Das Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ - Karl und ...

sg
Das Modellprojekt
„Homöopathie in der Pädiatrie“
am Dr. von Haunerschen Kinderspital
der Ludwig-Maximilians-Universität München
Abschlussbericht über ein
Förderprojekt der
Karl und Veronica Carstens-Stiftung
1995–2003
vorgelegt von Dr. Sigrid Kruse
Dr. von Haunersches Kinderspital
Ludwig-Maximilians-Universität
Lindwurmstraße 4, 80337 München
sigrid.kruse@med.uni-muenchen.de
2008

Inhalt
1. Vorgeschichte und Entstehung des Modellprojektes................................... 1
2. Projektverlauf 1995–2003............................................................................... 2
3. Das Dr. von Haunersche Kinderspital – Stationen und Ambulanzen ....... 5
4. Ziele und Visionen des Modellprojektes ....................................................... 7
5. Erste Station: Intern 1 .................................................................................... 9
6. Integration der Homöopathie in den Klinikalltag ..................................... 11
Voraussetzungen............................................................................................................11
Vorgehensweise bei der homöopathischen Behandlung...............................................12
Homöopathische Behandlungen 1997–1999.................................................................13
7. Einsatz der Homöopathie in der Pädiatrischen Ambulanz ...................... 17
Homöopathische Therapie bei akuten Krankheiten ......................................................17
Homöopathische Therapie bei chronischen Krankheiten..............................................18
Schwerpunkt Neurodermitis..........................................................................................19
Essstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter ...........................................................19
8. Einsatz der Homöopathie in den Spezialambulanzen ............................... 21
Spezialambulanz Homöopathie.....................................................................................21
Notfallambulanz ............................................................................................................21
9. Einsatz der Homöopathie auf den Stationen .............................................. 24
Station Intern Säugling..................................................................................................27
Station Intern 3 (Onkologie/Hämatologie)....................................................................27
Stationen Intern 1 (Infektiologie/Immunologie), 2 (Nephrologie/ Neurologie)
und 4 (Stoffwechsel/Privatstation) ................................................................................30
Station Intern 5 (Gastroenterologie)..............................................................................30
Pädiatrische Intensivpflegestation (PIPS) .....................................................................31
Neugeborenen-Intensivpflegestation (NIPS) ................................................................31
Normalstationen Kinderchirurgie..................................................................................35
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Arbeitsgruppe „Schmerztherapie bei Kindern“ ............................................................36
Privatstationen Intern 4 und Chirurgie 1.......................................................................37
10. Informationen zur Homöopathie ............................................................... 38
Vorstellung der Homöopathie im Hörsaal ....................................................................38
Gastvortrag „Stand der Forschung zur Homöopathie“Fehler! Textmarke nicht definiert.
Poster „Homöopathie in der Pädiatrie“ .........................................................................38
Homöopathie-Fortbildung für Ärzte .............................................................................39
Homöopathie-Fortbildung für Krankenschwestern.......................................................39
Internationales Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung“Fehler! Textmarke nicht d
10. Wissenschaft und Forschung zur Homöopathie....................................... 41
Pilotstudien......................................................................................................... 41
Pilotstudie zu Enuresis ..................................................................................................41
Pilotstudie zu rezidivierenden Harnwegsinfektionen....................................................43
Prospektive Verlaufsstudie zum Prader-Labhart-Willi-Syndrom............... 45
Fragebogen zur Akzeptanz des Modellprojektes am
Dr. von Haunerschen Kinderspital.................................................................. 58
Vergleich der drei Kinderkliniken................................................................... 64
Hirnblutung dritten Grades in der Neonatologie –
Verlaufsbeobachtung ........................................................................................ 76
Geplante Studie zum Postpunktionellen Syndrom (PPS) ............................. 82
Professor Mathias Dorcsi (1923–2001) – Ein Nachruf .................................. 88
Resümee und Ausblick...................................................................................... 89
Danksagung........................................................................................................ 91
Anhang................................................................................................................ 95
A) Kasuistiken...............................................................................................................95
B) Erkältungs-ABC .....................................................................................................108
C) Homöopathie in der Schmerztherapie....................................................................111
D) Fragebogen zum Prader-Labhart-Willi-Syndrom..................................................115

1. Vorgeschichte und Entstehung des Modellprojektes
Am Anfang des Modellprojekts „Homöopathie in der Pädiatrie“ stand die Vision, die Homöopathie
an einer Universitätskinderklinik zu integrieren und sie auf den Prüfstand der Wissenschaft
zu stellen. Professor Mathias Dorcsi, Begründer der Wiener Schule der Homöopathie,
und Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, homöopathische Kinderärztin in München, stellten sich im
Sommer 1994 folgende Frage: Kann die Homöopathie als ergänzende Therapieform auch in
einer Kinderklinik sinnvoll eingesetzt werden?
Dr. Dorcsi-Ulrich machte sich auf die Suche nach einer geeigneten Kinderklinik und fand
sie im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München, einer
renommierten Kinderklinik in Deutschland, die in vielen Bereichen der Pädiatrie Schrittmacherfunktion
übernommen hat. Hier fand sie die notwendige Offenheit und ärztliche Neugier
gegenüber der Homöopathie. Im Gespräch mit einem Oberarzt des Dr. von Haunerschen
Kinderspitals konnte sie dessen Interesse für das Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ wecken.
Da es aber 1995 für solch ein Unternehmen keine finanziellen Mittel am Dr. von Haunerschen
Kinderspital gab, mussten nicht nur ein geeigneter Arzt, sondern auch ein externer
Förderer gefunden werden.
Als Förderer wurde die Karl und Veronica Carstens-Stiftung gewonnen, die das Projekt
von 1995 bis 2003 mit großem finanziellen und persönlichen Einsatz unterstützte. Als Projektärztin
wurde Dr. Sigrid Kruse vorgeschlagen, die Frau Dr. Dorcsi-Ulrich persönlich bekannt
war. Frau Dr. Kruse hatte die Homöopathiekurse für Kinderärzte im Kinderzentrum
München besucht, die Frau Dr. Dorcsi-Ulrich zusammen mit Herrn Professor Dorcsi seit 1989
regelmäßig durchführte. Professor Dorsci lebte vor 1989 in Wien, arbeitete am Preyerschen
Kinderspital, am Krankenhaus der Stadt Wien-Lainz und am Wilhelminenspital. Er hatte in
Wien den Lehrstuhl für Homöopathie inne, war Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für
Homöopathie und verfügte über eine unvergleichlich große Erfahrung durch seine fast 40jährige
Anwendung der Homöopathie. Auch Dorcsis Intensivkurse Homöopathie in Baden bei
Wien hatte Sigrid Kruse mehrmals besucht.
Mit einem Förderer und der geeigneten Ärztin wurde die Klinikleitung des Dr. von Haunerschen
Kinderspitals, Chefarzt Professor Beat Hadorn, überzeugt. Anschließend wurde das
Projekt in einer Oberarztbesprechung vorgestellt und erläutert. Die entscheidende Frage lautete:
„Spräche etwas dagegen, wenn die Homöopathie probeweise in dieser Kinderklinik eingesetzt
würde und dafür eine zusätzliche Assistenzärztin durch Drittmittel finanziert würde?“
Dann folgten weitere Besprechungen mit Professor Dorcsi, der Klinikleitung und der Stiftung.
Als Projektbeginn wurde der 1. April 1995 festgelegt. Die von der Carstens-Stiftung geförderte
Stelle der Assistenzärztin wurde in den Klinikbetrieb integriert. Es bestand die Möglichkeit
und Verpflichtung zur pädiatrischen Weiterbildung und zur Teilnahme an der Rotation der
Ärzte.
Professor Dorcsi und Frau Dr. Dorcsi-Ulrich übernahmen die homöopathische Supervision,
Herr Professor Hadorn als Chefarzt des Dr. von Haunerschen Kinderspitals war für die
klinische Supervision zuständig.
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2. Projektverlauf 1995–2003
Durch die Finanzierung der Karl und Veronica Carstens-Stiftung konnten die Assistenzarztstelle
von Dr. Sigrid Kruse in der Zeit von 1995–2001 und eine weitere Assistenzarztstelle für
Dr. Katharina Naske von 1997–2000 finanziert werden. Die Stelle von Frau Dr. Kruse wurde
ab März 2001 für ein Jahr von der Elterninitiative Intern 3 e.V. (Eltern krebskranker Kinder)
finanziert, und die Carstens-Stiftung stockte die Förderung ab August 2001 auf und bezahlte
die Ärztin im Praktikum Annette Wackerl für zwei Jahre.
Die Supervision erfolgte bis Mai 2001 durch Professor Mathias Dorcsi und seine Frau Dr.
Mira Dorcsi-Ulrich. Nach dem Tod von Professor Dorcsi wurde die Supervision ab Juni 2001
von Dr. Mira Dorcsi-Ulrich allein weitergeführt.
Im Oktober 1998 ergaben sich durch die Emeritierung des Chefarztes Professor Hadorn
für das Dr. von Haunersche Kinderspital grundlegende Änderungen. Die Leitung wurde von
Herrn Professor Dietrich Reinhardt, dem bisherigen Direktor der Kinderpoliklinik, übernommen.
Im gleichen Zuge erfolgte eine Fusion der beiden Kliniken. Die Kinderpoliklinik gehörte
wie das Dr. von Haunersche Kinderspital zum Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Sie bestand aus einer Allgemeinen Ambulanz, zahlreichen Spezialambulanzen
und zwei Stationen. Angegliedert waren eine Abteilung für Früh- und
Neugeborene in der Frauenklinik Innenstadt sowie eine kinderkardiologische und eine weitere
neonatologische Abteilung im Klinikum Großhadern. Somit entstand eine sehr große Kinderklinik
mit über hundert angestellten Ärzten und räumlich teilweise weit auseinanderliegenden
Abteilungen.
Professor Reinhardt erklärte sich bereit, das Modellprojekt am Dr. von Haunerschen Kinderspital
fortzuführen und in Nachfolge von Professor Hadorn die Projektleitung zu übernehmen.
Nach der Fusion hat sich die Projektarbeit auf die Kinderpoliklinik ausgedehnt, so dass
auch dort bei einer zunehmenden Anzahl von Kindern homöopathische Konsile durchgeführt
wurden.
Die Möglichkeit einer begleitenden homöopathischen Behandlung für die kleinen Patienten
wird unverändert rege in Anspruch genommen. In der Öffentlichkeitsarbeit der Klinik
wird die Homöopathie neben den anderen Spezialgebieten aufgeführt. Daneben wird an das
Projekt von Seiten der Klinik verstärkt die Frage nach wissenschaftlichen Studien zur Homöopathie
herangetragen.
Übernahme der Assistenzarzt-Stelle durch die gesetzliche
Krankenversicherung
Auf Initiative von Dr. Mira Dorcsi-Ulrich fand am 26. März 2002 im Dr. von Haunerschen
Kinderspital ein Treffen zwischen der Klinikleitung, der Klinikverwaltung, der AOK Bayern
München und Frau Dr. Kruse statt. Dabei wurde klar, dass die AOK Bayern München großen
Wert darauf legte, das Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital
fortzuführen, nachdem es sich hier sieben Jahre lang bewährt hatte. Es wurde der
Entschluss gefasst, die Frage nach der Finanzierung einer Assistenzarztstelle für die Homöopathie
in den kommenden Pflegesatzverhandlungen zur Sprache zu bringen.
Im Mai 2002 wurde bei den Pflegesatzverhandlungen von der AOK Bayern München beschlossen,
eine neue Assistenzarztstelle für Homöopathie am Dr. von Haunerschen Kinderspi-

tal zu finanzieren. Damit finanziert eine Krankenkasse erstmals an einer Universitätskinderklinik
in Deutschland eine Assistenzarztstelle für die Versorgung der Patienten mit begleitender
homöopathischer Therapie.
Als Überbrückung und zur Fortführung des Projekts erklärte sich GLObulus e.V. (Verein
zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken) bereit, finanziell einzuspringen
und die Assistenzarztstelle von Dr. Sigrid Kruse einige Monate bis zur Umsetzung
dieses Beschlusses der Pflegesatzverhandlungen zu bezahlen.
Zusammenarbeit mit Südkorea
Der Kinderkardiologe Professor Sung-Jae Lee aus Incheon bei Seoul, Südkorea, hospitierte
Anfang 2002 für zwei Wochen im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Am Ende seines Aufenthalts
in Europa ließ er einen Film über den Einsatz der homöopathischen Therapie in der
Klinik und Praxis drehen, der in Südkorea einen unerwartet großen Erfolg mit hoher Einschaltquote
hatte. Professor Lee konnte in Südkorea im Gil Medical Center mit der uneingeschränkten
Unterstützung der Präsidentin des über 1.500 Betten umfassenden Krankenhauses
eine Ambulanz für Integrative Medizin mit Schwerpunkt Homöopathie aufbauen. Zwischen
Deutschland und Südkorea entwickelte sich ein reger Informationsaustausch zu homöopathischen
Behandlungen von Patienten mit schweren Erkrankungen. Zusätzlich führt Professor
Lee Homöopathiekurse für Ärzte durch, die vor allem von Professoren und Klinikchefs besucht
werden.
Im November 2002 organisierte Professor Lee ein Internationales Symposium „Complementary
and Alternative Medicine“, zu dem er Vertreter verschiedener Therapierichtungen
aus allen Kontinenten einlud. Dr. Sigrid Kruse stellte auf diesem Symposium in einem vollen
Hörsaal vor ca. 300 interessierten Zuhörern die Anwendung der Homöopathie in der Universitätskinderklinik
in München vor. Gemeinsam mit Dr. Günther Spahn aus der Klinik für Naturheilkunde
und Integrative Medizin in Essen gestaltete sie ein eintägiges Homöopathie-
Seminar im Rahmen der Homöopathie-Ausbildung von Professor Lee. Außerdem sahen sie
als Supervisoren zusammen mit Professor Lee einige neue Patienten in seiner Ambulanz für
Integrative Medizin zur gemeinsamen homöopathischen Arzneimittelfindung.
Informationsabend in der Schweisfurth-Stiftung und Besuch von
Frau Dr. Carstens
Am 26. Mai 2002 fand in den Räumlichkeiten der Schweisfurth-Stiftung am Nymphenburger
Schloss in München ein Informationsabend mit Frau Dr. Carstens als Ehrengast statt. Nach
der Begrüßung durch Professor Reinhardt, dem Klinikchef des Dr. von Haunerschen Kinderspitals,
informierte Dr. Dorcsi-Ulrich das Publikum über das Projekt „Homöopathie in der
Pädiatrie“ und stellte gemeinsam mit Dr. Kruse im Video einige Kinder mit schweren Erkrankungen
vor, die mit ihren Eltern anwesend waren. Abschließend hielt Frau Dr. Carstens eine
eindrucksvolle Rede über den bisherigen Erfolg des Projekts und rief die Anwesenden auf,
das Projekt und GLObulus e. V. finanziell zu unterstützen.
Im Rahmen ihres Aufenthalts in München besuchte Frau Dr. Carstens auch das Dr. von
Haunersche Kinderspital. Professor Reinhardt führte sie über einzelne Stationen des Hauses
wie die onkologische Station Intern 3 und die neonatologische Intensivpflegestation NIPS mit
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den schwerkranken, zum Teil beatmeten Früh- und Neugeborenen. Frau Dr. Carstens war
beeindruckt von den Stationen, vom Umgang mit den kranken Kindern und von der angenehmen
Atmosphäre im Dr. von Haunerschen Kinderspital. Die zweimonatlich erscheinende
Zeitschrift der Kinderklinik „Hauner Journal“ berichtete in der folgenden Ausgabe mit Foto
über diesen Besuch.
Kooperation mit dem Clementine Kinderhospital in Frankfurt und
der Kinderklinik an der Lachnerstraße (heute Kinderklinik Dritter
Orden) in München
Zwischen 1998 und 2002 bestanden Kooperationen mit Projekten im Clementine Kinderhospital
in Frankfurt/Main und der Kinderklinik an der Lachnerstraße (heute Kinderklinik
Dritter Orden) in München, die ebenfalls von der Carstens-Stiftung gefördert wurden.
In der Kinderklinik an der Lachnerstraße war die Homöopathie bereits zwischen Mai
1998 und Oktober 1999 im Rahmen des Projektes „Homöopathie in der Pädiatrie“ angeboten
worden. Die Fortführung des Projekts erfolgte ab November 2000 mit der Finanzierung der
Assistenzarztstelle von Dr. Christian Lucae für die Dauer von sechs Monaten durch die Carstens-Stiftung.
Im Jahre 2000 stieß Dr. Klaus Niehoff vom Clementine Kinderhospital in
Frankfurt dazu. Die dortige „Ambulanz für Homöopathie in der Kinderheilkunde“ wurde von
der Carstens-Stiftung zwei Jahre lang finanziert.
Durch regelmäßige Treffen der beteiligten Ärztinnen und Ärzte wurden der fachliche
Austausch und die Zusammenarbeit dieser drei Kliniken auf dem Gebiet der Homöopathie
gefördert. In einem gemeinsamen „Verbundprojekt“ sollten alle drei Kliniken gemeinsam
multizentrische klinische Studien durchführen und die homöopathisch behandelten Patienten
in einer einheitlichen Datenbank nach einem vorher festgelegten Standard dokumentieren. Zu
diesem Zweck wurde auch eine Befragung zur Akzeptanz der Homöopathie in der Kinderklinik
durchgeführt und verglichen, die weiter unten im Kapitel „Wissenschaft und Forschung“
dargestellt wird.
Außerdem wurde eine Studie zum Postpunktionellen Syndrom (PPS) geplant. Sie sollte
als eine multizentrische Studie an drei verschiedenen Kinderkliniken durchgeführt werden.
Überlegungen zum Prüfplan und der Durchführung sind ebenfalls weiter unten im Kapitel
„Wissenschaft und Forschung“ beschrieben.

3. Das Dr. von Haunersche Kinderspital –
Stationen und Ambulanzen
Der stationäre Bereich im Dr. von Haunerschen Kinderspital umfasst insgesamt 160 Betten. Er
besteht aus der Pädiatrie und aus der Kinderchirurgie. Die pädiatrische Klinik setzt sich aus vier
Normalstationen, zwei Intensivstationen (Pädiatrische Intensivpflegestation = PIPS, Neonatologische
Intensivpflegestation = NIPS) sowie der onkologischen Abteilung mit der Station für
krebskranke Kinder und der Einheit für Knochenmarktransplantation zusammen.
Außerhalb des Gebäudes, aber zur Pädiatrie gehörend, befinden sich zwei weitere Stationen
und zwei Neugeborenen-Intensivstationen in den beiden Universitätsfrauenkliniken der
LMU München. Die kinderchirurgische Klinik liegt innerhalb des Hauses und umfasst die
Chirurgische Intensivpflegestation (= CIPS) und drei chirurgische Stationen mit insgesamt 44
Betten.
Der ambulante Bereich im Dr. von Haunerschen Kinderspital ist sehr umfangreich. Man
kann die täglich stattfindende Ambulanz für die Allgemeine Pädiatrie von vielen Spezialambulanzen
unterscheiden: In der Notfallambulanz, die nachts und am Wochenende durch den
diensthabenden Arzt betreut wird, stellen sich vorwiegend Kinder mit akuten Erkrankungen
aus allen Bereichen der Pädiatrie vor. Häufige Gründe für einen Besuch in der Notfallambulanz
sind z. B. fieberhafte Infektionen und unklares Schreien beim Säugling. Täglich kommen
ungefähr 140–160 Kinder in die verschiedenen Ambulanzen des Kinderspitals. In den folgenden
Tabellen sind die verschiedenen Stationen und Ambulanzen zusammengefasst.
Tab. 1: Struktur der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der
Universität München
Bereich Station Stationstyp Schwerpunkt Bettenzahl
Pädiatrie
Kinderchirurgie
Intern 1 Normalstation Infektiologie/Immunologie 12
Intern 2 Normalstation Nephrologie/Neurologie 12
Intern 3 Normalstation Hämatologie/Onkologie 15
Intern 4 Normalstation Stoffwechsel/Privatstation 8
Intern 5 Normalstation Gastroenterologie 12
Intern Säugling Normalstation Säuglinge 21
NIPS* Intensivstation Neonatologie 11
PIPS* Intensivstation Pädiatrie, Kinder älter als 4 Wochen 11
LAF* Intensivstation Knochenmarktransplantation 2
Onkologische
Tagesklinik
Tagesklinik Hämatologie/Onkologie tagesstationär
CIPS* Intensivstation Chirurgie 8
Chirurgie 1 Normalstation Privatstation 12
Chirurgie 2 Normalstation Unfall- und Allgemeinchirurgie für
Kinder >1 Jahr
Chirurgie 3 Normalstation Unfall- und Allgemeinchirurgie für
Säuglinge
Chirurgische
Tagesklinik
Tagesklinik Ambulante Operationen tagesstationär
12
12
5

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Bereich Station Stationstyp Schwerpunkt Bettenzahl
Pädiatrie Neonatologie Intensivstation Neonatologie 12
außerhalb Maistraße
Kinderpoliklinik
Chirurgie
außerhalb
Neonatologie
Großhadern
Intensivstation Neonatologie 12
Station 1 Normalstation Onkologie 12
Station 2 Normalstation Pädiatrie 12
Psychosomatik Normalstation Psychosomatik 4
Herzchirurgie
Großhadern
Intensivstation Kinderkardiologie 8
* NIPS = Neonatologische Intensivpflegestation
PIPS = Pädiatrische Intensivpflegestation
LAF = Life Island, Einheit für Knochenmarktransplantation (heutiges HOPe Center)
CIPS = Chirurgische Intensivpflegestation
Tab. 2: Verschiedene Ambulanzen im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Ambulanz Sprechstunde
Allgemeinpädiatrische Ambulanz Montag bis Freitag, vormittags
Notfall-Ambulanz Nachts und am Wochenende
Spezialambulanzen:
� Allergie und Asthma
� Diabetes mellitus
� Endokrinologie
� Entwicklungsneurologie
� Gastroenterologie
� Hämostaseologie
� Hepatologie
� Homöopathie
� Immunologie/Immundefekte
� Kardiologie
� Monitor-Sprechstunde
� Mukoviszidose
� Nephrologie
� Neurologie
� Psychosomatik
� Pulmologie
� Rheumatologie
� Stoffwechselerkrankungen
Spezieller Wochentag,
meist nachmittags

4. Ziele und Visionen des Modellprojektes
Ziel des Projektes war die Integration der Homöopathie in eine Universitätskinderklinik. Es
sollte die Frage geklärt werden, ob es einen sinnvollen Einsatz der Homöopathie in der Kinderklinik
gibt. Dabei wurde die Homöopathie sowohl bei akuten als auch bei chronischen
Erkrankungen eingesetzt, meist begleitend zur konventionellen Therapie. Es gibt allerdings
auch Erkrankungen, wie z. B. viral bedingten Husten, die allein mit homöopathischen Arzneien
erfolgreich behandelt werden können. Dadurch lassen sich Medikamente mit z. T. unerwünschten
Nebenwirkungen, z. B. codeinhaltige Präparate, einsparen.
Mit dem Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ wurde eine Tradition im Dr. von
Haunerschen Kinderspital in München fortgesetzt, die Herr Professor Meinhard Pfaundler
(Chefarzt am Dr. von Haunerschen Kinderspital in den Jahren 1906–1939) eingeführt hatte:
die Kinderkonstitutionsmedizin. Er stellte erstmals eine Verbindung zwischen der Konstitution
eines Kindes und dessen Bereitschaft zu bestimmten Krankheiten her. Professor Mathias
Dorcsi wurde inspiriert durch die Überlegungen von Pfaundler und entwickelte daraus ab
1975 seine homöopathische Kinderkonstitutionstherapie im Rahmen der Wiener Schule der
Homöopathie.
Für Professor Dorcsi war es wichtig, dass die Homöopathie an der Klinik praktikabel,
nachvollziehbar und erlernbar ist. Am Dr. von Haunerschen Kinderspital wurde die Wiener
Schule der Homöopathie als „Medizin der Person“ eingeführt, bei der der kranke Mensch im
Mittelpunkt steht. Bei akuten Krankheiten spielen die Bewährten Indikationen eine wichtige
Rolle und bei chronischen Krankheiten werden nach ausführlicher Anamnese besonders die
Konstitution und Diathese des Kindes für die Arzneimittelwahl berücksichtigt. Zum Einsatz
kommen dabei sowohl hohe als auch tiefe Potenzen.
Zur Abgrenzung der Homöopathie von anderen komplementären Therapien und der Naturheilkunde
ist es sehr wichtig, eine klare Definition der Homöopathie zu formulieren. Die
Homöopathie kann in einem Satz eindeutig definiert werden und beschreibt ihre fünf wichtigsten
Qualitäten:
„Homöopathie ist eine ärztliche Therapieform mit Einzelmitteln, die am Menschen geprüft
worden sind und in potenzierter Form nach der Ähnlichkeitsregel verordnet werden.“
Für die Akzeptanz der homöopathischen Ärztin in der Klinik war es zunächst entscheidend,
„vertrauensbildende Maßnahmen“ zu ergreifen, wie es Dr. Henning Albrecht, Geschäftsführer
der Carstens-Stiftung, treffend formulierte. Es war wichtig, keine Fronten aufzubauen, nicht
Schulmedizin und Homöopathie gegeneinander auszuspielen, sondern miteinander zu arbeiten.
Es galt zu versuchen, die negativen Emotionen abzubauen, die bei vielen Ärzten in der
Klinik bei dem Wort „Homöopathie“ noch immer vorhanden waren.
Professor Dorcsi gab außerdem folgenden wichtigen Ratschlag: „Dränge Dich nicht auf!
Warte, bis man Dich ruft – und man wird Dich bald rufen!“ Es war also wichtig abzuwarten,
bis ein „Therapienotstand“ auftrat und die ärztlichen Kollegen anfragten, ob es in der Homöopathie
noch eine Möglichkeit der Therapie gäbe. Das wichtigste Ziel war demnach, die
Homöopathie in der Kinderklinik als Erweiterung und Ergänzung der Medizin zu verstehen
und sie zu integrieren.
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Neben der Integration und dem Einsatz der Homöopathie sollte die Forschung in der Homöopathie
nach wissenschaftlichen Kriterien, also die Durchführung klinischer Studien, ein
wichtiges Standbein werden.

5. Erste Station: Intern 1
Am 1. April 1995 begann Dr. Sigrid Kruse als homöopathische Assistenzärztin ihre Facharztausbildung
auf der Station Intern 1, die Station für Infektiologie und Immunologie, die zwölf
Betten umfasst. Dort wurde sie in die Stationsarbeit eingeführt und lernte die pädiatrische
Arbeitsweise kennen. Sie stellte das Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ in der
Mittagsbesprechung im Hörsaal vor, so dass alle Ärzte der Kinderklinik von der Möglichkeit
der Homöopathie im Hause erfuhren. Professor Dorcsis Empfehlung, sich nicht aufzudrängen
und abzuwarten, fruchtete. Nach drei Wochen kam der neurologische Oberarzt Professor Egger
zu einem Konsil für ein schwerst behindertes Kind mit epileptischen Anfällen und heftigen
Schreiattacken. Mangels einer zufriedenstellenden konventionellen Therapie gab er der
homöopathischen Ärztin freie Hand. Diese erste homöopathische Behandlung wird im Folgenden
kurz vorgestellt, weitere Kasuistiken sind im Anhang zu finden:
Michael Z., geb. 09.12.1990
Diagnose: Schwerste statomotorische und geistige Retardierung mit muskulärer Hypotonie
(Einstufung: vergleichbar mit einem Neugeborenen);
zerebrale Krampfanfälle;
verschiedene Fehlbildungen (Rippen, re. Ohrmuschel, Gesichtsmuskel);
Neurodermitis
Aktuell: Nächtliche Unruhe mit Schreiattacken
Klinisch: Plötzliches Schreien, vor allem nachts aus dem Schlaf heraus, 2–3 Stunden lang,
heftiges Jammern und Schreien, Neigung zum Überstrecken, oft nicht ansprechbar;
lässt sich kaum beruhigen, nur durch Herumtragen mit gleichzeitigem heftigem
Schütteln, also starke passive Bewegung. Die Mutter hat immer den Eindruck, Michael
müsse Schmerzen haben, weil dieses Überstrecken so plötzlich kommt, wie
hineinschießend, teilweise auch tagsüber.
Nach der Durchführung verschiedener Untersuchungen ließ sich kein krankhafter Befund als
Korrelat für mögliche Schmerzen finden. Daher war von konventioneller Seite geplant, Michael
sedierende Medikamente wegen der Schreiattacken zu geben, zusätzlich zu den Antikonvulsiva,
die er wegen der Krampfanfälle als Dauertherapie brauchte.
Nach der Aufforderung durch den Neurologen erhob Frau Dr. Kruse eine ausführliche
homöopathische Anamnese, die 1–2 Stunden dauerte. Die Mutter freute sich sehr über das
große Interesse an ihrem Sohn und insbesondere über die Zeit, mit der die vielen Kleinigkeiten
und Besonderheiten von Michael besprochen wurden. Im Anschluss an die Anamnese
erfolgte eine körperliche Untersuchung des Jungen sowie eine kurze Videoaufnahme während
der Schreiattacke und beim Füttern.
Am Abend desselben Tages wurden die Anamnese, die Befunde sowie das Video bei der
Supervision besprochen. Professor Dorcsi machte die folgenden homöopathischen Therapievorschläge:
24.04.1995: Nux vomica C200 einmalig 1x3 Globuli
→ wegen Krampfneigung, Einnahme verschiedener Medikamente,
also zur Entgiftung am Anfang der homöopathischen Therapie;
Verlauf: kein Effekt, insbesondere keine Änderung der Schreiattacken
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ab 25.04.1995: Helleborus D4 3x5 Globuli pro Tag für mindestens vier Wochen
→ wichtiges Hirnentwicklungsmittel, bewährt bei retardierten Kindern;
Verlauf: kein kurzfristiger Erfolg, wie zu erwarten
ab 26.04.1995: Chamomilla C30 abends 3 Globuli, bei Schreiattacken während des Tages zu
wiederholen
→ wegen heftigem und plötzlichem Schreien aus dem Schlaf heraus mit
Überstrecken nach hinten, wegen großer Schmerzempfindlichkeit, wegen der
Besserung durch Herumtragen, durch heftiges Schütteln, durch passive Bewegung
Verlauf: nach der Gabe von Chamomilla C30 trat noch eine kurze Schreiattacke
nachts auf, ansonsten schlief Michael die ganze Nacht. Auch tagsüber
hatte er Wachphasen, in denen er zufrieden in seinem Bett lag und herumschaute,
ohne zu schreien, was überraschend und unerwartet war. Alle Beteiligten
(Ärzte, Krankenschwestern und besonders die Mutter) waren erfreut
über die positive Entwicklung.
Die Reaktion der Krankenschwestern auf die Homöopathie war zu Beginn eher kritisch bis
ablehnend. Nach dem Erlebnis mit der Homöopathie bei Michaels Schreiattacken fragten sie
immer häufiger, ob man bei verschiedenen Sorgen-Kindern nicht eine homöopathische Arznei
zusätzlich geben könne. Die Reaktion der Ärzte war sehr unterschiedlich: von echtem Interesse
auf der einen Seite bis Kritik und Ablehnung auf der anderen Seite. Die Reaktion der Eltern
war von Anfang an positiv. Ein Großteil freute sich darüber, dass ihren Kindern die Möglichkeit
einer homöopathischen Therapie angeboten wurde. Zum Thema Akzeptanz wurde
1998/1999 eine Befragung vorgenommen, die weiter unten detailliert dargestellt wird.
Besonders die Krankenschwestern wollten mehr über die Homöopathie, über die kleinen
Kügelchen mit den C- und D-Potenzen wissen. Die darauf folgende Einführung in die Homöopathie
durch Frau Dr. Kruse wurde gut angenommen und wird regelmäßig fortgesetzt.

6. Integration der Homöopathie in den Klinikalltag
Voraussetzungen
Zunächst waren also die äußeren Rahmenbedingungen geschaffen worden:
� Das Dr. von Haunersche Kinderspital als Universitätskinderklinik
� Die Carstens-Stiftung als Förderer
� Dr. Kruse als Assistenzärztin in Weiterbildung Pädiatrie
� Die Supervision durch Professor Dorcsi und Dr. Mira Dorcsi-Ulrich
� Die Wiener Schule der Homöopathie als klinisch nachvollziehbare, praktikable und erlernbare
Methode
Zur Integration der Homöopathie in die Universitätskinderklinik war die Präsenz in Patientenversorgung,
Lehre und Forschung entscheidend.
Patientenversorgung
Durch die homöopathische Behandlung einzelner Kinder mit z. T. erstaunlich positiven
Krankheitsverläufen konnte immer mehr Vertrauen in die Homöopathie bei den Ärzten und
Oberärzten der Klinik geweckt werden. Es wurde eine regelmäßige Homöopathie-
Sprechstunde für die ambulanten Patienten eingerichtet, in die Kinder mit bestimmten Krankheiten
(z. B. Enuresis, rezidivierende Harnwegsinfektionen) geschickt werden konnten. Für
die stationären Kinder wurden immer häufiger Konsile für eine homöopathische Begleitbehandlung
angefordert, wenn die zuständigen Stationsärzte eine Indikation dafür sahen oder
wenn die Eltern explizit nach dieser Therapiemöglichkeit fragten.
In den folgenden vier Bereichen hat sich die Homöopathie als sinnvolle Therapiemöglichkeit
bewährt:
1. Bei Therapienotstand, wenn die konventionellen Therapiemöglichkeiten unbefriedigend
sind, z. B. Ticstörung, Hirnblutung 3. Grades bei Früh- und Neugeborenen
2. Bei Krankheiten, die sich in der Regel nach einigen Tagen spontan bessern und bei denen
man sich in der Klinik abwartend verhält (z. B. Virusinfektionen). Die homöopathische
Therapie wird dann zur Abkürzung der Krankheitsdauer und Verbesserung der Lebensqualität
eingesetzt.
3. Bei anhaltenden Unruhezuständen der Säuglinge (einschließlich Früh- und Neugeborene)
sowie der retardierten Kinder zur Einsparung sedierender Medikamente
4. Bei Nebenwirkungen der notwendigen konventionellen Therapie (z. B. Chemotherapie)
zur Verbesserung der Lebensqualität
Lehre
In der täglichen Mittagsbesprechung für die Ärzte der Klinik wurde regelmäßig die Vorgehensweise
in der Homöopathie am Beispiel einzelner Patienten erläutert und diskutiert. Dadurch
wuchs das Interesse an der Homöopathie, so dass regelmäßige Fortbildungen für Ärzte
und vor allem für die Krankenschwestern eingeführt werden konnten. Außerdem wurde die
Homöopathie ein Thema in der Pflicht-Fortbildung für die Studierenden des Praktischen Jahres.
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12
Forschung
Bezüglich der Forschung wurden einige klinische Studien (Beobachtungsstudien) durchgeführt,
die untersuchen sollten, ob die Erfolge der homöopathischen Therapie bei einzelnen
Kindern auch unter Studienbedingungen erreicht werden konnten. Dabei ist es entscheidend,
dass die Studien sowohl die Ansprüche der naturwissenschaftlichen Medizin als auch die der
Homöopathie erfüllen.
Vorgehensweise bei der homöopathischen Behandlung
Bei jedem kranken Kind, das in die Klinik kommt, werden zunächst die notwendigen Untersuchungen
durchgeführt, um die Diagnose zu stellen. Danach wird die beim jeweiligen
Krankheitsbild üblicherweise eingesetzte konventionelle Therapie begonnen.
Die Indikation zur meist begleitenden homöopathischen Behandlung wird vom betreuenden
Arzt gestellt, wenn er unbefriedigende konventionelle Behandlungsmöglichkeiten hat,
oder wenn die Eltern eine begleitende homöopathische Therapie wünschen. Daraufhin erfolgt
ein homöopathisches Konsil.
Das weitere Vorgehen unterscheidet sich danach, ob es sich um eine akute oder um eine
chronische Krankheit handelt.
a) akute Krankheit
� vollständiges Lokalsymptom
� körperliche Untersuchung
� Arzneimittelfindung aufgrund des vollständigen
Lokalsymptoms oder nach der Bewährten
Indikation nach Dorcsi
Akute Krankheit
Vorgehensweise in der Homöopathie
1. Diagnose
2. Indikation zur homöopathischen Therapie
3. Homöopathisches Konsil
b) chronische Krankheit
� ausführliche Anamnese
(Dauer: 1–2 Stunden)
� körperliche Untersuchung
� Videoaufnahme/Foto
� Supervision und Arzneimittelfindung im
Team
Ist die Indikation zur homöopathischen Therapie gestellt worden, ist bei einer akuten Krankheit
das vollständige Lokalsymptom entscheidend für die Wahl des passenden homöopathischen
Arzneimittels. Ein Lokalsymptom ist dann vollständig, wenn folgende Fragen beantwortet
worden sind:
� Ätiologie (Seit wann bestehen die Beschwerden? Ist eine Auslösung bekannt?)
� Empfindung (Wie sind die Beschwerden?)
� Ort (Wo sind die Beschwerden? Wohin strahlen sie aus?)
� Zeit (Wann treten die Beschwerden auf?)
� Modalitäten (Durch was werden die Beschwerden besser bzw. schlechter?)
� Stimmung des Kindes während der Beschwerden
� Begleitsymptome (Welche Beschwerden hat das Kind außerdem noch?)

Mit diesen sieben Fragen lässt sich die akute Symptomatik auch in der Notfallambulanz oder
bei akuten Krankheiten auf den Stationen rasch und zuverlässig erfassen. Danach wird jedes
Kind körperlich untersucht und anschließend die passende homöopathische Arznei individuell
bestimmt. Dabei ist oft die Bewährte Indikation eine große Hilfe. Darunter verstehen wir
wertvolle therapeutische Hinweise erfahrener homöopathischer Ärzte, die sich seit Generationen
bewährt haben. Es wird empfohlen, für jede Indikation mindestens drei homöopathische
Arzneien zu kennen, die dann für die Verordnung beim einzelnen Kind differenziert werden
können.
Die Verlaufskontrolle erfolgt bei akuten Krankheiten rasch, meist am nächsten Tag oder
noch früher. Dann ist es wichtig zu beurteilen, ob es besser oder schlechter geworden oder
unverändert geblieben ist. Davon hängt die weitere homöopathische Behandlung ab.
Chronische Krankheit
Ist die Indikation zur homöopathischen Therapie gestellt worden, wird ein Termin vereinbart,
um eine ausführliche homöopathische Anamnese zu erheben. Diese umfasst den Spontanbericht,
den Vorbericht, das Kopf-zu-Fuß-Schema, die Allgemeinsymptome sowie den Geist
und das Gemüt des Kindes. Die Anamnese dauert in der Regel 1−2 Stunden und dient dazu,
das Kind in seiner Gesamtheit zu erfassen und wahrzunehmen, insbesondere dessen Konstitution
und Diathese. Danach erfolgt die körperliche Untersuchung des Kindes. Mit Einverständnis
der Eltern und des Kindes wird anschließend eine kurze Videoaufnahme des Kindes gemacht.
So ist einerseits die Situation festgehalten und dokumentiert. Andererseits kann das
Kind im Video bei der Supervision vom ganzen Homöopathie-Team angeschaut werden. Dadurch
ist es viel leichter, die Konstitution und Diathese zu erfassen. Anschließend wird gemeinsam
die ausführliche Anamnese besprochen. Aufgrund der gesamten Information erfolgt
die homöopathische Arzneimittelfindung unter besonderer Berücksichtigung der Natur der
Störung sowie der Konstitution und Diathese des Kindes. Zur Repertorisation wird das Computerprogramm
RADAR mit seinen verschiedenen Modulen eingesetzt. Diese Vorgehensweise
ist logisch, nachvollziehbar und erlernbar.
Am nächsten Tag wird den Eltern der Therapievorschlag per Telefon übermittelt und das
Rezept per Post verschickt. Nach 4–6 Wochen erfolgt eine erneute telefonische Beratung bzw.
Wiedervorstellung in der Pädiatrischen Ambulanz. Bei Bedarf (z.B. komplizierte Krankheiten)
wird das Follow-up ebenfalls in Supervision besprochen und danach die weitere homöopathische
Therapie festgelegt.
Homöopathische Behandlungen 1997–1999
Zur Verdeutlichung der Verteilung homöopathischer Behandlungen auf die verschiedenen
Stationen und durchschnittlicher Behandlungszahlen werden exemplarisch die Jahre 1997–
1999 näher beleuchtet.
Im Zeitraum von September 1997 bis September 1998 wurden insgesamt 245 Kinder homöopathisch
behandelt, davon 175 Kinder über einen längeren Zeitraum. Davon kamen 85
Patienten aus der Ambulanz, 90 Patienten befanden sich in stationärer Behandlung. Außerdem
bekamen etwa 70 Kinder in der Notfallambulanz wegen akuter Erkrankungen eine homöopathische
Therapie.
13

14
Tab. 3: Verteilung der homöopathisch behandelten Kinder auf die verschiedenen
Abteilungen der Kinderklinik im Zeitraum von 9/97 bis 9/98
Abteilung Anzahl der homöopathisch
behandelten Kinder
Pädiatrische Ambulanz (inkl. Spezialamb.) 85
Notfallambulanz 70
Station Intern Säugling 39
Station Intern 1 8
Station Intern 2 6
Station Intern 3 (Onkologie) 6
Onkologische Tagesklinik 3
Station Intern 4 5
Station Chirurgie 2 2
Neonatologische Intensivpflegestation (NIPS) 16
Pädiatrische Intensivpflegestation (PIPS) 5
Gesamtzahl 245
Tab. 4: Im Zeitraum von 9/97 bis 9/98 erfolgte homöopathische Konsultationen im
Dr. von Haunerschen Kinderspital
Art der Konsultation Anzahl der Konsultationen
Erstanamnese 125
Folgekonsultation 623
Gesamtzahl 748
Tab. 5: Häufigste Diagnosen der im Zeitraum von 9/97 bis 9/98 homöopathisch
behandelten Kinder im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Diagnose
Anzahl der homöopathisch
behandelten Kinder
Infektanfälligkeit 13
Adenoide 4
Chronischer Husten 6
Asthma bronchiale 6
Neurodermitis 6
Rezidivierende Kopfschmerzen 7
Rezidivierende Bauchschmerzen 6
Rezidivierender Herpes simplex/zoster 3
Rezidivierende Harnwegsinfektionen 8
Enuresis 4
Krampfanfälle 17
Entwicklungsretardierung 9
Pavor nocturnus 3
Tic 2
Unruhezustände 32
PLWS 20

Tab. 6: Häufigste Diagnosen 9/1998 bis 9/1999
Diagnose Anzahl der homöopathisch
behandelten Kinder
Neurodermitis 19
Rezidivierende Atemwegsinfektionen 16
Entwicklungsretardierung 15
Prader-Labhart-Willi-Syndrom 15
Unruhe unklarer Genese 14
Drogenentzugssyndrom 12
Onkologische Erkrankungen 9
Tic 7
Asthma bronchiale 6
Essstörung 6
Enuresis 5
Hirnblutung 3. Grades 5
Rezidivierende Harnwegsinfektionen 5
Rheumatische Erkrankungen 5
Rezidivierende Kopfschmerzen 4
Schwerpunkt des Projektes blieb die begleitende homöopathische Behandlung von meist
chronisch kranken oder schwerkranken Kindern in der Klinik. Dabei lag die Anzahl der im
Zeitraum September 1998 bis September 1999 über längere Zeit homöopathisch behandelten
Kinder mit 188 Patienten etwas höher als im Vorjahr. Insgesamt wurden 123 ausführliche
homöopathische Erstanamnesen erhoben.
Der Anteil ambulant betreuter Kinder lag mit 121 Patienten fast doppelt so hoch wie der
Anteil stationär betreuter Kinder mit 67 Patienten (Abb. 1). Dies mag daran liegen, dass viele
der Krankheiten, bei denen eine homöopathische Therapie angezeigt erscheint, chronisch verlaufen.
Häufig folgt auf einen stationären Aufenthalt eine langfristige ambulante Betreuung.
Oft wird die Frage nach einer homöopathischen Behandlungsmöglichkeit erst nach einer gewissen
Dauer der konventionellen Behandlung gestellt.
24
43
121
Ambulanz
Intensivstation
Normalstation
Abb. 1: Anzahl und Verteilung der Patienten 9/1998 bis 9/1999
15

16
Interessanterweise kamen über ein Drittel der stationär behandelten Kinder von den Intensivstationen.
Die dort betreuten Kinder haben meist sehr schwierige und vielschichtige Probleme,
von denen einige kaum mit konventionellen Therapiemethoden lösbar sind. Dadurch besteht
von Seiten der Intensivstationen eine besonders große Nachfrage nach erweiternder,
begleitender homöopathischer Therapie.
Auch in der Notfallambulanz wurden zahlreiche Kinder wegen akuter Erkrankungen homöopathisch
behandelt. Häufige Gründe waren z. B. fieberhafte, virale Infekte der Atemwege
oder des Magen-Darm-Trakts, Zahnungsbeschwerden der Kinder und Blähungskoliken.

