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FRAUENARZT 54 (2013) Nr. 2, S. 144-150 - Prof. Dr. Ahrendt

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FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

HORMONTHERAPIE<br />

Gestagen-Monotherapien<br />

– was ist aktuell möglich?<br />

Dolores Foth, Hans-Joachim <strong>Ahrendt</strong> (für die AG Hormone des BVF)<br />

Im Rahmen der individualisierten Hormontherapie stellen<br />

Gesta genmonopräparate für viele Patientinnen eine effektive<br />

Therapieform z. B. bei Zyklusstörungen dar. Leider hat sich in<br />

den letzten Jahren das Spektrum verfügbarer Gestagenmonopräparate<br />

stark reduziert. Dadurch sind vor allem für Risikopatientinnen<br />

mit Kontraindikationen gegen die Einnahme von<br />

Ethinylestradiol die therapeutischen Möglichkeiten zunehmend<br />

eingeschränkt. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über aktuell<br />

verfügbare und mögliche Gestagen-Monotherapien.<br />

Gestagene gehören zu den Steroidhormonen<br />

und zeichnen sich durch<br />

eine dem Progesteron ähnliche Wirkung<br />

aus. Sie können ein durch Östrogene<br />

proliferiertes Endometrium<br />

sekretorisch umwandeln. Wichtigste<br />

Partialfunktionen von Gestagenen<br />

sind neben der Transformation<br />

des Endometriums eine zeitliche<br />

Verschiebung der Menstruation und<br />

die Fähigkeit zur Ovulationshemmung.<br />

Die verschiedenen synthetischen<br />

Gestagene unterscheiden sich in ihren<br />

Partialwirkungen. Sie können<br />

z. B. östrogene oder antiöstrogene,<br />

andro gene oder antiandrogene, glukokortikoide<br />

und/oder antimineralokortikoide<br />

Partialwirkungen aufweisen.<br />

Gestagene sind einerseits essenzieller<br />

Bestandteil von Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten<br />

(KOK)<br />

zur hormonalen Kontrazeption und<br />

Hormonersatztherapie (HRT) und andererseits<br />

stehen sie als Einzelsubstanzen<br />

zur Gestagen-Monotherapie in<br />

verschiedenen Applikationsformen<br />

zur Verfügung.<br />

Innerhalb der Östrogen-Gestagen-<br />

Kombinationspräparate zur hormonalen<br />

Kontrazeption stellen die Gestagene<br />

die Hauptkomponente dar, da<br />

sie für die Ovulationshemmung und<br />

damit für die sichere Kontrazeption<br />

sorgen.<br />

In der HRT werden sie zur Östrogensubstitution<br />

addiert, um eine endometriale<br />

Überstimulation zu vermeiden.<br />

Dadurch wird das Risiko eines<br />

östrogenabhängigen Endometriumkarzinoms<br />

reduziert (sequenzielle<br />

Gestagenzugabe) oder ganz vermieden<br />

(kontinuierlich kombinierte<br />

HRT).<br />

Durch eine differenzierte Gestagenauswahl<br />

wird das Wirkspektrum der<br />

Hormontherapien wesentlich bestimmt.<br />

Sowohl für die Kontrazeption<br />

als auch für die HRT stehen zahlreiche<br />

Fertigpräparate mit definierten<br />

Estrogen-Gestagen-Zusammensetzungen<br />

zur Verfügung.<br />

Reine Gestagenpräparate werden zur<br />

Monotherapie vielfältig eingesetzt:<br />

• zur Diagnostik,<br />

• zur Zyklusregulation,<br />

• zur Behandlung von Blutungsstörungen,<br />

• zur Kontrazeption,<br />

• zum Erreichen von Zusatznutzen<br />

durch die östrogenfreie Kontrazeption:<br />

− Vermeidung östrogenbedingter<br />

Nebenwirkungen: Kopfschmerz,<br />

Übelkeit, Ödeme, Gewichtszunahme,<br />

Mastodynien,<br />

− Vermeidung zyklusabhängiger<br />

Nebenwirkungen: Dysmenorrhoe,<br />

Prämenstruelles Syndrom<br />

(PMS), menstruelle Migräne,<br />

• zur Erzielung einer therapeutischen<br />

Amenorrhoe,<br />

• zur antiandrogenen Therapie.<br />

