne<br />
geht es nicht. Und so stellt sich schnell die<br />
Frage, wie man die Ohnmacht hinter sich<br />
lässt und in die gesunde Macht kommt.<br />
Denn das will die neue Generation. Raus<br />
aus dem Kontrollwahn oder auch dem<br />
Machtvakuum ist die Devise. Wer souverän<br />
führt, braucht Kontrolle, aber keine<br />
übersteigerte Kontrolle und wer führt,<br />
muss Entscheidungen treffen, Verantwortung<br />
übernehmen und Leitprinzipien<br />
aufstellen, an denen sich Mitarbeiter orientieren<br />
können.<br />
Und daran krankt es: jede falsche Entscheidung<br />
könnte die eigene Karriere<br />
kosten, zu wenig Kontrolle von leistungsunwilligen<br />
Mitarbeiter Geld und damit<br />
Verzögerung von Projekten.<br />
Zu viel Kontrolle bedeutet möglicherweise<br />
Fachkräftemangel, weil niemand<br />
kommen oder bleiben will, und Verantwortung<br />
bedeutet auch, raus aus der<br />
Wohlfühlblase sprich Komfortzone – Verantwortung<br />
bedeutet harte Arbeit. Wollen<br />
Sie noch hart arbeiten?<br />
Und wer Leitprinzipien aufstellt, muss damit<br />
rechnen, dass sie an Befindlichkeiten<br />
von Menschen rühren. Das könnte für Sie<br />
unangenehm werden.<br />
Leider führt nur ein Weg zur gesunden<br />
Macht: Entscheidungen treffen, Verantwortung<br />
übernehmen, Klartext sprechen<br />
und Leitlinien aufstellen, auf Augenhöhe<br />
agieren und weg von den eigenen negativ<br />
entwickelten Persönlichkeitsanteilen<br />
und Befindlichkeiten, die Ihnen Ihre persönliche<br />
Geschichte, die Geschichte Ihres<br />
Landes, und ihrer Ahnen in die Wiege gelegt<br />
haben. Arbeiten Sie an einer gesunden<br />
Machtentfaltung – wir brauchen Sie,<br />
Deutschland braucht Sie! •<br />
Martina Lackner ist<br />
Über die Autorin<br />
Psychologin, Psychologische<br />
Psychotherapeutin, systemischer<br />
Coach sowie Autorin<br />
und Unternehmerin. In ihren<br />
Publikationen (u.a. „Männer<br />
an der Seite erfolgreicher<br />
Frauen – Side by Side an die<br />
Spitze“) beschäftigt sich die<br />
gebürtige Österreicherin mit<br />
psychischen Faktoren und Wirkmechanismen,<br />
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72 Wirtschaft<br />
Mit KI Empathie<br />
auf Arbeit fördern<br />
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Was auf den ersten Blick nicht zusammen zu passen scheint:<br />
KI, intelligent eingesetzt, rückt mit empathischen Arbeitsplätzen<br />
Wohlbefinden in den Fokus<br />
Die globalen wirtschaftlichen, politischen<br />
und gesellschaftlichen Geschehnisse der<br />
vergangenen Jahre – etwa die COVID-<br />
19-Pandemie, Klimakatastrophen oder der<br />
Ukraine-Krieg – haben die Welt nachhaltig<br />
geprägt und verändert, mit signifikanten<br />
Auswirkungen auf den Alltag und die Bedürfnisse<br />
der Menschen. Aufgrund dieser<br />
Belastung wünschen sich immer mehr<br />
Arbeitnehmende einen empathischen<br />
Arbeitsplatz, der ihr Wohlbefinden in den<br />
Fokus rückt. Neben den aktuellen wirtschaftlichen<br />
und logistischen Hürden stellt<br />
dies Unternehmen vor völlig neue Herausforderungen.<br />
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73<br />
KI kann neue Impulse geben: Die Technologie<br />
erweitert die menschlichen Fähigkeiten<br />
und revolutioniert die Art und Weise,<br />
wie wir miteinander in Kontakt treten,<br />
kommunizieren und zusammenarbeiten.<br />
Die öffentliche Diskussion um KI geht oftmals<br />
mit Bedenken über die entmenschlichenden<br />
Auswirkungen der Technologie<br />
einher. Dennoch ist aktuell eine Art Paradigmenwechsel<br />
zu beobachten: KI transformiert<br />
komplette Branchen und löst einen<br />
tiefgreifenden Wandel in unserem kollektiven<br />
Bewusstsein aus. KI birgt das Potenzial,<br />
als Katalysator für die Förderung von<br />
Empathie am Arbeitsplatz zu fungieren.<br />
Empathie – also, die Fähigkeit, die Gefühle<br />
anderer zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen<br />
und zu teilen – wurde lange Zeit<br />
als eine ausschließlich menschliche Eigenschaft<br />
angesehen, die scheinbar immun<br />
gegen den Einfluss von Maschinen ist. Die<br />
dynamische Synergie zwischen KI und Empathie<br />
stellt diese Annahme jedoch mittlerweile<br />
infrage.<br />
KI hat die Fähigkeit, riesige Datenmengen<br />
zu analysieren, komplexe Muster zu entschlüsseln<br />
und intelligente Vorhersagen<br />
zu treffen. Damit entstehen vollkommen<br />
neue Möglichkeiten, um Empathie am Arbeitsplatz<br />
sowie eine mitfühlendere und<br />
verständnisvollere Umgebung für alle zu<br />
schaffen.<br />
Im Folgenden werden verschiedene Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, wie KI Empathie fördern<br />
