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Kunden-Zeitschrift - Risiko & Vorsorge

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interview<br />

Pflege-Bahr –<br />

ein Märchen mit Happy end?<br />

Philipp J. N. Vogel, Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung AG,<br />

erklärt, worauf es für eine optimale Pflegevorsorge ankommt.<br />

Seit Januar will der Staat mit Pflege-Bahr<br />

die private Pflege-<strong>Vorsorge</strong> ankurbeln und<br />

bezuschusst Pflegetagegeld-Versicherungen.<br />

Jüngst urteilte Stiftung Warentest, dass das<br />

Konzept von Daniel Bahr nicht ausreichend<br />

sei. Macht Pflege-Bahr trotzdem Sinn?<br />

Auf jeden Fall. Als Anreiz für Pflege-<br />

<strong>Vorsorge</strong> ist Pflege-Bahr ein wichtiger<br />

Schritt. Noch immer ist zu wenigen<br />

Menschen klar, dass sie sprichwörtlich in<br />

die Pflege hinein altern. Bringen wir es<br />

auf den Punkt: im Alter werden drei von<br />

vier Frauen und jeder zweite Mann pflegebedürftig<br />

sein. Dennoch liegt die <strong>Vorsorge</strong>quote<br />

noch immer unter 3 Prozent.<br />

Alle Experten sind sich deshalb einig: der<br />

Aufbau einer adäquaten Pflege-<strong>Vorsorge</strong><br />

wird eine der zentralen volkswirtschaftlichen<br />

Aufgaben der kommenden Jahre<br />

sein. Eine kritische Würdigung neuer<br />

Konzepte ist daher wichtig. Werden dabei<br />

aber nur die verbesserungswürdigen<br />

Aspekte betrachtet, ist das für das übergeordnete<br />

Ziel nicht gut. Ich sehe die<br />

Gefahr, dass in Erinnerung bleibt, Pflege-<br />

Bahr sei unattraktiv, was definitiv nicht<br />

stimmt. Deshalb widerspreche ich einer<br />

solchen Schlussfolgerung entschieden.<br />

Natürlich ist ein Monatsbeitrag von 10<br />

bzw. 15 Euro nicht ausreichend für die<br />

Finanzierung einer guten Pflege im Alter.<br />

Nachdem aber 97 Prozent der Bundes-<br />

bürger bisher noch nicht einmal 10 bzw.<br />

15 Euro für Pflege-<strong>Vorsorge</strong> ausgegeben<br />

haben, ist Pflege-Bahr ein Schritt in die<br />

richtige Richtung. Eine Teilabsicherung<br />

ist besser als gar keine Absicherung. Außerdem<br />

war auch Pflege-Bahr von Anfang<br />

an nicht als „Vollkasko-Schutz“ gedacht.<br />

Als Impuls soll Pflege-Bahr helfen, die<br />

drohenden Pflegekosten perspektivisch<br />

aufzufangen. Es muss klar werden, dass<br />

eine umfassende Pflege-<strong>Vorsorge</strong> nur aus<br />

drei Säulen bestehen kann: der gesetzlichen<br />

Pflegepflichtversicherung, dem<br />

staatlich geförderten Pflege-Bahr und einer<br />

ergänzenden, privaten Pflegezusatzversicherung.<br />

In welchem Alter kann ich das staatlich<br />

geförderte Pflegetagegeld abschließen und<br />

welche Voraussetzungen muss ich erfüllen,<br />

um den Zuschuss von fünf Euro pro Monat<br />

zu erhalten?<br />

Um Pflege-Bahr abschließen zu können,<br />

muss man mindestens 18 Jahre alt und<br />

pflegepflichtversichert sein. Eine Gesundheitsprüfung<br />

ist nicht erforderlich.<br />

Durch Pflege-Bahr bekommen große<br />

Bevölkerungsgruppen, die aufgrund<br />

von Vorerkrankungen bisher nicht in<br />

der Lage waren, eine Pflegeversicherung<br />

abzuschließen, die Möglichkeit für die<br />

so wichtige <strong>Vorsorge</strong>. Leistungen aus<br />

der Pflegepflichtversicherung darf man<br />

jedoch noch nicht bezogen haben. Ausschlaggebend<br />

für die Höhe des Beitrags ist<br />

das Alter bei Abschluss des Pflege-Bahr-<br />

Tarifs. Um den monatlichen Zuschuss von<br />

5 Euro zu erhalten, muss man mindestens<br />

10 Euro pro Monat in eine förderfähige<br />

Pflegezusatzversicherung einzahlen. Die<br />

Beantragung der staatlichen Förderung<br />

übernimmt das Versicherungsunternehmen,<br />

die Auszahlung erfolgt direkt an<br />

den Versicherer. Aus <strong>Kunden</strong>sicht also<br />

ein wirklich einfaches Verfahren.<br />

Welche Leistungen bekomme ich denn als<br />

Versicherter, wenn ich mich für diese Art<br />

von Versicherung entscheide? Worauf sollte<br />

ich achten?<br />

Die Politik hat der Versicherungswirtschaft<br />

für Pflege-Bahr-Tarife viele Vorgaben<br />

gemacht. Zum Beispiel wurden für<br />

die einzelnen Pflegestufen sogenannte<br />

Mindestleistungen festgelegt, die der<br />

Versicherte mindestens erhalten muss.<br />

Die Pflege-Bahr-Tarife der einzelnen Anbieter<br />

liegen im Grundsatz daher relativ<br />

dicht beieinander.<br />

In einigen Bereichen wurde den Versicherern<br />

aber Gestaltungsspielraum<br />

zugunsten der <strong>Kunden</strong> gelassen. Hierzu<br />

62 Pflege & vorsorge

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