Ludwig Ganghofer Bergheimat - DokumentenDownload
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Flocken verschwand, huschte sie am Haus entlang, band ihr blaues Taschentuch über die dünnen Zöpfe und<br />
sprang in den Garten. Den Rock schürzend, tappte sie durch den Schnee, dem Haus des Wangers<br />
entgegen.<br />
Vor der Schwelle schüttelte sie die Kleider, trat in den Flur und öffnete die Stubentür.<br />
"Grüß Gott, Vronerl! Is der Vetter daheim?" fragte sie überfreundlich.<br />
"Na." Das Mädel saß mit einer Flickarbeit am Tisch, während das Kind in der Wiege mit Hobelspänen spielte.<br />
"Grad vor a paar Minuten is der Wanger furt."<br />
"Jöises, und so ebbes Wichtigs hätt ich zreden mit ihm! Aber wann ich schon an Metzgergang gmacht hab,<br />
mußt mir halt verlauben, daß ich a bißl rasten tu. Wie Blei is er heut, der Schnee."<br />
"Ich hab da nix zum verlauben. Du hast mehr Recht im Haus als ich." Vroni warf über die Näharbeit einen<br />
Blick nach der Alten, die schon in die Bank gerutscht war und das Kopftüchl abgenommen hatte.<br />
"Mehr Recht als du?" Die Zenz schmunzelte essigsüß. "Wie mans halt anschaut."<br />
Vroni schien unangenehm berührt zu sein. "Wieso?"<br />
"Mei, die Jungen haben allweil mehr Recht als wie die Alten. Bsonders die Jungen, dö a bißl sauber sind. ja,<br />
der Vetter schaut arg auf dich. Erst gestern", ein Lauerblick, "ja gestern nach der Kirch haben wir gredt<br />
mitanand. Hat er nix gsagt davon? Der Vetter?"<br />
"Daß er dich troffen hat? Na."<br />
"Gwiß net? Wahrhaftiger Herrgott?"<br />
"Kein Sterbenswörtl."<br />
"Schau, schau!" Nachdenklich wiegte Zenz den Kopf zwischen den Schultern. "Wie bist denn zfrieden mit<br />
ihm?"<br />
"Ich bin sein Dienstbot und muß bloß schauen drauf, daß der Meister net zkIagen hat über mich."<br />
"No weißt, fünf Schrittln vom Leib kann mans gut mit ihm aushalten. In der Näh hat er seine borstigen Seiten.<br />
Dös hat d Franzi erfahren müssen, unser Herrgott hab s selig!"<br />
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