Jahresbericht 2010//2011 Handwerkskammer Hamburg
Jahresbericht 2010//2011 Handwerkskammer Hamburg
Jahresbericht 2010//2011 Handwerkskammer Hamburg
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<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Holstenwall 12<br />
20355 <strong>Hamburg</strong><br />
Telefon (040) 35 90 5 – 0<br />
Fax (040) 35 90 5 – 208<br />
E-Mail info@hwk-hamburg.de<br />
www.hwk-hamburg.de<br />
Was wäre das Leben<br />
ohne das Handwerk?<br />
Das Video unter www.handwerk.de<br />
<strong>Jahresbericht</strong><br />
<strong>2010</strong>//<strong>2011</strong><br />
<strong>Handwerkskammer</strong><br />
<strong>Hamburg</strong>
Gemeinsamkeit<br />
macht stark <strong>Jahresbericht</strong><br />
Die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> vertritt mehr als 15.000 Betriebe mit etwa<br />
129.000 Beschäftigten in den handwerklichen und handwerksähnlichen<br />
Gewerken, die in der Hansestadt beheimatet sind. Ihre Stimme hat dadurch<br />
Gewicht. Die 255 Mitarbeiter der Kammer verstehen sich als Dienstleister<br />
der <strong>Hamburg</strong>er Handwerkerinnen und Handwerker. Kostenlose Beratung<br />
zu Rechtsfragen, Investitionen, Technologie und Innovationen gehört ebenso<br />
zum Leistungsspektrum für Kammermitglieder wie die Unterstützung<br />
bei Lehrlingssuche und Ausbildung. Der ELBCAMPUS, Kompetenzzentrum<br />
der Handwerkkammer <strong>Hamburg</strong>, bietet beste Voraussetzungen für<br />
die Aus- und Weiterbildung. Die Kammer – formal eine Körperschaft des<br />
öffentlichen Rechts – ist mit der von Meistern und Gesellen gewählten<br />
Vollversammlung zudem die Lobby der Handwerksbetriebe in Politik<br />
und Gesellschaft. Die Arbeit der <strong>Handwerkskammer</strong> ergänzt das Wirken<br />
der 52 <strong>Hamburg</strong>er Innungen, die ihre Mitglieder vor allem in fachlicher<br />
Hinsicht betreuen. Sitz der <strong>Handwerkskammer</strong> ist das von Baudirektor<br />
Fritz Schumacher entworfene Gewerbehaus (erbaut 1912–1915)<br />
am Holstenwall 12.<br />
<strong>2010</strong>//<strong>2011</strong><br />
<strong>Handwerkskammer</strong><br />
<strong>Hamburg</strong><br />
Handwerk und Umwelt<br />
Technik, Märkte, Chancen
I 04 I Inhaltsverzeichnis<br />
Inhalt<br />
I 05 I Im Interview: Josef Katzer und Frank Glücklich<br />
I 08 I Umwelt: Handwerk auf der Höhe<br />
I 10 I Energiewende seit 25 Jahren<br />
I 11 I Gut für Klima und Geschäft<br />
I 12 I Sparrunde der umweltfreundlichen Art<br />
I 13 I Effizient im Umwelt- und Ressourcenschutz<br />
I 14 I Durchblick für Kunden und Kenner<br />
I 15 I Sonnenenergie satt<br />
I 16 I Politik und Interessensvertretung: Stimme des Handwerks in der Stadt<br />
I 18 I Klare Ansage<br />
I 19 I Zum Vorteil des Handwerks<br />
I 20 I Kammer im O-Ton<br />
I 21 I Zahlen als Argument<br />
I 22 I Imagekampagne: Kompetenzen in neuem Licht<br />
I 24 I Schönes Werkstück<br />
I 25 I Treffer in Blau-Rot<br />
I 26 I Aus- und Weiterbildung: Das Zeug zur Fachkraft<br />
I 28 I Überzeugungsarbeit für die Lehre<br />
I 29 I Lust aufs Kennenlernen<br />
I 30 I Der Aufzug wartet<br />
I 31 I Firm in Wort und Tat<br />
I 33 I Service für die Betriebe: Großer Einsatz für kleine Betriebe<br />
I 34 I Erweitertes Rundumpaket<br />
I 35 I Schnellzugriff auf lokale Kompetenzen<br />
I 38 I Ehrenamt: Elan mit Perspektive<br />
I 40 I Heft in Handwerkerhand<br />
I 41 I Junge Vollversammlung<br />
I 42 I Handwerk in Zahlen: Wendung zum Guten<br />
I 48 I Impressum<br />
I 49 I <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong>: Organisationsstruktur<br />
„Nur mit dem Handwerk<br />
gelingt die Wende.“<br />
Josef Katzer<br />
<strong>Hamburg</strong> ist Umwelthauptstadt Europas <strong>2011</strong><br />
– unter zugespitzten Bedingungen. Die Katastrophe<br />
von Fukushima hat die Welt erschüttert.<br />
Konsequenz in Deutschland ist ein beschleunigter<br />
Atomausstieg bis 2022. Welchen Part spielt das<br />
Handwerk bei der Energiewende? Und: Ist es<br />
darauf vorbereitet?<br />
Josef Katzer: Ohne das Handwerk ist die Energiewende<br />
nicht denkbar – einer muss die erforderlichen<br />
Anlagen bauen und warten. Energieeffizienz<br />
entscheidet sich an gut gedämmten Fassaden<br />
und an Solaranlagen, die perfekt in moderne<br />
Gebäudetechnik integriert sind. Das Handwerk,<br />
gerade in <strong>Hamburg</strong>, ist für diese Aufgaben gut<br />
gerüstet. Ich denke zum Beispiel an den Heizungsbereich<br />
oder die Gebäudeleittechnik. Es<br />
gibt in vielen Unternehmen ein enormes Wissen<br />
zur Einbindung alternativer Energiequellen wie<br />
Solarenergie oder nachwachsende Rohstoffe und<br />
über innovative Techniken wie Wärmepumpen.<br />
Frank Glücklich: Ganz klar: Hier liegt ein Zukunftsmarkt<br />
für das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk. Erneuerbare<br />
Energien, Energieeffizienz und Energiesparen<br />
sind Themen, die uns noch intensiver als bisher<br />
beschäftigen werden. Die Anstrengungen zur<br />
energetischen Gebäudesanierung müssen verstärkt<br />
werden, will <strong>Hamburg</strong> sein Klimaschutzziel<br />
erreichen, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent<br />
gegenüber 1990 zu vermindern. Dabei wird<br />
es Engpässe geben. Aus Sicht des Handwerks<br />
kann die Strategie nur lauten: Qualifizierung und<br />
noch mal Qualifizierung, um den wachsenden<br />
Bedarf an bestens qualifizierten Fachkräften in<br />
diesem Bereich zu sichern.<br />
Interview I 05 I<br />
Im Interview:<br />
<strong>Handwerkskammer</strong>präsident<br />
Josef Katzer.<br />
Im „Zug der Ideen“, den die Umwelthauptstadt<br />
aufs Gleis gesetzt hat, repräsentieren vier Vorzeigebetriebe<br />
das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk. War’s das<br />
schon an Engagement? Oder ist der Umweltgedanke<br />
in der Breite angekommen?<br />
Josef Katzer: Die vorgestellten innovativen<br />
Lösungen der Biobetriebe Fricke, Effenberger<br />
und Springer sowie das nachhaltige Konzept<br />
von Goldschmied Thomas Becker stehen stellvertretend<br />
für mehr als 330 Handwerksbetriebe,<br />
die sich als UmweltPartner dafür einsetzen,<br />
Umweltschutz in der Praxis umzusetzen.<br />
Immer mehr Betriebe schaffen sich besonders<br />
effiziente Anlagen und abgasarme Fahrzeuge<br />
an. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.<br />
Frank Glücklich: Nachhaltigkeit betrifft die gesamte<br />
Wertschöpfungskette, angefangen beim<br />
Einkauf. Ein durchgängiges Konzept haben erst<br />
wenige Betriebe. Aber dort zu investieren und<br />
sich zu profilieren lohnt sich: Es gibt in <strong>Hamburg</strong><br />
eine wachsende Käuferschicht, die auf Umweltqualität,<br />
Gesundheit und fairen Handel schaut.
I 06 I Interview Interview I 07 I<br />
Das Handwerk als Garant für Effizienz und Nachhaltigkeit<br />
ist ein hehres Ziel. Was tut die <strong>Handwerkskammer</strong>,<br />
um die Betriebe für diese Aufgabe<br />
zu qualifizieren?<br />
Frank Glücklich: Die Entscheidung für eine<br />
nachhaltige Ausrichtung liegt bei den Betrieben.<br />
Die Kammer bietet Unterstützung bei der<br />
Umsetzung: in der Personalentwicklung, für den<br />
Vertrieb, das Marketing. Denn der Kunde muss<br />
verstehen, warum er einen Euro mehr bezahlen<br />
soll. Für die fachliche Befähigung in der Umwelttechnologie<br />
haben wir das Weiterbildungsangebot<br />
des Zentrums für Energie-, Wasser- und<br />
Umwelttechnik am ELBCAMPUS deutlich ausgebaut.<br />
Darüber hinaus haben sich Projekte<br />
bewährt, bei denen Berater der Kammer die<br />
Betriebe vor Ort aufsuchen und Anstöße geben.<br />
Was die <strong>Handwerkskammer</strong> in den nächsten vier<br />
Jahren in Angriff nehmen will, hat die Vollversammlung<br />
im Handlungsprogramm 2014 festgeschrieben.<br />
Welches Signal senden Sie damit aus,<br />
Herr Katzer?<br />
Josef Katzer: Es geht um Transparenz und um<br />
Berechenbarkeit in dem, was wir als Kammer<br />
fordern und was wir tun. Wir sind davon überzeugt,<br />
dass das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk langfristig<br />
nur durch eine überzeugende Qualitätspolitik<br />
seine Zukunft sichern und seine Wachstumschancen<br />
nutzen kann.<br />
Frank Glücklich: Das Handlungsprogramm ist<br />
eine Selbstverpflichtung. Es wird nicht einfach<br />
irgendwo abgeheftet, sondern wir werden unter<br />
dem Motto „gesagt – getan“ immer wieder<br />
Rechenschaft ablegen.<br />
Die Forderungen an die Politik sind formuliert.<br />
Was lässt sich noch tun, damit Gewerbehöfe oder<br />
Maßnahmen wie mittelstandsorientierte Vergaberegeln<br />
Wirklichkeit werden?<br />
Frank Glücklich: Senat und <strong>Handwerkskammer</strong><br />
haben den Masterplan Handwerk 2020 gemeinsam<br />
erarbeitet und zum Tag des Handwerks<br />
unterschrieben. Viele im Handlungsprogramm<br />
geforderte Maßnahmen sind darin gebündelt und<br />
in Kategorien von kurz-, mittel- und langfristig<br />
zeitlich festgeschrieben. Die Themen des Handwerks<br />
stehen somit mit Termin auf der politischen<br />
Agenda, die Fortschritte lassen sich kontrollieren.<br />
Das Frühjahr <strong>2011</strong> war von internen Turbulenzen<br />
rund um den Vorstand geprägt. Ist die Kammer<br />
mittlerweile wieder in ruhigem Fahrwasser?<br />
Josef Katzer: Ja, es herrscht wieder Klarheit<br />
innerhalb des Handwerks. Die Vorwürfe, die<br />
erhoben wurden, sind widerlegt, die Situation<br />
ist bereinigt. Mit der Wahl der neuen Vorstandsmitglieder<br />
hat das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk seine<br />
Handlungsfähigkeit bewiesen, der Vorstand ist<br />
gestärkt aus den Querelen hervorgegangen.<br />
Das belegt nicht zuletzt das eindeutige<br />
Bekenntnis zum Handlungsprogramm 2014.<br />
„Es geht um Transparenz und Berechenbarkeit“:<br />
<strong>Handwerkskammer</strong>präsident Josef Katzer<br />
und Hauptgeschäftsführer Frank Glücklich.<br />
Vom Markt der Lehrstellenanbieter zum<br />
Bewerbermarkt – das ist die Entwicklung bei<br />
der Ausbildung. Welche Strategie verfolgt die<br />
Kammer, damit Jugendliche die beruflichen<br />
Chancen im Handwerk für sich entdecken?<br />
Frank Glücklich: Wir wollen zeigen, wie attraktiv<br />
das Handwerk ist. Zum einen pfiffig mit der<br />
Imagekampagne, zum anderen auf ganz konkrete<br />
Weise in der Berufsorientierung. Die Serviceagentur<br />
Anschluss Handwerk stiftet an <strong>Hamburg</strong>s<br />
Schulen Partnerschaften mit inzwischen<br />
300 Handwerksbetrieben. Schülerinnen und<br />
Schüler besuchen Praxiskurse in den beruflichen<br />
Bildungszentren, damit sie Handwerk nicht nur<br />
vom Hörensagen kennen. Im Schulterschluss<br />
mit den Innungen entwickeln wir zudem die<br />
Qualität der Ausbildung weiter. Wer nach<br />
Karrierechancen fragt, den verweisen wir auf<br />
die rund 5.000 Betriebe, die in den nächsten<br />
zehn Jahren vor der Übergabe stehen.<br />
Hat sich die Investition in die Imagekampagne<br />
als Beitrag zur Nachwuchsgewinnung gelohnt?<br />
Bleibt <strong>Hamburg</strong> am Ball?<br />
Josef Katzer: Es bewegt sich was, das lässt sich<br />
nach einem Jahr schon sagen. Der Stolz der<br />
Auszubildenden im Handwerk ist gewachsen, so<br />
viele Abiturienten wie nie zuvor haben <strong>2010</strong> in<br />
<strong>Hamburg</strong> eine handwerkliche Ausbildung begonnen.<br />
<strong>Hamburg</strong> setzt auch in den nächsten Jahren<br />
auf die Imagekampagne. Inzwischen ziehen<br />
vermehrt andere Branchen nach. Wir sehen das<br />
als Bestätigung und lassen uns nicht beirren. Das<br />
<strong>Hamburg</strong>er Handwerk hat mit seinem Bekenntnis<br />
zur Imagekampagne Weitsicht bewiesen.<br />
Angesichts einer erfreulichen Wirtschaftslage<br />
mit gefüllten Auftragsbüchern in den allermeisten<br />
Betrieben können Sie sich eigentlich entspannt<br />
zurücklehnen. Was wünscht sich der Präsident<br />
da noch mehr?<br />
Josef Katzer: Die positive wirtschaftliche Lage<br />
im Handwerk sollte uns nicht dazu verführen,<br />
leichtsinnig zu werden. Gute Zeiten sind dazu<br />
da, um ein Polster anzulegen. Im konkreten Fall<br />
heißt das vor allem, das Fortbestehen unserer<br />
Betriebe zu sichern und sich durch Schulung und<br />
Qualifizierung fit zu machen für neue Herausforderungen<br />
– wie die Energiewende. Dann ist<br />
mir um die Zukunftsfähigkeit des <strong>Hamburg</strong>er<br />
Handwerks nicht bange.
