Schweidnitz im Jahre 1935 - Sammlung Adler 1
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<strong>Schweidnitz</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>1935</strong><br />
Für die verstärkte Garnison entstehen neue Kasernen: für die II. Abteilung des AR 28 die Barbarakaserne<br />
an der Höringstraße, für die Infanterie die Flandernkasernen (Arras-, Lorettokaserne)<br />
an der verlängerten Grenadierstraße. Weil sie teilweise auf der Gemarkung Schönbrunn<br />
stehen, wird ihr Areal 1938 in <strong>Schweidnitz</strong> eingemeindet. Der Bau der Kasernen fällt ins Jahr<br />
<strong>1935</strong>. Die Barbarakaserne, deren Eingang eine von Dorothea von Philipsborn geschaffene<br />
Statue der Heiligen schmückte, wurde Anfang April 1936 eingeweiht, für die Flandernkasernen<br />
liegen mir zwar keine sicheren Daten vor, doch besteht kein Zweifel, daß sie zeitgleich<br />
entstanden.<br />
Mit großem Zeremoniell wird am 17. März auch in <strong>Schweidnitz</strong> der „Heldengedenktag“ begangen.<br />
Am 7.11., 8 Uhr, wird erstmals auf allen militärischen Gebäuden die neue Reichskriegsflagge<br />
gehißt. Anschließend findet - erstmals öffentlich – die feierliche Vereidigung der am 1.11.<br />
nach der allgemeinen Wehrpflicht eingetretenen neuen Rekruten statt. Die Schüler der Klassen<br />
U II - O I der höheren Schulen nehmen an der Feierstunde <strong>im</strong> Hof der Infanteriekaserne<br />
teil.<br />
Die neue Wehrmacht braucht dringend Offiziere. Deshalb legen die Offiziersbewerber (<strong>im</strong><br />
Gymnasium sind es drei von sechs Oberpr<strong>im</strong>anern, nämlich Dehmel, Kilger, Wiedemann) ihre<br />
Reifeprüfung statt regulär an Ostern 1936 schon vor Weihnachten <strong>1935</strong> ab. Aus der Ansprache<br />
des Direktors Dr. Meyer bei der Verabschiedung „der drei Glücklichen“ am 21.12.35:<br />
„Das diesjährige Abitur ist etwas Einzigartiges, Neues in der Geschichte unserer Schule. Hier<br />
sehen wir ganz deutlich die Auswirkungen des Wehrmachtgedankens, wie ihn unser Führer<br />
wieder lebendig gemacht hat. Adolf Hitler mußte kommen, um auch dieses Blatt des Schandfriedens<br />
zu zerreißen. ... Denken Sie bei dem Geschenk des halben <strong>Jahre</strong>s auch an den Mann,<br />
der uns das Geschenk der Wehrmacht gab.“ 18 - Die restlichen drei (Bischof, Gernoth, Grunwald)<br />
absolvieren termingerecht Ostern 1936. Der Direktor unter dem Eindruck der Rheinlandbesetzung:<br />
„Wie eine Vorsehung des Schicksals steht auch diese Abschiedsstunde unter<br />
dem gewaltigen Eindruck einer neuen Tat des Führers. Eine neue Seite des Schandvertrages<br />
ist zerrissen. ... Den Kurs müssen Sie halten: Deutschland, nichts als Deutschland“.<br />
Zusätzlich zum Wehrdienst wird allen jungen Männern zwischen 18 und 25 <strong>Jahre</strong>n ab 1.10.35<br />
die am 26.6. beschlossene halbjährige Dienstpflicht be<strong>im</strong> „Reichsarbeitsdienst“ (RAD) auferlegt.<br />
19 Schon seit dem 9.2.35 war die Ableistung eines halben <strong>Jahre</strong>s Vorausetzung für eine<br />
Studienzulassung gewesen.<br />
Daß in <strong>Schweidnitz</strong> schon lange vorher Arbeitsdiensteinheiten lagen, beweist ihre Erwähnung<br />
bei den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Reichspräsidenten von Hindenburg am 6.<br />
August 1934. Am 22.3.35 berichtet die SZ von einer <strong>Schweidnitz</strong>er Abschiedsfeier vor dem<br />
Rathaus für die Arbeitsdienstmänner, die ihre Pflicht erfüllt hatten. Ihr folgte ein Marsch<br />
durch die Straßen, der mit einer Parade vor geladenen Gästen an der Braukommune endete.<br />
Am 8.4. wird die RAD-Abteilung 2/216 mit zwei Segelflugzeugen genannt, am 12.10. als<br />
neue Bezeichnung für das Arbeitslager Gräditz „RAD-Abteilung 6/116, Generalfeldmarschall<br />
Graf v. Moltke" angegeben. Dem Empfangskomitee für „Reichsbischof“ Müller gehört auch<br />
RAD-Feldmeister 20 Steinbeck an, offensichtlich der Leiter der <strong>Schweidnitz</strong>er Abteilung.<br />
Von den Kirchen<br />
18 Nachrichtenblatt der ehemaligen Schüler des <strong>Schweidnitz</strong>er Gymnasiums (fernerhin zitiert als NBl.) 1/2-1936<br />
19 Erst drei Tage nach Kriegsbeginn, am 4.9.1939, wurde die Arbeitsdienstpflicht auch auf die weibliche Bevölkerung ausgedehnt.<br />
20 Dem „Feldmeister“ entsprach in der militärischen Hierarchie der „Leutnant“.<br />
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