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Studie_Basel_III_eNews_DE[1] (PDF 126 kb) - Credita

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<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

„<strong>Basel</strong> <strong>III</strong>“: Auswirkungen auf das unternehmerische Umfeld<br />

Wichtigste Erkenntnisse<br />

• Das geplante Regelwerk „<strong>Basel</strong> <strong>III</strong>“ erhöht den Eigenkapitalbedarf für Banken.<br />

Damit soll die Stabilität des weltweiten Finanzsystems gestärkt werden.<br />

• Die neuen Regeln betreffen vor allem kleinere Finanzinstitute und verstärken somit<br />

die Kreditbedingungen für Klein- und Mittelunternehmen.<br />

• Länder wie die USA und Grossbritannien könnten strengere Bestimmungen<br />

einführen als von <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> empfohlen. Dies würde die Verfügbarkeit von<br />

Finanzierungen in diesen Wirtschaftssystemen beeinträchtigen.<br />

• Finanzdienstleister ohne Banklizenz wie zum Beispiel Investmentbanken und<br />

Hedge-Fonds werden zunehmend eine wichtige Rolle spielen, da sie von den<br />

neuen Bestimmungen nicht betroffen sind. Dies erhöht die Risiken in dieser<br />

Branche.<br />

• Neue Regeln bezüglich den Handelsfinanzierungen werden voraussichtlich zu<br />

strengeren Handelskreditbedingungen führen, wodurch Unternehmen weniger<br />

sichere Finanzierungsinstrumente einsetzen.<br />

• Wenn sich die Handelskreditbedingungen verschärfen werden für diejenigen<br />

Firmen, die mit ausländischen Geschäftspartnern handeln, Risikoinformationen zu<br />

Ländern und Geschäftspartnern wichtiger.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

• Empfehlungen<br />

• Hintergrund: Was geschieht und warum?<br />

• Prognose: Was wird als Nächstes geschehen?<br />

• Auswirkungen auf D&B-Kunden<br />

Empfehlungen<br />

Das neue<br />

Regelwerk<br />

verbessert die<br />

finanzielle<br />

Stabilität, aber<br />

erschwert den<br />

Zugang zu<br />

Krediten<br />

Das geplante und als „<strong>Basel</strong> <strong>III</strong>“ bekannte neue Regelwerk für das Bankwesen soll die<br />

weltweite finanzielle Stabilität verbessern. In diesem Zusammenhang werden<br />

verschärfte Kreditbedingungen für verschiedene Geschäftsaktivitäten eingeführt. Die<br />

Banken werden die neuen Bestimmungen graduell einführen, da eine vollständige<br />

Umsetzung von <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> nicht vor 2019 zu erwarten ist. Dennoch müssen<br />

kreditaufnehmende Firmen sich der Risiken und Gelegenheiten bewusst sein, welche<br />

die neuen Regelungen mit sich bringen, und sich auf kostspieligere<br />

Finanzierungsbedingungen vorbereiten.


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

1. Wenn Banken ihre Eigenkapitalquote erhöhen, indem sie weniger Kredite<br />

vergeben, wird der Zugang zu Krediten mittelfristig voraussichtlich schwieriger. Die<br />

Kosten für Fremdkapital werden wachsen.<br />

2. Der lange Umsetzungszeitplan und die Tatsache, dass die Eigenkapitalquoten<br />

vieler Grossbanken über den Anforderungen von <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> liegen, werden die<br />

Auswirkungen des neuen Regelwerkes auf die Kreditvergabe insbesondere für<br />

Grossunternehmen wahrscheinlich abschwächen. Da die neuen Regelungen<br />

darüber hinaus Finanzinstitute ohne Banklizenz auslassen, könnten grössere<br />

Firmen andere Arten der Finanzierung in Betracht ziehen, zum Beispiel indem sie<br />

Firmenkapital aufbringen oder Schuldtitel emittieren (Schuldverschreibungen auf<br />

dem freien Markt verkaufen, um ihre Geschäftstätigkeiten zu finanzieren).<br />

3. Klein- und Mittelunternehmen werden voraussichtlich schwierigere<br />

Kreditbedingungen antreffen, da das neue Regelwerk hauptsächlich kleine<br />

Finanzinstitute betrifft. Ferner wird das Aufbringen von Firmenkapital sowie die<br />