I 08 I Umwelt<br />
Energiewende praktisch:<br />
Servicetechniker für Windenergieanlagen<br />
im Einsatz auf 100 Metern.<br />
Handwerk<br />
auf der Höhe<br />
Die Umwelthauptstadt Europas <strong>2011</strong> kann aufs Handwerk zählen.<br />
Die Abwärme aus einer Backstube in Eimsbüttel sorgt für Warmwasser<br />
in acht Wohnungen, die Heizung in einer Kfz-Werkstatt in Bramfeld funktioniert<br />
mit Unterstützung der Solarmodule auf dem Dach. Es gibt sie zahlreich:<br />
gute Ideen des <strong>Hamburg</strong>er Handwerks für den Umweltschutz. Mehr als<br />
300 Handwerksbetriebe beteiligen sich an der UmweltPartnerschaft <strong>Hamburg</strong>,<br />
viele arbeiten aktiv an der Energiewende mit. Diese Vorreiterrolle ist kein<br />
Zufall. Bereits 1985 erkannte die <strong>Handwerkskammer</strong>, dass Umweltschutz nur<br />
mit dem Handwerk zu verwirklichen ist. Seitdem macht das Zentrum<br />
für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) Betriebe fit in energie-<br />
sparendem Bauen, der Gebäudesanierung mit Klimaschutzeffekt und dem<br />
Einsatz erneuerbarer Energien. Das wird heute mehr denn je gebraucht:<br />
Die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe spielen eine Schlüsselrolle,<br />
will <strong>Hamburg</strong> sein ehrgeiziges Ziel erreichen, die CO2-Emissionen bis 2020<br />
um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
I 10 I Umwelt<br />
Investition in die Zukunft:<br />
Das Zentrum für Energie-, Wasser<br />
und Umwelttechnik (ZEWU) berät<br />
und schult Handwerker.<br />
Energiewende seit 25 Jahren<br />
Die Heizung kann noch so energiesparend, die Umwelttechnik eines Gebäudes noch so ausgeklügelt sein,<br />
der Nutzen steht und fällt mit dem Handwerker, der die Anlage fachgerecht installiert und wartet.<br />
Diese Erkenntnis zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge zum 25-jährigen Bestehen des ZEWU,<br />
das im August <strong>2010</strong> am ELBCAMPUS gefeiert wurde. Die Konsequenz: Neben der Erstausbildung gewinnen<br />
Zusatzqualifikationen immer mehr an Bedeutung für die Energieoptimierung. Das Zentrum für Energie-,<br />
Wasser- und Umwelttechnik deckt mit einer Vielzahl von Seminaren genau diesen Bedarf. 1985 war es eine<br />
Investition der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> in die Zukunft, für die es bundesweit kein Vorbild gab.<br />
Indem es Fortbildung, Erfahrungsaustausch, Beratung und Mitwirkung an Entwicklungsarbeiten organisierte,<br />
wurde das ZEWU zu einem umwelttechnologischen Schrittmacher in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Update zur Umwelttechnik<br />
Mit zunächst zehn, heute mehr als 20 Mitarbeitern führte und führt das Zentrum Handwerker<br />
in kleinen und mittleren Unternehmen an neue Technologien heran, die zum Schutz der Umwelt und des<br />
Klimas beitragen. Hier lernen Gesellen und Meister aus Sanitär, Heizung, Klima an funktionstüchtig<br />
installierten Geräten alles über Wärmepumpen, Mikro-Blockheizkraftwerke und Regelungstechnik.<br />
Ihren Betrieben eröffnen sich damit zukunftsträchtige neue Geschäftsfelder. Als Kundendienstmonteure<br />
und Gebäudeenergieberater sorgen Absolventen für den effizienten Energieeinsatz.<br />
Der ZEWU-Beitrag zur Energiewende reicht von der Solartechnik bis zur Windkraft. Seit 2007 wurden<br />
in den Werkstätten am ELBCAMPUS in Kooperation mit dem Bildungszentrum für Erneuerbare<br />
Energien in Husum über 200 Servicetechniker für Windenergieanlagen ausgebildet. Hinzu kommen<br />
Firmenseminare rund um die Windenergie – genau zugeschnitten auf die jeweiligen Bedürfnisse.<br />
Für den jüngsten Wind-Lehrgang ging es hoch hinaus: Unter großem Medieninteresse absolvierten die<br />
Bewerber ein Casting mit Aufstieg auf eine 140 Meter hohe Anlage.<br />
So sieht es aus: Weiterbildung mit Weitblick.<br />
Gut für Klima<br />
und Geschäft<br />
Mehr als 85 Prozent des <strong>Hamburg</strong>er Immobilienbestands<br />
wurden vor 1980 erbaut. Das Auftragspotenzial<br />
für energetische Gebäudesanierungen<br />
ist entsprechend hoch – ebenso wie der<br />
Klimaschutzeffekt. Ein Beispiel aus der Praxis:<br />
Die Dämmung eines Mietshauses senkt den<br />
Heizölverbrauch um 4.900 Liter im Jahr und führt<br />
zu einem Auftragsvolumen von 50.000 Euro für<br />
Handwerker. Doch wie können Handwerksbetriebe<br />
in dieses lukrative Geschäftsfeld einsteigen?<br />
Die Technik ist komplex und die Fortbildungsmöglichkeiten<br />
sind zahlreich.<br />
Den einen Kurs, der für alle Anforderungen passt,<br />
gibt es nicht. Hier hilft seit 2009 die Fortbildungsinitiative<br />
Handwerk und Energieeffizienz<br />
weiter, ein städtisch gefördertes Kooperationsprojekt<br />
von neun Bildungsträgern der Bau- und<br />
Ausbaugewerke des <strong>Hamburg</strong>er Handwerks<br />
und des ZEWU. Die Initiative unter Federführung<br />
der <strong>Handwerkskammer</strong> betreibt unter www.<br />
handwerk-energieeffizienz.de ein Weiterbildungsportal,<br />
sortiert nach Themen wie Fenster und<br />
Elektrotechnik. Fast 90 Kurse stehen zur Auswahl,<br />
um das Profil als Klimaschützer zu schärfen.<br />
Umwelt I 11 I<br />
Ideen auf Europareise<br />
Ob Wasserverbrauch, Luftqualität oder<br />
Mobilität – <strong>Hamburg</strong> hat „auf der ganzen<br />
Bandbreite exzellente Umweltstandards erreicht“.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt die Jury, die <strong>Hamburg</strong><br />
zur Umwelthauptstadt Europas <strong>2011</strong> kürte.<br />
Die besten Beispiele für umweltfreundliches Planen,<br />
Bauen und Wirtschaften schickte <strong>Hamburg</strong><br />
mit dem „Zug der Ideen“ im Frühjahr <strong>2011</strong> auf<br />
die Reise durch 18 europäische Metropolen.<br />
Das Handwerk ist mit an Bord: Die Bio-Bäckereien<br />
Effenberger und Springer, die Biofleischerei<br />
Fricke sowie Goldschmied Thomas Becker liefern<br />
in der rollenden Ausstellung den Nachweis, dass<br />
Umweltschutz und CO2-Minderung sehr gut in<br />
die Produktion integriert werden können, zugunsten<br />
eines nachhaltigen Konsums. Klimaschutz<br />
durch Handwerk ist noch an anderer Stelle zu<br />
erleben: Heizen, Beleuchtung und elektrische<br />
Geräte zu Hause und im Büro sind für rund<br />
30 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.<br />
Der ELBCAMPUS als einer von elf<br />
Infopoints der Umwelthauptstadt stellt Lösungen<br />
zu Energieeffizienz und Gebäudetechnik vor.<br />
Dämmung und energetische<br />
Sanierung: Das Auftragspotenzial für<br />
das Handwerk ist groß.
I 12 I Umwelt<br />
Im Betrieb Energie und Ressourcen<br />
sparen: Der Besuch der Lotsin<br />
von ZEWUmobil+ zahlt sich aus.<br />
Sparrunde der umweltfreundlichen Art<br />
13.300 Kilowattstunden (kWh) weniger Strom und 35.825 kWh weniger Gas verbraucht die Altmann<br />
Reifen- und Autoservice GmbH rechnerisch pro Jahr, nachdem zahlreiche empfohlene energetische<br />
Verbesserungen im Jahr <strong>2010</strong> umgesetzt wurden. Ein Besuch der Lotsen für Energie- und<br />
Ressourceneffizienz aus dem Projekt ZEWUmobil+ der <strong>Handwerkskammer</strong> zahlt sich aus: in Cent und<br />
Euro bei den Verbrauchsabrechnungen für die Betriebe, in vermindertem Ressourcenverbrauch und geringeren<br />
Treibhausgasemissionen für Umwelt und Klima. Im Fall Altmann sorgten dafür unter anderem<br />
eine neue Beleuchtungsanlage, der Einbau von Bewegungsmeldern, die Isolierung von Warmwasserleitungen<br />
und eine digitale Steuerung der Hallenheizung, die jetzt mit Solarunterstützung arbeitet.<br />
UmweltPartner in spe<br />
428 <strong>Hamburg</strong>er Betriebe kamen allein <strong>2010</strong> in den Genuss einer Erstberatung durch das mobile Team,<br />
das dem Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) am ELBCAMPUS angegliedert ist.<br />
Die Beratung direkt im Betrieb, auch über Förderprogramme, ist kostenfrei und gerade durch die renommierte<br />
Deutsche Energie-Agentur (dena) mit dem Label „Good Practice Energieeffizienz“ ausgezeichnet<br />
worden. Verzahnt mit den Angeboten der Innungen und des städtischen „Unternehmens für Ressourcenschutz“<br />
ermitteln die Berater Energiesparpotenziale, zeigen Kosteneinsparungen auf und begleiten<br />
die Umsetzung von Maßnahmen. Außerdem erhalten Betriebe Unterstützung, um ihr Angebotsspektrum<br />
um neue Dienstleistungen im Umweltmarkt zu erweitern. Mit mindestens einer anerkannten freiwilligen<br />
Umweltschutzmaßnahme können sich Handwerker darüber hinaus an der „UmweltPartnerschaft<br />
<strong>Hamburg</strong>“ beteiligen und mit dem zugehörigen Logo werben. Die Umweltbewegung der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Wirtschaft wächst und wächst. Derzeit gibt es 765 UmweltPartner (Stand: März <strong>2011</strong>), die 1.217 Maßnahmen<br />
realisiert haben. Ein starkes Signal: 43 Prozent der Betriebe kommen aus dem Handwerk.<br />
Effizient im Umwelt-<br />
und Ressourcenschutz<br />
Das Handwerk bekennt sich zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
für <strong>Hamburg</strong>. Zum europäischen<br />
Umweltwirtschaftsgipfel im Februar <strong>2011</strong> präsentierte<br />
die <strong>Hamburg</strong>er Wirtschaft eine Erklärung,<br />
wie sie zu einer umweltgerechten Entwicklung<br />
der Stadt beitragen will. Im Mittelpunkt des<br />
von der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> mit<br />
verantworteten Papiers steht der schonende<br />
Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Das<br />
umfasst das Ziel, den Verbrauch in der Produktion<br />
über innovative Technologien zu verringern,<br />
die möglichst in <strong>Hamburg</strong> entwickelt werden,<br />
ebenso wie die optimierte Flächennutzung und<br />
die Wiederverwertung von Rohstoffen. Echte<br />
Kreislaufwirtschaft ist gefragt. Bei der nachhaltigen<br />
Energieerzeugung und der Energieeffizienz<br />
wird für <strong>Hamburg</strong> eine Spitzenposition angestrebt.<br />
Pilotvorhaben beim Einsatz regenerativer<br />
Energiequellen, der intelligenten Steuerung<br />
der Energienetze und des -verbrauchs sowie<br />
energieeffizientes Bauen und Sanieren haben die<br />
volle Unterstützung der Wirtschaft. Die nötige<br />
Kompetenz hat das Handwerk in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Schmuck<br />
mit Schonfaktor<br />
Umwelt I 13 I<br />
Gutes Klima, wenig Verbrauch:<br />
Das Handwerk in <strong>Hamburg</strong> hat die<br />
nötige Kompetenz.<br />
Der Schuhmacher, der ein Paar Stiefel besohlt,<br />
die Uhrmacherin, die ein Laufwerk wieder in<br />
Gang bringt, der Polsterer, der eine Couch neu<br />
bezieht: Die Reihe ließe sich fortsetzen. Nachhaltigkeit<br />
gehört zum Handwerk wie der Meisterbrief<br />
– seit jeher. Darauf lässt sich aufbauen.<br />
Wie eine zeitgemäße Weiterentwicklung dieser<br />
Handwerkertugend aussieht, kann man am<br />
Beispiel eines Schmuckateliers im Grindelviertel<br />
studieren. Als einzigen Betrieb aus der Uhrenund<br />
Schmuckbranche zeichnete die Verbraucher<br />
Initiative e. V. Goldschmied Thomas Becker und<br />
sein Team mit dem Titel „Nachhaltiges Einzelhandelsunternehmen<br />
<strong>2010</strong>“ aus, unter bundesweit<br />
200 teilnehmenden Unternehmen. 370 Kriterien<br />
wurden abgefragt, Beckers Konzept überzeugte<br />
mit seinem umfassenden Ansatz. Der Schmuckhandwerker<br />
verarbeitet umwelt- und sozialverträglich<br />
gewonnenes Waschgold und recycelt<br />
Altgold. Feinstaub- und Rußfilter kommen in der<br />
Werkstatt ebenso zum Einsatz wie eine energieoptimierte<br />
Beleuchtung. Verpackungen sind<br />
wiederverwendbar – eine fast perfekte Kette von<br />
der Rohstoffgewinnung bis zur Vermarktung.
