aktuell - AMV
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<strong>aktuell</strong><br />
2004<br />
2004<br />
Aargauer Mittelschullehrerinnenund<br />
Mittelschullehrer-Verein
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Stefan Läderach Editorial 1<br />
Patrik Schneider Kurz und bündig 3<br />
Thomas Widmer Abschiedsreferat vom 31. März 2004 7<br />
Kathrin Hunziker Referat an der Jahresversammlung 2004 10<br />
Uwe Kersten Umsetzung der Entlastungsmassnahmen 12<br />
Andreas Hunziker Instrumentalunterricht unter der Sparschraube<br />
15<br />
Ruedi Ingold Umsetzung GAL / LDLP / VALL 20<br />
Arianne Bolli Schlussbericht der Evaluation MAR 22<br />
Alexander Fend<br />
FDP/SVP-Motion betr. "Vereinfachung der 24<br />
aargauischen MAR-Umsetzung"<br />
Stefan Läderach<br />
Die Gretchenfrage des Aargauer Gymnasiums?<br />
26<br />
Alexander Fend Vernehmlassung Bildungsartikel 28<br />
Neu im Vorstand 29<br />
Uwe Kersten<br />
Persönlichkeit: <strong>AMV</strong>-Mitglied Patrik<br />
Schneider<br />
31<br />
Der <strong>AMV</strong>-Vorstand<br />
Präsident<br />
Vizepräs.<br />
Aktuarin<br />
Stefan Läderach<br />
Bündtenweg 19<br />
5000 Aarau<br />
Tel u. Fax 062 823 19 60<br />
stefan.laederach@bluewin.ch<br />
Erich Bühlmann<br />
Bodenackerweg 45<br />
5612 Villmergen<br />
056 622 68 18<br />
erich.buehlmann@gmx.ch<br />
Ariane Bolli<br />
Schiibe 10 C<br />
5408 Ennetbaden<br />
056 427 44 94<br />
ariane.bolli@gmx.net<br />
Patrik Schneider<br />
Bernerstrasse 4<br />
5400 Baden<br />
Tel.: 056 221 18 67<br />
padi.schneider@cwmail.ch<br />
Alexander Fend<br />
Wildeggerstr. 6<br />
5702 Niederlenz<br />
Tel 062 892 24 91<br />
rusterholz.fend@freesurf.ch<br />
Vizepräs.<br />
Kassierin<br />
Uwe Kersten<br />
Huebachersteig 28<br />
5417 Untersiggenthal<br />
Tel 056 288 22 47<br />
uwe.kersten@bluewin.ch<br />
Caroline Streif Schmid<br />
Buechraiweg 47<br />
5452 Oberrohrdorf<br />
Tel 056 496 67 44<br />
caroline.streif@hispeed.ch<br />
Monika Langmeier<br />
Berneggweg 3<br />
8055 Zürich<br />
Tel 01 451 21 62<br />
mlangmeier@dplanet.ch<br />
Ruedi Ingold<br />
Kongoweg 11<br />
5034 Suhr<br />
Tel 062 842 46 35<br />
ringold1@bluewin.ch<br />
Redaktionsteam:<br />
Ruedi Ingold<br />
Uwe Kersten<br />
Stefan Läderach
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 1<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Als neu gewählter Präsident des <strong>AMV</strong> freue ich mich sehr, in diesem<br />
Editorial meine erste Grussbotschaft an Sie richten zu dürfen. Es zeigte sich<br />
nach meiner Wahl rasch – und das vorliegende Heft mag Ihnen einen Eindruck<br />
davon vermitteln – dass in den ersten Monaten meiner Amtszeit keine<br />
Schonfrist zu erwarten sein würde, um mich ausschliesslich dem beschaulichen<br />
Dossierstudium und dem Anknüpfen neuer Kontakte zu widmen. Die<br />
kantonalen Sparmassnahmen im Mittelschulbereich, das neue Lohndekret,<br />
die Evaluation der aargauischen MAR-Umsetzung und die damit zusammenhängende<br />
Motion der FDP- und SVP- Fraktionen, dies sind die <strong>aktuell</strong>en<br />
Themen, die uns Mittelschullehrpersonen ganz zentral betreffen und gegenwärtig<br />
die volle Präsenz des <strong>AMV</strong> erforden. Mein grosser Dank geht an meinen<br />
Vorgänger, Thomas Widmer und an meine erfahrenen Vorstandskolleginnen<br />
und -kollegen, die mir in der Einarbeitungsphase mit Rat und Tat zur<br />
Seite gestanden sind.<br />
Da ich als Instrumentallehrer nicht verheimlichen kann, der Vertreter<br />
eines sogenannt „weichen Fachs“ zu sein, kann ich nicht umhin, mich bei<br />
dieser Gelegenheit gleich zu der unerträglichen Diskriminierung einzelner<br />
Fächer zu äussern, die sich offenbar auch im 21. Jahrhundert noch hartnäckig<br />
in einigen Köpfen hält.<br />
In der Diskussion um MAR Aargau feiert das unsägliche Schlagwort<br />
von den „weichen Fächern“ derzeit wieder fröhliche Urständ, worauf bereits<br />
unser Kollege Dr. Martin Mosimann in seinem Leserbrief in der AZ vom<br />
7.4.04 hingewiesen hat.<br />
„Weiche“ kontra „harte“ Fächer? Zunächst einmal: Geht es hier um die<br />
Härte von Lehrinhalten, Unterrichtsstilen, Lehrpersonen oder Notenskalen?<br />
Wer mit derart undifferenzierten Schlagworten hantiert, hat sich eigentlich<br />
schon von vornherein aus einer durchaus möglichen sachlichen Diskussion<br />
über Leistungsorientierung verabschiedet.<br />
Ins selbe Kapitel demagogischen Sprachgebrauchs gehört die Behauptung<br />
– noch dazu von Kollegenseite – , in den neuen Unterrichtsgefässen seien<br />
„mindestens zehn Jahresstunden Luft“ enthalten. Abgesehen davon, dass<br />
genügend frische Luft eine unabdingbare Voraussetzung zum klaren Denken<br />
ist, trifft eine solche Rede all jene Lehrpersonen, die sich ernsthaft mit den<br />
Möglichkeiten (und Grenzen) der neuen Unterrichtsgefässe auseinandergesetzt<br />
und keinen Aufwand gescheut haben, um für die interdisziplinären<br />
Fächer Lehrpläne zu formulieren und gehaltvolle Lektionen zu gestalten.
2 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Wohl möglich, dass es auch in den Fächern BiG, Musik und Sport einzelne<br />
Lehrpersonen gibt, die zu einer zu „weichen“ Notenskala neigen. Aufgrund<br />
dieses Umstandes ein grundsätzliches qualitatives Gefälle zwischen<br />
den Fächergruppen zu konstruieren, ist jedoch vor dem Hintergrund der<br />
modernen Kunst- und Sportpädagogik völlig unangebracht. Es dürfte sich<br />
doch inzwischen herumgesprochen haben, dass gerade in diesen Fächern<br />
mit ihrer besonders ausgewogenen Integration von Kopf, Herz und Hand<br />
hervorragende Voraussetzungen für eine harmonische Förderung von intellektuellen<br />
Fähigkeiten und Leistungsorientierung gegeben sind. Und dennoch<br />
würde es sich wohl kaum jemand einfallen lassen, deswegen andere Fächer<br />
pauschal herabzuwürdigen und etwa das Rampenlicht der Kunst gegen das<br />
Lampenlicht der Wissenschaft auszuspielen.<br />
Jede Rangordnung zwischen promotionswirksamen Fächern ist doch<br />
von vornherein verfehlt. Die Frage ist einzig die, wie sich die individuelle<br />
Lehrperson in ihrem Unterricht und in ihrer Notengebung zur Frage der<br />
Leistungsorientierung verhält. Eine grössere Einheitlichkeit in dieser Hinsicht<br />
– innerhalb der einzelnen Fächer, aber eben auch über die Fächergrenzen<br />
hinweg – wäre gewiss kein Verlust. Auch hier könnte Qualitätssicherung ansetzen.<br />
Stefan Läderach
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 3<br />
von Patrik Schneider<br />
Kurz und bündig — Das Wichtigste im Überblick<br />
FDP/SVP-Motion<br />
Am 30. März 2004 reichten die Fraktionen<br />
der FDP und der SVP eine<br />
Motion betreffend „Vereinfachung der<br />
aargauischen MAR-Umsetzung und<br />
Harmonisierung mit den Mittelschulen<br />
der Nachbarkantone“ ein. Darin wird<br />
gefordert, dass die Schwerpunktfächer<br />
vier Jahre dauern und dass<br />
die einzelnen Kantonsschulen eigenständige<br />
Profile aufweisen. In der<br />
Begründung wird das Aargauer Modell<br />
als zu kompliziert kritisiert und<br />
eine Lösung mit fünf Maturitätsprofilen<br />
wie im Kanton Zürich als vorteilhaft<br />
erachtet.<br />
In ihrem Schreiben vom 12. Mai<br />
nimmt die Rektorenkonferenz ablehnend<br />
Stellung zu den Forderungen<br />
der Motion (Bericht auf S. 24).<br />
Evaluation MAR<br />
Im April veröffentlichte das Luzerner<br />
Institut für Politikstudien "Interface"<br />
seinen Evaluationsbericht zur aargauischen<br />
MAR-Umsetzung. Der Bericht<br />
ist im Grundtenor sehr positiv, weist<br />
aber auf verschiedene Mängel und<br />
Kinderkrankheiten des MAR Aargau<br />
hin (Bericht auf S. 22).<br />
Umsetzung GAL<br />
Zur Senkung der Umsetzungskosten<br />
willigten die Verbände ein, dass die<br />
Lehrpersonen auf der Basis der Zahlen<br />
von 2003 ins neue System überführt<br />
und somit zwei Jahre „verjüngt“<br />
werden. Im Gegenzug dazu schlägt<br />
die vorberatende Kommission dem<br />
Grossen Rat vor, die Überführung in<br />
einem Schritt per 1.1.2005 zu vollziehen,<br />
statt wie ursprünglich geplant in<br />
zwei Schritten, nämlich 2005 und<br />
2007.<br />
Kompensationen<br />
An einzelnen aargauischen Mittelschulen<br />
werden zur Zeit unterschiedliche<br />
Modelle für die Kompensation<br />
strukturell bedingter Unterrichtsausfälle<br />
diskutiert. Der <strong>AMV</strong><br />
weist auf die in diesem Zusammenhang<br />
entstehenden anstellungsrechtlichen<br />
Probleme hin und fordert<br />
einheitliche Lösungen für alle sechs<br />
Schulen sowie eine saubere Einbettung<br />
in das geplante Jahresarbeitszeitkonzept.<br />
Eine Vermischung der<br />
Kompensationsfrage mit den Entlastungsmassnahmen<br />
ist aus der Sicht<br />
des <strong>AMV</strong> zu vermeiden.<br />
Entlastungsmassnahme<br />
Globalpool<br />
Es zeigt sich, dass die verschiedenen<br />
Kantonsschulen bei der Umsetzung<br />
der Entlastungsmassnahme "Prozentuale<br />
Kürzung des globalen Stundenpools"<br />
recht unterschiedlich vorgehen.<br />
Der <strong>AMV</strong>-Vorstand steht dem<br />
eher skeptisch gegenüber. Um eine<br />
Übersicht zu erhalten, hat er die verschiedenen<br />
Einzelmassnahmen an<br />
den einzelnen Schulen zusammengestellt<br />
(Bericht S. 12).
