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Glaubenskurs „Komm und sieh“ 7. Einheit

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<strong>Glaubenskurs</strong> <strong>„Komm</strong> <strong>und</strong> <strong>sieh“</strong><br />

<strong>7.</strong> <strong>Einheit</strong>: Menschen des neuen Weges – «Es braucht<br />

dein Ja»<br />

Ziel der <strong>7.</strong> <strong>Einheit</strong><br />

Ziel der <strong>Einheit</strong> ist es, aufzuzeigen, dass für die Nachfolge Jesu unser persönliches Ja<br />

notwendig ist. In dieser <strong>Einheit</strong> möchten wir die Anwesenden auch auf den Schritt der<br />

Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung vorbereiten.<br />

Die Teilnehmer lernen Taufe verstehen als Vollzug der Entscheidung zur<br />

Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus <strong>und</strong> Seinem Leib, der Kirche. Diese schenkt eine<br />

neue Beheimatung <strong>und</strong> ermöglicht ein vertieftes Leben aus der Quelle des Heiligen Geistes.<br />

Die persönliche <strong>und</strong> in Gemeinschaft vollzogene Tauferneuerung wird aufgezeigt als ein<br />

Weg, um die ursprüngliche Kraft der Taufe neu erfahren zu können.<br />

Material für diese <strong>Einheit</strong><br />

• Gebetsblatt zur Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung<br />

Kurstreffen<br />

1. Einführung<br />

• Begrüßung, Lied <strong>und</strong> Gebet<br />

• Beantwortung von Fragen<br />

• Rückblick <strong>und</strong> Hinführung<br />

Das letzte Treffen stand unter dem Titel: Die Dynamik des Anfangs – «Was dich begeistern<br />

wird». Wir haben über die dritte Person Gottes, den Heiligen Geist, nachgedacht <strong>und</strong><br />

gesehen, dass Er uns im Alltag helfen möchte, unser Christsein zu leben. Vielleicht ist<br />

Ihnen noch das Bild vom Ruder- <strong>und</strong> Segelboot in Erinnerung: Alles selber machen oder<br />

mit der Kraft des Windes, des Heiligen Geistes, zusammenzuarbeiten, das ist die<br />

Alternative, die das Bild der Boote aufzeigen will.<br />

Sich auf den Heiligen Geist einzulassen <strong>und</strong> mit Ihm zusammenzuarbeiten, geht nicht von<br />

heute auf morgen! Das ist ein Lernprozess, der mit der Bitte um den Heiligen Geist <strong>und</strong> mit<br />

dem Glauben an Sein Wirken beginnt.<br />

Evtl. Hinweis auf das «Zündholzgebet», das wir letztes Mal erhalten haben.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 1


Je mehr wir um den Heiligen Geist bitten <strong>und</strong> versuchen, auf Seine Stimme zu hören, desto<br />

mehr werden wir erkennen, wie Er zu uns spricht, sei es durch andere Menschen, durch<br />

innere Eindrücke, durch Lebensumstände, durch die Schöpfung, durch das Wort Gottes,<br />

usw.<br />

Folie auflegen <strong>und</strong> dann miteinander beten.<br />

Folie Gebet<br />

«Komm, Heiliger Geist!<br />

Öffne meine Ohren, Heiliger Geist,<br />

damit ich Deine Botschaft höre.<br />

Öffne meine Augen, Heiliger Geist,<br />

damit ich die Schönheit der Schöpfung sehe.<br />

Entzünde mich, Heiliger Geist,<br />

mit Deiner Freude, Liebe <strong>und</strong> Weisheit.<br />

Zeige mir, Heiliger Geist,<br />

den Sinn meines Lebens.<br />

Hole mich heim, Heiliger Geist,<br />

wenn ich mich verirre <strong>und</strong> verliere. Amen.»<br />

«Zeige mir, Heiliger Geist, den Sinn meines Lebens». Um den Sinn <strong>und</strong> das Ziel unseres<br />

Lebens geht es heute. Der Heilige Geist will im Leben eines jeden Menschen<br />

Antriebsquelle <strong>und</strong> Wegbereiter sein. Er möchte uns tiefer in die Liebesgemeinschaft mit<br />

Gott einführen. Er möchte unser Leben heilen, uns mit Dynamik, Kraft <strong>und</strong> Freude erfüllen<br />

<strong>und</strong> uns helfen, zusammen mit den Schwestern <strong>und</strong> Brüdern die Sendung Jesu fortzusetzen.<br />

Vgl. aus dem 4. Hochgebet: «Damit wir nicht mehr uns selber leben, sondern ihm, der für uns gestorben <strong>und</strong><br />

auferstanden ist, hat er von dir, Vater, als erste Gabe für alle, die glauben, den Heiligen Geist gesandt, der das Werk<br />

deines Sohnes auf Erden weiterführt <strong>und</strong> alle Heiligung vollendet.»<br />

Doch damit der Heilige Geist in unserem Leben stärker wirksam werden kann, ist unser Ja<br />

notwendig. Darum das heutige Thema: Menschen des neuen Weges – «Es braucht dein<br />

Ja».<br />

Folie Menschen<br />

Als Einstieg in unser heutiges Thema versuchen wir, uns folgende Situation vorzustellen:<br />

Die kleine Tochter einer Familie steht vor ihrer Mutter <strong>und</strong> fragt: «Mutti, bist du<br />

verheiratet?» Die Mutter wird über dieser merkwürdigen Frage wahrscheinlich den Kopf<br />

schütteln <strong>und</strong> vielleicht folgende Antwort geben: «Wie kommst du auf diese Frage?<br />

Natürlich bin ich verheiratet.»<br />

Eine Woche später beobachtet die kleine Tochter ihre Eltern, wie sie miteinander streiten.<br />

Spontan rennt sie zur Mutter <strong>und</strong> fragt: «Mutti, bist du jetzt immer noch verheiratet?» Die<br />

Mutter wird ihrer Tochter versichern, dass sie immer noch verheiratet ist. Auf den<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 2


Einwand, dass sie jetzt doch eben miteinander gestritten haben, wird sie antworten: «Das<br />

