11.07.2015 Aufrufe

und Trainingssteuerung im Schwimmen

und Trainingssteuerung im Schwimmen

und Trainingssteuerung im Schwimmen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 42 Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen2.1 Belastungs- <strong>und</strong> <strong>Trainingssteuerung</strong> <strong>im</strong> Sportschw<strong>im</strong>men2.1.1 Konzepte der Belastungssteuerung auf Basis leistungsdiagnostischerBef<strong>und</strong>eGegenstand der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men ist dieSchw<strong>im</strong>mart- <strong>und</strong> streckenspezifische Analyse <strong>und</strong> Bewertung destrainingsabhängigen Leistungsniveaus mit dem Ziel der Ableitung praxisrelevanterInformationen für eine opt<strong>im</strong>ale individuelle Trainings- <strong>und</strong> Belastungssteuerung, zurprognostischen Einschätzung der Leistungsentwicklung <strong>und</strong> fürAuswahlentscheidungen.Die Intensität <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men wird <strong>im</strong> Wesentlichen von physiologischen <strong>und</strong>metabolischen Kenngrößen determiniert. Die verschiedenen Belastungsintensitätenlassen sich in ein leistungsbezogenes System einordnen. Danach unterscheidet manvier Intensitätsbereiche: a) niedrige, aerobe Intensität, b) mittlere, aerob-anaerobeIntensität, c) hohe aerob-anaerobe Intensität <strong>und</strong> d) sehr hohe, anaerobe bzw.max<strong>im</strong>ale Intensität.Akkurate Verordnung dieser Intensitätsbereiche hängt von der Identifizierung derphysiologischen Übergänge zwischen den verschiedenen aeroben <strong>und</strong> anaerobenEnergiesystemen ab. Diese Transitionen reflektieren Veränderungen in der Dynamikder Blutlaktatakkumulation <strong>und</strong> des Muskelstoffwechsel. Der Beginn derBlutlaktaterhöhung über den Ruhelaktatspiegel während einer stufenförmigansteigenden Belastung kennzeichnet die aerobe Schwelle, international auch alsOnset der Blutlaktatakkumulation bezeichnet. Die Festlegung hängt von derIdentifizierung der Baseline-Laktatkonzentration (z. B. während der ersten drei Stufendes 7 x 200 m Schw<strong>im</strong>mstufentests) ab, die mit zuverlässiger Best<strong>im</strong>mung der erstensignifikanten Zunahme der Laktatkonzentration verb<strong>und</strong>en ist. Bei weiterer Erhöhungder Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit wird normalerweise zwischen der vierten <strong>und</strong> fünftenBelastungsstufe die anaerobe Schwelle (ANS) erreicht.Für die exakte Best<strong>im</strong>mung der anaeroben Schwelle aus derLaktatgeschwindigkeitskinetik wurde eine Vielzahl von Methoden zur Verordnung derTrainingsgeschwindigkeiten vorgeschlagen (Anderson & Rhodes, 1989; Bishop &Martino, 1993; Maglischo, 2003). Die anaerobe Schwelle definiert dieSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit, bei der die Laktatproduktion <strong>und</strong> die Laktateleminationnoch <strong>im</strong> Steady State sind, d. h., es noch nicht zur Laktatakkumulation kommt. Heck(1990) hat in diesem Zusammenhang den Begriff des max<strong>im</strong>alen Laktat Steady State(MAXLASS) geprägt.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 5Der Übergang vom aeroben zum anaeroben Bereich ist fließend. Austrainingsmethodischer Sicht ist es unsinnig, einen exakten Punkt für die aerobeSchwelle zu definieren. Für die Trainingspraxis hat sich die Angabe von einembest<strong>im</strong>mten Bereich des Übergangs von aerob nach vermehrt anaeroberEnergiebereitstellung bewährt (Hottenrott & Zülch, 1998; Neumann et al., 2000).Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit deutlich der anaeroben Schwelle führen zur Akkumulationvon intramuskulärer Säure (Hultman & Sahlin, 1980) <strong>und</strong> zur Ermüdung.Eine weniger bekannte Methode zur Abschätzung opt<strong>im</strong>alerSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten für das Training ist das sogenannte D-max Protokoll(Cheng et al., 1992). Die Laktattoleranzrate (v LA5 -v LA10 ) wird definierte als dieDifferenzialgeschwindigkeit zwischen Laktatkonzentrationen von 5.0 <strong>und</strong> 10.0mmol/l. Diese Methode, die eine Akzeleration in der Rate der Blutlaktatakkumulationidentifiziert, kann leicht für automatische Schwellenbeurteilung computerisiertwerden. Training an der anaeroben Schwelle verbessert die Fähigkeit derMuskulatur, eine höhere Säure zu tolerieren die das anfallende Laktat aus demintrazellulären Bereich der Muskulatur abzubauen.2.1.1.1 Abgeleitete Belastungsbereiche aus der max<strong>im</strong>alen Laktatkonzentration(LA max )Die am häufigsten angewandte Methode der Intensitätsfestlegung <strong>im</strong> Leistungs- <strong>und</strong>Hochleistungssport Schw<strong>im</strong>men ist die Best<strong>im</strong>mung der Laktatkonzentration beiLabor- <strong>und</strong> Schw<strong>im</strong>mfeldstufentests. Für diese Prüfmethode sind Messmöglichkeiten<strong>und</strong> Erfahrung bei der Laktatevaluierung vorausgesetzt. Die Probleme treten wenigerbei der Laktatbest<strong>im</strong>mung, sondern bei der richtigen Interpretation der Laktatwerte<strong>und</strong> der individuellen Intensitätsfestlegung für die spezifische Schw<strong>im</strong>mart (-stil) auf(Pansold, 1977; Pansold et al., 1982; Pansold & Zinner, 1991). Um Fehlauslegungenzu vermeiden, sind Sachkenntnis <strong>und</strong> praktische Erfahrung erforderlich (Neumann etal., 2000).Bei der Festlegung von Trainingsintensitäten wird ein sachk<strong>und</strong>iger Umgang mit denLaktatwerten empfohlen. Bei der Zuordnung der Belastung in Trainingsbereicheerfolgt keine Orientierung auf ein best<strong>im</strong>mtes Schwellenkonzept mit punktgenauerFestlegung der aeroben <strong>und</strong> anaeroben Schwelle. Bewährt hat sich die Anwendungeiner Laktatspanne für den jeweiligen Trainingsbereich. Hoch ausdauertrainierteAthleten orientieren sich in der Regel an den unteren Werten der Laktatkonzentrationfür den entsprechenden Trainingsbereich. Die weniger ausdauertrainierten Sportlersollten sich an den oberen Werten orientieren. Für den Einzelfall können weitereFeinabstufungen erfolgen (Grosser et al., 1986; Hottenrott, 1993; Neumann et al.,2000).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 6Laktat in der BelastungssteuerungDie Laktatmessung n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Leistungs- <strong>und</strong> Fitnesssport eine feste Position ein.Nach der Herzfrequenz ist das Laktat die bevorzugte Messgröße in der Trainings<strong>und</strong>Belastungssteuerung (Karvonen & Vuor<strong>im</strong>aa, 1989; Janssen, 1993). Aus derLaktatkonzentration werden Informationen zur Wirkrichtung der Trainingsbelastung,zu Belastungsbereichen, zu Trainingsmitteln, zu Trainingsmethoden sowie zurBelastungsintensität gewonnen. Hauptsächlich erlaubt das Laktat, auf die genutztenenergetischen Komponenten bei der Trainingsbelastung zu schließen. Nachfolgendwerden die Trainingszustände aufgeführt, die direkt oder zusätzlich mit Laktatbeurteilt werden können.Beurteilung der Belastungsintensität nach der LaktatkonzentrationDie Belastungsintensität ist eine unscharfe Bezeichnung für sportliche oderkörperliche Anstrengungen. Ein best<strong>im</strong>mtes Intensitätsmaß ist <strong>im</strong> Training zurAuslösung von Anpassungen notwendig <strong>und</strong> dies sichert die Reizwirksamkeit derBelastung. Intensive Belastungen beanspruchen <strong>im</strong>mer über 80% der aktuellenLeistungskapazität durch eine best<strong>im</strong>mte Dauer in einer konkreten Sportart.Kennzeichen intensiver Belastungen ist eine erhöhte Laktatbildung. Es ist anerkannt,dass eine zu hohe Belastungsintensität zum Übertraining führen kann. Hierbei spieltdie Beurteilung der Laktatschwelle eine entscheidende Rolle, um dieseungewöhnlichen Folgen zu vermeiden.Aus Ergebnisse mehrerer Untersuchungen geht hervor, dass Athleten ihre aerobeAusdauerkapazität bei häufigen Trainingseinheiten mit hohenSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten <strong>und</strong> hoher Laktatbildung verlieren können. Madsen &Olbrecht (1983) berichteten, dass Athleten, die mit den Geschwindigkeiten <strong>im</strong>Bereich von 6 mmol/l Laktat trainierten, Verschlechterungen in der aerobenAusdauer zu verzeichnen hatten. Auch Heck et al. (1985) <strong>und</strong> Hollmann et al. (1981)berichteten von ähnlichen Ergebnissen. Bei Läufern stellten Mikesell & Dudley (1984)fest, dass sie be<strong>im</strong> Ausdauertraining mit schnellen Geschwindigkeiten ihre aerobeKapazität verloren.In einer weiteren Untersuchung wurden die Auswirkungen des Trainings über deranaeroben Schwelle untersucht. Gabriel et al. (1998) fanden heraus, dassProbanden von typischen Übertrainingssymptomen betroffen waren, nachdem sie 4Wochen bei Geschwindigkeiten über der anaeroben Schwellen trainierten.Außerdem reduzierte sich ihre Leistung um 3% bei einem Max<strong>im</strong>albelastungstestvon 60 s <strong>und</strong> um 14% bei einem Dauertest bis zur Ermüdung mit einer Intensität von110% der anaeroben Schwelle.Urhausen et al. (1998) stellten nach 4 Wochen Training über der anaerobenSchwelle ebenso einen Leistungsrückgang fest. Außerdem berichteten sie, dass dasintensive Training über der anaeroben Schwelle zu einem signifikanten Rückgang


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 7von 20% bis 42% in mehreren Blutparametern wie den Hormonen (z. B. Adrenalin,Noradrenalin <strong>und</strong> Wachstumshormon) führte.Die Ursachen von dem Verlust an aerober Leistungsfähigkeit bei zu hoherTrainingsintensität sind weitgehend bekannt. Intensives Training reduziert dieQuantität der Ausdauerarbeit, die für die Weiterentwicklung der aerobenAusdauerfähigkeit notwendig ist. Die langsamen ST-Fasern werden ungenügendbeansprucht. Die hohe Säure <strong>im</strong> Blut führt zur Senkung des pH-Wertes, was sichnachteilig auf die aerobe Enzymaktivität <strong>und</strong> die Mitochondrienoberfläche auswirkenkann (Neumann & Schüler, 1994).Ein weiterer Gr<strong>und</strong> wird <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Deplitierung desMuskelglykogens gesehen. Intensive Einheiten reduzieren die Glykogenspeicher. Beidicht aufeinander folgenden Trainingseinheiten steht dem Sportler nicht inausreichendem Maße Muskelglykogen zur Verfügung, so dass in deren Folgevermehrt Protein zur Energieverwertung eingesetzt werden muss, Dies führt zurAbnahme der Muskelleistung. Schließlich wurde festgestellt, dass intensives Trainingdas Endokrin- <strong>und</strong> Immunsystem negativ beeinflusst.Beurteilung der Wirkrichtung der StoffwechselbelastungDie Trainingsbelastung hat je nach Dauer, Intensität <strong>und</strong> Sportart eineunterschiedliche Stoffwechselwirkung. Die von der Beanspruchung desStoffwechsels ausgehenden Trainingskonzepte orientieren sich in der Wirkrichtung inaerobe Belastung, aerob-anaerobe Belastung <strong>und</strong> überwiegend anaerobe Belastung.Die Höhe der Laktatkonzentration informiert über die Wirkrichtung einer Belastung.Als aerobe Belastung gelten allgemein alle sportlichen Belastungen bis 2 mmol/lLaktat.Die Grenze von 2 mmol/l Laktat kann in einigen Sportarten nicht exakt eingehaltenwerden. Im Skilanglauf <strong>und</strong> auch <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men werden Belastungen <strong>im</strong> aerobenBereich bis 3 mmol/l toleriert. Zu den aerob-anaeroben Belastungen zählen jene von3-7 mmol/1 Laktat. Bei Laktat über 7 mmol/l beginnt die überwiegend anaerobeBelastung. Die Grenze von 7 mmol/l resultiert aus der antilipolytischen Wirkung desLaktats (Neumann et al., 2000; Neumann & Berbalk, 2000).Beurteilung der Mobilisationsfähigkeit der Motorik in Training <strong>und</strong> WettkampfDie Höhe der erreichbaren Laktatkonzentration ist abhängig von dersportartspezifischen Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeiten werden beikurzzeitigem Motoriktraining meist als Intervalltraining oder alsKurzstreckenwiederholungstraining (z. B. 8 x 200 m) ausgeführt. Im Idealfall sind esder Testwettkampf oder der Originalwettkampf.Hohe Geschwindigkeiten sind nur erreichbar, wenn die schnell kontrahierenden


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 8Muskelfasern (FTF) in das Bewegungsprogramm einbezogen werden. Nur unterMithilfe der FT-Fasern kann ein schneller Vortrieb <strong>und</strong> damit ausreichend Laktatgebildet werden. In den schneller ermüdbaren FT-Fasern sind strukturell die bestenenzymatischen Voraussetzungen zur Laktatbildung gegeben.Eine große anaerobe Mobilisationsfähigkeit ist auf dem Boden einer hohen aerobenLeistungsfähigkeit (in FT- <strong>und</strong> ST-Fasern) der ideale Anpassungszustand fürSchnelligkeits- oder Wettkampfleistungen. Bei hoher anaeroberMobilisationsfähigkeit werden bei Kurzzeitbelastungen Laktatkonzentrationen von 12-20 mmol/l erreicht. Noch höhere Laktatwerte setzen über 60% FT-Fasern in derMuskulatur voraus <strong>und</strong> erfordern ein spezielles Schnelligkeitstraining. Wird nachWettkämpfen Laktat gemessen, dann kann entschieden werden, auf welcherenergetischen Basis der Sportler sein Leistungsvermögen ausgeschöpft hat.Prinzipiell ist die max<strong>im</strong>ale Laktatbildung bei Wettkämpfen von der Belastungsdauerabhängig.Einige Wissenschaftler weisen dafür hin, dass menschliche Muskelfasern, einSystem von Proteintransportern enthalten, dessen Funktion es ist, Milchsäure ausMuskelfasern zu el<strong>im</strong>inieren, (Bonen et al., 1997; Bonen et al., 1998; Wilson et al.,1998). Diese Transporter können die Milchsäure vom Protoplasma von aktivenMuskelfasern ins Mitochondrion derselben Muskelfasern entfernen, wo sie produziertwurde, so dass sie in Pyruvat zurückkonvertiert <strong>und</strong> oxydiert werden können (Brookset al., 1996).Beurteilung des aeroben LeistungsniveausDie Beurteilung des Niveaus der aeroben Leistungsfähigkeit ist ein zentralesAnliegen in der Belastungs- <strong>und</strong> <strong>Trainingssteuerung</strong>. Die Erfassung dersportartspezifischen aeroben Leistungsfähigkeit ist deshalb bedeutsam, weil über70% der Gesamttrainingsbelastung zu ihrer Entwicklung aufgewandt werden. DasNiveau der aeroben Leistungsfähigkeit wird überwiegend mit Stufentests <strong>im</strong> Laboroder <strong>im</strong> Feldversuch ermittelt. Das diagnostische Kriterium ist hierbei die erreichteLeistung (Watt) oder Geschwindigkeit (m/s; km/h) bei einer best<strong>im</strong>mtenLaktatkonzentration.Bei der Best<strong>im</strong>mung der individuellen Schwelle wird kein fixer Laktatwert festgelegt,sondern das Krümmungsverhalten der ansteigenden Laktatkonzentration. Derindividuelle kurvensteile Anstieg ist das Kriterium für die individuelle Laktatschwelle(IAS). Zur diagnostischen Bedeutung <strong>und</strong> Interpretation der über die StoffwechseloderAtmungsmessgrößen best<strong>im</strong>mten Schwellen gibt es <strong>im</strong> Rahmen der<strong>Trainingssteuerung</strong> unterschiedliche Auffassungen (Neumann & Schüler, 1994).Das Problem liegt nicht so sehr in der Methodik der Schwellenbest<strong>im</strong>mung, sondernin den trainingsmethodischen Folgerungen aus den Untersuchungsergebnissen. Die


