FiSCHiS FAVORiTEN - Freeride
FiSCHiS FAVORiTEN - Freeride
FiSCHiS FAVORiTEN - Freeride
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
test<br />
Ein Mann für alle Fälle: Worldcup-Profi<br />
Johannes Fischbach machte für uns den<br />
Promi-Tester und fuhr alle Bikes im Bikepark<br />
Osternohe auf Zeit – natürlich erst nach einer<br />
gewissenhaften Abstimmungs-Abfahrt.<br />
FREERIDE 2/12<br />
44
Ihr habt gemeckert – und wir haben verstanden:<br />
Vorerst keine superenduros mehr,<br />
sondern Big Bikes sollten wir testen. haben<br />
wir hiermit gemacht. zwölf Downhiller bis<br />
4000 Euro standen auf dem programm.<br />
und das programm war heftig: Drei Tage<br />
Dauerfeuer in Bozen, bis die speichen<br />
knackten. zusätzlich den proficheck inklusive<br />
zeitnahme mit worldcupper Johannes<br />
Fischbach. welches sind die besten und<br />
schnellsten Dh-Bikes 2012? Auf den nächsten<br />
seiten erfahrt ihr es.<br />
TEXT Christian Schleker FoTos Lars Scharl, W. Watzke, D. Simon (Produkte)<br />
Z<br />
wischen „Hammerbike“ und „Hinterbau im<br />
Urlaub“ liegt bei Johannes Fischbach gut eine<br />
Minute. So lange braucht die neue deutsche<br />
Downhill-Hoffnung für einen Run auf der Test strecke<br />
im Bikepark Osternohe. Die ersten Eindrücke nach<br />
jedem Lauf diktiert er wie aus der Pistole geschossen:<br />
„Super Geo, Gabel zu weich, Hinterrad verliert beim<br />
Anbremsen Bodenhaftung. Welches jetzt?“ Über 30<br />
Mal geht das so an diesem Tag – dem letzten unseres<br />
groß angelegten Big Bike Tests.<br />
EINMAL ABwärTs BITTE!<br />
Selten haben Testbikes soviel aushalten müssen wie dieses<br />
Mal. Zuerst wurden die Räder in Bozen auf dem Kohlern-<br />
Trail rangenommen. Der bietet mit seinem wechselnden<br />
Untergrund – mal schnell und wurzelig, mal extrem ausgesetzt<br />
und felsig – ideale Voraussetzungen, um schwache<br />
Fahrwerke zu entlarven. Außerdem haben die Locals der<br />
Strecke in letzter Zeit einige amtliche Sprünge verpasst.<br />
Hinterbauten mit zu wenig Progression gehen da schnell<br />
mal auf Block und die Streckenlänge von knapp 5 Kilometern<br />
mit überwiegend starkem Gefälle macht mauen<br />
Bremsen zuverlässig den Garaus. Jedes Bike musste hier<br />
auf Einheitsreifen je fünf Abfahrten überstehen. Die derben<br />
Streckenverhältnisse sorgen dabei erfahrungsgemäß für<br />
Materialalterung im Zeitraffer.<br />
Der zweite Teil des Tests „bestand“ aus Johannes Fischbach.<br />
Eigentlich Fourcross-Profi, ist er zur Saison 2012 wegen der<br />
Verbannung seiner Paradedisziplin aus dem Worldcup-Kalender<br />
ins Downhill-Lager gewechselt. Beim ersten Rennen im<br />
südafrikanischen Pietermaritzburg hat er gleich mit einem<br />
16. Platz in der Quali und einer Top-30-Platzierung auf sich<br />
aufmerksam gemacht (siehe Report Seite 80). Eins steht<br />
fest: Der Mann ist schnell unterwegs. Und – was für uns<br />
noch wichtiger ist – sein Popometer ist sensibel. Er kann<br />
die Unterschiede, die er spürt, sehr klar formulieren. Eine<br />
Eigenschaft, die im Profizirkus gar nicht so weit verbreitet<br />
ist. Oft erhält man von Worlcup-Fahrern auf Fragen nach<br />
dem idealen Set-up als Antwort ein Schulterzucken und<br />
den Verweis an den Teammechaniker. Doch so konnten<br />
wir neben den Bewertungen der Testcrew auch die des<br />
Profis in das Ergebnis einfließen lassen. Natürlich mit dem<br />
Wissen, dass das, was ein Profi an einem Fahrwerk schätzt,<br />
nicht automatisch auch dem Einsteiger gefallen muss. Im<br />
Gegenteil: Je schneller und aggressiver ein Pilot unterwegs<br />
ist, desto straffer und direkter will er die Abstimmung. Der<br />
Kommentar „zu weich“ kam von Fischi oft – auch bei Bikes,<br />
die von der erfahrenen Testcrew als „sehr gut abgestimmt“<br />
eingestuft wurden.<br />
wo gEhTs hIEr zuM pErFEkTEN sET-up?<br />
Besonders auffällig war das bei den Gabeln. RockShox war<br />
in diesem Test fast übermächtig. Neun der zwölf Räder<br />
waren mit den „Boxxer“ unterwegs. Nur zwei Hersteller<br />
setzten auf die Marzocchi „888“ und sogar nur einer auf<br />
die Fox „40“. Dass Letztere ausgerechnet in einem Versenderbike<br />
steckt, überraschte uns nicht – von der Gabel<br />
gibt’s keine günstige Ausführung und da wir den Preis auf<br />
maximal 4000 Euro begrenzt hatten, schickten die meisten<br />
Hersteller ihre günstigen Modelle. Die Fox kam mit dem<br />
extrem ruppigen Gelände in Bozen am besten klar; auch<br />
Fischi mochte nicht klagen. Die Marzocchi „888 RC3 Evo“<br />
beeindruckte uns wieder mal durch ihr unglaublich sensi-<br />
FREERIDE 2/12<br />
45<br />
>
test<br />
Dank fleißiger Locals mutiert die Teststrecke in Bozen allmählich<br />
zu einem spaßigen <strong>Freeride</strong>trail mit fetten Sprüngen.<br />
Speedcheck: Mit welchem Bike<br />
holt Johannes die Bestzeit?<br />
Fischi im Dauereinsatz: Wegen technischer Probleme<br />
bei der Zeitnahme musste er 20 Mal Vollgas geben.<br />
Fahren. Abstimmen. Fahren. Abstimmen. Brotzeit. Fahren. Feierabend.<br />
Wahlkampf – nach vier Tagen Test das Urteil: Welches Bike ist top,<br />
welcher Hersteller muss nochmal ans Zeichenbrett?<br />
FREERIDE 2/12<br />
46<br />
Highspeed-Alterungsprozess: Drei Tage Abwärtsstress in Bozen<br />
ließ die Testbikes leiden. Der Verschleiß war hoch.<br />
Feedback: Nach jedem Run Eindrücke<br />
notieren. Stimmt das Set-up?<br />
Die Referenz: Worldcupper Johannes Fischbach fährt<br />
den Serienrahmen des Ghost-Downhillers. Die RockShox<br />
„Boxxer Worldcup“-Luftgabel und der Hinterbau sind<br />
straff abgestimmt. „Das harte Set-up gibt mehr Pop und<br />
das Bike beschleunigt so besser aus Kurven raus“, sagt<br />
Fischi. Gewicht: 17,4 Kilo – eher Mittelmaß für ein Racebike.<br />
Damit fuhr Fischi die Richtzeit: 1:18:8 Min. So eine<br />
Abstimmung an den schnellsten Bikes im Test und er wäre<br />
damit vermutlich ähnlich schnell gewesen.“<br />
Ready to race: Viele der Topbikes im Test lassen auch mit Sparausstattung kaum Wünsche offen. Gute Fahrwerksfunktion,<br />
ordentliche Bremsen – da gibt auch Testleiter Chris Schleker gerne Vollgas im Wald.
