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Interview mit Thomas Unteregger - ALS-Vereinigung.ch

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<strong>Interview</strong><br />

<strong>mit</strong><br />

<strong>Thomas</strong><br />

<strong>Unteregger</strong>


Wir haben <strong>mit</strong> dem Familienvater <strong>Thomas</strong> <strong>Unteregger</strong><br />

über sein S<strong>ch</strong>icksal, das Leben <strong>mit</strong> einer unheilbaren<br />

Krankheit gespro<strong>ch</strong>en. Er leidet an der oft unbekannten<br />

Krankheit Amyotrophen Lateralsklerose, kurz <strong>ALS</strong>, wel<strong>ch</strong>e<br />

bis heute ni<strong>ch</strong>t geheilt werden kann.<br />

Herr <strong>Unteregger</strong> stammt aus Wohlen im Aargau<br />

und war bis vor ca. 3 Jahren no<strong>ch</strong> kerngesund, bis er<br />

im Spital in Aarau die unwiederrufli<strong>ch</strong>e Diagnose <strong>ALS</strong> erhielt.<br />

Seither leben er und seine Familie <strong>mit</strong> dieser Krankheit<br />

so gut es eben geht.<br />

Kontraste im Bezug zu Ihrer Krankheit <strong>ALS</strong>?<br />

Geburt und Tod oder S<strong>ch</strong>warz und Weiss<br />

Was war Ihr erster Gedanke na<strong>ch</strong> der Diagnose?<br />

Un<strong>mit</strong>telbar bei der Diagnose begreift man es ni<strong>ch</strong>t. Die<br />

Krankheit wird ein biss<strong>ch</strong>en ums<strong>ch</strong>rieben, dass es eine<br />

Motoneuronerkrankung ist, aber die wirkli<strong>ch</strong>e Diagnose<br />

las i<strong>ch</strong> dann erst im Internet. Ob das s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t oder gut<br />

war weiss i<strong>ch</strong> bis heute ni<strong>ch</strong>t.<br />

„Wo i<strong>ch</strong> das im Internet gläse ha, es paar stund<br />

spöter, do han i<strong>ch</strong> brüelet und gla<strong>ch</strong>et im Büro“. I<strong>ch</strong><br />

fühlte mi<strong>ch</strong> wie in einem James Bond Film, als Kontrast<br />

zwis<strong>ch</strong>en Gut und Böse.<br />

Denken Sie, dass die Ärzte Ihnen bewusst<br />

ni<strong>ch</strong>t die ganze Wahrheit gesagt haben?<br />

Ob sie es bewusst oder unbewusst ni<strong>ch</strong>t gesagt haben<br />

weiss i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Mit Si<strong>ch</strong>erheit kann i<strong>ch</strong> sagen, dass sie<br />

von Anfang an gewusst haben um was es geht. Das<br />

war vor 10 Jahren, als ihr Vater die Diagnose bekam<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so, aber heute ist das blitzartig<br />

klar.<br />

Wie haben Sie die Diagnose <strong>ALS</strong> ihrer Frau<br />

und ihren Kindern überbra<strong>ch</strong>t?<br />

I<strong>ch</strong> bin alleine im Spital gewesen als i<strong>ch</strong> die Diagnose<br />

erhielt und au<strong>ch</strong> im Büro als i<strong>ch</strong> darüber im Internet gelesen<br />

habe war i<strong>ch</strong> alleine. I<strong>ch</strong> habe am selben Abend<br />

no<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> meiner Frau darüber gespro<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> habe an<br />

dem Abend ni<strong>ch</strong>t gewusst wie i<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> dieser Diagnose<br />

umgehen soll. Einerseits habe i<strong>ch</strong> vom Arzt eine andere<br />

Auskunft bekommen als das was i<strong>ch</strong> im Internet<br />

gelesen habe. I<strong>ch</strong> war ja damals no<strong>ch</strong> gesund!<br />

Die Leute konnten mir das au<strong>ch</strong> gar ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig<br />

abnehmen, wenn i<strong>ch</strong> gesagt habe <strong>ALS</strong>, Lebenserwartung<br />

von 2-4 Jahren, dann da<strong>ch</strong>ten sie, jetzt ist er völlig<br />

«überegs<strong>ch</strong>nappt»!<br />

Am glei<strong>ch</strong>en Abend habe i<strong>ch</strong> in meiner Wut, den<br />

