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Ein Streifzug durch die Firmengeschichte - Schloetter.de

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<strong>Ein</strong> <strong>Streifzug</strong> <strong>durch</strong> <strong>die</strong> <strong>Firmengeschichte</strong>


Betriebsgelän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Rigaer Straße, Berlin-Friedrichshain


Je<strong>de</strong> Vision beginnt mit einem ersten Schritt<br />

Am 12. September 2012 feiert <strong>die</strong> Firma<br />

Dr.-Ing. Max Schlötter ihr 100-jähriges<br />

Firmenjubiläum. Seit seiner Gründung im<br />

Jahre 1912 hat sich das Unternehmen, das<br />

noch immer unter Familienführung steht,<br />

von einem Elektrochemischen Forschungslabor<br />

zu einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Fachfirmen für Galvanotechnik mit internationaler<br />

Ausrichtung entwickelt. Das Unternehmen<br />

trägt <strong>de</strong>n Namen seines Grün<strong>de</strong>rs,<br />

Prof. Dr.-Ing. Max Schlötter, <strong>de</strong>r Anfang <strong>de</strong>s<br />

20. Jahrhun<strong>de</strong>rts zu <strong>de</strong>n Pionieren <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Galvanotechnik zählte.<br />

Begleiten Sie uns zu einem <strong>Streifzug</strong> <strong>durch</strong><br />

unsere <strong>Firmengeschichte</strong>. An <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Stelle weist <strong>die</strong>se Geschichte kleine<br />

Lücken auf, da aus manchen Jahren lei<strong>de</strong>r<br />

nur noch wenige Unterlagen erhalten sind.<br />

Wir ergänzen unseren Rückblick <strong>durch</strong><br />

Zitate aus verschie<strong>de</strong>nen Veröffentlichungen,<br />

privaten Briefen und Aufzeichnungen. Unsere<br />

erste Station ist Leipzig.<br />

Dr.-Ing. Max Schlötter (1878-1946)<br />

Anlage für eine Jahresproduktion von 2.160.000 Tafeln Weißblech in <strong>de</strong>n Standard-Abmessungen.<br />

Bauart und patentiertes Verzinnungsverfahren von Dr.-Ing. M. Schlötter.<br />

3


Von Leipzig über Berlin nach Geislingen an <strong>de</strong>r Steige<br />

Leipzig zählte zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Industriestädten<br />

Deutschlands. Dort wur<strong>de</strong> 1881 auch <strong>die</strong><br />

erste galvanotechnische Fabrik Deutschlands<br />

gegrün<strong>de</strong>t: <strong>die</strong> Dr. G. Langbein & Co., welche<br />

1907 mit Pfanhauser aus Wien zu <strong>de</strong>n<br />

Langbein-Pfanhauser Werken (LPW) fusionierte.<br />

Max Schlötter, <strong>de</strong>r 1902 an <strong>de</strong>r<br />

TH München in Chemie promovierte und<br />

anschließend in Bernburg (Sachsen-Anhalt)<br />

bei <strong>de</strong>n Deutschen Solvay-Werken beschäftigt<br />

war, arbeitete von 1906-1912 bei LPW als<br />

Chemiker. 1912, im Alter von knapp 34<br />

Jahren, kündigte er und grün<strong>de</strong>te in Leipzig<br />

ein Elektrochemisches Forschungslabor. Zur<br />

gleichen Zeit erhielt er ein Angebot, bei <strong>de</strong>r<br />

ältesten galvanotechnischen Firma <strong>de</strong>r USA,<br />

Hanson, van Winkle & Co. in New Jersey, als<br />

Berliner Labor<br />

Teilhaber einzusteigen. Schlötter entschied<br />

sich jedoch aus familiären Grün<strong>de</strong>n – seine<br />

Tochter war damals zwei Jahre alt – in<br />

Deutschland zu bleiben. Zu Beginn seiner<br />

Selbständigkeit beschäftigte er sich v.a. mit<br />

<strong>de</strong>r Galvanisierung von Blechen, Drähten<br />

und Bän<strong>de</strong>rn. Nach einem kurzen Aufenthalt<br />

in Köln verlagerte er <strong>de</strong>n Sitz seiner noch<br />

jungen Firma im Jahr 1915 nach Berlin.<br />

Während <strong>de</strong>s 1. Weltkrieges befasste sich<br />

Schlötter im Auftrag <strong>de</strong>s Preußischen Kriegsministeriums<br />

mit <strong>de</strong>r Beschaffung von<br />

Ersatzmetallen. Für <strong>die</strong> Reichsdruckerei<br />

führte er ein galvanoplastisches Verfahren<br />

zur Herstellung von Druckplatten aus Stahl,<br />

das ohne Kupfer auskam, ein.<br />

Die Galvanoplastik ist ein Verfahren, bei <strong>de</strong>m<br />

dicke Metallschichten elektrolytisch auf<br />

einer Negativform nie<strong>de</strong>rgeschlagen und<br />

anschließend als selbständiger Gegenstand<br />

abgelöst wer<strong>de</strong>n. Galvanos <strong>die</strong>nten in <strong>de</strong>r<br />

Druckindustrie zur Reproduktion <strong>de</strong>r<br />

ursprünglichen Druckformen.<br />

Auch nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges hielt Schlötter<br />

enge Kontakte zur Druckindustrie im In- und<br />

Ausland. Da nach <strong>de</strong>m 1. Weltkrieg <strong>die</strong><br />

politische Landkarte Europas vollkommen<br />

neu geordnet wur<strong>de</strong>, ist es nicht überraschend,<br />

dass eine hohe Nachfrage nach<br />

neuen Banknoten und Briefmarken bestand.<br />

Wie aus einem nicht datierten Lebenslauf<br />

Schlötters hervorgeht, hatte er schon<br />

damals einen internationalen Kun<strong>de</strong>nkreis:<br />

„Nach Beendigung <strong>de</strong>s Krieges befasste ich<br />

mich mit <strong>de</strong>m Vertrieb und <strong>de</strong>r technischen<br />