7. Einsatz der Homöopathie in der Pädiatrischen
Ambulanz
Im Zuge der Stationsrotation fand im Oktober 1995 ein Wechsel von Frau Dr. Kruse in die
Pädiatrische Ambulanz statt. Dort boten sich wegen des Krankheitsspektrums und der Zahl
der Patienten zunehmend Möglichkeiten für den Einsatz der Homöopathie. Die Präsenz einer
homöopathischen Ärztin in der Pädiatrischen Ambulanz erwies sich als besonders förderlich
für die Integration der homöopathischen Therapie in die Klinik, denn die Ambulanz ist ein
Angelpunkt im Haus. Die Anzahl der Patienten, die sich dort mit ganz unterschiedlichen
Krankheiten vorstellen, ist groß. So wurde ein großes Spektrum an Erkrankungen abgedeckt.
Außerdem bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kollegen der Allgemeinen Ambulanz,
der zahlreichen Spezialambulanzen und den Kollegen auf den Stationen. Dadurch
wurden häufig homöopathische Konsile angefordert und die Patienten über lange Zeiträume
gemeinsam betreut.
Auch in der Arbeit der Ambulanz muss man zwischen der homöopathischen Therapie bei
akuten und bei chronischen Krankheiten unterscheiden.
Homöopathische Therapie bei akuten Krankheiten
Bei den akuten Krankheiten kann eine begleitende homöopathische Therapie hilfreich sein. Es
handelt sich oft um virale Infektionen, bei denen es wenige konventionelle Therapiemöglichkeiten
gibt. Mit Hilfe der homöopathischen Therapie kann versucht werden, den Krankheitsverlauf
abzukürzen und die Symptomatik zu lindern. Bei den folgenden, beispielhaft genannten
Krankheiten handelt es sich um Erkrankungen, mit denen sich die Kinder häufig in der
Notfallambulanz vorstellen. Die Möglichkeit zur begleitenden homöopathischen Therapie ist
hier gegeben:
� Infekte der oberen Luftwege (z.B. Pharyngitis, Laryngitis, Tracheitis, Bronchitis, Rhinitis)
� Akute Gastroenteritis
� Zahnungsbeschwerden
� Blähungskoliken der Säuglinge
� Lokalreaktion nach Insektenstich
Die Tätigkeit in der Allgemeinen Pädiatrischen Ambulanz schließt die Versorgung der Notfallambulanz
während des Tages ein. Hinzu kommen Bereitschaftsdienste nachts und an Wochenenden.
In den Notfalldiensten kann bei verschiedenen akuten Erkrankungen homöopathische
Therapie hilfreich sein, um den Krankheitsverlauf abzukürzen und die Beschwerden zu
lindern. Hauptindikationen für den Einsatz homöopathischer Mittel waren hier virale Infekte
der oberen Luftwege, Blähungskoliken bei Säuglingen, akute Gastroenteritis, Lokalreaktion
nach Insektenstich und Stomatitis aphthosa.
In der Notfallambulanz ist es wichtig, rasch das passende homöopathische Arzneimittel zu
finden. Dabei ist die sogenannte „Bewährte Indikation nach Dorcsi“ eine große Hilfe, bei der
aufgrund der Lokalsymptome und der Modalitäten die Arznei verordnet wird.
17

18
Homöopathische Therapie bei chronischen Krankheiten
Bei den chronischen Krankheiten gibt es gute Einsatzmöglichkeiten für eine homöopathische
Therapie vor allem dann, wenn ein Therapienotstand besteht. In der Ambulanz wird die Indikation
für einen homöopathischen Therapieversuch entweder ärztlicherseits gestellt, oder die
Eltern wünschen ausdrücklich eine solche Behandlung. Anhand der folgenden Aufstellung
soll beispielhaft die Indikationsstellung für eine begleitende homöopathische Therapie bei
chronischen Krankheiten verdeutlicht werden.
Tab. 7: Indikationen für eine begleitende homöopathische Therapie bei chronischen Krankheiten
Krankheit Indikationsstellung
Infektionsanfälligkeit
Asthma
bronchiale
Immer wiederkehrende Infekte der oberen Luftwege bei Kindern (mind. 1 Infekt/
Monat) sind ein häufiges Problem, das in der konventionellen Medizin kaum
beeinflusst werden kann. Nach Ausschluss eines Immundefekts ist eine homöopathische
Therapie vielversprechend.
Die konventionelle Standardtherapie des Asthma bronchiale ist vor allem im
akuten Asthmaanfall nicht zu ersetzen. Es gibt einige Kinder, die trotz optimaler
konventioneller Therapie weiterhin Asthmaanfälle bekommen. Bei ihnen kann
man eine homöopathische Begleitbehandlung zur Beeinflussung der Neigung
zu Asthmaanfällen versuchen.
Allergien Die wichtigste Maßnahme bei Allergien ist das Vermeiden des auslösenden
Allergens. Wenn allerdings die allergische Reaktion auf viele verschiedene
Allergene erfolgt, die sich nicht vermeiden lassen, wird die Therapie schwierig.
Auch hier ist es einen Versuch wert, eine gezielte homöopathische Therapie
einzusetzen, um die Allergieneigung zu verringern.
Kopfschmerzen/
Migräne
Tics und ähnliche
Bewegungsstörungen
Neurologische
Syndrome und
Erkrankungen
Wenn die Kopfschmerzen diagnostisch abgeklärt sind und keine organische
Ursache gefunden werden konnte, geht man von einem funktionellen Problem
aus. Hier ist eine homöopathische Therapie als Regulationsversuch neben
Normalisierung der übrigen Lebensweise möglich.
Bei einem Tic gilt dasselbe wie bei den Kopfschmerzen: Ist eine organische
Ursache ausgeschlossen worden, handelt es sich meistens um ein funktionelles
Problem. Die konventionellen Therapiemöglichkeiten sind oft nicht überzeugend,
insbesondere treten immer wieder Nebenwirkungen dabei auf. Eine homöopathische
Therapie erscheint sinnvoll und war bei einigen Kindern sehr
erfolgreich.
In der Neurologie gibt es viele Erkrankungen, die genetisch bedingt und meistens
therapeutisch kaum zu beeinflussen sind. Mithilfe der homöopathischen
Therapie kann man versuchen, die Lebensqualität im Einzelfall zu verbessern,
ohne dass natürlich die Grundkrankheit geheilt werden könnte.
In der Ambulanz bieten sich aufgrund des dortigen Krankheitsspektrums und der Zahl der
Patienten viele Möglichkeiten für den Einsatz der Homöopathie. Voraussetzung für eine homöopathische
Therapie ist jeweils eine abgeschlossene Diagnostik.
Das Krankheitsbild, bei dem am häufigsten homöopathisch therapiert wurde, war die Infektionsanfälligkeit.
Dabei handelte es sich beispielsweise um häufige Infekte der oberen
Luftwege, um wiederkehrende Mittelohrentzündungen bei vergrößerten Adenoiden oder um
chronisch bestehenden Husten oder Schnupfen. Die Behandlung führte bei einem Großteil der
betroffenen Kinder zu einer Reduktion der Infektionen, zu einer deutlichen Besserung der
Beschwerden oder zur Symptomfreiheit.

1996 wurden Pilotstudien zur homöopathischen Therapie bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
und bei Enuresis durchgeführt. Deshalb wurden Kinder mit diesen Krankheitsbildern
von den ärztlichen Kollegen immer häufiger zur homöopathischen Behandlung vorgestellt.
Schwerpunkt Neurodermitis
Mit der Zeit war eine deutliche Zunahme der homöopathischen Behandlungen im Bereich
atopischer Erkrankungen zu verzeichnen. So stand die Neurodermitis an erster Stelle der Diagnosen.
Bei den Patienten handelte es sich meist um Säuglinge und Kleinkinder. Da die Erkrankung
in diesem Alter in der Regel noch nicht lange besteht, sind die Erfolgsaussichten
einer homöopathischen Behandlung gut. Bei einigen Kindern reichten eine einzige oder nur
wenige Arzneimittelgaben aus, um die belastende Symptomatik zum Abklingen zu bringen.
1998/1999 wurden insgesamt 19 Kinder mit Neurodermitis behandelt. Von ihnen zeigten
neun eine deutliche Besserung der Beschwerden bzw. Symptomfreiheit. Bei 10 Kindern erfolgte
leider von Seiten der Eltern keine Rückmeldung über den Therapieverlauf.
Erfahrungsgemäß gibt es verschiedene Ursachen dafür, dass die Eltern sich nicht mehr
melden: Teilweise sind die Kinder beschwerdefrei, und es besteht kein Behandlungsbedarf
mehr. Oder aber die Symptomatik verstärkt sich. Das kann entweder im Sinne einer Erstreaktion
gedeutet werden oder aber im Rahmen des häufig wellenförmigen Verlaufs einer Neurodermitis
auftreten. Das lässt sich meistens erst im weiteren Verlauf endgültig beurteilen. Wegen
fehlender Besserung sind manche Eltern enttäuscht von der homöopathischen Therapie
und geben auf. Gerade bei Behandlung der Neurodermitis, bei der immer wieder Erstreaktionen
beobachtet werden, ist deshalb eine gute Aufklärung der Eltern wichtig. Sie sollten zu
regelmäßigem Kontakt motiviert werden und vermittelt bekommen, dass die homöopathische
Neurodermitis-Behandlung Zeit und Geduld erfordert.
Essstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter
Ein weiterer Behandlungsbereich waren die Essstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter.
Nach einzelnen Behandlungserfolgen wurden immer mehr Kinder mit diesem Problem vorgestellt.
Die meisten von ihnen wurden wegen Essensverweigerung oder Trinkschwäche mit
einer Magensonde ernährt. Dabei lagen sehr unterschiedliche Grunderkrankungen vor, z. B.
Frühgeburtlichkeit, Herzfehler und neurologische Erkrankungen. Gemeinsam war einem
Großteil dieser Kinder, dass sie in der Vergangenheit über längere Zeit maschinell beatmet
worden waren. Die durch den Beatmungsschlauch anhaltenden Manipulationen im Mund- und
Rachenraum können für die spätere Ess-Verweigerung eine große Rolle spielen. Einige dieser
Kinder entwickeln später eine auffallende Überempfindlichkeit gegenüber jeder Berührung im
Bereich des Mundes und Rachens, so dass schnell ein Würgereflex ausgelöst wird.
Ein Beispiel war ein 14 Monate altes Kleinkind, das als Frühgeburt in der 32. Schwangerschaftswoche
mit einem Herzfehler zur Welt gekommen war und über mehrere Monate beatmet
werden musste. Es verweigerte jegliche Nahrung, würgte, sobald es etwas in den Mund
bekam und musste mit der Magensonde ernährt werden. Auffallend war bei dem Kind ein
ausgeprägtes Spielen mit Mund und Zunge. Nach einer Einzelgabe Tuberkulinum C200 besserte
sich das Würgen bereits deutlich. Die anschließende Therapie mit Antimonium tartaricum
C12 brachte keine weitere Veränderung. Nach zwei Monaten wurde Crotalus horridus
19

20
C12 eingesetzt, ein Mittel, bei dem eine große Neigung zum Würgen und Erbrechen besteht.
Außerdem ist das Spielen mit der Zunge für Crotalus horridus sehr typisch. In der Folge ließ
sich die Ernährung des Kindes langsam aufbauen, so dass das Kind bald normal gefüttert und
die Magensonde gezogen werden konnte.

8. Einsatz der Homöopathie in den Spezialambulanzen
Im Dr. von Haunerschen Kinderspital werden täglich 140–160 Kinder ambulant betreut, sowohl
in der Allgemeinen Pädiatrischen Sprechstunde als auch in den 18 verschiedenen Spezialsprechstunden
wie Allergologie, Gastroenterologie, Entwicklungsneurologie, Nephrologie,
Kardiologie, Immunologie usw. Dabei werden die meisten Kinder von niedergelassenen (Kinder-)
Ärzten zur weiteren Diagnostik und Therapie in die Kinderklinik überwiesen.
Im Folgenden werden die Behandlungen in der Spezialambulanz Homöopathie und in der
Notfallambulanz exemplarisch für die Zeit von August 2001 bis August 2002 vorgestellt.
Spezialambulanz Homöopathie
Im Rahmen der Spezialambulanz Homöopathie werden vorwiegend Kinder behandelt, die in
anderen Spezialambulanzen der Kinderklinik in Betreuung sind und aus ganz unterschiedlichen
Gründen von den dortigen Ärzten zur begleitenden homöopathischen Therapie geschickt
werden.
Einige typische Beispiele sind einzelne „Sorgenkinder“ aus der Allergie-Sprechstunde mit
schwer behandelbarem Asthma, aus der hepatologischen Ambulanz Kinder mit Infektanfälligkeit
nach Lebertransplantation, aus der neurologischen Ambulanz Kinder mit Epilepsie, mit
Migräne oder mit Ticstörung.
Immer wieder fragen niedergelassene Ärzte oder Eltern von außerhalb an, ob sie für ein
Problemkind einen Termin für eine begleitende, homöopathische Therapie bekommen können.
Meistens muss bei diesen Anfragen aus Kapazitätsgründen auf niedergelassene homöopathische
Kinderärzte verwiesen werden. Denn der Schwerpunkt des Projekts liegt in der Versorgung
der stationär aufgenommenen Kinder der Kinderklinik und deren ambulanter Nachbehandlung
sowie in der Begleitung anderer schwerkranker Kinder, die in Spezialambulanzen
des Hauses versorgt werden.
Notfallambulanz
Zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie am Wochenende ist im Dr. von Haunerschen Kinderspital
mindestens ein Arzt für die Versorgung der Notfallambulanz zuständig. Die Ärzte der Allgemeinen
Pädiatrischen Sprechstunde versorgen den sogenannten täglichen „Jourdienst“ bis
zum Abend, wenn die beiden zum Nachtdienst eingeteilten Ärzte die Notfallambulanz übernehmen.
In die Notfallambulanz kommen akut erkrankte Kinder mit den unterschiedlichsten Problemen.
Ein sehr häufiger Grund der Vorstellung ist hohes Fieber. Dabei ist es zunächst entscheidend,
die Ursache des Fiebers durch die Anamnese, die eingehende körperliche Untersuchung
und eventuell weitere Diagnostik wie eine Blut- und Urinuntersuchung oder Röntgen
abzuklären.
Wenn sich Hinweise für eine bakterielle Infektion finden oder gar für eine Meningitis, eine
Pneumonie oder eine Harnwegsinfektion, dann sollte umgehend eine antibiotische Therapie
begonnen werden.
21

22
Deuten das Krankheitsbild und die Laborwerte eher auf eine virale Infektion hin, dann
kann aufgrund der Lokalsymptome und deren Ätiologie und Modalitäten eine homöopathische
Behandlung begonnen werden. Dadurch lässt sich der Infekt abkürzen und die Lebensqualität
des Kindes verbessern.
Von August 2001 bis August 2002 wurden insgesamt 345 Kinder in der Notfallambulanz
begleitend homöopathisch behandelt. Dabei ergab sich die in Tabelle 8 dargestellte Verteilung
der Krankheiten:
Tab. 8: Häufigkeit der Krankheiten bei 345 Kindern aus der Notfallambulanz
Diagnose (Mehrfachnennungen möglich) Zahl der Kinder
Fieber bei V.a. Virusinfektion 80
Bronchitis/Husten 83
Angina tonisllaris/Pharyngitis 44
Gastroenteritis/Durchfall 42
Blähungskoliken/Zahnung 21
Otitis media/Tubenkatarrh 18
Rhinitis/Schnupfen 18
Obstipation mit Bauchschmerzen 16
Schwellung bei Insektenstich 11
Pseudo-Krupp 8
Weitere Diagnosen 35
Die Tabelle verdeutlicht, dass die Infektionen der oberen Luftwege (Pharyngitis, Rhinitis,
Bronchitis, Otitis media, Pseudo-Krupp) mit insgesamt 171 Nennungen am häufigsten in der
Notfallambulanz vorkommen. Der Hintergrund ist meistens eine virale Infektion. Bei dieser
Erkrankung hat sich eine gezielte homöopathische Therapie sehr bewährt, um die akuten Beschwerden
der Kinder zu lindern und deren Selbstheilung zu unterstützen. So kann die Dauer
des Infekts verkürzt und die Lebensqualität der Kinder verbessert werden.
Selbstverständlich werden zusätzlich allgemeine Empfehlungen gegeben wie z.B. das
Trinken von viel Flüssigkeit, das Essen von leicht verdaulichen Speisen, das Anlegen von
lauwarmen Wadenwickeln bei hohem Fieber mit warmen Beinchen usw.
Tabelle 9 zeigt die am häufigsten verordneten Arzneimittel in der Notfallambulanz, ebenfalls
exemplarische für den Zeitraum August 2001 bis August 2002 dargestellt.
Belladonna C30 war mit 88 Verordnungen das am häufigsten verordnete Arzneimittel.
Ein Kind, dem Belladonna (= Tollkirsche, Nachtschattengewächs) helfen wird, ist typischerweise
rot, warm, feucht, heftig, kräftig, schwitzend. Es hat meist plötzlich hohes Fieber, rote
Wangen, rote Lippen, rote Schleimhäute (Hals, Nase, Ohren). Belladonna ist das Mittel für
die Entzündung im Stadium der aktiven Hyperämie mit gesteigerter Durchblutung der Haut
und Schleimhaut (Dorcsi). Ein Leitsymptom dieser Kinder ist ein heißer, roter Kopf mit kalten
Füßen und Händen. Hier sind Wadenwickel trotz des hohen Fiebers nicht empfehlenswert.
Außer den deutlich geröteten Schleimhäuten ist ein trockener, bellender Husten typisch, der
abends beim Hinlegen schlimmer wird. Belladonna C30 wird als einmalig drei Globuli gegeben,
eventuell danach „verkleppert“, d.h. bei Bedarf 3 Globuli aufgelöst in einem halben Glas
Wasser und dann schluckweise getrunken. Diese Vorgehensweise hat sich bei akuten Erkrankungen
sehr bewährt.

Tab. 9: Häufigkeit der homöopathischen Arzneien bei 345 Kindern aus der Notfallambulanz
Homöopathische Arznei Zahl der Kinder
Belladonna C30 (= Tollkirsche) 88
Phosphorus C12 oder C30 oder C200 (= Phosphor) 52
Sulfur C30 oder C200 (= Schwefel) 51
Nux vomica C30 (= Brechnuss) 32
Okoubaka C6 (= westafrikanische Baumrinde) 29
Phytolacca C6 (= Kermesbeere) 20
Pulsatilla C6 oder C30 (= Küchenschelle) 20
Aconitum C30 (= Sturmhut) 12
Chamomilla C30 (= Echte Kamille) 12
Lycopodium C30 (= Bärlapp) 10
Drosera C6 (= Sonnentau) 10
Ipecacuanha C6 (= Brechwurzel) 9
Neben den Infekten ist ein weiterer Grund für eine Vorstellung in der Notfallambulanz anhaltendes
Schreien von Säuglingen. Selbstverständlich wird zunächst eine Anamnese erhoben
und jeder Säugling genau untersucht, damit eine ernsthafte Erkrankung wie Infektion, Invagination
oder Appendizitis ausgeschlossen werden kann. Häufig ist die schmerzhafte Zahnung
der Grund für anhaltende Unruhe von Säuglingen. Typischerweise stecken zahnende Kinder
alles in den Mund, auch die eigenen Finger und kauen darauf herum. Sie haben außerdem
häufig vermehrten Speichelfluss und schreien ärgerlich und gereizt. Wenn sich der Säugling
durch Herumtragen leicht beruhigen lässt, dann kann Chamomilla C30 einmalig drei Globuli
die passende Arznei sein. Dadurch werden viele Kinder deutlich ruhiger, so dass sich die angespannte
Situation, die oft die ganze Familie betrifft, entspannen kann.
23

24
9. Einsatz der Homöopathie auf den Stationen
Anfangs kamen die Anfragen wegen homöopathischer Begleitbehandlung nur von einzelnen
Stationen, je nachdem, welcher Oberarzt und Assistenzarzt dort jeweils zuständig waren. Im
Laufe der Zeit nahmen diese homöopathischen Konsil-Anforderungen immer mehr zu und
kommen nun von allen Stationen im Hause. Sie sollten rasch erfüllt werden. Die homöopathische
Betreuung der stationär aufgenommenen Kinder ist ein wichtiger Schwerpunkt des Modellprojekts.
Wenn die Eltern es wünschen, werden nach der Entlassung viele der begonnenen
homöopathischen Behandlungen im ambulanten Rahmen fortgeführt, oft in Zusammenarbeit
mit der zuständigen Spezialambulanz.
Es gibt drei Gründe für eine homöopathische Konsil-Anforderung, die immer durch den jeweiligen
Stationsarzt erfolgt:
1. Therapienotstand im Sinne unbefriedigender konventioneller Therapiemöglichkeiten
2. Anfrage der Krankenschwestern, die einen Handlungsbedarf sehen, z.B. bei wiederholten
Unruhezuständen des Kindes
3. Anfrage der Eltern, die nach einer homöopathischen Begleitbehandlung fragen oder gerne
wissen möchten, ob sie die mitgebrachten homöopathischen Arzneien weiterhin geben
können.
Ist ein homöopathisches Konsil angefordert worden, wird bei chronischen Krankheiten eine
ausführliche homöopathische Anamnese erhoben, das Kind körperlich untersucht und danach
mit Einverständnis der Eltern und/oder des Kindes eine kurze Videoaufnahme oder ein Foto
des Kindes gemacht. Die homöopathische Arzneimittelfindung erfolgt gemeinsam mit dem
Homöopathie-Team. Dabei sind besonders die Natur der Störung sowie die Konstitution und
Diathese des Kindes wichtig. Zur Repertorisation findet das Computerprogramm RADAR
Anwendung. Die danach in Frage kommenden Arzneien werden in der Arzneimittellehre
nachgelesen und das am besten passende Mittel verordnet.
Bei akuten Krankheiten ist es wichtig, das vollständige Lokalsymptom zu erfragen und
das Kind körperlich zu untersuchen. Danach wird die passende Arznei verordnet. Häufig ist
dabei die Bewährte Indikation nach Dorcsi sehr hilfreich.
Es folgen beispielhaft einige Erkrankungen, bei denen auf verschiedenen Stationen eine
begleitende homöopathische Therapie erfolgreich eingesetzt worden ist:
Tab. 10: Begleitende homöopathische Therapie auf den einzelnen Stationen
Infektiologisch-immunologische Station (Station Intern 1)
Ausschluss eines
Immundefekts bei
rezidivierenden
Infekten
Rezidivierendes
Erysipel im Gesicht
Stationäre Aufnahme von Kindern zur umfassenden Diagnostik bei wiederholt
auftretenden Infekten (>1 Infekt/Monat) zum Ausschluss eines Immundefekts.
Bei Ausschluss eines Immundefekts stellt sich die Frage nach den Therapiemöglichkeiten
der häufigen Infekte. So wurde bei einigen Kindern eine homöopathische
Therapie begonnen, teilweise mit beachtlichem Erfolg.
Behandlung eines Jungen, der wegen eines Erysipels im Gesicht, das schon
zum 5. Mal aufgetreten war, stationär aufgenommen wurde. Nach antibiotischer
Therapie der akuten Erkrankung wurde eine homöopathische Therapie
begonnen, um die Rezidivhäufigkeit zu beeinflussen. Seit 11 Monaten trat
kein Erysipel mehr auf.

Entwicklungsretardierte
Kinder
mit großer Unruhe
Häufig kommen Kinder zur stationären Aufnahme, die durch ihre große Unruhe
auffallen. Oft handelt es sich dabei um entwicklungsretardierte Kinder.
Eine homöopathische Therapie kann dazu beitragen, dass sedierende Medikamente
reduziert oder sogar weggelassen werden können.
Säuglingsstation (Station Intern Säugling)
Drogenentzugssyndrom
Säuglinge mit
großer Unruhe
Zyanoseanfälle bei
ehemaligen Frühgeborenen
Onkologische Station (Station Intern 3)
Nebenwirkungen
der Chemotherapie
(z.B. Stomatitis, Erbrechen,
Durchfall)
Ängste und Verhaltensauffälligkeiten
wie Aggressivität,
Wutanfälle,
Depressivität
Unterstützung des
Immunsystems
nach onkologischer
Therapie
Kinder mit nicht
mehr therapierbarenErkrankungen(Palliativmedizin)
Problematisch sind die Säuglinge, deren drogenabhängigen Mütter auch in
der Schwangerschaft bis zur Geburt Drogen genommen haben. Solche Kinder
kommen nach der Geburt oft in den Drogenentzug mit entsprechenden
Problemen. Bei homöopathischer Begleittherapie beobachten wir immer wieder
eine raschere Normalisierung des Verhaltens der Säuglinge, insbesondere
auch ein Verschwinden der Schreckhaftigkeit und Unruhe. Oft lassen sich
dadurch rascher die sedierenden Medikamente reduzieren.
Auch andere Säuglinge fallen häufig durch große Unruhe auf, so dass die
Behandlung mit sedierenden Medikamenten überlegt wird. Es hat sich gezeigt,
dass man diese Medikamente bei begleitendem Einsatz homöopathischer
Arzneien entweder nicht braucht oder rascher reduzieren kann.
Bei verschiedenen Grundkrankheiten im kardio-respiratorischen Bereich oder
aufgrund gewisser Unreife neigen (ehemalige) Frühgeborene häufig zu rezidivierend
auftretenden Zyanoseanfällen mit Abfall der Sauerstoffsättigung
trotz Gabe von Sauerstoff. Auch hier ist eine begleitende homöopathische
Therapie sinnvoll und immer wieder erfolgreich.
Immer wieder wird von den Eltern der Wunsch geäußert, begleitend eine
homöopathische Therapie durchzuführen, um die Nebenwirkungen der Chemotherapie
abzumildern. Dafür gibt es gute homöopathische Therapiemöglichkeiten.
Bei einigen Kindern treten im Verlaufe der Krankheit und der Therapie Ängste
sowie andere Verhaltensauffälligkeiten auf, die in der Regel homöopathisch
gut beeinflusst werden können.
Die Anfrage nach einer homöopathischen Therapie kommt meist von den
Eltern. Es gibt verschiedene Arzneien in der Homöopathie, die man bei Infektanfälligkeit
nach Chemotherapie einsetzen kann. Ein weiteres Ziel ist die
Rezidivprophylaxe.
Bei Kindern mit onkologischen Erkrankungen, die nicht mehr therapierbar
sind, ist eine homöopathische Therapie oft die letzte Hoffnung für die Eltern.
Man kann einen Therapieversuch machen, die Reaktion des Kindes auf die
homöopathische Arznei hängt jedoch von den Reserven und Regulationsmöglichkeiten
des kindlichen Organismus ab. Auch im Bereich der Palliativmedizin
ist die homöopathische Therapie bewährt zur Linderung der Beschwerden
und zur Verbesserung der Lebensqualität.
Wenn die Indikation für eine begleitende homöopathische Therapie von ärztlicher Seite gestellt
wird, wird vom jeweiligen Stationsarzt ein homöopathisches Konsil angefordert. Wie bei den
Konsilen aus anderen Spezialgebieten bedeutet dies, dass eine homöopathische Ärztin auf Station
kommt und einen Therapievorschlag macht. Dazu sind eine ausführliche Anamnese und die körperliche
Untersuchung des Kindes notwendig.
Dieser Therapievorschlag wird dann mit den Ärzten der Station diskutiert, die begleitende
homöopathische Therapie ärztlich angeordnet, im Krankenblatt dokumentiert und von den
Krankenschwestern meist als Globuli gegeben. Im weiteren Verlauf erfolgen regelmäßige
Kontrollen des Krankheitsverlaufs nach Gabe der homöopathischen Arznei. Für die Beurteilung
des Verlaufs ist die Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal und den Eltern besonders
wichtig, da sie das behandelte Kind am besten kennen und einschätzen können..
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Im Laufe der über 13-jährigen Laufzeit des Modellprojekts „Homöopathie in der Pädiatrie“
sind ein großes Vertrauen und eine erstaunliche Akzeptanz von Seiten der Ärzte gegenüber
der Homöopathie entstanden. Das beweist die Tatsache, dass mittlerweile von allen Stationen
der Kinderklinik und der Kinderchirurgie regelmäßig homöopathische Konsilanforderungen
erfolgen. In Tabelle 11 wird die Verteilung dieser Konsilanforderungen auf die
einzelnen Stationen gezeigt.
Aus der Verteilung der homöopathischen Konsile auf die verschiedenen Stationen im Dr.
von Haunerschen Kinderspital werden die Schwerpunkte der homöopathischen Arbeit deutlich:
1. Neonatologie/Säuglingsstation (86 Konsile in einem Jahr)
2. Onkologie/Hämatologie (56 Konsile in einem Jahr)
3. Kinderchirurgie (22 Konsile in einem Jahr)
4. Privatstation (17 Konsile in einem Jahr)

Tab. 11: Verteilung der homöopathischen Konsile auf die verschiedenen Stationen in der Zeit von
August 2001 bis August 2002 sowie beispielhaft am 9. September 2001
Stationsart Station Schwerpunkt 8/2001–8/2002 9.9.2002
Normalstation
Kinderklinik
Intensivstation
Normalstation
Kinderchirurgie
Intern 1 Infektiologie/ Immunologie 14 Kinder 3 Kinder
Intern 2 Nephrologie/Neurologie 9 Kinder 2 Kinder
Intern 3 Onkologie/Hämatologie 56 Kinder 4 Kinder
Intern 4 Privatstation/Stoffwechsel 17 Kinder 2 Kinder
Intern 5 Gastroenterologie/Hepatologie 6 Kinder 0 Kinder
Intern Säugling Säuglinge bis ein Jahr 65 Kinder 1 Kind
Poliklinik Allgemeine Pädiatrie 6 Kinder 3 Kinder
PIPS Pädiatrische Intensivpflegestation 6 Kinder 0 Kinder
NIPS Neonatologische Intensivpflegestation 21 Kinder 4 Kinder
CIPS Chirurgische Intensivpflegestation 7 Kinder 1 Kind
Chirurgie 1–3 kinderchirurgische Stationen
15 Kinder 3 Kinder
Summe 221 Kinder 23 Kinder
Station Intern Säugling
Im Rahmen der Facharztausbildung waren die homöopathischen Ärzte mehrere Monate auf
der Säuglingsstation eingesetzt. Dadurch entstand dort eine gute Basis für die Anwendung der
Homöopathie. So konnten viele, wichtige Erfahrungen bei der Behandlung von Säuglingen
gesammelt werden. Durch wiederholte erfolgreiche Behandlungen nahm die Offenheit gegenüber
der Homöopathie bei den Krankenschwestern und ärztlichen Kollegen auf Station zu. Es
entwickelte sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Krankenschwestern, die eine wichtige
Voraussetzung für die Anwendung der Homöopathie auf der Säuglingsstation ist. Gerade
bei Säuglingen, die nicht sprechen können, ist die genaue Beobachtung des Kindes durch die
betreuenden Personen wie die Mutter und die Krankenschwestern entscheidend, um die jeweils
angezeigte homöopathische Arznei zu finden und den Verlauf beurteilen zu können.
Regelmäßige Homöopathie-Fortbildungen auf dieser Station schulen das Verständnis für und
die Vorgehensweise in der Homöopathie sowie die Beobachtungsgabe der Krankenschwestern.
Indikationen für eine begleitende, homöopathische Behandlung bei den Säuglingen sind
häufig Unruhezustände verschiedenster Ursachen (z. B. Blähungen, Zahnung, ehemalige
Frühgeborene, Drogenentzugssyndrom und neurologische Erkrankungen wie Hirnblutung,
Krampfanfälle oder Syndrome). Dadurch kann immer wieder der Einsatz sedierender Medikamente
reduziert werden, was ganz im Sinne des Kindes, der Ärzte und der Eltern ist. Weitere
häufige Gründe für ein homöopathisches Konsil sind Gedeihstörung, Entwicklungsretardierung,
Apnoe-Bradykardie-Syndrom, rezidivierendes Erbrechen, Bronchiolitis oder Infekt der
oberen Luftwege.
Station Intern 3 (Onkologie/Hämatologie)
Die Station Intern 3 ist die onkologische Station der Klinik. Angegliedert sind die onkologische
Tagesklinik und eine Einheit für Knochenmarktransplantation.
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Viele Eltern suchen für ihre krebskranken Kinder nach einer komplementären Therapiemöglichkeit.
Sie haben den Wunsch, die Nebenwirkungen der Chemotherapie oder Bestrahlung
zu vermindern und die Abwehrkräfte zu stärken. Nach Einschätzung durch Professor
Haas, den ehemaligen Leiter der Onkologie/Hämatologie, wurden ca. 80 % der onkologischen
Patienten bereits außerhalb der Klinik mit alternativen Therapiemethoden behandelt. Dies
erfolgte meist heimlich ohne Wissen der Ärzte der Kinderklinik. Inzwischen wird bei allen
Kindern, die auf die onkologische Station aufgenommen werden, nach additiven Therapien
gefragt. Wenn die Eltern Interesse an einer begleitenden komplementären Behandlung haben,
wird ein homöopathisches Konsil angefordert, damit die Chancen und Risiken der jeweiligen
additiven Behandlung besprochen werden können. Auf diese Weise soll verhindert werden,
dass ohne Wissen der Klinikärzte begleitende Therapien durchgeführt werden, die den Erfolg
der konventionellen Behandlung beeinträchtigen könnten. Ein Beispiel für eine nachteilige
Therapie wäre eine immunstimulierende Maßnahme während der Chemotherapie einer Leukämie.
Eine Immunstimulation sollte erst wieder im Anschluss an die Chemotherapie erfolgen.
Die Eltern werden von der Möglichkeit einer homöopathischen Begleittherapie in der Klinik
unterrichtet und nehmen sie häufig gerne in Anspruch. Durch diese Möglichkeit der begleitenden
komplementären Therapie an der Universitätskinderklinik werden die Kinder deutlich
weniger heimlich von außen mit behandelt. Die Offenheit und das Vertrauen zwischen
den Eltern und dem Therapeuten-Team der Klinik sind enorm gewachsen.
Durch die begleitende homöopathische Therapie während der Chemotherapie können die
Nebenwirkungen der Chemotherapie abgemildert werden. Allerdings gestaltet sich die additive
homöopathische Behandlung dieser Kinder oft nicht einfach, da die Beschwerden und das
Befinden der Patienten unter der intensiven konventionellen Therapie stark schwanken. Es ist
eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Kollegen und vor allem auch mit den Krankenschwestern
der Station notwendig, um das passende homöopathische Mittel zu finden und den
Verlauf zu beurteilen. Hilfreich ist eine begleitende Therapie bei akuten Zuständen, die durch
Nebenwirkungen der Chemotherapie hervorgerufen werden, wie beispielsweise Stomatitis,
Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Schwächezustände, ebenso Verhaltensauffälligkeiten und
Ängste der Kinder.
Voraussetzung für eine homöopathische Therapie ist auch hier eine ausführliche Anamnese,
um die Besonderheiten und die Person des jeweiligen Kindes kennenzulernen.
Die häufigsten Grunderkrankungen der betroffenen Kinder sind: Akute lymphatische
Leukämie, akute myeloische Leukämie, chronisch-myeloische Leukämie, Non-Hodgkin-
Lymphom, Neuroblastom, Wilmstumor, Osteosarkom, Hirntumor, myelodysplastisches Syndrom
bei Trisomie 21 und andere solide Tumoren an verschiedenen Lokalisationen.
Tabelle 12 zeigt häufig vorkommende Probleme und eine kleine Auswahl der begleitenden
homöopathischen Therapiemöglichkeiten. Dabei ist immer die aktuelle Symptomatik des
einzelnen Kindes für eine individuelle homöopathische Arzneimittelfindung entscheidend.
Bezüglich der Potenzhöhe werden niedrige und mittlere Potenzen (C6/C12) in regelmäßigen
Gaben bevorzugt. In Akutsituationen hat sich die jeweilige Arznei in C30 als Einmalgabe
bewährt. Bei wiederholt notwendiger Gabe lässt sich die C30 auch „verkleppert“ geben, d. h.
drei Globuli werden in einem halben Glas Wasser aufgelöst, mit einem Plastiklöffel umgerührt
und davon alle zehn Minuten ein Teelöffel genommen. Vor jeder Gabe wird erneut 10 x umgerührt,
um das energetische Potenzial der gelösten Arznei zu erhöhen. Nach der 3.– 4. Gabe sollte
es besser werden. Ansonsten ist eine andere Arznei zu suchen, die für das Kind im Moment
besser passt.