Emission von Schuldtiteln für Klein- und Mittelunternehmen weiterhin eine viel<br />

kostspieligere Option als für Grossunternehmen darstellen.<br />

4. Das neue Regelwerk wird voraussichlich deutlich höhere<br />

Handelsfinanzierungskosten und verschärften Zugang zu herkömmlichen<br />

Handelsfinanzierungsinstrumenten wie zum Beispiel Akkreditiven zur Folge haben.<br />

Unternehmen könnten zunehmend auf andere Arten von Handelsfinanzierungen<br />

umsteigen, zum Beispiel Kontokorrentkredit, Factoring,<br />

Vorauszahlungsbedingungen oder Exportkreditversicherung.<br />

5. Wenn die Handelsfinanzierungskosten steigen, spielen Länderrisiko- und<br />

Marktinformationen eine immer wichtigere Rolle für Unternehmen, die beim Handel<br />

mit ausländischen Geschäftspartnern Kosten und Risiken minimieren wollen.<br />

Country Risk Services Produkte, zum Beispiel monatliche Country RiskLine<br />

Reports, können solche Informationen bereitstellen.<br />

6. Die Reform bietet Gelegenheiten für Firmen, welche für Banken Dienstleistungen<br />

erbringen, wie zum Beispiel Rechtsberatungsunternehmen oder IT-Firmen.<br />

Experten erwarten insbesondere, dass Grossbanken zwecks Einhaltung der<br />

Regeln in den nächsten zehn Jahren rund 100 Millionen US-Dollar ausgeben<br />

werden, um neue Datenquellen und Modellierungsarten einzuführen.


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Hintergrund: Was geschieht und warum?<br />

Die Finanzbranche<br />

spielt eine zentrale<br />

Rolle für das<br />

Funktionieren der<br />

Wirtschaft<br />

Die Finanzbranche ist nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sie ist vor allem für<br />

gewaltige Geldbeträge verantwortlich. Das Zahlungssystem ist für das reibungslose<br />

Funktionieren der Wirtschaft entscheidend. Demzufolge muss das Vertrauen aller<br />

wirtschaftlichen Akteure in das Banksystem aufrecht erhalten werden. Aus diesem<br />

Grund verwendet die öffentliche Hand Finanzregulierungen zur Stabilisierung des<br />

Banksystems und zur Förderung eines gesunden Wettbewerbs wie auch zur<br />

Beseitigung von Marktversagen, welche die Stabilität von Finanzinstituten gefährden.<br />

Die Finanzkrise und deren Auswirkungen auf Handelsfinanzierungen<br />

Der<br />

Zusammenbruch<br />

des US-<br />

Wohnungsmarktes<br />

im 2007<br />

löste eine<br />

weltweite<br />

Kreditkrise aus...<br />

Solches Marktversagen trat während der jüngsten Finanzkrise auf. Dies zeigte die<br />

Notwendigkeit, dass Regierungs- und Zentralbanken das Branchenregelwerk<br />

revidieren müssen. Insbesondere der Zusammenbruch des US-Wohnungsmarktes im<br />

Jahr 2007 verursachte eine Wertminderung und die Veräusserung von durch<br />

Hypotheken gesicherten Wertpapieren (Mortgage-Backed-Securities), welche durch<br />

den Finanzsektor garantiert waren. Dies löste Leistungsverzüge und eine<br />

Vertrauenskrise in die Liquidität und die Zahlungsfähigkeit der Ban<strong>kb</strong>ranche aus.<br />

Viele Banken versuchten, ihr Engagement durch den Verkauf von Aktiven zu<br />

Tiefpreisen zu reduzieren, wodurch sich die Abwärtsspirale der Aktivenpreise<br />

beschleunigte. Da die Institute Kredite beschränkten, um ihre Eigenkapitalquote im<br />