Einheitsreifen: Wie sicher fährt ein Bike durch Kurven, wie reagiert es beim Anbremsen, wo ist der Grenzbereich?<br />
Damit die Unterschiede klar auf Geometrie und Federelemente zurückzuführen sind, zogen wir auf alle Bikes vorne<br />
den Specialized „Butcher 2.3“, hinten den „Clutch 2.3“ auf. Diese Kombi erzeugt sehr guten Kurvenhalt, ordentliches<br />
Abrollverhalten und absolute Pannenresistenz – und unterstützt so die Fahrleistung der Testbikes positiv.<br />
An den Reifen hat es also nicht gelegen, wenn ein Bike im Test versagte.<br />
<strong>FiSCHiS</strong> <strong>FAVORiTEN</strong><br />
1. Specialized<br />
2. Lapierre<br />
3. Norco<br />
bles Ansprechverhalten und höchsten Komfort, sackte dem<br />
Profi aber in Anliegern zu sehr weg. Die RockShox „Boxxer<br />
RC“ hat sich mittlerweile zu einer sehr guten Einstiegs-<br />
Doppelbrückengabel gemausert, arbeitet gut, sackt nicht<br />
weg, kämpft aber bei Highspeed nach wie vor mit einer<br />
verhärtenden Druckstufe. Die „R2C2“ hat da mehr Reserven,<br />
der Shimstack der Druckstufeneinheit klapperte aber<br />
in unserem Test in allen Bikes hörbar.<br />
Viel Positives gab es am Heck: Es ist auffällig, wie gut mittlerweile<br />
auch die einfachsten Dämpfer, wie der Fox „Van<br />
R“, funktionieren, solange sie in einem Hinterbau mit guter<br />
Kinematik stecken. Die besten und schnellsten Bikes waren<br />
daher nicht die mit den teuersten Federelementen. Der Test<br />
hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, dass ein wirklich<br />
guter Hinterbau auch ohne große Knöpfchendreherei<br />
maximale Bodenhaftung liefert und schluckfreudig ist. Mit<br />
vier unabhängig voneinander einstellbaren Druck- und<br />
Zugstufen kann man aus einem sehr guten Heck vielleicht<br />
noch ein bisschen mehr rausholen, eine schlechte Kinematik<br />
kann aber auch der variabelste Zauberdämpfer nicht in<br />
eine gute verwandeln.<br />
FAzIT<br />
Die unterschiede in diesem Testfeld waren enorm. Einige<br />
Bikes passten jedem Tester wie ein handschuh – egal<br />
ob profi oder Einsteiger. Anderen konnten wir auch mit<br />
viel sorgfalt und Mühe kein Leben einhauchen. Aber die<br />
guten Bikes in diesem Test sind dann auch wirklich gut.<br />
selbst Johannes Fischbach musste eingestehen, dass er<br />
mit entsprechendem Tuning auf einigen dieser serien-<br />
Bikes ähnlich schnell unterwegs wäre wie mit seiner<br />
gepimpten rennfeile.<br />
FREERiDE-<strong>FAVORiTEN</strong><br />
1. Specialized<br />
2. YT /Norco<br />
3. Trek/Lapierre<br />
Canyon Torque FRX 9.0<br />
YT Industries Tues 2.0<br />
Trek Session 8<br />
FEDErgABELN IM TEsTFELD<br />
Drei Feinde sollt ihr sein: RockShox war mit der „Boxxer“ klar<br />
Sieger im Verteilungskampf dieses Tests. Neun von zwölf Rädern<br />
waren entweder mit der günstigen „Boxxer RC“ (ehemals Race),<br />
oder der mittelpreisigen „Boxxer R2C2“ (ehemals Team) bestückt.<br />
Nur zweimal kam die Marzocchi „888 RC3 Evo“ zum Einsatz. Und<br />
die teure Fox „40“ findet sich nur einmal. Funktionell sind die<br />
Unterschiede groß: Die „Boxxer“ geht eher straff zu Werke, die<br />
„888“ extrem weich und sensibel. Fox liegt in Sachen Komfort<br />
fast auf Marzocchi-Niveau, erzeugt aber Feedback und Kontrolle<br />
im „Boxxer“-Stil. „Best of both worlds“ also, aber der Preis ist<br />
auch sehr hoch und die Gabel deshalb nur an einem Versender-<br />
Bike (Canyon) zu finden, das trotz solcher Edel-Parts unter 4000<br />
Euro bleiben kann.<br />
Gewichte im Vergleich (in Kilo mit Serienreifen)<br />
Bergamont Straitline Team<br />
Propain Rage 8.8 II<br />
15,4 16,7 16,8 14,9 17 17,3 16,9 14,8 17,4 17,4 14,6 17,4 14,5 17,7 14,0 17,8 14,0 17,9 13,9 18,1 18,4 13,8 18,9 13,7<br />
Speedcheck<br />
Specialized Demo 8 I<br />
Fischis Ghost Prototyp<br />
Referenz: Fischis Ghost 1:18:80 Min.<br />
1. Platz: Specialized Demo 8 I 1:19:60 Min.<br />
2. Platz: Norco Aurum 2 1:19:90 Min.<br />
3. Platz: Lapierre DH 720 1:20:40 Min.<br />
4. Platz: Trek Session 8 1:21:20 Min.<br />
5. Platz: Canyon Torque FRX 9.0 1:21:30 Min.<br />
6. Platz: YT Tues 2.0 1:21:47 Min.<br />
7. Platz: Giant Glory 1 1:21:80 Min.<br />
8. Platz: Solid Mission 9 Evo 1:21:99 Min.<br />
9. Platz: Commençal DH V3 1:22:35 Min.<br />
10. Platz: Scott Gambler WC 20 1:22:50 Min.<br />
11. Platz: Bergamont Straitline Team 1:22:60 Min.<br />
12. Platz: Propain Rage 8.8 II 1:23:14 Min.<br />
Norco Aurum 2<br />
Giant Glory I<br />
Lapierre DH 720<br />
Solid Mission 9 Evo BPS<br />
Commençal DH V3<br />
Scott Gambler WC 20<br />
FREERIDE 2/12<br />
47
test<br />
FREERIDE 2/12<br />
48<br />
Klassische Linie: in Zeiten<br />
organisch geschwungener Rahmendesigns<br />
sind so gerade Oberrohr-<br />
Unterohreinheiten wie am „Straitline“<br />
selten geworden. Die Schrittfreiheit wirkt<br />
recht begrenzt und der Schwerpunkt liegt<br />
spürbar höher als bei vielen Konkurrenten.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: Das Bike ist für meinen Geschmack<br />
zu hoch und fährt sich unhandlich. Der Hinterbau<br />
ist nicht sehr sensibel, schlägt aber trotzdem schnell durch.<br />
Bei hohem Tempo habe ich mich nicht wirklich wohl gefühlt.<br />
Bergamont >Straitline team<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Bergamont GmbH<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
3 999 Euro/17,4 kg<br />
REACH/STACK 420 mm/574 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 64,4°/73,6°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 593 mm/438 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 189 mm/370 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/215 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
Mehrgelenker mit Coax Pivot<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer R2C2/RockShox Vivid R2C<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM XO<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 9<br />
LAUFRäDER DT-Swiss EX 1750 N’Duro Systemlaufradsatz,<br />
Maxxis Minion DH 2,5 Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH BikePArk<br />
StrAFF komFortABel<br />
Federelemente, Ausstattung<br />
Handling, Hinterbau, knarzendes Steuerlager<br />
7<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
Das „Straitline Team“ ist die teurere Version des Downhillers im Bergamont-Programm. Der Rahmen ist bei beiden Modellen<br />
identisch: Ein Mehrgelenker mit Drehpunkt direkt im Ausfallende, „Coax Link“ genannt, liefert 215 Millimeter Federweg. Bei<br />
der Geometrie keine Revolution: Das Tretlager ist mit 370 Millimetern nach heutigen Standards für moderne Downhiller<br />
vergleichsweise hoch, der 438er-Hinterbau normal lang, der Lenkwinkel mit 64,4 Grad nicht besonders flach. Der Rohrsatz<br />
ist zwar konsequent hydroformiert und alle „Rohre“ sind belastungsspezifisch ausgeformt, die optische Linie ist aber<br />
klassisch gerade. Bergamont wirbt beim „Straitline“ mit einem niedrigen Masseschwerpunkt, der hoch im Rahmen liegende<br />
Dämpfer und die Maße sprechen da aber eine andere Sprache. Mit 3999 € Listenpreis liegt das Bike gerade noch im Bereich<br />
der Testanforderung (4000 € max.) und bietet entsprechend hochwertige Parts: Die Kombination aus<br />
RockShoxs „Boxxer R2C2“ und dem „Vivid R2C“ bietet sehr gute Voraussetzungen für eine gelungene<br />
Abstimmung. Truvativ „Descendant“-Kurbel, E13-Kettenführung, Avid „Elixir 9“-<br />
Bremsen und DT „EX 1750“-Laufräder – alles leicht, hochwertig und funktionell. Die serienmäßig<br />
verbauten Maxxis „Minion DH 2.5“ sind ebenfalls gut gewählt. Das Gewicht<br />
lieg bei 17,4 Kilo. Beim ersten Probesitzen wirkt der Hinterbau straff, obwohl er<br />
mit der verbauten 400er-Feder knapp 33 Prozent Sag liefert. Der erste Eindruck<br />
bestätigt sich im Gelände: Die mehr als 20 Zentimeter Federweg am Heck spürt<br />
man nicht. Das „Straitline“ geht eher unkomfortabel zur Sache. Weder eine komplett<br />
offene Druckstufe am Dämpfer noch eine weichere Feder konnten dieses<br />
Fahrgefühl ändern. Zusätzlich wirkt das Bike sehr hoch und lang. „Unhandlich“<br />
war der Begriff, der sowohl von Promi-Tester Johannes Fischbach als auch von<br />
allen anderen Testfahrern zu hören war. Die Front des Bikes ist im Verhältnis zum<br />
Tretlager tief (Stack 574 Millimeter) und der Druck auf dem Vorderrad gut, aber der<br />
hohe Schwerpunkt dämpft den Fahrspaß bei schnellen Richtungswechseln. Das Bike<br />
geht außerdem schwer aufs Hinterrad. Die Performance der Gabel war dagegen sehr gut:<br />
Relativ straff und direkt arbeitet sie im mittleren Bereich des Hubs dynamisch und verhärtet<br />
auch bei hohem Tempo nicht. Leider klackert sie bei hohem Tempo wie ein loser Steuersatz.<br />
All-in-one: Die erste Version des „Straitline“ hatte noch einen<br />
Sitzstrebendrehpunkt oberhalb des Ausfallendes und eine<br />
Bremsmomentabstützung – klapprig und schwer war das.<br />
Das Neue hat einen „Coax Pivot“ im Ausfallende. Ziel: höhere<br />
Steifigkeit und dennoch wenig Einfluss der Bremse auf die<br />
Federarbeit.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
Küstenschiff<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
1:22:60 PlAtz 11<br />
Fazit: Das Bergamont „Straitline“ hat uns nicht überzeugt. Die Geometrie wirkt unhandlich<br />
und der Hinterbau liefert weder hohen Komfort noch besonders gute Bodenhaftung.<br />
Die Ausstattung des Bikes ist hochwertig – man bekommt also viel Gegenwert<br />
fürs Geld. Die schwachen Fahrleistungen macht das nicht wett.<br />
Federanalyse: Serienmäßig kommt das Bike in Größe M mit<br />
einer 400er-Feder. Damit arbeitet der Hinterbau zu straff.<br />
Eine weichere Feder behebt das unsensible Fahrgefühl seltsamerweise<br />
nicht, sorgt aber für noch mehr Durchschläge.<br />
Auch diverse Abstimmungsmarathons am eigentlich sehr guten<br />
„Vivid“-Dämpfer konnten da wenig dran ändern.