Tab. 12: Orientierungshilfe bei der Wahl und bei der Gabenhäufigkeit homöopathischer Arzneien
Potenz Gabe Dauer
C6 (niedrige Potenz) 2–3 x 3 Glob. pro Tag 3-4 Wochen
C12 (mittlere Potenz) 1–2 x 3 Glob. pro Tag 4-6 Wochen
C30 (höhere Potenz) 1 x 3 Glob. pro Tag oder pro Woche Max. 3 Tage lang
„verkleppert“ 3 Glob. in ½ Glas Wasser auflösen, 10 x mit einem Plastiklöffel umrühren,
davon immer wieder, etwa alle 10 Min., 1 Teelöffel geben, bis Besserung
eintritt, vor jeder Gabe 10 x umrühren.
Nach Abschluss der Chemotherapie wünschen sich die Eltern eine rasche Regeneration und
Stabilisierung ihres Kindes. Außerdem steht häufig die Sorge vor einem Rezidiv der bösartigen
Erkrankung ganz im Vordergrund. Hier kann die homöopathische Therapie des Kindes
nach ausführlicher Anamnese unter besonderer Berücksichtigung der Konstitution und Diathese
eine große Hilfe sein.
Die Zusammenarbeit mit den Ärzten und Oberärzten der onkologischen Abteilung ist sehr
gut. Sowohl von der onkologischen Tagesklinik als auch von der Station Intern 3 und dem
LAF (Life Island, Einheit für Knochenmarktransplantation) werden regelmäßig homöopathische
Konsile angefordert. Es werden stationsintern Fortbildungen zur Anwendung der homöopathischen
Arzneien in der Onkologie durchgeführt, die auf großes Interesse vor allem
bei den Krankenschwestern stoßen. Außerdem wird nach und nach eine onkologisch orientierte
homöopathische Stationsapotheke mit 120 Arzneien aufgebaut, damit die wichtigsten Arzneien
immer auf Station vorrätig sind.
Tab. 13: Bewährte Indikationen für eine begleitende homöopathische Therapie in der
Pädiatrischen Onkologie
Problem Bewährte Indikation
Übelkeit, Erbrechen nach Chemotherapie � Nux vomica C30, 1–2 x 3 Glob. täglich
� Okoubaka C6, 3 x 3 Glob. täglich
Stomatitis aphthosa (z.B. nach Methotrexat) � Borax C6, 3 x 3 Glob. täglich
� Calendula C6, 3 x 3 Glob. (auch vorbeugend)
� Häufig indizierte Folgemittel: Phosphorus C30,
Merc.sol. C12, Nitr.ac. C12, Arsen. alb. C30
Durchfall nach Chemotherapie Okoubaka C6, 3 x 3 Glob. täglich
Schwäche und Erschöpfung � Ac.phos. C6, 3 x 3 Glob. täglich oder
� China C6, 3 x 3 Glob. täglich oder
� Chininum arsenicosum C6, 3 x 3 Glob. täglich
Leukopenie/Thrombopenie
� Phosphor C12, 2 x 3 Glob. täglich für
1 Woche oder
� Lachesis C12, 2 x 3 Glob. täglich für
1–2 Wochen
Anämie Ferrum phosphoricum C6, 3 x 3 Glob. täglich
Das psychosoziale Team als neutrale Beobachter stellte fest, dass seit der Einführung und
Intensivierung der homöopathischen Begleittherapie die Eltern zufriedener sind. Immer wieder
wird den Psychologen und Sozialpädagogen gegenüber positiv bemerkt, dass es als sehr
fortschrittlich erlebt wird, wenn in der Onkologie einer führenden Universitätskinderklinik
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30
neben der intensiven Chemotherapie auch die Möglichkeiten der Homöopathie genutzt werden.
Durch Abfangen der Nebenwirkungen wie beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
Schwäche und Verhaltensauffälligkeiten kann die Lebensqualität der Kinder während der
Chemotherapie deutlich verbessert werden
Außerdem hat sich eine größere Offenheit der Eltern zu den Ärzten entwickelt. Die Eltern
lassen die Kinder weniger häufig von außerhalb „heimlich mitbehandeln“ als in den Jahren
zuvor. Wie der emeritierte Onkologe Professor Haas berichtete, bekam früher fast jedes Kind
von außerhalb zum Teil zweifelhafte Therapien, die nicht immer ungefährlich und meistens
sehr teuer waren. Diese alternativen Therapien wurden den Ärzten häufig verschwiegen. Jetzt
fragen die Eltern an, ob sie das eine oder andere Mittel ihrem Kind geben können und sind
sehr froh über den offenen Umgang mit ihren Fragen und die kompetente Beratung. Im Laufe
der Zeit hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit und Kooperation der onkologischen und homöopathischen
Ärzte im Dr. von Haunerschen Kinderspital entwickelt. Eine Oberärztin der
Station stellte zusammenfassend fest: „Die Homöopathie ist zu einer wichtigen Säule der onkologischen
Therapie in unserem Hause geworden.“
Stationen Intern 1 (Infektiologie/Immunologie), 2 (Nephrologie/ Neurologie)
und 4 (Stoffwechsel/Privatstation)
Auf den Stationen Intern 1, 2 und 4 werden Kinder mit Erkrankungen des gesamten Spektrums
der Kinderheilkunde betreut. So bezogen sich dort die homöopathischen Konsile auf
ganz unterschiedliche Krankheitsbilder: schwere Atemwegsinfektionen, rezidivierende Harnwegsinfektionen,
Stoffwechselerkrankungen, Gedeihstörungen, Krampfleiden, verzögerte Entwicklung
und andere. Durch eine begleitende homöopathische Therapie mit Einzelmitteln
konnten Beschwerden gelindert und Krankheitsverläufe positiv beeinflusst werden. Wenn es
gelang, eine sehr gut passende Arznei für das jeweilige Kind zu finden, traten immer wieder
erstaunliche Besserungen auf, die die Stationsärzte und zuständigen Oberärzte überraschten.
Dadurch konnten sie immer mehr Zutrauen in die Homöopathie gewinnen. Ebenso wurden die
Kinder und deren Eltern durch diese Verbesserungen deutlich zufriedener mit der Behandlung
in der Kinderklinik.
Station Intern 5 (Gastroenterologie)
Auch die gastroenterologische Station signalisierte immer wieder Handlungsbedarf. Die dort
zuständigen Oberärzte standen der Homöopathie ursprünglich sehr kritisch gegenüber und
hatten eine begleitende homöopathische Therapie ihrer Patienten lange Zeit abgelehnt. Als
mehrere Kinder unter Beschwerden litten, die mit konventionellen Methoden nicht zu beeinflussen
waren, bekam die Homöopathie eine Chance.
Einer dieser Patienten war ein fünfjähriger Junge, der seit zwei Monaten unter ständigen
Bauchschmerzen mit Blähungen und Erbrechen litt. Bereits seit vier Monaten war ein extrem
geblähter Bauch aufgefallen. Abends hatte Georg einen um 6 cm größeren Bauchumfang als
morgens. Nachdem alle in Frage kommenden diagnostischen Verfahren ausgeschöpft worden
waren und außer großen Mengen Luft im Magen und im Darmtrakt kein pathologischer Befund
erhoben werden konnte, ging man davon aus, dass das Kind im Sinne eines Tics große
Mengen Luft schluckte. Nach ausführlicher homöopathischer Anamnese erhielt der Junge
Lycopodium C12. Im Arzneimittelbild von Lycopodium sind starke Blähungen mit Bauch-

schmerzen ein Leitsymptom. Auch Tics gehören zur Symptomatik. Unter dieser Arznei war
das Kind längere Zeit beschwerdefrei, allerdings war der Bauch weiterhin sehr gebläht. Inzwischen
sind die Symptome unter Silicea C30 völlig abgeklungen. Hinweisend auf dieses
Mittel waren die hartnäckige Obstipation des Jungen, die auffallende Verfrorenheit und sein
fehlendes Selbstvertrauen.
Durch solch unerwartete Verbesserungen bei Kindern mit schwer zu behandelnden Störungen
verschwand langsam die ablehnende Haltung der Oberärzte auch auf dieser Station, so
dass die Zahl der homöopathischen Konsilanforderungen hier wie im übrigen Haus immer
mehr zunahmen.
Pädiatrische Intensivpflegestation (PIPS)
Auf der pädiatrischen Intensivstation wird häufig nach begleitender homöopathischer Therapie
gefragt. Dabei handelt es sich um schwere akute oder chronische Erkrankungen, bei denen
die Patienten über einen längeren Zeitraum homöopathisch mitbehandelt werden.
Ein Beispiel ist ein mittlerweile dreijähriges Mädchen mit Undine-Syndrom (= zentrale
Atemstörung), die mit einer Trachealkanüle versorgt ist. Dadurch mitbedingt hat sie eine Neigung
zu Infektionen der oberen Luftwege mit bronchialer Verschleimung entwickelt. Außerdem
zeigt sie autistische Verhaltensweisen und eine psychomotorische Entwicklungsverzögerung.
Sie wird seit mehr als einem Jahr homöopathisch begleitend behandelt. Unter dieser
Therapie haben sich die Verhaltensstörung und die Infektanfälligkeit deutlich gebessert. Außerdem
macht Anna gute Entwicklungsfortschritte. Auffallend waren mehrmals die deutliche
Verschlechterung von Annas Zustand bei Weglassen des homöopathischen Mittels und die
wieder eintretende Besserung bei erneuter Gabe der Arznei.
Weitere Therapieindikationen auf der Intensivstation sind psychische Belastungsreaktionen
bei Langzeitpatienten (z. B. depressive Verstimmung, Essstörung) sowie Unruhezustände verschiedenster
Ursachen. Aber auch akute Zustände wie Harnverhalt nach Verabreichung von
Sedativa oder Übelkeit bei Morphinentzug werden erfolgreich begleitend homöopathisch behandelt.
Neugeborenen-Intensivpflegestation (NIPS)
Die Intensivstation für Neu- und Frühgeborene (NIPS) hat 14 Betten und einige Besonderheiten:
Da es am Dr. von Haunerschen Kinderspital keinen Kreißsaal gibt, kommen alle neugeborenen
Kinder aus anderen Kliniken. Meist handelt es sich um Neu- und Frühgeborene mit
komplizierten Erkrankungen und vielschichtigen Problemen wie schweren Infektionen,
schwieriger Beatmungssituation, Hirnblutung, Verdacht auf Stoffwechselerkrankung und andere.
Oft stehen auch Probleme im Vordergrund, die eine Operation notwendig machen wie
z. B. angeborene Fehlbildungen, akute Darmentzündung oder Hydrocephalus. Zunächst war
es wichtig, die Neonatologie zu lernen, d. h. den Umgang mit den zum Teil sehr kleinen
Frühgeborenen und die Therapie bei akuten Notfällen. Nach wenigen Wochen Einarbeitungszeit
begannen die Tag- und Nachtdienste, bei denen ein Arzt allein auf Station ist und die
Kinder ärztlich gut zu versorgen hat.
31

32
Bald stellte sich die Frage, ob es auch auf einer Neugeborenen-Intensivstation die Möglichkeit
für einen sinnvollen Einsatz der homöopathischen Therapie gibt. Vor allem in den Nachtdiensten
trat immer wieder das Problem auf, dass ein Kind sehr unruhig war, anhaltend schrie
und nicht zu beruhigen war. Nach Ausschluss einer behandelbaren Störung wie einer beginnenden
Infektion, Hunger oder Atemnot muss man als diensthabende Ärztin handeln. Die
Gabe von Sedativa ist gerade aus ärztlicher Sicht nur eine unbefriedigende und vorübergehende
Lösung. Also konnte bei dieser Indikation eine homöopathische Therapie versucht
werden. Bei der Unruhe eines Früh- bzw. Neugeborenen handelt es sich um ein akutes Geschehen,
so dass sie sich durch die Gabe einer homöopathischen Arznei in C30 rasch bessern
sollte. Entscheidend ist wie bei jeder homöopathischen Therapie die Wahl des passenden homöopathischen
Arzneimittels, das aufgrund der Vorgeschichte, des Krankheitsbildes und der
akuten Symptomatik des Kindes verordnet wird. Gerade hier sind die Phänomene am Kind
sowie deren Erfassen mit unseren fünf Sinnen entscheidend. Eine Differenzierung der Arzneien
erwies sich auch bei Früh- und Neugeborenen als möglich, so dass wiederholt Unruhezustände
erfolgreich behandelt werden konnten – und das meist sehr rasch und prompt. Auch
dieses Erleben beim kranken Kind schaffte von Seiten der Ärzte und Schwestern weiteres
Vertrauen in die homöopathische Therapieform.
Beispiele
Ein ehemaliges Frühgeborenes aus der 30. Schwangerschaftswoche mit Hydrocephalus nach
Hirnblutung hatte heftige Schreiattacken. Beim Schreien bekam es einen roten Kopf und
streckte sich stark nach hinten durch. Es reagierte wiederholt gut auf die Gabe von Belladonna
C30 und schlief danach rasch ein.
Ein ehemaliges Frühgeborenes aus der 29. Schwangerschaftswoche mit Zustand nach schwerer
Darmentzündung (nekrotisierende Enterocolitis) hatte einen größeren Teil des Dünndarms
entfernt bekommen und nahm schlecht an Gewicht zu. Es war nun nachts wegen Hunger sehr
unruhig, durfte aber wegen eines zusätzlichen Herzfehlers nicht nach Belieben trinken. Es
schlief nach der Einmalgabe Natrium muriaticum C200 prompt ein.
Ein reif geborenes Kind, dessen Mutter bis zur Geburt verschiedene Drogen intravenös gespritzt
hatte, zeigte nach der Geburt anhaltende, heftige Unruhephasen im Rahmen eines Drogenentzugssyndroms.
Es war sehr schreckhaft, schrie viel und war kaum zu beruhigen. Nach
Gabe von Opium C30 beruhigte sich das Kind sehr rasch. Im weiteren Verlauf benötigte das
Kind bei erneuter Unruhe weitere homöopathische Folge-Arzneien und kam dadurch besser
durch den Drogenentzug.
Ein Frühgeborenes der 30. Schwangerschaftswoche entwickelte einen akuten Harnverhalt
nach Operation des hämodynamisch wirksamen persistierenden Ductus arteriosus. Da es
sechs Stunden lang keinen Urin gelassen hatte und die Blase vorgewölbt zu tasten war, war
das Katheterisieren der Blase geplant. 15 Minuten nach Gabe von Aconitum C30 entleerten
sich spontan 32 ml Urin, so dass die vorbereitete Katheterisierung der Blase nicht mehr notwendig
war.

Behandlung chronischer Leiden auf der NIPS
Der Vorteil einer homöopathischen Behandlung bei akuten Problemen ist die leichte Einschätzung
des Verlaufs: Entweder bessert sich das Kind bei richtiger Arzneimittelwahl innerhalb
von kurzer Zeit (z. B. 30 Minuten), oder die homöopathische Arznei hat nicht gepasst.
Schwieriger ist die Verlaufsbeurteilung einer homöopathischen Behandlung auf der NIPS
bei chronischen Erkrankungen (z.B. neurologische Auffälligkeit bei Hirnblutung). Es lässt
sich im Krankheitsverlauf nur schwer einschätzen, warum es einem Kind besser geht, da verschiedene
Therapien parallel laufen (An- und Absetzen verschiedener Medikamente, veränderte
Beatmung, Änderung in der Ernährung, unterschiedliche Pflege, Krankengymnastik
etc.). Dennoch erscheint eine homöopathische Therapie gerade bei diesen frühzeitig belasteten
Kindern sinnvoll. Allerdings sollte man die Kinder dann einige Jahre weiterbetreuen und
ihre Entwicklung verfolgen, um zu beurteilen, ob die homöopathische Therapie langfristig
einen Effekt hatte.
Unruhezustände
Hauptindikation für eine begleitende homöopathische Therapie auf der NIPS waren Unruhezustände
aus den unterschiedlichsten Gründen.
Unruhe bei Früh- und Neugeborenen ist ein unspezifisches Zeichen dafür, dass es dem
Kind nicht gut geht. Zunächst muss die Frage beantwortet werden, warum das Kind unruhig
ist. Es gibt viele verschiedene Gründe für Unruhe: physisches Unwohlsein wie z. B. bei Hunger,
Frieren und Schwitzen. Oft liegen die Gründe für Unruhephasen in Blähungen. Es kommt
auch vor, dass Frühgeborene nach Stabilisierung ihrer Situation übererregbar sind und wiederholt
Schreiphasen ohne erkennbare Ursache haben. Sind schwerwiegende Erkrankungen
als Ursachen der Unruhe ausgeschlossen, kann eine homöopathische Therapie überlegt werden.
Unruhe kann auch ein Zeichen einer Verschlechterung des Kindes sein, die sofort konventionell
behandelt werden muss: z. B. bei Atemnot, bei einer beginnenden Infektion oder bei
chirurgisch zu lösenden Störungen wie Invagination, Volvulus oder Appendizitis. Eine andere
Gruppe von unruhigen Säuglingen sind Kinder mit schweren Grunderkrankungen. Solche
Grunderkrankungen können beispielsweise komplexe Herzfehler, Lungenerkrankungen und
Langzeitbeatmung, schwere Darmentzündungen und Gedeihstörung sein.
Besonders heftige Unruhephasen treten beim sogenannten Drogenentzugssyndrom auf,
d. h. bei Kindern, deren Mütter bis zur Entbindung Drogen eingenommen haben. Diese Neugeborenen
entwickeln nach der Geburt einen Drogenentzug mit typischer Symptomatik. Hier
konnte die homöopathische Therapie immer wieder helfen, sedierende Medikamente zu reduzieren.
Durch die Gabe von Opium C30 und anderen nachfolgenden homöopathischen Arzneien
bessern sich die Unruhezustände immer wieder sehr schnell und eindrucksvoll.
Ein weiterer Grund für heftige Unruhezustände bei Neu- und Frühgeborenen ist eine
ZNS-Schädigung der Kinder wie bei Zustand nach Hirnblutung, bei schwerem Sauerstoffmangel
(Asphyxie) um die Geburt herum, bei Hirnfehlbildungen und bei anderen Erkrankungen
des Zentralnervensystems. Dieses sogenannte „neurologische Schreien“ ist konventionell
meist besonders schwer beeinflussbar. Auch hier brachte die für das einzelne Kind passende
homöopathische Arznei immer wieder erstaunliche Besserungen.
Trotz bemerkenswerter Verläufe im Einzelfall konnte bisher keine Studie zu Unruhezuständen
bei Neu- und Frühgeborenen durchgeführt werden. Hauptproblem ist die Beurteilung
33

34
und Dokumentation der Unruhezustände. Es handelt sich um einen nicht messbaren, subjektiv
eingeschätzten Parameter. Der Versuch, die Unruhezustände mithilfe von Videoaufnahmen
über einen Zeitraum von mindestens 30 Minuten zu dokumentieren, erwies sich als ethisch
kaum vertretbar und praktisch nicht durchführbar. Auch ein entwickelter Punkte-Score zur
Beurteilung der Stärke der Unruhe brachte nur bedingt mehr Objektivität bei ständig wechselnden
Personen, die ihn anwendeten. Beim Drogenentzugssyndrom gibt es einen allgemein
angewendeten Score zur Beurteilung der Schwere des Entzugs. Eine Studie zu diesem Krankheitsbild
sollte multizentrisch durchgeführt werden und ist in Planung. Sie ist bisher aber an
der zu geringen Zahl der betroffenen Kinder gescheitert.
Zusammenfassend gibt es bisher Einzelfalldarstellungen homöopathischer Behandlung
der Unruhezustände bei Früh- und Neugeborenen. Bei Auswertung dieser einzelnen Kinder
fand sich als Hauptmittel bei der homöopathischen Behandlung der Unruhezustände bei den
übererregbaren Frühgeborenen Nux vomica C30, das bei elf von 22 behandelten Kindern erfolgreich
eingesetzt werden konnte. Beim Drogenentzugssyndrom reagierten die meisten
Kinder zunächst auf die Gabe von Opium C30 in der Schreiattacke erstaunlich schnell und
schliefen wiederholt prompt ein. Im weiteren Verlauf benötigten sie zusätzliche Arzneien wie
beispielsweise Avena sativa C12, das sich bei Folge von Drogen-Missbrauch bewährt hat. Bei
den Kindern mit schweren Vorerkrankungen und entsprechender Unruhe variierte das jeweilige
Mittel je nach Grunderkrankung im Einzelfall. Ein wichtiges Mittel war Latrodectus mactans
C12, das bei acht von 27 behandelten Kindern die Unruhe besserte.
Tab. 14: Hintergrund für Unruhezustände bei Früh- und Neugeborenen
Diagnose Zahl der Kinder Häufigste Arzneien
Frühgeborene 22
Drogenentzugssyndrom 18
Neurologische Ursachen wie Hydrocephalus
Schwere Krankheit z.B. des Herzens,
der Lunge, des Darms
Reifgeborene mit Unruhe
(z.B. Blähungen)
21
17
19
� Nux vomica C30 (bei 11 Kindern)
� Lycopodium C30 (bei 4 Kindern)
� Opium C30 (bei 11 Kindern)
� Chamomilla C30 (bei 6 Kindern)
� Helleborus C6/12 (bei 11 Kindern)
� Latrodectus C12/30 (bei 9 Kindern)
� Laurocerasus C6/12 (bei 6 Kindern)
� Carbo vegetabilis C30 (bei 3 Kindern)
� Nux vomica C30 (bei 10 Kindern)
� Chamomilla C30 (bei 3 Kindern)
Homöopathische Begleitbehandlung bei Hirnblutung 3. Grades
Zwischen den Jahren 1997 und 1999 beobachteten wir den Verlauf von zehn Kindern, die bei
Hirnblutung 3. Grades und anschließendem Hydrocephalus begleitend homöopathisch behandelt
wurden. Bei diesen Früh- und Neugeborenen handelt es sich um Kinder, die zwischen der
24. und 39. Schwangerschaftswoche geboren worden waren, wobei acht Kinder als extreme
Frühgeborene auf die Welt kamen, d. h. vor der 30. Schwangerschaftswoche.
Die Hirnblutung 3. Grades trat zwischen dem 2. und 13. Lebenstag auf. Bei acht Kindern
musste aufgrund des sich entwickelnden Hydrocephalus mit Hirndruck eine ventrikuloperitoneale
Ableitung des Liquors angelegt werden. Von diesen beschriebenen zehn Kindern erhiel-

ten fünf Kinder eine länger dauernde begleitende homöopathische Konstitutionstherapie, zwei
Kinder bekamen nur bei Schreiattacken sporadisch eine homöopathische Arznei und drei
Kinder wurden nicht begleitend homöopathisch behandelt.
Im weiteren Verlauf mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens acht Monaten lässt
sich Folgendes sagen: Von den fünf längerfristig homöopathisch behandelten Kinder entwickeln
sich zwei Kinder wie ihr gesunder Zwilling und haben mit 16 Monaten begonnen, frei
zu laufen. Ein weiteres Kind ist trotz anfänglich sehr schlechter Prognose bis jetzt im Alter
von acht Monaten entwicklungsneurologisch etwas verzögert, zeigt aber keine auffälligen
Bewegungsmuster. Die anderen beiden Kinder dieser Gruppe haben eine leichte bis mittelgradige
Entwicklungsstörung, haben sich aber weitaus besser entwickelt als anfangs prognostiziert
wurde. Von den anderen fünf nur sporadisch oder gar nicht homöopathisch behandelten
Kindern lässt sich zusammenfassend sagen: Ein Junge mit sehr schwerer Entwicklungsstörung
kann sich im Alter von knapp zwei Jahren nicht fortbewegen. Zwei Kinder
haben eine mittelgradige Entwicklungsverzögerung, die Eltern von zwei Kindern konnten
leider telefonisch nicht erreicht werden. Bei diesen zehn Früh- und Neugeborenen mit Zustand
nach Hirnblutung haben sich also diejenigen zumindest tendenziell besser entwickelt,
die längerfristig eine homöopathische Therapie erhalten haben.
Allerdings ist die Zahl der Kinder viel zu gering, um eine Aussage abzuleiten, ob eine begleitende
homöopathische Therapie die weitere Entwicklung des Kindes und die Regenerationsfähigkeit
des Gehirns fördert. Aber es sollte weiterhin bei Hirnblutung 3. Grades des Früh-
und Neugeborenen eine begleitende homöopathische Therapie versucht werden, um bei einer
höheren Anzahl behandelter Kinder eine sicherere Aussage machen zu können.
Nach diesen positiven Erfahrungen wird jetzt am Dr. von Haunerschen Kinderspital jedem
Kind mit Hirnblutung 3 Grades bzw. dessen Eltern eine begleitende homöopathische
Behandlung angeboten, anfangs meist Arnica C30 oder C200 zur besseren Resorption der
Blutung, später häufig Latrodectus C12 zur Regeneration des Hirngewebes.
Normalstationen Kinderchirurgie
Die Anfragen nach begleitender homöopathischer Therapie von Seiten der Kinderchirurgie
nehmen immer mehr zu. Einerseits fragen die Eltern kranker Kinder an, die von dem Projekt
„Homöopathie in der Pädiatrie“ gehört haben. Andererseits kommen homöopathische Konsilanforderungen
von den Ärzten und Krankenschwestern, dann meistens bei Problemkindern
mit z. B. Angstzuständen, Unruhe, Trinkschwäche, Wundheilungsstörungen, Verbrennungen
und ihren Folgen. In der Chirurgischen Ambulanz hat sich der Einsatz von Arnica C30 als
Einmalgabe bei Verletzungsfolgen sowie die Gabe von Aconitum C30 bei panischen Kindern,
die beispielsweise einen erschreckenden Unfall miterlebt haben, sehr bewährt. Sehr eindrucksvoll
war die Reaktion eines vierjährigen Kindes, das nach einem schrecklichen Unfall
unaufhörlich panisch schrie. Nach Gabe von Aconitum C30 (1x3 Glob.) wurde das Kind nach
fünf Minuten plötzlich ruhig und entspannte sich. Die weiteren Untersuchungen konnten ohne
weiteren Kampf und Abwehr durchgeführt werden.
Aconitum C30 hat sich auch bei Kindern bewährt, die panische Angst vor dem notwendigen
Verbandswechsel haben. Dadurch beruhigt sich meist die angespannte Situation sowohl
für das Kind wie auch für alle Beteiligten.
35

36
Tab. 15: Bewährte Indikationen für eine begleitende homöopathische Therapie in der Kinderchirurgie
Problem Bewährte Indikation
Verletzung, Folge von Verletzung Arnica C30, 1 x 3 Glob.
Panik, Schreck, Schock, Unruhe Aconitum C30, 1 x 3 Glob.
z. B. nach einem schrecklichen Unfall, vor dem Verbandswechsel
In schwierigeren Situationen wie Wundheilungsstörungen, wiederholten akuten Bauchschmerzen,
Verhaltensauffälligkeiten nach einem schweren Unfall oder nach Verbrennung
(z. B. Ängste, Albträume, Aggressivität, Rückzug) und schweren Krankheiten wie wiederkehrenden
Papillomen in der Trachea, werden regelmäßig homöopathische Konsile durch die
Stationsärzte angefordert, auch von der chirurgischen Intensivpflegestation (CIPS). Immer
wieder wird beispielsweise nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma eine begleitende homöopathische
Therapie gewünscht. Die Erfolge sind oft eindrucksvoll (vgl. Kasuistiken im
Anhang).
Auch in der Kinderchirurgie ist die Vorgehensweise wie anfangs beschrieben: Nach Erheben
einer homöopathischen Anamnese und nach der körperlichen Untersuchung des Kindes
wird die homöopathische Arznei verordnet und ein Therapieplan erstellt, bei schweren Pathologien
oft in Supervision. Bei akuten Krankheiten erfolgt die Arzneimittelfindung aufgrund
des vollständigen Lokalsymptoms, bei chronischen Erkrankungen ist eine ausführliche
Anamnese notwendig. Bei Entlassung der Kinder wird den Eltern angeboten, die in der Kinderklinik
begonnene homöopathische Behandlung anschließend ambulant fortzuführen. So
ergeben sich neben den akuten Krankheitsfällen auch gut dokumentierte längere Krankheitsverläufe,
bei denen der Therapieerfolg auch langfristig nach ausreichender Nachbeobachtungszeit
beurteilt werden kann.
Besonders bemerkenswert erscheint die Tatsache, dass einige kinderchirurgische Kollegen
unabhängig voneinander angefragt haben, ob sie nicht gemeinsam mit den homöopathischen
Ärztinnen eine Studie durchführen können. Dabei geht es bei der ersten Anfrage um die Beeinflussung
der postoperativen Schmerzen durch eine homöopathische Therapie, beim zweiten
Projekt um die Wundheilung von Kopfplatzwunden nach Gabe von Arnica C30 und bei
der dritten Anfrage um die Beurteilung der Heilung verschiedener Verletzungen mit und ohne
begleitende homöopathische Behandlung und ihre genaue Dokumentation. Aufgrund des großen
Interesses bei den Krankenschwestern ist deren Unterstützung bei der Durchführung einer
Studie in diesem Bereich (z. B. Hilfe bei der Dokumentation) gesichert. Außerdem sollen bei
diesen Studien Doktorarbeiten vergeben werden. Die Doktoranden können von einem aufgeschlossenen
Professor der Kinderchirurgie betreut werden.
Arbeitsgruppe „Schmerztherapie bei Kindern“
Am Dr. von Haunerschen Kinderspital hat sich eine Arbeitsgruppe „Schmerztherapie bei Kindern“
aus Ärzten (Kinderchirurgen, Pädiatern, Kinderanästhesisten) und Krankenschwestern
gebildet, die Leitlinien für die Behandlung von Schmerzen im Kindesalter erarbeitet haben.
Lange Zeit wurden die Schmerzen bei Kindern weniger ernst genommen und weniger intensiv
behandelt als bei Erwachsenen. Sehr erfreulich ist es, dass auf Wunsch der Arbeitsgruppe
„Schmerztherapie“ die Möglichkeiten der homöopathischen Therapie in den Leitlinien mitberücksichtigt
und eingearbeitet worden sind.

Derzeit finden monatliche Treffen statt, um die Leitlinien zu optimieren. Sie müssen klar
und übersichtlich sein. Von homöopathischer Seite wurden auf allen kinderchirurgischen Stationen
zwölf homöopathische Arzneien eingeführt, die bei häufigen und wiederholt auftretenden
Problemen rund um Verletzungen und Operationen eingesetzt werden können.
In regelmäßigen Fortbildungen wurden die Arzneien nach und nach vorgestellt und eingeführt.
Sie bewähren sich nun beim kranken Kind und werden regelmäßig von den geschulten
Krankenschwestern eingesetzt, in der Krankenakte als Therapie dokumentiert und vom zuständigen
Stationsarzt eingesehen und bestätigt. Bei fehlender Besserung oder komplexen
Fragestellungen erfolgt Rücksprache oder die Anforderung eines homöopathischen Konsils.
Weitere Fortbildungen vertiefen die Homöopathie-Kenntnisse sowohl bei den Krankenschwestern
als auch bei den interessierten Ärzten. Das Interesse an diesen Fortbildungen ist
von Seiten der Krankenschwestern und bei einigen Ärzten sehr groß. Andere Ärzte verhalten
sich neutral gegenüber dieser zusätzlichen Therapiemöglichkeit, inzwischen ist niemand
mehr ablehnend.
Privatstationen Intern 4 und Chirurgie 1
Immer häufiger kommen homöopathische Konsilanforderungen von den beiden Privatstationen
Intern 4 und Chirurgie 1. Meistens haben die Eltern von dem Projekt „Homöopathie in
der Pädiatrie“ gehört und fragen danach, oder sie werden gezielt von ihrem homöopathischen
Arzt zur weiteren Diagnostik und Therapie in diese Universitätskinderklinik geschickt. Mitunter
fordert auch der jeweilige Stationsarzt ein homöopathisches Konsil an, weil er durch die
begleitende homöopathische Behandlung eine Therapiemöglichkeit bei besonders komplexem
Krankheitsgeschehen sieht.
Die Eltern privat versicherter Kinder sind meistens sehr differenziert und legen besonderen
Wert auf eine begleitende homöopathische Behandlung für ihre kranken Kinder. Sie
schätzen dabei besonders die fehlenden Nebenwirkungen homöopathischer Arzneien und haben
häufig schon positive Erfahrungen mit dieser Therapieform gemacht. Das betonen sie
immer wieder im Gespräch mit den Oberärzten und dem Klinikchef, die gegenüber der Homöopathie
offen und neugierig geworden sind.
Das Spektrum der Indikationen für eine begleitende homöopathische Therapie auf den
beiden Privatstationen erstreckt sich durch die gesamte Pädiatrie und Kinderchirurgie. Dabei
bilden im Bereich der Pädiatrie die Kinder mit Stoffwechselerkrankungen, mit Neurodermitis
und mit neurologischen Erkrankungen den Schwerpunkt. Im Bereich der Chirurgie sind es
Kinder mit komplexen Fehlbildungen im Magen-Darm-Trakt oder im Urogenitaltrakt sowie
Kinder mit schweren Verbrennungen oder mit akuten chirurgischen Erkrankungen wie perforierte
Appendizitis, die nach der Operation starke Schmerzen oder anhaltende Infektionen
haben. Auch Ängste und Verhaltensauffälligkeiten nach Unfällen oder langen Aufenthalten
auf der Intensivstation sind eine häufige Indikation für eine begleitende homöopathische Therapie.
Dabei sind immer wieder erstaunliche Reaktionen und Besserungen zu beobachten.
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10. Informationen zur Homöopathie
Ein wichtiger Punkt für die Integration der Homöopathie in die Klinik sind Informationsveranstaltungen
und Fortbildungen. Folgende Veranstaltungen und Aktivitäten wurden durchgeführt.
Vorstellung der Homöopathie im Hörsaal
In der täglich stattfindenden Mittagsbesprechung im Hörsaal konnte im Rahmen der Patientenvorstellung
mehrmals über die Homöopathie gesprochen werden. Dabei wurde die Homöopathie
immer wieder klar definiert und Beispiele ihrer sinnvollen Anwendung in der Universitätskinderklinik
vorgestellt. Auch unsere geplanten und durchgeführten Beobachtungsstudien
wurden im Hörsaal beschrieben und anschließend diskutiert. Besonders große
Resonanz löste die Vorstellung über unsere Erfahrungen mit begleitender homöopathischer
Therapie bei Hirnblutung 3. Grades bei Früh- und Neugeborenen aus, von denen sich trotz
ursprünglich sehr schlechter Prognose einige ganz unauffällig entwickeln. Nach konstruktiven
Diskussionen im Hörsaal und auch im Einzelgespräch mit verschiedenen Professoren im Anschluss
an die Hörsaalvorstellungen ergaben sich schon oft wichtige Anregungen für weitere
Studien und einer weiter verbesserten Dokumentation der Krankheitsverläufe unter homöopathischer
Begleittherapie. Viele Ärzte und Professoren sind sehr aufgeschlossen und interessiert
gegenüber der Homöopathie, andere verhalten sich diesbezüglich neutral oder skeptisch,
ohne sie zu bekämpfen. Im Laufe der Jahre ist großes Vertrauen in die Homöopathie und deren
Anwendung bei bestimmten Krankheitsbildern in der Kinderklinik entstanden.
Gastvortrag „Stand der Forschung zur Homöopathie“
Dr. Henning Albrecht, Geschäftsführer der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung, wurde eingeladen
und hielt am 19. Juni 1996 einen klaren und gut strukturierten Vortrag zum Stand der
Forschung zur Homöopathie im Hörsaal des Dr. von Haunerschen Kinderspitals.. Dabei stieß
er auf großes Interesse unter den zuhörenden Ärzten und Professoren, die teilweise über die
Existenz schon vorhandener Studien zur Homöopathie sehr überrascht waren. Dieser Vortrag
war sehr anregend für weitere Diskussionen über die Fortführung der Homöopathie-
Forschung und wie sie in der Universitätskinderklinik stattfinden kann. Es folgten Angebote
verschiedener Spezialbereiche (Endokrinologie, Nephrologie, Pulmonologie), verstärkt zusammenzuarbeiten
und gemeinsam Studien durchzuführen.
Poster „Homöopathie in der Pädiatrie“
Anlässlich der 150-Jahr-Feier des Dr. von Haunerschen Kinderspitals im Juli 1996 wurde ein
Poster zum Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ entworfen und vorgestellt. Zur
Jubiläumsfeier kamen viele Patienten und deren Eltern sowie Ärzte in eigener Praxis, aus anderen
Kliniken oder ehemalige Mitarbeiter des Kinderspitals. Es entwickelten sich immer
wieder Gespräche und Diskussionen mit den Besuchern, die teilweise sehr überrascht waren
über die Anwendung der Homöopathie an der Universitätskinderklinik.

Homöopathie-Fortbildung für Ärzte
Seit einigen Jahren findet regelmäßig einmal pro Monat eine klinikinterne Homöopathie-
Fortbildung für Ärzte und Studenten statt. Die einstündige Einführung in die homöopathische
Vorgehensweise vermittelt theoretische wie praktische Grundkenntnisse: Sie beschäftigt sich
im ersten Drittel der Zeit mit einem theoretischen Thema (z. B. Ähnlichkeitsregel), das zweite
Drittel wird für die Darstellung eines Arzneimittelbildes genutzt (z. B. Pulsatilla) und das letzte
Drittel ist der homöopathischen Differenzialdiagnose eines häufigen Krankheitsbildes gewidmet
(z. B. Otitis media). Besonderen Wert wird bei dieser Fortbildung auf die praktische
Relevanz und Anwendung des Gelernten in der Klinik gelegt, damit die Teilnehmer selber
Erfahrungen mit der homöopathischen Therapie sammeln können.
Neben dieser regelmäßig stattfindenden Einführung in die Homöopathie findet für die
Studenten im Praktischen Jahr wöchentlich eine Schulung mit Anwesenheitspflicht in der
Klinik statt, die von dem Leiter eines Spezialgebiets wie z. B. Allergologie, Neurologie, Immunologie
etc. gehalten wird. In diesen Fortbildungskalender reiht sich die Homöopathie
ganz selbstverständlich ein, so dass jeder Student, der im Dr. von Haunerschen Kinderspital
ein Tertial absolviert hat, einen Überblick über die Vorgehensweise und die Möglichkeiten
der Homöopathie in der Kinderklinik bekommen hat.
Homöopathie-Fortbildung für Krankenschwestern
Das Interesse an der Homöopathie ist vor allem bei den Krankenschwestern sehr groß, da sie
den Kindern durch die Pflege rund um die Uhr besonders nah sind. So erleben sie sowohl direkt
deren Probleme als auch die Reaktionen auf die homöopathische Arznei. Die Krankenschwestern
sind wichtige Beobachter der Kinder und kennen sie in dieser Zeit neben den Eltern
am besten. Durch ihre genaue Beobachtung können sie entscheidend bei der Arzneimittelfindung
mithelfen.
Aus diesem Grund und um die Beobachtungsgabe weiter zu schulen, werden im Bereich
der Pflege regelmäßige Homöopathie-Fortbildungen durchgeführt. Die Ziele dieser Fortbildungen
sind die Vermittlung von Grundkenntnissen zur Homöopathie, die Schulung der Beobachtungsgabe
und der Aufbau einer eigenen homöopathischen Stationsapotheke mit Kenntnis
der darin enthaltenen Arzneien. Es gibt einerseits Fortbildungen, zu denen alle Krankenschwestern
des Hauses eingeladen werden und andererseits Unterricht auf den einzelnen
Stationen und Ambulanzen, in denen die jeweiligen stationsspezifischen Fragestellungen besprochen
werden. Hervorzuheben ist dabei die Kinderchirurgie. Auf deren Stationen gibt es
typische Probleme rund um Verletzungen und Operationen. Hier lassen sich die meisten Beschwerden
und Krankheitsbilder mit wenigen homöopathischen Arzneien behandeln, die inzwischen
regelmäßig eingesetzt, ärztlich bestätigt und in der Krankenakte sowie im Verlaufsbogen
dokumentiert werden.
Höhepunkt der Fortbildungen in der Krankenpflege war der Hauner-Pflegetag 2006 zum
Thema Homöopathie. Aufgrund der zunehmenden Anfragen vieler Krankenschwestern aus
ganz Deutschland nach den Möglichkeiten der homöopathischen Therapie in der Kinderklinik
wurde diese eintägige, interdisziplinäre Veranstaltung von der Pflegedienstleitung organisiert.
In dem überfüllten Hörsaal der Kinderklinik hielten Ärzte und Krankenschwestern Vorträge
zu den Themen Homöopathie in der Kinderchirurgie, in der Neonatologie und auf der Intensivstation.
Auch eine Mutter, deren Sohn als Frühgeborenes eine Hirnblutung 3. Grades erlit-
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ten hatte, berichtete über ihr Erleben mit der homöopathischen Begleittherapie ihres Kindes.
Die Resonanz war so begeisternd, dass verschiedene Kinderkliniken wegen eines Informationsvortrags
über die Homöopathie am Dr. von Haunerschen Kinderspital anfragten, z. B. die
Chefärzte aus Augsburg, Passau und Bonn. Hier folgten weitere Vorträge vor den dortigen
Ärzten und Krankenschwestern, die sehr interessiert zuhörten und anschließend intensiv diskutierten.
In den meisten dieser Kinderkliniken hat inzwischen mindestens ein Arzt die Ausbildung
zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Homöopathie begonnen.
Internationales Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis und
Forschung“
Seit 2002 findet einmal jährlich das Internationale Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis
und Forschung“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München statt, veranstaltet von
der Universitätskinderklinik und GLObulus e. V. (Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie
in den Kinderkliniken). Ziel dieser Veranstaltung ist der Dialog zwischen Homöopathie
und konventioneller Medizin, um gemeinsam zur bestmöglichen Therapie für den einzelnen
Patienten zu kommen. Dabei referieren international bekannte Referenten zu verschiedenen
Themen und Krankheitsbildern. Zunächst wird das Krankheitsbild von einem
Spezialisten in Diagnostik und Therapie vorgestellt, dann berichtet ein erfahrener homöopathischer
Arzt über die Möglichkeiten der Homöopathie bei diesem Krankheitsbild. Anschließend
diskutieren Referenten und Publikum untereinander.
Jedes Symposium steht unter einem bestimmten übergeordneten Thema: Das 1. Symposium
im Jahre 2002 fand in memoriam Professor Dr. Mathias Dorcsi statt, der im Jahr zuvor
verstorben war. Im Jahre 2003 wurde diese internationale Veranstaltung zu Ehren von Frau
Dr. Veronica Carstens durchgeführt und war dem Thema „Neurologie“ gewidmet. Das 3.
Symposium 2004 beschäftigte sich mit den Themen Grundlagenforschung, Asthma und Allergie,
Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom und Onkologie. Anno 2005 lag
der Schwerpunkt der Vorträge bei Tics, ADHS und Hashimoto-Thyreoiditis, anno 2006 bei
Geburtshilfe und Neonatologie. Im Jahre 2007 beschäftigten sich die Vorträge mit der Wiener
Schule der Homöopathie und den Begriffen Konstitution und Diathese sowie mit der Entwicklung
des Kindes.
Das Internationale Symposium „Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung“ erzeugt
große Resonanz und wird immer gut besucht. Die Teilnehmer sind vor allem Ärzte aus der
Praxis und aus anderen Kliniken, die aus ganz Deutschland anreisen. Nach jedem Vortrag
entwickeln sich konstruktive Diskussionen, die das gegenseitige Verständnis und die zukünftige
Zusammenarbeit zwischen konventioneller und homöopathischer Medizin zum Wohle
des kranken Menschen fördern.

