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Hans Joachim Selzer prägte das Unternehmen

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30. Juni 2007<br />

34 Jahre Wandel und Entwicklung<br />

<strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong> <strong>prägte</strong> <strong>das</strong> <strong>Unternehmen</strong><br />

Am 30. Juni 2007 ging im Rother <strong>Unternehmen</strong> SELZER eine Ära zu Ende: <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong><br />

wurde nach 34 Jahren an der Spitze der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe verabschiedet. In dieser<br />

Zeit erfuhr <strong>das</strong> <strong>Unternehmen</strong> eine entscheidende Wandlung, zu der der Firmenchef maßgeblich<br />

beigetragen hat.<br />

Als <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong> ein junger<br />

Mann gewesen war, hatte es anfänglich<br />

nicht danach ausgesehen, als ob<br />

er in <strong>das</strong> Familienunternehmen einsteigen<br />

würde. „Ich wollte etwas ganz<br />

anderes machen“, erinnert sich <strong>Hans</strong><br />

<strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong>. Da ihn als Christ die<br />

Frage interessierte, was denn hinter<br />

dem Christentum wissenschaftlich stecke,<br />

studierte er zuerst Theologie. „In<br />

meinem Glauben hat mich <strong>das</strong> nicht<br />

weitergebracht“, so <strong>Selzer</strong>, der daher<br />

ein Wirtschaftswissenschaftsstudium<br />

anschloss. Nach vier Jahren bei den<br />

Dräger-Werken in Lübeck kam er als<br />

30-Jähriger 1973 zurück auf den Westerwald<br />

und in die Geschäftsleitung<br />

des Familienunternehmens.<br />

Gemeinsam mit Bruder Karl-Heinz und<br />

Cousin Rudolf <strong>Selzer</strong> wurde ein entscheidender<br />

Produktwandel vollzogen<br />

– vom einfachen Bauteil hin zur hochentwickelten<br />

Systemgruppe aus unterschiedlichen<br />

Komponenten. Hätte man<br />

dies nicht getan, ist sich <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong><br />

<strong>Selzer</strong> sicher, „gäbe es uns heute nicht<br />

mehr“. Denn am Standort Deutschland<br />

müsse man intelligente Produkte herstellen,<br />

um bestehen zu können.<br />

Unter der Leitung von <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong> wurde die Produktpalette<br />

entscheidend verändert und damit die Zukunft<br />

der Firma gesichert<br />

Um den Standort zu sichern, wurde in den vergangenen<br />

Jahren ständig investiert, selbst in<br />

wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Dabei handelte<br />

<strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong>, der seit 1981 Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung war, immer<br />

nach dem Prinzip „Man sollte einem Bankdirektor<br />

nicht ins Gesicht lächeln müssen“ – wobei<br />

die Betonung auf dem Wort „müssen“ liegt. Für<br />

<strong>das</strong> <strong>Unternehmen</strong> hieß <strong>das</strong>, man wollte ohne<br />

Bankkredite auskommen und hat dementsprechend<br />

gewirtschaftet. Dafür wurden Gewinne<br />

nicht entnommen, sondern in der Firma gelassen,<br />

um <strong>das</strong> Kapital dann in Wachstum zu investieren.


Positiv hat sich nach <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong>s<br />

