Deggendorf — Die Stadt und ihre Mitte 1 - Geschichtsverein für den ...
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Neben der Ober- <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>lschicht war da auch noch die große Zahl der Inwohner<br />
ohne eigenen Immobilienbesitz, der Gesellen, der Hausgewerbler, der Taglöhner,<br />
Fuhrknechte. <strong>Die</strong>ses Kleinbürgertum war offensichtlich zahlenmäßig sehr stark, auch<br />
wenn genaue Angaben aufgr<strong>und</strong> fehlender Vorarbeiten noch nicht möglich sind 49 .<br />
Auch die Zahl der Kleinstverdiener, der Armen <strong>und</strong> Ärmsten unter <strong>den</strong> sicher nicht<br />
mehr als 1500 Einwohnern, ist nicht bekannt. Wie in anderen Städten nahmen sich<br />
mehrere mildtätige Stiftungen 50 dieser letzten Gruppe der Bevölkerung an: die Feldsiechen-<br />
oder Leprosenhausstiftung an der Donau mit <strong>ihre</strong>r Erasmuskapelle geht vielleicht<br />
schon auf die Zeit der Kreuzzüge zurück; das St.-Oswald-Bruderhaus, das Betschwesternhaus,<br />
das Blatternhaus sind spätere Gründungen. Das bekannteste Spital war das<br />
Hl.-Geist-Spital, besser bekannt als Katharinenspital 51 . Vielleicht hängt seine Entstehung<br />
schon mit der ältesten <strong>Stadt</strong>geschichte zusammen. Im späten <strong>Mitte</strong>lalter waren die<br />
meisten dieser Stiftungen zu Pfründneranstalten gewor<strong>den</strong>, eine Art Altersheim, in das<br />
man sich je nach Bedürftigkeit mit einer gewissen Geldsumme einkaufen mußte 52 . Wie<br />
die Rechnungen ausweisen, lebte man darin wenigstens in späteren Zeiten nicht<br />
schlecht, aber nicht immer war der Tisch so reichlich gedeckt wie im St.-Oswald-Bruderhaus<br />
am Kirchweihtag:<br />
Es wurde da gereicht:<br />
Fleisch, Bradl, Wurst, Zugemüß, 1 Eimer Bier, jede Person 2 gewalchte <strong>und</strong> 10<br />
gerbene Krapfen, 1 ganzes Hiendl <strong>und</strong> Bäcbtwerch als Pastetten, Weinberl- oder<br />
eine Mandeltorte, je Person 2 Butterkräpfl, Pafesen <strong>und</strong> Mauracher in sieße<br />
Weinbrüh mit Weinberln 53 .<br />
Zwei Menschengruppen stan<strong>den</strong> außerhalb der Bürgergesellschaft: Klerus <strong>und</strong> Ju<strong>den</strong><br />
54 . War die Stellung der Ju<strong>den</strong> auch ursprünglich nicht schlecht <strong>—</strong> <strong>für</strong> Landshut<br />
sollen sie nach einer Überlieferung sogar dem Herzog das Geld zur <strong>Stadt</strong>gründung vorgestreckt<br />
haben <strong>—</strong> so waren sie bis zum 14. Jahrh<strong>und</strong>ert durch die Ausbildung der<br />
Zünfte vom Gewerbe nahezu ausgeschlossen; im Handel waren sie weitgehend entbehrlich<br />
gewor<strong>den</strong>, immer mehr wur<strong>den</strong> sie ins reine Geld- <strong>und</strong> Pfandleihgeschäft abgedrängt<br />
5S . <strong>Die</strong>s trug vor allem dazu bei, sie verhaßt zu machen. Hungersnöte <strong>und</strong> die<br />
Pest waren weitere Gründe <strong>für</strong> die zahlreichen Pogrome im ganzen Reich. Wieviele Ju<strong>den</strong><br />
bis zu <strong>ihre</strong>r beklagenswerten Ermordung im Jahre 1337 in <strong>Deggendorf</strong> als herzogliche<br />
Kammerknechte lebten, sagt uns keine Quelle 5