Die Pikler-Grundsätze im Team verwirklichen (5) - Verband ...
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Die Pikler-Grundsätze im Team verwirklichen (5) - Verband ...
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Serie: Säuglingspflege ist Erziehung<br />
– <strong>Die</strong> <strong>Pikler</strong>-<strong>Grundsätze</strong> <strong>im</strong> <strong>Team</strong> <strong>verwirklichen</strong> (5)<br />
Série: Les soins et l’éducation<br />
– Les principes d’Emmi <strong>Pikler</strong>: de la théorie<br />
à la pratique (5)<br />
Einfache und gesunde Lösung für Hort,<br />
Mittagstische und Kindertagesstätten<br />
1/11<br />
J O U R N A L<br />
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben ...
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Impressum 1/2011 (Februar 2011)<br />
Das «KiTaS-Journal» erscheint 6 x jährlich:<br />
Februar, April, Juni, August, Oktober, Dezember<br />
Redaktionsschluss jeweils am 30. des Vormonates<br />
Redaktion/Rédaction:<br />
KiTaS, Postfach 2773, 8022 Zürich<br />
Telefon 044 212 24 44<br />
Telefax 044 212 24 45<br />
e-mail: info@kitas.ch<br />
www.kitas.ch<br />
Gestaltung:<br />
Andreas Rothacher, Zürich<br />
Inserateverwaltung, Druck und Expedition:<br />
Toggenburg Medien AG<br />
Ebnaterstrasse 18<br />
9630 Wattwil<br />
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e-Mail: t.ruoss@toggenburgmedien.ch<br />
Herausgeber/Editrice:<br />
<strong>Verband</strong> Kindertagesstätten der Schweiz (KiTaS)<br />
Association suisse des structures d’accueil de l’enfance (ASSAE)<br />
Associazione Svizzera Strutture d’Accoglienza per l’Infanzia (ASSAI)<br />
Thema der nächsten Ausgabe:<br />
Personal: Entwicklung der Ausbildung<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Mit dem Interview mit Heide Wettich, langjährige Leiterin<br />
einer Kita mit <strong>Pikler</strong>-Ansatz in Mainz (D), schliesst die<br />
<strong>Pikler</strong>-Reihe ab. Für dieses Jahr steht ein anderes Thema <strong>im</strong><br />
Mittelpunkt: Das Kita-Personal. Es geht dabei nicht einfach<br />
nur um die Frage Praktikantinnnen oder nicht, welche die<br />
Gemüter stark bewegt. In lockerer Artikel-Folge wird eine<br />
Gesamtschau angestrebt, die die verschiedensten Aspekte<br />
der Personalentwicklung wie Stellenprofil und Ausbildung,<br />
<strong>Team</strong>-Mix und Qualität, Finanzen und Lohnentwicklung,<br />
an spricht. Talin Stoffel macht mit ihrem Beitrag den<br />
An fang. <strong>Die</strong> Beiträge dienen zudem der Vorbereitung<br />
der 2. Grenchener KiTaS-Tagung. Sie soll Ende Jahr den<br />
Mitglie dern die Möglichkeit zu einer breiten Diskussion<br />
des Themas bieten und den <strong>Verband</strong> darin unterstützen<br />
eine zukunftsfähige Haltung in der Personalpolitik zu entwickeln.<br />
Ulla Grob-Menges<br />
Chère lectrice,<br />
cher lecteur,<br />
L’entretien avec Heide Wettich, qui a longtemps dirigé une<br />
garderie fondée sur les principes de la pédagogie <strong>Pikler</strong><br />
à Mayence (Allemagne), clôt la série consacrée à cette<br />
méthode. Cette année, c’est un nouveau sujet qui va nous<br />
intéresser, celui du personnel des structures d’accueil. Il<br />
ne s’agit pas là d’évoquer s<strong>im</strong>plement la question des<br />
stagiaires, qui agite fortement les esprits, mais de traiter,<br />
par une succession d’articles, les aspects les plus divers du<br />
développement du personnel tels les profils des postes et<br />
la formation, la mixité dans les équipes et la qualité, les<br />
finances et l’évolution des salaires. Talin Stoffel propose<br />
un premier article. Les différentes contributions qui suivront<br />
serviront en outre à la préparation de la deuxième<br />
Rencontre de Granges de l’ASSAE. Celle-ci doit offrir, à<br />
la fin de l’année, la possibilité à nos membres d’ouvrir un<br />
large débat sur ce sujet et doit seconder l’association dans<br />
sa volonté d’élaborer une position durable en matière de<br />
politique du personnel.<br />
Ulla Grob-Menges<br />
Traduction: F. Schwed Mayor<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Inhalt / Sommaire<br />
Serie: Säuglingspflege ist Erziehung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pikler</strong>-<strong>Grundsätze</strong> <strong>im</strong> <strong>Team</strong><br />
<strong>verwirklichen</strong> (5) 2<br />
Série: Les soins et l’éducation<br />
Les principes d’Emmi <strong>Pikler</strong>: de la<br />
théorie à la pratique (5) 6<br />
Buchtipps 10<br />
Zum Tode Kuno Bellers 11<br />
Einfache und gesunde Lösung<br />
für Horte, Mittagstische und<br />
Kindertagesstätten 12<br />
club minu – eine 20-jährige<br />
Erfolgsgeschichte 14<br />
Sturm <strong>im</strong> Sirupglas 14<br />
Es kann der Frömmste nicht in<br />
Frieden leben ... 15<br />
Kindertagesstätten <strong>im</strong> Jahr 2025 18<br />
KiTaS aktuell 20<br />
ASSAE actualités 21<br />
Neue Mitglieder 22<br />
Erfa-Kontakte 22<br />
kindundbildung.ch 23<br />
Wir gratulieren ... 23<br />
Inserate 24<br />
1
2<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Elisabeth C. Gründler<br />
Reihe: Säuglingspflege ist Erziehung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pikler</strong>-<strong>Grundsätze</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Team</strong> <strong>verwirklichen</strong> 5<br />
Interview mit Heide Wettich, Leiterin der Krippe Gleiwitzer Strasse in Mainz<br />
Sie orientieren sich in Ihrer Krippe an Emmi <strong>Pikler</strong>,<br />
wann und wie haben Sie von der Arbeit der ungarischen<br />
Kinderärztin erfahren?<br />
Eine Kollegin brachte vor ziemlich genau zwanzig Jahren,<br />
1989, den Hinweis auf Emmi <strong>Pikler</strong>s Buch, «Friedliche Babys<br />
– zufriedene Mütter», mit. Wir waren deswegen davon so<br />
angetan, weil es etwas formulierte, was wir intuitiv als richtig<br />
erkannt hatten und ebenfalls praktizierten. Emmi <strong>Pikler</strong><br />
hat uns in einigen Bereichen unserer Arbeit bestätigt, was<br />
für uns sehr wichtig war.<br />
Bei welchen Themen fühlten Sie sich von Emmi <strong>Pikler</strong><br />
bestätigt?<br />
Dass man die Babys, Sommers wie Winters, tagsüber draussen<br />
schlafen lässt, war bei uns in der Krippe auch üblich. Oder<br />
die Einsicht, dass die Kinder eine klare Tagesstruktur brauchen,<br />
sowohl räumlich wie zeitlich. Dass es die Atmosphäre<br />
bei den Mahlzeiten entspannt, wenn die Kinder feste Plätze<br />
haben. Es gibt Kleinkindern einfach Sicherheit, wenn sie<br />
wissen, wo ihr Platz ist. Das hatten meine Kollegin und ich<br />
schon länger so praktiziert und es bedeutete letztendlich<br />
auch eine Arbeiterleichterung für uns. Oder das Wickeln<br />
<strong>im</strong> Stehen der älteren Kinder. Das habe ich schon versucht,<br />
nur von den entsprechenden Wickeltischen wussten wir<br />
natürlich nichts und die gab es auch noch nicht zu kaufen.<br />
Ende der sechziger Jahre, als ich ausgebildet wurde, war es<br />
noch üblich, Kinder, die unruhig waren, be<strong>im</strong> Mittagsschlaf<br />
mit einer Windel <strong>im</strong> Bett so anzubinden, dass sie sich nicht<br />
umdrehen konnten. Dem habe ich mich <strong>im</strong>mer verweigert.<br />
Ich habe getan als ob und mich lieber dafür zurechtweisen<br />
lassen.<br />
Sie mussten also gar nicht mehr allzu viel verändern<br />
in ihrer täglichen Arbeit?<br />
Oh, doch, da blieb noch genug zu tun! Sie müssen sich<br />
vorstellen, dass die Arbeit in der Krippe damals noch geprägt<br />
war von klinischen Hygienestandards. Wir mussten<br />
mit viel Aufwand dauernd alles mögliche sterilisieren, Flaschen,<br />
Töpfchen, Wickeltische und die eigenen Hände, bis<br />
einem fast die Haut abfiel. Wir fütterten die Kinder nach<br />
Ta belle, d.h. wenn das Kind soundso alt war, musste es<br />
zwei- oder dreihundert Gramm trinken oder Brei essen.<br />
Das wurde durch Wiegen vorher und nach her kontrolliert.<br />
Wenn ich diese Menge nicht in das Kind rein bekam, hatte<br />
ich als Pflege rin versagt. <strong>Die</strong>ses gramm genaue Füttern war<br />
ein Mass stab für gute Pflege. <strong>Die</strong> Krippen wurden damals<br />
von Hebam men oder Säuglings schwestern geleitet. Ich war<br />
die erste Krip pen leiterin mit einer päda gogischen Fach ausbildung.<br />
Und dann haben Sie gleich angefangen, das Konzept der<br />
Emmi <strong>Pikler</strong> umzusetzen?<br />
Nein! So ging das nicht! Ich glaube nicht, dass das irgendwo<br />
funktionieren kann, ein Konzept oder eine Methode<br />
einfach umzusetzen. Man muss genau hinschauen, was zu<br />
einem passt, und abwägen, welche konkreten Schritte in<br />
der eigenen Situation möglich sind. Jeder braucht Zeit für<br />
seine eigenen Lernprozesse. Auf gar keinen Fall, kann man<br />
etwas Neues einfach verfügen oder anordnen. Ich verstehe<br />
rückblickend unsere Auseinandersetzung mit Emmi <strong>Pikler</strong><br />
als Suchprozess. Dabei sind wir auch Umwege gegangen<br />
und in Sackgassen gelandet und haben uns dann wieder<br />
neu orientiert.<br />
Was waren ihre ersten praktischen Schritte?<br />
Wir haben zunächst mit Äusserlichkeiten begonnen. Damals<br />
war dieses grellbunte Plastikspielzeug gerade aktuell, das<br />
man an die Bettchen hängte. <strong>Die</strong> Kinder mussten nur<br />
nach greifen und dann rappelte es oder die Musik spielte.<br />
<strong>Die</strong>ses Spielzeug haben wir erst mal abgehängt, weil es den<br />
Kindern zu wenig Möglichkeiten liess zu eigener Aktivität.<br />
Dann waren damals die Wippen und Hopser modern. Damit<br />
wurden die Kinder in eine aufrechte Lage gebracht, die sie<br />
aus eigener Kraft noch nicht einnehmen konnten. Weil diese
Hilfsmittel federnd konstruiert waren, konnten die Kinder<br />
sich selbst schaukeln und damit beruhigen. Heute warnen<br />
Orthopäden davor, aber damals war es Trend. <strong>Die</strong>se Dinger<br />
haben wir weggeräumt, sie waren sowieso hässlich und<br />
nahmen viel Platz weg. Wir haben die Babys einfach auf<br />
den Teppichboden gelegt und ihnen z.B. Zeitungspapier<br />
zum Spielen gegeben. Das fanden sie interessant, denn sie<br />
konnten es verändern und es machte Geräusche. Aber für<br />
die Säuglingsschwestern unter den Kolleginnen war das<br />
natürlich eine Anfechtung, denn es widersprach diametral<br />
ihren Vorstellungen von Hygiene. Heute weiss man, dass in<br />
einer sterilen Umgebung die Kinder zu wenig Abwehrkräfte<br />
entwickeln, weil ihr Immunsystem nicht ausreichend gefordert<br />
wird.<br />
Haben Sie keinen Ärger gekriegt, gab es keine Konflikte?<br />
Ich habe als Leiterin niemanden gezwungen, es so zu<br />
machen wie ich oder wider seine eigene Überzeugung zu<br />
handeln. Ich setzte auf die Überzeugungskraft des Vorbilds<br />
und führte Veränderungen in meiner Gruppe ein, für die ich<br />
Verantwortung trug. <strong>Die</strong> skeptischen Kolleginnen konn ten<br />
dann selbst sehen, wie die Kinder aktiver und zufrie dener<br />
waren, wenn man ihnen mehr Möglichkeiten gab, sich aus<br />
eigener Kraft zu bewegen. Dafür ist eine harte Unter lage<br />
sehr viel besser geeignet, als Wippen, Hopser oder Matrat -<br />
zen. Davon konnte sich jede selbst über zeugen und dann<br />
eigenständig entscheiden, ob sie das auch auspro bieren<br />
wollte. <strong>Die</strong> hygienischen Katastrophen blieben aus, die Kinder<br />
gediehen prächtig, auch mit weniger Sterili sieren. Aufgrund<br />
meiner pädagogischen Ausbildung, die für Krip pen<br />
in den siebziger Jahre noch völlig unüblich war, und die ich<br />
gegen vielfachen, wohlmeinenden Rat durch gesetzt hatte,<br />
war ich schon <strong>im</strong>mer diejenige, die Neues in die Arbeit<br />
gebracht hat, auch als ich noch nicht Leiterin war. Meine<br />
dama lige Vorgesetzte unterstützte das und liess mir grossen<br />
Hand lungsspielraum.<br />
Foto: Förderverein Krippe Gleiwitzer Strasse, Mainz<br />
Laura und Daniel erproben Wasser<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Was war denn für Sie grundlegend Neues in der Arbeit<br />
von Emmi <strong>Pikler</strong>?<br />
Zum Beispiel, dass man be<strong>im</strong> Füttern des Kindes, sei es mit<br />
Milchnahrung oder Brei, auf seine subtilen Signale achtet.<br />
Dass jedes Kopfwegdrehen oder Ausspucken bedeutet ‚Ich<br />
bin satt’. Das war für mich vollkommen neu, davon hatte<br />
ich noch nie gehört. Gleichzeitig war das auch der Weg<br />
für mich, wie ich lernen konnte mich umzustellen: Von<br />
Aussensteuerung und Druck und Füttern nach Tabelle auf<br />
die wirklichen Bedürfnisse des Kindes und seine eigenen<br />
Signale von hungrig und satt. Bei uns Erwachsenen schwankt<br />
ja auch der Appetit nach Witterung und Tagesform, warum<br />
soll das bei Kindern anders sein? Wenn man lernt, be<strong>im</strong><br />
Essen die nonverbalen Signale des Kindes zu entschlüsseln<br />
und wirklich ernst zu nehmen, verändert sich die Beziehung<br />
zum Kind. Aus Druck und Kampf, «Du musst jetzt soundsoviel<br />
essen!», was ja letztlich auch Stress für die Erzieherin<br />
bedeutet, wird ein entspanntes Miteinander. Wenn das<br />
einer Kollegin in der Einrichtung gelingt, dann bleibt das<br />
nicht ohne Wirkung auf das <strong>Team</strong>! Nach und nach haben<br />
sich auch andere entschlossen, sich umzustellen. Auch weil<br />
