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Landesverband zum aktualisierten Vorhaben der Regierung ... - RTL

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Zum <strong>aktualisierten</strong> <strong>Vorhaben</strong> <strong>der</strong> <strong>Regierung</strong> <br />

in Sachen Gehälterreform <br />

Offensichtlich trägt die Mobilisierung <strong>der</strong> Gewerkschaften erste Früchte: Gelegentlich <strong>der</strong> Erklärung <br />

zur Lage <strong>der</strong> Nation teilte Premierminister Jean-­‐Claude Juncker mit, dass die <strong>Regierung</strong> sowohl auf <br />

die geplante Kürzung <strong>der</strong> Anfangsgehälter als auch auf ein umfassendes Bewertungssystem <strong>der</strong> <br />

öffentlichen Bediensteten verzichtet. Die abgespeckte Reform peilt jetzt folgende Ziele an: die <br />

Aufwertung bisher benachteiligter Laufbahnen, die Kürzung des Einkommens während <strong>der</strong> Stage-­‐Zeit <br />

und die Verlängerung letzterer, Kürzungen bei <strong>der</strong> Laufbahnentwicklung und Bewertung aller <br />

Beamten vor je<strong>der</strong> Promotion. <br />

Die Reformvorhaben <strong>der</strong> <strong>Regierung</strong> wurden in 7 Gesetzesvorprojekten und in 29 Vorprojekten <br />

großherzoglicher Reglemente festgeschrieben. Der <strong>Regierung</strong>srat hat diese am 13. April 2011 <br />

gutgeheißen, und sie werden demnächst von den Ministern Biltgen und Mo<strong>der</strong>t mit allen im <br />

öffentlichen Dienst vertretenen Gewerkschaften besprochen. <br />

Ungeachtet <strong>der</strong> in diesem Zusammenhang zu klärenden Details stellen sich – auf Grund <strong>der</strong> <br />

<strong>aktualisierten</strong> <strong>Vorhaben</strong> <strong>der</strong> <strong>Regierung</strong> – dennoch einige prinzipielle Fragen. <br />

Aufwertung und Gegenfinanzierung <br />

Bei <strong>der</strong> Reform will die <strong>Regierung</strong> verschiedene Laufbahnen aufwerten, die bisher benachteiligt und <br />

unterbewertet waren. Wir begrüßen grundsätzlich die längst fällige Aufwertung <strong>der</strong> sozial-­erzieherischen<br />

und paramedizinischen Laufbahnen, die Einführung einer Bachelor-­‐Laufbahn und <br />

an<strong>der</strong>e Anpassungen. Ob es tatsächlich zu <strong>der</strong> – von uns seit langem gefor<strong>der</strong>ten – Aufwertung <br />

kommen wird, bleibt abzuwarten; um dies zu überprüfen müssen wir die Gesetzesvorprojekte <br />

einsehen und analysieren. <br />

Nun hat die <strong>Regierung</strong> aber vor, die genannte Aufwertung durch allgemeine Kürzungen in <strong>der</strong> <br />

Entwicklung sämtlicher Laufbahnen zu gegenfinanzieren. Das ist nicht annehmbar! Denn dies würde <br />

bedeuten, dass alle Bediensteten die Kosten für die Aufwertung verschiedener Laufbahnen tragen <br />

sollen. Die seit langem ausstehende Anerkennung von bestimmten Berufen und Diplomen würde zu <br />

einer reinen Umverteilungsaktion innerhalb <strong>der</strong> Laufbahnen umfunktioniert; die berechtigten <br />

Ansprüche <strong>der</strong> einen würden gegen die ebenso berechtigten Ansprüche aller an<strong>der</strong>en ausgespielt! <br />

Hier wird einfach vergessen, welche Unsummen <strong>der</strong> öffentliche Arbeitgeber in <strong>der</strong> Vergangenheit auf <br />

Kosten <strong>der</strong> unterbewerteten Berufe und Laufbahnen sparen konnte. Es kann nicht sein, dass diesen <br />

Kolleginnen und Kollegen endlich zu ihrem Recht verholfen wird, indem sämtliche Bedienstete auf <br />

ein Stück ihrer Laufbahnentwicklung verzichten müssen. <br />

Ein umfassendes Sparprogramm <br />

Die <strong>Regierung</strong> plant mannigfaltige Kürzungen. So bei <strong>der</strong> Stage-­‐Zeit, wo die „Entschädigung“ auf 80% <br />

gekürzt und die Laufzeit des gekürzten Einkommens von 2 auf 3 Jahre verlängert werden soll, was <br />

nicht ohne Auswirkungen auf die spätere Laufbahn bleiben wird. Die spätere Festeinstellung <br />

verschiebt die Laufbahnentwicklung um 1-­‐2 Jahre … <br />

Bei allen Laufbahnen soll die zweijährliche Anpassung in Form einer halben Biennale – <strong>der</strong> 2000 <br />

eingeführten „majoration d’indice“ – kurzerhand gestrichen werden. Das Aufsteigen in den „cadre <br />

fermé“ soll frühestens nach 12 Jahren möglich sein (bisher war dies in bestimmten Situationen <br />

schon nach 7 Jahren möglich), die Promotion im „cadre fermé“ sollen nur noch alle 3 Jahre erfolgen <br />

(bisher war dies auch schon nach einem Jahr möglich).


