Standort_VII 2013.pdf
Standort_VII 2013.pdf
Standort_VII 2013.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unternehmen<br />
10<br />
Ich würde sagen, Geradlinigkeit, analytisches<br />
Denken, Disziplin, Ehrlichkeit,<br />
Aufgeschlossenheit, Humor und Kreativität.<br />
Ich habe klare Prinzipien und<br />
wechsele meine Grundeinstellung nicht<br />
wie das tägliche Hemd. Das kommt für<br />
mich nicht in Frage. Auch nicht, wenn<br />
eine Drucksituation besteht.<br />
Schmelzer am Hochofen<br />
Überzeugung, dass unser Unternehmen<br />
eigenständig bleiben sollte, und leiten<br />
dies aus der Verpflichtung gegenüber<br />
den Menschen ab, die hier arbeiten und<br />
leben. Diese Verpflichtung ist jedoch<br />
nicht einzulösen, wenn wir unrentable<br />
Arbeitsplätze auf Dauer konservieren.<br />
Sie meinen konkret den <strong>Standort</strong> Peine?<br />
Ja, zum Beispiel, aber nicht ausschließlich.<br />
In Peine haben wir im ersten Halbjahr<br />
2013 einen Verlust von 230 Millionen<br />
Euro gemacht. In Summe hat uns<br />
der <strong>Standort</strong> Peine in den vergangenen<br />
Jahren mehr als eine halbe Milliarde<br />
Euro gekostet. Es war also dringend notwendig,<br />
ein Restrukturierungsprogramm<br />
durchzuführen, denn die finanzielle<br />
Substanz des Konzerns wird durch die<br />
hohen Verluste nachhaltig geschädigt.<br />
Sie haben Eisenhüttenkunde studiert, treffen<br />
heute vor allem kaufmännische Entscheidungen.<br />
Was nützt da Ihr Studium?<br />
Hochofen<br />
Man kann in einem produzierenden<br />
und sich entwickelnden Unternehmen<br />
wie der Salzgitter AG nur dann wichtige<br />
Sachverhalte erkennen und richtige Entscheidungen<br />
treffen, wenn man von den<br />
grundlegenden Dingen etwas versteht.<br />
Ich bin felsenfest überzeugt davon, dass<br />
meine technische Ausbildung eine gute<br />
Voraussetzung für meine Arbeit bildet.<br />
Ich sehe das Unternehmen übrigens<br />
nicht – wie so manche Spitzenmanager<br />
– als Vehikel für meinen persönlichen<br />
Ehrgeiz, sondern bin von unseren beeindruckenden<br />
Produktionsprozessen, den<br />
komplexen Anlagen und vielfältigen<br />
Produkten wirklich fasziniert.<br />
Der Schriftsteller Max Frisch stellt in seinem<br />
Roman „Homo Faber“ einen streng<br />
rationalen, technisch orientierten Ingenieur<br />
in den Mittelpunkt. Sehen Sie eigene<br />
Parallelen zur Figur des Walter Faber?<br />
Ich habe das Buch gelesen und genau das<br />
bin ich nicht (lacht). Das ist ein Stereotyp.<br />
In etlichen Unternehmen, die ihre<br />
Zentrale in der Region haben, haben<br />
Naturwissenschaftler und Ingenieure<br />
unter Beweis gestellt, dass sie keine mit<br />
Scheuklappen versehenen, introvertierten<br />
Typen sind, sondern genau das<br />
Gegenteil. Leichte Verschrobenheit finden<br />
Sie übrigens zum Beispiel auch bei<br />
Juristen, Sozialwissenschaftlern, Kaufleuten<br />
und anderen Spezies – diese sind<br />
dann nur anders ausgeprägt (lacht).<br />
Es ist gut, dass wir nicht alle gleich sind,<br />
und ich denke, es ist eine der wichtigsten<br />
Aufgaben einer Führungspersönlichkeit,<br />
herauszufinden, wo die Stärken<br />
der Mitarbeiter, mit denen man sich<br />
umgibt, liegen.<br />
Was sind Ihre größten Stärken?<br />
Was heißt das für Ihr Unternehmen?<br />
Vorab gesagt: Diese Grundeinstellung<br />
vertrete ich zum Beispiel auch beim<br />
Thema Peine. Im Vorstand habe ich –<br />
speziell im vorigen Jahr – einige Diskussionen<br />
dazu geführt. Dabei habe ich<br />
deutlich gemacht: Mit mir wird es keine<br />
Stilllegung oder Verkooperierung geben,<br />
bevor nicht die letzte Maßnahmen-Patrone<br />
verschossen ist. Auch unter den<br />
Randbedingungen einer europaweiten<br />
Krise der Stahlbranche.<br />
Können Sie bitte kurz skizzieren, wie es zu<br />
dieser Situation kam?<br />
Es begann im Jahr 2007 mit dem Platzen<br />
der Immobilienblase in Großbritannien.<br />
Danach ging es in den USA weiter.<br />
Der Höhepunkt der Finanzkrise war<br />
dann die Lehmann-Brothers-Pleite am<br />
15. September 2008. In der EU hat sich<br />
aus den Anstrengungen zur Bankenrettung<br />
in Kombination mit der hohen<br />
Staatsverschuldung einiger Länder letztlich<br />
eine Wirtschaftskrise entwickelt. In<br />
Deutschland ist sie allerdings nicht so<br />
stark ausgeprägt und speziell in unserer<br />
Region aufgrund der Stabilität von<br />
VW kaum zu spüren. Aber man kann es<br />
dennoch nicht einfach ignorieren, dass<br />
wir in Europa leben und hier eine Wirtschaftskrise<br />
haben, die schließlich auch<br />
Kraftwerk<br />
Fotos: Salzgitter AG, Peter Lenke, Michael Löwa