4 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Entlastungsmassnahme im<br />
Instrumentalunterricht<br />
Der Regierungsrat hat am 26.5.2004<br />
beschlossen, die Entlastungsmassnahme<br />
2003 im Instrumentalunterricht<br />
auf den Freifachbereich zu konzentrieren<br />
und nicht, wie ursprünglich<br />
geplant, auf die Begabtenförderung<br />
sowie das Ergänzungs- und Schwerpunktfach.<br />
Der <strong>AMV</strong> begrüsst diese<br />
Entwicklung im Sinne einer Schadensbegrenzung.<br />
Die Umsetzung obliegt<br />
den einzelnen Schulen. Der<br />
<strong>AMV</strong> setzt sich für eine Koordination<br />
der Umsetzungsmassnahmen ein.<br />
Die Höhe des einzusparenden Betrages<br />
an jeder einzelnen Schule bemisst<br />
sich neu nach der Anzahl der<br />
Schüler-/innen im Freifach.<br />
Gegenwärtig laufen im BKS die Vorarbeiten<br />
zu einer Neugestaltung des<br />
Instrumentalunterrichts vor dem Hintergrund<br />
der massiven Verknappung<br />
der verfügbaren Ressourcen.<br />
Sozialplan<br />
Eine Arbeitsgruppe des BKS, bestehend<br />
aus Delegierten der Personalverbände<br />
und den zuständigen Abteilungen<br />
der Verwaltung, arbeitet einen<br />
Sozialplan für die von den Entlastungsmassnahmen<br />
2003 betroffenen<br />
Lehrpersonen aus. Nachdem der Sozialplan<br />
zunächst ausschliesslich für<br />
die Lehrpersonen der Volksschule<br />
vorgesehen war, werden nach Intervention<br />
des <strong>AMV</strong> nun auch die betroffenen<br />
Mittelschullehrpersonen berücksichtigt.<br />
Die Arbeitsgruppe erarbeitet<br />
Lösungen in den Bereichen<br />
• Beratung und Information<br />
• Alternative Ausbildungen und<br />
Berufstätigkeiten<br />
• Finanzielle Massnahmen wie<br />
z.B. die Möglichkeit von Frühpensionierungen.<br />
Das BKS hat für die Betroffenen eine<br />
Auskunftsstelle eingerichtet. Diese<br />
„Anlaufstelle Sozialplan“ wird betreut<br />
durch Frau Julia Sanz. Sie ist von<br />
Montag bis Donnerstag erreichbar<br />
über Telefon 062 835 20 49.<br />
Ruhestandsdekret<br />
Der Regierungsrat hat im Zusammenhang<br />
mit dem Stellenabbau und<br />
der Reorganisation in der Verwaltung<br />
ein Dekret über die Versetzung von<br />
Mitarbeitenden in den vorzeitigen<br />
Ruhestand erarbeitet. Dieses soll die<br />
Voraussetzungen schaffen für vorzeitige<br />
Pensionierungen ab vollendetem<br />
60. Altersjahr. Es sieht vor, als<br />
Ergänzung zu den Leistungen der<br />
Pensionskasse APK eine AHV-Überbrückungsrente<br />
auszurichten und zu<br />
prüfen, ob allfällige Rentenkürzungen<br />
der Pensionskasse ausgeglichen<br />
werden können. Das Dekret geht nun<br />
in die Vernehmlassung. Es ist vorgesehen,<br />
dass es per 1.1.2005 in Kraft<br />
tritt.<br />
IAM Stellenbörse<br />
Der Instrumentallehrer/-innenverein<br />
baut eine Stellenbörse auf. Diese<br />
Dienstleistung soll den Schulleitungen<br />
und den betroffenen Lehrpersonen<br />
einen optimalen Überblick<br />
über die <strong>aktuell</strong>e Stellensituation an<br />
allen Kantonsschulen vermitteln und<br />
die schulübergreifende Stellenver-
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 5<br />
mittlung erleichtern. Die Stellenbörse<br />
wird durch Eva Noth-Binggeli (Kantonsschule<br />
Wohlen) betreut.<br />
Informationspapier<br />
Sozialversicherungsfragen<br />
Der <strong>AMV</strong> hat zusammen mit der IAM<br />
ein Informationspapier zu Handen<br />
der Rektorenkonferenz verfasst, das<br />
im Kontext der bevorstehenden Entlastungsmassnahmen<br />
und der Einführung<br />
von GAL über verschiedene<br />
technische Detailfragen zur Sozialversicherungsproblematik<br />
(APK, ALV)<br />
orientiert.<br />
Weiterbildung<br />
Der <strong>AMV</strong> erarbeitet ein Dossier, welches<br />
die spezifischen Bedürfnisse<br />
der einzelnen Fachschaften bezüglich<br />
länger dauernder fachspezifischer<br />
Weiterbildungsangebote dokumentieren<br />
soll. Dabei steht insbesondere<br />
der qualitative Aspekt der Weiterbildungsangebote<br />
im Vordergrund. Das<br />
BKS hat Interesse an der Dokumentation<br />
angemeldet.<br />
Unvereinbarkeit<br />
In einem Schreiben vom 7.3.2004 an<br />
die Kommission WOV des Grossen<br />
Rates forderte der <strong>AMV</strong> die Aufhebung<br />
der sogenannten „Unvereinbarkeit“<br />
und damit die Wählbarkeit<br />
der Mittelschullehrpersonen in den<br />
Grossen Rat. Ein entsprechender<br />
Prüfungsantrag von Thomas Leitch<br />
(SP) wurde vom Grossen Rat am<br />
17.3.2004 mit 110 gegen 26 Stimmen<br />
gutgeheissen. Die zweite Lesung erfolgt<br />
im dritten Quartal des laufenden<br />
Jahres.<br />
Begabtenförderung<br />
Laut Beschluss der Geschäftsleitung<br />
BKS vom 6.5.2004 soll ab dem<br />
Schuljahr 2005/06 an einer der Kantonsschulen<br />
eine Abteilung für Studierende<br />
mit einer überdurchschnittlichen<br />
sportlichen Begabung gebildet<br />
werden. Die Ausbildung soll 5 Jahre<br />
dauern. Im Bereich Musik wird für die<br />
Förderung hochbegabter Studierender<br />
eine integrative Lösung innerhalb<br />
der Regelklassen angestrebt. Die gesonderte<br />
Behandlung beider Bereiche<br />
entspricht der Problemlage und ist<br />
aus der Sicht des <strong>AMV</strong> zu begrüssen.<br />
Bildungsverfassung<br />
Die Schweiz soll eine neue Bildungsverfassung<br />
erhalten. Die Kommission<br />
für Wissenschaft, Bildung und Kultur<br />
(WBK) des Nationalrates hat zusammen<br />
mit der Erziehungsdirektorenkonferenz<br />
und Experten einen Entwurf<br />
ausgearbeitet, welcher die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit des<br />
schweizerischen Bildungswesens erhöhen,<br />
die interkantonale und internationale<br />
Mobilität erleichtern und die<br />
kantonalen Bildungssysteme in einzelnen<br />
Punkten gesamtschweizerisch<br />
harmonisieren soll. Was die Regelung<br />
der drei Eckwerte „Dauer der<br />
Bildungsstufen“, „Übergänge der Bildungsstufen“<br />
und „Anerkennung von<br />
Abschlüssen“ betrifft, schlägt die<br />
Kommission zwei alternative Varianten<br />
vor: entweder eine subsidiäre<br />
Bundeskompetenz für den Fall, dass<br />
keine Regelungen auf dem Weg der<br />
Koordination zustande kommen, oder<br />
eine (voraussetzungslose) Bundeskompetenz.<br />
Für den Kanton Aargau könnten die<br />
genannten drei Eckwerte einschnei-
6 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
dend sein. Insbesondere wird dabei<br />
sicher auch die Ausbildungsdauer bis<br />
zur Hochschulreife wieder thematisiert<br />
werden.<br />
Evaluation Bezirksschulabschlussprüfung<br />
Die Ergebnisse der Evaluation der<br />
Bezirksschulabschlussprüfung und<br />
der Laufbahnentscheide der Bezirksschüler/-innen<br />
liegen vor, unterliegen<br />
aber offenbar der Geheimhaltung.<br />
Über die Gründe kann spekuliert<br />
werden.<br />
Caritas-Studie<br />
Das Fazit einer Caritas-Studie lautet,<br />
dass eine gute Bildung in der<br />
Schweiz den besten Schutz vor Armut<br />
und sozialer Ausgrenzung darstelle.<br />
Wer nur einen Hauptschulabschluss<br />
ohne nachobligatorische<br />
Ausbildung aufweise, sei in hohem<br />
Masse armutsgefährdet – und zwar<br />
sein Leben lang. Leider messe im<br />
Moment die Politik solchen Armutsrisiken<br />
wenig Bedeutung bei.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 7<br />
Referat am 31. März 2004 an der 36. Jahresversammlung des <strong>AMV</strong><br />
von Thomas Widmer<br />
Sehr geehrte Anwesende<br />
Vor neun Jahren wurde ich an der<br />
Kantonsschule Zofingen in den Vorstand<br />
des <strong>AMV</strong> gewählt.<br />
Lassen Sie mich diese Gelegenheit<br />
nutzen zurückzuschauen und zu<br />
überlegen, wie sich die Rolle des<br />
<strong>AMV</strong> während dieser Zeit verändert<br />
hat.<br />
Es ist eine Zeit, in der sich viele<br />
Grundkoordinaten der Mittelschulen<br />
verschoben haben:<br />
• Die Lehrgänge haben durch die<br />
Einführung des MAR ein neues<br />
Gesicht erhalten.<br />
• Die Mittelschulen, ihre Schulkultur<br />
und der Lehrberuf unterlagen<br />
einem Wandel, der nicht einfach<br />
auf den Begriff zu bringen ist.<br />
• Die politischen, wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Verhältnisse<br />
sind anders geworden.<br />
Ich möchte zunächst einige deutliche<br />
Veränderungen im Schulleben herausgreifen,<br />
die unsere Arbeit im<br />
<strong>AMV</strong> direkt oder indirekt beeinflusst<br />
haben:<br />
• Die Wahlfreiheit der Schüler/-innen<br />
in der Gestaltung ihres Unterrichtsprogramms<br />
hat zugenommen.<br />
Dies bedeutet mehr Unsicherheit<br />
in den Pensen, aber auch ein Konkurrenzverhältnis<br />
zwischen den<br />
Fächern.<br />
• Vor neun Jahren befürchtete man<br />
einen zu grossen Andrang an den<br />
Gymnasien, dem man mit hohen<br />
Selektionshürden entgegentreten<br />
wollte. Genau das Gegenteil ist<br />
eingetreten: Die Aargauer Gymnasien<br />
haben seit in paar Jahren<br />
einen empfindlichen Schülerrückgang<br />
zu verzeichnen, mit einer<br />
leichten Trendwende dieses Jahr.<br />
Das MAR-Gymnasium ist von den<br />
potentiellen „Kunden“ wenig geschätzt<br />
worden, während die Wirtschaftsmittelschule<br />
einen eindrücklichen<br />
Boom erlebte. Die Gründe<br />
für diese schweizweit singuläre<br />
Entwicklung sind unklar; die Attraktivitätssteigerung<br />
der Berufsmaturität<br />
spielt sicher eine Rolle,<br />
kann aber als gesamtschweizerisches<br />
Phänomen nicht den<br />
„Aargauer Sonderweg“ erklären.<br />
Vorschnelle Schuldzuweisungen<br />
wären verfehlt.<br />
• Vor neun Jahren war der Schulort<br />
aufgrund unterschiedlicher Schulprofile<br />
mehr oder weniger gegeben.<br />
Heute geniesst die freie<br />
Schulwahl einen wachsenden Stellenwert<br />
in der Gesellschaft, und<br />
diese kann auch zum Zuge kommen,<br />
da alle Mittelschulen in etwa<br />
dieselbe Palette von Lehrgängen<br />
anbieten. Letztlich erfolgt die<br />
Schülerzuteilung aber aus Rücksicht<br />
auf die Finanzen auf administrativem<br />
Wege. Trotzdem ist heute<br />
eine spürbare, zum Teil scharfe<br />
Konkurrenz zwischen den einzelnen<br />
Mittelschulen bei der „Schüleraquisition“<br />
zu beobachten. In welche<br />
Richtung sich dieser spannungsvolle<br />
Mix von administrativer<br />
Steuerung und freier Schulwahl
8 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
entwickeln wird, ist gegenwärtig<br />
nicht absehbar.<br />
• Vor neun Jahren war Geld selten<br />
ein Thema. Heute kreist die Bildungspolitik<br />
um das Problem<br />
knapper Finanzen, und die alljährlichen<br />
Sparrunden Ende Jahr sind<br />
zu einem festen Ritual geworden<br />
und haben den <strong>AMV</strong>-Vorstand in<br />
Atem gehalten.<br />
• Vor neun Jahren wurden die Berufsschulen<br />
von den Mittelschulen<br />
kaum als Konkurrenz empfunden.<br />
Heute wird die Berufsmaturität mit<br />
Zugang zu den Fachhochschulen<br />
und mit der Passarelle zu den<br />
Hochschulen als eine echte Alternative<br />
zur Maturität wahrgenommen.<br />
Der Wert einer gymnasialen<br />
Ausbildung ist nicht etwas, das von<br />
der Öffentlichkeit fraglos akzeptiert<br />
wird. Es wird eine wichtige Herausforderung<br />
sein, das eher verschwommene<br />
Profil der gymnasialen<br />
Bildungsidee zu schärfen und<br />
für die Öffentlichkeit kommunizierbar<br />
zu machen.<br />
Alle diese Veränderungen hatten und<br />
haben Folgen auch für die Arbeit unseres<br />
Verbandes.<br />
Ich möchte Ihnen nun skizzieren, in<br />
welchen Spannungsfeldern sich der<br />
<strong>AMV</strong> in den letzten Jahren bewegte.<br />
Es ist klar, dass sich die Pole in diesen<br />
Spannungsfeldern nicht nur widersprechen,<br />
sondern auch ergänzen<br />