und die Dynamik der menschlichen<br />
Interaktion in Unternehmen revolutionieren<br />
kann. Von besserer Kommunikation<br />
über mehr Inklusion bis hin zur Förderung<br />
der emotionalen Intelligenz und des psychischen<br />
Wohlbefindens: KI ist eine transformative<br />
Kraft, die das Potenzial hat, unser<br />
Berufsleben neu zu definieren.<br />
Bedürfnisse und die Förderung einer Kultur<br />
der Empathie innerhalb des Unternehmens<br />
zur Verfügung steht.<br />
Richtig eingesetzt, bietet die KI-Technologie<br />
eine vielversprechende Lösung für diese<br />
vielfältigen Herausforderungen. Mithilfe<br />
von KI-gestützten Tools und Automatisierung<br />
sind Personalverantwortliche in der<br />
Lage, sich wieder auf die „menschlichen“<br />
Aspekte ihrer Aufgabe zu konzentrieren. KI<br />
kann zeitaufwändige und sich wiederholende<br />
Aufgaben wie die Verwaltung von<br />
Mitarbeitendendaten und Sozialleistungen,<br />
Onboarding-Prozesse und Urlaubsmanagement<br />
effizient erledigen. Werden<br />
diese Prozesse mithilfe der KI rationalisiert,<br />
werden HR-Fachleute von aufwändigem<br />
Papierkram befreit – gleichzeitig haben<br />
sie wieder mehr Zeit für authentische<br />
menschliche Interaktionen, die das Einfühlungsvermögen<br />
fördern und die Erfahrung<br />
der Mitarbeitenden verbessern.<br />
KI-Chatbots sind zum Beispiel in der<br />
Lage, sofort auf häufig gestellte Fragen<br />
zu antworten, Mitarbeitende durch Self-<br />
Service-Portale zu führen und sogar bei<br />
grundlegenden HR-Anfragen zu helfen.<br />
Die KI-Technologie nutzt zudem Datenanalysen,<br />
um Personalfachleuten wertvolle<br />
Einblicke in die Stimmung und das Engagement<br />
der Angestellten zu geben. Damit<br />
kann das HR-Team potenzielle Probleme<br />
proaktiv angehen.<br />
KI wird menschliche Interaktionen niemals<br />
vollständig ersetzen können. Aber durch<br />
die Kombination mit menschlichem Einfühlungsvermögen<br />
können Personalverantwortliche<br />
ihr eigenes Potenzial voll ausschöpfen<br />
– mit dem Ziel, einen positiven<br />
Einfluss auf die Unternehmenskultur zu<br />
nehmen und den Geschäftserfolg zu sichern.<br />
Empathie betonen durch<br />
Algorithmen in der Stellenausschreibung<br />
Ein weiterer Bereich, in dem KI Empathie<br />
fördert, ist gleich zu Beginn der Employee u<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
Technologie schafft Zeit<br />
für tiefe menschliche Beziehungen<br />
In der schnelllebigen Arbeitswelt von heute<br />
sehen sich Personalverantwortliche mit<br />
einer Vielzahl von Administrationsaufgaben<br />
konfrontiert, darunter dem Verwalten<br />
von Mitarbeiterdaten, dem Erledigen<br />
von Papierkram, dem Koordinieren von<br />
Sozialleistungen oder dem Beantworten<br />
von Routineanfragen. Die administrative<br />
Belastung lenkt vom eigentlichen Zweck<br />
der Personalabteilung ab, nämlich der Unterstützung<br />
und Einbindung der Mitarbeitenden.<br />
Darüber hinaus schränkt sie auch<br />
die Zeit ein, die für den Aufbau von Beziehungen,<br />
das Verständnis für individuelle<br />
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Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
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74 Wirtschaft<br />
Journey: bei der Stellenausschreibung. Der<br />
Einsatz von KI-Algorithmen zur Entschlüsselung<br />
von Parametern für Stellenausschreibungen<br />
kann die Einstellung von Talenten<br />
und die Verwaltung der Belegschaft<br />
revolutionieren. Dabei wandelt KI Metriken<br />
wie Standort, Fähigkeiten, Präferenzen und<br />
Schichtprofil in mathematische Zeichenfolgen<br />
um. Unternehmen haben dann die<br />
Möglichkeit, eine effiziente Robotic Process<br />
Automation (RPA) einzusetzen, die<br />
sämtliche Aufgaben von der Zuordnung<br />
interner Talent-Pools bis hin zu Projektplanungs-Pipelines<br />
vereinfacht.<br />
Die Umwandlung von Parametern für<br />
Stellenausschreibungen in prozedural generierte<br />
Formulierungen ermöglicht es<br />
Unternehmen, das interne Bewerbungserlebnis<br />
noch besser auf ihre Mitarbeitenden<br />
zuzuschneiden und ihnen zu helfen,<br />
ihre persönlichen Wachstumsziele durch<br />
interne Stellenwechsel zu verwirklichen.<br />
Gleichzeitig können die Unternehmen<br />
individuelles Karrierecoaching anbieten.<br />
Durch den Einsatz von KI in der Personalabteilung<br />
ist es einfacher, die beruflichen<br />
Bedürfnisse der Mitarbeitenden mit den<br />
Unternehmenszielen in Einklang zu bringen<br />
und den Verwaltungsprozess zu rationalisieren<br />
– ohne Abstriche in der Qualität,<br />
Genauigkeit oder Erfahrung in Kauf nehmen<br />
zu müssen.<br />