ändert doch nichts daran, dass wir verheiratet sind.»<br />

Warum ist sich die Mutter so sicher, dass sie verheiratet ist?<br />

Die Gewissheit der Mutter hat einen ganz konkreten Gr<strong>und</strong>, denn an einem bestimmten Tag<br />

in ihrem Leben hat sie mit ihrem Mann am Traualtar den B<strong>und</strong> der Ehe geschlossen. Dort<br />

haben sie «Ja» zueinander gesagt, <strong>und</strong> dieses «Ja» gilt, auch wenn es mal Unstimmigkeiten<br />

zwischen ihnen gibt. Sie ist <strong>und</strong> bleibt verheiratet, auch wenn es ihr nicht jeden Tag gelingt,<br />

die eingegangene Ehe gut zu leben.<br />

Auch beim Christsein geht es um einen B<strong>und</strong>. Denn Gott selbst ist es, der jedem von uns<br />

die Hand reicht, uns Seinen B<strong>und</strong> anbietet. Und wenn ein Mensch zu diesem B<strong>und</strong> mit Gott<br />

Ja sagt, wird der Heilige Geist in neuer Weise wirksam. Aus diesem B<strong>und</strong> heraus wird dann<br />

ein neues Miteinander, ein neuer Weg möglich; wie es das heutige Thema anzeigt:<br />

Menschen des neuen Weges – «Es braucht dein Ja»<br />

Vorerst aber wollen wir uns in einem Lied Gott zuwenden.<br />

2. Impuls<br />

Ein italienischer Opa sagte bei der Taufe eines Enkels: «Wir Italiener sind von Geburt an<br />

katholisch!» Diese Formulierung wirft eine Frage auf: Ist jemand, der «von Geburt an<br />

katholisch» ist, dadurch schon ein Christ? – Wie werden Menschen eigentlich zu<br />

«Christen»?<br />

2.1. Christwerden: Wie geht das?<br />

Betrachten wir dazu einen Bibeltext, der uns zeigt, wie nach Jesu Tod <strong>und</strong> Auferstehung<br />

Menschen zu Christen wurden.<br />

Petrus hatte an Pfingsten den Heiligen Geist empfangen. Sofort ging er hinaus <strong>und</strong><br />

verkündet die Auferstehung Jesu Christi <strong>und</strong> Seine Gegenwart als «Herr».<br />

Folie Pfingstpredigt<br />

Die Folge dieser Predigt war: «Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz, <strong>und</strong> sie sagten<br />

zu Petrus <strong>und</strong> den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder? Petrus antwortete ihnen:<br />

Kehrt um, <strong>und</strong> jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung<br />

seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. ... Die nun, die<br />

sein Wort annahmen, ließen sich taufen. An diesem Tag wurden (ihrer Gemeinschaft) etwa<br />

dreitausend Menschen hinzugefügt. Sie hielten an der Lehre der Apostel fest <strong>und</strong> an der<br />

Gemeinschaft, am Brechen des Brotes <strong>und</strong> an den Gebeten» (Apg 2,37–38.41–42).<br />

Dieser Text von Pfingsten weist uns auf fünf Schritte des Christwerdens hin.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 3


Im Folgenden wird das Christwerden mit Schritten zur Ehe verglichen. Dies kann auch weggelassen werden. Damit der<br />

Text sofort erkennbar ist, ist er kursiv gedruckt.<br />

Folie das Modell<br />

1. Berührung durch den Geist Jesu: «Es traf sie mitten ins Herz ...».<br />

Die damals versammelten Menschen in Jerusalem glaubten alle an Gott. Ihr Weg des<br />

Christwerdens begann jedoch damit, dass sie von Christus selbst innerlich berührt wurden,<br />

<strong>und</strong> zwar durch die Predigt des Petrus. Sie spürten, dass durch die Worte dieses einfachen<br />

Mannes, der da vor ihnen stand, Jesus Christus selbst zu ihnen sprach. Diese Betroffenheit<br />

führte zur Frage: «Was sollen wir tun?»<br />

Auch auf dem Weg zur Ehe steht am Anfang eine innere Berührung. Zwei Menschen<br />

empfinden Liebe füreinander. Das führt zur Frage: Wie soll es jetzt weitergehen? Die<br />

Folge davon ist oft: Diese Zwei lassen – normalerweise voll Freude – sich auf einen<br />

gemeinsamen Weg, auf eine Beziehung ein.<br />

Mit diesem «Was sollen wir tun?» drücken die Menschen aus, dass sie zu Veränderung<br />

bereit sind, <strong>und</strong> damit sind sie schon beim zweiten Schritt:<br />

2. Hinwendung zu Jesus Christus: «Kehrt um!»<br />

Zu diesem zweiten Schritt lädt Petrus die Betroffenen ganz klar <strong>und</strong> deutlich ein: «Kehrt<br />

um!» Das heißt: Öffnet euch der Liebe Gottes, die euch in Jesus Christus begegnet. Lasst<br />

euch auf eine Beziehung mit Ihm ein. Wenn diese Beziehung wächst, führt sie eines Tages<br />

zu der verbindlichen Entscheidung, mit Jesus Christus zu leben.<br />

Analog ist es in einer Fre<strong>und</strong>schaft. Zwei Menschen entscheiden sich, sich aufeinander<br />

einzulassen. Dieses Einlassen kann in ein verbindliches Miteinader, wie es sich in der<br />

Hochzeit zeigt, münden.<br />

3. Entscheidung, mit Jesus Christus zu leben: «Und jeder lasse sich auf<br />

den Namen Jesu Christi taufen.»<br />

Sich taufen lassen heißt, sich für ein Leben mit Jesus Christus entscheiden <strong>und</strong> einen B<strong>und</strong><br />

mit Ihm eingehen. Dabei geht es um eine Lebensentscheidung – ähnlich wie bei der<br />

Eheschließung. Denn ein solcher B<strong>und</strong> ist nichts «Unverbindliches», nein, ein solcher B<strong>und</strong><br />

hat Auswirkungen <strong>und</strong> führt zu tiefer Veränderung.<br />

In unserem Vergleich mit der Ehe bedeutet die Taufe Hochzeit feiern, den B<strong>und</strong> des Lebens<br />

eingehen. Ein B<strong>und</strong> hat Folgen.<br />

4. Empfang des Heiligen Geistes: «Ihr werdet die Gabe des Heiligen<br />

Geistes empfangen.»<br />

Die Entscheidung, füreinander zu leben, führt zu einem neuen Miteinander. Wenn zwei<br />

Menschen heiraten, leben sie aus einem neuen Geist, nämlich aus der Liebe zueinander. Sie<br />

entscheiden nun vieles gemeinsam <strong>und</strong> aus diesem Geist der Liebe heraus.<br />