und oft gegenseitig bedingen:<br />
• Wir bewegten uns im Spannungsfeld<br />
zwischen der Gewerkschaftsarbeit,<br />
in der man sich meist einig<br />
war, und dem Pädagogischen, bei<br />
dem die Meinungen unter unseren<br />
Verbandsmitgliedern oft auseinandergehen.<br />
Die Rückbesinnung auf<br />
primäre gewerkschaftliche Interessen<br />
war für den Vorstand immer<br />
ein Orientierungspunkt, wenn die<br />
Lage unübersichtlich wurde. Es<br />
war aber auch immer auch ein Ziel<br />
des <strong>AMV</strong>, den pädagogischen<br />
Sachverstand der Mittelschullehrerschaft<br />
zu mobilisieren, als<br />
unabhängige Kraft in der bildungspolitischen<br />
Diskussion aufzutreten<br />
und auf geeignete Rahmenbedingungen<br />
für eine gute Schule<br />
hinzuwirken.<br />
• Ein anderes Spannungsfeld war<br />
die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen<br />
im Rahmen der neu<br />
geschaffenen „Plattform Sekundarstufe<br />
II“. Hier ging es darum, gemeinsame<br />
Interessen in der Öffentlichkeit<br />
und in der Politik wirksam<br />
zu vertreten, im vollen Bewusstsein,<br />
dass die Sekundarstufe<br />
II unterschiedliche Profile umfasst.<br />
• In der Vorstandsarbeit musste immer<br />
die Vielfalt der einzelnen<br />
Lehrpersonen und Schulkulturen<br />
zum Ausdruck kommen. Der <strong>AMV</strong><br />
braucht starke Vertreter an den<br />
einzelnen Schulen, die wach sind<br />
und gut zuhören und weitergeben,<br />
was die Kollegen und Kolleginnen<br />
vor Ort bewegt. Eine wichtige Herausforderung<br />
war es aber auch,<br />
die einzelnen Meinungen und<br />
punktuellen Betroffenheiten in einer<br />
Weise zu bündeln, so dass sie<br />
in der kantonalen Politik Wirkung<br />
entfalten konnten.<br />
• Nicht minder spannungsreich war<br />
die Zusammenarbeit mit den Rektoren<br />
(Rektorinnen gibt es leider im<br />
Aargau noch keine). Angesichts
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 9<br />
der vielen gemeinsamen Interessen<br />
und der unterschiedlichen<br />
Wirkungsmöglichkeiten war der<br />
<strong>AMV</strong> an regelmässigen, guten<br />
Kontakten mit der Rektorenkonferenz<br />
interessiert. Andererseits bildete<br />
der <strong>AMV</strong> als Gewerkschaft<br />
immer auch einen Gegenpart, und<br />
es ist anzunehmen, dass sich die<br />
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerrollen<br />
mit der Einführung des GAL<br />
schärfer ausprägen und stärker<br />
auseinander treten werden (Gesetz<br />
über die Anstellung von Lehrpersonen).<br />
• Der <strong>AMV</strong> setzte sich immer für den<br />
Rechtsschutz und die Arbeitsplatzsicherheit<br />
ein. Die unentgeltliche<br />
Rechtsberatung ist deshalb eine<br />
wichtige Dienstleistung des <strong>AMV</strong><br />
für seine Mitglieder, die in zunehmendem<br />
Masse in Anspruch genommen<br />
wird. Uns war aber immer<br />
bewusst, dass die Zeiten einer absoluten<br />
Stellensicherheit vorbei<br />
sind; die sogenannte „eiserne<br />
Reisschale“ existiert nicht einmal<br />
mehr in China. Der <strong>AMV</strong> hat sich<br />
deshalb nicht grundsätzlich gegen<br />
die Abschaffung des Beamtenstatus<br />
gewehrt. Wir respektieren<br />
auch die Führungsverantwortung<br />
der Schulleitungen. Ich möchte bei<br />
dieser Gelegenheit in Erinnerung<br />
rufen, dass das GAL und die<br />
Nachfolgeerlasse noch nicht<br />
rechtskräftig sind und Schulleitungen<br />
auf der Grundlage des geltenden<br />
Rechts agieren müssen.<br />
• Überall ist der Ruf nach einer verstärkten<br />
Autonomie der einzelnen<br />
Schule als Voraussetzung für Qualitätsverbesserungen<br />
zu vernehmen.<br />
Aus gewerkschaftlicher Perspektive<br />
ist diese Tendenz ambivalent:<br />
Im letzten Jahrzehnt war im<br />
Kanton Aargau eine ausgesprochen<br />
zentralistische Tendenz zu<br />
beobachten; zuviele Entscheide<br />
wurden von der Rektorenkonferenz<br />
gefällt. Wir hätten uns mehr<br />
Raum für die einzelnen Schulen<br />
gewünscht. Die Schulautonomie<br />
darf sich aber nicht auf die Anstellungs-<br />
und Arbeitsbedingungen<br />
erstrecken; es muss starke Sicherungen<br />
gegen Willkür und Beliebigkeit<br />
geben. Dringend notwendig<br />
wäre eine klare rechtliche Rahmenordnung<br />
für die Schulautonomie.<br />
Ich bin überzeugt, dass sich der<br />
<strong>AMV</strong>-Vorstand unter neuer Führung<br />
geschickt und wirksam auf diesen<br />
Spannungsfeldern bewegen wird.<br />
Wie Sie wissen, werde ich mich in<br />
diesen Spannungsfeldern neu positionieren.<br />
Ich nehme vieles von meinem<br />
Erfahrungsschatz im <strong>AMV</strong> mit in<br />
meine neue Tätigkeit als Rektor.<br />
Ich danke allen für den Goodwill gegenüber<br />
dem <strong>AMV</strong> und wünsche allen<br />
Kolleginnen und Kollegen, aber<br />
auch den Aargauer Mittelschulen und<br />
den Schulbehörden viel Erfolg und<br />
einen guten Sinn für Balance bei den<br />
kleinen und grossen Herausforderungen.
10 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Referat von Kathrin Hunziker an der <strong>AMV</strong>-Jahresversammlung 2004<br />
Zusammengefasst von Ariane Bolli<br />
„Der gymnasiale Bildungsweg –<br />
Standortbestimmung und Blick in die<br />
Zukunft.“ Unter diesem Titel breitete<br />
die neue Chefin der Abteilung Berufsbildung<br />
und Mittelschule das Spannungsfeld<br />
aus, in welchem sich das<br />
aargauische Gymnasium heute befindet,<br />
und skizzierte die zentralen Herausforderungen<br />
der Zukunft. Untermalt<br />
wurde die Standortbestimmung<br />
von teils amüsantem, teils frappierendem<br />
historischen Quellenmaterial,<br />
welches Wandel und Kontinuität des<br />
Aargauer Gymnasiums gleichermassen<br />
veranschaulichte.<br />
Trotz oder gerade wegen des schwierigen<br />
finanzpolitischen Umfeldes und<br />
harter Maßnahmen gelte es den Blick<br />
auf die weitere Entwicklung des<br />
Gymnasiums Aargau zu richten, begann<br />
Kathrin Hunziker ihre Ausführungen.<br />
Zwar scheine sich die „revolutionäre“<br />
aargauische Umsetzung<br />
des MAR mit der Zweistufigkeit zu<br />
bewähren, an ein gemütliches Ausruhen<br />
sei jedoch noch nicht zu denken,<br />
und zwar auf Grund verschiedener<br />
Problemfelder, die dem Gymnasium<br />
eine neue Positionierung abverlangen:<br />
Erstens würden im Hinblick auf<br />
die internationale Harmonisierung der<br />
Bildungsabschlüsse (Bologna-Abkommen)<br />
Absprachen über Anspruchsstandards<br />
nötig.<br />
Zweitens stehe das Gymnasium mit<br />
der Matura als ehemaligem Königsweg<br />
zur Hochschule heute in Konkurrenz<br />
zur Berufsmittelschule, welche<br />
ebenfalls leistungsstarke Jugendliche<br />
anspricht.<br />
Drittens sei der klassische Bildungskanon<br />
dabei stark unter Druck geraten.<br />
Sowohl Berufsschulen als auch<br />
das Gymnasium erheben den Anspruch<br />
auf „Allgemeinbildung“, wobei<br />
dieser Begriff inhaltlich zu vage bleibt.<br />
Schliesslich steige zwar das gesellschaftliche<br />
Bedürfnis nach mehr Bildung,<br />
gleichzeitig drehe sich die heutige<br />
Bildungspolitik aber vorwiegend<br />
um den Einsatz der finanziellen Mittel<br />
und verlange mehr Effizienz.<br />
Weitere Spannungsfelder:<br />
- Erhöhung der Maturitätsquote vs.<br />
uneingeschränkte Studierfähigkeit<br />
- Hohe Anzahl Fächer (Breite) vs.<br />
frühe Spezialisierung (Tiefe)<br />
- Vielseitige und ganzheitliche Persönlichkeitsbildung<br />
vs. hohe fachliche<br />
Standards<br />
- Humanistische Tradition (zeitlose<br />
Zweckfreiheit) vs. Orientierung an<br />
moderner Lebenswelt<br />
- Allgemeinbildende Schule Sek. stufe<br />
II vs. Nachweisnotstand: fehlende<br />
Standards<br />
- Individualisierung (einzelner Schüler/einzelner<br />
Schulen) vs. Generalisierung<br />
(alle Schüler/alle Schulen)<br />
Angesichts dieser Situation sei es<br />
nun notwendig, nach der inneren Reform<br />
MAR Funktion und Stellung des<br />
Gymnasiums nach außen zu klären<br />
und zu erklären und ein neues<br />
Selbstverständnis des Gymnasiums
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 11<br />
zu etablieren, das sich einerseits vom<br />
klassischen Gymnasium unterscheide,<br />
andererseits aber auch von den<br />
anderen Schultypen auf der Sekundarstufe<br />
II.<br />
Hochschulreife bzw. Studierfähigkeit<br />
blieben Hauptziel, aber es bedürfe<br />
einer inhaltlich genaueren Beschreibung<br />
derjenigen Fähigkeiten, die an<br />
einem Gymnasium erlernt werden<br />
sollen und können. Die Referentin erläuterte<br />
drei Komponenten der Studierfähigkeit:<br />
1. Orientierungswissen<br />
und Basiskönnen, 2. vertiefte Kompetenzen<br />
in einem Fachbereich und<br />
3. überfachliche Schlüsselqualifikationen.<br />
Gerade bei den Schlüsselqualifikationen<br />
müsste sich das Gymnasium<br />
auf ganz spezifische konzentrieren<br />
und diese auch möglichst konkret<br />
beschreiben. Dabei dürfte es sich<br />
um Fähigkeiten handeln, die wissenschaftliche<br />
Recherche- und Projektarbeit<br />
ermöglichen, aber auch solche,<br />
welche den Studierenden helfen, im<br />
weiteren Leben zurecht zu kommen.<br />
Eine Konkretisierung sei auch mittels<br />
Formulierung von Standards notwendig,<br />
um Qualität auch nach aussen<br />
unter Beweis zu stellen und<br />
überprüfbar zu machen. Ausserdem<br />
könnten Standards nachweisen, dass<br />
Sparmassnahmen Auswirkungen haben.<br />
Zitat aus einem Referat von Prof.<br />
Oelkers:<br />
„Wenn Qualität nur vage definiert ist,<br />
fallen Kürzungen, auch wenn sie<br />
schmerzhaft erscheinen, kaum ins<br />
Gewicht. Schule findet statt, auch<br />
wenn die Lehrkräfte den Verdacht<br />
haben, mit jeder Runde werde es etwas<br />
schlechter. Aber die Zumutbarkeit<br />
ist dehnbar und das System<br />
bricht nicht zusammen. Klare Standards<br />
aber würden den Verlust deutlich<br />
markieren, nur so kann die zentrale<br />
bildungspolitische Frage beantwortet<br />
werden, ob Leistungskürzungen<br />
zugleich auch Qualitätsverlust<br />
mit sich bringen. Ohne wirkliche<br />
Standards ist es schwer zu sagen, ab<br />
wann definitiv Schluss ist mit Sparen<br />
im Bildungsbereich.“<br />
Standards dürften aber nicht zu einem<br />
reinen Teaching for Testing führen,<br />
sondern sollten dem Gymnasium<br />
ein eindeutiges Profil geben.<br />
Zum Schluss betonte die Referentin,<br />
dass das Imageproblem des Gymnasiums<br />
auch ein Kommunikationsproblem<br />
sei. Es nütze der Schule<br />
nichts, wenn nur die Lehrpersonen<br />
wissen, was das Gymnasium ausmacht.<br />
Das Gymnasium brauche eine<br />
bildungspolitische Lobby, gute öffentliche<br />
Kommunikation, ein offensives<br />
Konzept für Forschung und Evaluation.<br />
Mit freundlicher Genehmigung von<br />
Frau Kathrin Hunziker
12 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Umsetzung der Entlastungsmassnahmen (Kürzung Globalstundenpool)<br />
von Uwe Kersten<br />
Im letzten Herbst haben wir in Aarau<br />
demonstriert, gegen Abbau von Service<br />
Public im Allgemeinen und gegen<br />
Bildungsabbau im Speziellen.<br />
Die Abstimmung im Grossen Rat haben<br />
wir mit knappem Mehr, aber<br />
eben doch voll und ganz verloren.<br />
Nun sind wir mit der Umsetzung der<br />
Entlastungsmassnahmen konfrontiert.<br />
Die Rektoren sind um ihre Aufgabe<br />
nicht zu beneiden. Die Kürzungen an<br />
den Mittelschulen haben längst die<br />
Schmerzgrenze überschritten. Weitere<br />
Substanz muss nun abgebaut<br />
werden, aber welche? Aufgrund der<br />
spezifischen Gegebenheiten stellt<br />
sich die Sparaufgabe in den Schulen<br />
unterschiedlich: Während die KSZO<br />
mit wenigen gezielten Massnahmen<br />
das Ziel bereits erreichen kann, müssen<br />
