Eine Bergregion setzt neue Kräfte frei - Schweizer Berghilfe
Eine Bergregion setzt neue Kräfte frei - Schweizer Berghilfe
Eine Bergregion setzt neue Kräfte frei - Schweizer Berghilfe
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Das Magazin der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> Nr. 68 / Sommer 2010<br />
<strong>Eine</strong> <strong>Bergregion</strong> <strong>setzt</strong><br />
<strong>neue</strong> <strong>Kräfte</strong> <strong>frei</strong><br />
Die Surselva konzentriert sich auf ihre Stärken<br />
in der Berglandwirtschaft und im Tourismus<br />
Seite 4<br />
AZB<br />
3000 Bern 23<br />
CLVTR / LRV Sion
Willkommen<br />
Eigene Stärken nutzen<br />
Liebe Freunde<br />
der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong>,<br />
liebe Leserinnen und Leser<br />
Sommerzeit! Für die meisten von uns die Zeit für ersehnte<br />
Ferien und Erholung. Als Expertin bei der <strong>Berghilfe</strong> und<br />
aus meiner früheren Berufstätigkeit bei Schweiz Tourismus<br />
weiss ich: Für die Bergbevölkerung gilt das nicht. Für<br />
sie heisst es anpacken. Auf dem eigenen Hof, wo das<br />
Heuen ansteht, auf der Alp, wo gehirtet und gekäst werden<br />
muss, oder bei einer strengen Arbeit ausserhalb der<br />
Landwirtschaft. Die Lebensbedingungen sind schwierig,<br />
die Wege weit. Um sich eine tragfähige Existenzgrundlage<br />
zu erwirtschaften, müssen die Menschen im Berggebiet<br />
grosse Anstrengungen unternehmen. Gross sind aber<br />
auch die Chancen, die sich bieten: In natürlichen Produkten,<br />
in der Landschaft und Kultur stecken Stärken,<br />
Qualitäten und <strong>Kräfte</strong>, nach denen sich im Unterland viele<br />
Menschen sehnen.<br />
Auf die eigenen Stärken setzen engagierte Leute in der<br />
Surselva, um aus der Verbindung von Landwirtschaft und<br />
Tourismus in ihrer <strong>Bergregion</strong> zusätzliche Wertschöpfung<br />
zu erzielen (S. 4). Im Toggenburg kombiniert ein innovativer<br />
Holzbauer die Qualität des einheimischen Holzes<br />
mit einer zukunftsweisenden Erfindung (S. 6). Tatkräftig<br />
gestalten die Bewohner des Jura-Dorfes Montenol ihren<br />
Lebensraum. Im ehemaligen Schulhaus haben sie mit<br />
Herzblut eine <strong>neue</strong> Unterkunft für Gästegruppen und einen<br />
Treffpunkt eingerichtet (Bericht auf dieser Seite).<br />
Bei ihren Anstrengungen kann sich die Bergbevölkerung<br />
auf die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> verlassen. Sie, liebe Spenderin,<br />
lieber Spender, machen die Zukunft der Menschen im<br />
Berggebiet möglich. Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich.<br />
Eva Brechtbühl<br />
Ehrenamtliche Expertin, Mitglied des <strong>Berghilfe</strong>rats<br />
2 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
Auftakt<br />
Es lebe der Dorfgeist!<br />
Vor rund anderthalb Jahren wurde Montenol ein Teil<br />
der neu geschaffenen Gemeinde Clos du Doubs/JU.<br />
Gleichzeitig ging mit der Schliessung der örtlichen<br />
Schule ein weiterer Pfeiler des Dorflebens verloren.<br />
Doch die Bewohner blieben nicht tatenlos: Mit viel<br />
Eigeninitiative und mit Unterstützung der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> verwandelten sie ihre Schule in einen<br />
Treffpunkt, in dem auch Gäste übernachten können.<br />
Man wähnt sich auf einer Klippe, umgeben vom wogenden<br />
Meer. Doch unterhalb der Terrasse des Clos du Doubs gibt<br />
es keine tosende Brandung, dafür umspült der fischreiche<br />
Fluss Doubs die bewaldeten Flanken des Hügelkamms, bevor<br />
er sich weiter westlich von der Schweiz verabschiedet.<br />
«Wenn alle Brücken einstürzten, kämen wir nur über französischen<br />
Boden mit trockenen Füssen von hier weg», meint<br />
Muriel Jeannerat mit einem Lachen. Die vierfache Mutter<br />
steht auf dem zentralen Platz des jurassischen Bergdorfs<br />
Montenol.<br />
Erinnerungen an die «Hügelrunde»<br />
Die Zeichnungen an der Fassade verraten es: Über Jahre<br />
war dies der Pausenplatz der örtlichen Primarschule. Kurz<br />
vor der Gemeindefusion waren im niedrigen Gebäude noch<br />
ein Kindergarten und die Gemeindeverwaltung untergebracht.<br />
Muriel Jeannerat ist im nahen Epauvillers aufgewachsen.<br />
Doch der Rest der Familie hat in Montenol die<br />
Schulbank gedrückt. Auch Muriels Mann Claude, der früher<br />
einmal Präsident des 80-Seelen-Dorfes war. «In meiner<br />
Schulzeit waren hier alle Altersgruppen gemischt», erinnert<br />
er sich. «Anfang der 1990er-Jahre wurden dann Jahrgangsklassen<br />
eingeführt. Auf jedes der umliegenden Dörfer entfielen<br />
zwei Jahrgänge, sodass die Kinder im Lauf ihrer Schulzeit<br />
eine Runde über den Hügel machten.» Das ist nun passé:<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> fördert nachhaltigen<br />
Tourismus<br />
Auch über einzelne Projekte hinaus unterstützt die Schwei-<br />
zer <strong>Berghilfe</strong> Initiativen für einen natur- und kulturnahen<br />
Tourismus im Berggebiet. Gemeinsam mit Schweiz Tourismus<br />
wurde letztes Jahr das Impulsprogramm «Enjoy<br />
Switzerland für <strong>Bergregion</strong>en» lanciert. Ziel ist es, die<br />
<strong>Bergregion</strong>en zu stärken, damit sie ihre Angebote und<br />
Kooperationen und damit die touristische Wertschöpfung<br />
verbessern können. St-Ursanne/Clos du Doubs ist eine<br />
von vier unterstützten Förderregionen.
Herzlich willkommen: Claude (ganz links) und Muriel Jeannerat (ganz rechts) freuen sich auf Besuch im <strong>neue</strong>n Dorftreff und Gästehaus.<br />
die Schulwege führen jetzt nach Epauvillers oder talwärts<br />
nach St-Ursanne, für die älteren Kinder noch weiter bis nach<br />
Porrentruy.<br />
«DynaMontenol» sorgt für <strong>neue</strong>n Schwung<br />
Die Schliessung der Schule war nicht die erste bittere Pille<br />
für Montenol. Vor mehr als zehn Jahren wurde bereits die<br />
Poststelle aufgehoben, die Claude Jeannerats Eltern bis zur<br />
Pensionierung geführt hatten. «Schon damals ging ein Ort<br />
verloren, wo sich die Leute trafen und austauschten, wo<br />
man der älteren Nachbarin auch mal den Brief vorlas und sie<br />
beriet», erinnert sich Claude. Doch das Verschwinden von<br />
Post und Schule liess die Menschen nicht verzweifeln – im<br />
Gegenteil: «Jetzt erst recht», sagte sich ein Dutzend unentwegter<br />
Einwohner, die sich im Verein «DynaMontenol» zusammenschlossen.<br />
Ihr Ziel: die Dorfgemeinschaft stärken<br />
und die Attraktivität des Ortes erhöhen. Das alte Schulhaus<br />
spielte in den Überlegungen des Vereins eine wichtige Rolle,<br />
wie dessen Präsident Claude Jeannerat betont. «Es war unsere<br />
Abmachung mit den Vertretern der <strong>neue</strong>n Gemeinde,<br />
dass wir das Gebäude für Anlässe weiter nutzen können.»<br />
Im ehemaligen Klassenzimmer hat jetzt eine Küche den Platz<br />
des Lehrerpults eingenommen, und die Schulbänke sind Tischen<br />
gewichen, auf denen an regelmässigen Spielabenden<br />
Auch die Kinder von Montenol profitieren vom Umbau<br />
ihrer alten Schule zu einem Treffpunkt.<br />
fröhlich gejasst und gegessen wird. Auch Bewohner der<br />
benachbarten Orte sind häufige Gäste. Das fördert die Verbundenheit<br />
in der hügeligen und abgelegenen Gegend, in<br />
der es kein schnelles Fortkommen gibt. Im Jahresprogramm<br />
des Vereins stehen auch Pétanque-Turniere, Filmabende<br />
und Fes tivitäten durchs Jahr hindurch.<br />
Schönheit der Gegend als Stärke betonen<br />
«Die Topografie hier ist anspruchsvoll», meint Muriel Jeanne-<br />
rat. «Doch für Wanderungen ist die Region natürlich wunderschön.»<br />
Diese landschaftliche Schönheit soll als Stärke<br />
betont werden und mehr Besucher und Touristen ins Dorf<br />
bringen: Deshalb haben die Mitglieder von «DynaMontenol»<br />
aus ihrer früheren Schule einen Ort der Begegnung gemacht,<br />
zu dem auch Gruppenunterkünfte für 20 Personen und die<br />
notwendigen sanitären Einrichtungen gehören. Sie haben dafür<br />
tatkräftig Hand angelegt, die Wände des Klassenzimmers<br />
ausgebessert und gestrichen, Etagenbetten gezimmert oder<br />
die Stromversorgung er<strong>neue</strong>rt. Doch trotz vieler <strong>frei</strong>williger<br />
Arbeitsstunden reichten die finanziellen Mittel nicht aus. Die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> konnte die entscheidende Hilfe für das<br />
Gemeinschaftsprojekt leisten. Ob für Wandergruppen, Pferdefreundinnen,<br />
Fischer oder Velofahrer: Dank dem <strong>neue</strong>n Angebot<br />
in der früheren Schule bietet sich Montenol als<br />
