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skriptum 811.300 kapitel 4 abwasserreinigung / 27.01.2012

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Technologien und Infrastruktur <strong>811.300</strong><br />

HABERL<br />

811300_04.doc<br />

Seite 4.1<br />

4. ABWASSERREINIGUNG<br />

4.1 Eco Sanitation<br />

Siehe nächste Seite.<br />

Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz


Eco Sanitation<br />

Nachhaltige Strategien der Abwasserentsorgung<br />

in ländlichen Gebieten<br />

Institut für Siedlungswasserbau,<br />

Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz


Characteristics


Abwasserteilströme<br />

Gelbwasser<br />

Urin<br />

Braunwasser<br />

Fäkalien mit Spülwasser<br />

Schwarzwasser<br />

Braun- und Gelbwasser<br />

Grauwasser<br />

Wasser aus Bad, Wäsche, Küche


Behandlung der Abwasserteilströme<br />

Gelbwasser<br />

Landwirtschaftliche<br />

Verwertung<br />

Schwarzwasser<br />

Braunwasser<br />

Biogasanlage<br />

Kompostierung<br />

Vorflut<br />

Infiltration<br />

Braun/ Grauwasser<br />

Grauwasser<br />

konv. Kläranlage<br />

bepfl. Bodenfilter<br />

Wiederverwendung


Hohe Anforderungen an Sammel- und<br />

Ableitungssysteme<br />

Anfang der Entwicklung<br />

Forschungsbedarf


ECO San Components<br />

drying toilet<br />

separation<br />

toilet<br />

compost<br />

toilet<br />

vacuum toilet<br />

biogasreactor<br />

compost toilet with<br />

urine separation


Schwedische Sortiertoilette


• Im Falle organisierter Entsorgung<br />

Bevorzugung zentraler Mischsysteme<br />

• Verbrauch kostbaren Wassers zu<br />

Transportzwecken<br />

(Schwemmkanalisation)<br />

• Hoher Investitions-, Energie-, Betriebsund<br />

Wartungsaufwand<br />

• Oft Subventionierung wohlhabender<br />

Gebiete, Vernachlässigung armer<br />

Siedlungen<br />

• Verschmutzung der (Oberflächen-)<br />

Gewässer durch Nähr-, Schadstoffe,<br />

Krankheitserreger, Medikamentenrückstände,<br />

Hormone, etc.<br />

• Verlust der in den Ausscheidungen<br />

enthaltenden nutzbaren Nährstoffe und<br />

Spurenelementen durch Verdünnung<br />

und Einleitung in die Gewässer<br />

• Verarmung landwirtschaftlicher Böden,<br />

Abhängigkeit von Kunstdünger<br />

• Klärschlammproblematik (Verbrennung /<br />

Deponierung )<br />

• Lineare end-of-pipe Technologie<br />

Deutsche Gesellschaft für


• Wiederverwertung (hygienisch sicherer<br />

Gewinnung und Nutzung von Nährstoffen,<br />

Spurenelementen, Wasser, Energie)<br />

• Ressourcenschutz (verringerter<br />

Wasserverbrauch, Substitution von<br />

Kunstdünger, Minimierung der<br />

Gewässerverschmutzung)<br />

• Krankheitserreger aus menschlichen<br />

Ausscheidungen gelangen nicht mehr in<br />

den Wasserkreislauf<br />

• Bevorzugung modularer, dezentraler<br />

teilstromorientierte Systeme<br />

• Angepasste, kostengünstige Lösungen<br />

• Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit<br />

• Ernährungssicherung<br />

• Ganzheitliche, interdisziplinäre<br />

Herangehensweise<br />

(Siedlungswasserwirtschaft,<br />

Ressourcenschutz, Umweltschutz,<br />

Stadtplanung, Landwirtschaft,<br />

Bewässerung, Ernährung,<br />

Kleingewerbeförderung, Hygiene)<br />

• Stoffstromkreislauf statt Entsorgung<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Technisce Zusammenarbeit (GTZ) GmbH


Potential Problems:<br />

ECO Sanitation<br />

quality of greywater variable (detergents,etc.)<br />

Micropollutants (hormones and pharmaceuticals)<br />

may be in urine<br />

BUT:<br />

same problem for conventional system<br />

Differences:<br />

by eco.san these pollutants will not be spread to<br />

the rivers (but to soil – groundwater?)<br />

and can be more easily eliminated<br />

from the wastewater‘s constituent parts


ECO Sanitation - Conclusions<br />

ECO.san has several advantages compared to<br />

traditional systems:<br />

lower costs, more flexible<br />

reuse of nutrients<br />

low potable water demand<br />

but also questions are posed which still need<br />

to be answered<br />

Hormones and pharmaceuticals<br />

little experience<br />

acceptance


Zusammenfassung/Schlussfolgerungen<br />

gst. Konzepte haben einige wesentliche Vorteile<br />

v.a. im ländlichen Bereich erfolgversprechend<br />

Kombination mit konv. Konzepten<br />

gesamthafte Bewertung erforderlich<br />

Offene Fragen


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Seite 4.2<br />

4.2 Pflanzenkläranlagen, Bepflanzte Bodenfilter (Constructed Wetlands)<br />

• Allgemeines<br />

Pflanzenläranlagen sind komplexe biologische Systeme, die nach denselben Grundprinzipien<br />