Für die individuelle Hormontherapie<br />

z. B. bei Zyklusstörungen sind Gestagene<br />

als Monopräparate eine effektive<br />

Therapieform. Notwendige Dosierungen<br />

ergeben sich aus der Ovulationshemmdosis<br />

bzw. der Transformationsdosis<br />

(s. Tab. 1).<br />

Das Spektrum an Gestagen-Monopräparaten<br />

hat sich in den letzten Jahren<br />

stark reduziert, da die Präparate<br />

meist im Rahmen nicht erfolgter<br />

Nachzulassungen vom Markt genom-<br />

Ovulationshemmdosis und Transformationsdosis<br />

von Gestagenen<br />

Ovulations hemmdosis<br />

(mg/d)<br />

Transformations dosis<br />

in 14 Tagen (mg)<br />

Progesteron > 10 2.000<br />

Dydrogesteron <strong>150</strong><br />

Levonorgestrel 0,05 4<br />

Chlormadinonacetat 1,7 20<br />

Medroxyprogesteronacetat 20 50<br />

Dienogest 1 6<br />

Tab. 1: Die notwendigen Dosierungen von Gestagen-Monopräparaten ergeben sich aus der<br />

Ovulationshemmdosis bzw. der Transformationsdosis.<br />

<strong>144</strong> <strong>FRAUENARZT</strong> <strong>54</strong> (<strong>2013</strong>) <strong>Nr</strong>. 2


Übersicht Gestagenpräparate<br />

Gestagen Dosis Präparate Indikation (Gelbe Liste)<br />

Progesteron<br />

90 mg<br />

100 mg<br />

100 mg<br />

Crinone 8 %<br />

Vaginalgel<br />

Utrogest<br />

Utrogestan<br />

LUTINUS<br />

Vaginaltabletten<br />

– Progesteronbehandlung zur Unterstützung der Lutealphase<br />

im Rahmen einer assistierten Reproduktion<br />

– Ergänzung einer Östrogenbehandlung des klimakterischen<br />

Syndroms nach natürlicher und artifizieller Menopause (Utrogest<br />

kann nicht als Kontrazeptivum angewandt werden)<br />

– Unterstützung der Lutealfunktion im Rahmen einer assistierten<br />

Reproduktionstherapie<br />

Dydrogesteron 10 mg Duphaston 10 mg – Prämenstruelles Syndrom<br />

– Zyklusanomalien infolge Corpus-luteum-Insuffizienz<br />

– Dysmenorrhoe<br />

– Endometriose<br />

– zur Ergänzung einer Östrogenbehandlung in den Wechseljahren<br />

bei Frauen mit Gebärmutter<br />

Levonorgestrel<br />

Chlormadinonacetat<br />

Medroxyprogesteronacetat<br />

Cyproteronacetat<br />

0,03 mg<br />

IUS<br />

enthält<br />

52 mg<br />

28 mini<br />

Microlut 0,03 mg<br />

Mirena Intrauterines<br />

System<br />

2 mg Chlormadinon 2 mg<br />

fem JENAPHARM<br />

– östrogenfreie Kontrazeption ohne Ovulationshemmung<br />

– Kontrazeption<br />

– Hypermenorrhoe<br />

– Substitutionstherapie mit Östrogenen<br />

– sekundäre Amenorrhoe<br />

– dysfunktionelle Blutungen<br />

– unregelmäßige Zyklen/Menstruationsbeschwerden<br />

– Endometriose<br />

– Mastodynie<br />

– Gestagentest<br />

5 mg MPA GYN 5 – Zyklusstörungen als Folge hormonaler Störungen (Gestagenmangel)<br />

ohne organische Erkrankung<br />

– zur Ergänzung einer Östrogenbehandlung in den Wechseljahren<br />

10 mg<br />

50 mg<br />

Androcur 10 mg<br />

Tabletten<br />

Androcur 50 mg<br />

Tabletten<br />

Dienogest 2 mg Visanne 2 mg – Endometriose<br />

ausgeprägte Androgenisierungserscheinungen:<br />

− schwerere Formen von Akne, wie Acne papulopustulosa,<br />

Acne nodulocystica oder bei Gefahr einer Narbenbildung<br />

− mittelschwere bis schwere Formen von Hirsutismus,<br />

u. a. vermehrter Gesichts- und Körperbehaarung<br />

– mittelschwere bis schwere Formen von androgenetischer Alopezie<br />

schwere Androgenisierungserscheinungen wie<br />

– hochgradiger Hirsutismus<br />

– schwere androgenetische Alopezie<br />

– schwere Formen von Akne und/oder Seborrhoe<br />

FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

Tab. 2: Gestagen-Monopräparate, die für therapeutische Zwecke eingesetzt werden können<br />

