Heft 7/8 2012 - beim LCH
Heft 7/8 2012 - beim LCH
Heft 7/8 2012 - beim LCH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BILDUNG SCHWEIZ 7/8 I <strong>2012</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Den gestiegenen Anforderungen an<br />
Lehrpersonen ist gemäss <strong>LCH</strong> auch in<br />
der Lehrerbildung Rechnung zu tragen,<br />
unter anderem mit einem Ausbau der<br />
Grundausbildung und einer berufsbegleitenden<br />
Berufseinführungsphase mit<br />
einem Masterabschluss für Primar- und<br />
Kindergartenlehrpersonen.<br />
Neue Ombudsstellen für Konflikte<br />
Schliesslich sollen die Kantone niederschwellig<br />
erreichbare professionelle<br />
Ombudsstellen für alle Beteiligten im<br />
Bildungswesen einrichten – für Lehrpersonen,<br />
Schulleitungen, Eltern, Schülerinnen<br />
und Schüler ebenso wie für<br />
lokale Milizbehörden sowie unterschiedlichste<br />
Fachpersonen. Bei Konflikten<br />
sollen die Ombudsstellen auf<br />
Anfrage einer Partei vermitteln und bei<br />
Bedarf auch Vorgehensanweisungen erteilen,<br />
inhaltliche Vorschläge machen<br />
oder Anträge stellen.<br />
Die Forderungen des 5-Punkte-Programms<br />
zielen nicht nur auf eine Sicherung<br />
der Schulqualität, sondern sollen<br />
auch dazu beitragen, dem Lehrberuf<br />
langfristig wieder zu mehr Attraktivität<br />
zu verhelfen und damit dem Lehrermangel<br />
entgegenzuwirken.<br />
Weiter im Netz<br />
www.lch.ch – Die Medienmitteilung von<br />
der <strong>LCH</strong>-Delegiertenversammlung in St.<br />
Gallen sowie das Positionspapier zur<br />
Steuerung der Qualität im Bildungswesen<br />
und weitere Dokumente zur DV.<br />
«Keine Daten<br />
ohne Nutzung»<br />
«Die Forderung nach ‹Weniger<br />
Daten› ist auch Gebot für eine auf<br />
Nachhaltigkeit verpflichtete schulische<br />
Bildung», sagt Wolfgang<br />
Beywl, Professor an der Pädagogischen<br />
Hochschule FHNW .<br />
In seinem Referat vor der <strong>LCH</strong>-Delegiertenversammlung<br />
betonte Beywl, Professor<br />
für Bildungsmanagement, Schulund<br />
Personalentwicklung, es bestehe<br />
heute die Gefahr einer übertriebenen<br />
Zahl von Erhebungen an den Schulen<br />
und damit einer Überproduktion von<br />
Daten. Extern gesteuerte Datenerhe<br />
Die fünf Forderungen des <strong>LCH</strong><br />
Ohne Gegenstimmen, mit wenigen Enthaltungen, verabschiedeten die 88 <strong>LCH</strong>-Dele<br />
gierten das «Positionspapier zur Steuerung der Qualität im Bildungswesen. Zentraler<br />
Punkt darin sind fünf Forderungen an die Bildungspolitik in der Schweiz.<br />
1. Mehr Gestaltungsraum, weniger externe Kontrolle<br />
Die Schulen und Lehrpersonen erhalten die notwendigen Gestaltungsräume und Res<br />
sourcen, um die Qualität der Lernprozessgestaltung eigenständig und kompetent wei<br />
terentwickeln zu können. Die ausufernde externe Kontrolle durch externe Schulauf<br />
sicht und Leistungsmessung wird auf das Notwendige reduziert.<br />
2. Mehr Taten – weniger Daten<br />
Die im HarmoS-Umsetzungsbeschluss von 2007 angekündigten Instrumente zur indi<br />
viduellen Förderung und die Weiterbildung für ein kompetenzbasiertes Unterrichten<br />
werden zur Verfügung gestellt. Auf flächendeckende und zeitgleiche Leistungsmes<br />
sungen vor Stufenübergängen soll dafür wegen dem kaum vermeidbaren öffentlichen<br />