Auswertung meiner Verfahren, so errichtete<br />

ich in Prag eine Anlage zur Fabrikation <strong>de</strong>r<br />

tschechischen Banknoten, in Stockholm eine<br />

Galvanoplastik für <strong>die</strong> schwedische Kriegsmarine<br />

zur Herstellung von Seekarten, in<br />

Finnland eine Druckerei für Banknoten und<br />

Briefmarken.“ (Zitat aus Lebenslauf von Max<br />

Schlötter, vermutlich En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 30er Jahre).<br />

Für <strong>de</strong>n Ullstein-Verlag baute Schlötter in<br />

<strong>de</strong>n 20er Jahren eine große galvanoplastische<br />

Anlage zur Herstellung von<br />

Kupfer-Galvanos und verfasste mit C. Lipp<br />

1928 ein Lehrbuch zur Galvanoplastik. 1929<br />

wur<strong>de</strong> Schlötter zum Honorarprofessor an<br />

<strong>de</strong>r Fakultät für Stoffwirtschaft an <strong>de</strong>r TH<br />

Berlin ernannt. Die Tatsache, dass verschie<strong>de</strong>ne<br />

Stu<strong>de</strong>nten <strong>die</strong> Experimente für ihre<br />

Dissertation in seinem Elektrochemischen<br />

Laboratorium <strong>durch</strong>führten, lässt darauf<br />

schließen, dass er in <strong>de</strong>n 30er Jahren eng mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Professoren <strong>de</strong>r TH Berlin<br />

zusammengearbeitet hat.<br />

<strong>Ein</strong>er von Max Schlötters Doktoran<strong>de</strong>n war<br />

Alfred Geldbach, <strong>de</strong>r 1937 sein Schwiegersohn<br />

wur<strong>de</strong>. In <strong>die</strong> 20er und 30er Jahre fallen<br />

auch Schlötters bahnbrechen<strong>de</strong>n Arbeiten<br />

zur Entwicklung von Glanzelektrolyten (s.u.).<br />

Aus noch erhaltenen Unterlagen und Briefen<br />

geht hervor, dass er auch in <strong>de</strong>n 30er Jahren<br />

rege internationale Kontakte pflegte und<br />

häufig beruflich im Ausland unterwegs war:<br />

„Ich bitte zu entschuldigen, daß ich Ihnen<br />

wegen <strong>de</strong>s Vortrages auf <strong>de</strong>r Versammlung<br />

<strong>de</strong>s Reichsausschusses für Korrosion und<br />

Metallschutz erst heute Nachricht gebe; da<br />

ich in <strong>de</strong>r Zwischenzeit in England, in <strong>de</strong>r<br />

Schweiz und Italien gewesen bin…“ (8.7.1935,<br />

Brief von Max Schlötter an <strong>de</strong>n schwedischen<br />

Professor W. Palmaer).<br />

Wie viele Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Berliner Jahren<br />

bei Schlötter gearbeitet haben, lässt sich<br />

heute nicht mehr feststellen. Anfang 1944<br />

entschied sich Max Schlötter – vermutlich<br />

wegen <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Luftangriffe – seine<br />

Firma aus Berlin auszulagern. Als Ausweichquartier<br />

stand zunächst Pfaffenhofen zur<br />

Debatte, letztendlich entschied er sich jedoch<br />

für <strong>die</strong> von <strong>de</strong>r Württembergischen Metallwarenfabrik<br />

(WMF) in Geislingen angebotenen<br />

Ersatzräume. In <strong>de</strong>n letzten Kriegsmonaten<br />

war dort nur noch eine Handvoll<br />

Mitarbeiter tätig. <strong>Ein</strong>er von ihnen war <strong>de</strong>r<br />

damals 19-jährige Kurt Nemitz, <strong>de</strong>r ab<br />

4


Anfang 1944 bei Schlötter als Praktikant<br />

gearbeitet hatte und in seiner 2006<br />

erschienenen Autobiographie <strong>die</strong> letzten<br />

Kriegsmonate folgen<strong>de</strong>rmaßen schil<strong>de</strong>rt:<br />

„Die letzten Monate <strong>de</strong>r Hitlerschen Kriegszeit<br />

brachten für mich eine Reihe Kafkaesker<br />

Situationen mit sich. In Geislingen war ich,<br />

im riesigen Areal <strong>de</strong>r WMF – im aus Berlin<br />

ausgelagerten – offenbar wichtigen Laboratorium<br />

Professor Dr.-Ing. Schlötter, als<br />

weißbekittelter Galvanochemiker, in voller<br />

Öffentlichkeit „untergetaucht“. Niemand<br />

interessierte sich dafür, warum ich, junger<br />

Mann, für <strong>die</strong> dortige Tätigkeit „freigestellt“<br />

war. Gemeinsam mit zwei Zwangsarbeitern,<br />

gebil<strong>de</strong>ten Aka<strong>de</strong>mikern, Vaclav Trcka aus<br />

<strong>de</strong>r Tschechoslowakei und André Marchal<br />

aus Frankreich (…) hantierten wir im Labor<br />

herum, rösteten auf Bunsenbrennern Brot<br />

(…) und probierten verschie<strong>de</strong>ne Galvano-<br />

Bä<strong>de</strong>r zur Versilberung von Kupferblech aus.“ (1)<br />

Bereits in <strong>de</strong>r Anfangszeit in Geislingen litt<br />

Max Schlötter unter zunehmen<strong>de</strong>n gesundheitlichen<br />

Problemen und starb im Mai 1946<br />

im Alter von 67 Jahren.<br />

Seine Tochter Ingeborg Geldbach entschloss<br />

sich, das Unternehmen zusammen mit ihrem<br />

Mann Dr. Alfred Geldbach und Dr.-Ing.<br />

Joachim Korpiun, <strong>de</strong>r ebenfalls bereits in<br />

Berlin bei Schlötter gearbeitet hatte, am<br />

neuen Standort wie<strong>de</strong>r aufzubauen. Die<br />

Betriebsstätten im Osten Berlins wur<strong>de</strong>n<br />

1948 enteignet. 1962, in einer Ansprache<br />

zum 50-jährigen Firmenjubiläum, erläuterte<br />

Ingeborg Geldbach, was sie 1946 zum<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau bewegt hatte: „Es war zum<br />

