Hohe Berufszufriedenheit bei niedergelassenen Ärztinnen!
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Wie geht es unseren <strong>niedergelassenen</strong><br />
Kolleginnen? Haben sie sich<br />
Kinder erlaubt? Wieviele Stunden müssen<br />
sie wöchentlich ar<strong>bei</strong>ten? Lohnt sich ihr<br />
Einsatz hinsichtlich Verdienst und persönlicher<br />
wie beruflicher Zufriedenheit? Was<br />
stört niedergelassene Hausärztinnen,<br />
Fachärztinnen und Psychotherapeutinnen<br />
an ihrem Beruf am meisten? Macht ein<br />
Mann glücklicher? Oder Teamar<strong>bei</strong>t? Oder<br />
ein hohes Einkommen?<br />
Um es gleich zu sagen: Am zufriedensten<br />
(Noten 1 - 3 auf einer 6er-Skala)<br />
sind in unserem Lande alleinlebende niedergelassene<br />
<strong>Ärztinnen</strong> mit mehr als drei<br />
Kindern, diejenigen, die zwischen 20 und<br />
60 Stunden pro Woche ar<strong>bei</strong>ten (dürfen/wollen)<br />
und diejenigen Kolleginnen,<br />
die ein hohes Einkommen von mehr als<br />
100 000 € pro Jahr vorweisen können.<br />
Wer hätte das gedacht?<br />
Der diesjährige 105. Deutsche Ärztetag in<br />
Rostock erörterte in einem seiner Haupt-<br />
Tagesordnungspunkte die berufliche Situation<br />
von <strong>Ärztinnen</strong> (Berichterstattung<br />
darüber siehe Deutsches Ärzteblatt Nr.<br />
23/2002). Im Vorfeld hatte die Bundesärztekammer<br />
alle Landesärztekammern<br />
um Beiträge zu diesem Punkt gebeten.<br />
Die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN)<br />
beteiligte sich hieran mit einem Poster-<br />
Triptychon über die Ar<strong>bei</strong>tsgruppenergebnisse<br />
„Häusliche Gewalt gegen Frauen“<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt<br />
und einer vom Kammervorstand beschlossenen<br />
Umfrage unter allen <strong>niedergelassenen</strong><br />
<strong>Ärztinnen</strong> in Niedersachsen,<br />
über die Dr. med. Cornelia Goesmann,<br />
stellvertretende ÄKN-Präsidentin, in Rostock<br />
referierte.<br />
An jede der 2 947 <strong>niedergelassenen</strong> <strong>Ärztinnen</strong><br />
in Niedersachsen war ein von Dr.<br />
Goesmann und dem ZQ erstellter und ausgewerteter<br />
Fragebogen (siehe Bild 1) versandt<br />
worden, der eine überraschend hohe<br />
Rücklaufquote von rund 1 600 Antworten<br />
(= 54,8 Prozent) erbrachte. Die<br />
Flut von Rücksendungen bereits in der ersten<br />
Woche zeigt das offensichtlich hohe<br />
Bedürfnis der befragten Kolleginnen, sich<br />
über ihre berufliche und persönliche Situation<br />
mitzuteilen. Ziel der Umfrage war<br />
es, detailliertere Erkenntnisse über die Zufriedenheit<br />
der <strong>niedergelassenen</strong> Kolleginnen,<br />
über Ar<strong>bei</strong>tssituation, Einkommen,<br />
Belastungen und Beschwerden zu<br />
gewinnen. Darüber hinaus wurden – vor<br />
allem nach der Analyse der Freitextangaben<br />
– konkrete Aufgaben für die ärztliche<br />