men werden mussten. In der Praxis<br />

bewährte Gestagene stehen als Einzelsubstanzen<br />

entweder gar nicht<br />

mehr zur Verfügung (z. B. Norethisteron)<br />

oder nur noch für definierte<br />

Indikationen (z. B. Dienogest).<br />

Dieser Beitrag gibt einen zusammenfassenden<br />

Überblick über aktuell<br />

als Monopräparate verfügbare Gestagene,<br />

die für therapeutische Zwecke<br />

eingesetzt werden können (s.<br />

Tab. 2).<br />

Als Gestagen-Monopräparate stehen<br />

in Tabletten- bzw. Kapselform Progesteron<br />

100 mg, Dydrogesteron 10<br />

mg, Levonorgestrel, Chlormadinonacetat<br />

2 mg, Medroxyprogesteronacetat<br />

5 mg, Cyproteron acetat 10<br />

<strong>FRAUENARZT</strong> <strong>54</strong> (<strong>2013</strong>) <strong>Nr</strong>. 2<br />

145


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

und 50 mg und Dienogest 2 mg sowie<br />

Levonorgestrel als intrauterines System<br />

zur Verfügung.<br />

Die Partialwirkungen der Gestagene<br />

sind zum Teil sehr unterschiedlich<br />

und kommen in Abhängigkeit von<br />

der Dosis, Therapiedauer und der<br />

Disposition der Anwenderin unterschiedlich<br />

individualisiert zur Wirkung.<br />

Folgende Gestagene stehen zur individuellen,<br />

nichtkontrazeptiven Anwendung<br />

zur Verfügung:<br />

Progesteron<br />

Progesteron ist das natürliche Gestagen<br />

der Frau. Es ist in mikronisierter<br />

Form oral verabreichbar, kann aber<br />

auch vaginal oder rektal appliziert<br />

werden. Aufgrund der starken hepatischen<br />

Metabolisierung ist die Bioverfügbarkeit<br />

gering, weshalb es relativ<br />

hoch dosiert werden muss. Bei<br />

vaginaler Gabe werden allerdings<br />

relativ höhere Konzentrationen im<br />

Endometrium erreicht, wodurch bei<br />

der Anwendung in der HRT eine Zyklusstabilität<br />

bei sequenzieller Gabe<br />

bzw. eine endometriale Atrophisierung<br />

bei kontinuierlich kombinierter<br />

Gabe schneller erreicht wird.<br />

• Präparate<br />

Utrogest, Utrogestan<br />

Weichkapseln à 100 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

Utrogest dient zur Ergänzung einer<br />

Östrogenbehandlung bei Beschwerden<br />

in und nach den Wechseljahren<br />

bzw. nach operativer Entfernung der<br />

Eierstöcke (klimakterisches Syndrom<br />

nach natürlicher oder artifi zieller<br />

Menopause).<br />

Utrogest wird wie folgt dosiert: 2–3<br />

Weichkapseln (200–300 mg) pro<br />

Tag; Einnahmeschema: 2 Kapseln<br />

abends vor dem Schlafengehen oder<br />

2 Kapseln abends vor dem Schlafengehen<br />

plus 1 Kapsel morgens vor<br />

dem Frühstück.<br />

Zur sequenziellen Progesteronsubstitution<br />

und zur kombinierten Behandlung<br />

mit Östrogenen in der Peri- und<br />

Postmenopause wird Utrogest gewöhnlich<br />

monatlich über einen Zeitraum<br />

von 12 Tagen (beginnend mit<br />

dem 10. Tag der Östrogenbehandlung)<br />

eingenommen.<br />

Crinone<br />

Crinone 8 % Vaginalgel (90 mg Progesteron)<br />

ist zugelassen zur Progesteronbehandlung<br />

zur Unterstützung<br />

der Lutealphase im Rahmen einer<br />

assistierten Reproduktion. Die Applikation<br />