I 14 I Umwelt<br />
Was ist sinnvoll bei der<br />
Dachdämmung? Antworten gibt das<br />
EnergieBauZentrum.<br />
Durchblick für Kunden und Kenner<br />
Immer wieder gab es im Laufe des Jahres <strong>2010</strong> Änderungen an der Bundesförderung für Heizungsanlagen.<br />
Selbst für einen Fachbetrieb ist es da schwierig, auf dem Laufenden zu bleiben. Auch die Anforderungen, die<br />
sich aus der Energieeinsparverordnung für die Praxis ergeben, beispielsweise in einer Zimmerei, erklären<br />
sich nicht von selbst. Im EnergieBauZentrum am ELBCAMPUS erhalten Handwerker und Fachkräfte wie<br />
Bauprüfer zuverlässige Antworten rund um das energetische Bauen und Sanieren. Ebenso engagiert sich die<br />
Einrichtung in der Beratung von Verbrauchern. Das unabhängige Zentrum ist eine Kooperation zwischen der<br />
<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong>, der Umweltbehörde sowie der <strong>Hamburg</strong>ischen Wohnungsbaukreditanstalt.<br />
Welche ressourcenschonenden Alternativen zur Gas- oder Ölheizung gibt es? Was ist für mein Haus geeignet?<br />
Die Berater kennen sich mit Heizungsanlagen auf Basis von Bio-Brennstoffen, Holzpellets oder Wärmepumpen<br />
bestens aus und wissen um die Fördermöglichkeiten. Sie unterstützen Kunden sowohl beim Neubau nach<br />
Passivhausstandard als auch bei der Modernisierung in die Jahre gekommener Gebäude. Eine Ausstellung von<br />
bau- und heizungstechnischen Modellen dient der Veranschaulichung.<br />
Gefragte Ratgeber<br />
3.190 Kunden suchten <strong>2010</strong> im EnergieBauZentrum kostenfreien Rat in Einzelgesprächen. Hinzu<br />
kamen zahlreiche gut besuchte Fach- und Informationsveranstaltungen, letztere mit durchschnittlich<br />
100 bis 140 Teilnehmern. Beim Thema Dämmstoffe waren aufgrund hoher Nachfrage sogar<br />
zwei Zusatztermine erforderlich. Regelmäßige Themenwochen runden das Programm ab.<br />
Das Orientierungsangebot trifft den Nerv der <strong>Hamburg</strong>er, die Kundenzufriedenheit liegt bei über<br />
90 Prozent. Und auch nach zirka 90 Veranstaltungen und 8.140 Beratungsgesprächen seit Gründung<br />
im Jahr 2008 gibt es noch Neuland, das zu beackern ist: Nichtwohngebäude und der Bestand von<br />
Wohnungsunternehmen, beide mit hohem Energiebedarf, bilden <strong>2011</strong> einen inhaltlichen Schwerpunkt.<br />
Sonnenenergie satt<br />
Die Katastrophe von Fukushima und das Debakel<br />
um die Ölplattform „Deepwater Horizon“<br />
im Golf von Mexiko haben den Wunsch nach<br />
Unabhängigkeit von Atomstrom und fossilen<br />
Brennstoffen weiter wachsen lassen. Abzulesen<br />
ist dieser Trend auch an der gestiegenen Zahl der<br />
Beratungen im SolarZentrum am ELBCAMPUS.<br />
Rund 3.000 Interessierte ließen sich <strong>2010</strong> kostenlos<br />
über Sonnenenergie für den Hausgebrauch<br />
informieren. Denn trotz Schmuddelwetter: In<br />
<strong>Hamburg</strong> scheint die Sonne statistisch etwa<br />
1.800 Stunden pro Jahr, auf jeden Quadratmeter<br />
Dachfläche strahlen 1.000 Kilowattstunden Sonnenenergie<br />
ein. Ob Solarwärme- oder Photovoltaikanlage,<br />
im SolarZentrum erhalten Hausbesitzer<br />
fundierte Entscheidungshilfe und Auskunft zu<br />
Förderungen, die die Investitionskosten deutlich<br />
reduzieren. Hier arbeiten das ZEWU und die<br />
Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie im Auftrag<br />
der <strong>Hamburg</strong>er Umweltbehörde zusammen.<br />
Ein besonderes Augenmerk richtet das Solar-<br />
Zentrum, das im August <strong>2011</strong> sein zehnjähriges<br />
Bestehen gefeiert hat, auf 80 große Solaranlagen<br />
in <strong>Hamburg</strong>. Die Überwachung liefert genaue Daten<br />
zum Klimaschutz-Beitrag der Sonnenenergie.<br />
Energetische Sanierung wird Schulstoff<br />
Das Nützliche mit dem Lehrreichen verbinden – dieses Ziel verfolgt SchulBaustelle Klima, ein<br />
Projekt der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> mit der Schulbehörde und dem Landesinstitut für Lehrerbildung<br />
und Schulentwicklung. Die energetische Sanierung der eigenen Schule wird dabei zum<br />
Gegenstand des Unterrichts, die Baustelle zum Lernort. An Referenzschulen, die saniert oder neu<br />
gebaut werden, entwickelt und erprobt SchulBaustelle Klima Unterrichtsmodelle, die später auch<br />
andere <strong>Hamburg</strong>er Schulen einsetzen können. Praxisbezogen erfahren Schülerinnen und Schüler, aber<br />
auch Eltern und Lehrer, welche Bedeutung Bauweise und Nutzerverhalten für den Klimaschutz haben<br />
und welche technischen Möglichkeiten es zur Energieeinsparung gibt. Im Austausch mit<br />
„Leuten vom Bau“ lernen die Teilnehmer auf ihrer Schulbaustelle zukunftsweisende Berufsfelder<br />
des Handwerks kennen. Wenn das Lust auf mehr weckt: Nachwuchs ist willkommen.<br />
Zu tun gibt es genug in der Gebäudeoptimierung.<br />
Umwelt I 15 I<br />
Gefragte Kompetenz:<br />
Fachkraft für Solartechnik.
I 16 I Politik und Interessenvertretung<br />
Das Handwerk in der Umwelthauptstadt:<br />
Die Kammer spricht für 15.000 Betriebe und<br />
129.000 Beschäftigte in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Stimme des<br />
Handwerks in<br />
der Stadt<br />
Wenn bezahlbare Gewerbeflächen in <strong>Hamburg</strong> knapp werden und zum<br />
wiederholten Mal die Einführung einer City-Maut im Raum steht, ist auf die<br />
Umwelt I 17 I<br />
<strong>Handwerkskammer</strong> Verlass. Sie tritt kompetent und engagiert für die Anliegen<br />
der mehr als 15.000 Betriebe des <strong>Hamburg</strong>er Handwerks ein. Präsident<br />
Josef Katzer bezieht im <strong>Hamburg</strong>er Abendblatt oder auf <strong>Hamburg</strong> 1 Position.<br />
Die Fachleute der Kammer verhandeln mit Politik- und Behördenvertretern<br />
über sinnvolle Lösungen, nicht selten über Monate hinweg. Die Handwerks-<br />
kammer unterhält gute Kontakte zu Senat, Bezirksverwaltungen und Wirt-<br />
schaftsverbänden. Eine wichtige Voraussetzung, um frühzeitig an Entscheidun-<br />
gen mitzuwirken. Die Interessenvertretung ist transparent und berechenbar:<br />
Seit dem Frühjahr <strong>2011</strong> sind die Ziele der Vollversammlung für die laufende<br />
Legislaturperiode im Handlungsprogramm 2014 festgeschrieben.<br />
Deutlich vernehmbar war die Stimme des Handwerks auch im vorgezogenen<br />
Bürgerschaftswahlkampf. Auf fünf Veranstaltungen war der direkte Vergleich<br />
der Handwerksforderungen mit den Aussagen von Spitzenkandidaten und<br />
Fachpolitikern möglich. Die Nagelprobe folgt.
