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Unternehmensnachfolge Unternehmensnachfolge - Iste Bilgi

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Uzman görüșü | Experteninterview<br />

alversicherungspflichtig Beschäftigten im betrachteten<br />

Fünfjahreszeitraum 2010 bis 2014 die Übergabe des Unternehmens<br />

ansteht. Erwartet wird, dass rund die Hälfte<br />

der zur Nachfolge anstehenden Unternehmen eine familieninterne<br />

Nachfolge anstrebt. Bei den anderen Fällen<br />

erfolgt eine familienexterne Nachfolgelösung, z.B. durch<br />

den Verkauf des Unternehmens an einen oder mehrere<br />

leitende Mitarbeiter.<br />

Was sind die Schwierigkeiten, die im Rahmen einer <strong>Unternehmensnachfolge</strong><br />

immer wieder anzutreffen sind?<br />

Das Hauptproblem ist, dass die derzeitigen Unternehmer<br />

und Unternehmerinnen sich sehr ungern mit diesem<br />

Thema auseinandersetzen und versuchen dieses Thema<br />

möglichst lange zu verdrängen. Somit kann der Nachfolgeprozess<br />

erst gar nicht beginnen, d.h. es fällt keine Entscheidung<br />

wer wann usw. das Unternehmen fortführen<br />

soll.<br />

Stimmt es, dass Übernahmewillige mit Migrantenhintergrund<br />

auf Argwohn bei Alt-Eigentümern stoßen?<br />

Hierzu liegen mir keine Erkenntnisse vor, hier muss die<br />

Wissenschaft derzeit passen. Sicherlich kann aber gesagt<br />

werden, dass es den Übergebern grundsätzlich sehr<br />

schwer fällt, „ihr Lebenswerk“ in fremde Hände – unabhängig<br />

von der Nationalität - zu geben.<br />

Wie könnte man evtl. bestehende Ressentiments gegenüber<br />

potenziellen Nachfolgern mit Migrationshintergrund<br />

auf Verkäuferseite abbauen?<br />

Wenn diese überhaupt bestehen, ist es eine sehr gute<br />

Möglichkeit über die Industrie- und Handelskammer bzw.<br />

Handwerkskammer vor Ort im Rahmen von Veranstaltung<br />

über Best-Practice Beispiele, d.h. gelungene externe<br />

Nachfolgen, zu berichten. Ich selbst durfte an einer Veranstaltung<br />

der SIHK Hagen teilnehmen und war begeistert<br />

von den Nachfolgern. Ich habe diese Beispiele direkt in<br />

meine Vorlesung eingebaut. Den Unternehmern, die eine<br />

Nachfolge suchen, kann ich nur empfehlen, offener und<br />

weiter zu suchen. Damit ist nicht nur gemeint überregional,<br />

sondern auch innerhalb der Firma, falls eine externe<br />

Nachfolgelösung angestrebt wird.<br />

Wie hoch ist der Anteil von Migranten bei Übernahmen?<br />

Auch hier kann die Wissenschaft derzeit leider keine präzise<br />

Antwort geben. Wir wissen weder, wie viele der oben<br />

angesprochenen 110.000 Übergeber, noch, wie viele<br />

Übernehmer einen Migrationshintergrund haben. Um Ihnen<br />

doch eine erste, grobe Einschätzung zu geben: Unter<br />

den Existenzgründern in Deutschland beträgt der Anteil<br />

von Personen mit Migrationshintergrund rund 40 %. Im<br />

Bereich <strong>Unternehmensnachfolge</strong> dürfte dieser Anteil<br />

deutlich niedriger sein.<br />

Wann sollte man sich um die Nachfolge kümmern?<br />

Optimal wäre sicherlich zwischen dem 55 und 60. Lebensjahr.<br />

Wie viel Zeit nimmt eine Übernahme bzw. Übergabe<br />

durchschnittlich in Anspruch?<br />

Grundsätzlich ist jede <strong>Unternehmensnachfolge</strong> ein Einzelfall.<br />

I.d.R. dauert eine familieninterne Nachfolge bis zu<br />

fünf Jahre, da oftmals auch eine gemeinsame Einarbeitungszeit<br />

erfolgt. Die erfolgreiche Suche nach einer externen<br />

Nachfolge dauert i.d.R. zwischen 6 Monaten und<br />

zwei Jahre.<br />

Stimmt es, dass viele der Unternehmenseigentümer den<br />

Preis für das Unternehmen zu hoch ansetzen und sollte<br />

es so sein, was glauben Sie woher diese Überschätzung<br />

herrührt?<br />

Insbesondere bei der familienexternen Nachfolge ist neben<br />

dem Finden eines Nachfolgers, die Einigung auf einen<br />

Kaufpreis ein großes Problem. Aus einer meiner Untersuchungen<br />

weiß ich, dass die untersuchten rund 150<br />

Unternehmen im Durchschnitt einen Verkaufspreis von<br />

ca. 750.000 Euro anstrebten. Der tatsächliche Verkaufspreis<br />

lag mit ca. 470.000 Euro aber deutlich darunter.<br />

Etwa 39 Prozent dieser Unternehmer mussten ihre Preisvorstellung<br />

sogar um mehr als 50 Prozent senken, damit<br />

der Kauf und die Nachfolge zustande kommen konnten.<br />

Gibt es Kennzahlen an denen man den Wert eines Unternehmens<br />

vor einer Übernahme besser einschätzen kann?<br />

Es gibt keinen objektiven Unternehmenswert. In jedem<br />

der gängigen Unternehmensbewertungsverfahren sind<br />

subjektive Aspekte zu berücksichtigen, so dass es fast<br />

normal ist, dass Verkäufer und Käufer unterschiedliche<br />

Kaufpreisvorstellungen haben. Trotzdem können diese<br />

Verfahren eine solide Grundlage für die Verhandlungen<br />

bieten. Abschließend möchte ich sagen, dass die <strong>Unternehmensnachfolge</strong><br />

eine der größten Managementaufgaben<br />

des Unternehmers ist und bleibt.<br />

Prof. Dr. Frank Wallau ist Dozent an der Fachhochschule der<br />

Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Mittelstandsforschung Bonn.<br />

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