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 9ansteigenden Belastungen in Labor- <strong>und</strong> Feldtests führen zu einem nichtlinearen(exponentiellen) Laktatanstieg. Der Trainingsinhalt kann die Veränderungen derLaktatleistungskurve wesentlich beeinflussen, er kann sie nach rechts oder nachlinks verschieben.Beurteilung von TrainingsbereichenDie Leistungsentwicklung orientiert sich an best<strong>im</strong>mten Belastungsproportionen, diemit unterschiedlicher Intensität ausgeführt werden. Da Anpassungen nicht durchpunktgenaue Intensitätsvorgaben zu steuern sind, wurden empirisch breitereRegulationsbereiche in den unterschiedlichen Sportarten festgelegt, in denen sicheine positive Leistungsentwicklung organisieren lässt. Im Sportschw<strong>im</strong>men spielt diespezifische Schw<strong>im</strong>mart (-stil) eine entscheidende Rolle, da dieSchwellengeschwindigkeiten bei den Schw<strong>im</strong>marten am relativ gleichenprozentualen Intensitätsniveau sehr unterschiedlich sind (Pansold & Zinner, 1991;Olbrecht, 2000; Maglischo, 2003).Das Training zur Entwicklung differenzierter Ausdauerfähigkeit vollzieht sich inTrainingsbereichen (Intensitätsbereichen). In der Trainingspraxis sind vierTrainingsbereiche voneinander abgrenzbar. Die fünf Trainingsbereiche nachNeumann et al. (2000) sind:‣ das regenerative <strong>und</strong> kompensatorische Training (REKOM)‣ das Gr<strong>und</strong>lagen-(kraft)ausdauertraining 1 (GA 1/KA 1),‣ das Gr<strong>und</strong>lagen-(kraft)ausdauertraining 2 (GA 2/KA 2),‣ die Wettkampfausdauertraining (WA),‣ das Schnelligkeits- <strong>und</strong> Schnellkraftausdauertraining (SA/SKA).Während <strong>im</strong> Hochleistungssport die Intensitätsgestaltung auf der Gr<strong>und</strong>lage vonProzentwerten der Geschwindigkeit charakterisiert ist <strong>und</strong> die von einerdifferenzierten Auswirkung auf den Energiestoffwechsel abgeleitet wird, gibt es <strong>im</strong>Freizeitsport noch andere Bezugspunkte. Hier dominiert die Ableitung derBelastungsintensität von der max<strong>im</strong>alen Herzfrequenz. Deshalb ist beiProzentangaben in der Belastungssteuerung <strong>im</strong>mer auf den Bezugspunkt zu achten,da sonst Missverständnisse <strong>und</strong> Fehlbelastungen entstehen.Ein wirkungsvolles Ausdauertraining hängt davon ab, wie es gelingt, den richtigenMaßstab für die Belastung zu finden. Bei Nichteinhaltung der Geschwindigkeitenbzw. der Trainingsbereiche sind Unter- oder Überbeanspruchungen des Organismusmöglich. Fehlanpassungen oder Leistungsabfall sind die Folge.Die Fähigkeitsentwicklung sollte in den Ausdauersportarten durch eine ganzjährigeAnwendung des Prinzips der Geschwindigkeitsorientierung gekennzeichnet sein. ZurKontrolle der Belastung sind die Herzfrequenz <strong>und</strong> das Laktat zu nutzen. DasTraining in den sportartspezifisch notwendigen Geschwindigkeiten ist ein


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 10wesentliches Trainingsprinzip. Das Konzept geht davon aus, dass die Erhöhung derGeschwindigkeiten, z.B. <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men, Rad, Lauf oder Skilanglauf auf derjeweiligen Wettkampfstrecke die gleiche Erhöhung des Geschwindigkeitsniveaus aufder entsprechenden Trainingsstrecke voraussetzt (Neumann et al., 2001).Beurteilung von TrainingsmittelnIn den Sportarten werden zunehmend mehrere Trainingsmittel genutzt. Das gilt auchfür die Kombinationssportarten. Bei der Ausübung mehrerer Sportarten kann derAthlet technische Probleme bekommen. Überschießende Mitbewegungen benötigenzu viel Energie, deshalb wird zur Beurteilung der Ökonomie einerBewegungsausführung der Energieverbrauch als Hilfsmittel genutzt. Bei zu vielenNebenbewegungen <strong>und</strong> nicht beherrschter Motorik steigt die Laktatkonzentration an.Wird die Bewegungsausführung besser koordiniert, dann sinken der biologischeAufwand <strong>und</strong> damit auch die Laktatkonzentration.Im Hochleistungsschw<strong>im</strong>men ist auch die Beurteilung der Laktatkonzentration <strong>und</strong>Herzfrequenz in Bezug auf die eingesetzten Hilfsmittel <strong>im</strong> Training wie Paddles, Pull-Bouy, Flossen erforderlich (Holmer, 1974; Bucher, 1975; Andersen, 1976;Nachtigahl, 2001). Diese Untersuchungen zeigen deutlich differenziertekardiorespiratorische <strong>und</strong> metabolische Effekte zur Anwendung der Hilfs- <strong>und</strong>Trainingsmitteln in Schw<strong>im</strong>mstufentests <strong>und</strong> Training.Beurteilung von TrainingsmethodenDas Training wird mit verschiedenen Methoden ausgeführt, die als Dauer-, IntervalloderTempowechselmethode bekannt sind. Mit Hilfe der Laktatmessung ist der Effektdieser Methoden auf den aeroben <strong>und</strong> anaeroben Energiestoffwechsel einzuordnen.Die Intervall- <strong>und</strong> Tempowechselmethoden führen <strong>im</strong>mer zu einer höherenBeanspruchung des anaeroben Metabolismus als die Dauermethode. Das bedingt,dass zur Sicherung der Geschwindigkeit oder Belastungsqualität diese Methodenbevorzugt mit Laktatmessungen begleitet werden. Zu niedrige Laktatkonzentrationenoffenbaren bei Standarduntersuchungen die Motivationsreserven des Sportlers <strong>und</strong>dienen zur Begründung einer Geschwindigkeitszunahme.2.1.1.2 Abgeleitete Belastungsbereiche aus der max<strong>im</strong>alen Herzfrequenz(HF max )Die max<strong>im</strong>ale Herzfrequenz (HF max ) liegt in der Regel bei Sportlern <strong>im</strong> Bereich von175 <strong>und</strong> 210 Schläge/min. Max<strong>im</strong>ale Herzfrequenzen tendieren dazu, mit dem Alterabzunehmen. Sie sind am höchsten bei Kindern, die üblicherweise max<strong>im</strong>aleFrequenzen von 210 Schläge/min erreichen können. Sie nehmen <strong>im</strong>Erwachsenenalter normalerweise ab, wobei es individuell zu unterschiedlichenEntwicklungen kommen kann (Hottenrott, 2007).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 11Max<strong>im</strong>ale Herzfrequenzen liefern keinen Bezug zur Leistungsfähigkeit. Eine schnelleVerminderung der max<strong>im</strong>alen Herzfrequenz, die über mehrere Tage bestehen bleibt,kann ein Indikator für Übertraining sein (Uusitalo et al., 1998).Jeder Athlet sollte seine max<strong>im</strong>ale Herzfrequenz kennen. Die Best<strong>im</strong>mung der HF maxmuss exakt erfolgen, dies ist <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>msport nicht <strong>im</strong>mer einfach. Daspalpatorische Messen an der Halsschlagader ist zu ungenau. Am genausten sindtelemetrische Verfahren, die die Herzfrequenz über einen Brustsender erfassen <strong>und</strong>auf ein Empfangsgerät drahtlos übertragen. In älteren Untersuchungen wirdberichtet, dass die max<strong>im</strong>ale Herzfrequenz <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men zwischen 10 <strong>und</strong> 15Schläge/min niedriger als bei Belastungen an Land (McArdle et al., 1978; DiCarlo etal., 1991).Die Herzfrequenzvorgaben für das Training sind zahlreich. In den vergangenenJahren bemühte sich eine Vielzahl von Wissenschaftlern, eine einfache <strong>und</strong> treffendeHandhabung zu empfehlen. Aus den Arbeiten verschiedener Autoren (Mellerowigz,1975; Israel, 1982; Rost & Hollmann, 1982; Hollmann & Hettinger, 1990 u. a.)wurden Methoden zur Voraussage der max<strong>im</strong>alen Herzfrequenz <strong>und</strong>Trainingsherzfrequenz entnommen. Diese werden nachfolgend kurz aufgeführt.Weibliche Schw<strong>im</strong>mer haben in den einzelnen Trainingsbereichen der spezifischenSchw<strong>im</strong>marten eine höhere Herzfrequenz. Folglich weist die Frau <strong>im</strong> Vergleich zumMann die kleinere Sauerstofftransportkapazität auf. Wird die Frau submax<strong>im</strong>albelastet, so steigt wegen des kleineren Schlagvolumens <strong>und</strong> der niedrigeren O 2 -Transportkapazität die Herzfrequenz stärker an. Die max<strong>im</strong>ale Herzfrequenz ist beiFrau <strong>und</strong> Mann gleich hoch. Das max<strong>im</strong>ale Herzminutenvolumen liegt bei der Frau -bedingt durch das kleinere Schlagvolumen (de Marees, 2007).Die Herzschlagfrequenz wird bei sportlichen oder körperlichen Belastungen durchzahlreiche Faktoren beeinflusst. Für die Beurteilung der Höhe derHerzfrequenzregulation ist an diese Faktoren zu denken. Zu den Einflussfaktoren aufdie HF gehören:‣ Lebensalter <strong>und</strong> Geschlecht,‣ Herzgröße,‣ Ausdauerleistungsfähigkeit in der Schw<strong>im</strong>mart,‣ Ermüdungszustand,‣ Außentemperatur / Wassertemperatur,‣ Sauerstoff in Atemluft (die Höhe),‣ Dauer der Belastung <strong>und</strong>,‣ Ges<strong>und</strong>heitszustand,‣ Medikamente u. a. (Israel, 1985; Neumann et al., 2004; Hottenrott, 2007).Über die letzten Jahre sind viele wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführtworden, um zur Laktatdiagnostik alternative Messmethoden zu entwickeln, die es


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 12dem Trainer erlauben, die anaeroben Schwellengeschwindigkeiten mit derBelastungsherzfrequenz festzulegen. In keiner Untersuchung konnte überzeugendgezeigt werden, dass dies ohne Laktatbest<strong>im</strong>mung möglich. Gründe dafür sind:Erstens die Herzfrequenzen, die der anaeroben Schwellentrainingsgeschwindigkeitentsprechen variieren interindividuell beträchtlich. Zweitens, die Herzfrequenz, dieder individuellen anaeroben Schwelle eines Athleten entspricht, ändert sich <strong>im</strong>Trainingsprozess. In Untersuchungen mit Radfahrern (Craig et al., 1993) <strong>und</strong> Läufern(Farrell et al., 1979) variierten die Herzfrequenzen an der anaerobenSchwellengeschwindigkeit zwischen 142 <strong>und</strong> 187 Schläge/min. In einer anderenUntersuchung wurden Herzfrequenzen zwischen 150 <strong>und</strong> 175 Schläge/minentsprechend dem max<strong>im</strong>alen Laktat-Steady-State für trainierte Läufer gef<strong>und</strong>en(Oyono-Enguelle et al., 1990).2.1.1.3 Abgeleitete Belastungsbereiche aus der aktuellen BestzeitEine weitere Möglichkeit zur Ermittlung der Trainingsgeschwindigkeit erfolgt über dieaktuelle Bestzeit bzw. Wettkampfgeschwindigkeit. Bei dieser Ableitung ist der Bezugzur Streckenlänge notwendig, so dass sich zu jeder Streckenlänge relativ abgeleiteteSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten errechnen lassen. Im Schw<strong>im</strong>msport wurde dazu eineVielzahl von Tabellen entwickelt, die jedoch nicht <strong>im</strong>mer auf die Schw<strong>im</strong>mdisziplinabgest<strong>im</strong>mt sind (Tab. 1/2.1.1.3).Tab. 1/2.1.1.3: Intensitätsvorgaben in Prozent der Bestzeit aus verschiedenen Quellen (Pfeifer, 1985;Wilke & Madsen, 1997).QuelleMadsenDSSVPfeiferDSV-KLDRudolphGA LAMännerFrauenSchw<strong>im</strong>martBereich (mmol/l)100 200 400 100 200 400extens.< 2.5- - 87% - - 87%(Dauer)extens.alle< 3.0 83% 85% 87% 83% 85% 87%(Serie)intensiv 3.0 – 6.0 90% 90%extens.< 3.080 – 90%(GAI)alleintensiv3.0 – 7.0 85 – 95%(GAII)extens.(GAI)intensiv(GAII)2.5 – 3.0(3.5)4.0 – 6.0(7.0)FBSRFBSR74-7774-7766-7075-7881-8980-8776-8781-8982-8483-8577-8083-8587-9287-9183-8887-9286-88---90-93---79-8183-8577-8080-8184-9087-9383-9185-9184-8687-8982-8478-8989-9391-9487-9291-9491-92---94-96---Vergleichende Untersuchungen zur metabolischen Beanspruchung bei gleicherrelativer von der Bestzeit abgeleiteten Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit unterschiedlicherSchw<strong>im</strong>mer ergaben einen unterschiedlichen Laktatanstieg. Die Vorgabe derBelastungsintensität auf der Basis der aktuellen Bestzeit berücksichtigt nicht diespezielle aerobe bzw. anaerobe Trainiertheit des Sportlers. Wie unterschiedlich die