Arzt angerufen und habe einen zweiten Bespre<strong>ch</strong>ungstermin<br />

verlangt, wo i<strong>ch</strong> dann au<strong>ch</strong> meine Frau <strong>mit</strong>nehmen<br />

konnte. Bis dahin beruhigte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> dem Gedanke,<br />

dass es vielli<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>limm sei. Die Kinder<br />

wurden Stück für Stück <strong>mit</strong> einbezogen. Es war natürli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong>, wir wussten ja au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t genau<br />

was auf uns zukommt. Wir haben Ihnen dann gesagt,<br />

es sei etwas S<strong>ch</strong>limmes und das war si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> ein<br />

S<strong>ch</strong>ock für die Kinder. Aber i<strong>ch</strong> war zu diesem Zeitpunkt<br />

glückli<strong>ch</strong>erweise no<strong>ch</strong> sehr gut «zwäg», da<strong>mit</strong> konnte<br />

i<strong>ch</strong> das ganze au<strong>ch</strong> wieder ein Stück relativieren.<br />

23


«Es is<strong>ch</strong> zwar hart,<br />

aber mängis<strong>ch</strong> dänki,<br />

dass die Chranket en Promi<br />

wie de Roger Federer<br />

be<strong>ch</strong>o müesst, de<strong>mit</strong> d’Lüüt<br />

ändli mol druf ufmerksam<br />

wärded!»


Wie hat si<strong>ch</strong> ihr persönli<strong>ch</strong>er Umgang <strong>mit</strong> der<br />

Krankheit verändert oder entwickelt?<br />

Zu der Krankheit selber hat si<strong>ch</strong> bei mir eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>ts<br />

verändert. I<strong>ch</strong> hatte nie ein Frust oder eine wirkli<strong>ch</strong>e Wut<br />

auf diese Krankheit. Die Neurologie, diese Nervensa<strong>ch</strong>en,<br />

sind so komplex und unbekannt, dass i<strong>ch</strong> gemerkt habe,<br />

dass da eigentli<strong>ch</strong> alles hilflos ist, da weiss Keiner etwas<br />

Genaueres und i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> weniger.<br />

Aber im Hinblick auf die Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit hat<br />

si<strong>ch</strong> bei mir viel verändert. I<strong>ch</strong> bin sehr s<strong>ch</strong>nell einmal in<br />

die Selbsthilfegruppe in Aarau gegangen, die einem sehr<br />

viel hilft. Mir ist es trotzdem ein grosses Anliegen, dass<br />

man zusätzli<strong>ch</strong> eine Lobby für die <strong>ALS</strong> finden könnte,<br />

denn die Leute <strong>mit</strong> der Diagnose <strong>ALS</strong> sind einfa<strong>ch</strong> hilflos,<br />

unter S<strong>ch</strong>ock vom Wissen dass sie sterben, das<br />

Umfeld ist total am Boden und dann kommt no<strong>ch</strong> die<br />

Hilflosigkeit der Ärzte dazu und natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> der Sozialinstitutionen.<br />

Sind sie wütend darüber, dass sowenig<br />

in der <strong>ALS</strong>-Fors<strong>ch</strong>ung gema<strong>ch</strong>t wird?<br />

Für mi<strong>ch</strong> gibt es zwei Punkte. Der Eine ist die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

des Geldes und der andere ist der moralis<strong>ch</strong>e<br />

Aspekt, das psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en den Mens<strong>ch</strong>en.<br />

Man sollte au<strong>ch</strong> mal zur Kenntnis nehmen, das die<br />

S<strong>ch</strong>weiz auf <strong>ALS</strong> praktis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t fors<strong>ch</strong>t. Das wird zwar<br />

völlig dementiert von den Ärzten, da<strong>mit</strong> sie trotzdem<br />

gut dastehen, aber ist leider eine Tatsa<strong>ch</strong>e. Aus dem<br />

Grund denke i<strong>ch</strong> sollte man do<strong>ch</strong> offen und ehrli<strong>ch</strong> sein<br />

und probieren auf der Gefühlsebene oder der psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en<br />