erfolgt einmal täglich.<br />

LUTINUS<br />

LUTINUS 100 mg Vaginaltabletten<br />

sind ebenfalls zugelassen zur Unterstützung<br />

der Lutealfunktion im Rahmen<br />

einer assistierten Reproduktionstherapie.<br />

Es werden dreimal<br />

täglich 100 mg vaginal verabreicht.<br />

Dydrogesteron<br />

Dydrogesteron, der Retroisomer des<br />

Progesterons, hat eine stärkere gestagene<br />

und antiöstrogene Wirkung<br />

als Progesteron. Dydrogesteron besitzt<br />

keine östrogenen, androgenen,<br />

glukokortikoiden und antimineralokortikoiden<br />

Eigenschaften. Dadurch<br />

gilt es wie Progesteron als relativ<br />

„neutrales“ Gestagen, z. B. bezüglich<br />

der Wirkung auf Lipide und<br />

Kohlenhydrate oder die vaskulären<br />

Kompartimente. Wie Progesteron ist<br />

es für eine Kontrazeption ungeeignet,<br />

da es sehr hoch dosiert werden<br />

müsste.<br />

• Präparat<br />

Duphaston<br />

Tabletten à 10 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

− Prämenstruelles Syndrom,<br />

− Infertilität infolge nachgewiesener<br />

Corpus-luteum-Insuffizienz,<br />

− Dysmenorrhoe,<br />

− Endometriose,<br />

− Zusatztherapie im Rahmen einer<br />

Östrogensubstitution in der<br />

Meno pause bei Frauen mit intaktem<br />

Uterus.<br />

Die Dosierung lautet wie folgt:<br />

− bei Symptomen der Corpus-luteum-Insuffizienz<br />

(PMS, Dysmenorrhoe,<br />

Infertilität): 2 x 1 Tablette<br />

vom 11. bis 25. Zyklustag,<br />

− bei eingetretener Schwangerschaft<br />

nach Infertilität: Fortsetzung<br />

der Therapie: 2 x 1 Tablette<br />

bis zur 12. SSW.,<br />

− bei Endometriose: 2–3 x 1 Tablette<br />

vom 11. bis 25. Zyklustag, besser<br />

jedoch ohne rhythmische Pausen,<br />

− bei der Hormonsubstitutionstherapie<br />

(HRT): als Addition zur kontinuierlichen<br />

Östrogensubstitution<br />

(28-Tage-Zyklus): 1–2 Tabletten<br />

zyklisch über 14 Tage oder<br />

kontinuierlich.<br />

Levonorgestrel<br />

Levonorgestrel gilt als sehr potentes<br />

Gestagen, da es keinem First-Pass-<br />

Effekt unterliegt und eine Bioverfügbarkeit<br />

von nahezu 100 % hat. Wie<br />

Norethisteronacetat hat es eine leicht<br />

androgene Partialwirkung und keine<br />

glukokortikoide oder antimineralokortikoide<br />

Zusatzwirkung. Eine östrogene<br />

Partialwirkung wurde nur im Tierversuch<br />

beobachtet, d. h. sie ist klinisch<br />

irrelevant. Demgegenüber kann die<br />

bei alleiniger Gabe von Levonorgestrel<br />

erfolgende Reduktion des SHBG<br />

zu einer Verstärkung der androgenen<br />

Partialwirkung führen. Ansonsten<br />

sind pharmokodynamische und klinische<br />

Wirkungen weitgehend mit dem<br />

Norethisteronacetat vergleichbar.<br />

• Präparat<br />

Mirena<br />

Intrauterines System: Ein Intrauterinpessar<br />

enthält 52 mg Levonorgestrel<br />

(LNG-Freisetzung initial um<br />

20 μg/24 h, später nicht weniger als<br />

11 μg/24 h, im Fünfjahresdurchschnitt<br />

14 μg/24 h).<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

Intrauterine Anwendung über fünf<br />

Jahre:<br />

146 <strong>FRAUENARZT</strong> <strong>54</strong> (<strong>2013</strong>) <strong>Nr</strong>. 2