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 13Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei Männern <strong>und</strong> Frauen bei einer Laktatkonzentration von4 mmol/l ausfällt, verdeutliche Abbildung (1/2.1.1.3).Abb. 1/2.1.1.3: Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit (in % max) bei Laktatkonzentration von 4 mmol/l <strong>im</strong>100 m-Stufentest (Wilke & Madsen, 1997).2.1.1.4 Abgeleitete Belastungsbereiche aus der max<strong>im</strong>alen Sauerstoffaufnahme(VO 2max )Die Sauerstoffaufnahme hat in der Leistungsdiagnostik einen hohen Stellenwert. Siegehört neben der Herzfrequenz <strong>und</strong> dem Laktat zur wichtigstenleistungsdiagnostischen Messgröße. Die max<strong>im</strong>ale Sauerstoffaufnahme (VO 2max )repräsentiert die Leistungsfähigkeit der sauerstoffaufnehmenden,sauerstofftransportierenden <strong>und</strong> sauerstoffverwertenden Teilsysteme <strong>im</strong>Organismus. Damit ist die VO 2max das Ergebnis der Sauerstoffdiffusion in der Lunge,des Sauerstofftransports <strong>im</strong> Blut <strong>und</strong> der Sauerstoffaufnahme in der belastetenMuskulatur. Durch die Sauerstoffaufnahme wird die aerobe Energieflussrate <strong>im</strong>Organismus repräsentiert. Die VO 2max repräsentiert die max<strong>im</strong>ale aerobeEnergieflussrate bei Belastung. In dieser Form wird sie auch als Maß der aerobenKapazität (aerobic capacity) angesehen.Die VO 2max gilt international als zuverlässiges Maß für die max<strong>im</strong>ale aerobeLeistungsfähigkeit (Astrand & Rodahl, 1986; Hollmann & Hettinger, 1990; Neumann& Schüler, 1994; Kjæhr et al., 2001; McArdle & Katsch, 2003; de Marées 2007 u. a.).Im angloamerikanischen Schrifttum wird die VO 2max als Maß der aeroben Kapazität(aerobic capacity) bezeichnet, was <strong>im</strong> physikalischen Sinne nicht ganz korrekt ist.Für Vergleiche wird die relative Sauerstoffaufnahme verwandt, indem ein Quotientzum Körpergewicht errechnet wird (VO 2max /kg).Um den Entwicklungstand der VO 2max bei Sportlern vergleichen zu können, wirddiese auf das Körpergewicht bezogen. In Abhängigkeit von der Sportart bzw.Sportartengruppe ist die relative VO 2max unterschiedlich (Tab. 2/2.1.1.4).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 14Tab. 2/2.1.1.4: Relative max<strong>im</strong>ale Sauerstoffaufnahme (ml/kg·min) in den Sportartengruppen. Datennach Neumann, Pfützner & Berbalk (2005).Sportartengruppe Männer FrauenAusdauersportarten 77-85 60-70Sportspielarten 55-60 45-52Zweikampfsportarten 60-65 50-53Schnellkraftsportarten 50-55 45-50Technische Sportarten 50-60 45-50Best<strong>im</strong>mungsmethoden der VO 2maxDie VO 2max muss <strong>im</strong>mer sportartspezifisch best<strong>im</strong>mt werden, Läufer führen einenLauftest, Rad fahren einen Radtest <strong>und</strong> Schw<strong>im</strong>mer einen Schw<strong>im</strong>mtest durch. ImSchw<strong>im</strong>men ist die Best<strong>im</strong>mung der Max<strong>im</strong>alsauerstoffaufnahme kein einfachesVerfahren. Genutzt werden dazu der Strömungskanal <strong>und</strong> bewegliche Wagen amBeckenrand. Diese Methoden wurden jedoch oft kritisiert, weil ein Schw<strong>im</strong>men mitMaske Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hat.Um die Probleme der Maske zu lösen, wurde die Sauerstoffaufnahme des Athletennicht während Schw<strong>im</strong>mens, sondern nach dem Schw<strong>im</strong>men analysiert (Costill et al.,1985; Montpetit et al., 1983). Diese Methode erfordert keine Masken oder Schläuche,so dass die Athleten normal während der Belastungsperiode schw<strong>im</strong>men <strong>und</strong> sichwenden können. Direkt nach Schw<strong>im</strong>mbelastung muss der Athlet seinen Atemanhalten bis die Maske angelegt ist. Der Schw<strong>im</strong>mer atmet dann in ein Sammelgerätfür 20 s aus. Nach Entnahme werden der Betrag der Luft <strong>und</strong> der Betrag desSauerstoffs in dieser Luft best<strong>im</strong>mt. Die Werte werden dann zur letzten Minute desSchw<strong>im</strong>mens extrapoliert. Dieser Test kann mehrmals mit stufenförmig ansteigendenGeschwindigkeiten wiederholt werden, bis die max<strong>im</strong>ale Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiterreicht ist (Costill & Kollegen, 1985) Kritiker dieser Rückwärts-Extrapolationsmethode gehen davon aus, dass der Fehler aus Messungen nacheiner Schw<strong>im</strong>mbelastung mit kleiner Luftprobe zu groß ist (Beaver et al., 1981;Toussaint et al., 1987). Ein weiterer Nachteil dieser Methode ist, dass nur Aussagenüber best<strong>im</strong>mte Zeiträume, z. B. über das nach einer Belastung gesammelteExspirationsvolumen, gemacht werden können (Flynn et al., 1994). Deswegen istauch keine Aussage über das aktuelle respiratorische Geschehen während einerAusdauerbelastung möglich. Trotz dieser Kritiken konnten Carre et al., (1994)zeigen, dass die Unterschiede zur direkten Messung der VO 2max nicht signifikantsind.%V0 2max <strong>und</strong> die LeistungDie prozentuale Inanspruchnahme der VO 2max (%VO 2max ) ist ein weiteresdiagnostisches Kriterium. Mit Hilfe dieser Messgröße ist zu erkennen, wie viel vonder max<strong>im</strong>alen Sauerstoffaufnahme unter aeroben Stoffwechselbedingungen (bisLaktat 2 mmol/l) während der Belastung aufgenommen wurde. Mit der Zunahme derAusdauerleistungsfähigkeit sind die Sportler in der Lage einen höheren Anteil der


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 15VO 2max in aerober Stoffwechsellage zu beanspruchen. Während der schlechterTrainierte mit einer niedrigen VO 2max bereits bei 70% mit erhöhter Laktatbildung unterBelastung reagiert, muss dies ein gut Trainierter erst bei 80-85% seiner VO 2max.Obwohl der Sportler die VO 2max mit dem Training verbessern kann, zeigenErforschungsergebnisse Grenzen der Verbesserung, die <strong>im</strong> Zusammenhang mit derHeredität stehen. Untersuchungen haben gezeigt, dass eineiige Zwillinge fastidentische max<strong>im</strong>ale Sauerstoffaufnahmekapazität haben (Klissouras, 1971;Bouchard, 1990). Athleten können <strong>im</strong> Allgemeinen ihre absolutenMax<strong>im</strong>alsauerstoffaufnahmewerte 15% bis 20% <strong>und</strong> ihre relativen Werte 20% zu40% verbessern (Costill, 1978; Obert et al., 1996; Wilmore & Costill, 2004).Best<strong>im</strong>mung der anaeroben SchwelleEnde der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre des vorherigen Jahrh<strong>und</strong>ertsuntersuchte Hollmann (1995) das Atemminutenvolumen während ansteigenderBelastung auf dem Fahrradergometer. Er beobachtete einen nichtlinearen Anstiegdes Atemminutenvolumens in einem Belastungsbereich, in dem Laktat <strong>und</strong> dieWasserstoffionenkonzentration ebenfalls überproportional anstiegen. Diesen Bereichbezeichnete er als „Punkt des opt<strong>im</strong>alen Wirkungsgrades der Atmung (PoW)".Wenige Jahre später definierten die amerikanischen Sportmediziner Wassermann &Mcllroy (1964) den Begriff der anaeroben Schwelle (anaerobic threshold) als denBeginn des anaeroben Metabolismus während körperlicher Arbeit, der durch einenLaktatanstieg über den Ruhewert gekennzeichnet ist. Die anaerobe Schwelle(anaerobic threshold) wurde anhand der spiroergometrischen MessgrößenSauerstoffaufnahme, Atemminutenvolumen, Kohlendioxidabgabe <strong>und</strong>respiratorischer Quotient best<strong>im</strong>mt. Die Autoren setzten die „anaerobic threshold"gleich mit:‣ dem Übergang von einem linearen zu einem nichtlinearen Anstieg desAtemminutenvolumens,‣ dem Übergang von einem linearen zu einem nichtlinearen Anstieg derKohlendioxidabgabe,‣ dem Anstieg des respiratorischen Quotienten,‣ dem Anstieg der endexspiratorischen O 2 -Konzentration ohneentsprechenden Abfall des endexspiratorischen CO 2 -Partialdruckes.Als empfindlichstes Kriterium zur Beurteilung der „anaerobic threshold" sahen sie dasin der Beziehung zur O 2 -Aufnahme überproportional ansteigendeAtemminutenvolumen an. Damit ist die anaerobe Schwelle identisch mit dem vonHollmann (1995) definierten Punkt des opt<strong>im</strong>alen Wirkungsgrades der Atmung. DieLaktatschwelle ist normalerweise in Bezug auf den Prozentsatz der max<strong>im</strong>alenSauerstoffaufnahme (% VO 2max ) gesetzt. Die Fähigkeit, bei einer hohen Intensität zutrainieren, ohne Laktat anzusammeln, ist für den Athleten nützlich, weil die


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 16Laktatakkumulation die Ermüdung verursacht. So gehen Wilmore & Costill (2004)davon aus, dass die höheren Prozentsätze der (% VO 2max ) vermutlich eine höhereLaktatschwelle präsentiert werden sollte oder könnte. Folglich ist eine Laktatschwellebei 80% V0 2max ein Indiz für eine größere aerobe Belastungstoleranz alsbeispielsweise eine Schwelle bei 60% VO 2max .Entwicklung der max<strong>im</strong>alen SauerstoffaufnahmeDie Entwicklung der max<strong>im</strong>alen Sauerstoffaufnahme hängt vom Belastungsumfang<strong>und</strong> der dazugehörigen Intensität ab. Die Zunahme der Sauerstoffaufnahme ist einAnzeichen für die Tolerierung höherer Geschwindigkeiten <strong>im</strong> Training. Damitverb<strong>und</strong>en ist das Erreichen eines größeren Energieumsatzes. Für hohe Leistungenin einer Ausdauersportart ist das Erreichen eines notwendigen Referenzwertes beider VO 2max notwendig. Internationale Spitzenleistungen in den Ausdauersportartenerfordern bei den Männern eine VO 2max von über 78 ml/kg/min <strong>und</strong> bei den Frauenvon über 68 ml/kg/min. Im Leistungstraining muss sich die VO 2max allmählich aufdiesen Referenzwert zu bewegen. N<strong>im</strong>mt die VO 2max <strong>im</strong> Längsschnitt ab, dannst<strong>im</strong>men Gesamtbelastungen oder Reizwirksamkeit der Belastung nicht mehr.Ein weiteres diagnostisches Kriterium ist das Niveau der Sauerstoffaufnahme aufsubmax<strong>im</strong>alen Belastungsstufen. Hier führt die sportartspezifische Anpassung zurAbnahme der Sauerstoffaufnahme bei gleicher Leistung bzw. Geschwindigkeit. Dieniedrigere Sauerstoffaufnahme ist ein Zeichen des verbesserten Wirkungsgrades derMuskelfunktion <strong>und</strong> der Ökonomisierung der Muskelarbeit. Die Sportartspezifik derAusdaueranpassung hat bei Leistungssportlern großen Einfluss. Der Vergleich derInanspruchnahme von %VO 2max bei v LA2 zwischen Triathleten <strong>und</strong>Langstreckenläufern belegt diesen Zusammenhang (Neumann et al., 2000 & 2004).2.1.1.5 Abgeleitete Belastungsbereiche aus dem EnergieverbrauchDie Substratversorgung <strong>und</strong> die Sauerstoffaufnahme sind leistungsbegrenzendeFaktoren. Mit steigender Belastung erhöhen sich der Energieverbrauch <strong>und</strong> damitauch der Sauerstoffbedarf. Aus dem Verhältnis des abgegebenen Kohlendioxids <strong>und</strong>des aufgenommenen Sauerstoffs resultiert der Respiratorische Quotient(RQ=VCO 2 /VO 2 ) .Bei hoher körperlicher Belastung mit ausschließlicher Kohlenhydratverbrennungbeträgt der RQ 1.0, hingegen sinkt der RQ auf 0.70 ab, wenn nur Fette verbranntwerden. Be<strong>im</strong> RQ von 0.85 liegt ein Mischstoffwechsel vor, d. h. es werden zugleichen Teilen Fette <strong>und</strong> Kohlenhydrate verbrannt. Für die Oxidation einesSubstrates ist <strong>im</strong>mer eine best<strong>im</strong>mte Menge Sauerstoff notwendig. Die aus deraufgenommenen Menge Sauerstoff nutzbare Energie ist von derStoffwechselsituation abhängig. Bezogen auf das Substrat wird bei derKohlenhydratverbrennung weniger Sauerstoff benötigt als bei der Fettverbrennung(Neumann et al., 2004).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 17Nach Untersuchungen von Capelli et al. (1998) ist bei gleicherSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit der Energiebedarf be<strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>mtechnik geringer alsin den anderen Schw<strong>im</strong>mtechniken. Kraul- <strong>und</strong> Rückenschw<strong>im</strong>men steigern denEnergieumsatz mit der Zunahme der Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit exponentiell. Be<strong>im</strong>Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men wird der Energieumsatz aber nur bei höherenSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten exponentiell gesteigert. Technikverbesserungen führenzu einem geringeren Energiebedarf bei gleicher Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit, einpr<strong>im</strong>äres Ziel des Hochleistungstrainings. Bei Männern liegt bei einerSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von 1.0 m/s (1.5 m/s) der Energieumsatz durchschnittlich<strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>men bei 0.70 (1.23) KJ/m, <strong>im</strong> Rückenschw<strong>im</strong>men bei 0.84 (1.47)KJ/m, <strong>im</strong> Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men bei 0.82 (1.55) KJ/m <strong>und</strong> <strong>im</strong> Brustschw<strong>im</strong>menbei 1.24 (1.87) KJ/m.2.1.1.6 Probleme der Belastungssteuerung <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>mtestDie spezifische Ausdauerleistungsfähigkeit <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men lässt sich nur <strong>im</strong> MediumWasser best<strong>im</strong>men. Tests auf dem Fahrradergometer oder Laufband haben fürSchw<strong>im</strong>mer nur einen geringen Aussagewert für die spezifische Leistungsfähigkeit.Sie repräsentieren aber die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit des Sportlers <strong>im</strong>Längsschnitt. Die Durchführung eines Schw<strong>im</strong>mtests ist in der Praxis nicht ganzeinfach, weil die Voraussetzungen zur Steuerung der Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeitaufwendig sind. Eine Lichtschrittmacheranlage ist nur in wenigen Sportbädernvorhanden. Die leistungsschwächeren Schw<strong>im</strong>mer sind erfahrungsgemäß kaum inder Lage, ohne Außensteuerung die geforderten Zeiten (Geschwindigkeiten) <strong>im</strong>Stufentest exakt einzuhalten. Um die Testreliabilität zu erhöhen, empfiehlt es sich aufjeden Fall, den geplanten Stufentest <strong>im</strong> Training zu üben (Neumann et al., 2000).2.1.2 Aktuelle Konzepte der Belastungssteuerung <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>msport<strong>Trainingssteuerung</strong> bezeichnet die gezielte Abst<strong>im</strong>mung aller Maßnahmen derTrainingsplanung sowie des Trainingsvollzugs, also der Trainingsdurchführung <strong>und</strong>der Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfauswertung zur Veränderung des sportlichenLeistungszustandes <strong>im</strong> Hinblick auf das Erreichen sportlicher Leistungen <strong>und</strong>Erfolge. Als <strong>Trainingssteuerung</strong> in diesem Sinne, kann die Entscheidung derTrainingsplanung <strong>und</strong> des daraus resultierenden Trainingsvollzugs zu einerVeränderung des Trainingszustandes führen <strong>und</strong> damit auch zu einer Bestleistung.Der Wirkungsweg der <strong>Trainingssteuerung</strong> wird allerdings von dem vorgegebenenTrainingsziel best<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> den individuellen Besonderheiten des Sportlers (Röthig,1992).Die Belastungssteuerung basiert auf der Einteilung der Trainingsintensitäten inmehrere Trainingsbereiche, Trainingszonen bzw. Trainingskategorien. DieseEinteilung ist national <strong>und</strong> international äußerst unterschiedlich.Touretski teilt für seinen weltbekannten Schw<strong>im</strong>mer Alexander Popov das