10. Wissenschaft und Forschung zur Homöopathie
Neben der Integration der Homöopathie in die Klinik ist die Untersuchung der homöopathischen
Therapie mit wissenschaftlichen Methoden bedeutsam. Dabei steht die Frage im Vordergrund,
ob ihre Wirksamkeit auch unter standardisierten Bedingungen nachweisbar ist,
d. h., ob die Erfolge bei einzelnen Patienten auch unter Studienbedingungen erreicht werden
können. Eine klinische Studie sollte sowohl den Ansprüchen der Naturwissenschaft genügen
als auch die Voraussetzungen bieten, eine homöopathische Therapie lege artis einzusetzen.
Um diese Bedingungen zu erfüllen, ist eine Untersuchung mit besonderem Studiendesign und
überlegter Planung erforderlich.
Zunächst gilt es, eine geeignete Fragestellung zu finden. Das bedeutet, eine Erkrankung
im Kindesalter auszuwählen, bei der die Durchführung einer Studie sinnvoll erscheint. Zur
Verifizierung, ob das Thema tatsächlich für eine Studie geeignet ist, muss vor der weiteren
Planung der eigentlichen Studie eine Pilotstudie durchgeführt werden. Im Folgenden werden
zwei Pilotstudien zur Enuresis und rezidivierenden Harnwegsinfektionen vorgestellt.
Pilotstudien
Pilotstudie zu Enuresis
Das Thema Enuresis (= Einnässen tags und/oder nachts) wurde gewählt, weil es eindeutig
definiert ist, bei Kindern häufig vorkommt und die bisherigen Therapiemöglichkeiten in der
konventionellen Medizin nur teilweise zum Erfolg führen. Beispielsweise erreicht die Klingelhose
bzw. -matratze bei nächtlichem Einnässen eine Erfolgsrate von 66 % über mindestens
drei Monate. Ein weiterer Grund, Enuresis als Thema für eine Pilotstudie zu wählen, ist die Tatsache,
dass der Verzicht auf eine konventionelle Therapie kein Risiko für das Kind bedeutet.
In die Studie aufgenommen wurden alle Kinder in der Pädiatrischen Ambulanz, die älter
als fünf Jahre waren und mindestens einmal in der Woche tags und/oder nachts einnässten.
Eine organische Ursache der Enuresis war durch weitere Diagnostik ausgeschlossen worden.
Wenn das Kind die Einschlusskriterien der Pilotstudie erfüllte, wurde eine ausführliche homöopathische
Anamnese erhoben, ein Video aufgenommen und die ganze Krankengeschichte
in Supervision mit dem Homöopathie-Team zur gemeinsamen Arzneimittelfindung besprochen.
Nach 4–6 Wochen wurde eine Verlaufskontrolle durchgeführt und bei Bedarf die Arznei
gewechselt.
Ergebnis
Es wurden 21 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren in die Studie aufgenommen, von
denen zwei Kinder ausgeschlossen werden mussten: Ein Kind benötigte eine Antibiotika-
Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen mit Nierenparenchymnarben, ein anderes
Kind nässte nach Weglassen von Tofranil® (= Antidepressivum) nicht mehr ein. Somit
erhielten 19 Kinder wegen einer Enuresis eine homöopathische Behandlung. Die Nachbeobachtungszeit
betrug mindestens fünf Monate. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Pilotstudie.
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Tab. 16: Ergebnis der Pilotstudie bei Enuresis
Ergebnis Anzahl der Patienten (n= 19)
Enuresis unverändert 7 Kinder (37 %)
Enuresis leicht gebessert (< 50 %) 4 Kinder (21 %)
Enuresis deutlich gebessert (> 50 %) 6 Kinder (32 %)
keine Enuresis mehr aufgetreten 2 Kinder (10 %)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei elf Kindern (= 58 %) keine oder nur eine leichte
Besserung des Einnässens eingetreten ist, bei acht Kindern (= 42 %) wurde die Enuresis deutlich
gebessert oder sogar geheilt.
Von den 19 behandelten Kindern wurde bei fünf Kindern in der Vergangenheit wegen
nächtlichen Einnässens die Klingelhose bzw. -matratze erfolglos eingesetzt. Betrachtet man
diese fünf Kinder als Untergruppe, dann lässt sich Folgendes feststellen: Unter homöopathischer
Therapie blieb das nächtliche Einnässen bei zwei Kindern unverändert, wobei diese
beiden Kinder Geschwister waren. Es gab sprachliche Verständigungsschwierigkeiten und
ungünstige Wohnverhältnisse mit einer Toilette im kalten Treppenhaus. Ein Kind nässte nur
wenig seltener ein als zuvor. Bei einem anderen Kind wurde eine deutliche Besserung der
Enuresis nach homöopathischer Therapie beobachtet, und ein weiteres Kind nässte gar nicht
mehr ein. Auch in dieser Untergruppe ergibt sich also eine ähnliche Verteilung der Erfolgsrate
wie in der größeren Gruppe von 19 Kindern, nämlich 60 % Therapieversager gegenüber 40 %
homöopathisch erfolgreich behandelter Enuretiker. Bei der Interpretation der Ergebnisse muss
allerdings berücksichtigt werden, dass die Anzahl der Patienten relativ niedrig war (n = 19).
Schlussfolgerung
Bei Enuresis nocturna ist die Klingelmatratze die Therapie der ersten Wahl. Bei Versagen der
Klingelmatratze oder bei Enuresis diurna erscheint ein homöopathischer Therapieversuch
sinnvoll, nachdem eine organische Ursache für die Enuresis ausgeschlossen worden ist. Diese
Aussage gilt nur mit Einschränkung, soweit man sie aufgrund einer Pilotstudie mit 19 Kindern
treffen kann.
Procedere
Bei dem oben genannten Ergebnis der Pilotstudie (Erfolgsrate von 40 %) stellt sich die Frage,
ob die Durchführung einer umfangreicheren Untersuchung angezeigt ist. Eine solche Studie
bedeutet großen Aufwand an Zeit und Energie und sollte nur dann in die Tat umgesetzt werden,
wenn das Ergebnis der Pilotstudie erfolgversprechend ist. Ein Grund für den nur mäßigen
Erfolg der homöopathischen Therapie bei dieser Gruppe von Enuretikern könnte in der
Heterogenität der Erkrankung und ihrer Ätiologie liegen (Enuresis nocturna, Enuresis diurna,
psychisches Trauma, familiäre Situation, Wohnsituation etc.). Die Frage, ob eine große Studie
zu diesem Problem durchgeführt werden soll, konnte bis zum Abschluss des Projektes nicht
geklärt werden.

Pilotstudie zu rezidivierenden Harnwegsinfektionen
Rezidivierende Harnwegsinfektionen wurden für eine Pilotstudie gewählt, weil die Therapieergebnisse
der konventionellen Medizin bei dieser Erkrankung nicht immer zufriedenstellend
sind.
Bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen handelt es sich um das Auftreten von mindestens
zwei Harnwegsinfektionen innerhalb von zwei Monaten oder von mindestens vier Harnwegsinfektionen
innerhalb von zwölf Monaten. Diese Erkrankung tritt meist bei Mädchen auf.
Nach Ausschluss einer organischen Ursache der wiederkehrenden Harnwegsinfektionen wird
in der konventionellen Medizin eine mehrmonatige Prophylaxe mit niedrig dosierten Antibiotika
durchgeführt. Diese Prophylaxe ist nicht unproblematisch: Zwar werden die Medikamente
in dieser Dosierung meist relativ gut vertragen, aber nach Absetzen der Antibiotika treten
häufig erneut Harnwegsinfektionen auf. Außerdem ist die Compliance der Eltern bei der
Langzeitanwendung von Antibiotika aus Angst vor Nebenwirkungen oft schlecht. Somit erschien
es sinnvoll, bei diesem chronischen Krankheitsbild im Rahmen einer Pilotstudie eine
homöopathische Therapie im infektionsfreien Intervall einzusetzen und anhand des weiteren
Verlaufs bei engmaschigen Urinkontrollen das Therapieergebnis zu überprüfen.
In die Studie aufgenommen wurden Kinder aus der Pädiatrischen Ambulanz, die an rezidivierenden
Harnwegsinfektionen litten und bei denen eine organische Ursache der Erkrankung
nach umfassender Diagnostik ausgeschlossen werden konnte. Wie in der Pilotstudie zu
Enuresis wurde dann eine ausführliche homöopathische Anamnese erhoben, eine kurze Videoaufnahme
gemacht, die Krankheitsgeschichte in Supervision mit dem Homöopathie-Team
besprochen und anschließend die homöopathische Therapie festgelegt. Alle vier Wochen erfolgt
ein Telefonat bzw. Wiedervorstellung in der Ambulanz zur Kontrolle des Therapieverlaufs
und zur Planung der weiteren Therapie.
Ergebnis
In die Studie aufgenommen wurden 14 Mädchen im Alter von acht Monaten bis 13 Jahren,
die sich zwischen dem 08.12.1995 und 17.04.1996 wegen rezidivierender Harnwegsinfektionen
in der Pädiatrischen Ambulanz vorstellten. Drei Kinder stellten sich nach der Erstanamnese
nicht wieder in der Ambulanz vor und mussten daher ausgeschlossen werden. Drei weitere
Kinder erhielten eine antibiotische Prophylaxe mit niedrig dosiertem Ceporexin® (=
Cephalexin), da bei der umfassenden Diagnostik Narben im Bereich der Nieren nachgewiesen
werden konnten. Parallel zur antibiotischen Prophylaxe wurden diese Kinder homöopathisch
behandelt und als eine Untergruppe gesondert ausgewertet. Bei den verbleibenden acht Kindern
war das Auftreten von Rezidiven innerhalb von fünf bis zwölf Monaten Nachbeobachtungszeit
der entscheidende Verlaufsparameter. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis dieser
Pilotstudie.
Tab. 17: Ergebnis der Pilotstudie bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
Ergebnis Anzahl der Patienten (n= 8)
kein Rezidiv 3 Kinder (37,5 %)
kein Rezidiv bei persistierender, asymptomatischer Bakteriurie 1 Kinder (12,5 %)
1 Rezidiv 3 Kinder (37,5 %)
2 Rezidive bei persistierender, asymptomatischer Bakteriurie 1 Kinder (12,5 %)
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Vier Kinder (= 50 %) bekamen innerhalb der Nachbeobachtungszeit keine erneute Harnwegsinfektion
und wurden somit als Therapieerfolg gewertet. Bei den anderen vier Kindern (=
50 %) traten ein bis zwei Rezidive auf. Sie gelten als Therapieversager.
Bei den drei Kindern, bei denen eine antibiotische Prophylaxe für sechs Monate parallel
zur homöopathischen Therapie durchgeführt wurde, trat während der Einnahme des Antibiotikums
keine weitere Harnwegsinfektion auf. Nach Absetzen des Ceporexin® kam es bei
zwei Kindern nach wenigen Tagen zu einem Rezidiv, das dritte Kind erkrankte nach sieben
Monaten erneut an einer Harnwegsinfektion.
Schlussfolgerung
Angesichts der kleinen Gruppengröße von acht Kindern ist eine Schlussfolgerung gewagt.
Dennoch scheint ein homöopathischer Therapieversuch bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
im rezidivfreien Intervall möglich zu sein. Die Pilotstudie zeigte, dass bei 50 % der Kinder
unter homöopathischer Therapie ein Erfolg, nämlich Rezidivfreiheit, erzielt werden konnte.
Schwierigkeiten bei der Durchführung der Pilotstudie
Die Pädiater hatten Sorge, dass bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen der Verzicht auf
eine antibiotische Therapie ein erhöhtes Risiko für eine Nierenschädigung bedeutet. Es wurde
die Vereinbarung getroffen, dass eine akute Harnwegsinfektion unbedingt antibiotisch behandelt
werden sollte. Außerdem wurden die Eltern angewiesen, den Urin ihres Kindes zu Hause
täglich mittels Urinstix zu kontrollieren, das Ergebnis in einem Tagebuch zu dokumentieren
und bei Auffälligkeiten ärztlichen Rat zu suchen. So konnte eine akute Harnwegsinfektion
frühzeitig gefunden werden, selbst wenn sie manchmal ohne Symptome auftreten kann. Jede
akute Harnwegsinfektion wurde entsprechend antibiotisch behandelt. Durch dieses Vorgehen
reduzierte sich das Risiko, eine akute Harnwegsinfektion zu übersehen und somit auch die
Sorge der Pädiater des Hauses vor einem Versäumnis bezüglich der konventionellen Therapie.
Von homöopathischer Seite ist eine antibiotische Prophylaxe ein Störfaktor für eine homöopathische
Therapie. Außerdem ist bei diesen Kindern im weiteren Verlauf nicht zu beurteilen,
ob sie aufgrund der antibiotischen Prophylaxe oder aufgrund der homöopathischen
Begleittherapie kein Rezidiv mehr bekommen haben. Daher wurden diese Kinder aus der Studie
ausgeschlossen. Auch die antibiotische Akutbehandlung einer Harnwegsinfektion kann
die homöopathische Therapie stören und die Beurteilung des Verlaufs erschweren. Angesichts
der Möglichkeit einer aufsteigenden Infektion mit Nierenentzündung wurden diese Bedingungen
bei der Therapie akzeptiert.
Es stellte sich heraus, dass die erste Anlaufstelle für Kinder mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen
die urologische Sprechstunde der Kinderchirurgie im Hause war. Für eine
Studie im größeren Umfang ist eine enge Zusammenarbeit mit den Kinderchirurgen notwendig.
Voraussetzung für eine gemeinsame Studie ist die Bereitschaft der kinderchirurgischen
Kollegen, Kinder mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen nach Abschluss umfassender
Diagnostik und Ausschluss einer organischen Ursache zur homöopathischen Therapie in die
kinderärztliche Sprechstunde zu schicken.
Die Frage, ob eine große Studie zum Thema „Rezidivierende Harnwegsinfektionen bei
Kindern“ durchgeführt wird, wurde bis zum Abschluss des Projektes nicht entschieden. Die
Lösung der erwähnten Probleme ist die Voraussetzung für die weitere Planung.

Prospektive Verlaufsstudie zum Prader-Labhart-Willi-
Syndrom
Es gibt in der Entwicklungsneurologie immer wieder Berichte über erstaunlich gute Krankheitsverläufe
unter homöopathischer Therapie. Jedoch handelt es sich immer um Einzelfälle
(vgl. Haidvogel et al. 1993). Jedes retardierte Kind hat seine individuelle Behinderung, die
sich meist nicht mit anderen vergleichen lässt. Bei dem einzelnen Kind ist eine Prognose über
die spontane Entwicklung und den Verlauf ohne homöopathische Therapie nur bedingt und
mit Vorbehalt möglich.
Um diesem Problem zu begegnen, wurde nach einem umschriebenen Krankheitsbild in
der Entwicklungsneurologie gesucht, bei dem immer wieder dieselben Probleme auftreten.
Das Prader-Labhart-Willi-Syndrom erfüllte zunächst diese Voraussetzung.
Das Prader-Labhart-Willi-Syndrom
Beim Prader-Labhart-Willi-Syndrom handelt es sich um eine genetisch fixierte Erkrankung,
die 1956 erstmals von den schweizerischen Pädiatern Prader (Zürich), Labhart (Basel) und
Willi (Zürich) beschrieben wurde. Bei der Erstbeschreibung war die Symptomen-Trias von
Adipositas mit Esssucht, Kleinwuchs und Oligophrenie kennzeichnend für diese Krankheit.
Erst 1981 konnte als Ätiologie eine bestimmte Veränderung (Deletion) am väterlichen Chromosom
15 gefunden werden (Ledbetter et al. 1981).
Typischerweise haben sie einen schmal-ovalen Kopf mit mandelförmigen Augen und auffallend
kleinen Händen und Füßen. Häufig entwickeln diese Kinder einen Strabismus. Später
ist der Hypogonadismus mit kleinen Hoden, kleiner Klitoris und Kryptorchismus typisch.
Außerdem entwickeln die Betroffenen oft Zahnschmelzdefekte mit Kariesanfälligkeit.
Problembereiche des Prader-Labhart-Willi-Syndroms
Aus dem klinischen Bild ergeben sich folgende Problembereiche:
1. Entwicklung
In der Entwicklung sind die Verzögerungen vor allem im Bereich der Motorik, der Sprache
und des Geistes zu finden. Postpartal fallen die Kinder durch eine ausgeprägte muskuläre Hypotonie
und extreme Bewegungsarmut („floppy infant“) auf. Im Kleinkindalter entwickeln sie
bei ihrer deutlichen Muskelhypotonie eine Ungeschicklichkeit, die durch die kleinen Hände
und Füße sowie durch das Übergewicht noch verstärkt wird. Sie lernen verspätet Krabbeln
und Laufen und bleiben dabei unsicher und tollpatschig. Die sprachliche Entwicklung ist ebenfalls
verzögert. Die Kinder beginnen verspätet zu sprechen und haben typischerweise eine
verwaschene, undeutliche und oft nasale Sprache. In der mentalen Entwicklung gibt es große
Unterschiede: Der durchschnittliche Intelligenzquotient liegt bei 70 Punkten, schwankt aber
zwischen 40 und 100 Punkten. Manche Kinder erreichen den Hauptschulabschluss, andere
besuchen die Schule für Geistigbehinderte. Die größten Probleme bestehen meist im abstrakten
Denken wie beispielsweise im Rechnen.
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2. Essen
In den ersten Lebensmonaten leiden die Kinder wegen ihrer deutlichen Muskelhypotonie an
einer Trinkschwäche, so dass sie anfangs fast immer mit Hilfe einer Magensonde ernährt werden
müssen. Im weiteren Verlauf entwickeln so gut wie alle betroffenen Kinder spätestens bis
zum 6. Lebensjahr eine ausgeprägte Esslust bis Fresssucht. Das kann sich so weit steigern,
dass kein Nahrungsmittel sicher vor ihnen ist. Oft muss sogar die Küche abgeschlossen sein,
um das Ess-Verhalten zu steuern. Manchmal essen die Kinder sogar Ungenießbares wie Bananenschalen,
Gefrorenes oder Kompostabfälle. Sie können bei anderen Kindern um das Pausenbrot
betteln und sind im Organisieren von Essen äußerst geschickt. Kann die Esssucht
nicht diätetisch kontrolliert werden, entwickeln die Kinder eine ausgeprägte Adipositas bis
zur Fettsucht mit all ihren Folgen wie Diab.mell. Typ II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Schlaf-Apnoe-Syndrom.
3. Aktivität
In der Regel bewegen sich die Kinder sehr ungern. Am liebsten spielen sie im Sitzen oder
Liegen. Erstaunlich ist ihre Geduld bei ruhigen Spielen, z. B. beim Puzzle. Außerdem fallen
die Kinder durch ihre Langsamkeit auf. Sie haben ihre eigene innere Uhr und können kaum
zur Eile angetrieben werden. Darauf muss sich die Umgebung einstellen. Diese Langsamkeit
besteht sowohl in den Bewegungen als auch im Denken und Verstehen. Im Umgang mit diesen
Kindern ist es ganz wichtig, sehr langsam zu sprechen, damit bei den Kindern mehr ankommt
und sie dadurch mehr verstehen und entsprechend reagieren können.
4. Anpassungsfähigkeit
Typisch ist ein ausgesprochener Mangel an Flexibilität. Ein geregelter Tagesablauf ist für
Kinder mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom sehr wichtig. So lange der Tag in den gewohnten
Bahnen verläuft, sind sie in der Regel ganz zufrieden und ausgeglichen. Sollten sich Änderungen
ergeben wie z. B. durch einen Arzttermin, muss das gut vorbereitet und immer wieder
vorher besprochen sein. Ansonsten gehen die Kinder in Opposition, fragen immer wieder dasselbe
und können dann heftige Wutanfälle bekommen.
5. Neigung zu Wutanfällen
Ein häufiges Problem ist die Neigung zu heftigen Wutanfällen, meist bei älteren Kindern. Sie
können durch Kleinigkeiten sehr zornig werden, z. B. durch Verbote, durch Änderungen des
Tagesablaufs, durch Begrenzen des Essens. Solche Wutausbrüche können ganz plötzlich auftreten.
Dann „rasten die Kinder richtig aus“, werfen sich hin und können aggressiv werden.
Oft sind sie durch Worte nicht zu erreichen. Man muss abwarten, bis sie sich von selbst beruhigen.
Anschließend bedauern die Kinder häufig ihre anfallsartige Wut, entschuldigen sich für
ihr Fehlverhalten und versprechen, nie wieder so auszurasten, was ihnen aber nicht gelingt.
6. Neigung sich zu kratzen
Ein weiterer Problembereich ist die unerklärliche Neigung der Kinder, sich zu kratzen und
z. B. Insektenstiche immer wieder aufzukratzen, Krusten von Wunden abzukratzen oder auch
Leberflecke wegzukratzen. Sie beginnen, sich an verschiedenen Stellen zu zupfen oder Fingernägel
zu beißen. Damit können sich die Kinder oft stundenlang beschäftigen, ohne dass es
ihnen langweilig wird. Durch dieses Verhalten besteht bei den Kindern meist eine Wundhei-

lungsverzögerung. Außerdem fallen viele Narben und Wunden in verschiedenen Heilungsstadien
auf.
7. Sozialverhalten
Die Kinder spielen häufig und gerne allein oder mit Erwachsenen, selten mit gleichaltrigen
Kindern. Wenn sie mit anderen Kindern spielen, bevorzugen sie den Umgang mit kleineren
Kindern, die sie bemuttern können. Auffällig ist das fehlende Misstrauen der Kinder gegenüber
Fremden, denen sie meist ganz offen, freundlich und ohne jede Angst begegnen. Daraus
können sich auch gefährliche Situationen ergeben.
8. Schlaf
Einige Kinder entwickeln im Laufe der Zeit Atempausen im Schlaf, das sogenannte „Schlaf-
Apnoe-Syndrom“. Besonders gefährdet sind sie dann, wenn eine deutliche Adipositas vorliegt.
Dabei kommt es zu einem nächtlichen Sauerstoffmangel, durch den die Kinder morgens
beim Erwachen sehr müde und unausgeschlafen sind. Tagsüber in der Schule hält die Müdigkeit
an, so dass die betroffenen Kinder im Unterricht wegen des Schlafmangels völlig übermüdet
einfach einschlafen.
Therapie beim Prader-Labhart-Willi-Syndrom
Die Behandlung des Prader-Labhart-Willi-Syndroms hat verschiedene Ansatzpunkte: Bei den
Neugeborenen und Säuglingen steht die muskuläre Hypotonie im Vordergrund. Daher ist die
krankengymnastische Betreuung besonders in diesem Alter, aber auch später, enorm wichtig.
Auch andere Therapien wie Ergotherapie, Hippotherapie (= Reittherapie) und Logopädie
können zur optimalen Förderung der Entwicklung der Kinder beitragen. Im Kleinkindalter
wird das Essverhalten zum Problem mit der Entwicklung einer Adipositas, die es gilt, durch
konsequente Diät zu verhindern bzw. zu reduzieren. Wegen des Kleinwuchses wird eine Therapie
mit Wachstumshormonen empfohlen, die in verschiedenen Studien zu einem deutlich
besseren Längenwachstum und größerer Aktivität des Kindes geführt hat. Auch eine psychologische
Betreuung der ganzen Familie kann durch bestimmte Verhaltensstrategien helfen, die
oft sehr angespannte Situation zu erleichtern.
Bezüglich einer homöopathischen Therapie beim Prader-Labhart-Willi-Syndrom gibt es
bisher nur einige interessante Berichte über die Behandlung einzelner betroffener Kinder, die
davon eindrücklich profitiert haben. Eine Studie zu diesem Thema wurde bisher noch nicht
durchgeführt.
Fragestellung
Im Rahmen der Studie wurde die Frage gestellt, ob sich durch eine gezielte, individuelle, homöopathische
Therapie die bekannten Problembereiche beim Prader-Labhart-Willi-Syndrom
günstig beeinflussen lassen, insbesondere die Verzögerung in der Entwicklung.
Die einzelnen Problembereiche waren, wie bereits dargestellt, Entwicklungsverzögerung
im motorischen, sprachlichen und geistigen Bereich, Essstörung mit Esssucht und Adipositas,
Langsamkeit, mangelnde Anpassungsfähigkeit, Neigung zu Wutanfällen, Neigung sich selbst
zu kratzen, Defizite im Sozialverhalten mit großer Vertrauensseligkeit und Schlafprobleme
mit Apnoen.
47

48
Studiendesign
Bei unserer Studie handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie. In die Studie
aufgenommen wurden Kinder jeden Alters, bei denen ein Prader-Labhart-Willi-Syndrom molekulargenetisch
nachgewiesen worden war. Eine weitere Voraussetzung zur Aufnahme in die
Studie war der Wunsch der Eltern nach begleitender homöopathischer Therapie sowie das
elterliche Einverständnis, dass das Kind an dieser Studie teilnimmt und die Bereitschaft, regelmäßig
einen Fragebogen zu beantworten.
Jedes Kind mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom, das an der Untersuchung beteiligt war,
wurde homöopathisch behandelt. Angesichts der Seltenheit des Syndroms wurde auf eine
Kontrollgruppe verzichtet, ebenso konnte keine Randomisierung durchgeführt werden.
Unabhängig von der Teilnahme an der Studie wurden bisherige Therapien (wie Krankengymnastik,
Logopädie, Ergotherapie, Diättherapie und/oder Therapie mit Wachstumshormonen)
genau dokumentiert und weitergeführt. Eine Ausnahme stellte eine gleichzeitige, homöopathische
Therapie andernorts dar: Die Eltern konnten dann entscheiden, ob sie das Kind
im Rahmen der Studie mit einer homöopathischen Therapie im Dr. von Haunerschen Kinderspital
behandeln lassen wollten oder ob sie es bevorzugten, die laufende homöopathische Therapie
wie bisher fortzusetzen und nicht an der Studie teilzunehmen.
Homöopathische Anamnese und Arzneimittelfindung
Nach einem Informationsgespräch über die Studie wurde eine ausführliche, homöopathische
Anamnese erhoben, die ca. 2–3 Stunden dauerte. Dabei wurde versucht, das ganze Kind und
seine Umgebung kennenzulernen. Im Spontanbericht wurden die Hauptproblembereiche des
Kindes genau besprochen. Im folgenden Vorbericht galt es, detaillierte Informationen über die
Vorgeschichte des Kindes (bisherige Erkrankungen, Operationen, Entwicklung, Schwangerschaft,
Geburt, Familienanamnese und soziales Umfeld) zu bekommen. Im sogenannten
„Kopf-zu-Fuß-Schema“ wurden Fragen zu allen Organbereichen gestellt, danach Fragen zu
den Allgemeinsymptomen wie Appetit, Schlaf und Temperaturregulation. Abschließend wurde
versucht, das Kind vom Geist und Gemüt her zu erfassen, auch seine Reaktionen in verschiedenen
Situationen zu erfahren.
Wenn das Kind und seine Eltern einverstanden waren, nahmen wir nach der ausführlichen
homöopathischen Anamnese das Kind einige Minuten lang auf Video auf. Anschließend besprachen
wir die gesamte Krankengeschichte in Supervision mit dem Homöopathie-Team, um
gemeinsam die passende, homöopathische Arznei zu finden. Sehr hilfreich dabei war die kurze
Videoaufnahme, die wichtige Informationen zur Konstitution des Kindes mit seinem Aussehen,
seiner Mimik und seinem Verhalten während des Filmens lieferte.
Homöopathische Therapie
Die Therapie wurde mit homöopathischen Einzelmitteln durchgeführt. Bei jedem Kind wurde
aufgrund der ausführlichen Anamnese und der Videoaufnahme nach Supervision im Homöopathie-Team
die individuell passende Arznei ausgewählt. Dabei waren vor allem die im Einzelfall
vorherrschenden Problembereiche (z. B. Wutausbrüche oder Esssucht etc.) sowie die

auffallenden Symptome, aber auch konstitutionelle Aspekte des jeweiligen Kindes für die
Arzneimittelwahl entscheidend.
Verwendet wurden homöopathische Einzelmittel. Die Potenzwahl in der Studie wurde
vereinheitlicht, so dass die Arzneien in der LM VI als Globuli aus Saccharose verordnet wurden.
Es sollten davon in der 1. Woche täglich 1 x 3 Globuli auf die Zunge gegeben werden, in
der 2. Woche alle zwei Tage jeweils 1 x 3 Globuli und ab der 3. Woche nur noch zweimal pro
Woche jeweils 1 x 3 Globuli. In einzelnen Fällen wurde für den Bedarf eine weitere homöopathische
Arznei in C30 als Einmalgabe mitgegeben, z. B. für Kinder mit Zornausbrüchen im
akuten Wutanfall. Diese Vorgehensweise ist überschaubar, nachvollziehbar und hat sich gut
bewährt.
Fragebogen
Vor Beginn der homöopathischen Therapie wurden die Eltern gebeten, einen 14-seitigen Fragebogen
auszufüllen, um den Status quo des Kindes zu dokumentieren. Der Fragebogen war
größtenteils zum Ankreuzen und fragte Informationen zu folgenden Bereichen ab:
� Allgemeine Daten
� Einsatz anderer Therapien
� Ernährungsweise
� Meilensteine der Entwicklung
� Art des besuchten Kindergartens bzw. der Schule
� Lieblingsspiele des Kindes
� Hauptprobleme des Kindes
Es folgen einige Frageblöcke zu den verschiedenen oben genannten Problembereichen beim
PLWS, also Entwicklung (Motorik, Geist und Sprache), Essen, Aktivität, Anpassungsfähigkeit,
Neigung zu Wutausbrüchen, Neigung sich zu kratzen bzw. zu zupfen, Sozialverhalten
und Schlaf.
Dabei handelt es sich um Aussagen zum Verhalten des Kindes, deren Richtigkeit die Eltern
mithilfe von fünf Graden abschätzen sollen (stimmt gar nicht – stimmt ein wenig –
stimmt halbwegs – stimmt häufig – stimmt fast immer). Größtenteils sind die Fragen durch
Ankreuzen zu beantworten und somit standardisiert. Der Fragebogen ist im Anhang abgedruckt.
Follow-up
Im weiteren Verlauf sollte alle sechs bis acht Wochen ein Kontakt stattfinden (meist telefonisch),
in dem die Eltern berichten, wie es dem Kind geht. Anschließend wurde entschieden,
ob die homöopathische Therapie unverändert fortgesetzt, die Potenz der Arznei verändert
oder eine andere Arznei notwendig wird.
Außerdem bekamen die Eltern alle sechs bis acht Wochen den Folge-Fragebogen zugeschickt
mit der Bitte, ihn ausgefüllt zurückzusenden. Es sollten wieder dieselben Frageblöcke
beantwortet werden. So kann im Laufe der homöopathischen Behandlung eine Aussage darüber
gemacht werden, ob sich die Hauptprobleme des jeweiligen Kindes verbessern, verschlechtern
oder unverändert bleiben.
49

50
Nach einem Jahr sollte abschließend ein Resümee gezogen werden, ob sich die jeweiligen
Problembereiche beim einzelnen Kind unter homöopathischer Therapie vorübergehend oder
dauerhaft verändert haben.
Altersverteilung
Die Studie begann am 22.11.1996. Bis September 1997 wurden insgesamt 21 Kinder mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom
in die Studie aufgenommen. Ein Kind musste aus der Studie ausgeschlossen
werden, da dieses Kind kein PLWS hatte, wie es ursprünglich diagnostiziert worden
war. Somit sind 20 Kinder mit molekulargenetisch gesichertem PLWS in der Studie
verblieben. Diese Kinder waren bei Aufnahme zwischen sieben Monate und 16 Jahre alt. Es
ließen sich drei Altersgruppen unterscheiden:
Tab. 18: Altersverteilung
1. Altersgruppe: 7 Monate bis 3 Jahre 6 Kinder
2. Altersgruppe: 8 Jahre bis 11 Jahre 8 Kinder
3. Altersgruppe: 13 Jahre bis 16 Jahre 6 Kinder
Hauptprobleme in den einzelnen Altersgruppen
In den drei Altersgruppen wurden von den Eltern sehr unterschiedliche Hauptproblembereiche
beschrieben:
� In der Gruppe 1 (Alter 7 Monate bis 3 Jahre, n = 7) waren alle Kinder von einer Entwicklungsverzögerung
betroffen, vier Kinder insbesondere im Bereich der Motorik, fünf Kinder
vor allem im sprachlichen Bereich. Außerdem standen bei jeweils drei Kindern die muskuläre
Hypotonie und die Wutanfälle im Vordergrund der Problematik. Bei zwei Kindern
wurde ein Hodenhochstand festgestellt, bei je zwei weiteren Kindern vermehrter bzw.
verminderter Appetit beklagt. Bei einzelnen Kindern waren Bewegungsunlust, Langsamkeit,
Kleinwuchs und/oder Ängste ein Problem.
� In der Gruppe 2 (Alter 8 bis 11 Jahre, n = 8) fanden sich als Hauptprobleme Kratzen bzw.
Nägelkauen bei sechs Kindern, Wutanfälle bei fünf Kindern, Esssucht bei vier Kindern und
Sprachprobleme bei drei Kindern. Bei jeweils zwei Kindern waren Adipositas, das Beharren
auf Rituale, Sturheit, unsoziales Verhalten und/oder Enuresis ein bedeutendes Problem.
In Einzelfällen wurde Aggressivität, Kontrollzwang, Unruhe, Kleinwuchs, Schlafstörungen,
Perseverationen und/oder eine hartnäckige Vulvitis beklagt.
� In der Gruppe 3 (Alter 13 bis 16 Jahre, n = 6) wurden bei allen Kindern die Esssucht und
das Kratzen bzw. Nägelkauen als Hauptproblem beschrieben. Bei drei Kindern fand sich
desweiteren eine Sprachproblematik. Bei je zwei Kindern waren Kleinwuchs, Adipositas,
Wutanfälle, Perseverationen, Langsamkeit und/oder Sturheit ein Problem. Bei einzelnen
Kindern wurde Bewegungsunlust, Epilepsie, Hypogenitalismus, Hypercholesterinämie,
Asthma, Z. n. Psychose, Eifersucht, Selbstgespräche, Schuldgefühle, Schamlosigkeit
und/oder Enkopresis als Problem genannt.

Homöopathische Therapie in den drei Altersgruppen
Trotz unterschiedlicher Hauptproblembereiche wurde in allen drei Altersklassen die homöopathische
Arznei Calcium carbonicum LM VI (= Austernschalenkalk) am häufigsten verordnet:
In Gruppe 1 bei fünf Kindern, in Gruppe 2 bei zwei Kindern, in Gruppe 3 bei drei Kindern.
Wichtige Leitsymptome von Calcium carbonicum im körperlichen Bereich sind:
� Entwicklungsverzögerung
� Muskuläre Hypotonie und Schlaffheit
� Bewegungsunlust und Langsamkeit
� Gesteigerter Appetit mit Neigung zu Adipositas
Diese Symptome sind kennzeichnend für ein Kind mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom. Ein
weiteres bedeutendes Arzneimittel bei Kindern mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom war Barium
carbonicum LM VI, das bei zwei Kindern der Gruppe 2 und bei einem Kind der Gruppe 3
erfolgreich eingesetzt wurde. Auch bei Barium carbonicum handelt es sich um eine Arznei,
die sich bei Entwicklungsverzögerung, gerade auch im geistigen Bereich, und bei Langsamkeit
bewährt hat. Natürlich müssen auch die übrigen Symptome für die jeweilige homöopathische
Arznei passen, hier also für Barium carbonicum bzw. Calcium carbonicum.
Als weitere homöopathische Arzneien wurden in Gruppe 1 eingesetzt:
� Lycopodium LM VI und Pulsatilla LM VI als Konstitutionstherapie
� Tuberculinum C200 und Helleborus D4 zur gezielten Unterstützung der Entwicklung
� Belladonna C30 in Einmalgaben bei einem Kind mit heftigen Wutanfällen
In Gruppe 2 wurden außerdem folgende Arzneien verordnet:
� Silicea LM VI und Sulfur C30 bzw. LM VI zur konstitutionellen Therapie
� Agaricus LM VI zur gezielten Unterstützung der Entwicklung
� Bei heftigen Wutanfällen Stramonium C30, Acidum nitricum C30, Bufo LM VI und Hyoscyamus
LM VI
� Aus verschiedenen Gründen im Einzelfall: Calcium sulfuricum LM VI, Alumina LM VI
und Magnesium carbonicum LM VI
In Gruppe 3 wurden folgende homöopathische Arzneien verwendet:
� Lycopodium LM VI und Pulsatilla LM VI zur Konstitutionstherapie
� Weitere Arzneien mit verschiedenen Indikationen: Antimonium crudum LM VI, Origanum
LM VI, Alumina LM VI, Aurum metallicum LM VI, Agaricus LM VI und Belladonna LM
VI
Zusammenfassend lässt sich zur Arzneimittelwahl sagen, dass Calcium carbonicum als
Hauptmittel bei zehn Kindern verordnet wurde, neben Barium carbonicum bei drei Kindern.
Bei den anderen Kindern wurden insgesamt 18 unterschiedliche Arzneien eingesetzt, je nach
den Hauptproblembereichen im Einzelfall. Somit ist die beobachtete Gruppe bezüglich der
verwendeten Arzneien sehr heterogen.
51

52
Verlauf unter homöopathischer Therapie
Die oben beschriebenen Hauptproblembereiche bei Kindern mit Prader-Labhart-Willi-
Syndrom wurden durch die homöopathische Therapie sehr unterschiedlich beeinflusst. Es
lässt sich nur mit Vorbehalt verallgemeinern, welche Probleme durch eine homöopathische
Therapie gebessert werden können, da es in dieser Studie große individuelle Unterschiede
gab. So besserte sich beispielsweise bei einem Kind das Kratzen der Haut sehr eindrucksvoll,
wohingegen die Langsamkeit und Passivität unverändert blieben. Ein anderes Kind wurde
deutlich lebhafter und aktiver unter homöopathischer Therapie, wobei das Hautkratzen unverändert
blieb.
Trotz der genannten Schwierigkeit, kann man mit Einschränkung folgende Beobachtungen
aus dem Verlauf verallgemeinern:
1. Deutliche Besserungen konnten bei den Verhaltensauffälligkeiten erzielt werden, insbesondere
bei den heftigen Wutanfällen, die deutlich seltener und weniger häufig auftraten.
Auch die Langsamkeit und Passivität sowie die Schlafstörungen, Enuresis und Enkopresis
besserten sich eindrucksvoll. Bezüglich der Entwicklung konnten gerade bei den kleineren
Kindern (Gruppe 1) auffallende Fortschritte beobachtet werden, sowohl im motorischen als
auch im geistigen und sprachlichen Bereich.
2. Meist nur mäßige Besserungen waren bei den betroffenen Kindern im Bereich der Essproblematik
zu verzeichnen. In der Gruppe 2 (Alter 8 bis 11 Jahre) gab es einige Kinder,
die nicht dick waren und bei denen das Essen kein Problem darstellte. Stattdessen beklagten
die Eltern die heftigen Wutanfälle als ihre Hauptsorge. Es gab auch die genau umgekehrten
Fälle. Ebenfalls mäßig war die Beeinflussung der Sturheit und des Beharrens auf
gewohnte Rituale.
3. Die Hautprobleme mit Kratzen und Zupfen konnten in sehr unterschiedlichem Ausmaß, bei
einigen stark, bei anderen Kindern nur teilweise und vorübergehend beeinflusst werden.
4. Die Heterogenität im Bereich der Hauptprobleme spiegelte sich in der homöopathischen
Arzneimittelwahl wider. So wurde jedem Kind nach ausführlicher homöopathischer
Anamnese die individuell passende Arznei verordnet. Als Hauptmittel stellte sich Calcium
carbonicum heraus, das bei zehn Kindern verordnet wurde. Im Arzneimittelbild von Calcium
carbonicum (= Austernschalenkalk) sind die typischen Probleme der Kinder mit PLWS
beschrieben, z. B. Entwicklungsretardierung, ständiger Appetit, Übergewicht, Langsamkeit
und Sturheit. Außerdem wurde bei drei Kindern Barium carbonicum eingesetzt. Im Arzneimittelbild
dieser Arznei finden sich auch die eben genannten Hauptprobleme der Kinder
mit PLWS, allerdings meist in gesteigerter Form. Des weiteren wurden 18 andere homöopathische
Arzneien verordnet, je nach Beschwerdebild im Einzelfall.
5. Nicht zu beeinflussen war bei zwei Kindern der Hodenhochstand, der dann operativ behoben
wurde.
6. Bemerkenswert erscheint, dass man bei den jüngeren Kindern bis zum Alter von elf Jahren
(Gruppe 1 u. 2) deutlichere Besserungen erreichen konnte als bei den älteren Kindern.
7. Besonders hervorzuheben ist das große Engagement der Eltern der PLWS-Kinder, die
größtenteils in sehr aktiven Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen sind. Sie nehmen
große Anstrengungen und weite Wege auf sich, um ihr Kind optimal zu behandeln und zu
fördern. Ihnen sei an dieser Stelle für ihre hervorragende Mitarbeit bei der Beobachtungsstudie
gedankt. Dieser große, persönliche Einsatz der Eltern verdeutlicht auch die enorme
zusätzliche Belastung, den ein Kind mit PLWS in eine Familie bringen kann.