sie merkten, dass sich ihre Arbeitssituation verbessert, wenn<br />
sie ihr Verhalten verändern. Doch das dauerte Wochen und<br />
Monate und ging nicht von heute auf morgen!<br />
Der Impuls, die eigene Arbeitssituation zu verbessern, ist<br />
also eine Motivation, etwas zu verändern?<br />
Ganz klar. Es ist dieses Für-sich-selbst-sorgen in Verbindung<br />
mit dem Faktor Zeit. Dass jeder Kollegin die Zeit für eigene<br />
Einsichten und Entschlüsse gelassen wird. Emmi <strong>Pikler</strong>s «Lasst<br />
mir Zeit!» gilt für die Erzieherinnen als Lernende ebenso wie<br />
für die Kinder! Wir waren 1989 mit unserer Einrich tung provi<br />
sorisch in einer Altbauwohnung unterge bracht und unsere<br />
räumlichen Möglichkeiten waren sehr begrenzt. Wir wussten,<br />
dass wir noch in ein anderes Haus umziehen würden,<br />
hatten zwei Jahre lang Zeit, uns da rauf einzustellen und<br />
konnten auch auf die Gestaltung der Räume Einfluss nehmen.<br />
Früher spielte sich alles in einem einzigen grossen Raum<br />
ab: Spielen, Schlafen, Essen, Wickeln. Das war natürlich rein<br />
vom Lärmpegel her Stress und wir konnten viel weniger auf<br />
die in divi duellen Bedürfnisse der Kinder Rücksicht nehmen.<br />
3
4<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Als erstes haben wir dafür gesorgt, dass jeder Gruppenraum<br />
einen eigenen Schlafraum erhielt, und später auch ein eigenes<br />
Bad, jeweils mit Zugang zum Gruppenraum.<br />
Sie haben sich und Ihren Kolleginnen also Zeit gelassen,<br />
den Rhythmus des eigenen Lernprozesses selbst zu<br />
best<strong>im</strong>men?<br />
Ja! Jeder Mensch braucht doch Zeit, das Neue erst mal zu<br />
verkraften, durchzudenken und sich selbst anzueignen.<br />
Dass Essen und Schlafen ganz natürliche Bedürfnisse sind,<br />
die man nicht von aussen steuern kann, hatte ich in meiner<br />
Ausbildung nicht gelernt. Dass man mit einem Kind einfach<br />
sprechen kann und dass es einen versteht, war mir völlig<br />
neu. Dass man zum einem 6 Monate alten Säugling sagen<br />
kann: «Du bist jetzt müde und ich lege Dich ins Bett», und<br />
dass es dann die Verantwortung des Kindes ist, ob es schläft<br />
oder nicht – <strong>im</strong>mer vorausgesetzt es ist mit allem versorgt<br />
und die Beziehung st<strong>im</strong>mt. <strong>Die</strong>se klare Unterscheidung<br />
zwischen meiner Verantwortung als Bezugsperson und der<br />
Verantwortung des Kindes war für mich und meine Kollegin<br />
nen eine völlig neue Perspektive. Das zu verkraften und<br />
daraus die Schlussfolgerungen zu ziehen, war ein Prozess,<br />
der Jahre dauerte.<br />
Welche Veränderung war am schwierigsten<br />
zu bewältigen?<br />
Das war die Eins-zu-eins-Pflege. Es hat Jahre gedauert, bis<br />
nach und nach jede Einzelne <strong>im</strong> <strong>Team</strong> sich das gegönnt hat.<br />
Wir waren es seit Jahrzehnten gewohnt, mit der ganzen<br />
Gruppe ins Bad zu gehen. <strong>Die</strong> Eins-zu-eins-Pflege bedeutet,<br />
dass die Erzieherin nur mit einem Kind <strong>im</strong> Bad ist und<br />
sich diesem be<strong>im</strong> Wickeln intensiv zuwendet, emotional<br />
wie sprachlich. <strong>Die</strong> anderen Kinder spielen inzwischen auf<br />
dem Flur davor, oder <strong>im</strong> Gruppenraum, das ist hier baulich<br />
verschieden. <strong>Die</strong> Tür zum Bad ist zwar offen, aber durch<br />
ein Spielgitter abgeteilt. <strong>Die</strong> spielenden Kinder haben Sicht-<br />
und Rufkontakt zur Erzieherin. <strong>Die</strong>se hört die Kinder und<br />
kann sich auch durch einen Blick vergewissern, doch ihre<br />
Hauptaufmerksamkeit gilt dem Kind, das sie wickelt. Das<br />
bedeutet für die Erzieherin, dass sie den Kinder zutraut, ins<br />
Ben und Pia<br />
eigene Spiel finden. Dafür muss sie vorher die Voraussetzungen<br />
geschaffen haben und dann die Verantwortung für<br />
das Spiel bei den Kindern lassen. Das heisst auch, davon<br />
Abschied zu nehmen, die Kinder zu bespielen und zu an<strong>im</strong>ieren.<br />
Insgesamt ist es eine ganz andere Art und Weise mit<br />
den Kindern umzugehen. Früher war die Erzieherin richtig<br />
gut, wenn sie möglichst viele Kinder in möglichst kurzer<br />
Zeit gewickelt hat. Darauf kommt es jetzt nicht mehr an.<br />
Natürlich ist die Zeit, die zur Verfügung steht nicht unbegrenzt,<br />
aber wichtig ist jetzt der Dialog mit dem einzelnen<br />
Kind. Wer sich darauf einlassen kann, spürt wie sich die<br />
Beziehung zum Kind verändert und damit auch die eigene<br />
Arbeit.<br />
Wie haben Sie als Leiterin Ihre Kolleginnen bei den<br />
Veränderungen unterstützt?<br />
Das ist <strong>im</strong>mer wieder eine grosse Herausforderung. Jede<br />
glaubt ja von sich, dass sie achtsam und respektvoll mit<br />
den Kindern umgeht. Doch in Stresssituation, wenn man<br />
überfordert ist, dann geht der Respekt sehr schnell verloren.<br />
Ich finde es sehr schwierig, den richtigen Ton zu<br />
finden gegenüber den <strong>Team</strong>kolleginnen. Wenn ich mich<br />
be vor mundet oder kritisiert fühle, kann ich ganz schwer<br />
etwas annehmen und mich anders verhalten. Sich auf etwas<br />
Neues einzulassen, setzt sehr viel Vertrauen untereinander<br />
voraus. Ich als Leiterin muss mir die Zeit nehmen können,<br />
mit den Kolleginnen einzeln ins Gespräch zu kommen. Ich<br />
muss sie entlasten können, wenn es schwierig und stressig<br />
wird. Und sie müssen soviel Vertrauen zu mir haben, dass<br />
sie die Punkte, wo sie sich unsicher fühlen oder die ihnen<br />
Angst machen, offen ansprechen können. Wir haben mal<br />
eine Kollegin, die sich be<strong>im</strong> Eins-zu-eins-Wickeln schon<br />
sicher fühlte, gefilmt und den Film <strong>im</strong> <strong>Team</strong> besprochen.<br />
Dabei haben wir gemerkt, wie einfach es ist, die Fehler und<br />
Unsicher heiten bei anderen zu entdecken und zu kritisieren.<br />
Beglei tung und Gespräch sind das A und O. Nur wenn das<br />
auf Ver trauensbasis möglich ist, öffnen sich Lernchancen.<br />
Sie erwähnten anfangs, dass sie auch Umwege gegangen<br />
sind, was meinen Sie damit?<br />
Zum Beispiel die Spielgitter. Unser Weg dahin war lang<br />
und mühsam. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass es für<br />
die Kinder besser ist, wenn ein grosser Raum, der ja für<br />
Kleinkinder riesig und endlos wirkt, klar unterteilt und strukturiert<br />
ist. Dann fühlen die Kinder sich sicherer und finden<br />
leichter ins eigene Spiel. Aber Gitter und Ställchen waren seit<br />
Ende der sechziger Jahre bei uns verpönt. Das sieht so nach
Einsperren aus und nach Einschränkung der Bewegungsfreiheit.<br />
Darum wollten wir von Spielgittern erst mal nichts<br />
wissen. Wir haben <strong>im</strong> Babyz<strong>im</strong>mer den Spielbereich durch<br />
eine halb hohe Holzwand mit runde Öffnungen abgeteilt.<br />
Doch dann merkten wir, dass die Babys, die dort spielten,<br />
unruhiger und weinerlicher waren. Der Grund war, dass sie<br />
uns nicht genug sehen konnten. Der Sichtkontakt ist aber<br />
die Grundvoraussetzung dafür, dass sie sich sicher fühlen<br />
und ins eigene Spiel finden. Und das leisten die Holzstäbe,<br />
durch die die Erzieherin für das Kleinkind jederzeit sichtbar<br />
bleibt. Ein weiterer Nachteil dieser Wandkonstruktion<br />
wurde ebenfalls bald klar: die Kinder konnten sich an den<br />
Öffnungen nicht gut hochziehen. <strong>Die</strong>se Art der Abtrennung<br />
erschwerte das Aufrichten. Um sich hochziehen zu können,<br />
braucht das Kind einen Halt, den es mit seiner Hand ganz<br />
umgreifen kann. Wir haben die ganze Konstruktion also<br />
wieder abgebaut und sind auf die Spielgitter zurückgekommen.<br />
Doch diese Einsichten mussten wir uns selbst erarbeiten,<br />
denn bei Emmi <strong>Pikler</strong> fanden wir diese Gründe nicht.<br />
Für sie waren die Spielgitter derart selbstverständlich, dass<br />
sie das nicht weiter begründet hat.<br />
Und dann haben Sie die Spielgitter in der ganzen<br />
Einrichtung eingeführt?<br />
So schnell nicht! Wir glaubten damals noch, die Strukturierung<br />
des Raumes durch die Spielgitter seien nur für die Babys<br />
wichtig. Als dann die Kollegin, die es gewohnt war, damit zu<br />
arbeiten, den Raum wechselte, weil sie ihre Kinder in einen<br />
anderen Gruppenraum begleitete, hat sie gesagt: «Das ist<br />
alles so offen hier, da fühle ich mich nicht wohl». Und erst<br />
dann haben wir die Strukturierung der Räume auch für die<br />
grösseren Kinder eingeführt und gemerkt, dass diese ebenfalls<br />
entspannter spielen, wenn sie sich sicherer fühlen.<br />
Welche Faktoren unterstützen oder stören die<br />
Lernprozesse eines <strong>Team</strong>s?<br />
Vertrauen kann nur wachsen durch Stabilität und Kontinuität.<br />
In den siebziger und achtziger Jahren haben sich<br />
unsere Arbeitsbedingungen verbessert. Wir hatten Zeit für<br />
<strong>Team</strong>gespräche, bekamen Budgets für teaminterne Fortbildungen<br />
und konnten Referenten einladen. Es ist wichtig,<br />
dass neue Ideen nicht <strong>im</strong>mer nur von mir als Lei te rin rein-<br />
Trommeln <strong>im</strong> <strong>Team</strong><br />
Fotos: Förderverein Krippe Gleiwitzer Strasse, Mainz<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
getragen werden, sondern von verschiedenen Per sonen<br />
und aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir waren ein<br />
stabiles <strong>Team</strong> damals, da konnte Vertrauen wachsen. Heute<br />
bekommen neue Mitarbeiterinnen nur noch be fristete<br />
Verträge. Wenn sie anderswo zu besseren Kon ditio nen<br />
arbeiten können, verlieren wir sie sofort. Das bedeutet Fluktuation<br />
und Unsicherheit. Ich kenne die Gründe für solche<br />
Einstellungspolitik und sehe die Finanz not der Kom munen.<br />
Nur in einer Krippe hat dies andere Aus wir kungen als in<br />
einem Büro! Wenn Kolleginnen krank sind, kann nicht einfach<br />
irgendeine andere, die für die Klein kinder und Babys<br />
ganz fremd ist, die Vertretung übernehmen. Das wäre Stress<br />
für die Kinder und die Kollegin, weil kein Bindungsaufbau<br />
stattfinden konnte. Also muss ich jetzt viel mehr Vertretung<br />
machen und mir bleibt weniger Zeit für meine anderen<br />
Leitungsaufgaben. Durch diese Verschlechte rung der<br />
Arbeitsbedingungen werden <strong>Team</strong> ent wicklungs prozesse<br />
verzögert oder verhindert.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Einrichtung?<br />
Mehr Personal, damit wir öfter mit den Kindern in altershomogene<br />
Kleingruppen gehen können und stabile Arbeitsbedingungen<br />
für alle; Zeit für <strong>Team</strong>fortbildung und Reflexion<br />
<strong>im</strong> Alltag, sowie mehr kollegialen Austausch für mich als<br />
Leiterin. Es ist wichtig, dass wir Leiterinnen auch die Zeit<br />
haben, untereinander in unseren Einrichtungen zu hospitieren,<br />
weil wir dadurch selbst weiter lernen können und es so<br />
möglich wird, die Qualität unsere Arbeit zu bewahren und<br />
zu steigern.<br />
5
6<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Elisabeth C. Gründler<br />
Traduction: F. Schwed Mayor<br />
Série: Les soins et l’éducation<br />
Les principes d’Emmi <strong>Pikler</strong>:<br />
de la théorie à la pratique 5<br />
Entretien avec Heide Wettich, directrice de la crèche de la Gleiwitzer Strasse à Mayence<br />
Vous appliquez dans votre établissement les principes<br />
d’Emmi <strong>Pikler</strong>. Quand et comment avez-vous entendu<br />
parler du travail de cette pédiatre hongroise?<br />
Il y vingt ans, en 1989, une collègue a apporté la référence<br />
de l’ouvrage d’Emmi <strong>Pikler</strong> sur les bébés heureux et les<br />
mères contentes. Nous avons été très séduites car il formulait<br />
précisément ce que nous avions intuitivement reconnu<br />
comme juste et que nous pratiquions. Dans certains domaines,<br />
Emmi <strong>Pikler</strong> a confirmé notre travail, ce qui était essentiel<br />
pour nous.<br />
Dans quels domaines avez-vous vu vos intuitions confirmées<br />
par Emmi <strong>Pikler</strong>?<br />
Dans notre crèche, nous avions aussi l’habitude de laisser les<br />
bébés dormir dehors pendant la journée, hiver comme été.<br />
Nous savions aussi que les enfants ont besoin d’une structure<br />
quotidienne claire, tant d’un point de vue spatial que<br />
temporel. Ou encore que le fait de donner des places fixes<br />
aux enfants pendant les repas détend l’atmosphère. Les<br />
jeunes enfants se sentent plus en sécurité quand ils savent<br />
où est leur place. Ma collègue et moi-même avions pratiqué<br />
cela depuis longtemps et, en définitive, cela facilitait notre<br />
travail. J’avais aussi essayé de changer les couches des plus<br />
grands enfants en les laissant debout, mais bien entendu,<br />
nous ne connaissions pas les tables à langer développées à<br />
cet effet et il n’était de toute façon pas encore possible d’en<br />
acheter. A la fin des années 60, période de ma formation, il<br />
était courant d’attacher les enfants dans le lit avec un lange<br />
lors de la sieste pour éviter qu’ils ne se retournent. J’ai toujours<br />
refusé de faire cela. Je faisais semblant et préférais me<br />
faire répr<strong>im</strong>ander lorsqu’on le découvrait.<br />
Vous n’avez donc pas eu besoin d’apporter de grands<br />