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

− zur Kontrazeption,<br />

− bei Hypermenorrhoe.<br />

Mirena hat neben der Kontrazeption<br />

auch die Zulassung zur Therapie der<br />

Hypermenorrhoe. Für diese Indikation<br />

ist das Präparat eine echte Alternative<br />

zur Endometriumablation.<br />

Off-label hat sich das LNG-IUS auch<br />

bei Adenomyosis und rektovaginaler<br />

Endometriose bewährt.<br />

Chlormadinonacetat<br />

Chlormadinonacetat gehört zur Gruppe<br />

der Progesteronderivate. Die Bioverfügbarkeit<br />

beträgt fast 100 %.<br />

Chlormadinonacetat ist zu 97–99 %<br />

an Albumin gebunden und zeigt keine<br />

Bindung zum SHBG. 2–4 mg<br />

Chlormadinonacetat können die Körpertemperatur<br />

um 0,2–0,5 Grad erhöhen.<br />

Chlormadinonacetat besitzt<br />

keine östrogene Wirkung, ist antiandrogen<br />

und in höherer Dosierung<br />

schwach glukokortikoid.<br />

• Präparat<br />

Chlormadinon 2 mg fem JENA-<br />

PHARM<br />

Tabletten à 2 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

− als Zusatz zu einer Hormonersatzbehandlung<br />

(HRT) mit Östrogenen<br />

in der Postmenopause und<br />

bei Gonadendysgenesie,<br />

− bei sekundärer Amenorrhoe nach<br />

positivem Gestagentest,<br />

− bei dysfunktionellen Blutungsstörungen<br />

insbesondere nach der<br />

Menarche oder in den Wechseljahren,<br />

in Zyklen ohne Eisprung,<br />

bei Follikelpersistenz,<br />

− bei unregelmäßigen Zyklen und<br />

Menstruationsbeschwerden, z. B.<br />

Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe<br />

sowie Hypermenorrhoen, Zwischenblutungen,<br />

prämenstruellen<br />

Schmierblutungen und Dysmenorrhoen,<br />

− bei Mastodynien,<br />

− zur Diagnose bei Zyklusstörungen<br />

mit dem sogenannten Gestagentest.<br />

Ein Blister enthält 12 Tabletten zu<br />

2 mg CMA. Damit ist optimale Stabilisierung<br />

der zweiten Zyklushälfte bei<br />

Corpus-luteum-Insuffizienz möglich,<br />

z. B. die Gabe von 1 x 1 Tablette vom<br />

14. bis 25. Zyklustag.<br />

Medroxyprogesteronacetat<br />

Medroxyprogesteronacetat (MPA) ist<br />

ein oral und parenteral wirksames synthetisches<br />

Gestagen. Es besitzt antiöstrogene<br />

und schwache glukokortikoide,<br />

in hohen Dosen auch eine androgene<br />

Partialwirkung. Intestinal<br />

wird es unterschiedlich resorbiert und<br />

ist sehr resistent gegen den enzymatischen<br />

Abbau. Bei oraler Einnahme<br />

werden die maximalen Serum-Hormonspiegel<br />

nach 1 bis 3 Stunden erreicht,<br />

um nach einer Halbwertzeit von 2,2<br />

bis 33 Stunden wieder abzufallen.<br />

• Präparat<br />

MPA GYN 5<br />

Tabletten à 5 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

− zur Behandlung von Zyklusstörungen<br />

als Folge hormonaler Störungen<br />

(Gestagenmangel) ohne organische<br />

Erkrankung,<br />

− zur Ergänzung einer Östrogenbehandlung<br />

in den Wechseljahren.<br />

Bei Zyklusstörungen gelten folgende<br />

Dosierungsempfehlungen:<br />

− bei sekundärer Amenorrhoe: 1–2<br />

Tabletten MPA GYN 5 (5–10 mg<br />

MPA) täglich über 5–10 Tage,<br />

− bei dysfunktionellen Blutungen:<br />

Beginn der Therapie: 1–2 Tabletten<br />

MPA GYN 5 (5–10 mg MPA)<br />

täglich über 5–10 Tage zum Erzielen<br />

eines Blutungsstopps; Fortsetzung<br />

der Therapie: Rhythmusbehandlung<br />

mit 2 Tabletten MPA<br />

(10 mg) vom 14. (16.) bis 25. Zyklustag,<br />

− zur Ergänzung einer Östrogentherapie<br />

in den Wechseljahren: sequenzielle<br />

Therapie: rhythmische<br />

Einnahme von 1–2 Tabletten MPA<br />

GYN 5 (5–10 mg MPA) täglich<br />

über 12–14 Tage, die Therapie<br />

sollte einmal pro Monat erfolgen;<br />

kontinuierliche Therapie: kontinuierliche<br />

