m - Sandphysik.de
m - Sandphysik.de
m - Sandphysik.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Raketenantrieb und die Raketengleichung<br />
von Constantin Ziolkowski<br />
Wir wer<strong>de</strong>n unter dieser Anwendung eine Gleichung entwickeln, die die Raketenbewegung<br />
beschreibt. Die Beschreibung ist kompliziert, weil sich die Raketenmasse kontinuierlich<br />
än<strong>de</strong>rt, wenn die verbrannten Gase ausgestoßen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die einfachste Vorgehensweise besteht darin, die Impulsän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s gesamten Systems<br />
während eines Zeitintervalls zu berechnen (wobei <strong>de</strong>r Gasausstoß mit eingeschlossen ist) und<br />
<strong>de</strong>m Kraftstoß gleichzusetzen, <strong>de</strong>r von äußeren Kräften auf das System ausgeübt wird.<br />
Skizze:<br />
Es sei:<br />
∆ m Ausstoßgase<br />
F<br />
ext<br />
... die resultieren<strong>de</strong> äußere Kraft<br />
v ... die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Rakete relativ zur Er<strong>de</strong> zum<br />
Zeitpunkt t<br />
m ... die Masse <strong>de</strong>r Rakete einschließlich <strong>de</strong>s verbrannten Treibstoffs<br />
Zu einem späteren Zeitpunkt t + ∆t<br />
hat die Rakete Gas mit <strong>de</strong>r Masse ∆ m<br />
ausgestoßen.<br />
Wir verwen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Absolutbetrag, da die Masse <strong>de</strong>s ausgestoßenen Gases <strong>de</strong>n gleichen<br />
Betrag hat wie die Massenän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rakete.<br />
Die Rakete hat daher zur Zeit t + ∆t<br />
eine Masse von m − ∆m<br />
und bewegt sich mit einer<br />
Geschwindigkeit v + ∆v<br />
. Wenn das Gas mit einer Geschwindigkeit u<br />
aus<br />
relativ zur Rakete<br />
Ausgestoßen wird, dann beträgt die Gasgeschwindigkeit zur Zeit t + ∆t<br />
relativ zur Er<strong>de</strong><br />
v − . Der Anfangsimpuls <strong>de</strong>s Systems zur Zeit t ist:<br />
u aus<br />
p a<br />
= mv.<br />
Der Impuls <strong>de</strong>s Systems zum Zeitpunkt<br />
t + ∆t<br />
ist:
p<br />
p<br />
p<br />
e<br />
e<br />
e<br />
=<br />
( m − ∆m<br />
)( v + ∆v) + ∆m<br />
( v −u<br />
)<br />
= mv+<br />
m∆v<br />
−v<br />
∆m<br />
− ∆m<br />
∆v<br />
+ v ∆m<br />
−u<br />
= mv+<br />
m∆v<br />
−u<br />
aus<br />
∆m<br />
aus<br />
aus<br />
∆m<br />
.<br />
Der Term ∆ m ∆v<br />
kann vernachlässigt wer<strong>de</strong>, da er ein Produkt aus zwei sehr kleinen Größen<br />
ist.<br />
Wenn man die Impulsän<strong>de</strong>rung berechnet und gleich <strong>de</strong>m Kraftstoß setzt, erhält man<br />
∆ p =<br />
p<br />
e<br />
− p<br />
a<br />
= m∆v<br />
− u<br />
aus<br />
∆m<br />
= F<br />
ext<br />
∆t<br />
Man dividiert nun die Gleichung durch das Zeitintervall und bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Grenzwert für<br />
∆t → 0 .<br />
∆v<br />
dv<br />
Der Term geht dann gegen die Ableitung , also die Beschleunigung, und <strong>de</strong>r Term<br />
∆t<br />
dt<br />
∆m<br />
dm<br />
geht gegen , <strong>de</strong>n Absolutbetrag <strong>de</strong>r differentiellen Massenän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rakete.<br />
∆t<br />
dt<br />
Das liefert uns die Raketengleichung:<br />
dv dm<br />
m = uaus + F ext<br />
.<br />
dt dt<br />
dm<br />
Die Größe u aus<br />
heißt Schubkraft o<strong>de</strong>r kürzer Schub <strong>de</strong>r Rakete:<br />
dt<br />
dm<br />
F = sch<br />
uaus<br />
dt<br />
.<br />
Wenn sich die Rakete nahe <strong>de</strong>r Erdoberfläche bewegt, dann entspricht die äußere Kraft<br />
Fext<br />
<strong>de</strong>r Gewichtskraft <strong>de</strong>r Rakete (vernachlässigen <strong>de</strong>n Luftwi<strong>de</strong>rstand). Diese Kraft hat ein<br />
negatives Vorzeichen, da ihre Richtung <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Geschwindigkeit genau<br />