Selbstverwaltung mit einschlägigen<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Weiterbildungs-,<br />
Ar<strong>bei</strong>ts- und Niederlassungsbedingungen<br />
für <strong>Ärztinnen</strong> ermittelt.<br />
Im einzelnen zeigten sich folgende Ergebnisse:<br />
Persönliche Situation<br />
80 Prozent der Befragten leben mit Partner.<br />
Rund 40 Prozent der <strong>niedergelassenen</strong><br />
<strong>Ärztinnen</strong> haben keine Kinder! Nur<br />
6 Prozent der Kolleginnen versorgen ein<br />
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
Verblüffende Ergebnisse einer ÄKN-Umfrage:<br />
<strong>Hohe</strong> <strong>Berufszufriedenheit</strong> <strong>bei</strong> <strong>niedergelassenen</strong> <strong>Ärztinnen</strong>!<br />
C. Goesmann 1 , B. Sens 2 , S. Heidrich 3 , F. Glowienka-Wiedenroth 4<br />
1 stellv. Präsidentin der ÄKN<br />
2 - 4 Zentrum für Qualitätsmanagement<br />
im Gesundheitswesen, eine Einrichtung<br />
der ÄKN<br />
10/2002 75. Jahrgang<br />
Bild 1: Fragebogen<br />
bis zwei pflegebedürftige Angehörige im<br />
Haushalt. Die angegebene persönliche Zufriedenheit<br />
liegt hoch. Rund 80 Prozent<br />
der Kolleginnen vergaben hierfür auf einer<br />
Skala von 1 bis 6 Noten von 1 bis 3.<br />
Besonders zufrieden (ohne signifikante<br />
Unterschiede) sind diejenigen <strong>Ärztinnen</strong><br />
mit Partner, Frauen mit mehr als drei Kindern<br />
und schließlich ältere Kolleginnen<br />
über 60 Jahre (siehe Tabelle 1).<br />
Berufliche Situation<br />
Die größte Gruppe unter den Befragten<br />
stellen mit rund 50 Prozent Kolleginnen<br />
im Alter zwischen 40 bis 49 Jahren. Rund<br />
60 Prozent der Befragten haben sich in<br />
den letzten 10 Jahren niedergelassen.<br />
7
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
43 Prozent der antwortenden <strong>Ärztinnen</strong><br />
sind fachärztlich, 45 Prozent hausärztlich<br />
und 7,5 Prozent psychotherapeutisch tätig.<br />
Unter den Hausärztinnen und Fachärztinnen<br />
sind jeweils die Hälfte in Einzelpraxis<br />
oder Kooperationsformen niedergelassen.<br />
Bei den Psychotherapeutinnen dominiert<br />
mit rund 75 Prozent die Einzelpraxis.<br />
In allen Gruppen ar<strong>bei</strong>ten ca. 10 Prozent<br />
der Kolleginnen weniger als 20 bzw. mehr<br />
als 60 Wochenstunden, rund 84 Prozent<br />
zwischen 21 und 61 Stunden pro Woche.<br />
Jeweils 45 Prozent der Hausärztinnen und<br />
der Fachärztinnen ar<strong>bei</strong>ten 40 bis 60 Stunden<br />
pro Woche, diese Zeiten erreichen jedoch<br />
nur 30 Prozent der befragten Psychotherapeutinnen<br />
(siehe Tabelle 2).<br />
8<br />
Tabelle 1<br />
Tabelle 2<br />
Kreuztabelle zur Beurteilung der persönlichen Situation<br />
Familienstand Altersklasse Anzahl Kinder im Haushalt (pro Altersgruppe = 100 %) [%] / Mittelwert der Notenvergabe<br />
0 Note 1 Note 2 Note 3 Note >3 Note<br />
alleinlebend 30 - 39 Jahre 68,4 22,,5588 23,7 33,,2222 5,3 33,,0000 2,6 22,,0000<br />