test<br />
FREERIDE 2/12<br />
50<br />
Teile-King: Zu pimpen gibts am<br />
„Torque“ nichts mehr. Tolle Parts,<br />
wohin man blickt. Die Fox ist<br />
Klassenprimus. Das leichteste Bike<br />
im Test.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Die Gabel arbeitet sehr gut!<br />
Der Hinterbau kommt da nicht ganz mit, stempelt etwas bei<br />
Bremswellen. Das Bike wirkt leicht, aber auch etwas hoch.<br />
Es ist eher ein Parkbike, als ein Vollblut-Racer.“<br />
Canyon >torque FrX 9.0<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Canyon Bicycles GmbH<br />
www.canyon.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
3 599 Euro/16,7 kg<br />
REACH / STACK 395 mm/607 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 62,6°/72,0°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 596 mm/424 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 189 mm/360 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/200 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
abgestützer Eingelenker<br />
GABEL/DäMPFER Fox 40 Factory Fit RC2/Cane Creek Double Barrel<br />
KURBELN/SCHALTUNG eThirteen Hive DH/SRAM XO<br />
BREMSANLAGE Avid Code/XO<br />
LAUFRäDER Mavic Deemax Systemlaufradsatz,<br />
Maxxis Minion DH 2,5 Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
Handling, gewicht, Ausstattung, rahmendetails<br />
Hinterbau nicht wirklich „fluffig“<br />
9<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
Das „Torque FRX“ wurde für die Saison 2012 komplett neu entwickelt. Die Geometrie des alten Modells war etwas in die Jahre<br />
gekommen: Zu kurz, zu hoch, zu schwer – so könnte man es zusammenfassen. Das neue Bike hat die klassische Rahmenform<br />
mit geraden Rohren und der typischen Dämpferposition behalten. Doch mit dem Vorgänger hat das „Torque FRX 9.0 Flashzone“<br />
trotzdem nichts mehr gemein. Länger, tiefer, leichter ist es geworden. Auf den ersten Blick hat Canyon also alles richtig<br />
gemacht. Der Viergelenker besitzt moderne Maße: 360er-Tretlager, kurzer Hinterbau (424 Millimeter) und modern-superflacher<br />
Lenkwinkel (62,6 Grad). Die etwas geringe Schrittfreiheit ist dem geraden Oberrohr geschuldet. Bei der Ausstattung macht<br />
Canyon die Konkurrenz platt! Wirklich jedes Bauteil ist edel: Fox „40“, Cane Creek „Double Barrel“, E13 „The Hive“-Kurbel<br />
und -Kettenführung, „Deemax“-Laufräder, die SRAM „XO“-Bremse im Race-Set-up (vorne mit „Code“-<br />
Sattel, hinten „XO“), dazu die erprobte Maxxis „Minion/Highroller 2.5“-Kombi. Der Lohn: Sehr<br />
gute 16,7 Kilo Gesamtgewicht, das leichteste Bike im Test. Vor der ersten Abfahrt steht die<br />
Abstimmung. Der Cane Creek war – vorbildlich – von Canyon vorgetestet und eingestellt.<br />
Die Lowspeed-Druckstufe mit „nur“ 6 Klicks wurde dabei gegenüber der von<br />
Cane Creek vorgeschlagenen Grundeinstellung etwas reduziert. Die Gabel braucht<br />
ebenfalls wenig Vorspannung und Druckstufe (je 3 Klicks), um zu harmonieren. Das<br />
geringe Gewicht macht sich sofort positiv bemerkbar. Das Bike saust sehr agil und<br />
dabei schön leise bergab. Die Geometrie ist lang und der flache Lenkwinkel gibt<br />
spürbar Laufruhe. Die präzise Lenkung und das angenehme Cockpit unterstützen<br />
das angenehme Fahrgefühl. Die Gabel begeisterte alle Tester, Johannes Fischbach<br />
eingeschlossen. Der Hinterbau konnte nicht ganz so überzeugen. Im Vergleich<br />
zur Front bügelt er den Untergrund nicht so souverän platt. Auch eine stückweise<br />
Reduzierung der Druckstufen brachte nicht die Schluckfreudigkeit, die zum Beispiel<br />
das Lapierre oder das Specialized besitzen. Dadurch fehlt ihm in sehr ruppigem Gelände<br />
und bei hohem Tempo das letzte Quäntchen Sicherheit. Das Bike verlangt dann ein hohes<br />
Fahrkönnen und viel Mut, um maximal schnell zu sein. Keine Rennfeile also. Im Gegenzug<br />
wirkt es im Bikepark perfekt aufgehoben, denn es springt gut und der kurze Hinterbau sorgt<br />
Edel 1: Canyon spendiert seinem Bike als einziger Hersteller<br />
eine Fox „40“. Die Gabel überzeugt durch sehr guten Komfort,<br />
die dynamische Federarbeit und ist gut abzustimmen. Genauso<br />
agil und dynamisch wie die „Boxxer R2C2“, aber dabei fast so<br />
komfortabel wie die Marzocchi „888“.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
impulsmaschine<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
Bikepark 1:21:30 PlAtz 5<br />
zusammen mit dem geringen Gewicht für viel Fahrspaß.<br />
Fazit: Das neue „Torque FRX“ ist eine gelungene Weiterentwicklung. Bessere Geometrie,<br />
tolles Gewicht. Der flache Lenkwinkel bringt Laufruhe. Die Gabel liefert die beste Performance.<br />
Der Hinterbau arbeitet trotz High-End-Dämpfer nicht ganz so schluckfreudig.<br />
Wer kein Race-, sondern ein Spaßbike für den Park sucht, wird hier fündig.<br />
Edel 2: Dem Cane Creek „Double Barrel“ eilt der Ruf des Wunderdämpfers<br />
voraus. Die Abstimmung ist etwas aufwändiger<br />
als bei der Konkurrenz. Funktionell konnten wir gegenüber<br />
RockShox und Fox keinen gravierenden Leistungsunterschied<br />
ausmachen. Aber funktionieren tut er in jedem Fall sehr gut.
test<br />
Problemkind: Der Marzocchi „Roco TST R“ war spürbar überdämpft<br />
und beeinflusste die Fahrleistung des Bikes massiv.<br />
Der Hinterbau wirkte bei hohem Tempo zäh und konnte schnell<br />
aufeinander folgende Schlägen nicht wegarbeiten. Schade,<br />
denn die Geometrie des Bikes ist top.<br />
FREERIDE 2/12<br />
52<br />
Blaues Wunder? Nicht wirklich.<br />
Das Potenzial des Rahmens ist hoch,<br />
denn die Geometrie ist gelungen. Aber<br />
man gewinnt mit dem „DH V3“ keinen<br />
Blumentopf, solange dieser Dämpfer<br />
im Heck steckt.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Die Geo ist fast perfekt,<br />
man steht super „im“ Bike. Aber das Set-up ist mies: hinten<br />
zu träge. Der Dämpfer ist lahm und das Heck springt bei<br />
Bremswellen. Vorne ist mir die Gabel viel zu weich.“<br />
Das Commençal „DH V3“ ist quasi das Abschiedsgeschenk von Gee Atherton an seinen alten Arbeitgeber. Der Weltklassefahrer<br />
wechselte für die Saison 2012 zu GT. Zurück lässt er das in den letzten Jahren entwickelte und mit einigen Worldcup-Siegen<br />
geschmückte „V3“. Der Rahmen ist als Mehrgelenker mit Float Link konzipiert – diese Technik kennt der ein oder andere<br />
vielleicht noch von der deutschen Marke Fusion. Der Dämpfer ist dabei unten an der Kettenstrebe und oben an der Wippe<br />
abgestützt, er hat also keine direkte Verbindung zum Hauptrahmen. Die Geometrie ist lang: 1200 Millimeter Radstand sind<br />
Rekord im Testfeld. Der resultiert zum einen aus dem Hinterbaumaß von 445 Millimetern, zum anderen aus dem sehr<br />
flachen Lenkwinkel von 62,5 Grad. Die Front ist nicht ganz so geduckt, das gibt bei steilen Passagen Sicherheit. Gemessen<br />
am Preis (3899 Euro) ist die Austattung durchschnittlich: FSA-Kurbeln, Formula „RX“-Bremsen und hauseigene Parts bei<br />
Lenker, Vorbau und Laufrädern sind keine Highlights (gut: Maxxis Minion 2.5er-Bereifung). Zwar steckt im Steuerrohr die<br />
breit abstimmbare „888 RC3 EVO“, im Heck federt dafür nur der recht einfache „Roco TST R“. Das<br />
muss grundsätzlich kein Nachteil sein, ist es in diesem Fall aber schon, denn der „Roco“ ist<br />
gnadenlos überdämpft. Auf dem Trail arbeitet der Hinterbau zäh und zu langsam. Je höher<br />
das Tempo, desto schlechter folgt er dem Untergrund. Das Rad wirkt schwer, pumpt im<br />
Antritt und beschleunigt träge. Die Gabel spricht dagegen hypersensibel an, liefert<br />
extrem viel Komfort und gefiel vor allem den DH-Einsteigern unter den Testern gut.<br />
Gerade auf der extrem ruppigen und langen Strecke in Bozen war die Marzocchi<br />
wie Balsam für die Arme, weil sie Erschütterungen komplett wegsaugt. Allerdings<br />
verliert man durch die extrem weiche Abstimmung etwas an Fahrleistung, wenn<br />
man schnell und mit Druck unterwegs ist. Trotz maximaler Druckstufeneinstellung<br />
und voller Vorspannung von Feder und Endkompression taucht die Gabel dann<br />
tief ein. Dennoch fühlt man sich auf dem Commençal sicher. Die enorme Laufruhe<br />
des Rahmens kann wegen des Dämpfers sein Potenzial zwar nicht ganz ausspielen,<br />
aber die Winkel stimmen und der Fahrer sitzt tief „im“ Bike. Schwach hingegen:<br />
die Bremsen. Auf den langen Bozen-Abfahrten kam es verstärkt zu Fading. Der harte<br />
Druckpunkt ließ die Finger schnell müde werden.<br />
Fazit: Das Commençal „DH V3“ bietet gute Voraussetzungen für ein schnelles, laufru-<br />
Aufgeräumt: Die innenverlegten Züge und die klaren Linien<br />
des Rahmens gefielen allen Testern. Der Lenkwinkel ist flach<br />
(62,5 Grad) und sorgt für hohe Laufruhe.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
VIRTVS<br />