Datengestützte Erkenntnisse nutzen, um<br />
Mitarbeiterambitionen zu verstehen<br />
Die tägliche Interaktion mit Technologie<br />
am Arbeitsplatz erzeugt große Datenmengen.<br />
Arbeitgeber können diese zu ihrem<br />
© FREEPIK.COM | CREATIVEART<br />
Vorteil einsetzen und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
steigern. Mithilfe<br />
der stetig wachsenden – und teilweise<br />
ungenutzten – Datenmengen sind Unternehmen<br />
in der Lage, zu wachsen, zu innovieren<br />
und Kundenbeziehungen zu stärken<br />
sowie ihren Arbeitskräften ein faireres,<br />
integrativeres und reaktionsfreudigeres<br />
Arbeitsumfeld zu bieten.<br />
KI-Tools unterstützen bei der Analyse der<br />
generierten Daten – darunter fallen etwa<br />
die Code-Qualität einer Software-Entwicklerin<br />
oder -Entwicklers, das Text-Niveau<br />
eines Copywriters, der emotionale Ton<br />
von Callcenter-Agent:innen im Kundengespräch,<br />
die physische Sicherheit von Außendienstmitarbeitenden<br />
oder die Interaktion<br />
von Mitarbeitenden.<br />
Ob mithilfe von KI, Machine Learning (ML)<br />
oder menschlichem Urteilsvermögen:<br />
Sensemaking hilft Unternehmen, Daten<br />
in Erkenntnisse, Entscheidungen und<br />
Maßnahmen umzuwandeln, die alle möglichen<br />
Aspekte von Innovation über Agilität<br />
bis hin zu Leistung und Wohlbefinden der<br />
Mitarbeitenden fördern.<br />
Ebenso können Firmen datengestützte<br />
Erkenntnisse nutzen, um Mitarbeitende<br />
bei der Verwirklichung ihrer Ziele während<br />
ihrer gesamten beruflichen Laufbahn zu<br />
unterstützen.<br />
Leistung der Mitarbeitenden<br />
durch KI-Automatisierung analysieren<br />
Automatisierung hat das Potenzial, wertvolle<br />
Daten zu liefern, um Entscheidungen<br />
über das interne Recruitment, die Opti-<br />
mierung von Ressourcen-Pools und die<br />
Effizienz am Arbeitsplatz zu treffen. Obwohl<br />
die Voreingenommenheit von KI ein<br />
umstrittenes Thema ist, ermöglicht sie<br />
Management-Verantwortlichen, sofern sie<br />
richtig eingesetzt wird, regelmäßig intelligente<br />
Umfragen durchzuführen und im<br />
Rahmen der kontinuierlichen Leistungsbeurteilung<br />
Feedback in Echtzeit einzuholen<br />
und auf diese Weise Voreingenommenheit<br />
zu vermeiden. Dies verbessert die Interaktion<br />
des Managements mit den Mitarbeitenden<br />
und vermittelt ein genaueres Bild<br />
von deren täglichen Erfolgen und Herausforderungen.<br />
Ein besseres Verständnis der<br />
Stärken und Schwächen von Bewerbenden<br />
und Mitarbeitenden versetzt Unternehmen<br />
in die Lage, Rückschlüsse zu ziehen<br />
und verborgene Fähigkeiten aufzudecken.<br />
Arbeitgeber können dann individuellere<br />
Möglichkeiten und Beförderungen anbieten,<br />
was wiederum zeigt, dass sie sich<br />
ganzheitlich um ihre Belegschaft kümmern<br />
und bereit sind, sie bei ihrer Entwicklung<br />
zu unterstützen.<br />
KI als mächtige Verbündete<br />
Mithilfe von KI sind Unternehmen in der<br />
Lage, ihre Arbeitsplätze in empathische<br />
Ökosysteme umzuwandeln, die emotionales<br />
Wohlbefinden, Zusammenarbeit<br />
und Inklusion in den Vordergrund stellen.<br />
Auch wenn KI niemals menschliche Beziehungen<br />
und Verständnis ersetzen sollte,<br />
kann sie doch als mächtige Verbündete<br />
dienen, die unsere Fähigkeit zu Empathie<br />
und Mitgefühl in einer Welt, die dies zunehmend<br />
verlangt, erweitert. •<br />
Über den Autor<br />
Der Informatiker und<br />
Organisationspsychologe<br />
Alexander Broj ist Head<br />
of Consulting bei Cognizant,<br />
einem der 100 Unternehmen<br />
mit der höchsten Marktkapitalisierung,<br />
der NASDAQ-100,<br />
mit über 300.000 Arbeitsplätze<br />
weltweit. Er leitet<br />
das Beratungsteam des<br />
Unternehmens in Zentraleuropa, Südeuropa<br />
und im Nahen Osten und ist mit mehr als 30<br />
Jahren Erfahrung auf komplexe digitale und<br />
geschäftliche Transformationsprogramme<br />
spezialisiert. Er leitete große Transformationsinitiativen<br />
in verschiedenen Märkten in Europa,<br />
Asien und Nord- und Südamerika und konzentrierte<br />
sich dabei auf Geschäftsbereiche<br />
wie Finanzen, Personal, Vertrieb und Betrieb.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
75<br />
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76 Wirtschaft<br />
DER EHRBARE<br />
BEIRAT<br />
Rudolf X. Ruter, Mitglied des Beirats Financial<br />
Experts Association e.V., im Gespräch mit Christian<br />
Wewezow, Mitglied des Vorstands der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung, über Ethik, Moral und Ehre des Beirats.<br />
Wewezow: Herr Ruter, Sie haben in<br />
einem Fachmagazin für Aufsichtsräte<br />
einen Artikel mit dem Titel „Ethik, Moral<br />