40 - 49 Jahre 39,9 33,,1155 31,9 33,,1166 18,8 33,,0044 8,0 33,,0000 1,4 22,,0000<br />
50 - 59 Jahre 62,6 22,,9922 18,7 22,,9955 11,2 22,,9922 5,6 33,,0000 1,9 33,,0000<br />
60 - 65 Jahre 82,4 22,,7777 11,8 33,,5500 5,9 11,,5500<br />
> 65 Jahre 100,0 22,,2255<br />
mit Lebenspartner 30 - 39 Jahre 23,5 22,,3377 24,0 22,,6622 39,2 22,,1177 10,6 22,,4433 2,8 22,,1177<br />
n = 1535<br />
40 - 49 Jahre 21,7 22,,4488 19,1 22,,4477 39,5 22,,4444 13,5 22,,3377 6,1 22,,3355<br />
50 - 59 Jahre 46,6 22,,4411 19,8 22,,5511 21,6 22,,7766 8,6 22,,5500 3,4 22,,3366<br />
60 - 65 Jahre 90,9 22,,5522 4,5 22,,3333 3,0 11,,5500 1,5 11,,0000<br />
> 65 Jahre 100 11,,7711<br />
Frage 7: „Wie viele Stunden ar<strong>bei</strong>ten Sie ungefähr in der Woche?<br />
(Ar<strong>bei</strong>tsstunden für die / in der Praxis)”<br />
wöchentliche fachärztlich haus- / psycho-<br />
Ar<strong>bei</strong>tsstunden allgemeinärztlich therapeutisch<br />
abs. [%] abs. [%] abs. [%]<br />
bis einschl. 20 Std. 42 6,2 62 8,7 25 14,0<br />
21 – 40 Std. 255 37,7 271 37,9 95 53,4<br />
41 – 60 Std. 314 46,4 321 44,9 54 30,3<br />
über 60 Std. 66 9,7 61 8,5 4 2,2<br />
insgesamt 677 100,0 715 100,0 178 100,0<br />
Immerhin 935 von 1 600 <strong>Ärztinnen</strong> gaben<br />
an, Hausbesuche durchzuführen<br />
(58,4 Prozent).<br />
74 Prozent der Fachärztinnen, 66 Prozent<br />
der Hausärztinnen und 52 Prozent der<br />
Psychotherapeutinnen schätzten ihr Bruttoeinkommen<br />
auf mehr als 50 000 € pro<br />
Jahr. Mehr als 100 000 € verdienen<br />
32 Prozent der Fachärztinnen, 25 Prozent<br />
der Hausärztinnen und 10 Prozent<br />
der Psychotherapeutinnen (siehe Tabelle 3).<br />
In allen drei Gruppen zeigte sich eine identisch<br />
hohe berufliche Zufriedenheit.<br />
71 Prozent aller <strong>Ärztinnen</strong> vergaben hierzu<br />
die Noten 1 bis 3 (siehe Tabelle 4).<br />
Die berufliche Zufriedenheit korreliert<br />
deutlich mit der Höhe des angegebenen<br />
Bruttoeinkommens (siehe Tabelle 5). <strong>Hohe</strong><br />
Bruttoeinkommen zeigen die <strong>Ärztinnen</strong><br />
mit einer hohen wöchentlichen Ar<strong>bei</strong>tsstundenzahl.<br />
Fachärztinnen erreichen<br />
ein höheres Einkommen. Um gut zu verdienen,<br />
muß im <strong>niedergelassenen</strong> Bereich<br />
offenbar auch deutlich mehr als 40 Stunden<br />
pro Woche gear<strong>bei</strong>tet werden (siehe<br />
Tabelle 6).<br />
Die höchste berufliche Zufriedenheit (zu<br />
75 Prozent Noten von 1 bis 3 auf einer<br />
Skala bis 6) zeigten jedoch Kolleginnen,<br />
die weniger als 20 Wochenstunden ar<strong>bei</strong>ten.<br />
Bis zu 60 Wochenstunden Ar<strong>bei</strong>tszeit<br />
werden von 70 Prozent (Noten<br />
1 bis 3) der <strong>Ärztinnen</strong> als akzeptabel toleriert;<br />
erst mehr als 60 Ar<strong>bei</strong>tsstunden<br />
schaffen Unzufriedenheit (hier vergeben<br />
je nach Gruppe 54 Prozent bis 75 Prozent<br />