Ebene <strong>mit</strong> dieser Krankheit besser umgehen<br />

zu können.<br />

Es stimmt s<strong>ch</strong>on, eigentli<strong>ch</strong> müsste man eine Wut<br />

haben, aber i<strong>ch</strong> habe keine Wut, i<strong>ch</strong> bin einfa<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>t<br />

und traurig.<br />

I<strong>ch</strong> sage man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong>, es ist zwar wahnsinnig hart,<br />

aber es müsste ein Roger Federer die Krankheit bekommen,<br />

da<strong>mit</strong> die Leute darauf aufmerksam werden. I<strong>ch</strong><br />

war <strong>mit</strong> ihm s<strong>ch</strong>on in Kontakt und i<strong>ch</strong> bin enttäus<strong>ch</strong>t,<br />

dass es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> ist ein Bots<strong>ch</strong>after zu finden. Aber<br />

man muss es akzeptieren, wir sind nur eine kleine Minderheit.<br />

Aber die Zeit wird no<strong>ch</strong> lange gehen bis man etwas<br />

findet, i<strong>ch</strong> bin überzeugt dass es no<strong>ch</strong> mindestens<br />

50 Jahre dauert bis man nur annähernd etwas findet.<br />

Unsere Fors<strong>ch</strong>er wandern ja au<strong>ch</strong> aus. Christoph<br />

Lopsiger Beispielsweise, der sein Vater an <strong>ALS</strong> verloren<br />

hat, ist nun in Amerika am Fors<strong>ch</strong>en. In der S<strong>ch</strong>weiz hätte<br />

er keine Mögli<strong>ch</strong>keiten, da keinerlei finanzielle Gelder<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Wel<strong>ch</strong>e Umstände beeinflussen<br />

Ihr Tagesempfinden?<br />

I<strong>ch</strong> bin glückli<strong>ch</strong>erweise sehr konstant. Aber was mi<strong>ch</strong><br />

beeinflusst ist natürli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on der Krankheitsverlauf. Man<br />

sagt au<strong>ch</strong> es sei „die Krankheit der tausend Verabs<strong>ch</strong>iedungen“.<br />

Es gibt einzelne Meilensteine im Verlauf von<br />

<strong>ALS</strong>. Einer davon ist beispielsweise der Empfang des<br />

Rollstuhls. Wann gehe i<strong>ch</strong> wohin das erste Mal <strong>mit</strong> dem<br />

Rollstuhl? I<strong>ch</strong> bin zum Beispiel <strong>mit</strong> meinem Sohn in ein<br />

grosses Einkaufszentrum wo mi<strong>ch</strong> niemand kennt gegangen,<br />

dort konnte i<strong>ch</strong> dann herumfahren und s<strong>ch</strong>auen<br />

wie das für mi<strong>ch</strong> so ist. Es war dann au<strong>ch</strong> erfreuli<strong>ch</strong>, i<strong>ch</strong><br />

bin plötzli<strong>ch</strong> wieder selber herumgekommen. Das war<br />

eine gute Erfahrung. Das nä<strong>ch</strong>ste ist dann natürli<strong>ch</strong> das<br />

Reden und jetzt momentan die S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e <strong>mit</strong> den Händen<br />

und Armen die mir zu Denken gibt. „Wenn i die nüm<br />

ha <strong>ch</strong>an i mi nüm is Auto ine robbe“.<br />

In dem Theaterstück „Dienstags bei Morrie“ wel<strong>ch</strong>es<br />

von einem <strong>ALS</strong>-Patient handelt, sagt dieser immer:<br />

«In naher Zukunft wird mir einer den Hintern wis<strong>ch</strong>en<br />

müssen». Glückli<strong>ch</strong>erweise konnte i<strong>ch</strong> dieses Problem<br />

<strong>mit</strong> einem Closomaten lösen. Aber au<strong>ch</strong> die Intimpflege,<br />

der Punkt an dem man dort Hilfe brau<strong>ch</strong>t, das sind<br />

s<strong>ch</strong>on Sa<strong>ch</strong>en bei denen i<strong>ch</strong> weiss sie kommen, die<br />

mi<strong>ch</strong> dann aber s<strong>ch</strong>on in ein Lo<strong>ch</strong> ziehen könnten. Aber<br />

i<strong>ch</strong> nehme es einfa<strong>ch</strong> „vorzue“.<br />

25


«De Arzt säit im Patient nid,<br />

wenn de Ziitpunkt für en<br />

Rollstuehl <strong>ch</strong>o is<strong>ch</strong>.<br />

De loht äim äifa<strong>ch</strong> mol<br />

umehinke.<br />

Für en Rollstuehl mue<br />

me sälber luege!»