Angesicht des sinkenden Aktivenwertes über dem regulatorischen Minimum zu<br />

halten, folgte eine Kreditkrise. Die Reduzierung der Kreditversorgung und die<br />

Kostensteigerung von Krediten beeinträchtigte die Kreditvergabe und löste einen<br />

bedeutenden weltweiten Wirtschaftsabschwung auslöste.<br />

Handelskredit<br />

USDm<br />

1,000,000<br />

900,000<br />

800,000<br />

700,000<br />

600,000<br />

500,000<br />

Trade credit (left-hand axis)<br />

World trade (right-hand axis)<br />

USDbn<br />

5,000<br />

4,500<br />

4,000<br />

3,500<br />

3,000<br />

400,000<br />

2,500<br />

Q1-06<br />

Q2<br />

Q3<br />

Q4<br />

Q1-07<br />

Q2<br />

Q3<br />

Q4<br />

Q1-08<br />

Q2<br />

Q3<br />

Q4<br />

Q1-09<br />

Q2<br />

Q3<br />

Q4<br />

Q1-10<br />

Quellen: Joint OECD-BIS-IMF-WB Statistics on External Debt (Gemeinsame OECD-BIS-IMF-WB-Statistik<br />

zu Auslandsschulden), http://www.jedh.org; IMF, International Financial Statistics


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

...was<br />

schwerwiegende<br />

Auswirkungen auf<br />

Handelsfinanzierungen<br />

hatte<br />

Regierungen<br />

versuchten<br />

erfolglos,<br />

Handelskreditbedingungen<br />

zu<br />

kräftigen<br />

Das sinkende Vertrauen in die Ban<strong>kb</strong>ranche und der Liquiditätsengpass<br />

beeinträchtigte die Verfügbarkeit von Handelsfinanzierungen schwerwiegend,<br />

insbesondere da Geschäftspartnerrisiken deutlich zunahmen. Gemäss einer vom<br />

IWF und der Bankers‘ Association for Trade and Finance durchgeführten Umfrage<br />

wurde im Jahr 2008 die Diskrepanz zwischen der Handelskreditnachfrage und dem<br />

von Finanzinstituten bereitgestellten Angebot auf ca. 100-300 Milliarden US-Dollar<br />

geschätzt. Die Kosten neuer Akkreditive für Schwellenmärkte stiegen ebenfalls<br />

deutlich, und zwar von 10-15 Basispunkten über dem Londoner Interbanken-<br />

Zinssatz (LIBOR) auf 300 Basispunkte über LIBOR auf dem Höhepunkt der Krise.<br />

Demzufolge mussten die Regierungen einschreiten, um den<br />

Handelsfinanzierungsstrom wiederherzustellen und um eine noch grössere Zerrüttung<br />

der Wirtschaft zu verhindern. Regionale Entwicklungsbanken und<br />

Exportkreditagenturen griffen ein, um Liquidität und Bürgschaften zu verschaffen und<br />

um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zumindest teilweise zu füllen.<br />

Darüber hinaus einigte sich der G20-Gipfel im Jahr 2009 auf ein Angebotspaket über<br />

250 Milliarden US-Dollar, das die Handelsfinanzierungen unterstützen sollte.<br />

Trotzdem blieben die Handelsfinanzierungsbedingungen im gesamten Jahr 2009 und<br />

in der ersten Hälfte des Jahres 2010 schlecht, mit Ausnahme der Vergabe von<br />

Krediten für höchstrangige Firmen, welche sich seit Ende 2009 wieder relativ stark<br />

erholt hat.<br />

Die Unzulänglichkeiten von <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Die Finanzkrise<br />

zeigte die<br />

Schwächen der<br />

<strong>Basel</strong>-II-Regeln<br />

auf<br />

Die verheerenden Auswirkungen der Finanzkrise und der darauffolgenden weltweiten<br />

Rezession veranlasste die öffentliche Hand, das als <strong>Basel</strong> II bekannte internationale<br />