der Frauen Noten von 4 bis 6) (siehe<br />
Tabelle 7).<br />
Vorgegebene<br />
Antwortmöglichkeiten<br />
Insgesamt halten aber rund 50 Prozent<br />
der antwortenden <strong>Ärztinnen</strong> ihre Ar<strong>bei</strong>tsbelastung<br />
für zu hoch und ebenfalls<br />
50 Prozent ihr Einkommen für relativ zu<br />
gering. Von je 70 Prozent der Befragten<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt 10/2002
Tabelle 3<br />
Einkommen<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt<br />
10/2002 75. Jahrgang<br />
Tabelle 4<br />
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
geschätztes jährliches Bruttoeinkommen ( pro Zeile = 100 % ) [%]<br />
überwiegende Tätigkeit Niederlassungsform < € 25 000 € 25 000 - € 50 000 - > € 100 000<br />
€ 50 000 € 100 000<br />
fachärztlich Einzelpraxis 5,0 20,1 41,1 33,9<br />
Praxisgemeinschaft /<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
4,1 23,5 42,6 29,7<br />
haus- / allgemeinärztlich Einzelpraxis 9,9 25,2 36,5 28,4<br />
Praxisgemeinschaft /<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
8,3 25,1 45,6 21,0<br />
psychotherapeutisch Einzelpraxis 11,8 37,0 44,1 7,1<br />
Praxisgemeinschaft /<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
13,0 32,6 39,1 15,2<br />
werden zu viel Bürokratie und wirtschaftliche<br />
Zwänge in der Praxis beklagt.<br />
Die von uns vorgegebenen Antworten zu<br />
positiven Aspekten ihrer Praxisar<strong>bei</strong>t wurden<br />
jeweils von weniger als 50 Prozent<br />
der Kolleginnen angekreuzt (siehe Tabelle<br />
8).<br />
Freitextangaben<br />
Frei zu formulierende, persönlich wichtige<br />
Angaben machten rund 800 Kolleginnen.<br />
Diese Bögen haben die Mitglieder<br />
des Ausschusses für <strong>Ärztinnen</strong>angelegenheiten<br />
gesichtet, wonach sich folgende<br />
bemerkenswerte Äußerungen bzw.<br />
Sachverhalte ergaben:<br />
Der größte Teil aller antwortenden <strong>Ärztinnen</strong><br />
beklagte hohe Unzufriedenheit<br />
mit einengenden und gängelnden bürokratischen<br />
Vorschriften durch Gesundheitspolitik<br />
und KV.<br />
Viele Kolleginnen monieren hohen Ar<strong>bei</strong>tsansatz<br />
<strong>bei</strong> zu geringem KV-Honorar.<br />
Überraschend viele Kolleginnen betreiben<br />
eine reine Privatpraxis und geben<br />
Frage 10: „Wie beurteilen Sie Ihre berufliche Situation?<br />
(Notenskala von 1 bis 6)"<br />
Noten fachärztlich haus- / psychoallgemeinärztlich<br />
therapeutisch<br />
abs. [%] abs. [%] abs. [%]<br />
1 (sehr gut) 43 6,6 32 4,7 10 6,0<br />
2 (gut) 203 30,9 220 32,3 55 32,7<br />
3 (befriedigend) 218 33,2 231 33,9 55 32,7<br />
4 (ausreichend) 103 15,7 110 16,1 35 20,8<br />
5 (mangelhaft) 64 9,8 67 9,8 9 5,4<br />
6 (ungenügend) 25 3,8 22 3,2 4 2,4<br />
insgesamt 656 100,0 682 100,0 168 100,0<br />
(trotz eines oft niedrigeren Einkommens)<br />
eine sehr hohe <strong>Berufszufriedenheit</strong><br />
wegen „echter Freiberuflichkeit” an.<br />