Wel<strong>ch</strong>e te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en und medizinis<strong>ch</strong>en<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel haben sie?<br />

Der Hinweis medizinis<strong>ch</strong>e Hilfs<strong>mit</strong>tel finde i<strong>ch</strong> sehr interessant.<br />

Es gibt da eine klare Trennung. Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfs<strong>mit</strong>tel<br />

gibt es ja sehr viele, die sind alle von einer anderen<br />

Institution, nämli<strong>ch</strong> der IV. Diese ist momentan no<strong>ch</strong> etwas<br />

kompliziert organisiert. Ihr sind mehrere kleine Büros<br />

unterstellt, Bsp. das FAHB in Oensingen. Dort gibt es<br />

hervorragende Showräume bei denen man reins<strong>ch</strong>auen<br />

und die für si<strong>ch</strong> passenden Hilfs<strong>mit</strong>tel testen kann. Diese<br />

Institution nimmt gewisse Hilfs<strong>mit</strong>tel na<strong>ch</strong> Gebracuh<br />

sogar wieder ins Depot zurück. Aber die Re<strong>ch</strong>nung und<br />

Bestellung wird über die IV abgewickelt.<br />

So ist es relativ kompliziert für <strong>ALS</strong>-Patienten, denn<br />

es ist ja ni<strong>ch</strong>t der Arzt der sagt: «Herr <strong>Unteregger</strong>, jetzt<br />

müend sie denn öbe mol in Rollstuehl, de loht sie denn<br />

äifa<strong>ch</strong> mol umehinke, do mue me sälber luege». Von den<br />

Ärzten kann i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erwarten, dass sie das au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

ri<strong>ch</strong>tig ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> finde es sollte einen Prozess geben,<br />

bei dem man in Anbetra<strong>ch</strong>t dieser Krankheit ein wenig<br />

geführt und begleitet wird. Aber was solls, i<strong>ch</strong> habe mi<strong>ch</strong><br />

da jetzt zure<strong>ch</strong>t gefunden und die anderen müssen das<br />

au<strong>ch</strong>.<br />

I<strong>ch</strong> habe jetzt einen Rollstuhl und als allererstes habe<br />

i<strong>ch</strong> das Auto umbauen lassen. Das war au<strong>ch</strong> eine interessante<br />

Erfahrung. So ein Umbau kostet in der ganzen<br />

S<strong>ch</strong>weiz ca. 7›000 Fr., i<strong>ch</strong> weiss ni<strong>ch</strong>t für was man da<br />

für die IV Offerten einholen muss. Bei der IV brau<strong>ch</strong>t es<br />

no<strong>ch</strong> sehr viel Umdenken in der Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

<strong>ALS</strong>-Patienten. Aber trotzdem bin i<strong>ch</strong> der IV dankbar<br />

das sie die Autoumrüstung und au<strong>ch</strong> der WC-Umbau<br />

vollständig bezahlt haben.<br />

I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> das Glück, dass i<strong>ch</strong> Momentan no<strong>ch</strong><br />

Arbeiten kann und au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit dazu bekommen<br />

habe. I<strong>ch</strong> bin zwar nur no<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>reibtis<strong>ch</strong>täter,<br />

aber i<strong>ch</strong> bin froh, dass i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> etwas ma<strong>ch</strong>en kann.<br />

Mit meinem neu erhaltenen PC kann i<strong>ch</strong> sogar von zu<br />

Hause auf alle Daten zugreifen. Blöd gesagt muss i<strong>ch</strong><br />

nur no<strong>ch</strong> ins Büro um die Post abzuholen.<br />

I<strong>ch</strong> finde so lange jemand no<strong>ch</strong> arbeiten kann sollte<br />

die IV alles dafür tun um dies weiterhin zu ermögli<strong>ch</strong>en,<br />

au<strong>ch</strong> wenn es brutal gesagt viellei<strong>ch</strong>t nur no<strong>ch</strong> für<br />

ein Jahr ist. Denn es ist ein Unters<strong>ch</strong>ied ob man direkt<br />

ab Diagnose 100% IV-Empfänger ist oder no<strong>ch</strong> für einige<br />

Monate oder sogar Jahre 50% arbeiten kann.<br />

Wie wi<strong>ch</strong>tig sind Ihnen diese Hilfs<strong>mit</strong>tel und auf<br />

wel<strong>ch</strong>e könnten sie unmögli<strong>ch</strong> verzi<strong>ch</strong>ten?<br />

Rilutek, das Medikament das i<strong>ch</strong> einnehme, wird von<br />

der Krankenkasse übernommen. Deshalb ist bei diesem<br />

keine finanzielle Hürde vorhanden. I<strong>ch</strong> denke bei diesem<br />

Medikament ist der moralis<strong>ch</strong>e Effekt der Grund<br />

der Einnahme. Die Medizin sagt da klar, dass es bedingt<br />

hilft, aber man verkauft es trotzdem und es gibt ja au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>ts anderes.<br />