Etappenziel bei einem erlebnisreichen Abstecher zum Clos<br />
du Doubs an. Und natürlich sind auch Schulklassen besonders<br />
willkommen: «Das wäre dann wie die Rückkehr der Kinder<br />
in unsere Schule», schmunzelt Muriel Jeannerat. Die<br />
Wandtafel ist auf jeden Fall noch da – doch statt Rechenaufgaben<br />
stehen jetzt Ausflugstipps darauf. (mk)<br />
Kontakt und Reservation des Mehrzweckraums mit Küche<br />
und Unterkunft:<br />
Muriel Jeannerat, Tel. 032 461 38 70 oder 079 689 89 27<br />
www.berghilfe.ch<br />
Clos du Doubs<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 3
Reportage<br />
«In der Surselva herrscht Aufbruchstimmung»<br />
Als vor vier Jahren der Klosterstall in Disentis/GR ein Raub der Flammen wurde, war die Zukunft eines der<br />
grössten Landwirtschaftsbetriebe in der Region Surselva ungewiss. Unterdessen entsteht mit Unterstützung<br />
der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> rund um den neu errichteten Stall ein landwirtschaftliches Zentrum, das die regionalen<br />
Stärken für den Tourismus und die Vermarktung einheimischer Qualitätsprodukte nutzen will.<br />
Die braunfelligen Kühe, Kälber und der stolze Stier strahlen<br />
Ruhe aus. Im grossen Holzstall auf der «Salaplauna», der<br />
Ebene an der Lukmanier-Passstrasse in Disentis/GR, ist es<br />
luftig und hell, es riecht nach Heu. Die über 90 Tiere sind<br />
behornt und bewegen sich <strong>frei</strong> im Innen- und Aussenbereich.<br />
Um Verletzungen für Mensch und Tier zu vermeiden, sind die<br />
Räume weit gefasst. Und auch der für die langen Winter auf<br />
über 1000 m ü. M. notwendige Heuvorrat findet Platz unter<br />
dem Stalldach. An ein solches Bild war vor vier Jahren nicht<br />
zu denken: Durch einen unverschuldeten Brand wurde der<br />
verpachtete Landwirtschaftsbetrieb des Klosters Disentis ein<br />
Raub der Flammen, zurück blieben Schutt und Asche. Menschen<br />
wurden zum Glück nicht verletzt und praktisch alle<br />
Tiere konnten gerettet werden, doch der Schaden belief sich<br />
auf über eineinhalb Millionen Franken. Vor allem aber stellte<br />
sich die grosse Frage: Wie soll es weitergehen? Angesichts<br />
der Bedeutung des Betriebs für eine funktionierende Landund<br />
Milchwirtschaft in der Surselva war bald einmal klar, dass<br />
es trotz knapper Mittel irgendwie weitergehen musste. Die<br />
Klostergemeinschaft und weitere engagierte Köpfe aus der<br />
Region sahen bei allem Unglück auch Chancen: Es entstand<br />
die Idee, mit dem Stallneubau den Grundstein für ein Zentrum<br />
zu legen, das die Zusammenarbeit von Landwirtschaft,<br />
Tourismus, Gewerbe und Kultur fördert. «Das ‹Center sursilvan<br />
d’agricultura› (CSA) will die Landwirtschaft dem Publikum<br />
öffnen, sie greifbar machen und damit einen Mehrwert<br />
für die ganze Region schaffen», erklärt CSA-Vereinspräsident<br />
Iso Mazzetta. In der Surselva sind rund doppelt so viele Beschäftigte<br />
wie im übrigen Kanton in der Landwirtschaft tätig.<br />
4 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
1 2<br />
«Wir setzen auf die Stärken unserer Region und wollen diese<br />
<strong>Kräfte</strong> bündeln», betont Mazzetta. So dient das CSA als<br />
Plattform, über die der Verkauf von biologischen Qualitätsprodukten<br />
angekurbelt werden soll, um die Wertschöpfung in<br />
der <strong>Bergregion</strong> zu steigern. «<strong>Eine</strong> nachhaltige Landwirtschaft<br />
sorgt zudem dafür, dass die Kulturlandschaft für den Tourismus<br />
eine Trumpfkarte bleibt», ergänzt Mazzetta.<br />
Wichtiges Signal für die ganze Region<br />
Den Ideen folgten Taten: Ein 60 Meter langer Besuchersteg,<br />
der unter der Stalldecke durch den Raum führt, macht es für<br />
Feriengäste, Durchreisende, Schulklassen, Gruppen und<br />
Ortsansässige möglich, die Berglandwirtschaft zu erleben,<br />
ohne dass die Tiere irritiert werden. An den Klosterstall angebaut<br />
wurde zudem ein Mehrzweckraum, wo Weiterbildungs-<br />
und Informationsveranstaltungen stattfinden. Der<br />
Raum kann gemietet werden und verfügt über eine kleine<br />
Guten Ideen weitergeben<br />
Nicht nur in der Surselva packen initiative Menschen ihre<br />
Zukunft an: Im ganzen Berggebiet entstehen aus guten<br />
Ideen vorbildhafte Projekte. Damit die Ideen und das Wissen<br />
für breite Kreise zugänglich sind, hat die <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> die Internetplattform www.berggebiete.ch lanciert,<br />
welche die vielfältigen Projekte dokumentiert:<br />
www.berggebiete.ch/projekte/
Küche, Garderoben und Toiletten. Hier können auch regionale<br />
Spezialitäten direkt an die Kunden verkauft werden. Die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> unterstützte den Wiederaufbau des<br />
Klosterstalls mit Besuchersteg und Mehrzweckraum. «Die<br />
Realisierung dieses Projekts ist ein wichtiges Signal für die<br />
ganze Region», sagt Romano Tomaschett, der als ehrenamtlicher<br />
Experte der <strong>Berghilfe</strong> das Vorhaben begleitet. «Es<br />
zeigt, was man erreichen kann, wenn man gemeinsam mutig<br />
vorwärts geht.»<br />
Bergbauernfamilien können Bio-Milch liefern<br />
Der ausgelöste Schwung zieht weitere Kreise: Als klar wurde,<br />
dass für die veraltete Käserei von Sedrun dringend eine <strong>neue</strong><br />
Lösung gefunden werden musste, da sie bezüglich Kapazität,<br />
Arbeitsabläufe und Hygiene den Anforderungen nicht<br />
mehr genügte, fusionierten die Milchgenossenschaften von<br />
Sedrun/Disentis und Trun. Und die neu gegründete AG beschloss,<br />
einen Neubau zu realisieren – und zwar direkt neben<br />
dem Klosterstall. Hier wird künftig wertvoller Bio-Bergkäse<br />
produziert, der in Gewölbekellern aus Ziegelstein reift. Im<br />
April erfolgte der Spatenstich zur «Sennaria Surselva», die<br />
wie der Stall aus der Feder des Bündner Architekten Gion A.<br />
Caminada stammt. «Die <strong>neue</strong> Käserei ist ein wichtiger Baustein<br />
für das ‹Center sursilvan d’agricultura› als Drehscheibe<br />
5<br />
3 4<br />
für landwirtschaftliche Produktion und Absatz», betont Romano<br />
Tomaschett. Dank der <strong>neue</strong>n Disentiser Käserei können<br />
über 60 Bergbauernfamilien weiterhin ihre Bio-Milch<br />
verkaufen und ein Auskommen erwirtschaften. «Mit der <strong>neue</strong>n<br />
Käserei kann die verkäste Milchmenge sogar gesteigert<br />
und die Wertschöpfung verbessert werden», erklärt Tomaschett.<br />
Auch hier half die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> mit, die notwendige<br />
Projektfinanzierung sicherzustellen.<br />
«Engagierte Menschen, die zu ihrem Lebensraum<br />
stehen und die Zukunft selber anpacken»<br />
Von der Dynamik in der Region zeugen zwei weitere Projekte,<br />
die auf die vielfältigen Stärken der Surselva setzen: Im Bergdorf<br />
Surrein entsteht in Zusammenarbeit mit dem «Center sursilvan<br />
d’agricultura» und mit Unterstützung der <strong>Berghilfe</strong> ein<br />
Obstkulturzentrum, das Besuchern die Qualität einheimischer<br />
Obstprodukte näherbringt. Für die Produktion und Vermarktung<br />
der Obst- und Brennereierzeugnisse müssen aber die<br />
Einrichtungen und Anlagen verbessert werden. Das CSA plant<br />
schliesslich, mit dem Alperlebnis «Crap Ner» Ferien auf der<br />
Alp anzubieten. «Es herrscht eine grosse Aufbruchstimmung<br />
in der Region. Hinter all den sinnvollen Initiativen stehen engagierte<br />
Menschen, die zu ihrem Lebensraum stehen und die<br />
Zukunft selber anpacken», erklärt Romano Tomaschett. «Die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> ist ihre verlässliche Partnerin.» (kab)<br />
www.agricultura.ch<br />
1 Der neu errichtete Stall bietet viel Auslauf im Freien.<br />
2 Auf dem Besuchersteg können Gäste das Vieh im Stall beobachten,<br />
ohne die Tiere zu irritieren.<br />
3 Weidepflege auf über 1000 m ü. M.<br />
4 Auch die Pächter des Klosterstalls können ihre Milch künftig<br />
in der Disentiser Käserei abliefern.<br />
5 Im <strong>neue</strong>n Mehrzweckraum werden u. a. Weiterbildungs- und<br />
Informationsveranstaltungen durchgeführt.<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 5
Reportage<br />
Zündende Idee aus Toggenburger Holz<br />
Die im toggenburgischen Ganterschwil/SG beheimatete Holzbaufirma Gisler hat sich auf den Bau von Elementholzhäusern<br />
aus einheimischem Holz spezialisiert. Unternehmer Hans Gisler entwickelte ein Luftkammernsystem<br />
für Holzwände, das bessere Dämmwerte erreicht. Dank der von der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> mitfinanzierten Hobelmaschine<br />