Rahmenwerk zur Regelung des Banksystems zu überdenken. Dieses Abkommen,<br />

das vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht entwickelt wurde, behandelt das<br />

gesamte Spektrum regulatorischer und aufsichtsführender Fragen, einschliesslich<br />

Liquiditätsnormen, Kreditverwaltung, Betriebsführung, Marktrisikomanagement und<br />

Grundsätze des Rechnungswesens. Der Grundzug dieses Regelwerkes ist, dass<br />

Banken eine Mindest-Tier-1-Eigenkapitalbedarfsquote von 4,0% zu ihren<br />

risikogewichteten Aktiven erfüllen müssen (Tier-1-Kapital ist Kernkapital, das aus<br />

Stammkapital, Gewinnrücklagen und anderen Finanzierungsinstrumenten besteht).<br />

Das Ziel dieses Eigenkapitals ist, dass diese in der Lage sind, unerwartete Verluste<br />

aufzufangen.<br />

Die Krise zeigte jedoch eine Reihe von Unzulänglichkeiten des <strong>Basel</strong>-II-Abkommens:<br />

• Die Eigenkapitalbedarfsquote von 4% war unzureichend, um den gewaltigen<br />

erlittenen Verlusten standzuhalten.<br />

• Die Verantwortung für die Bemessung von Geschäftspartnerrisiken (welche<br />

entscheidend für die Risikogewichtung von Aktiven der Bank und somit für die<br />

Bemessung des Eigenkapitalbedarfs ist) liegt bei den Ratingagenturen, was sich<br />

als anfällig für mögliche Interessenkonflikte erwiesen hat.<br />

• Der Eigenkapitalbedarf ist prozyklisch: Wenn sich die Weltwirtschaft ausbaut und<br />

die Preise von Aktiven steigen, neigen die mit einem Kreditnehmer verbundenen<br />

Länder- und Geschäftspartnerrisiken dazu zu sinken, weshalb der<br />

Eigenkapitalbedarf geringer ist. Allerdings trifft im Fall einer Rezession das


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Gegenteil ein, wodurch der Eigenkapitalbedarf für Banken steigt und die<br />

Kreditvergabe eingeschränkt wird.<br />

• <strong>Basel</strong> II regt die Verbriefung an, da Finanzinstitutionen, die ihre Darlehen als durch<br />

Aktiven gesicherte Wertpapiere neu verpacken, diese von ihrer Bilanz entfernen<br />

und so die Risikogewichtung der Aktiven reduzieren können. Als Folge befähigte<br />

dieser Vorgang viele Banken, ihren Eigenkapitalbedarf zu verringern, wachsende<br />

Risiken zu übernehmen und ihre Fremdfinanzierung zu steigern.<br />

Prognose: Was wird als Nächstes geschehen?<br />

<strong>Basel</strong> <strong>III</strong> soll die<br />

Probleme des<br />

Banksystems<br />

ansprechen<br />

Vor diesem Hintergrund hat der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht seit 2009 eine<br />

Reihe von Konsultationspapieren herausgegeben, um die bestehenden Richtlinien für<br />

das Bankwesen zu überarbeiten. Die geplanten Regeln wurden umfangreich<br />

diskutiert, da Zentralbankiers, Experten, Journalisten und Vertreter von<br />

Interessengruppen versucht haben, das neue Regelwerk mitzugestalten. Im<br />

November 2010 werden die nationalen Behörden auf dem G20-Gipfel in Seoul<br />

voraussichtlich die Endversion des <strong>Basel</strong>-<strong>III</strong>-Abkommens verabschieden.<br />

Der Eigenkapitalbedarf gemäss <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Im September 2010 veröffentlichte der Basler Ausschuss ein Konsultationspapier zu<br />

den neuen Regeln für Eigenkapitalbedarf. Dies ist das Kernstück der <strong>Basel</strong>-<strong>III</strong>-Reform<br />

mit folgendem Inhalt:<br />

• Die Eigenkapitaldefinition wird auf Stammaktien und Gewinnrücklagen begrenzt,<br />

und die Tier-1-Eigenkapitalbedarfsquote steigt von 4,0% auf 6,0%.<br />

• Das erforderliche Verhältnis von Stammkapital zu risikogewichteten Aktiven steigt<br />

von 2,0% auf 4,5%. Gemäss <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> wird Stammkapital über risikogewichteten<br />

