PDF herunterladen - Wesley Henn
PDF herunterladen - Wesley Henn
PDF herunterladen - Wesley Henn
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TITELTHEMA<br />
Expertentipps<br />
. Abends Schlafbäume und Flugrouten<br />
ausmachen und unter Berücksichtigung<br />
des Windes den Stand planen.<br />
. Den Stand möglichst vor Tagesanbruch<br />
beziehen.<br />
. Tarnung ist alles – die Netze müssen<br />
bis zur Nasenspitze reichen. Die Tarnung<br />
dabei optimal an den Hintergrund<br />
anpassen. Bei Ständen auf der Stoppel<br />
die Netze also innerhalb der Ballen aufspannen.<br />
Vor Wald- und Heckenrändern<br />
Netze zweireihig spannen.<br />
. Regungslos in Deckung bleiben und<br />
„mit den Ohren jagen“. Man gewöhnt<br />
sich schnell an das Entfernungsschätzen<br />
nach Gehör.<br />
. Keine „dicken Vorlagen“ – Schrotstärke<br />
2,5 Millimeter reicht völlig.<br />
. Locken, locken und noch mal locken.<br />
Und warten – erst auftauchen, wenn<br />
die Schwarzen kurz vor dem Einfallen<br />
sind, und sie auf kurze Entfernung beschießen!<br />
. Die erste Beute ins Lockbild aufnehmen<br />
und in Drahtkörbe setzen, damit<br />
es möglichst natürlich aussieht.<br />
. Bei sehr großen Schwärmen vor dem<br />
Stand lieber mal auf einen Schuss verzichten<br />
und auf „Konversation“ beschränken.<br />
Meist fallen nur wenige ein,<br />
der größere Teil des Schwarms, der<br />
dann gewarnt sein könnte, streicht<br />
meist ab – erst danach schießen!<br />
. Weite Flüge genau beobachten und<br />
das Lockbild gegebenenfalls umstellen<br />
oder den Standort entsprechend wechseln.<br />
Aber nicht vorschnell – Geduld ist<br />
gefragt!<br />
. Konsequent jagen und sich auf Krähen<br />
beschränken!<br />
Kaum ist er wieder im Schirm, kommandiert<br />
er erneut: „Runter!“ Nun geht es<br />
Schlag auf Schlag. Mal fliegt uns eine<br />
einzelne Krähe an, mal zwei oder drei.<br />
Bei wesentlich größeren Trupps beschränkt<br />
er sich auf‘s Rufen, schießt aber<br />
nicht immer. „Die lernen schnell und<br />
petzen gern, also immer nur schießen,<br />
wenn sie fast einfallen und nie, wenn es<br />
zu viele auf einmal sind“, sagt er. „Und<br />
immer mit ihnen ‚reden‘“. Deswegen, so<br />
<strong>Henn</strong>, habe er auch zwei Locker parat –<br />
bei permanentem Gebrauch verkleben<br />
die feinen Blättchen gerne. So kann er<br />
bei Bedarf schnell wechseln.<br />
Ein leises „Kräh-Kräh“ aus Richtung<br />
des Waldrandes verrät uns, dass bereits<br />
„Nachschub“ im Anflug ist. Kurz<br />
darauf geht erneut eine Dublette zu Boden.<br />
Die erste der beiden Krähen kommt<br />
inzwischen so nah, dass ich trotz meiner<br />
Hockstellung hinter <strong>Henn</strong> zuschauen<br />
kann, wie er sie aus nur zehn Metern<br />
Entfernung vom Himmel pflückt.<br />
Als leichter Regen einsetzt, zeigt die<br />
Uhr kurz nach sieben. Der Wind aus Südwest<br />
hat dazu deutlich aufgelebt, doch<br />
die Krähen fliegen nach wie vor. Gut 20<br />
Stück müssten inzwischen zur Strecke<br />
gekommen sein – in gerade mal einer guten<br />
halben Stunde! Bislang hatte ich die<br />
Schwarzen eigentlich immer nur als<br />
„Beifang“ bei spätsommerlichen Taubenjagden<br />
oder als vereinzelte „Streckenverbunter“<br />
bei herbstlichen Treibjagden erlebt.<br />
Allerdings können sie sich nun bei<br />
Bei der Jagd auf Krähen<br />
muss man flexibel sein<br />
und das Lockbild dem<br />
Wind anpassen.<br />
dem starken Gegenwind hubschraubergleich<br />
auf etwa 40 Meter Höhe weit<br />
vor uns ohne einen Flügelschlag am<br />
Himmel halten und die Lage genau peilen.<br />
Da hilft selbst das lauteste Rufen<br />
kaum noch, die meisten Vögel drehen<br />
nach kurzer Zeit ab.<br />
Und nun steigert sich der Regen auch<br />
noch zu einem wahren Wolkenbruch.<br />
Ich bin froh, dass wir noch einen großen<br />
Schirm dabei haben, unter den wir uns<br />
nun verkriechen können. Nicht einmal<br />
an Abbrechen ist zu denken, zu den Autos<br />
müssten wir jetzt schwimmen. Doch<br />
den regengewohnten Engländer scheint<br />
das nicht zu entmutigen – er grient mich<br />
zufrieden an.<br />
Dass er eigentlich beim Krähenjagen<br />
von zwei Leuten in einem Stand überhaupt<br />
nichts hält, erfahre ich nun auch.<br />
Nicht nur der Sicherheit, sondern auch<br />
des Erfolges wegen. Wie „ausgeschlafen“<br />
und buchstäblich weitsichtig die schwarzen<br />
Vögel sind, konnte ich schon vor<br />
Einsetzen des Regens erleben. Nur eine<br />
vorschnelle Bewegung oder ein zu spätes<br />
Abtauchen aus der Beobachtungsposition,<br />
schon blieben die Vögel außer Flintenreichweite<br />
und nutzten den starken<br />
Gegenwind, um aus sicherer Entfernung<br />
sorgfältig nach uns zu spähen. Bis neun<br />
Uhr fiel nun kein Schuss mehr, dafür<br />
umso heftiger aber der Regen.<br />
Als der Himmel wieder aufhellt, interessieren<br />
sich immer mehr Ringeltauben<br />
für unser Krähenlockbild. Doch so nah<br />
sie auch kommen, <strong>Wesley</strong> <strong>Henn</strong> lässt<br />
26 WILD UND HUND 13/2008