changements à votre travail quotidien?<br />
Oh, si, il y avait encore bien des choses à modifier! Vous<br />
devez comprendre qu’à l’époque, le travail dans une crèche<br />
était fortement empreint de normes d’hygiène strictes. Nous<br />
devions tout stériliser, ce qui prenait beaucoup de temps: les<br />
biberons, les petits pots, les tables à langer et nos propres<br />
mains jusqu’à ce que la peau se mette presque à peler.<br />
Nous nourrissions les enfants en respectant des tableaux.<br />
Lorsqu’un enfant avait tel ou tel âge, il devait boire 200<br />
ou 300 grammes ou manger telle quantité de bouillie et on<br />
contrôlait cela en pesant l’enfant avant et après son repas.<br />
Si je n’avais pas introduit exactement cette quantité par la<br />
bouche de l’enfant, je n’étais pas à la hauteur de mon rôle.<br />
Cette al<strong>im</strong>entation au gramme près était alors synonyme<br />
de bons soins. Les crèches étaient dirigées par des sagesfemmes<br />
ou des puéricultrices. J’ai été la première directrice<br />
de crèche au bénéfice d’une formation pédagogique spécifique.<br />
Vous avez alors tout de suite commencé à appliquer le<br />
modèle d’Emmi <strong>Pikler</strong>?<br />
Non, ça ne se passait pas comme ça! Je ne crois pas que l’on<br />
puisse s<strong>im</strong>plement appliquer un modèle ou une méthode.<br />
Il faut d’abord soigneusement observer ce qui convient à<br />
chacun et évaluer les pas concrets envisageables. Chacun<br />
a besoin de temps pour ses propres processus d’apprentissage.<br />
Il est <strong>im</strong>possible d’introduire ou d’<strong>im</strong>poser une<br />
nouveauté. Avec le recul, je considère notre approche de la<br />
méthode d’Emmi <strong>Pikler</strong> comme un processus de recherche.<br />
Nous avons aussi fait des détours, sommes arrivées dans des<br />
<strong>im</strong>passes avant de nous réorienter.<br />
Quelles ont été vos premières démarches pratiques?<br />
Nous avons d’abord commencé par les petites choses. A<br />
l’époque, ce jouet en plastique de couleurs vives que l’on<br />
suspend aux petits lits était très répandu. Il suffisait aux<br />
enfants de l’attraper pour que l’on entende des bruits ou de<br />
la musique. Nous l’avons décroché car il offrait trop peu de<br />
possibilités aux enfants de développer leurs propres activités.<br />
A l’époque, les balancelles et trotteurs pour bébés étaient à<br />
la mode. Les petits enfants étaient placés dans une position
debout qu’ils ne pouvaient atteindre d’eux-mêmes. Vu que<br />
ces auxiliaires étaient munis d’un système de suspension, les<br />
enfants pouvaient se balancer eux-mêmes et ainsi se calmer.<br />
Aujourd’hui, les orthopédistes préviennent que des risques<br />
sont liés à ces engins, mais ils étaient alors très appréciés.<br />
Nous les avons retirés, ils étaient de toute façon très vilains<br />
et prenaient beaucoup de place. Nous avons s<strong>im</strong>plement<br />
posé les bébés par terre, sur le tapis, en leur donnant par<br />
exemple du papier journal pour jouer. Ils trouvaient ça intéressant,<br />
car ils pouvaient le triturer, et créer ainsi des bruits.<br />
Il y a eu des contestations de la part des puéricultrices, car<br />
cela s’opposait diamétralement à leurs notions en matière<br />
d’hygiène. On sait maintenant qu’un environnement stérile<br />
ne permet pas aux enfants de développer suffisamment<br />
leurs défenses, faute d’une st<strong>im</strong>ulation convenable de leur<br />
système <strong>im</strong>munitaire.<br />
Cela a dû créer des réactions de colère, des conflits?<br />
En tant que directrice, je n’ai jamais forcé quiconque à agir<br />
comme moi ou contre ses propres convictions. Je table<br />
sur la force persuasive de l’exemple et j’ai introduit des<br />
changements dans le groupe dont j’étais responsable. Les<br />
collègues sceptiques ont alors pu voir que les enfants étaient<br />
plus actifs et contents lorsqu’on leur offrait davantage de<br />
possibilités de se mouvoir par eux-mêmes. Une base dure<br />
leur permet beaucoup mieux d’y parvenir que des supports<br />
à ressorts ou des matelas. Chacune a pu s’en persuader et<br />
décider librement si elle voulait agir de la sorte. Il n’y a pas<br />
eu de catastrophe sur le plan hygiénique, les enfants ont<br />
grandi magnifiquement, avec moins d’objets stérilisés. Du<br />
fait de ma formation pédagogique, totalement inhabituelle<br />
dans les crèches des années 70, et que j’avais menée à bien<br />
en dépit de maints conseils bien intentionnés, j’étais toujours<br />
celle qui amenait la nouveauté dans le travail, même<br />
avant que je ne devienne directrice. Ma supérieure hiérarchique<br />
de l’époque me soutenait et me laissait une grande<br />
marge de manœuvre.<br />
Jeu de rôles au sein du groupe<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Pour vous, qu’est-ce qui était fondamentalement nouveau<br />
dans le travail d’Emmi <strong>Pikler</strong>?<br />
Par exemple l’attention accordée aux signaux subtils de<br />
l’enfant lorsqu’on le nourrit, en lui donnant le biberon ou<br />
une bouillie. Le fait qu’en tournant la tête ou en crachant,<br />
il veuille dire «Je suis rassasié» était pour moi complètement<br />
nouveau. Parallèlement, cela m’a permis d’apprendre<br />
comment je pouvais modifier quelque chose: passer de la<br />
pression extérieure et de la volonté de nourrir en suivant à<br />
la lettre les tableaux à l’idée de respecter les besoins réels<br />
de l’enfant et de décoder ses signaux de fa<strong>im</strong> et de satiété.<br />
Chez les adultes, l’appétit varie en fonction du temps et<br />
du déroulement de la journée, pourquoi ne pourrait-il pas<br />
en être ainsi chez l’enfant? Lorsque l’on apprend à déchiffrer<br />
les signaux non verbaux de l’enfant qui mange et de<br />
les prendre au sérieux, la relation à celui-ci se modifie.<br />
Le moment du repas axé sur la lutte et la contrainte, «tu<br />
dois manger maintenant telle ou telle quantité», qui, en<br />
définitive, ne fait que stresser l’éducatrice, se transforme<br />
en un échange détendu. Lorsqu’une professionnelle de<br />
l’institution en arrive là, cela ne reste pas sans effet sur<br />
l’équipe! Peu à peu, d’autres que moi ont décidé de changer<br />
d’optique, notamment parce qu’elles constataient que leur<br />
quotidien professionnel s’améliorait lorsqu’elles modifiaient<br />
leur comportement. Il a fallu cependant des semaines et des<br />
mois pour obtenir ce résultat!<br />
Photo: Förderverein Krippe Gleiwitzer Strasse, Mainz<br />
7
8<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
La volonté de modifier sa situation professionnelle est<br />
donc source de changement?<br />
Oui, bien sûr. Il faut rattacher l’idée de s’occuper de soi au<br />
facteur temps. Et laisser à chaque collègue le temps de se<br />
faire sa propre idée et de parvenir à ses propres décisions.<br />
Le fameux titre d’un ouvrage d’Emmi <strong>Pikler</strong> «Laissez-moi du<br />
temps!» s’applique aussi bien aux éducatrices, qui apprennent,<br />
qu’aux enfants! En 1989, nous avons dû provisoirement<br />
nous établir dans un appartement ancien; les possibilités<br />
qu’il offrait en termes d’espace étaient très l<strong>im</strong>itées.<br />
Nous savions que nous allions le quitter deux ans plus tard,<br />
et pouvions donc influencer la conception des espaces.<br />
Auparavant, tout se passait dans une seule grande pièce:<br />
les jeux, la sieste, les repas, les soins corporels. Rien que<br />
par rapport au niveau sonore, cela causait bien entendu du<br />
stress et nous empêchait de bien tenir compte des besoins<br />
individuels des enfants. Nous avons d’abord fait en sorte<br />
que chaque salle de groupe ait son propre lieu pour la sieste<br />
puis, ensuite, sa propre salle de bains, toujours avec un<br />
accès à la salle de groupe.<br />
Vous avez donc laissé à vos collègues, comme à vousmême,<br />
le temps de trouver individuellement le rythme de<br />
son propre processus d’apprentissage?<br />
Oui! Chacun a besoin de temps pour se faire aux nouveautés,<br />
y réfléchir et s’y adapter. Je n’avais pas appris lors de<br />
ma formation que manger et dormir sont des besoins tout à<br />
fait naturels que l’on ne peut influencer de l’extérieur. Il était<br />
totalement nouveau pour moi que l’on puisse s<strong>im</strong>plement<br />
parler à un enfant et qu’il nous comprenne. Je ne savais<br />
pas que l’on pouvait dire à un bébé de 6 mois: «tu es fatigué<br />
et je te mets au lit» et qu’il revenait ensuite à l’enfant<br />
lui-même de dormir ou de ne pas dormir, à condition bien<br />
sûr qu’il n’ait besoin de rien et que la relation avec lui soit<br />
harmonieuse. Cette nette distinction entre ma responsabilité<br />
comme personne de référence et la responsabilité de<br />
l’enfant était pour moi, comme pour mes collègues, une<br />
perspective totalement inédite. Il a fallu des années pour<br />
comprendre cela et en tirer les bonnes conclusions.<br />
Tambouriner tous ensemble<br />
Quel a été le changement le plus difficile à apporter?<br />
Cela a été les «soins à deux». Nous avons mis des années<br />
pour que peu à peu, chaque membre de l’équipe y parvienne.<br />
Nous avions l’habitude depuis des décennies d’emmener<br />
tout le groupe à la salle de bains. Les soins à deux<br />
signifient que l’éducatrice est seule avec un enfant dans<br />
la salle de bains et qu’en changeant sa couche, elle lui<br />
accorde une attention soutenue, du point de vue émotionnel<br />
comme verbal. Pendant ce temps, les autres enfants<br />
jouent dans le corridor ou dans la salle de groupe distincte.<br />
La porte qui mène à la salle de bains reste ouverte, mais<br />
elle est munie d’une barrière. Les enfants qui jouent gardent<br />
un contact visuel et sonore avec l’éducatrice. Celle-ci<br />
les entend et peut s’assurer, d’un regard, que tout va bien,<br />
mais elle consacre son attention avant tout à l’enfant qu’elle<br />
change. L’éducatrice fait confiance aux enfants et à leurs<br />
propres jeux. Il faut cependant qu’elle ait créé les conditions<br />
nécessaires à cet égard puis qu’elle laisse aux enfants la<br />
responsabilité du jeu. Elle doit donc se libérer de sa mission<br />
liée au jeu et à l’an<strong>im</strong>ation du groupe. Globalement, c’est<br />
donc une tout autre façon de se comporter avec les enfants.<br />
Auparavant, l’éducatrice était contente de pouvoir changer<br />
un max<strong>im</strong>um d’enfants en un min<strong>im</strong>um de temps. Il ne<br />
s’agit plus de cela. Bien entendu, le temps dont elle dispose<br />
n’est pas ill<strong>im</strong>ité mais ce qui compte maintenant, c’est le<br />
dialogue avec chaque enfant. L’éducatrice qui pratique ainsi<br />
constate le changement que cela apporte à sa relation avec<br />
l’enfant mais aussi à son propre travail.<br />
Photo: Förderverein Krippe Gleiwitzer Strasse, Mainz
En tant que directrice, comment avez-vous soutenu vos<br />
collègues lors de ces changements?<br />
C’est toujours un grand défi. Chacun est persuadé de faire<br />
preuve d’attention et de respect envers les enfants. Mais<br />
lors de stress, quand on est débordé, le respect peut disparaître<br />
très rapidement. Je ne trouve pas facile du tout de<br />
trouver le ton convenable avec les collègues de l’équipe.<br />
Quand on me dicte la conduite à tenir ou que je me sens<br />
critiquée, il m’est très difficile d’admettre quelque chose et<br />
de me comporter différemment. S’initier à une nouveauté<br />
suppose une très grande confiance entre les personnes<br />
<strong>im</strong>pliquées. En tant que directrice, je dois prendre le temps<br />
d’entretenir un dialogue individuel avec chaque éducatrice.<br />
Je dois pouvoir décharger mes collègues lorsque la situation<br />
devient difficile. A l’inverse, elles doivent avoir suffisamment<br />
confiance en moi pour qu’elles puissent aborder ouvertement<br />
les domaines où règnent pour elles de l’incertitude<br />
ou de l’inquiétude. Nous avons une fois filmé une collègue<br />
qui se sentait déjà à l’aise avec le changement de couche à<br />
deux, puis avons discuté du film au sein de l’équipe. Nous<br />
avons alors constaté qu’il était très facile de découvrir les<br />
erreurs et les incertitudes chez les autres et de les critiquer.<br />
Le suivi et le dialogue sont le b a ba de cette démarche. Les<br />
possibilités d’apprentissage se développent uniquement sur<br />
la confiance.<br />
Vous avez indiqué au début que vous aviez parfois<br />
emprunté des voies détournées, qu’entendez-vous par là?<br />
Je pense par exemple aux parcs et barrières de sécurité. Les<br />
démarches ont été longues et pénibles. Nous avions très vite<br />
constaté que les enfants, pour lesquels un vaste espace non<br />
dél<strong>im</strong>ité apparaît comme <strong>im</strong>mense, infini, préfèrent qu’il soit<br />
divisé et structuré clairement. Ils s’y sentent alors plus en<br />
sûreté et développent plus aisément leurs propres jeux. Mais<br />
à la fin des années 60, les barrières et autres obstacles étaient<br />
méprisés, considérés comme le symbole de l’enfermement<br />
et de la l<strong>im</strong>itation de la liberté de mouvement. C’est pour<br />
cela qu’au début, nous n’avons pas voulu en entendre parler.<br />
Dans la chambre des bébés, nous avons séparé la zone<br />