ersten Mal kurz vor <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> meines Vaters,<br />

als Englän<strong>de</strong>r im Auftrag <strong>de</strong>r BIOS […]<br />

mich interviewten, um <strong>Ein</strong>zelheiten über<br />

bestimmte Verfahren zu erhalten, auf <strong>de</strong>nen<br />

mein Vater als Experte bekannt zu sein<br />

schien. Die Befragungen setzten Amerikaner<br />

und Englän<strong>de</strong>r nach meines Vaters Tod fort.<br />

Sie zeigten mir, welche Be<strong>de</strong>utung vor allem<br />

das Ausland <strong>de</strong>r Entwicklungsarbeit beimaß,<br />

(1)<br />

Kurt Nemitz: Bun<strong>de</strong>sratufer: Erinnerungen<br />

Ol<strong>de</strong>nburg 2006, S.100.<br />

Geislinger Labor in <strong>de</strong>n 50er Jahren


Versuchsgalvanik in <strong>de</strong>n 60er Jahren<br />

<strong>die</strong> mein Vater auf Gebieten <strong>de</strong>r Oberflächenveredlung<br />

geleistet hatte. Ich betrachtete<br />

es daher gewissermaßen als Vermächtnis,<br />

sein Lebenswerk <strong>durch</strong> Fortführung <strong>de</strong>r<br />

Firma – und <strong>die</strong>s unter seinem Namen – zu<br />

erhalten.“<br />

Das British Intelligence Objectives Sub-<br />

Committee (BIOS) war einer <strong>de</strong>r alliierten<br />

Geheim<strong>die</strong>nste, <strong>die</strong> nach <strong>de</strong>r Landung <strong>de</strong>r<br />

Alliierten in <strong>de</strong>r Norman<strong>die</strong> im Jahr 1944<br />

Berichte über <strong>de</strong>n Entwicklungsstand <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Industrie und Forschung erstellten.<br />

Wie aus noch erhaltenen Briefen aus <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit hervorgeht, war es zunächst<br />

noch offen, ob <strong>die</strong> Firma Schlötter dauerhaft<br />

in Geislingen bleiben wür<strong>de</strong>. In alten Unterlagen<br />

fin<strong>de</strong>t sich auch eine Anfrage nach<br />

Gewerbeobjekten, <strong>die</strong> im Mai 1946 im<br />

Namen Max Schlötters an <strong>die</strong> Stadtverwaltung<br />

von Osterburken geschickt wur<strong>de</strong>.<br />

Anfang 1949 stand fest, dass Schlötter <strong>die</strong><br />

von <strong>de</strong>r WMF gemieteten Räume verlassen<br />

muss: „…Außer<strong>de</strong>m müssen wir lei<strong>de</strong>r unsere<br />

Entwicklungsarbeiten vorübergehend unterbrechen.<br />

Die Räume, in <strong>de</strong>nen wir seit 1944<br />

mit Labor und Betrieb untergebracht sind,<br />

müssen wir bis zum Frühjahr freimachen.<br />

Mangels an<strong>de</strong>rer geeigneter Räume müssen<br />

wir neu bauen, was heutzutage hier ein<br />

höchst zweifelhaftes Vergnügen ist“<br />

(24.1.1949, Brief von Ingeborg Geldbach an<br />

Richard Auspitzer, einen amerikanischen<br />

Geschäftspartner, <strong>de</strong>r Schlötters Nickelverfahren<br />

in <strong>de</strong>n USA eingeführt hatte).<br />

Die allgemeine geschäftliche Entwicklung<br />

war dagegen <strong>durch</strong>aus positiv: „Der Gang<br />

<strong>de</strong>s Geschäftes […] übertrifft eigentlich noch<br />

<strong>die</strong> Erwartungen, <strong>die</strong> ich nach <strong>de</strong>r Währungsreform<br />

in <strong>die</strong> allgemeine Belebung <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

gesetzt hatte. Ich habe in meinem<br />

Labor auch einige Entwicklungsarbeiten<br />

laufen, <strong>die</strong> teils aussichtsreich sind, teils<br />

schon zu erfreulichen Ergebnissen geführt<br />

haben“ (24.1.1949, Brief von Ingeborg Geldbach<br />

an H.L.W. Widmer).<br />

Die Firma erwarb schließlich ein eigenes<br />

Grundstück und zog 1950 in eigene Betriebsräume.<br />

1952, zum 40-jährigen Firmenjubiläum,<br />

zählte Schlötter in Geislingen bereits<br />

48 Mitarbeiter.<br />

Heute sind am Standort Geislingen rund 170<br />

Mitarbeiter beschäftigt. Seit 1976 wird das<br />

Unternehmen von Max Schlötters Enkel<br />

Ulrich Geldbach geleitet. Mit seiner Tochter,<br />

Dr. Stefanie Geldbach, ist mittlerweile<br />

bereits <strong>die</strong> vierte Generation <strong>de</strong>r Familie in<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsleitung vertreten.<br />

Seit 1950 wur<strong>de</strong> das Firmengelän<strong>de</strong><br />

kontinuierlich erweitert: 1956 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Verwaltungsbau errichtet, 1970 ein Forschungslabor<br />

gebaut, das 1988 nochmals<br />

aufgestockt wur<strong>de</strong>, 2007 <strong>de</strong>r Verwaltungsbau<br />

<strong>durch</strong> einen Anbau ergänzt. Die letzte<br />

Erweiterung fällt in das Jahr 2011 mit <strong>de</strong>m<br />

Erwerb eines benachbarten Gebäu<strong>de</strong>s, in<br />

<strong>de</strong>m gegenwärtig eine neue Abwasseranlage<br />

und eine Versuchsgalvanik gebaut wer<strong>de</strong>n.