Die Entscheidung für Jesus Christus <strong>und</strong> für ein Leben «mit Ihm» führt zu einer<br />

gravierenden Veränderung: Wir erhalten nämlich Jesu großes Geschenk: den Heiligen<br />

Geist. Dieser ist das Band des B<strong>und</strong>es, die verbindende Liebe. Ohne diesen Geist Jesu fehlt<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 4


uns die Kommunikationsbasis in der neuen Beziehung mit Gott. Der Geist bewirkt Freude<br />

an Jesus <strong>und</strong> ein Hören auf Ihn.<br />

Gerade dieser Heilige Geist sowie das Hören auf Jesus führen noch einen Schritt weiter,<br />

nämlich zu einem neuen Miteinander, zur Gemeinschaft.<br />

5. Leben in der neuen Familie: «An diesem Tag wurden ihrer<br />

Gemeinschaft etwa dreitausend hinzugefügt.»<br />

Die Menschen, die sich für Jesus Christus entschieden <strong>und</strong> Ihn als ihren Herrn<br />

angenommen hatten, spürten gegenseitig eine innere Verb<strong>und</strong>enheit. Der Geist Jesu<br />

«verband» sie von Herz zu Herz. Sie entdeckten: «Wir gehören zusammen.» So entstand<br />

eine neue Gemeinschaft, das Leben mit neuen Brüdern <strong>und</strong> Schwestern: das Leben im Leib<br />

Jesu Christi.<br />

Wenn wir die fünf Schritte betrachten:<br />

1. Berührung durch den Geist Jesu<br />

2. Hinwendung zu Jesus Christus<br />

3. Entscheidung, mit Jesus Christus zu leben<br />

4. Empfang des Heiligen Geistes<br />

5. Leben in der neuen Familie<br />

… dann können wir erkennen, dass Christwerden eine radikale Veränderung bedeutet, die<br />

nicht nur das eigene, persönliche Leben betrifft, sondern auch Auswirkungen auf die<br />

Gemeinschaft hat. Christen gehören zu einer «neuen Familie».<br />

Zugleich ist Christwerden auch ein Prozess, ein Weg. Aber auf diesem Weg gibt es einen<br />

klaren, einschneidenden Punkt, eine Schnittstelle: das Ereignis der Taufe. Wir können<br />

sagen: Die Taufe ist die Schnittstelle vom «alten» zum «neuen» Leben.<br />

„Allen, die Ihn aufnahmen, gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1, 12) –<br />

Hinweis auf Prolog des Joh an Weihnachten: darum geht es im Leben: immer<br />

mehr Sohn/Tochter werden obgleich ich das schon durch die Taufe bin.<br />

2.2. Taufe als «Schnittstelle»<br />

Die Taufe als «Schnittstelle» können wir bereits im Leben Jesu sehen. Es gab bei Jesu<br />

Erdenleben ein Leben vor der Taufe: das verborgene Leben; <strong>und</strong> Seinen Lebensabschnitt<br />

nach der Taufe: Sein öffentliches Wirken.<br />

Folie Taufe als Liebeserfahrung<br />

• Taufe Jesu am Jordan<br />

Drei Evangelisten, nämlich Matthäus, Markus <strong>und</strong> Lukas, berichten uns, dass Jesus sich<br />

von Johannes dem Täufer taufen ließ. Markus beschreibt dieses Geschehen mit folgenden<br />

Worten: «In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa <strong>und</strong> ließ sich von Johannes im<br />

Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete <strong>und</strong><br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 5


der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du<br />

bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gef<strong>und</strong>en» (Mk 1,9–11).<br />

Bei der Betrachtung der Taufe Jesu möchten wir auf zwei Aspekte eingehen:<br />

1. Die Erfahrung mit dem Heiligen Geist, der «... wie eine Taube auf ihn herabkam». Jesus<br />

hat vor Seinem öffentlichen Wirken die Kraft des Heiligen Geistes in einer neuen<br />

Dimension erfahren. Dieser Heilige Geist stand Ihm später bei Seiner Sendung bei (vgl.<br />

Lk 4) <strong>und</strong> gab Ihm täglich Kraft. Durch Ihn wirkte Jesus Seine Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er.<br />

2. Der Heilige Geist schenkte Jesus auch die tiefe Gewissheit der Sohnschaft Gottes. Eine<br />

Stimme aus dem Himmel bestätigte Ihn öffentlich als «geliebten Sohn», an dem Gott<br />

Gefallen gef<strong>und</strong>en hat. Diese Erfahrung hat Jesus die unzerstörbare Gewissheit des<br />

Geliebt- <strong>und</strong> Angenommenseins geschenkt. Selbst in den schwersten Zeiten Seines<br />

Lebens hat Er nicht daran gezweifelt.<br />

Jesus möchte uns in Seine Erfahrung von Kraft <strong>und</strong> Hilfe bei der Sendung, sowie in die<br />

Erfahrung, geliebter Sohn, geliebte Tochter zu sein, mit hineinnehmen. Diese Tauf-<br />

Erfahrung bildete durch alle Zeiten das F<strong>und</strong>ament eines frohen <strong>und</strong> lebendigen<br />

Christseins.<br />

• Taufe in der jungen Kirche<br />

Auch in der frühen Kirche wurde die Taufe als Schnittstelle zu einer neuen<br />

Lebenswirklichkeit verstanden. Es gab ein klares «Vorher» <strong>und</strong> «Nachher». Im Unterschied<br />

zu heute wurden in den ersten vier Jahrh<strong>und</strong>erten vorwiegend erwachsene Menschen<br />

getauft <strong>und</strong> in die Kirche aufgenommen.<br />

Damals wurden gleichzeitig mit dem Sakrament der Taufe auch das Sakrament des<br />

Heiligen Geistes (Firmung) <strong>und</strong> das Sakrament der Eucharistie empfangen. Diese drei<br />

bildeten eine <strong>Einheit</strong> <strong>und</strong> wurden als Initiationssakramente, d.h. als Sakramente der<br />

Einführung in die Gemeinschaft der Christen bezeichnet.<br />

Die Taufanwärter <strong>und</strong> Taufanwärterinnen, Katechumenen genannt, wurden während einer<br />

längeren Vorbereitungszeit, die ein bis drei Jahre dauerte, in den christlichen Glauben<br />

eingeführt <strong>und</strong> auf die Taufe vorbereitet.<br />

Die Aufnahme der Katechumenen in die Gemeinschaft der Gläubigen fand meist in der<br />