Bei den te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Hilfs<strong>mit</strong>teln ist si<strong>ch</strong>er primär<br />

der Rollstuhl und für mi<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> das umgerüstete<br />

Auto sehr wi<strong>ch</strong>tig, um die mobilität zu halten und weiterhin<br />

arbeiten zu können. Denn es ist einfa<strong>ch</strong> so „s’s<strong>ch</strong>affe<br />

is<strong>ch</strong> die bes<strong>ch</strong>ti Therapie“ es gibt einem eine relativ normale<br />

Tagesstruktur.<br />

27


Was für eine Rolle spielt die Familie in ihrem<br />

Alltag <strong>mit</strong> der Krankheit?<br />

Das ist das brutalste, es ist praktis<strong>ch</strong> vom ersten Tag so,<br />

dass man fast ni<strong>ch</strong>ts mehr helfen kann. Es ist ni<strong>ch</strong>t so<br />

dass i<strong>ch</strong> vorher viel im Haushalt geholfen habe, aber i<strong>ch</strong><br />

habe si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> mal den Boden oder das WC geputzt<br />

Meine Frau hat jetzt eigentli<strong>ch</strong> eine doppelte Belastung.<br />

Sie arbeitet momentan mehr als 50% und i<strong>ch</strong><br />

kann ni<strong>ch</strong>ts mehr helfen. Die Kinder sind in der Ausbildung,<br />

dort kann i<strong>ch</strong> helfen, so gut es no<strong>ch</strong> geht, aber<br />

au<strong>ch</strong> da lastet der grösste Teil bei meiner Frau. I<strong>ch</strong> arbeite<br />

ja au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> 50% was mi<strong>ch</strong> sehr fordert und au<strong>ch</strong><br />

die Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit und die Politik in der i<strong>ch</strong> tätig bin,<br />

nimmt sehr viel Zeit in anspru<strong>ch</strong>.<br />

Es ist effektiv man<strong>ch</strong>mal s<strong>ch</strong>on am Li<strong>mit</strong>, wie i<strong>ch</strong><br />

meine Frau no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong> belaste. Aber für mi<strong>ch</strong> ist<br />

wie gesagt, die Arbeit und Tagesstruktur ein Stück von<br />

meiner Therapie. Es ist immer wieder ein gegenseitiges<br />

Abs<strong>ch</strong>ätzen, wieviel man dem Partner zumutet.<br />

Warum ist Ihnen das Engagement<br />

in der Öffentli<strong>ch</strong>keit so wi<strong>ch</strong>tig?<br />

I<strong>ch</strong> weiss es eigentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> war s<strong>ch</strong>on immer<br />

getrieben von einem verdammten Ehrgeiz. Früher war<br />

es der Sport. I<strong>ch</strong> habe da wirkli<strong>ch</strong> praktis<strong>ch</strong> alles gema<strong>ch</strong>t<br />

was i<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en wollte, inklusive das Springen in<br />

eine S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>t. Jetzt brau<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> wieder irgendetwas. Mir<br />

ist aufgefallen, dass die meisten <strong>ALS</strong>-Patienten einfa<strong>ch</strong><br />

da sitzen und ni<strong>ch</strong>ts ma<strong>ch</strong>en. Einerseits wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

vom S<strong>ch</strong>ock darüber, dass sie sterben müssen, andererseits<br />

au<strong>ch</strong> wegen ihrem Umfeld. Diese Hilflosigkeit, zuglei<strong>ch</strong><br />

aber au<strong>ch</strong> Untätigkeit, ist für mi<strong>ch</strong> ein Phänomen.<br />

I<strong>ch</strong> hatte einfa<strong>ch</strong> den Drang, weil i<strong>ch</strong> sonst au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />

sehr offen bin, zu zeigen dass diese Krankheit jeder bekommen<br />

und man ni<strong>ch</strong>ts dagegen tun kann. I<strong>ch</strong> habe<br />

den Mut das zu zeigen und dadur<strong>ch</strong> die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

auf <strong>ALS</strong> aufmerksam zu ma<strong>ch</strong>en. Immer in der Hoffnung,<br />

dass es ein Verständnis für diese Krankheit gibt.<br />

Was sind die Reaktionen ihrer Mitmens<strong>ch</strong>en?<br />

Es gibt Leute bei denen i<strong>ch</strong> merkte, dass sie ges<strong>ch</strong>ockt<br />

waren, als sie mi<strong>ch</strong> das erste Mal im Rollstuhl sahen.<br />

Sie haben si<strong>ch</strong> sogar von mir abgewandt, weil sie fast<br />

weinen mussten und ni<strong>ch</strong>t wussten wie da<strong>mit</strong> umgehen.<br />

