Info- Veranstal - Hochschule für bildende Künste Hamburg
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Gestalt des gesamten Buches bestimmen<br />
und die Thematik des Buches auf einer<br />
anderen Ebene noch einmal ausrollen.<br />
Sie werden der eigentlichen Hauptebene,<br />
dem Text zur Seite gestellt. Man<br />
kann diese Ebene mitlesen, oder man<br />
kann sie auch »überlesen«.<br />
Das Buch befindet sich in einem<br />
»Druckverschlussbeutel«, der jenen<br />
gleicht, in denen potenziell gefährliche<br />
Teile im Handgepäck auf Flügen sichtbar<br />
aufbewahrt werden. Nur eine Vorsichtsmaßnahme,<br />
aber sicher ist sicher …<br />
Kapitelüberschriften erscheinen in<br />
fetter Helvetica, in Großbuchstaben<br />
gesetzt : Diverse Akteure der »Kontrollgesellschaft«<br />
von der CDU bis zu Großkonzernen<br />
wie BMW formatieren wichtige<br />
Teile ihrer Textbotschaften aktuell<br />
auf diese Art. Wer den Dokumentarfilm<br />
»Helvetica« (2007) gesehen hat, weiß :<br />
Wenn es eine Schriftart der Kontrolle<br />
gibt, dann ist es die Helvetica in ihrem<br />
vollkommenen, positiv-modernen,<br />
unverdächtigen und nichtssagenden<br />
(resp. vieles verschweigenden) Auftritt.<br />
Dieselbe Schriftart kommt in »Virtualität<br />
und Kontrolle« auch bei den Initialen<br />
der Kapitelauftakte zum Einsatz. Sie<br />
sind so gesetzt, dass sie genauso gut als<br />
Marker <strong>für</strong> bestimmte Abschnitte einer<br />
Kartei durchgehen könnten.<br />
Getrennt werden die Kapitel durch<br />
Fotos, die während des Symposiums aufgenommen<br />
wurden. Die Ausschnitte aus<br />
den Kontaktbögen muten wie Aufnahmen<br />
aus einer Überwachungskamera an.<br />
Sie waren schon Teil des ersten Bandes<br />
der querdurch-Reihe – hier passen sie<br />
auch semantisch ins Konzept.<br />
Unter all dem liegt das Lachsfarbene<br />
der »Financial Times« (das Buch ist –<br />
anders als die Zeitung – nicht auf eingefärbtem<br />
Papier gedruckt, sondern auf<br />
weißem).<br />
09 Lerchen_feld 07 _<strong>Hochschule</strong><br />
Über diesen Elementen, die <strong>für</strong> die<br />
Kontrollgesellschaft stehen, erscheinen<br />
als Zeichen <strong>für</strong> die unkontrollierbare<br />
Virtualität großflächige Schmuckinitialen.<br />
Sie stammen, genauso wie<br />
der Begriff, den sie hier schreiben<br />
(V-I-R-T-U-A-L-I-T-Ä-T), aus dem 18.<br />
Jahrhundert. Die Initialen sind stark<br />
gepixelt. Sie stehen also zugleich <strong>für</strong> das,<br />
was wir heute eher unter »Virtualität«<br />
verstehen, die Virtualität der digitalen<br />
Welt. Die Schmuckbuchstaben setzen<br />
sich über den Inhalt hinweg – sie stehen<br />
in keinem Zusammenhang mit ihm. Sie<br />
erscheinen alle 16 Seiten (auf der ersten<br />
Seite jedes Druckbogens), egal was der<br />
Text gerade sagt.<br />
Und auch der »fehlende Umschlag«<br />
kann als Hinweis auf die Entgrenzung,<br />
die Virtualität mit sich bringt, verstanden<br />
werden. Zugleich stellt er aber auch<br />
den Projektcharakter des Buches dar,<br />
das die Beiträge zur querdurch-Tagung<br />
versammelt.<br />
a – f Philipp von Essen,<br />
Tagungsband Virtualität &<br />
Kontrolle, Gestaltung ; Foto :<br />
Philipp von Essen