und Ehre des Beirats“ veröffentlicht.<br />
Was verstehen Sie unter dem Begriff<br />
der Ethik?<br />
Ruter: Der Begriff Ethik kommt aus<br />
dem Griechischen und bedeutet „das<br />
sittliche Verständnis“. Ethik ist eine Disziplin<br />
der Philosophie, die sich mit dem<br />
menschlichen Handeln und der dahinterstehenden<br />
Moral beschäftigt. Sie<br />
gibt uns Leitplanken für unser tägliches<br />
Tun. Eine oft zitierte Leitplanke lautet<br />
zum Beispiel: „Was legal ist, ist nicht immer<br />
auch legitim“.<br />
Wewezow: Sie haben gesagt, dass die<br />
Ethik sich mit der Moral befasst. Was<br />
ist Moral und wie unterscheidet sie<br />
sich von der Ethik?<br />
Ruter: Moral ist die Gesamtheit der<br />
geltenden Werte- und Normensysteme,<br />
also der faktischen Handlungsmuster,<br />
Regeln und Prinzipien, die wir in unserer<br />
Gesellschaft haben: Das Grundgesetz,<br />
die zehn Gebote, die sieben Tugenden<br />
oder andere zahlreichen Normen und<br />
Vorgaben, die uns sagen, was gutes und<br />
richtiges Handeln ist. Der Unterschied<br />
zwischen Ethik und Moral liegt darin,<br />
dass die Ethik als Wissenschaft methodisch<br />
über Moral und die in der Ge-<br />
sellschaft aktuell herrschenden Regeln<br />
und Normen nachdenkt: Passen diese<br />
Regeln noch? Was ist, wenn es für neue<br />
Entwicklungen – wie zum Beispiel im<br />
Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz<br />
– noch keine Regeln gibt? Welche<br />
neuen Regeln müssen wir schaffen?<br />
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77<br />
ten und geforderten Regeln, Normen<br />
und Tugenden des mitmenschlichen<br />
Zusammenseins orientieren, wächst<br />
die Achtung gegenüber einer Person<br />
und damit sein guter Ruf. Das Gegenteil<br />
von Ehre ist hingegen die Schande.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
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Wewezow: In Ihrem Artikel sprechen<br />
Sie neben Moral und Ethik auch über<br />
die Ehre des Beirats. Was bedeutet Ehre<br />
für Sie?<br />
Ruter: „Ehre“ bedeutet Achtungswürdigkeit<br />
oder „verdienter Achtungsanspruch“.<br />
Ehre ist die Anerkennung unserer<br />
persönlichen Werte durch andere<br />
Menschen, aber auch die Anerkennung<br />
unserer Person und unseres Verhaltens<br />
durch unser eigenes Gewissen. Hier<br />
wird zwischen der äußeren und inneren<br />
Ehre unterschieden. Durch Worte<br />
und Handlungen, die sich an geschätz-<br />
Wewezow: Vor fünf Jahren haben Sie<br />
ein Buch mit dem Titel „Tugenden<br />
eines ehrbaren Aufsichtsrats“ veröffentlicht.<br />
Welche Tugenden halten Sie<br />
für wichtig, um ein guter Beirat bzw.<br />
Aufsichtsrat zu sein?<br />
Ruter: Allem voran gilt für einen ehrbaren<br />
Aufsichtsrat meiner Meinung<br />
nach der Grundsatz der Selbstverständlichkeit.<br />
Das heißt, es gibt Dinge,<br />
die man einfach (nicht) tut. So wird<br />
eine tugendhafte Führungskraft nie<br />
einer Sache ihre Stimme geben, die<br />
sie nicht vollständig versteht. Die<br />
tugendhafte Führung setzt sich zudem<br />
aus sieben so genannten Kardinaltugenden<br />
zusammen: Tapferkeit<br />
und Mut, Besonnenheit, Klugheit und<br />
Weisheit, Gerechtigkeit, Vertrauen,<br />
Hoffnung und Respekt. Gedankliche<br />
Grundlage der tugendhaften Führung<br />
sind Jahrtausende alte Erfahrungen<br />
und Erfolge, die im Wesentlichen auf<br />
zwei Grundprinzipien beruhen: Regeln<br />
und Tugenden als Verhaltensstandards,<br />
die für alle gleichermaßen gelten. Diese<br />
sieben Kardinaltugenden können u<br />
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Mittelstandes.<br />
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78 Wirtschaft<br />
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nachhaltigen Betrieb eines Unternehmens<br />
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„Selbst im Alphabet<br />
kommt Arbeit vor Erfolg“<br />
Wewezow: Was sollte man als<br />
einzelner Aufsichtsrat tun, wenn<br />
man "nicht-tugendhafte" Zustände<br />
in seinem Unternehmen oder beim<br />
Management feststellt?<br />
Ruter: Die wichtigste Tugend eines ehrbaren<br />
Aufsichtsrats (vor-) leben: Tapferkeit<br />
und Mut! Der Tapfere ist bereit, für<br />
höhere Werte Opfer zu bringen und Gefahren<br />
auf sich zu nehmen. Er ist mutig<br />
und kennt aus eigener Erfahrung die Risiken<br />
und Ängste, schafft es aber diese<br />
zu überwinden. Erfolgreiche Führung<br />
hat auch immer die Zukunft im Blick.<br />
Dazu ist vor allem Mut zur Verantwortung<br />
gefragt. Mut dem Wichtigen im<br />
Zweifel Vorrang vor dem Dringlichen<br />
zu geben. Das bedeutet nicht nur zwischen<br />