kann Gisler die spezielle Holzkonstruktion anfertigen – und Arbeitsplätze im Berggebiet erhalten.<br />
Es riecht nach Holz und Harz. <strong>Eine</strong> Säge dröhnt, eine Hobelmaschine<br />
surrt, Späne fliegen. Bei Gisler Holzbau in Ganterschwil/SG<br />
herrscht emsiges Treiben. Sechs Angestellte sind<br />
an der Arbeit. Mitten im Geschehen steht der Firmenchef<br />
Hans Gisler und prüft Holzteile, die zu einer Wand zusammengefügt<br />
werden. Ursprünglich wollte der 42-Jährige Bauer<br />
werden. Aufgewachsen ist er auf einem Bergbauernbetrieb<br />
in Libingen oberhalb Mosnang/SG als jüngster Sohn von insgesamt<br />
acht Kindern. Den Hof übernahm jedoch sein ältester<br />
Bruder. Hans Gisler wurde Zimmermann und gründete<br />
1997 seine eigene Unternehmung. Mit einem konventionellen<br />
Betrieb, der anfänglich auf Umbauten und Renovationen<br />
spezialisiert war, wollte sich Gisler jedoch nicht<br />
zufriedengeben. «Ich suchte nach einem Weg, um die Wertschöpfung<br />
des Holzes zu steigern», erzählt er. Vor rund fünf<br />
Jahren kam ihm die zündende Idee. Er entwickelte ein <strong>neue</strong>s<br />
Systemhaus, das nur aus Holz gebaut wird. Der Knackpunkt<br />
dabei war die Isolation: «In der Schweiz werden Wände traditionell<br />
mit Baumaterialien wie Glas- und Steinwolle, Styro-<br />
6 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
1 2<br />
3<br />
1 In Ganterschwil hat Hans Gisler seine Erfindung zum ersten<br />
Mal umge<strong>setzt</strong>.<br />
2 Der Holzbauer bereitet die Bretter für die Bearbeitung an der<br />
Vierseiten-Hobelmaschine vor.<br />
3 Hans Gisler steuert die Vierseiten-Hobelmaschine, die eigens<br />
für seine Spezialkonstruktion angefertigt wurde.<br />
por und Beton isoliert», erklärt der fünffache Familienvater. Er<br />
suchte nach einer Alternative – und fand sie.<br />
Isolieren mit Luft<br />
Der Firmenchef geht auf einen Stapel von bereits bearbeiteten<br />
Holzwänden zu, hebt die oberste an und zeigt auf die Holzoberfläche,<br />
die Bienenwaben gleicht: «Wir fräsen kleine, zwei<br />
Millimeter dünne Hohlräume in die Holzwände und schliessen<br />
sie dann mit einer weiteren Holzschicht luftdicht ab. Dadurch<br />
entsteht eine Wärmespeicherung, die drei- bis viermal effektiver<br />
ist als die herkömmliche Bauweise.» Gisler legt das Holz
zurück und <strong>setzt</strong> zu einer Erklärung an: «Die Wandoberfläche<br />
nimmt beispielsweise im Winter die Wärme im Hausinnern<br />
auf, während die Kälte von aussen gegen die Wand drückt.<br />
Das erzeugt eine Dämmwirkung. Bei unserer Bauweise wird<br />
die Wärme in den mit Luft gefüllten Hohlräumen gespeichert.<br />
Das reduziert den Wärmeabfluss stark.» Der gelernte Zimmermann<br />
geht von der Werkhalle in sein Büro, <strong>setzt</strong> sich hinter<br />
den Tisch und fährt begeistert fort. «Nichts isoliert besser als<br />
Luft. Das entwickelte System ist im Grunde genommen genial<br />
einfach und entspricht dem Zeitgeist: Zurück zur Natur!» Für<br />
seine Konstruktion verwendet Hans Gisler sogenanntes<br />
Mondholz aus der Region – meistens von einheimischen Bauern.<br />
Das Holz wird bei abnehmendem Mond in den Monaten<br />
November bis Februar geschlagen. «Dieses Holz enthält nur<br />
wenig Feuchtigkeit, wird luftgetrocknet und hat den Vorteil,<br />
dass es sich später nicht mehr verzieht und Böden und Treppen<br />
nicht knarren», weiss der Profi.<br />
Einsatz und Durchhaltevermögen<br />
Da Gisler auch beim Ausbau gänzlich auf Bauchemie und<br />
Industrieprodukte verzichtet, entsteht in den Häusern ein natürliches<br />
Wohnklima und die Unterhaltskosten sind tiefer, weil<br />
im Winter weniger Heizkosten als bei einem herkömmlich isolierten<br />
Haus anfallen. Die Wirksamkeit des Gisler-Holzhaus-<br />
Systems ist in der Zwischenzeit auch wissenschaftlich belegt,<br />
wie der innovative Unternehmer erzählt: «Die ETH Zürich hat<br />
die Bauweise in 13 Versuchen intensiv getestet und für gut<br />
befunden. Auch die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt<br />
in Dübendorf führte Tests durch und kam zum selben<br />
Schluss.»<br />
<strong>Eine</strong> Knacknuss war indes die Herstellung der speziellen Holzkonstruktion.<br />
«Wir benötigten eine Vierseiten-Hobelmaschine,<br />
um überhaupt die Hohlräume ins Holz fräsen und damit unser<br />
Produkt auf den Markt bringen zu können», erklärt Hans Gisler.<br />
Er steht von seinem Stuhl auf und geht zurück in die Werkhalle,<br />
wo die Spezialmaschine, die von der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> mitfinanziert wurde, in Betrieb steht. «Diese Starthilfe<br />
war für uns entscheidend», betont Gisler. «Wir mussten<br />
zeitlich und finanziell sehr viel investieren, um unsere ‹Erfindung›<br />
entwickeln zu können. Wegen der hohen Entwicklungskosten<br />
fehlte am Schluss das Geld für die <strong>neue</strong> Maschine, die<br />
es für die anspruchsvolle Fräsung zwingend braucht.» Mit<br />
dem Beitrag der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> konnte die Lücke geschlossen<br />
und das Projekt startklar gemacht werden. Bis<br />
heute konnte das Gantenschwiler Unternehmen vier Häuser<br />
mit dem <strong>neue</strong>n System bauen. Und die Zukunftsperspektiven<br />
zeigen sich vielversprechend. «Wenn die Aufträge weiter steigen,<br />
werde ich zusätzliche Mitarbeiter einstellen können»,<br />
sagt Gisler. Natürlich Arbeitskräfte aus der Region. Der Unternehmer<br />
ist sich jedoch bewusst: «Es braucht weiterhin grossen<br />
Einsatz und Durchhaltever mögen!» (ch)<br />
Zum Zug kommt Holz aus Toggenburger Wäldern.<br />
«Innovationen im Berggebiet<br />
unterstützen»<br />
Interview mit Paul Infanger,<br />
ehrenamtlicher Experte der<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
Warum unterstützte die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
die Anschaffung der speziellen Vierseiten-<br />
Hobelmaschine?<br />
«Wir unterstützen nicht nur einzelne Bergbauernbetriebe.<br />
Die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> <strong>setzt</strong> sich auch für Projekte ein,<br />
die sich nachhaltig positiv auf eine ganze Region auswirken,<br />
wie dies bei Gisler Holzbau der Fall ist. Innovationen<br />
sind im Berggebiet wichtig und verdienen unsere Unterstützung.»<br />
Wie kann die Region profitieren?<br />
«Die Firma von Hans Gisler trägt dazu bei, in der Region<br />
Arbeitsplätze zu erhalten und mittelfristig <strong>neue</strong> zu schaffen.<br />
Verschiedene Bergbauern können künftig bei Gisler Holzbau<br />
nach Bedarf Teilzeit arbeiten: Holz bearbeiten, hobeln<br />
und sägen. Das bringt ihnen wichtige Nebeneinkünfte. Zudem<br />
kauft Gisler das Holz bei den lokalen Bauern. Dadurch<br />
steigt die Wertschöpfung in der ganzen Region.»<br />
Weshalb unterstützten Sie eine Firma? Ist das<br />
nicht ein Eingriff in den Wettbewerb?<br />
«Die <strong>Berghilfe</strong> leistet Unterstützung an zukunftsgerichtete<br />
Projekte, damit die <strong>Bergregion</strong>en wettbewerbsfähig bleiben<br />
können. Hier wird ein pionierhafter Unternehmer gestärkt,<br />
der im Berggebiet mit viel Engagement und Mut ein<br />
<strong>neue</strong>s Produkt lanciert. Das bringt automatisch eine gewisse<br />
Veränderung der Wettbewerbslandschaft mit sich.»<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 7
Panorama<br />
Streifzug durch vielseitige <strong>Berghilfe</strong>-Projekte<br />
Ihre grosszügigen Spenden machen es möglich: Jedes Jahr unterstützen wir mehrere Hundert Projekte<br />
im <strong>Schweizer</strong> Berggebiet. Nebst ausführlichen Projekt-Berichten im Heft zeigen wir Ihnen in der<br />
Rubrik «Panorama» eine vielseitige Auswahl in Kurzform. So erfahren Sie, wie Ihre Spende einge<strong>setzt</strong><br />
wird. Informationen zu weiteren Projekten finden Sie auf www.berghilfe.ch<br />
Stans / NW: Auf den Hufspuren der Sbrinz-Händler<br />
«Ihren» Weg kennen Sepp Scheuber<br />
und Werner Grossniklaus vom Förderverein<br />
Sbrinz-Route in- und auswendig.<br />
«Die Sbrinz-Route war im Mittelalter<br />
das, was die Gotthardachse heute ist»,<br />
erklärt Vereinspräsident Grossniklaus,<br />
«und die Säumer, die zwischen dem<br />
Vierwaldstättersee und Domodossola<br />
in Italien pendelten, waren so etwas<br />
wie die heutigen ‹Lastwägeler›». Der<br />
lang haltbare Sbrinz war ein Exportschlager<br />
und sein Transport auf Pferderücken<br />
über die schmalste Stelle<br />
des Alpenkamms bis ins 19. Jahrhundert<br />
ein gefährliches, aber lohnendes<br />
Abenteuer. Die Faszination hält bis<br />
