Carlos Watzka, Der Hospitalorden des Heiligen Johannes von Gott

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Watzka, Hospitalorden 127 Abb. 3: Darstellung eines Krankensaals der Barmherzigen Brüder, um 1635 76 . – Aus: Franciscus de GOVEA, Leben, Tod und Wunder-Werck deß seeligen Joannis Dei, Stiffters der Brüder der Barmhertzigkeit (Wien 1636) fol. 4. nach den Sittlichkeitsbegriffen der Vormoderne nur zwischen gleichgeschlechtlichen Personen unproblematisch; für Angehörige geistlicher Orden war daher 76 Die Darstellung zeigt im Hintergrund wahrscheinlich den damals neu errichteten Krankensaal des Krankenhauses in Graz, im Vordergrund hingegen eine fiktive Szene: Johannes von Gott wäscht einem Armen, der Christus ist, die Füße, während ein Bruder Arzneien zubereitet.
128 Watzka, Hospitalorden die unmittelbare, körperliche Betreuung Andersgeschlechtlicher – von außergewöhnlichen Notfällen abgesehen – nicht durchführbar, ohne ihre Reputation schwer zu beschädigen. Daher lehnte der Orden, an den insbesondere von Kommunen im Mittelmeerraum immer wieder das Angebot herangetragen wurde, Hospitäler für Kranke beiderlei Geschlechts zu übernehmen 77 , solche Vorschläge entweder schlicht ab oder richtete zumindest getrennte Abteilungen ein, wobei die praktische Krankenbetreuung in der „Frauenstation“ dann möglichst Krankenpflegerinnen überlassen wurde. In der Habsburgermonarchie und dem Heiligen Römischen Reich wurden aber – vielleicht aus besonderer Vorsicht aufgrund von Konfessionskonkurrenz, vielleicht wegen des geringeren öffentlichen Drucks zur Einrichtung von Krankenstationen für Frauen 78 – derartige „Experimente“ in der hier behandelten Zeitspanne überhaupt nicht unternommen; die Ordenshospitäler hierzulande waren demnach reine „Männerkrankenhäuser“ 79 . Frauen mussten in der Zeit vor der Entstehung des staatlichen Krankenhauswesens am Ende des 18. Jahrhunderts im Bedarfsfall die Anstalten weiblicher Hospitalorden aufsuchen, worunter für den österreichischen Raum die Elisabethinen hervorzuheben sind. Allerdings hatten deren Krankenhäuser weder die geographische Dichte, noch die räumlichen Kapazitäten, welche Männern mit dem Hospitäler-Netzwerk der Barmherzigen Brüder zur Verfügung standen. Diese offensichtliche Ungleichheit wird man freilich nicht den „männlichen“ Hospitalorden, sondern der patriarchalischen vormodernen Gesellschaft insgesamt zum Vorwurf machen können bzw. müssen. Abgesehen von dieser – freilich sehr grundlegenden – Einschränkung gab es prinzipiell keine Barrieren für Hilfe suchende Aufnahmewillige: Die geistliche Gemeinschaft nahm – und dies gehörte schon zu den Maximen der Gründergestalt Johannes von Gott selbst – Kranke jeder Religion, jeder Nation und jedes Standes auf 80 . Dieses Paradigma wird in der Ordenstradition auch sehr geschätzt und zeugt von einer universalen Auffassung christlicher Nächstenliebe. Hieraus schließen zu wollen, die Barmherzigen Brüder in der Frühen Neuzeit wären in Glaubensfragen „tolerant“ gewesen, wäre freilich verfehlt: Gemäß den damaligen Konzepten von Glaube und Kirche war sehr wohl große Hilfsbereitschaft auch für Andersgläubige möglich; als „krönender Abschluss“ solcher Akte der Nächstenliebe musste jedoch die Bekehrung zur katholischen Konfession jedenfalls angestrebt werden. Dementsprechend war der Hospitalorden 77 Vgl. STROHMAYER, Hospitalorden (wie Anm. 3) 95-173. 78 Vgl. hierzu WATZKA, Krankenhaus (wie Anm. 4) bes. 108-116. 79 Mit dem Hospitalbetrieb in Berührung kamen weibliche Personen lediglich als Besucherinnen von Patienten (zu reglementierten Besuchszeiten) sowie als Wäscherinnen. Diese verrichteten ihre Arbeit allerdings außerhalb des Hospitals; ABBG, Karton 19. 80 Vgl. STROHMAYER, Hospitalorden (wie Anm. 3) 18 sowie CASTRO, Leben des Johannes von Gott (wie Anm. 7) 22.
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