I 18 I Politik und Interessenvertretung Politik und Interessenvertretung I 19 I<br />
Verlässliche Arbeit, messbare<br />
Ergebnisse: Das Handlungsprogramm<br />
2014 gibt den Rahmen vor.<br />
Klare Ansage<br />
Um Klarheit zu gewinnen über die Politik der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> in den nächsten vier Jahren,<br />
genügen wenige Klicks. Das Handlungsprogramm 2014 steht zum Download auf der Homepage. Transparenz<br />
ist ein wesentlicher Grund, warum die Vollversammlung diese Agenda im März <strong>2011</strong> verabschiedet hat.<br />
Das betrifft sowohl die Forderungen an den neuen <strong>Hamburg</strong>er Senat als auch die Aufträge, die die <strong>Handwerkskammer</strong><br />
selbst angehen. Bei den hoheitlichen Aufgaben, die die Kammer als Organ der Selbstverwaltung<br />
des Handwerks wahrnimmt, ist das Ziel, kontinuierlich besser zu werden. Das heißt, noch kundenorientierter<br />
und wirtschaftlicher zu arbeiten. So soll beispielsweise im Prüfungswesen ein Qualitätsmanagement<br />
eingeführt werden.<br />
Förderlicher Rahmen<br />
Zu den wichtigsten politischen Anliegen zählt eine intelligente und nachhaltige Flächenregie. Denn das<br />
<strong>Hamburg</strong>er Handwerk benötigt mehr gut erschlossene, bezahlbare Gewerbeflächen. Der demografische<br />
Wandel macht es immer schwerer, Fachkräfte zu gewinnen. Deshalb bleibt das Thema Bildung und<br />
Integration von besonderer Bedeutung. Gegenwärtig gelten zu viele Schulabgänger als nicht ausbildungsreif.<br />
Nur ein umfassendes Bildungskonzept, beginnend im Kindergarten, kann die Weichen in die richtige<br />
Richtung stellen. Ein zentraler Baustein ist die Stadtteilschule mit starker Berufsorientierung. In der Umweltpolitik<br />
setzt sich die Kammer dafür ein, dass Qualifizierung im Handwerk für den Bereich der Umwelttechnologien<br />
besonders gefördert wird. Förderbedarf macht das Handlungsprogramm zudem bei der Qualitätsund<br />
Marktorientierung der Betriebe aus. Auf Stadtteilebene werden Projekte für eine stärkere Vernetzung<br />
des Handwerks mit anderen lokalen Akteuren gewünscht. Es soll aber nicht bei Forderungen bleiben:<br />
Die <strong>Handwerkskammer</strong> will mit dem Senat unter Bürgermeister Olaf Scholz langfristig verlässliche<br />
Bedingungen für das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk vereinbaren. Die Pflöcke dazu sind gesetzt.<br />
Zum Vorteil<br />
des Handwerks<br />
Das Zusammenspiel zwischen einzelnen <strong>Handwerkskammer</strong>n,<br />
darunter <strong>Hamburg</strong>, und dem<br />
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)<br />
funktionierte. Im Ergebnis brachte es weitreichende<br />
Verbesserungen gegenüber den ersten<br />
Vorschlägen zur Neuordnung der Rundfunkfinanzierung<br />
aus dem Sommer <strong>2010</strong>. Vor allem Kleinbetriebe<br />
können aufatmen. Tendenziell werden<br />
sie mit der geplanten geräteunabhängigen Haushaltsabgabe<br />
nun eher ent- als belastet. Erfolge in<br />
der Interessenvertretung waren <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> auch<br />
auf Landesebene zu verbuchen: So hat <strong>Hamburg</strong><br />
die Gültigkeit seiner mittelstandsorientierten Vergaberegelungen,<br />
eingeführt im Zusammenhang<br />
mit den Konjunkturprogrammen, für zunächst<br />
zwei Jahre verlängert. Öffentliche Ausschreibungen<br />
erfolgen damit in Fach- und Teillosen. Und es<br />
gibt weiterhin die beschränkte Ausschreibung bis<br />
zu einem Auftragsvolumen von 1 Mio. Euro im<br />
Hochbau, was die Chancen von Handwerksbetrieben<br />
erhöht. Damit ist ebenso ein Anliegen<br />
des Handwerks erfüllt wie mit der neuen Möglichkeit<br />
zu Gewerbeanzeigen im Servicecenter<br />
der Kammer – das Handlungsprogramm 2014<br />
trägt erste Früchte.<br />
Die Politik<br />
steht im Wort<br />
Gute Verbindungen – erfolgreiche<br />
Interessenvertretung. Zum Beispiel bei<br />
der mittelstandsorientierten Vergabe.<br />
So umfassend informiert wie bei der Bürgerschaftswahl<br />
im Februar <strong>2011</strong> sind <strong>Hamburg</strong>er<br />
Handwerker selten zur Wahlurne gegangen.<br />
„<strong>Hamburg</strong> wählt – Handwerk fragt“ hieß die<br />
fünfteilige Veranstaltungsreihe mit Repräsentanten<br />
aller etablierten Parteien, die die <strong>Handwerkskammer</strong><br />
organisiert hatte. Viermal standen<br />
Fachpolitiker Rede und Antwort zu Themen, die<br />
das Handwerk in der Stadt bewegen. Das Spektrum<br />
reichte von Hjalmar Stemmann (CDU) über<br />
Christa Goetsch (GAL), Ingo Egloff (SPD) und<br />
Dora Heyenn (Die Linke) bis zu Dr. Thomas-Sönke<br />
Kluth (FDP). Die Moderatoren fühlten den Politikern<br />
auf den Zahn, wenn sie nach der Haltung zur<br />
Meistergründungsprämie, zur Umweltzone oder<br />
zu Gewerbehöfen fragten. Den Abschluss bildete<br />
eine Runde mit den Spitzenkandidaten Christoph<br />
Ahlhaus und Olaf Scholz. Präsident Josef Katzer<br />
entlockte beiden die Zusage, im Falle des Wahlsiegs<br />
einen Masterplan Handwerk auf den Weg<br />
zu bringen. Die Wahlversprechen und Aussagen<br />
sind filmisch auf den Webseiten der Kammer<br />
dokumentiert – auf dass sie nicht in<br />
Vergessenheit geraten.
I 20 I Politik und Interessenvertretung<br />
Neues Bild vom Handwerk:<br />
Im Vordergrund stehen Kompetenzen<br />
und Perspektiven.<br />
Kammer im O-Ton<br />
Die <strong>Handwerkskammer</strong> ist ein gefragter Gesprächspartner der Medien, denn sie vertritt eine Wirtschaftsmacht<br />
in der Stadt. Das Handwerk steht für 129.000 Beschäftigte und über 15.000 Betriebe. Wie bewertet<br />
die Kammer Umweltzone oder City-Maut? Was sagt sie zum neuen Wirtschaftssenator? Und, <strong>2010</strong> ein Dauerbrenner,<br />
welche Ansicht vertritt das Handwerk im Streit um die Schulreform? Original-Töne von Präsident<br />
Josef Katzer für Radio und Fernsehen sind dabei ebenso gefragt wie das Wissen der Kammermitarbeiter<br />
von der Ausbildungsabteilung bis zum Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik. Mittlerweile acht<br />
Folgen liefen in der Serie „Handwerk heute“ auf <strong>Hamburg</strong> 1, in der neben Praktikern aus Betrieben Fachleute<br />
der <strong>Handwerkskammer</strong> zu Wort kommen. Sie berichten zum Beispiel über Innovation und Weiterbildung<br />
im <strong>Hamburg</strong>er Handwerk. Nicht zuletzt bei der Suche nach Betrieben – etwa mit vielen älteren Mitarbeitern<br />
oder mit Abiturienten als Lehrlingen – ist die Kommunikationsabteilung Journalisten behilflich.<br />
Information auf allen Kanälen<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst jedoch weit mehr als die Beantwortung von Anfragen. Pressemitteilungen<br />
lenken den Blick gezielt auf Themen und Entwicklungen im Handwerk, die von breitem Interesse<br />
sind. Rund 80 Aussendungen gab es im Jahr <strong>2010</strong>, Terminhinweise nicht eingerechnet. Die Tendenz am<br />
Ausbildungsmarkt, die Kritik der Kammer an der Umnutzung von Gewerbeflächen oder Daten und Fakten<br />
rund um die Meisterfeier finden so Widerhall in der Öffentlichkeit. Dazu trägt die Nutzung der neuen<br />
Medien ihren Teil bei. Auf der Homepage der Kammer werden alle Pressemitteilungen veröffentlicht,<br />
Videos von Veranstaltungen wie der Lehrlingsparty können über einen eigenen Youtube-Kanal abgerufen<br />
werden. Auf die Information der eigenen Mitglieder zielen Broschüren zu Serviceangeboten der<br />
<strong>Handwerkskammer</strong>, das Handwerks-Info und der Regionalteil des Magazins NordHandwerk. Wer etwas<br />
verpasst hat: Der <strong>Jahresbericht</strong> fasst das Wichtigste aus den vergangenen zwölf Monaten zusammen.<br />
Zahlen als Argument<br />
Welche Themen brennen den Handwerksbetrieben in <strong>Hamburg</strong> auf den Nägeln? Ist die Finanzierung<br />
problematisch? Erschweren behördliche Genehmigungsverfahren das Geschäft? Anhaltspunkte für ihre<br />
politische Arbeit erhält die <strong>Handwerkskammer</strong> nicht zuletzt aus betrieblichen Umfragen. Neben den<br />
regelmäßigen Konjunkturumfragen beleuchtete eine Sonderbefragung im März <strong>2011</strong> die Standortbedingungen<br />
des <strong>Hamburg</strong>er Handwerks. Ergebnisse daraus: Der Engpass bei Nachwuchskräften hat laut einem<br />
Drittel der Befragten das eigene Unternehmen erreicht, ein weiteres Drittel rechnet mit Folgen in den<br />
nächsten fünf Jahren. 54 Prozent der Befragten würden <strong>Hamburg</strong> bei einer Standortentscheidung den<br />
Rücken kehren, wenn sich andernorts günstigere Gewerbeflächen finden. Dieses Bild wird durch Zahlen<br />
gestützt, die eine Große Anfrage der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft Ende <strong>2010</strong> zutage förderte.<br />
<strong>Hamburg</strong> verliert demnach seit dem Jahr 2000 jährlich mehr als 100 Handwerksbetriebe dadurch, dass<br />
diese ihren Sitz verlegen. Der Handlungsbedarf ist offensichtlich.<br />
Siebenfache Lobby<br />
Eine Baustelle versperrt die Zufahrt zu einem<br />
Malerbetrieb, eine Tischlerei soll für neue Wohnungen<br />
weichen: Wenn es konkret wird, ist die<br />
Lobby nicht fern. Dann werden die Netzwerke<br />
aktiv, die das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk von Altona<br />
bis Wandsbek, von Eimsbüttel bis Bergedorf<br />
unterhält. Die Bezirksarbeit ist eine Kooperation<br />
von <strong>Handwerkskammer</strong> und Innungen.<br />
Hand in Hand arbeiten der Aufgabenbereich<br />
Bezirke der Kammer, mit Zweigstellen in Bergedorf<br />
und Harburg, und die sieben Bezirksmeisterversammlungen<br />
des Handwerks zusammen.<br />
Deren gewählte Sprecher sind die Bezirkshandwerksmeister.<br />
Einschließlich der Stellvertreter<br />
kümmern sich mehr als 150 Bezirksmeister<br />
ehrenamtlich um Fragen der Bebauungspläne<br />
und des Verkehrs, um die Zusammenarbeit mit<br />
Schulen, Arbeitsagentur, Polizei und Feuerwehr.<br />
Sie führen den Dialog mit der Bezirksversammlung<br />
und dem Bezirksamt, denn das Wohl des<br />
Handwerks hängt nicht allein von Entscheidungen<br />
auf Stadtstaat-Ebene ab. Auch in den <strong>Hamburg</strong>er<br />
Bezirken wird Politik gemacht, braucht das<br />
Handwerk Öffentlichkeit und eine starke Stimme.<br />
Wo fehlen Nachwuchskräfte?<br />
Umfragen stützen die politische Arbeit<br />
der Kammer.<br />
Politik und Interessenvertretung I 21 I
WWW.HANDWERK.DE<br />
Ein Sonnenstrahl<br />
legt 150.000.000 km<br />
zur Erde zurück.<br />
Dank uns hat sich<br />
der Weg gelohnt.<br />
Kompetenzen<br />
in neuem Licht<br />
Brot und Brötchen herstellen: So leicht wie Simon, „die linke Hand des<br />
Imagekampagne Umwelt I 23 17 I<br />
Handwerks“, sich das vorstellt, ist es nicht. In der Backstube der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Bäckerei Daube scheitert er als Azubi auf Probe grandios – dokumentiert in<br />
einem Kurzfilm voller Komik. TV-Comedian Simon Gosejohann ist das neue<br />
Gesicht der Imagekampagne des Handwerks. Seine jugendlichen Fans erleben<br />
mit ihm Handwerksberufe von ihrer anspruchsvollen Seite. Bei <strong>Hamburg</strong>er<br />
Abiturienten ist schon angekommen, dass Augenoptiker, Tischler und Kfz-<br />
Mechatroniker spannende Berufe sind, für die viel technisches Verständnis und<br />
Fachwissen erforderlich sind. Sie entdecken das Handwerk als Karrieremotor<br />
und starten – <strong>2010</strong> in Rekordzahl – mit einer handwerklichen Ausbildung<br />
ins Berufsleben. Die Imagekampagne des Handwerks, in <strong>Hamburg</strong> forciert<br />
umgesetzt, zeitigt erste Erfolge. Das bestätigt eine Trendmessung des<br />
Befragungsinstituts forsa: Positive Assoziationen zum Handwerk haben<br />
seit Kampagnenbeginn vor anderthalb Jahren deutlich zugenommen, die<br />
wirtschaftliche Bedeutung wird stärker wahrgenommen und der Berufsstand<br />
ist auch bei jungen Menschen im Gespräch. Und das war erst der Anfang.<br />
Gerade zündet die zweite Stufe der Kampagne.