Abschließend lässt sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen sagen, dass bei fast allen Kindern
mit PLWS, die im Rahmen dieser Beobachtungsstudie homöopathisch behandelt wurden,
Besserungen erreicht werden konnten. Allerdings sind diese Verbesserungen bei den
einzelnen Kindern in den jeweiligen Problembereichen individuell sehr unterschiedlich und
daher nur schwer miteinander vergleichbar.
Auswertung nach einem Jahr
Die Wutanfälle sind nach der Literatur ein Hauptproblem bei Kindern mit PLWS, vor allem
bei älteren Kindern. Gerade an diesem typischen Parameter lässt sich verdeutlichen, wie heterogen
die Gruppe ist: Von den 20 Kindern stellte die Wut nur bei 10 Kindern (50 %) ein Problem
dar.
Das Alter dieser betroffenen Kinder betrug zwei bis 16 Jahre. Das Alter der von der Wut
nicht betroffenen Kinder lag zwischen sieben Monaten und 15 Jahren. Die Wutanfälle waren
also nicht so streng altersgebunden wie es meist beschrieben wird.
Da die Wut sich nicht objektiv messen lässt, sind auch keine Vergleiche zwischen verschiedenen
Kindern möglich, sondern nur intra-individuelle Vergleiche. Daher wurde zur
Auswertung der Wutanfälle folgender Score eingesetzt:
0 Ausgangspunkt
+1 Wutanfälle besser
+2 Wutanfälle viel besser
+3 keine Wutanfälle mehr
0 Wutanfälle unverändert
-1 Wutanfälle schlimmer
-2 Wutanfälle viel schlimmer
Es zeigte sich, dass für drei von den zehn betroffenen Kindern die Wutanfälle das wichtigste
Problem waren. Nach dem oben genannten Score zeigte sich folgendes Bild:
Tab. 19: Wutanfälle als wichtigstes Problem
Konsultation Oliver Thomas Bianca
1 0 0 0
2 +2 +2 +1
3 +2 -2 +2
4 +3 0 0
5 +2 +2 +2
6 +3 +2 +2
53

54
Einschätzung der
Wut nach Score
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
-1,5
-2
1 2 3 4 5 6
Konsultationen
1 = Erstanamnese, 2 = 2. Konsultation, 3 = 3. Konsultation, ...
Abb. 2: Wutanfälle als wichtigstes Problem
Oliver G. 11J. Thomas L. 16J. Bianca Z. 9J.
Auf der Abbildung 2 sieht man den Verlauf der Wutanfälle. Auf der vertikalen Achse ist der
oben beschriebene Score der Wutanfälle aufgetragen (-2 bis +3). Auf der horizontalen Achse sind
die Konsultationen durchnummeriert, wobei 1 = Erstanamnese bedeutet, 2 = 2. Konsultation, 3 =
3. Konsultation, etc.
Der Abstand zwischen den einzelnen Konsultationen beträgt mindestens vier Wochen,
manchmal einige Monate. Bei der Erstanamnese (1) werden die Wutanfälle bei allen Kindern
mit 0 als Ausgangspunkt gleichgesetzt. Die Eltern sollten dann bei jeder Konsultation die
Wutanfälle mit diesem Ausgangspunkt vergleichen. Beispielsweise haben sich die Wutanfälle
bei Oliver (blauer Balken) bis zur 2. und 3. Konsultation jeweils deutlich gebessert im Vergleich
zur Erstanamnese und wurden deshalb jeweils mit +2 beurteilt. Bei der 4. Konsultation
waren die Wutanfälle sogar völlig verschwunden, so dass dies mit +3 eingestuft wurde. Dann
sind nochmals wenige Wutanfälle aufgetreten, d. h. bei der 5. Konsultation war die Beurteilung
wieder +2 (deutlich weniger Wutanfälle als bei der Erstanamnese). Bei der 6. Konsultation
hatte er seit einigen Wochen keine Wutanfälle mehr, d. h. nach dem Wutscore entspricht
dies +3. Somit haben sich die Wutanfälle bei Oliver unter der homöopathischen Therapie
deutlich verbessert und waren zuletzt sogar ganz verschwunden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Problem der Wutanfälle bei allen drei
Kindern im Laufe der Behandlung deutlich geringer wurden. Bei Thomas (roter Balken) trat
zwar vorübergehend eine deutliche Verschlimmerung auf im Rahmen eines Schubes seiner
bekannten Psychose. Danach wurden aber auch bei ihm die Wutanfälle besser im Vergleich
zum Ausgangspunkt bei der Erstanamnese.
Bei weiteren drei Kindern waren die Wutanfälle das zweitwichtigste Problem (Tab. 20
und Abb. 3). Das Kind Panja besserte sich zunächst langsam, dann jedoch deutlich. Diese
deutliche Besserung hielt an bis zur 7. Konsultation und wurde mit +2 bewertet. Bei dem
Kind Melanie fand sich zunächst ein ähnlicher Verlauf mit zunächst leichter (+1), dann deutlicher
Besserung (+2). Bei der 6. und für dieses Kind letzten Konsultation waren die Wutan-

fälle dann wieder etwas zunehmend, aber noch weniger als zu Beginn der Behandlung, was
+1 entspricht. Das dritte Kind Dominique zeigte keine Verbesserung. Hier trat sogar zeitweise
eine Verschlechterung der Wutanfälle auf. Dieses Kind konnte auch bei den anderen Problemen
durch die homöopathische Therapie nicht gebessert werden und ist als Therapieversager
einzustufen.
Tab. 20: Wutanfälle als zweitwichtigstes Problem
Konsultation Panja Melanie Dominique
Einschätzung der
Wut nach Score
-1
-2
1 0 0 0
2 +1 +1 -2
3 +2 +2 0
4 +1 +2 -2
5 +2 +2 0
6 +2 +1 0
7 +2 - -
2
1
0
1 2 3 4 5 6 7
Abb. 3: Wutanfälle als zweitwichtigstes Problem
Konsultationen
1 = Erstanamnese, 2 = 2. Konsultation, 3 = 3. Konsultation, ...
Panja R. 9J. Melanie M. 5J. Dominique S. 11J.
Bei den übrigen vier Kindern mit Wutanfällen spielte die Wut in der gesamten Krankheitsproblematik
eine untergeordnete Rolle. Diese Kinder blieben entweder in der Wut unverändert
oder zeigten nur leichte Verbesserungen unter der homöopathischen Therapie.
55

56
Fazit
Aus den beschriebenen Erfahrungen lässt sich die Vermutung ableiten, dass sich die Wutanfälle
bei Kindern mit PLWS durch eine homöopathische Therapie günstig beeinflussen lassen,
und zwar vor allem dann, wenn die Wut sehr ausgeprägt ist und ein wichtiges Problem für die
Kinder darstellt. Allerdings ist die Gruppe der betroffenen Kinder zu klein, um die Beobachtung
zu verallgemeinern. Daher wäre es wünschenswert, die Studie in einer größeren Gruppe
von PLWS-Kindern weiterzuführen, bei denen die Wut ein Hauptproblem darstellt. Erst dann
wird sich die Hypothese bestätigen oder widerlegen lassen.
Zusammenfassung
Die vorliegende Beobachtungsstudie sollte die Frage klären, ob Kinder mit Prader-Labhart-
Willi-Syndrom (PLWS) von einer begleitenden homöopathischen Therapie mit Einzelmitteln
in ihren typischen Problembereichen profitieren. Es wurde das Krankheitsbild „Prader-
Labhart-Willi-Syndrom“ gewählt, da es in der Literatur als sehr einheitlich beschrieben wird.
Die wichtigsten Problembereiche bei diesem genetisch bedingten Krankheitsbild betreffen die
Entwicklung (Motorik, Geist und Sprache), das Essverhalten, die Aktivität, Flexibilität, Langsamkeit,
Neigung zu Wutanfällen, Atempausen im Schlaf und die Neigung, sich zu kratzen.
Eine wichtige Beobachtung dieser Studie ist, dass das Krankheitsbild des PLWS in der
Realität bei weitem nicht so einheitlich ist, wie in der Literatur beschrieben. Die einzelnen
genannten Problembereiche kommen nicht bei allen Kindern vor. Auch sind sie in sehr unterschiedlichem
Ausmaß vorhanden. Diese Unterschiede sind nicht allein durch die verschiedenen
Altersstufen zu erklären. Beispielsweise ist das Essen bei Kindern mit PLWS ab dem Alter
von ca. fünf Jahren nach der Literatur immer ein großes Problem. In dieser Studie gibt es
jedoch einige ältere Kinder, bei denen das Essen kein Problem darstellt. Deren Hauptproblem
ist zum Beispiel das unaufhörliche Kratzen.
Fazit: Beim PLWS handelt es sich nicht um ein einförmiges Krankheitsbild, bei dem alle
betroffenen Kinder dieselben Störungen haben. Es handelt sich vielmehr um ein komplexes
Geschehen, dessen Grad der Ausprägung nicht allein durch die genetischen Veränderungen
bestimmt wird. Auch das soziale Umfeld und die jeweiligen Förderungsmöglichkeiten können
das Krankheitsbild und die Entwicklung des Kindes wesentlich beeinflussen.
Die Probleme der einzelnen Kinder lassen sich in sehr unterschiedlichem Maß durch die
homöopathische Therapie beeinflussen. Bei den meisten Kindern trat eine Besserung bei den
Problemen auf, die sich für das jeweilige Kind als besonders ausgeprägt darstellten. Wenn
beispielsweise heftige Wutanfälle das Hauptproblem eines Kindes waren, konnte dieses Problem
durch die passende homöopathische Arznei gebessert werden. Wenn bei einem anderen
Kind die Wutanfälle nur selten auftreten und leicht verlaufen, ist anzunehmen, dass sich an
diesem Problem durch die homöopathische Therapie nur wenig ändern lässt.
In einigen Problembereichen konnten erstaunliche Therapieerfolge erzielt werden. Dazu
zählt bei Säuglingen und Kleinkindern der Bereich der Entwicklung und Aktivität. Die Eltern
berichteten immer wieder, dass ihr Kind seit der homöopathischen Therapie erstaunliche Entwicklungsfortschritte
im motorischen und sprachlichen Bereich gemacht habe und sich viel
mehr und viel lieber bewegen würde. Ein anderer Bereich sind die Wutanfälle, die bei einigen
behandelten Kindern an Häufigkeit und Heftigkeit deutlich abgenommen haben. Teilerfolge
wurden erzielt in den Bereichen der Essproblematik, des Kratzens, der fehlenden Flexibilität

und des auffälligen Sozialverhaltens. Kein Erfolg wurde durch die homöopathische Therapie
bei den beiden Kindern mit Hodenhochstand erzielt.
Die Hauptarznei bei Kindern mit PLWS war in dieser Beobachtungsstudie Calcium carbonicum.
Diese Arznei wurde bei vielen Kindern eingesetzt, bei einigen erst im Verlauf der
homöopathischen Therapie. Das Arzneimittelbild passt sehr gut zu einem Kind mit dem typischen
Bild des PLWS mit seiner Esssucht und Adipositas, mit seinem sanften und lieben Wesen,
aber auch mit seinen heftigen Wutanfällen. Das zweitwichtigste Arzneimittel war Barium
carbonicum, bei dem die Entwicklungsretardierung noch mehr im Vordergrund steht als bei
Calcium carbonicum.
Literatur
Haidvogl M, Lehner E, Resch D M: Homoeopathic treatment of handicapped children. British
Homoeopathic Journal 82 (1993) 227–236.
Prader-Willi Syndrome Association: Synopsis: Prader-Willi-Syndrom. Edina, Minnesota
USA 1984.
Ledbetter D H, Riccardi V M, Airhart S D, Strobel R J, Keenan B S, Crawford J D: Deletions
of chromosome 15 as a cause of the Prader-Willi syndrome. N Engl J Med 304 (1981)
325–329.
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58
Fragebogen zur Akzeptanz des Modellprojektes am
Dr. von Haunerschen Kinderspital
Hintergrund
Um den Jahreswechsel 1998/1999 wurde im Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU
München eine Zwischenevaluation zum Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“
durchgeführt. Ziel dieser Evaluation war es zu untersuchen, inwieweit dieses Projekt nach
knapp vier Jahren seines Bestehens in der Universitätskinderklinik von den Ärzten, dem Pflegepersonal
und den Eltern der kranken Kinder akzeptiert wird und in der Kinderklinik integriert
ist.
Mithilfe von Fragebögen wurde u. a. gefragt, wie groß der Bedarf an homöopathischer
Therapie in der Kinderklinik eingeschätzt wird, was von einer begleitenden homöopathischen
Therapie erwartet wird, welche Erfahrungen bisher gemacht wurden, wie häufig homöopathische
Therapie in Anspruch genommen wird, ob Studien zur Homöopathie notwendig sind und
unterstützt werden und ob eine Integration der homöopathischen Therapie in die Kinderklinik
sinnvoll erscheint.
Die Eltern wurden mit einem eigenen Fragebogen u. a. nach Vorerfahrungen mit einer
homöopathischen Therapie gefragt, ob sie eine begleitende homöopathische Therapie bei ihrem
Kind in der Klinik begrüßen würden, ob ihnen eine solche Therapie angeboten wurde und
ob sie bereit wären, an Studien zur Homöopathie teilzunehmen, auch wenn sie randomisiert
bzw. doppelblind durchgeführt werden müssten.
Durchführung
In der Zeit vom 18.12.1998 bis zum 07.01.1999 wurde am Dr. von Haunerschen Kinderspital
eine standardisierte Fragebogenumfrage im Sinne einer Vollerhebung durchgeführt. Es wurden
insgesamt 137 Ärzte und 212 Personen des nicht-ärztlichen Personals befragt. Die Erhebung
erfolgte anonym.
Da das Dr. von Haunersche Kinderspital (129 Betten) am 01.10.1998 mit der Kinderpoliklinik
(39 Betten) zusammengeschlossen wurde, konnten die befragten Ärzte in zwei verschieden
Untergruppen eingeteilt werden: Alt- und Neu-Haunerianer. Zur Gruppe der Alt-
Haunerianer gehörten alle Ärzte, die schon vor dem 01.10.1998 im Dr. von Haunerschen Kinderspital
gearbeitet hatten, zur Gruppe der Neu-Haunerianer zählten die Ärzte aus der Kinderpoliklinik
und diejenigen, die nach dem 01.10.1998 neu eingestellt worden waren. Durch diese
Einteilung in zwei Untergruppen war es möglich, den Erfolg des Modellprojekts nicht nur
anhand einer Status-Erhebung zu evaluieren, sondern auch im direkten Vergleich mit einer
parallelen Kontrollgruppe aus Ärzten, die bis kurz vor der Befragung keinen Kontakt zum
Modellprojekt hatten.
Nach der Personalbefragung wurde vom 13.01.1999 bis zum 03.02.1999 eine Befragung
der Eltern von stationär und ambulant behandelten Kindern der Klinik durchgeführt. Alle Eltern
bekamen bei der üblichen Anmeldung einen standardisierten Fragebogen ausgehändigt,
den sie während der Wartezeit ausfüllen und danach in besondere Briefkästen im Haus einwerfen
sollten. Auch diese Befragung wurde anonym und freiwillig durchgeführt.

Die Auswertung erfolgte durch Frau S. Dittloff und Herrn R. Lüdtke von der Carstens-
Stiftung.
Fragebögen
Die Befragung erfolgte mithilfe von drei standardisierten Fragebögen: für die Ärzte, für das
nicht-ärztliche Personal und für die Eltern. Die meisten Fragen konnten angekreuzt werden.
Es bestand aber auch die Möglichkeit für freie Formulierungen. Die Umfrage wurde anonym
durchgeführt. Die Ärzte wurden gebeten anzugeben, ob sie als Oberarzt, Assistenzarzt oder
Arzt im Praktikum in der Kinderklinik arbeiten. Personen des nicht-ärztlichen Personals sollten
ebenfalls angeben, in welchem Beruf sie tätig sind. Zur Auswahl standen vier Bereiche:
1. Krankenschwester bzw. -pfleger
2. Krankengymnastin, Logopädin oder Ergotherapeutin
3. Psychologin oder Sozialarbeiterin
4. Diätassistentin und andere
Bei der Elternumfrage bekamen die Eltern jedes Kindes, das in dem Befragungszeitraum in
die Kinderklinik zur Behandlung kam, einen Fragebogen ausgehändigt.
Rücklaufquoten
a) Ärzte
Die Fragebögen wurden an insgesamt 137 Ärzte der Klinik verteilt. Die Gruppe der Alt-
Haunerianer bestand aus 87 Ärzten. Es wurden insgesamt 63 Fragebögen zurückgegeben,
wobei die Rücklaufquote mit 71–75 % in allen drei Untergruppen nahezu identisch war.
Die Kontrollgruppe der Neu-Haunerianer umfasste 50 Ärzte, von denen 23 den Fragebogen
ausfüllten, wobei die Rücklaufquote bei den Ober- und Assistenzärzten jeweils 50 % betrug,
bei den Ärzten im Praktikum aber nur bei 17 % lag.
Tab. 21: Rücklaufquote bei den Ärzten
Arztgruppe
Alt-Haunerianer
(vor 01.10.98 im
von Haunerschen)
Gesamt Rücklauf
Neu-Haunerianer
(nach 01.10.98 im
von Haunerschen)
Prozent Gesamt Rücklauf
Summe
Prozent Gesamt Rücklauf
Prozent
Oberärzte 21 15 71 % 18 9 50 % 39 24 62 %
Assistenzärzte 58 42 72 % 26 13 50 % 84 55 65 %
Ärzte im Praktikum
8 6 75 % 6 1 17 % 14 7 50 %
Summe 87 63 72 % 50 23 46 % 137 86 63 %
59

60
Man erkennt in Abbildung 4 deutlich, dass die Rücklaufquote bei den Alt-Haunerianern mit
72 % deutlich höher lag als bei den Neu-Haunerianern mit 46 %.
73%
27%
"Neu-Haunerianer"
"Alt-Haunerianer"
Abb. 4: Zusammensetzung der Stichprobe nach Klinikzugehörigkeit (n= 86)
b) Nicht-ärztliches Personal
Bei der Umfrage unter dem nicht-ärztlichen Personal wurden alle Berufsgruppen einbezogen,
die engeren Kontakt zu den Kindern bzw. zu deren Eltern haben. Dazu zählen vor allem das
Pflegepersonal im Bereich der Normal- und Intensivstationen sowie der Ambulanzen, aber
auch andere Berufsgruppen wie die Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen,
Sozialpädagogen, Erzieher und Diätassistenten. Es wurde ein eigener Fragebogen
entwickelt, der freiwillig und anonym ausgefüllt werden sollte. Dieser Fragebogen wurde an
insgesamt 212 Personen verteilt, von denen 175 der Krankenpflege angehörten und 37 dem
sonstigen nicht-ärztlichen Personal. Die Rücklaufquote betrug im Bereich des Krankenpflegepersonals
72 %, im sonstigen nicht-ärztlichen Personal 41 %. Daraus ergab sich eine Gesamtrücklaufrate
von 67 %. Die relativ niedrige Rücklaufquote von 41 % beim sonstigen
nicht-ärztlichen Personal lässt sich dadurch erklären, dass die meisten der Angesprochenen
dieser Berufsgruppen über Weihnachten und Neujahr Urlaub nehmen können. Das Pflegepersonal
und die Ärzte müssen dagegen entweder an Weihnachten oder Neujahr arbeiten und
konnten so durch diese Umfrage sicher erreicht werden.
Tab. 22: Rücklaufquote beim nicht-ärztlichen Personal
Berufsgruppe Gesamt Rücklauf Prozent
Krankenpflegepersonal 175 126 72 %
Sonstiges nicht-ärztliches Personal 37 15 41 %
Summe 212 141 67 %

8%
11%
6%
55%
Krankenpflegepersonal
Normalstation
Krankenpflegepersonal
Ambulanz
Krankenpflegepersonal
Intensivstation
Sonstiges nicht-ärztliches
Personal
Abb. 5: Zusammensetzung der Stichprobe nach Berufsgruppen (n= 141)
Bemerkenswert war bei der Auswertung die große Berufserfahrung des nicht-ärztlichen Personals
bei den Alt-Haunerianern. Bei diesen gaben 43 % der Befragten mehr als zehn Jahre
Berufserfahrung, nur 14 % waren relative Berufsanfänger mit 0–2 Jahren Erfahrung. Bei den
Neu-Haunerianern waren 39 % Berufsanfänger. Niemand aus dieser Gruppe, die den Fragebogen
ausgefüllt haben, hatte eine langjährige Berufserfahrung von mehr als zehn Jahren.
50%
40%
30%
20%
10%
0%
39%
14%
33%
23%
28%
20%
0%
43%
0-2 J. 3-5 J. 5-10 J. > 10 J.
Abb. 6: Berufserfahrung im nicht-ärztlichen Bereich
c) Eltern der kranken Kinder
Frühere
Kinderpoliklinik
Dr. v. H.
Kinderspital
Alle Eltern, deren Kinder in der Zeit vom 13.01.1999 bis zum 03.02.1999 im Dr. von Haunerschen
Kinderspital in Behandlung waren, wurden mithilfe eines standardisierten Fragebogens
befragt. Dabei wurden insgesamt 1.048 Fragebögen verteilt, 807 davon im ambulanten und
241 im stationären Bereich. In den Ambulanzen wurden 393 beantwortete Fragebögen zurückgegeben,
was einer Rücklaufquote von 49 % entspricht. Dabei entfallen jeweils etwa ein
61

62
Viertel dieser Bögen auf die Allgemeine Ambulanz, auf die Notfallambulanz und auf die Spezialambulanzen.
22 % der Eltern machten keine näheren Angaben bezüglich der behandelnden
Ambulanz. Im stationären Bereich wurden 103 beantwortete Fragebögen zurückgegeben,
was einer Rücklaufquote von 43 % entspricht. Diese verteilen sich auf die sechs verschiedenen
Normalstationen, die zwei Intensivstationen sowie auf die Tageskliniken. Dabei fällt auf,
dass die onkologische Station mit 18 % und die Tageskliniken (insbesondere onkologische
Tagesklinik) mit 19 % einen auffallend großen Anteil am Rücklauf der Bögen hatten. Hier
besteht von Seiten der Eltern ein starkes Interesse an begleitender homöopathischer Therapie.
Tab. 23: Rücklaufquote bei den Eltern
Eltern Gesamt Rücklauf Prozent
Ambulant 807 393 49 %
Stationär 241 103 43 %
Summe 1048 496 47 %
21%
79%
Abb. 7: Zusammensetzung der Stichprobe nach Klinikbereichen (n= 496)
Zusammenfassung
Ambulanter Bereich
Stationärer Bereich
Die Ergebnisse der Klinikumfrage waren sowohl bei den Ärzten als auch beim nichtärztlichen
Personal und den Eltern auffallend positiv.
An der hohen Rücklaufquote von knapp 50 % bei den Eltern und um die 70 % sowohl bei
den Ärzten als auch beim nicht-ärztlichen Personal ist das große Interesse der Befragten am
Modellprojekt erkennbar. Die Antworten in allen drei befragten Gruppen belegen die große
Akzeptanz und weit reichende Integration des Modellprojekts „Homöopathie in der Pädiatrie“
in die Kinderklinik, wobei sich gewisse Unterschiede zwischen den Alt- und den Neu-
Haunerianern finden. Die Antworten der Befragten, die das Projekt schon längere Zeit ken-

nen, zeigen, dass sie die begleitende homöopathische Therapie in dieser Kinderklinik häufiger
wünschten und einen größeren Bedarf sahen als die Neu-Haunerianer.
Die Klinikumfrage hat außerdem gezeigt, dass gerade die Eltern sich für ihre kranken
Kinder, wenn möglich, eine schonende, aber wirksame Behandlung wie die homöopathische
Therapie auch in der Kinderklinik wünschen. In den Kliniken ist die Homöopathie bisher
noch zu wenig vertreten, obwohl gerade hier ein sinnvoller Einsatz bei Kindern begleitend
möglich und hilfreich ist.
Vor dem Hintergrund dieser positiven Ergebnisse der Umfrage, besonders auch unter den
Oberärzten, kann sich die Homöopathie als neuer Bereich in dieser renommierten Universitätskinderklinik
etablieren, um die Therapiemöglichkeiten für die kranken Kinder zu erweitern.
Außerdem lässt sich die gesamte Infrastruktur der Universität nutzen, um eine fundierte
Forschung zur Homöopathie aufzubauen. Ziel dieser Forschung ist es, überzeugende wissenschaftliche
Daten zu generieren, damit diese komplementäre Behandlungsmethode mehr Anerkennung
bekommt und in der gesamten Medizin den Stellenwert bekommt, der ihr gebührt.
63

64
Vergleich der drei Kinderkliniken
Um auch in den beiden anderen am Projekt beteiligten Kliniken einen Überblick über den
Bedarf an homöopathischer Therapie zu erhalten, wurden im Clementine-Kinderhospital im
Juni 2000 und in der Kinderklinik an der Lachnerstraße im Februar 2001 Klinikumfragen
nach dem Vorbild des Dr. von Haunerschen Kinderspitals durchgeführt. Dafür wurden die
bereits vorhandenen Fragebögen aus dem Dr. von Haunerschen Kinderspital im Wesentlichen
übernommen und in einigen Details an die Besonderheiten der jeweiligen Klinik angepasst.
Im Clementine-Kinderhospital kamen 14 Fragebögen von den Ärzten (Rücklaufquote
77 %) und 54 Fragebögen vom Pflegepersonal (Rücklaufquote 49 %) zurück. Die Ergebnisse
dieser Umfrage wurden ebenfalls veröffentlicht (Niehoff und Rommel 2001). In der Kinderklinik
an der Lachnerstraße kamen 17 Fragebögen von den Ärzten (Rücklaufquote 49 %) und
29 Fragebögen vom Pflegepersonal (Rücklaufquote 29 %) zurück. Im Unterschied zur ersten
Umfrage im Dr. von Haunerschen Kinderspital wurden die beiden folgenden Umfragen zu
Beginn des jeweiligen Projektes initiiert und können somit nicht als Zwischenbilanz, sondern
nur als Dokumentation der Ausgangslage interpretiert werden. Trotz dieses Umstandes
scheint es gerechtfertigt und sinnvoll, die Umfrageergebnisse aller drei Kliniken gegenüberzustellen.
Die folgende Darstellung enthält ist der Veröffentlichung von Christian Lucae im
Jahrbuch 8 (2001) der Carstens-Stiftung entnommen.
Bedarf der Ärzte im stationären Bereich
In Abbildung 8 ist der Bedarf der Ärzte an begleitender homöopathischer Therapie in allen
drei Kinderkliniken graphisch gegenübergestellt. Im ersten Diagramm (Dr. von Haunersches
Kinderspital) ist zu beachten, dass hier die sogenannten „Neu-Haunerianer“ und „Alt-
Haunerianer“ unterschieden werden. Im Herbst 1998 – also kurz vor der Umfrage – wurde die
Münchner Kinderpoliklinik („Neu-Haunerianer“) in das Dr. von Haunersche Kinderspital
(„Alt-Haunerianer“) eingegliedert, so dass diese beiden Ärztegruppen bei der Umfrage unterschieden
wurden. Der deutlich höhere Anteil der „Alt-Haunerianer“ in den Rubriken „groß“
und „mittel“ deutet darauf hin, dass das zum Zeitpunkt der Umfrage bereits drei Jahre bestehende
Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ durchaus positiv bewertet und angenommen
wurde. Die „Neu-Haunerianer“, die noch keine Möglichkeit hatten, das Projekt näher in Augenschein
zu nehmen, schätzten daher den Bedarf an homöopathischer Therapie geringer ein. Die
Ärzte in den beiden nicht universitären Kinderkliniken schätzten den Bedarf zu über 50 % als
„gering“ und zwischen 35 und 43 % als „mittel“ ein. Bemerkenswerterweise wurde die Antwortmöglichkeit
„kein Bedarf vorhanden“ in allen drei Kliniken nur selten angekreuzt (unter
10 %).
Bedarf des nicht-ärztlichen Personals
Mit einem zweiten Fragebogen wurden Krankenschwestern und -pfleger, Krankenpflegeschüler,
Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Logopäden, Musiktherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter,
Erzieher, Diätassistenten, Ernährungsberater und andere angesprochen und unter
dem Begriff „nicht-ärztliches Personal“ subsummiert. Wie aus Abbildung 9 ersichtlich, wurde
der Bedarf an homöopathischer Therapie von dieser Gruppe deutlich höher bewertet als von

den Ärzten. Etwa 90 % schätzten den Bedarf „groß“ bis „mittel“ ein. Mit Abstand am größten
wurde der Bedarf in der Kinderklinik an der Lachnerstraße bewertet: 52 % der Befragten sahen
„großen“ Bedarf an begleitender homöopathischer Therapie. Hier ist allerdings die relativ
schlechte Rücklaufquote beim nicht-ärztlichen Personal in der Kinderklinik an der Lachnerstraße
zu erwähnen, wodurch dieses Ergebnis leicht verzerrt worden sein könnte.
Dr. von Haunersches Kinderspital
60
50
40
30
20
10
0
17
25
35
49
groß mittel gering nicht vorhanden
Clementine-Kinderhospital
60
50
40
30
20
10
0
0
43
30
19
groß mittel gering nicht vorhanden
Kinderklinik an der Lachnerstraße
60
50
40
30
20
10
0
6
35
groß mittel gering nicht vorhanden
52
57
9
5
6
0
"Neu-Haunerianer"
"Alt-Haunerianer"
Abb. 8: Bedarf der Ärzte an begleitender homöopathischer Therapie im stationären Bereich (in %)
65

66
Dr. von Haunersches Kinderspital
60
50
40
30
20
10
0
36
Clementine-Kinderhospital
40
35
30
25
20
15
10
5
0
49
groß mittel gering nicht vorhanden
15
37
10
groß mittel gering nicht vorhanden
Kinderklinik an der Lachnerstraße
60
50
40
30
20
10
0
52
38
groß mittel gering nicht vorhanden
Abb. 9: Bedarf des nicht-ärztlichen Personals an begleitender homöopathischer Therapie (in %)
10
3
1
0
0

Erwartungen der Ärzte an die homöopathische Therapie
Das Ergebnis einer weiteren, wichtigen Frage ist in Abbildung 10 dargestellt: Was erwarten
sich die Ärzte überhaupt von einer homöopathischen Therapie in der Klinik? Bemerkenswerterweise
kreuzten 66 bis 86 % der Befragten aller drei Kinderkliniken die Rubrik „Besserung
der Beschwerden“ an, obwohl doch scheinbar die Mehrzahl der Ärzte der Homöopathie sehr
kritisch gegenübersteht und die Wirksamkeit der Homöopathie generell nach wie vor anzweifelt.
Im Vergleich scheinen hier die Universitätsmediziner die größeren Zweifel zu haben als
die Kollegen im Clementine-Kinderhospital oder in der Kinderklinik an der Lachnerstraße.
„Beruhigung und Zufriedenheit der Eltern“ erwarten sich 55 bis 79 % der Ärzte, eine Eindämmung
des Bedarfs an konventionellen Medikamenten immerhin noch 43 bis 50 %. Dies
könnte darauf hindeuten, dass – vielleicht in der Pädiatrie überhaupt in besonderem Maße –
der Einsatz von Medikamenten in jedem Einzelfall kritisch hinterfragt wird und die Ärzte
bestrebt sind, möglichst wenig zu verschreiben. Zur Erreichung dieses Zieles scheint die Homöopathie
recht willkommen zu sein. Fast keiner der Befragten hatte überhaupt keine Erwartungen
an die Homöopathie.
Wunsch bzw. Nachfrage der Eltern nach begleitender homöopathischer
Therapie
Wie bereits eingangs erwähnt, konnten im Dr. von Haunerschen Kinderspital knapp 500 Fragebögen
von Eltern erkrankter Kinder ausgewertet werden. Eine begleitende homöopathische
Therapie wurde von 63 % der Eltern als „sehr begrüßenswert“ angesehen, nur 3 % wünschten
keine homöopathische Therapie (Abb. 11). Immerhin 23 % der Eltern konnten die Frage nicht
beurteilen, da offensichtlich der Kenntnisstand bzw. die Information über die Homöopathie zu
gering war.
Im Clementine-Kinderhospital und in der Kinderklinik an der Lachnerstraße fand zwar
keine Elternbefragung statt, dafür sollten die befragten Ärzte und Krankenschwestern die
Nachfrage seitens der Eltern einschätzen (Abb. 12). Somit ergibt sich nur ein indirektes Bild
der elterlichen Wünsche, und die direkte Gegenüberstellung der Ergebnisse mit dem Dr. von
Haunerschen Kinderspital ist problematisch. Immerhin werden über 50 % der Schwestern und
Ärzte der Kinderklinik an der Lachnerstraße „manchmal“ bis „oft“ nach der Homöopathie
gefragt. Im Clementine-Kinderhospital dagegen wird deutlich seltener nachgefragt: Die Hälfte
der Ärzte ist noch nie mit dieser Frage konfrontiert worden. Dagegen scheint das Pflegepersonal
als Ansprechpartner wichtiger zu sein. Wahrscheinlich hängt die geringere Nachfrage
im Clementine-Kinderhospital mit den regionalen Gegebenheiten zusammen. Im Raum München
scheint die Informiertheit der Eltern bezüglich der Homöopathie als mögliche Therapievariante
in der Kinderklinik deutlich größer zu sein als in Frankfurt/Main. Außerdem ist die
Dichte der homöopathischen Ärzte und Therapeuten in München deutlich größer als in Frankfurt
und Umgebung, so dass hier viele Eltern schon persönliche Erfahrungen mit der Homöopathie
bei sich oder ihren Kindern gemacht haben.
67

68
Dr. von Haunersches Kinderspital
80
60
40
20
0
66
Besserung der
Beschwerden
Clementine-Kinderhospital
100
80
60
40
20
0
86
Besserung der
Beschwerden
Kinderklinik an der Lachnerstraße
100
80
60
40
20
0
86
Besserung der
Beschwerden
55
Beruhigung und
Zufriedenheit der
Eltern
79
Beruhigung und
Zufriedenheit der
Eltern
69
Beruhigung und
Zufriedenheit der
Eltern
43
Eindämmung des
Bedarfs an
konventionellen
Medikamenten
50
Eindämmung des
Bedarfs an
konventionellen
Medikamenten
52
Eindämmung des
Bedarfs an
konventionellen
Medikamenten
Abb. 10: Erwartungen der Ärzte an die homöopathische Therapie (in %)
0
keine Erwartungen
7
keine Erwartungen
0
keine
Erwartungen

Dr. von Haunersches Kinderspital
80
60
40
20
0
63
sehr
begrüßenswert
11
unter
bestimmten
Umständen
begrüßenswert
3
nicht
gewünscht
23
nicht
beurteilbar
Abb. 11: Wunsch der Eltern nach begleitender homöopathischer Therapie (in %)
Clementine-Kinderhospital
60
50
40
30
20
10
0
14 14
7
32
21
52
50
oft manchmal selten nie
Kinderklinik an der Lachnerstraße
60
50
40
30
20
10
0
18
7
35
45
oft manchmal selten nie
47
41
5
0
7
Ärzte
Schwestern
Ärzte
Schwestern
Abb. 12: Nachfrage der Eltern bei Ärzten und Schwestern nach begleitender homöopathischer Therapie
(in %)
69

70
Einstellung der Ärzte und Eltern gegenüber wissenschaftlichen
Studien
Eine wichtige Frage für das weitere Vorgehen im Verbund der drei Projekte „Homöopathie in
der Pädiatrie“ stellte die Akzeptanz des Klinikpersonals und der Eltern gegenüber wissenschaftlichen
Studien dar. Zunächst wurde nach dem allgemeinen Bedarf an Studien gefragt:
77 bis 86 % der Ärzte in allen drei Kliniken sahen einen mittelgroßen bis großen Bedarf an
Studien. Geringen bis keinen Bedarf kreuzten lediglich 14 bis 24 % der Ärzte der drei Kliniken
an (Abb. 13). „Jederzeit“ an einer Studie mitwirken würde durchschnittlich jeder vierte
Befragte (Abb. 14). Die Frage nach Art und Konzept der Studien wurde wiederum im Dr. von
Haunerschen Kinderspital und in der Kinderklinik an der Lachnerstraße fast identisch beantwortet:
Kontrollierte und doppelblinde Studien werden eindeutig favorisiert (Abb. 14). Im
Clementine-Kinderhospital hält sich dagegen der Wunsch nach Beobachtungsstudien und
nach doppelblinden Studien die Waage. Bemerkenswert ist, dass selbst an der Universitätskinderklinik
nur jeder zweite Arzt eine Doppelblindstudie wünscht, obwohl diese Studienform
nach wie vor als sogenannter „Goldstandard“ in der Medizin gilt. Womöglich hatten
viele der Befragten die oft schwierige Durchführbarkeit oder auch die ethische Problematik
solcher Studien im Hinterkopf.
Die Einstellung der Eltern zu wissenschaftlichen Studien ist besonders wichtig, zudem in
der Pädiatrie kaum eine therapeutische Entscheidung ohne die Zustimmung der Eltern getroffen
wird. Meist sind die Kinderärzte auch mit sehr gut informierten Eltern konfrontiert und
müssen die Behandlung der Kinder genauestens durchsprechen. Vor diesem Hintergrund
scheint es um so erstaunlicher, dass über die Hälfte der im Dr. von Haunerschen Kinderspital
befragten Eltern grundsätzlich mit der Teilnahme ihrer kranken Kinder an einer wissenschaftlichen
Studie einverstanden sind (Abb. 15). Immerhin 39 % wären mit einer Randomisierung
einverstanden. Bedenklich wird für eine Studie die Tatsache, dass lediglich 19 % ihre Kinder
in eine doppelblinde Studie einschließen lassen würden. Im Fragebogen wurde der Begriff der
Verblindung umschrieben mit: „wenn Sie zunächst nicht erfahren würden, welche Behandlung
das Kind bekommt“ (Lüdtke et al. 2001). Diese Einschätzung widerspricht dem großen
Wunsch der Ärzte nach Doppelblindstudien deutlich. Nur 17 % der Eltern sind strikt gegen
die Teilnahme ihrer Kinder an wissenschaftlichen Studien.

Dr. von Haunersches Kinderspital
60
50
40
30
20
10
0
58
22
großer Bedarf mittelgroßer
Bedarf
Clementine-Kinderhospital
60
50
40
30
20
10
0
36
50
großer Bedarf mittelgroßer
Bedarf
Kinderklinik an der Lachnerstraße
60
50
40
30
20
10
0
53
24
großer Bedarf mittelgroßer
Bedarf
11
geringer Bedarf kein Bedarf
14
geringer Bedarf kein Bedarf
18
geringer Bedarf kein Bedarf
Abb. 13: Einstellung der Ärzte gegenüber wissenschaftlichen Studien (1)
5
0
6
71

72
Dr. von Haunersches Kinderspital
60
50
40
30
20
10
0
29
Mitwirkung
jederzeit
Clementine-Kinderhospital
60
50
40
30
20
10
0
21
Mitwirkung
jederzeit
12
Beobachtungsstudie
36
Beobachtungsstudie
Kinderklinik an der Lachnerstraße
60
50
40
30
20
10
0
29
Mitwirkung
jederzeit
18
Beobachtungsstudie
37
kontrollierte
Studie
21
kontrollierte
Studie
50
doppelblinde
Studie
36
doppelblinde
Studie
41 41
kontrollierte
Studie
Abb. 14: Einstellung der Ärzte gegenüber wissenschaftlichen Studien (2)
doppelblinde
Studie

Dr. von Haunersches Kinderspital
60
50
40
30
20
10
0
51
Teilnahme
grundsätzlich
39
19
randomisiert doppelblind strikt dagegen
Abb. 15: Einstellung der Eltern gegenüber wissenschaftlichen Studien
Individuelle Angaben aus dem Clementine-Kinderhospital und der
Kinderklinik an der Lachnerstraße
Da die Fragebögen am Schluss auch Raum für individuelle Anmerkungen zuließen, die nicht
in den oben dargestellten Grafiken berücksichtigt werden konnten, soll an dieser Stelle eine
kleine Auswahl an Zitaten erwähnt werden.
Einige der Befragten sahen vor allem den erhöhten Zeitbedarf bei der homöopathischen
Anamnese als Hindernis: „Positive Einstellung zum Projekt, persönlich gute Erfahrung, Homöopathie
ergänzt sich sehr gut mit der Schulmedizin. Fraglich, ob die dafür notwendige Zeit
(Anamnese, Beobachtung usw.) immer vorhanden sein wird.“ – „Bedarf ist in jedem Fall da,
leider sehe ich ein großes Zeitproblem, um Homöopathie in dem vorgegebenen Rahmen
ernsthaft zu betreiben!“ – „Wird meines Erachtens schwierig sein, in den allgemeinen Betrieb
zu integrieren; Homöopathie kann nicht unbedingt ‚so nebenbei’ passieren.“
Weitere Bemerkungen bezogen sich auf die Nachfrage der Eltern nach Homöopathie: „Ich
finde es sehr gut, auch alternative Sachen auszuprobieren. Patienten sind auch Kunden, es
wäre ein gutes neues Standbein.“ – „Von vielen Eltern wird nach begleitender homöopathischer
Behandlung gefragt; viele sind sehr dankbar, wenn diesbezügliche Ansprechpartner da
sind.“ – „Ich denke, es wäre schon im Sinne zufriedener Eltern empfehlenswert, Homöopathie
anzuwenden.“
Schließlich wurde die gute Akzeptanz des Projekts durch folgende Bemerkungen nochmals
deutlich gemacht: „Meines Erachtens eine der sinnvollsten Orientierungen der Klinik.“ –
„Die homöopathische Anamneseerhebung kann für die schulmedizinische Ausbildung sehr
hilfreich sein.“ – „Als Begleittherapie häufig schwer abzulehnen, sinnvoll scheint der Einsatz
bei wenigen Erkrankungen als Basis für Erfahrungen.“ – „Wünsche mir eine Fortbildung zu
diesem Thema.“
17
73

74
Fazit
Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Großteil der Ärzte und des nicht-ärztlichen Personals
dem Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ in allen drei Kinderkliniken positiv gegenübersteht.
Wichtig für die weitere Arbeit im Verbund der drei Projekte ist der Wunsch der Ärzte,
wissenschaftliche Studien zur Homöopathie zuzulassen und durchzuführen. Für das Studiendesign
ist es ganz entscheidend, die Meinungen und Wünsche der Eltern der erkrankten Kinder
zu berücksichtigen. Nachdem die beiden Ärzte Klaus Niehoff das Clementine-
Kinderhospital in Frankfurt und Christian Lucae die Kinderklinik 3. Orden in München verlassen
und sich jeweils als Kinderarzt in der Praxis niedergelassen haben, ist die Homöopathie
in diesen Kinderkliniken nicht mehr vertreten. So ist die Homöopathie nur im Dr. von Haunerschen
Kinderspital bis heute erfolgreich integriert, inzwischen seit über 13 Jahren. Weitere
Studien werden ausgehend von dieser Universitätskinderklinik multizentrisch zusammen mit
anderen Kinderkliniken durchgeführt, die sich der Homöopathie als Begleittherapie immer
mehr öffnen.
Literatur
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“. In:
Albrecht H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 3 (1996). Karl und Veronica Carstens-Stiftung
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Stuttgart: Hippokrates
Verlag 1997, S. 118–131.
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“. In:
Albrecht H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 4 (1997). Karl und Veronica Carstens-Stiftung
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Essen: KVC Verlag
1998, S. 60–90.
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“. In:
Albrecht H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 5 (1998). Karl und Veronica Carstens-Stiftung
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Essen: KVC Verlag
1999, S. 3–19.
Kruse S, Naske K, Dorcsi-Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“.
In: Albrecht H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 6 (1999). Karl und Veronica
Carstens-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Essen: KVC Verlag
2000, S. 36–53.
Lucae C: Wege der homöopathischen Arzneifindung in der klinischen Pädiatrie. In: Albrecht
H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 6 (1999). Karl und Veronica Carstens-
Stiftung. Essen: KVC Verlag 2000, S. 191–205.
Lucae C: Bedarf an homöopathischer Behandlung an drei deutschen Kinderkliniken. Umfrageergebnisse
aus dem Dr. von Haunerschen Kinderspital, dem Clementine-
Kinderhospital und der Kinderklinik an der Lachnerstraße im Vergleich. In: Albrecht H
u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 8 (2001). Karl und Veronica Carstens-Stiftung.
Essen: KVC Verlag 2002, S. 71–84.
Lüdtke R, Kruse S, Naske K, Dittloff S, Reinhardt D: Homöopathie an der Universität: Ist
eine Integration möglich? Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001;8:213–
218.