Erfahrung auch die Einsetzung eines Beirats<br />

ausgewirkt. Er habe beim Eintritt in die Geschäftsleitung<br />

darauf gedrungen, auch externe<br />

Kompetenzen zu nutzen, daher waren seitdem<br />

fünf Experten im Beirat der Firma.<br />

Die schwerste unternehmerische Entscheidung,<br />

die er habe treffen müssen, so der Firmenchef,<br />

war als er 2005 die INDUS AG ins<br />

Boot holte, um einen Familienangehörigen<br />

auszubezahlen. Die Wahl des richtigen Kapitalgebers<br />

habe er sich nicht leicht gemacht<br />

und sie habe sich als richtig erwiesen: „INDUS<br />

denkt mittelständisch.“<br />

Mittelständisch zu denken, heißt hier, auf langfristige<br />

Entwicklungen und Beziehungen zu<br />

setzen. Ein Konzept, <strong>das</strong> in der Firma gelebt<br />

wird, wo ältere Mitarbeiter genauso geschätzt<br />

werden wie jüngere. „Ein <strong>Unternehmen</strong> braucht<br />

sowohl Erfahrung und als auch neue Ideen“, ist<br />

sich der Wirtschaftsingenieur sicher. Er selbst<br />

habe bei seinem Start in Roth viel von den älteren<br />

Mitarbeitern gelernt. Daher kann er nicht<br />

verstehen, wenn in anderen Firmen ältere Mitarbeiter<br />

als Risiko betrachtet würden und Vorruhestand<br />

propagiert werde: „Damit geht vor<br />

allem zu viel Know-how aus den Firmen weg<br />

und der frühe Ruhestand ist sozialpolitisch problematisch.“<br />

Nicht nur unternehmerische Entscheidungen,<br />

sondern auch seine christlichen Wertvorstellungen<br />

haben die Firma geprägt. Dass langfristige<br />

Werte Vertrauen schaffen, <strong>das</strong> sich ausbezahle,<br />

bestätigt sich für <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong> auch<br />

durch die vielen Betriebsjubiläen in seiner Firma,<br />

in der schon vor weit über 20 Jahren eine<br />

<strong>Unternehmen</strong>sphilosophie formuliert wurde.<br />

Als Berater wird <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong> dem <strong>Unternehmen</strong><br />

erhalten bleiben, aber er kann jetzt<br />

mehr Zeit in seine Stiftung investieren. Die<br />

2001 gegründete <strong>Hans</strong>-<strong>Joachim</strong>-<strong>Selzer</strong>-Stiftung<br />

betreut unter einem christlichen Aspekt<br />

verschiedene Projekte. Entwicklungshilfe als<br />

Hilfe zur Selbsthilfe wird in Sambia durch eine<br />

Landwirtschaftsfachschule geleistet, in Albanien<br />

gibt es Kleinkredite zur Existenzgründung<br />

und in der Nähe von Kassel wird ein Projekt<br />

aufgebaut, <strong>das</strong> in Not geratenen Jugendlichen<br />

helfen soll. Demnächst beginnt ein weiteres in<br />

Andalusien, wo Deutsche, die einst in den sonnigen<br />

Süden ausgewandert waren und jetzt<br />

zunehmend unter Einsamkeit, Verarmung und<br />

innerer Leere leiden, begleitet werden.<br />

Von Ruhestand ist bei <strong>Hans</strong> <strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong><br />

also keine Rede, auch wenn er am 29. Juni<br />

offi ziell verabschiedet wurde, Ende Juni sein<br />

bisheriges Büro räumte und sich aus dem operativen<br />

Geschäft zurückzieht.<br />

Die Nachfolge beim 1923 von Heinrich-August<br />

<strong>Selzer</strong> (Foto) gegründeten <strong>Unternehmen</strong><br />

ist geregelt: (von links) Der Neffe von <strong>Hans</strong><br />

<strong>Joachim</strong> <strong>Selzer</strong>, Tobias <strong>Selzer</strong> (40), wird als<br />

kaufmännischer Geschäftsführer zusammen<br />

mit Dr. Ing. Norbert Koch (48) als technischem<br />

Geschäftsführer künftig die Geschicke des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

leiten.<br />

Beide haben Maschinenbau studiert und haben<br />

unternehmerische Erfahrungen aus der<br />

Geschäftsleitung in anderen Firmen.<br />

„Keine Revolution, sondern Evolution“ soll der<br />

Übergang sein, betonen die neuen Geschäftsführer.<br />

Dies beinhaltet ein uneingeschränktes<br />

Ja zum Standort Roth und gleichzeitig weitere<br />

internationale Expansion sowie Weiterentwicklung<br />

der Produkte, um den Anforderungen des<br />

Marktes auch in Zukunft zu entsprechen.

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