Konzert Markus-Consort am 11.11.12 - Evangelischer Kirchenkreis ...
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Der Schwebende Engel<br />
Es ist schon ein ganz eindringliches Kunstwerk, der Schwebende Engel<br />
von Ernst Barlach. Er hängt im Dom von Güstrow und zieht jedes<br />
Jahr viele, viele Besucher an. In diesem Jahr auch uns, die haupt<strong>am</strong>tlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der <strong>Markus</strong>gemeinde. Bei dem<br />
„Schwebenden“ handelt es sich um eine überlebensgroße Bronzefigur,<br />
die im Seitenschiff der Kirche über dem Kopf des Betrachters hängt.<br />
Nur wenige wissen, dass es sich dabei um ein Kriegsmahnmal für die<br />
Toten des Ersten Weltkriegs handelt. Sofort fällt auf, dass dieser Engel<br />
ganz anders ist als all die anderen Denkmäler zu Ehren der gefallenen<br />
Soldaten. Barlach ging es nicht um ein „Helden-Gedenken“, sondern<br />
um ein „Um-Denken“. Der Schwebende ist ganz bei sich, der Mund ist<br />
geschlossen, die Arme sind eng vor dem Körper verschränkt.<br />
Wenn wir 2012 den Volkstrauertag begehen, dann steht wie bei Barlach<br />
das „In -Sich-Gehen“ im Vordergrund. Die Folgen der Weltkriege<br />
sind bis heute zu spüren. Überall auf der Welt entladen sich Konflikte<br />
in Gewalt. Es ist gut und richtig, der Opfer zu gedenken und miteinander<br />
zu überlegen, wie unsere Welt friedlicher werden kann. Dass<br />
jeder bei sich selbst anfangen muss, dürfte uns allen klar sein. Wer<br />
den Schwebenden sieht, bekommt vor Augen gestellt, wie „In-Sich-<br />
Gehen“ aussieht:<br />
Die Augen schließen, den Mund halten und innerlich zur Ruhe kommen.<br />
Im Nationalsozialismus galt der „Engel“ von Barlach als entartete<br />
Kunst. Das Original wurde schließlich eingeschmolzen. Heute sind<br />
wohl eher Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit die Feinde dieses<br />
Kunstwerks. Vielleicht auch die Unfähigkeit vieler Menschen, wirklich<br />
einmal innerlich zur Ruhe zu kommen.<br />
Lassen Sie das Bild auf sich wirken, schließen Sie Ihre Augen, schweigen<br />
Sie, verschränken Sie die Arme vor Ihrem Körper und horchen Sie<br />
in sich hinein, was Sie zum Frieden beitragen können.<br />
Ihr Pastor Brünger<br />
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