VNITA FORTIOR<br />
atherton-project<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
higes DH-Bike. Doch speziell der Hinterbau kann nicht überzeugen. Der Dämpfer arbeitet<br />
zu langsam. Dadurch ist der Hinterbau nicht wirklich schluckfreudig und limitiert den<br />
Fahrspaß. Die Gabel ist ein Komfortwunder und gefällt besonders DH-Neulingen. Bei<br />
aggressiver Fahrweise ist sie etwas zu weich. Die Bremsen waren die schwächsten im Test.<br />
CommenÇal >DH V3<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB JBS Radsportgroßhandel e.K.<br />
www.jbs-trading.de<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT<br />
MEssDATEN<br />
3 899 Euro/18,4 kg<br />
REACH/STACK 389 mm/594 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 62,5°/71,8°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 590 mm/445 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 200 mm/353 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/200 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
o<br />
Float Link (Mehrgelenker)<br />
GABEL/DäMPFER Marzocchi 888 RC3 Evo LTD/Marzocchi Roco TST R<br />
KURBELN/SCHALTUNG FSA-Gravity Gap/Shimano Saint<br />
BREMSANLAGE Formula RX<br />
LAUFRäDER Commençal-Naben, Alexrims/Commençal Diac-Felgen,<br />
Maxxis Minion DH 2.5-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF, Direkt komFortABel<br />
geometrie, rahmendetails, gabel<br />
Dämpferfunktion, gewicht, Bremsen<br />
1:22:35 PlAtz 9<br />
8<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>
test<br />
Mythen-Bike: Danny Hart hat mit dem<br />
„Glory“ im legendären WM-Schlammrennen<br />
von Champéry alle anderen wie<br />
Anfänger aussehen lassen. Seither sieht<br />
man das Giant mit einer gewissen Ehrfurcht<br />
– lag’s wirklich am Bike?<br />
giant >glory 1<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Giant Deutschland GmbH<br />
www.giant-bicycles.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT<br />
MEssDATEN<br />
3 700 Euro/17,8 kg<br />
REACH/STACK 386 mm/586 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63,6°/70,3°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 605 mm/444 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 178 mm/370 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/203 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
o<br />
VPP<br />
GABEL/DäMPFER Marzocchi 888 RC3 Evo/Marzocchi Roco World Cup<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 7<br />
LAUFRäDER Giant/DT-Swiss 350-Naben, DT-Swiss EX500-Felgen,<br />
Schwalbe Muddy Mary 2.5-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
geometrie, Handling, komfort<br />
Dämpferabstimmung, laut<br />
FREERIDE 2/12<br />
54<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Ziemlich geile Geo – das<br />
Handling des „Glory“ ist top. Der Dämpfer lässt sich aber<br />
nicht vernünftig abstimmen und die Gabel war mir wieder<br />
zu weich. Mit anderem Set-up aber ein richtig guter Racer.“<br />
8,5<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
h(e)art-attacK<br />
Immer, wenn wir das „Glory“ sehen, haben wir spontan Rob Warners Brüllaffenkommentar im Ohr. Bei der WM 2011 ließ<br />
Danny Hart mit diesem Bike alle Konkurrenten weit hinter sich und whippte das „Glory“ trotz übelst schlammiger Piste<br />
werbetauglich ins Ziel. Der Traum jedes Marketingstrategen: Wirklich schlecht kann so ein Bike ja nicht sein, oder? Nun ja.<br />
Dannys Bike war ein durchgepimptes Racemodell mit Prototypenfederung. Aber der Rahmen war Serie. Der „Maestro“-Hinterbau<br />
mit virtuellem Drehpunkt steckt in allen Bikes des Herstellers, reagiert erfahrungsgemäß gut auf schwere Schläge von vorne und<br />
bleibt im Antritt relativ ruhig. So haben wir das zumindest beim kleineren Bruder „Faith“ erlebt, dem 180-Millimeter-<strong>Freeride</strong>r.<br />
Die Geometrie wirkt rein zahlenmäßig nicht außergewöhnlich: 63,6 Grad Lenkwinkel, 444 Millimeter Hinterbau, 370<br />
Millimeter Tretlagerhöhe. Die Front ist relativ flach (Stack 586 Millimeter). Der Ausstattungsmix, bestehend<br />
aus „Descendant“-Kurbel, MRP-Führung, Marzocchi-Federelementen, SRAM „Elixir 7“-<br />
Bremsen und vielen hauseigenen Parts, ist eher Durchschnitt. Und die Grundabstimmung<br />
des Dämpfers ist etwas kniffelig. Die Zugstufe war nur ganz offen für Fahrer mit 75 Kilo<br />
Gewicht schnell genug. Mit ein paar Klicks mehr wird er sofort träge, dazwischen<br />
gibt es nichts. Immerhin ist er nicht so langsam, wie der Dämpfer im Commençal.<br />
Bergab fällt erstmal die Geräuschkulisse negativ auf – das „Glory“ rappelt wie ein<br />
Sack Schrauben. Aber die Geometrie passt und das Fahrwerk ist extrem komfortabel.<br />
Gabel und Hinterbau arbeiten sensibel und filtern auch bei hohem Tempo<br />
effektiv die Schläge weg. Dabei hält das Rad auch in stark ausgesetztem Terrain<br />
gut die Geschwindigkeit – ein bekannter Effekt des VPP-Systems. Denn die Raderhebungskurve<br />
verläuft hier zu Beginn leicht nach hinten. Das Hinterrad kann<br />
also einem dicken Brocken effektiv ausweichen. Auch beim Giant war Johannes<br />
Fischbach die Gabel für aggressive Kurvenfahrten zu weich; Durchschnittfahrer<br />
kommen mit dem Set-up aber gut zurecht und schätzen den hohen Fahrkomfort.<br />
Positiv war das Verhalten des „Glory“ beim Herausbeschleunigen aus Kurven: Der<br />
Hinterbau bleibt hier angenehm ruhig und sackt nicht ein. Die „Elixir 7“ hatte etwas mit<br />
Fading zu kämpfen, blieb bei der Bremsleistung aber immer im grünen Bereich.<br />
italien 1: Als einer von zwei Herstellern verbaut Giant Federelemente<br />
von Marzocchi. Die „888 RC3 EVO“ ist sensibel wie<br />
keine andere Gabel am Markt. Ein Traum für Fans von hohem<br />
Komfort.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
1:21:80 PlAtz 7<br />
Fazit: Das Giant „Glory“ besitzt eine gelungene Geometrie, die dem Fahrer viel Kontrolle<br />
und Sicherheit bietet. Das Marzocchi-Fahrwerk ist komfortabel. Speziell beim Hinterbau<br />
ist der sinnvolle Abstimmungsbereich der Zugstufe aber zu klein. Alles in allem ein<br />
gutes Bike, bei dem sich mit anderen Federelementen aber noch einiges an Leistung<br />
herausholen lässt.<br />
italien 2: Der „Roco World Cup“ arbeitet im Vergleich zum<br />
„TST R“ im Commençal deutlich agiler. Hier lag das Problem<br />
eher in der Feinabstimmung. Es gab eigentlich nur zwei<br />
Bereiche der Zugstufe: schnell und zu langsam.
test<br />
lapierre >DH 720<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Lapierre SA<br />
www.lapierrebikes.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
3 899 Euro/17,9 kg<br />
REACH/STACK 405 mm/582 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63,6°/69,5°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 626 mm/437 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 184 mm/370 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/200 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
Pendbox<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC/Fox DHX RC2<br />
KURBELN/SCHALTUNG FSA-Gravity/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Formula RX<br />
LAUFRäDER Lapierre-Naben/Alexrims FR32-Felgen,<br />
Schwalbe Muddy Mary 2.5-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
irgendwie anders: Das Lapierre<br />
besitzt eine ganz eigenständige<br />
Optik. Filigran im Vergleich zur<br />
Konkurrenz und sehr elegant.<br />
Der Hinterbau ist klasse!<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF, Direkt komFortABel<br />
Hinterbau, laufruhe, Handling<br />
gabel verhärtet bei Highspeed, Bremsen<br />
FREERIDE 2/12<br />
56<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi:„Geiles Ding! Wahnsinnig<br />
sensibler Hinterbau, angenehme Geometrie mit etwas<br />
höherer Lenkzentrale. Das gefällt mir. Das Heck gehört in<br />
Sachen Fahrleistung ganz klar zu meinen Favoriten.“<br />
9,5<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
e.t.-mobil<br />
Zugegeben, die Downhill-Erfolge von Nico Vouilloz liegen schon ein paar Jährchen zurück. Aber noch immer umwabert den<br />
Franzosen die Aura des genialen Ausnahmetalents. Wenn der Typ ein Bike entwickelt, dann muss das Ding super sein. Punkt.<br />
Letztes Jahr kam der neue Downhiller von Lapierre auf den Markt – und natürlich war alles anders als bei der Konkurrenz: das<br />
„Pendbox“-System, die Dämpferanlenkung, die Optik. Die Tretlagereinheit ist nur über zwei Gelenkpunkte mit Hauptrahmen und<br />
Hinterbau verbunden. Die Idee: Durch den entkoppelten Antriebsstrang soll ein hoher Schwingendrehpunkt ermöglicht werden,<br />
ohne dass Pedalrückschlag droht und der Kettenzug die Hinterbaufunktion beeinflusst. Die Kettenstreben sind aus Carbon; der<br />
