Schweidnitz im Jahre 1935 - Sammlung Adler 1
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<strong>Schweidnitz</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>1935</strong><br />
Schwarmführers Dr. Ender hielt der Führer der Fliegerlandesgruppe XV (Schlesien) des Deutschen<br />
Luftsportverbandes, Schwarmführer Hauptmann Dr. Sporleder, die Weiherede. (Mittelschlesien<br />
ist Untergruppe 2). Er gab der Freude Ausdruck, daß gerade in der Richthofenstadt<br />
10 neue Maschinen in Dienst gestellt werden können und hob die Opferbereitschaft der<br />
<strong>Schweidnitz</strong>er Bevölkerung hervor. 8 Maschinen gehören der Fliegerortsgruppe, 2 der RAD-<br />
Abteilung 2/216. Die Flugzeuge erhielten die Namen „Kommandant“, „Grenadier-Regt. König<br />
Friedrich Wilhelm II. (1. Schles.) Nr. 10“ , „Feld-Artl.-Reg. 42", „SA-Standarte 10“,<br />
„Würbenschanze“, „Herzog Bolko“, „Konsul“, „Költschen“, „Werksoldat“ und „Kamerad“. –<br />
Eine Woche später tauft man in Breslau auf dem Schloßplatz 25 Flugzeuge. Dort erklärt<br />
Sporleder offen, daß der Segelflugsport vorläufiger Ersatz für die durch den Versailler Vertrag<br />
verbotene Luftwaffe gewesen war: „Beherzte Männer hätten damals das Segelflugzeug geschaffen,<br />
in dem Gedanken, daß man dem deutschen Volk das Fliegen nicht verbieten könne<br />
und der deutsche Fliegergeist erhalten werden müsse. Die Segelflieger, die sich damals zu<br />
gemeinsamer Arbeit zusammenfanden, hätten sich auch als treue Mitkämpfer für das 3. Reich<br />
erwiesen. Als der Führer und Volkskanzler dem deutschen Volke die Wehrhoheit und damit<br />
die Ehre wiedergab, war auch die Frage der Reichsluftwaffe gelöst, und der Flieger Stoßgebet<br />
'Unserer Lüfte Freiheit, die wir atmen, gib uns wieder, Herr!' ward erhört. Das Segelflugzeug<br />
sei dadurch nicht etwa überflüssig geworden; es sei notwendiger denn je zur fliegerischen<br />
Vorbildung für den Nachwuchs. Die besten Segelflieger würden zu Motorfliegern ausgebildet<br />
und unter besonderen Umständen stehe ihnen dann der Eintritt in die Reichsluftwaffe offen." 7<br />
Hitlers Geburtstag am 20.4. beginnt mit einer Flaggenhissung vor dem Rathaus um 8 Uhr. Um<br />
12 Uhr wird die Rede von Josef Goebbels übertragen.<br />
Die Theaterspielzeit 1934/35 schließt Ende April. Das Resümee kann sich sehen lassen: 87<br />
Operettenaufführungen (10 x Bettelstudent, 9x Fledermaus, 7x Die Försterchristl), 91 Schauspiel<br />
(10x Minna v. Barnhelm, 6x Prinz v. Homburg, 5x Don Carlos, 4x Sommernachtstraum,<br />
7x Hockewanzel; daneben Lustspiele, Schwänke und ein Kindermärchen), Opern (6 x<br />
Martha), 2 Aufführungen mit Operneinaktern (Bastien und Bastienne; Der Schauspieldirektor),<br />
6 Gastspiele, 6 bunte Veranstaltungen.<br />
Die angekündigte Großkundgebung zum 1. Mai fällt wegen schlechten Wetters buchstäblich<br />
ins Wasser. Die geplante Kundgebung <strong>im</strong> Stadion wird abgeblasen, die fünf angetretenen<br />
Marschblöcke werden nach Hause geschickt. Die Feier muß <strong>im</strong> Saale der Braukommune stattfinden.<br />
Zum 1. Mai legt Frl. Clara Herold ihre Ämter als Vorsitzende des DRK und des Vaterländischen<br />
Frauenvereins nieder. Nachfolgerin in der Leitung des DRK-Zweigvereins <strong>Schweidnitz</strong>-Stadt<br />
wird Frl. Dorothea Roßdeutscher.<br />
Am 10.5. veranstaltete die Reichsbahndirektion Breslau mit einem Sonderzug eine Schaufahrt<br />
nach <strong>Schweidnitz</strong> und Kynau, an der außer vielen Ehrengästen 250 Referendare der Landgerichtsbezirke<br />
Breslau, Oels und <strong>Schweidnitz</strong> sowie 150 Hörer der Verwaltungsakademie teilnahmen.<br />
An Vorträge in der Turnhalle schloß sich eine Besichtigung des 1923 eröffneten<br />
Reichsbahnausbesserungswerkes an, das inzwischen eines der größten in Deutschland ist. Der<br />
Werksdirektor, Reichsbahnrat Jipp, gab dazu eine Einführung. Die Richthalle umfaßt unter<br />
einem Dach 13 500 qm; sie ist mit 320 Metern Länge und 130 Metern Breite eine der größten<br />
geschlossenen Hallen Deutschlands. Die Belegschaft bestehe aus 650 Arbeitern und 80 Beamten,<br />
das Werk könnte aber bei voller Auslastung gut die doppelte Zahl von Arbeitern beschäftigen.<br />
Immerhin verließen schon zur Zeit monatlich 800-1000 ausgebesserte Güterwagen die<br />
Werkstätte. Beeindruckt waren die Besucher auch von der Sauberkeit der Arbeitsräume und<br />
den Bestrebungen, das Prinzip „Schönheit der Arbeit“ zu verwirklichen. Den Nachmittag ver-<br />
7 Nach der „Schlesischen Zeitung“<br />
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