andere, insbesondere wenn sie<br />
eine DMS oder WMS führen, in grösserem<br />
Umfang kürzen.<br />
Grösste Einigkeit scheint bei den<br />
Schulleitern bezüglich Projektunterricht<br />
und Maturaarbeit zu bestehen.<br />
An allen Schulen soll die Zahl der<br />
eingesetzten Betreuungslektionen reduziert<br />
werden. Damit verbunden<br />
sind auch noch nicht genau umschriebene<br />
"strukturelle Eingriffe", die<br />
sich wohl in einem früheren Beginn<br />
der Maturaarbeit konkretisieren werden.<br />
In anderen Unterrichtsgefässen<br />
wird zunächst "optimiert" (Ausnahme<br />
KSZO), was bedeutet, dass die Kursgruppen<br />
in Schwerpunkt-, Ergänzungs-<br />
und Freifächern grösser werden.<br />
Betroffen sind an vielen Schulen<br />
auch weitere Fächer, z.B. Informatik<br />
oder Sport. Der eben erst gerettete<br />
"Sportfaktor" ist, je nach Schule, bereits<br />
wieder bedroht oder schon verloren.<br />
Der Halbklassenunterricht, dem angesichts<br />
der in den letzten Jahren<br />
gestiegenen Klassengrössen besondere<br />
Bedeutung zukommt, wird reduziert<br />
oder in einzelnen Fächern sogar<br />
ganz abgeschafft. Während die beiden<br />
Schulen in Aarau in allen Fächern<br />
diese Unterrichtsform auf ein<br />
Semester beschränken, geht die<br />
KSWO weiter und streicht den Halbklassenunterricht<br />
für die Fächer<br />
Deutsch und Französisch vollständig.<br />
Die KSZO streicht ebenfalls den<br />
Halbklassenunterricht in Deutsch,<br />
verzichtet aber auf Reduktionen bei<br />
den anderen Fächern. Keine Kürzungen<br />
im Halbklassenunterricht wollen<br />
die Schulen in Wettingen und Baden<br />
(Ausnahme: Rechnungswesen WMS)<br />
vornehmen.<br />
Teamteaching: Bereits mit der Einführung<br />
der DMS-3 ist diese innovative<br />
Unterrichtsform in den Fächern Gesellschaftswissenschaften,<br />
Naturwissenschaften<br />
und Medienkunde aus<br />
Kostengründen eingeschränkt worden.<br />
Nun erfolgt an der NKSA eine<br />
weitere Reduktion auf den (unbefriedigenden)<br />
Standard der Akzentfächer<br />
am Gymnasium. Wer (wie der Verfasser)<br />
hoffte, die etwas besseren<br />
Bedingungen der DMS könnten als<br />
Vorbild für den integrierten Unterricht<br />
am Gymnasium dienen, sieht sich mit
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 13<br />
der gegenteiligen Entwicklung konfrontiert.<br />
Bildungspolitisch betrachtet bedeuten<br />
die erwähnten Massnahmen den<br />
Vollzug des vom Grossen Rat beschlossenen<br />
Qualitätsabbaus am<br />
Gymnasium. Aus gewerkschaftlicher<br />
Optik sind noch weitere Folgen zu<br />
konstatieren:<br />
Der Abbau von Halbklassen- oder<br />
Schulsportlektionen bedeutet auch<br />
einen Pensen- und damit einen<br />
Lohnabbau für die Betroffenen. Allerdings<br />
werden hier gemäss dem<br />
Sparbeschluss die entsprechenden<br />
Leistungen auch nicht mehr erbracht.<br />
In anderen beschlossenen Massnahmen<br />
steckt nicht nur ein Leistungsabbau<br />
des Gymnasiums Aargau gegenüber<br />
seinen Schülern/-innen,<br />
sondern auch eine Verschlechterung<br />
der Arbeitsverhältnisse für seine<br />
Lehrkräfte. Wer wird denn einem<br />
Schülerteam einen Besprechungstermin<br />
für die Maturaarbeit verweigern,<br />
weil dessen Kontingent an Betreuungszeit<br />
schon erschöpft ist? Hier<br />
wird wohl zu kleinerem Lohn die gleiche<br />
Leistung erbracht werden. Auch<br />
grössere Kursgruppen bedeuten neben<br />
einem Qualitätsverlust, dass die<br />
Lehrkräfte durch nicht bezahlte<br />
Mehrarbeit den Sparauftrag erfüllen<br />
müssen.<br />
Besonders bedenklich ist aus gewerkschaftlicher<br />
Sicht aber eine weitere<br />
Form der Umsetzung der Entlastungsmassnahmen,<br />
die im östlichen<br />
Kantonsteil erwogen wird: Lohnkürzungen<br />
für Unterrichtsausfälle in der<br />
Matur- und Diplomprüfungszeit und<br />
während der Schülerpraktika. Während<br />
die KSWE noch abklärt, ob und<br />
wie sich die Frage der Kompensationen<br />
mit den Entlastungsmassnahmen<br />
verknüpfen lässt, scheint dies an der<br />
KSBA beschlossene Sache zu sein:<br />
Lektionen in Abschlussklassen ohne<br />
Prüfung werden nur noch zu 0,85 ans<br />
Jahrespensum gerechnet, Lektionen<br />
in 2. Klassen WMS zu 0,87. Auf diese<br />
Weise wird der politisch beschlossene<br />
Bildungsabbau über einen<br />
direkten Lohnabbau bei den<br />
Lehrkräften aufgefangen.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen zeigen<br />
Verständnis für das Anliegen,<br />
mehr Gerechtigkeit in der Arbeitsbelastung<br />
der unterschiedlichen Fächer<br />
zu schaffen. Tatsächlich ist es<br />
stossend, wenn die einen nicht nur<br />
die ausfallenden Lektionen, sondern<br />
auch Auffahrtsbrücke und Pfingsten<br />
mit Korrekturen von schriftlichen und<br />
Vorbereitung von mündlichen Maturoder<br />
Diplomprüfungen verbringen,<br />
während die anderen im gelockerten<br />
Unterrichtsrhythmus der Prüfungszeit<br />
bereits in Ruhe über ihre Projekte für<br />
das kommende Schuljahr nachdenken<br />
können.<br />
Trotzdem: Verschiedene Studien<br />
(über die auch im <strong>AMV</strong>-<strong>aktuell</strong> berichtet<br />
wurde) haben gezeigt, dass die<br />
Arbeitsbelastung der Lehrpersonen<br />
gerade am Gymnasium über das<br />
ganze Jahr berechnet eine 42-Stunden-Woche<br />
mit 4 Wochen Ferien<br />
übersteigt. Strukturell bedingte Unterrichtsausfälle<br />
sind bei der bisherigen<br />
und der durch GAL neu definierten<br />
Berechnung der Jahresarbeitszeit bereits<br />
berücksichtigt. Unterschiedliche<br />
Belastungen während der Prüfungszeit<br />
dürfen daher nicht über den
14 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Lohn oder eine Erhöhung des Pensums<br />
in den vorangehenden drei<br />
Quartalen des Schuljahres ausgeglichen<br />
werden. Lohnkürzungen der<br />
beschriebenen Art führen zudem<br />
zu ungleichen Löhnen an den aargauischen<br />
Kantonsschulen, was<br />
rechtlich problematisch ist. Lehrkräfte,<br />
die – wohlgemerkt ohne eigenes<br />
Verschulden – in der Prüfungszeit<br />
weniger belastet sind, sollten<br />
zu Aufgaben im Dienst der Schule<br />
herangezogen werden. Einzelne<br />
Schulen haben dafür bereits diskussionswürdige<br />
Konzepte entwickelt.<br />
Nachdem der Spielraum für konstruktive<br />
Weiterentwicklung zusammengestrichen<br />
wurde, bleibt den Schulen<br />
nur noch die Profilierung beim<br />
Streichkonzert. Es genügt, wenn der<br />
offenbar unvermeidliche Wettbewerb<br />
zwischen den Schulen die Lehrkräfte<br />
zu zusätzlichen Leistungen herausfordert<br />
– sie sollten ihn nicht auch<br />
noch bezahlen müssen.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 15<br />
Instrumentalunterricht unter der Sparschraube<br />
von Andreas Hunziker, Vizepräsident IAM<br />
Durch die Umsetzung der Entlastungsmassnahme<br />
2003 und durch die<br />
Einführung des GAL wird der Instrumentalunterricht<br />
an den aargauischen<br />
Mittelschulen gleich mehrfach arg<br />
gebeutelt.<br />
Erstens: Die Entlastungsmassnahme<br />
2003 führt zu einer Einsparung von<br />
rund 11% der Kosten im Instrumentalunterricht<br />
ab dem Schuljahr<br />
04/05.<br />
Zweitens: Durch die mit der Einführung<br />
des GAL verbundene Lohnstufenreduktion<br />
werden die Löhne der<br />
bisherigen Instrumentallehrpersonen<br />
ab 05/06 eingefroren, was in den Folgejahren<br />
eine Reduktion des Reallohnes<br />
gegenüber der früheren Lohnentwicklung<br />
zur Folge haben wird.<br />
Neue junge Kräfte werden ab 05/06<br />
mit einem um rund 10% tieferen Anfangslohn<br />
vorlieb nehmen müssen.<br />
Die dritte Hiobsbotschaft erreichte<br />
uns vor den Frühlingsferien: Das<br />
Vollpensum soll mit der Einführung<br />
des GAL auf 28 Lektionen erhöht<br />
werden. Bei gleichbleibenden Schülerzahlen<br />
bedeutet dies nochmals eine<br />
faktische Lohnreduktion von<br />
durchschnittlich über 7%, da die meisten<br />
Instrumentallehrpersonen kein<br />
garantiertes Pensum haben. Dies alles<br />
hat zur Folge, dass die Instrumentallehrerinnen<br />
und –lehrer inskünftig<br />
zu Mittelschullehrpersonen dritter<br />
Klasse herabgestuft sein werden. Die<br />
einzelnen Kolleginnen und Kollegen<br />
wird es unterschiedlich und zum Teil<br />
sehr hart treffen.<br />
Der Vorstand der IAM konnte sich in<br />
diesem Schuljahr also nicht über<br />
mangelnde Arbeit beklagen:<br />
Entlastungsmassnahme<br />
Es war für die IAM unverständlich<br />
dass ausgerechnet bei unseren begabtesten<br />
Schülern/-innen im<br />
Schwerpunktfach, Ergänzungsfach<br />
und Grundlagenfach durch eine Halbierung<br />
der Lektionsdauer auf 22,5<br />
Minuten gespart werden sollte. Die<br />
Öffentlichkeit wurde durch die aktive<br />
Beteiligung unserer Ensembles an<br />
der Kundgebung der KASPV auf die<br />
Sparmassnahmen an den Kantonsschulen<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Die Bildungspolitiker und die Eltern<br />
der betroffenen Schüler/-innen erhielten<br />
Post. Vor allem gelang es, in Zusammenarbeit<br />
mit den Rektoren bei<br />
den zuständigen Stellen des Departements<br />
unserem Anliegen Gehör zu<br />
verschaffen. Die Regierung hat nun<br />
am 26. Mai entschieden, ihr Sparziel<br />
durch eine Belastung des Freifach-<br />
Instrumentalunterrichtes zu erreichen.<br />
Das Engagement der IAM-Vertreter<br />
hat zu diesem Entscheid zugunsten<br />
der die Begabtenförderung und damit<br />
zu einer Schadensbegrenzung im<br />
Sinne der Unterrichtsqualität wesentlich<br />
beigetragen. Der Versuch hingegen,<br />
die Entlastungsmassnahme<br />
ganz abzuwenden, hat sich leider<br />
rasch als Illusion erwiesen.<br />
Eine IAM-Informationsveranstaltung<br />
am 3. April zum Thema Pensenschwund<br />
im Instrumentalunterricht ist
16 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
auf grosses Echo gestossen. Als Gäste<br />
informierten Herr Stephan Campi<br />
(Chef Sektion Mittelschule im BKS)<br />
zu den hängigen Fragen im Instrumentalunterricht,<br />
Herr Engler (Chef<br />
Amt für Wirtschaft und Arbeit) zu<br />
Fragen der Arbeitslosenkasse und<br />
Herr Küng (stv. Geschäftsführer APK)<br />
zu Aspekten der Pensionsversicherung.<br />
Es ist ein wichtiges Anliegen der IAM,<br />
dass inskünftig frei werdende Pensenteile<br />
nach Möglichkeit den Lehrpersonen<br />
zugute kommen sollen, die<br />
bereits an einer aarg. Mittelschule unterrichten<br />
und massive Pensenverluste<br />
zu erleiden haben. Der IAM-<br />
Vorstand hat zu diesem Zweck beschlossen,<br />
eine „Stellenbörse“ für Instrumentallehrpersonen<br />
im Sinne einer<br />
Informationsplattform für Lehrpersonen<br />
und Schulleitungen einzurichten.<br />
Neben der Mitarbeit in der Arbeitsgruppe<br />
Entlastungsmassnahmen hatten<br />
unsere Vertreter Gelegenheit, in<br />
zwei weiteren Arbeitsgruppen des<br />
BKS ihre Argumente einzubringen: in<br />
der AG Begabtenförderung sowie in<br />
der AG Sozialplan Lehrpersonen.<br />
Die konkrete Umsetzung der regierungsrätlichen<br />
Sparmassnahme könnte<br />
zur vierten Hiobsbotschaft werden.<br />
Zur Zeit der Drucklegung dieser<br />
Ausgabe sind die Vorgaben des BKS<br />
für die Umsetzung noch nicht bekannt.<br />
Der IAM-Vorstand hofft, dass<br />
die Rektoren eine möglichst einheitliche<br />
Lösung für das nächste Schuljahr<br />
anstreben, die nicht nur zulasten der<br />
Lehrpersonen geht. Zudem muss jede<br />
Lösung pädagogisch zu verantworten<br />
sein.<br />
Der Vorstand der IAM befürwortet<br />
eine lineare Reduktion der Unterrichtszeit<br />
im Freifach um die für die<br />
geforderte Einsparung notwendige<br />
Minutenzahl. Die einzelne Lehrperson<br />
sollte aber eine gewisse Freiheit in<br />