Alu-Hauptrahmen ist elegant geformt und bietet viele schöne Details (innenverlegte Züge, Schutzplatten für den Dämpfer).<br />
Die Geo: 63,6-Grad-Lenkwinkel, 437 Millimeter Kettenstreben, 370 Millimeter hohes Tretlager. Niedriger<br />
Stackwert: 582 Millimeter. Weil der Rahmen so aufwändig ist, musste Lapierre offensichtlich bei<br />
der Ausstattung sparen: „Boxxer RC2“ und der Fox „DHX RC2“ bilden das Fahrwerk. Dazu<br />
gibt’s FSA-Kurbeln der schwereren Sorte, SRAM „X7/X9“-Schaltkomponenten, Formula<br />
„RX“-Bremsen und hauseigene Laufräder mit Schwalbe „Muddy Mary 2.5“-Bereifung.<br />
Das Gewicht landet so bei 17,9 Kilo – nicht wirklich leicht also. Beim ersten Aufsitzen<br />
versinkt man im Hinterbau wie auf dem Sofa von Oma Kasuppke – extrem plüschig.<br />
Und so geht’s dann auch bergab. Mit einem Gefühl von endlosem Federweg und<br />
hoher Laufruhe saugt der Hinterbau alles auf, was auf dem Trailboden so rumliegt.<br />
Dabei ist das Bike faszinierenderweise trotzdem agil, beschleunigt super, hat guten<br />
Pop und sackt auch bei harten Einschlägen nicht durch. Trotz der superweichen<br />
Abstimmung geht das Heck nie spürbar auf Block – phänomenal! Die „Boxxer“ tut<br />
ihr Möglichstes, um neben dem Heck zu bestehen. Doch wenn es sehr schnell und<br />
ruppig wird, gelingt das nicht mehr ganz. Die Druckstufe verhärtet dann bei schnellen<br />
Schlägen und reicht die Erschütterungen direkt an den Fahrer durch. Dem Heck konnten<br />
wir in Anliegern leichten Flex entlocken, der bei uns aber nur noch mehr Laufruhe ins<br />
Fahrwerk brachte. 100-Kilo-Piloten könnte das aber Probleme bereiten. Auch am Lapierre<br />
haben uns die Formula-Bremsen genervt: Fading, zu harter Druckpunkt, zu wenig Power. Den<br />
Fahrspaß konnte das aber kaum schmälern – mit dem „DH 720“ macht Vollgas einfach Laune.<br />
Fazit: Das Lapierre „DH 720“ besitzt einen der besten Hinterbauten auf dem Markt.<br />
Schluckfreudigkeit gepaart mit Agilität. im Antritt straff, ansonsten sehr komfortabel<br />
und mit idealer Kennlinie. Die Gabel fällt dazu etwas ab. Trotzdem: eines der schnellsten<br />
Bikes im Test. Einzig die Bremsen sind schwach und kosten das Bike einen halben Punkt.<br />
Schluckfreudigkeit hat einen Namen: Lapierre. Das eigenständige<br />
Hinterbaukonzept erinnert ganz entfernt an GT. Die vom<br />
Hauptrahmen und Hinterbau entkoppelte „Pendbox“ und der<br />
aufwändig angesteuerte Dämpfer produzieren Fahrkomfort<br />
wie von einem anderen Stern.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
1:20:40 PlAtz 3<br />
Schlappe Nummer: Die Formula „RX“ kapitulierte bei den<br />
langen Abfahrten in Bozen recht schnell. Starkes Fading, unangenehm<br />
harter Druckpunkt. Das kostet deutlich Fahrspaß. Mit<br />
besseren Bremsen bekäme das Lapierre volle 10 Punkte.<br />
FREERIDE 4/09 4/08
test<br />
Sparfuchs: Das „Aurum 2“ ist eines<br />
der günstigsten Bikes im Test, aber<br />
auch eines der besten. Der elegante<br />
Rahmen gefiel, genau wie die gelungene<br />
Balance und Funktion des Hinterbaus.<br />
norCo >aurum 2<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Fritz Wittich GmbH. LTD<br />
www.norco-bikes.de<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
2 899 Euro/17,7 kg<br />
REACH/STACK 411 mm/586 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63°/71°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 618 mm/427 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 184 mm/345 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/200 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
Viergelenker<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC Race/X-Fusion Vector RC<br />
KURBELN/SCHALTUNG FSA Gap/SRAM X7<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 5<br />
LAUFRäDER Novatec-Naben, Sun Ringle Inferno 29-Felgen,<br />
Kenda Nevegal 2,5-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
Fahrwerk, Handling, rahmen, Preis<br />
nix<br />
FREERIDE 2/12<br />
58<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Sehr gelungenes Bike. Der<br />
Hinterbau liegt schön ruhig und hat eine gute Endprogression.<br />
Die Geometrie ist ein guter Kompromiss aus Handlichkeit<br />
und Laufruhe. Mir war die Front fast zu tief.“<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
GoldjunGe<br />
Norco hat die gesamte Bike-Linie für das Jahr 2012 überarbeitet. Alles wurde schlanker, leichter und irgendwie auch<br />
eleganter. Bereits der <strong>Freeride</strong>r „Truax“ hat uns mit seinem ausgewogenen Fahrverhalten gefallen. Das „Aurum 2“<br />
kommt mit einer ganz ähnlichen Optik daher: Filigran und elegant sieht der Rahmen aus. Im Vergleich zu DH-<br />
Muskelpaketen wie dem Scott oder dem Solid wirkt es schon fast fragil. Die Geometriedaten sind interessant: Auf<br />
345 Millimeter haben die Kanadier das Tretlager des Bikes abgesenkt. Nur Scott und Specialized wurden noch tiefer<br />
gelegt. Der Lenkwinkel liegt bei flachen 63 Grad, der Hinterbau ist mit 427 Millimetern schön kurz. Im Verhältnis<br />
zum Tretlager ist die Front normal tief: 586 Millimeter beträgt der Höhenunterschied. 2899 Euro ruft Norco für<br />
seinen Einstiegs-Downhiller auf. Günstiger ist nur der Versender YT Industries. Natürlich kann das<br />
„Aurum 2“ im direkten Vergleich bei der Ausstattung nicht gegenhalten. Im Heck steckt ein<br />
günstiger X-Fusion-Dämpfer. Der „Vector RC“ mit verstellbarer Lowspeed-Druckstufe<br />
liegt etwa auf dem Niveau der Fox „Van RC“. Vorne arbeitet wieder die RockShox<br />
„Boxxer RC2“. Auch bei den Parts ist Sparen angesagt. FSA „Gap“-Kurbel, SRAM<br />
„X7“-Schaltkomponenten und eine Avid „Elixir 5“-Bremse wurden verbaut.<br />
Dazu ein paar hauseigene Parts und die guten, weil griffigen Kenda „Neve -<br />
gal 2.5“, fertig. Trotzdem ist das Bike mit 17,7 Kilo noch recht leicht.<br />
Das Norco gehörte zu den Sofort-Wohlfühl-Bikes. Man setzt sich drauf und<br />
alles ist am richtigen Fleck. Wobei: Die drei Spacer unter dem Vorbau<br />
waren uns etwas zuviel – zwei mussten raus. Aber dann passte das Norco<br />
perfekt. Ohne große Einstellarien lieferte der Hinterbau gleich eine sehr<br />
gute Leistung ab. Gute Bodenhaftung, kein Stempeln beim Anbremsen, kein<br />
Wegsacken in aggressiv gefahrenen Anliegern. Das Bike liegt ruhig und kombiniert<br />
Laufruhe bestens mit Agilität. Die „Boxxer“ machte hier einen ziemlich<br />
guten Job und passt mit ihrem straffen Charakter sehr gut zum Heck. Überhaupt<br />
ist die gelungene Balance das größte Pfund des Norco. Die günstige Ausstattung<br />
bemerkte man nicht negativ – selbst die „Elixir 5“ hat ihre Arbeit zuverlässig erledigt.<br />
Fazit: Das „Aurum 2“ ist ein sehr guter Downhiller – zum Spartarif. Der schön gefertigte<br />
Rahmen bietet eine exzellente Basis für späteres Tuning. Die Fahrwerksfunktion ist<br />
bereits jetzt auf sehr hohem Niveau und das Gewicht gering. Platz zwei im Speedcheck<br />
– und das ohne erkennbare Schwächen. Wir sagen: top!<br />
Elegant: Die Sattelstützenklemmung wurde schön integriert.<br />
Vorsicht ist aber bei der Sattelhöhe geboten. So tief drin wie<br />
auf dem Bild ist schon zu tief – das Hinterrad schrabbelt dann<br />
bei harten Landungen an der Sattelkante.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
TopScore 1:19:90 PlAtz 2<br />
Simpel, aber gut: Eine Hinterbaukonstruktion ohne große Gimmicks<br />
und ein Dämpfer für Sparfüchse. Und trotzdem gehörte<br />
das Heck des Norco zu den Favoriten. Sensibel, schluckfreudig,<br />
guter Durchschlagschutz. So soll das sein!<br />
FREERIDE 4/08
test<br />
Versteckspiel: Die sowieso schon schwierig zu bedienenden<br />
Einstellknöpfe des Cane-Creek-Dämpfers verschwinden beim<br />
Propain in den tiefen Tiefen der Alufrästeile. Wir wollen ja<br />
nicht nörgeln, aber das kann man echt besser machen.<br />
FREERIDE 2/12<br />
60<br />
Pimp my ride: Dem „Rage 8.8 ii“<br />
sieht man seinen Sparpreis definitiv<br />
nicht an. Neben Norco und yT industries<br />
das günstigste Bike im Testfeld, aber in<br />
Sachen Ausstattung weit vorne.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi:„Mit dem Propain habe<br />
ich mich schwer getan. Der Hinterbau ist weich und hat<br />
wenig Pop. Beim Anbremsen stempelt er leicht. Das Bike<br />
wirkt insgesamt etwas träge und beschleunigt langsam.“<br />
Die kleine deutsche Schmiede Propain liefert optisch eines der auffälligsten Bikes ab. Das „Rage 8.8 II“ besitzt einen<br />
ziemlich abgefahrenen VPP-Hinterbau, der einen großen Teil der Masse direkt über dem Tretlager konzentriert.<br />
Wenig spektakulär sind die Geodaten: 64,4 Grad Lenkwinkel, 360 Millimeter hohes Tretlager, 434er-Hinterbau. Auch<br />
der Stackwert liegt mit 591 Millimetern im grünen Bereich. Nicht zu tief, nicht zu hoch. Auf den ersten Blick erschließt sich<br />
