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Spiroergometrie in der Kardiologie - Grundlagen der ... - mesics GmbH

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<strong>Spiroergometrie</strong> – Physiologie und Term<strong>in</strong>ologie<br />

Schweregradbestimmung <strong>der</strong> kardialen Leistungse<strong>in</strong>schränkung<br />

[14].<br />

Herzfrequenzreserve (HRR)<br />

Hierunter versteht man die Differenz zwischen dem Sollwert<br />

<strong>der</strong> maximalen Herzfrequenz (HF max<br />

) und <strong>der</strong> gemessenen<br />

HF max<br />

(Normwert < 15 Schläge/m<strong>in</strong>). Bei Herzerkrankungen,<br />

wie dem S<strong>in</strong>usknotensyndrom o<strong>der</strong> Behandlung mit negativ<br />

chronotropen Medikamenten, ist die HRR deutlich erhöht.<br />

Den <strong>in</strong>adäquaten HF-Anstieg bei Belastung bezeichnet man<br />

als chronotrope Inkompetenz [2].<br />

Druck-Frequenz-Produkt (DFP)<br />

Um die Belastung des kardiovaskulären Systems abzuschätzen,<br />

ist neben <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Herzfrequenz die Messung<br />

des arteriellen Blutdruckes e<strong>in</strong>e wichtige Maßnahme. Das<br />

Produkt aus Herzfrequenz und systolischem Blutdruck<br />

(Druck-Frequenz-Produkt) entspricht dem myokardialen<br />

Sauerstoffverbrauch (MV . O 2<br />

) und wird als Äquivalent für die<br />

Arbeit des Herzens <strong>in</strong> Ruhe und unter Belastung angesehen<br />

[63, 64]. Demzufolge führen sowohl e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />

Herzfrequenz als auch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des systolischen<br />

Blutdruckes zu e<strong>in</strong>er Reduzierung des Sauerstoffbedarfs des<br />

Myokards und damit zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Herzarbeit.<br />

■ Belastungsprotokoll und Normwerte<br />

Spiroergometrische Belastungen lassen sich sowohl am Fahrrad<br />

als auch auf dem Laufband durchführen. Auch Spezialergometer<br />

o<strong>der</strong> tragbare spiroergometrische Testsysteme für<br />

Feldanwendungen können für spezielle Fragestellungen verwendet<br />

werden. Das Fahrra<strong>der</strong>gometer bietet Vorteile h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er leichteren Messung von EKG und Blutdruck<br />

sowie leichteren Abnahmen von Blut, z. B. zur Laktatbestimmung.<br />

Belastungen auf dem Laufband werden vor allem <strong>in</strong><br />

den USA verwendet, da viele Amerikaner e<strong>in</strong>e Geh- bzw.<br />

Laufbelastung eher gewohnt s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>e Fahrradbelastung.<br />

Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d viele Normwerte aus den USA auf<br />

dem Laufband erhoben worden. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu beachten,<br />

daß die V . O 2max<br />

am Fahrrad ca. 10–20 % niedriger liegt als<br />

am Laufband [1, 19, 30, 31].<br />

Die Verwendung e<strong>in</strong>es entsprechenden Belastungsprotokolls<br />

ist zur genauen Erfassung <strong>der</strong> aeroben Leistungsfähigkeit<br />

von großer Bedeutung. Optimal ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles<br />

„Rampenprotokoll“ mit kle<strong>in</strong>en Belastungs<strong>in</strong>tervallen von<br />

30–60 s und e<strong>in</strong>er Gesamtbelastungszeit von 8–12 M<strong>in</strong>.<br />

[1, 7, 12, 65–67]. E<strong>in</strong>e maximale Belastungsdauer von bis zu<br />

17 M<strong>in</strong>. liefert jedoch ausreichend valide Daten [3, 26]. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Belastungsdauer von unter 8 M<strong>in</strong>. besteht e<strong>in</strong>e nichtl<strong>in</strong>eare<br />

