MAIDS - Krankheit oder Mode-Syndrom?
MAIDS - Krankheit oder Mode-Syndrom?
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AB 9.1 Handy –Gibt es Handysucht? Bk Datum:<br />
<strong>MAIDS</strong> - <strong>Krankheit</strong> <strong>oder</strong> <strong>Mode</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Wenn man sieht, wie zwanghaft einige Zeitgenossen mit ihrem Mobiltelefon umgehen, scheint die Diagnose<br />
Handy-Sucht nicht abwegig. Das Phänomen ist wenig erforscht. Klar ist aber bereits, dass Mobiltelefone<br />
neue Sucht-Symptome entstehen lassen.<br />
In einer aktuellen Mitteilung warnen Mediziner der<br />
University of Florida vor dem Suchtpotential von<br />
Mobiltelefonen: „Die Handy-Nutzung wird für<br />
einige Menschen zu einem ernsthaften Problem“,<br />
heißt das alarmierende Fazit. Und zunächst leuchtet<br />
der Befund auch ein, schließlich werden viele<br />
Menschen schon nervös, wenn sie ihr Handy einmal<br />
Zuhause vergessen haben. Andere müssen<br />
permanent an ihrem Telefon herumfummeln, und<br />
beispielsweise ständig kontrollieren, ob eine neue<br />
Nachricht eingegangen ist - auch wenn der entsprechende<br />
Warnton eigentlich nicht zu überhören<br />
ist.<br />
Handys scheinen also durchaus das Potential für<br />
Suchtverhalten mitzubringen. Andererseits ist bei<br />
der Entdeckung neuer psychischer <strong>Krankheit</strong>en in<br />
jedem Fall Vorsicht angebracht: Auch Wissenschaftler<br />
sind vor <strong>Mode</strong>n und Hypes nicht gefeit,<br />
und neu entdeckte <strong>Syndrom</strong>e bringen es manchmal<br />
auch ohne gesicherte Erkenntnisse zu großer Popularität,<br />
wenn nur der Name und die Story stimmen.<br />
Symptomwandel<br />
Es ist bezeichnend für das Zeitgeist-Leiden Handy-<br />
Abhängigkeit, dass es bereits einen wichtig tönenden<br />
Namen erhalten hat, aber der Stand der Forschung<br />
zum „Mobile and Internet Dependency<br />
<strong>Syndrom</strong>e“ (<strong>MAIDS</strong>) ziemlich dürftig ist. Dass<br />
unbestritten nicht wenige Menschen eine zwanghafte<br />
Beziehung zu ihrer mobilen Kommunikationstechnik<br />
pflegen, ist längst noch kein Beweis<br />
dafür, dass nur mehr geforscht werden müsste, um<br />
die Existenz von <strong>MAIDS</strong> nachzuweisen.<br />
Möglicherweise könnten die neuesten Erkenntnisse<br />
zur etwas früher entdeckten Internet-Sucht analog<br />
Neue Ticks<br />
Jenseits der unklaren Absicherung eines vermuteten,<br />
eigenständigen Mobilfunk-Suchtsyndroms<br />
kann die Handy-Nutzung natürlich trotzdem<br />
Suchtmustern folgen, und die neuen Symptome<br />
alter Leiden können natürlich auch Eigendynamiken<br />
entwickeln, die Betroffene vor wirklich neue<br />
Probleme stellt: „Der zwanghafte Drang zum ständigen<br />
Telefonieren scheint weniger verbreitet, als<br />
das übersteigerte Bedürfnis, jederzeit erreichbar zu<br />
sein“, beschreibt Lisa Merlo von der medizinischen<br />
Fakultät der University of Florida ein Ergebnis<br />
ihrer jüngsten Forschungen zum Thema.<br />
Merlo weist zudem darauf hin, dass problematisches<br />
Handy-Verhalten schwer zu erkennen sei, da<br />
Mobiltelefone für die meisten Menschen längst<br />
zum ständigen Begleiter geworden sind - nur weil<br />
ja auch für Handy-Junkies gelten: „Unsere Daten<br />
sprechen dafür, dass sich hinter pathologischer<br />
Internetnutzung bekannte psychische Störungen<br />
verbergen, die mit der Übersetzung in die virtuelle<br />
Welt einen Symptomwandel erfahren“, erklärte<br />
unlängst die Abteilung Klinische Psychiatrie und<br />
Psychotherapie der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover. Internet und Handy wären demnach nur<br />
neue Spielwiesen für vorhandenes Suchtverhalten,<br />
nicht aber die Ursachen für neue Abhängigkeiten.<br />
man permanent eine Armbanduhr trägt, ist man<br />
schließlich noch lange kein Uhrzeit-Junkie. Wenn<br />
sich automatisch starke Nervosität einstellt, nur<br />
weil das Handy im Kino <strong>oder</strong> im Flugzeug für eine<br />
kurze Zeit abgestellt werden muss, könnte laut<br />
Merlo allerdings wirklich ein Problem vorliegen.<br />
Mobiltelefone „sind in vielen Situationen sehr<br />
nützlich, täglich etwas Handy-freie Zeit ist aber auf<br />
jeden Fall anzuraten“, erklärt Merlo weiter: „Einfach<br />
ab und zu abstellen und nicht mehr ans Telefon<br />
denken.“<br />
http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,461212,00<br />
.html (Aufruf vom 25.01.09)<br />
Zähle die im Text genannten Merkmale des „Mobile and Internet Dependency <strong>Syndrom</strong>e“<br />
stichwortartig auf.