der Umsetzung erhalten (z.B. zweiwöchentlicher<br />
Unterricht in doppelt so<br />
langen Einheiten).<br />
Die Verordnung über den Instrumentalunterricht<br />
wird im nächsten<br />
Schuljahr neu geschrieben. Wir werden<br />
uns bei den Vorarbeiten engagieren.<br />
Es geht dabei nicht zuletzt um<br />
eine definitive kantonale Umsetzung<br />
der <strong>aktuell</strong>en Sparmassnahme. Weiter<br />
stehen für uns der Instrumentenkatalog<br />
und die ungenügende Dotation<br />
des Instrumentalunterrichts im<br />
Schwerpunktfach auf der Traktandenliste.<br />
Vorläufige Bilanz der IAM-Arbeit: Viel<br />
Arbeit, einige Erfolge in Sachgeschäften,<br />
deutliche Verbesserung der<br />
Vernetzung (KMA, AIS, <strong>AMV</strong>), markante<br />
Steigerung der öffentlichen<br />
Präsenz. Die IAM wird wahrgenommen<br />
und einbezogen.<br />
Dass dem so ist, ist ganz klar mit der<br />
Person von Stefan Läderach verknüpft.<br />
Ich möchte ihm ganz herzlich<br />
danken für seinen riesigen Einsatz in<br />
den vergangenen Jahren. Eine seiner<br />
letzten Initiativen als Präsident galt<br />
der inneren Stärkung der IAM durch<br />
eine Strukturreform. Diese ist bis auf<br />
wenige Details abgeschlossen. Zum<br />
neuen IAM-Präsidenten wurde Martin<br />
Pirktl gewählt.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 17
18 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
INSERAT<br />
Das Aargauer Symphonie Orchester im Aufbruch<br />
Seit geraumer Zeit befindet sich das Aargauer Sinfonieorchester ASO im Aufwind. Mit der<br />
Stabübernahme durch den britischen Dirigenten Douglas Bostock hat sich die musikalische<br />
Qualität des Orchesters steigern können, was sich in der Presse und ebenso in wachsendem<br />
öffentlichem Interesse niedergeschlagen hat. Das Orchester setzt sich aus 60 Berufsmusikern<br />
zusammen und realisiert jährlich fünf Konzertzyklen mit regelmässigen Sonntagsund<br />
Dienstagskonzerten in Aarau und einer Mittwochsreihe in Baden. Die Aktivität des ASO<br />
beschränkt sich aber nicht auf diese beiden Konzertorte, es spielt auch regelmässig in weiteren<br />
lokalen Zentren innerhalb und ausserhalb des Kantons, begleitet Chöre und realisiert<br />
Workshops mit Schülern und vieles mehr.<br />
An dieser Stelle möchten wir Sie kurz über die anstehenden Aktivitäten des Orchesters informieren.<br />
Bevor wir im September in die neue Saison starten, möchten wir am<br />
Tag der offenen Tür am 28. August 2004<br />
im KUK (ehemals Saalbau) Aarau allen Interessierten die Möglichkeit geben, dem Orchester<br />
einmal über die Schulter, bzw seinen Musikern auf die Finger zu schauen. Genau<br />
genommen sollen Sie nicht einfach uns beim Proben zusehen, sondern gleich mit uns<br />
mitspielen: Gelegenheit dazu haben Sie um<br />
14.00 Uhr mit Beethovens 5. Sinfonie (4.Satz), um<br />
15.15 Uhr mit Tschaikowskys 4. Sinfonie (4.Satz), um<br />
16.30 Uhr mit Williams Filmmusik zu «Star Wars»<br />
Wenn Sie Lust haben, sich auf die Probe vorzubereiten, setzen Sie sich mit unserem Büro<br />
in Verbindung. Wir werden Ihnen die Noten zustellen.<br />
Am Tag der offenen Tür werden Sie aber auch die ASO Musiker in verschiedenen Kammermusikformationen<br />
antreffen. Geniessen Sie die Darbietungen im Lauf des Morgens,<br />
lernen Sie das ASO kennen bei Konzerten und vielleicht auch im angeregten Gespräch mit<br />
Musikern, so quasi unter Kollegen (beachten Sie die Tagespresse und Hinweise am Morgen<br />
in der Altstadt von Aarau). Abends finden Sie das ASO im KUK. Lassen Sie sich von<br />
der Vielseitigkeit der Orchestermusiker überraschen.<br />
Vielleicht gefällt Ihnen der Part als Zuhörer aber doch besser und Sie möchten es sich in<br />
der neuen Saison mit Ihren musikbegeisterten Freunden und Bekannten an einem unserer<br />
Konzerte gemütlich machen. Hierzu möchten wir Sie auf unsere Gruppenermässigung<br />
aufmerksam machen: Gruppen ab 5 Personen bezahlen anstatt des Einzeleintrittspreises<br />
von 48 Franken einen Preis von 30 Franken. Ausserdem besuchen Jugendliche, Lehrlinge<br />
und Studenten unsere Konzerte für nur 15 Franken, Kinder unter 12 Jahren brauchen<br />
nichts zu bezahlen.<br />
Wenn es Ihnen an unserem Konzert gefallen hat, möchten wir es nicht versäumen, Sie<br />
darauf aufmerksam zu machen, dass wir für die 5 Konzertzyklen ein Abonnement anbieten,<br />
ebenso besteht natürlich auch die Möglichkeit ASO-Mitglied oder sogar ASO-Gönner zu<br />
werden.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 19<br />
Schülerworkshops<br />
Nach dem Motto „Die Jugend von heute ist das Publikum von morgen“ legt das ASO von<br />
der kommenden Saison an grossen Wert auf die Musikvermittlung an junge Menschen. Im<br />
Rahmen von zwei Zyklen bietet es Gymnasialklassen je einen Workshop in Aarau und Baden<br />
an. Am Mittwoch, den 24. November 2004, haben Sie die Gelegenheit, das ASO hautnah<br />
mit Prokofieffs „Leutnant Kije-Suite“ zu erleben. Während einer Lektion sitzen Sie mit<br />
Ihren Gymnasiasten zwischen den Musikern im Orchester – also nicht wie im Konzert vor<br />
dem Orchester – und werden durch unseren eloquenten Chefdirigenten in das Werk, aber<br />
auch in das Innenleben eines Sinfonieorchesters eingeführt. In einer weiteren Lektion werden<br />
sich Ihre Schüler in den Räumen der Trafohalle und des Kino Sterk aktiv mit sinfonischer<br />
Musik und im Speziellen mit Filmmusik auseinandersetzen können. Prokofieffs Musik<br />
ist nämlich der Soundtrack zum Stummfilm „The Zar wants to sleep“ von …. Um 19 Uhr findet<br />
ein Einführungskonzert statt, welches besonders interessierten Gymnasiasten ermöglicht,<br />
sich mit dem Konzertprogramm auseinanderzusetzen und es dem Publikum zu präsentieren.<br />
Zum offiziellen Konzert mit Beginn um 20 Uhr erhalten die teilnehmenden Klassen<br />
und ihre Angehörigen Billette zu ermässigten Preisen.<br />
Der zweite Workshop findet am Freitagmorgen, den 20. Mai 2005 in Aarau (KUK, ehemals<br />
Saalbau) statt. Auf dem Programm stehen Sibelius «Karelia-Suite» und Tschaikowskys<br />
Fantasieouvertüre «Romeo und Julia». Die Orchesterprobe ist gleich strukturiert wie im November.<br />
Die Aktivitäten an diesem Morgen finden in den KUK-Räumlichkeiten statt. Di<br />
Themata werden mit den Lehrern der teilnehmenden Klassen bestimmt und erarbeitet. Am<br />
Sonntag, den 5. 2005 findet um 11 Uhr die Generalprobe statt, in deren ersten Teil der<br />
Workshop seinen Abschluss findet. Zusammen mit dem ASO unter der Leitung des Chefdirigenten<br />
Douglas Bostock präsentieren die Klassen die Werke, welche im Workshop behandelt<br />
wurden. Die Moderation übernehmen einzelne Schüler.<br />
Die Lehrer der teilnehmenden Klassen treffen sich mit den ASO-Verantwortlichen zu einer<br />
Vorbesprechung. Jeder Klasse wird ein/e OrchestermusikerIn als Bezugsperson zugeteilt,<br />
welche die Klasse mindestens einmal besucht.<br />
Die Workshops sind gratis, Die Klassen müssen aber für allfällige Reise- und Verpflegungskosten<br />
selbst aufkommen.<br />
„Hors d’oeuvre musical“ – Konzerteinführungen in Aarau und Baden<br />
Den Dienstagskonzerten in Aarau und den Mittwochskonzerten in Baden werden jeweils<br />
um 19 Uhr Konzerteinführungen vorangestellt. In mindestens drei Zyklen werden diese von<br />
Gymnasiasten präsentiert und moderiert. Dabei denken wir an Musikmaturanden. Also sind<br />
hierzu alle Musiklehrer angesprochen. Kontakt können Sie über untenstehende Adresse<br />
aufnehmen.<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Wenn Sie das ASO noch besser kennen lernen wollen,<br />
Besuchen Sie uns auf unserer Website (www.aso-ag.ch), fordern Sie auf unserem Büro<br />
(062 822 48 68) das Generalprogramm für die kommende Saison an, oder rufen Sie einfach<br />
an, wenn Sie Fragen zum Tag der offenen Tür oder anderen ASO-Aktivitäten haben.<br />
Gerne nehmen wir Ihre Anmeldungen für die Schülerworkshops entgegen. Da die Anzahl<br />
Klassen beschränkt ist, werden sie nach der Reihenfolge der Anmeldung berücksichtigt.<br />
Im Namen des ASO grüsst Sie Freundlich<br />
Matthias Kofmehl<br />
Geschäftsführer
20 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
von Ruedi Ingold<br />
Umsetzung GAL / LDLP / VALL<br />
Am 18. Mai 2003 hat das Stimmvolk<br />
des Kantons Aargau das Gesetz über<br />
die Anstellung von Lehrpersonen<br />
(GAL) angenommen. Damit wurde<br />
die Grundlage geschaffen, die Anstellungsbedingungen<br />
der Lehrpersonen<br />
dem Staatspersonal des Kantons<br />
Aargau anzupassen: Die Wahl auf<br />
Amtsdauer (Beamtenstatus) wird im<br />
Regelfall durch unbefristete Arbeitsverträge<br />
ersetzt, die den Vorgaben<br />
des Obligationenrechts folgen. Darin<br />
werden auch Berufsauftrag, Jahresarbeitszeit<br />
und klare Anstellungsbedingungen,<br />
wie sie für das übrige<br />
Staatspersonal schon seit längerem<br />
gelten, festgehalten.<br />
Im Lohndekret Lehrpersonen (LDLP)<br />
wird die Umsetzung dieses Vorhabens<br />
festgelegt. Die Zuständigkeit dafür<br />
liegt beim Grossen Rat, der das<br />
Geschäft durch eine Kommission<br />
vorbereitet hat. Ende Juni 2004 soll<br />
das Dekret verabschiedet werden.<br />
Die darauf gestützte Verordnung<br />
(VALL), in der die entsprechenden<br />
Daten explizit festgelegt werden<br />
müssen (Jahresarbeitszeit, Löhne<br />
usw.), liegt in der Zuständigkeit des<br />
Regierungsrats.<br />
Das Lohndekret (LDLP) ist in seinen<br />
Grundzügen unbestritten. Die Angleichung<br />
der Löhne der Lehrpersonen<br />
an den Standard des Staatspersonals<br />
- wie dessen damalige Überführung<br />
auf das neue Lohnsystem auch - verursacht<br />
Mehrkosten. Diese sind zwar<br />
bereits in der regierungsrätlichen<br />
Botschaft an den Grossen Rat im<br />
Jahr 2003 mit rund 29 Mio. Franken<br />
beziffert. Zwei Jahre sind seither ins<br />
Land gezogen. Die Überführung der<br />
Lehrpersonen mit Lohnstufung 2005<br />
hätte sich finanziell als so aufwendig<br />
erwiesen, dass eine neue, politisch<br />
vertretbare Lösung gefunden werden<br />
musste.<br />
Das BKS, die grossrätliche Kommission<br />
und die Personalverbände haben<br />
einen Vorschlag erarbeitet, der<br />
die Interessen aller Beteiligten aufzunehmen<br />
vermag.<br />
Dies sind die zentralen Punkte:<br />
− GAL wird auf den Jahresbeginn<br />
2005 eingeführt. Die konkrete<br />
lohnrelevante Umsetzung erfolgt<br />
ab neuem Schuljahr (heisst ab<br />
August 2005).<br />
− Die Überführung der Lehrpersonen<br />
erfolgt auf der Basis<br />
2003. Das heisst, dass die Lehrerschaft<br />
mathematisch um zwei<br />
Jahre verjüngt wird, die Löhne<br />
entsprechend zwei Jahre länger<br />
„eingefroren“ bleiben.<br />
− Die Löhne der Lehrpersonen, die<br />
zum Zeitpunkt der Überführung<br />
(2005) über der Lohnkurve (basierend<br />
auf der Berechnung<br />
2003) liegen, werden eingefroren,<br />
bis sie auf die neue Kurve<br />
zu liegen kommen.<br />
− Die Pensen liegen auf der für<br />
2005 festgesetzten Höhe.<br />
− Die Überführung auf den Maximallohn<br />
erfolgt in einem Schritt<br />
auf 55 Jahre. (Ursprünglich war
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 21<br />
ein zweistufiges Modell geplant;<br />
erste Stufe auf 60 Jahre, zweite<br />
Stufe auf 55 Jahre.)<br />
Der <strong>AMV</strong> erkennt im eingeschlagenen<br />
Weg zur Ausgestaltung des<br />
LDPL ein Vorgehen, das sich<br />
auch bei künftigen Problemlösungen<br />
bewähren könnte: Die Sozialpartner<br />
sind durch frühzeitige Konsultationen<br />
und Kontakte zu einer einvernehmlichen<br />
Lösung gelangt. Dieses<br />
Vorgehen könnte auch für Regelungen<br />
mit anderen Berufsgruppen<br />
(Spitalpersonal, Polizei usw.) wegweisend<br />
sein.