Aber dur<strong>ch</strong> meine offene Art habe i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> praktis<strong>ch</strong><br />

nur positive Erfahrungen gema<strong>ch</strong>t. Es gibt viele Leute<br />

die mir au<strong>ch</strong> helfen wollen. I<strong>ch</strong> muss nur man<strong>ch</strong>mal<br />

no<strong>ch</strong> lernen diese Hilfe anzunehmen.<br />

Eine sehr negative Reaktion, erhielt i<strong>ch</strong> beim joggen<br />

<strong>mit</strong> meiner Frau, dass heisst meine Frau ist gejoggt<br />

und i<strong>ch</strong> bin <strong>mit</strong> meinem «Elektrotöffli» das extra für<br />

mi<strong>ch</strong> gefertigt wurde, nebenher gefahren. Dann ist<br />

einer <strong>mit</strong> dem Velo zu mir gekommen und hat mi<strong>ch</strong><br />

gefragt, was i<strong>ch</strong> denn für ein fauler Kerl sei, neben der<br />

Frau herzufahren!? Na<strong>ch</strong> dieser Aussage ist sie fast auf<br />

ihn losgegangen. Sie hätte ihn am liebsten zu Boden<br />

ges<strong>ch</strong>lagen, so wütend war sie!<br />

Wie sind die Reaktionen auf ihre Krankheit von<br />

guten Freunden oder Berufskollegen?<br />

I<strong>ch</strong> bin jetzt seit fünf Jahren beim Kanton Aargau in der<br />

Verwaltung tätig und i<strong>ch</strong> muss ganz ehrli<strong>ch</strong> sein, i<strong>ch</strong> hatte<br />

mi<strong>ch</strong> zuvor in der Privatindustrie viel wohler gefühlt. Jetzt<br />

in der Verwaltung ist alles irgendwie veradministriert. Für<br />

alles gibt es Kontrollpapiere und es werden immer mehr<br />

Hierar<strong>ch</strong>iestufen eingebaut. Tägli<strong>ch</strong> gibt es wieder neue<br />

Weisungen, wir kommen fast ni<strong>ch</strong>t mehr dazu diese alle<br />

aufzunehmen. Dann kommt jemand wie i<strong>ch</strong>, einer der<br />

früher so ein Wirbelwind war, <strong>mit</strong> einer sol<strong>ch</strong>en Krankheit.<br />

Da ist es für die Mitarbeiter s<strong>ch</strong>on s<strong>ch</strong>wer, in dieser<br />

Umgebung wo alles so geordnet abläuft, <strong>mit</strong> so etwas<br />

unvorhergesehenem klar zu werden.<br />

Haben sie dur<strong>ch</strong> <strong>ALS</strong> Freunde verloren?<br />

Es ist so, dass die Leute die mir früher ni<strong>ch</strong>t sympathis<strong>ch</strong><br />

waren, mir heute erst re<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t sympathis<strong>ch</strong> sind, aber<br />

es ist si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vorgekommen, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />

in einem Mens<strong>ch</strong>en getäus<strong>ch</strong>t habe.<br />

Da fällt mir ein jetziger Kollege ein, <strong>mit</strong> dem i<strong>ch</strong><br />

vor meiner Krankheit ni<strong>ch</strong>ts anfangen konnte. Dieser hat<br />

si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>dem er von meiner Erkrankung erfahren hat,<br />

spontan bei mir gemeldet und mi<strong>ch</strong> für einen Ausflug<br />

eingeladen. Das finde i<strong>ch</strong> sehr stark von ihm, i<strong>ch</strong> weiss<br />

ni<strong>ch</strong>t ob i<strong>ch</strong> in seiner Situation das Glei<strong>ch</strong>e für ihn gema<strong>ch</strong>t<br />

hätte.<br />

<strong>Thomas</strong> <strong>Unteregger</strong> im Februar<br />

2006 auf dem eigens für Ihn hergestellten<br />

«Elektrotöffli».<br />

29


«Mis Ziil is<strong>ch</strong>’s effektiv<br />

en suubere Abgang z’ha.<br />

I<strong>ch</strong> dänk das is<strong>ch</strong> d’Chance<br />

vo dere Chranket.<br />

So makaber s’au dönt,<br />

i <strong>ch</strong>a mer mis Läbe<br />

no so iri<strong>ch</strong>te, dass es<br />

für mi<strong>ch</strong> stimmt.»