Der größte Teil der in Kooperationsformen(Praxisgemeinschaft/Gemeinschaftspraxis),<br />
vor allem zusammen mit ihrem<br />
Ehepartner tätigen <strong>niedergelassenen</strong><br />
Kolleginnen, halten diese Ar<strong>bei</strong>tsform<br />
für optimal mit Familienpflichten vereinbar.<br />
Andererseits beklagen Einzel-<br />
praxisinhaberinnen die rigiden Niederlassungssperren<br />
und fordern Ärztekammer<br />
und KV auf, für Frauen mit Familien<br />
Sonderzulassungen, Entlastungsassistenten<br />
und längere Mutterschutzzeiten<br />
zu ermöglichen.<br />
Viele Kolleginnen beklagen die Negativkampagnen<br />
der Medien, durch die<br />
das <strong>bei</strong>m einzelnen Patienten (noch) positive<br />
Arztbild verzerrt wird.<br />
9
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
10<br />
Tabelle 5<br />
Beurteilung der beruflichen Situation in Zusammenhang mit dem Bruttoeinkommen<br />
geschätztes Bruttoeinkommen pro Jahr<br />
Beurteilung der < € 25 000 € 25 000 - € 50 000 - > € 100 000<br />
überwiegende beruflichen € 50 000 € 100 000<br />
Tätigkeit Situation abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%]<br />
fachärztlich 1 (sehr gut) 3 2,2 13 4,9 25 12,6<br />
2 (gut) 4 13,3 26 19,4 85 31,7 80 40,2<br />
3 (befriedigend) 4 13,3 59 44,0 96 35,8 53 26,6<br />
4 (ausreichend) 13 43,3 16 11,9 43 16,0 24 12,1<br />
5 (mangelhaft) 6 20,0 21 15,7 21 7,8 15 7,5<br />
6 (ungenügend) 3 10,0 9 6,7 10 3,7 2 1,0<br />
insgesamt 30 100,0 134 100,0 268 100,0 199 100,0<br />
haus-/allgemein- 1 (sehr gut) 6 3,5 12 4,4 13 8,1<br />
ärztlich 2 (gut) 10 16,9 45 26,5 93 34,3 64 39,8<br />
3 (befriedigend) 23 39,0 63 37,1 92 33,9 48 29,8<br />
4 (ausreichend) 12 20,3 36 21,2 39 14,4 17 10,6<br />
5 (mangelhaft) 9 15,3 14 8,2 28 10,3 16 9,9<br />
6 (ungenügend) 5 8,5 6 3,5 7 2,6 3 1,9<br />
insgesamt 59 100,0 170 100,0 271 100,0 161 100,0<br />
psychothera- 1 (sehr gut) 1 5,0 2 3,5 5 7,5 1 6,3<br />
peutisch 2 (gut) 2 10,0 15 26,3 27 40,3 9 56,3<br />
3 (befriedigend) 5 25,0 21 36,8 22 32,8 5 31,3<br />
4 (ausreichend) 5 25,0 17 29,8 12 17,9 1 6,3<br />
5 (mangelhaft) 5 25,0 2 3,5 1 1,5<br />
6 (ungenügend) 2 10,0<br />
n = 1452<br />
insgesamt 20 100,0 57 100,0 67 100,0 16 100,0<br />
Tabelle 6<br />
Zusammenhang zwischen wöchentlichen Ar<strong>bei</strong>tsstunden und jährlichem Bruttoeinkommen<br />
geschätztes Bruttoeinkommen pro Jahr<br />
Beurteilung der < € 25 000 € 25 000 - € 50 000 - > € 100 000<br />
überwiegende beruflichen € 50 000 € 100 000<br />
Tätigkeit Situation abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%]<br />
fachärztlich bis einschl. 20 Std. 11 37,9 21 14,9 8 2,9 1 0,5<br />
21 - 40 Std. 10 34,5 61 43,3 102 37,2 68 32,9<br />
41 - 60 Std. 7 24,1 47 33,3 139 50,7 113 54,6<br />
mehr als 60 Std. 1 3,4 12 8,5 25 9,1 25 12,1<br />
insgesamt 29 100,0 141 100,0 274 100,0 207 100,0<br />
haus-/allgemein- bis einschl. 20 Std. 31 51,7 13 7,6 8 2,8 5 2,9<br />