heute an. «2003 fand in Giswil das<br />
erste Säumerfest statt», erzählt Sepp<br />
Scheuber, der Initiant des Vereins.<br />
«Seither ist das Interesse immer mehr<br />
gewachsen.» Heute müssen sich Besucher<br />
nicht mehr aufs Zuschauen beschränken:<br />
Im gemächlichen Rhythmus<br />
der Pferde können sie die vielfältige Alpenwelt<br />
auf der geschichtsträchtigen<br />
Wanderroute hautnah erleben, am<br />
Stück oder in Etappen, Übernachtungsmöglichkeiten<br />
und ein Gepäcktransport<br />
inklusive.<br />
Situationsplan zu den Projekten<br />
Zweisimmen<br />
Isérables<br />
Stans<br />
8 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
Unterwegs Richtung Süden leben vergangene Säumer-Zeiten wieder auf.<br />
Funke der Begeisterung springt<br />
Die Etappenorte der Wanderer von heu-<br />
te sind die gleichen wie die der Säumer<br />
von damals. Und auch hier lebt die Geschichte<br />
weiter: In Wiler bei Innertkirchen<br />
etwa führt eine Familie schon seit<br />
Jahrhunderten die dortige Herberge!<br />
Gastronomie, Hotellerie, Gewerbe und<br />
Landwirtschaft im Berggebiet sollen<br />
entlang der Route verstärkt von den<br />
durchreisenden und übernachtenden<br />
Gästen profitieren. Deshalb hat die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> beschlossen, das<br />
naturnahe Tourismusprojekt, das mit viel<br />
Freiwilligen arbeit seitens des Fördervereins<br />
aufgebaut wurde, für die weitere<br />
Bekanntmachung unter der Dachmarke<br />
«Kulturwege Schweiz» zu unterstützen.<br />
Die Anstrengungen der Initianten<br />
gehen weiter. «Wir sind in ständigem<br />
Kontakt mit den Gemeinden, durch deren<br />
Gebiet die Sbrinz-Route verläuft»,<br />
erklärt Sepp Scheuber. «Während<br />
unserer jährlichen Säumerwoche engagieren<br />
sich diese zum Beispiel im Rahmen<br />
von Volksfesten und machen damit<br />
nachhaltig auf sich aufmerksam. So<br />
springt der Funke der Begeisterung<br />
weiter.» (mk)<br />
Drei-Tage-Wanderungen<br />
inkl. Gepäckbeförderung auf<br />
einem Abschnitt der Sbrinz-Route<br />
auf Anfrage. Gruppen ab 10 Personen<br />
können sich von Pferden begleiten<br />
lassen.<br />
Geführte Wanderwochen auf der<br />
Gesamtlänge der Sbrinz-Route: 4. bis<br />
11. Juli, 5. bis 12. September und 3.<br />
bis 10. Oktober 2010.<br />
www.sbrinz-route.ch<br />
www.kulturwege-schweiz.ch
Isérables / VS: Innovative Schottenverwertung schont die Umwelt<br />
Seit 55 Jahren ist die Käserei im Bergdorf<br />
Isérables in Betrieb. Sie liegt auf<br />
über 1100 m ü. M. in steilem Gelände<br />
«und ist die letzte Bergkäserei im Bezirk<br />
Martigny», wie Käsereipräsident Gérard-Philippe<br />
Fort erklärt. 20 Produzenten<br />
liefern hier täglich ihre Milch ab.<br />
Dunkle Wolken zogen über der Käserei<br />
auf, als nicht länger erlaubt war, die<br />
Schotte ins Abwasser zu leiten. Rasch<br />
musste eine Alternative her, um die<br />
drohende Schliessung abzuwenden:<br />
Der Abtransport der Schotte per Lastwagen<br />
ins Tal kam wegen der hohen<br />
Kosten nicht in Frage. Da die Schotte<br />
als Nahrung für Schweine dient, erwog<br />
man, einen Schweinestall zu bauen,<br />
was aber wegen der Gülle ein <strong>neue</strong>s<br />
Problem für den Gewässerschutz geschaffen<br />
hätte. In einem Zeitungsartikel<br />
stiess Gérard-Philippe Fort auf die Lösung.<br />
Zwei Betriebe im Kanton Waadt<br />
hatten erfolgreich ein ebenso innova-<br />
Zweisimmen / BE: «Endlich ist das Wasserproblem gelöst!»<br />
Ueli Zeller zeigt auf das mit Wasser<br />
versorgte Gebiet.<br />
Selbst im Wasserschloss Schweiz ist<br />
genügend und einwand<strong>frei</strong>es Wasser<br />
keine Selbstverständlichkeit, wie die<br />
Einzelhof-Siedlung Reichenstein-Riedli<br />
in Zweisimmen/BE deutlich macht. 16<br />
Häuser, davon 13 Bauernhöfe, leiden<br />
seit Jahren unter einer prekären Wasserknappheit.<br />
«Jeder Hof wurde seit<br />
Generationen aus eigenen Quellen ver-<br />
tives wie umweltfreundliches System<br />
eingerichtet: Bakterien in einem gedeckten<br />
Kompostbeet bauen die anfallende<br />
Schotte ökologisch ab. Die<br />
Milchproduzenten von Isérables beschlossen,<br />
auf dieses umweltfreundliche<br />
und kostengünstige Modell zu<br />
setzen. Doch es überstieg ihre finanziellen<br />
Möglichkeiten. Dank der Unterstützung<br />
der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
konnte die pionierhafte Schottenverwertung<br />
schliesslich installiert werden.<br />
Nicht nur die Käserei hat damit eine<br />
<strong>neue</strong> Perspektive, sondern auch die<br />
Kuhhaltung. Und dank der Beweidung<br />
verganden die steilen Bergflanken<br />
nicht, und die Kulturlandschaft, die für<br />
den naturnahen Tourismus grosse Bedeutung<br />
hat, bleibt intakt. (kab)<br />
Die zurückbleibende Schotte wird unterhalb<br />
der Käserei in einer separaten Hütte<br />
von Bakterien abgebaut.<br />
sorgt. Besonders nach den warmen<br />
Sommermonaten reichte dieses Wasser<br />
für die Versorgung von Mensch und<br />
Tier aber nicht aus», erzählt Ueli Zeller,<br />
Präsident des Vereins Wasserversorgung<br />
Reichenstein. Und Zeller, der<br />
Lehrer ist und mit seiner Frau einen Hof<br />
mit Kühen, Pferden und Geissen führt,<br />
weiss, wovon er spricht. Einige der Anwohner<br />
hatten jeweils im Herbst plötzlich<br />
kaum mehr Trinkwasser. Deshalb<br />
musste das kostbare Nass für mehrere<br />
Höfe sogar in einem Wassertankfahrzeug<br />
vor Ort geschafft werden. Die Situation<br />
war untragbar. «Ohne genügend<br />
Wasser kann man keinen Hof führen.<br />
Dann droht, dass Bauern ihre Betriebe<br />
aufgeben müssen», erklärt Zeller. Fazit:<br />
Die Siedlungen mussten dringend an<br />
eine zuverlässige Wasserversorgung<br />
angeschlossen werden. Das Projekt<br />
drohte jedoch an den hohen Kosten zu<br />
scheitern. Erst die Unterstützung der<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> machte es möglich,<br />
dass ein Reservoir gebaut und die<br />
Häuser und Höfe mit einem über vier<br />
Kilometer langen Leitungsnetz verbunden<br />
werden konnten. «Dafür sind wir<br />
sehr dankbar», sagt Ueli Zeller und ergänzt<br />
glücklich: «Endlich ist das Wasserproblem<br />
gelöst!» (ch)<br />
Knappes Wasser ist zum Glück<br />
Vergangenheit.<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 9
Panorama<br />
Sörenberg / LU: Der frische Alpweiher belebt Gäste und Region<br />
Im Sommer entwickelt sich die Kneippanlage zum <strong>neue</strong>n Publikumsmagnet,<br />
der in der <strong>Bergregion</strong> wichtige Einnahmen ermöglicht.<br />
Das UNO-Jahr des Wassers brachte<br />
2003 in Flühli-Sörenberg einiges in<br />
Fluss: «Wir wollten eine <strong>neue</strong> Möglichkeit<br />
zum Erleben des Elements Wasser<br />
schaffen», erklärt Carolina Rüegg, Direktorin<br />
von Sörenberg Flühli Tourismus.<br />
300 Menschen aus der Region<br />
gründeten eine Genossenschaft und<br />
beschlossen, im Gebiet oberhalb von<br />
Flühli beim malerischen Schwandalpweiher<br />
eine naturverträgliche Kneippanlage<br />
einzurichten. Ziel der visionären<br />
Genossenschaft: Mit einem nachhaltigen<br />
Angebot Mehreinnahmen im Tourismus-Bereich<br />
zu erwirtschaften und<br />
so die Wertschöpfung in der <strong>Bergregion</strong><br />
zu fördern. Das erfrischende Angebot<br />
ist gefragt, wie Carolina Rüegg<br />
berichtet: «Rund 10 000 Leute kommen<br />
pro Jahr hierher, um die Kneippanlage<br />
zu besuchen.» Davon profitieren<br />
10 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
lokale Läden, die Gastronomie und Hotellerie<br />
sowie die Landwirtschaft. «Verschiedene<br />
Bauern verkaufen den<br />
Touristen ihre Produkte, als Spezialität<br />
etwa selbstgemachten Entlebucher<br />
Kräutertee», sagt Carolina Rüegg.<br />
Nach den ersten sechs Betriebsjahren<br />
musste die Kneippanlage nun saniert<br />
Die Kneippanlage ist in die wunder schöne<br />
Landschaft beim Schwandalpweiher eingebettet.<br />
werden. Die Anlage benötigte eine eigene<br />
Wasserversorgung für das Armbad<br />
und die Guss-Station, um die<br />
Anlage auch bei regenarmer Saison<br />
betreiben zu können. Zusätzlich musste<br />
das Holz für Wege und Böden er<strong>neue</strong>rt<br />
werden, wofür Eichenholz aus der<br />
Region gewählt wurde. «Die Unterstützung<br />
durch die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> war<br />
für uns ganz zentral. Ohne diese Hilfe<br />
wäre die umfassende Sanierung nicht<br />
möglich gewesen», sagt Franz Lötscher,<br />
Präsident der Genossenschaft.<br />
