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Carlos Watzka, Der Hospitalorden des Heiligen Johannes von Gott

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<strong>Watzka</strong>, <strong>Hospitalorden</strong><br />

131<br />

jedoch aus praktischen Erwägungen durchaus auch Einschränkungen vorgesehen<br />

waren: Zum einen beschränkte sich der Orden, worauf schon hingewiesen<br />

wurde, auf die Behandlung <strong>von</strong> nach damaligem Kenntnisstand als heilbar<br />

betrachteten Erkrankungen und musste daher, wie heutige Akutkrankenhäuser<br />

auch, bei chronischen Krankheitsverläufen die Betroffenen in andere Anstalten<br />

transferieren oder in Familienpflege entlassen 89 , zum anderen ließ man<br />

sinnvollerweise bei „contagiösen“, also besonders leicht übertragbaren Krankheiten<br />

größte Vorsicht walten: Von „pestilenzischen“ Erkrankungen betroffene<br />

Personen behandelten gewisse Barmherzige Brüder zwar sehr wohl, aber in<br />

ihren Unterkünften oder in den speziell hierfür eingerichteten Lazaretten und<br />

somit außerhalb ihrer Konvente und Hospitäler 90 , um nicht die übrigen Kranken<br />

der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen – und auch das Risiko zu mindern,<br />

dass ganze Konvente durch jene Epidemien ausstürben 91 . Anderen Gruppen<br />

<strong>von</strong> Kranken, die unter erheblichen Stigmatisierungen litten, boten die Barmherzigen<br />

Brüder demgegenüber „Asyl“; hierzu zählen insbesondere Personen,<br />

die an „Lustseuchen“ litten, und psychisch Kranke. Gerade gegenüber letzteren<br />

wiesen die Ordenshospitäler <strong>des</strong> <strong>Heiligen</strong> <strong>Johannes</strong> <strong>von</strong> <strong>Gott</strong> in der Habsburgermonarchie<br />

schon im 17. und 18. Jahrhundert einen bemerkenswert empathischen<br />

und zugleich therapeutisch orientierten Zugang auf 92 . Sie standen damit<br />

in der Tradition <strong>des</strong> „Ordensgründers“ selbst, für den ja die Erfahrung der<br />

grausamen Behandlung, die ihm als – vermeintlich oder tatsächlich – „Verrückten“<br />

im königlichen Hospital <strong>von</strong> Granada zuteil geworden war, der Anlass gewesen<br />

war, zu wünschen:<br />

„Jesus Christus möge mir die Zeit schenken und die Gnade gewähren, das<br />

ich ein Hospital habe, in dem ich die armen Menschen, die verlassen und<br />

der Vernunft beraubt sind, sammeln kann, um ihnen zu dienen, wie ich es<br />

wünsche!“ 93<br />

89<br />

Entsprechende Vermerke finden sich in den Grazer Krankenprotokollen: ABBG, Buch 1 und<br />

Buch 2.<br />

90<br />

Entsprechende Bestimmungen finden sich insbesondere in Behandlungsverträgen <strong>des</strong> Ordens<br />

mit Handwerkerverbänden, die als rechtliche Dokumente klare Grenzen der Verpflichtungen beider<br />

Seiten ziehen mussten: ABBÖ, Kartons Neue Reihe Nr. 55, F. 52; ABBG, Karton 17.<br />

91<br />

Mit diesem Problem sah sich der Orden der Kamillianer, die sich explizit und vorrangig der Betreuung<br />

<strong>von</strong> Seuchenkranken widmeten, immer wieder konfrontiert. Vgl. hierzu besonders Piero<br />

SANNAZZARO, Geschichte <strong>des</strong> Kamillianer-Ordens (1550-1699) (Wien 1998).<br />

92<br />

Vgl. hierzu ausführlich WATZKA, Krankenhaus (wie Anm. 7); WATZKA, Arme, Kranke, Verrückte<br />

(wie Anm. 4).<br />

93<br />

CASTRO, Leben <strong>des</strong> <strong>Johannes</strong> <strong>von</strong> <strong>Gott</strong> (wie Anm. 7) 50.

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