Fragen und Antworten zum Verhaltenskodex in Bezug auf sexuelle ...

Fragen und Antworten zum Verhaltenskodex in Bezug auf sexuelle Gewalt für
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kindertagesstätten
Stand: 2. November 2012
Warum veröffentlicht KiTaS
einen Verhaltenskodex in
Bezug auf sexuelle Gewalt?
Der Verhaltenskodex in Bezug auf sexuelle Gewalt (nachfolgend
Verhaltenskodex oder Kodex) definiert den Umgang mit dem Thema
sexuelle Gewalt und regelt Nähe und Distanz von Betreuungsperson und
Kind. Damit wird ein professionelles Rollenverständnis definiert und
gleichzeitig werden Mitarbeitende und Kinder geschützt.
Als Branchenverband der Kindertagesstätten Schweiz hat KiTaS die
Aufgabe ethische Richtlinien zu definieren und fachliche Standards zu
setzen.
Der Verhaltenskodex ist auf Wunsch der Mitglieder in zwei Arbeitsgruppen
und in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Limita erarbeitet worden.
Sind KiTaS-Mitglieder
verpflichtet den Verhaltenskodex
einzuführen?
Nein, es besteht keine Verpflichtung, KiTaS empfiehlt aber seinen
Mitgliedern den Kodex einzuführen. Mit der Einführung des
Verhaltenskodex drücken die Betriebe die Verantwortung gegenüber der
ihnen anvertrauten Kinder aus.
Warum empfiehlt KiTaS eine
Verpflichtungserklärung zur
Einhaltung des Kodexes in den
Arbeitsvertrag aufzunehmen?
Mit einer Verpflichtungserklärung (vgl. Kodex Abschnitt 2 und Anhang 1)
im Arbeitsvertrag können bei Nichteinhaltung der Verhaltensregeln
arbeitsrechtliche Massnahmen ergriffen werden. Das ist wichtig, denn:
• die Leitung kann konsequent bei Verstoss gegen die Regeln
handeln;
• im Kündigungsfall kann der Verstoss gegen den Verhaltenskodex im
Arbeitszeugnis vermerkt werden;
• Übergriffe sind meist schwer nachzuweisen, häufig kommt es nicht
zur Verurteilung. Das bedeutet, dass der / die Verdächtigte in einer
anderen Region einfach eine neue Anstellung finden kann, es sei
denn es steht ein Vermerk im Arbeitszeugnis. Damit ist den
betreuten Kindern und der Branche gesamthaft gedient.
Wozu einen Kodex der
Verhaltensregeln festlegt?
Klare Regeln erschweren es Täterinnen und Tätern einen Übergriff zu
machen. Aktive Auseinandersetzung mit dem Thema wirkt präventiv und
ist das beste Mittel um Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen.
Klare Regeln schützen auch die Mitarbeitenden, weil Transparenz in
heikle Situationen gebracht wird.
Warum einen Verhaltenskodex
nur in Bezug auf sexuelle
Gewalt?
Sexuelle Gewalt unterscheidet sich von anderen Gewaltformen und
erfordert deshalb ein anderes Vorgehen in der Prävention und
Intervention.
Was unterscheidet sexuelle
Gewalt von anderen
Gewaltformen?
Sexuelle Gewalt ist geplant, die Täter handeln strategisch über einen
längeren Zeitraum, im Gegensatz zu anderen Gewaltformen, die häufig
aus dem Affekt entstehen.

Wie den Verhaltenskodex
einsetzten?
Jede Leitung ist aufgefordert die Verhaltensregeln für ihren Betrieb
anzupassen, wie im Kodex beschrieben.
Wie die Verhaltensregeln
umsetzen?
Als Führungsinstrument und -thema gehört der Verhaltenskodex in den
Alltag:
Die Mitarbeitenden werden geschult, so dass sie die Regeln zur
Prävention in der täglichen Arbeit umsetzten können. Diese Regeln
werden im gesamten Betrieb angewandt und haben bei Nichteinhaltung
arbeitsrechtliche Konsequenzen.
Festlegen was bei Überschreitungen passiert. Konsequent handeln bei
Verstoss der Mitarbeitenden gegen die Verhaltensregeln, z.B. mündlicher
Verweis bis hin zur schriftlichen Verwarnung, etc.
Soll Körperkontakt mit Kindern
untersagt werden?
Nein, auf keinen Fall. Kinder brauchen Körperkontakt und er soll ihnen
auch gewährt werden. Es erfordert von den Mitarbeitenden ein
professionelles Rollenverständnis, nämlich Klarheit über Grenzen im
gegenseitigen Kontakt. Dabei helfen klare Regeln, besonders im Umgang
mit heiklen Situationen.
Wie stärkt man die Kinder?
Je altersgerechter Kinder informiert sind (vgl. Kodex Abschnitt 6), desto
besser sind sie geschützt. Sexualpädagogik spielt hier eine wichtige Rolle
als Teil des pädagogischen Konzepts.
Was tun beim Verdacht auf
sexuelle Übergriffe?
Die Meldung bei einem Übergriff muss immer direkt unmittelbar und
vertraulich an die Leitung erfolgen. Diese setzt sich so schnell wie möglich
mit einer Opferhilfestelle oder einer Kinderschutzgruppe in Verbindung.
Die Täterin oder der Täter darf auf keinen Fall konfrontiert werden,
absolute Geheimhaltung ist erforderlich (vgl. Kodex Abschnitt 5).
Muss ein Verdacht gemeldet
werden?
Ja, es besteht die gesetzliche Pflicht, einen Verdacht auf sexuelle
Ausbeutung zu melden. In einer Kindertagesstätte melden die
Mitarbeitenden einen Verdacht der Leitung, dürfen aber niemanden sonst
informieren (Schweigepflicht) und auch nicht selber handeln (vgl. Abschnitt
5).
An wen kann sich die Leitung im
Notfall wenden?
An eine Opferberatungsstelle oder Kinderschutzgruppe in der Region, die
im Rahmen der Präventionsarbeit bereits definiert werden sollte. Eine
Linkliste ist auch auf www.kitas.ch/kodex zu finden.
Wie ist man für den Notfall
vorbereitet?
Mit einem auf den Betrieb angepassten Krisendispositiv, also ein genauer
Ablaufplan mit Verantwortlichkeiten, inklusive allen wichtigen
Telefonnummern. KiTaS entwickelt ein Krisendispositiv bis Frühling 2013.
Wo kann man sich intensiver
zum Thema informieren und
schulen?
Auf der Webseite von Limita (und anderen Fachstellen) gibt es
ausführliche Informationen, Literaturverweise und praktische Leitfäden wie
das 7-Punkte-Programm.
KiTaS bietet ab 2013 eine Weiterbildung geleitet von der Fachstelle Limita
an: Institutionelle Prävention sexueller Ausbeutung in der
Kindertagesstätte.