Niehoff K u. Rommel B: Das neue Modellprojekt „Homöopathie in der Kinderheilkunde“ am
Clementine-Kinderhospital in Frankfurt im Verbund mit den Münchner Projekten am
Dr. von Haunerschen Kinderspital und an der Kinderklinik an der Lachnerstraße. In:
Albrecht H u. Frühwald M (Hrsg.): Jahrbuch Band 7 (2000). Karl und Veronica Carstens-Stiftung
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Essen: KVC Verlag
2001, S. 28–34.
75

76
Hirnblutung dritten Grades in der Neonatologie –
Verlaufsbeobachtung
Hirnblutungen sind immer wieder ein gefürchtetes Problem, das vor allem Frühgeborene betrifft.
Je kleiner ein Frühgeborenes ist, desto größer ist die Gefahr, dass eine Hirnblutung auftritt
(vgl. Baumeister et al. 2000). Wenn sich eine Hirnblutung bildet, tritt sie häufig am 2. bis
4. Lebenstag auf. Die Hirnblutungen werden in drei Grade eingeteilt (vgl. Staudt et al. 1999):
1. Grades: Plexusblutung (subependymal).
2. Grades: Die Hirnventrikel sind bis maximal 50% mit Blut gefüllt.
3. Grades: Die Hirnventrikel sind 50-100% mit Blut gefüllt. Es kann zur Vorwölbung ins
Hirnparenchym oder zum Parenchymeinbruch kommen.
Die Prognose der Hirnblutung ist abhängig vom Schweregrad. Eine Hirnblutung ersten und
zweiten Grades heilt meist vollständig aus. Die Prognose bei der Hirnblutung dritten Grades
ist nicht so günstig: Die Entwicklung eines posthämorrhagischen Hydrocephalus mit Hirndruck
ist eine sehr gefürchtete und häufige Komplikation und muss meistens durch einen
ventrikulo-peritonealen Shunt entlastet werden. Im weiteren Verlauf entwickeln sich sehr häufig
intrazerebrale Zysten an den Stellen, an denen Hirngewebe zugrunde gegangen ist. Die
meisten der betroffenen Kinder leiden im weiteren Verlauf an neurologischen Defiziten unterschiedlicher
Ausprägung. Ca. 70 % dieser Kinder zeigen mittlere bis schwere Entwicklungsstörungen,
nur 3 % bis 10 % haben keine Beeinträchtigung in ihrer Entwicklung (vgl. Baumeister
et al. 2000).
Verlaufsbeobachtung
In die Verlaufsbeobachtung eingeschlossen wurden alle Neugeborenen, bei denen in der Neonatalzeit
eine Hirnblutung dritten Grades aufgetreten ist und die auf der neonatologischen
Intensivpflegestation (NIPS) des Dr. von Haunerschen Kinderspitals betreut wurden. Es wurden
zwei Hauptzielparameter zur Verlaufsbeurteilung definiert:
1. Ist ein ventrikuloperitonealer Shunt wegen Entwicklung eines posthämorrhagischen
Hydrocephalus mit Hirndruck notwendig?
2. Wie ist der Entwicklungsstand im Alter von zwölf Monaten (nach entwicklungsneurologischer
Untersuchung)?
� unauffällige Entwicklung
� mäßige Entwicklungsstörung, (d. h. Retardierung um 25–50 %, z. B. fehlende Fortbewegung
durch Robben oder Krabbeln)
� schwere Entwicklungsstörung (d. h. Retardierung um 50 % und mehr, z. B. fehlendes
Greifen, fehlendes Drehen vom Rücken auf den Bauch, fehlende Hand-Fuß-Koordination)
Die Rekrutierung der Kinder erfolgte in der Zeit von August 1997 bis August 2000. Die ersten
sieben Kinder mit Hirnblutung dritten Grades wurden nicht homöopathisch begleitend
behandelt, da in dieser Zeit die Einarbeitungszeit von Sigrid Kruse auf der NIPS stattfand. Die
nächsten sieben Kinder erhielten nach Einverständnis der Stationsleitung und der Eltern eine
homöopathische Begleittherapie. So ergaben sich zwei Gruppen mit je sieben Kindern. Das

Gestationsalter in der Gruppe 1 lag zwischen der 24. bis 33. Schwangerschaftswoche (SSW),
im Durchschnitt bei 28,2 SSW. In der Gruppe 2 betrug das Gestationsalter 25 bis 39 SSW, im
Durchschnitt 28,4 SSW. Die Geschlechtsverteilung war in beiden Gruppen identisch mit jeweils
vier männlichen und drei weiblichen Neugeborenen. Somit sind beide Gruppen sehr
ähnlich bezüglich des Gestationsalters und der Geschlechtsverteilung (Tab. 24).
Tab. 24: Vergleich der Gruppe 1 und Gruppe 2 bei Neugeborenen mit Hirnblutung dritten Grades
Gruppe 1 Gruppe 2
Zahl der Kinder N = 7 N = 7
Rekrutierungszeitraum 8/1997–7/1998 8/1998–8/2000
Gestationsalter 24.–33. SSW 25.–39. SSW
Durchschnittliches Gestationsalter 28,2 SSW 28,4 SSW
männlich : weiblich 4 : 3 4 : 3
homöopathische Begleittherapie nein ja
Homöopathische Begleittherapie bei Neugeborenen mit Hirnblutung
dritten Grades
Die homöopathische Begleittherapie in dieser Verlaufsbeobachtung wurde nach einer ausführlichen
Anamnese mit verschiedenen Arzneien durchgeführt. Im Folgenden sollen die häufigsten
der verwendeten Arzneien kurz vorgestellt werden.
Das wichtigste Anfangsmittel bei einer Hirnblutung ist Arnica montana C30 oder C200.
Es wurde bei vier der sieben Kinder eingesetzt, meist in 2–3 Einzelgaben zu je 1 x 3 Globuli
an 2–3 aufeinanderfolgenden Tagen. Bei Arnica montana handelt es sich um die Gebirgsblume
Bergwohlverleih. Sie ist das Hauptmittel bei inneren Blutungen, auch bei Hirnblutungen,
um die Resorption des Blutes zu fördern (vgl. Dorcsi: Homöopathie Bd. 6 – Symptomenverzeichnis,
S. 201).
Das wichtigste Folgemittel nach Arnica montana ist nach unseren Erfahrungen sowie nach
Mira Dorcsi-Ulrich die Arznei Latrodectus mactans C12, 2 x 3 Globuli jeden Tag für 4–6
Wochen. Latrodectus mactans ist die Schwarze Witwe, eine sehr giftige Spinne. Diese Arznei
ist vor allem dann indiziert, wenn die Kinder unruhig werden, häufige Schreiphasen haben
und kaum zu beruhigen sind. Typischerweise handelt es sich bei diesem heftigen Schreien um
das sogenannte „Neurologische Schreien“. Möglicherweise haben die Kinder Kopfschmerzen,
da sie sehr häufig am Kopf berührungsempfindlich sind. In der Arzneimittellehre und aus der
Toxikologie finden wir den Hinweis auf Blutungen, auf heftigste Schmerzen mit Aufschreien
und extreme Kälte am Körper (vgl. Dorcsi: Homöopathie Bd. 5 – Arzneimittellehre, S. 562).
Latrodectus mactans C12 erhielten sechs der sieben behandelten Kinder. Sie wurden danach
deutlich ruhiger.
Einige der Kinder entwickelten einen posthämorrhagischen Hydrocephalus mit Hirndruck.
Bei vier der sieben Kinder haben wir Apis C30 oder C200 in Einzelgaben wiederholt gegeben
und bei einigen Kindern eine Erleichterung erreicht. Apis mellifica ist die Honigbiene, für die
Schwellung, Ödembildung und Flüssigkeitsansammlung typische Leitsymptome sind. In der
Arzneimittellehre finden wir immer wieder den Hinweis auf Hydrocephalus und Cri encéphalique
(vgl. Dorcsi: Homöopathie Bd. 5 – Arzneimittellehre, S. 145).
77

78
Einige Kinder zeigten trotz regelmäßiger Gabe von Latrodectus mactans C12 immer wieder
akute Schreiattacken und Unruhephasen. Hier hat häufig eine Einzelgabe von Opium C30
oder C200 geholfen, das bei vier der sieben Kinder eingesetzt wurde. Ausgangssubstanz für
Opium ist der Mohnsaft, der in Urtinktur auch als Rauschgift eingesetzt werden kann. Unserer
Erfahrung nach wirkt Opium C30/200 besonders zuverlässig bei Unruhephasen der Früh- und
Neugeborenen, wenn die Kinder entweder in der Anfangszeit viele Sedativa benötigten
und/oder wenn es immer wieder Situationen gab, die mit Schreck und Panik für das Kind verbunden
waren wie z. B. eine notwendige Intubation bei zunehmender Atemnot, wiederholtes
Absaugen bei Verschleimung und ähnliches. Opium C30/200 ist eines der wichtigsten Mittel
bei Folge von Schreck und Schock (vgl. Mezger: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre
Bd. II, S. 1105).
Eine weitere wichtige Arznei in der langfristigen Betreuung der Kinder, die eine Hirnblutung
dritten Grades erlitten haben, ist Helleborus C6. Von den sieben behandelten Kindern
bekamen sechs Kinder Helleborus C6. Es handelt sich dabei um die Christrose, die eine große
Rolle in der Behandlung der Kinder mit Hirnschädigung spielt. Helleborus kann helfen, dass
bei diesen Kindern andere Hirnareale die Funktion des geschädigten Gewebes übernehmen.
Diese Arznei setzen wir langfristig ein, jeden Tag 3x3 Globuli. Nach 4–6 Wochen kann man
die Potenz wechseln auf Helleborus C12, 2x3 Globuli täglich. In der Arzneimittellehre finden
wir es als wichtiges Mittel bei angeborenen und erworbenen Hirntraumen sowie bei Hydrocephalus
(vgl. Dorcsi: Homöopathie Bd. 5 – Arzneimittellehre, S. 472).
Tab. 25: Wichtige Arzneien bei der Therapie der Hirnblutung dritten Grades
Arznei Dosierung Leitsymptom Kinder
Arnica montana
(= Bergwohlverleih)
Latrodectus mactans
(= Schwarze Witwe)
Apis mellifica
(= Honigbiene)
Opium
(= Mohnsaft)
Helleborus niger
(= Christrose)
C30 od. C200 in Einzelgaben Hauptmittel bei inneren
Blutungen und Hirnblutung
C12
2 x 3 Globuli täglich für 4−6
Wochen
Hirnblutung mit häufigem
Aufschreien, der Kopf ist
empfindlich
C30 od. C200 in Einzelgaben Hydrocephalus, Ödeme,
Unruhe
C30 od. C200 in Einzelgaben Große Unruhe nach vielen
Sedativa oder nach Schreckerlebnissen
C6
3 x 3 Globuli täglich für 4-6
Wochen, danach evt. C12
Angeborenes und erworbenes
Hirntrauma zur besseren
Hirnentwicklung
Neben diesen ausführlicher erwähnten, wichtigen Arzneien wurden weitere homöopathische
Mittel eingesetzt, beispielsweise Aconitum napellus, Cuprum metallicum, Carbo vegetabilis,
Lachesis und Laurocerasus. Diese Arzneien wurden je nach Symptomatik des einzelnen Kindes
individuell ausgewählt und eingesetzt.
4/7
6/7
4/7
4/7
6/7

Ergebnis der Verlaufsbeobachtung
Nach Auswertung der Daten nach einem Jahr kann folgendes Ergebnis berichtet werden: Der
erste Hauptparameter war die Häufigkeit der Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts zur
Entlastung des Hirndrucks bei posthämorrhagischem Hydrocephalus. In Gruppe 1, die nicht
homöopathisch begleitend behandelt wurde, brauchten sechs der sieben Kinder einen Shunt
zur Entlastung. In Gruppe 2, die begleitend homöopathisch behandelt wurde, bekamen fünf
der sieben Kinder einen solchen Shunt.
Der zweite Hauptverlaufsparameter war die Beurteilung der neurologischen Entwicklung
des Kindes im Alter von einem Jahr durch den Entwicklungsneurologen. Wenn man die Entwicklung
der Kinder beschreibt als entweder unauffällig oder mit mittleren Entwicklungsstörungen
(Retardierung um 25–50 %, z. B. fehlende Fortbewegung durch Robben oder Krabbeln)
oder mit schweren Entwicklungsstörungen (Retardierung um 50 % und mehr, z. B. fehlendes
Greifen, fehlendes Drehen vom Rücken auf den Bauch, fehlende Hand-Fuß-
Koordination), dann kann man die Kinder wie folgt zuordnen: In Gruppe 1 (ohne homöopathische
Begleittherapie) entwickelte sich keines der Kinder mit Hirnblutung dritten Grades
unauffällig, vier der sieben Kinder zeigen mäßige Entwicklungsstörungen, und drei der sieben
Kinder leiden an schwerer Entwicklungsstörung im Sinne einer Retardierung um mindestens
50 %. In der homöopathisch begleitend behandelten Gruppe 2 entwickeln sich zwei der sieben
Kinder völlig unauffällig, vier der sieben Kinder zeigen mäßige Entwicklungsstörungen und
ein Kind leidet an einer schweren Entwicklungsstörung.
Tab. 26: Ergebnis der Verlaufsbeobachtung
Gruppe 1
(keine homöopathische Therapie)
Gruppe 2
(homöopathische Therapie)
Zahl der Kinder n = 7 n = 7
Shuntanlage 6 Kinder 5 Kinder
Entwicklung im Alter von zwölf Monaten:
Unauffällige Entwicklung
Mäßige Entwicklungsstörung
Schwere Entwicklungsstörung
0 Kinder
4 Kinder
3 Kinder
2 Kinder
4 Kinder
1 Kind
Ergänzend zu den oben beschriebenen Ergebnissen ist der Umstand erwähnenswert, dass es
sich bei den beiden Kindern, die sich trotz der Hirnblutung dritten Grades unauffällig entwickeln,
jeweils um ein Zwillingspärchen handelt. Das bedeutet, dass es neben dem Kind mit
der Hirnblutung noch jeweils einen Zwillingsbruder bzw. eine Zwillingsschwester gibt, die
nicht von der Hirnblutung betroffen war. So lässt sich die Entwicklung auch direkt mit dem
gleichaltrigen Geschwisterchen vergleichen.
Beim ersten Zwillingspärchen (Paula und Anna, Frühgeborene der 29. SSW, Geburtsgewicht
1100 g) hat Paula mit der Hirnblutung dritten Grades links sogar rascher sprechen gelernt
als ihre Schwester Anna. Beide besuchen nun den Regelkindergarten und fühlen sich
dort sehr wohl. Sie wurden beide entwicklungsneurologisch als völlig unauffällig eingestuft.
Beim zweiten Zwillingspärchen (Timo und Marco, Reifgeborene der 39. SSW, Geburtsgewicht
2080 g) haben sich beide Jungen normal entwickelt und werden ebenfalls entwicklungsneurologisch
als völlig unauffällig eingestuft.
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Bei der bisherigen Auswertung der Studie wurden zwei Frühgeborene mit Hirnblutung
dritten Grades noch nicht berücksichtigt. Sie waren nach dem Ende der Rekrutierungszeit mit
Hirndruck bei posthämorrhagischem Hydrocephalus zum Legen eines ventrikuloperitonealen
Shunts auf die Neonatologie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals verlegt worden. Beide
Kinder hatten deutliche Hirndruckzeichen mit Kopfwachstum von einem Zentimeter pro Tag,
einer vorgewölbten Fontanelle und rezidivierenden Bradykardien. Alle erfahrenen Neonatologen
waren sich sicher, dass angesichts der bedrohlichen Situation in spätestens ein bis zwei
Tagen ein Shunt zur Entlastung des Hirndrucks notwendig sein würde.
Beide Kinder bekamen Arnica C200 je 1 x 3 Globuli an drei aufeinander folgenden Tagen
und reagierten prompt. Das immense Kopfwachstum normalisierte sich, die vorgewölbte Fontanelle
wurde wieder weich und kehrte ins Niveau zurück. Klinisch stabilisierten sich die beiden
Kinder und wurden weiterhin homöopathisch begleitend behandelt. Beide Kinder konnten
am errechneten Geburtstermin ohne Shunt in gutem Allgemeinzustand nach Hause entlassen
werden.
Nach zwölf Monaten wurde eines dieser beiden Kinder entwicklungsneurologisch als unauffällig
eingestuft. Es besucht inzwischen den Regelkindergarten. Beim anderen Kind verstärkte
sich im Laufe der ersten Monate wieder der Hydrocephalus. Das Kind benötigte dann
im Alter von neun Monaten doch noch einen ventrikuloperitonealen Shunt. Bemerkenswert
war bei diesen beiden Kindern die rasche und unerwartete Besserung des akuten Hirndrucks
nach Gabe von Arnica C200, also in einer akut bedrohlichen Situation.
Zusammenfassung
In einer Verlaufsbeobachtung wurden sieben Früh- und Neugeborene mit Hirnblutung dritten
Grades homöopathisch begleitend behandelt, sieben andere betroffene Kinder erhielten als
Vergleichsgruppe keine homöopathische Therapie. Die oben genannten Ergebnisse zeigen,
dass sich die Kinder in der begleitend homöopathisch behandelten Gruppe tendenziell besser
entwickeln und tendenziell weniger häufig einen ventrikuloperitonealen Shunt brauchen als
die Kinder, die keine begleitende homöopathische Therapie bekamen. Allerdings sind die
beiden Gruppen zu klein, um eine statistische Signifikanz berechnen zu können. Das Ziel ist,
weitere Kinder mit Hirnblutung dritten Grades unter Studienbedingungen zu untersuchen und
zu behandeln, um eine fundiertere Aussage bezüglich der Bedeutung einer begleitenden homöopathischen
Therapie für die weitere Entwicklung des Kindes machen zu können.
Immer wieder wird von einigen Oberärzten gefordert, diese Beobachtungen in einer randomisierten,
doppelblinden und placebokontrollierten Studie nach dem derzeitigen goldenen
Standard der Wissenschaft zu untersuchen. Aus unserer Sicht ist es ethisch nicht vertretbar,
der Hälfte der betroffenen Kinder die unserer Erfahrung nach effektive homöopathische Behandlung
vorzuenthalten, insbesondere angesichts der Bedeutung dieser schweren Krankheit
für das weitere Leben der Kinder.
Inzwischen haben wir insgesamt 16 Kinder mit Hirnblutung dritten Grades homöopathisch
begleitend behandelt. Dabei ist die motorisch-mentale Entwicklung im Alter von zwölf
Monaten der Hauptzielparameter. Folgendes Resultat konnte festgestellt werden:
Fünf dieser Kinder wurden entwicklungsneurologisch als völlig unauffällig eingestuft,
fünf weitere Kinder zeigen in diesem Alter eine nur leichte Entwicklungsstörung. Vier Kinder
leiden an einer mäßigen und zwei Kinder an einer schweren Entwicklungsstörung.
Beim Vergleich mit der oben beschriebenen retrospektiv ausgewerteten nicht behandelten
Gruppe mit sieben Kindern ergibt sich folgendes Ergebnis:

Motorisch-mentale Entwicklung
im Alter von 12 Monaten
Homöopathie-Gruppe
(homöopathische
Begleitbehandlung)
Vergleichsgruppe
(keine homöopathische
Begleitbehandlung
Unauffällig 5 0
Milde Entwicklungsstörung 5 0
Mäßige Entwicklungsstörung 4 4
Schwere Entwicklungsstörung 2 3
Trotz der geringen Zahl behandelter Kinder sprechen diese Erfahrungen dafür, dass bei Neugeborenen
mit Hirnblutung dritten Grades aufgrund der fehlenden konventionellen Therapiemöglichkeiten
und der schlechten Prognose für die Entwicklung des Kindes ein homöopathischer
Therapieversuch sinnvoll ist.
Literatur
Baumeister F A M, Hofer M, Egger J: Progressive posthämorrhagische Ventrikelerweiterung
der Frühgeborene – Inzidenz, Prognose und Therapie, Monatsschrift Kinderheilkunde
2000; 12: 1072–1077
Dorcsi M: Homöopathie Bd. 5 – Arzneimittellehre, Karl F. Haug-Verlag Heidelberg, 3. Aufl.
1991
Dorcsi M: Homöopathie Bd. 6 – Symptomenverzeichnis, Karl F. Haug-Verlag Heidelberg,
4. Aufl. 1992
Kruse S: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“. Jahrbuch 3 der Karl und
Veronica-Carstens-Stiftung. Hippokrates Verlag Stuttgart 1996: 118–131
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie. Jahrbuch
4 der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen 1997: 60–90
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt Homöopathie in der Pädiatrie. Jahrbuch
5 der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen 1998: 3–19
Kruse S, Wackerl A, Dorcsi-Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt Homöopathie in der Pädiatrie.
Jahrbuch 8 (2001) der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen
2002: 3–19
Lüdtke R, Kruse S, Naske K, Dittloff S, Reinhardt D: Homöopathie an der Universität: Ist
eine Integration möglich? Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001; 8: 213–
218
Mateu I Ratera M: Erste Hilfe durch Homöopathie, Hahnemann Institut Greifenberg 1997; 25
Mezger J: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre Bd. 2, Karl F. Haug-Verlag Heidelberg,
10. Auflage 1993
Schroyens F: Synthesis, Hahnemann-Institut Greifenberg, 7. Auflage 2001
Staudt et al: Einteilung der intraventrikulären Hämorrhagien bei Frühgeborenen nach den
Richtlinien der DEGUM, Monatsschrift Kinderheilkunde 1999; 26II: 845–847
81

82
Geplante Studie zum Postpunktionellen Syndrom (PPS)
Es gibt immer wieder Kinder, die nach der Durchführung einer Lumbalpunktion heftige Rücken-
und/oder Kopfschmerzen bekommen. Wenn diese innerhalb von drei Tagen nach einer
Lumbalpunktion neu auftreten, sprechen wir von einem Postpunktionellen Syndrom (PPS).
Die Beschwerden treten bei etwa 5–10 % der Kinder nach Lumbalpunktion auf.
Oft ist es schwierig, mithilfe üblicher Schmerzmittel wie Paracetamol, Novalgin bis hin
zu Morphin-Derivaten eine Linderung zu erreichen. Aus den jahrzehntelangen Erfahrungen
des Onkologen Professor Haas heißt es daher meistens „abwarten, bis es nach wenigen Tagen
ohnehin besser wird“.
Die erfolgreiche homöopathische Behandlung eines 13 Monate alten Jungen brachte uns
schließlich auf die Idee, eine Studie zum Thema „Homöopathische Therapie beim Postpunktionellen
Syndrom“ durchzuführen: Der Junge schrie heftig in der Folgenacht nach Lumbalpunktion
und war durch nichts zu beruhigen. Erst die Gabe von Ledum C30 1 x 3 Globuli
(homöopathische Arznei bei Folge von Stichverletzung) und die Auflage von Coldpack an der
Einstichstelle lumbal brachte binnen fünf Minuten den ersehnten Erfolg, und das Kind schlief
ein.
Beim PPS handelt es sich also um ein akutes Schmerzproblem, das einige Tage anhalten
kann. Über die Pathophysiologie und Ätiologie des PPS gibt es verschiedene Hypothesen, die
überprüft werden sollen.
Es gibt eine Reihe von Aspekten, die eine Studie gut plan- und durchführbar machen: Da
es sich um ein akutes und begrenztes Geschehen handelt, ist der Verlauf der Beschwerden gut
beurteilbar und ein Erfolg der homöopathischen Therapie rasch erkennbar. Außerdem sind die
konventionellen Behandlungsmöglichkeiten unbefriedigend, so dass jeder froh wäre, wenn es
eine effektive Therapie gäbe. Die weiteren Erfahrungen mit homöopathischen Arzneien beim
Postpunktionellen Syndrom waren bisher sehr erfreulich.
Prospektive, multizentrische Studie zum Postpunktionellen Syndrom
Die Studie zum PPS sollte ursprünglich als prospektive, multizentrische, nicht randomisierte
klinische Studie, die an drei verschiedenen Kinderkliniken durchgeführt werden. Geplant war
eine Kooperation mit Dr. Christian Lucae von der Kinderklinik in der Lachnerstraße in München
sowie mit Dr. Klaus Niehoff vom Clementine-Kinderhospital in Frankfurt am Main.
Sowohl Dr. Lucae als auch Dr. Niehoff sind ausgebildete homöopathische Ärzte, die in ihren
Kinderkliniken für den Bereich Homöopathie zuständig waren und die Homöopathie als weitere
Therapiemöglichkeit in den klinischen Alltag integrieren wollten.
Da beide Ärzte mittlerweile in eigener Privatpraxis tätig sind, kann die Studie nicht mehr
multizentrisch an den drei Kliniken durchgeführt werden. Am ursprünglichen Studienplan soll
aber, sofern die unten genannten Probleme behoben werden können, festgehalten werden.

Studiendesign, Ein- und Ausschlusskriterien
In die Studie eingeschlossen werden sollen alle Kinder, die älter als zwei Jahre sind und bei
denen eine Lumbalpunktion durchgeführt wurde. Außerdem müssen deren Eltern einverstanden
sein, dass ihr Kind an dieser Studie teilnimmt.
Ausgeschlossen werden alle Kinder, die jünger als zwei Jahre alt sind, die an einer eitrigen
Meningitis erkrankt sind, die schon früher immer wieder Kopf- oder Rückenschmerzen
hatten und deren Eltern nicht einverstanden sind, dass ihr Kind an einer solchen Studie teilnimmt.
Fragestellung
Folgende Fragen sollen geklärt werden:
� Wie häufig ist das Postpunktionelle Syndrom bei Kindern?
� Welche Faktoren begünstigen ein PPS bei Kindern?
� Wie ist der Verlauf des PPS unter homöopathischer Therapie?
� Wie ist der Verlauf des PPS unter homöopathischer Therapie im Vergleich zur konventionellen
Therapie?
Datenerhebung
Für die Datenerhebung wird ein Fragebogen entwickelt. Im ersten Teil der Studie sollen die
ersten beiden Fragen nach der Häufigkeit des PPS und nach den Faktoren, die ein PPS begünstigen,
untersucht werden. Daher wird der Arzt sofort nach der Lumbalpunktion einen
Fragebogen ausfüllen, in dem der Ablauf und die eventuellen Schwierigkeiten bei der Lumbalpunktion
dokumentiert werden. Spätestens bei der Entlassung werden von den Studienärzten
folgende Angaben ergänzt:
� Ergebnis der Liquoruntersuchung
� Grunderkrankung
� Weiteres Befinden des Kindes
Wenn das Kind innerhalb der ersten drei Tage nach der Lumbalpunktion über neu aufgetretene
Rücken- oder Kopfschmerzen klagt, wird ein Verlaufsbogen begonnen, der vor allem von
den Krankenschwestern mindestens einmal pro Schicht ausgefüllt wird. Es geht vor allem darum,
den Verlauf und die Intensität der Schmerzen genau zu dokumentieren. Dabei sollen die
Schmerzen in ihrer Intensität mithilfe von sogenannten Smileys von den Kindern bzw. den
Krankenschwestern eingeschätzt werden. Außerdem soll genau dokumentiert werden, wann und
wie viele Medikamente das Kind benötigt, bis eine Besserung eintritt.
Verlaufsparameter
Die Hauptzielparameter zur Beurteilung des Verlaufs des PPS sind die Schmerzdauer und der
Schmerzmittelverbrauch. Diese beiden Parameter werden mithilfe des Verlaufsbogens regelmäßig
beurteilt und beim Vergleich der homöopathischen mit der konventionellen Therapie
auf Signifikanz getestet.
83

84
Weitere Nebenzielparameter sind die Schmerzintensität und das Allgemeinbefinden, die
im Verlauf des PPS deskriptiv beschrieben werden.
Konventionelle Therapie des Postpunktionellen Syndroms
Die konventionelle Therapie des Postpunktionellen Syndroms stützt sich vor allem auf die
verschiedenen Analgetika. Dabei wird nach einem Stufenplan vorgegangen: Begonnen wird
in der Stufe 1 meist mit dem leichten Schmerzmittel Paracetamol in einer Dosierung von
20–30 mg/kg, maximal alle sechs Stunden. Alternativ kommt das Kombinationspräparat Talvosilen
zum Einsatz, das aus Paracetamol und Codein besteht. Wenn das nicht zur gewünschten
Besserung führt, werden stärkere Schmerzmittel wie Novalgin (= Metamizol) in der Dosierung
10–20 mg/kg/d gegeben (Stufe 2). Wenn auch das keine Erleichterung bringt, werden
in der Stufe 3 Morphinderivate angewendet wie Tramal (= Tramadol) 1–2 mg/kg als Einzeldosis
oder Dipidolor (= Piritramid) i. v. 0,05–0,1mg/kg/d.
Homöopathische Therapie des Postpunktionellen Syndroms
Das Postpunktionelle Syndrom ist ein akutes Geschehen. Bei der homöopathischen Arzneimittelwahl
spielt daher das vollständige Lokalsymptom die entscheidende Rolle. Mit folgenden
sieben Fragen lässt sich in kurzer Zeit das lokale Symptom „Schmerzen“ individualisieren
und vervollständigen:
1. Seit wann bestehen die Beschwerden? (Auslösung, Ätiologie)
2. Wie sind die Beschwerden? (Empfindung)
3. Wann treten die Beschwerden auf? (Zeit)
4. Wo sind die Beschwerden? (Ort) Wohin strahlen sie aus? (Ausstrahlung)
5. Wodurch werden die Beschwerden besser? (Modalitäten)
Wodurch werden die Beschwerden schlechter? (Modalitäten)
6. Welche Begleitbeschwerden gibt es?
7. Wie ist die Stimmung des Kindes während der Beschwerden?
Mit Hilfe des vollständigen Lokalsymptoms kann die aktuell passende Arznei für den Patienten
individuell bestimmt werden, gerade auch bei akuten Schmerzen. Beim PPS ist die Ätiologie
des Geschehens eindeutig und kann bei der Arzneimittelwahl besonders berücksichtigt
werden. Eine Lumbalpunktion stellt eine Stichverletzung dar. Somit kommt jedes Mittel in
die engere Wahl, das sich bei Folge von Stichverletzung bewährt hat.
Das Hauptmittel bei Stichverletzungen ist Ledum pallustre C30 (= Sumpfporst). Es hat
sich bei Stichverletzungen jeder Art sehr bewährt, z. B. Insektenstiche, Nagelstiche oder iatrogen
wie Punktionsfolgen. Bei dieser Arznei ist es typisch, dass sich die Schmerzen durch
kalte Umschläge oder Auflagen verbessern.
Ein weiteres wichtiges Mittel bei Folge von Stichverletzungen ist Hypericum perforatum
C30 (= Johanniskraut). Typisch für Hypericum sind die extreme Schmerzempfindlichkeit und
die große Beziehung dieser Arznei zu Irritationen des Nervens und des Nervensystems.
Das dritte wichtige Mittel bei Stichverletzungen ist Apis C30 (= Honigbiene). Das Bild
ähnelt einem Bienenstich und ist gekennzeichnet durch Schwellung, Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit.
Auch hier werden die Schmerzen durch eiskalte Umschläge oder Auf-

lagen gebessert, wie bei Ledum C30. Allerdings ist das Kind meistens auffallend unruhig und
ruhelos.
Tab. 27: Drei wichtige homöopathische Arzneien beim Postpunktionellem Syndrom
Arznei Dosierung Leitsymptom
Ledum pallustre
(= Sumpfporst)
Hypericum perforatum
(= Johanniskraut)
Apis mellifica
(= Honigbiene)
C30 1 x 3 Glob., evt. in ½
Glas Wasser aufgelöst
C30 1 x 3 Glob., evt. in ½
Glas Wasser aufgelöst
C30 1 x 3 Glob., evt. in ½
Glas Wasser aufgelöst
Stichverletzung, besser durch kalte Umschläge
oder Auflagen
Stichverletzung mit starken Schmerzen,
Nervenirritation
Stichverletzung, besser durch kalte Umschläge
oder Auflagen, das Kind ist
meist unruhig, hastig
Weitere Arzneien, die sich bei Folge von Stichverletzungen bewährt haben, sind im Repertorium
(z. B. Synthesis) in der Rubrik „Allgemeines – Verletzung – Stichverletzung“ und in
„Erste Hilfe durch Homöopathie“ von Mateu und Ratera (1997) zu finden.
Die passende homöopathische Arznei wird in der C30 als Einmalgabe 1 x 3 Globuli auf
die Zunge gegeben und danach 15 Minuten gewartet. Wenn es dann nicht besser wird, sollen
3 Globuli in einem halben Glas Wasser aufgelöst, zehnmal mit einem Plastiklöffel umgerührt
und davon ein Schluck genommen werden. Dann wartet man wieder fünf Minuten. Bei fehlender
Besserung erneut zehnmal umrühren und davon einen Schluck nehmen. Das kann man
bis zu viermal wiederholen. Sollte dann keine Besserung eintreten, ist die Arzneimittelwahl
zu überdenken und eventuell ein konventionelles Schmerzmittel zu versuchen, damit das Kind
nicht unnötig leiden muss.
Studienablauf
Es ist geplant, in den ersten acht Monaten der Studie zunächst alle Kinder, bei denen ein
Postpunktionelles Syndrom auftritt, primär homöopathisch zu therapieren. In der zweiten
Hälfte der Studie (Monate 9–16) werden dann alle Kinder mit PPS konventionell wie in der
jeweiligen Klinik üblich behandelt.
Anschließend werden die beiden Gruppen im Verlauf verglichen, wobei die Hauptzielparameter
die Schmerzdauer und der Schmerzmittelverbrauch sind.
Sollte sich bei diesem Studiendesign ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden
beobachteten Gruppen ergeben, ist eine doppelblinde und placebokontrollierte Folgestudie
vorgesehen. Vor Beginn der Studie ist das Einverständnis der Ethikkommission einzuholen.
Schwierigkeiten bei der Planung
Diskussion über das Studiendesign
Im Gespräch mit verschiedenen erfahrenen Oberärzten der Klinik wurde immer wieder gefordert,
dass unbedingt eine randomisierte, placebokontrollierte Studie durchgeführt werden
müsste. Das sei der aktuell gültige Goldene Standard einer klinischen Studie. Nur dann hätten
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die Studienergebnisse einen Aussagewert. Die Schwierigkeiten einer randomisierten, placebokontrollierten
Studie in der Homöopathie sind jedoch vielfältig. Im Vordergrund steht die
enorme Belastung des Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient durch die Tatsache,
als Patient trotz quälender Beschwerden möglicherweise keine Therapie zu bekommen. Für
den Arzt ist die Wahl des passenden Arzneimittels im Verlauf durch die Placebokontrolle
enorm erschwert. Im Studienplan ist vorgesehen, zunächst acht Monate lang jedes Kind mit
postpunktionellem Syndrom homöopathisch zu behandeln und in den nächsten acht Monaten
konventionell vorzugehen. Wenn bei diesem Vorgehen ein signifikanter Unterschied im Verlauf
des postpunktionellen Syndroms gezeigt werden kann, wird im zweiten Schritt der Studie
eine Randomisierung und Placebokontrolle durchgeführt.
Votum der Ethikkommission/ Patientenversicherung
Vor Beginn einer Studie braucht man ein positives Votum der Ethikkommission nach Stellen
eines umfassenden Antrags. Dieser Antrag wird geprüft und Verbesserungen im Studienplan
vorgeschlagen. Bisher fehlt das positive Votum der Ethikkommission vor allem aus folgendem
Grund:
Die Ethikkommission hat gefordert, für jeden Patienten der Studie eine Patientenversicherung
abzuschließen, um mögliche Risiken der zu prüfenden Therapie abzusichern. So sei die
Vorgehensweise bei typischen Arzneimittelstudien, in denen ein neues Medikament gegen
Placebo oder gegen die bisher empfohlene Therapie geprüft wird. Der Abschluss einer Patientenversicherung
für jeden einzelnen Patienten bedeutet enorme zusätzliche Kosten, für die
bisher kein Geldgeber gefunden werden konnte. Es stellt sich die Frage, ob der Einsatz homöopathischer
Arzneien in der Potenz C30 vergleichbar ist mit einem neuen Medikament,
dessen Risiken beim Einsatz am kranken Menschen kaum bekannt sind. Bei homöopathischen
Arzneien handelt es sich um Mittel, mit deren Anwendung es seit über 200 Jahren viele Erfahrungen
gibt. Außerdem werden sie als Globuli in der Potenz C30 eingesetzt, in der chemisch
kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr nachweisbar ist, sondern nur harmlose Saccharose-Moleküle.
Daher sind auch keine toxischen Reaktionen zu erwarten. Bisher haben wir
es noch nicht geschafft, die Ethikkommission davon zu überzeugen, dass eine Patientenversicherung
in dieser besonderen Situation nicht notwendig ist.
Betreuung der Studie
Die Durchführung einer Studie bedarf intensiver Betreuung durch den verantwortlichen Arzt.
Dafür muss er genügend Freiräume in der Klinik bekommen. Durch die erfreuliche Zunahme
der homöopathischen Konsilanforderungen von allen Stationen der Kinderklinik sind allerdings
gerade die notwendigen Freiräume für die Durchführung einer Studie geringer geworden.
Daher ist es enorm wichtig, unsere Forschungsgruppe „Homöopathie“ weiter auszubauen,
in der die verschiedenen Aufgaben in der Klinik auf mehrere Ärzte verteilt werden können.
Erst dann kann eine aufwändige Studie Erfolg versprechend durchgeführt werden.

Literatur
Dorcsi M: Homöopathie Bd. 5 – Arzneimittellehre, Karl F. Haug-Verlag Heidelberg, 3. Aufl.
1991
Dorcsi M: Homöopathie Bd. 6 – Symptomenverzeichnis, Karl F. Haug-Verlag Heidelberg, 4.
Aufl. 1992
Kruse S: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“. Jahrbuch 3 der Karl und
Veronica-Carstens-Stiftung. Hippokrates Verlag Stuttgart 1996: 118–131
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie. Jahrbuch
4 der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen 1997: 60–90
Kruse S, Naske K, Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt Homöopathie in der Pädiatrie. Jahrbuch
5 der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen 1998: 3–19
Kruse S, Wackerl A, Dorcsi-Ulrich M, Dorcsi M: Modellprojekt Homöopathie in der Pädiatrie.
Jahrbuch 8 (2001) der Karl und Veronica-Carstens-Stiftung. KVC Verlag Essen
2002: 3–19
Lüdtke R, Kruse S, Naske K, Dittloff S, Reinhardt D: Homöopathie an der Universität: Ist
eine Integration möglich? Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2001; 8: 213–
218
Mateu I Ratera M: Erste Hilfe durch Homöopathie, Hahnemann Institut Greifenberg 1997; 25
Mezger J: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre Bd. 2, Karl F. Haug Verlag Heidelberg,
10. Auflage 1993
Schroyens F: Synthesis, Hahnemann-Institut Greifenberg, 7. Auflage 2001
87

88
Professor Mathias Dorcsi (1923–2001) – Ein Nachruf
Professor Mathias Dorcsi ist der Begründer der Wiener Schule der Homöopathie. Er hat die
Homöopathie über 50 Jahre lang klinisch eingesetzt, zunächst 40 Jahre lang in Wien, dann –
nach seiner Übersiedlung 1989 – zwölf Jahre lang in München.
In Wien hat er schon 1975 die Homöopathie durch ein besonderes Ausbildungsprogramm
(Stufenplan) lehr- und lernbar gemacht. Seine berühmten „Badener Intensivkurse“ wurden
Vorbild für die Homöopathie-Ausbildung in vielen Ländern dieser Welt, auch in Deutschland.
Mathias Dorcsi hat den Menschen ins Zentrum der Therapie gestellt. Er hat durch sein
Denken in Konstitution und Diathese einen besonderen Zugang zum kranken Menschen gefunden.
Seine legendäre Frage am Ende einer ausführlichen homöopathischen Anamnese war
immer: „Was ist das für ein Mensch – mit dieser Krankheit, mit diesem Leiden, mit diesen
Ängsten und Sorgen und mit diesem Schicksal?“
Außerdem wirkte er in verschiedenen Kliniken in Wien und hat dort in unterschiedlichen
Fachbereichen homöopathische Ambulanzen eingerichtet. Er wurde konsiliarisch auf die verschiedenen
Abteilungen gerufen, immer mit der Frage, ob er bei besonders schwierigen
Krankheitsfällen noch homöopathisch helfen könne. Ein wichtiges Anliegen von Mathias
Dorcsi war es, Brücken zur konventionellen Medizin zu bauen. Er wollte die Homöopathie als
einen Teil der gesamten Medizin in die Kliniken integrieren.
1975 bekam Mathias Dorcsi mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Homöopathie einen
Forschungsauftrag. 1984 begann er im Rahmen des Lehrauftrags der Medizinischen Fakultät
Wien, Homöopathie-Vorlesungen zu halten, erstmals im deutschsprachigen Raum. Seine erfolgreiche
Tätigkeit wurde 1985 durch die Verleihung des Professorentitels gekrönt. So hat
Mathias Dorcsi die Homöopathie in Österreich etabliert und „gesellschaftsfähig“ gemacht.
1989 siedelte er nach München über. Dort begann er gemeinsam mit der homöopathischen
Kinderärztin Dr. Mira Ulrich, regelmäßige Homöopathiekurse für Kinderärzte im Pädiatrischen
Zentrum für Entwicklungsrehabilitation bei Professor Hellbrügge durchzuführen. Diese
Wochenendkurse waren von der Ärztekammer zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Homöopathie
anerkannt und wurden als sehr praxisnahe Homöopathiekurse sehr gut besucht.
Im Jahre 1995 übernahmen Mathias Dorcsi und seine Frau Mira Dorcsi-Ulrich die Supervision
im Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ am Dr. von Haunerschen Kinderspital
der LMU München. So standen sie uns ein- bis zweimal pro Woche abends zur Supervision
persönlich zur Verfügung; in dringenden Fällen telefonisch jederzeit. Durch Mathias Dorcsis
unvergleichliche klinische Erfahrung in der Homöopathie und seine umfassenden Arzneimittelkenntnisse
gelang es, gerade auch bei schwerkranken Kindern unerwartete Therapieerfolge
zu erreichen. Dies hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass Vertrauen in diese zusätzliche
Therapieform entstanden ist, so dass die Homöopathie im Laufe der Zeit große Akzeptanz
und Anerkennung in der Kinderklinik gefunden hat, bei den Eltern, dem Pflegepersonal und
in der gesamten Ärzteschaft. Wir danken Mathias Dorcsi für seine unglaublich große Unterstützung
und für alles, was wir bei ihm lernen durften. Er bleibt uns als Lehrer, Arzt und
Mensch in dankbarer Erinnerung.

