Potentiale für den Einsatz von Nährstoff- Filtersystemen in ...
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HW 56. 2012, H.1<br />
Holsten et al.: <strong>Potentiale</strong> für <strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> Nährstoff-<strong>Filtersystemen</strong> … DOI 10.5675/HyWa_2012,1_1 I Fachartikel<br />
verb<strong>in</strong>dungen (DOUGLAS et al. 2004, VOHLA et al. 2011) e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wer<strong>den</strong>. Um diese Systeme effizient zu betreiben, müssen<br />
die <strong>in</strong> ihnen wirken<strong>den</strong> Prozesse und kontrollieren<strong>den</strong> E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
bekannt se<strong>in</strong> (PERILLON & MATZINGER 2010).<br />
2.1 Denitrifikationssysteme<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Bei der Denitrifikation wird wassergelöstes Nitrat durch Bakterien<br />
zu molekularem Stickstoff umgewandelt, wenn der Sauerstoffgehalt<br />
unter 1 mg/O 2<br />
pro l liegt. E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung<br />
für <strong>den</strong> Ablauf der Reaktion ist neben e<strong>in</strong>em pH-Wert <strong>von</strong> 7–8<br />
die Anwesenheit <strong>von</strong> organischem Kohlenstoff, der als Elektronendonator<br />
dient.<br />
5 CH 2<br />
O + 4 NO 3 – 2 N 2<br />
+ 5 CO 2<br />
+ 3 H 2<br />
O + 4 OH –<br />
Grundsätzlich wer<strong>den</strong> die Umsatzraten <strong>von</strong> der Nitratkonzentration<br />
im Wasser, der Wasseraufenthaltszeit und der Temperatur<br />
bestimmt. Um <strong>den</strong> Prozess, der auch <strong>in</strong> natürlichen Systemen<br />
stattf<strong>in</strong>det, gezielt für <strong>den</strong> Nitratabbau e<strong>in</strong>zusetzen, wird nitratreiches<br />
Wasser durch organisches Material wie z.B. Holzhackschnitzel,<br />
Sägespäne, Stroh oder Kompost geleitet (CAMERON<br />
& SCHIPPER 2010, GREENAN et al. 2006, SCHIPPER et al. 2010b).<br />
Weitere Stickstoffverb<strong>in</strong>dungen wie Ammoniak oder organischer<br />
Stickstoff sowie Phosphor passieren das System weitgehend unverändert.<br />
Arten <strong>von</strong> Denitrifikationssystemen<br />
In der Praxis wur<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>e Denitrifikationssysteme getestet,<br />
die sich h<strong>in</strong>sichtlich der Verfügbarkeit <strong>von</strong> Wasser, Wasserdurchflussraten<br />
und Flächenverbrauch unterschei<strong>den</strong> (Tab. 1).<br />
H<strong>in</strong>weise auf die Grenzen des Systems stammen mehrheitlich<br />
aus SCHIPPER et al. (2010a).<br />
Für e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> belasteten Wässern wur<strong>den</strong> bereits unterschiedliche<br />
Filtersysteme entwickelt, wobei weitere Untersuchungen<br />
zur Optimierung der Systeme <strong>in</strong> Bezug auf die Durchströmungsrichtung<br />
und <strong>den</strong> <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> passiven Solaranlagen<br />
zur Erhöhung der Temperatur und damit der Nitratabbauraten<br />
erprobt wur<strong>den</strong> (CAMERON & SCHIPPER 2011). Besonders <strong>in</strong>teressant<br />
s<strong>in</strong>d unterirdische Systeme wie Denitrifikationswälle, die<br />
wartungsfrei über viele Jahre wirksam s<strong>in</strong>d, wobei die Durchströmung<br />
des organischen Materials sichergestellt se<strong>in</strong> muss. Diese<br />
Systeme kommen ohne Flächenverlust und Folgekosten aus.<br />
Kohlenstoffquellen<br />
In Denitrifikationssystemen wur<strong>den</strong> bislang verschie<strong>den</strong>e organische<br />
Materialien als Kohlenstoffquelle e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en<br />
