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Der Sommer wird Tango - Hauspost

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hauspost Juni 2010 | Seite 3 Titelthema<br />

Angemerkt<br />

Leidenschaftlicher Tanz aus Argentinien erobert seit mehr als zehn Jahren Schweriner Herzen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>wird</strong> <strong>Tango</strong><br />

Schwerin • <strong>Der</strong> <strong>Sommer</strong> <strong>wird</strong> ein <strong>Tango</strong>bad<br />

der Gefühle. Das versprechen Heike<br />

und Christian Schmidt-Doll. Seit elf Jahren<br />

tanzen sie mit Leidenschaft den feurigen<br />

<strong>Tango</strong> und ziehen immer mehr Tanzbegeisterte<br />

in ihren Bann. Mittlerweile zählt<br />

der 2001 gegründete Verein „Freunde<br />

des Argentinischen <strong>Tango</strong>s“ rund 120<br />

Mitglieder.<br />

Christian Schmidt-Doll, gebürtiger Dresdner,<br />

kam eigentlich eher zufällig zum <strong>Tango</strong>.<br />

„Eine Freundin suchte einen Begleiter auf<br />

einen <strong>Tango</strong>abend und überzeugte mich mitzukommen“,<br />

erinnert er sich. Das war Ende<br />

1994. Seitdem hat ihn das <strong>Tango</strong>fieber nicht<br />

mehr losgelassen. Ganz im Gegenteil, er hat<br />

neben seiner Frau Heike auch zwei seiner<br />

Kinder angesteckt. „<strong>Tango</strong> ist ein eigener<br />

Kosmos, spontan und voller Gefühl“, erklärt<br />

er die Faszination von Tanz und Musik.<br />

Und tatsächlich, man scheint in eine völlig<br />

andere Welt einzutauchen, wenn man eine<br />

der wöchentlich stattfindenden Milongas<br />

besucht. Ab 21 Uhr stehen dann die Türen<br />

des Saales im Haus der Kulturen für jedermann<br />

offen, der sein Herz an den <strong>Tango</strong><br />

verloren hat oder zu verlieren bereit ist. Das<br />

sind meist zwischen 20 und 50 Männer<br />

und Frauen. Sie kommen alleine oder mit<br />

Tanzpartner, ganz egal, denn wenn die<br />

stimmungsvolle Beleuchtung und die Musik<br />

angehen, dann bleibt niemand lange sitzen.<br />

„Das Schöne am <strong>Tango</strong> ist, dass man nie<br />

ausgelernt hat. Er ist jedesmal anders, weil<br />

er erst beim Tanzen entsteht“, sagt Heike<br />

Schmidt-Doll. „Er ist ein Geheimnis und<br />

ein Dialog. Man braucht Vokabeln und viel<br />

Gefühl, dann kann man mit seinem Gegenüber<br />

auf tänzerischer Ebene kommunizieren“,<br />

ergänzt ihr Mann.<br />

Die Vokabeln kann jeder lernen. Das Alter<br />

spielt dabei keine Rolle. Denn das Paar gibt<br />

seine Erfahrungen gerne an all jene weiter,<br />

die ebenfalls das argentinische Feuer in<br />

sich lodern fühlen und es endlich entfachen<br />

wollen. Weitere Informationen unter: www.<br />

tango-schwerin.de. Jane Ay<br />

Noch vor Entwicklung der Sprache verständigten sich die Menschen mit Bewegungen<br />

