Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 35Abb. 11/2.1.2: Die D-max Methode für dieBest<strong>im</strong>mung der anaerobenSchwelle (Bishop et al., 1998).Abb. 12/2.1.2: Die adaptierte D-max Methode fürdie Best<strong>im</strong>mung der anaerobenSchwelle.Alle Schwellenmodelle basieren auf empirischen Daten. Eine f<strong>und</strong>iertewissenschaftliche Theorie, die das Konzept begründet, existiert nicht.2.2.4 Einflussfaktoren auf die Laktat-Geschwindigkeits-Kurven2.2.4.1 Belastungsschema <strong>und</strong> TestprotokollWie oben erwähnt, resultierte die Festlegung der anaeroben Schwelle bei einemBlutlaktatwert von 4 mmol/l aus Untersuchungen auf dem Laufband mit einerStufendauer von 5 min <strong>und</strong> einer Belastungsabstufung von 0.4 m/s. Die Reduktionder Stufendauer von 5 auf 3 Minuten (letztere die in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschlandam häufigsten angewandte Stufendauer) hat jedoch einen signifikanten Effekt auf dieLaktat-Geschwindigkeits-Kurve <strong>und</strong> damit auf den Schwellenwert.Heck & Hollmann (1984) fanden bei einer Reduzierung der Stufendauer um 2 mineine mittlere Verschiebung der aerob-anaeroben Schwelle um 0.16 m/s nach rechts,während eine Erhöhung der Pausendauer um 30 s eine mittlere Verschiebung um0.07 m/s ebenfalls nach rechts ergab.Vergleichende Untersuchungen zum max<strong>im</strong>alen Laktat-Steady-State ergaben, dassdie Methode Basislaktat + 1.5-mmol/l-Methode <strong>und</strong> die individuelle anaerobeSchwelle nach Stegmann & Kindermann (1982) bei langsamem Belastungsanstiegdie größten Differenzen zum Referenzwert, max<strong>im</strong>ales Laktat-Steady-State zeigen.Bei der aerob-anaeroben Schwelle nach Mader ergibt sich die größte Differenz beischnellem Belastungsanstieg.Diese Ergebnisse machen deutlich, dass in Abhängigkeit vom jeweils angewandtenSchwellenkonzept mit unterschiedlichen Testschemas gearbeitet werden muss, um
Gr<strong>und</strong>lagen, Forschungsstand <strong>und</strong> Hypothesen 36das max<strong>im</strong>ale Laktat-Steady-State möglichst korrekt zu best<strong>im</strong>men. So müssten z. B.das Verfahren nach Stegmann <strong>und</strong> Kindermann sowie die + 1.5-mmol/l-Methode mitschnellem Belastungsanstieg, das Verfahren nach Mader jedoch mit einemlangsamen Belastungsanstieg durchgeführt werden.Der Einfluss des verwendeten Testschemas auf die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve<strong>und</strong> die verschiedenen Schwellenkonzepte ist über die Laktatkinetik begründbar.Durch entsprechende Berechnungsverfahren, deren Darstellung den vorgegebenenRahmen sprengen würde, kann dieser Einfluss allerdings korrigiert werden (Heck,1990).Ein weiter Einfluss auf die Laktat-Geschwindigkeitskurve bzw. auf den Punkt deranaerob-anaeroben Schwelle ergibt sich aus den verschiedenenWiederholungsstrecken be<strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men. Zum Beispiel wird dieSchw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit bei jeder fixen Blutlaktatkonzentration größer sein, wenndie Wiederholungsdistanzen, von 100 m be<strong>im</strong> Testprotokoll ausgeführt werden <strong>und</strong>sie wird langsamer sein, wenn längere Wiederholungsdistanzen benutzt werden.Dies tritt vermutlich auf, weil mehr Laktat während des längeren Schw<strong>im</strong>mensel<strong>im</strong>iniert werden kann. In einer Untersuchung konnte festgestellt werden, dass bei300m Wiederholungen <strong>und</strong> einer Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von etwa 1.38 m/s eineBlutlaktatkonzentration von 4 mmol/l best<strong>im</strong>mt wurde. Werden hingegen 100 mWiederholungen ausgeführt, war eine Schw<strong>im</strong>mgeschwindigkeit von etwa 1.47 m/serforderlich, um die gleiche Blutlaktatkonzentration zu produzieren (Keskinen et al.,1989). Dieser Unterschied ist fast 2.50 s pro 100 m. Folglich überschätzenBluttestprotokolle mit kurzen Wiederholungssätzen die individuellen anaerobenSchwellengeschwindigkeiten von Athleten.Laktatstufentests reflektieren das Leistungspotenzial von Athleten genauer, wenn dieWiederholungsdistanzen nahe den Wettkampfdistanzen liegen. Das heißt, einProtokoll, das 100 m Wiederholungen verwendet, arbeitet am besten für Sprinter, einProtokoll mit 200 m Wiederholungen ist am besten für 200 m Schw<strong>im</strong>mer, <strong>und</strong> einProtokoll, das 400 m Wiederholungen verwendet, ist am besten für mittlereDistanzschw<strong>im</strong>mer. Protokolle, die Wiederholungsdistanzen von 300 m bis 500 mverwenden, scheinen jedoch am besten zu sein, wenn es darum geht, dieindividuellen anaeroben Schwellengeschwindigkeiten zu identifizieren oderAusdauertrainingsgeschwindigkeiten zu verordnen. Kürzere Wiederholungsdistanzenüberschätzen jene Geschwindigkeiten.2.2.4.2 Erholungszustand vor dem TestBei annähernd entleerten muskulären Glykogenspeichern wird die Laktat-Geschwindigkeits-Kurve nach rechts <strong>und</strong> <strong>im</strong> Anschluss an eine Kohlenhydratmastnach links verschoben. Es gibt Hinweise dafür, dass die akute Ernährung auch, z. B.reiner Traubenzucker oder eine fettreiche Mahlzeit vor der Belastungsuntersuchung,
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