die Hinterbaufunktion nicht. Man muss schon mal ein bißchen drücken und gucken, bevor man ganz begreift, was da wohin<br />
wandert und warum: Die obere Wippe – gleichzeitig die obere Dämpferaufnahme – dreht sich beim Einfedern nach vorne<br />
in das massive Frästeil hinein. Der zweite Umlenkhebel, der auch die untere Aufnahme für den Dämpfer bildet, arbeitet<br />
nach hinten oben und gibt so die sinnvolle Raderhebungskurve vor. Wer jetzt glaubt, soviel Aufwand beim<br />
Rahmen müsste zwangsläufig eine Sparausstattung nach sich ziehen, der irrt. Im Propain-Heck<br />
steckt der Cane Creek „Double Barrel“, die Gabel ist eine breitbandig verstellbare Rock-<br />
Shox „R2C2“ und auch die Anbauteile sind durchweg hochwertig: „Elixir 9“-Bremsen,<br />
„X9“-Schaltung, von „Sixpack“ stammen die schick golden eloxierten Parts und die<br />
Laufräder mit Maxxis „Highroller 2.4“-Bereifung. Schwer ist das Teil trotz der<br />
gewaltigen Frästeile nicht: 17,4 Kilo. Zum Glück kam das Bike eingefahren und<br />
mit abgestimmtem Dämpfer zu uns. Denn dessen Einstellknöpfe erreicht man<br />
schlecht. So konnte es gleich losgehen. Der Hinterbau arbeitet komfortabel<br />
und bügelt zuverlässig auch große Brocken platt. Schluckfreudig, aber leider<br />
auch wenig seitensteif. Das sorgt zwar, wie beim Lapierre, für gute Laufruhe,<br />
aber in Anliegern lässt das Propain Präzision vermissen. Johannes Fischbach<br />
erspürte auch noch leichtes Springen beim Anbremsen vor Kurven und war<br />
mit dem Propain auf der Zeitmessstrecke mit Abstand am langsamsten<br />
unterwegs. Vielleicht lag das auch am Handling, das bei schnellen Richtungswechseln<br />
nicht so dynamisch ist, wie es die tiefe Schwerpunktlage<br />
vermuten ließe. Vielmehr hat man das Gefühl, ein recht großes Bike unter sich zu<br />
haben. Die Gabel macht ihren Job dagegen gut, ist bei hohem Tempo deutlich leistungs-<br />
Rocket Science: Der Hinterbau des Propain ist optisch das<br />
krasse Gegenteil zum aufgeräumten Heck des Norco. Wippen,<br />
Frästeile und mittendrin der Dämpfer. Das Ganze sorgt für<br />
einen schön tiefen Masseschwerpunkt, ist aber leider nicht<br />
sehr seitensteif.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
Wut-probe<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
fähiger als die „Boxxer RC2“ und verhärtet nicht bei schnellen Schlägen.<br />
Fazit: Das Propain besitzt einen aufwändigen Rahmen und ist toll ausgestattet. Der<br />
schluckfreudige Hinterbau verträgt harte Einschläge gelassen. insgesamt fehlt es dem<br />
Bike aber an Spritzigkeit. Kein Racer für Bestzeiten, aber ein gutes Big Bike für den Park.<br />
Dort vermittelt es ein sicheres Fahrgefühl und bietet gute Reserven bei Drops.<br />
propain>rage 8.8 ii<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Propain Bicycles GmbH<br />
www.propain-bikes.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
2 899 Euro/17,4 kg<br />
REACH/STACK 425 mm/591 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 64,4°/75,2°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 588 mm/434 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 197 mm/430 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/225 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
VPP<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer R2C2/Cane Creek Double Barrel<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 9<br />
LAUFRäDER Sixpack Vice-Naben, Sixpack Kamikaze-Felgen,<br />
Maxxis High Roller 2 2.4-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
Ausstattung, Preis, viel Federweg im Heck<br />
wenig Agilität, schwammiger Hinterbau<br />
1:23:14 PlAtz 12<br />
8,5<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>
immer nur möglichst schnell von<br />
A nach B wird irgendwann öde.<br />
Manchmal muss auch Zeit für<br />
ein bisschen Luftakrobatik sein.<br />
Chris Schleker legt am Roadgap in<br />
Bozen das „Demo“ flach.<br />
FREERIDE 2/12<br />
61
test<br />
Wir wissen nicht, mit welchen Horrorszenarien die Entwickler bei Scott gerechnet haben, als sie das „Gambler“<br />
entwarfen. Es müssen aber apokalyptische Visionen gewesen sein, denn der Rahmen wirkt, als könnte er den<br />
Weltuntergang überstehen. Ein extremer Gegensatz zu den modernen, eher filigranen Rahmen von Lapierre und Norco.<br />
Aber zumindest bei der Geometrie wurde der Rahmen auf den aktuellen Stand gebracht. Mit 340 Millimetern liegt das<br />
Tretlager extrem tief und der Lenkwinkel ist mit 63 Grad flach. Geändert wurde auch die Anlenkung des Federbeins.<br />
Früher war sie variabel, jetzt ist sie fix und soll 210 Millimeter Hub liefern. Obwohl der Rahmen bereits seit einigen<br />
Jahren gebaut wird, scheint die Herstellung immer noch teuer zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass das Bike<br />
für knapp 3200 Euro so schwach ausgestattet ist. Neben der RockShox „Boxxer RC2“ und dem<br />
Fox „Van RC“ sorgen SRAM „X5/X7“-Schaltung, Truvativ „Hussfelt“-Kurbel und „Elixir 5“-<br />
Bremsen nicht gerade für Bling-Bling-Glamour. Interessant: die Reifenwahl. Auf<br />
den Scott-Systemlaufrädern drehen sich serienmäßig 2.35er-Schwalbe „Muddy<br />
Mary“ vorn und „Wicked Will“ hinten. Das Gewicht passt zur Optik: 18,9 Kilo.<br />
Das „Gambler“ kommt serienmäßig mit einer 350er-Feder und war damit<br />
allen Testern zu straff. Mit einer 250er-Feder passte zumindest der Sag, aber<br />
komfortabel wurde der Hinterbau dennoch nicht. Er arbeitet unsensibel<br />
und verliert schnell Bodenhaftung. Bedenkt man, dass im Heck der<br />
gleiche Dämpfer wie im Specialized steckt (dort sehr schluckfreudig),<br />
wird klar, dass der Hinterbau des Scott wohl einfach nicht das gleiche<br />
Potenzial hat. Da hilft auch das tiefe Tretlager wenig, das nicht positiv<br />
auffallen wollte. Man steht trotz Rahmengröße L gedrungen auf dem<br />
Bike. Auf den langen Abfahrten in Bozen verfluchten wir die schwache<br />
Bremsleistung der „Elixir 5“. Die wurde wegen des unsicheren Fahrverhaltens<br />
und des hohen Bikegewichtes mehr gefordert als im Norco und litt deutlich<br />
unter Fading. Uns machte das Scott am wenigsten Spaß. Vielleicht haben<br />
das auch die Entwickler begriffen. Team-Neuzugang Brendan Fairclough bekam<br />
gleich zum ersten Weltcup-Rennen eine neues Big Bike spendiert. Warum wohl?<br />
Fazit: Das wuchtige Scott ist in unseren Augen nicht mehr wirklich konkurrenzfähig.<br />
Zu schwer und mit schwacher Hinterbaufunktion. Ob dem Hinterbau mit einem<br />
anderen Dämpfer mehr zu entlocken ist, wissen wir nicht. Gelungen ist die Geometrie.<br />
Aber auch wenn man die Ausstattung ins Verhältnis zum Preis setzt, muss man sagen:<br />
Es gibt bessere Bikes!<br />
FREERIDE 2/12<br />
62<br />
monstertrucK<br />
SCott >gamBler WC 20<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Scott Sports AG<br />
www.scott-sports.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
3 199 Euro/18,9 kg<br />
REACH/STACK 403 mm/588 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63°/73°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 589 mm/436 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 179 mm/340 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 203 mm/210 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
Mehrgelenker<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC/Fox Van RC<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Hussefelt/SRAM X7<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 5S<br />
LAUFRäDER Scott Comp/DHL-Naben, Alex FR32-Felgen,<br />
Schwalbe Muddy Mary 2,35-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
geometrie<br />
Hinterbaufunktion, gewicht, Handling,<br />
Ausstattung<br />
7<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong><br />
Armes Ding: Beim Scott hatte die „Elixir 5“ arg zu kämpfen.<br />
Soviel Masse will erstmal abgebremst werden. Anders als im<br />
Norco neigte sie hier denn auch zum Fading. Merke: Ein Monsterbike<br />
braucht auch Monsterbremsen.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
1:22:50 PlAtz 10<br />
Der Look des „Gambler“ ist bekannt,<br />
doch für 2012 hat Scott die Geometrie<br />
nochmals verändert. Die Anlenkung des<br />
Dämpfers auch – und das hat uns ziemliches<br />
Kopfzerbrechen bereitet.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Krass – als ob der<br />
Hinterbau in Urlaub wäre. Das Heck ist unsensibel und<br />
springt. Dabei ist die Geo okay. Aber schnell und sicher bin<br />
ich damit nicht unterwegs.“<br />
Muskelprotz: Kein anderes Bike wirkt so massiv wie das<br />
„Gambler“. Vermutlich könnte man damit auch Vollgas gegen<br />
eine Wand ballern und das Bike bliebe heil. Leider korrespondiert<br />
das Gewicht mit der Optik – das Schwergewicht im Test.