Was ist für sie das Ziel im<br />

Umgang <strong>mit</strong> der Krankheit <strong>ALS</strong>?<br />

Mein Ziel ist effektiv, einen sauberen Abgang zu haben!<br />

I<strong>ch</strong> denke, dass ist die Chance dieser Krankheit. So<br />

makaber es au<strong>ch</strong> tönen mag, i<strong>ch</strong> kann mir mein Leben<br />

no<strong>ch</strong> so einri<strong>ch</strong>ten, dass es für mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> stimmt.<br />

Andere Ziele in Anbetra<strong>ch</strong>t der Ungewissheit des<br />

Krankheitsverlaufs setze i<strong>ch</strong> mir gar ni<strong>ch</strong>t.<br />

Also do<strong>ch</strong>, ein Ziel habe i<strong>ch</strong> mir Beispielsweise<br />

gesetzt. I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te auf der Arbeit die Abre<strong>ch</strong>nungen<br />

der Kantonss<strong>ch</strong>ule Baden no<strong>ch</strong> fertig ma<strong>ch</strong>en und alle<br />

anderen angefangenen Sa<strong>ch</strong>en, die i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on lange einmal<br />

ar<strong>ch</strong>ivieren sollte, sind mir eigentli<strong>ch</strong> „s<strong>ch</strong>eiss egal“.<br />

Dann kommen si<strong>ch</strong>er no<strong>ch</strong> Ziele <strong>mit</strong> der Familie<br />

dazu, dass i<strong>ch</strong> da no<strong>ch</strong> soviel als mögli<strong>ch</strong> <strong>mit</strong>erleben<br />

kann. Die S<strong>ch</strong>ule und Ausbildung der Kinder <strong>mit</strong>erleben.<br />

Es ist mein Ziel, dass die Kinder dur<strong>ch</strong> meine Krankheit<br />

ni<strong>ch</strong>t negativ beeinflusst werden, in dem Sinne dass ihre<br />

s<strong>ch</strong>ulis<strong>ch</strong>en Leistungen abfallen und so ihre Zukunft negativ<br />

beeinflusst wird.<br />

I<strong>ch</strong> kann es wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t anders sagen, i<strong>ch</strong> hoffe<br />

i<strong>ch</strong> habe einen sauberen Abgang für beide Seiten.<br />

Aber i<strong>ch</strong> habe ni<strong>ch</strong>t das Gefühl dass die Kinder da einen<br />

S<strong>ch</strong>aden davontragen werden. I<strong>ch</strong> bin froh dass i<strong>ch</strong> jetzt<br />

no<strong>ch</strong> soviel wie mögli<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> ihnen teilen und intensiv leben<br />

kann. I<strong>ch</strong> kenne viele Leute die s<strong>ch</strong>on zu mir gesagt<br />

haben, dass ihre Mutter oder S<strong>ch</strong>wester an <strong>ALS</strong> gestorben<br />

ist und sie nie <strong>mit</strong>einander geredet haben. Die konnten<br />

das dann au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ri<strong>ch</strong>tig verarbeiten.<br />

Vor was haben sie am<br />

meisten Angst?<br />

(überlegt) I<strong>ch</strong> weiss es do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t! Viellei<strong>ch</strong>t Angst<br />

dass i<strong>ch</strong> die Familie enttäus<strong>ch</strong>e. Das i<strong>ch</strong> das fals<strong>ch</strong>e gema<strong>ch</strong>t<br />

habe und viellei<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> dieser Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit<br />

früher aufgehört hätte.<br />

I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> ein biss<strong>ch</strong>en Angst davor, dass i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> in der ganzen Hilfsbereits<strong>ch</strong>aft gegenüber anderen<br />

<strong>ALS</strong>-Patienten verzetteln könnte, aber i<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong><br />

irgendwie einfa<strong>ch</strong> dazu verpfli<strong>ch</strong>tet zu helfen. Gewisse<br />

Leute haben wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> das Bedürfnis <strong>mit</strong><br />

jemandem wie mir darüber zu reden. Aber die meiste<br />

Angst habe i<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> davor, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> verzetteln<br />

könnte.<br />

Wenn die Krankheit weiter vorges<strong>ch</strong>ritten ist sieht das<br />

Ganze viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> wieder ein wenig anders aus, denn<br />

auf den Sterbeprozess freut si<strong>ch</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> Keiner.<br />