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 18Intensitätsspektrum in sieben Kategorien ein (Tab. 3/2.1.2). Die Differenzierungerfolgt nach der Laktatkonzentration, nach der Belastungsherzfrequenz <strong>und</strong> nach derrelativen Wettkampfgeschwindigkeit.Volkers wählt für seine Schw<strong>im</strong>merin Susan O`Neill hingegen nur fünfTrainingsbereiche <strong>und</strong> gibt keine Beziehung zur Wettkampfgeschwindigkeit an (Tab.4/2.1.2)Tab. 3/2.1.2: Trainingsbereiche von Alexander Popov (aus Touretski, 1997).Tab. 4/2.1.2: Trainingsbereiche von Susan O`Neill (aus Volkers, 1997).Vergleicht man Einteilung der Trainingsbereiche in den verschiedenenAusdauersportarten (Janssen, 1987; Hottenrott & Zülch, 1998; Neumann et. al, 2000& 2004; Hottenrott & Urban, 2004), so scheinen mindestens vier Kategorien für dieBelastungssteuerung <strong>im</strong> Ausdauerleistungssport erforderlich zu sein. Zusätzlich wird<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men eine Differenzierung der Belastungsbereiche nach denStreckendistanzen jedoch nicht nach den Disziplinen vorgenommen.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 19Tab. 5/2.1.2:Trainingsbereiche <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men unterteilt nach Streckendistanzen mit denzugeordneten Laktatwerten (Wilke & Madsen, 1997).Trainingsbereich 50/100 m 100/200 m > 400 mKO < 2.5 mmol/l < 2.0 mmol/l < 1.5 mmol/lGAI extensiv 2.5 – 3.5 mmol/l 2.0 – 3.0 mmol/l 1.5 – 2.0 mmol/lGAI intensiv 3.5 – 5.0 mmol/l 3.0 – 4.0 mmol/l 2.0 – 3.0 mmol/lGAII 5.0 – 7.0 mmol/l 4.0 – 6.0 mmol/l 3.0 – 5.0 mmol/lBei dieser Einteilung wird die spezifische Trainiertheit der Kurz-, Mittel- <strong>und</strong>Langstreckenschw<strong>im</strong>mer berücksichtigt. Theoretisch sind diese Differenzierungennachzuvollziehen, <strong>im</strong> Training jedoch meist nicht umsetzbar.Urhausen et al. (2000) verglichen den Laktatwert mit der Belastungsherzfrequenz fürdie Einschätzung der Belastungsintensität in Abhängigkeit der individuellenanaeroben Schwelle. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Veränderungen in derBelastungsintensität bis zu 80% der individuellen anaeroben Schwelle besser mit derHerzfrequenz beurteilt werden können, weil an diesem Niveau das Laktat stabilbleibt. Wenn die Belastungsintensität größer als 85% der individuellen anaerobenSchwelle ist, unterscheidet die Laktatkonzentration die verschiedenen Intensitätenbesser, weil die Herzfrequenzveränderung dann stark ausfällt als dieLaktatveränderung (Tab. 6/2.1.2).Tab. 6/2.1.2:Trainingsbereiche in Abhängigkeit der prozentualen anaeroben Schwelle (%IAT) derprozentualen relativen Sauerstoffaufnahme (VO 2max ), der absolutenLakatatkonzentration (LA) <strong>und</strong> relativen Laktatkonzentration von IAT (%LA IAT), derrelativen Herzfrequenz von IAT (%HF IAT) <strong>und</strong> der prozentualen max<strong>im</strong>alenHerzfrequenz (%HF max ) (Urhausen et al., 2000).%IAT %VO 2max LA mmol/l %LA IAT HF Schläge/min %HF IAT %HF max70 55 1.54 45 138 80 7280 63 1.67 50 154 89 8090 71 2.67 80 166 96 8695 75 3.53 105 175 101 91100 79 5.67 165 183 106 952.1.3 Schw<strong>im</strong>mleistungsentwicklung in Meso- <strong>und</strong> MakrozyklenDas gesamte System des sportlichen Trainings ist darauf gerichtet, entsprechendden Trainingszielen, eine hohe Trainingswirksamkeit zu erreichen. Für dieEntwicklung der sportlichen Leistung sind längere Zeiträume erforderlich. In denAusdauersportarten beträgt der Zeitraum von der Aufnahme des sportlichenTrainings bis zum Erreichen einer Spitzenleistung 10 - 15 Jahre. Deshalb ist esnotwendig, die Trainingszyklen zu planen, die für inhaltliche <strong>und</strong> zeitliche Strukturen


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 20charakteristisch sind. Im Mittelpunkt dieser Zyklen steht die ständige Erhöhung derLeistungsgr<strong>und</strong>lagen, die Vervollkommnung der wettkampfspezifischenLeistungsfähigkeit <strong>und</strong> die Erholungs- bzw. Wiederherstellungsprozesse.Ausgehend von der individuellen aktuellen Leistungsfähigkeit ist es für die einzelnenAusbildungsabschnitte des langfristigen Leistungsaufbaus erforderlich,Leistungsziele zu planen. Ein wichtiges Trainingsziel ist das Erreichen dernotwendigen sportartspezifischen Geschwindigkeit in den einzelnen Abschnitten derLeistungsentwicklung <strong>im</strong> Trainingsjahr. Für die Planung vonBelastungszuwachsraten ist das Trainingsalter von entscheidender Bedeutung.Im Spitzenbereich der Ausdauersportarten ist das Training darauf gerichtet, zumWettkampfhöhepunkt des Jahres die höchste individuelle Leistung zu erreichen. Umeine systematische Herausbildung einer entsprechenden sportartspezifischenLeistungsfähigkeit zu garantieren, wird das Trainingsjahr in unterschiedlich langeZyklen gegliedert.Das Gr<strong>und</strong>anliegen des Jahrestrainingsaufbaus besteht in der Steigerung derTrainingsbelastung bis kurz vor dem sportlichen Höhepunkt. Durch einen gezieltenWechsel der Haupttrainingsmittel kann die Erhöhung der Reizwirksamkeit derBelastung erreicht werden. Um in den Ausdauersportarten einen zeitlichakzentuierter Einsatz der Trainingsinhalte <strong>im</strong> Jahrestrainingsaufbau vornehmen zukönnen, sind folgende methodische Maßnahmen wirksam (Neumann et al., 2000):‣ ein Wechsel der Trainingsreize,‣ die Zunahme der Sportartspezifik der Belastung,‣ die Vergrößerung des intensiven Anteils des Trainings,‣ die Erhöhung der Belastungswiderstände <strong>und</strong>,‣ der mehrmalige Einsatz des Höhentrainings.Damit ist, neben der Zunahme des Trainingsumfanges, eine Steigerung derTrainingsreize <strong>im</strong> Verlaufe des Jahrestrainingsaufbaus bis zum Wettkampfhöhepunktmöglich. Der Aufbau der sportlichen Leistungsfähigkeit vollzieht sich alshierarchisches System von kürzeren <strong>und</strong> längeren Abschnitten des Trainings bzw.von Trainingszyklen, die in ihrer Gr<strong>und</strong>struktur <strong>und</strong> damit in ihrer Hauptwirkrichtung<strong>im</strong> Trainingsprozess <strong>im</strong>mer wiederkehren <strong>und</strong> dabei dem verändertenLeistungsstand der Sportler entsprechen (Schnabel et al., 1994).Die kontinuierliche Belastungssteigerung <strong>im</strong> Jahresaufbau ist dynamisch zugestalten. Neben den differenzierten Proportionen von Umfang <strong>und</strong> Intensität <strong>im</strong>Training ist vor allem der Wechsel von Belastung <strong>und</strong> Wiederherstellung, der demSportler einen ständig wechselnden Beanspruchungsgrad verschafft, vonBedeutung.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 21Das Ziel der Zyklisierung des Trainings ist, hohe Trainingsbelastungen mitnotwendigen Wiederherstellungsphasen sowie Akzentuierungen in der Entwicklungbest<strong>im</strong>mter Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten in einzelnen Zyklen zu realisieren.Offensichtlich hängt die Leistung eines Athleten zu einem gewissen Grad von derFähigkeit ab, das gesamte Spektrum der motorischen Kapazitäten zu mobilisieren.Nach Viru (1993) muss die Mobilisierung des motorischen Potenzialswettkampfspezifisch ausgerichtet sein. In der Vorbereitung auf denSchw<strong>im</strong>mhöhepunkt ist dies zu berücksichtigen, Im praktischen Training werdendazu vermehrt Sprints <strong>und</strong> Sprintwettkämpfe, die eine max<strong>im</strong>ale Mobilisierungerfordern, durchgeführt. Ziel ist es, die max<strong>im</strong>ale Mobilisation über die gesamteWettkampfstrecke umzusetzen.Eine zunehmende metabolische Mobilisierung zeigt sich, wenn für gleicheIntervalltrainingbelastungen die Laktatkonzentrationen von Anfangs z. B. 10 bis 12mmol/l auf 14 bis 16 mmol/l während der Wettkampfperiode ansteigen (Tchagovetset al., 1983). Positiv ist diese Mobilisierung aber nur zu werten, wenn auch dieIntervallstrecken schneller geschwommen werden können.Trainingsmonitor eines Hochleistungsschw<strong>im</strong>mers vor den Olympischen Spielen1988 zeigte einen parallelen Anstieg in der Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit <strong>und</strong>Blutlaktatkonzentrationen nach 200 m Zeitmessung (Spikermann, 1989) (Abb.2/2.1.3).Abb. 2/2.1.3:Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit <strong>im</strong> 200 m Schw<strong>im</strong>men <strong>und</strong> Blutlaktatkonzentration nachden Zeitmessungen be<strong>im</strong> einem Olympiasieger während der Vorbereitung auf dieOlympischen Spiele 1988 (Spikermann, 1989).Die Reduktion der Laktatwerte bei gleicher Belastungsintensität ist nach Bergman etal. (1999) bedingt durch eine Kombination von verringerter Laktatproduktion <strong>und</strong>zunehmender Laktatel<strong>im</strong>ination. Die verringerte Laktatproduktion erfordert einhöheres aerobes Potenzial, wie dies <strong>im</strong> folgenden Beispiel einer 7-monatigen


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 22Trainingsperiode zu Ausdruck kommt (Abb. 3/2.1.3). Best<strong>im</strong>mt wurde dieLaktatkonzentration bei einer standardisierten 200 m Schw<strong>im</strong>mstrecke <strong>und</strong> gleicherSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit. Die Laktatkonzentration reduziert sich von anfangs etwa13 mmol/l (untrainierter Zustand) bis auf etwa 3 mmol/l. Dies ist das Ergebnis basiertauf einer Adaptation der aeroben Funktionssysteme.Abb. 3/2.1.3:Effekte auf die Blutlaktatkonzentration nach einem 200m Schw<strong>im</strong>men bei einerdefinierten Geschwindigkeit. Die niedrigsten Laktatwerte wurden während der Periodeaufgezeichnet, als die Schw<strong>im</strong>mer ihre besten Leistungen (d. h. <strong>im</strong>Meisterschaftswettkampf) produzierten (Bergman et al., 1999).2.2 Laktatdiagnostik <strong>und</strong> LeistungspotenzialanalyseSchw<strong>im</strong>men ist eine Sportart mit hohen Anforderungen an Ausdauer, Kraft,Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination <strong>und</strong> Technik. Gleichermaßen anerkanntals Leistungs- <strong>und</strong> Breitensport sowie als sinnvolle Trainings – <strong>und</strong> Übungsform inder Rehabilitation verw<strong>und</strong>ert es, dass wissenschaftliche Untersuchungen über dasSchw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Vergleich zum Lauf- oder Radsport in relativ geringer Zahl vorliegen.Die Mehrzahl sportmedizinischer Analysen beschäftigte sich mit physiologischenParametern, die meist außerhalb des Mediums Wasser erhoben wurden. Überfunktionelle Veränderungen be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men selbst finden sich weit wenigerInformationen, was durch die erschwerten Untersuchungsbedingungen <strong>im</strong> Wassererklärbar ist. Erst die Entwicklung telemetrischer Messverfahren hat dieMöglichkeiten geschaffen, diese messmethodischen Schwierigkeiten teilweise zuüberwinden.Be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men herrschen gänzlich andere Gr<strong>und</strong>voraussetzungen alsbei den Fortbewegungsarten an Land. Der Körper muss durch das Medium Wasserfortbewegt werden, das eine etwa 800-mal höhere Dichte aufweist wie Luft (Jeschke& Lorenz, 1998). Der Körper des Schw<strong>im</strong>mers wird durch die Arbeit der Arme (<strong>und</strong>partiell auch der Beine) am Widerlager des Wassers nach vorne geschoben. Dabeiweisen die Arme als Hauptantriebsquelle be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men eine nur etwa halb sogroße Muskelmasse auf wie die Beine (Berger et al., 1999).Be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men ist der Anteil der Arbeit gegen den Luftwiderstand aufgr<strong>und</strong> des