Im Mai konnte die Kneippanlage rechtzeitig<br />
für die <strong>neue</strong> Saison geöffnet werden.<br />
«Für unsere Region ist dieses<br />
Angebot bedeutend. Im Winter ist Sörenberg<br />
für den Skitourismus bekannt,<br />
im Sommer entwickelt sich die Kneippanlage<br />
zum <strong>neue</strong>n Publikumsmagnet,<br />
der wichtige Einnahmen ermöglicht»,<br />
sagt Carolina Rüegg. (ch)<br />
Kneippen unter <strong>frei</strong>em Himmel<br />
Das Kneippen ist eine nach Sebastian Kneipp (1821–1897) benannte<br />
Wasser-Anwendung, der eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben<br />
wird. Die Kneippanlage in Flühli umfasst eine Wassertretanlage, eine Gussstation,<br />
einen Barfusspfad, ein Armbad und eine Ruhezone. Die Anlage ist von Mai<br />
bis Oktober täglich von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Nebst Einzeleintritten können<br />
auch Führungen für Gruppen, Firmen und Vereine reserviert werden. Das Angebot<br />
in der Region wird durch verschiedene Exkursionsmöglichkeiten abgerundet.<br />
Weitere Infos: Tourismusbüro Sörenberg, Tel. 041 488 11 85,<br />
www.fluehli-wasser.ch
Vicosoprano / GR: Moderne Weiterbildung im abgelegenen Bergtal<br />
«Erwachsenenbildung ist für die Entwicklung<br />
unserer Region ganz entscheidend»,<br />
sagt Maurizio Michael.<br />
Dazu gehören auch Computer-Kenntnisse.<br />
Um diese zu fördern, wurde<br />
2003 im Bergell der Verein Centro Informatico<br />
Bregaglia (CIB) gegründet. Seit<br />
letztem Jahr befindet sich das<br />
CIB im <strong>neue</strong>n, modernen Gewerbe -<br />
zentrum in Vicosoprano/GR, wo in zwei<br />
Unterrichtszimmern eine unterdessen<br />
breite Palette an Weiterbildungskursen<br />
an geboten wird. Maurizio Michael, Koordinator<br />
und Geschäftsführer des<br />
Zentrums, ist begeistert vom Interesse:<br />
«Das Angebot nutzen pro Jahr rund<br />
100 Personen aus unserer <strong>Bergregion</strong>.»<br />
Damit das CIB auch in Zukunft<br />
zeitgemäss unterrichten kann, hat die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> einen entscheidenden<br />
Beitrag geleistet. Mit finanzieller<br />
Unterstützung konnte der Verein<br />
eine moderne PC-Infrastruktur einrichten.<br />
«Ohne diese Hilfe hätten wir die<br />
Geräte, die für die Weiterbildungskurse<br />
unverzichtbar sind, nicht kaufen können»,<br />
erklärt Michael. Viele Bewohner<br />
des abgelegenen Bergtals belegen Informatik-Kurse,<br />
um sich damit beruflich<br />
weiterzubilden. «Wir planen auch einen<br />
Kurs für Bergbauern, der ganz auf deren<br />
Computer-Bedürfnisse ausgerichtet<br />
ist», so die Zukunftsausichten von<br />
Maurizio Michael. <strong>Eine</strong> weitere Spezialität<br />
des CIB: Bergeller Lehrlinge können<br />
interaktiv am Unterricht der<br />
Berufsschule im Nachbartal teilnehmen.<br />
Er wird via Video-Übertragung<br />
von Poschiavo nach Vicosoprano übermittelt.<br />
«Gut ausgebildeter Nachwuchs<br />
hilft uns, die lokale Wirtschaft zu stärken»,<br />
sagt Michael. Das Bildungszentrum<br />
stellt die Infrastruktur auch<br />
weiteren Interessierten zur Verfügung,<br />
wie Michael erzählt: «Weil wir unsere<br />
PCs er<strong>neue</strong>rn konnten, werden unsere<br />
Räume für den Informatik-Unterricht<br />
auch von Schulklassen aus der Region<br />
belegt. Zudem nutzen Vereine und<br />
Mit den <strong>neue</strong>n Laptops kann das CIB auch künftig zeitgemässe Weiterbildungskurse anbieten.<br />
Auf dem Weg zum nächsten Kurs: Mittels Video-Übertragung können Kursteilnehmer<br />
Referaten oder Lehrgängen aus anderen Regionen der Schweiz live beiwohnen.<br />
insbe sondere Firmen die Einrichtungen<br />
für Präsentationen, Workshops oder<br />
Video-Konferenzen.»<br />
Grenzen überwinden mit<br />
Video-Übertragung<br />
Sein Weiterbildungsangebot rundet<br />
das Centro Informatico Bregaglia mit<br />
Sprachkursen und Kursen mit Themenschwerpunkten<br />
aus Kultur und Wirtschaft<br />
ab. Video-Übertragungen spielen<br />
dabei ebenfalls eine wichtige Rolle.<br />
«Drei- bis viermal pro Jahr übertragen<br />
wir live interessante Referate von Persönlichkeiten<br />
aus Wirtschaft und Gesellschaft»,<br />
berichtet Maurizio Michael.<br />
«So können unsere Teilnehmer trotz der<br />
Abgeschiedenheit unseres Tals Anlässen<br />
beiwohnen, die beispielsweise in<br />
Lugano, Zürich, im Puschlav oder im<br />
Ausland stattfinden. So hatten wir auch<br />
schon Gelegenheit, ein Gespräch mit<br />
dem ehemaligen Bundesrat Joseph<br />
Deiss per Video-Übertragung mitzuverfolgen<br />
und konnten ihm sogar Fragen<br />
stellen.» (ch)<br />
www.infocib.ch<br />
www.puntobregaglia.ch<br />
Situationsplan zu den Projekten<br />
Sörenberg<br />
Vicosoprano<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 11
Porträt<br />
«Positiv denken – bei allem, was man tut»<br />
Die vierköpfige Familie Hallenbarter lebt und arbeitet in Obergesteln/VS auf einem Bergbauernbetrieb, der auf<br />
Mutterkuhhaltung ausgelegt ist. <strong>Eine</strong>n Teil ihrer Produkte verkauft Tania Hallenbarter im eigenen Hofladen,<br />
der mit Unterstützung der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> vergrössert werden konnte und für wichtige Zusatzeinnahmen<br />
sorgt. Tania Hallenbarter erzählt von ihrem strengen Alltag als Bäuerin, Mutter – und Unternehmerin.<br />
Tania Hallenbarter arbeitet im Hofladen und hilft ihrem Mann beim Abpacken der eigenen Fleischprodukte.<br />
Um 7 Uhr starte ich in den <strong>neue</strong>n Tag. Mein Mann<br />
Florian ist zu dieser Zeit schon unterwegs. Jetzt im<br />
Sommer steht er regelmässig um 6 Uhr auf und geht dann in<br />
den Stall, der sich rund 1,5 Kilometer von unserer Wohnung<br />
entfernt, etwas ausserhalb von Obergesteln befindet. Wir haben<br />
35 Galloway-Kühe und zusätzlich Rinder, Kälber und<br />
Ochsen. Die Galloway-Kühe passen gut ins raue Berggebiet.<br />
Sie sind robust, pflegeleicht und genügsam. Ich habe diese<br />
zottigen Tiere gern. Hier im Oberwallis fühle ich mich heimisch.<br />
Ursprünglich stamme ich aus dem Elsass. Mit 24 Jahren<br />
wollte ich mich neu orientieren. Per Zufall sah ich in der<br />
Zeitung eine ausgeschriebene Stelle als Serviertochter in<br />
Obergesteln. So arbeitete ich ab Dezember 1997 für drei Saisons<br />
im Restaurant Lärch. Es gefiel mir dort auf Anhieb und<br />
ich schloss Land und Leute schnell ins Herz – besonders Florian,<br />
der auffällig häufig im Lärch erschien. Für uns war es<br />
Liebe auf den ersten Blick. Im Frühling 1999 heirateten wir.<br />
«Ich verkaufe auch Eierlikör»<br />
Noch bevor ich morgens die Kinder wecke, gehe ich zuerst in<br />
unseren Hofladen, der sich nur zwei Minuten von unserer<br />
Wohnung mitten im Dorf befindet. Dort nehme ich das Brot in<br />
Empfang, das der Bäcker aus Reckingen liefert, und stelle es<br />
12 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
ins Verkaufsregal. Dann gehe ich in unsere Wohnung zurück,<br />
mache für unsere beiden Kinder Frühstück und bereite ihre<br />
«Znini-Täschli» vor. Nach acht Uhr verlassen sie das Haus.<br />
Der achtjährige Noah geht in die hiesige Primarschule, die<br />
sechsjährige Nimoé besucht noch den Kindergarten und<br />
kommt im Herbst in die erste Klasse. Für mich heisst es nun<br />
wieder «ab in den Laden», den ich von 8.30 bis 10 Uhr geöffnet<br />
habe. Eigentlich planten wir nicht, einen Hofladen zu führen.<br />
Das ergab sich Ende der 1990er-Jahre als wir von<br />
Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung umstellten. Damals benötigten<br />
wir einen Raum, in dem wir in drei grossen Tiefkühltruhen<br />
Fleisch lagern konnten. In unserer Wohnung hatten wir<br />
keinen Platz. Wir bewohnen ein für die Region typisches Walliser<br />
Haus mit zwei Wohnungen, das Florians Onkel gehört. Er<br />
vermietet uns den oberen Stock. Im Dorf konnten wir schliesslich<br />
einen leerstehenden Raum im Erdgeschoss mieten. Da<br />
ich dazumal bereits eigenen Eierlikör herstellte, klebte ich eine<br />
Notiz ans Fenster: «Ich verkaufe auch Eierlikör.» Zu meiner<br />
eigenen Überraschung war die Nachfrage gross. Mit der Zeit<br />
entstand die Idee zum Hofladen – weil wir die Chance sahen,<br />
so einen Teil unseres Fleisches direkt zu verkaufen und dadurch<br />
die Einnahmen zu steigern. Das funktioniert. Seit rund<br />
fünf Jahren führe ich neben meiner Arbeit auf dem Betrieb
zusätzlich den Hofladen. Den Grossteil unserer Fleischprodukte<br />
verkaufen wir an Private und an zwei Restaurants. Etwa<br />
zehn Prozent verkaufe ich im Laden. Als im letzten Jahr das<br />