Weltweit aktiv<br />

Von Geislingen aus grün<strong>de</strong>te <strong>die</strong> Firma<br />

Schlötter verschie<strong>de</strong>ne internationale Tochtergesellschaften:<br />

Den Anfang machte <strong>die</strong><br />

englische Tochtergesellschaft <strong>Schloetter</strong><br />

Company Ltd., <strong>die</strong> 1969 von Ingeborg<br />

Geldbach gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Ursprünglich in<br />

Birmingham angesie<strong>de</strong>lt, hat das Tochterunternehmen<br />

heute seinen Sitz in Pershore,<br />

einer Kleinstadt südlich von Birmingham,<br />

und verfügt über eigene Labors und<br />

Produktionsstätten. Neben <strong>de</strong>r Galvanochemie<br />

entwickelt und produziert <strong>die</strong><br />

englische Schlötter-Tochter technische Lacke<br />

und Farben, <strong>die</strong> vor allem in <strong>de</strong>r Glasproduktion<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Auf Initiative von<br />

Ulrich Geldbach wur<strong>de</strong>n weitere Lan<strong>de</strong>snie<strong>de</strong>rlassungen<br />

gegrün<strong>de</strong>t. 1976 folgte <strong>die</strong><br />

Gründung von <strong>Schloetter</strong> Irland in Newbridge,<br />

ca. 40 km südwestlich von Dublin.<br />

<strong>Schloetter</strong> Irland ist neben <strong>de</strong>m Hauptsitz in<br />

Geislingen <strong>die</strong> zweitgrößte Produktionsstätte<br />

von Schlötter-Galvanochemie. In <strong>de</strong>n<br />

Anfangsjahren lag <strong>de</strong>r Fokus <strong>de</strong>r irischen<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung auf <strong>de</strong>r Elektronikindustrie.<br />

Mit <strong>de</strong>r Abwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leiterplattenindustrie<br />

nach Fernost entstand jedoch <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit, auch an<strong>de</strong>re Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

zu erschließen, was <strong>Schloetter</strong> Irland mit<br />

neuen Produkten für <strong>die</strong> Medizin- und<br />

Pharmaindustrie gelungen ist.<br />

Die <strong>Schloetter</strong> Ges.m.b.H in Salzburg wur<strong>de</strong><br />

1978 gegrün<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>n Vertrieb von<br />

Schlötter-Chemie und Anlagen in Osteuropa<br />

auszubauen. <strong>Schloetter</strong> Österreich zählt<br />

mittlerweile zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n galvanotechnischen<br />

Fachfirmen Österreichs. In Salzburg<br />

wer<strong>de</strong>n, in enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>utschen Stammhaus, Galvanoanlagen<br />

konstruiert und elektronische Steuerungen<br />

gefertigt. Schlötter Svenska, <strong>die</strong> schwedische<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung, wur<strong>de</strong> 1980 gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Schlötter Svenska besitzt keine eigenen<br />

Produktionsstätten, vertritt aber erfolgreich<br />

das komplette Programm von Schlötter in<br />

Schwe<strong>de</strong>n und Norwegen.<br />

In Singapur wird Schlötter seit 1982 <strong>durch</strong><br />

<strong>Schloetter</strong> Asia vertreten. <strong>Schloetter</strong> Asia<br />

ist eine reine Vertriebsgesellschaft, über <strong>die</strong><br />

sämtliche Kun<strong>de</strong>n im südostasiatischen Raum<br />

betreut wer<strong>de</strong>n.<br />

Als jüngste Tochter kam 2004 eine chinesische<br />

Lan<strong>de</strong>snie<strong>de</strong>rlassung dazu, <strong>die</strong> ihren<br />

Sitz in <strong>de</strong>r Wuxi nahe Shanghai hat.<br />

Insgesamt umfasst <strong>die</strong> Schlötter-Gruppe<br />

mittlerweile rund 300 Mitarbeiter. Die sechs<br />

Lan<strong>de</strong>snie<strong>de</strong>rlassungen wer<strong>de</strong>n ergänzt <strong>durch</strong><br />

ein engmaschiges Vertriebsnetz: Schlötter<br />

hat Vertretungen in mehr als 25 Län<strong>de</strong>rn<br />

auf fünf Kontinenten. Die internationale<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>s Unternehmens spiegelt sich<br />

auch in einer hohen Exportquote wi<strong>de</strong>r: 2011<br />

entfielen ca. 40% <strong>de</strong>s Gesamtumsatzes auf<br />

das Exportgeschäft.<br />

Konstruktion in <strong>de</strong>n 60er Jahren<br />

7


Zinn: Die elektrolytische Verzinnung und <strong>de</strong>r Siegeszug <strong>de</strong>s Weißblechs<br />

Schon während seiner Arbeit bei LPW in<br />

Leipzig beschäftigte sich Max Schlötter mit<br />

<strong>de</strong>n Möglichkeiten <strong>de</strong>r elektrolytischen Verzinnung.<br />

Er ent<strong>de</strong>ckte 1908, dass sich Zinn<br />

und Blei aus phenolsulfonsaurer Lösung<br />

abschei<strong>de</strong>n lassen. Materialengpässe während<br />

<strong>de</strong>s 1. Weltkrieges trugen dazu bei, dass das<br />

Interesse an <strong>de</strong>r elektrolytischen Verzinnung<br />

wuchs, da bei <strong>de</strong>r galvanischen Zinnabscheidung<br />

weit weniger Zinn benötigt wird<br />

als bei <strong>de</strong>r bis dahin gebräuchlichen Feuerverzinnung.<br />

Zu <strong>die</strong>ser Zeit kam Max Schlötter<br />

auch in Kontakt mit <strong>de</strong>r Weißblechindustrie.<br />

1915 entwarf er eine vollautomatisch<br />

arbeiten<strong>de</strong> Anlage zur Tafelverzinnung<br />

von Blechen für <strong>die</strong> Firma Remy van <strong>de</strong>r<br />

Zypen (<strong>die</strong> spätere Rasselstein AG). Nach<br />

Kriegsen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Fertigung jedoch<br />

eingestellt. <strong>Ein</strong> Problem war unter an<strong>de</strong>rem,<br />

dass <strong>die</strong> abgeschie<strong>de</strong>nen Zinnschichten matt<br />

waren. Nach Jahren ununterbrochener<br />

Versuche gelang ihm schließlich 1934 <strong>de</strong>r<br />

Durchbruch: in <strong>die</strong>sem Jahr reichte Max<br />

Schlötter ein „Verfahren zur elektrolytischen<br />

Abscheidung glänzen<strong>de</strong>r Zinn-Nie<strong>de</strong>rschläge“<br />

als Patent ein (DRP 746134). Im gleichen<br />

Jahr konstruierte er bei <strong>de</strong>r Rasselstein AG<br />

in An<strong>de</strong>rnach, <strong>die</strong> mittlerweile zum Thyssen<br />