Die künftigen Beamten werden frühestens nach 4 Jahren in einen höheren Grad aufsteigen können, <br />

was bei einer Laufbahn von 6 Graden eine zusätzliche Einbuße von 6 Jahren bedeutet. Während <br />

beim Berechnen <strong>der</strong> Laufbahn die Zeit vor dem Eintritt in den öffentlichen Dienst, während <strong>der</strong> man <br />

überhaupt nicht gearbeitet hatte, bisher zu 50% berücksichtigt wurde, soll diese künftig überhaupt <br />

nicht mehr angerechnet werden. Durch das Verschieben <strong>der</strong> ersten Biennale um ein Jahr, sollen <br />

sämtliche Biennalen aller Laufbahnen ein Jahr später zur Auszahlung gelangen. Ihre Familienzulagen <br />

werden drastisch gekürzt … <br />

Und diese Maßnahmen sollen alle Bediensteten beim Staat, den Gemeinden, <strong>der</strong> Eisenbahn, und <br />

allen so genannten assimilierten Sektoren, also insgesamt rund 45.000 Bedienstete betreffen! <br />

Auch ohne Kürzung <strong>der</strong> Anfangsgehälter stellen diese Vermin<strong>der</strong>ungen ein umfassendes <br />

Sparprogramm dar, und zwar zu Lasten <strong>der</strong> jetzigen und <strong>der</strong> zukünftigen Bediensteten im <br />

öffentlichen Dienst – ein Sparprogramm mit Kürzungen von nie gekanntem Ausmaß! Zugleich steht <br />

fest: diese massive Einsparungen im öffentlichen Dienst werden den Beschäftigten im Privatsektor <br />

keineswegs we<strong>der</strong> zu höherem Verdienst verhelfen, noch Niedriglöhne auf ein anständiges Niveau <br />

anheben. Nicht nur für die öffentlichen Bediensteten selbst hat das Sparprogramm negative <br />

Konsequenzen. Denn weniger Einkommen bedeutet auch weniger Konsum und folglich werden auch <br />

Handwerker und Betriebe, die (bisher) ganz gut an den Konsumausgaben <strong>der</strong> öffentlichen <br />

Bediensteten verdienten, darunter leiden. <br />

Unschuldsvermutung wird abgeschafft <br />

Der Verzicht <strong>der</strong> <strong>Regierung</strong> auf ein umfassendes alljährliches Bewertungssystem aller öffentlichen <br />

Bediensteten ist sicherlich begrüßenswert. Ob die <strong>Regierung</strong> jedoch tatsächlich eingesehen hat, wie <br />

unnütz und gar konterproduktiv ein solches System ist, das nicht nur zu „Paltongszéierei“ und <br />

Günstlingswirtschaft führt, das mehr Beamten entmutigt denn motiviert, wagen wir allerdings zu <br />

bezweifeln ... Es bleibt ebenfalls fragwürdig ob die <strong>Regierung</strong> dem öffentlichen Dienst jetzt endlich <br />

die notwendigen Mittel zur Durchführung einer qualitativ hochwertigen Dienstleistung bereitstellt, <br />

so wie von motiviertem Personal gefor<strong>der</strong>t. Es ist eher zu vermuten, dass die geplante Bewertung vor <br />

je<strong>der</strong> Promotion nicht das Ende, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Einstieg, sozusagen die erste Etappe zu einer späteren <br />

systematischen Bewertung aller Beamten sein soll. <br />

Die Bewertung von jedem Bediensteten vor <strong>der</strong> möglichen Promotion sei eine Voraussetzung um die <br />

„schwarze Schafe“ ausfindig zu machen, um nur jene weiterkommen zu lassen, die „es verdient <br />

haben“, heißt es. Damit wird eines <strong>der</strong> grundsätzlichen Prinzipien eines Rechtsstaates auf den Kopf <br />

gestellt: auf diese Weise wird je<strong>der</strong> öffentliche Beamte und Angestellte als mutmaßliches „schwarzes <br />

Schaf“ angesehen! Müßte es nicht umgekehrt sein, müßte <strong>der</strong> öffentliche Arbeitgeber nicht davon <br />

ausgehen, dass die Bediensteten ihre Arbeit in <strong>der</strong> Regel korrekt erledigen? Müßte man sich folglich <br />

nicht die Mittel geben, um jene die dies nicht tun, vor ihre Verantwortung zu stellen, statt alle <br />

Beamten zu „generalverdächtigen“, wie LSAP-­‐Fraktionspräsident Lucien Lux sich ausdrückte?! Wo <br />

bleibt hier das Veto <strong>der</strong> LSAP zu dieser „Generalverdächtigung“? <br />

Neue Beamten werden doppelt gestraft <br />

Die 20%igeKürzung <strong>der</strong> „Entschädigung“ während <strong>der</strong> Stage-­‐Zeit und die geplante Verlängerung <strong>der</strong> <br />

Stage-­‐Zeit auf 3 Jahre, müssen ebenfalls als Bestandteil eines puren Sparprogramms bezeichnet <br />

werden. Diese Maßnahmen tragen in keiner Weise zur Verbesserung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität bei. In <br />

zahlreichen Laufbahnen dauert die Ausbildung gerade mal ein paar Wochen o<strong>der</strong> Monate. Während <br />

<strong>der</strong> Zeit, die bis zu ihrer festen Einstellung bleibt, sollen die Stagiare als willige und billige <br />

Arbeitskräfte, die eine vollwertige Arbeit erledigen, genutzt werden. Dabei gibt das neue


Bewertungssystem während <strong>der</strong> Stage-­‐Zeit ihnen schon mal einen Vorgeschmack auf die <br />

„Evaluation“ während <strong>der</strong> zukünftigen Laufbahn. <br />

Noch eine „Reform“ die zu Abbau und Kürzungen führen soll. Sich wehren ist Beamtenpflicht!

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