Osternachtsfeier statt, in der dann alle drei bereits erwähnten Initiationssakramente,<br />

nämlich Taufe, Firmung, Eucharistie, empfangen wurden.<br />

Taufe<br />

Folie Annahme des B<strong>und</strong>es<br />

In der Taufe gab der erwachsene Katechumene Antwort auf das Liebesangebot Gottes. Er<br />

nahm das B<strong>und</strong>esangebot Gottes an <strong>und</strong> entschied sich für Jesus Christus <strong>und</strong> Seinen Leib,<br />

die Kirche.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 6


Variante: Anstelle des folgenden Textes kann auch – zusammen mit der ersten beiliegenden Folie – die Beschreibung<br />

des Taufvorganges aus dem Teilnehmerheft (ab Seite 63 vom Abschnitt «Von Westen – nach Osten») – verwendet<br />

werden.<br />

Folie Taufbecken<br />

Damit wir uns dieses Taufgeschehen in der Jungen Kirche etwas konkreter vorstellen<br />

können, betrachten wir das Baptisterium, d.h. das Taufbecken, aus der Johannesbasilika in<br />

Ephesus, einer der ältesten Kirchen der Christenheit. Wir sehen je drei Stufen, die in das<br />

Taufbecken hinabführen.<br />

Verb<strong>und</strong>en mit dem Hinabsteigen in das Taufbecken war die dreimalige Absage an das<br />

Böse <strong>und</strong> auch an das «alte Leben», d.h. an die bisherigen gottwidrigen Lebenshaltungen.<br />

Dazu legten die Täuflinge zuerst ihre alten Kleider, die ihr altes Leben versinnbildlichten,<br />

ab. Nackt stiegen sie in den Taufbrunnen, der die Form des Kreuzes hatte. Alles Negative,<br />

wovon sie sich losgesagt hatten, sollte so in der Kraft der Erlösung Jesu Christi zu Tode<br />

kommen. (vgl. Kreuzform des Taufbeckens.)<br />

Der folgende ganz frühe Text stammt aus dem Jahre 215 <strong>und</strong> ist ein interessanter Bericht<br />

über die konkrete Art <strong>und</strong> Weise der Taufspendung von damals. Der Presbyter Hippolyt in<br />

Rom schreibt in seinem Buch «Apostolische Überlieferung» (Traditio apostolica)<br />

folgendes:<br />

Folie Taufbecken mit Menschen<br />

«Der unbekleidete Täufling steigt, von einem Diakon assistiert, ins Wasserbecken, an<br />

dessen Rand der taufende Bischof oder Priester steht. Wenn also der‚ der getauft wird, ins<br />

Wasser hinabsteigt, soll der, der ihn tauft, seine Hand auflegen <strong>und</strong> ihn so ansprechen:<br />

«Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater?» Und der Täufling soll antworten: «Ich<br />

glaube». Und sogleich tauche der, der ihm seine Hand auf das Haupt gelegt hat, ihn ein<br />

erstes Mal ein.<br />

Und danach soll er sagen: «Glaubst du an Christus Jesus, den Sohn Gottes, geboren vom<br />

Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria, gekreuzigt unter Pontius Pilatus <strong>und</strong> gestorben,<br />

lebend aus den Toten auferstanden, am dritten Tag zum Himmel emporgestiegen, wo er zur<br />

Rechten des Vaters sitzt, der wiederkommen wird zum Gericht über Lebende <strong>und</strong> Tote?»<br />

Und wenn jener gesagt hat: «Ich glaube», soll er wiederum untergetaucht werden.<br />

Und wieder soll er sagen: «Glaubst du an den Heiligen Geist <strong>und</strong> die heilige Kirche <strong>und</strong><br />

die Auferstehung des Fleisches?» Der getauft wird, soll sprechen: «Ich glaube». Und so<br />

wird er ein drittes Mal untergetaucht.»<br />

Im dreimaligen «ich glaube» banden die Katechumenen ihr Leben an das unzerstörbare<br />

Leben Jesu Christi. Sie nahmen Jesus Christus als ihren Herrn <strong>und</strong> Erlöser an. So wurden<br />

sie eins mit Ihm. Diese neue <strong>Einheit</strong> wurde gleich darauf mit dem Anziehen eines weißen<br />

Kleides bekräftigt. «Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als<br />

Gewand) angelegt»(Gal 3,27).<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 7


Firmung<br />

Beim Referieren des folgenden Textes jeweils den Weg des Katechumenen auf der Folie zeigen.<br />

Folie Kirchenskizze<br />

Damit war das Taufgeschehen noch nicht abgeschlossen. Nun kam der zweite Schritt. Der<br />

Neugetaufte kam – herausgestiegen aus dem Taufbecken – zum Bischof, dem Leiter der<br />

Gemeinde, der ihn am Eingang des Versammlungsraumes, d.h. des Gottesdienstraumes<br />

erwartete.<br />

Der Bischof legte ihm die Hände auf, salbte ihn mit Öl – «Chrisam» nennen wir dieses Öl –<br />

<strong>und</strong> betete für den Neugetauften um das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist: Die Kraft<br />

des Auferstandenen soll ihn erfüllen <strong>und</strong> durchströmen. Der Heilige Geist soll ihm alle<br />

Gaben <strong>und</strong> Charismen schenken, die ihn für seine Sendung ausrüsten <strong>und</strong> schmücken.<br />

Für die junge Kirche war völlig klar, dass ein christliches Leben nur aus der Kraft des<br />

Heiligen Geistes gelebt werden kann.<br />

Eucharistie<br />

Nun wurden die Neugetauften in den Versammlungsraum, also in den Gottesdienstraum<br />

geführt. Mit einem Geschwisterkuss wurden sie von allen persönlich willkommen<br />

geheißen <strong>und</strong> als Brüder <strong>und</strong> Schwestern angenommen. Von jetzt an gehörten sie dazu.<br />

«Schwester» bzw. «Bruder» wurden sie nicht nur genannt, nein, das war vielmehr ihr neues<br />

Lebensprogramm. Sie, die Getauften, lebten füreinander, sorgten füreinander <strong>und</strong> stützten<br />

einander. Diese Gemeinschaft war ihre neue Heimat, ihr neues Zuhause. Dies war wichtig<br />