de jeux en installant une demi-paroi en bois comportant des<br />
ouvertures rondes avant de constater que les bébés qui y<br />
jouaient était plus agités et pleuraient davantage, car ils ne<br />
pouvaient pas suffisamment nous voir. Le contact visuel est<br />
la condition sine qua non pour qu’ils se sentent en sécurité<br />
et libres de jouer. Les barreaux en bois à travers lesquels le<br />
petit enfant veut voir à tout moment l’éducatrice remplissent<br />
cette fonction. Un autre inconvénient de cette paroi<br />
est vite devenu évident: les enfants ne pouvaient pas bien<br />
se tenir aux ouvertures pour se redresser. Cette structure<br />
n’était pas bien conçue de ce point de vue-là. Pour pouvoir<br />
se mettre debout, l’enfant a besoin d’un point d’appui<br />
qu’il peut agripper de la main. Nous avons alors démonté<br />
toute la construction et sommes revenues aux barrières de<br />
sécurité. Nous avons dû mener toute cette démarche nousmêmes,<br />
car de telles réflexions n’existaient pas chez Emmi<br />
<strong>Pikler</strong>. Pour elle, les parcs et barrières allaient tellement de<br />
soi qu’elle n’a pas pensé à démontrer leur intérêt.<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Vous avez alors introduit des barrières de sécurité dans<br />
l’ensemble de l’établissement!<br />
Non, non, ce n’est pas allé aussi rapidement! Nous pensions<br />
alors que seuls les bébés étaient concernés par la structuration<br />
de l’espace au moyen de parcs ou de barrières.<br />
Mais lorsque la collègue qui était habituée à travailler ainsi<br />
changea de pièce en accompagnant les enfants dans un<br />
autre lieu, elle constata que cet autre espace était tellement<br />
ouvert qu’elle ne s’y sentait pas à l’aise. Nous avons alors<br />
repensé la structure des pièces pour les enfants plus âgés et<br />
avons là encore eu la confirmation qu’ils étaient plus détendus<br />
lorsqu’ils se sentaient plus sûrs.<br />
Quels sont les facteurs qui influencent favorablement ou,<br />
à l’inverse, négativement les processus d’apprentissage<br />
d’une équipe?<br />
La confiance ne s’accroît que par la stabilité et la continuité.<br />
Dans les années 70 et 80, nos conditions de travail se<br />
sont améliorées. Nous avions du temps pour les colloques<br />
d’équipe, des budgets pour les perfectionnements internes<br />
et pouvions inviter des conférenciers. Il était <strong>im</strong>portant que<br />
de nouvelles idées n’émanent pas toujours de moi, en tant<br />
que directrice, mais d’autres personnes aux perspectives<br />
variées. Nous étions alors une équipe stable, un bon terreau<br />
pour la confiance. Aujourd’hui, les nouvelles collaboratrices<br />
n’ont que des contrats à durée déterminée. Si elles peuvent<br />
aller travailler ailleurs à de meilleures conditions, nous<br />
les perdons très vite. Nous faisons face à la fluctuation et<br />
à l’insécurité. Je connais les raisons d’une telle politique<br />
d’engagement et vois aussi la détresse financière des communes.<br />
Mais dans une crèche, les conséquences ne sont pas<br />
les mêmes que dans un bureau! Lorsqu’une collègue est<br />
malade, il n’est pas possible de la remplacer par quelqu’un<br />
que les jeunes enfants et les bébés ne connaissent pas du<br />
tout. Cela causerait du stress aux enfants comme à la collègue,<br />
car aucun lien ne pourrait se créer entre eux. C’est<br />
pour cela que je dois faire aujourd’hui beaucoup plus de<br />
remplacements, et que j’ai moins de temps pour mes autres<br />
tâches de direction. Cette dégradation des conditions de<br />
travail retarde ou empêche les processus de développement<br />
de l’équipe.<br />
Quels sont vos souhaits pour l’avenir de votre institution?<br />
J’a<strong>im</strong>erais davantage de personnel, pour que nous puissions<br />
plus souvent constituer des groupes horizontaux de petits,<br />
et des conditions de travail stables pour tous. Mais aussi<br />
du temps pour le perfectionnement de l’équipe, pour la<br />
réflexion, au quotidien, et pour davantage d’échanges entre<br />
responsables. Il est <strong>im</strong>portant que les directrices aient aussi<br />
du temps pour inviter leurs homologues à visiter leur établissement.<br />
Cela permet de continuer à apprendre des choses,<br />
de maintenir et d’accroître la qualité de notre travail.<br />
9
10<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Bücher<br />
Noch mehr<br />
Praxisbeispiele<br />
Wir gerne mehr über die Arbeit mit<br />
dem <strong>Pikler</strong>-Ansatz lesen möchte, kann<br />
das Buch «Rohstoff Intelligenz» zur<br />
Hand nehmen. Im Buch von Elisabeth<br />
C. Gründler finden sich neben den<br />
Beispielen aus der gerade beendeten<br />
Artikelreihe <strong>im</strong> KiTaS-Journal noch<br />
zahlreiche weitere bebilderte und<br />
kommentierte Kinderbeobachtungen.<br />
Es geht der Autorin um die Frage, wie<br />
die Umgebung für Kinder gestaltet<br />
sein muss, damit sich Intelligenz in<br />
ihren vielfältigen Formen von den<br />
ersten Lebensmonaten an entfal ten<br />
kann. <strong>Die</strong> Beiträge werden in die<br />
Rubri ken zusammengefasst: Bewegungs-,<br />
metabolische, Körper- und<br />
Sin nes intelligenz, kreative, soziale und<br />
Sprach intelligenz. Es schliesst mit dem<br />
Kapitel über den Intelligenz aufbau als<br />
mehrd<strong>im</strong>ensionalen Prozess ab.<br />
Elisabeth C. Gründler<br />
Rohstoff Intelligenz<br />
Frühkindliche Bildung<br />
Corelsen Verlag Scriptor GmbH & Co,<br />
Berlin-Düsseldorf-Mannhe<strong>im</strong>, 2008<br />
Was man doch<br />
wissen sollte<br />
In ihrem Vorwort nennen Hans Rudolf<br />
Leu und Anna von Behr als HerausgeberIn<br />
folgende Gründe für das Buch:<br />
<strong>Die</strong> Akzeptanz der familien ergänzenden<br />
Kinderbetreuung wächst. Das hat<br />
nicht nur etwas mit der zunehmenden<br />
Berufs tätigkeit der Eltern zu tun,<br />
sondern auch mit der Erkenntnis, dass<br />
Kitas durch qualifizierte Förde rung in<br />
frühstem Alter nicht ausge schöpfte<br />
Bildungs ressourcen mobilisieren soll.<br />
Letzteres stützt sich auf wissenschaftliche<br />
Er kennt nisse. «Um die Kompeten<br />
zen und Ressourcen der Kinder<br />
opt<strong>im</strong>al zur Geltung zu bringen und<br />
dabei Möglich keiten und grenzen realistisch<br />
ein zuschätzen, sind Fachkräfte<br />
gefragt, die den Stand der Forschung<br />
zur Kenntnis genommen haben, ihn<br />
reflek tieren und in ihre pädagogische<br />
Arbeit einfliessen lassen können. Das<br />
ist ein hoher Anspruch, da oft nicht<br />
ohne weiteres erkennbar ist, was<br />
die wissenschaftlichen Fortschritte<br />
für die praktische Arbeit bedeuten.»<br />
heisst es da. Und weiter: «Um diese<br />
Transferleistung zu erbringen, ist eine<br />
engere Verzahnung von Forschung,<br />
Lehre und Praxis erforderlich.»<br />
In der Folge liefern mit die bekanntesten<br />
WissenschafterInnen des deutschen<br />
Sprachraums Beiträge zu den<br />
Themen (in Stichworten) Hirn entwicklung<br />
und Lernen, Welt wissen<br />
und Sozial-Kompetenzen, Sprach entwicklung,<br />
prosoziales Wissen, Gender,<br />
Bindung und Bezieh ungs gestaltung,<br />
Zusammen arbeit mit Eltern. Dabei<br />
geht es nicht einfach darum, der<br />
Praxis Forschungs erkennt nisse aufzubereiten,<br />
sondern auch kritisch<br />
auf zuzeigen, was wissenschaftlich<br />
wirklich gesichert ist. Gerade die<br />
öffentliche Diskussion über die angeblich<br />
durch die Hirnforschung belegten<br />
Möglichkeiten früher Förderung stellt<br />
Erwartungen an die Frühpädagogik,<br />
die so nicht erfüllt werden können<br />
und die zum Teil eine Praxis entwickelt<br />
haben, die (hoffentlich) nur die<br />
Portemonnaies der Eltern schädigt.<br />
Mit diesem Reader hat das Deutschen<br />
Jugendinstitut (DJI), an dem Hans<br />
Rudolf Leu als Leiter der Abteilung<br />
«Kinder und Kinderbetreuung» und<br />
Anna von Behr ebenda als wissenschaftliche<br />
Referentin arbeiten, eine<br />
Basis-Lektüre geschaffen, die für alle,<br />
die von Qualitätsentwicklung in der<br />
familienergänzenden Kinder betreuung<br />
reden, ein Muss ist.<br />
Hans Rudolf Leu, Anna von Behr (Hrsg.)<br />
Forschung und Praxis der Frühpädagogik<br />
Profiwissen für die Arbeit mit Kindern<br />
von 0–3 Jahren<br />
Ernst Reinhardt Verlag, München – Basel,<br />
2010
Ulla Grob-Menges<br />
<strong>Die</strong> Selbstständigkeit<br />
des Kindes fördern<br />
Zum Tode von Kuno Beller<br />
(1919 – 2010)<br />
Wer kennt sie nicht, die Beller-Tabelle. Sie hängt noch heute<br />
in vielen Kitas. Vielleicht erscheint sie jüngeren Betreuerinnen<br />
etwas angestaubt mit ihren Comics; grafische Stile werden<br />
schnell altmodisch. Und heute kann man sich auch nicht<br />
mehr vorstellen, welch eine Revolution in den 70er und 80er<br />
Jah ren Bellers Vorstellung vom Kind als aktivem Partner in<br />
der Auseinandersetzung mit seiner sozialen und physischen<br />
Umwelt bedeutete. Krippen wurden noch lange pflegerischmedizinisch<br />
ausgerichtet. Kinderkrankenschwestern und<br />
Kin der pflegerinnen galten als die eigentlichen Fachfrauen<br />
für die Arbeit mit den Kleinen. Jürgen Z<strong>im</strong>mer 1 erinnert sich<br />
an die damals herrschenden Zustand in seinem Nachruf auf<br />
Kuno Beller 2 :<br />
«Kinderschwester mit Baby. Im Hintergrund Gitterbettchen<br />
aus Eisen, weiss lackiert, ein Wickeltisch, ein Ställchen. In<br />
den Bettchen Babys, die auf das Füttern warten. 3 <strong>Die</strong> Schwester<br />
sitzt auf einem Stuhl am Tisch. Sie legt das Baby quer<br />
über ihren Schoss, klemmt die rechte Schulter des Babys<br />
unter ihre linke Schulter und hält das linke Händchen des<br />
Babys mit ihre linken Hand fest. Sie führt mit ihrer rechten<br />
Hand den Löffel vom Teller auf dem Tisch zum Mund des<br />
Babys.» Er schliesst die Beschreibung dieses Fütterns mit der<br />
Bemerkung: «Dauer des Vorgangs: drei Minuten und zehn<br />
Sekunden, Anzahl der Fütterungsbewegungen: 40.»<br />
Monika Turanyi, ehemalige Leiterin einer Kinderkrippe in<br />
München, erinnert sich in Zusammenhang mit ihrem eigenen<br />
Werdegang 4 : «Eindringlich warnten mich die Kolleginnen<br />
vor einem «gewissen» Professor Kuno Beller, dem<br />
bun des weit einzigen Inhaber eines Lehrstuhls für Klein kindpäda<br />
gogik. Der Professor aus Berlin wollte sein neues Konzept<br />
für die Betreuung von Kleinstkindern auch in München<br />
vor stel len und ein führen. Der Widerstand be<strong>im</strong> Per sonal in<br />
den Krip pen war un glaublich gross. Ein «Schmarr’n» seien<br />
diese neuen Ideen, bei der Stärke des Kindes anzusetzen<br />
und die Selbst ständigkeit des Kindes zu fördern usw.. Durch<br />
eine Abst<strong>im</strong> mung sollte dieses Projekt verhindert werden,<br />
was aber miss lang.»<br />
Bruno Beller war nach 1987 nach München gekommen,<br />
um dort ein Projekt zur Unterstützung junger Familien<br />
durch die Qualifizierung von Kinderkrippen zu leiten. Projekt<br />
mitarbeiterinnen 5 erinnern sich in ihrem Nachruf: «In<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
den vielen zum Teil auch unsachlichen und destruktiven<br />
Debatten, die vor und während des Projekts geführt wurden,<br />
stellte Kuno Beller klar, dass die wesentliche Frage<br />
nicht lautet, ob Kinderkrippen gut oder schlecht für die<br />
Entwicklung von Kleinkindern seien, vielmehr müsse die<br />
Qualität der Kinderkrippen in den Mittelpunkt gestellt werden.<br />
Damit öffnete er den Blick für Veränderungen.»<br />
Kuno Beller setzte seinen theoretischen Ansatz vom aktiven<br />
und kompetenten Säugling und Kleinkind insbesondere in<br />
der Arbeit mit Krippenerzieherinnen und Eltern um. Sein<br />
«Berliner Modell der Kleinkindpädagogik» – ein Curriculum<br />
angemessenen pädagogischen Umgangs mit dem Kind<br />
– ist Ergebnis dieser Arbeit. Es wurde in mehreren grossen<br />
In ter ventionsprojekten in Berlin (1976–1983) und München<br />
(1986–1991) umgesetzt und evaluiert. Danach unterschieden<br />
sich Erzieherinnen, die nach dem Berliner Modell fortgebildet<br />
wurden, nicht nur positiv von Erzieherinnen ohne<br />
Training. Auch die <strong>im</strong> Modell betreuten Kinder zeigten<br />
deut liche Entwicklungsvorteile gegenüber Kindern der Vergleichs<br />
gruppen.<br />
Kuno Beller übernahm 1978 den neu eingerichteten Lehrstuhl<br />
für Kleinkindpädagogik. Seine Bemühungen auch in<br />
Deutschland eine Pädagogik der frühen Kindheit zu etablieren<br />
führte 1988 zur entsprechenden Studienrichtung als<br />
Diplomstudiengang. Zuvor hatte er in den USA Pionierarbeit<br />
geleistet und diese neuen Erkenntnisse tatkräftig in die<br />
Praxis umgesetzt: An der Indiana University (Bloomington)<br />
und der Temple University (Philadelphia) hat er die Lehre<br />
in der Psychologie der frühen Kindheit aufgebaut. <strong>Die</strong> Einrichtung<br />
von psychologischen Kinderkliniken an beiden ameri<br />
kanischen Universitäten ist wesentlich seinem persön lichen<br />
Engagement zu verdanken. Ausserdem war er in den 60er<br />
Jahren Mitbegründer von Forschungszentren <strong>im</strong> Head start-<br />
Programm, das sich dem Kampf gegen die Armut mittels<br />
kompen satorischer Erziehung widmete.<br />
Auch <strong>im</strong> Ruhestand blieb er aktiv in der Weiterbildung.<br />