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 23eingetauchten Körpers <strong>und</strong> der geringen Fortbewegungsgeschwindigkeit zuvernachlässigen (Karpovich & Pestrecon, 1939).Auch der Einfluss der Schwerkraft ist vergleichsweise eher gering, da die Arbeitgegen die Schwerkraft größtenteils durch den Auftrieb des Körpers <strong>im</strong> Wassergeleistet wird.Im Ausdauersport ist die Laktatdiagnostik ein bedeutendes Mittel, um Informationenüber die Muskelenergetik als ein Ergebnis des Trainings zu erhalten. Für diesenZweck werden sportartspezifische Stufentests <strong>und</strong> wettkampfspezifische Feldtestsausgeführt.2.2.1 StufentestverfahrenAls leistungsdiagnostisches Prüfverfahren hat sich das Prinzip der stufenförmigansteigenden Belastung in den Ausdauersportarten bewährt. Ziel dieses Verfahrensist es, die Regulation des Herz-Kreislauf- <strong>und</strong> Atmungssystems <strong>und</strong> dieLeistungsfähigkeit des aeroben <strong>und</strong> anaeroben Stoffwechsels zu prüfen. DieLeistungsfähigkeit der Muskulatur, des Stoffwechsels <strong>und</strong> des Herz-Kreislauf-Systemwird auf unterschiedlichen submax<strong>im</strong>alen Belastungsstufen <strong>und</strong> bei individuellerAusbelastung beurteilt. In der Praxis hat sich das Stufentestprinzip in den einzelnenSportarten <strong>und</strong> Disziplinen stark ausdifferenziert. National <strong>und</strong> international gibt esdeshalb auch innerhalb der Sportarten keine einheitlichen Normen für dasTestdesign, sodass die Vergleichbarkeit von Testresultaten erschwert ist. Auch <strong>im</strong>Schw<strong>im</strong>men kommen unterschiedliche Stufentests zur Anwendung. Bei allenStufentests werden mehrere kurze Schw<strong>im</strong>mstrecken mit steigerndenGeschwindigkeiten geschwommen. Der Test endet, wenn der Schw<strong>im</strong>mer dievorgeschriebene Geschwindigkeit nicht mehr absolvieren kann.Für alle Stufentests gilt, dass die ersten Schw<strong>im</strong>mstrecken <strong>im</strong> aeroben Bereichgeschwommen werden sollen, dann in der anaeroben Schwellengeschwindigkeit <strong>und</strong>die letzten Strecken bis in den max<strong>im</strong>alen anaeroben Leistungsbereich. BeiStreckentests über 200 m soll die durchschnittliche Geschwindigkeit pro 200 m umetwa 4 s zur nächsten Teststufe erhöht werden. Nach jeder Belastungsstufe erfolgteine einminütige Pause zur Abnahme des kapillaren Ohrblutes für dieLaktatbest<strong>im</strong>mung. Der Testhelfer ist dafür verantwortlich, die durchschnittlicheGeschwindigkeit für jede absolvierte Teststrecke exakt zu best<strong>im</strong>men.Der Schw<strong>im</strong>mstufentest ist ein ausgezeichnetes Verfahren für die Beurteilung derVeränderungen in der aerob-anaeroben Leistungsfähigkeit von Athleten.Der Stufentest mit Wiederholungsstrecken von 200 m wird am häufigsten eingesetzt.Bei längeren Teilstrecken z.B. 300 m oder 400 m ist die Anzahl der Wiederholungenauf vier reduziert. Aber auch hier gilt eine Steigerung der Geschwindigkeit von 2 spro 100 m.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 24Bei kürzeren Teststufen (z. B. 8 x 100 m) hat sich gezeigt, dass die anaerobeSchwellengeschwindigkeit von Athleten überbewertet wird. Barber et al. (1999)verglichen Stufentests bis zum Leistungsausfall über 4 X 100 m Stufen mit Tests 4x 200 m Stufen. Die Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit <strong>und</strong> die Anzahl der Schw<strong>im</strong>mzügewurden für bei Tests konstant gehalten, Die Ergebnisse dieses Vergleichs zeigteneine Korrelation von 0.91 für Brustschw<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> 0.94 fürSchmetterlingsschw<strong>im</strong>mer <strong>und</strong> eine höhere Schwellengeschwindigkeit für den Testmit kürzeren Stufen.Nachfolgend werden die Vor- <strong>und</strong> Nachteile der Schw<strong>im</strong>mstufentest überunterschiedliche Teilstrecken diskutiert.8 X 100 m Stufentest (Maglischo, 2003)Der 8 x 100 m Stufentest wird die Beurteilung der aeroben <strong>und</strong> anaerobenStoffwechselleistung eingesetzt <strong>und</strong> findet Anwendung bei Sprintern. Aufgr<strong>und</strong> derkurzen Wiederholungsdistanz ist er ungeeignet für die Beurteilung derSchwellengeschwindigkeit, sodass hieraus auch keine Ableitung für dieTrainingsbereiche erfolgen kann.5 X 200 m Stufentest (Kelly et al., 1992)Der 5 x 200 m Stufentest wird für auch die Beurteilung der Veränderungen <strong>im</strong>aerobern <strong>und</strong> anaeroben Metabolismus eingesetzt. Einige Wissenschaftler(Maglischo et al., 1987; Maglischo, 2003) gehen davon aus, dass die kurzenWiederholungssätze dieses Stufentests einen Einfluss auf die aerob-anaerobeSchwelle haben. Folglich können die Schwellengeschwindigkeiten für denTrainingsprozess überschätzt werden <strong>und</strong> der Schw<strong>im</strong>mer wird überfordert.8 X 200 m Stufentest (Pansold et al., 1985)Im Unterschied zum 5 x 200 m Stufentest werden bei diesem Test zu den ersten dreiTeilstrecken mit gleicher Geschwindigkeit geschwommen. Dies hat den Vorteil, dassdie Stabilität der aerobe Basis beurteilt werden kann, Dies Verfahren ist gut geeignetfür Evaluierung der trainingsinduzierten Veränderungen <strong>im</strong> aeroben <strong>und</strong> anaerobenStoffwechsel für 200 m Schw<strong>im</strong>mer. Problematisch wird auch bei diesem Verfahrendie sichere Beurteilung der Schwellengeschwindigkeiten gesehen6 X 400 m Stufentest (Maglischo, 2003)Der 6 x 400 m Stufentest ist ein guter Test für die Evaluierung dertrainingsinduzierten Veränderungen <strong>im</strong> aeroben <strong>und</strong> anaeroben Metabolismus fürMitteldistanz- <strong>und</strong> Langstreckenschw<strong>im</strong>mer. Im Gegensatz zu den Tests mit kürzerenTeilstrecken liefert er eine akkurate Beurteilung der aerob-anaerobenSchwellengeschwindigkeiten <strong>und</strong> ist geeignet für die Festlegung derTrainingsbereiche. Hottenrott & Zülch (1998) haben aus diesem Testverfahren <strong>im</strong>


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 25Vergleich mit einem Max<strong>im</strong>altest über 400 m, Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten für dieverschiedenen Trainingsbereiche auf der Basis der 400 m Bestzeit abgeleitet.Zwei-StreckentestsMader et al., (1976) entwickelten einen Zwei-Streckentest über 400 m mit dem Zieldie Schwellengeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat (v LA4 ) zu best<strong>im</strong>men. Die ersteTeilstrecke über 400 m wurde in aerober Stoffwechsellage, die zweite Teilstrecke mitmax<strong>im</strong>aler Geschwindigkeit geschwommen, Heute wird dieses Testverfahren nichtmehr eingesetzt, weil die Ableitung der v LA4 aufgr<strong>und</strong> des exponentiellen Verhaltensder Laktat-Geschwindigkeits-Beziehung zu ungenauen Ergebnissen führt (Abb.4/2.1.1)Abb. 4/2.1.1Einfluss des Zwei-Strecken-Test <strong>im</strong> Vergleich zum Drei-Strecken-Test auf dieLaktat-Geschwindigkeits-Kurve <strong>und</strong> die Geschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat (v LA4 )(Olbrecht et al., 1989).Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei einem Laktatwert von 4 mmol/l (v LA4 )Die Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat (v LA4 ) ist ein wichtiger Indikator deraeroben Leistungskapazität. Eine verbesserte v LA4 wird <strong>im</strong>mer von einerVerbesserung der Max<strong>im</strong>alleistungskapazität begleitet. Basierend auf der V LA4können Wettkampfzeiten von Athleten berechnet werden. Insofern wird die v LA4 fürdie notwendige Konditionierung des Athleten für nationale <strong>und</strong> internationaleLeistungsvoraussetzungen genutzt (Tab. 7/2.1.1).Tab. 7/2.1.1:Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat (v LA4 ) von männlichen <strong>und</strong> weiblichenSchw<strong>im</strong>mern über verschiedene Schw<strong>im</strong>mstrecken (Janssen, 2001).v LA4 m/s 100 m 200 m 400 mLevel Frauen Männer Frauen Männer Frauen MännerNational 1.331 1.440 1.281 1.304 1.177 1.343Europäer 1.467 1.565 1.412 1.478 1.264 1.480Welt 1.553 1.634 1.473 1.531 1.438 1.532


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 26Max<strong>im</strong>ales Laktat-Steady-State (MAXLASS)Mit dem MAXLASS-Verfahren wird das max<strong>im</strong>ale Lakat-Steady-State über einemindestens 20 minütige Ausdauerbelastung mit konstanter Intensität ermittelt (Hecket al., 1990). Bei niedrigen Belastungsintensität steigt die Laktatkonzentration nichtoder nur sehr langsam vom Ruhewert aus an, wird die Belastungsintensität bis inden submax<strong>im</strong>alen Bereich erhöht kann es zur Akkumulation des Laktats währendeines Dauertest kommen. Bezogen auf den Schw<strong>im</strong>msport wird die kritischeSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit gesucht, bei der die Laktatproduktion <strong>und</strong> –el<strong>im</strong>ination zukonstanten Laktatwerten führt. In Abb. 5/2.1.1) wäre dies erreicht bei einerGeschwindigkeit von 1.33 m/s.Abb. 5/2.1.1:Best<strong>im</strong>mung des max<strong>im</strong>alen Laktat-Steady-State (MAXLASS) be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men(Olbrecht, 2000).Bei einer Geschwindigkeit von 1.34 m/s oder 1.36 m/s steigt die Laktatkonzentrationüber die Zeit an. Im Schw<strong>im</strong>men haben Untersuchungen gezeigt, dass dasMAXLASS bei Laktatkonzentrationen bis zu 6 mmol/l liegen kann. Insgesamt zeigenhohe interindividuelle Unterschiede in der Höhe des MAXLASS.Langstreckschw<strong>im</strong>mer haben <strong>im</strong> Durchschnitt niedrigere max<strong>im</strong>ale Laktat-Steady-States als Sprinter. Ein Weltklasselangschw<strong>im</strong>mer aus Deutschland hatte zumBeispiel eine MAXLASS Laktatkonzentration von 2.5 mmol/l, während Olbrecht et al.(1985) bei einem Sprinter ein MAXLASS-Wert von 9.3 mmol/l einem ermittelten.Eine Variante der Best<strong>im</strong>mung des max<strong>im</strong>alen Laktat-Steady-States (MAXLASS)liegt von Billat et al. (1994) vor. Er fordert den Test zwe<strong>im</strong>al über 20 mindurchzuführen. Sie empfehlen eine Belastungsintensität zwischen 60% <strong>und</strong> 80% derV0 2max. Zwischen den Tests soll die Erholungsdauer 40 min betragen. Nach ihrenErgebnissen liegt der MaxLass-Wert zwischen 4.0 <strong>und</strong> 6.0 mmol/l.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 27Aunola & Rusko (1992) erkannten, dass die Laktatkonzentration über die Zeitabn<strong>im</strong>mt, wenn eine kontinuierliche Belastung unterhalb der anaeroben Schwelledurchgeführt wird. Über der anaeroben Schwelle steigt das Blutlaktat stetig.Die der Laktatkonzentration be<strong>im</strong> MAXLASS-Verfahren scheint von der Sportartbeeinflusst zu werden. Beneke <strong>und</strong> Duvillard (1996) konnten signifikanteUnterschiede sind in den Laktatkonzentrationen be<strong>im</strong> Speedskating, Radfahren <strong>und</strong>Rudern nachweisen.Stegmann & Kindermann (1982) führten eine 50 minütige konstanteAusdauerbelastung zur Kontrolle der individuellen anaeroben Schwelle durch. Siefanden konstante Laktatkonzentrationen innerhalb von 3.1 bis 4.5 mmol/l.Bei Hochleistungstriathleten <strong>und</strong> Radfahrer wurde eine große Variabilität in derLaktatkonzentrationen während des MaxLass-Verahrens gef<strong>und</strong>en. Die Wertevariierten von 3.2 bis 12.2 mmol/l (Hoogeveen et al., 1997).Beneke <strong>und</strong> Duvillard (1996) fanden hingegen eine geringere Streuung derLaktatwerte bei Rudern, Radfahrern <strong>und</strong> Speedskatern - nach derenUntersuchungen variierten die Laktatwerte von 3.1 bis 6.9 mmol/l.Aunola & Rusko (1992) bewiesen, dass das MAXLASS mit der individuellenanaeroben Schwelle (r = 0.83), aber nicht mit der fixen 4 mmol/l Laktatschwellekorreliert. Dieselben Wissenschaftler fanden eine schwache Reproduzierbarkeit derBlutlaktatkonzentrationen auf der Ausgangsleistungsstufe bei einer fixen 4 mmol/lLaktatschwelle. Sie schlossen darau, dass die fixen Blutlaktatschwellen von 2 <strong>und</strong> 4mmol/l nur schwache Indikatoren für die aerobe <strong>und</strong> anaerobe Schwelle sind (Aunola& Rusko, 1984). Heitcamp et al. (1991) hingegen fanden eine hohe Korrelation vor<strong>und</strong> nach dem Test bei Laufgeschwindigkeit von 4 mmol/l Laktat.Ein generelles methodologisches Problem scheint die Verzögerung des Anstiegs derPlasmalaktatkonzentration während steigender Belastung <strong>im</strong> Vergleich mit derMuskellaktatkonzentration zu sein (Péronnet & Morton, 1994; Urhausen et al., 2000).Aufgr<strong>und</strong> dieser Tatsache hat man ein Konzept zur Best<strong>im</strong>mung des Onset derBlutlaktatakkumulation entwickelt. Dieses Verfahren hat sich allerdings in derLeistungsdiagnostik nicht durchgesetzt.Abbildung 6/2.1.1 illustriert die Blutlaktatkonzentration von einem Schw<strong>im</strong>mer, derdrei Dauerbelastungen <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men mit einer Geschwindigkeit von 1.36 m/s (1:14für 100 m) bis zu 1.42 m/s (1:10 für 100 m) absolvierte. Erkennbar wird, dass dasMAXLASS bei einer höheren Geschwindigkeit erreicht wird, als die individuelleanaerobe Schwelle aus dem Stufentest. Bemerkenswert ist, dass der Schw<strong>im</strong>mer inder Lage war, ein Laktat-steady-state bis zu einer Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von 1.40


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 28m/s zu erhalten. Bei einer Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von 1.42 m/s nahm dieLaktatkonzentration von Anfang zu. Der Schw<strong>im</strong>mer wird wahrscheinlich bei dieserGeschwindigkeit nicht deutlich länger als 20 min schw<strong>im</strong>men können.Abb. 6/2.1.1:Die Beziehung zwischen Blutlaktatkonzentrationen <strong>und</strong> Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit füreinen Athleten, der drei 30 min Schw<strong>im</strong>msätze mit steigender Geschwindigkeitschw<strong>im</strong>mt (Maglischo, 2003).Kritische Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit (Critical Sw<strong>im</strong>ming Speed)Wakayoshi et al. (1992) entwickelten die kritischeSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeitsmethode, um die Schwellengeschwindigkeit für dasAusdauertraining zu beurteilen. Sie definierten die kritische Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit(critical sw<strong>im</strong>ming speed, CSS) als die schnellste Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit, dieeinen Schw<strong>im</strong>mer fortlaufend ohne Erschöpfung gewährleisten kann. Sie gingenzunächst davon aus, dass die kritische Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit identisch ist mit derGeschwindigkeit be<strong>im</strong> MAXLASS. Das Verfahren für die Best<strong>im</strong>mung der kritischenSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit wurde von dem Konzept der kritischen Power (W crit )entwickelt. Es wurde zuerst für einzelne Muskelgruppen von Monod <strong>und</strong> Scherrer(1965) vorgeschlagen. Sie definierten die kritische Power als „die Max<strong>im</strong>alrate, dieeinen Muskel für eine sehr lange Zeit ohne Erschöpfung gewährleisten kann“.Die Forscher haben das kritische Powerleistungsniveau für die ganze Körperübungbe<strong>im</strong> Radfahren (Moritani et al., 1981; Jenkins & Quigley, 1990), Kajakfahren (Ginn &Mackinnon, 1989) <strong>und</strong> während der Laufbandbelastung (Hughson et al., 1984)getestet. Als Ergebnis zeigte sich, dass das Intensitätsniveau der individuellenanaeroben Schwelle entspricht. Obwohl die kritische Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit dieindividuelle anaerobe Schwelle überschätzen kann, ist es <strong>im</strong>mer noch ausreichend