Krupp Konzern gehört, <strong>die</strong> erste elektrolytische<br />

Bandverzinnungsanlage <strong>de</strong>r Welt. In<br />

<strong>de</strong>n USA wur<strong>de</strong> 1937 bei <strong>de</strong>r United States<br />

Steel Corp. in Gary eine ähnliche Bandverzinnungsanlage<br />

in Betrieb genommen, <strong>die</strong><br />

ebenfalls <strong>de</strong>n von Schlötter entwickelten<br />

Zinnelektrolyten einsetzte. Damit begann<br />

<strong>de</strong>r Siegeszug von Weißblech als mo<strong>de</strong>rnes<br />

Verpackungsmaterial.<br />

Anzeige Schlötter aus <strong>de</strong>r Berliner Zeit<br />

Chemie: Innovative Elektrolyte seit 1912<br />

Forschung hat eine lange Tradition bei<br />

Schlötter, was bereits <strong>die</strong> Namensgebung<br />

„Elektrochemisches Forschungslaboratorium“<br />

bei <strong>de</strong>r Firmengründung 1912 ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

Im Laufe seines Berufslebens mel<strong>de</strong>te<br />

Max Schlötter allein in Deutschland mehr<br />

als 60 Patente an. Auch heute noch arbeiten<br />

am Stammsitz in Geislingen rund 25% <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Forschung und Entwicklung.<br />

Mit einem F&E-Anteil von rund 15%<br />

am Umsatz zeichnet sich <strong>die</strong> Firma Schlötter<br />

<strong>durch</strong> eine sehr hohe Forschungsintensität<br />

aus.<br />

Ingeborg Geldbach, Anfang <strong>de</strong>r 50er Jahre<br />

Als Querschnittstechnologie leistet <strong>die</strong><br />

Galvanotechnik einen wichtigen Beitrag<br />

zur Entwicklung neuer Produkte und<br />

Technologien. Im Lauf <strong>de</strong>r 100-jährigen<br />

<strong>Firmengeschichte</strong> ist es <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

Schlötter immer wie<strong>de</strong>r gelungen, eine<br />

technologische Spitzenposition einzunehmen,<br />

was wir exemplarisch an einigen beson<strong>de</strong>rs<br />

erfolgreichen Verfahren illustrieren wollen.<br />

8


CULMO: <strong>Ein</strong> Klassiker <strong>de</strong>r 60er Jahre<br />

1964 wur<strong>de</strong> das Glanzzinnbad CULMO, das<br />

auf schwefelsaurer Basis aufgebaut ist,<br />

weltweit zum Patent angemel<strong>de</strong>t. CULMO<br />

zeichnete sich <strong>durch</strong> eine hervorragen<strong>de</strong><br />

Streuung und gute Lötfahigkeit aus und<br />

entwickelte sich rasch zum internationalen<br />

Verkaufsschlager. Bereits drei Monate nach<br />

Markteinführung waren 50.000 Liter im<br />

<strong>Ein</strong>satz. CULMO eignete sich nicht nur für<br />

<strong>die</strong> Verzinnung von Haushaltsartikeln,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>satz in <strong>de</strong>r sich<br />

stürmisch entwickeln<strong>de</strong>n Elektronikindustrie.<br />

Die Firma Schlötter hatte schon Mitte<br />

<strong>de</strong>r 60er Jahre erkannt, welche Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>die</strong> noch junge Leiterplattenindustrie <strong>de</strong>r<br />

Galvanotechnik bot.<br />

Das Glanzzinnbad CULMO ermöglichte<br />

Schlötter <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>stieg in <strong>die</strong>ses mittlerweile<br />

so wichtige Anwendungsgebiet. Aufgrund<br />

ihrer guten Lötbarkeit ermöglicht <strong>die</strong><br />

Zinnschicht eine stabile Verlötung <strong>de</strong>r<br />

montierten Bauelemente mit <strong>de</strong>r Leiterplatte.<br />

Zinnelektrolyte wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Leiterplattenherstellung<br />

auch als Metallresist eingesetzt.<br />

Nach <strong>de</strong>m galvanischen Leiterbildaufbau im<br />

Kupferelektrolyten wird ein Metall abgeschie<strong>de</strong>n,<br />

das im Kupferätzprozess als<br />

Ätzresist <strong>die</strong>nt. Dazu wur<strong>de</strong>n zunächst<br />

Glanzzinnelektrolyte eingesetzt. In <strong>de</strong>n 70er<br />

Jahren, als <strong>die</strong> Abstän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Leiterbahnen<br />

immer geringer wur<strong>de</strong>n, kamen<br />

vermehrt Bleizinn-Elektrolyte zum <strong>Ein</strong>satz.<br />

1970 brachte Schlötter das auf Tetrafluoroborsäure<br />

basieren<strong>de</strong> Bleizinnbad LA auf <strong>de</strong>n<br />

Markt, das heute noch im Verkaufsprogramm<br />

enthalten ist. Der Fluori<strong>de</strong>intrag führte<br />

allerdings zu einer unerwünschten Abwasserbelastung.<br />

Schlötter hat <strong>die</strong>sen Nachteil<br />

bereits Anfang <strong>de</strong>r 80er Jahre erkannt und<br />

mit <strong>de</strong>r Entwicklung fluoridfreier Verfahren<br />

zur Bleizinnabscheidung begonnen. Diese<br />

Verfahren auf Basis von Methansulfonsäure<br />

zeigen neben <strong>de</strong>r geringeren Abwasserbelastung<br />

auch <strong>de</strong>utliche Vorteile in <strong>de</strong>n technischen<br />