Noch 2003 bot KiTaS, damals noch SKV, eine Weiterbildung<br />
für Kita-Leitungen an.<br />
Mit Bruno Beller hat die Kindertagesbetreuung einen engagierten<br />
Vorreiter und Mitstreiter verloren.<br />
1 Prof. em. Dr. Jürgen Z<strong>im</strong>mer, Freie<br />
Universität Berlin<br />
2 Nachruf: Drei Momentaufnahmen:<br />
Kuno Beller, Betrifft KINDER, 10/2010<br />
3 <strong>Die</strong> Szene könnte aus dem Dokumentarfilm<br />
von Marie Meierhofer «Im Schatten<br />
des Wohlstandes» (1964) stammen, mit<br />
dem sie auf die trostlosen Zustände in<br />
Kinderhe<strong>im</strong>en und -krippen aufmerksam<br />
machte.<br />
4 Blick von aussen II zum Thema 2007/06:<br />
Gut genug ausgebildet für unsere<br />
Kleinsten? Betreuungsqualität in Kinderkrippen<br />
und Tagespflege www.dji.de<br />
(veröffentli chungen)<br />
5 Nachruf des Münchner Forschungsteams<br />
(www.faks-kempten.de)<br />
11
12<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Franca Palmy<br />
Ernährung in der familienergänzenden Betreuung<br />
Einfache und gesunde Lösung für Horte,<br />
Mittagstische und Kindertagesstätten<br />
Der Bedarf an familien- und schulergänzender Betreu ung<br />
n<strong>im</strong>mt in der gesamten Schweiz weiterhin zu. <strong>Die</strong> Be dürf-<br />
nisse in Sachen Infrastruktur, kindergerechter Betreu ung<br />
und gesunder, schmackhafter Ernährung sind häufig<br />
nicht einfach mit einem überschaubaren Kosten aufwand<br />
unter einen Hut zu bringen. <strong>Die</strong> SV Group, traditions-<br />
reiche Marktleaderin in der Gemein schafts gastronomie,<br />
unter stützt und begleitet die Verant wortlichen bei der<br />
Konzeption und der Umsetzung.<br />
Vier von zehn Familien nehmen in der Schweiz heute eine<br />
familien- und schulergänzende Betreuung in An spruch. Zwar<br />
leisten in der Schweiz <strong>im</strong>mer noch die Ver wandten, vor allem<br />
die Grosseltern, den grössten Teil der Betreu ungs arbeit.<br />
Aber die Zahl der verschiedenen ausser familiären Betreuungsangebote<br />
hat in den vergangenen Jahren kontinuier lich<br />
zugenommen und wird gemäss Experten weiter wachsen.<br />
Von der Konzeptionierung bis zur Umsetzung unterstützt<br />
Ob privat oder von der Gemeinde organisiert – ausser familiäre<br />
Betreuungseinrichtungen stehen alle vor der Herausforderung,<br />
Vorgaben in Sachen Infrastruktur, Betreuung<br />
und Förderung sowie kindergerechter Ernährung zu erfüllen.<br />
Gleichzeitig müssen die Kosten <strong>im</strong> Auge behalten wer den,<br />
ohne jedoch Abstriche an der Qualität zu machen. <strong>Die</strong> SV<br />
Group hat eine Mahlzeitenlösung entwickelt, die es den<br />
Ver ant wortlichen ermöglicht, die Frage der Verpflegung<br />
rasch, unkompliziert und ohne grossen Personal- und Infrastruk<br />
tur aufwand zu lösen. Das erfahrene Schweizer Gastro<br />
nomie- und Cateringunternehmen begleitet und berät<br />
private Trägerschaften und Gemeinden dabei nach Wunsch<br />
von der Konzeption bis zur Implementierung. «Wir haben<br />
fest gestellt, dass die Verantwortlichen häufig froh sind um<br />
unsere direkte Unterstützung. Das kann von der Beratung zur<br />
nötigen Infrastruktur gehen bishin zu Empfehlungen bezüglich<br />
Menu-Mengen und der Berechnung der Kosten», stellt<br />
Urs Meier, Projektverantwortlicher bei der SV Group, fest.<br />
Kostengünstig dank min<strong>im</strong>aler Infrastruktur, unkomplizierter<br />
Zubereitung und individueller Mengenberechnung<br />
<strong>Die</strong> Mahlzeitenlösung der SV Group erfordert einen Raum,<br />
einen Kombi-Steamer sowie eine Betreuungsperson – und<br />
schon kann der gesunde Mittagstisch gedeckt werden. Da<br />
Publireportage
die Gerichte nur noch erwärmt werden müssen, wird für<br />
die Zubereitung kein zusätzliches Personal benötigt. <strong>Die</strong><br />
Menukomponenten werden separat verpackt (z.B. Fleisch<br />
getrennt von der Sauce und Sauceneinlage wie Gemüsestreifen)<br />
und können daher in der Menge unabhängig voneinander<br />
bestellt werden. So lässt sich die ideale Portionengrösse<br />
best<strong>im</strong>men und der Menupreis direkt beeinflussen.<br />
Aus diesen Faktoren erklären sich die <strong>im</strong> Vergleich zu anderen<br />
Cateringlösungen niedrigeren Kosten.<br />
Revolutionäre Kochmethode mit frischen Produkten<br />
kombiniert<br />
<strong>Die</strong> Mahlzeiten der SV Group werden nach einem Kochverfahren<br />
des französischen Küchenchefs Georges Pralus<br />
hergestellt. Bei der so genannten cuisson sous-vide Methode<br />
handelt es sich um ein schonendes Vakuumgaren bei niederen<br />
Temperaturen. Sie zeichnet sich durch eine bestmögliche<br />
Schonung des natürlichen Gehalts an Nährstoffen und Vitaminen<br />
aus. <strong>Die</strong>s bestätigt Beatrice Conrad Frey, diplomierte<br />
Ernährungsberaterin HF und Stiftungsrätin der SV Stiftung:<br />
«Bei der cuisson sous-vide-Methode handelt es sich um<br />
ein modernes Kochverfahren, das aus ernährungsphysio-<br />
Nur Haushalte mit Kind(ern) unter 15 Jahren<br />
Geschichte der SV Group<br />
1914 gründete Else Züblin-Spiller<br />
den Verein Schweizer <strong>Verband</strong> Soldaten<br />
wohl mit dem Ziel, Schweizer<br />
Solda ten mit einer preiwerten, ge sunden<br />
Kost zu versorgen. Nach dem<br />
ersten Weltkrieg eröffnete der Verein<br />
Arbeiterstuben, die später zu Personalrestaurants<br />
wurden – der Einstieg<br />
in die Gemeinschaftsgastronomie.<br />
Nach der Erweiterung des Business<br />
Catering Angebots um Care Catering<br />
und Event Catering wurde der Verein<br />
1999 in eine Aktiengesellschaft<br />
um gewandelt, deren Hauptaktionärin<br />
die SV Stiftung ist. Heute ist die SV<br />
Group mit Sitz in Dübendorf in der<br />
Schweiz, Deutschland und Österreich<br />
tätig.<br />
Weitere Informationen: www.sv-group.ch<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Anteil Haushalte mit familienergänzender Kinderbetreuung 2009<br />
nach Betreuungsart<br />
Verwandte<br />
(z.B. Grosseltern)<br />
Bekannte, Nachbarn<br />
Andere Personen<br />
(z.B. Kindermädchen)<br />
Tagesmutter,<br />
Pflegefamilie<br />
Kinderkrippe, Tageskindergarten,<br />
-schule<br />
Mittagstisch,<br />
Nachschulbetreuung<br />
Anderes<br />
3,4<br />
3,7<br />
3,5<br />
(2,7)<br />
2,0<br />
4,2<br />
5,4<br />
7,1<br />
(1,5)<br />
(2,8)<br />
1,8<br />
(4,3)<br />
12,1<br />
14,1<br />
11,3<br />
13,4<br />
17,4<br />
10,2<br />
12,4<br />
11,0<br />
13,4<br />
24,0<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />
Quelle: SAKE © BFS<br />
29,4<br />
34,7<br />
47,0<br />
53,2<br />
53,1<br />
53,2<br />
Paarhaushalte mit Kind(ern)<br />
Jüngstes Kind 0–6 Jahre<br />
Paarhaushalte mit Kind(ern)<br />
Jüngstes Kind 7–14 Jahre<br />
Paarhaushalte mit Kind(ern)<br />
Total<br />
Einelternhaushalte<br />
Total<br />
logischer Sicht positiv zu bewerten ist. Als Pluspunkte der<br />
Methode sehe ich, dass man Wert auf frische Zutaten legt<br />
und dass eine Zubereitung mit wenig Fett möglich ist.» <strong>Die</strong><br />
Mahlzeiten werden ohne Konservierungsstoffe zubereitet.<br />
Kindergerechte Saisonküche<br />
Kinder und Jugendliche haben besondere Bedürfnisse. Um<br />
diesen gerecht zu werden, entwickelt die SV Group ihre<br />
Menus gemeinsam mit Ernährungsexperten. So ist nicht nur<br />
gewährleistet, dass der Nährstoffgehalt und die Menge auf<br />
die Heranwachsenden zugeschnitten sind, sondern auch,<br />
dass es ihnen schmeckt. <strong>Die</strong> grosse Auswahl an Ge rich ten<br />
bedeutet viel Abwechslung am Mittagstisch – die Kinder<br />
freut es. Wo <strong>im</strong>mer möglich, setzt die SV Group auf Schweizer,<br />
saisonale und fair gehandelte Produkte. Bei Fischen und<br />
Meeresfrüchten orientiert sich das Gastro-Unter nehmen an<br />
der Liste des WWF. Alle Produkte lassen sich rück verfolgen<br />
und sind detailliert deklariert.<br />
13
14<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
club minu – eine 20-jährige<br />
Erfolgsgeschichte<br />
«Hier habe ich Selbstvertrauen gefunden» «Mir hat es<br />
eigent lich gestunken, in den club minu einzusteigen. Meine<br />
Eltern mussten mich <strong>im</strong>mer wieder motivieren. Aber das<br />
Som mer lager hat mir dann den Kick gegeben. Als ich merkte,<br />
dass ich wirklich durch eine andere Ernährung und Sport<br />
mein Gewicht reduzieren kann». Insgesamt hat Luca, der als<br />
15-jähriger 2005 be<strong>im</strong> club minu mitmachte, 25 Kilos ab genommen.<br />
Heute hält er sich <strong>im</strong>mer noch mit Fussball fit und<br />
achtet be<strong>im</strong> Einkaufen darauf, welche Inhaltsstoffe und wie<br />
viele Kalorien die Produkte enthalten.<br />
Verhalten muss sich ändern<br />
Nutella am Morgen, Pizza über Mittag und Pommes Frites<br />
am Abend, das ist für viele Jugendliche der tägliche Menü-<br />
Fahrplan. Club minu klärt übergewichtige Jugendliche<br />
zwi schen 11 und 16 Jahren und ihre Angehörigen über<br />
ge sun de und ausgewogene Alternativen auf. Auch tägliche<br />
Bewegung wie Treppensteigen, Velofahren oder zu<br />
Fuss ein kaufen ist wichtiger, als eine Stunde Fitnesscenter<br />
pro Woche. Dennoch soll die Freude nicht verloren gehen<br />
– denn auch ungesunde Verführungen liegen drin – aber<br />
mit Mass.<br />
Therapieprogramme für übergewichtige Kinder<br />
Club minu – das Therapieprogramm für übergewichtige<br />
Kinder und ihre Familien – wurde 1990 als Pilotprojekt vom<br />
Migros-Kulturprozent lanciert Ziel war der Aufbau eines<br />
professionellen Verhaltenstrainings, das die Ernährung, das<br />
Bewegungsverhalten aber auch das Selbstvertrauen der<br />
Betroffenen nachhaltig verändert. Nachdem kein öffentlicher<br />
Träger gefunden wurde, führte Migros-Kulturprozent<br />
das Therapieprogramm alleine weiter. In den 20 Jahren<br />
haben über 400 Kinder und Jugendliche zusammen mit ihren<br />
Eltern am Verhaltenstraining teilgenommen. <strong>Die</strong> Erfolgsquote<br />
liegt doppelt so hoch wie bei Programmen mit Erwachsenen.<br />
Im Verlaufe der Jahre entstanden in der ganzen<br />
Schweiz 21 unabhängige Therapieprogramme für übergewichtige<br />
Jugendliche, die sich am club minu orien tieren.<br />
<strong>Die</strong> Qualität der Therapieprogramme wird vom Schweizerischen<br />
Fachverein Adipositas <strong>im</strong> Kindes- und Jugendalter<br />
(www.ajk-ch.ch) überwacht und zertifiziert. <strong>Die</strong> Teil nahmegebühren<br />
der zertifizierten Programme werden von den<br />
Krankenkassen <strong>im</strong> Rahmen der Grundversicherung übernommen.<br />
Der club minu inklusive Sommerlager kostet die<br />
Eltern Fr. 1000.–. Den Rest übern<strong>im</strong>mt die Krankenasse. Das<br />
nächste Programm startet am 31. März; die Teilnehmerzahl<br />
ist beschränkt. www.minuweb.ch<br />
Sturm <strong>im</strong> Sirupglas*<br />
ugm. Im Dezember machte der Wechsel vom eigenen<br />
Koch zu einem Caterer Schlagzeilen. «Basler Aufstand<br />
gegen Zürcher Essen in Kinderkrippen» textete die NZZ<br />
am Sonntag 1 . Was war geschehen? In einem Tagi des<br />
Basler Frauenvereins hatte der Koch gekündigt und die<br />
Trägerschaft suchte nach einer guten Lösung. <strong>Die</strong>se fand<br />
sie bei einem Zürcher Anbieter mit grosser Erfahrung mit<br />
kindgerechten und gesunden Menus. Leider lief es mit der<br />
Kommunikation zwischen Tagi und Eltern nicht opt<strong>im</strong>al – der<br />
Basler Frauenverein n<strong>im</strong>mt sich da selbst an der Nase – und<br />
schon kam es zum Elternaufstand, Unterschriftensammlung<br />
inklusive. Dass das Essen auch noch von Zürich angeliefert<br />
wurde, hat dem ganzen noch ein lokalpolitisches Glanzlicht<br />
aufgesetzt.<br />
Inzwischen dürften sich die Wogen <strong>im</strong> Tomatensugo geglättet<br />
habe. Es stellt sich aber die Frage, wie Eltern denn generell<br />
Catering sehen. Eine Nachfrage bei Marianne Habegger,<br />
Bereichsleiterin des BFV für Tageshe<strong>im</strong>e, hat ergeben,<br />
dass Eltern der Frage selber gekocht oder liefern lassen<br />
gelassen gegenüber stehen. Wichtig sei, wie die einzelne<br />
He<strong>im</strong>leitung die jeweilige Lösung vertritt. Positiv sei für viele<br />
He<strong>im</strong>leitungen, dass es be<strong>im</strong> Catering keine Ausfälle gibt.<br />
Denn was nützt der beste Koch oder die beliebteste Köchin,<br />
wenn sie ausfällt. <strong>Die</strong> Vermutung – um nicht zu sagen<br />
– Verdächtigung, man wollte mit dem Catering Kosten sparen,<br />
sei falsch. Beides kommt, wenn wir von professioneller<br />
Kocharbeit reden und von einer betriebswirtschaftlich sauberen<br />
Kalkulation ausgehen, in etwa gleich teuer. Das hat<br />
nicht zuletzt auch die Analyse und Vergleich der Kosten von<br />
Krippenplätzen anhand einer Vollkostenrechnung des BSV 2<br />
deutlich gezeigt.<br />
* Natürlich gibt es in den Kitas ungesüssten<br />
Tee oder Hahnenburger und keine Süssgetränke<br />
1 Ausgabe vom 5. Dezember 2010<br />
2 Analyse und Vergleich der Kosten von<br />
Krippenplätzen anhand einer Vollkostenrechnung<br />
(prognos),Forschungsbericht<br />
Nr. 3/09, BSV, Bern 2009
Ulla Grob-Menges<br />
Causa Kinderlärm<br />
Es kann der Frömmste<br />
nicht in Frieden leben...<br />
<strong>Die</strong> Wellen gehen hoch <strong>im</strong> nördlichen Nachbarland. Jetzt<br />