Aktiven als Referenzquote angesehen und die Tier-1-Eigenkapitalquote ablösen.<br />

• Die neuen Regeln werden einen Kapitalerhaltungs-Puffer einführen, der über 2,5%<br />

liegen und durch Stammkapital beglichen werden muss; in Belastungszeiten<br />

(wenn die Eigenkapitalquote der Bank unter 7,0% fällt) werden Finanzinstitute<br />

berechtigt sein, auf diesen Kapitalpuffer zurückzugreifen, indem sie<br />

Ausschüttungen von Dividenden beziehungsweise Sonderdividenden<br />

einschränken. Diese Massnahmen sollen das Problem ansprechen, bei dem nach<br />

<strong>Basel</strong> II der Eigenkapitalbedarf nicht ausreichte, um bedeutenden Verlusten<br />

standzuhalten.<br />

• Der Basler Ausschuss beabsichtigt ausserdem, einen antizyklischen<br />

Eigenkapitalpuffer zwischen 0% und 2,5% einzurichten, der nur in Zeiten<br />

überschüssigen Kreditwachstums in Kraft sein soll (beruhend auf dem Ermessen<br />

der nationalen Regulierungsbehörden). Das Ziel dieser Regelung ist, die Pro-<br />

Zyklizität von <strong>Basel</strong> II insbesondere in Zeiten des Wirtschaftswachstums<br />

auszugleichen. Darüber hinaus zielen die geplanten Regelungen darauf ab, das<br />

System zu stärken, indem sie eine Verschuldungsgrenze von 3,0% einführen. Auf<br />

jeden Fall wird das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtaktiven über diesem<br />

Schwellenwert liegen müssen.


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

• Schlussendlich werden Grossbanken einem höheren Eigenkapitalbedarf genügen<br />

müssen (dieser muss noch festgelegt werden).<br />

Die neuen Regeln<br />

stärken die<br />

finanzielle<br />

Stabilität...<br />

... werden jedoch<br />

die Kreditbedingungen<br />

für<br />

Klein- und Mittelunternehmen<br />

verschärfen<br />

Im Grossen und Ganzen ist D&B der Meinung, dass diese Regelungen zum<br />

Eigenkapitalbedarf eine Stärkung der Stabilität in der Finanzbranche darstellen.<br />

Trotzdem bleiben wir misstrauisch gegenüber den Risiken, die diese Reform mit sich<br />

bringt. Erstens ist der Durchführungszeitplan für dieses Regelwerk relativ lang, um<br />

negative Auswirkungen auf Kreditbedingungen und die zögerliche wirtschaftliche<br />

Erholung zu vermeiden. Die meisten Regelungen werden nach und nach zwischen<br />

den Jahren 2013 und 2019 umgesetzt, was den nationalen Regulierungsbehörden<br />

und den meisten Finanzinstituten genügend Zeit lässt, um sich auf den höheren<br />

Eigenkapitalbedarf vorzubereiten, ohne die Kreditvergabe merklich zu beeinträchtigen.<br />

Dennoch sind wir misstrauisch gegenüber dem Risiko, dass die Umsetzung von <strong>Basel</strong><br />

<strong>III</strong> vor allem überschuldete und kleinere Banken dazu zwingen könnte, den Zugang zu<br />

Krediten zumindest vorübergehend zu begrenzen. Insbesondere wird dies<br />

wahrscheinlich verschärfte Kreditbedingungen für Klein- und Mittelunternehmen sowie<br />