Ranking mit künstlichem Wettbewerb verzichtet werden.<br />
3. Mehr Ressourcen, weniger Schuldzuweisungen<br />
Schulen und Lehrpersonen können nicht alleine für den Schulerfolg verantwortlich<br />
gemacht werden. Sie sind verantwortlich für die Gestaltung der Lernprozesse. Für ver<br />
lässliche Ressourcen sollen die Schulträger transparente Standards definieren. Dazu<br />
gehören zum Beispiel die Lehrmittelfreiheit für alle Schulen, lokal gestaltbare Lernzeit<br />
im Umfang von 20% der gesamten Unterrichtszeit sowie Zeit und finanzielle Mittel für<br />
je fünf Tage teaminterne und individuelle Weiterbildung pro Schuljahr.<br />
4. Mehr Perspektiven, weniger Sackgassen<br />
Spätestens bis zum Ende der Berufseinführungsphase wird eine Master-Ausbildung für<br />
Primar- und Kindergartenlehrpersonen sowie eine Weiterbildung für Lehrpersonen<br />
der Sekundarstufe I+II angeboten. Sie dient dazu, die noch fehlende Unterrichtsbefähi<br />
gung in weiteren Fächern oder anspruchsvolle Aufgaben der Klassenführung und der<br />
Zusammenarbeit mit den Eltern zu vertiefen. Langjährigen Lehrpersonen sollen in<br />
den Schulen und in Weiterbildungen vertiefende Entwicklungs- und Spezialisierungs<br />
möglichkeiten im Sinne einer geteilten Führungsverantwortung angeboten werden.<br />
5. Mehr Mediation – weniger Konflikte<br />
Die Kantone sollen niederschwellig erreichbare professionelle Ombudsstellen für alle<br />
Beteiligten im Bildungswesen einrichten. In Konfliktfällen sollen die Ombudsstellen<br />
auf Anfrage einer Partei vermitteln und ggf. auch Vorgehensanweisungen erteilen, in<br />
haltliche Vorschläge machen oder Anträge stellen.<br />
bung könne sinnvoll sein, unter anderem,<br />
weil die Öffentlichkeit ein legitimes<br />
Interesse habe, zu erfahren, wie gut ihr<br />
Schulwesen sei. Jedoch, so Beywls Forderung:<br />
«Es sollen ausschliesslich solche<br />
Daten erhoben werden, für die bereits<br />
vor ihrer Erhebung feststeht, durch<br />
wen genau, zu welchem Zeitpunkt und<br />
im Rahmen welcher Massnahmen sie<br />
für die Entwicklung von Unterricht und<br />
Schule genutzt werden.»<br />
Selbstevaluations-Kompetenz aufbauen<br />
Anderseits, erläuterte Beywl, gehörten<br />
«unterrichtsnahe datengestützte Rückmeldeverfahren»<br />
zu den wirksamsten<br />
Möglichkeiten, Unterricht zu stabilisieren<br />
und zu verbessern: «Sie fördern gute<br />
Lernleistungen und längerfristig Kompetenzen<br />
für das Lernen, sie ermögli<br />
10<br />
chen, dass Kinder und Jugendliche sich<br />
in der Schule wohl fühlen.» Die Professionalität<br />
einer Lehrperson zeige sich<br />
unter anderem darin, dass sie sich<br />
«unterrichtsintegrierte Selbstevaluation»<br />
aneigne und als Ressource nutze.<br />
Es gelte, nachhaltig Evaluationsvermögen<br />
«von unten» aufzubauen, getragen durch<br />
das Lehrerkollegium einer Schule. Eine<br />
Datenerhebung in diesem Sinn beanspruche<br />
keine zusätzliche Zeit vor, während<br />
oder nach dem Unterricht. Sie sei im<br />
Idealfall in das Unterrichten integriert.<br />
Allerdings sei es wichtig, im schulischen<br />
Qualitätsmanagement einen Rahmen<br />
für die Selbstevaluation zu schaffen, in<br />
dem insbesondere die Verbindlichkeit,<br />
die Methodenautonomie sowie Vertrauens-<br />
und Datenschutz geregelt sind,<br />
hielt Beywl fest.