ärztlich 21 - 40 Std. 21 35,0 89 51,7 109 37,8 44 25,9<br />
41 - 60 Std. 6 10,0 58 33,7 150 52,1 99 58,2<br />
mehr als 60 Std. 2 3,3 12 7,0 21 7,3 22 12,9<br />
insgesamt 60 100,0 172 100,0 288 100,0 170 100,0<br />
psychothera- bis einschl. 20 Std. 11 57,9 8 12,9 2 2,8 2 11,8<br />
peutisch 21 - 40 Std. 7 36,8 42 67,7 38 52,8 6 35,3<br />
41 - 60 Std. 1 5,3 11 17,7 31 43,1 9 52,9<br />
mehr als 60 Std. 1 1,6 1 1,4<br />
insgesamt 19 100,0 62 100,0 72 100,0 17 100,0<br />
n = 1511<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt 10/2002
Tabelle 7<br />
Eine große Zahl der <strong>niedergelassenen</strong><br />
<strong>Ärztinnen</strong> fühlt sich durch die hohe Anspruchs-<br />
und Erwartungshaltung der Patienten<br />
überfordert und geärgert.<br />
Es werden von Kammer, KV und anderen<br />
Organisationen Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />
<strong>bei</strong> allen berufspolitischen<br />
und fachlichen Veranstaltungen<br />
gewünscht.<br />
Als Ärztin im derzeitigen Medizinsystem<br />
Aus- und Weiterbildung zu absolvieren,<br />
wird als „echte Ochsentour“ beschrieben;<br />
viele Kolleginnen bedauern, deswegen<br />
auf Kinder verzichtet zu haben.<br />
Insgesamt wird die Ar<strong>bei</strong>t als Niedergelassene<br />
immer wieder als einfacher<br />
und befriedigender beschrieben, obwohl<br />
zu wenig Zeit für eigene Erholung,<br />
Freizeitgestaltung, Fortbildung,<br />
kollegialen Austausch und soziale Kontakte<br />
bleibt.<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt<br />
10/2002 75. Jahrgang<br />
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
Beurteilung der beruflichen Situation in Zusammenhang mit den wöchentlichen Ar<strong>bei</strong>tsstunden<br />
Ar<strong>bei</strong>tsstunden pro Woche<br />
Beurteilung der bis einschl. 20 Std. 21 - 41 Std. 41 - 61 Std. mehr als 60 Std.<br />
überwiegende beruflichen<br />
Tätigkeit Situation abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%] abs. rel. [%]<br />
fachärztlich 1 (sehr gut) 3 7,7 23 9,4 14 4,7 3 4,7<br />
2 (gut) 16 41,0 84 34,3 91 30,3 11 17,2<br />
3 (befriedigend) 10 25,6 83 33,9 107 35,7 14 21,9<br />
4 (ausreichend) 6 15,4 40 16,3 38 12,7 17 26,6<br />
5 (mangelhaft) 3 7,7 13 5,3 35 11,7 13 20,3<br />
6 (ungenügend) 1 2,6 2 0,8 15 5,0 6 9,4<br />
insgesamt 39 100,0 245 100,0 300 100,0 64 100,0<br />
haus-/allgemein- 1 (sehr gut) 4 7,0 16 6,2 11 3,6<br />
ärztlich 2 (gut) 23 40,4 97 37,7 86 28,4 12 21,8<br />
3 (befriedigend) 15 26,3 96 37,4 104 34,3 13 23,6<br />
4 (ausreichend) 8 14,0 29 11,3 55 18,2 15 27,3<br />
5 (mangelhaft) 4 7,0 13 5,1 39 12,9 11 20,0<br />
6 (ungenügend) 3 5,3 6 2,3 8 2,6 4 7,3<br />
insgesamt 57 100,0 257 100,0 303 100,0 55 100,0<br />
psychothera- 1 (sehr gut) 1 4,3 6 7,0 3 5,9<br />
peutisch 2 (gut) 9 39,1 24 27,9 22 43,1<br />
3 (befriedigend) 9 39,1 31 36,0 12 23,5 1 25,0<br />
4 (ausreichend) 2 8,7 19 22,1 12 23,5 1 25,0<br />