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 29sensitiv für die Beurteilung der Veränderungen in der aeroben Ausdauer zuverwenden. Mit anderen Worten reflektiert eine Verbesserung der kritischenSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit vermutlich eine Verbesserung der aeroben Kapazität derAthleten.MacLaren & Coulson (1999) berichteten, dass Hochleistungsschw<strong>im</strong>mer fähig waren,ihre kritische Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit um etwa 2 s pro 100m nach einer Periodeintensiven Ausdauertrainings zu verbessern.2.2.2 Schwellenwertbest<strong>im</strong>mungenDie Schwellenintensität für die Laktatakkumulation <strong>im</strong> Blut wurde <strong>im</strong> Jahr 1930erstmals erwähnt (Owles, 1930). Jedoch wurde das Konzept der anaerobenSchwelle erst nach der Publikation von Wasserman & Mcllroy (1964) akzeptiert. Ineiner Untersuchung zeigten die Ergebnisse von Margaria et al. (1963) einenLaktatanstieg bei Belastungsintensitäten größer als VO 2max . Dagegen wiesenWasserman & Mcllroy (1964) in gleicher Studie niedriger anaerobe Schwelle als dieVO 2max -Werte auf. Jones & Ehrsam (1982) wiesen besonders darauf hin, dassMargaria et al. (1963) kurze Wettkämpfbelastungen durchführten <strong>und</strong> derBlutlaktatwert nach einigen Minuten gemessen wurde. Bei einer steigendenBelastung wird die Reaktion des Laktats von einem exponentiellen Anstiegcharakterisiert (Abb. 7/2.1.2.).Eine messbare Erhöhung der Blutlaktatkonzentration ist abhängig vomAusdauerniveau des Sportlers. Bei Untrainierten kann bereits bei einerBelastungsintensität von etwa 50% der VO 2max die Laktatkonzentration ansteigen.Eine deutliche Zunahme der Laktatkonzentration beginnt bei Intensitäten von 70%bis 80% der VO 2max (Urhausen et al., 2000).Der Anfang des steilen Anstiegs wird als die Laktatschwelle (lactate threshold), alsOnset der Laktatakkumulation (onset of lactate accumulation), als individuelleanaerobe Schwelle (individual anaerobic threshold) oder als aerob-anaerobeSchwelle (aerobic-anaerobic threshold) bezeichnet.Erste Untersuchungen zeigten einen Laktatanstieg bei 4.0 ± 1.0 mmol/l. (Mader etal., 1976). Insofern wurde anfangs die anaerobe Schwelle als fixe 4 mmol/lLaktatschwelle definiert.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 30Abb. 7/2.1.2:Laktat-Geschwindigkeits-Beziehung be<strong>im</strong> 7 x 200 m Schw<strong>im</strong>mstufentest. MittelsComputer-unterstützter Analyse die anaerobe Schwelle bei 64.0 s/100 m) ermittelt(Gore, 2000).Mitte der 70er Jahre führten Mader et al. (1976) eine Theorie des Ausdauertrainingsein, die einen wichtigen Einfluss auf das Training von Athleten in allenAusdauersportarten einschließlich des Schw<strong>im</strong>mens hatte. Einer der Gr<strong>und</strong>sätze derTheorie war, dass die aerobe Ausdauer bei einer submax<strong>im</strong>alen Geschwindigkeit <strong>im</strong>Bereich der anaeroben Schwelle am effektivsten verbessert werden kann. DerAusdruck anaerobe Schwelle wurde dazu benutzt, um die max<strong>im</strong>aleTrainingsgeschwindigkeit anzuzeigen, an der die Prozesse der Laktatproduktion <strong>und</strong>-el<strong>im</strong>ination <strong>im</strong> Gleichgewicht bleiben, so dass wenig oder keine Akkumulation derMilchsäure in den Muskeln stattfindet. In den folgenden Jahren wurden viele Testsentwickelt, um die anaerobe Schwellengeschwindigkeit von Athleten zu evaluieren.Viele Wissenschaftler <strong>und</strong> Trainer interpretierten Maders Arbeit fehl. Sie schlagenvor, dass der Großteil des Ausdauertrainings genau mit anaeroberSchwellengeschwindigkeit ausgeführt werden sollte <strong>und</strong> es nicht notwendig ist, miteiner schnelleren oder langsamen Geschwindigkeit zu trainieren, um die Ausdauerzu verbessern.Mader et al. (1976) wiesen besonders darauf hin, dass die Arbeitsdauer jeBelastungsstufe nicht weniger als 4 min betragen sollte, besser seien 5 - 10 min. DieNichtbeachtung dieses Hinweises führte in der nachfolgenden Zeit häufig zuMissverständnissen über die Brauchbarkeit der „aerob-anaeroben Schwelle". Wiespäter noch aufgezeigt wird, reagiert die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve empfindlichauf Veränderungen des gewählten Belastungsschemas.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 31Aunola et al. (1988) fanden, dass die Muskelfaserkomposition <strong>und</strong> die Aktivitäten vonder Zitratsynthasesuccinatdehydrase <strong>und</strong> LDH, 74.5% der Variation derLaktatschwelle <strong>und</strong> 67.5% der Varianz bei der 4 mmol/l Blutlaktatschwelle erklären.Im Vergleich von Sprintern <strong>und</strong> Langstrecklern wurde gezeigt, dass die anaerobeSchwelle bei Sprintathleten bei 64% der VO 2max gegenüber 73% der VO 2max beiAusdauerathleten (Hardman et al., 1987) beträgt. Unterschiede wurden auch deutlichbe<strong>im</strong> Vergleich von Sprint- <strong>und</strong> Ausdauerschw<strong>im</strong>mer (Smith et al., 1984). DieseDaten liefern auch eine Bestätigung des Muskeloxidationspotenzials für die anaerobeSchwelle, weil die Wirkung des Sprinttrainings auf die Aktivität der oxidativenMuskelenzyme begrenzt ist (Viru, 1995).Anfang der 80er Jahre definierten Stegmann & Kindermann (1982) die individuelleanaerobe Schwelle als den Zeitpunkt, an dem die max<strong>im</strong>ale El<strong>im</strong>inationsrate <strong>und</strong> diemax<strong>im</strong>ale Diffusionsrate des Laktats <strong>im</strong> Gleichgewicht stehen. Das Wort „individuell"<strong>im</strong> Schwellenbegriff bedeutet hierbei, dass der Laktatwert an der Schwelle - <strong>im</strong>Gegensatz zum Konzept von Mader - variabel ist. In der Regel n<strong>im</strong>mt der Laktatwertan der individuellen Laktatschwelle mit zunehmender Ausdauerleistungsfähigkeit ab.Als etablierte Konzepte der Laktatschwelle sind die individuelle anaerobe Schwellenach S<strong>im</strong>on et al. (1983) <strong>und</strong> Dickhuth et al. (1991) zu nennen. Erstere best<strong>im</strong>mtendie anaerobe Schwelle bei Schw<strong>im</strong>mern bei einer Laktatkonzentration von 1.5 mmol/loberhalb der sog. aeroben Schwelle; diese entspricht der Belastungsintensität be<strong>im</strong>ersten Laktatanstieg auf den unteren Belastungsstufen. Ein gleiches Verfahrengeben Dickhuth et al. (1991) für Läufer an. Die individuelle anaerobe Schwelle wirdhier bei einer Laktatkonzentration ermittelt, die um 1.5 mmol/l höher liegt als das sog.min<strong>im</strong>ale Laktatäquivalent. Das praktische Best<strong>im</strong>mungsverfahren ist der Abb.8/2.1.2. zu entnehmen.Abb. 8/2.1.2: Best<strong>im</strong>mungsverfahren der individuellen anaeroben Schwelle (Basislaktat + 1.5-mmol/l nach Dickhuth et al., 1991 (aus de Marees, 2007).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 32Das individuelle Schwellenkonzept wurde erforderlich, da sich herausstellte, dasseine anaerobe Schwellengeschwindigkeit von 4 mmol/l Laktat die meistenausdauertrainierten Athleten in der Geschwindigkeit überfordert.Aerobe SchwelleAls Teil der anaeroben Schwellentheorie für das Training wurde eine zweite Schwelleals die aerobe Schwelle bezeichnet. Es wurde postuliert, dass bei dieser Intensitätvor allem eine Verbesserung in der aeroben Kapazität der langsamen ST-Muskelfasern (Typ I) einhergeht.Kindermann et al. (1979) schlugen diese Min<strong>im</strong>altrainingsgeschwindigkeit vor, anwelchem der Blutlaktatwert erstmals über dem Ruhelevel sichtbar steigt. Nach derenMeinung zeigt die Zunahme des Blutlaktats über den Ruhelaktatwert an, dass dieTrainingsintensität den metabolischen Prozess hinreichend st<strong>im</strong>uliert, Adaptationenzur Erhöhung der aeroben Kapazität auszulösen. Diese Geschwindigkeitkorrespondiert <strong>im</strong> Allgemeinen mit einer Sauerstoffaufnahme zwischen 50% <strong>und</strong>60% vom Max<strong>im</strong>um (Gaesser & Wilson, 1998). Einige Experten nutzen einen fixenBlutlaktatwert von 2 mmol/l, um die Trainingsgeschwindigkeit an der aerobenSchwelle zu schätzen.In der nachfolgenden Zeit sind zahlreiche weitere laktatbasierte Schwellenkonzepteentwickelt worden. Davon sollen allerdings nur diejenigen näher beschriebenwerden, denen heute <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum noch eine praktische Bedeutungfür den Schw<strong>im</strong>msport zukommt.Laktatzunahme über Basislinie (Baseline)In der Abbildung 9/2.1.2 werden drei Methoden zur Beurteilung der anaerobenSchwelle gezeigt. Die Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit wird bei 1.0 mmol/l Laktatanstiegüber der Ruhe sowie bei 1.0 <strong>und</strong> 1.5 mmol/l über der aeroben Schwelle gest<strong>im</strong>mt.Die Unterschiede der Schwellengeschwindigkeit der drei Methoden werdenbeispielhaft dargestellt. Sie liegen <strong>im</strong> Bereich von 1.38 m/s (1:13 für 100 m) bis 1.41m/s (1:11 für 100 m) für einen Anstieg von 1.5 mmol/l über dem erstenDeflektionspunkt auf die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 33Abb.9/2.1.2:Verschiedene Methoden für Lokalisierung der anaeroben Schwelle bei derAnwendung zunehmendes Blutlaktats über gewissen vordefinierten Basisliniewerte(Maglischo, 2003).Roecker et al. (1998) berichten von eine Korrelationen von 0.88 <strong>und</strong> 0.91 zwischeneiner Schwelle, lokalisiert bei 1.5 mmol/l Laktat über der aeroben Schwelle <strong>und</strong> denaeroben Leistungen <strong>im</strong> 1500 <strong>und</strong> 5000 m Laufen.Pfitzinger & Freedson (1998) ermitteln eine Korrelation von 0.96 zwischen derGeschwindigkeit, an denen das Blutlaktat bei 1.0 mmol/l über der aeroben Schwelle<strong>und</strong> den anderen Methoden für die Best<strong>im</strong>mung der anaeroben Schwelle steigerte.Bei dem Modell plus 1.0 mmol/l über dem Ruhelevel ergeben sich zu den anderenSchwellenwertmodellen Korrelationen von 0.90 bis 0.96.Kreuzungsmodelle zur Berechnung der individuellen anaeroben SchwelleBei diesem Modell wird die individuelle anaerobe Schwelle aus der Kreuzung vonzwei Geraden best<strong>im</strong>mt. Beide Geraden präsentieren einen linearen Laktat-Geschwindigkeits-Verlauf <strong>im</strong> unteren <strong>und</strong> oberen Bereich der Laktatkonzentration. Inder Abbildung 10/2.1.2 wird dieses Verfahren beispielhaft dargestellt. In diesem Fallergibt sich am Kreuzungspunkt eine Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von 1.44 m/s oder1:09 pro 100 m.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 34Abb.10/2.1.2: Eine einfache Methode für die Best<strong>im</strong>mung der Lokalisierung anaerober Schwelle(Maglischo, 2003).Eine zweite Kreuzungsmethode verwendet die ganze Laktat-Geschwindigkeits-Kurve. Mit diesem Verfahren werden die Punkte, die den ersten <strong>und</strong> letztenBelastungsstufen entsprechen, zusammengefügt, um den Buchstaben „D“ mit derLaktat-Geschwindigkeits-Kurve zu formen. Eine Linie wird dann von der Mitte dergeraden Linie zum höchsten Punkt in der kurvlinearen Portion der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve verlängert. Die anaerobe Schwellengeschwindigkeitentspricht dem Punkt der Kreuzung zwischen dieser Linie <strong>und</strong> der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve.Bei der Anwendung dieses Verfahrens wird eine Geschwindigkeit an der anaerobenSchwelle von 1.43 m/s oder 1:10 pro 100 m best<strong>im</strong>mt. Dieses Verfahren zurLokalisierung der anaeroben Schwellengeschwindigkeit wird als D-max Methode(Bishop et al., 1998) bezeichnet.Die Modifikation der D-max Methode soll noch akkurater für die Lokalisierung deranaeroben Schwellengeschwindigkeiten sein. Bei dieser Methode ist die gerade Linievom höchsten Punkt auf der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve verlängert, bis zumPunkt der ersten Zunahme des Blutlaktats über der Belastungsbaseline. DieGeschwindigkeit, die der anaeroben Schwelle entspricht, wird wie be<strong>im</strong> D-maxVerfahren ermittelt. Diese Methode wird als das adaptierte D-max Verfahrenbezeichnet. Und wurde Schw<strong>im</strong>mern <strong>im</strong> australischen Institut für Sport verwendet,Das adaptierte D-max Verfahren ist in Abbildung 11/2.1.2 <strong>und</strong> 12/2.1.2 illustriert.Nach diesem Verfahren errechnet sich eine Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit an deranaeroben Schwelle von 1.44 m/s oder 1:09 pro 100 m.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 35Abb. 11/2.1.2: Die D-max Methode für dieBest<strong>im</strong>mung der anaerobenSchwelle (Bishop et al., 1998).Abb. 12/2.1.2: Die adaptierte D-max Methode fürdie Best<strong>im</strong>mung der anaerobenSchwelle.Alle Schwellenmodelle basieren auf empirischen Daten. Eine f<strong>und</strong>iertewissenschaftliche Theorie, die das Konzept begründet, existiert nicht.2.2.4 Einflussfaktoren auf die Laktat-Geschwindigkeits-Kurven2.2.4.1 Belastungsschema <strong>und</strong> TestprotokollWie oben erwähnt, resultierte die Festlegung der anaeroben Schwelle bei einemBlutlaktatwert von 4 mmol/l aus Untersuchungen auf dem Laufband mit einerStufendauer von 5 min <strong>und</strong> einer Belastungsabstufung von 0.4 m/s. Die Reduktionder Stufendauer von 5 auf 3 Minuten (letztere die in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschlandam häufigsten angewandte Stufendauer) hat jedoch einen signifikanten Effekt auf dieLaktat-Geschwindigkeits-Kurve <strong>und</strong> damit auf den Schwellenwert.Heck & Hollmann (1984) fanden bei einer Reduzierung der Stufendauer um 2 mineine mittlere Verschiebung der aerob-anaeroben Schwelle um 0.16 m/s nach rechts,während eine Erhöhung der Pausendauer um 30 s eine mittlere Verschiebung um0.07 m/s ebenfalls nach rechts ergab.Vergleichende Untersuchungen zum max<strong>im</strong>alen Laktat-Steady-State ergaben, dassdie Methode Basislaktat + 1.5-mmol/l-Methode <strong>und</strong> die individuelle anaerobeSchwelle nach Stegmann & Kindermann (1982) bei langsamem Belastungsanstiegdie größten Differenzen zum Referenzwert, max<strong>im</strong>ales Laktat-Steady-State zeigen.Bei der aerob-anaeroben Schwelle nach Mader ergibt sich die größte Differenz beischnellem Belastungsanstieg.Diese Ergebnisse machen deutlich, dass in Abhängigkeit vom jeweils angewandtenSchwellenkonzept mit unterschiedlichen Testschemas gearbeitet werden muss, um