hat die Senioren-Union der CDU klipp und klar erklärt,<br />
Kindertagesstätten gehörten ins Gewerbegebiet. <strong>Die</strong>s als<br />
zackige Reaktion auf das Ansinnen der Bundesregierung<br />
<strong>im</strong> Bundes-Immissionsgesetz eine Schutzklausel zu verankern,<br />
nach der Kinderlärm «<strong>im</strong> Regelfall keine schädliche<br />
Um welteinwirkung» darstellt. Auslöser dieses Schrittes ist<br />
eine Klageflut gegen Kitas in Wohngebieten. <strong>Die</strong> Wort meldung<br />
der Senioren, die ihr Recht auf Ruhe als verfassungsrechtlich<br />
garantiert sehen, ist ein weiterer Höhe punkt einer<br />
Auseinandersetzung, die schon seit einiger Zeit die Gemüter<br />
in Deutschland erregt.<br />
<strong>Die</strong> Gegenreaktion kam prompt. Der Deutsche Kinder schutzbund<br />
empört sich: «Vor 50 Jahren wäre so etwas nicht vorgekommen...»<br />
Und warum nicht? Weil damals der rüstige<br />
Rentner wohl auf den Hof gestürmt – E<strong>im</strong>erchen und<br />
Schäufelchen, den Ball oder was sonst noch als Bösewicht<br />
1 Diskussion Welt online Februar 2011<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
erkannt, eingezogen – und notfalls auch mit einer gesunden<br />
Ohrfeige für Ruhe gesorgt hätte. So jedenfalls macht es den<br />
Eindruck, wenn man sich aktuelle online-Kommentare 1 zum<br />
Kinderlärm-Thema zu Gemüte führt. Denn Null Komma<br />
Nix landen die anonymen Schreiber be<strong>im</strong> Thema der heute<br />
so miserabel erzogenen Kinder, denen sich ja weder Eltern<br />
noch Erzieherinnen trauen, bei ihrer Krachmacherei Einhalt<br />
zu gebieten. St<strong>im</strong>mt, die Erziehungsregel nach englischer<br />
Art des 19. Jahrhunderts lautete: Kinder sind bestenfalls (!)<br />
nur zu sehen.<br />
15
16<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
... wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt» 2<br />
Letzten Sommer widmete das angesehene ZEITmagazin 3<br />
dem Thema einen ausführlichen Artikel. In einem gutbürgerlichen<br />
Hamburger Quartier mit gepflegten Stadtvillen aus<br />
der Gründerzeit, in das zunehmend junge Familien eingezogen<br />
waren, wurde eine Kita eröffnet. Als Willkommensgruss<br />
landete ein stattlicher Pflasterstein in der Frontscheibe einer<br />
Kita. Brandandrohungen steckten <strong>im</strong> Briefkasten. Eltern<br />
mussten Spiessrutenlaufen. <strong>Die</strong> Anwohner, die sich nicht<br />
nur um ihre Ruhe sorgten, sondern auch um den Wert ihrer<br />
Liegenschaft, setzen sich durch. Obwohl auch in der Hansestadt<br />
grosser Platzmangel herrscht, wurde der Kita das Platzangebot<br />
etwa auf die Hälfte der möglichen Plätze reduziert,<br />
und dürfen Kinder nachmittags nicht in den Garten.<br />
Ganz so krass geht es in der Schweiz nicht zu, aber auf<br />
Arrangements bezüglich der Gartenbenutzung trifft man<br />
auch hier öfter. Liegt eine Kita mitten in einem städtischen<br />
Wohngebiet und ist das Spielgärtchen zwischen die Häuser<br />
gequetscht, versuchen die Kitas selber <strong>im</strong> Sinne guter Nachbarschaft<br />
Rücksicht zu nehmen und halten die üblichen<br />
Ruhezeiten ein. Aber manchmal reicht das nicht. So sieht man<br />
in einem Betrieb mitten in Zürich dem kommenden Sommer<br />
mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Provisorisch in<br />
eine gehobene Wohngegend umgezogen, hatte man sich<br />
– des lieben Friedens willen – in Selbstverpflichtung darauf<br />
eingelassen, den Garten nachmittags nur zwei Stunden<br />
zu nutzen. <strong>Die</strong> jetzigen Lokalitäten sind nicht üppig, der<br />
Umzug in den Neubau verzögert sich und irgendwann wird<br />
es wieder warm.... . Aber nicht nur Betriebe in der Stadt<br />
sind betroffen. Auf dem Land verfügen Kitas häufig über<br />
grosse Aussenräume. <strong>Die</strong> Bebauung ist nicht so dicht, kein<br />
Problem sollte man meinen. Irrtum, auch hier wünschen<br />
Nachbarn nicht gestört zu werden. <strong>Die</strong> einzuhaltende<br />
Mittagsruhe verhindert aber, dass Schulkinder nach dem<br />
Essen mal ordentlich Dampf ablassen, bevor sie wieder in<br />
die Schule müssen. In der Ostschweiz drückt diese Situation<br />
den Erzieherinnen schier das Herz ab. In Schwarzenburg<br />
verzichtet eine Kita, die dringend neue Räumlichkeiten<br />
benötigte, auf das Angebot eines Neubaus. <strong>Die</strong> zukünftigen<br />
Nachbarn wehrten sich subito gegen den zu erwartenden<br />
Lärm und den Mehrverkehr durch das Bringen und Holen<br />
der Kinder («Im Gegensatz zu Kindern eines Quartiers altern<br />
die Kinder einer Kinderbetreuung jedoch nicht. Es wäre also<br />
mit einem permanent hohen Lärmpegel für die nächsten<br />
Jahre und Jahrzehnte zu rechnen.»). Der Kita-Träger verzichtete<br />
auf das schöne Angebot. Denn ihnen war klar: Wer<br />
Kinder nicht mag, verursacht langfristig nur hochgespielte<br />
Dramen und das wollten wir «unseren» Kindern überhaupt<br />
nicht zumuten. Aber auch am neuen Ort beeinträchtigt der<br />
Fahrradständer rasch einmal Parkiermöglichkeiten, stören<br />
farbige Fähnchen das Ortsbild der Gemeinde, die von sich<br />
behauptet, sie sei «läbig, gäbig».<br />
2 Friedrich Schiller, Wilhelm Tell, IV 3<br />
3 Und raus bis du, ZEITmagazin, 1.7.2010<br />
4 1C_148/2010<br />
Lärmende Kinder gehören zu einer Wohnzone<br />
In der Schweiz gibt es kein revidiertes Immissionsgesetz,<br />
dafür aber seit September 2010 einen Bundesgerichtsentscheid<br />
4 . Der jahrelange Streit der unmittelbaren Nachbarn<br />
mit dem Kantonsspital in Aarau wegen der Betriebskinder<br />
tagesstätten in ehemaligen Personalhäusern auf Spitalareal<br />
endete mit einem Spruch zugunsten der Kindertagesstätten.<br />
Der Entscheid hält u.a. fest, dass der Alltag der Kinder in der<br />
Kita Tätigkeiten sind, die vollumfänglich dem Charakter einer<br />
Wohnzone entsprächen. Der Betrieb der Kita wird so mit zu<br />
einer zonenkonformen, zulässigen Wohnnutzung. Dass in<br />
der Kita auch Kinder betreut werden, die nicht aus dem<br />
Quartier sind (auf solch ein Argument muss man auch erst<br />
einmal kommen) spielt keine Rolle. Wohnzonen, so heisst es<br />
ausserdem, sind offensichtlich auch für den Auf ent halt von<br />
Kindern best<strong>im</strong>mt, womit Kinderlärm in ihnen grundsätzlich<br />
zu dulden ist – und das <strong>im</strong> Zeitraum von 6.30 bis 12.00<br />
und 13.00 bis 19.00 Uhr. Damit sind auch Angaben für die<br />
Bemessung von Ruhezeiten gemacht worden.<br />
«Kinderlärm ist Zukunftsmusik» betitelte sich einmal eine<br />
Fachtagung in Deutschland. Aber wie heisst es schon bei<br />
Wilhelm Busch: «Musik wird oft nicht schön gefunden,<br />
weil sie stets mit Geräusch verbunden.»
Was man von Nachbarn zu hören<br />
(und zu lesen) bekommt<br />
Kleine Auslese<br />
«Sie wissen, dass der Betrieb Ihrer und jeder Krippe die<br />
Wohn- und Arbeitsqualität der Nachbarschaft erheblich<br />
beeinträchtigen kann (in Wohnzonen würden andere Einrichtungen<br />
oder Betriebe mit vergleichbaren Immissio nen<br />
umgehen geschlossen).»<br />
«Sie beheben nicht sofort das Quietschen der Schaukel.<br />
Sie tolerieren die relativ laute Konversation von Erwachsenen<br />
zwischen den Häusern. Kurzum: Ihr Gehabe erinnert<br />
an jenes einer Gross- oder Besatzungsmacht.»<br />
«Wir machen alle hier mit unserem Lärm zur Sau.».<br />
«Auf dem Buckel der Nachbarn leben die Eltern hier ihre<br />
Exzesse aus.» (<strong>Die</strong> Eltern verschwinden nicht gleich mit<br />
ihren Kindern be<strong>im</strong> Abholen, sondern stehen häufig noch<br />
5–10 Minuten zusammen und sprechen miteinander. Es<br />
besteht ein guter Kontakt untereinander. Das, was sich<br />
jede Krippe doch wünscht.)<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
«Sie arbeiten ja nur mit unausgebildetem Personal, was<br />
ich ja wahrscheinlich auch noch schlecht bezahle.»<br />
(<strong>Die</strong> Kinder spielen oft frei <strong>im</strong> Garten, laufen herum,<br />
fahren Velo, usw. und wir beschäftigen sie nicht dauernd<br />
still am Tisch)<br />
«Wir wohnen in einem Wohngebiet und nicht neben<br />
einem Spielplatz, nicht neben einer Kindertagesstätte, erst<br />
recht nicht neben einem Gemeinschaftszentrum, einem<br />
Kurs- oder Partylokal und schon gar nicht neben einer<br />
Kulturinstitution. (…)»<br />
«<strong>Die</strong> Beschwerdeführer würden sich über den Lärm der<br />
<strong>im</strong> Garten spielenden Kinder – Jauchzen, Johlen, Schreien<br />
heulen, Kreischen, Weinen Brüllen, Rufen und Quietschen<br />
– beklagen.»<br />
In Kitas kommt es «zu einer unnatürlichen Konzentration<br />
von Kindern».<br />
«Scheisskinder»<br />
17
18<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Talin Stoffel<br />
Kindertagesstätten <strong>im</strong> Jahr 2025<br />
Überlegungen zu Herausforderungen und möglichen Lösungsansätzen<br />
<strong>im</strong> Bereich des Personals<br />
<strong>Die</strong> Kita-Landschaft von heute ist nicht mehr gleich wie jene<br />
von vor 15 Jahren und sie wird wohl auch <strong>im</strong> Jahr 2025 wieder<br />
eine andere sein. Sie ist einem stetigen Wandel unterworfen,<br />
der den Veränderungen in der Gesellschaft folgt<br />
oder ihnen auch manchmal vorauseilt. In den letzten Jahren<br />
ist die Zahl der Kitaplätze sprunghaft angestiegen. Das ist<br />
sehr erfreulich, zeigt es doch, dass die Akzeptanz der familienergänzenden<br />
Betreuung gewachsen ist. Es hat aber auch<br />
zur Folge, dass es mehr Personal braucht. Glücklicherweise<br />
möchten noch <strong>im</strong>mer sehr viele junge Frauen und einige<br />
junge Männer die Arbeit mit Kindern zu ihrem Beruf<br />
machen. Damit diese Freude auch nach Abschluss der Ausbil<br />
dung anhält, braucht es Entwicklungsmöglichkeiten und<br />
ein Arbeitsumfeld, das als bereichernd und interessant erlebt<br />
wird. Ein Arbeitsumfeld in dem man seine erworbenen<br />
Kennt nisse und Fähigkeiten einsetzen kann und in dem man<br />
für seine professionelle Arbeit wertgeschätzt wird.<br />
Es ist unerlässlich, den veränderten und den sich weiterhin<br />
ändernden Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen und<br />
vorausschauend den Bedürfnissen und Erwartungen der<br />
Zukunft gerecht zu werden. <strong>Die</strong>s ist ein langer Prozess, den<br />
wir jetzt in Angriff nehmen müssen um bereit zu sein. Dabei<br />
gilt es zwischen den Ansprüchen und Erwartungen der<br />
verschiedenen Anspruchsgruppen wie Kinder, Eltern, Gesellschaft<br />
aber auch Kitas-Mitarbeiterinnen und Träger schaf ten<br />
abzuwägen und eine für alle gute Lösung zu finden.<br />
Qualität als Ziel<br />
Das Ziel muss eine qualitativ hochstehende familienergänzende<br />
Kinderbetreuung sein, die das Wohl des Kindes in<br />
den Mittelpunkt stellt, ohne dabei die berechtigten Sorgen<br />
und Vorbehalte der Trägerschaften zu ignorieren. Es stellt<br />
sich die Frage, wie das erreicht werden kann und soll. Eine<br />
Schlüsselrolle spielen dabei sicherlich die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Kitas. Es ist in der Fachwelt unbestritten,<br />
dass gut qualifiziertes Personal für eine gute Betreuung<br />
unabdingbar ist.<br />
In der Schweiz konnte in den letzten Jahren bei der strukturellen<br />
Qualität von Kitas viel erreicht werden. Dazu haben die<br />
Richtlinien von KiTaS einen wesentlichen Beitrag geleistet.<br />
Unterdessen kennen die meisten Kantone Vorgaben und<br />
Regelungen <strong>im</strong> Bereich der familienergänzenden Betreuung.<br />
Bei der pädagogischen Qualität besteht allerdings noch<br />
Hand lungsbedarf. <strong>Die</strong> Arbeit mit Kindern, insbesondere mit<br />
Kleinst kindern, ist sehr anspruchsvoll. Es geht dabei um viel<br />
mehr als nur um hüten und pflegen. Es geht um Erziehung,<br />
Bildung und Betreuung. Dabei ist das enge Verhältnis des<br />
Kindes zu seiner Betreuungsperson von grosser Wichtigkeit.<br />
Ohne Bindung keine Bildung. Dafür braucht es gut qualifiziertes<br />
und motiviertes Personal.<br />
Professionalisierung als Zeichen der Qualität<br />
Auch heute gibt es noch die explizit geäusserte oder noch<br />
viel häufiger unausgesprochene Idee, dass eine Frau und<br />
ins besondere eine Mutter quasi von Geschlechts wegen<br />
qualifi ziert für die Arbeit mit Klein(st)kindern sind. Solche<br />
Annahmen zur Berufsbefähigung haben Folgen für den sozialen<br />
Status des Berufs, für das formale Niveau und die Länge<br />
der Ausbildung, für das berufliche Rollenverständnis und die<br />
Bezahlung wie auch generell für die Professionalisierung<br />
des Berufsfeldes. <strong>Die</strong>ser Haltung ist deswegen entschieden<br />
entgegen zu treten.<br />
Heute arbeitet noch in vielen Kitas neben dem ausgebil deten<br />
auch unausgebildetes Personal. Oft sind das Praktikantinnen.<br />
Ihr Einsatz in Kitas wird mit der angespannten finanziellen<br />
Situation begründet. Das ist nachvollziehbar, sind doch die<br />
wenigsten Kitas auf Rosen gebettet. <strong>Die</strong>ser Tatsache ist<br />
Rechnung zu tragen ohne aber das Ziel einer qualitativ hochstehenden<br />
Kinderbetreuung aus den Augen zu verlieren. Es<br />
ist deshalb wichtig, dass sich KiTaS auf politischer Ebene<br />
für eine faire Finanzierung einsetzt, wie das auch unsere<br />
Petition verlangt.