die <strong>in</strong> Deutschland leicht verfügbaren <strong>in</strong> Tabelle 2 zusammengestellt<br />
s<strong>in</strong>d. Weitere untersuchte Substanzen wie Jutepellets,<br />
Rohbaumwolle, Kokosfasern und Torf s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> größeren Mengen<br />
nicht kostengünstig zu erwerben oder, im Fall <strong>von</strong> Torf, zumeist<br />
mit anderen, negativen Umweltwirkungen verbun<strong>den</strong>.<br />
Neben der Nitratabbaurate s<strong>in</strong>d für die Auswahl der Materialien<br />
die Lebensdauer und die hydraulische Leitfähigkeit <strong>von</strong> besonderer<br />
Bedeutung. Insbesondere bei Systemen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en ke<strong>in</strong>e<br />
Möglichkeit besteht, das organische Material zu ersetzen, hat<br />
sich die Verwendung <strong>von</strong> Holzhackschnitzeln bewährt (CAME-<br />
RON & SCHIPPER 2010, GREENAN et al. 2006, JAYNES et al. 2008,<br />
ROBERTSON et al. 2000). Es konnte gezeigt wer<strong>den</strong>, dass die<br />
Systeme m<strong>in</strong>destens 15 Jahre lang wirksam s<strong>in</strong>d (SCHIPPER et al.<br />
Tabelle 1<br />
Überblick bisher wissenschaftlich untersuchter Denitrifikationssysteme<br />
Overview of scientifically <strong>in</strong>vestigated <strong>den</strong>itrification systems<br />
Systeme Lage Wasserquelle<br />
und -weg<br />
Wälle<br />
Betten und Boxen<br />
Schichten<br />
Reaktive Gräben<br />
Grundwasser-<br />
Reaktoren<br />
Dränfilter<br />
Unterirdische<br />
vertikale Gräben,<br />
später überfahrbar<br />
Ober- und unterirdisch,<br />
aber durch empf<strong>in</strong>dliche<br />
Wasserauffangbehälter,<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich ke<strong>in</strong>e Überfahrbarkeit<br />
Unterirdische<br />
horizontale, überfahrbare<br />
Schichten<br />
Ober- und unterirdisch <strong>in</strong><br />
vorhan<strong>den</strong>en Gräben<br />
An Oberfläche, nicht<br />
überfahrbar<br />
Ummantelungen <strong>von</strong><br />
Dränagerohren<br />
Grundwasser<br />
durchströmt <strong>den</strong> Wall<br />
horizontal<br />
Hochkonzentrierte<br />
Abflüsse, die <strong>in</strong> mit Folie<br />
ausgeschlagenen Gräben<br />
(Betten) oder Plastikbehältern<br />
(Boxen) aufgefangen<br />
wer<strong>den</strong><br />
Sickerwasser oder<br />
Verrieselung <strong>von</strong><br />
Abwässern<br />
Grabenwasser<br />
Quellige Standorte mit aufsteigendem<br />
Grundwasser<br />
Sickerwasserabflüsse durch<br />
Dränagen<br />
Grenzen des Systems<br />
Hydraulischer Gradient muss bekannt<br />
se<strong>in</strong>, Wasseraufenthaltszeit<br />
meist kurz, Abbauleistung daher<br />
eher ger<strong>in</strong>g<br />
Bei stark variieren<strong>den</strong> Zuflussraten<br />
Starkregenereignisse bei<br />
Bemessung e<strong>in</strong>beziehen, evtl.<br />
Umgehungsger<strong>in</strong>ne anlegen<br />
Verschlammung möglich, nur für<br />
Verrieselung belasteter Abwässer<br />
erfolgreich erprobt, Wasseraufenthaltszeiten<br />
eher kurz<br />
Verschlammung möglich, Starkregenereignisse<br />
<strong>in</strong> Bemessung<br />
e<strong>in</strong>beziehen<br />
Sehr lokal e<strong>in</strong>setzbar<br />
Bisher nur Kokosfaservariante<br />
im Handel erhältlich, ger<strong>in</strong>ge<br />
Wasseraufenthaltszeit, ke<strong>in</strong>e<br />
Untersuchungen zu Holzhackschnitzelschüttung<br />
Quelle = Nr. Lit.-verz.<br />
(Land)<br />
21 (CDN)<br />
26 (NZ)<br />
12 (USA)<br />
5 (AUS)<br />
1 (PL)<br />
36 (CDN)<br />
27 (NZ)<br />
21 (CDN)<br />
28 (NZ)<br />
24 (CDN)<br />
20 (D)<br />
37 (CND)<br />
6 (D)<br />
5