kurzfristigen und langfristigen<br />
Folgen abzuwägen, sondern auch<br />
verschiedene Zieldimensionen zu verfolgen:<br />
so müssen Gewinnerzielung,<br />
Umweltschonung und Mitarbeiterorientierung<br />
ausbalanciert werden. Mut<br />
reicht bis hin zu dem persönlichen Entschluss:<br />
„Hiermit lege ich mein Mandat<br />
nieder“. Wenn ich erkenne, dass ich mit<br />
meiner Sinn- und Werte-Orientierung<br />
in diesem Unternehmen fehl am Platz<br />
bin.<br />
Wewezow: In diesem Zusammenhang<br />
fällt mir der Begriff der Unternehmenskultur<br />
ein. Wie wichtig ist Ihrer<br />
Meinung nach die Kultur in einem<br />
Unternehmen?<br />
Ruter: Was ist schon eine „Unternehmenskultur“?<br />
Wenn Sie damit vorgelebte<br />
Normen und Werte durch<br />
Aktionäre, Aufsichtsrat und Vorstand<br />
meinen, sprechen wir meiner Meinung<br />
nach vom „Tone at the Top“. Beim „Tone<br />
at the Top“ lehrt und lebt ein ehrbarer<br />
Aufsichtsrat oder Vorstand Tugenden<br />
in seinem Denken, seinen Worten und<br />
in seinen Taten vor. Er ist ein glaubwürdiger<br />
und verlässlicher Berater, dem<br />
jede Person im Unternehmen jederzeit<br />
vertrauen kann. Er denkt gesamtunternehmerisch,<br />
anstatt wie früher Abteilungs-<br />
oder Funktionsdenken in den<br />
Vordergrund zu stellen. Er weiß, dass<br />
‚vorgetäuschtes Rollentheater’ in der<br />
Regel schnell entlarvt wird und kein<br />
Zeichen von Ehrbarkeit und Selbstvertrauen<br />
ist.<br />
„Qualität kommt von (sich) quälen“<br />
Wewezow: In der jüngeren Vergangenheit<br />
haben wir in Deutschland<br />
große Wirtschaftsskandale gesehen.<br />
Ich denke hier an Flowtex, ADAC, VW<br />
und Wirecard, bei denen die Rolle des<br />
Aufsichtsrates ausführlich diskutiert<br />
wurde. Was muss sich verändern?<br />
Braucht es hier eventuell Gesetzesänderungen,<br />
um solche Skandale in<br />
Zukunft zu verhindern?<br />
Ruter: Mir fällt keine Gesetzeslücke<br />
ein, deren Ausnutzung und Anwendung<br />
zu diesen zahlreichen Problemen<br />
geführt hat. Meiner Meinung nach<br />
reicht es, die bestehende Sinn- und<br />
Werte-Orientierung unserer Gesellschaft<br />
und die dazugehörigen Gesetze<br />
und Vorschriften anzuwenden. Nur<br />
mit Regel- und Gesetzestreue ist ein<br />
Unternehmen jedoch nachhaltig nicht<br />
zu führen: “Nicht alles, was legal ist, ist<br />
auch richtig, sondern nur was legitim<br />
ist, ist auch richtig”. Ein ehrbarer Aufsichtsrat<br />
wendet die Tugenden der Mäßigung<br />
und der Besonnenheit an und<br />
orientiert sich am ehrbaren Kaufmann.<br />
Er kennt den Unterschied zwischen<br />
legal und legitim. Wir brauchen weniger<br />
neue Gesetze, Vorschriften und<br />
Regularien, sondern schlagkräftigere,<br />
mit ausreichenden Kompetenzen und<br />
Kapazitäten ausgestattete Wirtschafts-<br />
Staatsanwaltschaften und Gerichte<br />
flankiert von einer gemeinsam getragenen<br />
Vision, die sich an Ehrbarkeit<br />
und Anstand orientiert.<br />
Wewezow: In Ihrem neuesten Buch<br />
geht es darum, wie man Aufsichtsrat<br />
oder Beirat wird. Was empfehlen Sie<br />
jemandem, der diesen Weg gehen<br />
möchte, um sich in Situationen, wie<br />
sie zum Beispiel Aufsichtsräte von<br />
Wirecard erlebt haben, richtig zu<br />
verhalten?<br />
Ruter: „Nur wer zu sich selbst ehrlich<br />
ist, findet den richtigen Weg und wird<br />
ihn zügig beschreiten können“. Im Vordergrund<br />
stehen das eigene Verhalten<br />
und die eigene Haltung. Reputation<br />
und Persönlichkeit sind die Basis für<br />
Authentizität, Integrität und Aufrichtigkeit<br />
eines glaubwürdigen und verlässlichen<br />
Beirats oder Aufsichtsrats,<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong>
79<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN <strong>1•2</strong> <strong>2024</strong><br />
„Ein Lächeln ist das Licht im Fenster<br />
des Gesichts, das zeigt,<br />
dass das Herz heute zu Hause ist.“<br />
(russischer Volksmund)<br />
dem man jederzeit vertrauen kann. „Es<br />
ist besser, Zeit zu verlieren, als den Charakter“,<br />
sagt ein jamaikanisches Sprichwort.<br />
Die eigene persönliche Reputation<br />
ist der erfolgreichen Führungskraft<br />
genauso wichtig, wie das Ansehen und<br />
Integrität seines Unternehmens. Die<br />
Vertrauenswürdigkeit eines Geschäftsmanns<br />
misst sich an seiner Verlässlichkeit<br />
den Wirtschaftspartnern gegenüber.<br />
Der Kandidat muss sich also<br />
fragen, ob er eine ‚Persönlichkeit mit<br />
ehrbarem Charakter’ ist. In Aufsichtsräten<br />
geht es nicht um Fachleute – diese<br />
müssen zuallererst im Unternehmen<br />
sein – sondern um Persönlichkeiten mit<br />
Integrität und Charakter. Aufsichtsratspositionen<br />