AB 9.2 Handy –Gibt es Handysucht? Bk Datum:<br />
Handy-Sucht<br />
Unter Handy-Sucht versteht man das starke Verlangen mit gerade nicht anwesenden Personen via Telekommunikation<br />
(Mobiltelefonanruf, SMS) in Kontakt treten zu wollen. Diese Abhängigkeit ist eine<br />
Seite der von den Psychotherapeuten offiziell als „Mobile and Internet Dependency <strong>Syndrom</strong>e“ - kurz:<br />
<strong>MAIDS</strong> - bezeichneten Entzugserscheinungen.<br />
Das Phänomen ist zwar als nicht neu zu bezeichnen,<br />
doch gibt es derzeit noch wenige Forschungsergebnisse<br />
dazu. Intensiver hat sich damit<br />
das mcminstitute der Universität St. Gallen beschäftigt.<br />
Das unter Prof. Dr. Peter Glotz durchgeführte<br />
Projekt befasste sich mit Themen wie Abhängigkeit<br />
vom Mobiltelefon, dem Einfluss auf<br />
Beziehungen und Kommunikationsgewohnheiten,<br />
dem Zusammenspiel von Kindern und Mobiltelefonen<br />
und dem Jugendschutz. Die Resultate des<br />
Projektes, weitere ergänzende Artikel von Experten<br />
aus Wissenschaft und Praxis werden 2005 in<br />
einem englischsprachigen Buch der Universität St.<br />
Gallen veröffentlicht werden.<br />
Die britische Teleconomy Gruppe (ein Forschungsinstitut,<br />
das sich mit allen Formen der<br />
Telekommunikation auseinandersetzt) hat in einer<br />
im Jahre 2005 durchgeführten Studie erhoben,<br />
dass 26 % der befragten Personen in United Kingdom<br />
angaben, nicht ohne Mobiltelefon leben zu<br />
können. Professor Michael Hulme - Vorsitzender<br />
der Teleconomy Gruppe - führt hierzu aus, dass<br />
Psychologen sehen hinter dieser Form von Abhängigkeit<br />
die Angst vor Einsamkeit und innerer<br />
Leere, die besonders in so genannten unproduktiven<br />
Momenten (Autofahren, in der U-Bahn, am<br />
Weg zum Arbeitsplatz, in Pausen, in Warteräumen<br />
und dergleichen) bewusst wird. Im Wesentlichen<br />
lassen sich die Situationen, in denen zum<br />
Handy gegriffen wird, auf zwei Situationen reduzieren:<br />
• Momente, in denen sich die Person einsam<br />
und leer fühlt. Sehr oft reichen schon Situationen<br />
aus, die nicht mit Arbeit, Geschwätz,<br />
Fernseher und anderem Lärm ausgefüllt werden<br />
können, um den notwendigen Griff zum<br />
Handy auszulösen. Auf diese Art und Weise<br />
kann jede Begegnung mit sich selbst vermieden<br />
werden und jede Selbstreflexion unterdrückt<br />
werden und paradoxerweise sehr häufig<br />
jedes direkte Gespräch (Aug im Auge) mit<br />
Anwesenden unterbunden werden. Die fiktive<br />
Zugehörigkeit zu einem sozialen Netz wird<br />
eine der maßgeblich prägenden Merkmale dieser<br />
Abhängigkeit darin besteht, dass diese Personengruppe<br />
das Mobiltelefon 24 Stunden eingeschaltet<br />
lassen. Diese Personen - so die Studie - haben<br />
Angst, ein Gespräch zu versäumen, und ein versäumtes<br />
Gespräch bedeute, von einem sozialen<br />
Netzwerk abgeschnitten zu werden.<br />
als wichtiger empfunden als der direkte Kontakt.<br />
• Momente, in denen Personen der Wahrnehmung<br />
durch andere ausgesetzt sind und Angst<br />
haben, als nicht begehrt wahrgenommen zu<br />
werden. Der telefonische Kontakt unterstreicht<br />
die Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit<br />
und verhindert gleichzeitig den Kontakt mit<br />
sehr oft unbekannten Personen.<br />
Wie alle Süchte führt auch die Handysucht in die<br />
Isolation. Das erscheint insoweit paradox als es ja<br />
vordergründig um Kommunikation und Zugehörigkeit<br />
geht. Doch ist es nur mehr eine signalhafte<br />
Kommunikation, ein Lückenfüller, telekommunikativer<br />
Austausch von Belanglosigkeiten anstatt<br />
wirklicher Zuwendung.<br />
http://www.suchtmittel.de/info/handysucht/000219.php<br />
(Aufruf vom 25.01.09)<br />
Zähle die im Text genannten Merkmale des „Mobile and Internet Dependency <strong>Syndrom</strong>e“<br />
stichwortartig auf.