<strong>und</strong> notwendig, weil sie durch das Christwerden oft aus ihrer bisherigen Gemeinschaft<br />

ausgeschlossen wurden <strong>und</strong> so die soziale Gemeinschaft <strong>und</strong> materielle Sicherheit verloren<br />

hatten.<br />

So feierten die Neugetauften das erste Mal Eucharistie als Feier des neuen B<strong>und</strong>es, des<br />

neuen Miteinanders mit Jesus Christus <strong>und</strong> den neuen Geschwistern.<br />

Diese drei Schritte, nämlich Taufe, Firmung <strong>und</strong> erstmalige Mitfeier der Eucharistie,<br />

markierten das tiefe Erleben eines Neubeginns. Nun wussten die Neugetauften: Wir haben<br />

ewiges Leben, weil wir das Leben Jesu in uns tragen. Wir werden das Reich Gottes erben.<br />

Ein unvorstellbares Glück. Eine Ewigkeit voller Liebe wartet auf uns.<br />

Ein neuer Weg hat begonnen. Durch ihr Ja wurden sie Menschen des neuen Weges, die eine<br />

neue Heimat gef<strong>und</strong>en haben: in Jesus Christus <strong>und</strong> in den neuen Schwestern <strong>und</strong> Brüdern.<br />

2.3. Meditation: «Heimat finden»<br />

Folie Sieger Köder<br />

Dieses Bild von Sieger Köder trägt den Titel «Vollendung». In der Mitte des Bildes sehen<br />

wir ein Liebespaar. Zwei Menschen, die sich umarmen <strong>und</strong> beieinander Heimat gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Der Kranz von Rosen weist auf eine ewige Liebe hin.<br />

Die Liebe zwischen Mann <strong>und</strong> Frau ist für die Bibel ein Bild für die Liebe Gottes zum<br />

Menschen. Der Eheb<strong>und</strong> ist Abbild des viel größeren Liebesb<strong>und</strong>es zwischen Jahwe <strong>und</strong><br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 8


seinem Volk, zwischen Jesus Christus <strong>und</strong> der Kirche, zwischen Gott <strong>und</strong> den Menschen.<br />

So sind diese zwei Personen im Bild Jesus Christus <strong>und</strong> Seine Braut, die Kirche, die Er<br />

umarmt.<br />

Im Ja zum Taufb<strong>und</strong> lassen wir uns für immer in diese Liebe hineinnehmen, die nie aufhört<br />

<strong>und</strong> die alles vollendet. Mitten in den Leiden, Bedrohungen <strong>und</strong> Kämpfen des Lebens sind<br />

wir so in einem «Raum» der Liebe geborgen, der fest, sicher <strong>und</strong> unzerstörbar ist: Wir<br />

haben innere Heimat gef<strong>und</strong>en, Heimat für immer im Herzen Gottes.<br />

2.4. Taufpraxis heute<br />

Die Gläubigen der jungen Kirche hatten nach ihrer Taufe Klarheit über ihre Identität. Sie<br />

wussten, dass sie mit ihrem Ja den B<strong>und</strong> mit dem Dreifaltigen Gott eingegangen waren <strong>und</strong><br />

so für immer zu Jesus Christus gehören. Diese Gewissheit <strong>und</strong> die Hilfe der konkreten<br />

Gemeinschaft schenkten in Momenten der Bedrängnis <strong>und</strong> bei aufkommenden<br />

Glaubenszweifeln immer wieder innere Klarheit.<br />

Wenn wir die bei uns heute übliche Taufpraxis anschauen, können wir feststellen, dass sich<br />

in Bezug auf die Taufe seit jener Zeit vieles verändert hat: Ein einschneidender Wandel<br />

geschah bereits im 4. Jahrh<strong>und</strong>ert unter Kaiser Konstantin. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden<br />

die Christen in unterschiedlicher Intensität immer wieder verfolgt. Unter Kaiser Konstantin<br />

aber wurde das Christentum erlaubt <strong>und</strong> in der Folge dann sogar zur Staatsreligion erklärt.<br />

Ab diesem Zeitraum breitete sich die Kindertaufe zunehmend aus.<br />

Die Praxis der Taufe von Kleinkindern fordert uns zum Nachdenken heraus. Einerseits wird<br />

in der Kindertaufe die Liebe <strong>und</strong> Gnade Gottes, die jedem Menschen ohne Bedingung<br />

angeboten ist, w<strong>und</strong>erbar zum Ausdruck gebracht, denn ein Säugling kann noch nichts<br />

leisten. Gottes Liebe ist gratis.<br />

Andererseits kann ein Kleinkind noch keine persönliche Entscheidung treffen.<br />

• Das «Amen» der Taufe<br />

Folie das Amen<br />

Was bedeutet es nun für uns, dass wir bereits als Kinder, sogar als Babys getauft wurden?<br />

Wir haben bereits gehört, dass es bei der Taufe um einen B<strong>und</strong> geht. Zu einem B<strong>und</strong><br />

braucht es zwei Partner, die freiwillig <strong>und</strong> bewusst zueinander Ja sagen. In der Kindertaufe<br />

feiern wir das Ja Gottes, Seine Erwählung. Gott ist in der Kindertaufe den B<strong>und</strong> mit uns<br />

eingegangen. Er hat sich ganz für uns entschieden: «Ich will für dich da sein. Ich will dir<br />

die ganze Fülle meiner Liebe schenken.» Von Gott aus gesehen bin ich durch die Taufe<br />

Seine Tochter, Sein Sohn. Ich bin Sein Eigentum. Die Kindertaufe ist somit das Zeichen<br />

Seiner Erwählung.<br />

Noch ist diese Liebe einseitig. Denn wir selbst haben ja noch nicht bewusst <strong>und</strong><br />

entschieden diesen B<strong>und</strong>esschluss vollziehen können, wir waren bei unserer Taufe ja dazu<br />

noch gar nicht in der Lage. Nun hängt alles davon ab, dass wir jetzt – als Erwachsene – die<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 9


Liebe Gottes erkennen <strong>und</strong> uns Seiner Liebe öffnen. Gott wartet auf unsere Antwort der<br />

Liebe. Diese besteht darin, dass wir uns bewusst für Ihn entscheiden, dass wir Ihn mit<br />

Freude zum Gott unseres Lebens erwählen.<br />

Wie kann das möglich werden?<br />

Ist Ihnen aufgefallen, wie der Priester (oder Diakon) einen Menschen, ein Kind tauft? Er<br />

sagt: «(Name), ich taufe dich im Namen des Vaters <strong>und</strong> des Sohnes <strong>und</strong> des Heiligen<br />