dürfen nicht als Trophäen<br />
für die Wichtigkeit der eigenen Person<br />
angesehen werden. Nicht jeder passt in<br />
jedes Aufsichtsgremium. Der ehrbare<br />
Aufsichtsrat lehnt auch einmal eine Berufung<br />
in ein Gremium ab und bewertet<br />
Zugehörigkeit zu einer vermeintlich<br />
anzustrebenden Gruppe nicht über. Er<br />
folgt lieber seiner Inspiration und seinem<br />
eigenen Werte-Kanon. So betrachtet,<br />
habe ich großen Respekt und Hochachtung<br />
vor jeder Person, die sich „neu“<br />
in einen Aufsichtsrat berufen lässt.<br />
Wewezow: Vielen Dank für das Gespräch,<br />
Herr Ruter! •<br />
Über den Gesprächspartner<br />
Rudolf X. Ruter ist<br />
Diplom-Ökonom, Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater.<br />
Er verfügt über mehr<br />
als 40 Jahre Erfahrung auf<br />
den Gebieten der Prüfung<br />
und Beratung von nationalen<br />
und internationalen<br />
Unternehmen sowie von<br />
Familienunternehmen und<br />
Non-Profit-Organisationen. Er ist Experte auf<br />
dem Gebiet der Nachhaltigkeit und (Public)<br />
Corporate Governance, dem Aufbau und der<br />
Durchführung von Interner Revision sowie<br />
für interne Kontroll- und Reputationsmanagementsysteme.<br />
Nach seiner Tätigkeit<br />
als Gesellschafter und Geschäftsführer bei<br />
Arthur Andersen baute er als Partner bei<br />
Ernst & Young den Geschäftsbereich Nachhaltigkeit<br />
in Deutschland auf und leitete diesen<br />
bis 2010. Heute ist er Mitglied des Beirats<br />
Financial Experts Association e.V., Mitglied der<br />
Expertenkommission des Deutschen Public<br />
Corporate Governance-Musterkodex, Mitglied<br />
der Deutschen Digitalen Beiräte und Beirat<br />
Baden-Württemberg.<br />
Potenziale gehoben!<br />
„Es gibt nur eine Art von Schock, der schlimmer<br />
ist als der völlig unerwartete: das ist das<br />
Erwartbare, auf das Du Dich geweigert hast,<br />
Dich vorzubereiten“. Mit diesem Zitat hat<br />
Heiko Weit unseren Spatenworkshop am 8.<br />
Februar auf unserem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb in Düsedau eingeleitet.<br />
Aber erst einmal von Anfang an: Wir wurden<br />
im September 2023 in Düsseldorf auf<br />
der Festveranstaltung zum „Großen Preis<br />
des Mittelstandes“ zum Spateninterview<br />
aufgerufen. Der Spaten steht symbolisch<br />
für einen Tag Wachstumsberatung zum Heben<br />
von Potenzialen im Unternehmen - ein<br />
Geschenk des Vorstandes der Oskar Patzelt<br />
Stiftung.<br />
Wir haben oft darüber nachgedacht, neue<br />
Einkommensperspektiven in unserem Betrieb<br />
zu generieren. Es scheint alles so festgezurrt<br />
in der Landwirtschaft; die Strukturen<br />
vorgeschrieben, starr und unbeweglich.<br />
Natürlich gibt es auch in unserer Branche<br />
Möglichkeiten, Nischen zu erschließen: Für<br />
uns ist das die Bauernhofpädagogik. Aber<br />
wie können wir unsere Feldfrüchte besser<br />
vermarkten? Es ist ja immer herausfordernd,<br />
neue Wege zu gehen, besonders in der Landwirtschaft.<br />
Das dachten wir zumindest.<br />
Mit dem Spatenworkshop erarbeiteten wir<br />
uns einen neuen Blick auf unseren Betrieb<br />
und auf unsere Möglichkeiten. Das gemeinsame<br />
Vorgehen mit Herrn Weit zeichnet sich<br />
aus durch eine klare Struktur, eine effiziente<br />
Analyse und einen realistischen Umsetzungsplan.<br />
Im Vordergrund steht:<br />
• Was ist mein tatsächliches Ziel?<br />
• Was bringt mir diese Maßnahme?<br />
• Wie kann ich diese umsetzen?<br />
• Wie entwickeln sich die Kosten und Einnahmen?<br />
Es war bewegend, wirklich bewegend.<br />
Wir haben Zielzustände definiert. Auf dieser<br />
Grundlage werden alle anderen Faktoren<br />
aufgebaut. Diese Herangehensweise ist auf<br />
alle Bereiche unseres Betriebes übertragbar.<br />
Mit den übergebenen Werkzeugen für Analyse,<br />
kreativer Lösungsarbeit und Entscheidungsfindung<br />
können wir das in Zukunft<br />
auch alleine.<br />
Unsere Kernerkenntnis aus diesem Spatenworkshop<br />
ist, dass wir mit diesem Wissen<br />
neue Geschäftsideen entwickeln können!<br />
Die Kombination von Methode, Fachwissen,<br />
innovativem Zweifel und Inspiration ist in<br />
unseren Augen der Schlüssel zur eigenen<br />
Nische. Im anschließenden Maßnahmenmanagement-Plan<br />
werden Termine gesetzt<br />
und damit wird alles verbindlich. Alles Erkennbare<br />
wird bearbeitet, nichts wird dem<br />
Zufall überlassen. Und danach beginnt der<br />
erste Schritt zur Abarbeitung.<br />
Wir bedanken uns von Herzen bei dem Stiftungsvorstand<br />
für dieses Geschenk.<br />
P. S: Wer gern Sojaprodukte isst, sollte in<br />
den nächsten Monaten einmal auf unsere<br />
Homepage unter<br />
www.landwirtschaft-thomsen.de schauen.