22 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Schlussbericht der externen Evaluation MAR Aargau<br />
von Ariane Bolli<br />
Seit dem 7. April 2004 liegt der<br />
Schlussbericht des Institutes "Interface"<br />
(Luzern) vor, das mittels zweier<br />
Umfragen unter den Studierenden<br />
(2001 und 2003) und Gruppeninterviews<br />
mit sämtlichen Fachschaftsvorstehenden<br />
und Mitgliedern der<br />
Schulleitungen die Rahmenbedingungen<br />
des aargauischen MAR<br />
überprüfte. Die erste Befragung betraf<br />
das Wahlverhalten bei den Schulen,<br />
den Akzent-, Frei- und Schwerpunktfächern,<br />
die zweite die Modernen<br />
Sprachen, den Projektunterricht<br />
und die Wahl des Ergänzungsfaches.<br />
Der Bericht wurde an einem Validierungsworkshop<br />
mit den Mitgliedern<br />
der Projektleitung MAR diskutiert, wo<br />
sich die Empfehlungen der externen<br />
Evaluation bestätigten. Aus dem Validierungsworkshop<br />
resultierten nach<br />
übereinstimmenden Aussagen des<br />
BKS und von "Interface" keinerlei inhaltliche<br />
Veränderungen bezüglich<br />
der Befunde und Schlussfolgerungen<br />
des Berichts, sondern nur einzelne<br />
Retuschen sprachlicher Natur, die die<br />
Gewichtung einzelner Punkte betrafen.<br />
Stärken<br />
Der Grundtenor des Schlussberichtes<br />
ist deutlich positiv. Die aargauischen<br />
Besonderheiten (Akzentfächer und<br />
zweistufiger Aufbau 2/2) werden von<br />
den meisten Vertreter/-innen der<br />
Fachschaften und Schulleitungen als<br />
Stärken gewertet, unter anderem weil<br />
die Studierenden mit der Wahl des<br />
Schwerpunktfaches in der Mitte des<br />
gymnasialen Lehrganges eine neue<br />
Lernmotivation erhalten.<br />
Mit der Wahl des Akzentfaches ist eine<br />
deutliche Mehrheit zufrieden. Zwischen<br />
70% (2. Klässler/-innen) und<br />
83% (1. Klässler/-innen) würden das<br />
Akzentfach auch im Nachhinein wieder<br />
wählen.<br />
Erfreulich ist, dass über 90% der Studierenden<br />
das Schwerpunkt- und Ergänzungsfach<br />
„aus Interesse am<br />
Fach“ wählen und nicht etwa nach<br />
dem Prinzip des geringsten Aufwandes.<br />
Sehr positiv wird auch der Versuch<br />
der KS Zofingen mit jahrgangsgemischten<br />
SPF-Kursen beurteilt.<br />
Bei der Maturitätsarbeit zeigt sich<br />
trotz nicht zählender Note sowohl in<br />
der Themenwahl als auch beim Zeitaufwand<br />
ein hohes Engagement der<br />
Studierenden, und es lässt sich eine<br />
relativ positive Bilanz ziehen hinsichtlich<br />
der Frage, wie weit die damit verbundenen<br />
MAR-Ziele erreicht wurden.<br />
Die Leistungsbeurteilung nach dem<br />
Prinzip der doppelten Kompensation<br />
ungenügender Noten sowie die Jahrespromotion<br />
scheinen sich zu bewähren,<br />
obwohl viele Lehrpersonen<br />
eine Tendenz erkennen, dass bessere<br />
Noten gegeben werden.<br />
Schliesslich wird ein breiter Konsens<br />
in der Zustimmung zur aargauischen<br />
MAR-Variante zwischen Schulleitungen,<br />
Fachschaften und Studierenden<br />
festgestellt. Als Hauptgrund für das
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 23<br />
die Akzeptanz der Umsetzung wird<br />
die schulnahe personelle Besetzung<br />
der Projektleitung genannt.<br />
Schwächen<br />
Probleme werden im Akzentfach Moderne<br />
Sprachen (AMOS) und im Projektunterricht<br />
geortet. Ein Drittel der<br />
Studierenden mit AMOS würde das<br />
Fach nicht mehr wählen, vor allem<br />
weil andere Lerninhalte (insbesondere<br />
ein intensiverer Fremdsprachenunterricht)<br />
erwartet wurden. Die Information<br />
an den Bezirksschulen sowie<br />
die Profilbildung des Faches<br />
weisen anscheinend Defizite auf.<br />
Im PU bemängeln die Studierenden<br />
die Lernzielorientierung und Lernzieltransparenz<br />
und schätzen den Nutzen<br />
des PU für die Maturitätsarbeit<br />
eher gering ein. Die Fachschaftsvertreter/-innen<br />
äussern in diesem<br />
Bereich einen Bedarf nach Aus- und<br />
Weiterbildung der Lehrpersonen.<br />
Von Seiten der Studierenden wie<br />
auch aus den betreffenden Fachschaften<br />
wird Bedauern geäussert,<br />
dass weder Englisch noch Deutsch<br />
Schwerpunktfächer sind.<br />
Offene Fragen / Probleme<br />
Als grundlegende Problematik wird<br />
die Spannung zwischen freier Schulwahl<br />
und Verhinderung einer wirksamen<br />
Profilbildung der einzelnen<br />
Schulen genannt und damit zusammenhängend<br />
eine zu schwache<br />
Wahrnehmung der Führungsverantwortung<br />
durch das BKS. Aus infrastrukturellen<br />
und personellen<br />
Gründen sprechen sich die meisten<br />
Schulleitungsmitglieder gegen die<br />
Profilbildung an einzelnen Schulen<br />
aus. Zudem müssten Rahmenbedingungen<br />
für kleine Schulen geschaffen<br />
werden, damit diese in einem<br />
Konkurrenzsystem bestehen<br />
könnten.<br />
Die Frage der Promotionsunwirksamkeit<br />
der Maturitätsarbeit wird von<br />
den Mitgliedern der Schulleitungen<br />
und Fachschaften kontrovers beurteilt.<br />
Einerseits wird der Wunsch der<br />
Studierenden nach einer stärkeren<br />
Gewichtung der Arbeit für das Bestehen<br />
der Maturität verstanden, andererseits<br />
fehlen verbindliche und vergleichbare<br />
Beurteilungskriterien.<br />
Im Bereich der modernen Sprachen<br />
zeigt sich bei den Studierenden eine<br />
deutliche Nutzenorientierung. Ein<br />
Sprachzertifikat oder Immersionsunterricht<br />
werden der Auseinandersetzung<br />
mit sprachkulturellen und literarischen<br />
Inhalten klar vorgezogen.<br />
Zusätzlich sind aber auch Einschränkungen<br />
bei der Wahl (Freifach als<br />
Vorbedingung) verantwortlich für die<br />
weniger häufig gewählten Sprachfächer<br />
als SPF. Eine Imagepflege des<br />
gymnasialen Sprachunterrichts an<br />
den Kantonsschulen, unterstützt vom<br />
BKS, wird in den Entwicklungshinweisen<br />
ausdrücklich gefordert.<br />
Der vollständige Schlussbericht ist zu<br />
finden unter:<br />
www.ag.ch/berufsbildung/documents/Schlussbericht<br />
_MAR.pdf
24 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Die FDP/SVP-Motion betreffend „Vereinfachung der aargauischen MAR-<br />
Umsetzung“ und ihr bisheriges Nachspiel<br />
von Alexander Fend<br />
• 30. März 2004: Für alle interessierten<br />
Kreise völlig überraschend<br />
reichen die grossrätlichen Fraktionen<br />
der FDP und der SVP eine<br />
Motion zur Änderung des 1998<br />
beschlossenen und 1999 eingeführten<br />
Aargauer MAR-Modelles<br />
ein: die Schulen sollen vierjährige<br />
Schwerpunktfächer führen und<br />
sich dadurch über insgesamt fünf<br />
klare Maturitätsprofile definieren<br />
lassen.<br />
Als Gründe für diesen Systemwechsel<br />
führen die Motionäre die<br />
„Komplexität in der Umsetzung“<br />
des 2/2-Modelles, die „in der Wahl<br />
überforderten Schüler/-innen und<br />
einen dank der Konzentration auf<br />
Schulprofile „zielgerichteteren Einsatz<br />
der Ressourcen“ an. Ebenfalls<br />
erwähnt wird ein „bereits absehbar<br />
gewordener niedriger Ausbildungsstand<br />
gegenüber den anderen<br />
Kantonen“. Gegenüber der<br />
AZ bringen sie in Zusammenhang<br />
mit dem Wahlverhalten der Schüler/-innen<br />
das „Ausweichen auf so<br />
genannt „weiche“ Fächer wie Philosophie<br />
und Psychologie“ ins<br />
Spiel.<br />
• 7. April: Die vom Luzerner Institut<br />
für Politikstudien "Interface"<br />
durchgeführte Evaluation der aargauischen<br />
MAR-Umsetzung hält<br />
fest, dass Schulleitungen und<br />
Fachschaftsvertreter das 2/2-<br />
Modell begrüssen und als „zweckmässig“<br />
beurteilen (siehe unseren<br />
Beitrag auf Seite 22 dieses Heftes).<br />
• Gleichentags erscheint in der<br />
AZ ein Leserbrief des Badener<br />
Deutsch- und Philosophielehrers<br />
Martin Mosimann. Dieser stellt das<br />
Argument der „weichen“ Fächer in<br />
Frage und rückt stattdessen die<br />
Frage des unterschiedlichen Verhaltens<br />
der Lehrpersonen in der<br />
Notengebung in den Vordergrund.<br />
• 16. April: Beat Unternährer und<br />
Rolf Walser, Ressortchefs Bildung<br />
in ihren Fraktionen (SVP bzw.<br />
FDP), verteidigen ihre Motion in<br />
der AZ gegen die in den Medien<br />
laut gewordene Kritik. Sie verwahren<br />
sich gegen den Vorwurf,<br />
faktisch das alte Typengymnasium<br />
wiederherstellen zu wollen und betonen<br />
erneut, „das heutige Wahlverhalten“<br />
werde „den gesellschaftlichen<br />
Erfordernissen“ und<br />
„den Bedürfnissen einer breiten<br />
Vorbereitung auf die universitäre<br />
Bildung“ nicht gerecht. Ausserdem<br />
bringen sie den am Gymnasium<br />
Aargau seit 1999 gemessen<br />
Rückgang an Schüler/-innen in<br />
Zusammenhang mit der Aargauer<br />
MAR-Struktur.<br />
• 23 April: Unter dem Titel „MAR:<br />
Korrekturen sind nicht dringlich“<br />
wendet sich Evelyne Kellenberger,<br />
FDP-Mitglied und Präsidentin der<br />
Aufsichtskommission der Kantonsschule<br />
Baden, in der AZ direkt gegen<br />
die Argumente der Motionäre.<br />
Insbesondere führt sie an, es sei
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 25<br />
verfrüht, einen Systemwechsel ins<br />
Auge zu fassen, bevor Klarheit<br />
über den Erfolg der ersten MAR-<br />
Maturi und -Maturae an den Hochschulen<br />
bestehe. Sie bedauert, als<br />
FDP-Vertreterin in der Aufsichtskommission<br />