I 24 I Imagekampagne<br />
Schönes Werkstück<br />
Die Busse, die im Kampagnendesign durch die City fahren, sind ein Kommentar zur Kulisse: „Zugegeben:<br />
<strong>Hamburg</strong> ist uns gut gelungen. Aber wir hatten ja auch 1.200 Jahre Zeit“, bekennt darauf das <strong>Hamburg</strong>er<br />
Handwerk. Der <strong>Hamburg</strong>-Spruch der Imagekampagne war <strong>2011</strong> im Ferienmonat August auch auf einem<br />
riesigen Banner an Dock 10 im <strong>Hamburg</strong>er Hafen zu lesen – inklusive Hinweis auf den „Tag des Handwerks“.<br />
Ohne Worte kommt dagegen das Gesamtkunstwerk aus, in das sich im Dezember <strong>2010</strong> die zuvor schmuddelige<br />
Bahnunterführung an der Schanzenstraße in <strong>Hamburg</strong>-Altona verwandelte. An der Gemeinschaftsaktion,<br />
von der Stiftung Lebendige Stadt initiiert, wirkten tatkräftig die Elektro- und die Gebäudereiniger-Innung<br />
sowie die <strong>Handwerkskammer</strong> mit. Eine künstlerische Illumination und ein Wandgemälde in Kampagnenfarben,<br />
auf dem im Weltall geschraubt und im Hafen repariert wird, setzen das Handwerk wirkungsvoll in<br />
Szene.<br />
Kostprobe des Könnens<br />
Mit durchschnittlich 100 Euro im Jahr – abhängig von der Betriebsgröße – verhelfen die <strong>Hamburg</strong>er<br />
Handwerksunternehmer ihrem Wirtschaftszweig zu starken Auftritten wie diesen. Eine Anzeige in der<br />
Zeitung ist oft schon teurer. Deshalb hat sich die Vollversammlung der <strong>Handwerkskammer</strong> für eine<br />
Fortsetzung des regionalen Engagements in eigener Sache über das Jahr <strong>2010</strong> hinaus ausgesprochen.<br />
Zur Freude von 1.000 Auszubildenden im <strong>Hamburg</strong>er Handwerk: Zum zweiten Mal waren sie im August<br />
<strong>2011</strong> zur exklusiven Lehrlingsparty am ELBCAMPUS eingeladen. Die Berliner Band „Keule“ verbreitete<br />
mit Spaßrock gute Laune, Electro Ferris (Deichkind) heizte der Menge beim Tanzen ein. Grillspezialitäten<br />
waren der Beitrag des Ernährungshandwerks zur Partynacht. Fleischer, Bäcker und Konditoren beteiligen<br />
sich in Kooperation mit <strong>Hamburg</strong>s Landwirten sogar mit einem eigenen Projekt an der Imagekampagne.<br />
„So schmeckt <strong>Hamburg</strong>“ wirbt mit monatlichem Flyer, Aktionen wie der „gläsernen Produktion“ nebst<br />
Verkostung im Einkaufszentrum oder einem Pralinenkurs zum Valentinstag für regionale Esskultur und<br />
handwerkliche Qualität. Die Imagekampagne lebt von guten Ideen, vom Mitmachen und – vom Probieren.<br />
Seit <strong>2010</strong> in <strong>Hamburg</strong> unterwegs:<br />
Einer von fünf Bussen mit Werbung<br />
für das Handwerk.<br />
Allgegenwärtig<br />
an 365 Tagen<br />
Ganze Straßenzüge sind in Handwerkerhand.<br />
Das wird sonst leicht übersehen, weil die Werkstätten<br />
im Hinterhof liegen oder aber Friseur,<br />
Schuhmacher und Konditor nicht dem selben<br />
Wirtschaftszweig zugeordnet werden. Der erste<br />
bundesweite „Tag des Handwerks“ demonstriert<br />
es eindrucksvoll – auch in <strong>Hamburg</strong>. Zahlreiche<br />
Handwerksbetriebe in Bergedorf, Eimsbüttel<br />
und Harburg öffnen am 3. September <strong>2011</strong> ihre<br />
Werkstätten für Besucher aus dem Viertel. Es<br />
gibt Vorführungen von Malern, Metallbauern und<br />
Tischlern, und Meister wie Auszubildende stehen<br />
Interessierten Rede und Antwort. Für jedermann<br />
offen sind die Türen im Elbcampus mit seinen<br />
Lehrwerkstätten: Dort, wo sonst konzentrierter<br />
Unterricht abläuft, ist mehr zu erfahren über<br />
modernste Technologien und Arbeitsweisen in<br />
so unterschiedlichen Bereichen wie Zahntechnik<br />
und Solartechnik. Den inoffiziellen Probelauf zum<br />
Tag des Handwerks bildete die Altonale.<br />
Im Rahmen des Stadtteilfestes im Juni <strong>2011</strong><br />
luden 18 Betriebe aus Altona, vom Geigenbauer<br />
bis zum Silberschmied, zu Erkundungstouren ein.<br />
Dabei allgegenwärtig wie das Handwerk: Plakate,<br />
Banner und Fahnen der Imagekampagne.<br />
Treffer in Blau-Rot<br />
Imagekampagne I 25 I<br />
Wenn die Neuländer Jungs zu Spielen in der<br />
Bezirksliga Süd auflaufen, steht es für das Handwerk<br />
immer schon 1:0. Denn der TSV Neuland<br />
in Harburg ist einer der ersten Sportvereine,<br />
die im Rahmen der Imagekampagne des Handwerks<br />
von der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
gesponsert werden. Trikotwerbung bei Heim- und<br />
Auswärtsspielen und die Bandenwerbung auf<br />
dem Sportplatz Neuländer Höh machen Gegnern<br />
und Zuschauern klar, welche Macht hinter den<br />
Spielern steht: die Wirtschaftsmacht von nebenan.<br />
Auch auf der Vereinsseite im Internet ist das<br />
Handwerk präsent. Die Imagekampagne noch<br />
stärker in die <strong>Hamburg</strong>er Bezirke zu tragen ist<br />
das Anliegen der neuen Initiative im Sport. Weitere<br />
Vereine mit starken Jugendabteilungen oder<br />
hohem Handwerkeranteil unter den Spielern,<br />
auch in anderen Sparten als Fußball, sollen hinzukommen<br />
und schon bald im blau-roten Dress ihre<br />
Treffer erzielen. Damit das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk<br />
seine Führung ausbaut.
I 26 I Aus- und Weiterbildung<br />
Gefragte Fachkräfte:<br />
Servicetechniker für Windenergieanlagen.<br />
Der ELBCAMPUS bildet sie aus.<br />
Das Zeug zur<br />
Fachkraft<br />
Die Herausforderung gilt für alle Wirtschaftszweige. Der Wettbewerb<br />
Umwelt I 17 I<br />
um geeignete Fachkräfte spitzt sich zu. Das Handwerk ist davon nicht ausge-<br />
nommen, und doch gibt es einen Unterschied: Es ist längst in die Offensive<br />
gegangen. Die Imagekampagne des Handwerks als augenfälligstes<br />
Instrument findet ihre Entsprechung in Initiativen zur Aus- und Weiterbildung.<br />
Migranten und Frauen werden mit geeigneten Angeboten neue Wege in<br />
die Betriebe eröffnet – noch sind beide Gruppen im <strong>Hamburg</strong>er Handwerk<br />
unterrepräsentiert. Jugendliche können dank einer wachsenden Zahl an<br />
Betriebskooperationen schon in der Schule entdecken, welche Berufe gut zu<br />
ihren Fähigkeiten passen. Und auch das wird deutlich: Wer sich für eine<br />
Ausbildung im Handwerk entscheidet, landet nicht in der Sackgasse.<br />
Dafür steht der ELBCAMPUS. In 354 Lehrgängen bauten Teilnehmer <strong>2010</strong> dort<br />
ihre berufliche Qualifikation aus. Das Kompetenzzentrum der Handwerks-<br />
kammer <strong>Hamburg</strong> schult zum Beispiel in IT, Solartechnik und Unternehmens-<br />
führung. Und bringt Jahr für Jahr Hunderte Meister hervor.
I 28 I Aus- und Weiterbildung<br />
Der Wettbewerb um Nachwuchs-Fachkräfte<br />
spitzt sich zu. Im Handwerk haben<br />
sie vielversprechende Aussichten.<br />
Überzeugungsarbeit für die Lehre<br />
„Überlegt es euch noch mal!“ Dies war die Botschaft des ersten <strong>Hamburg</strong>er Bewerbertags im Juni <strong>2011</strong>.<br />
Zusammen mit der Agentur für Arbeit und weiteren Partnern warb die <strong>Handwerkskammer</strong> bei Schulabgängern<br />
speziell der Stadtteilschulen dafür, sich statt für den Besuch einer weiterführenden Schule für eine<br />
Ausbildung im Handwerk zu entscheiden. Mit guten Argumenten: Die Auswahl an unbesetzten Lehrstellen<br />
ist groß, die Berufsaussichten und Aufstiegschancen bis hin zum Meister und Betriebsinhaber sind vielversprechend.<br />
451 freie Ausbildungsplätze listete die Lehrstellenbörse der <strong>Handwerkskammer</strong> zu diesem<br />
Zeitpunkt auf. Gewerke von Elektronik und Gebäudereinigung bis Fleischer, Maurer und Friseur machen die<br />
Erfahrung: Die Bewerber werden knapp. Demgegenüber sind der Bedarf und die Ausbildungsbereitschaft<br />
im Handwerk – schon 2009 trotz Krise hoch – <strong>2010</strong> weiter angestiegen. Im Ergebnis bedeutete das einen<br />
Zuwachs von 8,6 Prozent bei den neuen Ausbildungsverhältnissen. 2.561 neue Verträge wurden in die<br />
Lehrlingsrolle eingetragen. Als einziger Wirtschaftszweig profitierte das Handwerk in nennenswertem<br />
Umfang vom doppelten Abiturjahrgang in <strong>Hamburg</strong>. Abiturienten und Fachabiturienten stellten<br />
12,6 Prozent der Ausbildungsanfänger – ein absoluter Rekord.<br />
Vor dem Wind der Schulpolitik<br />
Um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen, nutzt das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk die<br />
Möglichkeiten, die sich durch die Reform des sogenannten Übergangssystems ergeben: Betriebe vom<br />
Glaser bis zum Goldschmied bauen systematisch den Kontakt zu Schulen in ihrer Nachbarschaft auf.<br />
Sie gewähren Schülern im Rahmen der erweiterten Berufsorientierung Einblick in ihre Werkstätten.<br />
Handwerksunternehmer bieten Plätze in ihren Betrieben für die dual ausgerichtete Ausbildungsvorbereitung.<br />
Diese durchlaufen nicht ausbildungsreife Schulabgänger nun – vielleicht ist der künftige Lehrling darunter.<br />
Auch mit dem Projekt Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter und dem Projekt MiAH, das Betriebe<br />
von Migranten an die Ausbildung heranführt, will die <strong>Handwerkskammer</strong> die Berufsausbildung im<br />
Handwerk für neue Zielgruppen attraktiv machen. Zu beiderseitigem Nutzen.<br />
Beide Projekte werden vom Europäischen Sozialfonds ESF sowie von der Freien und Hansestadt<br />
<strong>Hamburg</strong> gefördert.<br />
Lust aufs<br />
Kennenlernen<br />
Wenn ein Orgelbauer am Objekt erklärt, wie er<br />
die über 6.600 Pfeifen der Michel-Orgel stimmt,<br />
lauschen selbst Neuntklässler wie gebannt.<br />
Eine Kooperation mit der Kirchengemeinde St.<br />
Michaelis ist der neueste Coup des ESF-Projekts<br />
Serviceagentur Anschluss Handwerk (SAH), um<br />
Schülerinnen und Schülern die Bandbreite handwerklichen<br />
Schaffens zu veranschaulichen. In der<br />
<strong>Hamburg</strong>er Hauptkirche zeigen auch Vergolder<br />
und Tischler bei Klassenführungen ihre Arbeit.<br />
Die Neugier aufs Handwerk in den Schulen ist<br />
groß. Sie wird befördert durch den neuen Stellenwert,<br />
den die Berufsorientierung ab Klasse<br />
8 in <strong>Hamburg</strong> genießt. Mit einer Kooperationsbörse<br />
in der <strong>Handwerkskammer</strong> legte die SAH<br />
im Februar <strong>2011</strong> den Grundstein für Dutzende<br />
neuer Partnerschaften. Mittlerweile engagieren<br />
sich 336 Handwerksbetriebe aus 62 Gewerken<br />
an rund 80 Schulen. 1.400 Jugendliche besuchten<br />
seit dem Projektstart Ende 2009 Praxiskurse<br />
in den Lehrwerkstätten von zehn Innungen. Im<br />
Sommer <strong>2011</strong> hämmerten, schraubten und mauerten,<br />
betreut von der SAH, schon Vorschulkinder<br />
beim Stadtteilfest Altonale und dem HafenCity-<br />
„BauTraum“. Prinzessin und Pirat als erster<br />
Berufswunsch bekommen Konkurrenz aus dem<br />
Handwerk.<br />
Karrierestart<br />
mit Energie<br />
Aus- und Weiterbildung I 29 I<br />
Der persönliche Kontakt ist<br />
entscheidend, um Neugier auf das<br />
Handwerk zu wecken.<br />
Am Wochenende lernen, während der Woche<br />
die Praxis mitgestalten: Eng verzahnt sind<br />
Studium und handwerkliche Ausbildung an der<br />
Berufsakademie <strong>Hamburg</strong> (BAH). Die ersten<br />
24 Absolventen des dualen BWL-Studiengangs,<br />
die im Oktober <strong>2010</strong> zum Gesellenbrief als Gebäudereiniger,<br />
Bäcker oder Tischlerin ihre Bachelor-Urkunden<br />
in Empfang nahmen, bilden bereits<br />
den Führungsnachwuchs in kleinen und mittleren<br />
Betrieben. Attraktiv für Abiturienten: Handwerk<br />
und Gewerbe bieten beste Karrierechancen,<br />
wenn neben theoretischem Wissen auch praktisches<br />
Know-how und erste Berufserfahrungen<br />
vorhanden sind. Zurzeit streben an der BAH,<br />
die die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> mit<br />
weiteren Kammern und Innungen trägt, rund<br />
170 Studierende eine Qualifikation im Doppelpack<br />
an. Bald kommen von dort auch Spezialisten<br />
der Energiewende: Im Herbst <strong>2011</strong> startet der<br />
neue Bachelor-Studiengang „Technik & Management<br />
Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz“.<br />
Mit der BAH kooperieren dafür viele<br />
Betriebe, die etwa zum Anlagenmechaniker,<br />
Elektroniker oder Dachdecker ausbilden – eine<br />
Investition in die Geschäftsfelder der Zukunft.
