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Schweidnitz im Jahre 1935 - Sammlung Adler 1

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<strong>Schweidnitz</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>1935</strong><br />

innen her stützen, daß es bleibt. Die evangelischen Christen wollen mit zu den treuesten<br />

Kämpfern gehören, die zu Adolf Hitler stehen." 30 - Nach einem weiteren Lied des Kirchenchores<br />

(„Gloria sei dir gesungen'“) verließ der Reichsbischof den Saal.<br />

Mit erhobener Hand grüßte er den riesigen Zug, der, angeführt von der SA-Kapelle Wilhelm<br />

Schröter, zunächst an ihm vorüberzog, um ihn dann unter Glockengeläut und mit dem Luther-<br />

Lied „Ein feste Burg ist unser Gott" zur Friedenskirche zu geleiten. Der Weg führte vom<br />

Markt zur Hohstraße, dann durch die Peters- und die Äußere Kirchstraße zum Friedenskirchhof.<br />

Die fahnengeschmückten Straßen waren von Girlanden und Spruchbändern überspannt,<br />

die - so ein Gemeindemitglied <strong>im</strong> KW – „gleichsam ein Bekenntnis zur jungen Bewegung“<br />

ablegten. Viele, die nicht <strong>im</strong> Zuge mitmarschierten, drängten sich an den Straßenrändern. Die<br />

Kirche mußte, obwohl sie 3500 Sitzplätze hat, wegen Überfüllung polizeilich geschlossen<br />

werden. Auch hier war, wie schon auf dem Markt, eine Lautsprecherübertragung die einzige<br />

Möglichkeit, die auf dem Friedhof wartenden Menschen an der Feier des Gottesdienstes teilnehmen<br />

zu lassen.<br />

Über den Gottesdienst berichtet die TR 31: „Wuchtige Orgeltöne erklangen. Die Fahnen hatten<br />

zu beiden Seiten des mit Blumen geschmückten Altars Aufstellung genommen. Unzählige<br />

Menschen streckten die Hände zum deutschen Gruß, als der hohe Würdenträger das Gotteshaus<br />

betrat. Nach der Liturgie, die Superintendent Peisker hielt, knüpfte Reichsbischof D.<br />

Müller an die Worte Jesu in der Bergpredigt Math. 7,24-27 an. Ich bin, so begann D. Müller,<br />

in viele Gotteshäuser gekommen. Wenn man aber, wie hier, in einem so altehrwürdigen<br />

Gotteshaus steht, da will es scheinen, als ob in so einem Raum ein Stück Seele mit<br />

hineingebaut ist. Übergreifend auf das Wort ‚Wenn die Not am größten, dann ist Gott am<br />

nächsten' fuhr der Reichsbischof fort: Viele Volksgenossen standen der nationalsozialistischen<br />

Bewegung fremd und viele abwartend gegenüber. Als sie sahen, daß der Sieg errungen ist, da<br />

kamen sie alle, aber sie dachten nur an ihr eigenes Ich. Der 30. Januar ist der historische Tag,<br />

an dem sich wie durch ein Wunder Gottes die Tore öffneten und der greise<br />

Generalfeldmarschall seine Hand dem Führer des jungen Deutschlands reichte. Wenn man in<br />

dieser Stunde allen in das Herz sehen könnte, dann würde man feststellen, daß ein Teil dieser<br />

Menge aus Neugier oder aus Sensationslust gekommen ist. Diese, das könne er versichern,<br />

kommen hier nicht auf ihre Kosten. In der neuen deutschen Kirche soll die freudige Botschaft<br />

Christi verkündet werden, die dem Menschen den Alltag erleichtern hilft und ihm lichtere<br />

Stunden bringt. Die Menschen leben in einer Angst vor Gott, die ihnen durch leere Worte von<br />

Menschen gepredigt wurde. Das muß aufhören. Gott will ihnen Licht und Freude bringen. Im<br />

Zusammenhang erläuterte er eindrucksvoll Gott, Wahrheit und Gewissen. Man hat die<br />

Menschen belogen und sie mißtrauisch gemacht. Aber auch hier wird sich die Wahrheit<br />

durchsetzen, und es wird die Stunde kommen, da das Volk erwacht. Viele Volksgenossen sind<br />

nicht mehr in die Kirche gegangen, weil sie das nicht verstanden, was gesprochen wurde. In<br />

der neuen deutschen Kirche soll wieder so gepredigt werden, daß es für jeden verständlich ist.<br />

Nach der Predigt sprach der Reichsbischof das Gebet. ... Eine große Menschenmenge wohnte<br />

der Abfahrt des Bischofs bei.“<br />

Die MGZ 32 , das offizielle Organ der NSDAP, kommentierte den Besuch abschließend: „Der<br />

tiefgehende Eindruck der Persönlichkeit und der von Treue zum Führer durchdrungenen Botschaft<br />

des Reichsbischofs sowie die Ereignisse des Tages an sich haben nach unseren Beobachtungen<br />

sichtlich zu einer Reinigung der Atmosphäre beigetragen.“ - Am 24.4. hielten<br />

30 ebd. Nach der MGZ 10/15.4.<strong>1935</strong> lautete die entsprechende Passage: „Bisher hat allein der Nationalsozialismus einen unerbittlichen<br />

Kampf gegen den kirchenzerstörenden Marxismus aufgenommen. Solches Geschehen verpflichtet. Wir von der evangelischen Kirche wollen<br />

zu den Allergetreuesten gehören, die zum Führer stehen. Wir wollen eine deutsche evangelische Kirche bauen, die aus dem Volke kommt<br />

und für das Volk da ist, auf daß der einfache deutsche Mensch Kraft und Freude gewinnt <strong>im</strong> Gottvertrauen.“<br />

31 Nr. 89 v. 15.4.<strong>1935</strong><br />

32 Nr. 104 v. 15.4.1934<br />

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