Geistes.» Das Wort «Amen» sagt der Priester ganz bewusst nicht. Das hebräische Wort<br />

«Amen» ist eine Bekräftigung, ein Festmachen. Es heißt: «Ja, das will ich. Ich stehe ganz<br />

dahinter, ich erkläre es für gültig.» Der Priester sagt bei der Taufe dieses Amen nicht, weil<br />

der Täufling es selbst einmal ganz bewusst sagen <strong>und</strong> mit seinem Leben bezeugen muss.<br />

Erst mit dem bewussten Ja des Getauften, kommt das in der Kindertaufe uns von Gott<br />

Geschenkte zur vollen Auswirkung. Erst dann wird der B<strong>und</strong>, das Miteinander, lebendig.<br />

Dieses «Amen» unserer Entscheidung für Jesus Christus ist der Schritt ins Leben! Durch<br />

diesen Schritt gewinnen wir viel. Wir öffnen uns dem Reichtum, der Kraft <strong>und</strong> der<br />

Erlösung Jesu Christi. Wir gehören Jesus Christus für immer an. Wir wissen, Gott steht zu<br />

Seinem B<strong>und</strong>, <strong>und</strong> Jesus Christus selbst ist der Garant dieser göttlichen Treue. Wir wissen<br />

deshalb, dass wir gerettet sind <strong>und</strong> durch Jesus Christus ewiges Leben haben.<br />

Unsere Taufe, insbesondere die als Baby empfangene Taufe, braucht also noch den<br />

persönlichen Schritt des «Ja», damit sie lebendig wird, uns beglückt <strong>und</strong> froh macht.<br />

Es kann noch darauf hingewiesen werden, dass wir jeweils in der Osternacht <strong>und</strong> bei der Erstkommunion <strong>und</strong><br />

der Firmung das Taufversprechen gegeben haben. Gerade an Ostern ist dies wieder die Gelegenheit, immer<br />

mehr Christ „zu werden“, Kind Gottes „zu werden“.<br />

• Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung<br />

Ähnliches können wir vielleicht auch von der Firmung sagen. Wir wurden gefirmt, aber die<br />

Kraft der Firmung ist bei vielen noch nicht wirklich freigesetzt. Auch zur Firmung gehört<br />

unser persönliches klares Ja, <strong>und</strong> dieses Ja muss immer wieder neu vollzogen <strong>und</strong> bekräftigt<br />

werden. Darum braucht es in unserem Leben immer wieder Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung.<br />

Was uns Gott in Taufe <strong>und</strong> Firmung geschenkt hat, soll lebendig <strong>und</strong> wirksam werden.<br />

Dann erhält unser christliches Leben eine neue Leuchtkraft. Das lässt sich folgendermaßen<br />

veranschaulichen:<br />

Folie Glühbirne<br />

Die Christin, der Christ kann mit einer Glühbirne verglichen werden. Eine Glühbirne ist<br />

zerbrechlich. Man kann sie auf den Tisch legen, dann rollt sie ein wenig umher. Aber in<br />

diesem Zustand nützt die Glühbirne nichts. Wenn sie etwas nützen <strong>und</strong> ihren Sinn erfüllen<br />

soll, dann muss man sie zuerst einmal in eine Fassung hineinschrauben. Damit erhält sie<br />

einen Halt. Sie fällt nicht mehr vom Tisch herunter.<br />

Folie Lampenfassung<br />

Die Taufe kann mit dem Verankertwerden in der Fassung verglichen werden. Taufe ist<br />

sozusagen die Verbindung, das «Hinein-geschraubt-Werden» in das Leben Jesu. Jetzt ist<br />

alles vorbereitet <strong>und</strong> angelegt.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 10


Folie leuchtende Glühbirnen<br />

Doch bei der Glühbirne fehlt nun noch Entscheidendes: der Strom! Erst wenn der Strom<br />

durch die Birne hindurchfließt, beginnt sie zu leuchten. Erst dann wird sie zu dem, wofür<br />

sie gemacht worden ist. Solange kein Strom durch die Birne fließt, ist sie vielleicht schön<br />

zum Anschauen, aber sie leuchtet nicht. Sie nützt nichts.<br />

Damit der Strom, der Heilige Geist, in unser Leben kommen kann, sind zwei Dinge<br />

wichtig: Erstens das Ja zur Taufe, <strong>und</strong> zwar ein entschiedenes «Ja».<br />

Evtl. Wackelkontakt vordemonstrieren. Wackelkontakt ergibt Probleme. Man kann nämlich niemals sicher sein, ob die<br />

Lampe leuchtet. Womöglich leuchtet sie <strong>und</strong> geht plötzlich aus. Wackelkontakt macht das Leben unsicher. Als Vergleich<br />

kann «Wackelkontakt» beim Leben der Ehe diese Problematik verdeutlichen.<br />

Wenn wir die Führung unseres Lebens nur teilweise Gott übergeben haben, wenn ein «Ja-<br />

Aber» in uns da ist, – mal ja, mal nein, je nach Situation <strong>und</strong> Laune, dann ist das ein<br />

Problem. Denn solange unser «Ja» nicht klar <strong>und</strong> eindeutig ist, kann der Strom nicht richtig<br />

fließen, ähnlich wie bei einem Wackelkontakt.<br />

Wenn unser Ja klar ist, dann muss zweitens, damit die Glühbirne zum Leuchten kommt,<br />

nun der Strom eingeschaltet werden. Das heißt, ich muss nun Gott bitten, mich mit Seinem<br />

Heiligen Geist zu erfüllen: «Ja, ich möchte, dass der Heilige Geist in mein Leben kommt.<br />

Ich möchte den Heiligen Geist, die ganze Fülle des Heiligen Geistes empfangen. Ich<br />

möchte, dass Gottes Kraft durch mich leuchtet.»<br />

Dann kann geschehen, was Jesus gesagt hat: «Ihr seid das Licht der Welt» (Mt 5,14). Wir<br />

sind berufen, in dieser Welt zu leuchten.<br />

3. Austausch in Kleingruppen<br />

Folie Kleingruppen<br />

Folgende Fragen können als Anregung dienen. Es ist wichtig, jetzt nicht an die eigenen<br />

Kinder oder an andere Menschen zu denken, sondern nur an sich selbst.<br />

1. Welche Gedanken über die Taufe sind für mich neu?<br />

2. Mein Ja zum Taufb<strong>und</strong> – welche Gedanken <strong>und</strong> Gefühle weckt dies in mir?<br />

3. Was bedeutet <strong>und</strong> bewirkt «Wackelkontakt» im christlichen Leben? Welche<br />

Erfahrungen habe ich damit gemacht?<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 11