für Jungunternehmen verursachen.<br />

Umsetzungszeitplan für <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

% of risk-w eighted assets<br />

Capital conservation buffer<br />

10.0<br />

9.0<br />

Minimum common equity capital ratio<br />

8.0<br />

7.0<br />

6.0<br />

5.0<br />

4.0<br />

3.0<br />

2.0<br />

1.0<br />

0.0<br />

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />

Quelle: Basler Ausschuss für Bankenaufsicht


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Die<br />

Auswirkungen<br />

auf das<br />

mittelfristige<br />

Wirtschaftswachstum<br />

werden<br />

vermutlich nicht<br />

bedeutungsvoll<br />

sein<br />

Nichtbanken<br />

werden weiterhin<br />

eine Bedrohung<br />

für die Stabilität<br />

darstellen<br />

Die mittelfristigen Auswirkungen von <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> auf das Wirtschaftswachstum sind<br />

weniger deutlich. Der Basler Ausschuss und das Institute of International Finance (IIF)<br />

haben zwei widersprüchliche <strong>Studie</strong>n zu diesem Thema veröffentlicht. Obwohl beide<br />

<strong>Studie</strong>n bestätigen, dass der höhere Eigenkapitalbedarf positive Auswirkungen auf<br />

das langfristige Wirtschaftswachstum haben wird, indem es die Wahrscheinlichkeit<br />

von Finanzkrisen reduziert, unterscheiden sich die Ansichten über die Kosten der<br />

Umsetzung deutlich. Gemäss dem Szenario des Basler Ausschusses wird sich eine<br />

2,0-prozentige Erhöhung des Eigenkapitalbedarfs negativ auf das reale BIP-<br />

Wachstum auswirken, wobei jährlich nur 0,04 Prozentpunkte über einen Zeitraum von<br />

vier Jahren abgezogen werden. Im Gegensatz zu dieser optimistischen Ansicht vertritt<br />

das IIF die Auffassung, dass dieselbe Erhöhung des Eigenkapitalbedarfs eine<br />

jährliche Herabsetzung des realen BIP-Wachstums von 0,6 Prozentpunkten über<br />

denselben Zeitraum zur Folge hätte. Obwohl das Risiko erheblicher Auswirkungen auf<br />

die Wachstumsaussicht nicht ignoriert werden kann, erachten wir das Szenario des<br />

Basler Ausschusses als wahrscheinlicher.<br />

<strong>Basel</strong> <strong>III</strong> lässt auch wichtige Fragen zu Nichtbanken (Finanzinstitute ohne Banklizenz)<br />

offen, da diese den Rahmen der neuen Regeln sprengen würden. Schattenbanken<br />

(wie Versicherungen, Hedgefonds, Pensionsfonds und Investmentbanken) spielten<br />

eine zentrale Rolle in der jüngsten Finanzkrise und haben sich zu einem<br />

Grossanbieter für Kredite entwickelt. Dennoch betreffen die Vorschläge des Basler<br />

Ausschusses diese an Bedeutung gewinnende Branche des Finanzsystems nicht;<br />

dies bedeutet, dass <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> Schattenbanken einen Wettbewerbsvorteil gewährt und<br />

voraussichtlich den Anreiz zur Übernahme von Risiken in dieser Branche schafft.<br />

Darüber hinaus wird im Fall einer Insolvenzkrise bei Nichtbanken das Banksystem<br />

vermutlich nicht immun gegenüber dem Ansteckungsrisiko bleiben.<br />

Zuletzt bleibt die Regulierungsarbitrage weiterhin ein Problem, da manche<br />

Regierungen (wie die der USA und Grossbritanniens) voraussichtlich verschärfte<br />

Bedingungen bzw. verkürzte Zeitpläne für die Umsetzung der neuen Regeln<br />

befürworten. Demzufolge – obwohl <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> eine Reihe allgemeiner Normen<br />

unterstützt, um zu verhindern, dass Banken regulatorische Unterschiede zwischen<br />

den Ländern ausnutzen – bleibt dieses Risiko handfest.<br />

Die Auswirkungen auf Handelsfinanzierungen<br />

Da die Kosten<br />

und<br />

Verfügbarkeit von<br />

Handelsfinanzierungen<br />

vermutlich<br />

deutlich<br />

ansteigen<br />

werden...<br />

Eine der offenstehenden Fragen, die durch die jüngste Finanzkrise aufgezeigt wurde,<br />

betrifft die Auswirkungen von Verbriefungen auf die Stabilität des Banksystems.<br />