test<br />
Feindkontakt: Das Solid besitzt keine Stützenbremse. Weiter<br />
als auf dem Foto darf die Stütze nicht in Richtung Feder ragen,<br />
sonst scheppert’s. Wir finden: Das kann und sollte der Hersteller<br />
ändern.<br />
FREERIDE 2/12<br />
64<br />
Ganz klar: Das ist ein Solid.<br />
Mit der massiven Eingelenksschwinge<br />
besitzt das „Mission 9<br />
Evo BPS“ einen hohen Wiedererkennungswert.<br />
Ebenfalls hoch: Das<br />
Tretlager. 395 Millimeter – wtf?<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Ich sag’s ganz ehrlich: Auf<br />
dem Rad fühle ich mich nicht wohl. Man steht viel zu hoch,<br />
die Geometrie wirkt veraltet. Der Hinterbau war entweder zu<br />
langsam oder zu schnell und der Dämpfer schmatzt laut.“<br />
Das Solid hat die Preisgrenze eigentlich knapp überschritten. 4099 Euro verlangt der Hersteller für das „Mission 9 EVO<br />
BPS“. Wir wollten nicht päpstlicher sein als der Papst, darum durfte es dabei sein. Für das Geld bekommt man einen<br />
Rahmen, der typisch Solid ist: massig, mit dicken Frästeilen und einer noch dickeren Eingelenksschwinge. Der Marzocchi<br />
„Roco RC World Cup“-Dämpfer wird über eine Umlenkung gedrückt und soll satte 235 Millimeter Federweg liefern. Rekord!<br />
Auch ein anderer Wert ist rekordverdächtig: Das Tretlager liegt auf 395 Millimetern Höhe. Solche Maße hatten Bikes vor drei<br />
bis vier Jahren oft, um auch über Wurzelteppiche pedalierbar zu bleiben. Heute wird ein Rahmen selten derart aufgebockt,<br />
weil das Handling leidet. Auch der Lenkwinkel ist mit fast 65 Grad relativ steil. Einzig das Hinterbaumaß (425 Millimeter)<br />
wirkt zeitgemäß. Im Steuerrohr steckt eine RockShox „R2C2“. Die Ausstattung ist, gemessen am Preis, nicht<br />
wirklich hochwertig. Die „Descendant“-Kurbel, SRAM „X7/X9“-Schaltung und Avids „Elixir 7“ sind<br />
etwas enttäuschend. Bei Lenker, Vorbau und Laufradsatz greift Solid zur hauseigenen, aber<br />
guten Marke Reverse und spendiert 2.35er-„Muddy Marys“. Auch in diesem Bike war der<br />
Marzocchi-Dämpfer „Roco World Cup“ keine Offenbarung in Sachen Abstimmbarkeit. Die<br />
Zugstufe ist komplett offen etwas zu schnell, aber noch okay für einen 75-Kilo-Fahrer.<br />
Ein paar Klicks zugedreht und er schlürfte viel zu träge in die Ausgangsposition<br />
zurück. Dazwischen gab’s nichts Passendes. Ärgerlich! Auf dem Trail bestätigt der<br />
erste Eindruck die Daten. Man steht sehr hoch über dem Bike und trotz des Reach-<br />
Wertes von 423 Millimetern fühlt man sich beengt. Dennoch kann der Hinterbau<br />
mit der aufwändigen Anlenkung das Maximum aus dem Dämpfer rausholen – das<br />
Bike schluckt Schläge effektiv, linear und mit guter Endprogression. Hilfreich ist<br />
die RockShox-Gabel, die mit ihrer hochwertigen Druckstufenkartusche auch bei<br />
hohem Tempo geschmeidig arbeitet. In Anliegern funktioniert die Balance der<br />
Federelemente; das Bike taucht nicht zu tief weg. Dafür geht der Dämpfer im Antritt<br />
spürbar in die Knie.<br />
Fazit: Das verhältnismäßig teure Solid wirkt mit seinem hohen Tretlager und dem<br />
steilen Lenkwinkel ein bisschen wie aus einer anderen Zeit. Dass es dennoch recht<br />
Motocross-Design: Die massive Eingelenksschwinge und der<br />
über eine Wippe angelenkte Dämpfer könnten so auch in einer<br />
250er-Geländemaschine stecken. Auch hier war der Marzocchi-<br />
Dämpfer nicht sauber abzustimmen.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
abfahrtsmission<br />
sicher bergab fährt, liegt an der fluffigen Fahrwerksfunktion und dem satten Federweg<br />
im Heck. Das Handling leidet unter dem hohen Tretlager und die Ausstattung ist für<br />
den Preis schwach.<br />
SoliD >miSSion 9 eVo BpS<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Solid Bikes Europe<br />
www.solidbikes.de<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/M,L,XL<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
4 099 Euro/18,1 kg<br />
REACH/STACK 423 mm/556 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 64,7°/74,5°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 582 mm/426 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 181 mm/395 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/235 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
abgestützter Eingelenker<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC2C/Marzocchi Roco RC WC<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 7<br />
LAUFRäDER Reverse 943/Escape-Systemlaufradsatz,<br />
Schwalbe Muddy Mary 2.35-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF, Direkt komFortABel<br />
gabel<br />
geo, Preis, Dämpfer, gewicht<br />
1:21:99 PlAtz 8<br />
7,5<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>
test<br />
Giftpfeil: Bei der Farbe hatte<br />
Specialized ja noch nie Skrupel. Und<br />
auch beim Rahmendesign sind sie<br />
kompromisslos: ein 336 Millimeter<br />
tiefes Tretlager hat kein anderes Bike.<br />
Komfortwunder: Neben dem Lapierre besitzt das „Demo“ den<br />
besten Hinterbau. Extrem schluckfreudig, extrem unauffällig,<br />
extrem gut. Und auch das Specialized braucht dafür keinen<br />
Edeldämpfer, sondern holt die Leistung aus dem günstigen Fox<br />
„Van RC“. Top!<br />
FREERIDE 2/12<br />
66<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Geiles Gerät! Die Geo ist<br />
gewöhnungsbedürftig tief, aber sie vermittelt maximale<br />
Sicherheit. Der Hinterbau ist der Hammer! Toller Druck auf<br />
dem Vorderrad, sauschnell, ein Superbike!“<br />
rennbolide<br />
Beim „Demo“ kam Johannes Fischbach wirklich in einen Interessenkonflikt. Wie gut darf man als gesponsorter<br />
Profi ein Bike der Konkurrenz finden? Aber der Reihe nach. Das „Demo 8 I“ ist die günstigere Version in Specialized-Programm.<br />
Für 3500 Euro bekommt man den gleichen Rahmen wie beim Topmodell. Den hatte Specialized<br />
letztes Jahr erstmals im Angebot und wir waren bereits damals ziemlich begeistert. Die extrem tiefe Geometrie mit<br />
superkurzem Hinterbau (421 Millimeter), nicht zu flacher Front (Stack 598 Millimeter) und 63,5er-Lenkwinkel passte<br />
jedem Tester auf Anhieb – Johannes Fischbach eingeschlossen. Die Federelemente sind nichts Besonderes: Der Fox<br />
„Van RC“ und die Boxxer „RC2“ müssen reichen. Die Ausstattung ist ebenfalls kein Grund für Jubelarien. Einzig<br />
die „Descendant“-Kurbel sticht mit ihrem „BB 30“-Innenlager etwas heraus. Ansonsten gibt’s<br />
Avid „Elixir 7“-Bremsen, SRAM „X7/X9“-Schaltkomponenten und -Lenker, Vorbau und<br />
Laufräder von Specialized. Serienmäßig verbauen die Amerikaner natürlich den<br />
„Butcher 2.3“ – allerdings vorne und hinten. Das Gewicht landet so bei guten<br />
17,3 Kilo. Auf dem Trail war allen sofort klar, dass das „Demo“ eines der<br />
besten Bikes im Test sein würde. Man fühlt sich einfach wohl – schon beim<br />
ersten Aufsitzen. Das Gefühl, extrem tief im Bike zu sitzen, gibt enorm viel<br />
Sicherheit. Und der Hinterbau tut ein Übriges, damit man sich wohlfühlt.<br />
Egal wie ausgesetzt der Trail in die Tiefe zackte, das Heck klebte am<br />
Boden und ließ sich einfach nicht aus der Ruhe zu bringen. Maximale<br />
Bodenhaftung auch beim Anbremsen und auf Bremswellen. Die Gabel<br />
schaffte es, ganz gut mitzuhalten, wurde aber in ganz üblem Geläuf dann<br />
doch bockig. Aber ähnlich wie beim Norco ist das zu verschmerzen, da die<br />
Fahrwerksbalance einfach passt. Dank des kurzen Hinterbaus lässt sich das<br />
„Demo“ leicht aufs Hinterrad ziehen, beschleunigt gut aus Kurven heraus und<br />
kippt willig in schnelle Richtungswechsel. „Bügelmaschine zum Draufhalten“,<br />
fasste es ein Tester in seinen Notizen zusammen. Und Johannes Fischbach? Der war<br />
hin und weg. Und sauschnell. „Mit einer etwas straffer abgestimmten Gabel und meinen<br />
gewohnten Reifen wäre ich auf diesem Rad im Rennen richtig schnell!“<br />
Fazit: Das „Demo 8 i“ ist ein Top-Racebike. Das Handling ist ausgewogen, agil und dennoch<br />
fühlt man sich extrem sicher. Der Hinterbau schluckt im Zweifelsfall auch mal Brocken<br />
von Schuhschrankformat, ohne zu mucken. Da passt einfach alles. Über dieses Bike kann<br />
man getrost in Riesenlettern „MAXiMALER FAHRSPASS“ schreiben.<br />
Verbohrt: Die erste „Boxxer“ im „Demo“ wollte nicht so recht.<br />
Hakelig bis an die Grenze der Arbeitsverweigerung. Schief gefräste<br />
Tauchrohre waren der Grund – offenbar ein Fertigungsfehler.<br />
Die Austauschgabel funktionierte einwandfrei.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
SpeCializeD >Demo 8 i<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Specialized Europe B.V<br />
www.specialized.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/XS,S,m,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE<br />
MEssDATEN<br />
3 499 Euro/ 17,3 kg<br />
REACH / STACK 428 mm/598 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63,5°/75,6°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 585 mm/421 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 192 mm/336 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/200 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM<br />
AussTATTuNg<br />
o<br />
Viergelenker<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC /Fox Van RC<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 7<br />
LAUFRäDER Specialized Hi-Lo-Naben, Roval DH-Felgen,<br />
Specialized Butcher 2,3-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD<br />
TopScore<br />
DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
Handling, Fahrwerk, geometrie<br />
nix<br />
1:19:60 PlAtz 1<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>
test<br />
Tropfenform: Das gewaltige Unterrohr verdankt seine Dimensionierung<br />