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 36das max<strong>im</strong>ale Laktat-Steady-State möglichst korrekt zu best<strong>im</strong>men. So müssten z. B.das Verfahren nach Stegmann <strong>und</strong> Kindermann sowie die + 1.5-mmol/l-Methode mitschnellem Belastungsanstieg, das Verfahren nach Mader jedoch mit einemlangsamen Belastungsanstieg durchgeführt werden.Der Einfluss des verwendeten Testschemas auf die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve<strong>und</strong> die verschiedenen Schwellenkonzepte ist über die Laktatkinetik begründbar.Durch entsprechende Berechnungsverfahren, deren Darstellung den vorgegebenenRahmen sprengen würde, kann dieser Einfluss allerdings korrigiert werden (Heck,1990).Ein weiter Einfluss auf die Laktat-Geschwindigkeitskurve bzw. auf den Punkt deranaerob-anaeroben Schwelle ergibt sich aus den verschiedenenWiederholungsstrecken be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men. Zum Beispiel wird dieSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei jeder fixen Blutlaktatkonzentration größer sein, wenndie Wiederholungsdistanzen, von 100 m be<strong>im</strong> Testprotokoll ausgeführt werden <strong>und</strong>sie wird langsamer sein, wenn längere Wiederholungsdistanzen benutzt werden.Dies tritt vermutlich auf, weil mehr Laktat während des längeren Schw<strong>im</strong>mensel<strong>im</strong>iniert werden kann. In einer Untersuchung konnte festgestellt werden, dass bei300m Wiederholungen <strong>und</strong> einer Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von etwa 1.38 m/s eineBlutlaktatkonzentration von 4 mmol/l best<strong>im</strong>mt wurde. Werden hingegen 100 mWiederholungen ausgeführt, war eine Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von etwa 1.47 m/serforderlich, um die gleiche Blutlaktatkonzentration zu produzieren (Keskinen et al.,1989). Dieser Unterschied ist fast 2.50 s pro 100 m. Folglich überschätzenBluttestprotokolle mit kurzen Wiederholungssätzen die individuellen anaerobenSchwellengeschwindigkeiten von Athleten.Laktatstufentests reflektieren das Leistungspotenzial von Athleten genauer, wenn dieWiederholungsdistanzen nahe den Wettkampfdistanzen liegen. Das heißt, einProtokoll, das 100 m Wiederholungen verwendet, arbeitet am besten für Sprinter, einProtokoll mit 200 m Wiederholungen ist am besten für 200 m Schw<strong>im</strong>mer, <strong>und</strong> einProtokoll, das 400 m Wiederholungen verwendet, ist am besten für mittlereDistanzschw<strong>im</strong>mer. Protokolle, die Wiederholungsdistanzen von 300 m bis 500 mverwenden, scheinen jedoch am besten zu sein, wenn es darum geht, dieindividuellen anaeroben Schwellengeschwindigkeiten zu identifizieren oderAusdauertrainingsgeschwindigkeiten zu verordnen. Kürzere Wiederholungsdistanzenüberschätzen jene Geschwindigkeiten.2.2.4.2 Erholungszustand vor dem TestBei annähernd entleerten muskulären Glykogenspeichern wird die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve nach rechts <strong>und</strong> <strong>im</strong> Anschluss an eine Kohlenhydratmastnach links verschoben. Es gibt Hinweise dafür, dass die akute Ernährung auch, z. B.reiner Traubenzucker oder eine fettreiche Mahlzeit vor der Belastungsuntersuchung,


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 37die Laktat-Leistungs-Kurve nach links bzw. rechts verschiebt. Ursache hierfür ist dieTatsache, dass die Flussrate der Glykolyse in Abhängigkeit von der Höhe desSubstratangebots höher oder niedriger liegt <strong>und</strong> damit auch die Laktatbildungsrate.Daraus folgt, dass vor leistungsdiagnostischen Untersuchungen keine Trainingsbzw.Wettkampfbelastungen stattfinden sollten, die die Glykogenspeicher entleerenkönnten. Des Weiteren sollten die Ernährungsgewohnheiten vor solchen Tests nichtgeändert werden (König et al., 1991; Hottenrott & Sommer, 2001; Maglischo, 2003;de Marees, 2007).Neben der Abhängigkeit der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve vom Belastungsschema<strong>und</strong> dem Füllungszustand der muskulären Glykogendepots sind u.a. noch folgendeEinflussfaktoren zu berücksichtigen:‣ Laufbandtyp bzw. Laufbandbelag,‣ Laufbandgewöhnung,‣ Vorbelastung,‣ Blutentnahmeort sowie Laktat-Analysemethode,‣ Tag-zu-Tag Variabilität der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve.Wie bereits angedeutet, benötigen moderne Laktat-Analyseverfahren nur noch 10-20µl (ca. einen Tropfen) Blut. Blutentnahmeort ist heute üblicherweise dasOhrläppchen. Gelegentlich wird allerdings Blut auch noch kubital-venös entnommen -<strong>und</strong> zwar besonders dann, wenn aus anderen Gründen schon ein venöser Katheterin der Ellenbeuge liegt. Die hierbei gemessenen Blutlaktatwerte liegen signifikantniedriger als die aus dem kapillaren Ohrblut.Außerdem ist zu berücksichtigen, ob die Laktatmessung aus dem Vollblut oder ausdem Plasma erfolgt. Die Werte <strong>im</strong> Plasma liegen deutlich höher als <strong>im</strong> Vollblut, dadie Erythrozyten eine niedrigere Laktatkonzentration aufweisen als das Plasma.Biologische Größen weisen in der Regel keine fixen Werte auf, sondern zeigen -auch bei Konstanthaltung möglichst vieler externer <strong>und</strong> interner Bedingungen - einegewisse physiologische Schwankungsbreite. Auch diese muss bei der Interpretationleistungsdiagnostischer Ergebnisse Berücksichtigung finden. König et al. (1991)untersuchten die Tag-zu-Tag-Schwankungen des Laktats bei stufenförmigerfahrradergometrischer Belastung, wobei die Probanden jeweils 10 submax<strong>im</strong>aleStufentests <strong>im</strong> Abstand von 2-3 Tagen absolvierten. Für die Leistung bei einemBlutlaktatwert von 4 mmol/l ergab sich ein mittlerer Variationskoeffizient von 4%.Zusammenfassend kann festgehalten werden:‣ Laktat ist ein sensitiver Parameter zur Beurteilung der aerobenAusdauerleistungsfähigkeit <strong>im</strong> Quer- <strong>und</strong> Längsschnittvergleich.‣ Laktat ist auch unter Feldbedingungen ein einfacher Messparameter.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 38‣ Die Leistungsdiagnostik des Laktats kann <strong>im</strong> submax<strong>im</strong>alenBelastungsbereich erfolgen. Sie ist damit motivationsunabhängig <strong>und</strong> wirktsich nicht störend auf den Trainingsprozess aus.‣ In einer komplexen Ausdauerleistungsdiagnostik sollten Laktat <strong>und</strong> VO 2maxbest<strong>im</strong>mt werden.‣ Laktat ist ein sensitives Belastungskriterium be<strong>im</strong> Max<strong>im</strong>altest.‣ Die opt<strong>im</strong>ale Anwendung der Messgröße Blutlaktatkonzentration setztdetaillierte Kenntnisse über die zahlreichen internen <strong>und</strong> externenEinflussfaktoren voraus, um auf diese Weise Fehlinterpretationen zuvermeiden.2.2.4.3 Sportartunspezifische TestungDie Leistungsdiagnostik eines Schw<strong>im</strong>mers, zum Beispiel auf einemFahrradergometer oder einem Laufband produziert praktisch keine zuverlässigeInformation über die schw<strong>im</strong>mspezifische Konditionierung dieses Schw<strong>im</strong>mers <strong>und</strong>liefert deshalb keine nützliche Empfehlung für das Schw<strong>im</strong>mtraining.Abb. 13/2.2.4.3:Sauerstoffaufnahme <strong>und</strong> Leistung bei 4 mmol/l Laktat <strong>im</strong> Radfahren <strong>und</strong> <strong>im</strong>Schw<strong>im</strong>men (Schirmer, 1986).Die Abbildung 13/2.2.4.3 zeigt eindeutig, dass der Schw<strong>im</strong>mer, der eine höhere 4mmol/l Arbeitsbelastung (Watt/kg) auf dem Fahrradergometer hat, auch schneller bei4 mmol/l schw<strong>im</strong>mt. Die 4 mmol/l Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit ist ein wichtigerParameter für die Einschätzung der Trainingsintensität <strong>und</strong> der Schw<strong>im</strong>mleistung <strong>im</strong>Wettkampf. Es ist offensichtlich, dass die 4 mmol/l Arbeitsbelastung auf dem Fahrradkeine gültige Indikation für die Wettkampfleistung oder Trainingsintensität be<strong>im</strong>Schw<strong>im</strong>men liefert.In den Untersuchungen von Gergley et al. (1984) <strong>und</strong> Magel et al. (1975) wurdenVerbesserungen in der aerober Ausdauer nach 10 Wochen des Schw<strong>im</strong>mtrainingsbeobachtet. Die Probanden führten eine max<strong>im</strong>ale Belastung auf dem Laufband <strong>und</strong>


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 39<strong>im</strong> Strömungskanal sowohl vor als auch nach dem Training durch. Die gemesseneAusdauer <strong>im</strong> Strömungskanal hat von 11% bis 18 % zugenommen aber dieLaufbandausdauerkapazität änderte sich nicht. Wäre das Laufband allein für denTest verwendet worden, hätten die Wissenschaftler ausgeschlossen, dass dasSchw<strong>im</strong>mtraining einen Einfluss auf die kardiorespiratorische Ausdauerkapazität hat.Diese exper<strong>im</strong>entellen Untersuchungen verdeutlichen die Notwendigkeit dersportartspezifischen Testung.2.2.4.4 Disziplin- <strong>und</strong> sportartspezifische TestungKraul-, Rücken-, Brust- <strong>und</strong> Schmetterlingsschw<strong>im</strong>mer sollten disziplinspezifischentsprechend ihrer individuellen Schw<strong>im</strong>mtechnik (z. B. Zugfrequenz) getestetwerden, um nach den Laktattestspiegeln eine Opt<strong>im</strong>ierung für das Training <strong>im</strong> Kraul-,Rücken-, Brust- oder Schmetterlingstraining zu erreichen. Diese Forderung bleibterhalten, auch wenn die 4 mmol/l Geschwindigkeit (v LA4 ) <strong>im</strong> Freistil mit denÄnderungen in der v LA4 <strong>im</strong> Rücken-, Brust- <strong>und</strong> Schmetterlingsschw<strong>im</strong>menkorrelieren wie die Untersuchungen von Olbrecht (2000) zeigen (Abb. 14/2.2.4.4).Außerdem ist die Korrelation relativ schwach, um die aerobe Ausdauer <strong>im</strong> Brust-,Rücken- oder Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men basierend auf der gemessenen v LA4disziplinspezifisch verlässlich zu beurteilen.Abb. 14/2.2.4.4:Veränderungen an der 4 mmol/l Geschwindigkeit (v LA4 ) Rücken-, Brust- <strong>und</strong>Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Vergleich zur (v LA4 ) <strong>im</strong> Freistil (Olbrecht, 2000).2.2.4.5 Interpretation der Laktatdiagnostik von Schw<strong>im</strong>mstufentestsDie Leistungskapazität wird regelmäßig in einem spezifischen Konditionstesteingeschätzt. Die Qualität der Testung ist ein wichtiger Indikator für dieLeistungskapazität <strong>und</strong> zeigt, ob die Leistungskapazität genau spezifisch beurteiltwird. Eine wichtige Voraussetzung für einen aussagekräftigen Konditionstest ist,