Gemäss <strong>Basel</strong> II griffen Banken auf Verbriefungen zurück, um ihren<br />

Eigenkapitalbedarf durch Entfernen ihrer Aktiven von der Bilanz zu reduzieren. Dies<br />

führte zwangsläufig zu einer bedeutenden Erhöhung der Risiken, was die<br />

Hypothekenkrise veranschaulichte. Demzufolge schlägt der Basler Ausschuss vor, die<br />

mit allen nicht-bilanziellen Posten verbundene Risikogewichtung zu erhöhen. Es geht<br />

darum, den Kreditumrechnungsfaktor (die Risikogewichtung) dieser Posten von den<br />

derzeitigen 20% auf 100% zu steigern; dies bedeutet, dass Banken ihr Eigenkapital<br />

für durch Aktiven gesicherte Darlehen auf das Fünffache erhöhen müssen. Auf diese<br />

Weise versucht <strong>Basel</strong> <strong>III</strong> Fremdfinanzierungen zu beschränken und die finanzielle<br />

Stabilität zu steigern.


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

...werden<br />

Geschäftspartnerund<br />

Länderrisikoinformationen<br />

immer wichtiger<br />

Verschärfter<br />

Zugang zu<br />

Handelsfinanzierungen<br />

wird einen<br />

Dominoeffekt auf<br />

den weltweiten<br />

Handel haben<br />

Da die Definition des Basler Ausschusses für nicht-bilanzielle Posten unter anderem<br />

auch Standby-Akkreditive und Handelsakkreditive einschliesst, wird die<br />

Risikogewichtung herkömmlicher Handelsfinanzierungsinstrumente (welche rund 30<br />

Prozent des Welthandels ausmachen) wahrscheinlich ebenfalls deutlich ansteigen.<br />

Die Konsequenz ist, dass Banken einer fünffachen Erhöhung der<br />

Handelsfinanzierungskosten gegenüberstehen werden, was zwei Möglichkeiten lässt:<br />

Entweder legen sie die Kosten auf ihre Kunden um oder sie müssen sich auf andere,<br />

profitablere Aktivitäten konzentrieren und ihr Handelskredit-Engagement reduzieren,<br />

wodurch sie den Zugang zu Akkreditiven einschränken.<br />

In jedem Fall werden sich die Handelsfinanzierungskosten für die meisten Firmen<br />

vermutlich verschlechtern; voraussichtlich werden insbesondere Unternehmen mit<br />

Engagements in Schwellenländern betroffen sein, da Akkreditive sehr oft bei<br />

Handelstransaktionen mit Firmen eingesetzt werden, die ihren Sitz in sich<br />

entwickelnden Wirtschaftssystemen haben. Daher ist D&B der Meinung, dass im Zuge<br />

der Verteuerung von Akkreditiven Exporteure dazu neigen, auf weniger kostspielige<br />

Handelsfinanzierungsinstrumente umzustellen. Dies sind zum Beispiel offene<br />

Zahlungsziele, die weniger strenge Dokumentenanforderungen haben, oder andere<br />

Arten nicht abgesicherter Finanzierung wie Forfaitierung. Das bedeutet jedoch<br />

ebenfalls, dass Firmen, die weniger kostspielige Handelsfinanzierungsprodukte<br />

wählen, ihre Geschäftspartner- und Länderrisiken noch sorgfältiger prüfen müssen.<br />

Handelsfinanzierungsexperten haben diese Bestimmungen kritisiert. Obwohl nichtbilanzielle<br />

Posten in den letzten Jahren die Ursache für Fremdfinanzierungen waren,<br />

werden Handelswechsel durch zugrunde liegende Geschäfte abgestützt. So haben<br />

zum Beispiel Akkreditive Sicherheiten und Detailunterlagen, und sie werden<br />

traditionsgemäss als risikoarme Produkte angesehen. Wir warnen vor dem Risiko,<br />

dass diese fünffache Erhöhung des Kreditumrechnungsfaktors für<br />

Handelskreditinstrumente den Zugang zu Handelsfinanzierungen deutlich<br />

einschränken könnte und daher wahrscheinlich einen negativen Dominoeffekt auf den<br />

