PDF herunterladen - Wesley Henn
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das geschlossene Ende in die Richtung zeigen,<br />
aus der der heftig böige Wind kommt. Außerdem<br />
garniert er die Plastikkrähen-Anordnung<br />
noch mit ein paar mitgebrachten echten Huckebeinen,<br />
die er in ein eigens dafür gefertigtes<br />
Drahtgestell drapiert. Zwei weitere werden mit<br />
aufgespannten Flügeln auf ein längeres Gestell<br />
gespannt, das sich unter der Last der toten Vögel<br />
im Wind wiegt, als wären sie im Landeanflug.<br />
Nur ein Karussell fehlt, ansonsten erinnert<br />
mich bislang alles, abgesehen von der Höhe des<br />
Tarnnetzes, an die Taubenjagd. „Wart‘ mal ab!<br />
Ein paar feine Unterschiede gibt es, die enorm<br />
wichtig sind“, sagt <strong>Wesley</strong> <strong>Henn</strong>, als wir die<br />
Autos am benachbarten Hof abgestellt haben.<br />
Kaum machen wir uns zum Stand auf,<br />
steht schon ein erster Krähenschwarm krächzend<br />
direkt über unserem Schirm. Nachdem er<br />
sich mit dem Wind wieder Richtung Waldkante<br />
verzogen hat, schieben wir uns ein. „Runter,<br />
die kommen gleich wieder“, raunt <strong>Henn</strong> mir zu<br />
und schmiegt sich dabei in Hockstellung ganz<br />
dicht an die windabgewandte Seite unseres<br />
Strohdreiecks. „Bloß den Kopf unten halten,<br />
die sehen alles“, so der englische Experte.<br />
Ich wage kaum, mich zu bewegen, und<br />
merke, dass Krähenjagd auch körperlich eine<br />
anspruchsvolle Angelegenheit ist. Anders als<br />
ich hat <strong>Wesley</strong> <strong>Henn</strong> keinen Sitzstock dabei.<br />
Ständig lauscht er, halb stehend, halb hockend<br />
nach dem nächsten Anflug und riskiert nur selten<br />
einen Blick durchs Netz. Plötzlich taucht er<br />
ab, einen der durchsichtigen Kunststofflocker<br />
zwischen den Zähnen, von denen er zwei um<br />
den Hals hat. „Krähkräh – krääh krääh krääh“<br />
lässt er dem Gerät zwei kurze schnelle Luftstöße<br />
entweichen, gefolgt von drei einzelnen lang gezogenen<br />
Rufen. Als er noch weiter in die Hocke<br />
geht, lässt er den Locker aus den Zähnen fallen<br />
und ahmt die Rufe der Vögel mit halb geöffnetem<br />
Mund in einem wilden Stakkato nach.<br />
Morgen ist er heiser, denke ich. In genau diesem<br />
Augenblick stößt <strong>Henn</strong> über den Schirmrand<br />
hoch, zwei Schüsse brechen in verschiedene<br />
Richtungen. „Ha, Dublette“, freut er sich.<br />
Ein Blick über die Netzkante zeigt, dass er die<br />
Vögel auf höchstens 25 Meter beschossen hat.<br />
Die Uhr zeigt halb sieben, langsam wird es heller.<br />
<strong>Henn</strong> läuft aus dem Schirm und legt die<br />
ersten beiden Schwarzen mit ins Lockbild. „Mit<br />
das Wichtigste ist, sie sehr nahe und tief kommen<br />
zu lassen. Deswegen immer so lange wie<br />
möglich unten bleiben.“ Weite Schüsse passen<br />
nicht in <strong>Henn</strong>s Strategie. Er verschießt nur<br />
Trap-Patronen mit 28 Gramm Vorlage aus seiner<br />
12-er Silver Pidgeon.<br />
Hier prüft der Brite die<br />
Lage. Gleich hockt er<br />
sich mit der Flinte<br />
hinter das Tarnnetz.<br />
WILD UND HUND 13/2008 25