angeblich Tests im Windkanal. Ob ein coladosendickes<br />
Rohr die supercoolen, aber leider so gar nicht windschlüpfigen<br />
DH-Klamotten wettmachen kann, bezweifeln wir.<br />
FREERIDE 2/12<br />
68<br />
„Gwinner“: Mit dem „Session“<br />
gewann der Amerikaner Aaron<br />
Gwin letzte Saison so ziemlich jedes<br />
Weltcup-Rennen. Aktuell ist er mit der<br />
Carbonversion unterwegs. inoffizielles<br />
Gewicht des Boliden: 15,5 Kilo komplett.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Das Handling des Trek liegt dicht<br />
an meinem eigenen Bike: Verspielt und direkt, das mag ich. Ich<br />
fand den Hinterbau im Vergleich zum Specialized aber etwas<br />
unruhig und beim Anbremsen nicht ganz so sicher.“<br />
Hebelgesetz: Die Wippe wurde leicht überarbeitet, damit der<br />
Dämpfer etwas geschmeidiger zu Werke gehen kann. Geblieben<br />
sind der Federweg (203 Millimeter) und der Chip zur Geometrieverstellung.<br />
Wir fuhren es flach und tief – Ehrensache.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
sprunGfeder<br />
Das „Session“ ist mittlerweile schon fast ein Klassiker. Vor ein paar Jahren kam die erste Version des Bikes auf den<br />
Markt und sorgte gleich für Aufsehen, denn es war leicht, agil und spaßig. Damit stand es für eine neue Generation<br />
von Downhillern. Einziger Schwachpunkt des ersten „Session“ war der etwas zu dünnwandige Rahmen. Im Grenzbereich<br />
konnte der schon mal reißen oder Dellen kriegen. Die aktuelle Version hat in den Wandstärken etwas zugelegt, ist aber<br />
immer noch sehr leicht für ein Serienbike. Auch bei der Geometrie gab es nur sanfte Optimierungen: 63,6 Grad flach ist<br />
der Lenkwinkel, 350 Millimeter hoch das Tretlager. Knapp ein halbes Grad kann man den Lenkwinkel durch das Drehen<br />
des Chips in der Sitzstrebe steiler machen. Wir mochten die flache Einstellung lieber. Auch Trek verbaut einfache Federelemente<br />
und Parts, um den Preis den Bikes unter 4000 Euro zu halten. Ausstattungseinheitsbrei<br />
mit der „Boxxer RC2“, dem Fox „DHX RC2“, Truvativ „Descendant“-Kurbel, SRAM „X7/X9“-<br />
Schaltung und „Elixir 7“-Bremsen sind das Ergebnis. Hauseigene Systemlaufräder und<br />
Bontrager „G4 2.35“-Reifen sind der Firmenpolitik geschuldet, funktionieren aber<br />
sehr gut. Das Gesamtgewicht liegt bei sehr guten 17 Kilo. Viel abzustimmen gibt<br />
es auch beim Trek nicht. Die serienmäßige Federhärte passt für 75-Kilo-Piloten<br />
und 33 Prozent Sag. Drei Klicks Lowspeed-Druckstufe am Heck, drei an der<br />
Front und los. Das „Session“ hat einen ganz eigenen Charakter. Der Pop, den<br />
es entwickelt, wenn man sich von Wurzeln abdrückt, ist enorm. Fast wie<br />
ein <strong>Freeride</strong>r. Hinzu kommt eine hohe Agilität. Das macht versierte Fahrer<br />
glücklich, denn kein Bike beschleunigt so dynamisch aus Kurven heraus und<br />
nur das Lapierre reagiert ähnlich spritzig im Antritt. Aber dadurch fehlt ihm<br />
etwas der Fahrkomfort. Der Hinterbau schluckt Gepoltere nicht ganz so fluffig<br />
weg wie Specialized und Lapierre. Anfänger bremst das etwas ein. Dafür ist auch<br />
hier die Balance zwischen Front und Heck sehr nah am Optimum, obwohl auch<br />
beim Trek die „Boxxer RC2“ ab und zu bockig auf schnelle, harte Schläge reagiert.<br />
Weil man aber so schön „im“ Bike sitzt, vermittelt das Trek enormen Fahrspaß.<br />
Fazit: Wendig, sprungfreudig, direkt. Das „Session“ besitzt einen eigenen Charakter,<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
der speziell versierte Fahrer anspricht. Kein Bike lässt sich aktiver fahren und gibt so<br />
direktes Feedback. Fans maximalen Fahrkomforts sind keine idealen Trek-Kunden.<br />
Freunde des verspielten und dynamischen Fahrens aber schon.<br />
trek >SeSSion 8<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB Bikeeurope B.V./ Trek Deutschland<br />
www.trekbikes.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L,XL<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE 3 499 Euro/17 kg<br />
MEssDATEN<br />
REACH / STACK 396 mm/593 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 63,6°/72,8°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 590 mm/442 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 183 mm/350 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 203 mm/203 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM Float Link mit ABP Pivot<br />
AussTATTuNg<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer RC Race/Fox DHX RC2 Boostvalve<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant DH/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Elixir 7<br />
LAUFRäDER Bontrager Cousin-Earl-Systemlaufradsatz,<br />
Bontrager G4 Team 2,35- Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF komFortABel<br />
gewicht, Handling, geometrie<br />
etwas straff<br />
1:21:20 PlAtz 4<br />
9,5<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>
test<br />
Länge läuft: im komplett neu designten „Tues 2.0“ sitzt ein<br />
extralanger „Vivid R2C“. Bessere Hitzebeständigkeit und<br />
sensiblere Abstimmbarkeit der Zug- und Druckstufen waren<br />
das Ziel.<br />
FREERIDE 2/12<br />
70<br />
New-Age-Look: Mit dem kantigen<br />
Design beschreitet yT ganz<br />
eigene Designwege. Uns hat der neue<br />
Rahmen sehr gut gefallen. Und die Hinterbaufunktion<br />
hat auch nochmal zugelegt.<br />
Ein Superbike für einen Hammerpreis.<br />
Johannes Fischbach, DH-Profi: „Das Bike hat einen tiefen<br />
Schwerpunkt und ein tolles Handling. Das „Tues“ ist eins von<br />
den Bikes, auf denen ich mich sofort gut und sicher gefühlt<br />
habe. Bei Vollgas bräuchte ich aber eine etwas härtere Feder.“<br />
Formensprache: Das kantige Design des Rahmen wirkt sehr<br />
hochwertig. Sogar der Markenschriftzug ist ausgeformt. Dass<br />
das yT das günstigste Bike im Test ist, sieht man ihm definitiv<br />
nicht an.<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
sparfuchs<br />
Die Jungs von YT Industries haben Spaß am Radfahren. Das merkt man, wenn man sie im Bikepark trifft. Und da trifft<br />
man sie oft – in unseren Augen ist das ein gutes Zeichen. Ganz offensichtlich entwickeln hier Biker Bikes für Biker.<br />
Das „Tues“ war schon im ersten Anlauf ein gutes Rad, das allenfalls bei der etwas bauchigen Hinterbaukennlinie<br />
Raum für Verbesserung ließ. Bei der Version Version „2.0“ wurde die Hinterbaukinematik komplett neu entwickelt,<br />
die Geometrie überarbeitet und dann noch der ganze Rohrsatz anders gequetscht. Der 62,8er-Lenkwinkel, das<br />
350er-Tretlager und der via Distanzchip auf bis zu 425 Millimeter verkürzbare Hinterbau hören sich gut an. 2499<br />
Euro für ein Bike mit „Boxxer R2C2“, „Vivid R2C“, Race-Face-Lenker-Vorbau-Einheit, Thomson-Stütze (!) und „X9“-<br />
Schaltung auch. Als einziges Bike im Test verbaut YT außerdem die Avid „Code R“ vorne und<br />
hinten – eine Topbremse, die wir speziell auf den ewig langen Abfahrten in Bozen<br />
sehr ins Herz geschlossen haben. Auch die Fahrleistungen haben uns überzeugt.<br />
Das „Tues 2.0“ wirkt wie eine gelungene Mischung aus Specialized „Demo“ und<br />
Trek „Session“. Das Fahrwerk mit 208 Millimetern Hub am Heck arbeitet<br />
sensibel und effektiv, die Bodenhaftung ist hervorragend und gleichzeitig<br />
ist das Handling ausgewogen und agil. Man sitzt tief drin im Bike, legt<br />
die Hände an die fadingfreien und kraftvollen Bremsen und genießt die<br />
Abfahrt. Der Pop beim Abdrücken ist nicht ganz so spektakulär wie beim<br />
Trek, aber durchaus auf Specialized-Niveau. Der „Vivid“ im Heck arbeitet<br />
mit der 250er-Serienfeder extrem feinfühlig und schnell. Einziger kleiner<br />
Kritikpunkt von Johannes Fischbach: „Die Kennlinie könnte einen Hauch<br />
mehr Endprogression vertragen.“ Bei Highspeed schlug bei ihm der Dämpfer<br />
selbst mit maximaler Druckstufe und Vorspannung in der ein oder anderen<br />
Landung durch. Allerdings betrifft das wirklich nur Topfahrer und für die wird<br />
mit einer 275er- oder 300er-Feder alles gut. Während der drei Testtage in Bozen<br />
klagte kein „normaler“ Tester über das Problem. Frohe Kunde von der Front: Die Gabel<br />
litt als einzige „R2C2“ nicht unter dem Geklapper der Druckstufenshims – warum auch immer.<br />
FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte.<br />
TopScore<br />
Die jetzige Balance ist genau das, was dem alten „Tues“ gefehlt hat.<br />
Fazit: Das yT industries „Tues 2.0“ ist günstiger als alle anderen Bikes im Test. Gleichzeitig<br />
hat es eines der gelungensten Fahrwerke, eine hochwertige und sinnvoll gewählte<br />
Ausstattung und es wiegt mit 16,8 Kilogramm richtig wenig. Ein Bike zum Draufsetzen<br />
und Genießen. Kompliment an den Hersteller: Hier wurde alles richtig gemacht!<br />
yt >tueS 2.0<br />
hErsTELLErANgABEN<br />
VERTRiEB YT Industries<br />
www.yt-industries.com<br />
MATERiAL/GRöSSEN Alu/S,M,L<br />
PREiS/GEWiCHT OHNE PEDALE 2 499 Euro/16,8 kg<br />
MEssDATEN<br />
REACH / STACK 414 mm/589 mm<br />
LENK-/SiTZROHRWiNKEL 62,8°/74,5°<br />
OBERROHR-/HiNTERBAULäNGE 579 mm/429 mm<br />
RADSTAND/TRETLAGERHöHE 1 192 mm/350 mm<br />
FEDERWEG VO./Hi. 200 mm/208 mm<br />
HiNTERBAUSySTEM Viergelenker<br />
AussTATTuNg<br />
GABEL/DäMPFER RockShox Boxxer R2C2/RockShox Vivid R2C<br />
KURBELN/SCHALTUNG Truvativ Descendant/SRAM X9<br />
BREMSANLAGE Avid Code R<br />
LAUFRäDER Division-Naben, Alexrims Supra-30-Felgen,<br />
Kenda Nevegal 2,5-Reifen<br />
FrEErIDE-pErForMANcE<br />
DH HigHSPeeD DH tecHniScH PArk/trix<br />
StrAFF, Direkt komFortABel<br />
Handling, geometrie, Fahrwerk, Preis<br />
nix<br />
1:21:47 PlAtz 6<br />
10<br />
<strong>Freeride</strong><br />
<strong>Freeride</strong>