Wiener Walzer war anfangs verpönt<br />

Schwerin • Klar, dass Tanzen in einer<br />

sportbegeisterten Stadt wie Schwerin<br />

gefragt ist. Rund zehn Ballett- und Tanzstudios<br />

halten die Schweriner auf Trab<br />

und bringen Groß und Klein Foxtrott,<br />

Breakdance oder <strong>Tango</strong> bei. Schweriner<br />

Turniertanzpaare nehmen immer wieder<br />

an professionellen Meisterschaften teil.<br />

So vielfältig Tanz sein kann, so reich ist<br />

auch das Angebot.<br />

Tanzen kann so ziemlich alles sein: Kunstform,<br />

Kommunikationsmittel, Sport, Ritual<br />

oder Therapieform. Poetisch drückte es einst<br />

der amerikanische Tänzer und Schauspieler<br />

Fred Astaire (1899-1987) aus:<br />

„Tanz ist ein Telegramm an die<br />

Erde mit der Bitte um Aufhebung<br />

der Schwerkraft”.<br />

<strong>Der</strong> Tanz ist ein Ausdrucksmittel,<br />

das ganz ohne<br />

Worte Emotionen übermit-<br />

teln kann. Schon vor der Entwicklung der<br />

Sprache verständigten sich die Menschen<br />

mit Gesten und rhythmischen Bewegungen<br />

- die Voraussetzung für den Tanz war<br />

gegeben. Die ältesten Dokumentationen des<br />

Tanzes sind indische Höhlenmalereien aus<br />

der Zeit zwischen 5.000 und 2.000 Jahren<br />

vor Christus.<br />

Wenige Aufzeichnungen und Tänze sind aus<br />

dem Mittelalter überliefert, denn damals<br />

stand nicht der Mensch als Individuum<br />

im Mittelpunkt, sondern Gott. Aus diesem<br />

Grund kam dem weltlichen Tanz keine große<br />

Bedeutung zu und nur die sakrale Kunst<br />

wurde gefördert. <strong>Der</strong> Tanz im Mittelalter entwickelte<br />

sich in der ärmlichen Landbevölkerung.<br />

Die Tänze waren<br />

einfach, sodass sie schnell<br />

zu lernen waren und es gab<br />

keine Solostellen. Getanzt<br />

wurden vorzugsweise Reihen-<br />

oder Kreistänze mit<br />

vielen teilnehmenden Tänzern. <strong>Der</strong> Adel<br />

übernahm die Tänze von den einfachen Leuten.<br />

Ab dem 16. Jahrhundert wandelte sich<br />

mit der Renaissance das Bild und der Mensch<br />

und die Kunst rückten in den Mittelpunkt. Es<br />

entwickelten sich neue Tanzformen, wie<br />

der Wiener Walzer, der ungefähr um 1770<br />

enstand. Er gehört zu den ersten populären<br />

Tänzen, die als Paar getanzt wurden. Mann<br />

und Frau tanzten nun mit ständigem engen<br />

Körperkontakt. Damit verstieß der Walzer<br />

gegen die Etikette und war anfangs verpönt.<br />

Neben ihm galten auch immer wieder andere<br />

Tänze als unsittlich, wie zum Beispiel der<br />

<strong>Tango</strong> und der Rock´n´Roll. Letztgenannter<br />

wurde besonders in der DDR bekämpft, da<br />

es sich hierbei um einen amerikanischen<br />

Tanz zu amerikanischer Musik handelt. An<br />

Stelle des Rock´n´Roll wollte die politische<br />

Führung den eigens dafür kreierten Lipsi<br />

etablieren, doch die Jugend ließ sich diesen<br />

Tanz nicht aufzwingen. Anja Kollruß<br />

Liebe<br />

Leserinnen<br />

und<br />

Leser,<br />

der gute<br />

alte Foxtrott<br />

ist in die Jahre<br />

gekommen. Und doch,<br />

das Tippen ist nach wie<br />

vor der Renner auf dem<br />

Parkett. Trotz Tanzschule<br />

bei Fritz und Wally<br />

Richter in der Schweriner<br />

Altstadt sind die<br />

<strong>Tango</strong>-, und Cha-Cha-<br />

Cha-Schritte fast wieder<br />

komplett aus dem Kopf<br />

verschwunden. Nur der<br />

Walzer funktioniert in<br />

Ansätzen noch einigermaßen.<br />

Dabei macht<br />

Tanzen inzwischen auch<br />

den Männern wieder<br />

richtig Spaß. Man<br />

möchte fast meinen, die<br />

Herren wollen erneut<br />

auf Brautschau gehen.<br />

Tanzschulen in Schwerin<br />

erfreuen sich so wieder<br />

großer Beliebtheit. Selbst<br />

im betagten Alter wollen<br />

die Pärchen den <strong>Tango</strong>rhythmus<br />

in Bein und<br />

Blut übergehen lassen.<br />

Vielleicht für den nächsten<br />

Ball der Wirtschaft<br />

in der Sternenhalle oder<br />

zum legendären Theaterball.<br />

Aber vielleicht<br />

kommt mit den ersten<br />

Sonnenstrahlen auch Lust<br />

auf, mit argentinischer<br />

Musik und Rosen im<br />

Mund romantische Partys<br />

im Garten zu eröffnen.<br />

Eines steht wohl fest, der<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>wird</strong> <strong>Tango</strong>.<br />

Viel Spaß dabei, Ihr<br />

Holger Herrmann

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