Resümee und Ausblick
Das Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ hat im Jahre 1995 als zarte Pflanze im Dr. von
Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München begonnen und ist
nun im Jahre 2008 an dieser renommierten Kinderklinik fest verwurzelt. Die Integration der
begleitenden homöopathischen Therapie ist in dieser Universitätskinderklinik erstmals gelungen.
Alle Stationen am Dr. von Haunerschen Kinderspital fordern regelmäßig homöopathische
Konsile an, insbesondere in schwierigen und komplexen Krankheitssituationen. Ärzte
und Oberärzte zeigen inzwischen eine große Akzeptanz für diese zusätzliche Therapiemöglichkeit.
Auch die Krankenschwestern und insbesondere die Eltern der kranken Kinder freuen
sich über die Einbeziehung der begleitenden homöopathischen Therapie in das Behandlungskonzept.
Als besonderen Erfolg des Projekts „Homöopathie in der Pädiatrie“ kann die Entscheidung
der AOK Bayern München gewertet werden, eine Assistenzarztstelle für die Homöopathie
am Dr. von Haunerschen Kinderspital zu finanzieren – erstmals an einer Universitätskinderklinik
in Deutschland. Dieser Krankenkasse ist es wichtig, dass die Versorgung der kranken
Kinder mit begleitender homöopathischer Therapie bei Bedarf auch in der Kinderklinik
möglich ist. Dies hatte Signalfunktion für andere Krankenkassen. So hat die Techniker Krankenkasse
eine zweite Assistenzarztstelle für die Homöopathie geschaffen. Zusätzlich finanziert
GLObulus e. V. (Verein zur Förderung der ärztlichen Homöopathie in den Kinderkliniken)
eine halbe Assistenzarztstelle, so dass das Homöopathie-Team auf gegenwärtig drei Ärztinnen
ausgebaut werden konnte.
Bisher stand die Behandlung des einzelnen kranken Kindes, für das eine homöopathische
Konsilanforderung von der jeweiligen Station angefordert worden war, im Vordergrund des
Projekts „Homöopathie in der Pädiatrie“. Durch unerwartet positive Krankheitsverläufe im
Einzelfall konnten viele der Ärzte und Oberärzte vom Nutzen der begleitenden homöopathischen
Behandlung überzeugt werden. Allerdings ist im konkreten Einzelfall beim kranken
Kind häufig nicht eindeutig zu klären, ob die homöopathischen Globuli die entscheidende
Besserung gebracht haben oder eine andere Therapie, die parallel durchgeführt worden ist.
Die schwierigen und komplexen Krankheiten erfordern immer wieder ein mehrgleisiges Vorgehen
in der Therapie.
Daher steigt der Bedarf an überzeugenden klinischen Studien zur homöopathischen Therapie.
Die homöopathische Behandlung wird auf den Prüfstand der Wissenschaft gestellt und
soll auch unter Studienbedingungen ihre Wirksamkeit zeigen. Bisher wurden einige Beobachtungsstudien
durchgeführt, in denen die empfohlene konventionelle mit der homöopathischen
Therapie verglichen worden ist. Es gibt einige Themen, zu denen es überzeugende Krankheitsverläufe
unter homöopathischer Therapie gibt, so dass eine weiterführende, randomisierte
Studie Erfolg versprechend ist. Es gibt beispielsweise Studienpläne im Bereich der Onkologie
(Stomatitis nach Methotrexat), der Neonatologie (Hirnblutung dritten Grades, Drogenentzugssyndrom),
der Neurologie (Migräne bei Kindern, Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)
Syndrom ADHS), der Gastroenterologie (akute Gastroenteritis bei Kindern) und der Kinderchirurgie
(Wundheilung, postoperative Schmerzen).
Um diesen wissenschaftlichen Aufgaben nachkommen zu können, ist es wichtig, die Forschungsgruppe
Homöopathie am Dr. von Haunerschen Kinderspital zu erhalten bzw. auszubauen.
Das Homöopathie-Team setzt sich zusammen aus der Teamleiterin Sigrid Kruse und
den beiden Assistenzärztinnen Katharina Adam und Stefanie Schetzek, die derzeit im Rahmen
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ihrer kinderärztlichen Facharztausbildung auf der neonatologischen Intensivstation bzw. auf
der Privatstation eingesetzt sind. Die Supervision erfolgt einmal wöchentlich gemeinsam mit
Mira Dorcsi-Ulrich. Die Finanzierung wird aktuell getragen durch die AOK Bayern, die
Techniker Krankenkasse Bayern, den gemeinnützigen Verein GLObulus e.V. (Verein zur
Unterstützung der Kinderkliniken) und die Homöopathie-Stiftung in Köthen.
Für die Durchführung einer Studie ist mindestens ein verantwortlicher Arzt notwendig,
der mit der Betreuung der Studie voll ausgelastet ist. Die Erfüllung der angeforderten homöopathischen
Konsile auf den Stationen ist eine weitere Aufgabe, die von den Ärzten des Homöopathie-Teams
möglichst zeitnah auszuführen ist. Durch Verteilung der Aufgaben auf verschiedene
Ärzte wäre ein effektiveres Arbeiten in einer Forschungsgruppe möglich.
Zum Ausbau der Forschungsgruppe wird dringend weitere Unterstützung benötigt. Es
handelt sich um eine ganz besondere Chance, am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität
München die Forschung zur Homöopathie zu intensivieren und qualitativ gute Studien
durchzuführen. Dafür kann die ganze Infrastruktur dieser Universitätskinderklinik genutzt
werden. Die erfahrenen Ärzte und Oberärzte dieser Kinderklinik unterstützen die Planung
und Durchführung einer Studie zur homöopathischen Therapie sehr. Besonders
hervorzuheben ist deren Toleranz bzw. Akzeptanz der Homöopathie im Kinderspital.
Gute Studienergebnisse aus diesem Hause werden auch andere, der Homöopathie gegenüber
bisher kritische Mediziner, beeindrucken. Diese wird andere Kinderkliniken motivieren,
die begleitende homöopathische Therapie in ihrem jeweiligen Krankenhaus ebenfalls einzuführen.
Das wurde in verschiedenen Kinderkliniken bereits umgesetzt wie beispielsweise in
den Kinderkliniken Landshut, in Münster und in Amberg. Dieses zunehmende Interesse anderer
Kinderkliniken ist auch daran zu erkennen, dass immer mehr Klinikleitungen wegen eines
Vortrags anfragen, das Projekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ bei ihnen vor Ort vorzustellen.
Somit gehen vom Dr. von Haunerschen Kinderspital wichtige Impulse für die Integration
der Homöopathie in die Kinderklinik auch an anderen Orten aus. Es ist sehr erfreulich, dass
die Münchener Universitätskinderklinik auch in diesem Bereich Schrittmacherfunktion für die
Pädiatrie übernehmen kann, wie sie es in anderen Bereichen ebenfalls getan hat: z. B. Entwicklung
der Labortechnik für das geltende Neugeborenen-Screening oder weltweit anerkannte
Forschung zu Allergie und Asthma.

Danksagung
Wir danken der Karl und Veronica Carstens-Stiftung ganz herzlich für die großzügige sechsjährige
Anschubfinanzierung des Modellprojekts „Homöopathie in der Pädiatrie“ am Dr. von
Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München. Unser ganz besonderer
Dank gilt Frau Dr. Veronica Carstens, die das Projekt durch ihre Offenheit ermöglicht
hat und die uns mit ihrer Freude und Begeisterung begleitet und stets motivierend unterstützt.
Sie ist für uns ein herausragendes Vorbild als Mensch wie auch als Ärztin. Wir bedanken uns
bei Herrn Dr. Henning Albrecht, Geschäftsführer der Carstens-Stiftung, für sein Vertrauen in
uns, seine Geduld mit uns und seine konstruktive Unterstützung für das Experiment „Integration
der Homöopathie in die Kinderklinik“. Auch bedanken wir uns bei Herrn Dr. Michael
Elies und Herrn Dr. Markus Wiesenauer vom Vorstand der Carstens-Stiftung für ihre wohlwollende
Begleitung und hilfreichen Empfehlungen, sowie bei Herrn Rainer Lüdtke für seine
professionelle Beratung und seine kreativen Ideen bezüglich wissenschaftlicher Forschung
und klinischer Studien. Ganz großer Dank gilt Frau Dr. Maria Frühwald, die mit unermüdlichem
Engagement auf alle schriftstellerischen Fragen reagierte und uns, die wir beim Schreiben
unerfahren sind, immer anregend mit Rat und Tat zur Seite stand und für alle Situationen
eine Lösung wusste. Herzlichen Dank dem gesamten Team der Carstens-Stiftung!
Darüber hinaus geht ein besonderer Dank an Frau Dr. Mira Dorcsi-Ulrich und ihrem
Ehemann Professor Mathias Dorcsi (†), die die Vision der Integration der Homöopathie in die
Kinderklinik hatten und das Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ initiiert haben.
Durch eine wöchentliche Supervision haben sie sechs Jahre lang gemeinsam entscheidend
zum Gelingen des Projekts beigetragen. Bis heute bringt Frau Dr. Mira Dorcsi-Ulrich ihre
enorme Erfahrung als niedergelassene homöopathische Kinderärztin aktiv vor allem während
der regelmäßigen Supervision in das Projekt ein.
Der Klinikleitung des Dr. von Haunerschen Kinderspitals, zunächst Herrn Professor Beat
Hadorn, seit dessen Emeritierung Herrn Professor Dieter Reinhardt, sei herzlich gedankt für
ihre Offenheit und ihren Mut, die Homöopathie als Begleittherapie in der Universitätskinderklinik
zuzulassen, wodurch sie auf den Prüfstand der Wissenschaft gestellt werden konnte.
Wir bedanken uns bei den ärztlichen Kollegen für ihr Interesse und ihr zunehmendes Vertrauen,
das sich in der großen Zahl der Konsilanforderungen von allen Stationen zeigt. Den homöopathischen
Kollegen im Team, die uns bei der Integration unterstützt haben, Dr. Kathrina
Naske, Dr. Annette Schönauer und Dr. Christian Lucae sowie unseren aktuellen Team-
Mitgliedern Dr. Katharina Adam und Stefanie Schetzek sei ebenfalls herzlich gedankt für ihr
besonderes Engagement bei der Anwendung der Homöopathie in der Kinderklinik. Außerdem
danken wir den Krankenschwestern, die direkt am Kind als hervorragende Beobachterinnen
wichtige Symptome erkennen und uns damit bei der Arzneimittelfindung essentiell unterstützen.
Unser ganz besonderer Dank gilt den behandelten Kindern und deren Eltern, die dieser
homöopathischen Begleittherapie zustimmten oder nach ihr verlangten. So konnten wir gemeinsam
mit unseren Kollegen die Wirkung der homöopathischen Arzneien am kranken Kind
erleben.
All diese Menschen und das enge Miteinander an unserer Klinik zum Wohle des einzelnen
Kindes waren entscheidend für die Akzeptanz und das wachsende Vertrauen in die Homöopathie
auf ihrem Weg zur erfolgreichen Integration in die Kinderklinik. Herzlichen Dank!
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Anhang
A) Kasuistiken
Anhand einiger Fallbeispiele soll die Vorgehensweise beim Einsatz der Homöopathie in der
Kinderklinik verdeutlicht werden. Es handelt sich um ausgewählte Einzelfälle, bei denen es
unter begleitender homöopathischer Therapie zu deutlichen Besserungen kam.
Michaela F., 4 Jahre alt
Diagnose: Cerebellitis nach Windpocken mit Gang-, Seh- und Sprachstörung
Vor einer Woche war Michaela an Windpocken erkrankt und litt jetzt an einer Gangstörung.
Sie war taumelig, unsicher und musste sich beim Gehen festhalten. Außerdem war eine Sehstörung
aufgetreten, bei der das Kind alles verkehrt herum sah, sowie eine Sprachstörung mit
undeutlicher und verlangsamter Sprache. Michaela war sehr müde, wollte nur schlafen und
konnte wegen Erschöpfung fast nicht laufen.
Da es für eine antivirale Therapie zu spät war, wurde in der Klinik zunächst beobachtend abgewartet.
Homöopathische Therapie: Antimonium tartaricum C30 (Brechweinstein) 1 x 3 Globuli an
drei Tagen.
Begründung: Antimonium tartaricum ist ein wichtiges Windpockenmittel bei Komplikationen
nach Windpocken, bei Wechsel der Beschwerden von der Haut zum Zentralnervensystem,
bei auffallender Erschöpfung und Müdigkeit.
Verlauf: keine Veränderung
Folgearznei: Zincum metallicum C30 (metallisches Zink) 1 x 3 Globuli.
Begründung: Bei Zincum metallicum ist die Beziehung zum Zentralnervensystem und zur
Haut ganz typisch, ebenso Folge von Hautausschlägen. Als Reaktionsmittel kann es beispielsweise
bei einer ZNS-Beteiligung nach Windpocken erfolgreich eingesetzt werden.
Verlauf: Nach Zincum metallicum C30 trat eine deutliche Besserung auf. Michaela stand
wieder auf und wollte zum Spielen ins Spielzimmer.
Nach zwei Tagen kam es zu einer erneuten Verschlechterung. Michaela wollte aufstehen, was
wegen Schwäche nicht ging.
Wiederholung von Zincum metallicum C30, 1 x 3 Globuli. Daraufhin besserten sich die Beschwerden
wieder deutlich und anhaltend, so dass das Mädchen nach wenigen Tagen entlassen
werden konnte.
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Elisa L., 3,5 Jahre alt
Diagnose: Rezidivierende Pneumonien bei unklarem Tumor im Mediastinum (seit 2 Jahren)
Seit einer Woche hatte Elisa starken Husten, vor allem nachts und zeitweise Fieber bis 39
Grad. Auf das vom Kinderarzt verordnete Antibiotikum entwickelte sie eine allergische Reaktion.
Nach der stationären Aufnahme wurde die antibiotische Therapie bei negativen Entzündungszeichen
abgesetzt und zunächst abgewartet, da es Elisa klinisch ordentlich ging. Auffallende
Symptome bei Elisa waren ihr großer Durst auf kalte Getränke sowie ihre Freundlichkeit,
Aufmerksamkeit und großes Interesse, aber auch ihre Ängstlichkeit und ihre zurückhaltende,
schüchterne Art.
Homöopathische Therapie: Phosphor C30, 1 x 3 Globuli einmalig.
Begründung: Rezidivierende Pneumonie, starker Husten vor allem nachts, großer Durst auf
kalte Getränke, vom Geist und Gemüt sehr freundlich, aufgeschlossen, interessiert, aber auch
ängstlich und zurückhaltend.
Verlauf: In der Folgenacht überraschenderweise kein Husten; nachmittags trat erneut Fieber
auf. Daraufhin wurde die Einzelgabe Phosphor C30 wiederholt. Danach war der Husten kein
Problem mehr, Elisa blieb klinisch stabil, war in einem besseren Allgemeinzustand als die
Befunde es erwarten ließen, so dass endlich eine Biopsie aus dem unklaren Tumor genommen
werden konnte.
Aden G., knapp 4 Jahre alt
Diagnose: Zustand nach 7 x Fieberkrämpfe
Verhaltensauffälligkeit mit Aggressivität
Aden hatte schon siebenmal einen Fieberkrampf bekommen und wurde deswegen antikonvulsiv
mit Carbamazepin behandelt. Die stationäre Aufnahme erfolgte wegen des komplizierten
Verlaufs des letzten Fieberkrampfes und wegen seines auffälligen Verhaltens mit heftiger
Aggressivität (auch gegenüber seiner Mutter), großer Wut und dauernder Aktivität.
Homöopathische Therapie: Stramonium C30 (Stechapfel) 1 x 3 Globuli.
Begründung: Bei Kindern, die Stramonium brauchen, sind heftige Wutanfälle typisch. Die
Kinder zeigen große Aggressivität mit schlagen, beißen und treten. Sie fallen durch ihre große
Energie auf und sind oft hyperaktiv. Außerdem ist Stramonium neben Belladonna ein sehr
bewährtes Mittel bei wiederholten Fieberkrämpfen.
Verlauf: Aden ist deutlich ruhiger und weniger aggressiv, worüber sich der Vater am nächsten
Tag wundert. Er wusste nichts von der homöopathischen Behandlung.

Canaan C., korrigiert 2 Monate alt
Diagnose: Ehemaliges Frühgeborenes der 27. SSW, Geburtsgewicht 720g
Pneumonie mit rezidivierenden Zyanose-Anfällen
Die aktuelle stationäre Aufnahme erfolgte wegen einer akuten Pneumonie mit häufigen Zyanose-Anfällen
und respiratorischen Problemen. Als die Videoaufnahme gemacht wurde, trat
ein typischer Zyanose-Anfall auf, wobei das Kind im Gesicht ganz bläulich wurde. Auffallend
war außerdem eine generalisierte Cutis marmorata.
Homöopathische Therapie: Carbo vegetabilis C30 (Holzkohle) abends 3 Globuli.
Laurocerasus C12 (Kirschlorbeer) morgens 3 Globuli.
Begründung: Carbo vegetabilis C30 wie auch Laurocerasus C12 haben eine Beziehung zum
kardio-respiratorischen System, insbesondere zur Oxygenierung des Blutes. Diese beiden
Arzneien sind bei Zyanose-Anfällen sehr bewährt.
Verlauf: Nach der Arzneigabe veränderte sich das Hautcolorit des Säuglings, so dass die Cutis
marmorata verschwand. Außerdem traten die Zyanose-Anfälle immer seltener auf. Der
Säugling konnte nach zehn Tagen (bei Beendigung der antibiotischen Therapie) in stabilem
Zustand entlassen werden.
Benedikt H., 1 Woche alt
Diagnose: Drogenentzugssyndrom
Benedikt litt an einem Drogenentzugssyndrom, da seine Mutter bis kurz vor Entbindung regelmäßig
verschiedene Drogen (Heroin, Kokain) genommen hatte. Benedikt fiel auf durch
extreme Unruhe, Schreckhaftigkeit und ständiges Schreien. Auffällig abgehacktes und gepresstes
Schreien war kennzeichnend für dieses Kind. In der Videoaufnahme waren die Unruhe
und dieses besondere Schreien gut zu erkennen. Bisher brauchte das Kind wegen des Entzugs
täglich Opiumtinktur und Medikamente zur Beruhigung.
Homöopathische Therapie: Opium C30 (Schlafmohn) abends 3 Globuli für drei Tage.
Begründung: Opium C30 wurde aufgrund der Ätiologie verordnet. Es hat sich bei Folge von
Drogenmissbrauch sowie beim Drogenentzug der Säuglinge sehr gut bewährt.
Verlauf: Nach Opium C30 wurde Benedikt deutlich ruhiger, so dass die Opiumtinktur rasch
reduziert werden konnte. Am dritten Tag wurde der Säugling wieder unruhiger.
Folgearznei: Chamomilla C30 (Echte Kamille) abends 3 Globuli.
Begründung: Chamomilla C30 war wegen der großen Unruhe, die sich durch Herumtragen
deutlich besserte, eingesetzt worden.
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Verlauf: Nach Gabe von Chamomilla C30 wurde das Kind viel ruhiger und ausgeglichener,
so dass die Opiumtinktur erneut abgesetzt werden konnte. Benedikt entwickelte sich gut und
wurde der kleine Sonnenschein der Station.
Christian R., 7 Jahre alt
Diagnose: Ticstörung
Christian stellte sich in der Pädiatrischen Ambulanz wegen eines seit drei Monaten bestehenden
Tics vor. Dabei verkrampfte er mehrmals in der Stunde den Bauch, zog den rechten Arm
und Nacken hoch und verdrehte kurz die Augen. Er war dabei immer ansprechbar. Im EEG
fielen Veränderungen auf, wie man sie bei Absencen findet.
Homöopathische Therapie: Cuprum metallicum C30, 1 x 3 Globuli pro Tag für drei Tage.
Begründung: Cuprum C30 wurde vor allem wegen des krampfartigen Tics gegeben. Die
EEG-Veränderungen unterstützten die Arzneimittelwahl.
Verlauf: Nach Gabe von Cuprum C30 verlagerte sich der Tic: Christian begann, mehrmals in
der Minute den Kopf auf die Seite zu neigen, wodurch schon sehr schmerzhafte Verspannungen
im Nacken entstanden waren. In der Videoaufnahme erkennt man deutlich diesen Tic
sowie das Leiden dieses Jungens aufgrund der Nackenschmerzen.
Folgearznei: Lachnanthes C12, 2 x 3 Globuli pro Tag für sechs Wochen.
Begründung: Lachnanthes C12 wurde als kleines Mittel bei Ticstörung verordnet und hat
sich besonders dann bewährt, wenn der Tic sich wie hier bei Christian vor allem im Nacken
manifestiert hat.
Verlauf: Innerhalb der nächsten zwei Wochen verschwand der Tic. Christian saß im Video
beim Follow-up entspannt und ruhig auf seinem Stuhl. Auch die EEG-Veränderungen haben
sich normalisiert, was als besonders bemerkenswert eingestuft werden kann.
Monika, 11 ½ Jahre alt
Diagnose: Ticstörung mit Zucken durch den ganzen Körper
Z. n. CMV-Infektion in 3/02.
Monika wurde am 8. Mai 2002 stationär auf die Station Intern 5 aufgenommen, um die unklaren
Zuckungen durch den ganzen Körper abzuklären. Trotz umfassender Diagnostik (unter
anderem neurologische Untersuchung, Blutuntersuchungen, EEG, NMR) konnte keine fassbare
Ursache des Zuckens gefunden werden. Aufgrund des klinischen Bildes wurde die Diagnose
Tic gestellt. Da sich die homöopathische Therapie bei Tic sehr bewährt hat, forderten die
Neurologen ein homöopathisches Konsil an.

Spontanbericht/Vorbericht: Seit einer Woche (01.05.02) besteht ein Zucken durch den ganzen
Körper, das bis zu 20 Mal pro Stunde auftritt. Währenddessen ist Monika ansprechbar
und hat keine Schmerzen oder Missempfindungen. Sie fühlt sich auch tagsüber immer wieder
müde und schwach seit einer durchgemachten Infektion mit dem Cytomegalie-Virus (CMV)
im März 2002. Sie kann kaum laufen und hat das Gefühl zu fallen. Seit drei Wochen kann sie
nicht zur Schule gehen. Außerdem erkrankt das Kind häufig an Infekten der oberen Luftwege
sowie an rezidivierenden Otitiden. Sie hatte drei Mal Paukenröhrchen (1998, 1999, 2000).
Bemerkenswert ist das Zucken durch den ganzen Körper, wie elektrisch. Begonnen hat es
zwei Monate nach einer schweren CMV-Infektion. Auffallend ist die ausgeprägte Schwäche
und Kraftlosigkeit. Monika kann kaum laufen und ist immer müde und schlapp. Sie hat häufig
das Gefühl zu fallen. Monika ist blond, schlank, lebhaft, fröhlich, aufgeweckt, offen, neugierig.
Sie hat eine lymphatische Diathese. In der Familienanamnese traten wiederholt Allergien
auf.
Homöopathische Therapie: Tuberculinum Koch C200 am 10.06.2002 einmalig 1 x 3 Globuli.
Begründung: Tic nach durchgemachter Infektion, wiederholte Infekte in der Vorgeschichte,
lymphatische Diathese, Allergieneigung in der Familie.
Verlauf: Das Zucken trat immer seltener auf und verschwand endgültig nach zehn Tagen.
Seither ist kein Tic mehr aufgetreten. Im weiteren Verlauf konnte Monika wieder die Schule
besuchen und hatte genug Kraft für die gewohnten Freizeitaktivitäten wie vor der Erkrankung.
Beurteilung: Die von den Neurologen vorgeschlagene kinderpsychotherapeutische Behandlung
war noch nicht begonnen worden. Monika hatte also nur die homöopathische Therapie
mit der Einmalgabe Tuberculinum C200 erhalten. Somit ist der erfreuliche Verlauf entweder
eine spontane Besserung oder eine Folge der homöopathischen Therapie.
Sabine, 14 Jahre alt
Diagnose: Angstzustände mit reaktiver Hypertonie
multiple Warzen auf beiden Fußsohlen
Sabine war am 8. Januar 2002 stationär auf die Station Intern 1 aufgenommen worden, weil
bei ihrem Hausarzt bei mehrmaliger Messung erhöhte Blutdruckwerte aufgefallen waren.
Zum Ausschluss einer organischen Ursache der Hypertonie wurde eine umfassende Diagnostik
durchgeführt. Bei einer 24h-Blutdruckmessung zeigte sich, dass die Werte bei Sabine immer
nur bei Anwesenheit eines Arztes erhöht waren. Sonst hatte sie normale Blutdruckwerte.
Diese Reaktion wurde als „Weißkittel-Hypertonie“ bezeichnet. Aufgrund weiterer ausgeprägter
Angstzustände wurde ein homöopathisches Konsil eingeholt.
Spontanbericht/Vorbericht: Ein großes Problem bei Sabine sind die Angstzustände, die sie
im täglichen Leben deutlich einschränken. Sie traut sich nicht, nachts allein im eigenen Zimmer
zu schlafen, sondern schläft im Bett der Mutter. Außerdem traut sie sich kaum noch in
die Schule und hat immer Angst, dass die anderen sie auslachen. Sie hat Angst, in der Schule
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etwas zu sagen und sich zu blamieren. Am liebsten bleibt sie allein zu Hause. Sie hat keine
Freunde und ist deshalb traurig. An sich selbst findet sie gar nichts gut.
Ein weiteres Problem sind die multiplen hornigen Stechwarzen, die sich seit zwei Jahren
beetartig auf beiden Fußsohlen verteilen (mehr als 20 Warzen pro Fuß). Das Laufen ist nur
unter Schmerzen möglich. Seit einem Jahr werden die Warzen äußerlich mit Salicylsäure behandelt.
Wegen dieses ausgeprägten Befundes wurde ein dermatologisches Konsil in der
Hautklinik eingeholt. Die äußerliche Behandlung mit Salicylsäure wurde fortgesetzt. Die Zahl
der Warzen hat allerdings unter dieser Behandlung zugenommen. Außerdem hat sie in der
Vorgeschichte im Winter häufig rezidivierende Mandelentzündungen.
Soziales Umfeld: Bis zur Pubertät war Sabine selbstbewusst, ehrgeizig und fast ohne Ängste.
Seitdem sie die Realschule nicht geschafft hat, hat sie kaum noch Ehrgeiz, etwas zu erreichen.
Die Eltern leben seit 1993 getrennt. Sabine hat keinen Kontakt mehr zum Vater.
Auffallend bei dieser Krankengeschichte sind die ausgeprägten Angstzustände und multiple
Warzen auf beiden Fußsohlen.
Bei der Erhebung der Anamnese fällt die Langsamkeit von Sabine auf. Sie schaut gerne weg
und hält sich immer wieder die Hände vor das Gesicht, um sich zu verbergen. Allgemein ist
ihr Verhalten eher wie das eines kleinen Mädchens als das einer Jugendlichen in der Pubertät.
Homöopathische Therapie: Barium carbonicum C1000 als Doppelgabe am 4. und 5. Februar
2002.
Begründung für die Arzneimittelwahl: Angst, zu versagen, Angst, sich zu blamieren,
Angst, die anderen lachen sie aus, Angst in der Dunkelheit, traut sich nichts zu, kindliches/kindisches
Benehmen, wirkt wegen Unsicherheit fast albern, verhält sich wie ein kleines
Kind, Entwicklungsverzögerung bis hin zur Regression, Warzen auf beiden Fußsohlen.
Verlauf: Nach Barium carbonicum C1000 am 4./5. Februar 2002 wurde Sabine selbstbewusster
und traute sich, die Lehrer anzusprechen. Die Warzen an den Fußsohlen hatten deutlich
abgenommen. Nach sechs Wochen wurde sie wieder etwas ängstlicher, so dass sie erneut Barium
carbonicum C1000 bekam. Danach trat eine erneute Besserung auf.
In der Zeit von Februar bis September 2002 bekam Sabine insgesamt fünf Doppelgaben Barium
carbonicum C1000, jeweils im Abstand von sechs bis zehn Wochen.
Ab März 2002 konnte Sabine im eigenen Bett schlafen, ab Juli 2002 waren alle Warzen vollständig
verschwunden, was bis heute anhält. Im September berichtete die Mutter, dass Sabine
jetzt Freunde hat und sich freut, mit der Klasse ins Schullandheim zu fahren.
Beurteilung: Bei Sabine war die Reaktion auf die homöopathische Arznei Barium carbonicum
C1000 eindeutig. Es besserten sich zunächst die Ängste und dann verschwanden langsam
die Warzen. Ungefähr vier bis sechs Wochen nach einer Gabe Barium carbonicum C1000
traten wieder Ängste auf, auch zeigten sich wieder einzelne Warzen, die nach erneuter Gabe
derselben Arznei wieder verschwanden. Dieser Verlauf entspricht genau dem Heilungsverlauf
mit seinen Regeln, der unter homöopathischer Therapie zu erwarten ist. Aufgrund des ausgeprägten
initialen Lokalbefunds waren die ärztlichen Kollegen in der Klinik sichtlich beeindruckt
von diesem unerwartet erfreulichen Verlauf.

Ludwig, 6 Monate alt
Diagnose: Akute myeloische Leukämie
Knochenmarktransplantation am 24.01.2001
Ludwig wurde am 8. August 2000 wegen hohem Fieber und Husten stationär aufgenommen.
Bei der klinischen Untersuchung fiel eine Hepatosplenomegalie auf, im Labor eine deutliche
Leukozytose von über 40.000 Leukozyten. In der durchgeführten Knochenmarkspunktion
wurde die Diagnose einer Akuten myeloischen Leukämie gestellt. Da Ludwig bei Mira Dorcsi-Ulrich
kinderärztlich betreut wurde, wünschte die Mutter von Beginn der Chemotherapie
an eine begleitende homöopathische Behandlung.
Spontanbericht/Vorbericht: Ludwig war das dritte Kind seiner Eltern. Seit Geburt war er
pulmonal immer verschleimt. Außerdem litt er an einem schmierigen Auge links. Bis zum
dritten Monat hatte er viel geschrieen, danach durchgeschlafen. Er schwitzt im Schlaf gerne
am Hinterkopf. Die Symptomatik der Leukämie hatte ganz plötzlich mit Fieber, Husten und
auffallender Blässe begonnen. Jetzt war das Hauptanliegen der Eltern, durch eine begleitende
homöopathische Behandlung die Nebenwirkungen der Chemotherapie abzufangen.
Homöopathische Therapie: Während der Chemotherapie traten bei Ludwig folgende Beschwerden
auf, die begleitend homöopathisch behandelt wurden:
1. Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie: Nux vomica C30 (Brechnuss) 1–2x/d (je
nach Bedarf).
Verlauf: Die Übelkeit und das Erbrechen verschwanden rasch.
2. Fieber/Infektion unter Chemotherapie:
In akuter Situation: Lachesis C12 (Buschmeister) 2 x 3 Globuli pro Tag für 1–2 Wochen.
Pyrogenium C30, 1 x 3 Globuli an drei Tagen.
Zwischen den Chemoblöcken, stabilisierend zur Infektionsvermeidung: Ferrum phosphoricum
C6, 3 x 3 Globuli pro Tag.
Verlauf: Bei Ludwig traten insgesamt auffallend selten Infektionen während der Chemotherapie
auf. Wegen großer Variabilität ist dieser Verlauf nicht eindeutig als Erfolg der homöopathischen
Therapie zu deuten.
Weiterer Verlauf: Am Ende der Chemotherapie wurde leider im November 2000 ein Rezidiv
festgestellt. Daraufhin wurde die Chemotherapie intensiviert und eine Knochenmarktransplantation
vorbereitet. Glücklicherweise war der Bruder ein passender Knochenmarkspender.
Vorbereitend auf die Knochenmarktransplantation wurde Ludwig neben der Chemotherapie
weiterhin homöopathisch behandelt.
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3. Vorbereitung auf die Knochenmarktransplantation: China C30 (Chinarinde) 1 x 3 Globuli
an drei Tagen.
Begründung: China ist bei Folge von schweren Krankheiten mit großer Schwäche und Erschöpfung
angezeigt zur schnelleren Rekonvaleszenz.
Folgearznei: Chininum arsenicosum C6 jeden Tag 3 x 3 Globuli.
Begründung: Chininum arsenicosum ist ebenfalls ein wichtiges Mittel zur Unterstützung der
Rekonvaleszenz mit besonderer Beziehung zum Immunsystem und zum Knochenmark. Nach
der Chemotherapie ist der ganze Organismus, insbesondere das Knochenmark, ziemlich erschöpft,
so dass es das Ziel ist, die Kräfte wieder zusammeln für die bevorstehende anstrengende
Knochenmarktransplantation. Häufig erholen sich gerade die Leukozyten wieder erstaunlich
schnell, so dass weniger Infektionen auftreten.
Weiterer Verlauf: Bei der Knochenmarktransplantation am 24. Januar 2001 war Ludwig in
erstaunlich gutem Allgemeinzustand. Vor Gabe des Spender-Knochenmarks wird das eigene
Knochenmark durch Bestrahlung und intensiver Chemotherapie ganz zerstört. In dieser Phase
ist der Organismus völlig ungeschützt und besonders gefährdet für schwere Infektionen. Als
Zeichen, dass das neue Knochenmark angenommen worden ist und zu arbeiten beginnt, steigen
die Blutzellen wieder langsam an, meist zuerst die Leukozyten. Das geschieht nach sehr
unterschiedlichen Zeiträumen, meist nach 1–3 Wochen. Bei Ludwig erfolgte dieser „Take“ (=
das erwünschte Ansteigen der Leukozyten) ab dem fünften Tag nach der Transplantation und
damit erstaunlich früh im Vergleich zu sonstigen Kindern in dieser Situation.
Nach der Knochenmarktransplantation traten erwartungsgemäß folgende Beschwerden auf:
4. Stomatitis aphthosa bei Leukopenie: Mercurius solubilis D12 (lösliches Quecksilber) 2 x ½
Ampulle oral (steril) pro Tag.
Begründung: Im Arzneimittelbild von Mercurius solubilis sind schmerzhafte Aphthen im
Mund mit Speichelfluss und zähem Schleim sehr typisch.
Verlauf: Die Stomatitis wurde nicht schlimmer, so dass Ludwig weiterhin Wasser trinken
konnte. Die Läsionen heilten nach dem Take in ganz kurzer Zeit ab.
5. Schleimige Durchfälle im Rahmen der allgemeinen Schleimhautreaktion: Okoubaka C6
(westafrikanische Baumrinde) 3 x 3 Globuli jeden Tag.
Begründung: Okoubaka hat sich sehr bewährt bei allen Irritationen des Darmes, unabhängig
davon, ob sie entzündlich, allergisch oder toxisch bedingt sind. Diese Arznei hilft gerade auch
bei Folgen der Chemotherapie und hilft dem Organismus, die Medikamente leichter zu
verstoffwechseln und abzubauen.
Weiterer Verlauf: Ludwig konnte sechs Wochen nach der Knochenmarktransplantation nach
Hause entlassen werden. Das war überraschend früh im Vergleich zu anderen Kindern nach
Knochenmarktransplantation. Die weitere Therapie wurde ambulant fortgeführt.

6. Entwicklungsretardierung nach der Knochenmarktransplantation.
Im weiteren Verlauf zeigte Ludwig eine leichte Entwicklungsverzögerung (insbesondere motorisch)
bei auffallend großem Kopf: Calcium carbonicum C200 (Austernschalenkalk) jeweils
1 x 3 Globuli an zwei Tagen.
Begründung: Calcium carbonicum ist ein wichtiges Mittel bei Entwicklungsretardierung mit
muskulärer Hypotonie und zufriedener Langsamkeit der Kinder. Sie ruhen meist in sich und
sind sehr liebenswürdig. Bei den Allgemeinsymptomen fällt die Neigung zu Kopfschweißen,
besonders im Nacken und eine Verschlechterung bei Vollmond auf. Auch der auffallend große
Kopf bei Ludwig passt für diese Arznei.
Verlauf: Ludwig entwickelte sich nach wiederholten Gaben des Konstitutionsmittels Calcium
carbonicum C200 (alle 4–6 Wochen) sehr gut und holte den Entwicklungsrückstand auf. Bis
heute wird er begleitend homöopathisch behandelt und entwickelt sich völlig normal und altersentsprechend.
Beurteilung: Bei Ludwig sollte gezeigt werden, wie in der Onkologie eine begleitende homöopathische
Behandlung zum Abfangen der Nebenwirkungen erfolgreich neben der Chemotherapie
möglich ist. Auch in der Vorbereitung auf eine Knochenmarktransplantation ist eine
homöopathische Behandlung sinnvoll, ebenso während der Transplantation. Bei Ludwig kam
es erstaunlich früh zum gewünschten Ansteigen der Leukozyten. Außerdem hatte er im Verlauf
sehr wenige Komplikationen, so dass er überraschend früh nach Hause entlassen werden
konnte. Nach Abschluss der Chemotherapie hat Ludwig von der Gabe seines Konstitutionsmittels
Calcium carbonicum C200 in seiner Entwicklung profitiert.
Luccio, knapp 4 Wochen alt
Diagnose: Frühgeborenes der 29. Schwangerschaftswoche
Geburtsgewicht 1270 g, Zwilling II
Hirnblutung dritten Grades beidseits mit posthämorrhagischem Hydrocephalus
Z. n. trachealer Blutung mit Reintubation
Spontanbericht: Am 1. April 2001 erfolgte die Verlegung von einem auswärtigen Krankenhaus
auf die neonatologische Intensivpflegestation (NIPS) wegen zunehmender Hirndruckzeichen.
Klinisch war das Kind auffallend schreckhaft, der Kopfumfang nahm pro Tag um einen
Zentimeter zu, die Fontanelle war vorgewölbt, und es traten zunehmend Bradykardien auf. In
der Sonografie des Schädels fanden sich deutlich erweiterte Ventrikel beidseits mit pathologischen
Dopplerflüssen. Außerdem sah man zwei Zysten bei Zustand nach hämorrhagischen
Infarkten. Die erfahrenen Neonatologen der Station gingen davon aus, dass spätestens in 1–2
Tagen ein ventrikulo-peritonealer Shunt zur Entlastung des Hirndrucks operativ angelegt
werden müsse. Nach positiven Erfahrungen bei anderen Frühgeborenen mit Hirnblutung dritten
Grades wurde auf Veranlassung des Oberarztes ein homöopathisches Konsil angefordert.
Vorgeschichte: Nach unauffälliger Schwangerschaft begannen bei der 35-jährigen Mutter in
der 29. Schwangerschaftswoche vorzeitige Wehen und Blutungen. Bei vorgefallener Fruchtblase
musste eine Notsectio durchgeführt werden. Luccio wurde mit einem Geburtsgewicht
103

104
von 1270 g geboren und nach der Geburt zwei Tage lang beatmet. Am dritten Lebenstag verschlechterte
sich der Zustand des Kindes plötzlich: Es kam zu einer Hirnblutung dritten Grades
beidseits mit zwei hämorrhagischen Infarkten intrazerebral sowie zu einer trachealen Blutung
mit erneuter Beatmung für sechs Tage. Trotz umfassender Untersuchungen fand sich
keine besondere Blutungsneigung. So sind die Hirnblutung und die tracheale Blutung wahrscheinlich
als Folge der allgemeinen Unreife des Frühgeborenen mit noch relativ instabilem
Gefäßsystem aufgetreten. Klinisch stabilisierte sich Luccio im weiteren Verlauf. Allerdings
entwickelte er einen zunehmenden Hydrocephalus mit Erweiterung der beiden Ventrikel und
akutem Hirndruck. Zur weiteren Versorgung erfolgte die Verlegung des Kindes ins Dr. von
Haunersche Kinderspital.
Auffallend bei dieser Krankengeschichte waren Hirnblutung dritten Grades bei einem Frühgeborenen,
hämorrhagische Infarkte intrazerebral mit Zystenbildung, tracheale Blutung und
posthämorrhagischer Hydrocephalus mit akutem Hirndruck.
Homöopathische Therapie:
Arnica C200 (Bergwohlverleih) am 6./7./8. April 2001
Latrodectus C12 (Schwarze Witwe) ab 10. April 2001 jeden Tag 2 x 3 Globuli für 6 Wochen
Helleborus C6 (Christrose) ab 15. Juni 2001 jeden Tag 3 x 3 Globuli
Calcium carbonicum C200 (Kalk der Austernschale) in Einzelgaben ab August 2001
Begründung für die Arzneimittelwahl: Zunächst wurde Arnica C200 als Hauptmittel bei
Hirnblutung gegeben. Dazu passen die allgemeine Blutungsneigung und ebenso der posthämorrhagische
Hydrocephalus mit akutem Hirndruck. Klinisch sprach die Schreckhaftigkeit
des Kindes bei jeder Berührung und Annäherung für Arnica.
Als Folgemittel nach Arnica C200 wurde Latrodectus C12 verordnet. Es hat sich bei Kindern
mit Hirnblutung sehr bewährt, insbesondere dann, wenn im weiteren Verlauf starke Unruhephasen
auftreten, häufig mit neurologischem Schreien. Nach weiteren sechs Wochen wurde
die Therapie mit Helleborus C6 fortgesetzt, das bei Kindern mit Schädigung des Gehirns,
Hirnentwicklungsstörung, Hydrocephalus mit erweiterten Ventrikeln und Entwicklungsverzögerung
sehr hilfreich ist.
Als Konstitutionsmittel wurde bei Luccio Calcium carbonicum C200 gewählt, für das eine
verzögerte Entwicklung in jedem Bereich typisch ist. Außerdem sind diese Kinder auffallend
ruhig und eher langsam, haben eine verzögerte Zahnung und oft wiederholte Infekte der oberen
Luftwege.
Verlauf: Nach Gabe von Arnica C200 stabilisierte sich Luccio. Es traten kaum noch Bradykardien
auf, die Fontanelle wurde weicher, das Kopfwachstum kehrte im Laufe der nächsten
Tage in den Normbereich zurück. Das Folgemittel Latrodectus C12 (= Schwarze Witwe)
wurde anschließend gegeben wegen zunehmender Unruhe des Kindes nach Hirnblutung, zur
weiteren Resorption der Blutung und Regeneration der geschädigten Hirnareale. 10 Tage vor
dem errechneten Geburtstermin konnte Luccio gemeinsam mit seinem Bruder nach Hause
entlassen werden. Bei der neurologischen Untersuchung zeigte er im weiteren Verlauf immer
weniger Auffälligkeiten. Die begleitende homöopathische Behandlung wurde ambulant fortgesetzt
mit Helleborus C6 (= Christrose) zur Förderung der Hirnentwicklung (neben regelmäßiger
Krankengymnastik nach Bobath). Ab August 2001 bekam das Kind immer wieder eine
Einzelgabe Calcium carbonicum C200. Darunter entwickelte sich Luccio erstaunlich gut. Bei
den entwicklungsneurologischen Kontrollen wurde er im Alter von korrigiert neun Monaten

als unauffällig eingestuft. Inzwischen hat Luccio gemeinsam mit seinem Bruder den Regelkindergarten
besucht und entwickelt sich motorisch, geistig und sprachlich unauffällig. Bezüglich
der Sprache ist er sogar besser als sein Bruder, der den Vokal „W“ nicht sagen kann.
In diesem Jahr 2008 sind sie beide in die 1. Klasse einer Regelschule eingeschult worden.
Beurteilung: Bei Aufnahme auf die NIPS war die Situation von Luccio mit den Zeichen des
akuten Hirndrucks sehr bedrohlich. Nach Gabe von Arnica C200 an drei aufeinanderfolgenden
Tagen kam es zu einer unerwarteten, deutlichen Besserung, so dass die geplante operative
Anlage eines ventrikuloperitonealen Shunts nicht mehr notwendig war. Im weiteren Verlauf
besserten sich die Unruhephasen nach Latrodectus C12. Unter den beiden „Entwicklungsarzneien“
Helleborus C6 und Calcium carbonicum C200 (Einmalgaben alle ein bis zwei Monate)
wird die Entwicklung des Kindes im Alter von korrigiert neun Monaten durch einen erfahrenen
Entwicklungsneurologen als unauffällig eingestuft. Jetzt besucht das Kind die Regelschule.
Ein solch guter Verlauf ist nach einer Hirnblutung dritten Grades beidseits mit hämorrhagischen
Infarkten und posthämorrhagischem Hydrocephalus nur selten zu beobachten (vgl.
Baumeister et al).
Anton, acht Jahre alt
Diagnose: Polytrauma mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma
Multiple Gesichtsschädelfrakturen
Intrazerebrale Kontusionsblutungen
Lungenquetschung
Am 4. November 2001 erlitt der achtjährige Anton einen schweren Verkehrsunfall und wurde
mit Polytrauma und schwerem Schädel-Hirn-Trauma auf die chirurgische Intensivpflegestation
CIPS aufgenommen. Zunächst war er bewusstlos und musste acht Tage lang beatmet werden.
Er war neurologisch in sehr schlechtem Zustand und entwickelte schwere Krampfanfälle.
In dieser verzweifelten Situation fragte die Mutter nach einer homöopathischen Begleitbehandlung.
Daraufhin wurde 18 Tage nach dem Unfall ein homöopathisches Konsil vom Oberarzt
der Intensivstation angefordert.
Spontanbericht/Vorgeschichte: Im Vordergrund der Verletzung stand das schwere Schädel-
Hirn-Trauma mit intrazerebralen Kontusionsblutungen und multiplen Gesichtsschädelfrakturen.
Anton hatte im Gesicht einige Hämatome, vor allem periorbital, schlief viel und reagierte
kaum auf Ansprache. Den rechten Arm und das rechte Bein hielt er anhaltend gestreckt, den
linken Arm und das linke Bein eher gebeugt im Sinne einer Hemiparese. Der Junge hatte eine
ausgeprägte Schluckstörung und immer wieder Krampfanfälle mit Zuckungen.
Homöopathische Therapie:
Arnica C1000 als Doppelgabe am 22.11. und 23.11.01
Latrocectus C12 jeden Tag 2 x 3 Globuli ab 29.11.01
Arnica C30 jeden Sonntag ab 09.12.01
Helleborus C6 jeden Tag 3 x 3 Globuli ab 20.01.02
Calcium carbonicum C200 einmalig am 28.05.02
Agaricus C6 jeden Tag 3 x 3 Globuli ab 26.06.02
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Calcium carbonicum C30 jeden Sonntag ab 20.07.02
Begründung für die Arzneimittelwahl: Arnica C1000 ist das wichtigste Mittel bei Verletzungen,
insbesondere bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma und Polytrauma, ebenso bei
intrazerebralen Blutungen und multiplen Hämatomen sowie bei Unfallschock.
Latrodectus C12 ist häufig indiziert als Folgemittel nach Arnica bei Kindern mit intrazerebralen
Blutungen. Typisch sind zunehmende Unruhe nach Schädel-Hirn-Trauma sowie zentralnervöse
Störungen wie Schluckstörungen.
Helleborus C6 hat sich sehr bewährt bei Kindern mit Schädigung des Gehirns, entweder
traumatischer Genese oder angeboren als Hirnentwicklungsstörung. Die Kinder fallen durch
eine enorme Verlangsamung in ihren Reaktionen auf. Helleborus kann zur Regeneration des
Gehirns nach Trauma beitragen.
Calcium carbonicum C200 war bei Anton ein wichtiges Konstitutionsmittel, das personotrop
eingesetzt worden ist. Dazu passte seine verzögerte Entwicklung und die verlangsamte Reaktion,
ebenso seine Liebenswürdigkeit und sein Verlangen nach Körpernähe im Sinne von Kuscheln.
Verlauf: Nach Arnica C1000 wurde Anton deutlich wacher und erkannte die Mutter erstmals
wieder. Die Krampfbereitschaft ließ nach. Unter der weiteren Therapie machte er stetige Fortschritte
in einem unerwarteten Ausmaß. Der Junge wurde in ein neuropädiatrisches Rehabilitationszentrum
verlegt, wo er unter intensiver physikalischer und krankengymnastischer Therapie
optimal betreut und gefördert wurde. Er lernte wieder zu laufen, zu sprechen und zu
essen. Zwar ist er etwas verlangsamt mit einer leichten Schwäche des linken Beins, aber er
kann wieder lesen und schreiben und die frühere Schule besuchen.
Beurteilung: Zu Beginn der begleitenden homöopathischen Behandlung, am 18. Tag nach dem
Unfall, war der Zustand von Anton recht verzweifelt. Als Anton nach Arnica C1000 zunehmend
wacher wurde und im weiteren Verlauf erstaunliche Fortschritte machte, waren die Ärzte
und Krankenschwestern der Station sehr überrascht. Welchen Anteil die begleitende homöopathische
Therapie und welchen Anteil die übrige Therapie insbesondere die physikalische und
krankengymnastische Behandlung an diesem erfreulichen Krankheitsverlauf hatte, ist schwer zu
differenzieren.
Miriam, Alter korrigiert 35. Schwangerschaftswoche SSW
Diagnose: Frühgeborenes der 26. SSW, Geburtsgewicht 840g
jetzt: Unruhe bei Blähungskoliken
Miriam war ein Frühgeborenes der 26. SSW, jetzt neun Wochen alt, also korrigiert in der 35.
SSW. Seit zwei Wochen fiel Miriam immer wieder durch plötzlich auftretendes, heftiges
Schreien bei Blähungskoliken auf. Sie schrie auch aus dem Schlaf heraus mit starkem Überstrecken
des Kopfes und des Rumpfes nach hinten. Immer wieder zog sie zwischendurch die
Beine an. Dann ging sie wieder in eine opisthotone Haltung. Beim Schreien bekam Miriam
einen hochroten Kopf mit starkem Blutandrang. In diesen Unruhephasen war eine Beruhigung
nicht möglich, auch durch Herumtragen auf dem Arm nicht. Miriam beruhigte sich am ehesten,
wenn sie in ihrem Bettchen liegen blieb und endlich die Luft als Blähungen abgingen.