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 40dass der Athlet unter normaler Trainingsbelastung getestet wird. Für dieInterpretation der Laktatdiagnostik von Schw<strong>im</strong>mstufentests ist der Bezug zurWettkampfgeschwindigkeit von Athleten unterschiedlicher Leistungskategorienerforderlich. In Abb. 15/2.2.4.5 wird die Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktatvon Schw<strong>im</strong>mern auf nationalem <strong>und</strong> internationalem Niveau aufgezeigt.Abb. 15/2.2.4.5:Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei 4 mmol/l Laktat bei Welt-, Olympia-, European- <strong>und</strong>Nationalklasse (Leinders & Leinders, 1989).Für die Kurzstreckenschw<strong>im</strong>men (Sprinter) wird geschätzt, dass etwa 50% dertotalen Energielieferung während eines 100m Wettkampf vom anaerob-laktizidenSystem geliefert wird. Der Restbetrag besteht aus 50% Kreatinphosphat <strong>und</strong> aeroberEnergie.Für die Langstreckenschw<strong>im</strong>mer andererseits ist der anaerobe Laktatbeitragniedriger <strong>und</strong> der Energiebetrag, der durch ihre Creatinphosphat- <strong>und</strong> aerobenSysteme verursacht, kann bis zu etwa 65% steigern. Da der Kreatinphosphatanteilfür die Belastungen über 50 s klein ist, geschieht die Verschiebung von 50% zu 65%vornehmlich durch einen größeren Beitrag bei der aeroben Energielieferung(Olbrecht, 2000; Gastin, 2001; Wilmore & Costill, 2004).Der Typ des Schw<strong>im</strong>mers (Sprinter oder Langstreckenschw<strong>im</strong>mer) bzw. seinespezielle Trainiertheit hat einen Einfluss auf den Prozentsatz von aerober <strong>und</strong>anaerober Energielieferung (Abb. 16/2.2.4.5).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 41Abb. 16/2.2.4.5:Beitrag der anaerob-laktaziden, <strong>und</strong> der alaktaziden Energielieferung währendWettkampfdistanzen über 50 m bis 1500 m von Sprintern, Mittel- <strong>und</strong>Langstreckenschw<strong>im</strong>mern (Olbrecht, 2000).Kurzstreckschw<strong>im</strong>mer erreichen erwartungsgemäß höhere Laktatkonzentrationen alsMittel- <strong>und</strong> Langstreckenschw<strong>im</strong>mer (Abb. 17/2.2.4.5).Abb. 17/2.2.4.6: Max<strong>im</strong>ale Laktatkonzentration gemessen bei Schw<strong>im</strong>mstrecken von 50 bis 1500m von Kurz-, Mittel-, <strong>und</strong> Langstreckschw<strong>im</strong>mer (Olbrecht et al., 1989).Kurzstreckenschw<strong>im</strong>mer haben folglich energetisch nicht die Voraussetzungen uman Schw<strong>im</strong>mwettkämpfen über längere Strecken erfolgreich teilzunehmen. Aufgr<strong>und</strong>ihrer hohen anaeroben Kapazität sammelt sich Laktat frühzeitig <strong>im</strong> Muskel an <strong>und</strong>führt zu einer exzessiven Azidose.Die max<strong>im</strong>ale Laktatkonzentration ist physiologisch l<strong>im</strong>itiert, so dass eine weitereLeistungssteigerung <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men vor allem über eine verbesserte aerobeKapazität möglich ist. Maglischo (2003), Olbrecht (1991) <strong>und</strong> Janssen (2001) haben


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 42beobachtet, dass Schw<strong>im</strong>mer, die die besten Ergebnisse <strong>im</strong> Wettkampf erreichen,auch am schnellsten bei niedrigen Laktatkonzentrationen schw<strong>im</strong>men. DieserGr<strong>und</strong>satz gilt für Kurz- (Abb. 18/2.2.4.5) <strong>und</strong> Langstreckenschw<strong>im</strong>m (Abb.19/2.2.4.5).Abb. 18/2.2.4.5:Die Schw<strong>im</strong>mer mit den besten Wettkampfleistungsresultaten über 100 merreichen die schnellsten Zeiten bei niedrigeren Laktatkonzentrationen (Olbrecht,1991).Abb. 19/2.2.4.5:Die Schw<strong>im</strong>mer mit den besten Wettkampfleistungsresultaten über 400merreichen die schnellsten Zeiten bei niedrigeren Laktatkonzentrationen (Olbrecht,1991).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 43Die aerobe Kapazität hat folglich eine sehr große Bedeutung für dieSchw<strong>im</strong>mleistung auf allen Streckendistanzen <strong>und</strong> nicht nur fürLangstreckenschw<strong>im</strong>mer.Die Interpretation von Laktatstufentests scheint schwierig zu sein, denn verschiedeneTrainingsübungen für denselben Schw<strong>im</strong>mer können die gleicheBlutlaktatkonzentration ergeben. Außerdem kann dieselbe Laktatkonzentration nacheinem gewissen Trainingssatz für verschiedene Schw<strong>im</strong>mer eine unterschiedlichemetabolische Aktivität des aktiven Muskels repräsentieren.Die Erkenntnisse der Laktatforschung der letzten Jahre haben zu mehr Klarheit beider Interpretation der Messergebnisse geführt <strong>und</strong> konnten das teilweise paradoxeVerhalten aufklären. Eine realistische Interpretation einer Laktatmessung setztvoraus, dass folgende Aspekte in Betracht gezogen werden:• der Absolutwert der Messung,• die Proportion der aeroben <strong>und</strong> anaeroben Kapazität des Schw<strong>im</strong>mers, diemit der Testung verb<strong>und</strong>en ist,• die Belastungsnormative der Übung (Volumen, Intensität, Dichte, Pause).Die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve reflektiert so das Verhältnis zwischenGeschwindigkeit <strong>und</strong> Laktat für die spezifische Belastung, die der Schw<strong>im</strong>merdurchführte. Allerdings ist, das Laktatverhalten auch von der schw<strong>im</strong>mspezifischenWettkampfstrecke <strong>und</strong> der Intervallpause zwischen jedem Wiederholungssatzabhängig. Es wurde bestätigt, dass sich die Laktatkurve in Abhängigkeit von derSchw<strong>im</strong>mdistanz ändert (Olbrecht et al., 1985; Olbrecht, 1991; Inal et al., 2001;Neumann et al., 2004).‣ je länger die Schw<strong>im</strong>mdistanz <strong>im</strong> Laktat-Stufentest, desto früher das Laktat-Onset <strong>und</strong> desto geringer die max<strong>im</strong>ale Laktatkonzentration (Abb. 20/2.2.4.5).‣ je länger die Intervalltestdistanz, desto höher die Laktatkonzentration für jedeSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit.Abb. 20/2.2.4.5:Je länger die Schw<strong>im</strong>mdistanz <strong>im</strong> Laktattest, desto früher das Onset desBlutlaktats <strong>und</strong> desto geringer die max<strong>im</strong>ale Laktatkonzentration (Olbrecht,1991).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 442.3 ForschungsdefiziteDie Belastungssteuerung <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>msport gewinnt unter kardio-metabolischenAspekten, insbesondere mit den Messmethoden zur Laktat- <strong>und</strong>Herzfrequenzbest<strong>im</strong>mung, <strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung.Die Intensitäts- <strong>und</strong> Zeitvorgaben, die dem Schw<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Training bisher gegebenwurden, entsprechen nicht mehr den wissenschaftlichen Anforderungen an eineindividuelle Belastungssteuerung. Eine große Forschungslücke besteht <strong>im</strong>mer nochin der disziplinspezifischen Belastungssteuerung. In einigen Anmerkungen wurde aufdieses Problem aufmerksam gemacht. Allerdings konnte bisher keine Untersuchungdas Kernproblem der individuellen laktatbasierten Belastungssteuerung für dieeinzelnen Schw<strong>im</strong>mdisziplinen lösen. Die leistungsdiagnostischen Bef<strong>und</strong>e einesStufentests in einer Schw<strong>im</strong>mtechnik werden unreflektiert auf andereSchw<strong>im</strong>mtechniken übertragen.Zur Individualität <strong>und</strong> Spezifität der Stufentests auf der Basis individuellerLeistungsdiagnostik verschiedener Schw<strong>im</strong>mstilen finden sich kaum zitierfähigeexper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen. In der angewandten Trainingspraxis wurden dieBelastungssteuerung <strong>und</strong> die Intensitätsbereiche für alle Schw<strong>im</strong>mstilarten oft aufder Basis leistungsdiagnostischer Informationen anhand der klassischenKraulstufentests ermittelt.Physiologisch ist die Stoffwechsel- <strong>und</strong> Herzfrequenzbeanspruchung in denverschiedenen Schw<strong>im</strong>mstilarten (Kraul-, Rücken-, Schmetterlings-, Brust- <strong>und</strong>Lageschw<strong>im</strong>men) unterschiedlich. Auch aus biomechanischer Sicht sind dieAnforderungen in den Techniken sehr unterschiedlich.Wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen zu dem zur Auswirkung von Hilfsmitteln <strong>im</strong>Schw<strong>im</strong>men auf die Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Lichtschrittsteuerung.Offensichtlich sind die Laktatbildung <strong>und</strong> die Herzfrequenz nicht nur zwischen denSchw<strong>im</strong>mlagen sehr unterschiedlich, sondern auch innerhalb einer Schw<strong>im</strong>mlagewird die Beanspruchung durch das Schw<strong>im</strong>men mit Hilfsmitteln, wie Paddels <strong>und</strong>Pull-Bouy beeinflusst. Deshalb erfordert eine systematische Trainingsanalyse eineschw<strong>im</strong>martspezifische komplexe Leistungsdiagnostik in allen Schw<strong>im</strong>mstilen.Das Kraulschw<strong>im</strong>men ist aus biomechanischer Sicht, die rhythmischste allerSchw<strong>im</strong>mtechniken, weil die gleichmäßige Bewegung nicht durch lange Gleitphasenunterbrochen wird, sondern kontinuierlich erfolgt. Darüber hinaus bietet dasKraulschw<strong>im</strong>men auch die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit.Folglich verlieren die Kraul- <strong>und</strong> Rückenschw<strong>im</strong>mer viel weniger an Geschwindigkeitwährend des Armzugzyklus (normalerweise: 0.2 bis 0.3 m/s). BeiSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten (0.3 – 0.5 m/s) ermöglichen die motorischen


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 45Beanspruchungsformen (Kraft, Geschwindigkeit <strong>und</strong> Koordination) der Kraultechnik30% geringere Energie <strong>im</strong> Vergleich zum Brust- oder Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men (DiPrampero et al., 1973; Holmér, 1975).Craig & Pendergast (1979) <strong>und</strong> Craig et al. (1985) behaupteten, dass dieFluktuationen der Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit während des Armzugzyklus <strong>im</strong> Kraul<strong>und</strong>Rückenschw<strong>im</strong>men am wenigsten (+/- 15 - 20 %) <strong>und</strong> <strong>im</strong> Schmetterlings- <strong>und</strong>Brustschw<strong>im</strong>men (+ 45 - 50 %) am größten sind.Eine biomechanische Wettkampfanalyse bei den Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten <strong>im</strong> 200m Kraul-, Rücken-, Schmetterling- <strong>und</strong> Brustschw<strong>im</strong>men zeigt deutlich, dass diebiomechanisch-technischen Leistungsvoraussetzungen <strong>und</strong> -komponenten zwischenden Schw<strong>im</strong>marten <strong>im</strong> mathematischen Vergleich hoch signifikant differieren(Maglischo, 2003; Olbrecht 2000). Die Tabelle 8/2.3 zeigt eine komplexebiomechanisch-technische Wettkampfanalyse zwischen Kraul- <strong>und</strong>Rückenschw<strong>im</strong>men in einem 200 m Olympia- <strong>und</strong> Weltmeisterschaftswettkampf.Dabei sind die Zwischenzeit, Zuggeschwindigkeit, Zugfrequenz, Zuglänge gelistet.Die biomechanischen Bef<strong>und</strong>e verdeutlichen die wissenschaftliche Notwendigkeit derErforschung einer individueller disziplinspezifischen Leistungsdiagnostik <strong>und</strong> ihrerAbleitungen für die Trainingspraxis.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 46Tab. 8/2.3: Biomechanisch-technische Variablen be<strong>im</strong> 200 m Kraul-, Rücken-, Schmetterlings-,<strong>und</strong> Brustschw<strong>im</strong>men von Weltkampfschw<strong>im</strong>mern (aus Maglischo, 2003).


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 47Aus den Angaben der Tabelle 8/3.2 gehen die Unterschiede zwischen denSchw<strong>im</strong>mstilen auf der Basis individueller systematischer Leistungsanalysen vonWettkampfschw<strong>im</strong>mern/innen hervor. Die max<strong>im</strong>alen Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten inverschiedenen Schw<strong>im</strong>mtechniken hängen <strong>im</strong> Wesentlichen von der biomechanischtechnischenLeistungsstruktur <strong>und</strong> den Leistungsvoraussetzungen während der sub-<strong>und</strong> max<strong>im</strong>alen Ausbelastung <strong>im</strong> Wettkampf ab.2.4 Forschungsfragen <strong>und</strong> HypothesenDie aerob-anaerobe Stoffwechselleistung zwischen den Schw<strong>im</strong>marten istunterschiedlich. Deshalb war das Ziel dieser Arbeit, trainingsspezifische <strong>und</strong> –relevante Differenzen häufig abgeleiteter Belastungen <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>msport beiSchw<strong>im</strong>mern/innen durch identische Stufentests mit schw<strong>im</strong>mspezifischenWiederholungssätzen <strong>im</strong> Kraul, Rücken <strong>und</strong> Schmetterling zu best<strong>im</strong>men.Hypothese IEs wird angenommen, dass die spezifischen physiologisch-biomechanischenLeistungsvoraussetzungen <strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Vergleich zumRückenschw<strong>im</strong>men bei relativ gleichen Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten zua) … höheren signifikanten Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten bei Laktat 4 <strong>und</strong> 6 mmol/l(v LA4 <strong>und</strong> v LA6 ) <strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>men führen.b) … niedrigeren signifikanten Herzfrequenzen bei Laktat 4 <strong>und</strong> 6 mmol/l (HF LA4 <strong>und</strong>HF LA4 ) <strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>men führen.c) … niedrigeren signifikanten Laktatkonzentrationen an der individuellen anaerobenSchwelle <strong>im</strong> Kraulschw<strong>im</strong>men führen.Hypothese IIEs wird angenommen, dass die spezifischen physiologisch-biomechanischenLeistungsvoraussetzungen <strong>im</strong> Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men <strong>im</strong> Vergleich zum Kraul<strong>und</strong>Rückenschw<strong>im</strong>men bei relativ gleichen Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeiten zug) … geringeren signifikanten Geschwindigkeiten bei Laktat 4 <strong>und</strong> 6 mmol/l (v LA4 <strong>und</strong>v LA6 ) <strong>im</strong> Kraul- <strong>und</strong> Rückenschw<strong>im</strong>men führen.h) … höheren signifikanten Herzfrequenzen bei Laktat 4 <strong>und</strong> 6 mmol/l (HF LA4 <strong>und</strong>HF LA6 ) <strong>im</strong> Kraul- <strong>und</strong> Rückenschw<strong>im</strong>men führen.i) absolut höheren signifikanten Laktatkonzentrationen an der individuellenanaeroben Schwelle <strong>im</strong> Kraul- <strong>und</strong> Rückenschw<strong>im</strong>men führen.Hypothese IIIEs wird angenommen, dass bei max<strong>im</strong>aler Ausbelastung die Herzfrequenz <strong>und</strong> dieLaktatkonzentration <strong>im</strong> Schmetterlingsschw<strong>im</strong>men höher sind als <strong>im</strong> Rücken- <strong>und</strong>Kraulschw<strong>im</strong>men.


Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 48Hypothese IVEs wird angenommen, dass die weiblichen Schw<strong>im</strong>merinnen <strong>im</strong> Vergleich zu denmännlichen Schw<strong>im</strong>mern höhere Herzfrequenzwerte bei Laktat 4 <strong>und</strong> 6 mmol/l sowiean den individuellen anaeroben Schwellen aufweisen.Hypothese VEs wird angenommen, dass die weiblichen Schw<strong>im</strong>merinnen <strong>im</strong> Vergleich zu denmännlichen Schw<strong>im</strong>mern niedrigere Laktatkonzentrationen an der individuellenanaeroben Schwelle <strong>und</strong> niedrigere max<strong>im</strong>ale Laktatkonzentrationen erreichen.Hypothese VIEs wird angenommen, das ein spezifisches Kraulschw<strong>im</strong>mprogramm zu einerVerbesserung der Leistungsfähigkeit (Rechtsverschiebung der Laktat-Geschwindigkeits-Kurve) führt <strong>und</strong> keine Veränderung <strong>im</strong> Längsschnittvergleich aufdie Leistungsfähigkeit in den anderen Schw<strong>im</strong>mtechniken hat.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!