funktionieren wie natürliche Feuchtgebiete.<br />

Die Abwasserreinigung mit Pflanzen gehört zu den großräumigen Abwasserreinigungsverfahren. Diese<br />

waren schon vor 2000 J ahren bekannt und e rfuhren im 16. J ahrhundert in Deutschland und E ngland eine<br />

gewisse Verbreitung (IDELOVITSCH, MICHAIL, 1984). Mit den Rieselfeldern trat die<br />

Abwasserbehandlung vor etwa 100 J ahren in den Blickpunkt der Öffentlichkeit (ATV, 1982). Weitere<br />

Landbehandlungsverfahren sind Bodenfiltration und Verregnung.<br />

Aus verschiedenen Gründen wurden diese “naturnahen“ Systeme im Laufe der Jahrzehnte von “technischen“<br />

(konventionellen) Systemen vollständig abgelöst.<br />

Im Zusammenhang mit der Abwasserentsorgung in ländlichen, dünn be siedelten Gebieten ist die<br />

Abwasserreinigung mit Hilfe von P flanzenkläranlagen vor etwa 30 Jahren wieder entdeckt worden. Dabei<br />

handelt es sich um ein extensives, naturnahes Reinigungsverfahren, das wegen seiner Eigenschaften, wie z.B.<br />

großes Puffervolumen, Stabilität, Robustheit, Einfachheit sowohl in seiner Technik wie auch hinsichtlich<br />

Wartung und Betrieb für den Einsatz in Gebieten, die gekennzeichnet sind durch große Schwankungen in<br />

Menge und K onzentration des Abwassers, besonders gut geeignet ist. Seit etwa 20 Jahren sind<br />

Pflanzenanlagen Gegenstand oft intensiver, emotionsgeladener und sehr subjektiv gefärbter Diskussionen. In<br />

der Zwischenzeit wurden sie weltweit intensiv beforscht, so dass heute sehr viele objektivierbare Forschungsund<br />

Praxisergebnisse vorliegen, die dazu geführt haben, daß dieses Reinigungssystem bereits Gegenstand<br />

internationaler Normen und R ichtlinien ist. In manchen Ländern, z.B. Österreich, wird den<br />

Pflanzenkläranlagen, zumindest in einem Teilbereich, der Status “Stand der Technik“ zuerkannt.<br />

• Einteilung von Pflanzenanlagen<br />

Nach der Art der verwendeten Pflanzen (Makrophyten)<br />

- “schwimmende“ Pflanzen (free-floating)<br />

- “untergetauchte“ Pflanzen (rooted submergent)<br />

- “oberirdische“ Pflanzen (rooted emergent), z.B. Schilf, Binsen<br />

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Seite 4.3<br />

Unterteilung der Pflanzenkläranlagen mit oberirdischen Pflanzen:<br />

- freier Wasserspiegel (surface flow)<br />

- kein freier Wasserspiegel (subsurface flow)<br />

– horizontaler Durchfluss<br />

– vertikaler Durchfluss<br />

Substrat:<br />

- Boden<br />

- Sand/Kies (bevorzugt)<br />

Ein- oder Mehrstufigkeit<br />

• Einordnung der Pflanzenanlagen in das Reinigungssystem.<br />

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Seite 4.4<br />

Free-Floating Macrophyte Treatment System<br />

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Seite 4.5<br />

• Eliminationsmechanismen<br />

Die Eliminationsmechanismen basieren auf<br />

- chemischen<br />

- physikalischen und<br />

- biologischen<br />

Vorgängen im Zusammenwirken von<br />

- Mikroorganismen<br />

- Substrat<br />

- Pflanzen, (Schilf, Binsen, Rohrkolben, Sumpfschwertlilie).<br />

- Mikroorganismen<br />

– Hauptarbeit beim Abbau von Wasserinhaltsstoffen<br />

- Substrat<br />

– Filtration<br />

– Adsorption<br />

- Höhere Wasserpflanzen unterstützen den Reinigungsvorgang<br />

– Luftgewebe....O 2 -Versorgung<br />

Sauerstoffreiche Zonen<br />

Sauerstoffarme Zonen<br />

– Durchlässigkeit<br />

Direkter Beitrag der Pflanzen zur Entfernung von Abwasserinhaltsstoffen: wenige %<br />