Aber ob i<strong>ch</strong> dann Angst haben werde, kann i<strong>ch</strong> im Moment<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen. Jetzt im Moment habe i<strong>ch</strong> auf<br />

jeden Fall no<strong>ch</strong> keine Angst.<br />

Wie ist das für sie, anderen <strong>ALS</strong>-Patienten<br />

im Kontakt zu stehen, ihnen viellei<strong>ch</strong>t sogar zu<br />

helfen und sie dann an der glei<strong>ch</strong>en Krankheit<br />

an der sie leiden sterben zu sehen?<br />

Für mi<strong>ch</strong> ist es oft na<strong>ch</strong>her s<strong>ch</strong>limmer, wenn man<br />

zu Hause sitzt und für einen kürzli<strong>ch</strong> an <strong>ALS</strong> verstorbenen<br />

Kollegen eine Kerze anzündet. Dann würgt es<br />

mi<strong>ch</strong> viel mehr, als im Moment in dem er no<strong>ch</strong> da ist. Die<br />

meisten reden dann ja s<strong>ch</strong>on no<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> mir und da habe<br />

i<strong>ch</strong> gar keine Zeit um gross na<strong>ch</strong>zudenken. I<strong>ch</strong> habe<br />

au<strong>ch</strong> bei sol<strong>ch</strong>en Momenten ni<strong>ch</strong>t immer die Gedanken<br />

daran, dass i<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t der nä<strong>ch</strong>ste sein könnte. Im<br />

Gegenteil, wir sitzen ja von Anfang an im glei<strong>ch</strong>en Boot.<br />

Für mi<strong>ch</strong> ist es man<strong>ch</strong>mal ein grosser S<strong>ch</strong>ock, wie<br />

s<strong>ch</strong>nell diese Krankheit bei man<strong>ch</strong>en vorans<strong>ch</strong>reitet. Eigentli<strong>ch</strong><br />

weiss man, dass es bei gewissen Patienten rasant<br />

s<strong>ch</strong>nell gehen kann, dass ist leider so.<br />

Fühlen sie si<strong>ch</strong> gefangen in ihrem<br />

eigenen Körper?<br />

Teilweise muss i<strong>ch</strong> das s<strong>ch</strong>on bejahen. Es gibt da si<strong>ch</strong>er<br />

Sa<strong>ch</strong>en (überlegt). I<strong>ch</strong> muss es so sagen, diese<br />

Krankheit ist ein fortlaufender Prozess der an vielen Orten<br />

eingreift. <strong>ALS</strong> greift ja z.B. au<strong>ch</strong> das Reden und das<br />

Atmen an aber der Geist wird ja ni<strong>ch</strong>t angegriffen. Da<br />

muss man man<strong>ch</strong>mal einfa<strong>ch</strong> sagen, diese verdammte<br />

Krankheit kann meinen Körper haben, aber den Geist<br />

bekommt sie ni<strong>ch</strong>t.<br />

Es ist s<strong>ch</strong>wierig zu sagen ob i<strong>ch</strong> im Körper gefangen<br />

bin oder ni<strong>ch</strong>t. Aber zu sagen, dass i<strong>ch</strong> es ni<strong>ch</strong>t bin<br />

wäre si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> völlig fals<strong>ch</strong>. Jetzt beginnt ja bei uns<br />

dann wieder die Fasna<strong>ch</strong>t, und i<strong>ch</strong> war ein so leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Tänzer, das verärgert mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on dass i<strong>ch</strong><br />

das ni<strong>ch</strong>t mehr kann, da ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> dann s<strong>ch</strong>on gute<br />

Miene zum bösen Spiel, wenn i<strong>ch</strong> <strong>mit</strong> dem Rollstuhl<br />

sol<strong>ch</strong>e Feste besu<strong>ch</strong>e an denen getanzt wird. So gesehen<br />

fühle i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>er ein biss<strong>ch</strong>en gefangen. Aber<br />

es ist ni<strong>ch</strong>t so dass es ni<strong>ch</strong>t mehr lebenswert wäre.<br />

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«Teilwiis joo!<br />

Me muess mängis<strong>ch</strong><br />

äifa<strong>ch</strong> säge,<br />

die verdammti<br />

Chranket <strong>ch</strong>a min<br />

Körper ha, aber<br />

de Gäis<strong>ch</strong>t be<strong>ch</strong>unnt<br />

sie nid.»<br />

Fühlen sie si<strong>ch</strong> gefangen in ihrem eigenen Körper?

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