4. Schlussr<strong>und</strong>e<br />

4.1. Taufe als Aufnahme in die Kirche<br />

Die Taufe ist der B<strong>und</strong> mit Jesus Christus. Aber dieser B<strong>und</strong> hat Auswirkungen auch auf<br />

die menschliche Gemeinschaft, denn durch die Taufe wird ein Mensch in die Gemeinde<br />

eingegliedert, die, wie Paulus sagt, der Leib Christi ist. (vgl. Eph 1,23).<br />

Gehen wir zur Vertiefung noch der Frage nach: Was heißt eigentlich «Kirche», <strong>und</strong> was<br />

bedeutet es, zur Kirche zu gehören?<br />

Folie Taufe als Aufnahme<br />

Eine Antwort finden wir, wenn wir einmal auf die sprachlichen Wurzeln des Wortes<br />

«Kirche» schauen:<br />

Im Griechischen heißt «Kirche» «ekklesia». «Ek» meint «heraus», «Klesia» kommt von<br />

«kalein», «rufen». So bedeutet «ek-klesia» vom Ursprung her: die Herausgerufenen.<br />

Kirche bildet sich also aus Menschen, die aus ihrem bisherigen Leben herausgerufen<br />

worden sind. Sie sind von Gott «herausgerufen», d.h. berufen. Sie haben einen neuen<br />

Schatz entdeckt: Die Gemeinschaft mit Jesus Christus <strong>und</strong> all denen, die mit Ihm leben. Zu<br />

dieser neuen Gemeinschaft wollen sie gehören <strong>und</strong> mit ihr leben.<br />

Das deutsche Wort «Kirche», wie auch das englische «church» kommen vom griechischen<br />

«kyrios», Herr, genauer «kyriake», dem Herrn gehörend. Kirche sind demnach die<br />

Menschen, welche die Entscheidung getroffen haben: «Ich will Dir, dem Herrn, gehören.<br />

Du, Jesus, sollst mein Herr <strong>und</strong> Meister sein. Du sollst mein Leben führen.» Das deutsche<br />

Wort «Kirche» weist stärker auf den Entscheidungscharakter hin.<br />

Kirche sind die Menschen, die, von Gott aus ihrer persönlichen Lebenssituation<br />

herausgerufen, sich entschieden haben, zum Herrn zu gehören <strong>und</strong> die Seine Sendung in<br />

dieser Welt weitertragen möchten.<br />

Das entscheidende <strong>und</strong> verbindende Element in der Kirche, wie auch bei der Aufnahme in<br />

die Kirche ist Gott selbst, nämlich der Heilige Geist. Paulus schreibt dazu: «Durch den<br />

einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen ... <strong>und</strong> alle<br />

wurden mit dem einen Geist getränkt»(1 Kor 12,13). Der Heilige Geist bewirkt in der Taufe<br />

die Aufnahme in den Leib Jesu Christi. In diesem Organismus ist Jesus Christus das Haupt<br />

(vgl. Kol 1,18) <strong>und</strong> wir alle sind Glieder (vgl. 1 Kor 12,27).<br />

• Kirche: menschlich <strong>und</strong> göttlich<br />

Der Leib Jesu Christi, die Kirche, hat heute keinen guten Ruf. Viele wenden sich enttäuscht<br />

von ihr ab, weil oft so herzlich wenig vom befreienden Leben Jesu zu spüren ist. Warum ist<br />

das so? Vielleicht kann uns das folgende Bild helfen, dies etwas besser zu verstehen.<br />

Dieser Leib Jesu Christi, die Kirche, hat eine menschliche Seite. Das sind die Menschen als<br />

die Glieder an diesem Leib. Mit uns Menschen hat die Kirche darum alle Schwächen,<br />

Fehler <strong>und</strong> Dunkelheiten, die unser Menschsein ausmachen. Die Kirche ist immer auch eine<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 12


Kirche der Sünder. Diese dunkle, menschliche Seite von Kirche spüren wir oft an uns selbst<br />

<strong>und</strong> an vielem, was uns an <strong>und</strong> in Kirche stört.<br />

Nach einer Predigt kam ein Zuhörer zum Pfarrer <strong>und</strong> sagte: «Ich kann mich einfach nicht<br />

entschließen, einer der mir bekannten Gemeinden beizutreten, denn in jeder Gemeinschaft<br />

sehe ich so viel Unvollkommenes.» Darauf antwortete der Pfarrer: «Fre<strong>und</strong>, du hast Recht,<br />

keine Gemeinde ist vollkommen <strong>und</strong> solltest du jemals eine vollkommene Gemeinde finden,<br />

so wird sie sich weigern, dich aufzunehmen, denn sobald sie dich aufgenommen hätte,<br />

würde sie aufhören, vollkommen zu sein.»<br />

Wir können sagen, zum Glück ist die Kirche keine Gemeinschaft von Vollkommenen,<br />

sondern eine Gemeinschaft derer, die versuchen, mit all ihren Eigenheiten, Dunkelheiten<br />

<strong>und</strong> Fehlern ihr Leben nach Gott auszurichten.<br />

Der Leib Jesu Christi hat auch eine göttliche Seite, denn Jesus Christus selbst ist das Haupt<br />

dieses Leibes. Er ist nicht nur das Haupt Seiner Kirche, Er ist «im Geist» das Leben der<br />

Kirche.<br />

Es ist wichtig, dass wir uns dem Geist Jesu, dem Heiligen Geist, öffnen <strong>und</strong> Ihn wirken<br />

lassen. Dies gilt für die Kirche im Ganzen, wie auch für jede Gemeinde <strong>und</strong> Gemeinschaft.<br />

Wo wir uns Ihm innerlich versperren, wo wir unseren eigenen Vorstellungen nachgehen, da<br />

verliert eine Gemeinde an Leben. Sie kann innerlich tot sein, auch wenn die Gebäude noch<br />

so kunstvoll sind <strong>und</strong> schön glänzen, auch wenn alle Strukturen reibungslos funktionieren,<br />

auch wenn noch so schöne <strong>und</strong> eindrucksvolle Zeremonien <strong>und</strong> Liturgien gefeiert werden.<br />

Vgl. Folie: Das Gerüst ist noch da. Aber es fehlt an Leben, Wärme <strong>und</strong> Beziehung.<br />