Welthandel haben wird.<br />

Auswirkungen auf D&B-Kunden<br />

Die komplexe Architektur von „<strong>Basel</strong> <strong>III</strong>“ wird mittel- und langfristige Auswirkungen auf<br />

das Banksystem und dessen Kreditbedingungen für die Geschäftswelt haben. Die<br />

geplanten Regelungen sollen auf dem G20-Gipfel in Seoul im November<br />

verabschiedet werden.<br />

1. D&B ist der Meinung, dass der neue Eigenkapitalbedarf nur begrenzte<br />

Auswirkungen auf den Zugang zu Krediten haben wird, da die langfristige<br />

Umsetzung dieser Regelungen den Druck auf die meisten Banken und somit auf<br />

kreditnehmende Firmen abbauen sollte.<br />

2. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass kleine Institute und Banken mit niedrigeren<br />

Eigenkapitalquoten Kreditvergaben einschränken, um den neuen Regelungen<br />

nachzukommen. Dies wird hauptsächlich Auswirkungen auf die Kreditaufnahme<br />

von Klein- und Mittelunternehmen haben.<br />

3. Herkömmliche Handelskreditinstrumente, zum Beispiel Akkreditive, könnten<br />

insbesondere im Vergleich zu anderen Finanzierungsmassnahmen teurer werden.


<strong>Studie</strong> zu <strong>Basel</strong> <strong>III</strong><br />

Dies hätte grösstenteils Auswirkungen auf den Nord-Süd-Handel sowie in<br />

geringerem Masse auf den Nord-Nord-Handel.<br />

4. Da „<strong>Basel</strong> <strong>III</strong>“ keine Nichtbanken (Finanzinstitute ohne Banklizenz) anvisiert,<br />

erwartet D&B, dass die Schattenbankenbranche auf Kosten von herkömmlichen<br />

Finanzinstituten eine immer tatkräftigere Rolle spielen wird.<br />

5. Die Regierungen bzw. Zentralbanken mancher Länder werden dazu neigen,<br />

verschärfte Regelungen einzuführen, was mögliche Mehrkosten für Banken und<br />

somit Firmen bedeutet.<br />

6. Um das Risiko von Verlusten bei weniger kostenintensiven, aber risikoreicheren<br />

Exportfinanzierungsinstrumenten zu minimieren, benötigen Exporteure vermehrt<br />

Informationen: sowohl Länderrisikoberichte wie auch Informationen zur Bonität und<br />

Vernetzung von Kunden und Lieferanten werden zunehmend wichtig.<br />

D&B Country Risk Services<br />

D&B Country Risk Services verfügt über ein Team von Ökonomen, welches sich<br />

damit befasst, die mit weltweiter Geschäftstätigkeit verbundenen Risiken zu<br />

analysieren (derzeit 132 Länder). D&B überwacht all diese Länder täglich und fertigt<br />

sowohl kürzere analytische Berichte an (Country RiskLine Reports, mindestens einen<br />

monatlich pro Land für die meisten Länder) als auch ausführlichere 50-seitige Country<br />

Reports. Für weitere Einzelheiten wenden Sie sich bitte an Country Risk Services<br />

unter +41 44 735 64 64 oder schicken Sie uns eine E-Mail an info@dnb.ch.<br />

Weitere Hilfsquellen<br />

Die in dieser Druckschrift enthaltenen Informationen waren bei Redaktionsschluss<br />

korrekt. Die aktuellsten Informationen zu allen hier behandelten Ländern finden Sie im<br />

monatlichen International Risk & Payment Review von D&B in Englischer Sprache.<br />

Wenn Sie umfassende und detaillierte Informationen wünschen, beziehen Sie sich<br />

bitte auf den jeweiligen kompletten Länderbericht (Full Country Report).<br />

Quellenangaben: Diese Abhandlung wurde von D&B Country Risk Services herausgebracht und von Riccardo<br />

Fabiani verfasst.

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