(abhängig von der Zuflusskonzentration)<br />

Elimination<br />

- Leicht- und schwer abbaubare organische Kohlenstoffverbindungen<br />

- Nährstoffe<br />

N.....Nitrifikation/Denitrifikation<br />

P.....Bindung an Fe, Al-Komplexe, Tonminerale, Huminstoffe<br />

- Schwermetalle<br />

- Keime<br />

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Seite 4.6<br />

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Seite 4.7<br />

• Leistung der Pflanzen<br />

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Seite 4.9<br />

• Bemessung (Sub-Surface Flow)<br />

FAUSTREGELN<br />

JOHANNSEN, BRIX (1996);<br />

Sauerstoffzufuhr<br />

30 g O 2 /m 2 . d<br />

COOPER et al. (1996):<br />

A = BSB 5 + NH 4 . 1,25<br />

30<br />

1 m 2 /EW ....... BSB 5<br />

2 m 2 /EW ....... Nitrifikation<br />

ÖSTERREICH<br />

4 m 2 /EW vertikal durchströmt Nitrifikation (ÖNORM B2505)<br />

Intervallbeschickung<br />

BERECHNUNG<br />

Ausgehend von der Gleichung 1. Ordnung<br />

Ce = Ci ⋅ exp (-k ⋅ t)<br />

Ce.....Ablaufkonzentration, mg/l<br />

Ci......Zulaufkonzentration, mg/l<br />

k.......Abbaukonstante, 1/d<br />

t........Aufenthaltszeit, d<br />

kann die Aufenthaltszeit ermittelt werden<br />

t = ln (Ci/Ce)/k.<br />

Die Oberfläche der Anlage errechnet sich nach folgender Beziehung:<br />

⎛lnCi<br />

− lnCe⎞<br />

A = Q⎜<br />

⎟<br />

⎝ K ⎠<br />

A......Oberfläche, m 2<br />

Q......Abwassermenge, m 3 /d<br />

K…..Abbaukonstante, m/d<br />

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Seite 4.10<br />

Gültigkeitsbereiche und Randbedingungen für Bemessungsformel (Brix, 1994)<br />

BSB5 TSS TN TP<br />

Flächenbeschickung m/d 0,02 – 0,2 0,02 – 0,2 0,02 – 0,2 0,02 – 0,2<br />

Konzentrationsbereich mg/l 30 – 450 50 – 500 5 – 120 2 – 20<br />

K m/d (m/Jahr) 0,13 (48) 0,15 (53) 0,038 (14) 0,023 (8)<br />

k (1/d) 1 – 2 - - -<br />

C* mg/L 3 3 2 0<br />

F = Q/k f .l<br />

B = Q/(k f x l x h)<br />

t = V n /Q = L x B x h x n/Q<br />

t = ln (Ci/Ce)/k<br />

F = erforderlicher Beetquerschnitt in m 2<br />

Q = Zufluß im m 3 /s<br />

k f = Durchlässigkeitsbeiwert im m/s im gesättigten Bodenkörper<br />

I = hydraulisches Gefälle in m/m (∆h/L)<br />

∆ h = Höhendifferenz zwischen Zu- und Ablaufwasserspiegel in m<br />

t = Aufenthaltszeit (d)<br />

V n = nutzbares Porenvolumen<br />

L = Beetlänge (m)<br />

B = Breite der Einrieselungskulisse (m)<br />

h = hydraulisch wirksame Beckentiefe (m)<br />

n = nutzbarer Porenanteil<br />

Ci = Ausgangskonzentration (mg/l)<br />

Ce = Ablaufzielkonzentration<br />

k = Abbaukonstante (1/d)<br />

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Seite 4.11<br />

• Ergebnisse<br />

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Seite 4.12<br />

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Seite 4.13<br />

Vertikal durchströmte Anlage<br />

Anlagenschema und Bodenaufbau<br />

Variante A, Datenreihe April 1993 bis Juni 1994<br />

Wie die Tab. zeigt, ist eine Nges-Elimination nur in sehr geringem Ausmaß gegeben. Im Hinblick auf die oft<br />

ungenügende Vorflutersituation stellt sich aber oft die Frage nach Steigerung der Stickstoffentfernung. Dafür<br />

bieten sich Verfahren an, wie sie aus der konventionellen Klärtechnik bekannt sind, nämlich vorgeschaltete<br />

(Rezirkulation) bzw. nachgeschaltete (bei entsprechender Versorgung mit Kohlenstoff) Denitrifikation.<br />

Stickstoffentfernungsraten bis zu 70 - 90% sind auf diese Weise möglich.<br />

Die Möglichkeiten einer P-Elimination (durch Fällung, Adsorption) sind eng an den Einsatz eines Substrats<br />

mit entsprechender Zusammensetzung gebunden, wobei - neben einem Gehalt an Eisen- und<br />

Aluminiumoxiden - vor allem der Kalziumgehalt für die stabile Festlegung entscheidend ist.<br />