einzige Lebensmittelgeschäft in Obergesteln schliessen musste,<br />
entschloss ich mich, das Sortiment etwas auszubauen<br />
und zusätzlich Grundnahrungsmittel und Milchprodukte zu<br />
verkaufen. Dafür mussten wir den bisherigen sehr kleinen Laden<br />
vergrössern. Und wir benötigten zwei Kühlvitrinen, was<br />
allerdings unsere finanziellen Möglichkeiten bei Weitem<br />
sprengte. Wir waren überglücklich, dass die <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> das Vorhaben unterstütze. Ende letzten Jahres<br />
konnten wir den «<strong>neue</strong>n» Laden einweihen, den ich jeweils am<br />
Morgen oder Nachmittag für rund zwei Stunden öffne. Bei<br />
etwa 60 Prozent der Artikel handelt es sich um unsere eigenen<br />
Produkte: zum Beispiel Trockenwurst, Trockenfleisch, unsere<br />
Spezialität Edelweiss-Bratwurst sowie Frischwaren von<br />
Hackfleisch bis Filet. Dazu kommen gekochte Haxe und Galloway-Pfeffer,<br />
die von einem lokalen Restaurant zubereitet<br />
und in Fertigbeutel abgepackt werden. Diese Produkte sind<br />
besonders bei Feriengästen sehr beliebt, die den Hauptteil<br />
unserer Stammkundschaft ausmachen.<br />
«Beim Heuen bin ich immer dabei»<br />
Nach 10 Uhr steht bei mir der Haushalt auf dem Programm:<br />
waschen, putzen – und kochen. Es ist mir wichtig, dass wir<br />
gesund essen. Darum kommen immer Salat oder Gemüse<br />
auf den Teller. Fleisch gibt es nicht jeden Tag. Das Mittagessen<br />
ist unsere wichtigste Mahlzeit, dann sitzt die ganze Familie<br />
am Tisch. Beim Nachtessen ist Florian oftmals nicht<br />
dabei. Meistens ist er noch im Stall oder er nimmt als Gemeinderat<br />
an Sitzungen teil. Am Nachmittag helfe ich regelmässig<br />
auf dem Hof. Besonders jetzt in den Sommermonaten<br />
gibt es viel Arbeit, und beim Heuen bin ich immer dabei.<br />
Auch bei der Verarbeitung des Fleisches gehe ich Florian zur<br />
Hand und helfe ihm beim Abpacken. Damit unser Betrieb für<br />
die Zukunft gerüstet ist, mussten wichtige Anpassungen gemacht<br />
werden: Für das Jungvieh brauchten wir mehr Platz.<br />
Zudem stand die Einrichtung eines eigenen Fleischverarbeitungsraums<br />
an. Wenn wir unser Fleisch selber verarbeiten,<br />
1 2<br />
3<br />
können wir die Wertschöpfung erhöhen, und die Kunden<br />
sehen, woher das Fleisch stammt. Das schafft zusätzliches<br />
Vertrauen. Die <strong>Berghilfe</strong> hat uns auch für diesen notwendigen<br />
Zukunftsschritt unter die Arme gegriffen. Ohne diese<br />
entscheidende Hilfe wäre es nicht gegangen. Nun können<br />
wir zuversichtlicher nach vorne schauen. Falls die Zeit am<br />
Nachmittag noch reicht, kümmere ich mich um die Vorräte<br />
für den Hofladen. In den strengen Sommermonaten hat jedoch<br />
die Arbeit auf dem Hof oberste Priorität. Darum ist der<br />
Laden von Juli bis September nur am Freitag- und Samstagmorgen<br />
geöffnet.<br />
«Bestellungen auch per Internet»<br />
Zwischen 18.30 und 19 Uhr esse ich mit den Kindern<br />
«Z’nacht». Da gibt es entweder Resten vom Mittag oder einfach<br />
Wurst, Brot und Käse. Anschliessend helfe ich Noah bei<br />
den Hausaufgaben. Bevor die Kinder um 20.30 Uhr ins Bett<br />
gehen, spielen sie noch zusammen oder wir sehen uns gelegentlich<br />
einen Film im Fernsehen an. Dann habe ich etwas<br />
Zeit, Anfragen für Fleischbestellungen per E-Mail zu beantworten<br />
oder die Homepage für den Hofladen zu aktualisieren.<br />
Das ist mir wichtig. Mehr und mehr erhalten wir auch<br />
Bestellungen per Internet. Florian möchte den Direktverkauf<br />
künftig noch stärker ausbauen. Er hat die Idee, dass wir uns<br />
mit anderen Anbietern auf einem Marktportal zusammenschliessen<br />
könnten. Das braucht allerdings noch Zeit. Aber<br />
wir glauben daran – und ich denke immer positiv. Das ist eine<br />
der wichtigsten Voraussetzungen bei allem, was<br />
man tut. (ch)<br />
Galloway-Hofladen Hallenbarter, Tel. 079 337 37 86,<br />
www.galloway-hofladen.ch<br />
1 Die Bergbauernfamilie Hallenbarter hat zottige<br />
Galloway-Kühe im Stall.<br />
2 In der Küche ihrer Wohnung trifft sich die ganze Familie<br />
zum Mittagessen.<br />
3 Tania Hallenbarter hilft Noah bei den Hausaufgaben.<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 13
Über den Berg<br />
«Ich lebe vom, im und auf dem Berg»<br />
Berge sind Lebensraum, Arbeitsort und Naherholungsgebiet. Was aber bedeutet die Bergwelt dem Einzelnen?<br />
In der Rubrik «Über den Berg» kommen Menschen zu Wort, die in einer besonderen Beziehung zur Bergwelt<br />
stehen. In dieser Ausgabe erzählt Geologe und Strahler Peter Amacher über seinen spannenden und abenteuerlichen<br />
Beruf in den Bergen.<br />
Stahlstock, Meissel, Fäustel und Rucksack – manchmal<br />
brauchts auch eine Brechstange und einen Spaltkeil. Diese<br />
Werkzeuge gehören zu Peter Amachers Berufsausstattung.<br />
Der 55-Jährige aus Amsteg/UR ist Strahler und Geologe.<br />
Nichts für schwache Nerven. «Mein Beruf ist zwar unglaublich<br />
faszinierend, die Arbeit in den Bergen kann aber auch gefährlich<br />
sein», erzählt der Urner, der als Geologe seit 30 Jahren<br />
Gesteine analysiert und als Strahler seit 40 Jahren Mineralien<br />
und Kristalle sucht, ausstellt und auch verkauft. Unwetter,<br />
Steinschlag und Lawinen sind Gefahren, denen Amacher aus-<br />
Peter Amacher<br />
Der 55-jährige Peter Amacher ist in Altdorf aufge-<br />
wachsen und lebt heute mit seiner Frau, einem Hund und<br />
einer Katze in Amsteg. Dort ist auch seine Firma Geo Uri<br />
GmbH beheimatet. In seinem Haus unterhält der Geologe<br />
und Strahler einen Kristallkeller, der aus seiner jahrzehntelangen<br />
Tätigkeit Kristalle von 25 verschiedenen Mineralarten<br />
umfasst. In acht Vitrinen sind 250 Ausstellungsstücke<br />
aus den Sedimentalpen, aus dem Aar- und dem Gotthardmassiv<br />
sowie aus den nördlichen Tessiner Bergen ausgestellt.<br />
Der Kristallkeller steht auf Anfrage allen interessierten<br />
Personen zur Besichtigung offen.<br />
Infos: Tel. 041 883 19 45, www.geo-uri.ch<br />
14 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
1 2<br />
ge<strong>setzt</strong> ist. «Damit kann ich aber gut umgehen», sagt er. «In<br />
den Bergen bin ich aufgewachsen. Heikle Situationen kann<br />
ich gut abschätzen und entsprechend handeln.» Von Kindesbeinen<br />
an war Amacher mit seiner Familie in den Bergen. Oft<br />
begleitete er seinen Vater, der über ein Dutzend Jahre lang<br />
Berghüttenwart war. <strong>Eine</strong> wichtige Rolle spielte Onkel Hans:<br />
«Er war Strahler und ich durfte ihm gelegentlich bei seiner<br />
Arbeit behilflich sein.» Amacher war damals 13 Jahre alt – und<br />
die Steine sollten fortan zu seinem Lebensinhalt werden. Er<br />
entschloss sich, in Zürich Erdwissenschaft zu studieren.<br />
Mineralienverantwortlicher für die NEAT<br />
Strahler und Geologe ist Peter Amacher etwa zu gleichen<br />
Hälften. Bis 2009 war er während zehn Jahren teilzeitlich für<br />
die <strong>neue</strong> Eisenbahn-Alpentransversale NEAT am Gotthard tätig.<br />
«Während des Tunnelbaus musste ich für den Kanton die<br />
Mineralien sicherstellen und registrierte die Funde, die dann in<br />
Zusammenarbeit mit der Uni Basel wissenschaftlich ausgewertet<br />
wurden», erzählt der Geologe. «Diese Aufgabe war<br />
sehr spannend. Gelegentlich kam es sogar vor, dass ich<br />
nachts aufgeboten wurde. Wenn die Arbeiter einen <strong>neue</strong>n<br />
Hohlraum öffneten, musste ich die Baustelle unverzüglich begutachten<br />
und die Mineralien bergen.» Wie Peter Amacher<br />
erzählt, gehören die gefundenen «NEAT-Mineralien» dem Kanton.<br />
Die schönsten Funde sind im Schloss A Pro in Seedorf/<br />
UR ausgestellt. Immer wieder kommt es auch vor, dass Ama-
cher im Berggebiet nach Steinschlägen, Erdrutschen und Verschüttungen<br />
als Experte zum Einsatz kommt. In solchen<br />
Krisensituationen muss er die Sicherheit in der Umgebung<br />
einschätzen und mit den Behörden geeignete Massnahmen<br />
evaluieren. «Die Aufträge als Geologe sind für mich sehr wichtig»,<br />
führt Amacher aus. «Diese Aufgaben sichern mir mein<br />
Einkommen.» Anders ist es, wenn er als selbstständig erwerbender<br />
Strahler unterwegs ist. «Wenn ich am Morgen losziehe,<br />
weiss ich nie, ob ich etwas finde», sagt Amacher.<br />
Auch Mineralien sind Kristalle<br />
An 50 bis 100 Tagen pro Jahr ist der Urner zwischen Altdorf<br />
und Airolo als Strahler unterwegs. Seine Leidenschaft gilt den<br />
Mineralien. Und warum sucht er nicht nach Kristallen? Peter<br />
Amacher lacht: «Ich strahle beides. Viele wissen nicht, dass<br />
