Factsheet zum interkulturellen Dolmetschen - INTERPRET
Factsheet zum interkulturellen Dolmetschen - INTERPRET
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Schweizerische Interessengemeinschaft für interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> und Vermitteln<br />
Association suisse pour l‘interprétariat communautaire et la médiation interculturelle<br />
Associazione svizzera per l‘interpretariato e la mediazione interculturale<br />
<strong>Factsheet</strong>: Interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> vor Ort<br />
Definition<br />
Interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> findet in einer Trialogsituation – einem „Dialog zu Dritt“ – statt. Es<br />
bezeichnet die mündliche Übertragung (Konsekutivdolmetschen) des Gesprochenen von einer<br />
Sprache in die andere unter Berücksichtigung des sozialen und kulturellen Hintergrunds der<br />
Gesprächsteilnehmenden.<br />
Ziele des <strong>interkulturellen</strong> <strong>Dolmetschen</strong>s vor Ort<br />
• Den Informationsfluss gewährleisten und sicherstellen, dass die Bedeutung von<br />
Gesprächsinhalten verstanden wird<br />
• Das „Funktionieren“ von öffentlichen Dienstleistungen respektive die Professionalität in<br />
deren Ausübung garantieren<br />
• Den diskriminierungsfreien Zugang von Migrantinnen und Migranten zu den Angeboten<br />
und Dienstleistungen der Öffentlichkeit und eine gleichberechtigte Behandlung<br />
sicherstellen<br />
• Voraussetzungen schaffen für die gegenseitige Verständigung, eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit und das Entstehen eines Vertrauensverhältnisses<br />
• Hilfestellungen bieten <strong>zum</strong> gegenseitigen Verstehen von kulturell (sozioökonomisch,<br />
gesellschaftlich, sprachlich, religiös etc.) bedingten Differenzen respektive <strong>zum</strong><br />
Überwinden entsprechender Hürden<br />
• Migrantinnen und Migranten in der aktiven Wahrnehmung ihrer Rechte und Pflichten<br />
unterstützen<br />
• Die Eigenverantwortung der Migrantinnen und Migranten stärken und Integrationsbemühungen<br />
unterstützen<br />
• Missverständnisse, Doppelspurigkeiten, Leerläufe, Fehlentscheide und Konflikte<br />
vermindern respektive verhindern.<br />
Kompetenzprofil<br />
Interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>de verfügen über<br />
• nachgewiesene Sprachkenntnisse in der Dolmetsch- wie in der Amtssprache<br />
• Arbeitstechniken und Instrumente (allen voran die grundlegenden Dolmetschtechniken)<br />
um eine korrekte und angemessene Übersetzung sicherzustellen<br />
• ein Basiswissen im Bereich der <strong>interkulturellen</strong> Kommunikation und Interaktion<br />
• Grundkenntnisse im jeweiligen Einsatzgebiet, namentlich in den Bereichen Gesundheit,<br />
Bildung und Soziales<br />
• Möglichkeiten und Instrumente, um ihre fachlichen Kenntnisse und ihren spezifischen<br />
Wortschatz in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung zu vertiefen<br />
• Strategien zur persönlichen Abgrenzung, zur Selbstreflexion und zur effektiven Selbsthilfe.<br />
<strong>Factsheet</strong> Interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> vor Ort, <strong>INTERPRET</strong> (Mai 2013) 1
Schweizerische Interessengemeinschaft für interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> und Vermitteln<br />
Association suisse pour l‘interprétariat communautaire et la médiation interculturelle<br />
Associazione svizzera per l‘interpretariato e la mediazione interculturale<br />
Interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>de<br />
• übertragen das Gesprochene von einer Sprache in die andere unter Berücksichtigung des<br />
sozialen und kulturellen Hintergrunds der Gesprächsteilnehmenden<br />
• erkennen interkulturelle, strukturelle, soziale oder anders begründete Kommunikationsschwierigkeiten<br />
und Konfliktpotentiale und können in der entsprechenden Situation<br />
angemessen reagieren<br />
• sind in der Lage, kontextuelle Bezüge <strong>zum</strong> besseren Verständnis von komplexen Inhalten<br />
herzustellen<br />
• kommunizieren wertschätzend und konstruktiv und pflegen einen differenzierten Umgang<br />
mit Nähe und Distanz<br />
• sind sich ihrer Rolle im Trialog bewusst und arbeiten nach den berufsethischen Grundsätzen<br />
(Schweigepflicht, Allparteilichkeit etc.)<br />
• sind fähig, mit eigenen Migrationserfahrungen und eigener Betroffenheit umzugehen und<br />
sich angemessen abzugrenzen<br />
• schätzen ihre persönlichen, sprachlichen und fachlichen Möglichkeiten und Grenzen<br />
realistisch ein, übernehmen für das eigene Handeln Verantwortung und holen sich, wenn<br />
nötig, Unterstützung.<br />
Einsatzgebiete<br />
Interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> vor Ort kommt insbesondere in den Bereichen Bildung,<br />
Gesundheit und Soziales <strong>zum</strong> Einsatz. Die entsprechenden Grundkenntnisse sowie der Aufbau<br />
eines Fachwortschatzes sind Teil der Ausbildung der interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>den. Unter<br />
Berücksichtigung besonderer Anforderungen sind auch Einsätze in anderen Gebieten (Polizei,<br />
Justiz, Behörden, Asylwesen, etc.) sowie im Rahmen des Telefondolmetschens möglich.<br />
Setting und Rahmenbedingungen<br />
Entscheidendes Merkmal des Settings, in dem das interkulturelle <strong>Dolmetschen</strong> <strong>zum</strong> Einsatz<br />
kommt, ist der Trialog: Die Gesprächssituation mit drei Parteien (ungeachtet der effektiven<br />
Anzahl beteiligter Personen). Die interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>den vermitteln dabei als „dritte<br />
Partei“ zwischen einer oder mehreren Fachpersonen (Berufsleuten aus dem Bildungs-,<br />
Gesundheits- oder Sozialbereich) einerseits und der Amtssprache nicht oder zu wenig kundigen<br />
Migrantinnen oder Migranten andererseits.<br />
Für den erfolgreichen Einsatz des <strong>interkulturellen</strong> <strong>Dolmetschen</strong>s sind folgende Punkte zentral:<br />
• Zeitrahmen, Gesprächsinhalt und Ablauf festlegen<br />
• Rollen klären und Einverständnis aller einholen<br />
• Auf Schweigepflicht hinweisen<br />
• Migrant oder Migrantin immer direkt ansprechen<br />
• Einfache Sprache und kurze Sätze verwenden<br />
• Zeit grosszügig planen<br />
Auf der Homepage www.inter-pret.ch steht Ihnen eine Vielzahl an zusätzlichen Informationen,<br />
Unterlagen und Broschüren zur Zusammenarbeit mit interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>den in den<br />
Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales sowie eine Datenbank mit allen zertifizierten<br />
interkulturell <strong>Dolmetschen</strong>den zur Verfügung.<br />
Auskunft zu den Rahmenbedingungen (Abläufe, Kosten, Vertragsbedingungen etc.) erhalten<br />
Sie bei der Vermittlungsstelle in Ihrer Region. Auch diese Adressen finden Sie auf der<br />
Homepage von <strong>INTERPRET</strong>.<br />
<strong>Factsheet</strong> Interkulturelles <strong>Dolmetschen</strong> vor Ort, <strong>INTERPRET</strong> (Mai 2013) 2