einer sehr grossen<br />
Kantonsschule nicht in den parteiinternen<br />
Meinungsbildungsprozess<br />
miteinbezogen worden zu sein.<br />
• 21. April: Im Kontext der im<br />
Motionstext erwähnten Niveausenkung<br />
äussert sich der Wohlener<br />
Kantonsschullehrer Josef Kunz<br />
– ebenfalls in der AZ – zu der Gefahr<br />
einer „Matura light“ und fordert<br />
dabei höhere Hürden für die Zulassung<br />
zu einzelnen (von anderen<br />
„weich“ genannten) Fächern, um<br />
den „Weg des geringsten Widerstandes“<br />
zu erschweren. Er weitet<br />
die Diskussion auch auf den Immersionsunterricht<br />
aus, in dessen<br />
Fächern er „klar eine substanzielle<br />
Niveausenkung“ diagnostiziert.<br />
• An der Kantonsschule Wohlen<br />
führt dieser Diskussionsbeitrag zu<br />
einer auf den 10. Mai festgesetzten<br />
ausserordentlichen Lehrerkonferenz.<br />
In einem Brief an Eltern<br />
und Schüler/-innen stuft es<br />
der Wohlener Rektor als „befremdlich“<br />
ein, „dass blosse Vermutungen<br />
als vermeintlich feststehende<br />
Fakten präsentiert werden“.<br />
• 12. Mai: Die Rektorenkonferenz<br />
der Aargauer Mittelschulen nimmt<br />
öffentlich Stellung. Für deren sieben<br />
Mitglieder, die wiederholt die<br />
anerkannte Einbettung des aargauischen<br />
MAR-Modelles in das<br />
eidgenössische MAR betonen,<br />
„besteht keinerlei Handlungsbedarf“<br />
bezüglich der Harmonisierung<br />
mit den Mittelschulen der<br />
Nachbarkantone. Sie möchten die<br />
seit 1999 auf Grund der veränderten<br />
Lage gemachten Schulentwicklungen<br />
nicht rückgängig<br />
machen und wenden sich entschieden<br />
gegen das Argument,<br />
das 2/2-Modell überfordere die<br />
Schüler/-innen. Auch die Meinung,<br />
klare Schulprofile würden Kosten<br />
sparen, wird in ein neues Licht<br />
gerückt: Da der Kanton weiterhin<br />
die eidgenössisch vorgegebenen<br />
Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer<br />
anbieten müsste, wären<br />
Kurse mit kleinen Schülerzahlen<br />
„keineswegs ausgeschlossen“ –<br />
mit dem Unterschied, dass diese<br />
dann dafür doppelt so lange zu<br />
führen wären. Dass die Motionäre<br />
ausserdem von einem bereits feststellbaren<br />
tiefern Ausbildungsstandard<br />
sprächen, sei „in höchstem<br />
Masse unseriös und dem<br />
Gymnasium abträglich“.<br />
• 2. Juni: Unter dem Titel „Keine<br />
zielgerichtete Ausbildung“ äussern<br />
sich vier Aarauer Kantonsschullehrer<br />
aus dem Umfeld der 1998<br />
nicht zustande gekommenen „Marreal“-Initiative<br />
im Sinne der Motion.<br />
Sie orten im aargauischen MAR,<br />
das sie als „exotisch“ bezeichnen,<br />
„mindestens zehn Jahresstunden<br />
Luft“ und „eine unselige Aufsplitterung<br />
des Unterrichts“. Ein Systemwechsel<br />
ist für sie „unausweichlich“.<br />
Die Motion der beiden Fraktionen soll<br />
noch vor der Sommerpause im<br />
Grossen Rat behandelt werden. Bis<br />
dahin wird auch der Regierungsrat<br />
dazu Stellung genommen haben.
26 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
von Stefan Läderach<br />
Die Gretchenfrage des Aargauer Gymnasiums?<br />
Die Gretchenfrage der letzten Wochen<br />
und Monate rund um die Aargauer<br />
Gymnasien scheint zu lauten:<br />
„Und wie hältst du’s mit der Motion?“<br />
Auch wenn sie dem Vernehmen nach<br />
in einzelnen Lehrerzimmern kaum<br />
thematisiert wurde: Die öffentliche<br />
Diskussion um MAR Aargau nimmt<br />
zunehmend Formen an, die eines intellektuellen<br />
Diskurses unwürdig sind.<br />
An die Stelle von sachlicher Argumentation<br />
treten unbewiesene Behauptungen,<br />
anstelle einer echten<br />
Diskussion um Sachverhalte wird vehement<br />
polemisiert, polarisiert und<br />
implizit auf Personen gespielt. In der<br />
Diskussion bekommt man rasch zu<br />
spüren: Bist du nicht für mich, so bist<br />
du gegen mich. Für differenzierte<br />
Standpunkte bleibt wenig Raum.<br />
Nun ist leider der Zweihänder kaum<br />
das geeignete Instrument, um eine<br />
solche Diskussion zu führen. Fest<br />
steht: Die Diskussion um erkannte<br />
Mängel des Aargauer MAR muss offen<br />
und speditiv geführt werden, und<br />
es ist natürlich das gute Recht der<br />
Politik, mit den ihr zur Verfügung stehenden<br />
Instrumenten Korrekturen in<br />
der Ausgestaltung des Bildungswesens<br />
einzufordern. Auf der anderen<br />
Seite zeugt es nicht gerade von<br />
grosser Sensibilität, noch vor dem<br />
Erscheinen des offiziellen Evaluationsberichts<br />
bereits einen erneuten<br />
Totalumbau des gesamten Systems<br />
zu fordern, ohne zuvor die bestehenden<br />
Möglichkeiten zur Detailkorrektur<br />
ausgeschöpft zu haben - und notabene<br />
ohne die möglichen Kosten für<br />
diesen Umbau aufgezeigt zu haben.<br />
Mit dem wirkungsmächtigen Instrument<br />
der Motion sollte daher vorsichtig<br />
umgegangen werden: Wie viele<br />
Profile soll denn in Zukunft jede<br />
Schule noch führen dürfen? Was<br />
lässt sich über die möglichen Kosten<br />
der Umsetzung dieser Schulprofilierung<br />
aussagen, wenn sich die<br />
Schülerzahlen und damit der Infrastrukturbedarf<br />
an den einzelnen<br />
Schulen möglicherweise markant<br />
verändern? Interessant wäre aus der<br />
Sicht des Personalverbandes auch zu<br />
erfahren, wie unter Bedingungen<br />
schulischer Teilautonomie mit all den<br />
Lehrpersonen verfahren würde, die –<br />
je nach Fach - an der einen oder der<br />
anderen Schule inskünftig nicht mehr<br />
gebraucht würden.<br />
Solche und andere Unstimmigkeiten<br />
haben im <strong>AMV</strong>-Vorstand bei der Lektüre<br />
der FDP/SVP-Motion einiges<br />
Stirnrunzeln verursacht. Gewiss: Es<br />
lässt sich mit ganz unterschiedlichen<br />
Stundentafeln und Curricula gute<br />
oder schlechte Schule machen. So<br />
hat sich ja womöglich seinerzeit auch<br />
der eine oder andere von uns während<br />
seiner Gymnasialzeit gelegentlich<br />
die Frage gestellt, ob in den dreizehn<br />
Wochenstunden Alte Sprachen<br />
nicht vielleicht ein klein wenig zu viel<br />
Luft drin sei.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 27<br />
Aber vergessen wir die einfache<br />
Wahrheit nicht: Der wichtigste Qualitätsfaktor<br />
für guten Unterricht ist nach<br />
wie vor die optimal ausgebildete und<br />
hoch motivierte Lehrpersönlichkeit.<br />
Diesem Grundsatz wird in der gegenwärtigen<br />
Bildungspolitik leider<br />
nicht gerade viel Beachtung geschenkt.<br />
Guter Unterricht ist sodann eine Frage<br />
der Inhalte, auch wenn dies heute<br />
ebenfalls gern etwas aus dem Blick<br />
gerät: Die Diskussion um relevante<br />
Inhalte, um das, was gerade auch in<br />
den neuen Gefässen unabhängig von<br />
der Lehrperson heute als zentraler<br />
Wissensbestand zu gelten hätte, wäre<br />
in den Fachschaften neu zu führen.<br />
Davon ist in der <strong>aktuell</strong>en strukturfixierten<br />
Diskussion leider selten<br />
die Rede.<br />
Selbstverständlich ist MAR Aargau<br />
korrekturbedürftig. Wer einmal sein<br />
Haus umgebaut hat, weiss, dass dies<br />
nach einem Umbau von diesem<br />
Ausmass auch kaum anders zu erwarten<br />
war. Ob jedoch eine Motion<br />
mit der kaum konkretisierten Forderung<br />
nach einem erneuten Totalumbau<br />
- denn ein Rückbau kann es unter<br />
MAR nicht sein, hier sind sich Befürworter<br />
wie Gegner einig - und einem<br />
Zeithorizont von immerhin vier<br />
Jahren (für eine erste Vorlage seitens<br />
der Regierung) das richtige Instrument<br />
ist, darf mit Fug bezweifelt werden.<br />
Die notwendigen Korrekturen sind im<br />
Gegenteil so rasch wie möglich an<br />
die Hand zu nehmen. MAR AG muss<br />
die Chance erhalten, seine Kinderkrankheiten<br />
auszukurieren. Ob viel<br />
gewonnen wird, wenn schon nach einem<br />
einzigen Jahrgang von MAR-<br />
Absolventinnen und -Absolventen das<br />
berühmte Kind mit dem Bade ausgeschüttet<br />
wird, ist für den überwiegenden<br />
Teil unserer Lehrpersonen mehr<br />
als fraglich.<br />
Der Bericht von "Interface" zeigt die<br />
wesentlichen Problemfelder deutlich<br />
auf, und auch unter den Befürwortern<br />
des neuen Systems wird sich kaum<br />
jemand finden, der die monierten Kritikpunkte<br />
nicht ernst nimmt. Das eine<br />
oder andere Detail wäre noch nachzutragen,<br />
aber man wird leider den<br />
Eindruck nicht los, dass ein grosser<br />
Teil der Kritik offensichtlich weit mehr<br />
mit Ressourcenfragen und Partikularinteressen<br />
einzelner Fächer zu tun<br />
hat als mit fundamentalen Schwächen<br />
des aargauischen MAR.<br />
Ein grosser Teil unserer Lehrpersonen<br />
und der Studierenden kann<br />
unter den Bedingungen von MAR<br />
Aargau gut leben und arbeiten. Das<br />
neue System sollte nun die Chance<br />
erhalten, seine Optimierbarkeit und<br />
Reformfähigkeit unter Beweis zu stellen.<br />
Das aargauische MAR und die<br />
Bildungspolitik des Kantons Aargau<br />
wird in der Rückschau daran gemessen<br />
werden, wie weit es gelungen ist,<br />
sinnvolle Korrekturen innert nützlicher<br />
Frist zu initialisieren und umzusetzen.<br />
Ob der Reformwille vorhanden ist und<br />
die notwendigen Korrekturen rasch<br />
an die Hand genommen werden, dies<br />
ist die echte Gretchenfrage rund um<br />
MAR Aargau.