Homöopathische Therapie: Belladonna C30 bei Bedarf 1 x 3 Globuli
Begründung für die Arzneimittelwahl: Entscheidend für die Arzneimittelfindung waren die
Symptome plötzliches, heftiges Schreien mit rotem Kopf, Schreien aus dem Schlaf heraus und
Schreien mit Überstrecken nach hinten.
Verlauf: Nach Gabe von Belladonna C30 beruhigte sich Miriam rasch. Im weiteren Verlauf
traten die Blähungskoliken seltener und weniger heftig auf. Das Kind bekam bei Bedarf weiterhin
Belladonna C30, maximal 1–2 x pro Tag, immer dann, wenn heftige Schreiattacken bei
Blähungen auftraten. So konnten die Schreiattacken deutlich verkürzt werden und traten im
Verlauf immer seltener auf.
Maximilian, Frühgeborenes der 29. SSW, jetzt 5 Tage alt
Diagnose: Frühgeborenes der 29. Schwangerschaftswoche SSW, Geburtsgewicht 1000 g
Atemnotsyndrom zweiten bis dritten Grades
Persistierender Ductus arteriosus PDA
aktuell: Postoperativer Harnverhalt nach Ligatur des PDA
Maximilian war ein Frühgeborenes der 29. SSW mit einem Geburtsgewicht von 1000 g. Er
war vor fünf Tagen per sectionem geboren worden und musste wegen eines Atemnotsyndroms
zweiten bis dritten Grades beatmet werden. Außerdem war ein persistierender Ductus
arteriosus (PDA) festgestellt worden, der hämodynamisch wirksam war. Daher wurde bei
Maximilian im Alter von fünf Tagen operativ eine Ligatur des PDA durchgeführt.
Postoperativ kam es zu einem akuten Harnverhalt. Fünf Stunden nach der Operation wurde
bei vorgewölbter Blase eine Katheterisierung zur Entlastung geplant.
Homöopathische Therapie: Aconitum C30
Begründung für die Arzneimittelwahl: Vor der geplanten Katheterisierung wurde ein homöopathischer
Therapieversuch mit Aconitum C30, 1 x 3 Globuli einmalig durchgeführt.
Aconitum C30 ist eine bewährte Arznei bei postoperativem Harnverhalt, ebenso bei Harnverhalt
der Neugeborenen. Differenzialtherapeutisch ist an Opium C30 zu denken.
Verlauf: 15 Minuten nach Gabe von Aconitum C30 gab Maximilian spontan 30 ml Urin von
sich, so dass die Katheterisierung nicht mehr notwendig war. Danach setzte das Kind regelmäßig
und ohne jede Schwierigkeit Urin ab, so dass keine weitere homöopathische Arznei
gegeben werden musste.
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B) Erkältungs-ABC
Aconitum (Aconitum napellus = Sturmhut)
� Anfangsmittel, bei den ersten Anzeichen einer Entzündung
� plötzlicher, stürmischer, heftiger Beginn einer Erkrankung
� Beginn eines Infekts mit plötzlichem Fieber, trockene Hitze, große Unruhe
� Pseudo-Krupp mit plötzlicher Atemnot nachts, Angst und Unruhe
� Folge von kaltem Wind, Sturm, Gewitter, Föhn, Zugluft
Dosierung: C30
Drei Einzelgaben im Abstand von zwei Stunden, z. B. 10 Uhr – 12 Uhr – 14 Uhr, je 1 x 3
Globuli. Nach diesen drei Gaben ist der Infekt entweder vorbei, oder ein passendes Folgemittel
ist angezeigt.
Belladonna (Atropa belladonna = Tollkirsche)
� Häufig angezeigtes Folgemittel nach Aconitum C30
� Kind ist rot, warm, feucht, heftig, kräftig, schwitzend, dampfend
� Fieber mit rotem Kopf und kalten Händen und Füßen
� Entzündung im Stadium der Hyperämie mit Röte, Hitze, Schwellung
Dosierung: C30
Beginn: Eine Stunde nach der letzten Aconitum C30-Gabe, in obigem Beispiel: 15 Uhr - Belladonna
C30
Cepa (Allium cepa = Küchenzwiebel)
� Schnupfen wie Wasser
� Nase tropft wie ein Wasserhahn
� scharfes, wässriges Sekret, Nasenlöcher wund machend
� Tränenfluss mild
� Kitzelhusten bellend und schmerzhaft
� Besserung draußen an der frischen Luft
� Verschlechterung im warmen Zimmer
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Dulcamara (Solanum dulcamara = Bittersüß)
� Folge von Kälte und Nässe
� Folge von Durchnässung
� Folge von nasskalter Witterung

� Folge von Sitzen auf kaltem Steinboden
� Folge von Kaltbaden an einem heißen Sommertag
� inneres Kältegefühl nach Kälte und Nässe
� Infekt der oberen Luftwege oder Durchfall oder Zystitis nach Kälte und Nässe
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Eupatorium perfoliatum (Wasserhanf)
� Grippemittel mit heftigem Zerschlagenheitsgefühl am ganzen Körper
� „Knochengrippe“, alle Knochen tun weh, wie zerbrochen, Rücken wie abgebrochen
� Husten mit starken Schmerzen hinter dem Brustbein
� muss die Brust halten beim Husten
� berstende Kopfschmerzen beim Husten
� besser in Knie-Ellenbogen-Lage
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Ferrum phosphoricum (Ferriphosphat, wasserhaltiges Eisenphosphat)
� Fieber- und Entzündungsmittel im akuten bis subakuten Stadium
� Fieber bis 40 Grad, bei dem das Kind ein Buch liest, herumrennt und spielt wie sonst
� langsamer Beginn des Fiebers
� Infekt der oberen Luftwege mit lästigem Kitzelhusten
� Fließschnupfen mit viel Niesen
� Mittelohrkatarrh
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Gelsemium (Gelsemium sempervirens = Wilder Jasmin)
� Kopfgrippe mit Schwindel und Kopfschmerzen
� zittrige Schwäche und Erschöpfung
� langsamer Beginn der Grippe mit Lähmigkeit, Benommenheit, Betäubung
� Schwindel bei jeder Bewegung des Kopfes, beim Gehen
� Kopfschmerz wie dumpf im ganzen Kopf oder vom Nacken zur Stirn ziehend
� Lähmigkeit im Nacken, Kopf sinkt nach vorne aus Schwäche
� Kopfschmerzen bessern sich nach Abgang einer Harnflut
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Hepar sulfuris (Hepar sulfuris calcareum = Kalkschwefelleber)
� Eiterungs mit gelber Absonderung
� „reifer“ Schnupfen mit dick-gelbem Sekret, z. B. akute Sinusitis
� Sekret übelriechend
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� Husten mit gelbem Auswurf, z. T. nach altem Käse riechend
� „reifer“ Furunkel, eitriges Panaritium
� sehr frostig und kälteempfindlich
� erkältet sich bei jedem Luftzug
� Halsschmerzen wie von einem Splitter
� Heiserkeit, bellender Husten
� Pseudo-Krupp beim Infekt
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich
Ipecacuanha (Urogoga ipecacuanha = Brechwurzel)
� Husten mit Übelkeit bis zum Erbrechen
� Husten anfallsweise mit grobblasigem Schleimrasseln
� trockener Husten, anfallsweise
� Husten bis zum Würgen und Erbrechen (wie bei Pertussis)
� Zunge frei trotz Übelkeit
� alle Beschwerden sind von Übelkeit begleitet
Dosierung: C6, 3 x 3 Globuli täglich

C) Homöopathie in der Schmerztherapie
Wenn ein Kind Schmerzen hat, stellt sich zunächst die Frage, warum das Kind Schmerzen
hat, was die Ursachen für die Schmerzen sind. Gerade bei (mehrfach) behinderten Kindern
muss diese Frage zu Beginn einer jeden Therapie so umfassend wie möglich geklärt und die
entsprechende Diagnostik durchgeführt werden. Oft ergibt sich daraus die notwendige Therapie,
die in keinem Fall versäumt werden darf (z.B. Entlastung bei Hirndruck).
Tab. 27: Beispiele verschiedener Ursachen der Schmerzen (geordnet nach Lokalisation)
Lokalisation der Schmerzen Mögliche zugrunde liegende Krankheit
Kopfschmerzen Migräne, grippaler Infekt, Hirndruck, Hirnhautentzündung
Ohrenschmerzen Otitis media, Mastoiditis, Tubenkatarrh, Gehörgangsentzündung,
Fremdkörper
Schmerzen im Mund oder Rachen Stomatitis, Aphthen, Zahnschmerzen, Zahnung,
Zungenbiss, Halsentzündung
Bauchschmerzen Blähungen, Verstopfung, Gastroösophagealer
Reflux, Gastroenteritis, Appendizitis, Peritonitis,
Invagination, Gallensteine, Nierensteine, Harnwegsinfektion
Schmerzen in den Knochen, Gelenken,
Muskeln
Lokale Entzündung, Spastik, Muskelkater, Verletzung
(z. B. Fraktur), Fehlstellung z. B. Skoliose),
Sichelzellkrise, ärztlicher Eingriff (z. B. Operation,
Lumbalpunktion)
Ist die Ursache der Schmerzen geklärt und die Indikation für eine homöopathische (Begleit-)
Behandlung gestellt worden, unterscheiden wir akute von chronischen Schmerzen.
Wie oben in der Vorgehensweise genauer beschrieben, ist bei chronischen Schmerzen der
Besuch bei einem erfahrenen homöopathischen Arzt notwendig, der zunächst eine ausführliche
Anamnese erhebt und dann die passende homöopathische Arznei aufgrund der Gesamtheit
der Symptome unter Berücksichtigung der Konstitution und Diathese des Kindes verordnet.
Bei akuten Schmerzen kann nach Klärung der Diagnose eine homöopathische Behandlung
unter Beachtung des vollständigen Lokalsymptoms versucht werden. Dafür sind die Fragen
nach der Ätiologie (= Auslösung) der Schmerzen, genauem Ort und Zeitpunkt des Auftretens,
die Schmerz-Empfindung (z. B. pochend, brennend, drückend, ziehend, krampfartig), die
Modalitäten (d. h., wodurch werden die Schmerzen besser oder schlechter), die begleitenden
Beschwerden (z. B. Übelkeit, Schwindel) sowie die Stimmung des Kindes während der
Schmerzen für die Arzneimittelwahl entscheidend.
Vier bewährte homöopathische Arzneien bei akuten Schmerzen
Die folgenden vier homöopathischen Arzneien haben sich bei bestimmten akuten Schmerzen
im Kindesalter bewährt und sind aufgrund ihrer klaren Leitsymptome gut zu differenzieren:
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1. Aconitum napellus (Sturmhut, Eisenhut)
2. Arnica montana (Bergwohlverleih)
3. Chamomilla (Echte Kamille)
4. Colocynthis (Koloquinte)
Im Folgenden sollen diese genannten Arzneien, insbesondere ihre Leitsymptome, näher vorgestellt
werden.
Dosierung: Die Arzneien werden bei akuten Schmerzen in der C30 gegeben, 1 x 3 Globuli
einmalig, bei fehlender Besserung „verkleppert“, d.h. 3 Globuli in ½ Glas Wasser auflösen,
10 x mit einem Plastiklöffel umrühren, alle 5–10 Minuten 1 Teelöffel geben, bis es besser
wird. Vor jeder Gabe 10 x umrühren. Nach der 4.–5. Gabe sollte es besser werden, sonst ist
ein Wechsel der Arznei notwendig. Wenn es besser wird, abwarten und erst wiederholen,
wenn es wieder schlechter wird.
Aconitum napellus (Sturmhut, Eisenhut)
Pflanze: Aconitum napellus gehört zur Familie der Ranunculaceae (= Hahnenfußgewächse)
und wächst ursprünglich an den Hängen des Mittelgebirges, die er stellenweise bei seiner Blüte
im August/September ganz blau färben kann. Der Sturmhut wächst auch in vielen Vorgärten,
obwohl er die giftigste Pflanze Mitteleuropas ist.
Toxikologie: Bei einer Vergiftung mit Sturmhut ist die Wirkung akut, heftig und stürmisch,
wie der Name schon sagt. Die Pflanze enthält verschiedene Alkaloide wie Aconitin, die auf
das Herz-Kreislaufsystem, auf das Atmungs- und Vasomotoren-Zentrum, auf wärmeregulierende
Zentren und auf den Trigeminusnerv wirken. Genau in diesen Bereichen finden wir die
wichtigsten Symptome des Arzneimittelbildes von Aconitum.
Leitsymptome: Aconitum ist ein wichtiges Anfangsmittel. Es ist angezeigt bei allen Krankheiten
und Beschwerden, die plötzlich, heftig und stürmisch beginnen, z. B. Schmerzen, Fieber
oder ein grippaler Infekt mit plötzlichem Fieber ohne Schweiß. Pathophysiologisch handelt
es sich um eine beginnende Entzündung im Stadium der aktiven Hyperämie. Außerdem
ist Aconitum ein ganz wichtiges Mittel bei Angst und Panik, Folge von Schreck und Schock.
Viele plötzliche Beschwerden sind typischerweise begleitet von Unruhe und Angst bis hin zur
Todesangst.
Ätiologie (= Auslösung): Beschwerden treten als Folge von Angst, Ärger, Aufregung,
Schreck, Schock oder Panik auf, z. B. Herzklopfen, Kopfschmerzen, Schwindel.
Beschwerden treten als Folge von Wind, Gewitter, Zugluft, Fön, kaltem Ostwind, Wetterwechsel
oder Kälte auf, z. B. Infekt, Fieber, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen.
Schmerzen: Die Schmerzen können nach Schreck, Schock oder Panik auftreten. Sie kommen
typischerweise plötzlich, heftig und stürmisch und sind meistens unerträglich, begleitet von
großer Angst und Unruhe des Kindes. Das Kind klammert sich angstvoll an die Mutter.
Schlimmer werden die Schmerzen häufig nachts.

Bewährte Indikationen
� Plötzlicher Beginn eines Infekts, oft mit hohem Fieber
� Kopfschmerzen bei Fön oder Wetterwechsel
� Schock/Schreck nach einem Erlebnis, z.B. Autounfall
� Panik vor einem Eingriff, z.B. Blutabnahme, Verbandswechsel, …
� Trigeminusneuralgie oder andere neuralgische, einschießende Schmerzen
� Pseudo-Krupp mit plötzlicher Angst nachts
Potenzwahl und Dosierung: Aconitum hat sich am besten als C30 bewährt; tiefe Potenzen
sollten wegen der Giftigkeit des Sturmhuts vermieden werden.
Wir geben Aconitum C30 als Einzelgaben 1 x 3 Globuli, in akuten Situationen kann es kurzfristig
wiederholt werden, eventuell „verkleppert“.
Bei beginnendem Infekt geben wir Aconitum C30 als drei Einzelgaben im Abstand von zwei
Stunden, z. B. 10 Uhr – 12 Uhr – 14 Uhr jeweils 1 x 3 Globuli. Danach ist der Infekt vorüber,
oder wir brauchen eine Folgearznei zur Behandlung des Infekts.
Arnica montana (Bergwohlverleih)
Pflanze: Arnica montana gehört zu den Korbblütlern und wächst in den Mittelgebirgen Europas,
dort, wo der einsame Bergwanderer sich leicht verletzen kann. Arnica wird auch in der
Pflanzenheilkunde als Tinktur bei Verletzungen äußerlich angewendet.
Arnica enthält verschiedene Stoffe, die vor allem granulationsfördernd, antiphlogistisch,
blutdruckegulierend wirken.
Verletzung: Arnica ist das Hauptverletzungsmittel in der Homöopathie. Es ist das 1. Mittel
bei jeder Verletzung, bei Unfall, Blutung und Schock. Typische Verletzung ist das stumpfe
Trauma wie Prellung, Quetschung und Bluterguß, aber auch Hirnblutung und Gehirnerschütterung.
Arnica kann die Blutung hemmen und die Resorption fördern. So kann Arnica vor und
nach einer Operation gegeben werden, nach der Entbindung, immer bei traumatischen Ereignissen
und bei Schmerzen jeder Art, die im Zusammenhang mit einer Verletzung stehen.
Ätiologie (= Auslösung): Folge von Verletzung und Trauma jeder Art; Folge von Überforderung,
von Überanstrengung
Geist und Gemüt: Typischerweise ist der Patient nach einer Verletzung ängstlich. Er hat
Angst vor jeder Annäherung, vor Erschütterung, vor Berührung, vor dem Arzt bzw. der Krankenschwester
und vor Eingriffen. Ihm ist alles zu hart, auch das weiche Bett. Ihm tut alles
weh, alles ist wie zerschlagen wie bei Muskelkater. Der Patient will seine Ruhe haben, ist
ablehnend und abweisend. Er dissimuliert eher, um eine erneute Inspektion und Untersuchung
aus Angst vor Schmerzen zu vermeiden.
Bewährte Indikationen
� Vor und nach Operation in C30 jeweils 1 x 3 Globuli
� bei Schmerzen nach der Operation auch „verkleppert“
� Gehirnerschütterung (C30 an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils 1 x 3 Globuli)
� Kopfschmerzen seit Gehirnerschütterung
� Schmerzen seit einer Verletzung
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� Hirnblutung
� Muskelkater nach zu großer körperlicher Anstrengung
Chamomilla (Echte Kamille)
Pflanze: Chamomilla gehört wie Arnica zu den Korbblütlern und wächst oft an Wegrändern
und auf Schutthalden. Kamille wird in der Pflanzenheilkunde als Tee eingesetzt und wirkt
entzündungshemmend und beruhigend.
Leitsymptome: Typisch sind heftige, unerträgliche Schmerzen, die plötzlich kommen. Das
Kind schreit vor Schmerzen. Entscheidend für die Arzneimittelwahl ist die eindeutige Besserung
durch Herumtragen und Verschlechterung durch Hinlegen. Meistens ist das Kind ärgerlich,
reizbar, quengelig und weiß nicht, was es will.
Bewährte Indikation
� Zahnungsbeschwerden
� Bauchkoliken
� Heftige postoperative Schmerzen (trotz Gabe von Schmerzmittel)
Colocynthis (Koloquinte)
Pflanze: Colocynthis gehört zu den Kürbisgewächsen und wächst in der Wüste.
Leitsymptome: Kolikschmerzen, krampfartige Schmerzen; Schmerzen um den Nabel herum;
Besserung durch Zusammenkrümmen, durch Druck, durch Wärme (Kirschkernkissen); Verschlechterung
durch Ausstrecken und durch Kälte.
Bewährte Indikationen: Koliken jeder Art wie Bauch-, Nabel-, Nieren- oder Gallenkoliken

D) Fragebogen zum Prader-Labhart-Willi-Syndrom
Name: Vorname:
Geburtsdatum: Wohnort: Telefon:
Länge: cm Gewicht: kg
Erstvorstellung am:
Heutiges Datum:
1. Bei Kindern mit Prader-Labhart-Willi-Syndrom (=PLWS) gibt es verschiedene Problembereiche.
Wir bitten Sie, die Bedeutung unten angegebener Bereiche für Ihr Kind einzuschätzen.
– Bitte kreuzen Sie das zutreffende Kästchen an.
Große Probleme gibt es bei unserem Kind meist im Bereich:
stimmt gar stimmt ein stimmt stimmt stimmt fast
nicht wenig halbwegs häufig immer
Essen � � � � �
Aktivität � � � � �
Anpassungsfähigkeit � � � � �
Wutausbrüche � � � � �
Neigung sich zu kratzen/
zupfen
� � � � �
Umgang mit anderen � � � � �
Schlaf � � � � �
Sprache � � � � �
2. Unser Kind hat folgende Therapie schon bekommen oder bekommt sie derzeit:
� Homöopathische Therapie
welche Arzneien?
� Gabe von Wachstumshormonen
Beginn: Ende: Dosis:
� Andere Medikamente
welche Medikamente?
� Krankengymnastik
� Logopädie
� Ergotherapie
� Andere Therapie, nämlich
115

116
3. Wie viele Kalorien nimmt das Kind pro Tag durchschnittlich zu sich?
� ..............................................................................................weniger als 600 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: Kaffee/Tee mit Süßstoff ohne Milch, 30g Vollkornbrot, 30g Putenwurst
Vormittag: ½ Apfel
Mittagessen: 70g Kalbsschnitzel, Chicorée-Salat
Nachmittag: 1 Scheibe Knäckebrot mit fettarmem Streichkäse
Abendessen: 1 Tasse Milch, 1 Scheibe Brot mit Kräuterkäse, 5 Radieschen
� .......................................................................................................600–1000 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: Kaffee/Tee mit Süßstoff, 100g Magerquark, 1 Scheibe Knäckebrot,
1 TL Marmelade
Vormittag: 1 Scheibe Knäckebrot, 3 Scheiben Lachsschinken, ½ Grapefruit
Mittagessen: Gemüsesuppe mit Rindfleisch, 1 Portion Blattsalat, 1 Portion Kompott mit
Süßstoff
Nachmittag: 1 Apfel
Abendessen: 2 Scheiben Knäckebrot, Gurkensalat, 30g Aufschnitt
� .....................................................................................................1000–1500 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: Kaffee/Tee mit Süßstoff, 1 Scheibe Mischbrot, 100g Hüttenkäse, 1EL Honig
Vormittag: 1 kleine Banane
Mittagessen: 200g Spinat, 60g Kartoffel, 1 kl. Hackfleischbällchen (60g), 5 Erdbeeren
od. 1 Mandarine
Nachmittag: Magermilchjoghurt mit Früchten
Abendessen: 1 Scheibe Brot, Tomatensalat, 1 Wiener Würstchen
� ......................................................................................................1500–2000 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: 2 Scheiben Vollkornbrot, 60g Quark, 40g Kalte-Braten-Aufschnitt,
10g Pflanzenmayonnaise
Vormittag: 1 Orange
Mittagessen: 150g mageres Fleisch od. Fisch, 2 kl. Kartoffeln, 200g Gemüse, 150g Salat
Nachmittag: 150g Obst (z.B. Kiwi)
Abendessen: 2 Scheiben Brot, 10g Margarine, 70g magere Wurst, 1 kl. Käse
(30 % Fett i.Tr.)

�.......................................................................................................2000–2500 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: 1 Semmel, 10g Semmel, Honig, Tee mit Zucker, 1 Ei
Vormittag: Müsli
Mittagessen: gebratener Fisch, 2 Kartoffeln, Gurkensalat, Kompott
Nachmittag: 1 kl. Stück Sandkuchen od. Obst, 1 Kakao (fettarm)
Abendessen: 2 Scheiben Brot, Wurstsalat
Spätmahlzeit: 1 Obst
�..................................................................................................mehr als 2500 kcal/Tag
Das entspricht z.B.:
Frühstück: 2 Semmeln, Butter, Käse, Ei
Vormittag: 2 Scheiben Knäckebrot, Marmelade, Kakao
Mittagessen: Schweinebraten mit Knödel, Krautsalat, Apfelkompott
Nachmittag: 1 Fruchtjoghurt, 2 Vollkornkekse
Abendessen: Vollkornbrot, Butter, Schnittkäse, Tomate, Gurke,
Karotten-Apfel-Rohkost
�................... Wir können die Essmenge unseres Kindes nicht in Kalorien einschätzen.
4. Möglicherweise ist es schwierig für Sie, sich zu erinnern, aber für uns sind die „Meilensteine
der Entwicklung“ Ihres Kindes sehr wichtig.
Wie alt war Ihr Kind, als es folgende Fähigkeiten erlernte?
a) Sitzen
� Ich weiß es genau, unser Kind war Monate alt, als es sitzen lernte.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 6–12 Monate � 12–18 Monate � 18–24 Monate
� 24–36 Monate � über 3 Jahre � sitzt noch nicht
� Ich weiß es nicht mehr.
b) Krabbeln
� Ich weiß es genau, unser Kind war Monate alt, als es Krabbeln lernte.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 6–12 Monate � 12–18 Monate � 18–24 Monate � über 2 Jahre
� ist nie gekrabbelt � krabbelt noch nicht
� Ich weiß es nicht mehr.
117

118
c) Freies Gehen
� Ich weiß es genau, unser Kind war Monate alt, als es laufen lernte.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 6–12 Monate � 12–18 Monate � 18–24 Monate
� 24–36 Monate � über 3 Jahre � läuft noch nicht
� Ich weiß es nicht mehr.
d) Fahrrad fahren (mit Stützrädern)
� Ich weiß es genau, unser Kind war Jahre alt, als es Fahrradfahren lernte.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 2–3 Jahre � 3–4 Jahre � 4–5 Jahre
� 5–6 Jahre � über 6 Jahre � fährt noch nicht mit dem Fahrrad
� Unser Kind fährt seit dem Alter von Jahren mit dem Fahrrad ohne Stützräder.
� Ich weiß es nicht mehr.
e) Sprechen der ersten sinnbezogenen Worte (z.B. Mama – Papa)
� Ich weiß es genau, unser Kind war Monate alt, als es die ersten sinnbezogenen
Worte sprach.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 6–12 Monate � 12–18 Monate � 18–24 Monate
� 24–36 Monate � über 3 Jahre � spricht noch nicht
� Ich weiß es nicht mehr.
f) Zweiwort-Sätze-Sprechen (z.B. Papa arbeiten)
� Ich weiß es genau, unser Kind war Monate alt, als es Zweiwort-Sätze sprach.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 10–18 Monate � 18–24 Monate � 24–36 Monate
� 36–48 Monate � über 4 Jahre � spricht noch nicht
� Ich weiß es nicht mehr.

g) Tag und Nacht „trocken“ sein
� Ich weiß es genau, unser Kind war Jahre alt, als es trocken war.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 2–4 Jahre � 4–5 Jahre � 5–6 Jahre
� 6–7 Jahre � über 7 Jahre � noch nicht „trocken“
� Ich weiß es nicht mehr.
h) Lesen
� Ich weiß es genau, unser Kind war Jahre alt, als es Lesen lernte.
Ich weiß es nicht mehr genau, unser Kind hatte ungefähr folgendes Alter:
� 4–6 Jahre � 6–8 Jahre � 8–10 Jahre
� 10–12 Jahre � über 12 Jahre � kann nicht lesen
� Ich weiß es nicht mehr.
5. a) Welchen Kindergarten besucht Ihr Kind bzw. hat es besucht?
� Regelkindergarten
� Schulvorbereitende Einrichtung
� Montessori-Kindergarten
� Integrationskindergarten
� Heilpädagogischer Kindergarten
� Sprachheil-Kindergarten
� Andere, nämlich
� Geht noch nicht in den Kindergarten
b) Welche Schule besucht Ihr Kind bzw. hat es besucht?
� Realschule
� Hauptschule - Regelschule
� Diagnose-Förderklasse
� Montessori-Schule
� Sonderschule für Lernbehinderte
� Sonderschule für Geistigbehinderte
� Sonderschule für Körperbehinderte
� Sprachheil-Schule
� Andere, nämlich
� Geht noch nicht in die Schule
119

120
c) Welche nachschulische Betreuungseinrichtung besucht Ihr Kind?
� Betreute Werkstätte
� Betreutes Wohnen
� Wohnt zu Hause
� Macht(e) Lehre als
� Hat Arbeitsstelle im freien Arbeitsmarkt, welche?
� Andere Betreuung, nämlich
� Geht noch nicht in eine nachschulische Betreuungseinrichtung
6. Hat das Kind zur Zeit Spuren vom Kratzen bzw. Zupfen?
� Nein. Bitte machen Sie weiter mit Frage 7.
� Ja, dann machen Sie bitte hier weiter mit Frage 6 a.
a) Wie viele Stellen bzw. Krusten? Stellen/Krusten
b) Wie groß ist die größte Stelle im Durchmesser? cm
c) Wie lange dauert die Abheilung in der Regel? Wochen
7. Wir möchten gerne wissen, was Ihr Kind am liebsten spielt. Bitte schätzen Sie bei den unten
angegebenen Spielen jeweils ein, wie gern Ihr Kind es spielt.
Sollte Ihr Kind noch zu klein für ein Spiel sein, kreuzen Sie bitte „nicht zutreffend“ an.
sehr gern mäßig ungern völlig nicht
gern gern
ungern zutreffend
Geduldsspiele wie z.B. Puzzle � � � � � �
Gedächtnisspiele wie z.B.
Memory
� � � � � �
Rollenspiele mit
Puppen, Stofftieren, Autos
� � � � � �
Regelspiele wie Mensch-Ärgere-
Dich-nicht, Würfelspiele
� � � � � �
Kartenspiele wie Quartett, Uno � � � � � �
Computerspiele wie Gameboy � � � � � �
Bauen mit Klötzen, Lego etc. � � � � � �
Laufspiele wie Fangen, Wettrennen � � � � � �
Ballspiele � � � � � �
Spiele im Wasser, mit Wasser � � � � � �
Sonstige Lieblingsspiele:

Es folgen Aussage-Blöcke zu verschiedenen Themen. Wir bitten Sie zu beurteilen, ob die
folgenden Aussagen jeweils für Ihr Kind zutreffen:
8. Bitte beurteilen Sie das Essverhalten Ihres Kindes.
Beobachtung
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
Unser Kind kann sich leicht an
Diätvorschriften halten � � � � � �
Unser Kind merkt, wann es
genug gegessen hat und satt ist
� � � � � �
Unser Kind hat häufig Heißhungerphasen
� � � � � �
Unser Kind lässt nie Essen
stehen
� � � � � �
Unser Kind verlangt immer
mind. einen Nachschlag
� � � � � �
Unser Kind kann nicht auf
Essen warten
� � � � � �
Unser Kind rastet aus, wenn es
nichts zu essen bekommt
� � � � � �
Unser Kind isst langsam
Unser Kind isst ungenießbare
� � � � � �
Dinge (z.B. Tiefgefrorenes,
Bananenschalen etc.)
� � � � � �
Unser Kind organisiert sich
selber Essen
� � � � � �
Unser Kind bettelt bei anderen
um Essen
� � � � � �
Unser Kind holt sich Essen bei
anderen Kindern
� � � � � �
Unser Kind nimmt Essen von
fremden Tellern
Wenn sich unser Kind eine
� � � � � �
Geschichte ausdenkt, dreht es
sich immer ums Essen
� � � � � �
Persönliche Ergänzung:
121

122
9. Bitte beurteilen Sie die Aktivität Ihres Kindes.
Beobachtung
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
Unser Kind ermüdet leicht � � � � � �
Unser Kind ist schwer motivierbar
� � � � � �
Unser Kind bleibt lange bei
einem Spiel sitzen
� � � � � �
Unser Kind ist langsam im
Bewegungsablauf
� � � � � �
Unser Kind ist sehr ausdauernd
beim Spazieren gehen
� � � � � �
Unser Kind läuft viel umher
Unser Kind ist bei schönem
� � � � � �
Wetter lieber im Freien als
in der Wohnung
Am liebsten macht unser Kind
� � � � � �
etwas im Sitzen oder im Liegen
� � � � � �
Die innere Uhr unseres Kindes
geht etwas langsamer
� � � � � �
Persönliche Ergänzung:
10. Wie beurteilen Sie Ihr Kind im Umgang mit anderen?
Beobachtung
Unser Kind geht gern auf andere
Kinder zu
Unser Kind ist leicht motivierbar
zum Spiel mit anderen
Kindern
Unser Kind spielt gerne mit
Jüngeren
Unser Kind spielt gerne mit
Gleichaltrigen
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �

Beobachtung
Unser Kind spielt gerne mit
Älteren
Unser Kind spielt gerne mit
Erwachsenen
Unser Kind ist ohne „gesundes
Misstrauen“
Unser Kind kann gegenüber
anderen Kindern aggressiv
reagieren
Unser Kind hat keine Angst
vor fremden Leuten
Unser Kind lässt sich Dinge
(z.B. Spielzeug) ohne Protest
wegnehmen
Unser Kind spielt lieber allein
als mit anderen Kindern
Persönliche Ergänzung:
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
11. Bitte beurteilen Sie verschiedene Verhaltensweisen Ihres Kindes.
Beobachtung
Unser Kind ist gegenüber Neuem
sehr vorsichtig
Unser Kind kann nicht abwarten
Unser Kind lässt sich nicht
unterbrechen, wenn es ins Spiel
vertieft ist
Unser Kind besteht hartnäckig
auf seinen eigenen Vorstellungen
Unser Kind reagiert zornig,
wenn sich etwas im Tagesablauf
verändert
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
123

Beobachtung
Unser Kind entwickelt rasch
Angewohnheiten, an
denen es festhält
Unser Kind bleibt lange an
einer Frage hängen
Unser Kind beruhigt sich
schnell wieder, wenn es wütend
ist
Persönliche Ergänzung:
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
12. Bitte beurteilen Sie die Stimmung Ihres Kindes.
Beobachtung
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
Bei unserem Kind wechselt
rasch die Stimmung
� � � � � �
Unser Kind reagiert zornig bei
Verboten
� � � � � �
Unser Kind reagiert zornig
unter Zeitdruck
� � � � � �
Unser Kind wird wütend, wenn
es nichts zu essen bekommt
� � � � � �
Unser Kind hat häufig Wutausbrüche
� � � � � �
Unser Kind wird oft aggressiv
Unser Kind kann Wutausbrü-
� � � � � �
che in der Öffentlichkeit
bekommen, z.B. in der Straßenbahn
� � � � � �
Unser Kind kann in der Wut
Dinge zerschlagen
Unser Kind lässt sich leicht
� � � � � �
motivieren durch kleine Belohnungen
� � � � � �
Unser Kind ist meistens sehr
fröhlich
� � � � � �
124

Beobachtung
Bei einem Wutausbruch ist
unser Kind mit Worten nicht zu
beruhigen
Unser Kind kann heftig weinen,
wenn zuviel von ihm
verlangt wird
Persönliche Ergänzung:
stimmt
gar
nicht
13. Bitte beurteilen Sie die Haut Ihres Kindes.
Beobachtung
Unser Kind zupft sich oft an
der Haut, z.B. an Ohren, Augen
oder Nase
Unser Kind kratzt sich gern,
auch nachts, wenn es aufwacht
Unser Kind verletzt sich durch
Kratzen selber
Eine Wunde heilt nur sehr
langsam, da unser Kind gerne
die Krusten abreißt
Unser Kind kann sich stundenlang
mit sich selber beschäftigen
durch Sich-Zupfen und
Sich-Kratzen
Die Haut unseres Kindes ist
sehr trocken
Unser Kind hält die Nägel
durch Fingernägelbeißen kurz
Unser Kind kratzt sich oft, bis
es blutet
Persönliche Ergänzung:
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
125

126
14. Bitte beurteilen Sie den Schlaf Ihres Kindes.
Beobachtung
Unser Kind schläft fast jede
Nacht durch
Unser Kind merkt nie, dass es
müde ist
Wenn unser Kind nachts erwacht,
beginnt es z.B. zu zupfen
oder Haare auszuziehen
Unser Kind schnarcht im
Schlaf
Unser Kind kaut besonders
nachts Fingernägel
Ist unser Kind aus dem Schlaf
gerissen worden, ist es sofort
hellwach
Unser Kind braucht mehr
Schlaf als andere Kinder im
gleichen Alter
Unser Kind hat nachts Atempausen
Unser Kind ist ein Morgenmuffel
Persönliche Ergänzung:
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
15. Bitte beurteilen Sie die Sprache Ihres Kindes.
Beobachtung
Unser Kind erzählt gerne eine
Geschichte
Unser Kind spricht verwaschen
und undeutlich
Unser Kind befolgt einfache
Aufforderungen wie „Bring
bitte die Schuhe her!“
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
Unser Kind stottert � � � � � �

Beobachtung
Unser Kind zeigt lieber auf
Gegenstände, die es haben
möchte, anstatt sie zu benennen
Unser Kind spricht ähnlich
viele Worte wie Kinder im
gleichen Alter
Unser Kind kann 10x dasselbe
erzählen oder fragen und will
immer eine Antwort haben
Unser Kind sagt kein Wort,
wenn es in fremder Umgebung
ist
Unser Kind lernt leicht Reime
und Liedtexte
Persönliche Ergänzung:
stimmt
gar
nicht
stimmt
ein
wenig
stimmt
halbwegs
stimmt
häufig
stimmt
fast
immer
nicht zutreffend
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
� � � � � �
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
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