80 Lifestyle | Auto<br />
MUL<br />
MULTI FAN<br />
BILDER: © VOLKSWAGEN NUTZFAHRZEUGE
81<br />
TI FAN<br />
Volkswagen kreiert seit Jahrzehnten<br />
ein perfektes Rezept. Die Zutaten dafür<br />
sind simpel und machen wie bei jedem<br />
guten Gericht als Komposition den Geschmack<br />
und die Einzigartigkeit aus.<br />
In der Welt der Automobilgastronomie<br />
präsentiert Volkswagen stolz sein<br />
bewährtes kulinarisches Meisterwerk:<br />
den Volkswagen Multivan. Dieses Fahrzeug,<br />
das mit Raffinesse, Vielseitigkeit<br />
und einer Prise Luxus gewürzt ist, verspricht<br />
ein Festmahl für Fahrer und Passagiere<br />
gleichermaßen.<br />
Man nehme ein recht puritanisches<br />
Produkt wie einen vielseitig einsetzbaren<br />
Transporter und schmeckt diesen<br />
ab mit:<br />
Einem Hauch von Eleganz: Der Multivan<br />
begrüßt seine Gäste mit einem stilvollen<br />
und modernen Design. Die klaren<br />
Linien und die markante Front verleihen<br />
dem Fahrzeug einen Hauch von<br />
Eleganz, während die aerodynamische<br />
Form den Multivan nicht nur ästhetisch<br />
ansprechend, sondern auch energieeffizient<br />
macht.<br />
Innovative Technologie als Gewürz:<br />
Der Multivan ist mit einer Fülle von<br />
High-Tech-Features ausgestattet, die<br />
das Fahrerlebnis auf ein neues Niveau<br />
heben. Das fortschrittliche Infotainment-System<br />
und die intelligente<br />
Fahrerassistenztechnologie sind die<br />
Geheimzutaten, die den Multivan zu<br />
einem digitalen Festmahl machen.<br />
Ganz nach gewohnter Volkswagenschule<br />
sind alle Assistenten aber auch<br />
gern mal etwas nervös und warnen vor<br />
Gefahren, die es gar nicht gibt.<br />
Platz für jeden Geschmack: Der Innenraum<br />
des Multivan ist so gestaltet, dass<br />
er den Bedürfnissen der Passagiere gerecht<br />
wird. Die vielseitige Bestuhlung<br />
ermöglicht es, den Innenraum nach Bedarf<br />
zu gestalten - sei es für einen luxuriösen<br />
Familienausflug oder einen geschäftlichen<br />
Kurztrip. Hier ist Platz für<br />
alle, und die optionale Panoramadach-<br />
Komponente verleiht dem Innenraum<br />
eine großzügige Portion Frische.<br />
Ein Motor, der den Gaumen kitzelt: Unter<br />
der Haube des Multivan pulsiert ein<br />
gewohnt gekonnter Diesel aus Wolfsburg,<br />
der für ein dynamisches Fahrerlebnis<br />
sorgt. Die präzise Abstimmung<br />
zwischen Leistung und Effizienz ist wie<br />
das perfekte Gleichgewicht zwischen<br />
Salz und Pfeffer - genau richtig.<br />
Nachhaltigkeit als Hauptgang: Der<br />
Multivan ist nicht nur ein Genuss für<br />
den Gaumen, sondern auch umweltbewusst.<br />
Mit modernster Antriebstechnologie<br />
und umweltfreundlichen Materialien<br />
setzt Volkswagen ein Statement<br />
für nachhaltige Mobilität.<br />
Serviervorschlag:<br />
Beim Genuss des Volkswagen Multivan<br />
haben die Passagiere die Möglichkeit,<br />
sich von der Straße treiben zu lassen<br />
und dabei den Luxus und die Raffinesse<br />
dieses Fahrzeugs zu schmecken. Die<br />
Navigation durch die urbanen Gewässer<br />
wird zu einem Erlebnis, bei dem der<br />
Multivan als das perfekte Gourmet-Auto<br />
brilliert.<br />
Fazit:<br />
Der Volkswagen Multivan ist mehr als<br />
nur ein Fahrzeug - er ist ein Festmahl<br />
auf Rädern. Mit einer gelungenen Mischung<br />
aus Stil, Technologie und Funktionalität<br />
wird jede Fahrt zu einem<br />
kulinarischen Erlebnis. Guten Appetit,<br />
Volkswagen- und Multi-Fans! •<br />
Wilhelm Rafael Garth und<br />
Prof. Arnd Joachim Garth
82 Leserbriefe | impressum<br />
Zur <strong>Ausgabe</strong>: 6/2023<br />
Leserbriefe<br />
+ Kommentare zum Onlinemagazin www.pt-magazin.de<br />
und zum Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />
(red. gekürzt)<br />
Impressum<br />
ISSN 1860-501x | 20. Jahrgang<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1-2/<strong>2024</strong><br />
Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />
Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />
Tel. 0341 240 61 - 00<br />
Petra Tröger (CEO), Dr. Helfried Schmidt<br />
info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />
Das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> ist offizielles <strong>Magazin</strong><br />
des Wettbewerbes „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister des Regierungsbezirkes<br />
Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
Zu: „Warum es sich lohnt, zu Auszeichnungsgala<br />
und Ball der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung zu kommen“<br />
Wenn dieses Land eine Zukunft hat,<br />
dann nur wegen des Mittelstandes. Das<br />
ist der USP Deutschlands im Verhältnis<br />
zu anderen Nationen innerhalb und außerhalb<br />
Europas.<br />
Emilia Mayer-Koch<br />
Ich bin mir sicher, dass gute oder herausragende<br />
Unternehmen auch weiterhin<br />
in Deutschland erfolgreich sein werden.<br />
Wie ist dieses Jahr doch das Motto des<br />