Eigenschaften <strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen<br />

Schichten, weshalb sie <strong>die</strong> fluoridhaltigen<br />

Verfahren weitgehend abgelöst haben.<br />

Die Entwicklung von Zinn- und Zinnlegierungsbä<strong>de</strong>rn<br />

ist auch heute noch ein<br />

wichtiges Forschungsgebiet von Schlötter.<br />

Die Verabschiedung <strong>de</strong>r sogenannten<br />

RoHS-Richtlinie (2002/95/EG), mit <strong>de</strong>r <strong>die</strong><br />

Verwendung verschie<strong>de</strong>ner Stoffe (darunter<br />

auch Blei) in <strong>de</strong>r Elektronikindustrie verboten<br />

wur<strong>de</strong>, hat <strong>de</strong>r Entwicklung bleifreier<br />

Verfahren neuen Antrieb gegeben.<br />

Labor in <strong>de</strong>n 60er Jahren<br />

9


Glanznickel und an<strong>de</strong>re mo<strong>de</strong>rne Glanzbä<strong>de</strong>r<br />

Max Schlötter zählt zu <strong>de</strong>n Pionieren bei <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung mo<strong>de</strong>rner Glanz- und Hochleistungsbä<strong>de</strong>r.<br />

Mit <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r ersten<br />

Chromelektrolyte in <strong>de</strong>n 20er Jahren war das<br />

Interesse an glänzen<strong>de</strong>n Oberflächen stark<br />

gewachsen. Schlötter forschte ab Mitte <strong>de</strong>r<br />

20er Jahre intensiv an <strong>de</strong>r Abscheidung von<br />

glänzen<strong>de</strong>n Metallschichten. Neben <strong>de</strong>r<br />

elektrolytischen Verzinnung erzielte er auch<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Silber- und Nickelabscheidung<br />

große Fortschritte. <strong>Ein</strong>es seiner<br />

einflussreichsten Patente war das US-Patent<br />

Nr. 1 972 693 für Glanznickel aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1932, das jahrzehntelang <strong>die</strong> Grundlage<br />

aller angebotenen Glanznickelbä<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>te.<br />

Nickel/Chrom. Bevor es praxistaugliche<br />

Glanzbä<strong>de</strong>r gab, mussten <strong>die</strong> galvanisierten<br />

Teile je<strong>de</strong>s Mal nach <strong>de</strong>m Spülen von <strong>de</strong>n<br />

Gestellen genommen, getrocknet, poliert,<br />

wie<strong>de</strong>r aufgehängt und entfettet wer<strong>de</strong>n,<br />

bevor sie mit <strong>de</strong>m nächsten Metall beschichtet<br />

wer<strong>de</strong>n konnten. Mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Glanzbä<strong>de</strong>r entfielen <strong>die</strong>se Arbeitsschritte.<br />

Da<strong>durch</strong> wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> zunehmen<strong>de</strong> Automatisierung<br />

in <strong>de</strong>r Galvanotechnik erst möglich.<br />

In mo<strong>de</strong>rnen Galvanoanlagen erfolgt <strong>de</strong>r<br />

Aufbau eines Schichtsystems wie Kupfer/<br />

Nickel/Chrom in einer abgeschlossenen<br />

Prozesskette.<br />

Beson<strong>de</strong>re Vorteile boten <strong>die</strong> neuen Glanzbä<strong>de</strong>r<br />

in Schichtsystemen, <strong>die</strong> aus mehreren<br />

Metallschichten bestehen wie z.B. Kupfer/<br />

US-Patent 1 972 693<br />

Schlötter-Messestand aus <strong>de</strong>n 50er Jahren<br />

10


Zink- und Zinklegierungen<br />

Kupfer<br />

Die galvanische Zinkabscheidung, <strong>die</strong> vor<br />

allem als Korrosionsschutz <strong>die</strong>nt, musste sich<br />

zunächst gegen konkurrieren<strong>de</strong> Verfahren<br />

wie <strong>die</strong> Feuerverzinkung <strong>durch</strong>setzen. Erst in<br />

<strong>de</strong>n 30er bis 40er Jahren erreichte <strong>die</strong> galvanische<br />

Verzinkung einen Durchbruch.<br />

Die Entwicklung von Zink- und Zinklegierungselektrolyten<br />

wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Firma<br />

Schlötter ab <strong>de</strong>n 60er Jahren forciert und<br />

bil<strong>de</strong>t bis heute einen Schwerpunkt <strong>de</strong>r<br />

Forschung. Anfangs wur<strong>de</strong> Zink fast ausschließlich<br />

aus cyanidischen Verfahren<br />

abgeschie<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

technischen Eigenschaften wie Glanztiefenstreuung<br />

o<strong>de</strong>r Metallverteilung, zielte <strong>die</strong><br />

Entwicklung stets auch auf eine Vereinfachung<br />

<strong>de</strong>r Abwasserbehandlung, <strong>die</strong> <strong>durch</strong><br />

<strong>de</strong>n Verzicht auf Cyani<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Ammonium<br />

möglich wur<strong>de</strong>. Meilensteine in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

waren SLOTOZID (ab 1968, schwach<br />

sauer, cyanidfrei), ZINCASLOT (ab 1971,<br />

alkalisch, cyanidfrei) und SLOTANIT (ab 1976,<br />

schwach sauer, cyanid- und ammoniumfrei).<br />

1986 wur<strong>de</strong> <strong>die</strong>se Palette <strong>durch</strong> SLOTANIT<br />

OT, ein Glanzzinkbad ohne Trübungspunkt,<br />

ergänzt. Anfang 2012 wur<strong>de</strong>n mit SLOTANIT<br />

OT 1010 und ZINCASLOT ZA 1020 zwei Neuentwicklungen<br />

in das offizielle Verkaufsprogramm<br />

übernommen.<br />

Forschungsgebäu<strong>de</strong> in Geislingen/Steige<br />

Mitte <strong>de</strong>r 80er Jahre zeichnete sich ab, dass<br />

<strong>die</strong> klassische Zinkabscheidung <strong>de</strong>n gestiegenen<br />

Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

nicht mehr genügte. Schlötter<br />

gelang es als erster Fachfirma, einen Zink-<br />

Nickel Elektrolyten zu entwickeln, <strong>de</strong>r auch<br />

zur Trommel- und Gestellbeschichtung<br />

geeignet war. 1987 kam SLOTOLOY 10, ein<br />

schwach saures Zink-Nickel Verfahren, auf<br />

<strong>de</strong>n Markt, das zuvor erfolgreich bei VW<br />

getestet wor<strong>de</strong>n war. SLOTOLOY 10 stieß<br />

bald auf großes Interesse in <strong>de</strong>r Automobilindustrie.<br />

Nach VW entschied sich auch<br />

Renault für <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>satz von SLOTOLOY 10,<br />

weitere Automobilhersteller und Lohngalvaniken<br />

folgten. 1995 kam mit SLOTOLOY<br />

ZN 50 das erste alkalische Zink-Nickel Verfahren<br />

von Schlötter auf <strong>de</strong>n Markt. Heute<br />

sind Zinklegierungsschichten in <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

fest etabliert.<br />

Seit <strong>de</strong>n späten 80er Jahren tragen Zink-<br />

Nickel Legierungen erheblich zum Umsatz<br />

von Schlötter bei. Dabei dominierten jahrelang<br />

<strong>die</strong> alkalischen Verfahren. In <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren erleben schwach saure Zink-Nickel<br />

Elektrolyten jedoch ein Comeback. Die<br />

jüngsten Ergänzungen im Produktportfolio<br />

sind SLOTOLOY ZN 210, ein einstufiges, alkalisches<br />

Verfahren (seit Januar 2010) und<br />

SLOTOLOY ZN 320 (schwach sauer, seit<br />

August 2011), ein borsäurefreies Verfahren,<br />

das auch für <strong>die</strong> Direktbeschichtung von<br />

Gussteilen geeignet ist.<br />

Mit <strong>de</strong>m Aufschwung <strong>de</strong>r Leiterplattenindustrie<br />

stieg auch <strong>de</strong>r Bedarf an galvanischen<br />

Kupferverfahren an. Seit <strong>de</strong>n späten<br />

60er Jahren befasst sich <strong>die</strong> Firma Schlötter<br />

intensiv mit <strong>de</strong>r Entwicklung von sauren<br />

Kupferelektrolyten für <strong>die</strong> Leiterplattenindustrie.<br />

Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Forschung ist<br />

dabei, <strong>die</strong> Kupferelektrolyte <strong>de</strong>r ständig<br />

fortschreiten<strong>de</strong>n Miniaturisierung in <strong>de</strong>r<br />

Leiterplattenherstellung anzupassen. Auf<br />

<strong>die</strong> einseitige Leiterplatte folgte zunächst<br />

<strong>die</strong> beidseitige Platte mit Durchgangsbohrungen,<br />

anschließend dann <strong>die</strong> Multilayer-<br />

Platten. Da<strong>durch</strong> entstan<strong>de</strong>n Platten mit<br />

einer Dicke von mehreren Millimetern, was<br />

bei <strong>de</strong>r Metallisierung <strong>de</strong>r Durchkontaktierung<br />

hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>die</strong> Duktilität<br />

<strong>de</strong>s Kupfers stellte. In <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

brachten <strong>die</strong> immer komplexeren Schaltungen<br />

und immer kleinere Bauelemente <strong>die</strong><br />

konventionellen Multilayer-Leiterplatten an<br />

ihre Grenzen. An ihre Stelle traten HDI-<br />

Leiterplatten (HDI: High Density Interconnect),<br />

<strong>die</strong> vor allem bei <strong>de</strong>r Herstellung von<br />

Smartphones, Mobiltelefonen, Tablet- und<br />

Notebook-PCs eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Im<br />

Vergleich zu klassischen Multilayer-Leiterplatten<br />

wer<strong>de</strong>n bei HDI-Leiterplatten <strong>die</strong><br />

einzelnen Leiterplattenlagen nicht mittels<br />

großer Durchgangsbohrungen, son<strong>de</strong>rn<br />

mittels kleiner Sacklochbohrungen (Blind<br />

Microvias) elektrisch leitend miteinan<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n. Durch gefüllte Blind Microvias<br />

lässt sich <strong>die</strong> Integrationsdichte weiter<br />

steigern. Bei <strong>de</strong>r Entwicklung von Blind Viafilling-Verfahren<br />

nimmt <strong>die</strong> Firma Schlötter<br />

eine führen<strong>de</strong> Rolle ein. Meilensteine <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung sind Verfahren wie SLOTOCOUP<br />

CU 140 (seit 2004, Beschichten von Blind<br />

Microvias), SLOTOCOUP BV 110 (seit 2004,<br />

Füllen von Blind Microvias, Leiterbildaufbau<br />

und Metallisieren von Durchgangsbohrungen<br />

in einem Prozessschritt) und SLOTOCOUP SF<br />

20 (seit 2009). Die Superfilling-Elektrolyten<br />

<strong>de</strong>r jüngsten Generation ermöglichen es, bei<br />

gleichem Füllgrad noch dünnere Kupferüberzüge<br />

auf <strong>de</strong>r Leiterplatten-Oberfläche<br />

abzuschei<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>satz sogenannter<br />

Thinning-Prozesse erspart o<strong>de</strong>r reduziert, <strong>die</strong><br />

ansonsten zur Reduzierung <strong>de</strong>r Kupferschichtdicke<br />

vor <strong>de</strong>m Ätzen sehr feiner<br />

Leiterzüge benötigt wür<strong>de</strong>n.<br />

11


Anlagentechnik<br />

Die Firma Schlötter beschäftigte sich von<br />

Anfang an nicht nur mit <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

und Herstellung von Elektrolyten, son<strong>de</strong>rn<br />

auch mit <strong>de</strong>r Konzeption und <strong>de</strong>m Bau von<br />

Galvanoanlagen. Damit setzt das Unternehmen<br />

eine Tradition fort, <strong>die</strong> ebenfalls mit<br />

Max Schlötter begann. Dieser reichte auch<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Anlagenbaus zahlreiche<br />