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Seite 4.14<br />

• Normung:<br />

ÖNORM B2505<br />

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Seite 4.15<br />

4.3 Anaerobe Abwasserreinigung<br />

• Unterschiede zwischen aeroben und anaeroben Systemen<br />

AEROB<br />

ANAEROB<br />

Hoch Energiebedarf Nieder<br />

Nieder Restverschmutzung Hoch<br />

Hoch Biomasseentwicklung Nieder<br />

Nieder Schlammalter Hoch<br />

Stabil Prozessverlauf Labil<br />

Kurz Einfahrzeit Lang<br />

Hoch<br />

Energiedifferenz zw. Nieder<br />

Ausgangs- u. Endprodukt<br />

38 ATP Frei werdende Energie 4 ATP<br />

Ja Selbsterwärmung Nein<br />

Hoch Nährstoffbedarf Nieder<br />

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Seite 4.16<br />

• Mikrobiologie des Prozesses<br />

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Seite 4.17<br />

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Seite 4.18<br />

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Seite 4.19<br />

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Seite 4.20<br />

• Kinetik<br />

WACHSTUMSKINETIK<br />

- Wachstumsrate<br />

- Wachstumsrate – Substratkonzentration<br />

- Ertrag an Mikroorganismen<br />

KINETISCHE MODELLE DER FERMENTATION<br />

- Kontiunierliche Kultur<br />

- Kontinuierliche Kultur mit Schlammrückführung<br />

Zunahme der Zellzahl ist proportional der vorhandenen Zellzahl (Proportionalitätsfaktor µ = Wachstumsrate)<br />

dx = µ ⋅ x<br />

dt<br />

Reaktion 1. Ordnung<br />

dx = (µ - kd ) ⋅ x<br />

dt<br />

d....decay (Absterberate)<br />

dx = µ ⋅ x<br />

dt<br />

x = x o ⋅ e µ ⋅ t<br />

x = x o ⋅ 10 0,434⋅µ⋅t<br />

x =<br />

2<br />

x ⋅ e µ ⋅ tg<br />

tg....Generationszeit (d) ( = Biomasseverdoppelung)<br />

ln 2<br />

tg = µ<br />

0, 69<br />

= µ<br />

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Seite 4.21<br />

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Seite 4.22<br />

• Einflußfaktoren<br />

Temperatur<br />

Alter der Enzyme<br />

pH<br />

Säurekonzentration<br />

Redoxpotential<br />

Feststoffkonzentration<br />

Substratkonzentration<br />

Substratzusammensetzung<br />

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Seite 4.23<br />

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Seite 4.25<br />

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Seite 4.26<br />

• Anwendung<br />

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Seite 4.27<br />

• Technische Realisierung<br />

Einstufig<br />

Mehrstufig<br />

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Seite 4.29<br />

1 Anaerobfilter<br />

2 Hochbelastete Aerobe Reinigung<br />

3 Anaerobes Kontaktverfahren<br />

4 Konventionelle Anaerobe Verfahren (mesophil)<br />

5 Schwachbelastete Aerobe Reinigung – Belebung<br />

6 Schwachbelastete Aerobe Reinigung - Tropfkörper<br />

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Seite 4.30<br />

• Vorversuche, Überwachung, Kontrolle<br />

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Seite 4.31<br />

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Seite 4.32<br />

4.4 Belüftung beim Belebungsverfahren<br />

• Grundlagen<br />

Aufgaben der Belüftung: - Abdeckung des Sauerstoffbedarfs<br />

- Umwälzung<br />

Sauerstoffbedarf<br />

OV = OV C + OV N (kg/m³ Becken ⋅ d)<br />

= 0,5 ⋅ B´R + 0,1 ⋅ TS R<br />

+ q R (4,6 ⋅ NO 3 – N A + 1,7 ⋅ N 2 – N D – 2,9 ⋅ NO 3 – N Z )<br />

OV C Sauerstoffverbrauch infolge C-Oxidation (kg O 2 /m³ Becken ⋅ d)<br />

OV N Sauerstoffverbrauch infolge N-Oxidation (kg O 2 /m³ ⋅ d)<br />

B´R Abbauleistung (kg BSB 5 /m³ ⋅ d)<br />

TS R Schlammtrockensubstanz (kg/m³)<br />

q R<br />

Raumbeschickung (1/d)<br />

NO 3 -N A Nitratstickstoff im Ablauf (kg/m³)<br />

N 2 -N D Denitrifizierter Stickstoff (kg/m³)<br />

NO 3 -N Z Nitratstickstoff im Zulauf (kg/m³)<br />

Theorie der Sauerstoffzufuhr<br />

FICKsches Gesetz<br />

Die Geschwindigkeit der Diffusion im ruhenden Medium wird durch das FICKsche Gesetz angegeben:<br />

