Deggendorf — Die Stadt und ihre Mitte 1 - Geschichtsverein für den ...
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die mächtigen Grafen von Bogen 7S der <strong>Stadt</strong> bemächtigten <strong>—</strong> sie saßen damals schon<br />
auf dem Natternberg <strong>—</strong> oder ob bereits jetzt die Witteisbacher Herzöge die Gunst der<br />
St<strong>und</strong>e nutzten <strong>und</strong> aus territorial-, wehr-, Verkehrs-, wirtschafts- <strong>und</strong> fiskalpolitischen<br />
Interessen <strong>ihre</strong> Landesherrschaft auch über <strong>Deggendorf</strong> ausdehnten. Je<strong>den</strong>falls schenken<br />
sie 1231 <strong>ihre</strong> Zehnten in <strong>Deggendorf</strong> an das Kloster Aldersbach, hatten also hier<br />
schon Rechte 76 . 1242 starben die Bogener aus, 1246 die Babenberger <strong>—</strong> vielleicht beerbten<br />
die Witteisbacher auch jetzt erst eines dieser Geschlechter in unserem Raum. <strong>Die</strong><br />
Farben des <strong>Deggendorf</strong>er <strong>Stadt</strong>wappens <strong>—</strong> rot, weiß <strong>und</strong> blau <strong>—</strong> halten noch heute die<br />
Erinnerung an sie wach.<br />
7. Das genaue Gründungsjahr von <strong>Deggendorf</strong> ist aus <strong>den</strong> eben genannten Ursachen<br />
nicht bekannt. Ich habe mich schon seit langem gew<strong>und</strong>ert, daß Abt Hermann von<br />
Niederaltaich, der genaue Chronist seiner Zeit, die Gründung von Landshut, Straubing<br />
oder Landau in seinen Annalen genau vermerkt, vom benachbarten <strong>Deggendorf</strong> aber<br />
schweigt 77 . Haben vielleicht die Witteisbacher <strong>Deggendorf</strong> doch nicht „gegründet",<br />
sondern ein schon vorhan<strong>den</strong>es „Dorf am Wasser" als ihr „<strong>Deggendorf</strong>" nur übernommen?<br />
Sie haben mich geduldig auf dem Weg in die Vergangenheit begleitet. Vieles wäre noch<br />
zu berichten, noch manche Forschungsdefizite wären aufzuzeigen. <strong>Die</strong>s sei einer anderen<br />
Gelegenheit vorbehalten. Von der Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Für die<br />
meisten von uns bedeutet diese <strong>Stadt</strong> Heimat, <strong>für</strong> viele <strong>den</strong> beruflichen <strong>Mitte</strong>lpunkt.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> ist eine wesentliche Form unseres Lebens 78 ; auch wer auf dem Lande wohnt,<br />
kann nicht auf sie verzichten. <strong>Die</strong>se Lebensform braucht eine <strong>Mitte</strong>. Der gebaute Raum<br />
der <strong>Stadt</strong>mitte ist Inbegriff <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> städtische Lebensform zugleich. Seit langem<br />
beklagen sensible Menschen <strong>den</strong> „Verlust der <strong>Mitte</strong>" 79 , warnen vor der Gefahr<br />
der „Unwirtlichkeit unserer Städte" 80 . So wie unsere Städte konturenlos ausufern <strong>und</strong><br />
die eindrucksvollen Konturen <strong>ihre</strong>r alten Silhouette verlieren, droht auch uns die Gefahr,<br />
konturenlos zu wer<strong>den</strong>, wenn wir unsere geistig-kulturelle „<strong>Mitte</strong>" verlieren 81 .<br />
Damit bin ich wieder beim Ausgangspunkt meiner Überlegungen angelangt. <strong>Die</strong> Erinnerung<br />
an das Jahr 1535 ist nur dann sinnvoll, wenn wir die Vergangenheit als Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Gegenwart akzeptieren, weil die Geschichte uns zwar nicht klug <strong>für</strong> <strong>den</strong> Einzelfall,<br />
aber weise <strong>für</strong> das Ganze macht, wie Jacob Burckhardt gesagt hat 82 . Lassen Sie<br />
mich schließen mit <strong>den</strong> Worten, mit <strong>den</strong>en vor 50 Jahren der <strong>Stadt</strong>archivar Franz Xaver<br />
Friedl seine Betrachtungen zum 400. Jubiläum des <strong>Deggendorf</strong>er Rathauses schloß 83 :<br />
,,. . . möge das Rathaus auch ferner eine Stätte sein, von der sich Segen über die <strong>Stadt</strong><br />
ergießt <strong>und</strong> möge der alte Spruch, welchen die Bürger an die Front des Rathauses angebracht<br />
haben, sich stets bewahrheiten:<br />
Zu jeder Tat, geb Gott uns Rat."<br />
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