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Schweidnitz im Jahre 1935 - Sammlung Adler 1

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<strong>Schweidnitz</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>1935</strong><br />

dann die <strong>Schweidnitz</strong>er „Deutschen Christen“ in einer geschlossenen Versammlung nur für<br />

eingeschriebene Mitglieder, Rückblick auf den Besuch des Reichsbischofs. Das nicht dokumentierte<br />

Ergebnis dürfte dem Fazit der MGZ ähnlich gewesen sein.<br />

Das „Kirchliche Wochenblatt“ (Schriftleitung Peisker) zitiert in der Ausgabe, die über den<br />

Besuch Müllers berichtet, anläßlich des Geburtstags des „Führers“ Martin Luther: „Wenn Gott<br />

einem Volk hat helfen wollen, hat er's nicht durch Bücher getan, sondern nicht anders, denn<br />

daß er einen Mann oder zwei hat aufgeworfen, der regiert besser, denn alle Schrift und Gesetze“<br />

und schließt mit dem fettgedruckten Wunsch: „Gott segne und schirme den Führer!" 33<br />

Am 16.9.<strong>1935</strong> aber fuhren dann die vier oppositionellen Pfarrer zu D. Zänker nach Breslau,<br />

um eine Klärung der örtlichen Verhältnisse zu erreichen. Am 26.9. erschienen die Konsistorialräte<br />

Hembdt und Granzow zu Verhandlungen in <strong>Schweidnitz</strong>, zu einer gemeinsamen Sitzung<br />

mit dem GKR kam es aber nicht. Doch neigten sich die Tage des DC-Reg<strong>im</strong>entes unter<br />

Führung Peiskers ihrem Ende zu. Nachdem am 11.12.<strong>1935</strong> für Schlesien ein Provinzial-<br />

Kirchenausschuß unter Führung von Pfarrer Loheyde, Breslau, gebildet worden war, wurde<br />

für den Kirchenkreis <strong>Schweidnitz</strong>/Reichenbach unter dem Vorsitz von Pfarrer Helmut Bunzel,<br />

Reichenbach, ein Kreiskirchen-Ausschuß berufen, dem neben dem Landwirt Dr. Tuckermann,<br />

Weizenrodau, auch Pastor Johannes Schulz angehörte. Am 1.6.1936 führte Superintendent<br />

Göhler, Striegau, ihn in Reichenbach ein. Bald darauf wurde für <strong>Schweidnitz</strong> ein Gemeindekirchenausschuß<br />

berufen. In ihm saßen von den Geistlichen nur die Pfarrer Seidel und Schulz,<br />

dazu eine Reihe von Männern, die entweder aus der „Bekennenden Gemeinde“ kamen oder<br />

kirchenpolitisch ungebunden, also neutral, waren. Die „Deutschen Christen“ waren jedenfalls<br />

in keinem der Ausschüsse vertreten. Der Gemeindekirchenrat wurde aufgelöst, und Superintendent<br />

trat Peisker mit Wirkung vom 1.1.1937 in den Ruhestand. 34 Die DC erhielten erst<br />

1940 mit der Amtseinführung von Pfarrer Heinz Dobrin wieder einen Vertreter unter den<br />

Geistlichen.<br />

Am 10.11.<strong>1935</strong> (Luthers Geburtstag) beging die Friedenskirchengemeinde den Erinnerungstag<br />

an die Einführung der Reformation bzw. an die erste evangelische Predigt in <strong>Schweidnitz</strong> als<br />

großes Fest. Ohne auf den damals ja noch bestehenden GKR Rücksicht zu nehmen, hatte Pfarrer<br />

Seidel Superintendent Gericke (alias Gerike) aus Neisse eingeladen, am Vormittag die<br />

Festpredigt zu halten und auf einem Gemeindeabend <strong>im</strong> Gemeindehaus zu sprechen. Dort<br />

hielt auch Pfarrer Seidel einen Vortrag „Laßt die <strong>Jahre</strong> reden“, in dem er die Zeit der Einführung<br />

der Reformation in <strong>Schweidnitz</strong> durch Sebastian Angerer lebendig machte. 35<br />

Nur ohne Kommentar kann ich eine Meldung der SZ 36 wiedergeben: „Vom evangelischen<br />

Feldbischof ist Pfarrer Johannes Horstmann aus Kamen Krs. Hamm als ev. Standortpfarrer<br />

nach <strong>Schweidnitz</strong> berufen worden. Bisher war das Amt <strong>im</strong>mer von einem Geistlichen der<br />

Friedenskirche nebenamtlich verwaltet worden.“ Offensichtlich sollte eine evangelische Entsprechung<br />

zum neugeschaffenen katholischen Militärpfarramt entstehen. Da der Name<br />

Horstmann in der „Predigergeschichte des Kirchenkreises <strong>Schweidnitz</strong>-Reichenbach“ von<br />

Otto Schultze, Glogau 1938, nicht erscheint, dort vielmehr die Errichtung eines selbständigen<br />

Garnisonpfarramtes erst für den 10.2.1936 unter Pfarrer M. Kegler angegeben ist, dürfte sich<br />

der Plan von <strong>1935</strong> zunächst zerschlagen haben. Nach Schultze übte Pastor Friedrich Dober<br />

33 Daß man auch die Opposition in der evangelischen Kirche gegen die DC nicht einfach mit einem grundsätzlichen Widerstand gegen<br />

Hitler gleichsetzen darf, zeigt beispielhaft ein Bericht über die Schlesische Tagung des Evangelischen Bundes in <strong>Schweidnitz</strong> vom<br />

13.8.1938: „Bischof Zänker kündigte nach einer Führerehrung an, daß der schles. Hauptverein dem Führer und Reichskanzler telegrafisch<br />

sein Treuegelöbnis bekunden werde.“ Aus dem Wortlaut des Telegramms: „Dem Führer und Reichskanzler, dem kraftvollen Schöpfer Großdeutschlands,<br />

entbietet der Ev. Bund Schlesiens ... in Dankbarkeit und Treue ehrerbietigsten Gruß.“ Das war nach dem Anschluß Österreichs<br />

gewiß nicht nur taktisch bedingt!<br />

34 Nach den Aufzeichnungen von Pfarrer Schulz. Das Ende der Ära Peisker nach ergänzenden Quellen.<br />

35 Angerers Auftreten in <strong>Schweidnitz</strong> fällt freilich erst ins Jahr 1544.<br />

36 SZ 661/Di 31.12.35<br />

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