dQ − dc<br />

= A ⋅ D ⋅<br />

dt<br />

dx<br />

In dieser Gleichung bedeutet:<br />

dQ<br />

dt<br />

A<br />

die in der Zeit diffundierte Stoffmenge<br />

Größe der Grenzfläche<br />

D Diffusionskonstante cm 2 /s<br />

dc<br />

dx<br />

Änderung der Konzentration pro Längeneinheit<br />

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Seite 4.33<br />

Reinwasser: - Trinkwasserqualität<br />

- < 800 µs/cm) (vor 1. Messung), (max. 3000 µs/cm)<br />

- > 4 o C<br />

Belebtschlamm: - ohne Abwasser- und Rücklaufschlammzufuhr<br />

- > 4 o C<br />

Standardbedingungen: - 20 o C<br />

- 1013,25 hPa<br />

- O 2 -Gehalt = 0 mg/l<br />

o o<br />

- (OC 20 C = 1,02 ⋅ OC 10 C )<br />

Belüftungskoeffizient: k L a T bzw. αk L a T :<br />

Kennwert für die Leistung einer Belüftungseinrichtung, angegeben in h -1 .<br />

Er wird aus der Sauerstoffzufuhrmessung ermittelt. Bei gleicher Belüftungseinstellung steigt k L a T bzw. αk L a T<br />

mit steigender Temperatur.<br />

Es gilt:<br />

k L a 20 = k L a T ⋅ θ (20-T)<br />

Θ =1,024<br />

Standard-Sauerstoffsättigungswert: C ss,T<br />

Sauerstoffsättigungswert in Wasser bei konstanter und g leicher Temperatur von W asser und<br />

wassergesättigter Luft bei einem Druck von 1013,25 hPa, angegeben in mg/l.<br />

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Seite 4.34<br />

Sauerstoffsättigungswert: C s,T<br />

Sauerstoffsättigungswert in mg/l, der sich in einem Becken mit zehrungsfreiem Wasser bei konstanter<br />

Belüftung und konstanter Wassertemperatur T einstellt;<br />

Es gilt:<br />

C<br />

C s,20 = C s,T ⋅<br />

C<br />

ss,20<br />

ss,<br />

T<br />

1013<br />

⋅<br />

p<br />

Bei Oberflächenbelüftungssystemen kann näherungsweise<br />

C s,T = C ss,T<br />

gesetzt werden. Für die Druckluftbelüftung kann aufgrund vieler Erfahrungen näherungsweise der Druck bei<br />

halber Einblastiefe zur Berechnung des Sättigungswertes verwendet werden.<br />

Es gilt:<br />

C s,T = C ss,T ⋅<br />

⎛ h E<br />

⎟ ⎞<br />

⎜1<br />

+<br />

⎝ 20, 7 ⎠<br />

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Seite 4.35<br />

α-Wert; Grenzflächenfaktor: durch verschiedene Abwasserinhaltsstoffe, vorrangig grenzflächenaktive<br />

Stoffe bedingte, dimensionslose Veränderung von k L a.<br />

Bei sonst gleichen Bedingungen ist k L a im A bwasser bzw. in belebtem Schlamm meist kleiner als in<br />

Reinwasser. Der α-Wert ist definiert als:<br />

α =<br />

⎛k ⎜ L<br />

a<br />

⎝ k<br />

20<br />

L<br />

in belebtem Schlamm⎞<br />

⎟<br />

a in Reinwasser<br />

20<br />

⎠<br />

ß-Wert; Salzfaktor; Faktor, der die Verringerung des Sauerstoffsättigungswertes durch Neutralsalze<br />

ausgedrückt.<br />

Es gilt:<br />

⎛<br />

ß = ⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

C s,20<br />

Wasser mit Salzen⎞<br />

⎟<br />

C Reinwasser ⎟<br />

s,20<br />

⎠<br />

In kommunalem Abwasser ist ß näherungsweise 1,0. Genauere Angaben enthält die ÖNORM EN 25814.<br />

Sauerstoffzufuhr in Reinwasser, OC : zeitbezogene Masse an Sauerstoff, die von einer<br />

Belüftungseinrichtung bei Standardbedingungen in einem mit Reinwasser gefüllten Becken bestimmer Größe<br />

gelöst wird, angegeben in kg/h.<br />

Es gilt:<br />

V ⋅<br />

L<br />

a20<br />

⋅ C<br />

OC =<br />

1000<br />

k<br />

s,20<br />

Sauerstoffzufuhr in belebtem Schlamm αOC: zeitbezogene Masse an Sauerstoff, die von einer<br />

Belüftungseinrichtung bei Standardbedingungen in einem mit belebtem Schlamm gefüllten Becken<br />

bestimmter Größe gelöst wird, angegeben in kg/h.<br />

Es gilt:<br />

V ⋅αk L<br />

a ⋅ ß ⋅ Cs,20<br />

αOC =<br />

1000<br />

OC<br />

Sauerstoffertrag: OP = (kgO2 /kwh)<br />

P<br />

α OC<br />

αOP =<br />

P<br />

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Seite 4.36<br />

Spezifische Sauerstoffzufuhr<br />

OC L,h =<br />

OC<br />

⋅ 1000 (g/m³ ⋅ m)<br />

h<br />

Q L<br />

⋅ E<br />

Spezifische Sauerstoffausnutzung<br />

OA h =<br />

h<br />

100 ⋅ OC<br />

E<br />

⋅ Q<br />

L<br />

⋅<br />

O<br />

2<br />

=<br />

OC L,h<br />

3<br />

(%/m)<br />

Grundlage der Verfahren<br />

Man unterscheidet zwischen Absorptions- und Desorptionsmessungen<br />

Desorptionsmessungen<br />

Es wird Sauerstoff aus dem Wasserkörper in die Gasphase transportiert.<br />

Der Gelöst-Sauerstoffgehalt sinkt nach Beginn, bis sich ein Gleichgewichtszustand zwischen der Gas- und<br />