entgegengesetzt ist, vorausgesetzt, das sich die Rakete von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> wegbewegt. Der Schub<br />
<strong>de</strong>r Rakete muss <strong>de</strong>shalb größer sein als das Gewicht <strong>de</strong>r Rakete, wenn die Rakete nach oben<br />
beschleunigt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Die Raketengleichung wird nach <strong>de</strong>r Substitution = −mg<br />
und nach Division durch m zu<br />
dv<br />
dt<br />
uaus dm<br />
= −g<br />
+ ⋅ .<br />
m dt<br />
Um nach <strong>de</strong>r Geschwindigkeit v auflösen zu können, müssen wir die Austrittsgeschwindigkeit<br />
<strong>de</strong>r Gase relativ zur Rakete und die Verbrennungsgeschwindigkeit, d.h. die differenzielle<br />
dm<br />
Massenän<strong>de</strong>rung , kennen. Die Lösung dieser Gleichung wird zu<strong>de</strong>m dadurch<br />
dt<br />
verkompliziert, das die Masse nicht konstant ist, son<strong>de</strong>rn eine Funktion <strong>de</strong>r Zeit ist.<br />
dm<br />
Wenn die Rakete <strong>de</strong>n Treibstoff mit einer Rate R = verbrennt, dann beträgt die Masse<br />
dt<br />
<strong>de</strong>r Rakete zu je<strong>de</strong>m Zeitpunkt m = m − a<br />
Rt , wobei m<br />
a<br />
´die Anfangsmasse ist.<br />
F ext
dm<br />
Da negativ ist, schreiben wir<br />
dt<br />
dm<br />
dt<br />
dm = − . Die o.g. Gleichung wird dann zu:<br />
dt<br />
o<strong>de</strong>r<br />
dv<br />
dt<br />
u<br />
= −g<br />
−<br />
m<br />
aus ⋅<br />
dm<br />
dt<br />
dm<br />
dv = − g ⋅ dt − u ⋅ aus<br />
m<br />
.<br />
Nehmen wir an, das g konstant ist, und integrieren von t = 0 bis t = tv<br />
, <strong>de</strong>m Zeitpunkt, an <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Treibstoff vollständig verbrannt ist, dann erhalten wir:<br />
ve<br />
∫<br />
v a<br />
dv = −<br />
tv<br />
∫<br />
0<br />
gdt − u<br />
aus<br />
me<br />
∫<br />
ma<br />
dm<br />
,<br />
m<br />
v<br />
m<br />
e<br />
e<br />
− va<br />
= −gtv<br />
− uaus<br />
⋅ ln ,<br />
ma<br />
dm<br />
wobei wir f<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ m ⎞ ⎛<br />
⎜ ⎟ = ln ( m)<br />
verwen<strong>de</strong>t haben. Mit<br />
⎝ m<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
e<br />
ma<br />
− ln ⎜<br />
⎟ = ln<br />
⎜ erhalten wir:<br />
⎝ ma<br />
⎠ ⎝ me<br />
⎠<br />
ma<br />
ve<br />
− va<br />
= + uaus<br />
ln − gtv<br />
.<br />
me<br />
Die Gleichung beschreibt die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Raketengeschwindigkeit in einem konstanten<br />
Gravitationsfeld als Funktion <strong>de</strong>r Ausstoßgeschwindigkeit u<br />
aus,<strong>de</strong>r Zeit t v<br />
, bis <strong>de</strong>r Treibstoff<br />
verbrannt ist, und <strong>de</strong>m Verhältnis von Anfangs- zu Endmasse. Wenn sich eine Rakete im<br />
freien Raum bewegt, ohne dass äußere Kräfte auf sie wirken, än<strong>de</strong>rt sich ihre<br />
Geschwindigkeit um<br />
v<br />
m<br />
a<br />
e<br />
− va<br />
= + uaus<br />
ln (keine äußeren Kräfte).<br />
me<br />
Die Masse <strong>de</strong>r Rakete ohne Treibstoff heißt Nutzlast. Beträgt die Nutzlast nur 10 Prozent <strong>de</strong>r<br />
gesamten Masse, bestehen also 90 Prozent <strong>de</strong>r Anfangsmasse aus Treibstoff, dann ist das<br />
ma<br />
Massenverhältnis = 10 , wenn <strong>de</strong>r gesamte Treibstoff verbraucht ist. Eine Rakete, die mit<br />
m<br />
e<br />
v = 0 bei Abwesenheit äußerer Kräfte startet, erreicht unter diesen Voraussetzungen eine<br />
a<br />
Endgeschwindigkeit v<br />
e<br />
von<br />
ve<br />
= uaus<br />
ln 10 = 2, 3u<br />
aus.<br />
Der Logarithmus begrenzt die maximal erreichbare Endgeschwindigkeit. Bei einer Nutzlast<br />
von gera<strong>de</strong> 1 Prozent <strong>de</strong>r Gesamtmasse, beträgt die Endgeschwindigkeit bei Abwesenheit<br />
äußerer Kräfte 4 ,6u , also gera<strong>de</strong> doppelt soviel wie bei einer Nutzlast von 10 Prozent.<br />
aus