Mineralien auch Kristalle sein können. Mineralien mit geordneten<br />
Atomgittern sind auch Kristalle. Solche Kristalle wie<br />
Brookit, Eisenrose und Titanit sind sogar wertvoller als die bekannten<br />
Bergkristalle, weil sie seltener sind», erklärt der Experte.<br />
Den letzten guten Fund machte er 2009, als er in der Furka<br />
auf Titanit stiess. Die Kristalle sammelt er für seinen privaten<br />
Kristallkeller zu Hause in Amsteg. Die Fundstücke verwendet<br />
er auch als Anschauungsmaterial für seine Vorträge im In- und<br />
Ausland und bringt sie mit in Schulen, wenn er Kindern von<br />
seiner Tätigkeit erzählt. <strong>Eine</strong>n Teil davon verkauft er an private<br />
Kundschaft. «Obwohl viele Kristalle sehr wertvoll sind, bin ich<br />
noch nicht zum Krösus geworden», schmunzelt der Strahler.<br />
«Es ist wichtig, dass die <strong>Bergregion</strong>en bewirtschaftet<br />
werden»<br />
Seine Tätigkeit bringt Amacher häufig mit Bergbauern zusam-<br />
men. «Oft besuche ich auf meinen Touren Älpler, rede mit<br />
ihnen und kaufe dann meistens auch frischen Alpkäse», erzählt<br />
er. In seiner Wohngemeinde Amsteg leben noch ein<br />
halbes Dutzend Bauern. «Regelmässig treffe ich den einen<br />
3<br />
oder anderen morgens im Restaurant Hirschen zum Kaffee.<br />
Häufig ergeben sich interessante Gespräche über den strengen<br />
Alltag im Berggebiet.» Amacher ist sich der Bedeutung<br />
einer intakten Bergwelt bewusst. «Es ist sehr wichtig, dass die<br />
<strong>Bergregion</strong>en bewirtschaftet werden, damit sie nicht verganden.<br />
Die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> nimmt diesbezüglich eine<br />
wichtige Aufgabe wahr.» Für Amacher selbst bedeuten die<br />
Berge alles. «Ich könnte nie im Unterland leben», stellt er klar.<br />
«Dort fühle ich mich nicht wohl. Seit Jahrzehnten lebe ich<br />
vom, auf, im und mit dem Berg. Das ist mein Leben.» Dazu<br />
gehören «seine» Mineralien. «Viele Leute sehen in den Steinen<br />
besondere <strong>Kräfte</strong> und Symbole», erzählt er und erinnert sich:<br />
«<strong>Eine</strong> Frau kaufte mir einen Kristall ab, den sie in der Küche<br />
verwendet. Wenn sie für die Familie Teigwaren zubereitet,<br />
kocht sie den Bergkristall mit, weil er ihrer Familie dadurch<br />
Kraft verleihe. In einem anderen Fall legt eine Kundin abends<br />
einen Kristall in ein mit Wasser gefülltes Glas, um dieses jeden<br />
Morgen zu trinken.» Ob es hilft, vermag Peter Amacher nicht<br />
zu beurteilen. «Es lässt sich nicht immer alles beweisen.<br />
Manchmal muss man einfach daran glauben...» Für den<br />
Strahler steht indes fest: Steine und Mineralien sind keine toten<br />
Materien, aber man muss das Gestein verstehen und lesen<br />
können. Dann wirds interessant. «Jeder Stein erzählt mir<br />
unglaublich viel, etwa über die Entstehung der Alpen.» Amacher<br />
sinniert: «Das macht die Faszination meines Berufes aus.<br />
Auch wenn ich an vielen Tagen keine Kristalle finde, komme<br />
ich abends doch immer reich nach Hause – reich an Erfahrungen<br />
und Erlebnissen in der Natur.» (ch)<br />
1 Peter Amacher mit seinem Hund Caesar am Fusse des<br />
Piz Lucendro.<br />
2 Nach einem Eisenrosen-Fund macht sich Peter Amacher<br />
an den Abstieg Richtung Lucendropass.<br />
3 In der Nähe des Furkapasses hat Peter Amacher einen<br />
Berg kristall gefunden.<br />
So entstanden Mineralien und Kristalle<br />
Unsere Mineralien und Kristalle sind vor 14 bis<br />
15 Millionen Jahren in neun bis zwölf Kilometern Tiefe<br />
im Erdinnern gewachsen. Sie entstanden unter grossem<br />
Druck der Gesteinsmassen und – im Fall von<br />
Bergkristallen – bei einer Hitze von ca. 360 Grad. Im<br />
Verlauf der Jahrtausenden wurden die Mineralien und<br />
Kristalle mit dem Aufsteigen der Alpen nahe an die<br />
Bergoberfläche befördert. Bergkristalle erkennt man<br />
übrigens an ihrer bekannten Form: sechs Flächen münden<br />
in einen Spitz. Bei abweichenden Formen handelt<br />
es sich um Kristalle aus Mineralien wie Eisenrose,<br />
Brookit oder Titanit.<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 15
Forum<br />
Hinweis<br />
Die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
im Fernsehen<br />
Das Fernsehformat «Vielfalt TV» be-<br />
richtet regelmässig über die vielseitige<br />
und wichtige Unterstützungstätigkeit<br />
der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong>. Die Beiträge<br />
werden von Tele Basel, Tele Bärn, Tele<br />
Züri und Tele M1 ausgestrahlt. Aktuell<br />
berichtet «Vielfalt TV» über die engagierte<br />
Bündner Bergbauernfamilie<br />
Bossi – und wie mit Unterstützung der<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> der Generationenwechsel<br />
auf dem Hof möglich wurde:<br />
Kurz nachdem der Vater nach 40<br />
Jahren den Betrieb an seinen Sohn<br />
weitergegeben hatte, wurde der bisherige<br />
Pachtstall unerwartet gekündigt,<br />
eine geeignete Alternative liess<br />
sich innert nützlicher Frist nicht finden.<br />
Plötzlich stand der junge Bauer vor<br />
der Frage «Aufgeben oder weiterfahren?»<br />
Als überzeugter Bauer sah<br />
er seinen Platz weiterhin in der Landwirtschaft.<br />
Die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
unterstützte ihn auf seinem zukunftsgerichteten<br />
Weg. – Der «Vielfalt TV»-<br />
Bericht schliesst mit einem Beratungsteil,<br />
in welchem eine Fachperson<br />
Fragen zum Thema Erbschaft beantwortet.<br />
Die Fernsehbeiträge sind auch<br />
auf www.berghilfe.ch abrufbar.<br />
Generationenwechsel auf dem Hof<br />
von Bossis.<br />
16 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
«Der Wandel findet täglich statt»<br />
Nach sieben Jahren bei der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> – wovon vier Jahre<br />
als Geschäftsführer – tritt Hugo Höhn Anfang Juli in den Ruhestand. Im<br />
Kurzinterview blickt er zurück – und nach vorn.<br />
Welches persönliche Erlebnis<br />
im Berggebiet ist Ihnen speziell in<br />
Erinnerung?<br />
«Immer wieder beeindruckt mich, wie<br />
sich die meisten Bergbewohner permanent<br />
zwischen Tradition und Moderne<br />
bewegen: Da steigt man Stunden<br />
ungesichert in steilstem Gelände empor,<br />
um weit oben mit der Sense wertvolles<br />
Gras zu mähen – und später wird<br />
das fertige Wildheu mit dem Heli zu Tal<br />
geflogen. Die Selbstverständlichkeit,<br />
mit welcher dieser Spagat gelingt, zeigt<br />
die pragmatische Kraft und das Selbstbewusstsein<br />
der Bergbevölkerung bei<br />
der Gestaltung ihrer Zukunft.»<br />
Wie hat sich die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
als Organisation auf den Wandel im<br />
Berggebiet eingestellt?<br />
«Wir haben erkannt, dass die Verzahnung<br />
im Berggebiet ausgeprägter ist<br />
als im Unterland. Die gegenseitige Abhängigkeit<br />
von Berglandwirtschaft und<br />
Tourismus ist augenfällig. Fast immer<br />
findet das Erwerbsleben des Einzelnen<br />
in mehreren Bereichen gleichzeitig<br />
statt: Der Teilzeit-Bergbauer etwa muss<br />
im Sommer noch auf dem Bau und im<br />
Winter beim Skilift einen Teil seines Einkommens<br />
erarbeiten. Nur wenn die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> als Organisation<br />
diese Mechanismen kennt und entsprechend<br />
würdigt, können wir sinn-<br />
Als Nachfolger von Hugo<br />
Höhn hat der Stiftungsrat der<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> Daniel Krähenbühl,<br />
lic.rer.pol, 44, zum <strong>neue</strong>n Geschäftsführer<br />
gewählt. Krähenbühl<br />
war zuletzt Mitglied des Konzernkaders<br />
der <strong>Schweizer</strong>ischen Post.<br />
volle und wirkungsvolle Unterstützung<br />
leisten. Und: Wir müssen finanziell gewappnet<br />
sein, damit wir die Hilfe immer<br />
dann, wenn sie gefordert ist, leisten<br />
können.»<br />
Was braucht es, damit die Bergbevölkerung<br />
weiterhin eine Existenzgrundlage<br />
hat?<br />
«Die Bergbevölkerung ist – wie wir alle<br />
– mit rasantem Wandel konfrontiert.<br />
Sie ist bestrebt, mit Initiative und<br />
Leistungswille <strong>neue</strong> Chancen zu erkennen<br />
und diese zu nutzen. Jedoch<br />
können notwendige Investitionen im<br />
Berggebiet selten aus eigener Kraft finanziert<br />
werden. Hier ist die Unterstützung<br />
durch die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
entscheidend. Die Spenden an unsere<br />
Organisation zeugen von grosser Solidarität.<br />
Und sie bewirken, dass unsere<br />
belebte Bergwelt auch weiterhin einzigartige<br />
Erlebnisse und Qualitätsprodukte<br />
bieten kann.»