Beziehung zwischen <strong>der</strong> V . O 2<br />

und <strong>der</strong> Ergometerleistung<br />

mit eventuellem vorzeitigem Belastungsabbruch durch Dyspnoe<br />

ohne Erreichen <strong>der</strong> V . O 2max<br />

[19, 26, 67]. Bei e<strong>in</strong>er Belastungsdauer<br />

von über 17 M<strong>in</strong>. besteht vor allem bei untra<strong>in</strong>ierten<br />

Probanden und Patienten die Möglichkeit e<strong>in</strong>er muskulären<br />

Erschöpfung o<strong>der</strong> orthopädischer Probleme vor Erreichen<br />

<strong>der</strong> V . O 2max<br />

[1, 19].<br />

Normwerte zu den angegebenen spiroergometrischen Variablen<br />

existieren, s<strong>in</strong>d jedoch meist auf dem Laufband erhoben<br />

worden [2, 3]. Da vor allem die V . O 2max<br />

als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Parameter vom untersuchten Kollektiv von ethnischen<br />

Unterschieden und von <strong>der</strong> angewandten Meßmethodik abhängt,<br />

sollten Normwerte nicht unreflektiert verwendet werden.<br />

Vor allem Werte aus dem Arbeitskreis um Wasserman<br />

[68] werden oft zur Beurteilung <strong>der</strong> erhobenen Parameter herangezogen.<br />

Dessen untersuchtes Normalkollektiv bestand<br />

jedoch überwiegend aus männlichen Hafen- und Werftarbeitern<br />

aus Los Angeles, die zu e<strong>in</strong>em Drittel deutlich übergewichtig<br />

waren [7, 12 ].<br />

Für die Beurteilung e<strong>in</strong>er Fahrra<strong>der</strong>gometrie, wie es im<br />

deutschsprachigen Raum üblich ist, s<strong>in</strong>d daher die erarbeiteten<br />

Werte <strong>der</strong> Arbeitsgruppe um Pothoff [12] günstiger. Die<br />

oben angegebenen Normalwerte beziehen sich größtenteils<br />

darauf.<br />

■ Zusammenfassung<br />

Belastungstests zählen zu den am häufigsten verwendeten<br />

Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Kardiologie</strong> und s<strong>in</strong>d für die diagnostische<br />

Abklärung vieler kardialer Erkrankungen unerläßlich.<br />

E<strong>in</strong>e Vielzahl an physiologischen Adaptionen während <strong>der</strong><br />

körperlichen Belastung ist für e<strong>in</strong>e maximale Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

verantwortlich. Üblicherweise wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> kardiologischen<br />

Diagnostik jedoch „nur“ e<strong>in</strong> Belastungs-EKG durchgeführt.<br />

Durch die Analyse <strong>der</strong> Atemgase lassen sich zusätzliche<br />

Parameter zu EKG und Blutdruck bestimmen, wodurch e<strong>in</strong>e<br />

differenzierte Beurteilung <strong>der</strong> kardialen und respiratorischen<br />

(physiologischen o<strong>der</strong> pathologischen) Reaktion möglich ist.<br />

Durch die rasche Onl<strong>in</strong>e-Analyse <strong>der</strong> Atemgase mit softwareunterstützter<br />

Auswertung erlauben aktuelle <strong>Spiroergometrie</strong>systeme<br />

ohne wesentlichen zusätzlichen zeitlichen Aufwand<br />

die Beurteilung <strong>der</strong> kardiorespiratorischen Situation. Aus diesem<br />

Grund sollte die <strong>Spiroergometrie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abklärung von<br />

kardialen Patienten öfter verwendet werden.<br />

Literatur<br />

1. Fleg JL, P<strong>in</strong>a IL, Balady JG, Chaitman BR,<br />

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J KARDIOL 2003; 10 (9) 389

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