Flüssigkeitsphase einstellt.<br />

Absorptionsmessungen<br />

Bei Absorptionsmessungen wird die Sauerstoffzufuhr aus dem Anstieg des zuvor künstlich abgesenkten<br />

Sauerstoffgehaltes bestimmt.<br />

Bei Reinwassermessungen wird durch Zugabe einer bestimmten Menge an Natriumsulfit der im Wasser<br />

gelöste Sauerstoff gebunden.<br />

Reagenzien:<br />

8kg Na 2 SO 3 für 1kg O 2<br />

Cobaltkatalysator<br />

(Überdosierung wegen Vorlaufzeit)<br />

∼ 0,5 g/m³ (einmalig)<br />

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Seite 4.37<br />

Notwendige Vorbereitungsmaßnahmen<br />

Festlegung des Ablaufes<br />

Notwendige Messungen:<br />

Sauerstoffgehalt<br />

Temperatur<br />

Luftvolumenstrom<br />

Leistungsaufnahme<br />

Wasservolumen<br />

Atmung<br />

Schlammtrockensubstanz<br />

Schlammvolumen<br />

Glühverlust<br />

Auswertung<br />

Bei Adsorptions- und Desorptionsmessungen erhält man Wertepaare C t , t. Aus diesen Wertepaaren werden<br />

die Parameter C O , C s bzw. C* und k L bzw. αk L a durch nichtlineare Regression aus den Werten C t , t ermittelt.<br />

Verwendet wird zB ein Programm von Brown und Fisette (sh. ATV-Merkblatt 209).<br />

Meßtoleranzen:<br />

k L a ± 5%<br />

αk L a ± 15%<br />

C s ± 3%<br />

P ± 3%<br />

Luftvolumenstrom ± 5%<br />

Garantien: meist OC, OP<br />

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Seite 4.38<br />

Graphische Auswertung<br />

dc = kL a (c s – c t )<br />

dt<br />

Durch Integration: c s – c t = Konst. e -k L a ⋅ t<br />

k L a = 2,303<br />

log (c<br />

s<br />

- c<br />

2<br />

t<br />

)<br />

2<br />

- log (c<br />

- t<br />

1<br />

s<br />

- c<br />

1<br />

)<br />

(c s – c 2 ) / (c s – c 1 ) = 1/10....t 90% (Zeit, in der das Sättigungsdefizit um 90 % abnimmt)<br />

k L a =<br />

2,303⋅ 60<br />

t 90%<br />

138,18<br />

=<br />

t<br />

90%<br />

OC = k ⋅ c s (g/m³ ⋅ h)<br />

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Seite 4.39<br />

• Konventionelle Belüftungssysteme<br />

Druckluft / Oberflächenbelüfter<br />

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Seite 4.40<br />

Kombinierte Systeme<br />

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811300_04.doc<br />

Seite 4.41<br />

• Optimierungsmöglichkeiten bei der Sauerstoffzufuhr<br />

- Dimensionierung der Belüftungssysteme<br />

- Anpassung der Sauerstoffzufuhr an den Sauerstoffbedarf<br />

- Weiterentwicklung<br />

- Verschiedene andere Methoden<br />

Dimensionierung des Belüftungssystems<br />

OC =<br />

c<br />

s<br />

cs<br />

- c x<br />

⋅ OV<br />

OV = CONST.<br />

T [ o C] c x [mg/l] OC [%]<br />

10 2<br />

5<br />

20 2<br />

5<br />

100<br />

147<br />

100<br />

172<br />

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Seite 4.42<br />

Steuerung<br />

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811300_04.doc<br />

Seite 4.43<br />

Weiterentwicklung<br />

OC = k ⋅ c s ⋅ α ⋅ ß<br />

Einflußgrößen: Grenzfläche Luft – Wasser<br />

Temperatur<br />

Druck<br />

belüftetes Medium<br />

Beckenform<br />

Belüftungssystem<br />

Belüfteranordnung<br />

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Seite 4.44<br />

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Seite 4.45<br />

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Seite 4.46<br />

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Seite 4.47<br />

4.5. Neue Wege der Stickstoffelimination<br />

Dieses Kapitel folgt auf der nächsten Seite (Power Point Datei)<br />

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Sonderverfahren der Biologischen<br />