5 (mangelhaft) 1 4,3 6 7,0 2 3,9<br />
6 (ungenügend) 1 4,3 2 50,0<br />
insgesamt 20 100,0 57 100,0 67 100,0 16 100,0<br />
n = 1485<br />
11
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
hohes soziales Ansehen<br />
fachlicher Austausch<br />
mit Kollegen<br />
Möglichkeit von<br />
IGEL-Leistungen<br />
gute<br />
Behandlungsergebnisse<br />
zu geringe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsbelastung<br />
zu hohe<br />
Ar<strong>bei</strong>tsbelastung<br />
verhältnismäßig zu<br />
geringes Einkommen<br />
zu viele bürokratische<br />
Aufgaben<br />
zu starke Belastung<br />
durch Familie und Beruf<br />
wirtschaftliche Zwänge<br />
in der Praxis<br />
soziales Ansehen<br />
zu gering<br />
starker<br />
Konkurrenzdruck<br />
12<br />
Tabelle 8<br />
n (fachärztlich) = 686<br />
4<br />
12<br />
13<br />
4<br />
53<br />
34<br />
39<br />
n (haus-/allgemeinärztlich) = 725<br />
n (psychotherapeutisch) = 183<br />
23<br />
96<br />
107<br />
16<br />
142<br />
Tabelle 9<br />
Beurteilung der beruflichen Situation<br />
Frage 11: „Wodurch wird Ihre berufliche Situation beschrieben?<br />
Mehrfachantworten sind möglich. (Angaben)“<br />
Angaben zur Beschreibung der beruflichen Situation<br />
234<br />
261<br />
53<br />
215<br />
224<br />
68<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
%<br />
76<br />
252<br />
292<br />
63<br />
74<br />
341<br />
332<br />
336<br />
346<br />
328<br />
347<br />
psychotherapeutisch haus-/allgemeinärztlich fachärztlich<br />
überwiegende Tätigkeit Niederlassungsform Mittelwert Berufswiederder<br />
Noten- wahl [%]<br />
vergabe ja nein<br />
fachärztlich Einzelpraxis 3,21 67,7 32,3<br />
Praxisgemeinschaft / 2,86 72,4 27,6<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
haus- / allgemeinärztlich Einzelpraxis 3,29 67,1 32,9<br />
Praxisgemeinschaft / 2,86 75,9 24,1<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
psychotherapeutisch Einzelpraxis 3,09 76,7 23,3<br />
Praxisgemeinschaft / 2,56 76,6 23,4<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
93<br />
123<br />
114<br />
462<br />
500<br />
498<br />
562<br />
Anmerkung: Eher positive Faktoren finden sich in<br />
der oberen Hälfte der Graphik, eher negative in der<br />
unteren. An den Balken stehen die absoluten Häufigkeiten<br />
an Nennungen, deren relatives Gewicht ist<br />
der prozentualen x-Achse zu entnehmen.<br />
Fazit<br />
Trotz hoher Ar<strong>bei</strong>tsbelastung <strong>bei</strong> einem<br />
als relativ zu niedrig empfundenen Einkommen<br />
und eher geringem sozialen Ansehen<br />
geben dennoch rund 83 Prozent<br />
der <strong>niedergelassenen</strong> Kolleginnen ihrer<br />
Gesamtlebenssituation Noten von „sehr<br />
gut“ bis „befriedigend“. 72 Prozent würden<br />
ihre berufliche Tätigkeit wiederwählen<br />
(siehe Tabelle 9). Dieses überraschend positive<br />
Ergebnis läßt vermuten, daß die Ar<strong>bei</strong>tsform<br />