Es wird zunehmend schwieriger zu begründen, warum ungelerntes<br />
Personal eingesetzt wird, wenn es sich doch um eine<br />
anspruchsvolle Arbeit handelt, die eine gute Qualifikation<br />
voraussetzt. Es ist auch schwierig zu begründen, warum die<br />
Plätze in der familienergänzenden Betreuung so viel kosten<br />
und gleichzeitig die Kinder von Praktikantinnen betreut<br />
werden. Eine Professionalisierung des Berufsfeldes ist deshalb<br />
dringend notwendig. Dazu gehört ganz besonders<br />
auch die eigene Haltung gegenüber dem Beruf.<br />
Je jünger die Kinder, umso weniger spezifische Qualifikation<br />
braucht es. <strong>Die</strong>se Annahme herrschte jahrelang vor. Heute<br />
weiss man, dass dem nicht so ist, Im Gegenteil: es könnte<br />
sogar umgekehrt sein. <strong>Die</strong> pädagogische Arbeit mit Klein(st)kindern<br />
verlangt nun mit einer fundierten Ausbildung,<br />
auch Kenntnisse der Entwicklungspsychologie und die Kompetenz<br />
der Selbstreflexion. <strong>Die</strong> pädagogische Arbeit mit den<br />
Kin dern ist und bleibt die Hauptaufgabe der Fachpersonen<br />
Betreu ung. Es ist die Aufgabe, für die sie ausgebildet sind,<br />
in der sie eine Kernkompetenz besitzen und weswegen sie<br />
sich für den Beruf entschieden haben.<br />
Wunsch und Wirklichkeit<br />
Der Alltag sieht natürlich manchmal anders aus: Da versinkt<br />
die Kitaleiterin in administrativen Aufgaben, den Erzieherinnen<br />
bleibt keine Zeit für die Arbeit mit den Kindern und<br />
so wird das eigentliche Herzstück der Erzieherinnenarbeit<br />
delegiert. Nicht selten an jene, die zwar nicht dafür ausgebildet,<br />
aber am häufigsten anwesend sind: An die<br />
Prakti kantin nen und Praktikanten. Jenen fehlt aber das fachspezi<br />
fische Wissen und Können, ohne welches eine professio<br />
nelle familienergänzende oder auch schulergänzende<br />
Kin der betreuung nicht gelingen kann.<br />
Bei der Debatte um die richtige Qualifikation der Betreuer<br />
und Betreuerinnen lohnt es sich die Deutschschweiz und die<br />
Romandie gesondert zu betrachten. <strong>Die</strong> aktuelle Per sonalsituation<br />
in Kitas ist in der Romandie und in der Deutschschweiz<br />
sehr unterschiedlich. Während beispielsweise in<br />
Lausanne der Grossteil der Mitarbeiterinnen und Mit arbeiter<br />
einer Kita über einen tertiären Abschluss verfügen, sind<br />
Betreuerinnen und Betreuer mit einem tertiären Abschluss<br />
in Zürich eine Ausnahme. Das durchschnittliche Qualifikationsniveau<br />
des Betreuungspersonals ist <strong>im</strong> Kanton Waadt<br />
wesentlich höher als in Zürich. <strong>Die</strong>s ist in einer Studie des<br />
BSV nachzulesen, die die Kosten zwischen den Kantonen<br />
Waadt und Zürich verglichen hat. Überraschenderweise ist<br />
keine signifikante Kostendifferenz feststellbar. Mehr tertiär<br />
ausgebildete Betreue rinnen und Betreuer bedeutet also nicht<br />
zwingend, dass die familienergänzende Kinderbetreuung<br />
unbezahlbar wird. Eine Befürchtung, die <strong>im</strong>mer wieder<br />
geäussert wird.<br />
Momentan setzt sich das ausgebildete Personal in der<br />
Deutsch schweiz vor allem aus Fachpersonen Betreuung<br />
Be reich Kinder (FaBeK) und aus Kleinkindererzieherinnen<br />
und -erziehern, falls die Ausbildung länger zurück liegt,<br />
zusammen. <strong>Die</strong> Kita-Leitungen verfügen (meist) über eine<br />
zusätzliche Führungsausbildung.<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
<strong>Die</strong> Fachpersonen Betreuung sind gut ausgebildete Mitarbeite<br />
rinnen und Mitarbeiter. Sie stossen aber bei komplexeren<br />
Aufgaben an Grenzen. Deshalb setzt sich der <strong>Verband</strong> Kinder<br />
tagesstätten der Schweiz (KiTaS) bereits länger für eine<br />
Ausbildung auf dem Niveau einer höheren Fachschule (HF)<br />
ein. Neu gibt es nun die Ausbildung Kindererzieher HF. <strong>Die</strong><br />
Absolventen und Absolventinnen werden realistischerweise<br />
jetzt zuerst einmal in die Führungspositionen in den Kitas<br />
treten, da ihre Ausbildung sie auch zur Führung von kleinen<br />
Betrieben befähigt. Längerfristig – und wir reden da von<br />
2025 und später – werden sie die Verantwortung in der<br />
Gruppe übernehmen.<br />
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Fachperson<br />
Betreuung die Fachspezialistin für den Alltag ist. <strong>Die</strong> HF-<br />
Absolventen und Absolventinnen haben einen weitergehenden<br />
pädagogischen Anspruch und setzen die einzelnen<br />
Handlungen in einen ganzheitlichen Sinn.<br />
<strong>Die</strong> Kindererzieher HF werden die Fachpersonen Betreuung<br />
nicht ersetzen, sondern ergänzen. <strong>Die</strong>se leisten gute Arbeit<br />
und spielen <strong>im</strong> Kita-Alltag eine wichtige Rolle. Längerfristig<br />
sollen in Kitas Kindererzieher HF, Fachpersonen Betreuung<br />
sowie Lernende und HF-Praktikantinnen zusammen arbeiten.<br />
So kann auf unqualifiziertes Personal verzichtet werden.<br />
Ausgenommen sind Leute in Ausbildung. Längerfristig<br />
werden Kitaleiterinnen neben einer Führungsausbildung<br />
auch einen HF-Abschluss brauchen.<br />
Der Weg ist weit, darum heute schon beginnen<br />
Auf die Kitas werden in den nächsten Jahren viele Herausforderungen<br />
zukommen und es geht nun darum, dass wir<br />
uns auf diese vorbereiten. Selbstverständlich braucht es<br />
auch Anpassungen bei den Rahmenbedingungen. Dabei<br />
denke ich vor allem auch an Fragen der Finanzierung. Natürlich<br />
kann das nicht von heute auf morgen geschehen, aber<br />
es muss ein erster Schritt gemacht werden. Wagen wir ihn!<br />
Im Laufe dieses Jahres wird sich das KiTaS-Journal in verschiedenen<br />
Artikeln mit der Frage der Personalentwicklung<br />
auseinandersetzen. <strong>Die</strong> Artikel sind als Inputs gedacht und<br />
sollen als Diskussionsgrundlage für die zweite Grenchener<br />
KiTaS – Tagung am 4. November 2011 zum Thema Personal<br />
dienen.<br />
19
20<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Geschäftsstelle/Secrétariat<br />
Rennweg 23, Postfach 2773, 8022 Zürich<br />
Telefon 044 212 24 44<br />
Telefax 044 212 24 45<br />
Mail: info@kitas.ch<br />
www.kitas.ch<br />
Präsidium<br />
Hildegard Fässler<br />
Postfach 141<br />
9472 Grabs<br />
hildegard.faessler@bluewin.ch<br />
Vizepräsidium<br />
Esther Krucker (siehe unter Zentralschweiz)<br />
Regionalvertretungen<br />
Aargau/Solothurn<br />
Edith Tribelhorn, Tel. 062 824 43 69<br />
edithtribelhorn@kitas.ch<br />
Bern<br />
Katharina Bögli, Tel. 031 305 22 57<br />
boegli@sgfbern-kita.ch<br />
Zentralschweiz<br />
Esther Krucker, Tel. 041 712 33 23<br />
esther.krucker@kitas.ch<br />
Nordwestschweiz<br />
vakant<br />
Ostschweiz/Liechtenstein<br />
Angela Pallecchi Jenal, Tel. 071 288 51 85<br />
angela.pallecchi@kitas.ch<br />
Tessin<br />
Jacqueline Ribi Favero, Tel. 091 743 31 10<br />
atan@bluewin.ch<br />
Zürich<br />
Peter Schaich, Tel. 044 364 19 61<br />
peter.schaich@kitas.ch (Stadt)<br />
Priska Gehring-Hertli, Tel. 044 201 92 12<br />
priska.gehring@kitas.ch (Land)<br />
Vorstand<br />
Dem Bundesamt für Sozialversicherungen<br />
BSV ist es offensichtlich Ernst<br />
mit der Absicht, mittelfristig für alle<br />
Belange der familien- und schulergänzenden<br />
Kinderbetreuung einen<br />
einzigen Ansprechpartner (und damit<br />
auch einen einzigen Subventionsempfänger)<br />
zu haben. Das BSV<br />
denkt dabei in erster Linie an KiTaS<br />
und möchte in einem ersten Schritt<br />
unse ren Leistungsauftrag um die Aufgaben<br />
erweitern, die er bisher mit<br />
dem Verein bildung+betreuung vereinbart<br />
hatte. Der Vorstand kann sich<br />
eine solche Rolle für unseren <strong>Verband</strong><br />
durchaus vorstellen, aber nicht von<br />
heute auf morgen. Das muss sehr<br />
sorg fältig geplant werden, insbesondere<br />
müssen unsere Mitglieder in den<br />
Prozess einbezogen sein. Der Vorstand<br />
hat deshalb beschlossen, sich<br />
auf ein vom BSV finanziertes und<br />
organi siertes Projekt einzulassen, das<br />
die Chancen und Risiken einer solchen<br />
Auf gabenerweiterung und deren<br />
Umsetzungs möglichkeiten untersuchen<br />
soll.<br />
Seit der letzten Sitzung n<strong>im</strong>mt<br />
Thomas Jaun, Präsident von kindundbildung.ch<br />
(KiBi) und Präsident<br />
unserer neuen Kommission «Bildung<br />
und Entwicklung», wie <strong>im</strong> «Letter<br />
of Intent» abgemacht, an unseren<br />
Sitzungen teil. Wir profitieren also<br />
bereits von den Erfahrungen und<br />
Kompetenzen von KiBi in der Frage<br />
der Bildungsangebote.<br />
In Bern habe ich zwei Anliegen<br />
hängig: Ich warte auf einen Termin<br />
bei Bundesrat Didier Burkhalter für<br />
ein Gespräch über die Fortsetzung<br />
unserer Petition «Familienergänzende<br />
Kinderbetreuung fair finanzieren» und<br />
ich warte auch auf eine Antwort auf<br />
meine Anfrage <strong>im</strong> National rat zum<br />
Thema «Mittagessen der Betreue rinnen<br />
und Betreuer in der Kita – Naturallohn<br />
oder Berufsauslagen?». Ich bin<br />
gespannt auf die Antwort, die auch<br />
die Frage der unterschiedlichen Handhabung<br />
in den Kantonen beleuchten<br />
sollte.<br />
An der letzten Vorstandssitzung<br />
haben wir uns von Karin Fehr,<br />
Ge schäfts leiterin von SAVOIRSOCIAL,<br />
zum Thema Allgemeinverbindlicher<br />
Berufs bildungsfonds für unsere<br />
Branche informieren lassen. KiTaS<br />
hat sich ja bisher eher positiv zu<br />
dieser Frage geäussert. Ein solcher<br />
Fonds hätte u.a. den Vorteil, dass<br />
Trittbrettfahren bei der Finanzierung<br />
der Berufsbildung unmöglich würde.<br />
Selbstverständlich wird sich KiTaS<br />
auch an der zweiten internen Anhörung<br />
der Branche beteiligen. Der Vorstand<br />
möchte aber die Stellung nahme<br />
an der DV 2011 mit den Mitgliedern<br />
diskutieren und erst danach einreichen.<br />
Auch die Frage der Praktikantinnen<br />
und Praktikanten, die nach öffentlichen<br />
Stellungnahmen von mir und<br />
von unserer Geschäftsführerin zu<br />
negativen Reaktionen aus unseren<br />
eigenen Reihen geführt hat, werden<br />
wir mit unseren Mitgliedern diskutieren<br />
und daraus eine zukunftsfähige<br />
<strong>Verband</strong>sposition erhärten, die unseren<br />
Qualitätsansprüchen genauso<br />
Rech nung trägt wie den finanziellen<br />
Ge geben heiten in den Kitas und auch<br />
den Ansprüchen der Praktikantinnen<br />
und Prakti kanten.<br />
Hildegard Fässler
Comité<br />
L’Office fédéral des assurances<br />
sociales (OFAS) est manifestement<br />
sérieux lorsqu’il évoque l’idée de ne<br />
disposer à moyen terme que d’un seul<br />
interlocuteur (et donc d’un seul bénéficiaire<br />
de subventions) pour toutes<br />
les questions en relation avec l’accueil<br />
extrafamilial et parascolaire. Il songe<br />
à cet égard avant tout à l’ASSAE et<br />
souhaite dans un premier temps étendre<br />
notre mandat de prestations aux<br />
tâches qui, jusqu’à maintenant, faisaient<br />
l’objet d’un accord entre l’OFAS<br />
et éducation+accueil, l’Association<br />
suisse pour l’accueil parascolaire. Le<br />
comité peut tout à fait <strong>im</strong>aginer que<br />
notre association assume un tel rôle,<br />
mais pas du jour au lendemain. Il<br />
s’agit de le planifier de manière très<br />
attentive, et en particulier d’intégrer<br />
nos membres à ce processus. Par conséquent,<br />
le comité a décidé de participer<br />
à un projet financé et organisé<br />
par l’OFAS, dont le but est d’étudier<br />
les chances et les risques d’une telle<br />
extension des tâches ainsi que leurs<br />
possibilités de mise en œuvre.<br />
Depuis peu, Thomas Jaun, qui préside<br />
à la fois «kindundbildung.ch» (KiBi)<br />
et notre nouvelle commission baptisée<br />
«Education et développement»,<br />
participe aux séances de notre comité,<br />
comme le prévoit la «letter of intent»<br />
que nous avons conclue. Nous profitons<br />