Einnahme von täglich 1/2<br />

Tablette MPA GYN 5 (2,5 mg MPA)<br />

täglich zusätzlich zur kontinuierlichen<br />

Östrogenbehandlung.<br />

Cyproteronacetat<br />

Cyproteronacetat-Tabletten zu 10 mg<br />

und 50 mg sind ausschließlich zur<br />

antiandrogenen Therapie indiziert.<br />

• Präparate<br />

Androcur 10 mg Tabletten<br />

Tabletten à 10 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

Ausgeprägte Androgenisierungserscheinungen<br />

bei der Frau, die eine<br />

Hormonbehandlung erfordern:<br />

− schwerere Formen von Akne,<br />

wenn diese mit Entzündungen<br />

oder Knotenbildungen einhergehen<br />

(Acne papulopustulosa, Acne<br />

nodulocystica) oder die Gefahr<br />

einer Narbenbildung besteht,<br />

− mittelschwere bis schwere Formen<br />

unnatürlich vermehrter Gesichtsund<br />

Körperbehaarung (Hirsutismus),<br />

− mittelschwere bis schwere Formen<br />

von Haarausfall, mittelschwere<br />

bis schwere Formen des androgenbedingten<br />

Ausfalls des Kopfhaares<br />

(androgenetische Alopezie).<br />

Die Indikation besteht dann, wenn<br />

2 mg Cyproteronacetat plus 35 μg<br />

Ethinylestradiol (z. B. Diane-35) oder<br />

andere anti androgen wirkende Sexualhormone<br />

aus ärztlicher Sicht keinen<br />

Erfolg versprechen.<br />

Androcur-10 wird in Kombination mit<br />

einem kombinierten oralen, CPA-haltigen<br />

Kontrazeptivum (wie z. B. Diane-35)<br />

angewendet, um die erforderliche<br />

Kontrazeption zu bewirken und<br />

unregelmäßige Blutungen zu verhindern.<br />

Mit der Einnahme beider Präparate<br />

muss am 1. Tag einer Monatsblutung<br />

(1. Zyklustag) begonnen werden.<br />

Täglich wird 1 Tablette Androcur-10<br />

vom 1.–15. Tag (= 15 Tage) eines Be-<br />

148 <strong>FRAUENARZT</strong> <strong>54</strong> (<strong>2013</strong>) <strong>Nr</strong>. 2


handlungszyklus zusätzlich zu 1 <strong>Dr</strong>agee<br />

eines CPA-haltigen Kontrazeptivums<br />

eingenommen, dessen Einnahme vom<br />

1.–21. Tag (= 21 Tage) erfolgt.<br />

Wenn ein ausreichender Erfolg erreicht<br />

ist, kann versucht werden, mit<br />

einem oralen kombinierten Cyproteronacetat-haltigen<br />

Kontrazeptivum<br />

allein weiterzufahren.<br />

Androcur 50 mg Tabletten<br />

Tabletten à 50 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

Schwere Androgenisierungserscheinungen<br />

wie hochgradiger Hirsutismus,<br />

schwere androgenetische Alopezie,<br />

oft verbunden mit schweren<br />

Formen von Akne und/oder Seborrhoe.<br />

Vom 1. bis zum 10. Zyklustag (über<br />

10 Tage) sind täglich zwei Tabletten<br />

Androcur 50 mg (= 100 mg) einzunehmen.<br />

Zusätzlich erhalten diese Frauen<br />

ein Gestagen-Östrogen-haltiges<br />

Präparat, z. B. vom 1.–21. Zyklustag<br />

täglich 1 <strong>Dr</strong>agee Diane-35, um den<br />

erforderlichen Konzeptionsschutz und<br />

eine Stabilisierung des Zyklus zu gewährleisten.<br />

Eine siebentägige tablettenfreie<br />

Pause ist nach 21 Tagen<br />

einzuhalten, während der es zu einer<br />

Entzugsblutung kommt.<br />

Dienogest<br />

Dienogest ist ein Nortestosteronderivat<br />

ohne Ethinylgruppe. Es besitzt<br />

jedoch chemische Strukturelemente<br />

und auch pharmakodynamisch<br />

nachweisbare Eigenschaften, die<br />

vergleichbar mit den Progesteronderivaten<br />

sind (wie z. B. weitgehende<br />

Stoffwechselneutralität). Die Bioverfügbarkeit<br />

beträgt 95 %. Dienogest<br />

wird nicht an SHBG gebunden und<br />

liegt zu 10 % frei im Serum vor.<br />

Dienogest zeichnet sich durch einen<br />

antiandrogenen Effekt aus.<br />

Dienogest 2 mg ist als Monosubstanz<br />

mit 28 Tabletten als kleinste Verpackungseinheit<br />

zugelassen zur Therapie<br />

der Endometriose.


