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Gemeindebrief

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Menschen in Lukas<br />

Beim Stichwort Alter fällt vielen Menschen<br />

spontan „Reisen und Hobbys“ ein:<br />

Bei einer Umfrage des evangelischen<br />

Monatsmagazins „chrismon“ gaben 31<br />

Prozent der Interviewten dies als ersten<br />

Gedanken im Zusammenhang mit ihrem<br />

Seniorendasein an. 22 Prozent verbinden<br />

mit dem Alter „Zeit für die Enkel“, 21<br />

Prozent allerdings auch die Befürchtung<br />

„zu wenig Geld“ und neun von hundert<br />

„Krankheit und Gebrechen“.<br />

GB: Die Arbeit mit Demenzkranken<br />

und deren Angehörigen nimmt auch in<br />

der kirchlichen Seniorenarbeit einen immer<br />

breiteren Raum ein. Sie erwähnten<br />

eingangs ein Demenzcafé, das Sie aufgebaut<br />

haben. Welche Idee steckt dahinter?<br />

Martini: Wer pflegt, braucht Pausen.<br />

Pflegende Angehörige von Demenzkranken<br />

sollen mit diesem Angebot<br />

entlastet werden und wenigstens für ein<br />

paar Stunden in der Woche Zeit für sich<br />

selbst haben. Menschen mit Demenz<br />

benötigen Unterstützung, meist jeden<br />

Tag und das rund um die Uhr. Aber<br />

niemand kann sich auf Dauer allein um<br />

einen demenziell Erkrankten kümmern,<br />

ohne dabei an seine eigenen Grenzen –<br />

seelisch wie körperlich – zu stoßen. Die<br />

Demenzkranken ihrerseits verbringen<br />

einen gemütlichen und geselligen Vorbeziehungsweise<br />

Nachmittag in netter<br />

Atmosphäre. Das ist die Idee, die hinter<br />

dem Projekt „Demenzcafé“ steckt, das in<br />

unseren Gemeinden übrigens „Café zur<br />

Erinnerung“ heißt.<br />

GB: Wo und wann findet das „Café zur<br />

Erinnerung“ statt?<br />

Martini: Mittlerweile haben wir zwei:<br />

eins findet mittwochs in der Ev. Schlosskirche<br />

Eller von 9:45 bis 12:45 Uhr statt<br />

und ist mit Mittagessen. Das zweite öffnet<br />

seine Pforten donnerstags von 14:15<br />

bis 17:15 Uhr im zentrum plus Vennhausen<br />

an der Ev. Markuskirche.<br />

Es ist ein offenes Angebot. Das heißt,<br />

niemand muss regelmäßig kommen.<br />

Angehörige können ihre an Demenz<br />

erkrankten Familienmitglieder nach<br />

Bedarf anmelden. Die drei Stunden Betreuung<br />

kosten jeweils 20 Euro und werden<br />

von den Pflegekassen übernommen.<br />

Hinzu kommen noch 2,50 Euro für das<br />

Mittagessen.<br />

GB: Wie sieht ein Vor- bzw. Nachmittag<br />

im „Café zur Erinnerung“ aus?<br />

Martini: Im Mittelpunkt steht das gemütliche<br />

Beisammensein. Zusammen<br />

mit einem geschulten Team wird ein<br />

stets wechselndes und vielseitiges Betreuungsprogramm<br />

erarbeitet, das auch<br />

Zeit zum privaten Gespräch bei Kaffee<br />

und Kuchen lässt. Viele Demenzkranke<br />

erinnern sich erstaunlich gut an ihre<br />

Kindheit oder andere lang zurückliegende<br />

Ereignisse. Dabei wird jeder Gast<br />

individuell betreut. Die Gruppengröße<br />

umfasst nie mehr als acht Teilnehmer.<br />

GB: Wie viele Betreuerinnen arbeiten<br />

im Demenzcafé?<br />

Martini: Das Betreuungsverhältnis liegt<br />

zwischen 1:1 bis 1:3, also eine Ehrenamtliche<br />

betreut bis zu drei Gäste, je<br />

nach dem wie viele kommen. Für beide<br />

Cafés zusammen haben wir zur Zeit 10<br />

ehrenamtliche Betreuerinnen. Zusätzlich<br />

ist jeweils eine Ergotherapeutin anwesend.<br />

GB: Wie werden die Ehrenamtlichen<br />

auf ihre Tätigkeit vorbereitet?<br />

Martini: In 30 Stunden, verteilt auf<br />

mehrere Monate, erfahren die Ehrenamtlichen<br />

Grundsätzliches über die<br />

Krankheit, über Hilfeangebote und<br />

Pflegestufen. Auch vor welchen Herausforderungen<br />

Angehörige stehen, wird<br />

thematisiert. Schwerpunkt der Schulung<br />

ist aber der Umgang mit demenzkranken<br />

Menschen, also wie man am besten mit<br />

ihnen kommuniziert und die gemeinsame<br />

Zeit gestaltet, zum Beispiel mit Musik<br />

oder Sitztanz.<br />

GB: Eine letzte Frage, angelehnt an unser<br />

Heftthema zu Pfingsten: Wofür sind<br />

Sie „Feuer und Flamme“? Was kann Sie<br />

bei Ihrer Arbeit begeistern?<br />

Martini: Große Veranstaltungen, zu denen<br />

viele Leute aus allen drei Gemeinden<br />

zusammenkommen. Das ist auch<br />

mein Wunsch für die zukünftige Seniorenarbeit,<br />

denn manchen fällt der Gang<br />

zum anderen Kirchturm doch noch etwas<br />

schwer.<br />

GB: Frau Martini, wir danken für das<br />

Gespräch.<br />

Die Fragen stellte Hildegard Gorny.<br />

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