donc déjà des expériences et<br />
des compétences de KiBi en matière<br />
d’offres de formation.<br />
A Berne, deux questions sont en<br />
suspens. J’attends d’une part un rendez-vous<br />
avec le conseiller fédéral<br />
Didier Burkhalter afin d’évoquer la<br />
suite à donner à notre pétition «Cinq<br />
fois plus ! (de moyens pour l’accueil<br />
des enfants)» et, d’autre part, une<br />
réponse à la question que j’ai posée<br />
au Conseil national, à savoir «Les<br />
repas pris dans les structures d’accueil<br />
de jour constituent-ils un salaire en<br />
nature?». Je suis <strong>im</strong>patiente de connaître<br />
la réponse qui me sera donnée,<br />
car elle devrait notamment permettre<br />
d’éclairer les interprétations très variables<br />
des cantons à ce sujet.<br />
Lors de la dernière séance du comité,<br />
Karin Fehr, secrétaire générale de<br />
SAVOIRSOCIAL, a évoqué la question,<br />
pour notre domaine, du Fonds<br />
en faveur de la formation professionnelle<br />
déclaré de force obligatoire<br />
générale. Jusqu’à maintenant, l’ASSAE<br />
s’est expr<strong>im</strong>ée plutôt positivement à<br />
ce sujet. Un tel fonds permettrait de<br />
financer la formation professionnelle<br />
en évitant le phénomène des acteurs<br />
non solidaires ou profiteurs. Bien<br />
entendu, l’ASSAE va prendre part à<br />
la deuxième audition interne de la<br />
branche. Le comité souhaiterait pouvoir<br />
discuter de la prise de position<br />
avec ses membres, lors de l’assemblée<br />
des déléguées de 2011, avant de la<br />
remettre.<br />
Nous allons également discuter avec<br />
nos membres d’une autre question,<br />
celle des stagiaires, puisque des prises<br />
de position publiques de ma part et<br />
de celle de notre secrétaire générale<br />
ont suscité des réactions négatives<br />
dans nos propres rangs. L’idée est<br />
de dégager de ce futur débat une<br />
position durable qui tienne compte à<br />
la fois de nos exigences qualitatives,<br />
de la réalité financière des structures<br />
d’accueil et des besoins des stagiaires.<br />
Hildegard Fässler<br />
Traduction: Florence Schwed Mayor<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Agenda<br />
Delegiertenversammlung 2011<br />
Freitag, 25. März in Basel<br />
Regionalversammlung 2011<br />
Aargau/Solothurn 10. März<br />
Nordwestschweiz<br />
Bern 1. März<br />
Zürich 10. März,<br />
6. Sept.<br />
Ostschweiz<br />
Zentralschweiz 16. März<br />
2. Grenchener KiTaS-Tagung<br />
4. November in Grenchen<br />
21
22<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Neue Mitglieder<br />
Kita KibiZ ZH<br />
Industriebauten und Bürohäuser<br />
haben den Vorteil, dass sie über grosszügige<br />
Räume verfügen. Eigentlich<br />
ideale Orte für Kitas. Das merkt man<br />
auch be<strong>im</strong> Besuch von KibiZ in Zürich.<br />
In den schönen, grossen Räumen<br />
werden Kinder ab drei Monate be -<br />
treut. Gleich neben der Kita ist ein<br />
Gemein schaftszentrum, das mit einer<br />
grossen Wiese, einem Spielplatz und<br />
auch mit einem Kleinbauernhof zu<br />
erlebnis reichen Ausseneinsätzen<br />
einlädt.<br />
Kita Zwergenburg Langnau a.A.<br />
Nun hat auch Langnau am Albis wieder<br />
eine Kita. Gut versteckt in einem<br />
alten Haus hat sich die Kita Zwergenburg<br />
eingerichtet. <strong>Die</strong> Kita ist über<br />
drei Stöcke verteilt. Ein sehr motiviertes<br />
<strong>Team</strong> hat sich an die schwierige<br />
Aufgabe gewagt diese Kita aufzubauen.<br />
Eines ist sicher: <strong>Die</strong> Kinder,<br />
die diese Kita besuchen, beherrschen<br />
innert Kürze das Treppen steigen<br />
perfekt.<br />
Kita Kidsplus, Zollikerberg<br />
<strong>Die</strong> Kita Kidsplus erstreckt sich über<br />
drei Stockwerke in einem Wohnhaus<br />
in Zollikerberg. <strong>Die</strong> Kinder haben viel<br />
Platz in den hellen und kindgerecht<br />
eingerichteten Räumen. Ein grosser<br />
Garten bietet gute Möglichkeiten<br />
draussen zu verweilen. <strong>Die</strong> Kita Kids<br />
Plus zeigt eindrücklich, was es heisst,<br />
bei der Einrichtung der Räume die<br />
Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt<br />
zu stellen.<br />
Erfa-Kontakte<br />
Erfa-Gruppen haben eine lange Tradition<br />
und wurden in den 80er Jahren<br />
vom damaligen SKV bei seinen Mitgliedern<br />
angeregt. Sie dienen dem<br />
Erfahrungs- und Informationaustausch<br />
und organisieren sich selber.<br />
<strong>Die</strong> TeilnehmerInnen sind manchmal<br />
LeiterInnen, manchmal TrägerschaftsvertreterInnen,<br />
manchmal sind die<br />
Gruppen gemischt. Wer sich für eine<br />
Erfa-Gruppe interessiert, meldet sich<br />
bitte bei den unten angegebenen<br />
Kontaktpersonen. Wenn sich weitere<br />
Erfa-Gruppen auf der Liste aufführen<br />
lassen wollen, so melden sie sich bitte<br />
bei KiTaS per e-Mail.<br />
Aargau<br />
Erfa Aarau/Olten<br />
Ivana Ceccarelli<br />
Tel. 062 822 39 41, Fax 062 822 21 85<br />
ch.huus@bluewin.ch<br />
Erfa Baden Brugg<br />
Manuela Langenberger<br />
Tel. 056 462 23 17<br />
Manuela.Langenberger@pdag.ch<br />
Bern<br />
Thematische Erfa-Gruppe<br />
für die Kleinsten in unseren<br />
Kindertagesstätten<br />
031 332 26 25<br />
kita.lorraine@bern.ch<br />
Zentralschweiz<br />
Erfa-Gruppe Luzern<br />
Claudia Hegi<br />
Tel. 058 448 43 10<br />
claudia.hegi@post.ch<br />
Erfa Schwyz/Uri<br />
Claudia Gamma-Schmid<br />
Tel. 041 820 68 20<br />
info@chinderhuusmueli.ch<br />
Erfa-Gruppe Innerschweiz<br />
Manuela Albisser<br />
Tel. 041 921 64 48<br />
mauelaalbisser@hotmail.com<br />
Erfa-Gruppe Zug/Schwyz<br />
Patrizia Fritz-Delvai<br />
Tel. 041 741 43 66<br />
info@chnopftrucke.ch<br />
Zürich<br />
Trägerschaften-ERFA unteres rechtes<br />
Zürichseeufer und Oberland<br />
Ursula Stump<br />
Tel. 044 887 60 27<br />
ursula.stump@chinderhuus-muur.ch<br />
Jahrestreffen <strong>im</strong> Januar<br />
Erfa-Gruppe linkes Zürichseeufer<br />
Monica Medici<br />
Tel. 044 720 10 31<br />
chindeparadies@kita-thalwil.ch<br />
Erfa-Gruppe rechtes Zürichufer<br />
Christina Stenz<br />
Tel. 044 915 34 30<br />
fsbkinderkrippe@schule-erlenbach.ch<br />
Erfa-Gruppe Bezirk Meilen<br />
Valérie Vuillemin<br />
Tel. 044 790 11 01<br />
v.vuillemin@kk-maennedorf.ch<br />
Erfa-ZH Oberland<br />
Claudia Bamert<br />
Tel. 044 936 21 76<br />
Erfa-Gruppe Zürich-West<br />
Christina Buholzer<br />
Tel. 044 462 65 30<br />
kinderkrippe@schmiedhof.ch<br />
Frühbereichsgruppe<br />
Stadtkreise 1/7/8 Zürich<br />
Regula Keller<br />
Tel. 044 251 47 04<br />
regula.keller2@zuerich.ch<br />
Offene Fachgruppe<br />
Bea Reinmann<br />
Tel. 044 321 95 40<br />
kidsco12@bluewin.ch<br />
Ostschweiz<br />
Leitungs- und Trägerschaftentreffen<br />
alle 6 Wochen<br />
Marcel Huber<br />
Säuglings- und Kinderhe<strong>im</strong> Tempelacker<br />
St. Gallen<br />
Tel. 071 244 55 75<br />
tempelacker@swissonline.ch
Fort- und Weiterbildung<br />
Kinderfragen... und psychosexuelle Entwicklung<br />
jd Schon kleine Kinder erleben Lust,<br />
Erregung und Verliebtheit. Sie stellen<br />
Fragen, sind neugierig und äussern<br />
spontan ihre Bedürfnisse. Sie wollen<br />
den eigenen und den fremden Körper<br />
erforschen und ausprobie ren. Auch<br />
die ganz Kleinsten berühren sich<br />
gerne an den eigenen Geschlechtsteilen<br />
und möchten wissen, wie diese<br />
bei Mama und Papa aussehen. Selbstbefriedigung<br />
ist schon <strong>im</strong> Klein kindalter<br />
möglich – in diesem Alter geht<br />
es aber ausschliesslich darum, lustvolle<br />
Empfindungen zu erleben, wie<br />
Bruno Wermuth, Sexualpädagoge und<br />
Sexual berater, betont: «Klein kinder<br />
sind noch nicht in der Lage, Kate gorien<br />
wie Sinnlichkeit, Zärtlich keit und<br />
Sexualität zu unterscheiden.»<br />
<strong>Die</strong>se frühen Erfahrungen mit dem<br />
eigenen Körper sind wichtig für die<br />
kindliche Entwicklung, denn sie legen<br />
den Boden für das spätere Beziehungsverhalten<br />
und die Sexuali tät <strong>im</strong><br />
Er wach senenalter.<br />
Kindern sollen also den Freiraum<br />
haben, sich selber zu berühren und<br />
all die Fragen zu stellen, die ihre Neugierde<br />
befriedigen können: Wo kommen<br />
die Babys her? Wieso hat ein<br />
Mädchen kein «Schnäbi»? Können<br />
auch Männer Babys bekommen? In<br />
der Phase der «Zeigelust», wenn sich<br />
die Kleinen gerne ausziehen und ihre<br />
Geschlechtsteile zeigen, sind sie stolz<br />
auf den eigenen Körper und möchten<br />
diesen allen zeigen. <strong>Die</strong>s zu unterbinden<br />
wäre gemäss Bruno Wermuth<br />
schlecht für die Entwicklung des<br />
Kindes, weil es sonst lernen würde,<br />
dass die Freude am eigenen Körper<br />
nicht gut ist. Entsprechend ist auch<br />
das «Dökterle» ein für die kindliche<br />
Entwicklung natürliches und wichtiges<br />
Spiel. Auch wenn es vielen Eltern vielleicht<br />
nicht <strong>im</strong>mer ganz wohl ist be<strong>im</strong><br />
Gedanken daran, was sich da hinter<br />
der verschlossenen Türe abspielen<br />
könnte.<br />
Für die Mitarbeiter/innen in der<br />
Kita hat dieses Thema noch weitere<br />
Aspekte: Ist «Dökterle» <strong>im</strong> Ruheraum<br />
erlaubt? Wie kann sicher gestellt werden,<br />
dass alle beteiligten Kinder diese<br />
Spiele wollen und nicht eines unfreiwillig<br />
mitmacht? Wie konkret soll die<br />
Erzieherin Kinderfragen beantworten,<br />
was soll sie sagen oder machen, wenn<br />
es <strong>im</strong> Gumpi-Raum plötzlich ganz<br />
still wird – oder die Kleinen erhitzt<br />
und mit roten Köpfen unter den<br />
Kissen hervor kommen? Fördert sie<br />
die Spiele, <strong>im</strong> Bewusstsein über deren<br />
Wichtig keit oder unterbindet sie<br />
diese, weil sie sich überfordert fühlt,<br />
sich vielleicht schämt? Gleichzeitig<br />
muss sich jedes Kita-<strong>Team</strong> damit<br />
ausein ander setzen, welchen Umgang<br />
die Eltern mit dem Thema Sexualität<br />
in Bezug auf ihr Kind erwarten, was<br />
der kulturelle Hintergrund der Familie<br />
ist und wo möglicherweise deren<br />
Tabus und Grenzen sind.<br />
Bruno Wermuth (Dipl. Sozialpädago<br />
gie FH, Sexualpädagoge und<br />
Sexual berater) gibt einen Überblick<br />
über die Thematik der Sexual erziehung<br />
<strong>im</strong> Kleinkindalter und diskutiert<br />
deren Auswirkungen auf die tägliche<br />
Arbeit mit Kindern, ihren Eltern<br />
und auch auf die Strukturen bzw.<br />
die Organisation, dies anlässlich der<br />
Abend veranstaltung kibi after work:<br />
1 + 1 = 3, Sexualerziehung in der<br />
Kinderbetreuung<br />
<strong>Die</strong>nstag, 24. Mai 2011, 18.15 Uhr<br />
kindundbildung.ch, Josefstrasse 53,<br />
8005 Zürich<br />
KITAS . ASSAE . ASSAI JOURNAL 1/11<br />
Weiterbildung<br />
Wir gratulieren zum<br />
Leitungs-Diplom<br />
Leadership Kurs (FK 2/09) bke<br />
Denise Bisang, Zürich<br />
Andrea Brugger, Oetwil am See<br />
Sara Gribble, Altendorf<br />
Maria Rosa Gu<strong>im</strong>erà Bopp, Wettswil<br />
Fabienne Huber, Jonen<br />
Jeannette Humbel, Züberwangen<br />
Nicole Käufeler, Wettingen<br />
Anja Leuenberger, Tegerfelden<br />
Karin Rothen, Muri bei Bern<br />
Sévérine Ruf, Baden<br />
Sandra Scorza, Bern<br />
Manuela Schnell, Gossau,<br />
Silvia Schnyder, Männedorf<br />
Susanne Strauss, Bonstetten<br />
Beatrize Martin, <strong>Die</strong>tikon<br />
MMI – Weiterbildung zur Leiterin,<br />
Kurs 19<br />
Silvia Ackermann-Künsch, Granges-<br />
Paccot<br />
Miseidy Cosme-Alba,Zürich<br />
Mjriam Frei, Baden<br />
Olivia Fry, Baden<br />
Iris Glabischnig, Herrenhof<br />
Rita Hertach, Wädenswil<br />
Ursula Hirschfeld , Rüschlikon<br />
Barbara Jaeger, Wilen bei Wil<br />
Rita Lenggenhager, Flawil<br />
Karin Lüthi, Riedikon<br />
Mirjam Maurer, Wynigen<br />
Christine Moor, Hausen<br />
Susan Pfeuti, Oftringen<br />
Karin Pirks, Zürich<br />
Maria Lucia Rattà, Hinwil<br />
Rosanna Russo, Siebnen<br />
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