als niedergelassene Ärztin es<br />
Frauen ermöglicht, ihre Berufstätigkeit individuell<br />
ihren persönlichen und familiären<br />
Bedingungen und Wünschen anzupassen.<br />
Ar<strong>bei</strong>tszeiten können so nach persönlichem<br />
Bedarf oder Einkommenswunsch<br />
gesteuert werden.<br />
Erschreckt hat uns die hohe Zahl von 40<br />
Prozent kinderloser <strong>Ärztinnen</strong>. Ob die betreffenden<br />
Kolleginnen für ihre Karriere<br />
von vornherein auf Kinder bewußt verzichtet<br />
haben, oder ob es kinderlosen <strong>Ärztinnen</strong><br />
leichter fällt, das Risiko Niederlassung<br />
einzugehen, können wir mit dieser<br />
Umfrage nicht beantworten. In der Niederlassung<br />
scheint dennoch für <strong>Ärztinnen</strong><br />
eine gute Chance zu liegen, Familie und<br />
Beruf zu vereinbaren, was sie auch ausdrücklich<br />
in vielen Freitextangaben bestätigen.<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt 10/2002
Konkrete Anregungen der knapp 30 Prozent<br />
unserer Kolleginnen, die ihren Beruf<br />
nicht wieder wählen würden, wird der<br />
ÄKN-Vorstand aufgreifen und umsetzen.<br />
Insgesamt aber macht unsere Umfrage<br />
Mut: Sie zeigt, daß die berufliche Situation<br />
als niedergelassene Ärztin – gleich<br />
welcher Fachrichtung – heute von hoher<br />
Zufriedenheit, einem guten Einkommen<br />
und individuellen Ar<strong>bei</strong>tsmöglichkeiten<br />
gekennzeichnet ist. Politische und berufspolitische<br />
Maßnahmen müßten erreichen,<br />
daß künftig weitaus mehr <strong>Ärztinnen</strong> mit<br />
Kindern ihrem Beruf nachgehen bzw. sich<br />
Kinder erlauben können. Niederlassungsformen,<br />
in denen sich mehrere <strong>Ärztinnen</strong><br />
einen Vertragsarztsitz unter Berücksichtigung<br />
individueller Ar<strong>bei</strong>tsvorstellungen teilen,<br />
wären wünschenswert. Sehr wichtig<br />
wäre auch die verstärkte Bewilligung von<br />
Entlastungsassistentinnen und -assistenten<br />
für mehrere Jahre während Schwangerschaft<br />
und Erziehungsphase eines Kindes<br />
oder mehrerer Kinder.<br />
Niedergelassene <strong>Ärztinnen</strong>, die mit ihrer<br />
Berufswahl zufrieden sind, sollten vermehrt<br />
in Aus- und Weiterbildung von Studenten/-innen<br />
bzw. Assistenzärzten/<br />
-innen eingesetzt werden, um so als Vorbilder<br />
die derzeitigen Abwanderungstendenzen<br />
junger Medizinerinnen und Mediziner<br />
zu stoppen.<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
Dr. med. Cornelia Goesmann<br />
stellvertretende Präsidentin<br />
der Ärztekammer Niedersachsen<br />
Berliner Allee 20<br />
30175 Hannover<br />
n i e d e r s ä c h s i s c h e s<br />
ärzteblatt<br />
10/2002 75. Jahrgang<br />
5. Niedersächsischer <strong>Ärztinnen</strong>tag<br />
Im allgemeinen mit der Berufswahl zufrieden: Nur wenige niedergelassene <strong>Ärztinnen</strong> betrachten<br />
ihre Jobbedingungen „überkritisch“.<br />
13<br />
Foto: Archiv