FORTBILDUNG + KONGRESS<br />

Einsatz von oralen Gestagenen (Beispiele)<br />

Einsatzgebiet Gestagen Dosierung<br />

Gestagentest Progesteron 100–200 mg 10 d<br />

Dydrogesteron<br />

20 mg 10 d<br />

Chlormadinonacetat 2 mg 10 d<br />

Medroxyprogesteronacetat 5 mg 10 d<br />

Zyklusregulation<br />

Dydrogesteron<br />

10 mg 16.–25. ZT<br />

(anovulatorischer Zyklus)<br />

Chlormadinonacetat 2 mg 16.–25. ZT<br />

Medroxyprogesteronacetat 5–10 mg 16.–25. ZT<br />

prämenstruelle Zusatzblutungen Progesteron 200 mg 16.–25. ZT<br />

Dydrogesteron<br />

10 mg 16.–25. ZT<br />

Chlormadinonacetat 2–4 mg 16.–25. ZT<br />

Medroxyprogesteronacetat 5–10 mg 16.–25. ZT<br />

Hypermenorrhoe Chlormadinonacetat 2–4 mg 16.–25. ZT<br />

Medroxyprogesteronacetat 5–10 mg 16.–25. ZT<br />

Levonorgestrel<br />

IUS mit täglicher Freigabe von 0,02 mg<br />

Blutungsstillung bei Dauerblutung < 3 Wochen Medroxyprogesteronacetat 5–10 mg 5–10 d<br />

Corpus-luteum-Insuffizienz – Stützung der 2. ZH Progesteron 200–600 mg 10–14 Tage<br />

Dydrogesteron<br />

10 mg 10–14 Tage<br />

Chlormadinonacetat 2–4 mg 10–14 Tage<br />

therapeutische Amenorrhoe Chlormadinonacetat 2 mg/d<br />

Medroxyprogesteronacetat 5 mg/d<br />

Levonorgestrel<br />

IUS mit täglicher Freigabe von 0,02 mg<br />

Endometriose Dydrogesteron 10–20/d<br />

Chlormadinonacetat 4 mg/d<br />

Medroxyprogesteronacetat 10–30 mg/d<br />

Dienogest<br />

2 mg/d<br />

Tab. 3: Überblick über die aktuellen Therapiemöglichkeiten mit oralen Gestagenen<br />

• Präparat<br />

Visanne<br />

Tabletten à 2 mg<br />

Anwendung (Fachinformation):<br />

Die Indikation für Visanne (2 mg<br />

Dienogest) ist ausschließlich die<br />

Endometriose. Die Anwendung erfolgt<br />

in einer Dosierung von 1 x 1<br />

Tablette pro Tag ohne jede Einnahmepause.<br />

Aktuelle Therapiemöglichkeiten<br />

Allgemein werden orale Gestagenpräparate<br />

deutlich häufiger eingesetzt<br />

als parenterale Präparate. Die vaginale<br />

Applikation von Progesteron<br />

kommt in der Kinderwunschbehandlung<br />

bevorzugt zur Anwendung, ist<br />

aber Off-Label-Use.<br />

Die häufigsten Indikationen für den<br />

individuellen Einsatz von Gestagenen<br />

sind der Gestagentest, die Therapie<br />

von Zyklusstörungen und die Zyklusausschaltung.<br />

Für individuelle Therapien<br />

stehen als Gestagenmonopräparate<br />

Progesteron, Dydrogesteron,<br />

Chlormadinonacetat und Medroxyprogesteroacetat<br />

zur Verfügung. Tabelle<br />

3 gibt zusammenfassend einen Überblick<br />

über aktuelle Therapiemöglichkeiten.<br />

Zu beachten sind jedoch die<br />

entsprechenden Zulassungsindikationen<br />

der verschiedenen Gestagene<br />

(s. Tab. 2 auf S. 145) und ein möglicher<br />

Off-Label-Use.<br />

Für die Langzeittherapie von Hypermenorrhoen,<br />

Dysmenorrhoen oder<br />

bei Adenomyosis uteri stellt die intrauterine<br />

Gestagenapplikation mit<br />

Mirena eine sehr gute Therapieoption<br />

dar.<br />

Mit der sinkenden Anzahl zur Verfügung<br />

stehender Gestagen-Monopräparate<br />

sind die Möglichkeiten individualisierter<br />

Hormontherapien eingeschränkt.<br />

Für viele Indikationen, wie<br />

die Therapie von Zyklusstörungen,<br />

müssen in der Praxis jetzt orale hormonale<br />

Kontrazeptiva oder Hormonsubstitutionspräparate<br />

eingesetzt<br />

<strong>150</strong> <strong>FRAUENARZT</strong> <strong>54</strong> (<strong>2013</strong>) <strong>Nr</strong>. 2