Stickstoffemlimination<br />

Praxisumsetzung der Deammonifikation in Österreich<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

1


Trends in der Abwassertechnik<br />

‚Energy efficiency in wastewater treatment‘<br />

• Ursachen: Klimawandel, begrenzte fossile Energieträger<br />

• Massnahmen:<br />

– Hohe Reinigungsleistung (z.B. MBR)<br />

– Optimierung der Biogasproduktion (z.B. Voreindickung, Vorbehandlung,..)<br />

– Biogasverstromung (Effizienz gestiegen von 25% auf 40%)<br />

– Optimierung der Belüftung<br />

– Erhöhung der Pumpeneffizienz<br />

– Energieautarkie<br />

– N-Elimination (z.B. Deammonifikation)<br />

– P-Elimination (begrenztes Dargebot)<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

2


N- Elimination<br />

• Nitrifikation? Ammonium wird zu Nitrat oxidiert und verbleibt in AW.<br />

Aerober Prozess, autotroph, langsam, sensibel, läuft in zwei Teilstufen ab.<br />

→ brauche Sauerstoff, genügend Alkalinität, Wärme/Zeit<br />

• Denitrifikation? Nitrat wird zu N 2 reduziert und entweicht gasförmig.<br />

Anaerober (anoxischer) Prozess, heterotroph, schneller, robust.<br />

→ brauche Nitrat und organischen Kohlenstoff<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

3


Verfahrenstechnische Umsetzung<br />

• Reaktoren<br />

• Messtechnik und Prozessregelung<br />

Problem mit Deni: Dort wo Kohlenstoff noch kein Nitrat, wenn Nitrat<br />

produziert, ist auch der Kohlenstoff weg – wie lösen?<br />

• Vorgeschaltete Denitrifikation (Nitrat rückführen)<br />

• Nachgeschaltete Denitrifikation (Kohlenstoff zugeben)<br />

• (Simultane Nitri-Deni)<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

4


Grenzen / Herausforderungen des klassischen Verfahrens<br />

• Großer N/C – Verhältnisse z.B. bei AW von Schlachthöfen,<br />

Zuckerindustrie, aus Klärschlammbehandlung verhindern ausreichende<br />

Denitrifikation<br />

• Hohe NH 4 /NH 3 Konzentrationen z.B. bei Deponiesickerwässern und<br />

anaerob vorbehandelten Abwässern verursachen Hemmung der<br />

Nitrifikation<br />

• Rückbelastung aus anaerober Schlammbehandlung (Faulung) macht<br />

bis 25% der Gesamtbelastung bei kommunalen KAs aus!<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

5


„Neue“ Stoffwechselwege zur biologischen N-Elimination<br />

• Bilanzdefizite – Ursache?<br />

• mikrobiologische Forschung an Reinkulturen → klassische Definition<br />

von Nitri - Deni nicht mehr aufrecht zu erhalten<br />

• ⇒ „Neue“ Wege möglich:<br />

• Heterotrophe Nitrifikation / aerobe Denitrifikation<br />

• Nitri / Deni durch Ammonium- bzw. Nitritoxidierer<br />

• Anaerobe Ammoniumoxidation /<br />

Denitrifikation durch Planctomyceten<br />

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6


Anaerobe Ammoniumoxidation (ANAMMOX)<br />

• Anaerobe Oxidation von NH4 mit NO2 → N2, NO3 als Endprodukte<br />

• 1 NH 4<br />

+<br />

+ 1,32 NO 2<br />

-<br />

+ 0,066 HCO 3<br />

-<br />

+ 0,13 H + 1,02 N 2 + 0,26 NO 3<br />

-<br />

+ 0,066 CH 2 O 0,5 N 0,15 + 2,03 H 2 O<br />

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7


ANAMMOX- Hintergrund<br />

• Verhältnis NH 4 -Verbrauch : NO 2 -Verbrauch : NO 3 -Produktion = 1 : 1,31 : 0,22<br />

• „ANAMMOX“ - Organismus: Planctomycetales<br />

• Wachstumsrate ~ 1 / 10 der aeroben NH 4 - Oxidierer<br />

• spez. Aktivität ~ 1 / 7 der aeroben NH 4 - Oxidierer<br />

• Hemmung durch höhere O2 jedoch reversibel<br />

• → Kopplung aerobe Nitritation mit ANAMMOX → NO 2 als Elektronenakzeptor<br />

für anaerobe NH 4 - Oxidierer ( Planctomycetales und NH 4 - Oxidierer in einem<br />

Reaktor)<br />

• N - Bilanz<br />

• Nitritation: 1NH 4<br />

+<br />

+ 2,1O 2<br />

-<br />

1,4NO 2<br />

-<br />

+ 1,4H 2 O + 2,8H +<br />

• anaer. NH 4 -Oxid.: 1,1NH 4<br />

+<br />

+ 1,4NO 2<br />

-<br />

1,15N 2 + 0,2NO 3<br />

-<br />

+ 2,2H 2 O<br />

• Canon /Demon: 2,5NH 4<br />

+<br />

+ 2,1O 2<br />

-<br />

1,15N 2 + 0,2NO 3<br />

-<br />

+ 3,6 H 2 O + 2,8H +<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

8


ANAMMOX- Hintergrund: Energie und Kosten<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