I 30 I Aus- und Weiterbildung<br />
Tausende Kursteilnehmer:<br />
Im Elbcampus bauen Handwerker<br />
ihre Qualifikation aus.<br />
Der Aufzug wartet<br />
Persönliche Empfehlungen sind neben dem Internet der häufigste Weg, über den Interessierte auf ein<br />
Weiterbildungsangebot am ELBCAMPUS aufmerksam werden. Und Empfehlungen werden offenbar<br />
in großer Zahl ausgesprochen: 3.052 Teilnehmer besuchten <strong>2010</strong> einen der 287 Lehrgänge im ELBCAMPUS,<br />
die angegliederte Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Nord (SLV Nord) zählte zusätzlich mehr<br />
als 2.000 Fortbildungswillige in 67 Kursen. Das Kompetenzzentrum der <strong>Handwerkskammer</strong>, direkt am<br />
Bahnhof Harburg gelegen, hat sich in den drei Jahren seit seiner Eröffnung als Bildungsdienstleister für<br />
kleine und mittelständische Unternehmen über die Grenzen <strong>Hamburg</strong>s hinaus einen Namen gemacht.<br />
Die Teilnehmer können sicher sein, dass sich das breite Kursangebot am Bedarf von Handwerk und<br />
Gewerbe ausrichtet – mit ständigen Innovationen. Bei der deutschlandweit einmaligen Zusatzqualifizierung<br />
„Monteur für Aufzugsbau“ etwa beträgt die Beschäftigungsquote der Absolventen fast 100 Prozent.<br />
Kenntnisse auf der Höhe der Zeit<br />
An 600 Werkstatt- und 500 Seminarplätzen üben nicht nur angehende Meister den Umgang mit<br />
modernsten Technologien und Geräten ihres Gewerks und lernen Kalkulation und Betriebsmanagement.<br />
Ein Basisprogramm vom Tagesseminar bis zum mehrmonatigen Vollzeitkurs vermittelt Gesellen<br />
ebenso wie Lehrlingen und Quereinsteigern praxisorientiert Kenntnisse zum Beispiel in Informationstechnologie,<br />
Gebäude- und Umwelttechnik, zu kaufmännischen und schweißtechnischen<br />
Themen. Auch Bäcker, Maler und Gebäudereiniger, Friseure und Zahntechniker bilden sich hier in<br />
Lehrwerkstätten ihrer Innungen beziehungsweise in eigenen Akademien unter Kammerregie fort.<br />
Mehr als 1.000 Firmen schickten im Jahr <strong>2010</strong> Mitarbeiter zur Weiterbildung an den ELBCAMPUS<br />
inklusive der SLV Nord. Das gebündelte Fachwissen ist nicht zuletzt für maßgeschneiderte Firmenschulungen<br />
abrufbar: Der ELBCAMPUS befördert verlässlich das Qualifikationsniveau nach oben.<br />
Firm in Wort und Tat<br />
Die Suche hat für sie ein Ende. Älter als 25 Jahre,<br />
noch ohne Berufsausbildung und mit lückenhaften<br />
Deutschkenntnissen sahen die Chancen auf<br />
dem Arbeitsmarkt für 44 Frauen und Männer vor<br />
wenigen Monaten nicht rosig aus. Jetzt haben<br />
60 Prozent von ihnen einen Arbeitsplatz. Das<br />
Projekt „Nachqualifizierung im Handwerk“ am<br />
ELBCAMPUS hat die Migranten fit gemacht für<br />
den Arbeitsmarkt. Vier Wochen berufsbezogene<br />
Sprachförderung bereiteten den Boden. Als Serviceassistenten<br />
oder Logistiker im Gesundheitswesen<br />
oder als Fachkraft für glasfaserverstärkte<br />
Kunststoffe, dem Material von Booten und<br />
Rotorblättern, sind sie nun gefragte Arbeitskräfte<br />
beispielsweise in der Windkraft- und der Pflegebranche.<br />
27 Prozent aller <strong>Hamburg</strong>er stammen<br />
aus Einwandererfamilien, von ihnen sind mehr<br />
als 40 Prozent ohne Berufsabschluss. Auf ihnen<br />
ruhen große Hoffnungen des Handwerks, wenn<br />
es um die Fachkräftegewinnung geht. Die<br />
Nachqualifizierung wird deshalb ab Herbst <strong>2011</strong><br />
ausgebaut: Vorbereitungskurse für die Gesellenprüfung<br />
verhelfen angelernten Friseurinnen,<br />
Gebäudereinigern und Bäckereiverkäuferinnen<br />
mit Einwandererbiografie innerhalb von Monaten<br />
zum regulären Berufsabschluss. Mission Zukunft<br />
lautet die Überschrift zu dem Programm.<br />
Weiterbildung am ELBCAMPUS<br />
1.360 Stunden<br />
bis zum Ziel<br />
Aus- und Weiterbildung I 31 I<br />
Erforderlich ist der Meistertitel nicht, um als<br />
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger einen Betrieb<br />
zu gründen. Und doch findet <strong>2011</strong> ebenso wie im<br />
Vorjahr ein Meistervorbereitungskurs für dieses<br />
Gewerk am ELBCAMPUS statt. Der Meistertitel<br />
ist die harte Währung des Handwerks und deshalb<br />
unverändert begehrt. Kunden wie Kollegen<br />
wissen ihn als Ausweis von Qualität zu schätzen.<br />
514 Handwerker nahmen <strong>2010</strong> in <strong>Hamburg</strong> stolz<br />
die Meisterurkunde in Empfang. Sie haben<br />
damit eine gute Grundlage für die erfolgreiche<br />
Betriebsführung oder ein Studium gelegt. Allein<br />
392 Meisterschüler eigneten sich das notwendige<br />
Rüstzeug für die Prüfung in einem von<br />
26 Meistervorbereitungskursen in 15 Gewerken<br />
am ELBCAMPUS an. Besonders viele Friseure<br />
(92) und Elektrotechniker (71) waren darunter.<br />
Letztere bewiesen zudem die größte Ausdauer:<br />
1.360 Unterrichtsstunden umfasst ihr Kurs.<br />
Teilnehmer Lehrgänge<br />
2009 <strong>2010</strong> 2009 <strong>2010</strong><br />
SLV Nord gGmbH (inkl. Kunststoffzentrum) 2.059 2.090 66 67<br />
ELBCAMPUS 2.611 3.052 307 287<br />
Gesamt 4.670 5.142 373 354
I 32 I Service für die Betriebe<br />
Besuch im Betrieb:<br />
Dank der Beraterin von ZEWUmobil+<br />
sind Sparpotenziale bei Wasser,<br />
Strom, Heizung und Material schnell<br />
gefunden. Hier beim Friseur.<br />
Großer Einsatz<br />
für kleine<br />
Betriebe<br />
Sechs Beschäftigte arbeiten durchschnittlich in einem Handwerksbetrieb.<br />
Sie sind auf ihr Gewerk spezialisiert, nicht auf Steuer-, Rechts- oder Finan-<br />
zierungsfragen. Was in Großunternehmen eigene Abteilungen übernehmen,<br />
leistet für das <strong>Hamburg</strong>er Handwerk die <strong>Handwerkskammer</strong> mit ihren<br />
Umwelt I 17 I<br />
Serviceangeboten. Unentgeltlich nehmen sich die Experten der Betriebsbera-<br />
tung individueller Fragen von Betriebsinhabern an, von der Existenzgründung<br />
über die Abwicklung eines Auftrags im Ausland bis zur Nachfolgereglung.<br />
Das Projekt Passgenaue Vermittlung hilft bei der Lehrlingssuche, die Inno-<br />
Werkstatt gibt Impulse für eine innovative Betriebsführung. Herz aller Dienst-<br />
leistungen, angefangen bei der Eintragung in die Handwerksrolle und seit<br />
neuestem auch der Gewerbeanmeldung, ist das Servicecenter der Hand-<br />
werkskammer am Holstenwall 12, telefonisch erreichbar über die Hotline<br />
040 35905-555. Nicht nur innerhalb der Kammer wirken die Mitarbeiter als<br />
Verfahrenslotsen. In der Funktion des Einheitlichen Ansprechpartners nehmen<br />
sie auch Anträge für <strong>Hamburg</strong>er Behörden und Ämter entgegen – und<br />
erleichtern auf diese Weise Handwerkern das Leben.
I 34 I Service für die Betriebe<br />
Persönliche Beratung im SolarZentrum:<br />
Eines von vielen Serviceangeboten der<br />
<strong>Handwerkskammer</strong>.<br />
Erweitertes Rundumpaket<br />
Das hat im Leistungsspektrum noch gefehlt: Seit Frühjahr <strong>2011</strong> ist die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> per<br />
Gesetz mit Aufgaben des Gewerbeanzeigeverfahrens betraut. Für Handwerker heißt das, dass sie Gewerbeanmeldungen,<br />
-ummeldungen und -abmeldungen direkt im Servicecenter vornehmen können. Das spart<br />
Wege und Wartezeiten. Die Lösung liegt auf einer Linie mit Bestrebungen der EU, bürokratische Vorgänge<br />
zu vereinfachen. Der Einheitliche Ansprechpartner <strong>Hamburg</strong> (EA) ist dafür ebenfalls ein Instrument. Als Verfahrens-<br />
und Informationsmittler, mit einer Geschäftsstelle im Servicecenter der Kammer, leitet er Anträge<br />
von Unternehmen an die zuständigen Verwaltungsstellen weiter und kontrolliert die Einhaltung der Fristen.<br />
Der Aufgabenkatalog des EA, der ständig ausgebaut wird, berücksichtigt die Anforderungen von Handwerkern.<br />
Ein Online-Verfahrensfinder – auch in englischer Sprache – führt den Antragsteller zudem Schritt für<br />
Schritt zu den benötigten Formularen.<br />
Beratung für alle Fälle<br />
Für Existenzgründer im Handwerk ist das Starter-Center der <strong>Handwerkskammer</strong> die erste Adresse im Internet.<br />
Viele Gründungsformalitäten lassen sich mit den bereitstehenden Formularen am PC erledigen. Wenn<br />
noch Unsicherheit herrscht über den Businessplan oder die geeignete Rechtsform, helfen die Berater der Betriebsberatung<br />
im persönlichen Gespräch weiter – nicht nur im Rahmen der Existenzgründung, sondern bei<br />
allen strategischen Entscheidungen in Handwerksbetrieben. <strong>2010</strong> wurde ihr Rat 1.089-mal gesucht. Der Bereich<br />
Finanzierung/Investitionen/Fördergelder stand dabei ganz oben auf der Hitliste der Themen. Die Berater<br />
von „<strong>Handwerkskammer</strong> mobil“ steuerten zudem 648 Betriebe an, um das Service- und Beratungsangebot<br />
der <strong>Handwerkskammer</strong> vorzustellen. Rund 1.200 Anfragen verzeichnete die Rechtsberatung. Weniger häufig<br />
als im Krisenjahr 2009, aber immer noch in 681 Fällen wurde die Inkassostelle aktiv. Welcher Beratungsbedarf<br />
besteht, kann vorab im Servicecenter der <strong>Handwerkskammer</strong> geklärt werden. Nach vorheriger Vereinbarung<br />
sogar außerhalb der Geschäftszeiten.<br />
Schnellzugriff auf lokale Kompetenz<br />
Zum Handwerk gehört seine Verwurzelung in den Stadtteilen und Quartieren. Ein guter Grund, die lokalen<br />
Betriebe in städtebauliche Entwicklungsvorhaben einzubeziehen. Dieser Gedanke steht hinter einem neuen<br />
Service, dem Bieterverzeichnis Elbinselhandwerk. Im März <strong>2011</strong> fiel der Startschuss. Auf der Elbinsel wird<br />
in den nächsten Jahren kräftig investiert. Es geht um ein Volumen von 750 Mio. Euro allein bis 2013. Davon<br />
können Bauhandwerker profitieren, wenn sie die Vermittlungsplattform nutzen. Diese ist ein Pilotprojekt der<br />
<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong>, entwickelt und betreut vom Beratungsteam Elbinselhandwerk, unterstützt<br />
vom Europäischen Sozialfonds, der IBA <strong>Hamburg</strong> und der igs – Internationale Gartenschau <strong>Hamburg</strong> 2013.<br />
In der Datenbank des Bieterverzeichnisses stellen bereits mehr als 50 Betriebe ihre Leistungsfähigkeit dar –<br />
Tendenz steigend. Auf Anfrage benennt das Beratungsteam einem Auftraggeber geeignete Betriebe für die<br />
zu vergebende Leistung. Die nachbarschaftliche Wirtschaftsförderung funktioniert: Bereits 34-mal suchten<br />
Bauherren in den ersten Monaten über das Bieterverzeichnis nach lokaler Kompetenz.<br />
Neue Ideen im Praxistest<br />
Das Beratungsteam Elbinselhandwerk ist nur ein Beispiel von vielen: Projekte sind die Kür in der Arbeit<br />
der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong>. Zeitlich befristet widmen sie sich unterschiedlichen Zukunftsthemen des<br />
Handwerks – von der Fortbildung in Umwelttechnologien über die Gewinnung von Fachkräften unter<br />
Migranten bis zur Entwicklungshilfe in Sachen dualer Berufsbildung.<br />
Dass auf diese Weise neue Lösungen erprobt werden können, wäre ohne finanzielle Unterstützung von<br />
zweiter Seite nicht möglich. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang zuvorderst die Freie und Hansestadt<br />