28 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Vernehmlassung über einen neuen Bildungsartikel<br />
in der Bundesverfassung<br />
von Alexander Fend<br />
Mitte Mai verabschiedete die nationalrätliche<br />
Kommission für Wissenschaft<br />
und Bildung (WBK) ihren Vernehmlassungsentwurf<br />
für einen neuen<br />
Bildungsartikel in der Bundesverfassung.<br />
Ziel der auf eine Initiative<br />
des ehemaligen Aargauer Nationalrates<br />
Hans Zbinden zurückgehenden<br />
Neuordnung der Verfassung im Bildungsbereich<br />
ist „die Schaffung eines<br />
kohärenten, flächendeckenden und<br />
qualitativ hoch stehenden Bildungsraums<br />
Schweiz“. Da der Durchlässigkeit<br />
(und somit der interkantonalen<br />
Mobilität) eine hohe Priorität eingeräumt<br />
wird, sieht der Vernehmlassungstext<br />
vor, dass der Bund im<br />
schweizerischen Bildungsföderalismus<br />
mehr Mitspracherechte oder gar<br />
Entscheidungsbefugnisse erhalten<br />
soll; dies gilt insbesondere für den<br />
Beginn des Schuljahres, die Dauer<br />
der Bildungsstufen und deren Übergänge<br />
sowie die Anerkennung von<br />
Abschlüssen.<br />
Bekanntlich ist die Schaffung neuer<br />
Bundeskompetenzen im Bildungsbereich<br />
ein heikles Unterfangen – aus<br />
diesem Grunde hatten die Kantone<br />
(EDK und WBK des Ständerates) vor<br />
drei Jahren eine erste Version des<br />
neuen Bildungsartikels, in der der<br />
Bund explizit „Grundsätze der Bildung<br />
von gesamtschweizerischer Bedeutung“<br />
festgelegt hätte, scharf zurückgewiesen.<br />
In der heute vorliegenden<br />
Version legt die WBK nun zwei Varianten<br />
vor: eine erste, subsidiäre Variante,<br />
nach welcher der Bund erst<br />
eingreifen kann, falls die Kantone ihre<br />
Bildungssysteme nicht aus eigener<br />
Initiative koordinieren; die zweite,<br />
schärfere Variante hingegen würde<br />
es dem Bund erlauben, in den erwähnten<br />
Punkten auf direktem Weg<br />
verbindliche Vorschriften zu erlassen.<br />
Erwartungsgemäss hat sich die EDK<br />
bereits hinter die Variante 1 gestellt.<br />
Dass ein derart gestalteter Bildungsartikel<br />
für das aargauische Schulwesen<br />
letztlich einschneidende Konsequenzen<br />
haben dürfte, ist unschwer<br />
abzusehen: Das Einschulungsalter,<br />
die Struktur und genaue<br />
Dauer des Ausbildungsganges bis<br />
zur Matur sowie einheitliche Leistungsstandards<br />
für jede Bildungsstufe<br />
sind Stichworte, die erahnen lassen,<br />
dass auf Bildungsvorlagen, die in den<br />
einzelnen Kantonen nur stockend<br />
voran kommen oder (wie im Aargau)<br />
einstweilen abgeblockt sind, schon<br />
bald „von aussen“ neuer Druck ausgeübt<br />
werden könnte. Es ist dabei zu<br />
befürchten, dass für das Gymnasium<br />
wichtige Bereiche (wie Gestaltung<br />
und Dauer der Stufen Sek. I und Sek.<br />
II) dabei je länger, desto weniger unter<br />
pädagogischen und inhaltlichen<br />
Gesichtspunkten, dafür immer stärker<br />
unter dem alleinigen Gesichtspunkt<br />
der interkantonalen Harmonisierung<br />
betrachtet werden.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 29<br />
Neu im Vorstand<br />
sche Linguistik) an der Universität Zürich.<br />
Von 1993 bis 2003 war er 1.<br />
Konzertmeister des Aargauer Symphonie-Orchesters<br />
und in dieser<br />
Funktion mit zentralen Führungsaufgaben<br />
sowohl auf Trägerschaftswie<br />
auf Orchesterebene betraut. In<br />
den letzten Jahren war er als Mitglied<br />
Stefan Läderach ist seit April 2004 des Vorstandes der Instrumentallehrpersonen<br />
neuer Präsident des <strong>AMV</strong>. Er ist Instrumentallehrer<br />
und Orchesterleiter<br />
an der Alten Kantonsschule Aarau.<br />
Nach der Matura (Typus A) studierte<br />
er Musik (Violine und Kammermusik)<br />
an den Musikhochschulen Bern und<br />
Winterthur-Zürich sowie Phil I. (Geschichte,<br />
an aarg. Mittel-<br />
schulen (IAM) standespolitisch aktiv.<br />
Stefan Läderach lebt mit seiner Frau<br />
Sina und seinen zwei Kindern (Natalie,<br />
4½ und Fabian, halbjährig) in Aarau.<br />
Er ist Gründungsmitglied und bis<br />
Sommer 2004 Geschäftsführer des<br />
____________________________________________________________<br />
Philosophie und germanisti-<br />
ARION<br />
Streichquartetts.<br />
Alexander Fend, Jahrgang 1969,<br />
schloss 1996 an der Universität Zürich<br />
sein Romanistik-Studium ab, das<br />
ihm auch die Gelegenheit geboten<br />
hatte, in Frankreich und Italien zu leben<br />
und zu studieren. Seit 1997 unterrichtet<br />
er am Gymnasium Aargau,<br />
erst in Aarau (NKSA) und seit August<br />
2000 an der Kantonsschule Zofingen,<br />
als deren Delegierter er in den <strong>AMV</strong>-<br />
Vorstand gewählt wurde.<br />
Während seiner Unterrichtstätigkeit<br />
wurde er immer wieder von der Tatsache<br />
überrascht, dass sich in unserem<br />
Kanton die Diskussion über<br />
Schule und Bildung immer mehr auf<br />
finanzpolitische Aspekte konzentrierte,<br />
die unseren Berufsalltag in<br />
starkem Masse mitprägten. Die berufs-<br />
und schulspezifischen Anliegen<br />
und Geschicke des <strong>AMV</strong> hat er immer<br />
schon mitverfolgt, nicht einfach<br />
nur aus gewerkschaftlichem, sondern<br />
auch aus allgemein politischem Interesse.<br />
Mit der Bildung und Entwicklung des<br />
Menschen setzt er sich auch als Teilzeithausmann<br />
und Vater von drei<br />
Kindern auseinander. Er lebt mit seiner<br />
Familie in Niederlenz und verbringt<br />
pro Woche rund fünf Stunden<br />
lesend in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
30 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
Monika Langmeier, geboren 1967,<br />
wuchs in Zürich auf, wo sie auch ihre<br />
Ausbildung bis zum Diplom in Biologie<br />
an der Universität Zürich absolvierte.<br />
Nach einem Praktikum<br />
im Amt für Raumplanung in Zug<br />
und einem Aufenthalt in Uganda im<br />
Rahmen eines Forschungsprojektes<br />
in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
arbeitete sie am Institut für Pflanzenwissenschaften<br />
der ETH Zürich.<br />
Seit August 2000 unterrichtet sie<br />
Biologie an der Kantonsschule Wettingen.<br />
Bereits nach dieser relativ kurzen Zeit<br />
der Lehrtätigkeit identifiziert sie sich<br />
hundertprozentig mit dem herausfordernden<br />
und vielseitigen Beruf der<br />
Mittelschullehrerin. Sie wird als offene,<br />
engagierte Kollegin geschätzt.<br />
Monika Langmeier lebt gern in Zürich,<br />
hat deswegen aber keine Bedenken,<br />
sich für den Aargauer Mittelschullehrerinnen-<br />
und Mittelschullehrer-<br />
Verein einzusetzen. Sie pendelt mit<br />
der S12 gegen den Strom und ist<br />
überzeugtes Mitglied von Mobility.<br />
Sie kann sich herzhaft über Computer<br />
ärgern und begeistert über<br />
Aha-Erlebnisse ihrer Schüler/-<br />
innen freuen. Ausserdem hasst sie<br />
Druckfehler.
amv-<strong>aktuell</strong> 04/2 31<br />
Persönlichkeit<br />
Aus besonderem Holz geschnitzt<br />
<strong>AMV</strong>-Mitglied Patrik Schneider<br />
von Uwe Kersten<br />
"Für die Industrie ist es wichtig, Serien<br />
von gleichbleibender Qualität zu<br />
fertigen. Meine selbstgebauten Gitarren<br />
sind handgefertigte Einzelstücke,<br />
für mich sind sie von höchster Qualität,<br />
weil sie genau meinen Bedürfnissen<br />
entsprechen."<br />
So wenig wie seine Gitarren entspricht<br />
auch Patrik Schneider selbst<br />
standardisierten Lebensweisen.<br />
Bluesmusiker, Mathematiklehrer, Teilzeit-Hausmann,<br />
begabter Handwerker,<br />
engagierter Denker im Vorstand<br />
des <strong>AMV</strong> – was zunächst kaum<br />
zusammenzupassen scheint, bringt<br />
er gelassen unter einen Hut.<br />
Mit seinen vielfältigen Talenten musste<br />
er sich immer wieder entscheiden:<br />
Gegen die Schreinerlehre und für die<br />
Mittelschulausbildung, gegen die<br />
Jazzschule und für das Mathematikstudium.<br />
Für eine künstlerische<br />
Ausbildung war es mit 30 zu spät,<br />
meint Patrik, "da hat man schon zu<br />
einem individuellen Stil gefunden".<br />
Und doch ist es ihm gelungen, seine<br />
Begabungen weiter zu pflegen. Jüngstes<br />
Zeugnis davon sind die eben fertiggestellte<br />
CD und der Auftritt am<br />
Badener Blues-Festival. Gemeinsam<br />
mit seinem Bruder Paul ist Patrik "4<br />
Handful of Blues", ein Blues-Duo, das<br />
von der Zürcher Dachwohnung bis<br />
zum Bluesfestival in Frick oder Open-<br />
Air auf dem Friedlisberg ganz unterschiedliche<br />
Bühnen bespielt. Auch
32 amv-<strong>aktuell</strong> 04/2<br />
mit Rockmusik hat Patrik Erfahrungen<br />
gesammelt: "Bäck tu dä Ruuts" und<br />
"61 north" hiessen seine Formationen<br />
in dieser Gattung. Ohne den<br />
druckvollen Sound einer Rockband<br />
vor grossem Publikum aufzutreten<br />
braucht Mut, aber heute reizt ihn die<br />
kleine Formation, die auch leise Töne<br />
ermöglicht und mit ihrer Musik alle Altersgruppen<br />
anspricht.<br />
Auch Pro Argovia war vom Können<br />
der vier Hände überzeugt und zeichnete<br />
Patrik und seinen Bruder Paul<br />
als "Pro Argovia Artists 2002/03" aus,<br />
was ihnen zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten<br />
zu vernünftigen Gagen<br />
sicherte. Aber das Geld steht bei der<br />
Musik nicht im Vordergrund. Im Gegenteil<br />
ist es für den Blueser befreiend,<br />
hier finanziell unabhängig zu<br />
sein. Die CDs werden in kleiner Auflage<br />
von 300 Stück produziert, und<br />
um den Aufwand klein zu halten, wird<br />
schon einmal die graphische Gestaltung<br />
des Covers gegen ein Konzert<br />
an der Hochzeit des Designers getauscht.<br />
Show-Business auf der Bühne - und<br />
im Schulzimmer? "Die Bühnenerfahrung<br />
gibt mir Sicherheit beim täglichen<br />
Auftritt vor den Schüler/-innen.<br />
Und meiner Autorität schadet es gar<br />
nichts, wenn sie wissen, dass der<br />
Mathematiklehrer auch noch andere<br />
Seiten hat."<br />
Neben der Möglichkeit, seine Leidenschaft<br />
für die Mathematik mit den<br />
Schülern/-innen zu teilen, schätzt Patrik<br />
Schneider am Lehrberuf, dass<br />
Arbeitszeit und Freizeit flexibler eingeteilt<br />
werden können als in anderen<br />
Tätigkeiten. Das setzt Energien frei<br />
für den Blues, für den kleinen Valentin,<br />
aber auch für die Arbeit in der<br />
Schule. Dass dort immer mehr geregelt<br />
und standardisiert wird, macht<br />
ihm Sorge. Auch hier bedeutet ihm<br />
die individuelle Qualität mehr als<br />
gleichförmige Serien – wie bei seinen<br />
Gitarren.<br />
Die Qualität des Gymnasiums im Kanton Aargau hängt nicht nur von gewerkschaftlichen<br />
und bildungspolitischen Kriterien, sondern auch sehr stark von<br />
den Unterrichtenden ab. Unter der Rubrik "Persönlichkeit" sollen deshalb im<br />
<strong>AMV</strong>-<strong>aktuell</strong> an dieser Stelle künftig einzelne Vereinsmitglieder persönlich<br />
vorgestellt werden.