Wettbewerbs „Großer Preis des Mittelstandes“?<br />
#MitZuversichtRichtungZukunft<br />
! Bei den Veranstaltungen treffen<br />
sich so viele exzellente Unternehmer<br />
und Unternehmerinnen, es vibriert<br />
die Luft vor Aktionismus, Optimismus<br />
und an den Tischen geht es um Projekte,<br />
Wachstum, Erfolge. Ich bin froh und<br />
dankbar Teil davon sein zu dürfen. Dank<br />
an: Petra Tröger Helfried Schmidt Christian<br />
Wewezow Thomas Stein und Anja<br />
Gaber die alle und immer das Gute suchen<br />
und auch finden.<br />
Ich glaube an die Zukunft in Deutschland<br />
auch für meine Unternehmen, jedoch<br />
ganz sicher brauchen wir Politiker<br />
die mehr Ahnung von Wirtschaft haben<br />
und Zusammenhänge besser verstehen,<br />
sowie den Fokus ihres Tun’s auf das<br />
Wohlergehen Deutschlands und der eigenen<br />
Bevölkerung legen.<br />
Das ist auch der Schlüssel, um extremen<br />
Strömungen links wie rechts zu begegnen.<br />
Viel Erfolg! – Bin positiv dabei<br />
Joachim Rapp, Innotech<br />
Marketing & Konfektion Rot GmbH<br />
Zu: Wie Top-Start-ups ihren Vertrieb<br />
vergessen<br />
"Ohne Kunden, kein Umsatz" gilt auch für<br />
die beste Idee. Insofern bringt es Michael<br />
Kieppe wieder mal auf den Punkt. Erst<br />
wenn ein wirksamer Vertrieb Kunden<br />
den Nutzen dieser Idee aufzeigen kann,<br />
wird diese Idee erfolgreich sein. Mir gefällt<br />
besonders die systematische Perspektive.<br />
Christian P. Rehbein, Systemischer<br />
BusinessCoach (CAS/ISO/ICI)<br />
Zu: Sei kein Dodo, lern fliegen!<br />
„Limbeck steht ja dafür, dass ausreichend<br />
Fleiß immer Talent schlägt. Es<br />
geht darum, Ziele zu verfolgen und den<br />
Preis des Erfolges zu bezahlen. Ein wunderbares<br />
Beispiel gibt der Star-Fußballer<br />
Oliver Kahn in einem Facebook-Video.<br />
Als Kind und Jugendlicher waren in seiner<br />
Fußballmannschaft zwei Jungs, die<br />
Tore halten konnten. Der eine war er,<br />
und der andere der Sohn des damals berühmtesten<br />
Torwarts Deutschlands. Der<br />
hatte von seinem Vater unendlich mehr<br />
an Talent mitbekommen als Oliver Kahn.<br />
Deshalb wusste Oliver Kahn schon als<br />
Kind, dass er nur eine Chance hatte, besser<br />
zu sein: Mit unendlich mehr Fleiß<br />
und hartem Training. Das tat er und<br />
wurde „Deutschland Torwart“.<br />
Helga Schubert<br />
Zu: Diese Themen stehen für <strong>2024</strong> bei<br />
der Mitarbeiterentwicklung im Fokus<br />
„Die KI-Technologien, die in praktisch alle<br />
Branchen und Wirtschaftszweige eindringen<br />
und zur tragenden Säule ihrer<br />
Entwicklung werden, helfen nun bei der<br />
Berechnung optimaler Liefermethoden.<br />
ChatG<strong>PT</strong>, Blockchain-Technologie, Quantencomputing,<br />
GreenTech und Deep-<br />
Tech-Entwicklungen vereinfachen ebenfalls<br />
das Projektentwicklungssystem<br />
und helfen bei der Prozessoptimierung.<br />
Ebenso wichtig ist die nahtlose Integration<br />
für den B2B-Versand, die anhand<br />
konkreter Beispiele bewertet werden<br />
kann. An der Comex prägen diese Innovationen<br />
die Handelstrends für <strong>2024</strong><br />
und darüber hinaus.<br />
Colt Wright<br />
Redaktion:<br />
Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P), Chefred.<br />
Hauptstadtbüro <strong>PT</strong>-Redaktion<br />
Falk S. Al-Omary, Unter den Linden 10,<br />
10117 Berlin, Tel. +49 171/ 202 3223,<br />
post@al-omary.de<br />
Korrespondenten:<br />
Bernd Schenke (Berlin/Brandenburg)<br />
D-Rolf Becker (Halle/S., Indochina)<br />
Autoren/Interviews dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Felix Behm, Alexander Broj, Matthias Clesle,<br />
Johanna Dahm, Arnd Joachim Garth,<br />
Wilhelm-Rafael Garth, Hanspeter Georgi,<br />
Jens Junak, Stefan Jungk, Ursula Köhler,<br />
Martina Lackner, Jens-Uwe Meyer, Oliver<br />
Meinecke, Thomas Pförtner, Bernhard<br />
Pointner, Rudolf X. Ruter, Petra Tröger,<br />
Helfried Schmidt, Tanja Speck, Christian<br />
Wewezow, Gerald Wood<br />
Anzeigen:<br />
Petra Tröger (V.i.S.d.P.),<br />
Clemens Vogel<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2/2022,<br />
gültig seit 16.08.2022,<br />
Tel. 0341 24061-00<br />
media@op-pt.de, https://bit.ly/pt-media<br />
Satz/Layout:<br />
Phoenixgalaxy UG (haftungsbeschränkt)<br />
Clemens Vogel<br />
Druck:<br />
Druckerei Vetters GmbH & Co. KG<br />
Gutenbergstraße 2, 01471 Radeburg<br />
Erscheinung: 6x jährlich, Einzelpreis 3,00 €<br />
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Porto für 6 <strong>Ausgabe</strong>n. Erhältlich im Verlag,<br />
im Abo, in ausgewählten öffentlichen<br />
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Leserbriefe auch unter www.pt-magazin.de/service/leserbriefe
8<br />
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Wir sind stolz, nun offiziell nach DIN ISO ISO 14001:2015 sowie der ISO 50001:2018 im Ressourcenmanagement<br />
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