<strong>Hamburg</strong> und der Europäische Sozialfonds (ESF), dessen lokale Aktivitäten von der Behörde für Arbeit,<br />
Soziales, Familie und Integration koordiniert werden. Bei einigen Projekten gibt es darüber hinaus eine<br />
fachliche Zusammenarbeit mit weiteren Partnern.<br />
Die nachfolgende unkommentierte Übersicht aller Projekte für <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> führt auch auf, welche<br />
Institutionen das jeweilige Projekt unterstützen oder daran mitarbeiten. Details zu Aufgabenstellungen<br />
und Zielen können online unter www.hwk-hamburg.de/projekte.html abgerufen werden.<br />
· Beratungsteam Elbinselhandwerk<br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Berufsbildungspartnerschaft Tansania<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)<br />
· Deutsch-japanischer Jugendaustausch – zukunftsweisende Stromversorgung<br />
(gefördert durch den Jugendumweltgipfel/NABU)<br />
· Dezentraler Infopoint Umwelthauptstadt <strong>Hamburg</strong><br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· EnergieBauZentrum<br />
(in Kooperation mit der Freien und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> und der Wohnungsbaukreditanstalt)<br />
Service für die Betriebe I 35 I<br />
· Europäisches Netzwerk von Akteuren in der beruflichen Weiterbildung und Beratung für nachhaltige<br />
Unternehmensentwicklung in jungen Unternehmen und KMU – SME-TraiNet<br />
(gefördert durch das EU-Programm Leonardo da Vinci) >>
I 36 I Service für die Betriebe<br />
· Fortbildungsinitiative Handwerk und Energieeffizienz<br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· <strong>Handwerkskammer</strong> mobil<br />
(gefördert durch Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde für Wirtschaft und Arbeit)<br />
· InnovationsWerkstatt Handwerk<br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Innovative Qualifizierungsangebote im Handwerk – InnoQua<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie die <strong>Handwerkskammer</strong>n)<br />
· KompetenzWerkstatt Elektro<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und den<br />
Europäischen Sozialfonds Bund)<br />
· Koordinierungs- und Beratungsstelle Teilzeitausbildung <strong>Hamburg</strong><br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Mehr Integration durch Ausbildung im Handwerk – MIAH<br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Messe Job-Kontakt<br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, team.arbeit.hamburg und die Agentur für Arbeit)<br />
· Nachqualifizierung im Handwerk für Migrantinnen und Migranten<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie team.arbeit.hamburg)<br />
· Norddeutsches Netzwerk zur beruflichen Integration von Migrantinnen und Migranten – NOBI<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales)<br />
· Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie den<br />
Europäischen Sozialfonds Bund)<br />
· The Port is Yours – POYO<br />
(gefördert durch das Programm INTERREG Nordsee)<br />
· Qualification – Innovation – Cooperation – Keybusiness for Small and Medium Enterprises in the<br />
Baltic Sea Region – BSR QUICK<br />
(gefördert durch das Programm INTERREG Ostsee)<br />
· Schulbaustelle Klima<br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong> und die HASPA-Lotterie)<br />
· Serviceagentur Anschluss Handwerk – SAH<br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· SolarKommunikation – SolKom<br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Vor-Ort-Betreuung von thermischen Solaranlagen – SolMon<br />
(gefördert durch die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
· Zentren für Unternehmensentwicklungsprozesse – ZEUPRO<br />
(gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie)<br />
· ZEWUmobil+<br />
(gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und die Freie und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>)<br />
WWW.HANDWERK.DE<br />
Faustkeil.<br />
Dampfmaschine.<br />
Nanotechnologie.<br />
Fortsetzung folgt.
I 38 I Ehrenamt<br />
Bauen an der Zukunft:<br />
Im eigenen Gewerk wie in der<br />
Selbstverwaltung. Das Handwerk<br />
entscheidet in Eigenregie.<br />
Elan mit<br />
Perspektive<br />
Resolution zur Leiharbeit verabschiedet, Stellungnahme zur Umweltzone<br />
Umwelt I 17 I<br />
abgegeben, Fortsetzung der Imagekampagne auf regionaler Ebene beschlos-<br />
sen: Die Vollversammlung der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong> hat <strong>2010</strong>/<strong>2011</strong><br />
entscheidende Eckpfeiler gesetzt. Vor den Beschlüssen stand die intensive<br />
Beschäftigung der 39 ehrenamtlichen Mitglieder des Handwerksparlaments<br />
mit den entsprechenden Themen, unter anderem in sieben Kammerausschüs-<br />
sen. Allein der Ausschuss für Wirtschaft und EU-Politik sowie Gewerbeförde-<br />
rung trat <strong>2010</strong> zu fünf mehrstündigen Sitzungen zusammen, getreu der<br />
Devise: Nicht der Staat entscheidet, sondern das Handwerk in Eigenregie.<br />
Der ehrenamtliche Elan in der Selbstverwaltung garantiert Handlungsfähigkeit<br />
auch in Ausnahmesituationen. Innerhalb kurzer Zeit gelang im Frühjahr <strong>2011</strong><br />
nach Rücktritten die personelle Erneuerung des Vorstandes. Als neuer Vizeprä-<br />
sident neben Thomas Bredow repräsentiert Hjalmar Stemmann das Hambur-<br />
ger Handwerk. Zudem zogen Martin Hildebrandt und Thomas Rath neu in den<br />
Vorstand ein. Unverändert gehören diesem außerdem Elke Kloppenburg<br />
und Präsident Josef Katzer an. Die neu formierte Führungsmannschaft startet<br />
mit einer ehrgeizigen Agenda: Noch in ihrer Antrittssitzung beschloss die<br />
Vollversammlung das Handlungsprogramm 2014.
I 40 I Ehrenamt<br />
Heft in Handwerkerhand<br />
Der eine ist ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht, der andere Vorsitzender eines Fußballvereins. Was<br />
sie eint? Elektromeister Uwe Spahl und Tischlermeister Karl-Heinz Aue wurden <strong>2011</strong> vom <strong>Hamburg</strong>er Senat<br />
mit einer Medaille für ihre Ehrenamtstätigkeit geehrt. Nicht zufällig verfügen beide auch über langjährige<br />
Erfahrungen als Bezirksmeister. Karl-Heinz Aue gehörte zudem zwei Jahrzehnte lang dem Meisterprüfungsausschuss<br />
seines Gewerks an. Handwerker sind es aus der eigenen Organisation gewohnt, ehrenamtlich<br />
Verantwortung zu übernehmen. Das Eintreten für die eigenen Belange und die freiwillige Mitwirkung in<br />
Gremien des Handwerks bilden das Rückgrat der Selbstverwaltung. Deshalb sind Handwerker auch häufig<br />
in anderen gesellschaftlichen Vereinigungen an verantwortlicher Stelle anzutreffen – vom Kirchenvorstand bis<br />
zum Sozialverband.<br />
Prüfungen der praxisnahen Art<br />
Im Handwerk sind Ehrenamtliche in vielen<br />
Aufgabenbereichen aktiv. Das Spektrum reicht vom<br />
Lehrlingswart einer Innung über die Unternehmerfrauen<br />
im Handwerk bis zu den Bezirksmeisterversammlungen<br />
in den sieben <strong>Hamburg</strong>er Bezirken<br />
und der Vollversammlung der <strong>Handwerkskammer</strong>.<br />
Zahlenmäßig bilden die Prüferinnen und Prüfer die<br />
größte Gruppe. Ihnen und allen Engagierten sagt<br />
die <strong>Handwerkskammer</strong> einmal im Jahr mit<br />
einem Fest im Gewerbehaus ein Dankeschön.<br />
Allein 800 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer<br />
nehmen die Gesellenprüfungen ab. Noch einmal<br />
450 Ehrenamtliche, davon zirka 15 Prozent Frauen,<br />
sind in den Meisterprüfungsausschüssen für<br />
35 Gewerke und in den Prüfungsausschüssen<br />
für 18 Fortbildungsgänge engagiert. <strong>2010</strong> konnte<br />
so auch in seltenen Gewerken wie Schilder- und<br />
Lichtreklamehersteller, Segelmacher oder Orgelund<br />
Harmoniumbauer wieder der Meistertitel<br />
erworben werden. Die Ausschussmitglieder sind<br />
nicht nur Fragesteller, sie erstellen selbst die<br />
Prüfungsaufgaben und Musterlösungen und<br />
ermöglichen so berufs- und betriebsnahe Prüfungen.<br />
Ein wichtiger Beitrag zur Qualität der beruflichen<br />
Bildung im Handwerk.<br />
Führungsmannschaft mit ehrgeiziger Agenda: <strong>Handwerkskammer</strong>präsident<br />
Josef Katzer, Vizepräsidenten<br />
Hjalmar Stemmann und Thomas Bredow (Arbeitnehmer),<br />
Vorstandsmitglieder Martin Hildebrandt, Elke Kloppenburg<br />
(Arbeitnehmerin), Thomas Rath (v.l.n.r.).<br />
Junge<br />
Vollversammlung<br />
Für sie hört die Welt nicht hinter der Werkstatt<br />
auf: Die Handwerks-Junioren <strong>Hamburg</strong> begleiten<br />
die Selbstverwaltung der <strong>Handwerkskammer</strong>, sie<br />
bringen dort ihre Interessen ein und sie interessieren<br />
sich für die Herausforderungen anderer<br />
Gewerke. Dabei sind junge Führungskräfte und<br />
Inhaber, die gemeinsam Exkursionen unternehmen<br />
– wie im Herbst <strong>2010</strong> zum Bundestag nach<br />
Berlin – und die ihre Themen in einer eigenen<br />
Vollversammlung besprechen. Seit Sommer <strong>2011</strong><br />
informiert die Homepage www.handwerksjunioren-hamburg.de<br />
über die Aktivitäten. Großen<br />
Stellenwert hat der Austausch der Mitglieder<br />
zu betrieblichen Fragen wie Finanzierung und<br />
Personalführung. Bei Betriebsbesuchen geht es<br />
um den Lerneffekt: Der Metallbauer lernt vom<br />
Glaser, der Glaser von der Friseurin. In zwanglosem<br />
Rahmen lassen sich beim Sommerfest der<br />
Handwerks-Junioren oder bei der Networking<br />
After Work Party, die im April <strong>2011</strong> Premiere hatte,<br />
Kontakte knüpfen. Auch betriebliche Kooperationen<br />
sind entstanden. Seit diesem Jahr werden<br />
die Handwerks-Junioren <strong>Hamburg</strong> von der Bürgschaftsgemeinschaft<br />
als Sponsor begleitet.<br />
Professionell<br />
im Ehrenamt<br />
Ehrenamt I 41 I<br />
Zeit und guter Wille sind das eine. Um ein<br />
Ehrenamt im Handwerk auszufüllen, braucht es<br />
aber auch ein hohes Maß an Sach-, Fach- und<br />
Menschenkenntnis. Das erforderliche Fachwissen<br />
bringt ein Meister oder Geselle durch seine<br />
Berufserfahrung mit. Doch welcher Handwerker<br />
kennt sich von vornherein im Prüfungsrecht aus?<br />
Und wie geht man souverän mit Konfliktsituationen<br />
in einer Prüfung um? Hier bietet die<br />
Akademie des Ehrenamtes Handwerk Nord ihre<br />
Unterstützung an. Die gemeinsame, dezentral<br />
arbeitende Institution von sieben norddeutschen<br />
<strong>Handwerkskammer</strong>n hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
das Engagement für das Handwerk vom Prüfungswesen<br />
bis zur Vollversammlung so professionell<br />
wie möglich zu gestalten. Insgesamt 56<br />
kostenfreie Seminare mit rund 800 Teilnehmern<br />
vermittelten im Jahr <strong>2010</strong> neben Prüferthemen<br />
auch Moderationstechniken, rhetorische Fähigkeiten<br />
und Grundlagen der E-Mail-Verwaltung. 227<br />
Teilnehmer kamen zu 17 Ehrenamtsseminaren<br />
in den ELBCAMPUS der <strong>Handwerkskammer</strong><br />
<strong>Hamburg</strong>. Besonderen Zuspruch fand zum Beispiel<br />
das Angebot, die Kompetenzen zur Konfliktlösung<br />
und das eigene Verhandlungsgeschick<br />
zu verbessern. Nicht nur die Gremien, auch die<br />
Betriebe dürften davon profitieren.
