ZOO:M_OK_11/12-14
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›› Rückblick<br />
Mahnende<br />
Erinnerung an die<br />
Reichspogromnacht 1938<br />
in Düsseldorf<br />
Vor 76 Jahren übten SA (Sturmabteilung) und SS (Schutzstaffel) Beamte landesweit Gewaltaktionen gegen Juden<br />
aus. Am 9/10. November 1938 brannten nicht nur die Synagogen. Die offizielle Bilanz dieser Nacht sind 91 Tote,<br />
267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte. In Wahrheit fielen aber 1.300 Juden<br />
dem Naziterror dieser Tage zum Opfer und 1.400 Synagogen, knapp die Hälfte aller Gotteshäuser, wurden von SA<br />
und SS zerstört. Das Pogrom wurde als „spontaner Akt des Volkszorns“ inszeniert.<br />
Diese Nacht markiert einen dramatischen Wendepunkt, denn die<br />
Juden waren nicht länger nur Diskriminierungen ausgesetzt, sondern<br />
mussten um ihr Leben fürchten, die Nazi-Schergen schreckten<br />
nicht länger vor Mord und Totschlag zurück. So nutzten die<br />
Nationalsozialisten die Reichspogromnacht als eine Art „Testlauf“,<br />
um zu prüfen, wie sich die Bevölkerung verhält, wenn offen<br />
Gewalt an Juden verübt wird.<br />
Die Reichspogromnacht war allerdings nicht von langer Hand<br />
geplant. Die Nationalsozialisten nutzten das Attentat des 17-jährigen<br />
Herschel Grynspan für ihre Zwecke. Grynspan war ein<br />
polnischer Jude, er wollte am 7. November 1938 den deutschen<br />
Botschafter in Paris töten, um auf die abgeschobenen polnischen<br />
Juden aufmerksam zu machen, zu denen auch seine Eltern zählten.<br />
Der junge Mann drang jedoch nur bis zum Legationssekretär Ernst<br />
Eduard vom Rath vor und verwundete ihn mit fünf Schüssen. Am<br />
9. November erlag dieser seinen Verletzungen. Das Datum spielte<br />
den Nazis in die Hände, die Führungsriege der Partei feierte<br />
in München den Jahrestag des gescheiterten Putschversuchs am<br />
9. November 1923. Propagandaminister Joseph Goebbels organisierte<br />
das Verbrechen und koordinierte SS und SA. Im ganzen Land<br />
brannten in dieser Nacht die Synagogen und die Nazis überfielen,<br />
misshandelten, verhafteten und töteten jüdische Menschen.<br />
Auch in Düsseldorf brannten Synagogen<br />
1933 zählte die Düsseldorfer Gemeinde 5.624 Mitglieder. In Düsseldorf<br />
begonnen die Pogrome an Juden eher als es in Goebbels<br />
Zeitplan vorgeschrieben war und dauerten auch länger an. Denn<br />
der Gauleiter von Düsseldorf Friedrich-Karl Florian war in eine<br />
Korruptionsaffäre verwickelt und sah diese Nacht als Chance,<br />
sich der NSDAP-Spitze als entschlossener Nationalsozialist zu<br />
zeigen. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Hellmuth Otto soll<br />
die Zerstörung eines Modehauses an der Königsallee angeführt<br />
haben. Die Synagoge an der Kasernenstraße wurde von SS und<br />
SA um 24 Uhr gestürmt und verwüstet. Zum Spott trugen die Nazi-Schläger<br />
die Amtstracht des Rabbiners. Die Feuerwehr löschte<br />
den Brand im Gotteshaus nicht, sondern trat nur in Aktion, um<br />
die umliegenden Gebäude zu schützen. Auch kleinere Gebetsstätten<br />
fielen den Nazitrupps zum Opfer.<br />
Familien wurden auseinandergerissen<br />
Selbst vor der Leichenhalle auf dem alten jüdischen Friedhof an<br />
der Ulmenstraße schreckten die Nazis nicht zurück, sondern verwüsteten<br />
sie. Die Schlägertrupps drangen mitten in der Nacht in<br />
die Wohnungen und Geschäfte der Juden ein. Sie zerstörten die Behausungen,<br />
stahlen das Hab und Gut der Bewohner, verprügelten<br />
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