Nur der Heilige Geist macht die Kirche lebendig. Nur durch diesen Geist werden wir<br />

lebendige <strong>und</strong> anziehende Glieder an diesem Leib. Nur durch diesen Geist kommt<br />

Begeisterung <strong>und</strong> Freude.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 13


4.2. Angebot der Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung<br />

Bei unserem nächsten Treffen sind wir eingeladen, uns diesem Geist zu öffnen <strong>und</strong> Ihn für<br />

uns <strong>und</strong> unser Leben zu erbitten, damit auch wir lebendige <strong>und</strong> anziehende Glieder am Leib<br />

Christi werden. Dazu werden wir einen Gottesdienst feiern mit dem Angebot der Tauf- <strong>und</strong><br />

Firmerneuerung.<br />

Gott bietet uns ein großes Geschenk an. Er macht uns ein großartiges Liebesangebot. Wir<br />

dürfen uns Seiner Liebe öffnen <strong>und</strong> Ja zu Ihm sagen. Dieses Ja kann in unterschiedlicher<br />

Weise vollzogen werden.<br />

Folie den Glauben feiern<br />

Erster Schritt<br />

Einige von uns spüren vielleicht: Eigentlich möchte ich schon, aber in mir ist noch zu viel<br />

an Angst <strong>und</strong> Misstrauen da. Dann kann z.B. diese einfache Bitte weiterhelfen: «Jesus,<br />

schenke mir Deinen Heiligen Geist, damit ich Dir mehr vertrauen kann.»<br />

Taufannahme<br />

Andere spüren, dass sie ihre Entscheidung für Jesus Christus, das verbindliche «Amen» zur<br />

Taufe, aussprechen <strong>und</strong> den ewigen B<strong>und</strong> mit Jesus Christus eingehen möchten.<br />

Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung<br />

Andere haben vielleicht diesen Schritt schon getan. Was kann für sie dann dran sein? Ich<br />

will die Antwort mit Hilfe eines Beispiels verdeutlichen: Vielleicht sind Sie eine Frau <strong>und</strong><br />

schon einige Jahre verheiratet. Wenn Sie Ihren Mann fragen: «Sag mal, liebst du mich<br />

noch?», <strong>und</strong> er zur Antwort gäbe: «Ich habe es dir ja bei der Hochzeit gesagt», wären Sie<br />

wohl sehr frustriert! Sie möchten diese Liebesbeteuerung sicherlich öfters von ihm hören.<br />

Liebe will immer wieder neu ausgedrückt werden. Frau <strong>und</strong> Mann tut es gut, immer wieder<br />

zu hören, dass sie geliebt <strong>und</strong> gewollt sind <strong>und</strong> dass sie einander gern haben <strong>und</strong> schätzen.<br />

So ist es auch hier. Das Aussprechen der Liebe belebt <strong>und</strong> erneuert Ihre Fre<strong>und</strong>schaft zu<br />

Gott.<br />

So kann es angebracht sein, Ihr persönliches «Ja» zu Ihrer Taufe in vertiefter Weise zu<br />

erneuern.<br />

Vielleicht möchten Sie auch bewusst Ihr «Ja» zu Ihrer Firmung erneuern, <strong>und</strong> damit Ihre<br />

Bereitschaft, für Sein Reich tätig zu sein.<br />

Zu unserem Gottesdienst beim nächsten Mal können Sie Ihre eigene Taufkerze mitbringen.<br />

Sie können sich eine neue Taufkerze besorgen, wenn Sie selbst keine haben. Die Taufkerze<br />

ist die Erinnerung an Ihre Taufe. Damals haben Ihre Eltern <strong>und</strong> Paten Ja gesagt. Heute als<br />

Erwachsene sind Sie dazu eingeladen. Die Taufkerze erinnert uns daran, dass Gottes Liebe<br />

schon immer mit uns gegangen ist.<br />

Ggf. ankündigen: Für diejenigen, die keine eigene Kerze dabei haben werden, stellen wir eine kleine Kerze zur<br />

Verfügung.<br />

Blatt «Gebet zur Tauf- <strong>und</strong> Firmenerneuerung» austeilen.<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 14


Für diesen Gottesdienst ist ein Blatt vorbereitet, das ein Gebet für eine Tauf- bzw.<br />

Firmerneuerung enthält. Sie können gerne diesen Gebetstext wählen. Sie können aber auch<br />

selbst ein Gebet aufschreiben <strong>und</strong> mit eigenen Worten Ihr Ja zum Leben mit Gott <strong>und</strong> Ihre<br />

Bitte um den Heiligen Geist formulieren.<br />

Bei der Tauf- <strong>und</strong> Firmerneuerung geht es darum, Gottes Liebesangebot anzunehmen,<br />

Seine Hand, die Er mir zu einem vertieften Miteinander entgegenstreckt, zu ergreifen.<br />

Damit öffne ich mich dem Einströmen der Liebe Gottes.<br />

Alles Weitere werden Sie dann beim Gottesdienst erfahren. Gibt es noch Fragen zum<br />

Gottesdienst?<br />

• Hinweis auf Schlussagape<br />

Schon bald wird das letzte Treffen unseres Seminars «Komm <strong>und</strong> sieh!» sein. Es findet am<br />

21. April statt. Als Abschluss dieses letzten Treffens wollen wir ein kleines Fest feiern,<br />

wollen auch miteinander essen. Da wäre es schön, wenn jeder eine Kleinigkeit mitbringen<br />

könnte, mit der er andere beschenken möchte. Aber auch, wenn Sie nichts mitbringen, sind<br />

Sie willkommen.<br />

Das letzte Treffen trägt den Titel: Ein Blick nach vorne – «Dein Weg geht weiter». Wir<br />

werden dann Möglichkeiten aufzeigen, wie der Weg weitergehen kann.<br />

Wenn jemand gerne über Weiterführungsmöglichkeiten informiert werden möchte, jedoch<br />

zu unserem Abschlusstreffen nicht kommen kann, möge er oder sie die Adresse<br />

aufschreiben <strong>und</strong> … legen.<br />

Unser nächstes Treffen findet a14. April in der Erbacher Kirche St. Markus statt. Es trägt<br />

den Titel: Die Freude am Glauben – «Du bist gesandt», zu diesem Treffen lade ich Sie alle<br />

wieder herzlich ein.<br />

• Segen<br />

Dr. Robert Nandkisore – April 2010 15

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