I 42 I Handwerk in Zahlen<br />
Ressourcensparende Klima- und<br />
Gebäudetechnik: Ein lukrativer<br />
Markt für viele Handwerksbetriebe.<br />
Die konjunkturellen Aussichten<br />
sind gut.<br />
Wendung zum<br />
Guten<br />
Die Stimmung im <strong>Hamburg</strong>er Handwerk hat sich gedreht: Überwog im<br />
Umwelt I 17 I<br />
Frühjahr <strong>2010</strong> noch die Skepsis beim Ausblick auf den Sommer, so herrschte<br />
ein Jahr später in der Konjunkturumfrage der <strong>Handwerkskammer</strong> Zuversicht<br />
vor. 42 Prozent der Betriebe beurteilten im Frühjahr <strong>2011</strong> die wirtschaftlichen<br />
Aussichten für die nahe Zukunft als gut, gegenüber 15 Prozent im Vorjahr.<br />
Der Optimismus hat seinen Grund. Bei 94 Prozent der Handwerksbetriebe<br />
war der Geschäftsgang zu diesem Zeitpunkt gut bis befriedigend. Bereits im<br />
Laufe des Jahres <strong>2010</strong> verbesserte sich die wirtschaftliche Lage kontinuierlich,<br />
nicht zuletzt dank der Konjunkturmaßnahmen <strong>Hamburg</strong>s und des Bundes.<br />
Weniger Betriebsstilllegungen als 2009 sowie leichte Zuwächse bei Umsatz<br />
und Beschäftigung waren erste Zeichen dafür, dass die Wirtschaftskrise<br />
glimpflich überstanden war. Ein stabiler Aufwärtstrend setzte sich durch.<br />
Alle Hände voll zu tun gab es im ersten Halbjahr <strong>2011</strong> im <strong>Hamburg</strong>er Hand-<br />
werk für qualifizierte Fachkräfte. Auf dem Arbeitsmarkt zeigten sich bereits<br />
Engpässe. Und die Arbeit dürfte nicht weniger werden: Für die Energiewende<br />
wird das Handwerk wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig gebraucht.
I 44 I Handwerk in Zahlen Handwerk in Zahlen I 45 I<br />
Betriebsbestand<br />
Handwerksbetriebe<br />
davon meisterpflichtige Gewerke (Gruppe A)<br />
Gruppe B 1<br />
Handwerksähnliches Gewerbe (B 2)<br />
und einfache Tätigkeiten<br />
Betriebsgründungen<br />
Betriebsstilllegungen<br />
Umsatz in Mrd. Euro (inkl. MwSt)<br />
Neue<br />
Berufs-<br />
ausbildungs-<br />
verträge<br />
Handwerk<br />
<strong>Hamburg</strong><br />
gesamt<br />
2009<br />
2.358<br />
<strong>2010</strong><br />
2.561<br />
Veränderung<br />
+ 8,6 %<br />
per 31.7.<strong>2010</strong><br />
1.508<br />
per 31.7.<strong>2011</strong><br />
1.426<br />
Veränderung<br />
-5,4 %<br />
Beschäftigte<br />
2005<br />
13.559<br />
7.986<br />
2.672<br />
2.901<br />
2.088<br />
1.435<br />
12,30<br />
126.200<br />
2007<br />
14.586<br />
7.892<br />
3.880<br />
2.814<br />
1.927<br />
1.475<br />
13,00<br />
128.000<br />
2009<br />
15.028<br />
7.791<br />
4.432<br />
2.805<br />
2.056<br />
1.921<br />
13,26<br />
129.000<br />
Betriebsbestände in ausgewählten Gewerken<br />
<strong>2010</strong><br />
15.111<br />
7.703<br />
4.647<br />
2.761<br />
1.779<br />
1.696<br />
stabil bis<br />
leicht steigend*<br />
leicht steigend<br />
* unter Ausklammerung des Kfz-Handels/Bei dessen Berücksichtigung ist die Tendenz leicht sinkend<br />
2005 <strong>2010</strong><br />
Anlage A<br />
Friseure 1.346 1.407<br />
Installateure und Heizungsbauer 943 916<br />
Elektrotechniker 806 794<br />
Maler und Lackierer 735 715<br />
Kraftfahrzeugtechniker 634 639<br />
Maurer und Betonbauer 550 498<br />
Tischler 428 412<br />
Metallbauer 265 251<br />
Informationstechniker 215 156<br />
Feinwerkmechaniker 201 159<br />
Anlage B1<br />
Gebäudereiniger 743 1.873<br />
Fliesenleger 602 864<br />
Raumausstatter 279 616<br />
Einschätzung der Konjunkturlage*<br />
(in Prozent)<br />
gut<br />
befriedigend<br />
schlecht<br />
2005<br />
22<br />
52<br />
26<br />
2008<br />
41<br />
51<br />
8<br />
2009<br />
33<br />
46<br />
21<br />
<strong>2010</strong><br />
36<br />
51<br />
13<br />
* Bewertungen jeweils im Herbst/HWK-Befragung **<strong>2011</strong>: Frühjahr<br />
<strong>2011</strong>**<br />
39<br />
55<br />
6<br />
Neue Ausbildungsverträge <strong>2010</strong>, aufgeschlüsselt<br />
neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, gesamt<br />
davon weibliche Lehrlinge<br />
davon ausländische Lehrlinge (nach Staatsangehörigkeit)<br />
davon ohne Hauptschulabschluss<br />
davon mit Hauptschulabschluss<br />
davon mit mittlerem Bildungs-/Realschulabschluss<br />
davon mit Abitur (inkl. Fachhochschulreife und<br />
[Fach-]Hochschulabschluss)<br />
davon nicht zuzuordnender,<br />
im Ausland erworbener Schulabschluss<br />
Anzahl <strong>2010</strong><br />
2.561<br />
753<br />
269<br />
132<br />
1.160<br />
940<br />
Lehrlinge und Ausbildungsstätten im <strong>Hamburg</strong>er Handwerk <strong>2010</strong><br />
Lehrlinge darunter darunter Ausbildungsgesamt<br />
weibliche ausländische stätten<br />
Lehrlinge Lehrling<br />
Bau- und Ausbaugewerbe 851 69 82 364<br />
Elektro- und Metallgewerbe 3.165 105 225 1.065<br />
Holzgewerbe 387 51 16 152<br />
Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe 121 77 8 79<br />
Nahrungsmittelgewerbe 165 46 14 77<br />
Gesundheits- u. Körperpflege sowie<br />
chemische und Reinigungsgewerbe<br />
Glas-, Papier-, keramische<br />
1.411 1.003 211 563<br />
und sonstige Gewerbe 152 56 9 74<br />
gewerbliche Lehrlinge insgesamt 6.252 1.407 565 2.374<br />
kaufmännische Auszubildende 343 284 42 153<br />
Lehrlinge in sonstigen und<br />
handwerksähnlichen Berufen<br />
nach Sonderregelung § 42B<br />
173 75 21 94<br />
(Behinderten-Ausbildungsberufe) 60 3 6 3<br />
Handwerk insgesamt 6.828 1.769 634 2.624<br />
322<br />
7<br />
Veränderungen gegenüber<br />
Vorjahr in %<br />
+ 8,6<br />
+ 7,4<br />
+ 10,2<br />
- 7,7<br />
+ 6,0<br />
+ 9,2<br />
+ 29,8<br />
- 41,7
I 46 I Handwerk in Zahlen Handwerk in Zahlen I 47 I<br />
Die zehn beliebtesten Berufe bei weiblichen und männlichen Lehrlingen <strong>2010</strong><br />
Im Lehrlingsbestand über alle Jahre Gesellen- und Abschlussprüfungen <strong>2010</strong> mit bestandener Prüfung<br />
Weibliche Lehrlinge<br />
Rang Beruf weibliche Lehrlinge in Prozent<br />
1. Friseurin 700 39,6<br />
2. Bäckerei-Fachverkäuferin 130 7,3<br />
3. Augenoptikerin 128 7,2<br />
4. Zahntechnikerin 94 5,3<br />
5. Bürokauffrau 61 3,4<br />
6. Maler- und Lackiererin 48 2,7<br />
7. Tischlerin 46 2,6<br />
8. Fotografin 45 2,5<br />
9. Maßschneiderin 44 2,5<br />
10. Kauffrau für Bürokommunikation 43 2,4<br />
Die zehn lehrlingsstärksten Berufe 1.339 75,7<br />
Weibliche Lehrlinge insgesamt 1.769 100,0<br />
Lässt man bei den weiblichen Lehrlingen die beiden kaufmännischen Büroberufe<br />
(als „unechte“ Handwerksberufe) außer Acht, endet die Aufstellung mit<br />
9. Hörgeräteakustikerin 40 2,3<br />
10. Kraftfahrzeugmechatronikerin 37 2,1<br />
Männliche Lehrlinge<br />
Rang Beruf männliche Lehrlinge in Prozent<br />
1. Kraftfahrzeugmechatroniker 860 17,0<br />
2. Anlagenmechaniker SHK 707 14,0<br />
3. Elektroniker** 643 12,7<br />
4. Tischler 291 5,8<br />
5. Maler und Lackierer 288 5,7<br />
6. Metallbauer 240 4,7<br />
7. Fahrzeuglackierer 144 2,8<br />
8. Gebäudereiniger 137 2,7<br />
9. Mechatroniker für Kältetechnik 122 2,4<br />
10. Friseur 97 1,9<br />
Die zehn lehrlingsstärksten Berufe 3.529 69,8<br />
Männliche Lehrlinge insgesamt 5.059 100,0<br />
**für Energie- und Gebäudetechnik<br />
Bonus: Abiturienten als Ausbildungsstarter im Handwerk <strong>2010</strong><br />
Augenoptiker/innen 32, Tischler/innen 32, Kraftfahrzeugmechatroniker/innen 27, Zahntechniker/innen 21<br />
Friseure/Friseurinnen 21, Elektroniker/innen für Energie- und Gebäudetechnik 19, Fotografen/Fotografinnen 17<br />
Gesamt 169<br />
Gruppe Handwerkliche Ausbildungsberufe Teilnehmer* zusammen männlich weiblich<br />
Gruppe I: Bau- und Ausbauhandwerke 341 274 252 22<br />
Gruppe II: Elektro- und Metallhandwerke 1.073 827 796 31<br />
Gruppe III: Holzhandwerke 144 128 113 15<br />
Gruppe IV: Bekleidungs-, Textil- u. Lederhandwerke 38 37 14 23<br />
Gruppe V: Nahrungsmittelhandwerke<br />
Gruppe VI: Gesundheits- u. Körperpflege<br />
64 59 44 15<br />
sowie chemische und Reinigungsgewerbe<br />
Gruppe VII: Glas-, Papier-, keramische und<br />
472 421 107 314<br />
und sonstige Handwerke 60 54 42 12<br />
Handwerkliche Ausbildungsberufe zusammen 2.192 1.800 1.368 432<br />
Kaufmännische Ausbildungsberufe 133 115 27 88<br />
Sonstige Ausbildungsberufe 50 39 21 18<br />
Ausbildungsberufe für behinderte Menschen 15 14 14 0<br />
*Prüfungsteilnehmer (einschl. Prüfungswiederholer)<br />
Meisterprüfungen <strong>2010</strong> (einschl. Wiederholungsprüfungen)<br />
Gruppe zusammen männlich weiblich<br />
Gruppe I: Bau- und Ausbauhandwerke 78 76 2<br />
Gruppe II: Elektro- und Metallhandwerke 215 204 11<br />
Gruppe III: Holzhandwerke 36 35 1<br />
Gruppe IV: Bekleidungs-, Textil- u. Lederhandwerke 7 5 2<br />
Gruppe V: Nahrungsmittelhandwerke<br />
Gruppe VI: Gesundheits- u. Körperpflege sowie<br />
46 43 3<br />
chemische und Reinigungsgewerbe<br />
Gruppe VII: Glas-, Papier-, keramische<br />
100 23 77<br />
und sonstige Handwerke 12 9 3<br />
Handwerkliche Ausbildungsberufe zusammen<br />
davon:<br />
494 395 99<br />
in Gewerken der Anlage A 476 383 93<br />
in Gewerken der Anlage B1 18 12 6<br />
in Gewerken der Anlage B2 0 0 0<br />
Die Quote der nicht bestandenen Prüfungen unter den 494 Meisterprüfungen lag <strong>2010</strong> bei 0,2 Prozent. Das entspricht einem Fall.
I 48 I Impressum<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Holstenwall 12<br />
20355 <strong>Hamburg</strong><br />
Telefon: 040 35905-0<br />
Fax: 040 35005-208<br />
E-Mail: info@hwk-hamburg.de<br />
www.hwk-hamburg.de<br />
„Kunde bei<br />
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Verantwortlich:<br />
Frank Glücklich<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Konzept und Redaktion:<br />
Kommunikation und Marketing<br />
Anemone Schlich<br />
Claus Rosenau<br />
Gestaltung:<br />
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Bildnachweis:<br />
<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
NordHandwerk Verlags GmbH<br />
Zentralverband<br />
des Deutschen Handwerks<br />
Jens Seemann<br />
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Auflage: 1.500<br />
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