9


Verfahrenstechnische Nutzung der „neuen“ Stoffwechselwege<br />

• Insbesondere: hoher N - Gehalt; hohes N / C - Verhältnis<br />

• Verwendung autotropher MO mit Deni - Fähigkeit:<br />

• Vorteile gegenüber klassicher Nitri / Deni:<br />

• vermindeter O 2 - Bedarf<br />

• kein C - Bedarf<br />

• verminderte Schlammproduktion<br />

• vielversprechende Verfahren:<br />

• NO x - Verfahren<br />

• ANAMMOX - Verfahren (SHARON / ANAMMOX)<br />

• Deammonifikation (CANON / DEMON)<br />

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10


Implementierungsmöglichkeiten – Einsatz beim AIZ<br />

17.11.04 Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz<br />

11


ANAMMOX- Check-List<br />

• Richtiges Verhältnis Nitrit zu Ammonium<br />

• Nitrat- Produktion (Nitratation) muss verhindern werden – Hemmung, Konkurenz<br />

• Ausreichende Quelle anorganischer Kohlenstoff (Alkalinität – Bikarbonat)<br />

• Anammoxbiomass im System halten (hohe Schlammalter)<br />

• Nitritoxidierer auswaschen (niedriges Schlammalter)<br />

• Ansätze zur Umsetzung:<br />

• 2 Reaktoren: zuerst Nitritation und dann Anammox<br />

• 1 Reaktor: abwechselnd Nitritation und Anammox<br />

• Prozessregelung mithilfe von Sauerstoff oder pH-Wert<br />

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12


ANAMMOX – Umsetzung<br />

• Anwendungsfall: Prozesswasser aus Schlammbehandlung (nach<br />

Faulung, aus Kammerfilterpresse)<br />

• AW – Charakteristik: NH 4 ca. 1700 mg/L, hohe Alkalinität, wenig org.<br />

C, T=30°C; bei 150.000 EW – Anlage ca. 160 m 3 /d d.s. 270 kg/d<br />

• Deammonifikationskonzept als einstufige Anlage im Aufstaubetrieb<br />

(SBR) und pH-Wert-Regelung<br />

• Pilotierungen und Umbau der Hochlaststufe (500 m3 + Speicher)<br />

• Betrieb seit ca. 5 Jahren<br />

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13


Implementierung– Betrieb beim AIZ<br />

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14


Implementierung– Betrieb beim AIZ<br />

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15


Temperatur- Nitritakkumulation<br />

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16


O 2 - Nitritakkumulation<br />

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17


DEMON – SBR: pH, Sauerstoff und Menge<br />

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18


ANAMMOX- Zusammenfassung: Check-List<br />

• Richtiges Verhältnis Nitrit zu Ammonium – pH-Wert, Sauerstoff, Belüftung<br />

• Nitrat- Produktion (Nitratation) muss verhindern werden – Hemmung, Konkurenz –<br />

hohe Temperatur und niedriges Sauerstoffniveau<br />

• Ausreichende Quelle anorganischer Kohlenstoff (Alkalinität – Bikarbonat) – im<br />

Prozesswasser ausreichend vorhanden<br />

• Anammoxbiomass im System halten (hohe Schlammalter) - Zyklon<br />

• Nitritoxidierer auswaschen (niedriges Schlammalter) – ‚Schwere‘<br />

Anammoxgranulen setzen schneller ab (getrennte Schlammalter)<br />

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19


DEMON – Zusammenfassung: Leistung<br />

• NH 4 und NO 2 als Substrate<br />

• bei Behandlung von Schlammwasser:<br />

• N - Elim: 0,5-1,5 kg N / m³ * d<br />

• Vorteil gegenüber klassicher Nitri / Deni:<br />

• 60% verminderter O 2 - Bedarf<br />

• 100% verminderter Bedarf an org. C<br />

• 90% verminderte Überschussschlammproduktion<br />

• N-Elimination um ca. 90%<br />

• Rückbelastung aus Schlammbehandlung stark reduziert<br />

• Kapazitätserhöhung der Gesamtanlage<br />

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20


Ausblick<br />

• Vermehrte Anwendung Prozesswasser<br />

• Kompaktanlagen für kleiner KAs<br />

• Hauptstromdeammonifikation<br />

• Berücksichtigung Klimarelevanz (N 2 O vs<br />

Energieeinsparung)<br />

• CO 2 -Footprints<br />

• Energie-netto-positiver Anlagenbetrieb<br />

• Weitere Anwendungsbereiche: Industrie,<br />

Deponiesickerwässer…<br />

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