Patente ein, was Patentschriften mit Titeln<br />

wie z.B. „Galvanisierapparat zur Plattierung<br />

von Blechen“ (veröffentlicht 1923) bezeugen.<br />

Auch nach <strong>de</strong>r Verlagerung <strong>de</strong>s Firmensitzes<br />

von Berlin nach Geislingen blieb <strong>de</strong>r Anlagenbau<br />

ein wichtiges Geschäftsfeld <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

1951 wur<strong>de</strong> in Geislingen <strong>die</strong><br />

erste Galvanoanlage, 1957 <strong>de</strong>r erste Galvanoautomat,<br />

ein Rundlaufautomat zum Verzinnen<br />

und Aufschmelzen von Chassisteilen, gebaut.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre begann <strong>die</strong> Firma<br />

Schlötter mit <strong>de</strong>m Bau <strong>de</strong>r heute noch<br />

gängigen Umsetzerautomaten. Bei <strong>de</strong>n ersten<br />

Galvanoautomaten war das Arbeitsprogramm<br />

noch starr eingestellt. Mo<strong>de</strong>rne, elektronisch<br />

gesteuerte Galvanoautomaten lassen sich<br />

variabel programmieren, so dass flexible<br />

Beschichtungsprogramme gefahren wer<strong>de</strong>n<br />

können. Mit SLOTRONIC-PRO®win hat<br />

Schlötter eine eigene, variabel programmierbare<br />

Steuerungssoftware entwickelt.<br />

Ihr Ursprung liegt in <strong>de</strong>n 60er Jahren, damals<br />

erfolgte <strong>die</strong> Anlagensteuerung noch über<br />

Zählmagnete und Relais. Die erste Version<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen, Windows-basierten Steuerung<br />

von SLOTRONIC-PRO®win kam En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 90er Jahre auf <strong>de</strong>n Markt.<br />

Wie am Beispiel <strong>de</strong>r Glanzbä<strong>de</strong>r gezeigt<br />

wur<strong>de</strong>, sind Entwicklungen in <strong>de</strong>r Prozesschemie<br />

und Fortschritte in <strong>de</strong>r Anlagentechnik<br />

in <strong>de</strong>r Galvanotechnik eng miteinan<strong>de</strong>r<br />

verknüpft. Die Planung einer Galvanoanlage<br />

setzt fun<strong>die</strong>rte Kenntnisse <strong>de</strong>r eingesetzten<br />

Prozesschemie und <strong>de</strong>r jeweiligen Verfahrensparameter<br />

voraus. Als Fachfirma für<br />

Chemie und Anlagenbau profitiert <strong>die</strong> Firma<br />

Schlötter von <strong>de</strong>m Know-how aus bei<strong>de</strong>n<br />

Bereichen. Die enge Kooperation zwischen<br />

Konstrukteuren und Verfahrenstechnikern<br />

im Unternehmen garantiert, dass <strong>die</strong> Anlagentechnik<br />

passgenau auf <strong>die</strong> gewünschten<br />

Beschichtungsverfahren abgestimmt ist. Seit<br />

<strong>de</strong>n 50er Jahren hat <strong>die</strong> Schlötter-Gruppe<br />

mehr als 1000 Galvanoanlagen unterschiedlichsten<br />

Typs gebaut. Das Spektrum reicht<br />

von kleinen Handanlagen über Leiterplattenanlagen<br />

bis hin zu Gestell- und Trommelanlagen<br />

mit einem Badvolumen von weit<br />

mehr als 100.000 Litern.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Beschichtungsanlage, 2010<br />

Rundlaufautomat WMF, En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre<br />

13


Resümee und Ausblick<br />

Wir haben 100 Jahre Schlötter an Ihnen<br />

vorbeiziehen lassen, das sind auch 100 Jahre<br />

Entwicklung in <strong>de</strong>r Galvanotechnik, einer<br />

Branche, in <strong>de</strong>r Schlötter einen führen<strong>de</strong>n<br />

Part spielt. Entgegen <strong>de</strong>r Aussage von Max<br />

Schlötter aus <strong>de</strong>m Jahr 1934 – „Die Literatur<br />

über Vernicklung ist so umfangreich, dass<br />

man wohl glauben möchte, dass nichts<br />

Neues mehr über <strong>die</strong>se Plattierungsart zu<br />

berichten ist“ – sind wir bei Schlötter davon<br />

überzeugt, auch weiterhin galvanotechnisch<br />

Neues zu entwickeln, sei es in <strong>de</strong>r Chemie,<br />

sei es in <strong>de</strong>r Anlagentechnik.<br />

Das Unternehmen Schlötter wird sich mit<br />

seinen motivierten und hoch qualifizierten<br />

Mitarbeitern, <strong>die</strong> gemeinsam als Team auf<br />

ein Jahrhun<strong>de</strong>rt Erfahrung in <strong>de</strong>r Galvanotechnik<br />

zurückgreifen können, allen zukünftigen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen stellen.<br />

Wir bei Schlötter sind stolz, auf 100 Jahre<br />

zurückblicken zu können. Als Max Schlötter<br />

1912 sein Forschungslabor grün<strong>de</strong>te, war<br />

eine solch erfolgreiche Entwicklung nicht<br />

vorauszusehen. Wir sind überzeugt, dass<br />

unser Firmengrün<strong>de</strong>r sich darüber freuen<br />

wür<strong>de</strong>, was wir aus seiner Firma gemacht<br />

haben.<br />

Verwaltungsgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fa. Schlötter<br />

14


Dr. - Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG<br />

Talgraben 30<br />

73312 Geislingen/Steige<br />

Deutschland<br />

T + 49 (0) 7331 205 - 0<br />

F + 49 (0) 7331 205 - 123<br />

info@schloetter.<strong>de</strong><br />

www.schloetter.<strong>de</strong><br />

05/2012 www.schaefer-<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong>

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