werden. Die Verordnung kann aufgrund<br />

fehlender Zulassung für diese<br />

Indikationen überwiegend nur als<br />

Off-Label-Use erfolgen.<br />

Gerade aber für die Patientinnen mit<br />

Kontraindikationen gegen die Einnahme<br />

kombinierter hormonaler Kontrazeptiva<br />

ist das therapeutische<br />

Spektrum zunehmend eingeschränkt.<br />

Literatur<br />

bei den Autoren<br />

Autoren<br />

PD <strong>Dr</strong>. med. Dolores Foth<br />

Gynäkologische Endokrinologie<br />

und Reproduktionsmedizin<br />

MVZ PAN Institut für endokrinologie<br />

und reproduktionsmedizin<br />

Zeppelinstr. 1<br />

50667 Köln<br />

foth@pan-klinik.de<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. med.<br />

Hans-Joachim <strong>Ahrendt</strong><br />

Praxis für Frauenheilkunde und<br />

Klinische Forschung<br />

Halberstädter Str. 122<br />

39112 Magdeburg<br />

ahrendt@prof-ahrendt-frauenarzt.de<br />

Hinweise für Autoren<br />

Allgemeines<br />

Der <strong>FRAUENARZT</strong> publiziert<br />

Originalarbeiten, Berichte,<br />

Kommentare, Buchbesprechungen,<br />

Leserbriefe. Die übersandten<br />

Manu skripte dürfen in der<br />

Regel weder publiziert noch<br />

gleichzeitig bei einer anderen<br />

Zeitschrift zur Veröffentlichung<br />

eingereicht worden sein.<br />

Die Annahme eingesandter<br />

Manuskripte bleibt den Herausgebern<br />

vorbehalten. Es werden<br />

nur druck reife Manuskripte angenommen.<br />

Eine redaktionelle<br />

Überarbeitung behält sich die<br />

Re daktion vor. Mit Einsendung<br />

des Manu skripts stimmt der<br />

Autor einer Begutachtung<br />

durch Fachberater zu.<br />

Manuskripte<br />

BVF: Einzureichen an die Herausgeber<br />

(Adresse: siehe Impressum)<br />

in digitaler Form.<br />

DGGG: Einzureichen an den<br />

Schriftführer mit einem Papierausdruck<br />

und gleichzeitig an<br />

die Re daktion (Angaben siehe<br />

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Post in digitalisierter Form.<br />

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Redaktion der OEGGG (Adresse<br />

siehe Impressum). Der Papierausdruck<br />

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Ausfertigung mit 1,5zeilig<br />

einseitig beschrie benen,<br />

fortlaufend nummerierten A4-<br />

Seiten mit breitem Rand. Das<br />

Manuskript soll ent halten: Titel<br />

der Arbeit, Namen des(r)<br />

Autors(en), Klinik oder Praxis<br />

mit Anschrift, eine kurze Zusammenfassung<br />

des Inhalts (ca.<br />

20 Zeilen). Das Literaturverzeichnis<br />

soll maximal 40 im<br />

Text durch Ziffernhinweise erwähnte,<br />

wichtige, neuere Arbeiten<br />

enthalten. Eine Gliederung<br />

durch Zwischen über schriften<br />

wird erbeten. Markenrechtlich<br />

ge schütz te Namen sind mit ® zu<br />

kennzeichnen.<br />

Abbildungen und Tabellen<br />

Abbildungen und Tabellen sind<br />

willkommen. Ihre Platzierung<br />

ist durch fortlaufende Nummerierung<br />

im Text zu kennzeichnen.<br />

In jedem Fall sind kurze,<br />

erläuternde Legenden erwünscht.<br />

Ab bildungen und<br />

Grafiken müssen von einwandfreier,<br />

reproduzierbarer Qualität<br />

sein und sollten möglichst<br />

auch in digitaler Form mitgeliefert<br />

werden. Der Autor ist<br />

verpflichtet zu prüfen, ob Urheberrechte<br />

<strong>Dr</strong>itter berührt<br />

werden. Er trägt die Verantwortung<br />

für die Anonymisierung<br />

aller patientenbezogenen Daten.<br />

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