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Jahresbericht 2010 - Schule fürs Leben

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quer durch die Stadt nach Montebello in die <strong>Schule</strong> gefahren. Immer mit dem Sonnenaufgang, eine halbe<br />

Stunde Fahrt durch die erwachende Stadt, die keine Gleitzeit kennt. Alle beginnen ihre Arbeit im<br />

Morgengrauen, später ist es zu heiß. Ganz Cali ist auf den Beinen, niemand wohnt da wo er arbeitet, die<br />

Straßen sind überfüllt von lärmenden, stinkenden Bussen, Autos, Motorrädern...<br />

Japxon ist ein sicherer, konzentrierter und umsichtiger Fahrer, trotzdem hielt ich gelegentlich den Atem<br />

an. Geschiebe, Gedränge, der Verkehr regelt sich selbst. Wer zuerst fährt und das massivere Fahrzeug<br />

besitzt, hat Vorfahrt. Jeden Morgen und jeden Nachmittag. Wenn wir dann nach getaner Arbeit wieder in<br />

unsere Straße einbogen, bekreuzigte sich Japxon immer und murmelte ein kleines Dankesgebet.<br />

Die ersten Tage erschien mir das noch eigenartig, wie schon gesagt, da war diese offene Frage nach Gott.<br />

In den zwei Wochen meines Aufenthaltes sind wir fast täglich an verletzten Menschen und gefalteten<br />

Motorrädern vorbeigefahren. Einmal standen wir Stunden im Stau, weil der ebenfalls tägliche<br />

Gewitterguss die zentrale Unterführung überschwemmt und den gesamten Verkehr der Stadt zum<br />

Erliegen gebracht hatte. Zwei Tage später wurde durch ein Bombenattentat der Guerilla auf die<br />

Polizeizentrale die Hauptschlagader der Stadt lahm gelegt und nichts ging mehr.<br />

Nach Aufhebung der Straßenabsperrung, fuhren wir auf dem Rückweg von der <strong>Schule</strong> an dem komplett<br />

zerstörten Gebäude vorbei. Der Druck der Explosion hatte alle Fenster der umliegenden Gebäude zum<br />

Bersten gebracht. Noch nie zuvor in meinem <strong>Leben</strong> war ich der Gewalt so zum Greifen nahe gekommen.<br />

Wenn ich die Nachrichten im Fernsehen richtig verstanden habe sind, auch wenn die Bombe mitten in der<br />

Nacht gezündet wurde, fünf Menschen gestorben und ungleich mehr schwer verletzt worden. Alltäglicher<br />

Wahnsinn, der in Deutschland nicht mal eine klitzekleine Nachricht wert war.<br />

Zwischen all dem das kleine, deutsche Ich, Nina, und plötzlich habe ich es gefühlt. Wir bogen in die<br />

Straße ein, in der Japxon wohnte, er bekreuzigte sich und ich, hinter ihm auf dem Moped, dankte Gott,<br />

Mohamed, den Engeln, oder wie immer man sie nennen mag, da oben oder um uns herum, für den<br />

weiteren Tag, den sie uns unbeschadet hatten überstehen lassen.“<br />

*Japxon Grisales ist Lehrer an der Grundschule 'Colegio de las Aguas' in Montebello<br />

Nina Klenk, langjähriges aktives Mitglied der '<strong>Schule</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong> e. V.', zusammen mit Japxon Grisales, einem der<br />

engagiertesten Lehrer des 'Colegio de las Aguas', Montebello<br />

August<br />

'<strong>Schule</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong>' Mitglied David Lecoufle reist nach Kolumbien. Der Ingenieur und<br />

Solarenergiespezialist David Lecoufle, seit Februar <strong>2010</strong> aktives Mitglied der ‚<strong>Schule</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong><br />

e. V.’, reist auf eigenen Kosten nach Kolumbien und setzt seine Urlaubszeit für den Arbeits-<br />

Einsatz in Montebello ein. DANKE lieber David! Die wunderbaren Bilder zeigen David Lecoufle<br />

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