Dank an die Spenderinnen und Spender<br />
Täglich treffen bei der <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> Briefe ein, in denen Familien oder Einzelpersonen den Spenderinnen<br />
und Spendern für die wertvolle Unterstützung danken. Diesen Dank leiten wir gerne an Sie weiter.<br />
Zum Projekt Ziegenkäserei, Berghilf-Ziitig<br />
Nr. 66, Winter 2009<br />
Jeden Tag sein Bestes geben<br />
Für die Unterstützung beim Bau unserer<br />
Ziegenkäserei möchten wir uns herzlich<br />
bedanken. Seit dem Start sind bereits<br />
ein paar Monate vergangen. Mit viel<br />
Freude und Elan versuchen wir, tagtäglich<br />
unser Bestes zu geben. Nebst herkömmlichen<br />
Produkten gelang es uns<br />
bereits, das Sortiment zu erweitern.<br />
Nochmals herzlichen Dank!<br />
Familie Koni und Monika Schuppli,<br />
Kanton Zürich<br />
Glück im <strong>neue</strong>n Stall<br />
Ganz grossen Dank für die Hilfe bei der<br />
Finanzierung unseres <strong>neue</strong>n Stalls. Es<br />
Impressum<br />
ist eine riesige Erleichterung für uns,<br />
alle Tiere an einem Standort zu haben,<br />
vor allem da mein Mann im Winter mit<br />
einer Schafherde unterwegs ist. Wir<br />
hatten schon viel Glück im <strong>neue</strong>n Stall,<br />
schon viele Lämmer sind geboren.<br />
Nochmals herzlichen Dank und viele<br />
liebe Grüsse!<br />
Familie C., Kanton Uri<br />
Grosse Freude über die positive<br />
Nachricht<br />
Wir möchten uns ganz herzlich für den<br />
Unterstützungsbeitrag bedanken. Das<br />
Geld hilft uns sehr weiter und es hat<br />
uns deshalb sehr gefreut, diese positive<br />
Nachricht zu bekommen.<br />
Familie G., Kanton Graubünden<br />
Wichtige Grundlage für die<br />
Bewirtschaftung<br />
Wir möchten uns ganz herzlich für den<br />
finanziellen Beitrag an die Erschliessungsstrasse<br />
unserer Liegenschaften<br />
bedanken, die für uns eine wichtige Bewirtschaftungsgrundlage<br />
ist. Dank Ihrer<br />
Spende ist es uns Bergbauernfamilien<br />
möglich, die Erschliessungsstrasse zu<br />
realisieren und die Kosten in einem<br />
tragbaren Rahmen zu halten.<br />
Wegbaugenossenschaft Rämsenberg-<br />
Kessel-Grossberg, Kanton Uri<br />
Retter in der Not<br />
Wir möchten uns herzlich bedanken für<br />
die grosszügige Spende. Es war für<br />
uns alle wie ein Retter in der Not!<br />
Familie S., Kanton Bern<br />
Renovation dank Spende<br />
Wir danken Ihnen für die Spende, die<br />
uns erlaubt, die Renovationsarbeiten<br />
am Haus auf unserem Landwirtschaftsbetrieb<br />
auszuführen. Ihre Grosszügigkeit<br />
hat uns sehr berührt, und wir<br />
drücken Ihnen unseren herzlichen Dank<br />
aus.<br />
Familie S., Kanton Neuenburg<br />
Herausgeber: <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong>, Soodstr. 55, 8134 Adliswil, Tel. 044 712 60 60, www.berghilfe.ch<br />
Leitung Kaspar Abplanalp (kab) Gesamtherstellung Redaktion und Gestaltung: Denon Publizistik AG, 8640 Rapperswil SG, www.denon.ch Redaktion<br />
Christoph Hämmig (ch), Martin Kamber (mk) Korrektorat Irène Fasel Fotografie Yannick Andrea Bildrechte Thomas Schüpbach, Ipsbach (S. 14, 15) Druck gdz,<br />
Zürich Erscheinungsweise Die «Berghilf-Ziitig» erscheint 4 × jährlich in deutscher und französischer Sprache Gesamtauflage 130 000 Exemplare Schreibweise Für<br />
die bessere Lesbarkeit wird in den Texten mehrheitlich die männliche Form benutzt. Sie schliesst selbstverständlich die weibliche Form stets mit ein. Titelbild Aufbruchstimmung<br />
in der Surselva.<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 17
Spenden<br />
So können Sie spenden<br />
Allgemeine Spenden Sie unterstützen die <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> mit einem Geldbetrag. Hier entscheidet die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong>, welches Projekt mit Ihrer Spende<br />
unterstützt wird.<br />
Projektspenden Sie spenden für ein konkretes Projekt.<br />
Sie finden eine Auswahl auf www.berghilfe.ch oder auf<br />
Wunsch steht eine Lis te mit weiteren Projekten zur Verfügung.<br />
Das Spendenminimum beträgt Fr. 1000.–.<br />
Ereignisspenden Ein runder Geburtstag, eine Hochzeit,<br />
ein Jubiläum oder ein anderes freudiges Ereignis sind immer<br />
auch ein guter Anlass, an Menschen zu denken, die<br />
der Unterstützung bedürfen.<br />
Trauerspenden Bei einem Trauerfall kann auf Wunsch<br />
des Verstorbenen oder seiner Hinterbliebenen auf<br />
Kränze und Blumen verzichtet und dafür der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> gedacht werden.<br />
Erbschaften und Legate Sie möchten der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Berghilfe</strong> eine Erbschaft oder ein Legat ver machen? Martin<br />
Schellenbaum berät Sie gerne, Tel. 044 712 60 56.<br />
Wertvolle Tipps erhalten Sie auch im Testament-Ratgeber<br />
«Über das Leben hinaus Gutes tun».<br />
Zahlungsmöglichkeiten<br />
Post Konto 80-32443-2<br />
IBAN CH44 0900 0000 8003 2443 2<br />
WIR Konto 264641-38-0000<br />
Oder benützen Sie einfach den diesem Heft beigefügten<br />
Einzahlungsschein. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre<br />
Spende!<br />
Weitere Informationen unter www.berghilfe.ch<br />
18 Berghilf-Ziitig Sommer 2010<br />
Ich berate Sie gerne!<br />
Haben Sie Fragen zum Thema<br />
Spenden? Rufen Sie mich an.<br />
Verena Wehrle, Tel. 044 712 60 64,<br />
verena.wehrle@berghilfe.ch<br />
Die Bündner Bergbauernfamilie Meier heisst Besucher willkommen.<br />
Unterstützen, was<br />
Ihnen am Herzen liegt<br />
Mit einer Projektspende haben Sie die Möglichkeit,<br />
selber ein Unterstützungsprojekt auszuwählen und<br />
gezielt für dieses zu spenden. Sie bestimmen, wem<br />
Ihre Hilfe zugute kommt. Die Dankbarkeit ist gross,<br />
so auch auf dem Hof der Bündner Bergbauernfamilie<br />
Meier.<br />
<strong>Eine</strong> bunte Tier- und Menschenschar empfängt den Besucher<br />
auf dem «Chrüzhof» der sechsköpfigen Bergbauernfamilie<br />
Meier im bündnerischen Pany. Meiers bewirtschaften<br />
auf 1400 m ü. M. einen auf Braunviehzucht und Kälbermast<br />
ausgerichteten Hof. Um über die Runden zu kommen, ist ein<br />
Nebenerwerb unverzichtbar. Da der Betrieb an einem viel begangenen<br />
Sommer- und Winterwanderweg liegt, überlegten<br />
sich Meiers, agrotouristische Aktivitäten anzubieten und damit<br />
ein zweites Standbein aufzubauen. Dieses soll den Eltern<br />
auch genügend Einkünfte ermöglichen, wenn die junge Ge-<br />
Besondere Familienmitglieder: Hühner und Schweine<br />
auf Meiers Hof.
Sie bietet auf ihrem Hof zum Beispiel Übernachten im Stroh an. Möglich wurde das auch dank Projektspenden an die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong>.<br />
neration sich in ein paar Jahren am Betrieb beteiligt. Nach<br />
dem Bau eines <strong>neue</strong>n Freilaufstalls vor vier Jahren entschlossen<br />
sich die tierliebenden Bauern, nebst ihren Kühen und<br />
Kälbern auch Esel, Laufenten, Zwerggeissen, Pfauen und<br />
weitere Tiere einzuquartieren. Das Interesse von Spaziergängern<br />
und Wanderern liess nicht lange auf sich warten. Dadurch<br />
ermutigt, begann die fleissige Familie, Führungen<br />
anzubieten und richtete einen Hofrundgang sowie eine «Besenbeiz»<br />
und einen kleinen Hofladen ein. «Immer wieder haben<br />
Leute, die länger bleiben wollten, nach einer<br />
Übernachtungsmöglichkeit gefragt», erzählt die vierfache<br />
Mutter Astrid Meier. «Das brachte uns auf die Idee, auch<br />
‹Schlafen im Stroh› anzubieten.»<br />
Existenzgrundlage für zwei Generationen<br />
Um dieses Vorhaben zu realisieren, mussten Meiers im alten<br />
Stall etliche bauliche Anpassungen an die Hand nehmen und<br />
nebst den Schlafgelegenheiten auch sanitäre Anlagen installieren.<br />
Die ganze Familie packte tatkräftig mit an. Da kam es<br />
mehr als gelegen, dass der älteste Sohn Rolf eine Ausbildung<br />
zum Zimmermann absolviert und der Familienvater<br />
Thomy im Nebenerwerb als Bauspengler arbeitet. Doch trotz<br />
ihrer grossen Eigenleistung sprengte das Projekt das Budget<br />
der Bauernfamilie. Nach Prüfung des Projekts leistete die<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong> für die innovative Familie entscheidende<br />
finanzielle Unterstützung, damit das «Schlafen im Stroh»<br />
Tatsache werden konnte. Ebenfalls überzeugt von der Notwendigkeit<br />
des agrotouristischen Modells, das zwei Generationen<br />
auf dem «Chrüzhof» eine Existenzgrundlage bieten<br />
soll, entschloss sich eine grosszügige Spenderin zu einer<br />
Projektspende. «Für diese wichtige Unterstützung sind wir<br />
sehr dankbar», freut sich Astrid Meier. «Wir sind überzeugt,<br />
dass wir mit unserem Hof auch das Verständnis für die<br />
Berglandwirtschaft fördern können.» (kab)<br />
Informationen zu Projektspenden in der Spendenübersicht<br />
auf Seite 18.<br />
«Ich weiss, wofür meine<br />
Spende einge<strong>setzt</strong> wird»<br />
Joachim Blass aus dem Kanton Zürich spendet<br />
regelmässig für die <strong>Schweizer</strong> <strong>Berghilfe</strong><br />
und hat sich für Projektspenden entschieden.<br />
«Ich erhalte jedes Jahr eine Flut an Einzahlungsscheinen<br />
von Organisationen, die um Spenden bitten. Ich habe deshalb<br />
bereits vor einigen Jahren beschlossen, mein Engagement<br />
zu konzentrieren. Bei der <strong>Berghilfe</strong> weiss ich, dass das<br />
Geld dort einge<strong>setzt</strong> wird, wo es nötig ist. Ich habe selber<br />
einen persönlichen Bezug zum Berggebiet; ein Teil meiner<br />
verwandtschaftlichen Wurzeln liegt im Calancatal, wo ich<br />
mich auch heute regelmässig aufhalte. Ich kenne einige der<br />
dortigen Bergbauern und sehe mit eigenen Augen, welch<br />
grosse Herausforderung es ist, in einem abgelegenen Bergtal<br />
steile Hänge zu bewirtschaften. Ich bewundere, was sie<br />
leisten. Seit ich etwas grössere Beträge für die <strong>Berghilfe</strong><br />
spende, ist für mich die Projektspende die passende Spendenart:<br />
Ich kann aus einer Liste mit Projektbeschreibungen<br />
diejenigen Vorhaben auswählen, die aus meiner Sicht die<br />
Hilfe am dringendsten benötigen. So weiss ich genau, wohin<br />
das Geld fliesst und wofür es einge<strong>setzt</strong> wird. Meine<br />
Sympathie und mein Verständnis für die Probleme im Kanton<br />
Uri beruhen auf meinen Kontakten zu Urnern aus meiner<br />
Militärzeit. Ich unterstütze immer wieder Projekte in diesem<br />
Kanton, aber auch solche in Graubünden. Ich schätze es<br />
sehr, die grosse Dankbarkeit der Spendenempfänger zu erleben,<br />
die sich per Brief immer sehr nett für die Hilfe bedanken.<br />
In die Unterstützungstätigkeit der <strong>Berghilfe</strong> habe ich<br />
grosses Vertrauen. Besonders hervorheben möchte ich die<br />
Arbeit der ehrenamtlichen <strong>Berghilfe</strong>-Experten, welche die<br />
Unterstützungsgesuche aus dem Berggebiet unentgeltlich<br />
und kompetent vor Ort prüfen.»<br />
Berghilf-Ziitig Sommer 2010 19
Hoch über dem Tal hat die Alpsaison begonnen. Für die Sennen<br />
und Hirten eine schöne, aber strenge Zeit. Dank Ihrer Hilfe können sie<br />
mit Kühen, Rindern, Geissen und Schafen<br />
unsere Alpen auch in Zukunft bewirtschaften.<br />
Mehr dazu in der nächsten «Berghilf-Ziitig».